Wasser Energie Luft 1/2021

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Erhöhung des Grimselsees von nationalem Interesse Positiv für die KWO ist, dass das Bun­des­ gericht anerkennt, dass das Projekt von nationalem Interesse ist. Die geplante Er­ weiterung führe zu einem erheblichen Aus­ bau der Speicherkapazität, so das Ge­ richt. Daneben kritisiert das Bundesgericht jedoch zwei weitere Punkte: Die potenzielle nationale Bedeutung der alpinen Schwemm­ fläche im Gletschervorfeld des Unteraar­ gletschers sei nicht berücksichtig worden, zum anderen habe der Grosse Rat der KWO keine Frist für die Realisierung des Projekts angesetzt. Entscheid tangiert auch Trift-Projekt Ernüchternd ist für die KWO, dass sich das Urteil des Bundesgerichts zur Stau­ mauer­erhöhung an der Grimsel mit dem Verweis auf den Richtplan auch auf das Trift-Projekt auswirken dürfte. Dieses sieht einen neuen Speichersee und ein Kraft­ werk an der Trift vor. Das Projekt zählt zu den grössten saisonalen Zubauspeichern, die in der Schweiz derzeit politisch, wirt­ schaftlich und technisch möglich sind. Im See könnte die KWO rund 85 Millionen Kubikmeter Wasser speichern, was einem Energieinhalt von 215 Gigawattstunden entspricht. Das Wasser liesse sich dank des Speichers vor allem auch im Winter zur Stromproduktion nutzen, da die Schweiz während dieser Jahreszeit jeweils auf beträchtliche Stromimporte angewiesen ist. Das Konzessionsgesuch zum Projekt «Neu­ bau Speichersee und Kraftwerk Trift» hätte der Grosse Rat in der laufenden Win­ter­ session beraten sollen. Auch dieses Pro­ jekt ist bislang jedoch noch nicht definitiv im kantonalen Richtplan festgesetzt. Grimselsee-Erhöhung und Verfahren Das Hin und Her um die Konzession für eine mögliche Erhöhung des Grimsel­stau­ sees dauert bereits zehn Jahre. Die KWO hat im September 2010 beim Kanton Bern ein Konzessionsgesuch für die Ver­grös­se­ rung des Grimselsees eingereicht. Das Aus­bauvorhaben sieht vor, die beiden Stau­ mauern des Grimselsees um 23 Meter zu erhöhen, das betrifft die Mauer Seeufer­

egg, die zum Grimsel Hospiz führt, sowie die Spitallammmauer, die derzeit in aufwändigen Bauarbeiten ersetzt wird. Mit dem zusätzlichen Speicher von 75 Mil­­ lionen Kubikmeter Wasser würde der Grimsel­see schliesslich 175 Millionen Ku­ bik­meter Was­ser fassen, was einem zusätzlichen Speichervolumen von 240 Giga­ wattstunden entspricht, welche für die Stromproduktion und die Energiever­sor­ gung in der Schweiz – vor allem auch im Winter – genutzt werden könnten. Die Kos­ ten sind auf rund CHF 235 Mio. veran­ schlagt. Gegen das Projekt haben Um­ welt­ verbände Beschwerde geführt. Die KWO erhielt im April 2017 vom Bundesge­ richt in einem strittigen Punkt recht. Das Bundesgericht befand damals, dass der Bundesrat die Grenze der Moorlandschaft am Nordufer des Grimselsees zulässigerweise 27 Meter oberhalb des heutigen Stauziels festgesetzt habe und dass das Projekt dementsprechend keinen unzu­ lässigen Eingriff in eben diese Moor­land­ schaft bewirke. Die weiteren Beschwerde­ rügen der Umweltverbände beurteilte das Verwaltungsgericht des Kantons Bern im Mai 2019 abschlägig. Zwei Umweltorga­ nisationen zogen diesen Entscheid in der Folge an das Bundesgericht weiter und erhielten nun teilweise recht. Quelle: KWO Entschädigung von Herkunfts­ nachweisen bei betrieblichen Sanierungs­massnahmen Art. 34 des Energiegesetzes (EnG) hält fest, dass die vollständigen Kosten für die Massnahmen nach Art. 83a des Ge­wäs­ ser­ schutzgesetzes (GSchG) oder nach Art. 10 des Bundesgesetzes über die Fischerei (BGF) zu erstatten sind. Auf dieser Basis entstand die Verordnung des UVEK über die Berechnung der anrechenbaren Kosten von betrieblichen Sanierungs­mass­ nahmen bei Wasserkraftwerkern (VKSWk). Diese regelt die Berechnung der anre­ chenbaren Kosten, die aufgrund betrieb­ licher Auswirkungen von Massnahmen bei Wasserkraftwerken entstehen. In der Ver­ ordnung nicht geregelt sind die Erlös­ einbussen, welche durch den Verlust von Herkunftsnachweisen entstehen. Nach Rücksprache mit dem BAFU sind diese jedoch ebenfalls entschädigungsbe­rech­ tigt. Besteht beim sanierungspflichtigen Kraftwerk ein Abnahmevertrag für die Her­ kunftsnachweise, kann der darin festge­ haltene Abnahmepreis für die Entschä­di­ gung geltend gemacht werden. Andern­ falls ist eine Berechnung auf Basis aller

«Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 1, CH-5401 Baden

gehandelten Herkunftsnachweise Was­ser­ ­kraft Schweiz möglich, weitere Details zu diesem Vorgehen können bei der Ge­ schäfts­stelle des SWV angefragt werden. Restwassersanierung nach Art. 80.2 GSchG Die Minderproduktion aufgrund der Rest­ wassersanierung nach Art. 80 Abs. 2 des Gewässerschutzgesetzes (GSchG) ist entschädigungspflichtig. Eine Ad-hoc-Arbeits­ gruppe hat eine übergeordnete Ausle­ge­ ordnung und Priorisierung der verschie­ denen Entschädigungs­möglich­keiten vorgenommen. Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe ist der Meinung, dass die erhöhte Dotierung, falls möglich, in erster Priorität aus dem Kantonsanteil erbracht werden soll. Aller­ dings wird dies in vielen Fällen nicht möglich sein, weshalb die Entschädigung auf Basis eines marktbasierten Modells, analog zur Verordnung des UVEK über die Be­rechnung der anrechenbaren Kosten von betrieblichen Sanierungsmassnahmen bei Wasserkraftwerkern (VKSWk), erfolgen soll. Eine Entschädigung auf Basis der Gestehungskosten widerspiegeln die wirtschaftlichen Einbussen nicht und sind somit nicht zweckmässig. Eine Ent­schä­ digung auf Basis der Gestehungskosten sollte somit nicht verfolgt werden. Es wur­ de ein Memorandum erstellt, das von den Betroffenen als Diskussionsgrundlage ver­ wendet werden kann. Das Memorandum ist bei der Geschäftsstelle des SWV erhältlich.

Wasserkraftnutzung Jahresbericht der Engadiner Kraftwerke AG Im Geschäftsjahr 2019 / 20 realisierte EKW eine im Vergleich zum langjährigen Durch­ schnitt um 9 Prozent höhere Energiepro­ duktion von über 1,5 Milliarden Kilowatt­ stunden (kWh). Diese Energiemenge reicht aus, um rund drei Viertel des Bündner Strom­be­darfs zu decken. Die erfreulichen Wasser­zuflüsse waren geprägt von einem nassen Herbst und einer optimal verlau­ fenden Schnee­schmelze. Die Produktions­ kosten betrugen 4.7 Rp. pro kWh und la­gen damit deutlich über dem an den Bör­sen ge­ han­del­ten, durchschnittlichen Marktpreis. Dieser notierte aufgrund der Covid-19-Pan­ demie deutlich tiefer als in den Vor­jahren. EKW leistete über CHF 30 Mio. Ab­ga­ ben und Steuern zugunsten der öffentli49

Nachrichten

Beschwerde der Umweltverbände Aqua Viva und die Schweizerische Greina-Stif­ tung zur Erhaltung der Alpinen Fliess­ gewässer (SGS) mit Unterstützung des Grimsel­vereins gut, hebt den Konzes­sions­ entscheid des Grossen Rates von Sep­ tember 2012 auf und weist das Geschäft zur Neubeurteilung an den Regierungsrat des Kantons Bern zurück.


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