Wenn der Lift spricht

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Region

Zürichsee-Zeitung Linth-Zeitung Donnerstag, 8. Januar 2009

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Schlittschuhlaufen Dieses Jahr wird auf dem Dorfweiher nichts aus dem Spass auf Kufen Zu Gast

Keine Eiszeit in Eschenbach Der Rietstuck-Weiher wird nicht zum Betreten freigegeben. Die Eisschicht ist zu wenig dick für eine grosse Belastung.

Ist der Weiher gefroren, stösst dies auf grossen Anklang in der Region. Ganze Schulklassen kommen, um in Eschenbach Schlittschuh zu laufen. Ist der Weiher erst freigegeben, muss er eine grosse Belastung aushalten. Der Rietweiher entstand auf Initiative der Hockey-Clubs von Eschenbach. Sie suchten ein Trainingsfeld und stauten das Riet zu einem Teich, der anschliessend gefror. Seit 1991 ist das Gewässer ein permanenter Weiher und wird von der Gemeinde gewartet. Eschenbach besitzt drei weitere Weiher, die jedoch weniger bis gar nicht zum Eislaufen genutzt werden. Der Siessen-Weiher ist ein Naturschutzgebiet, der OberfeldWeiher wurde an die Fischerei verpachtet und der Aatalweiher ist nicht mit dem Auto zu erreichen und daher eher unbeliebt. Zudem wird nur der Rietstuck-Weiher durch die Gemeinde kontrolliert und freigegeben.

Nadine Ackermann Ohne zu zögern, maschiert Guido Felber auf die Eisfläche des RietstuckWeihers hinaus. Das Zeitungsteam bleibt feige, mit kritischem Blick am Ufer stehen. Ob er keine Angst vor dem Einbrechen habe, schliesslich wisse er noch nicht, wie dick das Eis sei. Der Werkdienstchef winkt ab. Das sei kein Problem. «Man hört schon, wenn das Eis knackt. Wenn es nicht «chroset», passiert nichts.» Mit einer Motorsäge schneidet er einen handflächengrossen Block aus dem Eis und misst dessen Höhe. Siebeneinhalb Zentimeter. Felber zeigt sich ein wenig enttäuscht. Er habe mit zwölf Zentimetern gerechnet. Nur gut die Hälfte des Eisblocks ist sogenanntes Schwarzeis, also durchsichtiges, gefrorenes Wasser. Die andere Hälfte ist gefrorener Schnee. Er ist an seiner milchigen Farbe zu erkennen und trägt wesentlich schlechter als richtiges Eis.

Schilf macht das Eis instabil Damit die Gemeinde den Weiher freigeben kann, müssen mindestens 15 Zentimeter Schwarzeis vorhanden sein. Bei einem kleinen Gewässer sei eine dickere Eisschicht nöig als beispielsweise bei einem See. Je grösser die Fläche, desto besser verteile sich die Belastung, erklärt Felder. Problematisch sei zudem das viele Schilf des Rietstuck-Weihers.

Sicher übers Eis Guido Felber misst mit Hilfe von Motorsäge und Meter die Eisdicke. (Mischa Nock) Es durchsticht das Eis und macht die Fläche damit instabil. «Dieses Jahr wird wohl nichts mit Schlittschuhlaufen auf dem RietstuckWeiher», vermutet Guido Felber. Selbst wenn das Eis dick genug wäre, ist die holprige Oberfläche für den Spass auf Kuven ungünstig. Die festgefrorene Schneeschicht ist uneben und damit für Schlittschuhläufer gefährlich. Der Schnee ist auch schuld an der dünnen Eisschicht. «Der Schnee von Silvester auf Neujahr war ungünstig. Er isoliert

die Eisdecke und verhindert damit grosse Kälte und gute Eisbildung.» Für eine gute Eisfläche wäre ein Wärmeeinbruch nötig, der den gefrorenen Schnee schmilzt. Anschliessend müsste der Weiher wieder neu gefrieren. Die Temperatur sollte nachts während zwei Wochen weniger als fünf Grad betragen. Tagsüber darf es durchaus wärmer sein. Sonne sei sogar förderlich für die Eisbildung. Sie schmelze die oberste Schneeschicht, die anschliessend zu Eis gefriere, und wirke so wie eine Eismaschine.

– Die Eisfläche darf nur betreten werden, wenn sie von den Behörden freigegeben wurde. – Entstehen durch Tauwetter Risse im Eis, sind Massenansammlungen zu vermeiden. – Bricht eine Person ein, sollten sofort weitere Retter alarmiert werden. Die Helfer sollten sich dem Verunglückten nur in Bauchlage und mit Hilfe eines Rettungsgeräts, beispielsweise einer Leiter, nähern. – Der Eingebrochene sollte seine Arme ausbreiten und versuchen, in gleicher Richtung, aus der er gekommen ist, aus dem Wasser auszusteigen. (na)

