MAGAZIN der Heilsarmee Schweiz - Nr. 4 / Juni 2014

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Nr. 4 /Juni 2014

DER HEIL SA RMEE SCHWEI Z

DER WEG ZURÜCK WAR HART, ABER ES HAT SICH GELOHNT. Seite 4

Seite 16

Seite 20

NOTSCHLAFSTELLE WILLY «LA MARMOTTE» RUFER

ROLF HILTL

Zweibeiner erwünscht, Vierbeiner willkommen

Der Vegi-Papst von Zürich im Gespräch

Er trank sich ins Elend und kam wieder auf die Beine


INHALTSVERZEICHNIS Seite 14

Ein Haus und seine Bewohner

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Das Ding

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Die Heilsarmee hilft

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Gern gehört

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Wir vier

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Zum Mitfreuen

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Musik ist …

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Gesagt, getan

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Vom Glück verlassen

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Dies und das

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Red und Antwort

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Fortsetzung folgt

Seite 16 Willy Rufer geriet in die Schuldenfalle. Dank der Heilsarmee steht er wieder auf eigenen Beinen.

Seite 8 Bei Rahab finden Frauen aus dem Milieu ein offenes Ohr.

IMPRESSUM Spendenmagazin der Heilsarmee Schweiz Erscheint zweimal jährlich Herausgeberin: Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mittelbeschaffung, Laupenstrasse 5, Postfach 6575, CH-3001 Bern Telefon: 031 388 05 35; E-Mail: spenden@heilsarmee.ch; heilsarmee.ch; Spenden: PC 30-444222-5 Redaktion: Christoph Bitter (Leitung Mittelbeschaffung), Sara Stöcklin, Nathalie Schaufelberger Konzept und Design: Spinas Civil Voices, Zürich, spinas-cv.com Druck: Swissprinters, Schlieren Gründer der Heilsarmee: William Booth General: André Cox Territorialleiter: Kommissär Franz Boschung

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Seite 20 «Essen mit Lebensfreude»: Rolf Hiltl


EDITORIAL

Seite 4 Eine offene Tür für Menschen ohne festen Wohnsitz.

Liebe Spenderin, lieber Spender Von Menschen, die ein Angebot der Heilsarmee in Anspruch nehmen, hören wir immer wieder den Satz: «Hier werde ich für voll genommen.» Solche Rückmeldungen ermutigen mich. Als Personalverantwortliche weiss ich, dass Menschen sehr genau wahrnehmen, ob jemand auf sie herabschaut – oder ihnen auf Augenhöhe begegnet. Das trifft besonders auf die Frauen aus dem Zürcher Sexgewerbe zu, die von der Heilsarmee beraten und begleitet werden. Lassen Sie sich vom Beitrag auf S. 8–10 auf einen nächtlichen Rundgang durch das Rotlichtviertel mitnehmen. Sie erhalten Einblick in ein Milieu, in dem Hoffnung Mangelware ist – und Annahme umso mehr geschätzt wird. «Für voll genommen» fühlt sich auch Willy Rufer, den Sie ab S. 16 kennenlernen. Er geriet in die Schuldenfalle und hat bei der Sozialberatung der Heilsarmee in Biel Unterstützung gefunden. Nun schaut er zu, dass er «mit beiden Füssen auf dem Boden» bleibt. Nicht immer auf Augenhöhe kann die Leiterin der Notschlafstelle «La Marmotte» in Lausanne ihren Besuchern begegnen – zumindest dann, wenn sie vier Beine haben. Die Institution ist eine von wenigen, die ihren Klienten erlaubt, Tiere mitzubringen. Auf S. 4–6 erfahren Sie, wie es dazu kam! Daniela Zurbrügg Mitglied der Direktion

heilsarmee.ch 3


EIN HAUS UND SEINE BEWOHNER

OFFENE TÜREN FÜR MENSCH UND TIER

Wer in der Notschlafstelle «La Marmotte» Obdach sucht, muss seine vierbeinige Begleitung nicht vor der Türe stehen lassen. Das Heim gehört zu den wenigen Institutionen, die auch Tiere willkommen heissen. Ein Rundgang. Über Lausanne bricht die Nacht herein. Die Strassenlaternen erleuchten die Dunkelheit und werfen gespenstische Schatten an die Häuser. Vor der Notschlafstelle «La Marmotte» steht ein Mann, angelehnt an die Mauer, mit zerfurchtem Gesicht. Er wartet darauf, dass sich die Pforte öffnet. Zwei Stunden muss er ausharren. Er hat es verpasst, tagsüber im Büro für Menschen ohne festen Wohnsitz vorbeizugehen, um sich ein Bett zu reservieren. Nun will er sich eines erobern, indem er als Erster vor Ort ist. Auch wenn es 4

Sara und Elena

keine Garantie gibt. Die 31 Betten der «Marmotte» sind oft schon vor der Öffnung um 20.30 Uhr belegt. Ein warmherziger Empfang Um uns vor der Öffnung das Haus zu zeigen, empfängt uns Sara Hefhaf mit einem warmen Lächeln. Es ist dasselbe Lächeln, mit dem die Leiterin der Institution sowohl ihren Mitarbeitenden als auch ihrer Kundschaft begegnet. Der grosse Respekt, mit dem sie seit sechs Jahren ihr Team führt, prägt die Atmosphäre.


Ein Zuhause für eine Nacht: «La Marmotte»

Unterhaltszahlungen bleibe ihm nicht genug von seiner Rente, um eine Wohnung zu mieten. Meistens voll belegt: Die Zimmer in der «Marmotte».

