Kostbare Zeit

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Linthgebiet

Linth-Zeitung Donnerstag, 7. Februar 2008

3 Zu Gast

Kostbare Zeit

Tanya König*

Bechern, was das Zeug hält: Auch viele junge Frauen sind dem Alkohol nicht abgeneigt. (Matthias Dörig)

Suchtprävention Bier und Wein erst ab 18 Jahren freizugeben genügt nicht, meinen Fachleute

«Den Alkohol massiv verteuern» Bier und Wein sollen nicht mehr ab 16, sondern erst ab 18 Jahren konsumiert werden dürfen. «Ein nichtsnütziges Verbot», findet eine Jugendarbeiterin. «Eine Alibiübung», sagt ein Suchtexperte. Matthias Dörig Dem Rauschtrinken unter Teenagern soll ein Riegel geschoben werden. Im Tessin erhalten unter 18-Jährige keinen Alkohol mehr ausgeschenkt – auch kein Bier oder Wein. Die Regierung des Kantons Basel-Land strebt das Gleiche an. Im Kanton Bern können Jugendliche und junge Erwachsene bestraft werden, wenn sie Alkohol für ihre jüngeren Geschwister oder Kameraden beschaffen. Jugendalkoholismus bewegt. Das Thema beschäftigt auch die Presse. Der «Sonntags-Blick» titelt: «Schweizer fordern jetzt: Alkohol erst ab 18!». Gemäss einer repräsentativen Umfrage befürworten 61 Prozent eine Verschärfung des geltenden Rechts.

«Wiedersprüchliche Suchtpolitik» Fachleute sind allerdings skeptisch. Als «Alibiübung» bezeichnet Felix Hof die Absicht, Alkohol erst ab 18 Jahren freizugeben. Hof ist Leiter der regiona-

len Beratungsstelle in Jona. «Mit dem Vorhaben würde die widersprüchliche Suchtpolitik der letzten Jahre fortgesetzt», findet er. «Jugendliche würden in die Kriminalität getrieben, und der Markt wäre noch unüberschaubarer als heute.» Falls man das Problem lösen wolle, müsse dies über den Preis passieren. «Alkohol muss massiv teurer werden. So teuer, dass es den Jugendlichen weh tut.» Hof warnt jedoch vor einer «Salamitaktik», wie sie bei der Anhebung der Zigarettenpreise angewendet werde. «Alkohol soll nicht bloss um 30

oder 50 Rappen verteuert werden, sondern um mehrere Franken pro Glas.» Felix Hof ist zudem der Meinung, dass Prävention einen festen Platz im Stundenplan bekommen sollte. «Jugendliche müssen lernen, mit Suchtmitteln umzugehen. Wer nicht fähig ist, den Verlockungen etwas entgegenzusetzen, tappt in die Falle.» Eine ähnliche Ansicht vertritt Renate Bürli. Sie ist Mutter zweier Töchter und Jugendarbeiterin in Uznach. «Ein Verbot kann keine Lösung sein», findet sie. Stattdessen müsse man die Jugend für einen massvollen

Umgang mit Alkohol sensibilisieren. «Alkohol soll als Genuss- und nicht als Rauschmittel wahrgenommen werden.» Im letzten Frühjahr organisierte die offene Jugendarbeit Uznach eine Veranstaltung unter dem Titel «Talk to Alc». Rund 70 Jugendliche beteiligten sich an einer lebhaften Diskussion zum Thema Alkohol. Die über 16-Jährigen durften Bier und Sekt trinken – mit Mass, versteht sich. «Die Veranstaltung war ein voller Erfolg», erinnert sich Renate Bürli. «In diese Richtung muss Prävention gehen.»

