VORWORT FLOATING E.V.
Das Thema „Nachhaltige Toilettensysteme“ erweckt immer mehr öffentliches Interesse und regt nicht nur in der Architektur und Urbanistik zur Diskussion um einen fortschrittlichen Umgang mit diesem leider immer noch mit schambehaftetem Bereich unseres Lebens an.
Neben Aspekten der Gesundheit und Hygiene, spielen für uns auch Umweltschutz und Ressourcennutzung eine entscheidende Rolle. Es wird Ziel sein, innovative Lösungen und Konzepte zu entwickeln, die nicht nur die Funktionalität und Ästhetik von Toilettenanlagen verbessern, sondern auch den Umweltaspekt berücksichtigen. Diesen Ansatz verfolgt auch die Floating University, Schauplatz dieses Projektes.
Nachhaltige Materialien und zirkuläre Prozesse werden in den Experimentierflächen transdisziplinär erprobt und gesellschaftlich hinterfragt. So wird zum Beispiel Regenwasser gesammelt und Brauchwasser, wenn möglich wiederverwendet, um Abwasserbehandlungssystemen zu entlasten. Das hier dargestellte Projekt soll zum einen zeigen was bereits möglich und dient gleichzeitig der Erkenntnisgewinnung für die zukünftige Transformation der Floating University.
Felix Wierschbitzki space-team
Floating e.V.
Good to Know
FÄZES
Fäzes, Faeces, Fäkalien, Exkremente, Kot, die den tierischen bzw. menschlichen Körper wieder verlassenden, fürntie Ernährung nicht benötigten oder unbrauchbaren Nahrungsbestandteile (Verdauung). Bei vielen Säugern besteht ein erheblicher Anteil der F. aus den im Darm lebenden Bakterien (Darmbakterien).
GRAUWASSER
Als Grauwasser bezeichnet man Abwasser, das gering verschmutzt und frei von Fäkalien ist, wie den Abfluss von Badeund Duschwanne, Waschtisch oder Waschmaschine.
HUMUS
Als Humus wird die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanz im Boden bezeichnet. Humus ist ein komplexes Gemisch von organischen Stoffen aus pflanzlicher, tierischer und mikrobieller Herkunft, das permanenten Ab-, Umund Aufbauprozessen unterliegt.
KREISLAUFWIRTSCHAFT
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert.
SCHWARZWASSER
Als Schwarzwasser wird Abwasser bezeichnet, das im Gegensatz zu Grauwasser Fäkalien enthält.
TRINKWASSER
Wasser, das nach entsprechender Aufbereitung vom Menschen unbedenklich getrunken werden kann
TROCK ENTOILETTE
Steht als Oberbegriff für alle Toiletten, die kein Wasser zum Spülen verwenden und dementsprechend auch kein Abwasser erzeugen. Statt Wasser wird organisches Material zur Spülung verwendet, bspw. Sägemehl, Stroh oder speziell hergestellt Produkte wie unser Kackpulver.
WA SSERKREISLAUF
LINEARWIRTSCHAFT
Der Ausdruck „lineare Wirtschaft“ verweist auf den direkten Weg der Produkte vom Anfang bis zum Ende. Recycling oder Wiederverwendung sind dabei nicht vorgesehen. Kennzeichnend für dieses Modell ist eine hohe Neuproduktion. Die lineare Wirtschaft belastet die Umwelt und das Klima.
S . 1 0 - 1 1 Vakuum toilette
S . 1 2 - 1 5 Um denken auf der Toilette von Sofia Pfister & Mia Weidmann
S . 1 6 - 1 7 Dehydrationstoilette
S 1 8 - 2 1 Alternative Toilettensystem e von Marco Schmidt & Jakob van Rohde
S . 2 2 - 2 3 Kom post-toilette
S . 2 3 - 2 7 Pott-cast 1 Kontaktloses Pinkeln von Jennifer Renn & Konstantin Hüsch
S . 2 8 - 2 9 Verbrennungstoilette
S 3 0 - 3 3 Pott-cast 2 Poop- Talk von Elisa Poci Nina Deutscher & Anastasia Cherlova
S . 3 4 - 3 5 Trenntoilette
S . 3 6 - 3 9 Pott-cast 3 N o running Water ! von Melissa Yuca & Justine Schuster
S . 4 0 - 4 1 Dixi-Toilette
phase 1 Recherche phase 2 Entwurf phase
S . 4 6 - 4 7 Schi(l)f-Box von Julia Geilersdorfer & Josef Kirchner
S 4 8 - 4 9 G adgetflush von Mia Weidmann & Sofia Pfister
S . 5 0 - 5 1 Trocken - Trocknen - Klo - Feuer von Jakob von Rohden & Marco Schmidt
S . 5 2 - 5 3 Com m unity Pinkeln von Jennifer Renn & Konstantin Hüsch
S . 5 4 - 5 5 Easy - Peesy von Elisa Poci, Nina Deutscher & Anastasia Cherlova
S 5 6 - 5 7 Flexi - Poo von Melissa Yuca & Justine Schuster
3 Ausfüehrung
S . 4 6 - 4 7 Ausführungspläne
Nett hier.
Aber waren Sie schon mal auf einem Frauenurinal?
Phase 1 Recherche
G r a u w a s s e rs p e i c h e r
W ä h r e n d b e i d e r V e r w e n d u n g v o n k o n v e n t i o n e l l e n
T o i l e t t e n p r o S p ü l u n g i m S c h n i t t s e c h s b i s Z e h n L i t e r
T r i n k w a s s e r v e r b r a u c h t w e r d e n u n d d e r W a s s e r v e r -
b r a u c h v o n S p a r s p ü l u n g e n d r e i b i s s e c h s
L i t e r n l i e g t , l ä s s t s i c h d i e s e m i t d e r U n t e r d r u c ke n t w ä s s e r u n g a u f c a . e i n e n L i t e r p r o S p ü l u n g r e d u z i e r e n .
V e r d u n s t u n g
V e r s i c k e r u n g
G r a u w a s s e r -
a u f b e r e i t u n g
v o n G r a u w a s s e r z u
B r a u c h w a s s e r
Dank dem geringen Wasserverbrauch der Unterdrucktoilette ist das Schwarzwasser hochkonzentriert und kann durch eine anaerobe Behandelung m it Substraten in m ethanhaltiges Biogas um gewandelt werden, dass sich in Kraft-Wärm e-Kopplungsanlagen zur
Energiegewinnung einsetzen lässt
S c h w a r z w a s s e r -
v e r w e r t u n g
v o n S c h e i ß e z u
B i o g a s
Wasser - die Quelle aller Leben, die wir täglich und oft gedankenlos nutzen und sogar in übermäßigen Mengen verbrauchen. Warum verwenden wir kostbares Trinkwasser, um unsere Fäkalien runterzuspülen und was geschieht mit ihnen, wenn sie den Abfluss hinuntergehen?
WARUM WIR UNSEREN WASSERKREISLAUF ÜBERDENKEN SOLLTEN
Der Wasserkreislauf ist von grundlegender Bedeutung für das Leben auf unserem Planeten. Einfach erklärt beginnt er mit der Verdunstung von Wasser aus Ozeanen, Seen, Flüssen und der Erdoberfläche, es bilden sich Wolken, aus denen Regen oder Schnee fällt. Das Wasser versickert im Boden, bewässert Pflanzen und kehrt dann in Flüsse und Bäche zurück zu den Ozeanen, um den Kreislauf von Neuem zu beginnen. Dieser Zyklus hat enorme Auswirkungen auf die Umwelt, die Böden und das Klima. Das Wasser transportiert dabei lebenswichtige Nährstoffe und Mineralien für das Pflanzenwachstum und die Bodenfruchtbarkeit, reguliert das Klima durch den Wärmetransport und die Niederschlagsverteilung, es ist sozusagen die Quelle des Lebens.
Jedoch hat der Mensch durch seine Handlungen den natürlichen Wasserkreislauf stark beeinflusst. Ein Beispiel dafür ist die Kanalisation. Das Abwasser aus Haushalten und Industriegebieten wird gesammelt und dann später in Kläranlagen gereinigt, bevor es in die Flüsse oder Meere zurückgeführt wird. Diese Infrastruktur war einst vor allem ein Meilenstein der urbanen Modernisierung, vor allem das Londoner System ab 1858 beeindruckte durch seine schnelle Errichtung, und rettete somit viele Menschen vor Krankheiten wie Cholera. Heutzutage steht dieKanalisation jedoch vor neuen Herausforde-
rungen, da sie die Naturbelassenheit des Wassers verändert und wichtige Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff aus dem Kreislauf entfernt.
Bis zu 130 Liter Abwasser produziert jede:r Deutsche pro Jahr. Bei alltäglichen Tätigkeiten wie, Hände waschen, duschen, Wäsche waschen, abspülen oder auch beim Toilettengang verbrauchen wir Unmengen an Wasser. Rund 30 Prozent davon sind allein auf die Toilettenspülung zurückzuführen.
Doch denken womöglich die wenigsten von uns darüber nach woher dieses Wasser überhaupt kommt oder was damit passiert, wenn es den Abfluss hinunterläuft, ganz nach dem Motto: „Aus den Augen aus dem Sinn“. Denn ganz am Ende landet unser gesamtes Wasser gesammelt in der Kanalisation und somit auch in der Kläranlage.
Das dort vermeintlich gereinigte Wasser gelangt danach wieder zurück in unsere Flüsse, Seen und natürlich auch im Meer. Doch nun sind wir an dem Punkt, an dem das Wasser immer knapper wird, wir uns um das Grundwasser sorgen und wo die Kläranlagen und der anthropogen beeinflusste Wasserkreislauf immer problematischer wird.
Aber wie genau funktioniert unsere Kläranlagensystem überhaupt und warum ist sie auf einmal zu einem Problemgeworden?
Ganz simpel gesagt: Eine Kläranlage reinigt unser Schmutzwasser, also das Schwarz- und Grauwasser, welches wir Menschen tagtäglich produzieren. Warum graues und schwarzes Wasser oft zusammengeführt werden, liegt vor allem an den Kosten und der Effizienz. Es ist aktuell daher wirtschaftlicher, beide Arten von Abwasser gemeinsam zu behandeln.
Die Naturbelassenheit des Wassers und wichtige Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff werden aus dem Wasserkreislauf entfernt. Zudem werden menschliche Ausscheidungen, einst potenzielle und nährstoffreiche Rohstoffe, nun mit anderen Schadstoffen vermischt. Doch das Sammeln aller Abwässer in einem System erweist sich als problematisch, da eine Vielzahl von Schadstoffen, darunter Medikamentenrückstände und Mikroplastik, das Wasser belastet.