Wer in die «Marmotte» kommt, stösst für die Dauer eines Abends zu einer Familie. Mit der Zeit entsteht Vertrautheit. Einige erzählen ihre Geschichte, andere bleiben zurückhaltend. Da ist Jean-Paul, ein alter Mann mit Waden aus Stahl, dessen Velo in einer Ecke des Aufenthaltsraums steht. Eine junge Slawin erzählt, wie dankbar sie sei, für ein paar Tage in der «Marmotte» Zuflucht zu finden. Ein Nordafrikaner mit italienischem Pass, tadellos gekleidet, sucht im Gastgewerbe nach Arbeit. Er spricht fünf Sprachen, ist kerngesund und weist als Hotelchef, Bereichsleiter und Kellner beste Qualifikationen auf. Doch mit 55 Jahren findet er keine Stelle mehr. So ist er unterwegs und braucht seine letzten Ersparnisse auf. Die Geschichten ähneln einander. Eine Scheidung, die zwingt, wieder bei null anzufangen. Ein Kind in Ausbildung, das unterstützt werden muss. Zermürbt erklärt Paul, ein IV-Bezüger aus Lausanne, warum er in der Notschlafstelle übernachtet. Nach Abzug der

Tierische Gefährten Aber wo sind die Hunde und Katzen, für die der Futternapf bereitsteht? An diesem Abend sind keine Tiere zugegen. Sara erklärt, dass vierbeiniger Besuch nach wie vor eine Ausnahme darstellt. Dennoch ist das Angebot wichtig: «Eine Umfrage hat ergeben, dass manche Bedürftige das Angebot der Notschlafstellen nicht in Anspruch nehmen, weil ihrem Begleittier der Zugang verwehrt bleibt. Deshalb haben wir beschlossen, das Abenteuer zu wagen und unser Haus auch für Tiere zu öffnen.» Die Lebensmittelzentrale der Region Lausanne, so die Leiterin der «Marmotte», versorge die Institution mit den nötigen Häppchen. «Um Sicherheit und gutes Einvernehmen mit allen zu gewährleisten, geben wir allerdings einen strengen Rahmen vor. Wir nehmen keine aggressiven Tiere auf, und die Nacht müssen Vierbeiner im Zimmer ihres Besitzers verbringen. Dadurch ist es bisher nie zu Konflikten mit anderen Personen gekommen.» Neue Lebenspläne, neue Hoffnung In einer Ecke des Raumes sitzt Elena. Es ist schwierig, ihr Alter zu schätzen. Das Gesicht ist von einem beschwerlichen Werdegang gezeichnet. Sie erlaubt mir, mich an ihren Tisch zu setzen. Während sie das Dessert in Angriff nimmt, willigt sie ein, mir von ihrem Leben zu erzählen. Geboren in Italien, kam sie vor fünfzig Jahren als 14-Jährige mit ihren Eltern in die Schweiz. Ein Schicksalsschlag reihte sich an den anderen: Scheidung der Eltern, Tod der Mutter, eigene Behinderung. Vor fünf Jahren verlor sie ihre Wohnung. Sie liess sich gehen, entmutigt und frustriert, und zog von einer Auffangstation zur nächsten. In der «Marmotte» fühlt sie sich sicher. Sie schätzt die Sauberkeit 5


Gemeinschaftsraum

Abel von der Heilsarmee kocht für alle.

und die Grösse der Zimmer. Selten kommt es vor, dass ihr eine Zimmergenossin nicht passt. Dann zählt sie darauf, dass der Nachtwächter ein Auge zudrückt, und schläft auf einer Matratze im Aufenthaltsraum. Heute versucht Elena zaghaft, wieder Pläne für ihr Leben zu schmieden. Mithilfe verschiedener Organisationen bemüht sie sich um einen festen Wohnsitz. «Es wird jedes Jahr schwieriger, eine Wohnung zu finden. Aber ich habe im Leben gelernt, dass man durchhalten muss. Denn irgendwann erreicht man das Ziel.» Die Leiterin der Institution unterstreicht die guten Beziehungen, die zu den Sozialen Diensten der Stadt Lausanne bestehen. Es wird anerkannt, dass das Angebot der «Marmotte» notwendig ist. Sara und ihr Team sind nah an den Bedürftigen dran und erkennen aktuelle Nöte und Bedürfnisse. So können sie das Angebot der Nachfrage anpassen. Und offen bleiben für individuelle Lösungen. Die Regel etwa, dass ein Aufenthalt nicht länger als zwei Wochen am Stück dauern darf, wird durch Ausnahmen bestätigt. Ein längerer Aufenthalt ist für Personen möglich, die durch Sozialarbeiter oder Arbeitsamt betreut werden. So können sie zusammen mit diesen in geschütztem Rahmen an Lebensprojekten arbeiten und den Weg hinaus aus der «Unterschicht» finden. Zukunftsträume Und welche Projekte stehen in der «Marmotte» in nächster Zukunft an? Sara überlegt nicht lange: «Für die Langzeitbewohner möchten wir abschliessbare Schränke anschaffen. Grundsätzlich fehlen rund zwanzig weitere Schlafplätze, um die Bedürfnisse in Lausanne abzudecken. Und es müsste für Leute, denen 6

es sehr schlecht geht, zusätzlich betreute Studios geben. Aber all das will finanziert sein.» Wenn Sara über die «Marmotte» spricht, zeigt sich, dass die Institution für sie mehr ist als ein Job. «Ich gehe jeden Tag mit Freude zur Arbeit. Auch wenn es eine Herausforderung ist – das, was ich tue, tue ich aus Überzeugung und Leidenschaft. Und die Bewohner geben mir und meinem Team viel zurück. Sie bringen so viel mit auf der Ebene der Menschlichkeit und der Solidarität. All diese Kulturen, die friedlich zusammenleben – für uns ist das ein grossartiges Abenteuer.» Text: Jacques Tschanz Fotos: Aurélien Bergot