Im Stadion erhalten Junge nichts In der Diners Club Arena erhalten Jugendliche keinen Alkohol, auch kein Bier. Rapperswil, Freitagabend, 20.30 Uhr. Eine Handvoll Jugendlicher – es sind Buben und Mädchen – überqueren die Passerelle, welche den Norden der Stadt mit dem Südquartier verbindet. In der Diners Club Arena hat vor einer Dreiviertelstunde das Eishockeyspiel der Lakers gegen den EHC Basel begonnen. Die Jugendlichen sind aufgedreht. Sie unterhalten sich lautstark, balgen herum, kreischen. Einige tragen Bier

mit sich: eine offene Dose in der Hand, ein angebrochenes Sechserpack unter dem Arm. Ihr Ziel ist das Stadion. Nicht, weil sie das Spiel sehen wollen, sondern «weil da immer was los ist». Die Teenager treffen sich bei der Diners Club Arena mit ihren Freunden, um sich «zuzudröhnen, Fun zu haben». Im Stadion selbst haben es Jugendliche schwer, an Alkohol heranzukommen. «Alkoholische Getränke werden nur an Personen über 18 Jahren ausgeschenkt», sagt Martin Glättli, Sicherheitsverantwortlicher der Lakers. Von Gesetzes wegen wäre der Verkauf von Bier und Wein bereits ab 16 Jahren er-

laubt. Dennoch auferlegt sich der Eishockeyclub strengere Regeln – im eigenen Interesse. «Wir wollen keine betrunkenen Leute im Stadion», erklärt Glättli. Um die Regelung zu kontrollieren, setze der Klub regelmässig minderjährige Testkäufer ein. Blauäugig ist Glättli aber nicht. Er weiss, dass viele junge Zuschauer angetrunken anreisen. Und dass nach dem Spiel im Freien weitergebechert wird. «Wer sturzbetrunken ans Spiel kommt, wird zwar weggewiesen, und in der Halle erhalten Minderjährige nichts. Was aber draussen vor sich geht, lässt sich nicht so ohne weiteres kontrollieren.» (dö)

Rapperswil-Jona Am 10. April startet die erste Expo Rapperswil-Jona

Bereits jetzt volles Haus bei der ersten Expo Rund 130 Aussteller haben sich für die 1. Expo Rapperswil-Jona eingeschrieben. Damit sind die drei Messehallen und das Freigelände bis auf wenige Plätze ausgebucht. Für interessierte Nachzügler wird derzeit eine Warteliste geführt. Die gesamte belegte Ausstellungsfläche dürfte sehr zur Freude der Veranstalter noch einmal grösser ausfallen als letztmals im Jahr 2004. Einer erfolgreichen Expo 2008 steht also nichts mehr im Weg. Die Expo öffnet am Donnerstag, 10. April, um 15 Uhr für die ersten Besucher ihre Tore. Um 17.30 Uhr findet dann die offizielle Eröffnung statt. Gleichentags im Abendprogramm spielt die regional bekannte Pop-/Rockband Hot Springs im EventZelt. Am Freitagabend kommen dann die Fans der Country-Musik auf ihre Rechnung. Mit Marco Gottardi & The Silver Dollar Band konnte ein Topshot der Schweizer Szene verpflichtet werden.

Am Sonntagmorgen, anlässlich des JazzBrunchs, spielt mit Elias Bernet & Friends ein absolut «spitzenmässiger» Newcomer für Boogie, Blues und Jazz mit seiner Band auf. Mit Tourismus Engadin/Scuol stellt sich eine attraktive Destination für Sommer- und Winterferien an der Expo vor. Der Kurort wird mit lokalen Bündner Spezialitäten und touristischen Angeboten vertreten sein und eine eigene Gaststätte in der Mehrzweckhalle führen. Verschiedene Unternehmen haben sich zu speziell konzipierten Gemeinschaftsständen entschlossen. Mit einem grossen Infostand für Bürgerinnen und Bürger markiert die Stadt Rapperswil-Jona Präsenz. Die Sonderschau «Kinder im Gleichgewicht» des Kantons St. Gallen und der Gesundheitsförderung Schweiz widmet sich der Problematik von Übergewicht und Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen. (pd) Auskunft: Max Winiger, Telefon 055 212 18 38; Marcel Gasser, Telefon 055 220 42 88.