Zur Reinigung dieses Abwassergemisches durchläuft es in der Kläranlage üblicherweise drei, mittlerweile mancherorts sogar vier Stufen. In der ersten Stufe erfolgt eine sogenannte „mechanische“ Entfernung von Feststoffen. Hierbei werden grobe Schmutzteile entfernt, aber auch Erdund Sandteilchen, sowie Fette oder Öle herausgefiltert. Die zweite Stufe besteht aus der biologischen Reinigung des Wassers. Hierbei kommen viele kleine Mikroorganismen wie Pilze oder Bakterien zusammen und bauen organische
Verbindungen Schritt für Schritt ab. Als dritten Schritt werden dem Wasser biologische Stoffe wie Phosphor oder Stickstoff gezielt entfernt werden. Somit ist das Wasser annähernd schadstofffrei. Es gibt bereits auch eine weitere und somit vierte Stufe, welche für die Entfernung von Mikroschadstoffen mit Hilfsmittel wie die Aktivkohlefiltration oder Ozonierung beitragen soll. Dieser weitere Reinigungsprozess wird in Deutschland allerdings gerade erst langsam umgesetzt.
Das gereinigte Wasser wird anschließend wieder den Oberflächengewässern zugeführt, wo es dann später zum Beispiel unter anderem der Landwirtschaft zur Bewässerung der Agrarflächen dient.
Doch wo liegt nun das Problem unserer Kläranlagen? Schließlich ist das Wasser dem Auge nach zu urteilen sauber.
Neben der Wasserverschmutzung durch die Kanalisation, ist dabei der Umgang mit menschlichen Ausscheidungen problematisch, da wichtige Nährstoffe, wie Phosphor und Stickstoff, im Klärschlamm landen und nicht zurück in den Nährstoffkreislauf gelangen. Nährstoffe wie Phosphor oder Stickstoff werden herausgefiltert, um später die Phosphor- und Stickstoffkonzentration in Oberflächengewässern möglichst gering zu halten, da diese wiederum zu Todeszonen in den Gewässern führen können. Phosphor jedoch gilt als wichtiger Nährstoff für das Pflanzenwachstum und ist reichlich in menschlichem Urin enthalten. Wird dieser jedoch, genauso wie andere wichtige Nährstoffe, die in unseren Fäkalien enthalten sind, aus dem Wasser entfernt, müssen die Nährstoffe für die Pflanzen künstlich hinzugefügt werden, um das Wachstum der Pflanzen auf dem Acker zu fördern. Dies passiert aktuell noch sehr häufig auf chemischer Basis, welche zusätzlich eine enorme Belastung für unsere Böden darstellt. Diesführt außerdem zu einer Abhängigkeit von Kunstdüngern, deren Herstellung energieintensiv und ökologisch bedenklich ist.
Das Problem beginnt somit mit dem Zusammenkommen von Kot und Urin in unserer Toilette, denn menschlicher Urin aber auch Kot können in naher Zukunft wichtige Rohstoffe für uns im Rahmen
des Klimawandels werden. Denn Phosphor, aber auch Stickstoff sind beispielsweise wertvolle Rohstoffe in der Landwirtschaft, jedoch sind sie kaum noch vorhanden. Somit könnte unsere Ausscheidungen wichtige Nährstoffquellen der Zukunft sein.
Es gibt Ansätze zur Lösung dieser Probleme, wie die Separation von Urin und Kot in Trockentrenntoiletten, sowie die Wiederverwendung von Abwasser und die Nutzung von Kompostanlagen für die Nährstoffrückführung. Diese Ansätze erfordern aber ein Umdenken und innovative Lösungen. Es besteht die Notwendigkeit, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln, die verschiedene Aspekte wie Wasser-, Nährstoff- und Energiemanagement zu integrieren, um den Herausforderungen der Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit zu begegnen. Trenntoiletten ermöglichen die Separation von Urin und festen Ausscheidungen, was es ermöglicht, den Urin als wertvolle Ressource für die Landwirtschaft zurückzugewinnen und die Belastung der Kläranlagen zu reduzieren. Durch die Nutzung von Trenntoiletten könnte auch der Einsatz von Kunstdüngern reduziert werden, da der Urin wichtige Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff enthält. Insgesamt könnte die Einführung von Trenntoiletten dazu beitragen, den Wasserkreislauf nachhaltiger zu gestalten und die Belastung von Gewässern und Böden durch Abwasser zu verringern.
Quellen:
https://wilo.com/de/de/News-Blog/Rund-um-die-Wilo-Welt/ Blog/4.600-Jahre-Die-Geschichte-der-Abwasserentsorgung_13696.html#:~:text=Die%20Moderne%3A%20Kläranlagen%20als%20neueste%20Erfindung&text=Aufgrund%20 der%20zunehmenden%20Industrialisierung%20und,Bestandteile%20aus%20dem%20Wasser%20entfernte. (Stand: 09.04.2024)
https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/abwasser-wasser-klaeranlagen-kanalisation-leitungswasser-100. html (Stand: 09.04.2024)
https://wasser-macht-schule.de/abwasser/reinigung/#:~:text=Die%20mechanische%20(erste)%20Reinigungsstufe%20einer,Wasser%20mithilfe%20verschiedener%20Mikroorganismen%20gereinigt. (Stand: 09.04.2024)
https://taz.de/Der-Stoffkreislauf-beginnt-im-Klo/!5983026/ (Stand: 09.04.2024)
https://www.veoliawatertechnologies.de/watertechnews/ phosphor-entfernen-rueckgewinnen-ein-ueberblick (Stand: 09.04.2024)
https://www.biorama.eu/faekalien-rohstoff-wc/(Stand: 09.04.2024)
Die Dehytrationstoilette ist eine „kleine“ Toilette, die kein Wasser und keine Chem ikalien verwendet! Deshalb wird sie auch Trockentoilette genannt Kot und Urin werden in der Toilette gesam m elt Einige M odelle trennen den Urin, dann gelangen nur Kot und Papier in den Eim er und der Urin wird getrennt gehalten Einige M odelle haben eine eingebaute Belüftung, die dafür sorgt, dass keine Gerüche in der Toilette entstehen und der Inhalt trocken ist!
Urintank
U r i n a b l e i t u n g
DEHYDRATIONSTOILETTE
Lass uns darüber sprechen, welche Trockentoiletten-Systeme existieren, wo sie in Betrieb sind und wie sie funktionieren
Auf der Suche nach dem passenden System für die Floating University werden verschiedene Beispiele in verschiedenen Größenordnungen untersucht, um sich raus ein tieferes Verständnis für die Vor- und Nachteile der verschiedenen Lösungen zu bekom-
ALTERNATIVE TOILETTENSYSTEME UND WO SIE EINGESETZT WERDEN (KÖNNTEN)
Die Welt ist zunehmend mit den Herausforderungen des Klimawandels und Ressourcenknappheit konfrontiert. Mit Blick auf die globale Lebensmittelherstellung stellt man schnell fest, wie elementar die Ressourcen Wasser und Phosphor sind, welches der Hauptbestandteil in sämtlichen Düngern ist. Ohne diese beiden Komponenten ist großformatige Landwirtschaft nicht denkbar.
Auf eindrucksvolle Weise,veranschaulicht die Geschichte der Floating University Berlin, wie ein ehemaliges Regenrückhaltebecken zu einem Symbol für die Umgestaltung unserer Beziehung zu Wasser und zur Schaffung nachhaltiger Kreisläufe werden kann. Ursprünglich wurde das Becken als Teil der Regenabwasserinfrastruktur für das Tempelhofer Flugfeld in den 1930er Jahren errichtet. Doch dank des Engagements der Berliner:innen wurde dieses Gelände vor der Überbauung bewahrt und stattdessen zu einem Experimentierfeld für alternative Nutzungskonzepte.
Die Architekten von raumlaborberlin erkannten das Potenzial des Beckens und konzipierten die Floating University als einen Ort, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch eine nachhaltige und respektvolle Beziehung zum Wasser fördert. Hier wird eine Plattform für innovative Ansätze zur Wassernutzung und -aufbereitung geboten. Durch ihr vielfältiges Angebot an Veranstaltungen und Programmen trägt sie dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung des Wassers und die Notwendigkeit nachhaltiger Ressourcenkreisläufe zu schärfen. Besonders interessant ist der Umgang der Floating University mit den verschiedenen Arten von Wasser. Dabei wird zwischen vier Haupttypen unterschieden: Regenwasser, Beckenwasser, Grauwasser und Schwarzwasser. Regenwasser wird von den Dächern gesammelt und nach Absorption von Feinstaub und Schadstoffen wiederverwendet. Beckenwasser, das aus verschiedenen Quellen wie Regenwasser und Straßenabflüssen stammt, wird durch ein Kanalsystem abgeleitet und ebenfalls für verschiedene Zwecke genutzt.
Grauwasser, das durch den täglichen Gebrauch entsteht und verschiedene Grade von Verschmutzung aufweisen kann, wird ebenfalls gesammelt und aufbereitet, um wiederverwendet zu werden.
Grauwasser, das durch den täglichen Gebrauch entsteht und verschiedene Grade von Verschmutzung aufweisen kann, wird ebenfalls gesammelt und aufbereitet, um wiederverwendet zu werden. Das Wasser aus den Toiletten, welches auch Schwarzwasser genannt wird, fließt bisher jedoch auch bei der Floating University wie gewöhnlich in die öffentliche Kanalisation ab. Es ist reich an Nährstoffen und bietet ein enormes Potenzial fürs Kreislaufdenken.
Durch die Separierung von Urin und Fäkalien, auch als Trenntoiletten bekannt, kann das sogenannte „Gelbwasser“ als wertvolle Ressource für die Herstellung von Düngemitteln oder Methangas genutzt werden.
Diese innovative Herangehensweise verdeutlicht, wie durch das Umdenken in der Abwasserwirtschaft nicht nur Ressourcen eingespart, sondern auch neue Möglichkeiten der Ressourcengewinnung und -nutzung geschaffen werden können.
Es ist beeindruckend, wie Aufwand und enorme finanzielle Mittel zusammen mit dem Grau- und Schwarzwasser ungenutzt abfließen. Das verdeutlicht die dringende Notwendigkeit innovativer Ansätze, die eine nachhaltigere Nutzung von Wasser ermöglichen und gleichzeitig die Rückgewinnung von Ressourcen fördern.
Die Floating University Berlin ist nur ein Beispiel für eine Einrichtung, die experimentell alternative Kreisläufe für Wasser und Ressourcen umsetzt. Es gibt jedoch viele weitere inspirierende Beispiele auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Größenordnungen anhand derer die Skalierbarkeit der Kreisläufe aufgezeigt werden kann.
