Integriertes Wohnen - Das Schaffen von Raum für die Gemeinschaft

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Technische Hochschule N체rnberg GSO Fakult채t Architektur Theorie der Architektur und Entwerfen Prof. Dr. Richard Woditsch

Theorie der Architektur und Entwerfen

Wissenschaftliches Arbeiten: Studentische Beitr채ge

Integriertes Wohnen Das Schaffen von Raum f체r die Gemeinschaft

Verfasser: Antonia Friedrich, 2924824 Jennifer Frank, 2642143


Seminararbeit im Fach M 1100 Wissenschaftliches Arbeiten Seminarleiter: Dr.-Ing. Mark Kammerbauer (M.Sc., Dipl.-Ing.) Sommersemester 2020 Abgabedatum: 08.07.2020 Technische Hochschule N체rnberg Georg Simon Ohm Fakult채t Architektur Bahnhofstrasse 90 90402 N체rnberg Lehrbereich Theorie der Architektur und Entwerfen Raum BB.309 Postanschrift: Postfach 90121 N체rnberg Internet: http://tae.ohmarch.de/


Technische Hochschule Nürnberg GSO Fakultät Architektur Theorie der Architektur und Entwerfen

Prof. Dr. Richard Woditsch Dr. Mark Kammerbauer

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 2. Definition Integriertes Wohnen 3. Architektonische Entscheidungen, welche das Befinden und die zwischenmenschlichen Kontakte von Mietern verbessern 3.1 Erschließungsflächen als Begegnungsraum 3.2 Gemeinschaftsflächen im Außenraum 3.3 Gemeinschaftsflächen im Innenraum 4. Fazit



1. Einleitung

Die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft und die damit einhergehende Ausdifferenzierung der Lebensstile bringt viele unterschiedliche Wohnbedürfnisse mit sich. Das normale gängige Wohnungsangebot kann diese gestiegenen Anforderungen nicht mehr ausreichend decken. Schon seit dem Beginn der 1970er Jahre fordern die gesellschaftlichen Veränderungen besondere Wohnformen. Seit den 1990er Jahren gibt es eine wohnungspolitische Antwort auf die Individualisierung und den demographischen Wandel, also die zunehmende Lebenserwartung und den gleichzeitigen Geburtenrückgang. Diese besteht in dem Konzept des Integrierten Wohnens. Hierbei werden unterschiedliche Altersgruppen und

Lebenszusammenhänge durch räumliche und soziale Maßnahmen integriert. Doch das Konzept beschränkt sich nicht nur auf die Eingliederung älterer Menschen, sondern bezieht sich auch auf andere gesellschaftliche Veränderungen, wie beispielsweise die Ablösung des traditionellen Familienverbandes durch Singles, Alleinerziehende oder kinderlose Paare. Integriertes Wohnen bedeutet also das Zusammenleben unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen in unterschiedlichen Lebenslagen – es fordert somit das Vereinen verschiedener Wohnformen unter einem Dach, in sogenannten Mehrgenerationenhäusern. Es zeichnet sich durch die gegenseitige Ergänzung und Unterstüt-

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zung aus. Integriertes Wohnen meint somit gemeinschaftliches, generationenübergreifendes und barrierefreies Wohnen. Nun stellt sich die Frage: Wie trägt die Architektur dazu bei, das Befinden und die zwischenmenschlichen Kontakte von Mietern zu verbessern? Das wird im Folgenden anhand von Projektbeispielen untersucht.


2. Definition Integriertes Wohnen

Für das Verständnis des Konzeptes ist eine Begriffsdefinition notwendig. „Im Allgemeinen geht das Konzept der Integration davon aus, dass eine mit gemeinsamen Merkmalen beschreibbare Minderheitengruppe in eine Mehrheitsgesellschaft integriert wird.“ 1 Dafür müssen bei der Planung Voraussetzungen geschaffen werden, um „die Integration von Alt und Jung, Behinderten und NichtBehinderten, Deutschen und Ausländern, Alleinstehenden und Familien bzw. Alleinerziehenden zu ermöglichen sowie die Identifikation der Bewohner mit Wohnung und Wohnumfeld zu fördern.“ 2 Hierfür ist ein aktives Miteinander nötig, das sich durch die wechselseitige Akzeptanz und Unterstützung