Zürich–Istanbul. Aus dem Lautsprecher höre ich die Worte: «Sit back, relax and enjoy the flight.» Der Maître de Cabine hat seine Ansage beendet. Ich übernehme die Businessklasse. Mit gerade mal acht Gästen auf einem dreistündigen Flug habe ich unendlich viel Zeit für meine Arbeit. Deshalb beschliesse ich, eine Serviceverbesserung vorzunehmen. So können die Passagiere den Flug richtig geniessen. Mein Plan: Anstatt das Tablett mit allen Gängen zusammen zu servieren, bringe ich erst einmal den Salat, und wenn der Passagier diesen aufgegessen hat, ist auch schon das warme Essen fertig. Nach dem Hauptgang biete ich zum Dessert Kaffee an. Der Chef ist mit meinem Entscheid zufrieden. Ich mache mich an die Arbeit und gehe durch die Kabine, um vor dem Essen einen Aperitif-Drink einzuschenken. In der ersten Reihe sitzt eine Geschäftsfrau. Das erkenne ich an ihrer Kleidung und daran, dass sie nach Takeoff gleich ihren Laptop hervorholt und eifrig in die Tasten haut. Als ich die busy Business-Lady frage, was sie zum Aperitif möchte, seufzt sie: «Ich will nur mein Essen so schnell wie möglich bekommen.» «Ich kann ihnen schon mal den Salat bringen. Der Hauptgang ist halt noch im Ofen. Wir sind erst jetzt abgeflogen», antworte ich. Nur weil man sich mit dem Flugzeug schneller fortbewegen kann, heisst das nicht, dass auch das Essen schneller warm wird, denke ich mir. Ich bringe ihr gleich den Salat und auch ein paar Brötchen. Das Ganze stelle ich auf den Klapptisch von nebenan, da die Dame nicht vorhat, ihren Laptop zu verstauen. Schliesslich darf sie keine kostbare Zeit mit dem Essenkosten verlieren, sondern muss gleichzeitig arbeiten. Die anderen Passagiere gönnen sich erst einmal einen Aperitif. 90 Minuten später: Ich räume das Kaffeegeschirr und die Dessertschalen der anderen Passagiere ab, während die Geschäftsfrau immer noch über ihrem Arbeitsgerät gebückt an ihrem Essen herumstochert. Irgendwie tut mir die hübsche, jedoch gestresste Dame leid. Kaum gelandet, steht sie auf, packt ihre Sachen und wartet ungeduldig, bis die Türe geöffnet wird. Mit einem nun vollen Magen und einer bearbeiteten Akte verlässt sie in Eile das Flugzeug. Von wegen «Sit back, relax and enjoy the flight!» * Tanya König (20) ist Flight Attendant bei der Swiss und lebt in Rapperswil. Sie schreibt regelmässig eine Kolumne für die «Linth-Zeitung».

Sirenentests

Alle funktionieren

Auf dem Messegelände werden 130 Aussteller die erste Expo Rapperswil-Jona gestalten. (Michael Grimm)

Wie der gestrige Sirenentest ergab, sind alle 48 Sirenen in den Bezirken See und Gaster funktionsfähig. Sowohl die 27 stationären als auch die 21 mobilen Sirenen hätten reibungslos funktioniert, gab Peter Müller vom Kantonalen Amt für Militär und Zivilschutz bekannt. Im ganzen Kanton St. Gallen sei es nur zu minimalen Ausfällen gekommen. In der Stadt Rapperswil-Jona sind drei der sechs Sirenen auf dieses Jahr hin ersetzt worden, sagte Roland Meier, Zivilschutz-Kommandant und Sicherheits-Chef der Stadt: an der Oberseestrasse, beim Schulhaus in Wagen und die Sirene vom Schloss Rapperswil. Letztere ist neu auf dem Dach des Warenhauses Manor stationiert. (rkr)


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