Theatrium Ausgabe 01/2017

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ZEITSCHRIFT DER FREIEN THEATERSZENE THÜRINGEN

AUSGABE 01.2017

KULTUR UND NACHHALTIGKEIT IMPULSE * BEISPIELE * LIVING STAGE * VISIONEN

THEMEN UND GÄSTE: HERAUSFORDERUNG NACHHALTIGKEIT VON ANNETT BAUMAST /// 25. MEININGER THEATERWERKSTATT /// THEATERWELTEN /// 9. KURZ.THEATERSPEKTAKEL /// THE LIVING STAGE BY DR. TANJA BEER /// /// KULTUR BILDET WEITER: /// UMWELTMANAGEMENT

HERAUSGEBER

THÜRINGER THEATERVERBAND


EDITORIAL

Mathias Baier Geschäftsführer Thüringer Theaterverband Foto: Bernd Seydel

Die Zukunft als ein Elysium der Nachhaltigkeit: dieses Ziel zum Motiv unserer Handlungen zu erwählen, erscheint zeitgemäß. Die Nachhaltigkeit ist somit auch ein zeitgemäßes Leitmotiv dieser Ausgabe der Theatrium. Nachhaltigkeit ist ein Wort von großer Modernität und Gebräuchlichkeit, doch wie steht es um seine eigentliche Bedeutung? „Das seit Ende des 18. Jahrhunderts bezeugte Adjektiv - nachhaltig - ist eine Ableitung von dem heute veralteten Substantiv Nachhalt“..1 dieses beschreibt „etwas, das man für Notzeiten zurückbehält“.1 „Das von Joachim Heinrich Campe 1807 herausgegebene Wörterbuch der deutschen Sprache definiert das Wort Nachhalt als das, woran man sich hält, wenn alles andere nicht mehr hält.“ 2 Synonyme des Wortes nachhaltig sind „lange nachwirkend, andauernd, stark“...3 Nachhaltigkeit erscheint somit als eine Kombination aus Vorratswirtschaft und starken - möglichst lang anhaltenden - Nachwirkungen. Ein Nachhaltsbetrieb ist „ein Forstbetrieb, der für die Wiederverjüngung abgetriebener Bestände sorgt, so daß dadurch der Boden der Holzzucht gewidmet bleibt.“ 4 In dieser Definition scheint man am ehesten die heutige Verwendung und Bedeutung der Nachhaltigkeit zu erkennen, denn eine zirkuläre Wiederaufforstung wirkt auf dem ersten Blick als „natürlicher Kreislauf“ und ganz im Sinne heutiger ökolo-

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gischer Ansprüche. Doch das Leitmotiv dieser „ökologischen Handlung“ ist ein wirtschaftliches, denn es gilt den „nachhaltigen Ertrag“ zu sichern, dadurch erreicht, „daß … der Boden der 4 Holzzucht gewidmet bleibt“. Die omnipräsente Nachhaltigkeit ist heute ein Pseudonym für Regeneration, Beständigkeit, Haltbarkeit und Ressourcenschonung, die zu seiner modernen, umfassenden Bedeutung im Sinne eines „Prinzip[s], nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann“..5 führen. Nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien, sind die Satelliten, die das heute verbreitete Verständnis des Begriffs Nachhaltigkeit umkreisen. Die Nachhaltigkeit begegnet uns jedoch in jeglichen Bereichen unseres Lebens. Überall, wo etwas hängen bleiben soll, ist heute eine Nachhaltigkeit gefordert: bei Kulturprojekten, in der Bildung und innerhalb unserer sozialen Beziehungen. All unsere Bemühungen, all unser Tun soll eine möglichst lange Wirkung entfalten. Dies gilt in Wirtschaft und Beruf gleichermaßen wie für unsere Gesundheit, im Sport und in der Kultur. Wir wollen anhaltenden Erfolg, der heute oft pseudonym als Nachhaltigkeit (miss)verstanden wird. Selbst die Förderung von Projekten in Kunst und Kultur wird an Erwartungen an die Nachhaltigkeit gekoppelt. Dabei wird übersehen, dass dieser löbliche und gelegentlich auch einzulösende Anspruch im Widerspruch zum Charakter eines Projektes steht, welches als einmaliges Vorhaben einen klar umrissenen Zeitraum umfasst, in dem es in der Regel auch nur seine Wirkung entfalten kann und soll.

Die Kunst zu schonen, zu bewahren und zu erneuern ist im kulturellen Bereich nicht erst in der Neuzeit ein inhaltliches Thema. Die Konsequenzen der menschlichen Handlungen (in Folge seiner „Herrschaft“ und „Fortschritte“) bieten unerschöpfliche narrative und dramaturgische Potentiale, die im Diskurs zwischenmenschlicher Auseinandersetzungen vielfältige Formen des kreativen Ausdrucks finden. Doch die Konsequenzen des eigenen kulturellen - Handelns zu ergründen, zu verhandeln und zu beeinflussen, sind eher junge Felder in der kreativen Arbeit in Kultureinrichtungen. Dies nahmen wir zum Anlass namhafte Künstlerinnen um Beiträge zu ihrer Arbeit und ihrer Wirkungen zu bitten, und unsere Recherchen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu führen. Wenn die Kulturmanagerin Annett Baumast in ihrem Beitrag resümiert: „Es gibt nicht nur viel zu tun, um die Herausforderung einer nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen, es gibt auch bereits viele bewährte Ansätze, die hilfreich sind und Mut machen, den Schritt zu mehr Zukunftsfähigkeit selber zu wagen“, schreibt sie gleichzeitig das Vorwort für die Szenografin Dr. Tanja Beer. Ihre „Living Stage“ ist einer dieser Mut machenden Ansätze, die eine andere (bessere) Zukunftsfähigkeit des Theaters markieren. Ecoscenography, CO2-neutrale Produktionen und Theater, Umweltmanagement und ökologisch-kulturelle Projekte bieten Impulse einer nachhaltigen Arbeit im kulturellen Bereich. Dabei ökologische, soziale und ökonomische Ziele zu einem modernen Konzept in der Kulturarbeit zu verbinden, ist letztlich die hohe Kunst der Nachhaltigkeit. Anregungen hierzu gibt diese Theatrium.


AUSGABE 01.2017

INHALT

IMPRESSUM HERAUSGEBER:

THÜRINGER THEATERVERBAND Mitglied im Bund Deutscher Amateurtheater Mitglied im Bundesverband Freie Darstellende Künste Mitglied im Kulturrat Thüringen

REDAKTION: Mathias Baier Lara Wenzel Frank Grünert und Gastautoren

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EDITORIAL. DAS ELYSIUM DER NACHHALTIGKEIT

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HERAUSFORDERUNG NACHHALTIGKEIT. ANNETT BAUMAST

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ECOSCENOGRAPHY.

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INSPIRING NEW REALITIES. DR. TANJA BEER

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FAKTISCHES IN BILDERN. DEUTSCHE THEATERPREISE

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IN WALD UND WIESE. 9. KURZ.THEATERSPEKTAKEL

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IM BILD. SZENENKALEIDOSKOP

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KULTUR BILDET WEITER: DAS NEUE PROGRAMM

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PERSPEKTIVE: UMWELTMANAGEMENT

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EIN FEST. 125 JAHRE BUND DEUTSCHER AMATEURTHEATER

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VERWEILE DOCH. 25. MEININGER THEATERWERKSTATT

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PROJEKT MOSAIK. WEGE INS THEATER

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THÜRINGER THEATERPREIS 2016. TAXI DRIVER

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ES KÖNNTE EINMAL WERDEN. EIN NACHWORT

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INTERNATIONALES AMATEURTHEATER. THEATERWELTEN

SATZ /LAYOUT: Christoph Hohmann TITELFOTO: Gisela Beer (Projekt Living Stage - Tanja Beer)

ÖKOLOGISCH NACHHALTIGES BÜHNENDESIGN

AUFLAGE: 2000 GESCHÄFTSSTELLE THÜRINGER THEATERVERBAND VORSITZENDER: Frank Grünert GESCHÄFTSFÜHRER: Mathias Baier FSJ KULTUR: Lara Wenzel ANSCHRIFT: Thüringer Theaterverband Stadthaus / Platz der OdF 1 07407 Rudolstadt Telefon 03672/412072 Telefax 03672/414958 info@thueringer-theaterverband.de www.thueringer-theaterverband.de SPRECHZEITEN: Mo. bis Fr. von 9 bis 13 Uhr FÖRDERUNG Thüringer Staatskanzlei Abteilung Kultur und Kunst

WEGE ZUR NACHHALTIGKEIT 1 vgl. Lexikon: „DUDEN - Das Herkunftswörterbuch“. Dudenverlag; Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich; 4. Auflage, ?

3 vgl. Lexikon: „Lexikon der deutschen Gegenwartssprache“ Band IV. Akademie-Verlag Berlin, 1978

2 vgl.: Text zu „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit: Kulturgeschichte eines Begriffs“, Verlag Antje Kunstmann, https://www.amazon.de/DieEntdeckung-Nachhaltigkeit-KulturgeschichteBegriffs/, 13.02.2017

4 vgl. Lexikon: „Brockhaus Konservationslexikon“ Band XII, Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig, Berlin, Wien, 1903 5 vgl. Lexikon: Duden, http://www.duden.de/ rechtschreibung/Nachhaltigkeit, 13.02.2017


HERAUSFORDERUNG NACHHALTIGKEIT WAS FÜR (EIN) THEATER?!

von Annett Baumast Annett Baumast ist Literaturwissenschaftlerin, Kulturmanagerin und Ökonomin und arbeitet seit 20 Jahren im Themenfeld Nachhaltigkeit Foto: Martin Hasler

Annett Baumast führt mit ihrem Büro baumast. kultur & nachhaltigkeit in Lenzburg (Schweiz) gemeinsam mit Kultureinrichtungen Projekte und Workshops zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen durch, publiziert, hält Vorträge und lehrt an verschiedenen Hochschulen. 2015 hat sie das Netzwerk Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur (2N2K) mit initiiert, das sich dafür einsetzt, den Kunst- und Kulturbetrieb für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Weitere Informationen unter www.kultur-und-nachhaltigkeit.ch oder

www.2n2k.net Die Be- und Verarbeitung von Katastrophenszenarien auf deutschen Bühnen ist nichts Neues. Auch Nachhaltigkeitsthemen – ökologische, ökonomische und soziale Aspekte einer zukunftsfähigen Gesellschaft – stehen regelmäßig auf dem Spielplan. Doch was tun Theater, um die Nachhaltigkeitsherausforderungen zu meistern, die neben und hinter der Bühne auf sie warten?

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Ein vielfältiges und gelungenes Beispiel für Nachhaltigkeitsaktivitäten im Theater ist das englische Arcola Theatre, eine Off-Westend-Bühne im Londoner Stadtteil Dalston. Das 2007 ins Leben gerufene Projekt Green Arcola hat zum Ziel, das Arcola Theatre zum ersten CO2-neutralen Theater der Welt zu machen. Seit dem Beginn der Initiative hat das Arcola Theatre nicht nur die eigenen CO2-Emissionen um mehr als ein Viertel gesenkt, sondern eine große Bandbreite an Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt, die bis in den Bereich sozialer Aktivitäten hineinreichen. Die Umweltpolitik des Theaters hält fest, welches die Hauptziele im Bereich Nachhaltigkeit sind (CO2Emissionen senken, Publikum und Anwohnende zum Thema Nachhaltigkeit informieren und inspirieren, einen Clean Tech-Inkubator in einem Theater aufbauen). Die getroffenen Nachhaltigkeitsrichtlinien für Gastspielgruppen enthalten eine Fülle von Hinweisen und Informationen für nachhaltigere Theaterproduktion. Neben der Installation von Solarzellen und dem Einbau einer Holzheizung achtet das Theater auch auf die regionale Beschaffung von Lebensmitteln und Getränken. Die lokale Bevölkerung wird regelmäßig in

Veranstaltungen und Aktionen eingebunden. Mit eher bescheidenen finanziellen Mitteln, aber mit viel Charme, Energie und Kreativität hat es das Arcola Theatre zum wohl nachhaltigsten Theater Grossbritanniens gebracht. Und die Reise ist noch lange nicht zu Ende. Auch wenn die Nachhaltigkeitsaktivitäten deutscher Bühnen im Vergleich zu England deutlich verhaltener sind, was nicht zuletzt am Druck der wichtigsten englischen Förderinstitution, dem Arts Council England liegt, gibt es auch hierzulande gute Beispiele. So hat Marina Barth vom Kölner Kabarett Klüngelpütz gemeinsam mit dem Institut für Marktökologie das Label Grüne Bühne ins Leben gerufen, bei dem es nicht nur um Energieeffizienzmaßnahmen, um die Senkung von CO2-Emissionen und weitere Nachhaltigkeitsmassnahmen geht, sondern vor allem auch um die Kommunikation zum Thema Nachhaltigkeit. Überhaupt ist Energieeffizienz das Einsteigerthema für Nachhaltigkeit, denn gerade bei den Theatern, die bislang noch nicht aktiv waren, lassen sich durch einfache, oft sogar kostenlose Maßnahmen nicht nur die Energieverbräuche


