Nr. 6 / Juni 2015
DER HEIL SA RMEE SCHWEI Z
« ICH BIN HIER GUT AUFGEHOBEN» Seite 4
Seite 12
Seite 20
CENTRE-ESPOIR IN GENF
150 JAHRE HEILSARMEE
PATRICK ODIER
Ein Ort der Hoffnung im Herzen der Metropole
Hilfe am Nächsten – damals, heute, morgen
«Geben ist zugleich anspruchsvoll und wunderbar»
INHALTSVERZEICHNIS Seite 14
Ein Haus und seine Bewohner
17
Das Ding
18
Die Heilsarmee hilft
10
Gern gehört
11
Wir vier
12
Zum Mitfreuen
14
Musik lädt ein
15
Gesagt, getan
16
Vom Glück verlassen
18
Dies und das
20
Red und Antwort
22
Fortsetzung folgt
Seite 4 Das Centre-Espoir in Genf vereint Wohnen und kreatives Arbeiten unter einem Dach.
IMPRESSUM Spendermagazin der Heilsarmee Schweiz Erscheint zweimal jährlich Herausgeberin: Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mittelbeschaffung, Laupenstrasse 5, Postfach 6575, CH-3001 Bern Telefon: 031 388 05 35; E-Mail: spenden@heilsarmee.ch Website: heilsarmee.ch; Spenden: PC 30-444222-5 Redaktion: Christoph Bitter (Leiter Mittelbeschaffung), Nathalie Günter, Florina German Konzept und Design: Spinas Civil Voices, Zürich, spinas-cv.ch Druck: Vogt-Schild Druck Gründer der Heilsarmee: William Booth General: André Cox Territorialleiter: Kommissär Massimo Paone
2
Seite 20 Banker Patrick Odier fordert Unternehmen auf, grosszügig zu sein.
EDITORIAL
Liebe Spenderin, lieber Spender
Seite 8 C.A.S.A. Winterthur: offene Ohren und guten Rat finden.
150 Jahre internationale Heilsarmee. Unsere Organisation kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die Anfänge 1865 waren schwierig, der Kampf gegen Not und Elend ein harter. Darum hat unser Gründer William Booth die Heilsarmee sehr bald militärisch organisiert, um so den Menschen in Not noch besser helfen zu können. Als die Heilsarmee 1882 in die Schweiz kam, stiess sie auf viel Widerstand. Vielen Leuten waren wir zu aufsässig, zu gut organisiert oder schlicht zu laut. Heute zeigt sich, dass sich unser Engagement gelohnt hat. Wir lagen mit unserer Mission «Suppe, Seife, Seelenheil» genau richtig (mehr zu den 150 Jahren Heils armee: S. 12). Wir helfen auch heute, wenn Menschen den Boden unter ihren Füssen verloren haben: Sei es eine warme Suppe, ein Bett zum Übernachten oder ein tröstendes Gespräch – wir sind da, wenn wir gebraucht werden. So auch im Centre-Espoir in Genf: Psychisch beeinträchtigte Menschen können dort wieder ein einigermassen selbstständiges Leben führen. Wie zum Beispiel Catherine Barral, die sich im «Zentrum der Hoffnung» viel geborgener fühlt als in einer eigenen Wohnung (S. 4).
Seite 16 Stefan N. muss abgeschieden in den Bergen leben. Eine seltene Krankheit zwingt ihn dazu.
Auch in 150 Jahren wird es Menschen geben, die das Glück plötzlich oder stetig verlässt. Wir werden an der Seite dieser Menschen stehen, ihnen helfen. Aus Nächstenliebe, mit der Hilfe Gottes. Kommissär Massimo Paone Territorialleiter Heilsarmee Schweiz, Österreich, Ungarn
heilsarmee.ch 3
EIN HAUS UND SEINE BEWOHNER
EIN SICHERER ANKER MITTEN IN GENF
Hoffnung steckt im Namen des Centre-Espoir in Genf. Die Hoffnung, trotz psychischer Defizite ein halbwegs selbstständiges Leben zu führen. Auf diesem Weg begleiten Leiter Jean-Marc Simonin und sein Team die Bewohner und Beschäftigten täglich. Vom lebhaften Trubel in den Strassen um den Genfer Bahnhof herum muss man nur eine Drehtür passieren. Schon hört man es. Am Empfang, im Lift, in der Cafeteria: das freundliche «Bonjour». Jean-Marc Simonin, Heilsarmee-Mitglied und im zehnten Jahr Leiter des Centre-Espoir, kennt und grüsst jeden Bewohner mit Namen. Mit ihm betreuen und begleiten 120 Mitarbeiter im Centre-Espoir 114 Bewohner mit psychischen Erkran4
Was Catherine Barral bastelt, kann nicht bunt und knallig genug sein.
kungen. Zusätzlich kommen täglich bis zu 63 Beschäftigte von aussen dazu, um in den Ateliers des CentreEspoir, zum Beispiel in der Keramikwerkstatt, mitzuarbeiten. Beeindruckend ist die Treue der Mitarbeiter: Allein dieses Jahr feiern 15 von ihnen ihr 10-, 15-, 20-, 25- oder sogar 30-jähriges Dienstjubiläum. So viel leisten, wie es gerade geht Die Bewohner des Centre-Espoir vereinbaren mit ihren Betreuern ein persönliches Ziel. Catherine Barral
Leiter Jean-Marc Simonin (links) wechselt stets ein paar Worte mit Jean-Claude Prod’hom, wenn er ihm im Centre-Espoir begegnet.