Für die Schließung des Wasserkreislaufes wurden bereits in den unterschiedlichsten Bereichen Trockentoiletten eingeführt. Entscheidend ist die Wahl
des passenden Toilettensystems, die abhängig vom Standort getroffen wird. So gibt es im ländlichen Raum deutlich mehr Platz für Pflanzenkläranlagen und Kompostiermöglichkeiten als im urbanen Umfeld. Eine doppelte Leitungsführung kann bei Neubauprojekten von Beginn an mitgedacht werden, während sie in Bestandsbauten schwerer zu realisieren ist und Umbauten der Infrastruktur erfordert.
Grundsätzlich gibt es aber mittlerweile zahlreiche erprobte und funktionierende Beispiele die zeigen, dass eine Sanitärwende in allen Lebensbereichen möglich ist. Im Folgenden soll ein Überblick verschiedener Varianten gegeben werden. Das Dixi-Klo kennt wahrscheinlich jeder. Dank chemischer Zusätze im Tank ist es einfach zu nutzen und überall, wo es keine Kanalanbindung gibt, zum Standard geworden. Die Chemiebrühe bringt jedoch nicht nur Schwierigkeiten in den Kläranlagen, sondern verhindert auch die Wiederverwendung der wertvollen Stoffe aus Fäkalien. Um Kreisläufe zu schließen, bedarf es anderer Systeme. Im Ökodorf Sieben Linden werden flächendeckend Urin separierende Trockentoiletten eingesetzt. Der Urin fließt zusammen mit dem Grauwasser aus Bad und Küche in Pflanzenkläranlagen. Nach der Klärung wird es aufgefangen und zur Bewässerung der Gärten und Grünflächen verwendet.
Ein großer Teil der Nährstoffe aus dem Urin ist nach der Klärung noch enthalten und geht somit nicht verloren. Die Fäzes werden getrennt aufgefangen und unter Zugabe von organischem Pflanzenmaterial kompostiert. Eine erste „heiße“ Kompostierung sorgt für die Abtötung der enthaltenen Keime. Das entstehende nährstoffreiche Gemisch wird anschließend drei Jahre ruhen gelassen und dann als Kompostdünger unter Bäumen und Büschen verwendet. So kommt das Ökodorf ohne eine Anbindung an die Kanalisation aus.
Auch das in Eberswalde ansässige Unternehmen Finizio stellt Kompostdünger aus Fäkalien her. Hier kommen die Fäkalien aus öffentlichen Toiletten sowie
aus temporären Sanitäranlagen, die auf Festivals genutzt werden. Die Fäzes werden gut durchlüftet in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt. Hierbei entstehen Temperaturen um die Siebzig Grad Celsius. Nach dieser Hygienisierung werden Tonminerale und organisches Material hinzugefügt. Anschließend wird er mehrere Wochen täglich durchlüftet. Heraus kommt ein qualitativ hochwertiger Humusdünger, der auch für essbare Pflanzen verwendet werden könnte. Dies ist bisher jedoch nur zu Forschungszwecken erlaubt. Für die Zulassung wird bisher noch gekämpft.
Der Hersteller „Holzapfel und Konsorten“ aus Weimar stellt auch Trockentoiletten her, die in Gebieten ohne Anschluss an die Kanalisation verbaut werden können. Durch die Einsparung des Spülwassers ist das Abpumpen und der Abtransport zur örtlichen Kläranlage deutlich günstiger als vergleichbare Wassertoiletten mit entsprechend großen Auffangtanks. Wenn gewünscht, ist auch hier die private Nutzung der Fäzes und des Urins als Dünger möglich. Ein gutes Beispiel einer Neubausiedlung mit alternativen Sanitärsystemen ist die „Jenfelder Au“ in Hamburg. Der sogenannte „Hamburg Water Cycle“ zeigt Lösungen für die Regen- und Abwassernutzung im städtischen Kontext. Mehrere hundert Wohnungen bieten Platz für über 2.000 Menschen. Die verbauten Vakuumtoiletten verbrauchen nur etwa 1l Wasser pro Spülgang. Durch die geringe Verdünnung kann das Schwarzwasser so als Energieträger für die Biogasanlagen verwendet werden. Diese können damit Energie für Heizung und Strom des Areals erzeugen. Das Grauwasser wird vor Ort geklärt und in Gewässer eingeleitet.
Dass ähnliche Systeme auch in Bestandsgebäuden möglich sind, hat die „Roof Water Farm“ in Berlin gezeigt. Hier wurde zu Forschungszwecken das getrennt aufgefangene Toilettenwasser eines Wohnblocks direkt vor Ort aufbereitet und anschließend zu Flüssigdünger, dem sogenannten „Goldwasser“, weiterverarbeitet. Die enthaltenen Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium ersetzen den handelsüblichen Dünger bei der Pflanzenaufzucht, die ebenfalls vor Ort stattfand. Die Kosten lagen Stand
2015 bei etwa 500€ pro Wohneinheit für die Nachrüstung der Leitungen. Hinzukommen weitere 500€ pro Person für die Aufbereitungstechnologie.
Die „Eawag“ in der Schweiz gewinnt den Flüssigdünger „Aurin“ aus Urin, der mittlerweile vom Bundesamt für Landwirtschaft auch für essbare Pflanzen zugelassen ist. Dafür wurden im Forschungsgebäude „Nest“ Urin separierende Toiletten eingebaut. Nach der Ausfilterung von Medikamentenrückständen und Hormonen wird der Urin eingedampft. So entsteht aus 10 Litern Urin 1 Liter Flüssigdünger. Dieser ist auch in Österreich und Liechtenstein zugelassen. In Deutschland jedoch leider noch nicht.
Doch welches Toilettensystem ist für die Floating University in Berlin am besten geeignet? In einer ersten Phase sollten möglichst verschiedene Varianten parallel getestet werden. Diese „Trockentoiletten Bibliothek” ermöglicht Besucher:innen die verschiedenen Bauweisen kennenzulernen und direkt vergleichen zu können.
Wichtig bei der Wahl des Systems ist zum einen, dass die Toiletten unabhängig von Geschlecht und körperlichen Fähigkeiten gut genutzt werden können und sich keine Personen ausgeschlossen fühlen. Andererseits müssen sie technisch einwandfrei funktionieren, sodass hygienische Anforderungen gegeben sind und keine zu hohe Geruchsbelastung auftritt. Der Ressourcenverbrauch sollte während Betrieb und Nutzung möglichst gering sein. Insbesondere Trinkwasser darf nicht verschwendet werden. Da sich die Floating University als Lernort sieht, wäre es außerdem gut, wenn die Systeme leicht verständlich sind. Dafür könnten ablaufende Prozesse nachvollziehbar oder sichtbar gestaltet werden.
Viele Lösungen für alternative Toilettensysteme sind bereits da. Diese sollten immer breiter angewendet und weiter verbessert werden. Wasser und Chemietoiletten sind nicht die perfekte, endgültige Lösung und sie zu ersetzen ist möglich.
Quellen:
https://floating-berlin.org/de/ort/wasser/ (Stand: 05.04.2024)
https://siebenlinden.org/wp-content/uploads/2022/02/ TrockenToiletten-und-Grauwasserreinigung-im-OekodorfSieben-Linden.pdf (Stand: 06.04.2024)
https://finizio.de/recycling/ (15.04.2024)
https://www.holzapfel-konsorten.de/index.php?id=89 (Stand: 06.04.2024)
https://www.hamburgwasser.de/umwelt/vorsorge/hamburgwater-cycle#c2070 (Stand: 06.04.2024)
http://www.roofwaterfarm.com/themen/ (Stand: 08.04.2024)
https://www.eawag.ch/de/forschung/menschen/abwasser/ projekte/autarky/ (Stand: 08.04.2024)
Lüftungsrohr und Zuluftkanäle m achen den Betrieb geruchsneutral
M enschliche Abfälle können m it organischen Küchenabfällen gem ischt werden, und diese M ischung wird sich langsam in organischen Dünger verwandeln
Komposttoilette
Kom posttoiletten schützen das G rundwasser, die O berflächengewässer und den Boden vor der Verschm utzung durch Abwässer, verhindern die Ansam m lung gefährlicher pathogener Abfälle und lösen das Problem der Entsorgung von Klärschlam m auf M ülldeponien
In einer Welt, in der Wasser eine im m er knapper werdende Ressource ist, sparen sie enorm e M engen an Wasser und erfordern nur sehr wenig Infrastruktur
Alle Kom posttoiletten m üssen ein wenig gepflegt werden, um sicherzustellen, dass sie sauber, hygienisch und geruchsfrei bleiben Bei Kom posttoiletten m uss auch das Kom postm aterial in regelm äßigen Abständen entfernt werden
Learning by Pooing Pott-Cast
Bettina Möllring ist Professorin für Industriedesign an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Mit der Veröffentlichung Ihrer Dissertation Toiletten und Urinale für Frauen und Männer vor über zwanzig Jahren, schlägt Sie noch heute Wellen und hat damit einen wichtigen Grundstein für den frauengerechten Anspruch an die Toilette gelegt. Was hat sich seitdem getan und wie nimmt die Professorin den aktuellen Diskurs war?
ES
WAR NOCH NICHT
Wir treffen Fr. Möllring an einem Montagnachmittag via Zoom. Eine Frau mittleren Alters mit vollem, schulterlangem, dunkelbraun grau meliertem Haar strahlt uns durch den Bildschirm an. Hinter ihr ist ein Regal mit vielen Büchern und Modellen zu sehen - sie befindet sich in ihrem Büro an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
KONTAKTLOSES PINKELN
Sie haben 2003 Ihre Doktorarbeit Toiletten und Urinale für Frauen und Männer. Die Gestaltung von Sanitärobjekten und ihre Verwendung im öffentlichen und privaten Bereich veröffentlicht. Um direkt einzusteigen, stellen wir Ihnen doch einfach mal die Frage: Wie sind Sie denn auf das Thema gekommen?
Ich bin aus Stuttgart nach Berlin gekommen und da war das schon eine relativ wilde Zeit, aber es war trotzdem so, dass ich den Eindruck hatte: mit Feminismus ist hier nichts. Das war das eine und das andere war, ganz platt, ganz plakativ. Ich wollte irgendwas machen, was noch nie jemand gemacht hat oder wozu es möglichst wenig Sachen gab. Ich wollte das nicht, den zweimillionsten Stuhl gestalten oder eine Kaffeemaschine oder sonst irgendwas. Es war noch nicht einmal, dass ich etwas tun wollte, was die Welt
verbessert, sondern ich wollte Freiraum haben und mir war klar, dass es um Frauen gehen soll. Es ging erst mal um Toiletten im öffentlichen Bereichen und dann um Toiletten für Frauen.
Wenn Sie heute noch mal an dem Punkt Ihrer Doktorarbeit von vor 20 Jahre wären, würden Sie das Thema anders angehen?