ES GIBT NICHT NUR VIEL ZU TUN, UM DIE HERAUSFORDERUNG EINER NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG ZU BEWÄLTIGEN, ES GIBT AUCH BEREITS VIELE BEWÄHRTE ANSÄTZE, DIE HILFREICH SIND UND MUT MACHEN, DEN SCHRITT ZU MEHR ZUKUNFTSFÄHIGKEIT SELBER ZU WAGEN.

senken, sondern gleichzeitig Kosten einsparen. Einen Schritt weiter geht das PublicPrivate-Partnership ÖKOPROFIT, das – ursprünglich in Graz entwickelt – heute in vielen deutschen Städten angeboten wird. Während einer meist einjährigen Laufzeit werden mit der Unterstützung von Expert*innen in lokalen Unternehmen, Betrieben, Organisationen und eben auch Kultureinrichtungen Umweltmaßnahmen entwickelt, um letztlich Kosten einzusparen. Doch Nachhaltigkeit umfasst nicht nur ökologische und ökonomische Aspekte, sondern auch soziale Fragestellungen. Wie sieht es beispielsweise mit Diversität und Inklusion aus? Hinter und auf der Bühne, auf Webseiten und in Publikationen? Gesundheit und Sicherheit sind ebenso Nachhaltigkeitsthemen wie die Frage von Weiterbildungsmöglichkeiten und fairen Gehältern. Mit letzterem beschäftigt sich seit einiger Zeit die Initiative art but fair. Entstanden sind in den letzten Jahren außerdem verschiedene Leitfäden, die Theatern und anderen Kultureinrichtungen gute Hilfestellung für die Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitmaßnahmen geben. Namentlich erwähnt seien die Leitfäden ÜBER LEBENSKUNST. Nachhaltig produzieren im Kulturbereich, der im Rahmen des gleichnamigen Projekts in Berlin entwickelt wurde, sowie Grüne Mobilität. Ein Leitfaden zur ökologisch nachhaltigen Mobilität für die Darstellenden Künste. Es gibt nicht nur viel zu tun, um die Herausforderung einer nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen, es gibt auch bereits viele bewährte Ansätze, die hilfreich sind und Mut machen, den Schritt zu mehr Zukunftsfähigkeit selber zu wagen. Denn neben der inhaltlichen Aufarbeitung des Themas können Theater auch durch eigene Maßnahmen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.

Es sieht aus, wie jedes andere Theater. Doch Ziel des arcola theatre in London ist es, das erste CO2-neutrale Theater der Welt zu sein / Foto: Lidia Crisafulli

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

UNSER WEITERBILDUNGSTIPP:

Green Arcola, http://www.arcolatheatre.com/about/green/

Grüne Bühne, http://kluengelpuetz.de/gruene-buehne.php

ÖKOPROFIT-Berichte aus Kultureinrichtungen, http://kultur-und-nachhaltigkeit.ch/linkstools/oekoprofit-in-kulturbetrieben-eineuebersicht/

Art but fair, http://artbutfair.org/ Leifaden ÜBER LEBENSKUNST. Nachhaltig produzieren im Kulturbereich http://www.ueber-lebenskunst.org/ downloads/uelk_leitfaden_01_de.pdf

Grüne Mobilität. Ein Leitfaden zur ökologisch nachhaltigen Mobilität für die Darstellenden Künste, http://on-the-move.org/files/ Green%20Mobility%20Guide_Deutsch.pdf

Zukunftsfähigkeit im Kulturbetrieb Referentin: Annett Baumast 06.04.2017 (Di) in Jena 09:00 - 18:30 Uhr Ziel des Seminars ist es, konkrete nachhaltige Ideen und Maßnahmen für das eigene Arbeitsumfeld zu entwickeln, die sofort umsetzbar sind. Informationen und Anmeldung:

www.soziokultur-thüringen.de

05 arcola theatre / 24 Ashwin Street / London / Foto: Lidia Crisafulli

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ECOSCENOGRAPHY

ÖKOLOGISCH NACHHALTIGES BÜHNENDESIGN von Lara Wenzel

Die spezifische Natur der produktionsbezogenen Theaterarbeit bedingt, dass zahlreiche Bühnenbilder, Ausstattungen und Kostüme nur für eine Spielzeit (häufig nur für wenige Wochen) Verwendung finden, bis sie in einen Fundus oder sogleich zur Entsorgung gelangen. Obwohl wir bereits in vielen Lebensbereichen für Nachhaltigkeit sensibilisiert sind, wird dem ökologischen Fußabdruck eines Theaters wenig oder keine Bedeutung beigemessen. Seit Beginn dieses Jahrhunderts wird jedoch eine Bewegung spürbar, die sich der Paarung der beiden Bereiche Theater und Ökologie widmet. Diese Bewegung, die zurzeit hauptsächlich in Australien, England und den USA aktiv ist, folgt den Ansprüchen Theater nachhaltig zu gestalten und Designobjekte (Kostüme, Kulissen) zu schaffen, die nicht nur ästhetisch, sondern auch ökologisch nachhaltig sind. Die Anhänger der Strömung der Ecoscenography [Eco=Ökologie; Scenography=Bühnenbildnerei] versuchen, alle Prozesse zur Entwicklung eines Bühnenbildes ökologisch zu gestalten und die Bevölkerung in ihre Projekte zu integrieren.1 Sie handeln nach der Definition von Sim Van der Ryn und Stuart Cowan, Autoren des Buches „Ecological Design“, die unter ökologischem Design „any form of design that minimises environmentally destructive impacts by integrating itself with living processes.“ 2 verstehen.

Eine Bühnenkulisse aus Gemüse, eine „Living Stage“ - was wie eine Vision Giuseppe Arcimboldos erscheint, ist zum Castlemaine State Festival 2013 in der Nähe von Melbourne zum ersten Mal Realität geworden. Aus alten Apfelkisten, die im australischen Apfelstaat zuhauf anfallen, und Gemüse, das mit Hilfe der Permakulturspezialisten Hamish Mac Callum und Sas Allardice angepflanzt wurde, entstand in einem Gemeinschaftsprojekt - nach einem Konzept von Tanja Beer - mit den Einwohnern ein nachhaltiges Amphitheater, das sowohl Bühnenraum als auch Inspiration für viele lokale Performance Gruppen und ihre Inszenierungen wurde.3 Heute sind die meisten Bühnenbilder am Ende einer Spielzeit Abfall, während die Schauspieler „recycelt“ werden können. Bei der „Living Stage“ ist das anders. Diese wird recycelt, kompostiert und verspeist. Dies ist nicht das einzige Projekt von Tanja Beer, mit dem sie einen Schritt in Richtung eines ökologischen Theaters markiert. 2016 startete sie das Projekt „Refugium“. Ausgangspunkt waren öffentliche Kokedama-Workshops 4 in Melbourne. Auf Basis der japanischen Pflanztechnik kreierten die Teilnehmer schwebende und lebende Skulpturen. Diese Pflanzenbälle sollen Teil einer wachsenden Installation in der „Fracture Gallery“ werden. Während des „The Light in Winter“ Festivals im Juni bildeten sie eine temporäre In1 vgl. „What is ecoscenography?”. https://ecoscenography.com/what-is-ecoscenography/, 11.01.2017 2 Sim Van der Ryn und Stuart Cowan: Ecological Design. Tenth Annniversary Edition. Washington, Covelo, London: Island Press, 2007. Seite 10.

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3 vgl. Cameron Woodhead: „Edible stage key ingredient für eco-friendly acts”, The Sydney Morning Herold, 19.03.2013 4 Kokedama: japanische Planztechnik, die Zierpflanzen in einen Ball aus Torf, Erde und Moos platziert.

stallation im öffentlichen Raum. Im Mittelpunkt von Refugium steht die Erforschung von Erzählungen zu ökologischen Themen und Praktiken. Die Installation wurde in ein Sounddesign von Nick Rouxs gebettet, welches die Entwicklung der Jahreszeiten in Australien, auf Grundlage des Buches „Sprinter and Sprummer“ von Tim Entwisle nachempfindet. 5 Eine weitere Arbeit von Tanja Beer befasst sich mit dem Thema „Was ist eigentlich Müll?“ und nutzt dazu das Netz, das eine Salami umhüllt. Mit den Fäden solcher Netze erschufen Studenten der Central School of Speech and Drama in London einen Raum für die Performance „The Strung“ in der dieses überflüssige Abfallprodukt hinterfragt wird. Den Abschluss des Projekts bot eine Versteigerung von gestrickten Produkten aus dem verwendeten Material zu Gunsten eines sozialen Zwecks. 6 Einen anderen Ansatz verfolgte Andrea Carr. Sie fertigte die Kostüme und das Bühnenbild ihres Stückes „Journey to the Centre of the Earth“ aus Müll. Die Idee hierfür wurde während einer Müll-Sammel-Aktion von Julie´s Bycicle 7 geboren. Das Reading Festival in England hinterlässt nicht nur tiefgreifende musikalische Eindrücke, sondern auch reichlich Müll, tausende Zelte und andere Camping-Utensilien. Um diesen Müll zu beseitigen, treffen sich jährlich 5 vgl. Tanja Beer: „Refugium: Performing Resilience in the Heart of the Urban Landscape”. https://ecoscenography.com/2016/05/20/refugiumperforming-resilience-in-the-heart-of-the-urbanlandscape/, 23.01.2017 6 vgl. „This is not rubbish”. https://ecoscenography.com/this-is-not-rubbish/, 23.01.2017 7 vgl. „What we do“. http://www.juliesbicycle.com/about/, 11.01.2017


CLIMATE CHANGE HAS PROVIDED CULTURAL SECTORS WITH THE OPPORTUNITY TO EMBARK ON A NEW COURSE - TO RE-IMAGINE AND CULTIVATE STRONGER RELATIONSHIPS WITH POLITICS, COMMUNITIES, ECO-SYSTEMS, AND OUR FUTURE.

Freiwillige. Andrea Carr beteiligte sich und fand das perfekte Material für ihr Theaterstück zur Thematik Klimawandel. Die Bühnenbildnerin sezierte ihre Fundstücke und fand in alten, zurückgelassenen Schlafsäcken den idealen Rohstoff um mehrschichtige Kostüme zu entwerfen, die die Schauspieler der HOAX [engl. für Jux ] Kompanie in Raupen-Wesen verwandeln. In dieser Produktion steht das Recycling-Design im Mittelpunkt von Kostüm- und Bühnenbild und bildet gleichzeitig den Brückenbau zum Inhalt des Stückes, welches sich auf eine Entdeckungsreise nach der Komplexität des Klimawandels begibt. 8

Eine weitere Gruppe innerhalb der Bewegung bildet das „Superhero Clubhouse“. Das Kollektiv aus New York, bestehend aus Künstlern und Wissenschaftlern, arbeitet an der Schnittstelle zwischen Umweltschutz und darstellenden Künsten und verfolgt eine Vielzahl ökologischer Theaterprojekte. Ein Beispiel ist das „Big Green Theatre“, das den Schülern der 5. Klasse der Bushwick School die Chance bot, zu Autoren ihres eigenen Stückes zu werden. Mit einführenden Präsentationen an verschiedene Problemfelder im Umweltschutz herangeführt, verfassten die Schüler - mit ein wenig Hilfe - eigene Stücke. Die fertigen Dramen wurden professionell produziert und zur „Eco Week“ aufgeführt. 10 Ein aktuelles Projekt des Kollektivs hat das Ziel eine Reihe von miteinander verbundenen Theaterstücken über die Planeten unseres Sonnensystems zu entwickeln. Jedem Planeten ist ein Thema unter dem Aspekt des Klimawandels zugeordnet. So ist „Neptune“ ein Stück über die Ökologie des Wassers inspiriert von Märchen von Hans Christian Andersen - und das Stück „Erde“ behandelt Fragen der Menschheit in einer überbevölkerten Welt. 2007 wurde mit den Produktionen der insgesamt neun Theaterstücke begonnen. Erst im Jahr 2017 wird die Reihe vollendet und jede Inszenierung gezeigt sein. Als Finale werden alle Stücke auf dem „Planet Play Festival 2020" zusammengefügt. 11