Einander praktisch unterstützen Zum Centre-Espoir gehört auch ein grosser Garten am Stadtrand, nahe der französischen Grenze. Philippe Escoffier führt durch die verschiedenen Gewächshäuser und Beete. Seit vier Jahren baut er gemeinsam mit rund 20 Bewohnern und Beschäftigten auf über einem Hektar Terrain an: Gemüse, Obst und Kräuter, die dann im Centre-Espoir für die Bewohner zubereitet werden. Aber auch Wasserpflanzen und Blumen, die sie auf lokalen Märkten verkaufen. Für heute hatten sich elf Personen zum Gärtnern angemeldet. Gekommen sind sieben. Philippe Escoffier nimmt es gelassen. Viel wichtiger sei doch, dass die Bewohner heute, anders als früher, selbstständig mit dem Bus zum Garten kommen und auch wieder gehen können, wenn sie nicht mehr mögen. seufzt, wenn sie daran denkt. «Ich habe mir vorgenommen, mehr Magazine zu kaufen und zu lesen. Aber es fällt mir schwer, mich so lange zu konzentrieren», erzählt sie. Seit fast sechs Jahren wohnt sie im Centre-Espoir. «Vorher war ich in einer normalen Wohnung. Aber das war viel zu viel für mich. Man muss an so vieles denken! Das Centre-Espoir ist für mich ein Zuhause, in dem ich mich besser aufgehoben fühle.» Während sie spricht, hebt sie kaum den Kopf. Schaut sie doch auf, sieht man in wunderschöne blaue Augen, in ein zart geschminktes Gesicht. Dabei sei sie kein Morgenmensch, sagt sie. Im Centre-Espoir ist das in Ordnung. Da sie im Atelier «Cré’activités» mitmacht, kann sie sich ihre Zeit selbst einteilen. Dort malt und näht sie. Am liebsten in kräftigen Farben. Oder sie bastelt Schmuck, den sie verschenkt. Sie hat sich vorgenommen, als Nächstes ein Fotoalbum zu gestalten. Dort will sie persönliche Erinnerungen einkleben. Es hilft ihr, betont sie wieder, dass sie hier nach ihrem eigenen Rhythmus leben kann.
Wenige Schritte vom Centre-Espoir liegt das Holzatelier im historischen Grottes-Viertel. Hier duftet es herrlich, wenn die Bewohner und Arbeiter Unikate aus Holz sägen und feilen. Sie verkaufen sie in der hauseigenen Boutique. Noé Richard, einer der Leiter, freut sich ausserdem, dass das Atelier bald die Schreibtische, Nachttische und Kommoden im Wohnheim ersetzt – mit handgemachten Holzmöbeln von Bewohnern für Bewohner. Mitten im Haus zur Ruhe finden Zurück im Centre-Espoir, halb zehn in der Kantine: Die Mitarbeiter, die es einrichten können, machen eine gemeinsame Pause. Gilles Gaillard, der Geistliche des Hauses, greift zum Mikrofon. Er hält eine kleine Andacht. Sonst findet man ihn meist in seinem Büro neben der Hauskapelle. Dort bietet er Gespräche an: Bewohnern und Beschäftigten von aussen wie auch den Mitarbeitern stehen seine Tür und die Kapelle stets offen, um Trost oder Rat zu finden. 5
Tägliches Ritual: Jean-Claude Prod’hom findet in der Kapelle Ruhe.
«Ich komme jeden Tag in die Kapelle», sagt JeanClaude Prod’hom. Der 71-Jährige wohnt seit 20 Jahren im Centre-Espoir. Er nimmt sich hier gerne Zeit zum Beten. Manchmal denkt er auch über den Vers nach, der auf seinem Kalender im Zimmer steht. Wenn er nicht in der Kapelle weilt, geht er viel spazieren. «Wandern ist mein Sport», sagt er stolz, «und meine Entspannung.» Aber auch er malt. Fische, Engel, Tulpen, Vögel. Er zeichnet sie mit dem Bleistift vor, dann malt er sie mit dem Filzstift aus und signiert das Bild. Er schwelgt in Erinnerungen. Er hat mal Zeichenkurse in Genf besucht. War Milchträger in Bern. Er bittet, unbedingt diesen Satz zu drucken: «L’humain et l’argent vont à une vitesse folle.» Mensch und Geld rasen verrückt schnell. So selbstständig wie möglich sein Bei der Heilsarmee sind sieben Werte ins Leitbild integriert. Allen voran Würde und Hoffnung. Weiter Freiheit, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Versöhnung und Verantwortung. Leiter Jean-Marc Simonin würde gerne Vertrauen hinzufügen: «Als ich hier anfing, hat mir jemand gesagt, dass ich den Bewohnern bloss nicht vertrauen soll. Doch meine Erfahrung hat mir das Gegenteil bewiesen.» Das Centre-Espoir verfolgt ein Ziel: dass die Bewohner so gut wie möglich Kapitän im Boot ihres eigenen Lebens werden. Dazu läuft derzeit ein Pionierprojekt: 6
Es heisst wie der Seefahrer und Entdecker Magellan. Neu ist, dass auch drei der Bewohner und Beschäftigten fest ins Kernteam eingegliedert sind. Sie steuern und bestimmen die Route von Anfang an mit. Um ihr Vorhaben einzuläuten, haben die Bewohner des Centre-Espoir im Innenhof einen Anker gelichtet und ein Segel gehisst. Das Projekt nimmt zurzeit Fahrt auf. «Aber welches Terrain wir entdecken werden», sagt Jean-Marc Simonin, «wissen wir noch nicht.» Seine Hoffnung ist, dass manche Bewohner und Beschäftigte zu Schlüsselpersonen für andere werden – durch diesen Paradigmenwechsel und dank mehr Verantwortung. Sie dort abholen können, wo sie gerade stehen. Er freut sich, vielleicht bald einige über sich hinaus wachsen zu sehen. centre-espoir.ch Text: Florina German Fotos: Aurélien Bergot
DAS DING
Die Brocki lädt zum Do-it-yourself-Kurs: Zwölf Teilnehmerinnen lernen an einem Nachmittag, wie aus einfachen Holzstücken ein «Shabby-Chic»Kunstwerk gemacht wird. Sofort machen sich die Teilnehmerinnen ans Abschleifen, Wachsen und Anmalen. Zum Glück ist das mühsame Ablaugen für den «Shabby-Chic»-Stil nicht nötig. Sieben verschiedene Techniken können die Frauen in den zwei Stunden lernen. Am Ende nimmt jede von ihnen ein selber gestaltetes Garderobenschild und viele neue Ideen mit nach Hause. Möchten Sie Ihren Möbeln auch einen neuen Schliff geben? In den Kursen der Heilsarmee-Brockis können Sie «Shabby-Chic» lernen oder aus Brocki-Tellern «Etagèren» anfertigen. brocki.ch Text und Foto: Nathalie Günter
7
DIE HEILSARMEE HILFT
«CASA» MIT AUSBLICK In der christlichen Anlaufstelle für soziale Anliegen in Winterthur, kurz C.A.S.A., erhalten Menschen Rat, Hilfe und neue Perspektiven: nachhaltig und unkompliziert. Dienstag, 15 Uhr, Termin in der C.A.S.A.: Ein junger Mann bittet um Unterstützung. Er weiss nicht, wie er die Miete bezahlen soll – das Budget ist schlicht zu knapp. Christoph Sommer, Leiter der C.A.S.A. der Heilsarmee, greift zum Telefon. Er fragt die Wohnverwaltung, ob der Mieter ausnahmsweise in Raten zahlen kann. Anschliessend gibt er dem Klienten Rat, wie er sein Geld künftig so einteilen kann, dass auch am Monatsende noch genug da ist, um alle Rechnungen zu bezahlen. Plötzliche Geld- oder Wohnungsnot: Menschen mit diesen und anderen Schicksalen kommen in die C.A.S.A., eine Beratungsstelle im Herzen von Winter8
Zuhören, trösten, ermutigen: Christoph Sommer (rechts) nimmt sich viel Zeit für die Beratung seiner Klienten.