Es geht eigentlich gar nicht darum, dass wir unbedingt neue Produkte brauchen. Es geht um die Frage: Wie ist der Kontext und wie sind die Handlungen, die da stattfinden? Dass Männer gerne im Stehen pinkeln, das ist eine kulturelle Geschichte. Das besagt zumindest die Zivilisationstheorie. Frauen und Männer versuchen sich zu unterscheiden. Frauen versuchen nicht wie Männer zu sein und Männer versuchen nicht wie Frauen zu sei. Wenn man sagt die Männer Stehen im pinkeln, dann müssen die Frauen das anders machen. Das ist tatsächlich in fast allen Kulturen so. Vielleicht könnte man das auch als eine Veränderung der Kultur Praktik nennen, dass Männer sich nun hinsetzen und das bedeutet die Toilette funktioniert funktional vielleicht nicht, aber Männer würden sich vielleicht daran gewöhnen - und das haben sie auch schon gemacht. Aber ich denke, das hat auch
was mit dem Alter zu tun. Ältere Männer werden immer heimlich im Stehen pinkeln - Zuhause. Und dann könnte man sagen, wir verändern die Toilette so, dass eben alle Geschlechter gut beieinander sind. Letztendlich ist es eine Mischung. Es ist nicht nur funktional oder technisch, sondern da ist noch viel anderes mit dabei. Diese Tabuisierung überhaupt, das Problem der Unisex Toiletten, bei der eigentlich die gleichen alten Sachen drinnen stehen. Vielleicht ist es der Fall, dass es bald nur einen Eingang gibt und man sich etwas aussuchen kann.
Vor der Toilette muss man sich bereits für eine Tür entscheiden, und nicht nur für sich selbst, sondern auch vor anderen Personen, was häufig mit Scham in Verbindung zu bringen ist. Es ist natürlich schön dem in Zukunft entgegenwirken zu können. Wie würden Sie denn eine neue Toilettenanlage einrichten?
Wenn es ein Frauen Urinal gäbe, dann könnte man das installieren. Normalerweise haben die Toiletten die gleiche Größe. Frauentoiletten, Männertoiletten und in den Männertoiletten passen mehr Installation rein. Das heißt, die Frauentoiletten müssten von der Fläche größer sein. Also das
wäre dann eine Art von Gerechtigkeit. Ich war beim VDI (Verein Deutscher Ingenieure e. V.) in gewissen Ausschüssen und das gab nur Ärger. Die Vorstellung, dass Frauen größere Toilettenanlagen bekommen, das war unvorstellbar. Es hieß: Nee, machen wir nicht. Zack, fertig, aus, vorbei.
Woran glauben Sie, liegt das?
Welche Stimmen wurden da laut?
Na ja, es kostet alles Geld. Die Toiletten sind die teuersten Räume in Gebäuden. Und der Gerechtigkeitssinn sieht dann so aus: Warum sollen wir mehr Geld für die Frauen ausgeben? Ist ja Quatsch. Es geht nur ums Geld und dann gibt es Entscheider und dann verstehen die das nicht, was das soll, der Quatsch. In diesem Ausschuss haben wir wirklich gut gearbeitet und kamen bis zu diesem Punkt und dann gab es drei Jahre lang nur noch Gehacke. Es ist nichts mehr passiert. Das war wirklich furchtbar und am Ende ist alles so geblieben. Letzten Endes geht es immer um Geld. Wenn Sie neue Produkte herstellen wollen, dann müssen Sie richtig Geld in die Hand nehmen, insbesondere bei Keramikinstallationen, diese sind einfach teuer. Allein zu denken: Wir probieren mal was aus. Selbst dahin kommen wir nicht, weil eben mindestens die Hälfte der Menschheit das einfach nicht versteht, was die Frauen eigentlich wollen.
Und es wird wahrscheinlich auch der Fall sein, dass in diesen Gremien ein Großteil von Männern sitzt und die Frauen höchstwahrscheinlich in der Minderheit sind. Was glauben Sie, müsste sich denn ändern, damit sich das Damenurinal durchsetzen könnte? Glauben Sie, es würde reichen, dass ein Hersteller das in seine Produktpalette aufnimmt?
Das ist sogar passiert. Ein italienischer Designer, Matteo Thun, hat für eine spanische Sanitärfirma ein Urinal entwickelt, das ganz gut aussieht und aus Keramik ist, und hat den blödsinnigen Namen Girly, ist aber nutzbar für Männern und
Frauen. Ich war 2015 das letzte mal auf der mailänder Möbelmesse und da habe ich in einem Restaurant diese Toilette gesehen und ich war total begeistert, (...) und ich hab es auch benutzt und fand es fantastisch. Aber es wurde dann noch circa zwei Jahre verkauft und jetzt ist es nicht mehr zu bekommen.
„FÜR ÖFFENTLICHE TOILETTEN ZAHLEN ALLE, ABER DASS DIE AMPEL VON ROT
AUF GRÜN SETZT, DAFÜR ZAHLT KEINER.
Wir sind immer noch in der freien Marktwirtschaft und da geht es nun mal um Angebot und Nachfrage. Und ich vermute auch einfach mal, dass sich da in den Köpfen der Leute noch etwas tun muss. Wie viele Leute haben denn überhaupt von einem Damenurinal schon gehört?
Wir haben Kommunikationsdesign bei uns im Haus. Ich schätze mal, dass die Studierenden das waren und sie haben nicht nachgefragt, sondern es einfach gemacht.
Sie haben das Genderzeichen für Frauen, diesen Kreis mit dem Kreuz, blau ausgefüllt und direkt daneben das Zeichen für Männer rosa ausgefüllt. Und lediglich die andere Farbe hat mich jedes Mal irritiert, obwohl ich mich so lange mit dem Thema beschäftige. Das sitzt so tief in uns, das ist richtige Arbeit aus diesem Denken rauszukommen.
Und wie sehen die Toilettenanlagen von innen aus?
Ganz normal. Nichts gemacht, nichts verändern.
War es in Mailand das allererste Mal, dass Sie frei im öffentlichen Raum auf ein Damenurinal gestoßen sind?
Ja, das war das erst Mal.
Das erste und letzte Mal?
Ja, genau.
Sehen Sie die reale Möglichkeit, dass es hinsichtlich der Frauenurinale in den nächsten 20 Jahren einen Wandel geben wird?
Ich habe eine Art Zweckoptimismus. So richtig glauben tu ich‘s nicht, dass ich das noch erlebe. Es ist dermaßen zäh, das ist wirklich schlimm. Ich habe auch zu Herstellern Kontakt gehabt, aber das war beinhart. Die Idee ist: Es sollte für jeden zugänglich sein und es sollte, ohne dass man es bezahlt, benutzt werden können. Und dann? Es ist tatsächlich auch ein gesellschaftliches Problem. Wovon reden wir hier? Von Hygiene und wenn Sie mal in Japan waren, dann werden Sie sehen, was möglich ist. Es gab diesen schönen Film Perfect Days. Fantastische Toilettenhäuschen, die sauber gehalten werden, wo auch keine Frau Probleme hätte, sich hinzusetzen. Und dann wird das Gesäß gewaschen und getrocknet. Das ist Komfort. Die städtische Gesellschaft kümmert sich darum - das gehört dazu. Für öffentliche Toiletten zahlen alle, aber dass die Ampel von Rot auf Grün setzt, dafür zahlt keiner. Für Toiletten, dafür gibt es kein Geld.
Das ganzen Gespräch findet Ihr unter dem QR-Code.
Verbrennungstoilette
Eine Verbrennungstoilette sieht aus wie eine herköm m liche Toilette, bis auf die Tatsache, dass das Innenleben der Toilette kom plett aus Edelstahl gefertigt ist Eine Verbrennungstoilette arbeitet m it Strom und / oder G as M anche Toiletten werden an den 230 Volt Netzstrom angeschlossen, m anche können auch m it einer Batterie betrieben werden Andere schließt m an m it einem Netzteil an einen 12-Volt-Anschluss an
Die Verbrennung erfolgt im m er in einer geschlossenen Brennkam m er Die freigesetzten G ase werden über ein Abzugsrohr aus dem Badezim m er ins Freie geleitet N ach dem Verbrennungsvorgang läuft der Ventilator noch so lange nach, bis die Brennkam m er auf circa 80 G rad Celsius abgekühlt ist
Belüftung
In einer Zeit, in der der Klimawandel und die Ressourcenknappheit zu den größten diskutierten Problemen gehören, streben viele Unternehmen nach ökologischen Lösungen, wie Trockentoiletten. Über ihre Erfahrung bei Kompotoi, einem Hersteller von Komposttoiletten in Deutschland und der Schweiz, berichten uns zwei Experten, Kristina Huch und Florian Hayler.
Kristina: Aktuell ist es ja eben so, dass das Führen im Kreislauf in einem nicht privaten Rahmen, also in einem gewerblichen Rahmen, so wie wir es tun wollen, in gewisser Weise unreguliert ist. Also es ist nicht verboten, ist es aber auch nicht erlaubt, sondern wir stehen da ein bisschen vor einer Regulationslücke. Das dritte, darüber haben wir schon gesprochen, ist eben das Angebot. Die Toiletten müssen da sein, sie müssen ausprobiert werden können, um natürlich auch Hemmungen etc. abzubauen und um eine Normalität hinzukriegen. Ich glaube, das sind so die drei wichtigen Säulen, auf denen die Sanitärwende fußt. Und ich sehe da auf jeden Fall in vielen Säulen Bewegung.
Du hast auch ganz kurz diesen politischen Aspekt erwähnt. Könnt ihr da einige Beispiele für regulatorische Rahmenbedingungen nennen, die momentan der Einführung von Komposttoiletten im Wege stehen? Was sind also die spezifischen Probleme, die uns auf staatlicher oder politischer Ebene die Verwendung der Komposttoiletten behindern?