Janne Robberstad verbindet „Ecoscenography“ mit heimatverbundenen Themen. Die Bühnenbildnerin bemüht sich, den Abfall am Ende einer Produktion immer mehr zu verringern und lokale Vernetzung für Bühnenbild und Ausstattung zu nutzen. Aus einer Region in Norwegen stammend, in der die Menschen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit Lachsfischerei verdienen, bot sich ihr mit der Inszenierung „The Salmon Surveyor“ die Gelegenheit, diesen Alltag mit dem „Amateure Theater Bømlo“ auf die Bühne zu bringen. Der Produktion aus dem Jahr 2015 sieht man den ökologischen Anspruch nicht an. Doch sind die Kostüme, die Requisiten und das Bühnenbild nur geliehen. Für die gesamte Bühnenausstattung werden Materialien aus einem anderen Kontext genutzt und zweckentfremdet. Ist das Stück abgespielt, kehren die Kostüme (Schutzkleidung) zu den Fischkonzernen der Gegend zurück. Auch die PolystyrolQuader aus denen Ausstattung und Kulisse errichtet wurden, werden an die Firmen zurückgegeben und wieder als Verpackungsmittel für Fisch genutzt. Nichts wurde für die Inszenierung extra hergestellt, sondern geeignete Mittel wurden umgenutzt, um keinen zusätzlichen Müll zu produzieren. 9

In Folge des steigenden Interesses und im Sinne einer weiteren Verbreitung der Ideen haben Anhänger der Ecoscenography das „Eco Stage Pledge“ gegründet, um die Intentionen der Bewegung weiter voran zu treiben. Das „Pledge“, das freiwillige Versprechen, können Künstler oder Gruppe ablegen um ihre nachhaltige Arbeit und ihre kreativen, ökologischen Ideen weiterzugeben, um sich zu vernetzen und sich Hilfe und Anregungen zu suchen

8 vgl. https://ecoscenography.com/2015/12/01/ sleeping-bag-metamorphosis-by-andrea-carr/, 11.01.2017

12 vgl. „About Ecostage Pledge”: http://www.ecostagepledge.com/about/, 11.01.2017

9 vgl. http://www.spindelmaker.com/human-relationsat-the-salmon-conveyor/, 11.01.2017 vgl. https://ecoscenography.com/2016/03/21/thesalmon-surveyor-by-janne-robberstad/, 11.01.2017

13 vgl. „Pledge now“: http://www.ecostagepledge.com/pledge-now/, 11.01.2017 vgl. “Resources”: http://www.ecostagepledge.com/resources/, 11.01.2017

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vgl. „Big Green Theatre“: http://www.superheroclubhouse.org/big-green-theater/, 11.01.2017

11 vgl. „The planet plays“: http://www. superheroclubhouse.org/pp-series-1/, 11.01.2017

14 vgl. „Framework“: https://ecoscenography.com/framework/, 11.01.2017

und um der Bewegung zu einer wachsenden Öffentlichkeit zu verhelfen. Das „Eco Stage Pledge“ wurde von Tanja Beer, Andrea Carr und Alice Hoult gegründet, die Vorreiterinnen der Bewegung sind. Ihr Ziel: „Climate change has provided cultural sectors with the opportunity to embark on a new course - to re-imagine and cultivate stronger relationships with politics, communities, eco-systems, and our future“.12 Bislang haben sich 48 Akteure und Gruppen diesem freiwilligen Codex verschrieben. Damit verpflichten sie sich, die weitläufigeren ökologischen Auswirkungen und Konsequenzen eines Projekts zu berücksichtigen. Die Teilnehmer versuchen lokale Ressourcen in einem globalen Kontext in ihre Produktionen zu integrieren und unhaltbare Praktiken im Kulturbetrieb herauszufordern. Die Bühnenbildnerin Alice Hoult äußerte sich diesbezüglich so: “Change is incremental and we must accept that it's a long path to sustainability for an entire industry”. 13 Vielfältige „Ecoscenography“ Projekte zeigen Möglichkeiten auf, im kulturellen und künstlerischen Sektor einen Weg von „degenerating to regenerating“ zu finden. Die Philosophie der Bewegung gibt jedem Interessierten drei hilfreiche Leitlinien mit auf den Weg. 1. Um ein ökologisches Konzept zu etablieren, muss der Künstler das Engagement der Gemeinschaft wecken und diese beteiligen. 2. Die lokale (inhaltliche) Verwurzelung des Projekts ist von entscheidender Bedeutung, um eine Betroffenheit, ein Bewusstsein und die Bereitschaft zur Mitwirkung zu erzeugen. 3. Die Verwendung von innovativen, nachhaltigen Techniken, natürlichen und ökologisch „sauberen“ Mitteln einerseits sowie das Recycling andererseits sind in der „Ecoscenography“ von zentraler Bedeutung. Diese drei Leitgedanken sind Grundlage für eine gelungene und nachhaltige Theaterarbeit, für ökologisch bewusst handelnde Projekte, Ensem14 bles und Bühnen.

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INSPIRING NEW REALITIES: THE STAGE AS A PLATFORM FOR SHOWCASING SUSTAINABILITY.

by Dr. Tanja Beer Dr. Tanja Beer is a scenographer and an Academic Fellow in Performance Design and Sustainability at the Faculty of Architecture, Building and Planning at the University of Melbourne, Australia Foto: Gisela Beer

Dr. Tanja Beer has more than 15 years' professional experience, including projects in London, Cardiff, Glasgow, Melbourne, Sydney, Brisbane, Vienna and Tokyo. Tanja has a Master in Stage Design (Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz, Austria), a Graduate Diploma in Performance Making (Victorian College of the Arts, Australia) and has taught subjects across the Arts and Sciences, including: Design Research, Ecoscenography and Climate Change. In 2013, Tanja was 'Activist-in-Residence' at Julie's Bicycle (London). Her ecoscenography work was also selected for the British exhibition at the 2015 Prague Qu adrennial and the prestigious V&A Museum. As a new era of environmental awareness is dawning, theatre makers all over the world are beginning to heed the call of sustainability and exploring its potential for innovation. From bicycle powered shows, to 3D printing and creating body suits that capture kinetic energy, scenographers are

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leading the way in demonstrating how the performing arts can be a unique and powerful platform to imagine and inspire new realities. Productions designed on sustainable principles are opening up new approaches and artistic insights. Gone are the days when 'being green' was considered 'boring' or 'tedious'. Instead, designers who pursue sustainability are seen innovators whose work represents an exciting pathway for progressing and expanding theatre practice. Theatre's 'ecological turn' over the last decade has profoundly changed the way I make my own work. As both a scenographer and researcher, I have been inspired to move beyond recycling and efficiency to investigate a more hopeful paradigm – one where ecological design or 'ecoscenographic' practices are capable of generating positive and far reaching rewards. I am interested in how my work can push the boundaries of traditional theatre production to create performance spaces that not only enrich the experiences of our audiences, but also contribute more broadly to environmental and social issues.

The Living Stage My most significant project thus far which seeks to embrace ecological potential is The Living Stage – a global initiative that combines stage design, permaculture and community engagement to create recyclable, biodegradable and edible performance spaces. Part theatre, part garden and part food growing demonstration, The Living Stage considers ecological principles and environmental impact as opportunities rather than constraints: ethics that can illuminate, and be integral to aesthetics. At the end of the performances, these 'living stages' are returned to the communities that helped grow them. Physical structures become garden beds and community spaces; plants become food; and waste becomes compost. As each living stage evolves out of a direct response to the localities of site, ecology and community, no project is ever the same. My first living stage was created for the 2013 Castlemaine State Festival in Australia and grew out of reimagining a new kind of theatrical space – one that was more aligned with ecological systems. At the same time, it was also sought to make sustainability 'fun',


AT THE HEART OF THE ECOSTAGE PLEDGE IS THE UNDERSTANDING THAT CHANGE IS INCREMENTAL. THE PROJECT ACKNOWLEDGES THAT WHILE ADDRESSING SUSTAINABILITY CAN BE CHALLENGING, CONFUSING AND FRUSTRATING, IT CAN ALSO BE LIBERATING AND INSPIRATIONAL.

encourage audiences to have a 'nibble at the stage'. Created by the rural community of Castlemaine under the guidance of local permaculturalists, the original living stage featured an amphitheatre of climbable apple crate garden walls and portable garden beds each culturing edible plants. It acted as both a venue and inspiration for a number of local performance groups whose brief was to create experimental works that drew on the concept of regeneration, and interacted with the unique design that surrounded them. After the festival, the stage of apple crates and plants were donated to several community garden projects, all of which are still thriving today. Since making its debut at the Castlemaine State Festival, The Living Stage concept has travelled to Cardiff (UK), Glasgow (UK) and Armidale (Australia) and continues to generate interest and inspire other projects around the world. New creative teams have emerged, taking local ecological ideas to engage communities and create positive legacies. Each project is unique, but share clear commonalities: the celebration of food growing and biodiversity, active engagement with communities, and a legacy that exceeds the celebration of the project through performance. The latest living stage will open on The Lower Eastside in New York in August 2017 in collaboration with local seniors and primary school students. It will be the first permanent living stage, and will be created as a space for future garden events and performances by the local community. The Living Stage has been an important learning curve for reconsidering the way in which I practice. The projects have highlighted the possibilities for site-specific theatre, including the value of stage designers placing stakeholders at the centre of the design process, or using community engagement to help facilitate positive legacies. However, I'm also aware that not every theatre project has the luxury of being

situated outdoors, or has an ecological message at the core of its narrative or theme. It is clear that sustainability needs to work across all kinds of mediums and contexts, including more traditional theatre settings.

The Ecostage Pledge In an effort to consider how ideas of sustainability and innovation could inspire a range of theatre makers, I began to cogitate a set of ecological principles or values that could be applied across the performing arts. What emerged was the Ecostage Pledge (ecostagepledge.com): a global initiative for the performing arts sector that aims to place ecological thinking at the heart of creative practice. 1 The Ecostage Pledge is a public declaration to help raise awareness of ecological issues. Consisting of a set of ecological values and provocations directed at the entire theatre community (from producers and directors to performers, designers and technicians), the aim of the project is to build a global network of theatre makers engaging with sustainability. A key focus of the pledge is a commitment to exploring ideas of 'eco-creativity', locality, place, serendipity, contribution, and collective agency as well as challenging existing unsustainable practices, perceptions and assumptions (Table 1). This includes making theatre in a way that acknowledges its relationship with the more-thanhuman world and is more aligned with living systems. The five chosen pledge-points aim to provide a guide for practitioners to question the deeper implications of

1 The Ecostage Pledge was created in collaboration with Andrea Carr and Alice Hoult in consultation with a number of sustainability arts organisations worldwide. We graacknowledge the support of: Julie's Bicycle (UK), Society of British Theatre Designers (UK), Culture and Ecology Network (UK), Centre for Sustainable Practice in the Arts (US), Green Arts Alliance (EU), Arts House (Australia) and kultur & nachhaltigkeit (Switzerland).

Foto: Marius Luhn

their work, including the often unseen consequences (both positive and negative) of what we do. To help raise awareness of environmentally conscious practices, the project also includes an Ecostage Pledge 'stamp'

The Living Stage Castlemaine / Foto: Gisela Beer

which participants can use on their websites, email signatures, drawings and social media. There is also a page of resources for theatre professionals to begin turning these values into practice. At the heart of the Ecostage Pledge is the understanding that change is incremental. The project acknowledges that while addressing sustainability can be challenging, confusing and frustrating, it can also be liberating and inspirational. Aiming for these positive outcomes is what I believe should be driving us as artists. Creating a hopeful vision There is no doubt that theatre makers need a hopeful vision: one that acknowledges the challenges and constraints that we face, but also focuses on opportunities for positive change. The ecological issues of our new Century has provided cultural sectors with the opportunity to embark on a new course – to reimagine and cultivate stronger relationships with politics, communities, ecosystems, and the future. In the search for new ways of doing things, constructing a paradigm that both acknowledges and engages

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with the more-than-human world is an exciting prospect. At the same time, confronting the realities of climate change, environmental and social degradation requires courage and a support network of like-minded people. To empower and catalyse change we need to find imaginative ways to engage leaders, peers and audiences. At the core of The Living Stage and the Ecostage Pledge is the idea of demonstrating the potential of reframing sustainability as a creative process which is capable of generating positive and far reaching rewards. This suggests that no matter what the context, there are still ways for theatre makers to engage with ecological ideas that open up wider perspectives and opportunities. The projects demonstrate that engaging with sustainability in theatre production is not merely a question of reducing our carbon impact; it is also necessary for us to remain relevant and progressive within our art form. Every industry must engage with the reality of ecological consequences, and the performing arts can be a unique and powerful platform to imagine and inspire new realities.

