KULTUR BILDET WEITER - Dokumentation

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Dokumentation KULTUR BILDET WEITER: Mai 2016 bis Dezember 2017


ist ein Pilotprojekt zur Professionalisierung der Akteure in der freien Kulturszene und der frei organisierten Kultur­ arbeit. Es wurde im Zeitraum von Mai 2016 bis Dezember 2017 umgesetzt. Drei Thüringer Landesverbände – der Thüringer Theater­ verband, die LAG Soziokultur Thüringen und die LAG Spiel und Theater in Thüringen – haben dieses Vorhaben gemeinsam entwickelt, geplant und umgesetzt. Das Pro­ jekt ist Beispiel der fachlichen Vernetzung und der Res­ sourcenbündelung am Schnittpunkt eines gemeinsamen Interesses. Dieses besteht in der professionellen Quali­ fikation der haupt- und ehrenamtlichen Kulturarbeiter und Multiplikatoren in der freien Kultur- und Theaterszene. Der entstandene Weiterbildungsverbund organisierte Fortbildungssemester mit praxisorientierten Seminarfor­ maten, um dem wachsenden Bedarf nach Qualifikation und Weiterbildung in der freien Kulturszene gerecht zu werden. Hauptzielgruppe des Projekts waren die ehrenamtlichen Vorstände und Projektakteure in den soziokulturellen Einrichtungen, Vereinen und in freien Spielstätten und Ensembles. Eine weitere Zielgruppe bildeten hauptamt­ liche Akteure in freien Kultureinrichtungen und Verbänden sowie freie Kultur- und Theaterschaffende im Freistaat Thüringen.

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Zielsetzungen des Projektes waren die Etablierung eines Fortbildungsprogramms zur regelmäßigen und bedarfs­ gerechten Qualifikation freier Träger, die Erprobung von unterschiedlichen Formaten und die möglichst zielgenaue Qualifizierung von ehren- und hauptamtlichen Akteuren der freien Kulturszene. Ergänzende Elemente des Projektes waren die Erprobung und die Evaluation. Zielsetzungen dieser flankierenden Maßnahmen waren unter anderem geeignete Orte, Inhalte, Methoden und Formate für eine nachhaltige Qualifizierung und systematische Professiona­ lisierung der freien Kulturszene zu finden und in ein geeig­ netes Modell eines Fortbildungsprogramms in Thüringen zu überführen. Die Projektinitiatoren verfolgten neben dem Ziel, ein praktisches Qualifizierungsmodell für freie Kulturakteure in Thüringen zu etablieren, die Stärkung der kooperieren­ den Landesverbände als kompetente Bildungsvermittler. Die Ermittlung von Erfahrungswerten und deren Über­ tragung als Wissenstransfer an andere Landesverbände der Soziokultur und freie Kulturträger waren weitere Ziel­ setzungen, die durch diverse Umfragen und Evaluationen erreicht wurden.

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AU FTAKT V ER AN STA

LTUN G

Im Rahmen eines Sommerempfangs stellten wir am 6. Juni 2016 im Rittersaal am Erfurter Wigbertihof unser erstes gemein­ sames Weiterbildungsprogramm für das Wintersemester 2016 – 2017 vor. Neben Bildungsministerin Dr. Birgit Klaubert und Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff war auch der Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, Thomas Krüger, eingeladen. Über 60 Kulturakteure sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung aus ganz Thüringen sind unserer Ein­ ladung gefolgt und konnten über die wichtige Funktion, die Weiterbildung und Qualifizierung für die freie Kulturarbeit hat, ins Gespräch kommen. In seinem Impulsvortrag betonte Thomas Krüger, dass die oft ehrenamtlichen Akteure der freien Kulturszene inzwischen nicht mehr nur „kulturvermittelnd“ tätig seien, sie müssten auch per­ manent neue Formate hervorbringen und neue Qualitätskrite­ rien erfüllen. „Sie leiten als Non-Profit-Manager kleine Betriebe, die professionell agieren müssen. Eine Qualifizierung durch Experten ist deshalb umso wichtiger“, so Krüger.