Florian: Aktuell ist es ja so: In dem Moment, wenn wir bei unseren Komposttoiletten die Hinterlassenschaften sammeln, dann fällt es erst mal unter das Abfallrecht. Das Abfallrecht geht so lang, bis die Wiederausbringung stattfindet. Es
VECTORWORKS
VECTORWORKS
gibt aber auch noch ein Kreislaufgesetz und es gibt die Düngemittelverordnung. Das sind diese drei Achsen, die damit reinspielen. Was den abfallrechtlichen Aspekt betrifft, sind wir uns erst mal im Klaren. Die Masse wird erst mal als bioorganische Masse behandelt, aber dann irgendwie auch wieder nicht. Das ist aber dem Abfallrecht erst mal egal. Das bestimmt dann die Düngemittelverordnung, weil es dort darum geht, es wieder in Verkehr zu bringen. Da sagt die Düngemittelverordnung: „Ja, Moment mal, was ist dann die ähnlichste menschliche Analogie dazu? Das Ähnlichste, was wir haben, ist eigentlich Klärschlamm. Das ist das, was am Ende bei einer Kläranlage übrigbleibt. Aber bei der Kläranlage im Klärschlamm haben wir natürlich auch den Phosphor und den Stickstoff. Und wir haben auch noch ganz viele andere Sachen. Wir haben eine hohe Konzentration an Tensiden, die aus irgendwelchen Waschmitteln kommen. Wir haben ganz viele Schwermetalle aus Industrie und andere größeren Belastungen. Und da ist das große Problem: Wir sammeln ja wirklich nur die menschlichen Hinterlassenschaften und mischen sie ja mit gar keinen Industrieabfällen. Wir wollen eigentlich damit erreichen, dass wir doch nicht in diesem Mischmasch als Klärschlamm deklariert werden, weil der Klärschlamm aktuell verbrannt wird. So, und das ist jetzt auch nicht unser Ziel. Was wir jetzt rechtlich machen können, ist, dass wir unsere Inhalte aus Trockentoiletten „trocken setzen“, quasi den
Urin weg drainagieren und in die Verbrennung geben. Das ist der Weg, den wir aber gar nicht gehen wollen. Also viel einfacher ist es, die Feststoffe zu nehmen und zu kompostieren. Das Ganze muss hygienisiert und kompostiert werden und dann kann es auch wieder in Verkehr gebracht werden. Wir sind auch in dem Verein NetSan (Netzwerk für nachhaltige Sanitärsysteme) in dem Mitglieder aus verschiedenen Bereichen dabei sind. Kennt ihr bestimmt auch schon, wenn euch damit beschäftigt. Dort sind auch alle Trockentoilettenanbieter, die ähnlichen Dinge wie wir tun. Dabei ist aber auch der Bereich der Forschung tätig. Durch das Engagement der Mitglieger wurde die DIN SPEC veröffentlicht. Die soll genau die Normierung festlegen. Das heißt, wenn du eine DIN SPEC hast, dann kannst du einen Weg aufzeigen, wie du die Reststoffe behandelst, dass eine Hygienisierung erfolgt ist und dass der Kreislauf wieder gewährleistet ist. Und die DIN SPEC könnte zu einer DIN-Norm erweitert werden, muss sie aber gar nicht zwangsläufig. Das sind so die Wege, die man aktuell versucht zu gehen, um politischen Aspekt zu involvieren. Man braucht natürlich politische Beistände, die sich dem Ganzen annähern, damit es geprüft wird und auch auf die politische Ebene gebracht wird. Das ist halt ein Weg.
Kristina: Die Frage ist, ob man vorher noch eben ein oder zwei Grundsätze klären muss. Eben sowas wie: Wir haben
Urin als einen flüssigen Strom. In dem Urin sind tatsächlich die meisten Nährstoffe enthalten. Vor allem das, was interessant für die Weiterverwertung ist. Wir wissen, dass Urin ziemlich steril ist und kann relativ unbedenklich so benutzt werden. Könnte man zum Beispiel auch privat relativ unbedenk-lich benutzen. Über den Urin wird aber natürlich auch alles andere ausgeschieden, was wir sonst im Körper haben. Das heißt, wenn zum Beispiel Medikamente genommen werden oder ähnliches, dann landen die Rückstände davon im Urin. Das heißt experimentierfreudige Menschen, die gerne einen kostenfreien, hochwertigen Flüssigdünger haben wollen, können ihn direkt an der Quelle abzapfen und auf dem Balkon oder im eigenen Garten verwenden. Wer sich dafür interessiert, haben wir auch in unserem Blog genaue Infos dazu. Was sollte man tun oder wie viel kann man jeweils verarbeiten. Das Wichtige ist eben daran: Man sollte darauf achten, dass idealerweise keine Medikamente genommen werden, weil die sonst wieder zurück an die Pflanzen gehen und wir diese wieder zu uns nehmen bzw. wir sie natürlich auch einfach in die Umwelt geben und damit andere Organismen mit den Medikamenten, die dafür da sind, Wirkung in Organismen zu machen, belasten. Dann haben wir den festen Strom und da muss man auch wieder sagen, in dem was wir da sammeln, ist nur zu einem relativ kleinen Teil tatsächlich der Kot selbst. Da ist natürlich ein ganz großer Teil Hobelspäne, die da drüber gemacht werden oder was auch immer man als Einstreu verwendet, um die Flüssigkeit zu binden, um die Gerüche zu unterdrücken etc. Dazu kommen noch Sachen wie Klopapier. Also viel organisches Material. Das ist sehr kohlenstoffhaltig. Deswegen ist es interessant für die Kompostierung. Aber es enthält eben und das wissen wir alle eine hohe Belastung an Bakterien, die eben nicht wieder Richtung Mund gebracht werden müssen/sollten. Und das heißt, es muss in irgendeiner Form behandelt werden. Was man aber auch bereits sehr gut machen kann. Da gibt es entweder die Achse über die Zeit: Das ist das, was man eben im Privaten machen kann, also wer in seinem eigenen kleinen Garten oder so eine Komposttoilette hat, muss einfach darauf achten, dass ausreichend lange kompostieren zu lassen. Man
spricht dabei von einer ungefähren Dauer von zwei Jahren. Oder man wählt den Weg, das ausreichend zu erhitzen und damit werden Pathogene entsprechend abgetötet. Das ist das, was man bedenken muss. Man kann es nicht einfach so verwenden, wie Florian bereits gesagt hat. Das wurde gemacht und ist in schlimmen Choleraerfahrungen etc. geendet. Es hat aber eben beides wert und kann eingesetzt werden, wenn es sinnvoll behandelt wird.
„
DURCH EINE VORGEGEBENE NORMIERUNG IM BEZUG AUF QUALITÄTSSTANDARTS KANN SICHERGESTELLT
WERDEN, DASS
WIR EINEN ALLGEMEINEN STANDART HABEN.
Ihr stellt schon ein Dünger aus den Komposttoiletten her. Wo wird aktuell dieser Dünger verwendet? Nutzt ihr das irgendwo in den landschaftlichen Bereich? Gibt es Anfragen dafür oder ist es experimentell und ihr testet erstmal, wie das funktioniert?
Florian: Da müssen wir auf jeden Fall ganz klar Deutschland und die Schweiz trennen, weil in der Schweiz Anderes möglich ist, was in Deutschland nicht
möglich ist. Und andersrum. Wir arbeiten beispielsweise mit der Stadt Leipzig an einem Projekt, bei dem die Hinterlassenschaften nach Eberswalde für das Projekt „zirkulierBAR“ transportiert werden. Diese werden in der Pilotanlage verwertet, um auf Forschungsfeldern wieder ausgebracht zu werden. Was wir hier jetzt am Standort München machen, sind kleine Projekte. Wir müssen isoliert vom Boden sein. Entweder sind es ABC-Tanks oder betonierte Flächen, auf denen wir Kompostierungstests ausführen können. Wie kommen wir zu einem guten Ergebnis? Und dann versuchen wir einfach verschiedene Dinge. Wie bekommen wir eine Hygienisierung hin? Mit wie viel, wie mischen wir bei einer Vermietung? Was brauchen wir da? Und da gibt es gewisse Helfer mit Pflanzenkohle, Steinmehl und solche Geschichten, dass wir einen schönen Kompost bekommen. Was für den Anteil an Grünschnitt brauchen wir, um auf eine richtige Temperatur zu kommen? Aber wir dürfen es offiziell ja nicht ausbringen. Unser offizieller Entsorgungsweg ist auch sozusagen die Verbrennung. Machen wir auch, aber wollen wir natürlich langfristig nicht. In kleinen Mengen gehen wir selbst Forschungswege und versuchen die auf irgendeine Weise zu verwerten.
Florian, du meintest, dass ihr auch einige Forschungen durchführt, die Exkremente lagert und daraus Dünger herstellt. Bekommt ihr dafür Förderungen oder werdet ihr auf irgendeine Weise von anderen Unternehmen dabei unterstützt? Gibt es Kooperationen mit anderen?
Florian: Erst mal noch nicht. Wir machen das jetzt auch gerade nur am Standort München. Allein der Kapazitäten halber. Es ist auf jeden Fall denkbar, dass man da auf jeden Fall mal in die Richtung geht, sich mit Förderungen zu beschäftigen.
Trenntoilette
Eine Lösung in Verbindung m it einer Trenntoilette bietet sich, wenn – fast wie bei der M ülltrenung – Fäzes, Urin und G rauwasser (also Dusch- und Abwaschwasser) konsequent getrennt werden Dann wird statt einer M ehrkam m ergrube nur ein kleiner Urintank erforderlich und die Pflanzenkläranlage kann klein ausfallen, weil die Abwasserm enge konsequent m inim iert wird
Für die Errichtung einer Hauskläranlage – gleich welcher Art –em pfiehlt es sich grundsätzlich, einen erfahrenen Fachbetrieb zu beauftragen, der eine Anlage m it Bauartzulassung oder CE-Kennzeichen installiert und zugleich auch das G enehm igungsverfahren gegenüber den zuständigen Behörden übernehm en kann
Fäzes wird ausgetrocknet und zur Entsorgung gesam m elt, der Urin wird in einem kleinen Tank gesam m elt und „alle Jubeljahre“ entsorgt und das G rauwasser wird über eine sehr kleine Pflanzenkläranlage von nur ca 6 m 2 biologisch gereinigt und der Um welt wieder zugeführt
Anna Calmet ist Mitarbeiterin im Stadtentwicklungsamt der Stadt Eberswalde für das Forschungsprojekt „ZirkulierBAR“, ein befristetes Forschungsprojekt für drei Jahre, welches sich mit der Nährstoffrückgewinnung aus menschlichen Ausscheidungen beschäftigt. Sie klärt uns über die Thematik der Trockentoilette auf und wie das Zukunftsbild der Sanitärwende aussehen sollte.
NO
UND WOHIN KOMMT UNSERE SCHEISSE?
Könntest du uns kurz den Nährstoffkreislauf im Zusammenhang einer trockenen Toilette erläutern und die positiven Aspekte davon aufzeigen? Warum erfordert das ein Umdenken?