«La Marmotte» • 3 Dreibettzimmer • 1 Vierbettzimmer • 9 Zweibettzimmer • 1 Gemeinschaftsraum • Nur 10% Frauen • Lohnempfänger: 18 Personen


DAS DING

Dass dieses kurlige Ding der Vorgänger des heutigen iPods ist, können sich jüngere Generationen wohl kaum vorstellen. Das Grammophon hier stammt aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts und hat es den Menschen von damals erstmals ermöglicht, Musik ausserhalb eines Konzertsaals zu hören. Wo dieses Bijou mit dem riesigen Trichter für gute Stimmung gesorgt hat, wissen wir nicht. Sicher ist aber, dass ein solches Grammophon damals viel Geld gekostet hat und entsprechend nur wenige sich dieses futuristische Teil leisten konnten. Übrigens hat eben die charmante Brocki Einigen im Berner Oberland ihre Türen geöffnet. Damit gibt es in der Schweiz 21 Heilsarmee-Brockis, wo Neugierige und Sammler herzlich eingeladen sind, selbst auf Entdeckungstour zu gehen. brocki.ch 7


DIE HEILSARMEE HILFT Die Rahab-Mitarbeiterinnen beraten Frauen aus dem Milieu.

MANGELWARE HOFFNUNG In der niederschwelligen Anlaufund Beratungsstelle Rahab finden Sexarbeiterinnen ein offenes Ohr und konkrete Unterstützung. In der engen Küche des Gemeindesaals der Heilsarmee Zürich Zentral stapeln sich Kisten mit Leckereien einer Confiserie. Es ist schon später Abend, als Cornelia Zürrer Ritter und Christine Hauri die gespendete Ware verpacken und in ihr Auto laden. Nur einen Strassenzug entfernt findet sich die Beratungsstelle für Frauen aus dem Sexgewerbe, die jeden Dienstag bis früh am Morgen geöffnet ist. In dem kleinen Raum mitten im Rotlichtviertel können die Frauen ihre Anliegen vorbringen, aber auch einen Moment der Ruhe finden. Cornelia und Christine wissen, wie wichtig ein solcher Ort ist für die Frauen, die in der Öffentlichkeit kein Gesicht und keine Lobby haben. Die beiden waren von der ersten Stunde an dabei, als die Heilsarmee 1998 die Rahab-Arbeit gründete, um auf die Nöte im Milieu zu reagieren. Der Name Rahab verweist auf eine Frau in der Bibel, die einen schlechten Ruf hatte, aber zu einem Glaubensvorbild wurde. Beistand im Gefängnis Mit Beratung und Unterstützung stehen die Mitarbeiterinnen von Rahab den Sexarbeiterinnen zur Seite. Sie begleiten sie auf Ämter, vermitteln sie an Fach8


stellen, bieten seelsorgerliche Gespräche an und besuchen sie im Spital. Oder im Gefängnis. Als eine «ihrer» Frauen bei einer Razzia festgenommen wurde, kümmerte sich das Rahab-Team während der Untersuchungshaft um sie. Freudestrahlend kam sie nach ihrer Freilassung in die Beratungsstelle, um sich zu bedanken. «Ihre Rückmeldung hat uns berührt», sagt Cornelia. «Es wurde uns einmal mehr bewusst, wie wichtig es ist, neben konkreter Hilfe und Beratung auch Perspektive und Hoffnung zu vermitteln.» Bevor die Beratungsstelle geöffnet wird, besucht das Rahab-Team die Frauen mit einem Sack voller Sandwiches auf der Strasse und in den Etablissements. Die Begegnungen sind herzlich. «Darf ich?», fragt eine junge Spanierin und wählt ein Brötchen aus. «Schon wieder Dienstag!», ruft die nächste und verspricht, später vorbeizuschauen. Als Cornelia an die Glastüre eines Sexkinos klopft, öffnet D., eine Frau asiatischer Herkunft. Sie klagt über Rückenschmerzen. Das Papier, das ihr im Spital in die Hand gedrückt wurde, kann sie nicht lesen. Cornelia erklärt ihr, dass es sich um eine Verordnung zur Physiotherapie handelt. Sie empfiehlt D., ihren Hausarzt aufzusuchen. Eine Begegnung auf Augenhöhe Als nach dem Rundgang die Beratungsstelle geöffnet wird, füllt sich der Raum innert Minuten mit Besucherinnen. Dankbar wärmen sich die Frauen in der kühlen Nacht mit Suppe auf und verpflegen sich am Tisch mit der bereitgestellten Ware. Das Gesprächsthema des Abends sind die zahlreichen Wohnungskündigungen, die ausgesprochen wurden, und die horrenden Mieten. Haus um Haus wird geräumt und saniert, um das Quartier aufzuwerten. In den übrigen Liegenschaften verlangen die Eigentümer für ein winziges Zimmer über 2000 Franken pro Monat. Aber ist das Ziel, die Prostitution aus der Stadt zu drängen, nicht richtig? «Das Problem ist, dass den Frauen keine Alternative aufgezeigt wird und sie einfach in die Illegalität oder Agglomeration verdrängt werden», erklärt Cornelia. Die meisten möchten aussteigen. Viele versuchen es. Doch selbst wenn sie 9


Wohnungsnot: Dutzende von Frauen verlieren jede Woche ihre Unterkunft.