I Pledge ...

Core Value

Questions for practice

1. To reposition practice in a way that considers wider ecological implications and consequences

Responsibility

How might we consider ecology and sustainability as part of our planning stages and 'creative dreaming'? In what ways can thematic, aesthetic and environmental considerations be simultaneously explored from the beginning?

2. To consider local opportunities within a globalised context

Harmony

How do we consider locality in the making, celebration and distribution of our work? Can we allow serendipitous and place-based responses to inspire and influence the artistic process rather than holding on to predetermined ideas? How can we work with local people of different cultures in a way that also connects to the world at large?

3. To challenge existing unsustainable practices, perceptions and assumptions

Integrity

What might we do to start questioning and challenging unsustainable paradigms and processes? How can we begin to speak up about our ecological concerns? If there are no easy recipes 'to do sustainability', how do we learn from each project to find our way through the complexities?

4. To explore opportunities for contribution as well as mitigation

Respect

How do we move beyond mitigation, efficiencies or 'less bad' consequences to create work that has positive legacies? What are some of the ways that we can give back to the community and broader ecology through our practice?

5. To work together in advocating change

Fellowship

How do we encourage and support one another with mutual respect, tolerance and shared responsibility for nature's resources? Can we work towards a less hierarchical model towards a collaborative process that endorses creativity instead of competition?

Join the Ecostage Pledge:

For more information about The Living Stage projects see:

www.ecostagepledge.com

www.tanjabeer.com/the-living-stage

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32 The Living Stage Castlemaine / Foto: Gisela Beer


Wolf sein Theater am Markt Eisenach Foto: Sascha Willms


FAKTISCHES IN BILDERN Medien und Presse vermitteln uns: wir leben in einem „postfaktischen“ Zeitalter und erleben dieses am Beispiel einer postfaktischen Politik. Dafür, dass Politiker ihr Handeln (seit jeher) nicht allein auf Grundlage von Fakten bestimmen, finden sich zahllose Beispiele in der älteren und jüngeren Geschichte der Menschheit. Zudem erlauben auch Fakten mindestens zwei Sichtweisen, Interpretationen und alternative Wahrheiten. Heutige Politik definiert ihr Handeln just als alternativlos, wenn es ihr an Argumenten oder Fakten mangelt oder diese ihren Absichten entgegen stehen.

Wir verstehen uns als Advokaten des Faktischen. In der neuen Rubrik „Faktisches in Bildern“ möchten wir die Freude an Fakten zelebrieren und diese - frei von Interpretationen und Deutungen - ins Bild setzen. In dieser Ausgabe interessierte uns die Frage: Wohin gehen eigentlich die Theaterpreise in Deutschland und wo wirken und agieren somit die verschiedenen nominierten und ausgezeichneten Ensembles und Künstler? Für eine unvollständige Auswahl von Theaterpreisen im deutschsprachigen Raum ist dies auf den kommenden Seiten dargestellt.

THÜRINGER THEATERPREIS AVANT ART Der Thüringer Theaterpreis ist ein dotierter Preis für die freie professionelle und nicht-professionelle Theaterszene in Thüringen und wird seit 2012 alle zwei Jahre auf dem Avant Art Festival vergeben. Zu diesem Festival werden bis zu sechs Inszenierungen durch eine Fachjury aus Bewerbungen nominiert. Aus dem Kreis der Nominierungen wird der Thüringer Preis als Hauptpreis durch die Jury und auf dem Festival als Publikumspreis verliehen. Im Jahr 2014 wurde durch die Jury zudem ein Sonderpreis vergeben.

HAMBURG

NORDHAUSEN

BAD FRANKENHAUSEN

TEUTLEBEN

EISENACH

WEIMAR ERFURT JENA

GOTHA

ANMERKUNGEN:

ALTENBURG

RUDOLSTADT

Seit 2012 wurden sieben Preise (Haupt-, Publikums- und Sonderpreise) vergeben. Die Darstellung der Preisträger erfolgt für alle Preise gleichrangig. Bei Kooperationsprojekten wurden alle Partner (Orte) einzeln dargestellt.

NOMINIERUNGEN

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Sitz der nominierten Ensembles und Preisträger für den Thüringer Theaterpreis / Zeitraum 2012 - 2016

PREISTRÄGER


DEUTSCHER AMATEURTHEATERPREIS amarena

Hamburg Bremen

Neuruppin

Ein Deutscher Amateurtheaterpreis wurde 2008 erstmalig durch den Bund Deutscher Amateurtheater vergeben. Seit 2010 wird dieser alle zwei Jahre ausgeschriebene und dotierte Preis für Amateurtheater in Deutschland in verschiedenen Sparten auf dem amarena Festival verliehen. Bis zu fünf Inszenierungen werden in fünf Sparten durch ein Kuratorium nominiert. Durch eine Fachjury werden aus diesen Nominierungen die jeweiligen Preisträgerensembles bestimmt und zum amarena Festival eingeladen. 2016 wurde der Preis in den Sparten Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater, Seniorentheater, Musiktheater und Offene Theaterformen vergeben. Der Deutsche Amateurtheaterpreis wurde seit dem Jahr 2008 insgesamt 21 mal verliehen.

Falkensee Berlin Potsdam Coesfeld Münster

Cottbus

Mülheim Gelsenkirchen Düsseldorf

Bautzen

Leipzig Osterfeld

Solingen

Erfurt

Chemnitz Zwickau

Weimar Gera

Gotha

Bonn

Dresden

Borna

Sitz der nominierten Ensembles und Preisträger für den Deutschen Amateurtheaterpreis im Zeitraum 2008 - 2016

Darmstadt

NOMINIERUNGEN PREISTRÄGER Karlsruhe Pforzheim Offenburg

Asperg Esslingen Heidenheim Ulm

München Grabenstätt

Friedrichshafen

Lörrach

DEUTSCHER THEATERPREIS DER FAUST Rendsburg Greifswald

Lübeck Wilhelmshafen

Hamburg

Oldenburg Bremen

Osnabrück Bielefeld

Münster

Hildesheim

Recklinghausen Detmold Oberhausen Gelsenkirchen Dortmund Bochum Essen Moers Düsseldorf/Duisburg Wuppertal Kassel Benrath Köln

Berlin

Potsdam

Hannover Braunschweig Magdeburg Dessau

Senftenberg Leipzig

Halle

Hellerau Eisenach

Dresden Erfurt

Chemnitz

Bonn Meiningen

Frankfurt/M

Wiesbaden

Coburg Bayreuth

Rüsselsheim

Mainz

Theater (Ort) der nominierten Künstler und Preisträger für den Theaterpreis DER FAUST im Zeitraum 2006 - 2016.

NOMINIERUNGEN

Darmstadt Saarbrücken

Ludwigshafen

PREISTRÄGER

Nürnberg Mannheim Heidelberg Heilbronn Karlsruhe

Baden Baden

Regensburg

Stuttgart

Tübingen Augsburg

München

ANMERKUNGEN: Die Darstellung der Preisträger aller Kategorien erfolgt ohne Unterscheidung. Bei Kooperationsprojekten wurden alle Partner (Orte) einzeln dargestellt.

Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST im professionellen Theater wird seit 2006 durch den Deutschen Bühnenverein, die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste und die Kulturstiftung der Länder jedes Jahr in acht Kategorien vergeben. Der Preis ist undotiert und wird an Künstler für exemplarische Inszenierungen verliehen. Vorschlagsberechtigt sind Theater (keine eigene Produktion). Aus den Vorschlägen nominiert eine Jury aus Mitgliedern des Künstlerischen Ausschusses im Deutschen Bühnenverein und ausgewählte externe Berater, drei Künstler je Kategorie. Die Mitglieder der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste wählen daraus die Gewinner in den Sparten: Regie Schauspiel, DarstellerIn Schauspiel, Regie Musiktheater, SängerIn Musiktheater, Choreografie, DarstellerIn Tanz, Regie Kinder- und Jugendtheater, Bühne und Kostüm.

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Helsinki Malmö

St. Petersburg

IMPULSE THEATER FESTIVAL

Neubrandenburg Hamburg Oldenburg Bremen

Poznan Berlin

Hannover Amsterdam

Hildesheim Rampen

Bielefeld

Münster

DIE RECHERCHEN ZUR RUBRIK FAKTISCHES IN BILDERN WURDEN DURCH FELIX SCHÖLZEL AUSGEFÜHRT.

Frankfurt/O

Braunschweig

Rotterdam

Dessau Bochum

Mülheim Antwerpen

Arnsberg

Essen Düsseldorf

Leipzig Dresden

Kortrijk Köln

Weimar Marburg

Jena

Gießen

Sitz der nominierten Ensembles für das IMPULSE THEATER FESTIVAL und deren Preisträger für den Zeitraum von 1990 - 2011.

Frankfurt/M NOMINIERUNGEN PREISTRÄGER ANMERKUNGEN: Die Darstellung der Preisträger erfolgt bei Kooperationsprojekten für alle Partner (Orte) einzeln. Bemerkenswert ist der sehr hohe Anteil der nationalen und internationalen Kooperationen und Kooperationspartner bei den nominierten und ausgezeichneten Inszenierungen.

Nürnberg Mannheim

Marne-la-Vallée

Stuttgart Tübingen

Reutlingen

Birach

München Wien

Priessenthal Gmunden

Athen

Salzburg Basel

Graz

Zürich

Biel

Chur Luzern Bern

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Das IMPULSE THEATER FESTIVAL zeigt seit 1990 wichtige, freie Theaterproduktionen im deutschsprachigen Raum. Das Festival unterzog sich seither immer wieder einem Wandel und findet seit 2005 im zweijährigem Rhythmus statt. Bis zum Jahr 2011 wählte eine unabhängige Jury gemeinsam mit der künstlerischen Leitung die Teilnehmer-Produktionen des Festivals aus. Auf dem Festival begutachtete eine Preisjury die gezeigten Inszenierungen und vergab verschiedene Preise.

Seit 2013 wird auf eine Auswahlund Preisjury verzichtet. Ein Gastspielprogramm und eine offene Ausschreibung bilden nun die Grundlage für die Programmatik, die durch einen interdisziplinären Beirat aus Wissenschaft und Kunst gemeinsam mit der künstlerischen Leitung aufgestellt wird. IMPULSE richtet den Blick auf freie Theaterarbeiten jenseits der bekannten Pfade und Strukturen.


IN WALD UND WIESE

Trott´O´Art - Pantomime KURZ.Theaterspektakel 2012 Foto: André Helbig

AUSSCHREIBUNG 9. KURZ.THEATERSPEKTAKEL DAS FESTIVAL DER KURZEN STÜCKE Das KURZ.Theaterspektakel ist ein in Thüringen und Deutschland einmaliges Theaterfestival, bei welchem etwa 150 regionale und überregionale Kulturschaffende zusammenkommen. Bühnenstücke von maximal 25 Minuten Länge stehen auf dem bunten Programm, das gepaart wird mit kulturellem und kreativem Austausch. An vier aufeinander folgenden Tagen, vom 3. bis zum 6. August, sind Künstler und Produktionen eingeladen, Teil dieses vielgestaltigen Festivals zu sein. Jedes Jahr entdeckt das Festival alte, neue, vergessene, oder noch gar nicht erinnerte Räume in der Stadt, hinter Türen und auf den Straßen.

Das Festival wird von der Freien Bühne Jena ausgerichtet. Der Verein ist eine Plattform für Freies Theater, Amateurtheater und Theaterpädagogik in Jena. In diesem Jahr richten die Veranstalter das Festival - passend zu seinem hochsommerlichen Zeitpunkt auf einem wunderschönen Areal am und im Wald bei Jena aus. An vier Tagen und Abenden wird dort ein theatralischer Sommernachtszauber entfaltet. Auf Open-Air-Bühnen und auf freier Wiese sind Theater, Kleinkunst, ein Theaterpicknick und viele weitere Angebote für Kinder und Erwachsene geplant. Ergänzt wird das Programm durch Workshops für Neugierige und Theatermacher. Diese bieten die Möglichkeit, in verschiedene Themen und Methoden hineinzuschnuppern, und Neues zu entdecken. Die freie Bühne sucht noch Künstler: In den vergangenen Jahren reichte das Programm von Theaterstücken über Stummfilmvertonungen, LiveProjektionen, Musiktheater, Performance, Tanz und absurder Komik bis zu bebilderten Hörwelten, Schattenspielen, Schwarzlichttheater und Improvisationskunst. Für 2017 sind neue, kurze Beiträge gesucht.