Die Thüringer Bildungsministerin Birgit Klaubert betonte, dass durch Weiterbildungen aktuelle gesellschaftliche Themen bewusst aufgenommen und für die Kulturarbeit aufbereitet werden könnten. So war sie sehr erfreut, dass das Thema Inter­ kultur als „das große Thema in der zukünftigen Gesellschaft“ in das Seminarprogramm aufgenommen worden ist. Wie sattelfest das Publikum in kulturellen Fachfragen tatsäch­ lich ist, zeigte sich im Anschluss an die Fachdiskussion. In einem Quiz mit Fragen zu Themen des Weiterbildungsprogramms wurde nur eine der fünf Fragen richtig beantwortet. Die Mode­ ratorin Anne Martin verteilte daraufhin fleißig Weiterbildungs­ programme an das Publikum. Auch musikalisch hatte der Sommerempfang einiges zu bieten: Gerade aus der Ukraine zurückgekehrt, sorgten Sveta Kundish, Alan Bern und Johannes Paul Gräßer von der Other Music Aca­ demie Weimar mit ihren beschwingten jiddischen Liedern für Begeisterung im Publikum. Im Anschluss gab es die Möglich­ keit, sich bei einem Imbiss im wunderschönen Wigbertihof wei­ ter auszutauschen.

Für Benjamin-Immanuel Hoff ist Weiterbildung jedoch nicht nur eine Frage der Professionalisierung. Gerade weil die Akteure der freien Kulturarbeit permanent an der „Schnittstelle zur Selbstausbeutung“ agierten, seien Weiterbildungen auch Frei­ räume, um gemeinsam mit anderen neue Fragestellungen und Ideen zu entwickeln und um auch „etwas für sich zu tun“, so Hoff in der anschließenden Diskussion, die vom Journalisten Michael Plote moderiert wurde. 4

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SH O P S SEMINA R E & W O R K Zwischen September 2016 und November 2017 veranstaltete unser Weiterbildungsverbund insgesamt 22 Seminare für ehren- und hauptamtliche Kulturakteure in Thüringen. Die Seminare wurden in den Städten Erfurt, Weimar, Jena und Gotha durchgeführt. Über 50  % der Seminare fanden in der Landeshauptstadt Erfurt statt. 11 Seminare waren zweitägig, 2 Seminare wurden über zwei Tage als Abendschulangebote platziert, 9 Seminare waren als Tagesseminare angelegt. Dabei war die Nachfrage nach den Abendschulangeboten mit durchschnittlich über 16 Teilneh­ mern am stärksten, gefolgt von den Tagesseminaren an Werk­ tagen.

Nachhaltigkeit

Sicherheit/ Sicherheit/ Ordnung/ Ordnung/ Br andschut z Brandschutz

Thematische Bereiche der Seminare:

Bild/ Gestaltung/ Design ÖA /Presse / Social Media

Steuer / Finanzen/ Abgaben Management/ Verwaltung/ Personal Ver anstaltungs -/ Urheberrecht

Interkultur 6 Seminare

Management/Verwaltung/Personal

4 Seminare

Sicherheit/Ordnung/Brandschutz

3 Seminare

Steuer/Finanzen/Abgaben

3 Seminare Bild/Gestaltung/Design 2 Seminare Veranstaltungs-/Urheberrecht 2 Seminare

ÖA/Presse/SocialMedia

1 Seminar

Interkultur

1 Seminar

Nachhaltigkeit

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Die am besten besuchten Veranstaltungen waren die Seminare in den Bereichen „Steuer/Finanzen/Abgaben“ (Ø 17 Teilneh­ mer) sowie „ÖA/Presse/SocialMedia“ (Ø 16 Teilnehmer). Während sich die weiteren Seminarthemen im Bereich der durchschnittlichen Nutzerzahlen bewegten, wurden die Berei­ che „Interkultur“ und „Bild/Gestaltung/Design“ weniger nach­ gefragt/angenommen.

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TEI LNE H ME R 247 Teilnehmer besuchten die Angebote – das sind durch­ schnittlich 11 Teilnehmer pro Seminar. Sie stammen aus 79 verschiedenen Einrichtungen, Vereinen und Organisationen in Thüringen. 51 % aller Teilnehmer waren Mehrfachnutzer des Seminar­ programms. 52,5 % von ihnen belegten 2 Seminare, 47,5 % mindestens 3 und mehr Seminare.

50,5 % aller Teilnehmer sind haupt- oder ehrenamtlich in soziokulturellen oder freien Theatereinrichtungen bzw. anderen Organisationsformen (z.B. Vereinen) aktiv.

20,0 % der Teil­nehmer sind in Kulturverbänden und Dach­organisationen engagiert bzw. tätig.

Mit 63,5 % kam die Mehrzahl der Teilnehmer aus den acht größten Städten Thüringens mit einer Einwohnerzahl von über 35.000.

Weitere 34,5 % der Teilnehmer kamen aus Kleinstädten mit weniger als 35.000 Einwohnern und aus ländlichen Gemeinden.