Die Rahab-Mitarbeiterinnen beraten Frauen aus dem Milieu.
thur, vor 13 Jahren von der Heilsarmee Winterthur gegründet. Hier ist jeder willkommen. Wer einen Termin vereinbart hat – Beratungen finden an fünf Nachmittagen pro Woche statt –, wird im Foyer mit Kaffee empfangen. Für die Koordination der Termine und den herzlichen Empfang sorgen rund 15 Freiwillige. Sie halten Christoph Sommer und seinen zwei Kolleginnen für die Beratungen den Rücken frei. Grosses Vertrauen in Winterthur Einmal im Jahr wird es hektisch in der C.A.S.A. Dann klärt das Team für den Verein «Tischlein deck dich» in circa 200 Fällen ab, wer in Winterthur Anspruch auf eine Bezugskarte hat – und damit an die Lebensmit-
telabgabe darf. «Dass der Verein uns diese Aufgabe übertragen hat, ist ein grosser Vertrauensbeweis in unsere Arbeit», freut sich Christoph Sommer. Eine weitere Aufgabe der C.A.S.A. ist die Vermittlung der Hilfe Suchenden an die rund 150 Fachstellen in der Stadt und der Umgebung. Manchmal reiche schon eine kurze Suche nach einer Telefonnummer, erzählt Christoph Sommer: «Einmal kam ein Mann nach einem Autounfall zu uns. Er klagte über Nackenschmerzen. Ich habe ihm die Adresse vom Schleudertraumaverband herausgesucht. Später kam er sich bedanken: Er hat über den Verband einen Spezialarzt gefunden, der ihm helfen kann.»
Das C.A.S.A.-Team unterstützt seine Klienten auch beim Ausfüllen von Formularen, für das Sozialamt zum Beispiel. So wissen manche Klienten gar nicht, dass sie in einer prekären Situation Anspruch auf Hilfeleistungen haben. Mit den Beratern der C.A.S.A. stellen sie die nötigen Dokumente zusammen. Bei grösseren Anliegen, wie einer unausweichlichen Zahnbehandlung, schreibt die C.A.S.A. Stiftungsgesuche für ihre Klienten. Mut machen, weiterzugehen Andere Personen sind froh, dass sie in der C.A.S.A. offene Ohren und Begleitung finden. Unlängst bat Michael* um Rat. Nach der Trennung von seiner Frau 9
Ein Termin in der C.A.S.A. gibt vielen Menschen in Winterthur wieder ein bisschen Aufwind.
ist sein Leben aus den Fugen geraten. Er vertraut sich Christoph Sommer in einem langen Gespräch an: Der Sozialarbeiter kann Michael heute sowohl praktisch bei der Jobsuche unterstützen als auch persönlich durch eine schwere Zeit begleiten. Hoffnung vermitteln Es geschehen auch Wunder in der C.A.S.A.: Wie für Familie Wenger*, die – verschuldet und nach einem Jobverlust – kaum noch Chancen hatte, eine günstigere Wohnung zu finden. Dass sie umziehen durfte, verdankt sie dem Einsatz des C.A.S.A.-Teams: Es hat das Bewerbungsdossier poliert, Mut gemacht und mit der Familie für eine passende Bleibe gebetet.
In der C.A.S.A. hängt wohl nicht zufällig die Fotografie eines atemberaubenden Bergpanoramas. Hier sollen Menschen wieder neue Perspektiven erhalten. Christoph Sommer sieht das Bild an und sagt: «Es stimmt, was Reinhard Mey im Lied ‹Über den Wolken› singt: Von oben sehen Probleme ganz anders aus.» * Namen geändert heilsarmee-winterthur.ch/c-a-s-a Text: Florina German Fotos: Tina Steinauer
GERN GEHÖRT
«Ich konnte das Geschenkpapier der Heilsarmee gut
gebrauchen. Ich habe damit in der Wohnung meines Vaters, den ich notfallmässig in den Spital bringen musste, die ‹Chuchichäschtli› geschmückt. Ich fand es so praktisch, schön und hilfreich. Danke!» Jolanda G.