Das weltweite Netzwerk für ein bedingungsloses Grundeinkommen

KURZ.Theaterspektakel 2014 / Foto: Tillmann Lützner

STÜCKE GESUCHT! Das Kurz.Theaterspektakel 2017 vom 03.-06. August in Jena sucht Stücke, Experimente, Performances, Tanz- und Walkacts. Die Voraussetzungen sind: Euer Stück hat eine Spiellänge von maximal 25 Minuten und ist für eine Open-AirAufführung geeignet. Das Festivalmotto:

„In Wald und Wiese!“ WORKSHOPS GESUCHT! Ihr habt die Idee für einen kreativen Workshop am Samstag-Nachmittag (05.08.) in frischer Waldesluft? Dann schickt ein kurzes Konzept. BEWERBUNG MIT STÜCKEN UND KONZEPTEN:

BIS ZUM 01.03.2017! AN UNSERE ADRESSE: info@kurztheaterspektakel.de

weitere Informationen unter:

www.kurztheaterspektakel.de

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Hell sucht bunt (stellwerk Weimar) Foto: Marius Luhn

Roland-Bühne Saalfeld Foto: Bernd Hähnel Harald Töpfer 9 3/4 (Klatschmond Rudolstadt) Foto: Charlotte Ronas

24. Meininger Theaterwerkstatt 2016 Foto: Max Michel

Katzelmacher (stellwerk Weimar) Foto: Nils Volkmann

Drehmomente (theater-spiel-laden Rudolstadt) Foto: Jonas Schache

Varenka, Väterchen Frost und Blini (art der stadt e.V. Gotha) Foto: Bernd Seydel

Schneewittchen (Südthüringer Amateurtheater) Foto: Fred Rautenberg

Der gestiefelte Kater (3K Theaterwerkstatt Mühlhausen) Foto: Andreas Bank


Cyrano de Bergerac (3K Theaterwerkstatt Mühlhausen) Foto: Andreas Bank

Mein süsses Unbehagen (Theaterhaus Jena) Foto: Joachim Dette

Erreger (Theaterhaus Jena) Foto: Joachim Dette

DARK STAR (DAS ÜZ & pipidasdas Leipzig)) Foto: Bernd Seydel

Tschick (Die Schotte Erfurt) Foto: Lutz Edelhoff


FORTBILDUNGSPROGRAMM IM 1.HALBJAHR 2017

Seminar 1

10. und 11.03.2017 Fr. 09:30 - 18:30 / Sa. 09:30 -18:30 Uhr Probebühne art der stadt e.V. Gotha

BLENDE AUF! Praxisseminar zu Veranstaltungs- und Bühnenfotografie

Leitung: Franziska Barth freie Fotografin, Dipl. Kulturwissenschaftlerin, Sexualwissenschaftlerin i.A. www.streifenblicke.de Das Seminar behandelt theoretisch und praktisch: technische Tricks, den Umgang und das Spielen mit Licht, die Vielfalt von Blickwinkeln und die Lust am Produzieren von Momenten. Kosten: 75,- € /50,- € (ermäßigt)

ANMELDESCHLUSS: 23.02.2017

Seminar 5

26.04.2017 Das Weiterbildungsprogramm KULTUR BILDET WEITER: geht in die zweite Runde. Nach dem erfolgreichen Start im vergangenen Wintersemester bieten der Thüringer Theaterverband, die LAG Soziokultur Thüringen und die LAG Spiel und Theater Thüringen wieder gemeinsame Seminare und Workshops für Thüringer Kulturvereine, Initiativen und freie Kulturakteure an. Wir freuen uns, dass es uns als Weiterbildungsverbund gelungen ist, mit dem Fonds Soziokultur, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Thüringer Staatskanzlei Förderer für das Programm zu gewinnen. So können wir KULTUR BILDET WEITER: qualitativ und quantitativ ausbauen, entwickeln und evaluieren. Im Sommersemester 2017 stehen zehn Seminare auf dem Programm. Wir versuchen diese so zu gestalten, dass sie zeitlich als auch methodisch den Wünschen und Anforderungen der Kulturakteure gerecht werden. Die Programmauswahl zielt darauf ab, Themen und Inhalte zu finden, die für die tägliche Arbeit interessant sind und einen möglichst großen praktischen Nutzen entfalten. Der Wert einer Fortbildung besteht immer auch darin, das Alltägliche für eine begrenzte Zeit zu verlassen und es von außen zu betrachten. Mit neuen Erkenntnissen und Einsichten kehrt man gestärkt zurück. Wir hoffen, dass unser Weiterbildungsprogramm das leisten wird und freuen uns auf Ihre Anmeldung! gefördert von:

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Do. 10:30 -17:30 Uhr Volkshochschule VHS Jena

WER STEIGT DA NOCH DURCH? Social Media im Spiegel des Urheberrechts

Leitung: Dr. Stefan Haupt Rechtsanwalt und Mediator, eingetragenes Mitglied der Rechtsanwaltskammer Berlin www.haupt-rechtsanwaelte.de An was müssen wir alles denken, wenn wir Texte, Bilder, Filme oder Grafiken veröffentlichen? Was muss ich bedenken, wenn ich mit anderen Werken in meinem eigenen Projekt arbeite? Kosten: 45,- € /30,- € (ermäßigt)

ANMELDESCHLUSS: 04.04.2017

Seminar 9

14.06.2017 Mi. 09:00 - 16:00 Uhr DRK Kreisverband Erfurt

HILFE BIS DER ARZT KOMMT In Notfallsituationen sicher reagieren

Leitung: DRK Kreisverband Erfurt Wie reagiert man, wenn wirklich einmal etwas passiert? Fast jeder war schon einmal in der Situation, einem anderen helfen zu müssen. Sei es zu Hause, in der Firma, in der Schule oder in der Freizeit. Gerade Kulturveranstalter sollten deshalb wissen, was in Notfallsituationen zu tun ist. Kosten: 30,- € /20,- € (ermäßigt)

ANMELDESCHLUSS: 23.05.2017


JETZT ANMELDEN!

Seminar 2

Seminar 3

Seminar 4

22. und 23.03.2017

06.04.2017

21. und 22.04.2017

Mi 16:30 - 20:30 / Do. 16:30 -20:30 Uhr LERNplatz Radio F.R.E.I. Erfurt

SOLL UND HABEN Buchführung für gemeinnützige Organisationen

Leitung: Annette Sachse Steuerberaterin, Geschäftsführerin bei Ruschel und Coll. GmbH & Co. KG www.ruschel-collegen.de

Do. 09:30 - 18:30 Uhr Volkshaus Jena

Fr. 09:30 - 18:30 / Sa. 09:30 -18:30 Uhr Augustinerkloster Erfurt

NO FUTURE WAR GESTERN

KULTURARBEIT ERFOLGREICH ORGANISIEREN

Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb

Leitung: Annett Baumast

Leitung: Prof. Dr. Armin Klein

Ökonomin, Kulturmanagerin und Literaturwissenschaftlerin www.kultur-und-nachhaltigkeit.ch

Professor für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft www.kulturmanagement-armin-klein.de

Ziel des Seminars ist es, konkrete Ideen und Maßnahmen zur Nachhaltigkeit für das eigene Arbeitsumfeld zu entwickeln, die sofort oder kontinuierlich umgesetzt werden können.

Das Seminar vermittelt Grundlagen des Kulturmarketings (Tag1) und des Projektmanagements (Tag 2).

Kosten: 45,- € /30,- € (ermäßigt)

Das Seminar kann auch tageweise gebucht werden. Kosten für Einzeltag: 45,- €/30,- € (ermäßigt*)

ANMELDESCHLUSS: 15.03.2017

ANMELDESCHLUSS: 30.03.2017

Seminar 6

Seminar 7

Seminar 8

03.05.2017

10. und 11.05.2017

18.05.2017

Mi. 17:00 - 19:00 Uhr Amt für Brandschutz Weimar

Mi. 09:30 - 18:30 / Do. 09:30 -18:30 Uhr Jugendzentrum mon ami Weimar

Do. 09:00 - 16:00 Uhr Offenes Jugendbüro filler Erfurt

SAFETY FIRST!

REDAKTIONEN ÜBERZEUGEN

Das Seminar gibt einen Überblick über aktuelle gesetzliche Regelungen sowie Vorschläge zur Organisation des Belegwesens und der ordnungsgemäßen Kassen- und Buchführung. Kosten: 45,- € /30,- € (ermäßigt)

ANMELDESCHLUSS: 03.03.2017

Grundlagen des Brandschutzes

Leitung: Amt für Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungsdienst Weimar In der Schulung werden die Grundsätze des Brandschutzes, die Gefahren durch Brände und das Verhalten im Brandfall vermittelt. Zudem wird den Teilnehmenden praktisch die Handhabung eines Handfeuerlöschers vermittelt.

Grundlagen gelingender Pressearbeit

Kosten: 75,- € /50,- € (ermäßigt)

ALLES IN BUTTER? Lebensmittel und Hygiene im Kulturbetrieb

Leitung: Heike Janßen

Leitung: Dirk Ellinger

zertifizierte Trainerin für Journalisten, Mitglied im Vorstand für Aus- und Weiterbildung des Netzwerk Weitblick e.V. www.netzwerk-weitblick.org

Hauptgeschäftsführer DEHOGA Thüringen, Ökonom (Diplombetriebswirt), Restaurantchef, Gründungsschulleiter der Hotelfachschule www.dehoga-thueringen.de

Wie präsentiere ich mein Projekt so, dass es Interesse in den Redaktionen weckt? Wie baue ich die Pressemitteilung dramaturgisch auf?

In der Schulung werden Hygiene im Alltag, Aufbewahrung von Lebensmitteln, Hygieneanforderungen an das Personal, Schulungsund Dokumentationspflichten behandelt.

Kosten: 75,- € /50,- € (ermäßigt) Kosten: 15,- € /10,- € (ermäßigt)

ANMELDESCHLUSS: 11.04.2017

Seminar 10

Kosten: 45,- € /30,- € (ermäßigt)

ANMELDESCHLUSS: 18.04.2017

ANMELDESCHLUSS: 26.04.2017

Online-Anmeldung unter www.soziokultur-thueringen.de

20. und 21.06.2017 Di 09:30 - 18:30 / Mi. 09:30 - 18:30 Uhr Tanztenne Erfurt

GUT VERNETZT Social Media Marketing für Kulturbetriebe Gestaltung von Websites und Blogs

Leitung: Janine Flocke Digital Strategist, PR-Beraterin und Dipl.-Sozialwissenschaftlerin

Das vollständige Seminarprogramm sowie das Anmeldeformular kann bei allen beteiligten Landesverbänden postalisch oder als pdf-Dokument angefordert werden. Anfragen bitte an: Thüringer Theaterverband /// Platz der OdF 1 /// 07407 Rudolstadt info@thueringer-theaterverband.de /// 03672 412072

www.rand-band.de Wie kann man in der Kultur Facebook, Instagram, YouTube und andere Plattformen nutzen. (Tag 1) Was macht eine gute Website aus? Wie ist eine nutzerfreundliche Navigation aufgebaut? (Tag 2) Kosten: 75,- € /50,- € (ermäßigt) Das Seminar kann auch tageweise gebucht werden. Kosten für Einzeltag: 45,- €/30,- € (ermäßigt*)

ANMELDESCHLUSS: 29.05.2017

Gern nehmen wir jetzt Themenwünsche für das Seminarprogramm im Herbst 2017 entgegen. Hinweise bitte an: weiterbildung@soziokultur-thueringen.de

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PERSPEKTIVE UMWELTMANAGEMENT

von Lara Wenzel

Unternehmerische Managementsysteme in Gestalt von Kultur- und Projektmanagement gelten im Kulturbereich längst nicht mehr als unüberwindbarer Widerspruch zum kreativen Anspruch. Diverse unternehmerische Instrumente finden wie selbstverständliche Einkehr in die Arbeit von Künstlern und Kulturschaffenden. Auch das Umweltmanagement findet heute Eingang in kulturelle Institutionen und Einrichtungen. Exemplarisch hat die Kulturstiftung des Bundes 2012 das EMASZertifikat für ökologisches Wirtschaften erhalten. EMAS (Abk. für: EcoManagement and Audit Scheme) ist ein Instrument für ein betriebliches Umweltmanagement. Das Zertifikat zeichnet Organisationen aus, die freiwillig die Voraussetzungen der EG-ÖkoAudit-Verordnung erfüllen. Doch was versteht man unter Umweltmanagement und welche Ziele zur Nachhaltigkeit verfolgt es? „Umweltmanagementsysteme sind freiwillige Instrumente des vorsorgenden Umweltschutzes zur systematischen Erhebung und Verminderung der Umweltauswirkungen“ eines Unternehmens. Vorwiegend angewandt werden die weltweit gültige Umweltnorm ISO 14001 oder die EMAS-Verordnung (Öko-Audit) der Europäischen Union. Beide Standards fordern die Erfüllung umweltrelevanter Gesetzesauflagen, EMAS fordert vom Unternehmen zusätzlich die Anfertigung einer Umwelterklärung. Nach den Vorgaben der jeweiligen Branchen sind zudem ein spezifisches Umwelthandbuch und ein Umweltprogramm zu erarbeiten, die die Organisationsstruktur und Verant-