2,0 % der Teilnehmer kamen aus anderen Bundesländern.

8,5 % der

10,0 %

Teilnehmer kommen aus studentischen Organisationen oder dem Hochschulkontext.

der Teilnehmer sind in öffent­ lichen Kultur­ einrichtungen oder Kultur­ ämtern tätig.

5,5 % der Teil­

2,0 %

nehmer sind in sozialen Einrichtungen tätig.

der Teilnehmer kommen aus kommerziellen Kulturbetrieben.

3,5 % der Teilnehmer sind freischaffend tätig.

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fe e d b a c k Die Einzelseminare wurde mit einer schriftlichen Befragung der Teilnehmer abgeschlossen und die Rückmeldungen ausgewer­ tet. Darüber hinaus wurden am Programmende alle Teilnehmer noch einmal um eine Gesamtbewertung gebeten, wie sie das Seminarprogramm als Ganzes rückblickend einschätzen.1

Wie bewerten Sie die besuchten Weiterbildungsangebote hinsichtlich ihrer Qualität?

Er war tungen wurden er füllt

Qualität überzeugte Die meisten Befragten stuften die Qualität der besuchten Weiterbildungsangebote als „sehr gut“ ein. Im Durchschnitt wurde sie mit „eher gut“ bewertet. Man kann also von einer hohen Zufriedenheit mit der Qualität der Weiterbildungs­ angebote unter deren Teilnehmern sprechen.

Häufigkeit

Eine überwältigende Mehrheit von 92,5 % der Befragten gab an, dass die besuchten Seminare ihre Erwartungen erfüllt haben. Lediglich 7,5 % sahen sich in ihren Vorannahmen nicht bestätigt.

15,0

Guter Themenmix Hinsichtlich der thematischen Vielfalt des Weiterbildungspro­ gramms lag die Bewertung der Teilnehmer auf einer Skala von 1 („schlecht“) bis 5 („sehr gut“) bei 3,94 und kann damit als gut bezeichnet werden. Auch bei der Beurteilung der thematischen Schwerpunkte der Einzelseminare gaben die Teilnehmer eine sehr positive Bewertung ab: 59,5 % bezeichneten diesen Aspekt als „sehr gut“ und immerhin noch 28,4 % „eher gut“.

10,0

5,0

Nah an Teilnehmerinteressen Auch hinsichtlich der Orientierung an den Teilnehmerinteres­ sen wurden die Weiterbildungen im Durchschnitt als gut bewertet. Fast zwei Drittel der Befragten beurteilten sie als „sehr gut“.

0,0 1

2

sehr schlecht

eher schlecht

3

4

5

neutral

eher gut

sehr gut

1 B eide Befragungen – sowie eine Erhebung zu den Weiterbildungsbedarfen am Anfang des Programms – wurden von Florian Hohmann, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Hamburg entwickelt und ausgewertet.

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fe e d b a c k Nutzen für Beruf und Ehrenamt Der Großteil der Teilnehmenden nutzte die Seminare aus­ schließlich für die berufliche Tätigkeit, etwa ein Drittel sah darin einen Nutzen sowohl für das berufliche als auch das ehrenamtliche Schaffen. Nur knapp 18 % besuchte die Angebote ausschließlich für ihr Ehrenamt.

Mehr praxisbezogene Methoden Verbesserungspotenzial besteht nach Ansicht der Teilnehmer bei den Vermittlungsmethoden. Hier wird mitunter noch ein Mangel an Praxisbezug angemerkt. Auch sollte darauf geach­ tet werden, dass die Räumlichkeiten über eine Ausstattung ver­f ügen, die den Zielen und Inhalten des Seminars gerecht wird.

Mehr fachangebote gewünscht Zwei Drittel der Teilnehmer schätzten den jeweiligen Seminar­ ort und Termin als „sehr gut“ und „eher gut“ ein. Mehrere Teilnehmer regten trotzdem an, ausgewählte Seminare mehr­ fach und an verschiedenen Orten bzw. Regionen anzubieten, um weiteren Akteuren eine Teilnahme zu ermöglichen.

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Impressionen vom Technik-Workshop „Spot an“ im Theaterhaus Jena und vom Seminar „ABC der Vergütung“ im Erfurter Haus Dache­ röden.

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fa z it

Der Kooperationsverbund:

Mit ca. 250 Teilnehmern aus etwa 80 verschiedenen Kultur­ vereinen bzw. -organisationen hat das Vorhaben sein zentra­ les Ziel erreicht: die Etablierung eines Weiterbildungspro­ gramms, das insbesondere den freien Kulturträgern dient und von deren Akteuren angenommen und regelmäßig genutzt wird. Über 80 % der Teilnehmer stammen aus der angestrebten Hauptzielgruppe (freie Träger, Dachverbände, Freischaffende).