entschlossen sind, liegt ein langer Weg mit oft unüberwindbaren Hindernissen vor ihnen. Viele haben Kinder und weitere Familienangehörige im Heimatland, die auf sie angewiesen sind. Eine Frau aus Thailand, erzählt Christine, kommt für ihre zwei Schwestern auf. Die eine ist schwer behindert und wird von der anderen gepflegt. Eine «normale» Stelle zu finden, ist derweil enorm schwierig. Das Rahab-Team hat schon bei mancher Bewerbung geholfen. Doch es fehlen die Sprachkennt-

nisse, der lückenlose Lebenslauf, die Referenzen. Selbst im niedrigsten Lohnsegment will den Frauen kaum jemand eine Chance geben. Solange sich das nicht ändert, bleiben die Rahab-Mitarbeiterinnen vor Ort. Sie nehmen die Sorgen und Nöte der Frauen ernst und unterstützen sie in ihrer aktuellen Situation – ganz im Sinne des Heilsarmee-Mottos «Suppe, Seife, Seelenheil». Text: Sara Stöcklin Fotos: Tina Steinauer

GERN GEHÖRT

«Meine Grosseltern flohen 1906 aus Weissrussland in die

Schweiz bzw. nach Frankreich. Mithilfe der Heilsarmee haben sie sich in Bern wiedergefunden und konnten eine Existenz aufbauen. Dankeschön!» Anonym 10


WIR VIER

FA BIENNE NO TT ER

Leit erin der Flüchtlingshilf e

J A QUE S D ON Z É

Leiter der Evange Regionalstelle Bur gdorf

me, verändert sich meine Wenn ich einen Gip fel erk lim führt mir vor Augen, wie Per spektive. Die Bergwelt h ist. Das macht demütig. klein und begrenzt der Mensc her Blick in die Fer ne. Ich Zudem öff net sich ein her rlic e als Ethnologin auch Feldbin immer ger ne gereis t, hab zinierende Kul turen ken for schung bet rieben und fas igen Au fgabe möcht e ich nengelern t. Bei meiner jetz so begegnen, wie sie mir Menschen anderer Herkunft e, als Menschen mit einer begegnet sind: auf Augenhöh ck mit bringen . Geschich te, die einen Rucksa

OLIV IER DEMA RCHI

Leiter der Brocki Le Lignon, Genf

Seit über vierzig Jahren fahre ich mit grossem Vergnügen Ski. In den Bergen habe ich das Gefühl, dem Himmel näher zu sein. Die Alltagssorgen sind weit weg. Wenn ich allein bin, geniesse ich die Stille und nehme in der Natur die Grösse Gottes wahr. Wenn ich mit anderen unterwegs bin, etwa im Skilager der Heilsarmee Genf, lerne ich bei der gemeinsamen Abfahrt interessante Leute kennen. Auf und neben der Piste entstehen bereichernde Gespräche. So schätze ich das Skifahren auch als wunderbare Möglichkeit, Beziehungen zu pflegen.

lisationsabteilung

, Bern

Das Surfbrett war meine grosse Entd eckung im Jahr 19 Es zu beherrschen 81. , er forder te einige Ausdauer. Surfen gehörte damals zu den neueren Spor tarten. Was mir vo Anfang an daran ge n fiel, war die Geschw in di gk ei t. Ich habe Spass daran, ande re Surfer zu überho len. Vor allem aber schätze ich es, mitt en in der Natur zu sein. Ich fühle mic in solchen Momen h ten mit Gott verbun de n un d be w un ihn. Das Surfen ist dere jedes Mal anders : Es wechsel t der W ind, das Meer, di e Temperatur, das Licht . Davon kriege ich nie genug.

VERENA AEBISCHER

Haushaltsleiterin Schlössli

Was ich zuhause gerne mache, kann ich heute im Beruf tun: meine Lieben mit gutem Essen verwöhne n. – Ich wurde von der Frau des Heimleiter s, die ich aus einer Gebetsgruppe für Mütter kenne, auf die Stelle im «Schlössli» aufmerksam gemacht. Hier habe ich, als Mutter eines Sohnes, auf einen Schlag 14 Töch ter dazugekriegt! Auch wenn ich auf ein ausgewogenes Menü achte, dürfen die jungen Frauen ihre Wünsche anbringen. Beliebt sind meine Fleischvögel mit Spät zli und Gemüse. Und der absolute Renner ist das Beeren-Ti ramisu. Davon bleibt nie etwas übrig.

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ZUM MITFREUEN

PREISGEKRÖNTER APFELSAFT Die Heilsarmee-Institution «Le Devens» oberhalb von Saint-Aubin ist nicht nur Heimstätte für Menschen, die unter Abhängigkeiten leiden, sondern auch ein Landwirtschaftsbetrieb. Im betriebseigenen Laden können Besucher einen Apfelsaft kosten, der in renommierten Wettbewerben prämiert wurde. 1200 Liter werden jährlich produziert. «Aufgrund der besonderen Sorten und der Verarbeitung – der Saft wird nicht gefiltert und enthält weniger Zucker als gewohnt – hat er einen ganz eigenen Geschmack», verrät Marc-Henry Mayor, Leiter des Landwirtschaftsbetriebs. ledevens.ch

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UNTERSCHLUPF FÜR DEINDEALWARE Einzelstücke oder infolge kleiner Fehler unverkäufliche Produkte blockierten bei DeinDeal Lagerfläche. Die Heilsarmee Brocki freute sich, dieser Ware «Obdach» zu gewähren. In einer unkomplizierten Übereinkunft übernahm sie Ware im Wert von über CHF 60 000, um sie zum Verkauf anzubieten. Das Lager bei DeinDeal leerte sich, die Regale der Heilsarmee Brocki füllten sich mit attraktiver Ware – eine soziale Umverteilung, die sich für beide Seiten lohnt! brocki.ch

TAKASA ZUM GEBURTSTAG Als Kind hörte Urs Hug die Heilsarmee auf der Strasse singen. Er bewunderte ihren Mut, sich in Uniform hinzustellen und Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Heute schätzt er es, dass die Organisation ihren «etwas anderen» Auftritt beibehalten hat. Zu seinem 60. Geburtstag beschenkte er sich selbst und holte sich diesen Auftritt an sein Fest. Er engagierte die Heilsarmee-Band Takasa, um für sich und seine Freunde ein Konzert zu geben. takasa.ch