Der Nährstoffkreislauf funktioniert so, dass wir Nahrungsmittel, die nährstoffhaltig sind, verzehren, verdauen und einen Großteil der Nährstoffe wieder ausscheiden. In dem System der Trockentrenntoilette werden diese Nährstoffe gesammelt. Anschließend werden die Inhalte zu getrennt erfassten Düngemitteln in einer Recyclinganlage aufbereitet. Die Feststoffe werden zu einem Humusdünger aufbereitet und die Flüssigstoffe, also der Urin, zu einem Flüssigmehrnährstoffdünger. Diese zwei Dünger dürften dann im Idealfall wieder zurück in die Landwirtschaft auf den Acker gebracht werden. Die Pflanzen kann man mit Nährstoffen versorgen, aber auch den Boden mit kohlenstoffhaltigem Humus. Diese werden dann wieder aufgenommen und gehen zurück in den Kreislauf, in dem wir sie wieder zu uns nehmen. Dabei ist die Trockentoilette zentral, weil wir zum einen diesen Stoffstrom, also unsere Ausscheidungen, getrennt vom Abwasser erfassen können. Wir können sie daher ganz gezielt und konzentriert aufbereiten. Menschliche Fäkalien bringen besondere Herausforderungen, wie zum Beispiel Krankheitserreger oder Arzneimittelrückstände. Das Potenzial liegt darin, dass
wir zum einen Wasser sparen können, aber auch, dass wir getrennt von Abwasser sammeln und die Nährstoffe recyceln und dabei Schadstoffe gezielt aus dem Kreislauf ausschleusen können. Damit erreichen wir eine größere Ressourceneffizienz.
Das Umdenken dabei ist zum einen, dass eine Trockentoilette, was die Benutzung angeht, ein bisschen anders ist als eine Wasserspültoilette. Es kommt immer auf das System an, aber oft wird in Trockentoiletten der Urin und die Feststoffe getrennt. Das funktioniert so, dass der Nutzer:in davon gar nicht viel merkt. Der Urin wird meistens vorne abgeleitet und die Feststoffe werden hinten gesammelt. Es gibt meistens eine Art von Spülung, die so funktioniert, dass man Einstreu nachstreut, wenn man das große Geschäft gemacht hat. Man nimmt Strohmehl oder Strohgranulat und deckt seine Hinterlassenschaften ab, damit Gerüche gebunden werden. Die Flüssigkeit wird dabei aufgesaugt und am Ende lässt sich das wunderbar kompostieren.
Man ist gezwungen sich auch mehr mit seinen Ausscheidungen zu beschäftigen. Das ist in unserer Gesellschaft aktuell eher ein Tabuthema. Mit der Wasserspültoilette wird gefördert, dass wir uns gar nicht damit beschäftigen. Wir spülen und unsere Ausscheidungen sind verschwunden, ohne dass wir uns damit befassen müssen. Bei einer Trockentoilette ist das anders. Es gibt Systeme,
wo man selbst im Garten kompostieren könnte. Alternativ müsste man schauen, was danach damit passiert. Das ist der Knackpunkt, wo ein Umdenken passieren muss. Das gleiche ist der Fall, wenn es um das Düngen geht. Im Moment wird im Wintergarten oft mit einem häuslichen Biokompost gearbeitet. Wenn wir aber mit menschlichen Fäkalien düngen, dann ist das natürlich von der Denke her etwas anderes. Da kommen bei vielen direkt die Ängste hoch. „Was ist mit den Arzneimittelrückständen?“ etc. Wenn man jedoch genauer drüber nachdenkt, wird einem bewusst, dass momentan mit Gülle gedüngt wird und dabei auch Arzneimittel über die Düngung auf den Acker in den Kreislauf gelangen.
Von wem werden Trockentoiletten in Anspruch genommen? Und was hält die desinteressierten Personen vor dem Umstieg im öffentlichen oder im privaten Bereich ab?
Neben den Festivals werden Trockentoiletten auch sehr gerne in Kleingärten genutzt. Dort gibt es meistens keine Toiletten und vor allem keinen Anschluss an die Kanalisation. Das heißt, eine Wassertoilette kommt gar nicht erst in Frage. Es gibt zudem sehr motivierte Menschen, die die Trockenoiletten neben ihrer Wassertoilette nutzen und die Wassertoilette einfach ungenutzt lassen. Der Grund, was desinteressierte Personen noch vor dem Umstieg abhält, ist, zum
einen das Wissen über die Thematik und die Vorteile oder das Bewusstsein für den Bedarf, wenn sie bereits eine Wassertoilette besitzen. Das ist ein in ihren Augen funktionierendes System. Dabei ist einem oft nicht bewusst, was nach der Spülung passiert, welch eine Linearwirtschaft wir da eigentlich fahren und was für ein Ressourcenfeuerwerk das ist. Wie viel Energie in der Kläranlage und für die Herstellung von synthetischen Düngemitteln verbraucht wird, ist in den Köpfen der Bevölkerung noch nicht angekommen. Natürlich spielt auch der Komfort eine große Rolle und das Portemonnaie. Warum sollte ich mir zusätzlich eine Trockentoilette einbauen, wenn ich schon eine Wasserspültoilette habe? Das ist natürlich eine große Frage, die uns oft gestellt wird und entgegnet wird bei dem was wir entwickeln. Wir sind der Meinung, dass es trotzdem wichtig ist, ein Parallelsystemen aufzubauen. Gerade für Haushalte im ländlichen Raum, die beispielsweise noch nicht an die Kanalisation angeschlossen sind, die mit Klärgruben arbeiten, die abgepumpt werden. Dies erfordert viel Energie und Fahrtkosten. Das ist sozusagen ein Bereich, wo auf jeden Fall Trockentoiletten sinnvoll wären, um auch die Abwassermengen zu reduzieren und Kläranlagen zu entlasten.
Wie denkst du, könnte man da auf diese Menschen zugehen, um sie dafür zu sensibilisieren? Vor allem mit dem Umweltschutzaspekt und alle weiteren, die wir gerade besprochen haben?
Wir sind auf sehr vielen Veranstaltungen. Zum Beispiel bin ich morgen auf dem Stadtfest in Eberswalde. Auch da ist es glaube ich noch nicht bei allen angekommen, auch wenn wir mit Zirkulierbar da schon sehr präsent sind. Da haben wir Trockentoiletten zum Anschauen. Wir haben die Recyclingdünger da zum dran schnuppern und anfassen. Wir machen auch sehr viel Öffentlichkeitsarbeit. Ich nenne es bewusst nicht Aufklärung, da wenn man davon noch nichts gelesen hat, ist es natürlich schwer davon zu erfahren. Wir sind hin und wieder auch im Fernsehen und haben Interviewbeiträge. Wir versuchen auf vielen Veranstaltungen präsent zu sein, um darüber zu sprechen. Wir nennen es Öffentlichkeitsarbeit oder
Wissenschaftskommunikation. Jeden Monat werden Leute nach Eberswalde auf unsere Recyclinganlage eingeladen, damit sie sich das angucken können, wie es mit der Aufbereitung von menschlichen Fäkalien funktioniert. Dort können sie all ihre Fragen stellen und ihre Sorgen aussprechen, wo wir mit guten Argumenten dagegen ankommen können. Gerade was die Qualität angeht, können wir wirklich widerlegen oder zeigen, dass während des Aufarbeitungsprozesses die Krankheitserreger eliminiert werden. Wir versuchen ganz viele Zielgruppen zu adressieren, wie auch die Architektur und Planung, die eine große Rolle spielen und mit einbezogen werden müssen. Es ist auf vielen Ebenen ein komplexes Thema, weil es interdisziplinär ist und viel zu wenig drüber gesprochen wird.
Wie aufwändig ist denn so eine Trockentoilette bezüglich der Wartung? Muss man die Toilette öfter mal austauschen? Wie ist die Entsorgung und wie hoch ist der Aufwand in Relation zu einer herkömmlichen Spültoilette?
Es kommt immer auf die Systeme an. Es gibt Behältertoiletten, die mit einem Behälter funktionieren, den man je nach Benutzungsfrequenz regelmäßig leeren muss. Es gibt zudem Systeme, die mit Würmern funktionieren. In der Schweiz steht ein Wohngebäude, welches mit Wurmkompostierung funktioniert. Es ist sehr individuell, je nach Investitionsvolumen und Komplexität des Systems. Es kann autark sein, sodass man keine Stränge ins Gebäude einbauen oder nutzen muss. Häufig ist es der Fall, dass man den Behälter wechseln muss. Hier in Eberswalde wurde ein System entwickelt, durch welches in gängigen Abwasserrohren des Gebäudes, die Feststoffe in einer Papiertüte runterrutschen und im Keller gesammelt werden. Der Urin wird meistens in einem dünnen Rohr abgeleitet. Das funktioniert dann auch ohne Wasser. In der Regel wird in einem Kanister gesammelt, den man auch regelmäßig entleeren muss. Der Urin ist hygienisch unbedenklich und kann verdünnt direkt auf Pflanzen appliziert werden. Bei den Feststoffen muss man mehr Acht geben. Beim selbst Kompostieren sollte man Kompostierzeiten von zwei Jahren einhalten, da man nicht die gewünschten Temperaturen erreichen kann, um
Krankheitserreger zu eliminieren. Es gibt auch die Möglichkeit, in Eberswalde seine Hinterlassenschaften aufbereiten zu lassen. Finizio, unser Partner, bietet hierzu den Service an.
Wenn man sich vorstellt, dass die Nährstoffwände/Sanitärwände im privaten Haushalten idealerweise im großen Stil in der Umsetzung ist, wie könnte das Sammeln und Lagern von Urin und Kot aussehen? Wie wird das die Infrastruktur und das Stadtbild beeinflussen?
Ja, wir haben am Anfang von Zirkulierbar, einen kleinen Workshop zur Zukunftsvision gehabt. Wir haben sowohl gezeichnet als auch gebastelt, wie wir uns die Zukunft der Sanitär-/ Nährstoffwände vorstellen. Dabei sind zum Beispiel Urinoddukte, somit Leitungen die nur Urin durch die Stadt transportieren, aufgetaucht. Es gibt auch Rohr in Rohr Systeme, Leitungen, die in der Kanalisation verbaut sein können und unterirdisch verlaufen. Für die Feststoffe stellen wir uns ein ähnliches System wie die Abfallsammlung vor. Vorstellbar ist das in Form von Mülltonnen, die im Keller stehen, von Fahrzeugen abgeholt werden und durch neue gesäuberte Behälter ersetzt werden. Es gibt aber verschiedenste Systeme, die parallel funktionieren. Zudem gibt es heute schon Systeme, die im Haus selber dezentral funktionieren. Dabei werden die Fäkalien im Keller aufbereitet und der Inhalt nach einigen Monaten entnommen und direkt im Garten wieder eingesetzt. Es könnten aber auch zentralere Aufbereitungsanlagen, am Rand der Stadt, an verschiedenen Schnittstelle zwischen der Stadt und der Landwirtschaft liegen. Die Nährstoffe kommen dann von der Landwirtschaft in die Stadt, werden dort verzehrt, wieder ausgeschieden und am Rand der Stadt wieder aufbereitet. Diese gehen dann wieder auf in die Landwirtschaft außerhalb der Stadt usw. So stelle ich mir das vor und ich glaube, da gibt es auch einen großen Konsens im Konsortium.