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Scherzer, 2003, S.25 Summer-Juhnke, 1990, S.69 vgl. Börner et al., 2005, S.14 Brech, 1994, S.10 vgl. Brech, 1994, S.27

auszeichnet. Durch diese gegenseitige Unterstützung werden den jeweiligen gruppenspezifischen Benachteiligungen und somit den Tendenzen zur Isolation entgegengewirkt. Um das soziale Miteinander zu fördern, stehen unterschiedliche Gemeinschaftseinrichtungen im Zentrum des Konzeptes.3 Allgemein ist festzustellen, dass sich hinter dem Konzept des Integrierten Wohnens ein „ganzheitlicher Ansatz“ 4 verbirgt, der viele Themen des Wohnens betrifft. Die Ziele sind definiert durch die Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, die Integration durch Partizipation sowie die Integration in das vorhandene Wohnumfeld. 5

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3. Architektonische Entscheidungenwelche das Befinden und die zwischenmenschlichen Kontakte verbessern. Integrierte Wohnmodelle wollen vorallem eines: die Gemeinschaft fördern. Jedoch kann nicht jedes Wohnhaus automatisch zu einem integrierten Wohnhaus werden. Um das Konzept des Integrierten Wohnens umsetzen zu können, müssen bestimmte architektonische Voraussetzungen erfüllt werden. So sind Erschließungsflächen, die gleichzeitig einen Begegnungsraum generieren genauso essenziell wie Gemeinschaftsflächen unterschiedlicher Ausführungen im Innen- und Außenraum. Wie diese Flächen durch den Architekten unterstützend für das Konzept des Integrierten Wohnens gestaltet werden können, wird im Folgenden erläutert.

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4. Fazit

An den genannten Projektbeispielen wird deutlich, dass alle drei architektonischen Entscheidungen nahezu unerlässlich für integrierte Wohnanlagen sind. In einer Wohnanlage ohne diese baulichen Maßnahmen ist es für die Mieter schwieriger Kontakt zueinander zu finden. Häufig sind nur Privatwohnungen vorhanden und Gärten einer einzelnen Wohnpartei zugeordnet. Auch die Erschließung ist ausschlaggebend, um die zwischenmenschlichen Kontakte zu fördern. Kombiniert mit kleinen Gemeinschaftsbereichen wird aus einem Erschließungsgang ein Aufenthaltsort.

Kommunikationsorte zu schaffen, letztenendes ist es den Mietern selbst überlassen, ob und wie oft sie diese Angebote nutzen möchten. Die Entscheidung für ein Leben in einer solchen Wohnanlage lässt allerdings darauf schließen, dass Interesse an zwischenmenschlichen Kontakten besteht. Die Architektur trägt einen großen Teil dazu bei diesen Wunsch nach Gemeinschaft zu erfüllen und die Kommunikation der Bewohner untereineander zu erleichtern.

Der Architekt ist bei der Planung dafür verantwortlich, die Voraussetzungen für diese informellen

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Quellen Brech, Joachim; Drum, Manfred: Bauen für Familien. Kostengünstig – Ökologisch – Nachbarschaftlich. Darmstadt: Verlag für wissenschaftliche Publikationen, 1994 Börner, Karlheinz; Crößmann, Gunter: Neue Wohn- und Betreuungsformen im heimrechtlichen Kontext. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Rostock: Publikationsversand der Bundesregierung, 2005 Scherzer, Ulrike: Integrierte Wohnmodelle in der Nutzungsphase. Eine Nachuntersuchung von vier Modellvorhaben des „Experimentellen Wohnungsund Städtebaus – ExWoSt“. Aachen, 2003

Schittich, Christian: Im Detail. Integriertes Wohnen. Flexibel. Barrierefrei. Altengerecht. München: Birkhäuser Verlag, 2007 Summer-Juhnke, Helga: Das Projekt aus der Sicht des Sozialreferates der Stadt. In: Brech, Joachim: Gegen Altenheime und andere Ghettos. Integriertes Wohnen. Darmstadt: Verlag für wissenschaftliche Publikationen, 1990 https://archipendium.com/architekturwissen/architektur-lexikon/ laubengang/ <29.06.2020> https://www.db-bauzeitung.de/ db-themen/schwerpunkt/einerfuer-alle/ <29.06.2020>

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https://www.wagnis.org/projekte/ realisierte-projekte/wagnis1.html <02.07.2020> https://ackermannbogen-ev.de/ stadtacker/ <02.07.2020> https://ackermannbogen-ev.de/ gemeinschaftsraeume/kreativgarage/ <02.07.2020> https://ackermannbogen-ev.de/ wp-content/uploads/2017/08/ Mitgliederbefragung_Ergebnisse_ Endfassung.pdf <02.07.2020>


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