Forum

Das Ziegelhofareal besser nutzen Das Ziegelhofareal in Schmerikon wird heute als Gewerbe- und Industriezone sowie als Bootshafen genutzt. Es ist geplant, dieses Areal mit Wohnhäusern zu überbauen. Im Sommer 2006 lag die dazu notwendige Zonenplanänderung auf. Gegen diese wurde von einer Gruppe besorgter Schmerkner das Referendum ergriffen. Die Abstimmung findet am 8. März statt. Pro Natura St. Gallen-Appenzell und der WWF St. Gallen wurden durch die Grundeigentümerin (JMS) bereits im Jahr 2005 über das Projekt «Ziegelhof» informiert. Aufgrund des damals vorgelegten Berichtes zur neuen Seeuferge-

staltung und zur Ökologie fanden die beiden Umweltverbände keine rechtlichen Einwände gegen das Vorhaben. Sie sahen eher eine Chance zur Verbesserung der heute unbefriedigenden landschaftsökologischen Situation. Im letzten Herbst wurden jedoch neue Tatsachen bezüglich der Eigentumsverhältnisse bekannt, welche eine Überprüfung der damaligen Beurteilung notwendig machten. Die rechtliche Ausgangslage bezüglich der Eigentumsverhältnisse im Ziegelhofareal ist sehr kompliziert. Gemäss einem im Internet publizierten Plan des Kantons St. Gallen ist ein Teil der Seeparzelle 522 tatsächlich und unbestritten im Eigentum der JMS. Die übrige Fläche der Parzelle ist indes mit Nutzungsbeschränkungen zugunsten des Kantons belegt (nur ge-

werbliche Nutzung oder ausschliessliche Nutzung als Schiffshaabe). Der Kanton hat aufgrund dieser Verträge zudem das Recht, die meisten dieser Flächen zurückzukaufen, wenn diese Nutzungsbeschränkungen nicht mehr eingehalten werden. Auch wenn vor allem die Areale der beiden Hafenanlagen in diesen Verträgen abgehandelt werden, zeigt der Plan des Kantons auch, dass für die geplante Umnutzung wichtige Randflächen mit Nutzungsbeschränkungen belegt sind. Der Kanton hätte also nicht nur als Bewilligungsinstanz der Umzonung, sondern auch als Dienstbarkeitsberechtigter die Möglichkeit, bei der Neugestaltung des Ziegelhofes ein entscheidendes Wort mitzureden. Diese neue Rahmenbedingung würde es nach Ansicht der

Umweltverbände erlauben, gemeinsam nach einer besseren Lösung für das Ziegelhofareal zu suchen. Besser nicht nur für die Natur, sondern besser auch für die ansässige Bevölkerung. Ein Nein der Schmerkner Bevölkerung in der Abstimmung zur Umzonung böte vor allem die Chance einer Denkpause. Dieses Nein dürfte aber nicht bedeuten, dass die bestehende, mehr als unbefriedigende Situation nochmals für Jahrzehnte zementiert wird. Vielmehr sollte dieses Nein die Chance bieten, den politischen Willen zu stärken, nochmals nach einer Bestlösung zu suchen. Die Umweltverbände wären gerne bereit, in diesem Prozess mitzuarbeiten. Pro Natura St. Gallen-Appenzell und WWF St. Gallen

Wenn der Lift spricht

Tanya König* Gerade bin ich am Flughafen von London City gelandet und fahre zum Hotel. Nur kurz ins Hotel, um die Uniform loszuwerden, und ab gehts Richtung Zentrum der Stadt. Ich begebe mich in den Lift des Hotels. Kaum auf den Knopf gedrückt, ertönt eine Stimme: «Doors closing». Ich erschrecke. Noch nie zuvor war ich in einem Lift, der mir sagt, was gerade passiert. Kaum ist die Tür zu, ertönt die Stimme wieder: «Going down». Bin ich denn wirklich so dumm, dass mir der Lift sagen muss, dass er nach unten geht? Egal, ich habe nun Wichtigeres im Kopf. Ich möchte zum Piccadilly Circus, um einen Kollegen zu treffen. Ich laufe die Treppe hinunter, die zur U-Bahn-Station führt. Ich schaue hoch, und da steht: «Mind your head». Auch jetzt denke ich nicht weiter darüber nach, sondern husche an den Leuten vorbei und ab in den nächsten Wagen. Ich schlängle mich durch die Menge und finde noch einen Platz. Nun sitze ich und habe nichts zu tun. Ich schaue um mich und lese, was es in einer U-Bahn so zu lesen gibt: «No smoking», steht an der Seite des Fensters. «Mind the gap», steht an der Tür. «Danger. Keep everything clear of the doors», steht über der Tür. «In an emergency don’t take any risks», steht auf einem andern Aufkleber. Ich steige aus, da ich die Bahn wechseln muss. In einer grossen Halle suche ich die nächste Rolltreppe, die mich zur Piccadilly Line führen soll. Als ich auf dieser stehe, wie gewohnt auf der rechten Seite, fahre ich alle zwei Sekunden an einer Tafel vorbei. «Stand on the right», «Stand on the right». Und wieder: «Stand on the right». Und nachdem ich ungefähr 20 Mal dasselbe gelesen habe, bin ich endlich an meinem Zielort angelangt und kann bald mit dem Kollegen etwas essen gehen. Mein Magen knurrt. Das spüre ich. Dafür brauche ich keine Tafeln oder Tonbänder, die mir das sagen. * Tanya König (21) ist Flugbegleiterin bei der Swiss und lebt in Rapperswil. Sie schreibt regelmässig eine Kolumne für die «ZSZ».


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