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MUSIK IST KOMMUNIKATION

Alles Läbe chunnt vo dir Text und Musik: Dave Kull

MUSIK GIBT MIR WORTE Mit Musik kann ich mich oft besser ausdrücken als mit Worten. Der Song «Alles Läbe», den ich aus einem Konzertlager der Heilsarmee kenne, ist eines meiner Lieblingslieder. Er beschreibt, wie ich Gott erlebe. Denn Gott begegnet mir jeden Tag neu in seiner wunderschönen Schöpfung. Besonders im Frühling, wenn er Pflanzen und Tiere aus dem «Energiesparmodus» weckt und wieder mit Leben erfüllt. Nathanael Raas Lied: «Alles Läbe» C&P 2010 ICF Music. ICF Media GmbH. info@icf-media.ch. www.icf-worship.com

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GESAGT, GETAN

Bern

Huttwil

ZUHAUSE IM QUARTIER

EIN LEUCHTTURM FÜR ARBEITSSUCHENDE

Wenn Kinder aus dem Betreuungsalter herauswachsen und trotzdem nicht auf das Angebot der offenen Türe vom «Träffpunkt Hochfeld» verzichten wollen, müssen die Erwachsenen etwas richtig gemacht haben. Die Erwachsenen, das sind Mitarbeiterinnen und zahlreiche Freiwillige, die sich seit fast sieben Jahren für den Träffpunkt in Bern engagieren – und Eltern, die ihn schätzen und unterstützen. Vierzig bis fünfzig Kinder aus dem Quartier (Tendenz steigend) besuchen den Mittagstisch, der viermal pro Woche angeboten wird. Nach dem Essen können sie zum Spielen bleiben oder unter Aufsicht der Betreuungspersonen ihre Schulaufgaben erledigen. Und damit die Jugendlichen, denen der Träffpunkt so viel bedeutet, auch weiterhin kommen können, wird er neu am Freitagabend für sie geöffnet.

Im «Leuchtturm» in Huttwil finden Menschen Arbeit, die aus verschiedenen Gründen einen schweren Stand auf dem Arbeitsmarkt haben. Die Beschäftigten recyceln Elektroschrott, trennen Abfall zur Wiederverwendung und führen Falt- und Verpackungsarbeiten aus. «Die Arbeit im Leuchtturm verschafft dem Heute einen Sinn und bildet Perspektiven für morgen», sagt Thomas Eggler, Leiter des regionalen Sozialdienstes Trachselwald, über das Angebot der Heilsarmee. Ideal an der Arbeit im Recyling-Bereich ist, dass sie weitgehend selbstständig ausgeführt werden kann. Dennoch brauchen die Teilnehmenden kompetente Begleitung. Eine der Betreuungsstellen konnte dieses Jahr durch Spenden verlängert werden. Die Investition lohnt sich: Mit ihrem Engagement tragen die Mitarbeitenden dazu bei, dass immer wieder Beschäftigte des Leuchtturms den Einstieg in die Arbeitswelt finden.

heilsarmee.ch/hochfeld projekt-leuchtturm.ch

3741 Besucher im Jahr 2013

25 niederschwellige Arbeitsplätze

110 Stunden Freiwilligenarbeit im Jahr 2013

129 Teilnehmer bis 2013 (davon 17 Vorlehrlinge)

116 Kinder pro Woche am Mittagstisch

3 Mitarbeitende 15


VOM GLÜCK VERLASSEN

« HEUTE STEHE ICH MIT BEIDEN FÜSSEN AUF DEM BODEN.»

Ein willkommener Zustupf: Willy Rufer bei der Lebensmittelabgabe.

Sylvia Wenger berät Menschen in finanzieller Not. 16


«Ich habe im Leben nicht immer geradeaus geschaut», erklärt Willy Rufer. «Aber jetzt habe ich wieder ein Ziel vor Augen.» Mithilfe der Sozialberatung der Heilsarmee hat er den Weg aus den Schulden gefunden – und Mut für die Zukunft geschöpft. Willy Rufer war ein sogenannter «Quartalstrinker». Eine Zeitlang gelang es ihm, ohne Alkohol zu leben. Doch dann folgte der Absturz. Das letzte Mal beim Besuch einer Beiz. Als er ein alkoholfreies Bier nachbestellte, brachte ihm die Wirtin versehentlich ein normales. Er traute sich nicht, zu reklamieren – und trank sich in den Rausch. Die Firma, in der Willy Rufer tätig war, gab ihm danach eine letzte Chance. Er war bereit, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. So konnte er seine Stelle als Speditionsarbeiter behalten und arbeitete am Ende sogar zwei Jahre über sein Pensionsalter hinaus. Inzwischen ist er siebzig und seit «sechs oder sieben Jahren» trocken. Was er nicht retten konnte, war seine Ehe. «Ich habe es immer irgendwie geschafft, von der Beiz nach Hause zu kommen», erzählt Willy Rufer. «Aber dann gab es Ärger.» Seine Frau liess sich von ihm scheiden. Ihr und ihren Kindern – besonders der Stieftochter, die alleinerziehende Mutter ist – fühlte er sich aber weiterhin verpflichtet. Und konnte deshalb nicht Nein sagen, wenn sie ihn um Geld baten. «Sie haben sonst niemanden», erklärt er. Ob seiner Grosszügigkeit geriet Willy Rufer selbst in finanzielle Not und häufte Schulden an. Nachdem er monatelang keine Miete mehr bezahlt hatte, drohte die Wohnungskündigung. Auch mit der Krankenkassenprämie und den Steuern war er im Rückstand. Sein Pfarrer empfahl Willy Rufer, die Sozialberatung der Heilsarmee aufzusuchen. Dort erhielt er Unterstützung von Sylvia Wenger, die das Büro in Biel leitet. Sie veranlasste mithilfe von Stiftungen, dass ein Teil der ausstehenden Rechnungen sofort beglichen wurde und Willy Rufer in seiner Wohnung bleiben konnte. Und schaut seither, «dass ich mit beiden Füssen auf dem Boden bleibe».