10
WIR VIER
SUS A NNE R Y SE R
AMOS GR ÄDEL
UHC emo tion Hut twil und Hei
Teamassis ten tin be lsar mee -Mi tglied
dheit in der HeilsarmeeIch bin schon sei t meiner Kin am Sport begannen wir Gemeinde Hu ttw il. Aus Freude Unihockey. Die HeilsarmeeJungs vor über 15 Jahren mit en für sie zu klein gewordeBrocki stellte uns damals ein Ver fügung. Von da an trainen Raum als Tur nhalle zur nahmen an ver schiedenen nierten wir wöchentlich und haben wir dann den Verein Turnieren teil. Vor acht Jahren det und spielen sei ther in «UHC emotion Hu ttw il» gegrün Wir trainieren und spielen der 3. Liga auf dem Kleinfeld. cht und für uns ein Weg ist, zusammen, weil es Spass ma zu teilen. unseren Glauben miteinander
LUC PETT ER
Verantwortlicher des Jugendhauses Les Rasses VD und Gefängnisseelsorger
Ich bin sehr dankbar, dass ich mit meiner Frau hier in Les Rasses wohnen darf. Die Berge haben mich schon immer angezogen und lassen mich eine spirituelle Dimension der Ruhe und der Gelassenheit erleben. Schauen Sie sich nur diese Tanne an! Die Tannen sind die Könige der Jurabäume. Majestätisch und schlank richten sie ihre Kronen gegen den Himmel. Sobald der Schnee kommt, scheinen sie unter dem Gewicht einzubrechen. Aber sie wissen,
wie sie ihre Last loswerden und wie ihre Pracht wiederhergestellt werden kann. Für mich ist das ein klares Zeichen: Ich darf bewuss t auf Gott schauen und ihm die Lasten meines Arbeitsalltags im Gefängnis und im Jugendhaus abgeben.
i der Di vision Os t
Ich bin gerne krea tiv tätig und bastle die verschiedens te Sachen. Zum Beisp n iel Kronen aus Ko nser vendosen oder Wanduhren und St yroporkugeln, die mit Naturmaterialie dekoriert sind. Da n mit gehe ich an so genannte «Kof fermärkte». Einmal ha t einem Mädchen eine Wanduhr so gu gefallen, dass es di t e Uhr mit seinem Ta sc he ng el d kauf te. Es war entzückt . Di e Begegnungen m it anderen Standb treuern machen m eir Freude. Ich finde die kreative Arbeit entspannend und ich kann gleichze itig meiner Fantas freien Lauf lassen ie . Es ist ein gu ter Ausgleich zu meine Heilsarmee-Tätigke r it.
ANOUCHKA ROM AN
Leiterin La Résidence und Foyer Féminin in Lausanne
Beim Medi tieren in der Natur und den Bergen kann ich Energie tanken – das gibt mir einen festen Halt. Die Bewohner und meine Mitarbeiter bereichern mich täglich. Sie helfen mir zu wachsen. Bei der Heilsarmee zu arbei ten heiss t, meinen eigenen Werten treu zu sein. Mit Demut zu geben und zu nehmen, mich zu erinnern, dass ich nur ein Glied in einer Kette bin. Und diese Kette hat eine Aufgabe: die Ärms ten zu unter stützen, darau f zu achten, dass es meinen Kollegen gut geht. Das ist eine Chance für mich . Eine Herausforderun g, die ich ohne die anderen Glieder der Kette nicht erfüllen könn te.
11
ZUM MITFREUEN
HALLELUJA! 150 JAHRE INTERNATIONALE HEILSARMEE
Damals Die Heilsarmee entsteht 1865, zur Zeit der industriellen Revolution, in Ost-London – im «EastEnd». Gründer ist der Engländer William Booth (1829 –1912). Er und seine Frau Catherine erkennen, dass Menschen in sozialem Elend nicht mehr die Kirche besuchen. Deshalb geht Booth als Prediger und Helfer zu ihnen auf die Strasse. Sein Grundsatz: die seelische wie auch die materielle Not der Menschen lindern. Schnell verbreitet sich die Heilsarmee über ganz Grossbritannien und ins Ausland. In der Schweiz beginnen die Heilsarmee-Versammlungen im Jahre 1882. Dies unter grossem Widerstand der Bürger, die das laute Auftreten der Heilsarmee in den Strassen zunächst gar nicht schätzen.
1865 William Booth gründet die Heilsarmee in einem Vorort Londons. Er und seine Frau Catherine helfen mit viel Mitleid und Liebe im Herzen den Menschen auf der Strasse.
12
1882 Booth-Tochter Catherine «Katie» Booth-Clibborn bringt die HeilsarmeeBewegung in die Schweiz, zuerst nach Genf. Unter grossem Widerstand schafft sie es, immer mehr Mitglieder zu gewinnen.
1960er-Jahre: Die Heilsarmee-Frauen tragen noch ihre runden «Halleluja»-Hüte. Sie ver künden die Botschaft Gottes Tag und Nacht – ob in der «Beiz» oder auf der Strasse.
1965 Die Heilsarmee feiert ihr 100-jähriges Bestehen mit über 50 000 Besuchern in London. Queen Elizabeth lobt an diesem OpenairMeeting die Heilsarmee für ihr überall respektiertes Wirken.
1971 Neue Kleider, gleiche Mission: Die HeilsarmeeFrauen tauschen den «Halleluja»-Hut gegen ein schlichteres Modell mit dem Namen «Amen».
Die berühmten Vorgänger von Takasa: Die Heilsarmee-Band «The Joystrings» bildet sich 1963. Die Pop-Gruppe schafft es zweimal in die britischen Charts.
Morgen Die Leiden der Menschen sind anders, aber nicht weniger geworden. Die Heilsarmee-Mitglieder ziehen sich eine modernere Uniform an. Geblieben ist aber der Auftrag: aus Nächstenliebe und mit Gottes Hilfe bei den Menschen sein, die in Not geraten sind. Mit einem offenen Ohr, einem tröstenden Wort, einem warmen Essen – die Heilsarmee hilft auch in Zukunft. William Booth gründet am 2. Juli 1865 die «Christliche Erweckungsgesellschaft», ab 1878 dann Heilsarmee genannt. Er schafft eine militärische Organisationsform, um den Kampf gegen das Elend aufzunehmen.
Heute Aktuell bietet die Heilsarmee in der Schweiz 25 Heime für sozial benachteiligte Menschen, fünf Werkstätten, 57 Gemeinden, 22 Brockis und noch vieles mehr an. Im Jubiläumsjahr ist die Heilsarmee in 126 Ländern vertreten. Ihr internationaler Sitz ist in London. Seit 2013 leitet sie erstmals ein Schweizer – General André Cox.
heilsarmee.ch Text: Florina German und Nathalie Günter Fotos: Archiv Heilsarmee
1991
2013
Generalin Eva Burrows wird als erste aller internationaler Leiter für eine zweite Amtsperiode gewählt. Mit der Öffnung Osteuropas kann die Heilsarmee unter Generalin Burrows ihr Wirken weiter ausbreiten.