Das ganzen Gespräch findet Ihr unter dem
Im Abwassertank sorgt der Zusatz dafür, dass es zu weniger Geruchs-, Algen- und G asbildung kom m t Er beschleunigt die Zersetzung der Fäkalien und des Toilettenpapiers, weiterhin tötet er die natürlichen Fäulnisbakterien ab
Die Hauptbestandteile der Chem ietoilette sind Form aldehyd, G lutaraldehyd und quartäre Am m onium verbindungen, weiterhin noch Zitronensäure, Duft- und Farbstoffe sowie Tenside
Die ersten drei Stoffe zählen zu den M ikrobiziden und sind im Einsatz alles andere als unbedenklich: Sie können Allergien auslösen und bei Kontakt Haut-, Augen- und Atem wegsreizungen oder sogar Verätzungen hervorrufen Also unbedingt das Sicherheitsdatenblatt lesen und direkten Kontakt m it den Sanitärprodukten verm eiden M eist wird sogar das Tragen von Handschuhen angeraten.
CHEMIEtoilette
WASSER
R e c h e n S a n d f a n g
V o r k l ä rb e c k e n
D a m i t K l ä r a n l a g e n
D i e F ä k a lC h e m i eB r ü h e l a n d e t i n e i n e r g a n z n o r m a l e n K l ä r a n l a g e
r i c h t i g a r b e i t e n u n d f i l t e r n b z w . a b b a u e n k ö n n e n , b e d a r f e s e i n e s s e n s i b l e n Ö k o s y s t e m s m i t a k t i v e n M i k r o o r g a n i s m e n . U m d i e s e s Ö k o s y s t e m n i c h t z u ü b e r l a s t e n o d e r g a r k o m p l e t t a b z u t ö t e n , b r a u c h t e s e x t r e m v i e l W a s s e r, d a s d i e z u f i l t e r n d e
„ B r ü h e “ v e r d ü n n e n m u s s D i e i n d e r S a n i t ä r f l ü s s i g k e i t e n t h a l t e n e n M i k r o b i z i d e t ö t e n j e d o c h n i c h t n u r d i e „ s c h l e c h t e n “ M i k r o o r g a n i s m e n , s o n d e r n a l l e O r g a n i s m e n , d i e i n e i n e r K l ä r a n l a g e u n g l a u b l i c h w i c h t i g s i n d f ü r d i e W a s s e r a u f b e r e i t u n g . K l ä r a n l a g e n s i n d d u r c h d i e Z u g a b e d i e s e r C h e m i e c o c k t a i l s o f t ü b e r f o r d e r t , s t e l l e n w e i s e d r o h t d e r Z u s a m m e n b r u c h d e s S y s t e m s u n d d a s A b w a s s e r l a n d e t d a n n u n g e f i l t e r t i n u n s e r e n G e w ä s s e r n
B e l e b u n g s b e c k e n
F a u lt u r m
Phase 2 Entwurf
Schi(L)F-Box
Sichtbarkeit
Wasserpegel
Natürliche Materialität
Rückbaubarkeit
Trenntoilette
Die Idee des Entwurfes war es den Besuchern der Toilette die Problematik des Wasserverbrauchs, wie es bei der herkömmlichen Wassertoilette der Fall ist, aufzuzeigen. Weiter noch, wollen wir mit einem inszenierten Kreislauf, welcher damit anfängt Regenwasser zu sammeln, dieses in eine Plexiglasröhre zu leiten, welches dann (statt die Toilette runter gespült zu werden) mittels einem Radmechanismus vom Nutzer selbst der Natur zurück gegeben werden kann. Um den Kreislauf auf den Ort spezifisch anzupassen, war die Idee das Wasser in eine Art „Schilfanzuchtanlage“ laufen zu lassen. Dieses Schilf kann dann, um den natürlichen Reinigungsprozess des Regenwassers im Becken der Floating University zu unterstützen, in das Becken gepflanzt werden. So ist ein andauernder Nachwuchs an Schilf gegeben, das Wasser wurde nicht verschwendet sondern einem Kreislauf zugefügt. Um den Bogen ganz zu schließen kann der Abschnitt vom Schilf, von ausgetrockneten Halmen gehäckselt und als Einstreu für die geplante Trocken-Trenn-Toilette verwendet werden.
Die Plexiglasröhre in dem Entwurf dient in Kombination mit einer daran angebrachten Pegellatte dazu; den Besuchern den Wasserpegel vor Augen zu führen: hat es viel geregnet ist viel Wasser in der Röhre, ist aber gerade eine regenarme Phase, wird einem das Problem des Spülens mit Wasser umso schmerzlicher bewusst.
GADGETFLUSH
Kontaktlosigkeit
Hygiene
Trennen
Gadgets
Nachhaltig
Das Konzept namens Gadgetflush setzt den Fokus auf Komfort und Hygiene. Neben der neuen Trockentoilette, beinhaltet dieses auch innovative Gadgets und Features, die das Nutzererlebnis verbessern sollen. Eine wichtige Komponente ist eine Schrankwand, die verschiedene Gadgets wie einen Monatshygiene-Spender, einen Müllbehälter und einen Desinfektionsmittelspender beherbergt, um Komfort und Sauberkeit zu gewährleisten.
Die kontaktlose Bedienung dieser Gadgets sorgt für zusätzliche Hygiene und Sicherheit. Ein besonderes Highlight ist der Lautsprecher, der Informationen zur Trockentoilette abspielt und dabei erklärt wie viel nachhaltiger und Ressourcenschonender diese ist und bietet nützliche Hinweise für die Nutzung der Toilette. Zudem gibt es eine „Wall of Fame“, an der sich die Benutzer:innen verewigen können, um das Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Bei der Fassade werden Holzlatten verwendet, die durch ein japanisches Brennverfahren haltbar gemacht werden, wodurch eine natürliche Konservierung entsteht. Dieses natürliche Material und Verfahren schafft nicht nur eine naturverbundene Atmosphäre innerhalb der Floating University, sondern hebt sich auch auf natürliche Weise von den anderen weißen bereits vorhandenen Toilettenboxen ab. Im Inneren wurde ein schwarzes Design gewählt, das jedoch durch einzelne Farbakzente wie den bunten Gadegts oder die farbig beschriftete „Wall of Fame“ aufgelockert wird.
LICHTERKETTE
HOLZSPANENSÄULE FÜR DIE „SPÜLUNG“
HÖHENVERSTELLBARE HOCKHILFE
MÜLLENTSORGUNG PAPIERSPENDER HYGIENEARTIKEL
PLUMPSKLO
PEDAL ZUR BEDIENUNG DES HOLZSPÄNESPENDERS
120 L ENTSORGUNGSTONNE MIT INTEGRIETEM FÄZIESBEHÄLTER
GESTALTUNG GADGETS
LICHTERKETTE
HOLZSPANENSÄULE FÜR DIE „SPÜLUNG“
HÖHENVERSTELLBARE HOCKHILFE
DESINFEKTIONSSPENDER MÜLLENTSORGUNG PAPIERSPENDER HYGIENEARTIKEL
PLUMPSKLO
120 L ENTSORGUNGSTONNE MIT INTEGRIETEM FÄZIESBEHÄLTER
SCHNITTE
Funktion Toilette
Entwurf: Mia Weidmann und Sofia Pfister
TROCKEN-TROCKNENKLO-FEUER
Wasserverdunstung
Luftstrom
Kamineffekt
Geruchsarm
Hygienisch
Der Entwurf der trocknenden trocken Toilette wird maßgeblich von der physikalischen Funktionsweise des Kamineffekts bestimmt. Ziel ist die deutliche Reduktion des Fäkalienvolumens. Urin, aber auch Fäzes bestehen hauptsächlich aus Wasser. Gelingt es, dies zu entziehen, bleibt nur ein Bruchteil der Fäkalienmenge übrig. Hauptziel ist es also, die Verdunstung des Wasser zu begünstigen. Dies wird einerseits dadurch erreicht, dass ein gerichteter Luftzug durch den Auffangbehälter unter der Kabine zieht. Zusätzlich wird die Oberfläche der Fäkalien vergrößert. Dafür werden die Feststoffe in einem Stahlkorb aufgefangen, während das Urin darunter in mehreren Schichten in flachen Kunststoffwannen gesammelt wird. Der Urin verdunstet somit komplett und die Fäzes können nach vollständiger Trocknung verbrannt werden. Um einen kräftigen Luftzug zu erreichen, werden zwei Wände der Kabine doppelwandig ausgeführt. Eine transparente Außenhaut in Kombination mit einer dunklen Innenschicht erzeugt bei Sonneneinstrahlung einen Kamineffekt. Die Wände verengen sich zum Dach für einen besseren Einstrahlwinkel. Die Nachbarkabinen werden von der neu geplanten Toilette überragt. Die äußere Form verdeutlicht die Funktionsweise. Es entsteht ein hoher Raum, dessen Inneres durch die Öffnung im Dach beleuchtet wird.
Entwurf: Jakob von Rohden und Marco Schmidt
Funktionsweise
COMMUNITY PINKELN
Community für weniger Scham
Gendergerecht
Kontaktlos aber kontaktfreudig
Entgegenwirken des schlechten Rufs
Samstagabend und unterwegs in Berlin. Gestrandet im Bohnengold, einem Klub mitten in Berlin. Die Schlange vor den Toiletten ist fester Bestandteil eines Klubabends und bietet immer Möglichkeiten mit anderen Besucher:innen ins Gespräch zu kommen. Als sich die Tür des Toilettenraums öffnete, befand sich dahinter überraschenderweise nicht nur eine Toilette, sondern gleich zwei nebeneinanderliegende, welche lediglich durch eine Trennwand voneinander separiert wurden. Nachdem zwei Kommiliton:innen kurze Blicke austauschten, war klar, man würde den Toilettengang gemeinsam bestreiten. Schneller kann man gar nicht in Kontakt treten. Eine Woche später und eine Entwurfsidee weiter, stand das Konzept des Community Pinkelns. Die Floating University ist ein Ort, an dem viele Veranstaltungen stattfinden und neue Konzepte ausprobiert werden. Also sollte nicht nur ein genderneutraler Toilettenraum entstehen, sondern dieser um ein weiteres WC erweitert werden. Die Trockentoilette und das Unisexurinal bestücken den Innenraum. Vertikalen Pfosten gliedern die Holzfassade in einzelne vertäfelte Felder. Um dem Schattenspiel bei nächtlichen Besuchen entgegenzuwirken, wurden Doppelstegplatten doppelseitig angebracht, welche dazwischen LED Leisten verbargen, die den Nebeneffekt hatten, ein indirektes und atmosphärisches Licht zu erzeugen. Das Ziel war es, einen Toilettenraum zu gestalten, der weniger Festivalcharakter hat, sondern viel mehr einen Ort des Wohlfühlens sein soll.