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wortlichkeiten des Personals festlegen, die zu erreichenden Umweltziele und die dafür notwendigen Maßnahmen definieren. Regelmäßig begutachtet ein unabhängiger Sachverständiger die Einhaltung aller Auflagen, die Umsetzung des Umwelthandbuches und das Umweltprogramm. 1 EMAS wurde 1993 von der Europäischen Gemeinschaft als Instrument für Unternehmen entwickelt, die ihre Umweltleistungen verbessern wollen. Seit 2010 richtet man sich nach der dritten Version des branchenunspezifischen Systems, das seit 2001 den Aufbau und Ablauf eines Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 integriert hat. EMAS ist kein reiner Managementansatz, denn es wird auch auf die Überwachung von unabhängiger Stelle Wert gelegt. 2 Es gibt fünf Schritte, die zu einer EMAS-Registrierung führen. Zu Beginn unterzieht sich das Unternehmen einer Umweltprüfung. Diese Bestandsaufnahme und Erfassung der umweltrelevanten, unternehmerischen Daten umfasst u.a. die Emissionen, das Müllaufkommen und den Energieverbrauch. Aus einer Bewertung der Daten werden anschließend neue Umweltrichtlinien erarbeitet. Um diese Richtlinien und ökologischen Ziele zu verfolgen, wird ein stufenweiser Umweltmanagementansatz erarbeitet. Dieser formuliert die unternehmerische Umweltpolitik, die Grundsätze des Umweltschutzes und die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistungen. Daraus ergibt sich ein Umweltprogramm aus konkreten Maßnahmen und Zielen, das sowohl direkte als auch indirekte Umwelt1 vgl. „Umweltmanagementsystem”. http://www.umweltdatenbank.de/cms/lexikon/, 07.02.2017 2 vgl. „Umweltmanagementansätze in Deutschland (TEIL 1)“ S.9 ff., http://www.bmub.bund.de/fileadmin/ Daten_BMU/Download_PDF/Wirtschaft_und_Umwelt/ broschuere_umweltmanagementansaetze.pdf, 23.01.2017

aspekte betrachtet. Um die formulierten Ziele zu erreichen, wird eine Organisations- und Kontrollstruktur aufgebaut, die nötige Aktionen plant. Im Fokus des Umweltmanagements steht insbesondere die Integration der Mitarbeiter. Diese Sensibilisierung der Mitarbeiter soll den Unterschied zwischen einer einmaligen Aktion zu einem nachhaltigen Projekt bewirken. Um die Umweltpolitik des Unternehmens öffentlichkeitswirksam darstellen zu können, wird aus den, durch eine gute Dokumentation gesammelten Daten, eine Umwelterklärung formuliert. Diese beinhaltet die Struktur des Umweltmanagementsystems, die festgelegten Maßnahmen und die daraus resultierenden Umweltauswirkungen. Abschließend wird das Unternehmen von einer unabhängigen Stelle geprüft. Foto: Sebastian Schimmel

Da EMAS allen Unternehmen unabhängig von Größe und Branche offen steht, werden bei der Umweltprüfung individuelle Skalen angelegt und die Verhältnismäßigkeit der durchgeführten Maßnahmen betrachtet. Wenn das Umweltmanagementsystem und die Umwelterklärung den Ansprüchen der EMAS entspricht, kann es darauf zur Registrierung im EMAS-Register kommen. Es entstehen dabei Kosten, die der Größe des Betriebs angepasst sind. Diese Registrierung muss alle drei 3 Jahre neu beantragt werden. Das EMAS-System wurde von der europäischen Gemeinschaft eingeführt, damit der Umweltschutz über die staatlichen Regelungen hinaus auf freiwilliger Basis von Bund und Land gefördert werden kann. 4

3 vgl. „Ablauf“ . http://www.emas.de/teilnahme/, 23.01.2017 4 vgl. „„Allgemeine Bestimmungen“ S.4 ff , http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/ ?uri=CELEX:32009R1221&from=DE, 23.01.2017


UMWELT(LITERATUR)TIPPS Zurück zur Kulturstiftung des Bundes und zu ihrem Engagement in Sachen Umweltschutz. Ziele der Stiftung sind u.a. die Senkung des Stromverbrauchs, die Verwendung von 100% Recyclingpapier und die Einschränkung von Flugzeugreisen. Die Kulturstiftung ist ein gutes Beispiel dafür, dass bereits mit geringen Modifikationen (Energiesparlampen, Off-Schalter an den Arbeitsplätzen) eine bemerkbare Verbesserung des Umwelteinflusses erreicht werden kann und das die Teilnahme von Kulturbetrieben an EMAS sinnvoll ist. 5 Über die in EMAS festgelegten Vorgehensweisen hinaus, engagiert sich die Kulturstiftung des Bundes in einigen nachhaltigen Projekten. In Zusammenarbeit mit einer Leih-Imkerei wurden einige Bienenbeuten im öffentlichen Raum von Halle (auch im Hof der Kulturstiftung) aufgestellt. Sie engagiert sich gemeinsam mit der Kunsthochschule Halle im Projekt „Clean Bags“, das nach alternativen Tragesystemen forscht. Des Weiteren fördert die Kulturstiftung des Bundes Projekte, die sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Die EMAS-Zertifizierung bringt positive Nebeneffekte mit sich. Die Rechtssicherheit wird verbessert, da genau geprüft wird, ob die staatlichen Umweltregelungen eingehalten werden. Durch die genaue Untersuchung der Umweltaspekte und die resultierenden Maßnahmen kommt es zu Einsparungen bei Energie und anderen Ressourcen. Des Weiteren ist die EMAS Zertifizierung mit einem Imagegewinn für das Unternehmen verbunden. Doch auch Kritik am EMAS wird formuliert. Zahlreiche Unternehmen halten das Aufwand-Nutzen Verhältnis nicht für ausgewogen. Trotz der EMAS Zertifizierung erlangen die Unternehmen kein Vorteile am Markt, was ihre Motivation deutlich senkt. Besonders die erwarteten Vorzüge bei öffentlichen Auftraggebern blieben aus. Die Kosten5 vgl. „Umweltpolitik“. http://www.kulturstiftung-desbundes.de/cms/de/stiftung/umweltpolitik, 23.01.2017 6 vgl. Roman Sorgenfrei: „Inhalte und wesentliche Regelungen von Umweltmanagementsystemen“ S.8 ff., http://www.klik.uni-kiel.de/de/umweltmanagement/ pdfs/semesterarbeit-ums, 23.01.2017

senkung, Imageverbesserung und Mitarbeitermotivation blieb oft hinter den geschürten Erwartungen zurück. Vor allem die Umwelterklärung rechnete sich für die Unternehmen nicht. Da die maßgebliche Motivation der Unternehmen, in der Erlangung von Marktvorteilen und nicht in einem „Unternehmens-Umweltbewußtsein“ liegt, führen die ausgebliebenen Vorteile häufig dazu, dass das Zertifikat nicht verlängert wird. 6 Neben der Kritik von Seiten der Unternehmen an der Rentabilität von EMAS, üben Umweltverbände Kritik am System und an den Richtlinien bezüglich des Umweltschutzes, denn EMAS ist kein Katalog aus verbindlichen Anforderungen. Das System ist prozessorientiert und konzentriert sich auf die Einhaltung der ohnehin geltenden Umweltrichtlinien. Im Fokus steht das Verringern des negativen Umwelteinflusses. Über das Maß dieser Verringerung entscheidet jedes Unternehmen individuell. Augenfällig wird diese Kritik, wenn Chemiekonzerne, Atomunternehmen oder sonstige Betriebe mit eher zweifelhaftem ökologischem Ruf, sich mit einer EMAS-Zertifizierung oder mit dem Umweltzertifikat nach ISO 14001 ein ökologisches Image zu verschaffen suchen. Der BUND Südlicher Oberrhein spricht deshalb vom „Greenwashing“, wenn Energiekonzerne wie EnBW, die Atomkraftwerke Fessenheim, Isar 1 und 2 oder der Flughafen München sich mit dem Umweltzertifikat nach ISO 14001 schmücken. 7 Umweltrichtlinien und ökologische Zertifizierungssysteme fordern weiterhin zu Kontroversen heraus und sollten in Bezug auf ihre Intentionen und Ziele überarbeitet werden. Dennoch bleibt der Anspruch nach nachhaltigem Handeln auch in Kulturbetrieben ein hohes Gut. Ein Umweltmanagement - mit oder ohne Zertifizierung - ist zeitgemäß und ehrt jedes engagierte, kreative Unternehmen. 7 vgl. „Umweltzertifikat EMAS & Kritik - ISO 14001 & ISO 14025: Zertifizierungswahnsinn für AKW & umweltgefährdende Firmen“ . http://www.bundrvso.de/umweltzertifikat-emas-iso-14001.html, 23.01.2017

Die Entdeckung der Nachhaltigkeit: Kulturgeschichte eines Begriffs Autor: Ulrich Grober Verlag Antje Kunstmann, 2013, 300 Seiten ISBN-978-3888978241

Ecological Design Autoren: Sim van der Ryn, Stuart Cowan Verlag Island Press, 2007, 238 Seiten ISBN-13: 978-1597261418

Ökomedien: Ökologische Strategien in der Kunst heute Autoren: Sabine Himmelsbach, Yvonne Volkart, Karin Ohlenschläger, Christoph Spehr, Roger F. Malina Hatje Cantz Verlag, 2007, 232 Seiten ISBN-13: 978-3775720489

Betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement Hrsg: Annett Baumast, Jens Pape Verlag UTB GmbH, 2013, 413 Seiten ISBN-13: 978-3825236762

Kulturelle Nachhaltigkeit Konzepte, Perspektiven, Positionen Hrsg: Rita Trattnigg, Larissa Krainer oekom Verlag München, 2007, 442 Seiten ISBN-13: 978-3-86581-080-9

KM Kultur und Management im Dialog Monatsmagazin von Kulturmanagement Network Nr. 64 / Februar 2012 / ISSN 1610-2371 http://www.kulturmanagement.net/km_magazin/archiv/prm/65/chi_ia__1/ www.kulturmanagement.net/frontend/media/Magazin/km1202.pdf

Die Politik der Nachhaltigkeit: Gegenwartskunst und Ökologie Beitrag von T. J. Demos in: Woodstock of Political Thinking Verlag Theater der Zeit, 250 Seiten ISBN-13: 978-3-940737-86-1

Von der Bühne bis zur Bahre. Die Ökobilanz eines Theaters Beitrag von Annett Baumast, Christoph Hugi und Olga Steiger in; PODIUM, Journal der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft/01/2016, S. 10-13

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Am 12. Mai 2017 startet der Bund Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT) mit einem bunten AmateurtheaterSpektakel offiziell in sein Jubiläumsjahr. Schirmherrin des Festes zum 125-jährigen Bestehen des BDAT ist die Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters. Unter dem Motto „125 Jahre – 125 Tage“ startet die wohl längste bundesweite Feier des Amateurtheaters auf der Berliner Zitadelle in Spandau. Etwa 30 Gruppen aus dem ganzen Bundesgebiet präsentieren hier Ausschnitte ihres Repertoires und verwandeln mit Aktionen und Performances die bedeutende Festung der Hochrenaissance zu einem Ort der darstellenden Künste und Moderne. Der Eintritt zu den Veranstaltungen auf der Zitadelle ist kostenfrei. Seine Fortsetzung finden die Feierlichkeiten am 13. Mai auf der Internationalen Gartenausstellung (IGA) in Marzahn-Hellersdorf (Berlin). Einen Tag lang sind Walking Acts, Flashmobs, Tanz und diverse Inszenierungen in der Gartenlandschaft zu erleben. Die Besucherinnen und Besucher erwartet die Verbindung von Theaterund Gartenkunst, z. B. im „Blumentheater“, in der „Freilicht-Arena“, auf den „Kienberg-Terrassen“ oder unter dem „Wolkenhain“. Karten für die Veranstaltungen dieses Tages sind bei der IGA zu erwerben: www.iga-berlin-2017.de Diesen beiden Tagen in Berlin, die den offiziellen Start der Jubiläumsfeier markieren, folgen bundesweit festliche Höhepunkte und Veranstaltungen: „125 Tage Amateurtheater“ sind an Orten in ganz Deutschland zu erleben.