Willy Rufer kann wieder nach vorne blicken. Er hat seine Schulden in den Griff gekriegt.

Um sich selbst zu schützen, hat Willy Rufer der Beratungsstelle die Verwaltung seines Geldes übertragen. Er bezieht ein Taschengeld und hält sich streng an das erarbeitete Budget, das ihm eine schrittweise Abzahlung der Schulden ermöglicht. «Herr Rufer gönnt sich selbst nicht viel», sagt Sylvia Wenger. «Er kann von 300 Franken im Monat leben.» – «Ich habe ja Gemüse aus meinem Garten», sagt ihr Klient dazu. Für die Lebensmittelabgabe in der Sozialberatung ist er trotzdem dankbar. Besonders freut er sich, wenn es Fruchtjoghurt gibt. Das leistet er sich zuhause nicht. Es ist günstiger, Naturejoghurt zu kaufen und einen Löffel Konfitüre darunterzumischen. In der Sozialberatung hat Willy Rufer indes mehr gefunden als nur Schuldenberatung. «Ich fühle mich dort wie in einer Familie», erzählt er. «Wenn ich Probleme habe, kann ich hingehen und offen mit Frau Wenger reden. Sie nimmt mich für voll – das schätze ich hoch ein. Mit ihr will ich es mir nicht verderben.» Text: Sara Stöcklin Bilder: Tina Steinauer

Die Sozialberatung Biel ist eine Anlaufstelle für Menschen, die sich in einer finanziellen oder sozialen Notlage befinden. Ziel ist eine Stabilisierung der Lebenssituation. Das Angebot umfasst Beratung, Unterstützung im Umgang mit Behörden und konkrete Hilfe durch Lebensmittel oder Bekleidung. 17


DIES UND DAS AUS ALT MACH NEU Im Nu verwandeln sich alte Gläser, Krüge, Blechdosen und Kerzenständer in fantasievolle Gebrauchsgegenstände, die jeden Besucher verzücken. Die Deko-Ideen auf der neuen Website von BrockiChic sind nicht nur originell, sondern auch leicht umzusetzen. Schön bebilderte Anleitungen zeigen, wie sich mit Fundstücken aus der Brocki ein Tortenständer kreieren lässt oder ausgediente Kaffeetassen als Pflanzbeet genutzt werden können. Wer sich ungern allein ans Basteln macht, kann sich zudem für einen der schweizweit angebotenen Dekokurse anmelden. Unter fachkundiger Anleitung wird dort aus Tellern eine Etagère kreiert. Im Vorteil sind Frühbucher: Die Kurse erfreuen sich grosser Beliebtheit und sind schnell ausgebucht! Infos und Kursdaten: brockichic.ch

KICKEN FÜR DEN GUTEN ZWECK Unter dem Motto «Move for hope» organisieren Jugendliche aus der Heilsarmee jedes Jahr ein Hallenfussballturnier, mit dessen Erlös ein soziales Projekt unterstützt wird. Zuletzt war es am 22. März so weit: Mit viel Spass, Sportsgeist und Spenderlaune wurde in Neuenegg gekickt und gesammelt. Nachdem die Einnahmen letztes Jahr einem Projekt zur Armutsbekämpfung in Myanmar zugute kamen, unterstützten sie diesmal Familien in Haiti. Diese leben oft in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen. Mit Hilfe von Mikrokrediten macht es die Heilsarmee möglich, dass Frauen ihre eigenen Geschäftsideen umsetzen und damit finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Weitere Infos: moveforhope.ch

BERGLUFT FÜR GEFORDERTE MÜTTER Zeit und Geld zählen zu den knappen Gütern alleinerziehender Mütter. Die Heilsarmee bietet ihnen deshalb in Zusammenarbeit mit dem Verein «Zueflucht» günstige Sommerferien in Adelboden an. Spielräume für die Kinder, gemütliche Zimmer und eine wunderschöne Umgebung laden zur Erholung ein. Während sich die Kinder jeden Morgen auf ein bunt gestaltetes Programm freuen dürfen, haben die Mütter Zeit zum Ausspannen. Nachmittags wird gemeinsam das Berner Oberland erkundet, gewandert, gebrätelt, geplaudert und gelacht. Viel zu schnell geht die Woche vorbei. Zum Glück leben die Beziehungen, die geknüpft werden, auch nach den Ferien fort. zuflucht.com 18


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EINSAMKEIT kann aus einem Menschen einen anderen machen.

Für Menschen, die vom Glück verlassen wurden. PC 30-444222-5

OFFEN FÜR ALLE UND ALLES: DER SPENDERSERVICE DER HEILSARMEE

Haben Sie Fragen, Anliegen oder Anregungen? Oder hat Ihre Adresse geändert? Teilen Sie es uns mit. Unser Spenderservice ist das ganze Jahr für Sie da. heilsarmee.ch/spenden/service spenden@heilsmarmee.ch 031 388 05 35 (Montag–Freitag 8–12 Uhr / 13.30–17 Uhr) Gerne beantworten wir Ihre Anfragen persönlich, schnell und kompetent. Spenderservice, Sabine Sutter