Die Heilsarmee Schweiz geht neue Wege: Die Band Takasa nimmt am Eurovision teil. Und der britisch-schweizerische Doppelbürger André Cox wird als erster Schweizer zum Leiter der internationalen Heilsarmee gewählt.
2015 Heute hilft die Heilsarmee weltweit in 126 Ländern. Unter dem Motto «Grenzenlos» feiern Mitglieder auf der ganzen Welt das 150-Jahre-Jubiläum.
13
MUSIK LÄDT EIN
Herr, bleib bei mir Text: Henry Francis Lyte, 1847; Melodie: William Henry Monk
4. Bist du mir nah, weicht auch der Feinde Heer; / der Schmerz verstummt, die Träne rinnt nicht mehr. / Und wenn noch Tod und Trennung schrecken hier: / der Sieg ist mein, bist du nur, Herr, bei mir! 5. D u bist der Herr! und dein sind Raum und Zeit. / Du bist die Kraft, du bist die Ewigkeit. / Bricht an der Morgen und ich scheide hier: / im Leben und im Tode bleib bei mir!
MUSIK LÄDT EIN Für mich ist dieses Lied eine Erinnerung daran, dass wir Gott täglich in unser Leben einladen sollen. Der Liedtext ist an Lukas 24, 29 angelehnt. Der Herr ist unser Begleiter, er nimmt unsere Einladung an. In Freude und in Leid, in ruhigen und in turbulenten Zeiten – er ist gegenwärtig. Dieser Liedtext wird von einer ruhigen und sehr schönen Melodie begleitet, die einfach zu singen ist. Micael Dikantsa, Leiter Music & Gospel Arts und Heilsarmee-Mitglied
14
GESAGT, GETAN
Basel
St. Gallen
ANNEHMEN MIT ECKEN UND KANTEN
EINE PORTION OPTIMISMUS MITGEBEN
Häusliche Gewalt, psychische Probleme, Wohnungsverlust. Das sind die Hintergründe der Frauen, die im neu renovierten Frauenheim in Basel ein Zuhause und Zuwendung finden. Die Bewohnerinnen sind in ihrer Individualität mit all ihren Ecken und Kanten willkommen: «Es geht uns darum, auf die Frauen und ihre Persönlichkeit einzugehen. Wir wollen sie integrieren – sei das nun, dass sie ihren Platz im Haus einnehmen und sich wohlfühlen oder mit der Zeit wieder selbstständig in eine eigene Wohnung ziehen», so Jasmina Pfister, Standortleiterin bis Ende Februar 2015. Das Selbstvertrauen der Frauen wieder zu stärken, ist ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit an der Alemannengasse in Basel: den Frauen mehr zutrauen, als sie dies selber tun. Das motiviert die Bewohnerinnen, sich selbst als Teil der Gemeinschaft zu sehen und ihren Teil der Verantwortung zu übernehmen.
Rund 350 Personen klopfen jährlich bei der sozialen Beratungsstelle der Heilsarmee in St. Gallen an. Sie kommen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Lebensumständen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Unterstützung brauchen. «Wichtig ist», so Ruedi Odermatt, Leiter der Beratungsstelle, «dass diese Menschen Zuversicht für ihre Situation erhalten.» Beim ersten Kontakt stehen meist finanzielle Nöte im Zentrum, aber oft stecken tiefere Probleme dahinter. Entlassung, Sucht, Migrationsprobleme. Die Heilsarmee hilft auch in seelischen Nöten. Die Hilfe Suchenden werden beraten, können die Kaffeestube be suchen, im Sozialzimmer übernachten und erhalten – wenn berechtigt – gratis Lebensmittel. Weitere soziale Beratungsstellen der Heilsarmee befinden sich in Basel, Bern, Biel, Reinach, Renens, Winterthur und Zürich.
heilsarmee.ch/frauenwohnheim-basel
heilsarmee.ch/sozialberatung
Text: Elsbeth Cachelin Foto: zvg
Text: Claire-Lise Bitter Foto: zvg
37 Bewohnerinnen
6 freiwillige Mitarbeiter in der Essensausgabe
1 bis 4 Übertritte in die eigene Wohnung pro Jahr
52 gestempelte Essensbezugskarten
3 frisch zubereitete Mahlzeiten pro Tag
200 Menschen profitieren von den Essensbezugskarten
15
VOM GLÜCK VERLASSEN
« ENDLICH HÖRTE JEMAND EINFACH ZU»
Etwas weniger allein: Die Heilsarmee-Besuche helfen gegen die unfreiwillige Einsamkeit.
Sein Traumberuf Fotograf bleibt für Stefan N.* Wunschdenken.
16
Keine Diagnose, kein Geld: Weil Ärzte sein Leiden nicht erklären können, kämpft Stefan N.* um jeden Rappen Sozialhilfe. Die Heilsarmee steht an seiner Seite. «Eigentlich habe ich mir mein Leben anders vorgestellt. Aber da haben mein Schicksal und ich wohl nicht die gleiche Ansicht», schreibt Stefan N.*. An schlechten Tagen verlässt ihn der Mut schnell. Und gute Tage, stellt er fest, gebe es schon lange nicht mehr. Er hat seine Leidensgeschichte aufgeschrieben. Sie beginnt mit einem gesunden Menschen, der nie geträumt hätte, dass sein Leben von heute auf morgen Kopf stehen würde. Ein Mann ohne Allergien, der heute auf sämtliche Einflüsse der Umwelt reagiert.
Er schätzt ihre Besuche. Ein soziales Leben ist wegen seines entgleisten Immunsystems quasi unmöglich. Er muss weit abgelegen in den Bergen wohnen. An einem Ort, an dem er möglichst wenigen Umweltbelastungen ausgesetzt ist. Hier kommt er auch kaum weg, denn er ist auf eine teure Diät und eine spezielle, zeitaufwendige Therapie angewiesen: «Wenn ich nicht um sieben Uhr morgens mit dem Vorbereiten anfange, schaffe ich es kaum, mein Mittagessen rechtzeitig zuzubereiten.»