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Gemeinsam gestalten der BDAT, seine Mitgliedsverbände und -bühnen dieses 125-Tage-Programm mit Theateraufführungen und Performanceformaten aller Art, mit Festivals, Podiumsdiskussionen, nationalen und internationalen Theaterbegegnungen. Seinen Abschluss findet das Jubiläums-Programm mit einer festlichen Gala am 14. September 2017 in der Berliner Akademie der Künste. Weitere Informationen, ein Veranstaltungskalender sowie Karteninformationen finden sich unter:

www.125-jahre.bdat.info Der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) ist einer der größten Dachverbände für die Darstellenden Künste in Europa. Unter dem Motto „Theater ist Leben“ vertritt er das deutsche Amateurtheater auf nationaler und internationaler Ebene in Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft. Seine Basis bilden rund 2400 bundesweit organisierte Theaterensembles, die sich über 18 Landes- und Interessenverbände dem BDAT angeschlossen haben.

VORGEMERKT! 15.05.2017 Kultureller Empfang des Thüringer Theaterverbandes und des Bundes Deutscher Amateurtheater in der Thüringer Landesvertretung in Berlin

Eingebettet in ein kulturelles Programm laden wir zu einer Gesprächsrunde zum Thema „Internationalität im Amateurtheater“. Wir begrüßen Frau Dr. Babett Winter, Staatssekretärin für Kultur und Europa in der Thüringer Staatskanzlei sowie nationale und internationale Theaterschaffende. Ablauf und Einladung in Kürze unter:

www.thueringer-theaterverband.de

EIN (KURZER UND UNVOLLSTÄNDIGER) HISTORISCHER RÜCKBLICK Am 27.08.1892 wurde der „Verband der Privat-Theater-Vereine Deutschlands“ mit Sitz in Berlin gegründet (seit 1904 als „Eingetragener Verein“ - e.V.) . Am 11.01.1920 wird der „Verband der Privat-Theater-Vereine Deutschlands e. V., Sitz Berlin“, aufgelöst und als „Reichsbund für Volksbühnenspiele“ neu gegründet. Am 30.09.1933 löst sich der „Reichsbund für Volksbühnenspiele“ auf und gliedert sich in den „Reichsbund Volkstum und Heimat“ ein. Am 06.07.1935 wird der eigentlich 1933 aufgelöste „Reichsbund für Volksbühnenspiele“ Mitglied der „NSKulturgemeinde e. V.“ und bildet dort ein Referat „Reichsfachstelle für Volksbühnenspiel“ mit eigenem Etat. Mit dem 08.05.1945 wird der „Reichsbund für Volksbühnenspiele e. V.“ durch eine Allierte Rechtsvorschrift aufgelöst, aber nicht aus dem Vereinsregister gelöscht. Am 27.05.1951 konstituiert sich der „Bund deutscher Volksbühnenspieler“ als Rechtsnachfolger des „Reichsbunds für Volksbühnenspiele“. Am 21.11.1970 erfolgt die Umbenennung in „Bund Deutscher Amateurtheater e. V.“ (BDAT) In Leipzig konstituierte sich am 7. April 1990 der Amateurtheaterverband der DDR (ATV). 1992 werden mit Thüringen, Sachsen und Brandenburg erste ostdeutsche Verbände Mitglied im BDAT. 2007 tritt mit dem „Landeszentrum Spiel & Theater“ SachsenAnhalt (LanZe) der letzte ostdeutsche Landesverband dem BDAT bei.


Lysistrate Theater DIE SCHOTTE Erfurt Foto: Lutz Edelhoff


25. MEININGER THEATERWERKSTATT SCHAU-SPIEL

Präsentation auf der 24. Meininger Theaterwerkstatt 2016 Foto: Max Michel

DIE WORKSHOPS Verweile doch, du bist so schön. Das Motto der Jubiläums-Theaterwerkstatt in Meiningen formuliert den Anspruch und Versuch jeden Augenblick des Projektes einzufangen und festzuhalten. Ein von Beginn an vergeblicher Versuch also, der Zeit und der Vergänglichkeit zu entrinnen oder doch der berechtigte Anspruch ein Verweilen, eine Beständigkeit und somit eine bleibende Wirkung zu erlangen? Auch die 25. Meininger Theaterwerkstatt Schau-Spiel ist, was die erste von Anbeginn an sein wollte: eine Aufforderung zu schauen und zu spielen. Das scheinbar simple Konzept, junge und jung bleibende Generationen von Amateuren, Theaterinteressierten, Multiplikatoren und Pädagogen von den Erfahrungen und Angeboten nationaler und internationaler Künstler, Theaterpädagogen und Regisseure begeistern zu lassen, mit dem Anspruch zu lernen und zu lehren, funktioniert seit nunmehr 25 Jahren. Dabei entfaltet das Projekt seine Wirkung weit über die Meininger Grenzen hinaus. Teilnehmer aus ganz Deutschland und Workshop-

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leiter aus allen Regionen dieser Welt prägen dieses Projekt. Seinen besonderen Charme erfährt die Theaterwerkstatt aus der Paarung praktischer, professioneller Theaterarbeit und -vermittlung mit einer besonderen Art der Zusammenkunft, durch das Campieren der Teilnehmer im Matratzenlager, die gemeinsamen Mahlzeiten und viele großartige Abende des Beisammenseins und Austauschs bei Spiel, Musik und Tanz. Das Gesicht der Meininger Theaterwerkstatt gehört Elke Büchner, die umtriebig und beharrlich dieses Projekt von Anfang an begleitet. Als künstlerische Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters TOHUWABOHU repräsentiert sie den Ausrichter und Gastgeber dieses Projektes. Seit einigen Jahren wird sie in dieser Arbeit durch Katharina Bernd tatkräftig unterstützt.

Verweile doch ... und was kommt dann?

Bewegungstheater Leitung: Paul Enke, Jena Buchtipps Die Poesie des Körpers

Tanztheater Leitung: Lisa Hakelberg, Berlin Faust’sche Commedia-Momente

Commedia dell’arte Leitung: Jaime Villalba, München Der komische Augenblick

Clownstheater Leitung: Axel Vandenabeele, Wuppertal Zum Augenblicke mal nichts sagen

Geräuschpantomime Leitung: Steffen (Willi) Wilhelm, Erfurt Im Moment sein

Improvisationstheater Leitung: Alex Fradera, London und Julia Pöhlmann, Zella-Mehlis Die Schönheit des Augenblicks

Grundlagen der Schauspielkunst Die 25. Theaterwerkstatt SchauSpiel findet vom 24. bis 26. März in Meiningen statt. Die Jubliäumsausgabe bietet - neben Feierlichkeiten, Gastspiel und Präsentationen - zehn Workshops. Anmeldungen sind bis zum 13. März möglich. Informationen und Anmeldungen unter:

www.tohuwabohu.jimdo.com

Leitung: Kevin Körber, Leipzig Verweile doch, du bist so schön!

Workshop für die Jüngsten Leitung: Maila Giesder-Pempelforth, Leipzig Eile nicht, du bist zu seh’n!

Theaterpädagogik, Theatermethodik Leitung: Hanka Büchner, Leipzig Verfilm‘ mich doch, ich bin so schön!

AG Video-Dokumentation Leitung: Oliver Stroyny, Erfurt


Der Revisor Theater am Markt Eisenach Foto: Sascha Willms


MOSAIK

ein kreatives Kinder- und Jugendprojekt in Jena

Foto: Ashob Associalization

Das Projekt MOSAIK! war eine kunstpädagogische Theaterwerkstatt die vom 6. bis zum 10. Februar im Jugendbildungs- und Begegnungszentrum polaris in Jena durchgeführt wurde. Das offene Angebot bot auch Kindern und Jugendlichen mit Bildungsbenachteiligungen einen niederschwelligen Zugang. In kreativen Werkstätten konnten sich die Teilnehmer fünf Tage lang mit Fotografie, Klang, Materialien und Theater auseinander setzen. Sie konnten ihre Neigungen ergründen, eigene Themen finden und diese gestalten. Der Projekttitel MOSAIK! - als Bild für eine verschiedenfarbige und mit verschiedenen Materialien zusammengesetzte (Bild) Fläche - beschreibt dabei die Vielfalt der möglichen Fragestellungen, Sichtweisen und der gebotenen Ausdrucksmittel. Die Kinder und Jugendlichen unterschiedlicher kultureller Hintergründe konnten gemeinsam mit kreativen Mitteln und Methoden zu eigenen Ausdrucksformen finden und Bilder ihrer Lebenswelt zu einem Mosaik zusammensetzen. Die wichtigsten Prinzipien

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waren das freie Probieren und Experimentieren. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen war für die beteiligten Werkstattleiter und Künstler ein Akt sozialer, bildender und künstlerischer Vermittlung, methodisch so spannend verknüpft, dass spielerisch kommunikative, soziale und kreative Kompetenzen an die Kinder vermittelt und ihre Einheit befördert wurde.

32 Foto: Martin Lissner


MOSAIK ... BILD FÜR EINE VERSCHIEDENFARBIGE UND MIT VERSCHIEDENEN MATERIALIEN ZUSAMMENGESETZTE (BILD)FLÄCHE

Fotos: Martin Lissner

In den fünf Tagen entstanden in drei Gruppen kleine Geschichten, viele Bilder und Objekte. In einer Präsentation am Abschlusstag vor Gästen und den Familien waren kleine Darbietungen mit lebendigen Gegenständen, Audio- und Bildergeschichten von Robotern und Wissenschaftlern, kleine Filme, Audioclips und Performances zu erleben. Der Nachmittag bot zudem eine kleine Parade der gebastelten Figuren und eine Ausstellung all der Bilder und Objekte, die in der kreativen Woche entstanden sind. Das Projekt MOSAIK war ein Gemeinschaftsprojekt des Freie Bühne Jena e.V. mit dem Jugendzentrum polaris, dem Theaterhaus Jena und dem Thüringer Theaterverband. Das Projekt MOSAIK! wurde gefördert durch „Wege ins Theater!“, das Förderprogramm der ASSITEJ im Rahmen von „Kultur macht stark! Bündnisse für Bildung“.

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THÜRINGER THEATERPREIS 2016

von Lara Wenzel

THÜRINGER THEATERPREIS 2016 Der Jurypreis und der Publikumspreis gehen an TAXI DRIVER vom Theaterhaus Jena Foto: Bernd Seydel

Die Vergabe der Thüringer Theaterpreise bildete den Höhepunkt und Abschluss des Avant Art Festivals im Oktober 2016 in Jena. Das Theaterhaus Jena bot für das Festival der freien Theaterszene die perfekte Heimat. Den Auftakt machte ein unerwartet schwerer Brocken. Das Stück „Schlafen Fische?“ - ein Gastspiel von The@rt Frankfurt/Main - erzählt aus der Sicht eines Mädchens davon, wie Kinder das Sterben erleben und wie sie lernen mit dem Zurückbleiben umzugehen. Zu sehen war eine bewegende Inszenierung, die das ernste Thema und die melancholische Schönheit des Textes mit kindlicher Spielfreude, Livemusik und belebenden Projektionen paarte. Den Reigen der nominierten Stücke eröffnete „Antigone“. Die Inszenierung, gespielt von einem großen Ensemble der Schotte aus Erfurt, bot eine glanzvolle Ensembleleistung. An der Feedbackwand zum Festival fand ich das passende Zitat zum Stück: „Die beste und stärkste Rolle war der Chor.“ Diese Gedankensammlung zu den Stücken wurde von der Geheimen Dra-