RED UND ANTWORT

«WIR WOLLEN BEGEISTERN!» Rolf Hiltl führt mit seiner Familie und einem multikulturellen Team das älteste vegetarische Restaurant der Welt. 2000 Gäste werden täglich im Haus Hiltl in Zürich bedient, viele weitere in den tibits-Lokalen, an denen er beteiligt ist. Herr Hiltl, beschreiben Sie Ihren Lieblingsgast! Ich schätze Gäste, die Freude am Leben haben. Sie sind am leichtesten glücklich zu machen! Sie führen in vierter Generation ein Restaurant, das 1898 als «Vegetarierheim und Abstinenz-Café» eröffnet wurde. Bedeutet vegetarisches Essen auch heute noch Verzicht? Überhaupt nicht. Zumindest die jüngere Generation verbindet vegetarische Kost nicht mehr mit Verzicht. Natürlich gibt es noch gewisse ältere Herren, die am Stammtisch über uns herziehen. Ich nehme es ihnen nicht übel. Wir sind nicht mit dem Zeigefinger unterwegs, sondern wollen Lebensfreude vermitteln und unsere Gäste mit der vegetarischen Küche begeistern. 20

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Ein Drittel aller Lebensmittel in der Schweiz wird nicht konsumiert. Wäre Verzicht da nicht eigentlich notwendig und sinnvoll? Durchaus – wenn der Verzicht bewusst geschieht. Meine Erfahrung ist: Wenn jemand Genuss erleben kann, ist er auch gerne bereit, zu verzichten. Wir haben in der Schweiz so viele Lebensmittel zur Auswahl, dass eine gewisse Beschränkung sogar als Erleichterung empfunden wird. Das Haus Hiltl bemüht sich um Nachhaltigkeit. Wo zeigt sich das? Zum einen ist die vegetarische Küche per se nachhaltiger. Es ist bekannt, dass für ein Stück Fleisch auf


Am Suppentag der Schweizer Tafel, dessen Erträge der Heilsarmee zugutekommen, haben auch Sie schon mitgemacht. Was motiviert Sie zu einem solchen Engagement? Der Mensch, dem es zugutekommt. Natürlich wäre ohne unsere hausgemachte Suppe niemand verhungert. Aber solche Aktionen machen Spass, und es entstehen gute Gespräche dabei. Übrigens hege ich eine heimliche Sympathie für die Heilsarmee. Über Werte zu reden, ist gut, aber mindestens so wichtig ist es, etwas Konkretes zu tun. Dass beides in der Geschichte der Heilsarmee von Anfang an zusammengehörte, finde ich genial. Mit Hiltl führen Sie ein erfolgreiches Unternehmen. Ihr Vater Heinz sagte einst, er habe bewusst auf Gewinnmaximierung verzichtet und sich für Gewinnoptimierung entschieden. Diese Haltung teile ich. Allerdings bewegen wir uns in einem wirtschaftlichen Umfeld, das härter geworden ist. Um darin zu bestehen, brauche ich sehr fähige Leute um mich herum. Gleichzeitig will ich es mir nicht nehmen lassen, von Zeit zu Zeit Menschen einzustellen und mitzunehmen, die aufgrund ihres sozialen Umfelds Defizite haben. Auch wenn uns dies herausfordert.

dem Teller deutlich mehr Energie und Wasser aufgewendet werden muss als für eine Portion Rüebli. Zum anderen versuchen wir, keine Lebensmittel zu verschwenden. Gegen Ende des Tages reduzieren wir das Angebot am Buffet und bieten sozialen Institutionen die Möglichkeit, die übrigen Speisen abzuholen. Umweltbewusste Kundinnen und Kunden setzen auf hochwertige, regionale Produkte. Aber viele Menschen können es sich finanziell nicht leisten, beim Einkauf auf das Biolabel zu achten. Ist gutes Essen eine Kostenfrage? Diese Frage beschäftigt uns sehr. Ich glaube aber, wir haben nicht nur ein Problem mit den Kosten, sondern auch ein Problem mit der Bildung. Wenn das Wissen fehlt, siegt die Gewohnheit. Es ist deshalb wichtig, das Bewusstsein für die Herkunft der Lebensmittel zu stärken. Gleichzeitig ist Fleisch ganz klar zu billig. Ich sage immer: Der Sonntagsbraten zu Grossvaters Zeiten war eine prima Sache. Als Teilzeit-Vegetarier geniesse auch ich ab und zu ein Stück Fleisch – aber es soll etwas Besonderes sein.

Serviert Hiltl in fünfzig Jahren auch Fleisch? Nachdem wir 1993 das Alkoholpatent erhalten hatten, stand im Tagesanzeiger: «Jetzt gibt es Bier zum Gemüseteller – bald wird es auch Fleisch geben!» Diese Mutmassung ist nicht eingetroffen und wird auch in Zukunft nicht eintreffen. Wir wollen unsere Wurzeln nicht ausreissen, sondern in der heutigen Zeit richtig und attraktiv interpretieren. Text: Sara Stöcklin Bild Familie: Marcel Noecker Bild unten: Heilsarmee

Rolf Hiltl unterstützt mit TV-Mann Röbi Koller den Suppentag in Zürich. 21


FORTSETZUNG FOLGT

Helfende Hände: Eva Brunner (rechts) bereitet mit ihrem Team einen Einsatz am Bahnhof vor.