EASY-PEESY
Wohlgefühl
Nachhaltigkeit
Einfache Bedienung
Interaktiv
DIY
„easy-peesy“ trägt seinen Namen aufgrund der einfachen Gestaltungsidee und des unkomplizierten Baus einer Toilettenkabine. Der Schwerpunkt des Entwurfs liegt auf der DIYMethode, bei der alle Bauteile aus einfachen Materialien selbst zugeschnitten und verschraubt werden, um die Kosten niedrig zu halten. Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist, dass wir Studierenden durch den Bauprozess detailliertere Kenntnisse über die Trockentrenntoilette erwerben und diese besser der Gesellschaft dokumentieren können. Die Toilette ist als in eine Bank integriertes Möbelstück entworfen, im Gegensatz zu einem traditionellen Wasserklosett. Ein Trenneinsatz sorgt dafür, dass Feststoffe und Urin getrennt werden. Die WC-Bank ist höher gesetzt, um das Volumen des darunterliegenden Behälters zu vergrößern und dadurch häufiges Wechseln zu vermeiden. Die Stufen ermöglichen es den Nutzern, die Nutzungshöhe individuell anzupassen. Die Fassade der Toilette ist einfach und nachhaltig gehalten. Die bestehende Textilfassade bleibt wegen ihrer Lichtdurchlässigkeit bestehen und wird von außen mit Holzlatten in verschiedenen Formaten und Ausrichtungen verkleidet. Durch selbstgeschriebene oder bemalte Karten, die im Innenraum aufgehängt werden können, wird zudem Interaktion und Kommunikation gefördert. Diese Karten sind für das Publikum bei jedem Besuch sichtbar und lesbar. Insgesamt soll der Entwurf nicht nur eine effiziente und ökologische Baumethode realisieren, sondern auch ein Wohlgefühl durch seine Gestaltung und Materialität bei den Nutzern gewährleisten.
1. Unterkonstruktion, Holzlatten
2. bestehende Textil-Fassade
3. Neue Verkleidung der Fassade aus Holzlamellen
4. Dach Unterkonstruktion
5. bestehendes Dach aus Plexiglas
FLEXI-POO
Sichtbarkeit
Wasserpegel
Natürliche Materialität
Rückbaubarkeit
Trenntoilette
Flexi-Poo, der Name ist Programm. Die Idee dahinter ist einfach, sodass es auch ein Kind bedienen kann, denn Kinder und Menschen jeder Anatomie sollen die Trockentenntoilette auf sich abstimmen können. Das gelingt, indem man die Sitzfläche durch einen Flaschenzug, über eine Handkurbel, stufenlos bis zum Boden senken kann. So ist für jeden eine komfortable Nutzung sichergestellt. Die Toilette selbst besitzt ein Trennsystem, welche die Fäkalien und den Urin in die darunter befindenden Tonnen ableitet. Durch eine flexible Verbindung, in Form eines Zylinderrohrs, zwischen Trenneinsatz und Tonnen, kann ein einfaches Ableiten des Geschäftes erfolgen. Die Blende des Klosetts bewegt sich beim verstellen mit und senkt sich durch einen Schlitz im Boden ab. So verleiht es der Konstruktion einen stabilen Eindruck. Die Kabine soll mit vorhandene Materialien zu bauen sein. Das Wasser, welches durch die Nutzung der Trockentoilette eingespart wird, kann anders verwendet werden. Dies soll das Bewässern über ein Schlauchsystem mit dem auf der Dachfläche angesammelten Wasser unterstreichen. Die Tröge haben hierbei nicht nur ein gestalterische Aufgabe, sondern dienen zum bepflanzen mit Kräutern oder Blumen, welche weiterverwendet werden können oder durch Duftabgabe die angenehme Nutzung unterstützen. Die Innenliegende Mooswand dient nicht nur zu Schallschutz , sondern schafft die Nähe zur Natur.
Phase 3 Werkplanung
sneak peak
ansichten / Schnitte
T R O C K E N
Grundriss bemasst
bauabschnitte
bauabschnitte
trocken-toilette
Trenneinsatz von Kildwick
Trenneinsatz von Kildwick
Eimer von Finizio
Kanthölzer 20x30
Klodeckel 12
Klobrille 20 Serviceöffnung 8
Eimer von Finizio
Kanthölzer 20x30
Klodeckel 12
Klobrille 20 Serviceöffnung 8
Bodenplatte 20
Bodenplatte 20
urinal (unisex)
Gadget-wand
fertig !
danke!
An dieser Stelle möchten wir unseren aufrichtigen Dank an alle Beteiligten aussprechen, deren Unterstützung und Mitwirkung maßgeblich zum Erfolg dieses Projektes beigetragen haben.
Besonders möchten wir uns bei Felix Wierschbitzki und Lorenz Kuschnig Lefort vom Floating e.V. für ihre herausragende Unterstützung bei der Planung und Durchführung des Projektes danken. Ihre Expertise und Engagement haben wesentlich dazu beigetragen, die Vision dieses Projektes erfolgreich umzusetzen.
Wir möchten auch unseren Dank an die Gastvortragenden dieses Semesters aussprechen. Sowohl Jun.-Prof. Max Otto Zitzelsberger von der RPTU Kaiserslautern-Landau als auch Frau Martine Kayser und Frau Sabine Bongers-Römer von Klo:lektiv haben durch ihre wertvollen Einblicke und Erkenntnisse zum Thema „Toiletten im Öffentlichen Raum“ das Projekt maßgeblich bereichert.
Des Weiteren möchten wir uns bei Herrn Beckert vom Wasserwerk Tegel und bei Frau Katharina Müller von der Firma Finizio für ihre inspirierenden Einblicke und Führungen zum Thema Wasserkreisläufe und Komposttoiletten herzlich bedanken.
Ein besonderer Dank gebührt auch dem Floating e.V. für die finanzielle Unterstützung und das damit verbundene Vertrauen in unser Projekt. Ohne ihre großzügige Hilfe wäre die Umsetzung dieses Vorhabens nicht möglich gewesen.
Abschließend möchten wir, die Studierenden, unseren Dank an Richard Woditsch und Jonas Urbasik sowie an Thomas Rothenberger und Hannes Gsaenger richten. Ihre Unterstützung und die Möglichkeit, ein praxisorientiertes und teambasiertes Semester zu erleben, haben dazu beigetragen, dass dieses Projekt zu einem Erfolg wurde.
Beteiligte | Impressum
Te c h n isc h e H o c h sc h u le N ü r n b e rg | Ve rw a ltu n g
Fakultät Architektur
ar-sekretariat@th-nuernberg de Telefon: 0911 - 5880 2100
Fax: 0911 - 5880 6100
K o o p e ra tio n sp a rtn e r
Floating e V
Felix W ierschbitzki
Lorenz Kuschnig Lefort
INFO@FLOATING-BERLIN ORG
H e ra u sg e b e r
Fakultät Architektur
Studio Woditsch Sommersemester 2024
Master Architektur , Modul 4
D o z e n te n
Benedikt Buchm üller
Jonas Urbasik
Richard Woditsch Instagram Facebook
Halle für alle e V
Benedikt Buchm üller
G e sp rä c h sp a rtn e r
Prof M O Zitzelsberger
k lo :le k tiv | Netsan
M artine Kayser
Sabine Bongers-Röm er
G e sp rä c h sp a rtn e r " P O T T " -C a sts
Z irk u lie rB A R
Anna Calm et (Berlin)
k lo :le k tiv | Netsan
M artine Kayser (Bonn/Berlin)
klolektiv@posteo de Twitter Instagram
K o m p o to i
Kristina Huch
Florian Hayler info@kom potoi de Instagram Facebook LinkedIn YouTube
G e rü stb a u Vo g e l G m b H
M icheal Vogel info@vogel-geruestbau de
P in g u in D ru c k G m b H
M arienburger Straße 16 10405 Berlin
b is5 0 0 d ru ck
Ziegelhüttenweg 4 D-98693 Ilm enau
R e d a k tio n
Jennifer Renn
Konstantin Hüsch
L a y o u t
Josef Kirchner
Julia Geilersdorfer
E ssa y s
M ia Weidm ann
Sofia Pfister
Jakob van Rohde
M arco Schm idt
" P O T T " -C a sts
Jennifer Renn
Konstantin Hüsch
Elisa Poci
Anastasia Cherlova
Nina Deutscher
M elissa Yuca
Justine Schuster
Z e ic h n u n g e n
Josef Kirchner
Julia Geilersdorfer
Ö ffe n tlic h k e itsa rb e it
M ia Weidm ann
Sofia Pfister
theoryofarchitecture
http://tae ohm arch de/
Besonderer Dank gilt:
Floating e.V.
Felix Wierschbitzki
Martina Kolarek
Dr. Vesna Pungercxar
Benedikt Buchmüller
Dr. Susan Draeger
© 2024, THN GSO, Studio TAE, This Time Tomorrow, THN Nürnberg
©2024, THN GSO, Fakultät Architektur, Studio TAE, Tomorrow Comes Today
Die Beiträge des Manuals sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwendung dieser Beiträge oder auch von Teilen davon ist auch im Einzelfall nur innerhalb der Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in den jeweilig geltenden Fassungen zulässig. Das Manual enthält Quellen Dritter, für deren Richtigkeit keine Haftung übernommen wird.
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Technische Hochschule Nürnberg
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Georg Simon Ohm
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Keßlerplatz 12 90489 Nürnberg
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Tel. 0911-5880-0
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Fax 0911-5880-8309
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E-Mail: info@th-nuernberg.de
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Internet: www.th-nuernberg.de
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Diese Publikation entstand im Auftrag des Floating e.V. unter Leitung der Fakultät Architektur, Prof. Dr. Richard Woditsch, Studio TAE
Diese Publikation entstand im Auftrag der Technischen Hochschule Nürnberg GSO, Fakultät Architektur, Prof. Dr. Richard Woditsch, Studio TAE
Eine Kooperation mit den Studierenden des Studios TAE, „Tomorrow Comes Today - learning by pooing“ im Sommersemester 24, THN GSO
Eine Kooperation mit den Studierenden des Studios TAE, „This Time Tomorrow - Reversible Architektur“ im Wintersemester 23/24, Technische Hochschule Nürnberg
Georg Simon Ohm
Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert werden oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, verfielfältigt oder verbreitet werden.
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Mit freundlicher Unterstützung von Floating e.V.
Dixitoiltte
Kom posttoilette