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maturgischen Gesellschaft initiiert, die im Basislager den Ort für Gespräche, Feedback, Kaffee und fachlichen Austausch bot. Der zweite Festivaltag begann am Vormittag mit „Abräumen“, einem Theaterstück für die Allerkleinsten. Der Zuschauerraum der Probebühne war von einer Schar Kindergartenkinder bevölkert. Die Inszenierung des jungen Theaters im stellwerk Weimar animierte die Kinder dazu, Farben und Formen zu entdecken und kam dabei nahezu ohne Sprache aus. Das Stück wird zur kindlichen Entdeckungsreise, die die Kinder anspornt, ungeniert ihre Vermutungen zu den immer wieder neu gebauten Konstruktionen einzuwerfen. Das dritte nominierte Stück wurde am Nachmittag gezeigt. Das Puppenspiel „Und das so kurz vor dem Fest“ vom theater der stadt aus Gotha setzte sich kindgerecht mit dem Fremdsein und der Ausgrenzung anderer auseinander. In den Ort der Handlung mit dem bezeichnenden Namen „Bleibheim“ kehrte ein Fremder ein und traf dort auf seine skurrilen Bewohner und auch Vorurteile. Das Stück erzählte - illustriert von einem großen Bilderbuch jede Etappe der Reise hin zur Toleranz. Dem Stück gelingt es eine ernste und

aktuelle Thematik zu vermitteln. Der finale Tag des Festivals begann mit einem Theatermarktplatz. Verbände, Förderer, Ensembles und Theaterprojekte stellten sich zur Schau und präsentierten ihre Arbeit. Viele Gespräche wurden geführt, Informationsmaterial wechselten die Besitzer und viele neue Kontakte wurden geknüpft. Das zweite Gastspiel „Dark Star fight the bomb, fight the crisis“ von pipidasdas/DAS ÜZ war eine kleine Besonderheit auf dem Festival, denn die Performance lebte vom Engagement des Publikums. Die Zuschauer konnten die darstellenden Performer auf ihrer kosmischen Odyssee via Interkom verfolgen. Doch immer wieder benötigen sie Hilfe von den Zuschauern in der Bodenstation, um eine Krise abzuwenden. So hatten die Zuschauer gemeinschaftlich zahlreiche Rätsel zu lösen und Ideen zu entwickeln, um die Crew am Leben und das Stück am Fortgang zu halten. Fast vier Stunden dauerte die Durational Performance. Das letzte Stück des Festivals war “Taxi Driver“ vom Theaterhaus Jena, das sich am gleichnamigen Film von Martin Scorsese orientierte. Die Geschichte um Travis entfernte sich mit der Zeit immer weiter von der Vorlage


und wurde ein Gemisch aus Ängsten und Träumen, die sich kaum von der Realität trennen ließen. Der Protagonist stand gleich dreimal auf der Bühne, so dass die Charakterzüge und Beweggründe für seine Radikalisierung detailliert aufgeschlüsselt werden konnten. Das Stück wurde zur Studie derer, die sich von unserer Gesellschaft im Stich gelassen fühlen. Das finale Stück des Festivals bot einen grandiosen Abschluss und entpuppte sich auf der anschließenden Preisverleihung als würdiger Preisträger sowohl für die Fachjury wie auch für das Publikum. Das Avant Art Festival 2016 bot erneut großartige und bemerkenswerte Inszenierungen aus Thüringen. Das vom Thüringer Theaterverband alle zwei Jahre an wechselnden Orten veranstaltete Festival fand im Theaterhaus Jena einen optimalen Veranstaltungsort und ein engagiertes Team. Ermöglicht wurde das Festival durch die Förderung der Thüringer Staatskanzlei und von JenaKultur. Alle Organisatoren und Akteure des Festivals der freien Theaterszene in Thüringen freuen sich heute bereits auf das Avant Art Festival 2018 mit würdigen und aktuellen Inszenierungen .

NOMINIERUNG 2016 UND DAS SO KURZ VOR DEM FEST vom theater der stadt Gotha Foto: Bernd Seydel

NOMINIERUNG 2016 ABRÄUMEN vom stellwerk Weimar Foto: Bernd Seydel

Die Thüringer Theaterpreise werden gestiftet von der

NOMINIERUNG 2016 ANTIGONE von Der SCHOTTE Erfurt Foto: Bernd Seydel

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The Living Stage Castlemaine / Foto: Gisela Beer

EIN NACHWORT ODER ES KÖNNTE EINMAL WERDEN

von Mathias Baier Es wird einmal …

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Jeden der versucht, seine Einkäufe verpackungsfrei zu gestalten oder gar sein Leben so zu führen, dass es keinen unvermeidbaren Müll verursacht, erfasst immer wieder eine Ohnmacht. Jeder der sich der Mühe unterzieht, die Bestandteile der Produkte zu studieren, die uns der freie Markt selbstlos offeriert, verzweifelt regelmäßig an deren Nebenwirkungen. Ein jeder der seine Erleuchtung aus erneuerbaren Energien und Energiesparlampen bezieht, tut dies im (Un)Wissen darum, dass er diese durch umweltschädliche Schwermetalle erkauft. Wissenschaft und Wirtschaft, oft geduldet oder auch gezielt gefördert von der Politik, nutzen vielfach Technologien, die nicht beherrschbar sind und produzieren Waren, deren Überbleibsel die filigranen Ökosysteme des Planeten und all seine Mitbewohner nachhaltig belasten. Genmanipulation, Schleppnetzfischerei, Individualverkehr, Atomenergie, Palmöl, Pestizide, Antibiotikaresistenzen, Bodenverdichtung, Mikroplastik, Monokulturen, Flussvertiefung, Insektizide, Sonarortung, Feinstaub, Kunststoffdämmung, Brandrodung, Plastikflaschen, Massentierhaltung, Bergbau, Düngemittel, Ölpest, Wildunfall und selbst erneuerbare Energien: all diese Worte stehen für kleinere oder größere ökologische Folgen und Katastrophen . Diese höchst unvollständige Aufzählung des Dilemmas, mit Blick auf ein menschliches Dasein, das im Bezug auf seine langen und starken Auswirkungen auf das globale Ökosystem ausgesprochen „nachhaltig“ ist, erlaubt die These: Der Mensch (Patient) verfügt über einen pathologischen Drang zur Verleugnung von Erkenntnis. Unsere heutige Existenz in einem postfaktischen Zeitalter, scheint diese These umgehend zu stützen! Es ist die Krone der Schöpfung, der es beständig gelingt, die (un)absehbaren Folgen ihres Handelns zum Schaden von Umwelt und Natur zu verdrängen, oder sie billi-

gend und bewusst in Kauf zu nehmen. Der Mensch und sein Handeln werden spätestens dann alternativlos und die Politik postfaktisch. Einige Vertreter der Menschheit werden im Angesicht dessen zu Wutbürgern - in Unterscheidung zu den gleichnamigen, postfaktischen Spezies - zu selbstreferenziellen Wutbürgern! Es packt sie eine Wut, die in dem Grade anwächst, wie sie das Bewusstsein am eigenen Handeln zulassen. Dem Erkennen des Getanen und des Unterlassenen folgt in Verbindung mit dem Gefühl des Ausgeliefertseins in einer marktund wachstumsorientierten gesellschaftlichen Ordnung die finale Wut: die Wehmut. Über sieben Milliarden Menschen und alle wollen alles haben!

Es könnte einmal werden … Faktisch haben sehr wenige sehr viel und sehr viele keine Aussicht auf nur kleinste Bruchteile von allem. Auch diese Politik ist „nachhaltig“. Das Bemühen um eine Nachhaltigkeit als verantwortliche und bewusste Tat oder Unterlassung, die ökologische, soziale und ökonomische Aspekte verbindet, erfordert die Überwindung der Wehmut. Ein sanfter Hauch von Utopie umweht die Taten jener, die auch in der kulturellen Arbeit diesen Anspruch verfolgen. Ohne Zweifel sind diese Taten idealistisch wie in gleicher Weise unausweichlich, wenn Kulturschaffende dem selbstformulierten Anspruch folgen, eine kritische, relevante und vermittelnde Wirkung in die Gesellschaft zu entfalten. Ganz sicher wird in der Kunst und der Kultur nicht der entscheidende Beitrag zur Errichtung einer für alles Leben nachhaltigen Welt geschaffen, jedoch könnten sie Anteil haben, dass der Gedanke gesät und das nötige Bewusstsein allmählich in eine teilhabende Gesellschaft hineinwächst.


THEATERWELTEN 2017 präsentiert exemplarische Inszenierungen des Amateurtheaters aus sechs Kontinenten und bietet einen Dialog der Kulturen. THEATERWELTEN 2017 bietet mehrtägige Workshops in den vielfältigen Sparten der Darstellenden Künste geleitet von herausragenden und namhaften internationalen Künstlern. THEATERWELTEN 2017 ist Ort einer Fachtagung zur Rolle des Theaters als soziale Kraft und zur transkulturellen Perspektive globaler Theaterarbeit in Kooperation mit dem Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig.

„Bretter, die die Welt bedeuten. Zu Shakespeares Zeiten schien noch möglich, was sich heute als Narretei erweist: die Welt als eine Einheit zu begreifen, die aus einer einzigen, nämlich der europäischen Perspektive heraus erfasst werden kann. Politisch und ökonomisch leben wir längst im Bewusstsein der Globalisierung. Aber spricht man von Kultur, so schwingt immer noch die hybride Vorstellung mit, Europa sei der Mittelpunkt der Welt. Dies gilt ganz besonders für unseren Begriff von Theater. Theater denken wir immer noch rein europäisch. So bilden wir aus und weiter, und so bemessen wir die Qualität einer Theateraufführung. Theorie und Praxis des Theaters in Europa sind der Maßstab und Fixstern 1 unserer Urteilskraft.“ Was Stephan Schnell (Bildungsreferent des BDAT) hier formuliert, ist eine Zustandsanalyse und gleichzeitig Ausgangspunkt für die Idee zu THEATERWELTEN. Die Welt des Theaters - des Amateurtheaters - in ihren unterschiedlichen Formen, kulturellen Zusammenhängen, Begriffen und Gestalten soll ein Podium finden. Dabei richtet sich das Interesse speziell auf das Theater außerhalb Europas. Prinzip des Festivals ist deshalb die gleichberechtigte Vertretung der sechs Kontinente Asien, Afrika, Ozeanien, Nordund Südamerika wie natürlich auch

THEA TER WELT EN

22.-25.06.2017

Europa. Geplant sind stets Aufführungen und Workshops mit Vertretern jedes Kontinents. „Zentral ist dabei ein Dreiklang von Erleben durch Aufführungen, Agieren durch gemeinsame Workshoparbeit und Reflektieren durch Vorträge, Referate, Ausstellungen und Diskussionsforen.“ ... „THEATERWELTEN ist ein künstlerisches, kulturelles Netzwerk auf Augenhöhe. Verbindungen, die während des Festivals geknüpft werden, sollen gehalten, weitergeknüpft und erweitert werden.“ 1 Erst zum zweiten Mal wird dieses besondere Theaterfestival in Rudolstadt ausgerichtet. Es steht jedoch in einer langen Tradition internationaler Theaterprojekte, die der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT), der Thüringer Theaterverband, die Stadt und der theater-spiel-laden in der SchillerStadt seit Jahrzehnten durchführten. Perspektivisch ist geplant, THEATERWELTEN biennal in Rudolstadt zu veranstalten. THEATERWELTEN wird vom 22.25.06.2017 in Rudolstadt ausgerichtet. Informationen zu den Workshops und zum Programm finden sich ab März auf

www.theaterwelten.info Hinsichtlich der THEATERWELTEN der Zukunft ergeben sich neue Anforderungen, Fragestellungen und Dimensionen. „... zum einen die

1 vgl. Stephan Schnell: „Theaterwelten. Perspektiven und Bedingungen für Theatermacher weltweit.“ . http://theaterwelten.info/blog/perspektiven-bedingungentheatermacher-weltweit/, 07.02.2017

kulturpolitische Dimension: Wie kann das Amateurtheater als eine gesellschaftliche Möglichkeit genutzt werden, um geopolitischen Realitäten zu begegnen und diese zu überwinden? ... Dabei muss die Ebene der praktischen Workshops um mindestens zwei Dimensionen erweitert werden, ... . Zum einen um die Ebene der Aufführungen. Unverzichtbar gehört die Darstellung der jeweiligen Theaterwelten ... zum Gesamtbild der Theaterwelten. Die Repräsentation ... neben dem konkreten Tun in den Workshops ... ist eine Grundbedingung für ein wertschätzendes, gegenseitiges Verstehen. ... Die dritte Dimension ist jene der Reflektion. Hier ist jedoch weniger die Kritik des Erlebten und Gesehenen durch die Teilnehmer gemeint,... Nein, die dritte Dimension muss ... die ganz unterschiedlichen Bedingungen des Theatermachens in dieser Welt in den Blick nehmen. THEATERWELTEN ermöglicht Menschen nachhaltig neue Zugänge... Das langfristige Ziel muss sein, THEATERWELTEN auch in allen anderen Regionen durchzuführen, um so ein tragfähiges Netzwerk aufzubauen.“ 1

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WWW.THEATERWELTEN.INFO

EIN WELTTHEATERFEST IN RUDOLSTADT


THÜRINGER THEATERPREIS 2016 Jury- und Publikumspreisträger TAXI DRIVER Theaterhaus Jena Foto: Bernd Seydel


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