Eva Brunner

HERAUSFINDEN, WO DER SCHUH DRÜCKT

Markus Brunner

Eva und Markus Brunner sind seit einem Jahr für die Heilsarmee in Luzern tätig. Durch ihre Arbeit haben sie die Nöte der weniger privilegierten Bewohner der Stadt kennengelernt. Nun ist ein sozialdiakonisches Angebot im Entstehen. Beim Treffen für junge Mütter wird viel ausgetauscht und Kaffee getrunken. Doch zuerst putzen die Besucherinnen gemeinsam die Küche der jeweiligen Gastgeberin. Praktische Unterstützung ist das, was Frauen in schwierigen Situationen oftmals fehlt. Wenn ihr Kind im Krankenhaus liegt oder unter einer Behinderung leidet, ist die Organisation des Alltags eine enorme Herausforderung. Wie gut tut es da, auf helfende Hände zählen zu können! Eva Brunner, die berufsbegleitend die Ausbildung zur Sozialarbeiterin absolviert, organisiert das Treffen. Der Einblick in den Alltag junger Mütter hilft ihr, die sozialen Nöte der Familien zu erkennen. Dasselbe gilt für den Kontakt mit Menschen in finanzieller Not, die an die Türe der Heilsarmee klopfen. Und für die 22

Gespräche mit Randständigen, die Eva und Markus gemeinsam am Bahnhof besuchen. Wer ihre Geschichten und Anliegen hört, findet heraus, wo der Schuh am meisten drückt – und kann konkrete Unterstützung anbieten. Eva und Markus wollen Angebote schaffen, mit denen Bedürftigen mittelfristig gedient ist. Bald soll die soziale Beratungsstelle, die sie zu diesem Zweck aufbauen, zu festen Zeiten offen stehen – als Anlaufstelle für die Luzerner und Luzernerinnen auf der Schattenseite des Lebens. Text: Sara Stöcklin Bild: zVg


FÜR ANDERE DA SEIN – INFORMATIONSANLASS ZUM THEMA ERBSCHAFT Oftmals fällt es Menschen schwer, sich mit der Regelung ihrer Hinterlassenschaft zu beschäftigen. Wenn sie dann den Schritt wagen und die notwendigen Vorkehrungen getroffen haben, damit ihr letzter Wille sichergestellt ist, empfinden es viele als eine grosse Erleichterung. Wenn auch Sie sich mit einer geregelten Erbschaftsplanung befassen möchten, bieten die Informationsanlässe der Heilsarmee eine gute Einführung in das Thema und die Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen. Neben einem Fachvortrag eines unabhängigen Erbschaftsberaters erhalten die Teilnehmer zudem Einblick in die Arbeit der Heilsarmee und können die Räumlichkeiten einer Heilsarmee-Institution oder einer Heilsarmee-Gemeinde besichtigen.

Veranstaltungen zum Thema Erbschaft 2014 der Heilsarmee Die Heilsarmee lädt Sie herzlich ein, dieses Jahr an einem der folgenden Informationsanlässe zum Thema der geregelten Erbschaftsplanung teilzunehmen: Heilsarmee-Gemeinde und -Passantenheim in Thun: Dienstag, 19. August 2014 Notschlafstelle La Marmotte in Lausanne: Mittwoch, 29. Oktober 2014 Heilsarmee-Gemeinde und soziale Beratungsstelle in St. Gallen: Donnerstag, 20. November Information/Anmeldung: Ursula Hänni, Tel. 031 388 06 39, testament@heilsarmee.ch heilsarmee.ch/testament

✂ ANGEBOT RUND UM DAS THEMA ERBSCHAFT Bitte teilen Sie uns mit, wie wir Sie bei der Regelung Ihres Nachlasses unterstützen können: Ich interessiere mich für den Informationsanlass in Ich bestelle den kostenlosen Erbschaftsratgeber. Ich möchte meine persönliche Situation mit einer unabhängigen Fachperson in Erbschaftsangelegenheiten besprechen. Ich bestelle die kostenlose Wegleitung «Vorbereitungen zum Abschluss der Lebensreise» Ich wünsche einen Besuch von einem Heilsarmee-Offizier, um über Fragen zum Glauben, zum Leben und zum Sterben zu sprechen. Ich habe Sachen, die ich nicht mehr benötige und einer Heilsarmee-Brocki spenden möchte. Vorname, Name Strasse, Nr. PLZ, Ort Telefon und geeignete Zeit, um anzurufen: E-Mail Bitte senden an: Stiftung Heilsarmee Schweiz, Ursula Hänni, Laupenstrasse 5, 3008 Bern Tel. 031 388 06 39 (05 91), testament@heilsarmee.ch, heilsarmee.ch/testament 23


SO HILFT DIE HEILSARMEE MIT IHRER HILFE. Offene Ohren Alles beginnt mit einer einfühlsamen Person, die sich eines hilfesuchenden Menschen annimmt. Darum empfangen wir Menschen in Not sowohl in unseren 8 Sozialberatungsstellen als auch in unseren 57 HeilsarmeeGemeinden mit offenen Armen und Ohren. Freie Betten Wer den Boden unter den Füssen verloren hat, hat oftmals auch kein Dach mehr über dem Kopf. In insgesamt 7 Wohn- und 5 Übergangs­ heimen, 4 Alters- und Pflegeheimen und 2 Passantenheimen bieten wir jede Nacht über 1200 Menschen ein Obdach. Zusätzlich führen wir noch 1 Jugend- und 6 Kinderheime. Gedeckte Tische Oft ist das Problem eines hilfesuchenden Menschen ganz profan. Er oder sie hungert nach Essen oder nach ein bisschen Gesellschaft. Darum laden wir gern zu Tisch. Zum Beispiel bei unseren diversen Mittags­tischen für Jung und Alt oder den Frauen-Zmorgen. Tröstende Worte Unser Tun ist geprägt durch unsere Beziehung zu Gott. Darum bringen wir die Menschen mit Jesus Christus in Berührung. Nicht zuletzt mit unseren Gottesdiensten, die jeden Sonntag in 57 Heilsarmee-Gemeinden stattfinden. Aber auch unsere psychiatrische Spitex und der Gefängnisdienst sind wertvolle Angebote für Menschen in Not.

LEITBILD DER HEILSARMEE Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.

Stiftung Heilsarmee Schweiz | Laupenstrasse 5 | Postfach 6575 | 3001 Bern | Telefon 031 388 05 35 Fax 031 382 05 91 | spenden@heilsarmee.ch | heilsarmee.ch | Spendenkonto 30-444222-5


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