Erst waren es einige, dann immer mehr Lebensmittel, die er nicht mehr vertrug – schlussendlich alle. Dann reagierte er auch auf jedes Medikament, selbst auf Antiallergika. Nach längerer Auszeit im Job wird ihm gekündigt: Jetzt fehlt Stefan N. endgültig der Boden unter den Füssen. Er fragt einen Arzt nach dem anderen: Keiner versteht, was er hat. Und weil es Patienten ohne Diagnose kaum geben kann, fällt Stefan N. durch eine Lücke in der Sozialversorgung.
Ohne Hilfe geht es nicht weiter Fährt er doch mal einkaufen, muss er sich auf sein Auto verlassen. Doch das rostet vor sich hin. Es übersteht die nächste Kontrolle nicht. Ein Sozialhilfeempfänger braucht kein Auto, könnte man denken. Aber für Stefan N. gelten andere Massstäbe: Ohne Auto kann er sich nicht mehr selbst versorgen.
Nicht allein dastehen Immer wieder muss er vor Behörden begründen, dass er Unterstützung braucht. Weil sein Hausarzt ahnt, dass Stefan N. für ein Gespräch beim Amt Hilfe benötigt, gibt er ihm die Nummer von Elisabeth Schmid. Sie leitet die soziale Beratungsstelle und ist Mitglied der Heilsarmee Thun. Und willigt sofort ein, mitzugehen. «Sie hörte mir sehr geduldig zu», erinnert sich Stefan N. und auch, dass ihr sein Leiden nicht ganz fremd war und sie es ernst nahm. «Schön, wenn jemand das kann, ohne im Hinterkopf die Kostenfrage zu wälzen.» Vielmehr hat ihn die Heilsarmee auch ganz praktisch unterstützt: mit einem finanziellen Zustupf, wenn das Geld partout nicht reichte.
«Mir könnte nicht mal ein Spital helfen, wenn es hart auf hart kommt», sagt er. «Mir fehlt dieser Rettungsanker.» Am liebsten würde er das Auto selbst bezahlen können. Arbeiten, fotografieren, seine Bilder verkaufen. Doch er kann nicht einmal sagen, wie es ihm am nächsten Tag geht. Und ob er auf das, was er gestern noch vertrug, heute schon allergisch reagiert. * Name geändert Text: Florina German Fotos: Tina Steinauer
17
DIES UND DAS ALLES BLECH ODER WAS? «Unser Ziel ist es, verschiedene Facetten der Heilsarmee-Musik aufzuzeigen», sagt Martina Meyner vom Museumsteam. «Wir zeigen Vergangenes und wollen zu neuen Ideen für die Zukunft inspirieren.» Der erste Teil der Wechselausstellung «Alles Blech oder was?» zeigt die vielfältige Entwicklung der Musik in der Heilsarmee. Alte Instrumente, mit denen früher in den Strassen gespielt wurde, stehen neben der E-Gitarre von der EurovisionSong-Contest-Band Takasa. Unzählige Fotos zeigen die Menschen, die die Heilsarmee-Musik prägten. Man spürt ihre Leidenschaft und Freude. Am 25. Juni startet der zweite Teil «Klassiker von Weltruhm» im Museum in Bern. Die Ausstellung ist für alle Interessierten offen. heilsarmee.ch/museum
MALLERAY SCHNUPPERT RUSSISCHE LUFT Die Heilsarmee in Malleray organisierte am 14. März 2015 in der katholischen Kirche St-Georges ein Konzert mit dem Vokal ensemble «Voskresenije» (deutsch: Auferstehung). Der Anlass fand im Rahmen einer Reihe von Kulturveranstaltungen zum Thema «Kunst des Glaubens» statt. Etwa 180 Zuhörer lauschten der musikalisch präzisen Darbietung des Chors unter der Leitung von Jurij Maruk. Die Mitglieder des Ensembles «Voskresenije» aus St. Petersburg sind professionelle Sängerinnen und Sänger. Ihr Repertoire ist eine Mischung aus Kirchenliedern und russischen Volksliedern. Die Kollekte des Konzerts kommt der Arbeit der Heilsarmee in Osteuropa zugute: Dort werden Projekte zur schulischen Förderung unterstützt.
KEIN TRAUM Selbstbestimmt durchs Leben gehen und wichtige Entscheidungen bewusst und gezielt selber treffen – so stellen wir uns wohl alle unseren Alltag vor. Zumindest so lange alles «rund läuft» und wir mitten im Leben stehen. Über eigene Belange bestimmen zu können sollte aber auch dann kein Traum sein, wenn wir nicht mehr selber entscheiden können. Die Heilsarmee bietet verschiedene Dienstleistungen im Bereich Vorsorge- und Nachlassplanung an: Interessierte können zum Beispiel die neue Broschüre mit verschiedenen Arbeitspapieren kostenlos bestellen oder einen persönlichen Berater konsultieren. Weiter bietet die Heilsarmee regelmässig Informationsveranstaltungen an. heilsarmee.ch/vorsorge 18
MOBBING kann aus einem Menschen einen anderen machen.
F端r Menschen, die vom Gl端ck verlassen wurden. PC 30-444222-5
RED UND ANTWORT
«TEILEN IST ANSTECKEND» Armut bekämpfen – für Patrick Odier, Seniorpartner und geschäftsführender Teilhaber der Bank Lombard Odier, ist das eine Herzensangelegenheit. Mit der Stiftung «Fondation Lombard Odier» unterstützt er wohltätige Projekte.