LAG Soziokultur Thüringen e.V.

Doch nicht alle Zielsetzungen konnten im gesuchten Umfang realisiert werden. So konnten nur die Grundlagen für eine modulare Weiterbildungssystematik und ein eigenes Zertifi­ zierungssystem gesetzt werden, denn eine erste Einführung scheiterte an der Projektverkürzung von ursprünglich zwei Jahren auf anderthalb Jahre. Dennoch zeigen alle durchgeführten Evaluationen, die deut­ lich mehrheitlich positiven Rückmeldungen wie auch die Wirkung in der Öffentlichkeit, dass ein spezifisches, fachlich orientiertes Weiterbildungsprogramm für die freie Kultur­ szene Erfolg hat und einem (zu Beginn des Projektes vermu­ teten) Bedarf gerecht wird. Die Kooperation der drei Landesverbände wird in 2018 fort­ gesetzt. Ein gemeinsames Nachfolgeprogramm ist bereits in der planerischen Umsetzung. Das Projekt KULTUR BILDET WEITER: war ein Erfolg und geht WEITER:

Die Landearbeitsgemeinschaft Soziokultur Thüringen ist die Inte­ ressenvertretung der thüringischen soziokulturellen Zentren, Vereine und Initiativen. Seit 1993 stärkt sie über Beratung, Weiterbildung und Vernetzung die fast 80 Mitglieder in ihrer basisnahen Kultur­arbeit. Aufgabe der LAG ist es, die Rahmenbedingungen für die kulturelle Vielfalt in Thüringen zu verbessern, Interessen zu bündeln, die Poten­ ziale der Soziokultur öffentlich darzustellen und Position zu aktuellen kulturpolitischen Fragestellungen zu beziehen. Die LAG vergibt jährlich den „KULTURRIESEN“, den Förderpreis der Soziokultur in Thüringen. Das Projekt „MEINE KULTUR“ vernetzt die soziokulturelle Szene in der Stadt und auf dem Land. > www.soziokultur-thueringen.de

Thüringer Theaterverband e.V. Der Thüringer Theaterverband ist Landesverband der freien profes­ sio­nellen und nichtprofessionellen Theater in Thüringen mit Sitz in Rudolstadt. Im Landesverband sind 38 Bühnen, Theatergruppen, Vereine und Puppenspieler organisiert. Insgesamt repräsentiert der Landesverband über 1.600 ehrenamtliche und etwa 200 haupt- und freiberufliche Theaterschaffende der freien Theaterszene Thüringens. Der Verband ist ein Theater-Netzwerk und ein kulturpolitischer Inter­ essenvertreter. Zu seinen Aufgaben gehören zudem Fachberatung, Weiterbildung, Publikationstätigkeit und Mitgliederservice. Er ist Ausrichter und Part­ ner regionaler, nationaler und internationaler Festivals. > www.thueringer-theaterverband.de

LAG Spiel und Theater in Thüringen e.V. Die LAG Spiel und Theater in Thüringen wurde 1992 gegründet und versteht sich als Landesfachverband der schulischen und außerschu­ lischen Jugendtheaterarbeit. Zu den Mitgliedern gehören elf institu­ tionelle Einrichtungen und 90 Spielleiter/innen und Theaterpädagog/ innen. Die Aktivitäten der Mitglieder werden u.a. durch regelmäßige fach­ spezifische thüringenweite Fortbildungsangebote wie Workshops, Fachtagungen und Jugendtheaterbegegnungen unterstützt. Die LAG Spiel und Theater in Thüringen e.V. ist Mitveranstalter des Thüringer Amateurtheaterfestivals „TREFF: Junges Theater in Thürin­ gen“. Im schulischen Bereich unterstützt sie die Schultheatertreffen, veranstaltet jährlich die Thüringer Schultheatertage und richtete 2016 das Bundesfestival „Schultheater der Länder“ in Thüringen aus. > www.lag-thueringen.de

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Eine Kooperation von:

gefördert von:

Kontakt: LAG Soziokultur Thüringen e.V. Michaelisstraße 34, 99084 Erfurt Tel. (03 61) 7 52 58 72 Fax (03 61) 6 57 85 28 weiterbildung@soziokultur-thueringen.de www.kulturbildetweiter.wordpress.com Satz und Gestaltung: Johanna Schuhmacher


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