20
Sie sind Geschäftsführer eines Familienunter nehmens in der sechsten Generation. Welche Bedeutung hat Familie für Sie? Familie ist für mich stark mit fundamentalen Werten verbunden. Sie appellieren an die Verantwortung, die wir gegenüber unseren Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und gegenüber zukünftigen Generationen wahrnehmen sollen. So bringen wir zum Ausdruck, dass wir den Personen dankbar sind, die es unserem Unternehmen ermöglichen, bis zum heutigen Tag zu bestehen. Wie wählen Sie mit Ihrer Stiftung die Projekte aus, die Sie unterstützen möchten? Abgesehen von der Vermögensberatung und der Förderung von Innovationen konzentriere ich mich auf die Unterstützung der Forschung, der Bildung und der Jugend. Man muss nicht immer bestehende Projekte neu erfinden. Bisweilen zieht es die Fondation Lombard Odier vor, bereits existierende gemeinschaftliche Initiativen zu unterstützen. Was raten Sie wohlhabenden Menschen? Genauso wie wir unsere Kunden in Bezug auf die Vermögensverwaltung beraten, begleiten wir sie in der Umsetzung ihrer philanthropischen, wohltätigen Projekte. Wir ermutigen sie, Philanthropie in ihr Unternehmen zu integrieren. Das heisst, dass sie sich in den Dienst der Gesellschaft stellen, in der sie leben. Für mich tragen Unternehmen die Verantwortung, ihren Gewinn zu teilen und die Gesellschaft in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Und ich bin überzeugt, dass dieses Teilen ansteckend ist. Banker und Wohltäter – kann man beides sein? Absolut, für mich besteht darin kein Widerspruch. Eine Bank ist ein Unternehmen. Sicher haben einige Banken in der Vergangenheit Fehler gemacht. Doch wir sollten uns auch an ihr Engagement für die Gemeinschaft erinnern. Als Teil unserer Gesellschaft müssen sie deren gesetzliche Standards respektieren – und auch ihre ethischen Normen beachten. Wir müssen uns der Bedürfnisse unserer Gesellschaft bewusst sein. Was ist Ihre persönliche Motivation, zu teilen? Geben ist zugleich anspruchsvoll und wunderbar. Ich persönlich habe das Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen, die die finanziellen Mittel nicht haben, um ihre eigenen Ideen und Projekte umzusetzen. Auch die Bekämpfung der Armut liegt mir sehr am Herzen. Daneben versuche ich, mich in den Bereichen Bildung und Behinderung einzubringen. Es beeindruckt mich
immer wieder, Menschen zu sehen, die sich dank Hilfe selbst verwirklichen können. Herr Sommer, Leiter der christlichen Anlaufstelle für soziale Anliegen (C.A.S.A.) der Heilsarmee Winterthur, hat mich gebeten, Sie auf den öffentlichen Sektor anzusprechen. Ist die Unterstützung des öffentlichen Sektors eine Option für Sie? Selbstverständlich. Es ist wichtig, wohltätige Projekte in den Zusammenhang mit der lokalen Politik zu stellen. Ich rufe den öffentlichen und den privaten Sektor deshalb auf, Partnerschaften ohne Konkurrenzdenken zu bilden, auch wenn der öffentliche Sektor vielleicht nicht die gleichen Mittel zur Verfügung hat, um seine Projekte zu lancieren. Die Fondation Lombard Odier möchte für die Umsetzung und die Erhaltung solcher Projekte Hilfsmittel und Fachkompetenz bereitstellen. Es handelt sie hierbei um eine Art Überbrückung, bis der Staat die Verantwortung für die Projekte übernimmt. Nehmen Sie sich Zeit, um die unterstützten Menschen zu treffen? Ich hatte bereits mehrere Male die Möglichkeit dazu. Gemeinsam mit meiner Frau reiste ich unter anderem in ein Flüchtlingslager in Thailand, an der Grenze zu Myanmar. Ein Projekt vor Ort ermöglicht es 200 Jugendlichen, Englischkurse zu besuchen und einen Abschluss zu machen, um aus dem Elend herauszukommen. Ich erinnere mich, dass wir ihnen auch eine Tischtennisplatte mitgebracht haben. Die Jugendlichen haben sie auf ihren Schultern durch das Dorf getragen, da der Weg nicht befahrbar war. Als der Tisch dann endlich aufgestellt war, stürzten sie sich buchstäblich auf ihn. Was bleibt Ihnen in Erinnerung von diesem Geschenk? In Erinnerung bleibt mir das geteilte Glück. Man sollte nicht immer für etwas spenden, das in erster Linie nützlich ist. Manchmal reicht es, einfach einen Sonnenstrahl zu schenken. Interview: Florina German, Fotos: zvg
Patrick Odier, geboren 1955, ist in der sechsten Generation Vertreter der Schweizer Privatbank Lombard Odier. Er ist Seniorpartner und geschäftsführender Teilhaber der Groupe Lombard Odier, die 1796 gegründet wurde. Ihr Hauptsitz befindet sich in Genf. Patrick Odier ist langjähriger Gönner der Heilsarmee. 21
FORTSETZUNG FOLGT
Alltag in Amriswil: Leiter David Berlinger (links) zahlt einem Bewohner Geld aus, dieser unterschreibt den Empfang.
BEGLEITEN OHNE EINZUENGEN Das «Begleitete Wohnen» in Amriswil bietet aktuell zehn Wohnplätze an. Das Heilsarmee-Angebot läuft nun seit zwei Jahren – Zeit, um Zwischenbilanz zu ziehen. «Wir haben mit vier Plätzen angefangen, jetzt stehen wir schon bei zehn», sagt David Berlinger, Leiter «Begleitetes Wohnen» in Amriswil. Erwachsene erhalten in Amriswil ein Zimmer – sei es nur für drei Tage oder bis zu 24 Monate. Wenn eine Frau mit Kindern zu ihnen komme, weil sie etwa Opfer häuslicher Gewalt geworden sei, könnten auch zwei Zimmer zur Verfügung gestellt werden, sagt Berlinger. «Wir sind in solchen Angelegenheiten flexibel.» Er und sein Team bieten aber nicht nur die Wohngelegenheit: Sie helfen den meist suchtkranken, wohnungslosen oder auch psychisch erkrankten Menschen zurück in einen geregelten Alltag. Wieder lernen, den Haushalt allein zu machen, einmal in der Woche gemeinsam kochen, Hilfe beim Bewerben um eine Stelle – die Unterstützung ist vielseitig. 22
Speziell für psychisch kranke Menschen ist das «Begleitete Wohnen» oft die letzte Lösung. In anderen Institutionen konnten sie nicht länger bleiben. Erst in Amriswil – wo die Selbstständigkeit bewusst gefördert wird – finden sie wieder Stabilität. David Berlinger erinnert sich: «Ein Bewohner war sehr instabil, als er zu uns kam. Jetzt musste er seit zwei Jahren nicht mehr in die Klinik zurück. Ein Erfolg!» Das Angebot wird vorerst in diesem Rahmen fortgeführt. Berlinger hat aber auch ein neues Ziel: «Wir wollen Extraplätze für Frauen schaffen.»
Text: Nathalie Günter Fotos: Tina Steinauer
heilsarmee-amriswil.ch/angebot/soziales
INFORMATIONSANLÄSSE ZUR VORSORGE- UND NACHLASSPLANUNG
PUBLIREPORTAGE
Veranstaltung Vorsorgeplanung Aarau, 22. Oktober 2015 Neuenburg, 17. November 2015 Biel, 24. November 2015 Information / Anmeldung Nathalie Schaufelberger Tel. 031 388 06 18 vorsorge@heilsarmee.ch testament@heilsarmee.ch heilsarmee.ch
DIE LETZTEN DINGE SELBSTBESTIMMT REGELN Kein Traum, sondern machbar. Mit einer individuellen Vorsorge- und Nachlassplanung.
Selbstbestimmt durchs Leben gehen und wichtige Entscheidungen bewusst und gezielt selber treffen – so stellen wir uns wohl alle unseren Alltag vor. Zumindest so lange alles «rund läuft» und wir mitten im Leben stehen. Doch wie sieht es aus, wenn wir aufgrund von Alter oder Krankheit dereinst nicht mehr selbst entscheiden können? Sich mit Fragen rund um Krankheit und Tod auseinanderzusetzen, wie dies Luise Auberson und Emil Lehmann getan haben, erfordert Offenheit und Mut.
Mit unseren Veranstaltungen zur Vorsorgeund Nachlassplanung bieten wir auch Ihnen eine Gelegenheit, sich näher mit diesen Themen zu befassen. Ob Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung, Testament oder letztwillige Verfügung – die Berater der Heilsarmee verfügen über die nötige Erfahrung und das Einfühlungsvermögen, um sich gemeinsam mit Ihnen auf verständliche Weise dieser vielschichtigen Materie anzunähern. Alle wichtigen Informationen zu Vorsorge und Nachlass finden Sie auch in unserer Broschüre «Ihr Wille zählt», die Sie mit unten stehendem Talon kostenlos bestellen können.
«
Lebenserhaltende Massnahmen ja oder nein? Ich bin froh, mit meiner Patientenverfügung den für mich ganz persönlich richtigen Weg festgelegt zu haben.
»
Emil Lehmann (56), selbstständig
«
Ich bin für Klarheit auch bei schwierigen Themen. Denn das Letzte, was ich möchte, ist, dass hinsichtlich meines ‹Letzten Willens› Streitigkeiten entstehen.
»
Luise Auberson (74), Pensionärin
VORSORGE UND NACHLASS: WIR HELFEN GERNE WEITER Bitte teilen Sie uns mit, wie wir Sie bei der Vorsorgeplanung oder der Regelung Ihres Nachlasses unterstützen können. Ich interessiere mich für den Informationsanlass in . Bitte senden Sie mir kostenlos Ihren ausführlichen Ratgeber «Ihr Wille zählt» zur Vorsorge- und Nachlassplanung zu. Ich wünsche eine persönliche Beratung zum Thema Vorsorge- und Nachlassplanung. Bitte rufen Sie mich an. Ich wünsche den Besuch eines Heilsarmee-Offiziers, um über Fragen zum Glauben, zum Leben und zum Sterben zu sprechen. Bitte kontaktieren Sie mich. Bitte senden Sie mir weitere Informationen über die Heilsarmee im Kanton zu. Ich habe Ware, die ich gerne der Heilsarmee / einer Heilsarmee-Brocki spenden möchte. Bitte rufen Sie mich an. Name:
PLZ / Ort:
Vorname:
E-Mail:
Strasse, Nr.: Telefon und geeignete Zeit für einen Anruf:
Talon bitte einsenden an: Stiftung Heilsarmee Schweiz, Nathalie Schaufelberger, Laupenstrasse 5, Postfach 6575, 3001 Bern Tel. 031 388 06 18, vorsorge@heilsarmee.ch, testament@heilsarmee.ch, heilsarmee.ch 23
SO HILFT DIE HEILSARMEE MIT IHRER HILFE. Offene Ohren Alles beginnt mit einer einfühlsamen Person, die sich eines hilfesuchenden Menschen annimmt. Darum empfangen wir Menschen in Not sowohl in unseren 8 Sozialberatungsstellen als auch in unseren 57 HeilsarmeeGemeinden mit offenen Armen und Ohren. Freie Betten Wer den Boden unter den Füssen verloren hat, hat oftmals auch kein Dach mehr über dem Kopf. In insgesamt 7 Wohn- und 5 Übergangs heimen, 4 Alters- und Pflegeheimen und 2 Passantenheimen bieten wir jede Nacht über 1200 Menschen ein Obdach. Zusätzlich führen wir noch 1 Jugend- und 6 Kinderheime. Gedeckte Tische Oft ist das Problem eines hilfesuchenden Menschen ganz profan. Er oder sie hungert nach Essen oder nach ein bisschen Gesellschaft. Darum laden wir gern zu Tisch. Zum Beispiel bei unseren diversen Mittagstischen für Jung und Alt, aber auch bei unseren Weihnachtsfeiern oder den Frauen-Zmorgen. Tröstende Worte Unser Tun ist geprägt durch unsere Beziehung zu Gott. Darum bringen wir die Menschen mit Jesus Christus in Berührung. Nicht zuletzt mit unseren Gottesdiensten, die jeden Sonntag in 57 Heilsarmee-Gemeinden stattfinden. Aber auch unsere psychiatrische Spitex und der Gefängnisdienst sind wertvolle Angebote für Menschen in Not.
LEITBILD DER HEILSARMEE Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.
Stiftung Heilsarmee Schweiz | Laupenstrasse 5 | Postfach 6575 | 3001 Bern | Telefon 031 388 05 35 Fax 031 382 05 91 | spenden@heilsarmee.ch | heilsarmee.ch | Spendenkonto 30-444222-5