DOKUMENTATION KLARA LÖCHTE | LAURA WACLAWEK
ba.m.1.3_ ws 18|19 [Exhibit Architecture] prof. dipl. - ing. Kirsten Schemel © münster school of architecture
M S A R E F L E K T I E R T.
I REFLEKTIEREN I I REFLEXION I I das Zurückgeworfen werden von Licht I I das Nachdenken; eine Überlegung, eine Betrachtung, die jemand an etwas knüpft I Glas besitzt die Eigenschaft des Reflektierens. Eine Reflexion beschreibt eine Ambivalenz zwischen Durchblick und Wiederspiegelung. In dem Spiel der Reflexion erfährt der Betrachter eine neue Weite und Perspektiven werden erweitert. Je nach Lichtverhältnissen können Wände außen spiegeln, die Gegenwart der Betrachter innen verbergen, sie sind außen und innen zugleich durchsichtig oder spiegeln. Die innere und äußere Erscheinung des Gebäudes ist aufgrund der Eigenschaft des Materials im Wandel der Lichtverhältnisse im ständigen Fluss. Das Wort Reflexion besitzt eine bildungssprachliche Bedeutung: Nachdenken und eine Betrachtung vorzunehmen, die an etwas anknüpft. Das Ausstellungskonzept sieht vor, kuratierte Arbeiten mit Projekten, Thesen und Literatur in Bezug zu setzen, um aktuelle Themen einzubinden, Arbeiten zu hinterfragen, Diskussionen zu eröffnen und Kritik zu üben. Es entsteht ein Dialog zwischen studentischen Arbeiten und praktizierter Architektur. Entstanden ist eine Dialektik zwischen äußerer Form, Materialität und Ausstellungskonzept. M S A R E F L E K T I E R T. Studenten und Professoren reflektieren die Ergebnisse der Semester und der Campusbereich der MSA [ wird ] reflektiert.
Um den Arbeitsprozess der studentischen Arbeiten und deren Ergebnis zu hinterfragen und zu reflektieren soll an den Ort der Wissensansammlung und Recherche angeknüpft werden. Die erste Instanz (Informationsbeschaffung/ Bibliothek am Leonardocampus) wird der letzten (Ausstellung und Reflexion) gegenübergestellt. Ein Randgrundstück gegenüber der Bibliothek wird zum Standort für einen neuen Ausstellungsort der Münster School of Architecture. Die Geometrischen Formen eines gleichschenkligen und rechtwinkligen Dreiecks werden kombiniert. Die einzelnen Dreiecke bilden im gesamten erneut ein Dreieck. Das Prinzip der Selbstähnlichkeit wird umgesetzt. Die Form des Pavillons entwickelt sich entsprechend der Situierung in direktem Bezug zu den Fluchten der Umgebung des Standortes. Erscheint das Gebäude im Grundriss weniger schmal und linear, so ist die Fassade gänzlich als eine Scheibe wahrzunehmen, die reflektiert. Der voluminöse Körper des Gebäudes ist durch die Grundstücksform nicht wahrzunehmen.
Stahl wird begleitendes Material, das ebenfalls einem Glas ähnlich in Scheibenform eingesetzt wurde. Die gesamte Ausstellung wird durch sich bewegende, scheibenartige Stahlwände gestaltet und kann beliebig verändert werden. An Stellen, an denen Schiebewände von der einheitlichen Stahlwand gelöst werden, kommt Sichtbeton zum Vorschein. Der Ausstellungsraum lässt sich unterschiedlich bespielen. Möglich ist es, den Raum für sich stehen zu lassen. Alle beweglichen Stahlwände sind dann bis an die Wand in Ebene aller anderen unbeweglichen Stahlwände zurückgeschoben. Wird nun begonnen eine Stahlwand nach der anderen wegzuziehen, wird die einheitliche stählerne Wand aufgebrochen.
Die Wände sind beweglich über einen Schienensystem, dass auf dem Betonfundament und der Betondeckenplatte verdübelt ist. Die Wände lassen sich zudem radial drehen. Dies wird durch eine Art Kugellager ermöglicht. Durch Rollen, die nicht vertikal, sondern horizontal in den Schienen liegen, dreht sich bei Drehung der Stahlwand auch das gesamte Lager in Ebene der Schiene mit. Im Deckenbereich sind die Schienen zwischen den herabgehängten Aluminiumrahmen für die Lichtdeckenkonstruktion angebracht; am Boden in den Fugen angelegter Betonplatten. Die Stahlwände können auf unterschiedlichste Art mit den Stahltischen in Dialog gehen. Beziehungen zwischen Modellen und Plakaten können hergestellt werden. Genauso kann eine Wand gezielt von den Tischen abgewendet werden, um Plakate für sich wirken zu lassen.
Die Anforderung bestand darin, das Material Glas vordergründig zu verwenden. Werden nun die Innenansichten betrachet, so ließe sich behaupten, dass das Material Glas nicht ausreichend verwendet wurde. Das Aufgreifen der Materialität Glas in das Konzept des Projektes geschah auf anderem Wege. Die charakteristischen Eigeschaften des Materiales Glas wurden genauer betrachtet und nicht es wurde nicht das Glas als determinierendes Material eingesetzt. Reflexion ist eine der existenziellen Effekte des Glases. Durch ein spiegelndes Glas mit gewährter Durchsicht, bespielt der Pavillon den Raum neu, reflektiert, vermischt und setzt ihn in ein neues Licht. Die Fassade der Bibliothek und die des Pavillons reflektieren sich gegenseitig und zusätzlich das Geschehen entlang der Straßenzufahrt zwischen ihnen. Sie gehen in Dialog. Erwünscht war, eine Spiegelung der Fassade, ohne Einblick in den Innenraum. Befindet man sich allerdings im Innenraum, so sollte nach außen auf Bibiothek und Campus eine ungehinderte Durchsicht entstehen. Möglich macht dies eine mehrlagige interferenzoptische Beschichtung auf dem Glas. Die Glasfassade besteht aus einer Dreifachverglasung. Das äußerste Glas besitzt eine spiegelnde Beschichtung, mittig sitzt ein Isolierglas und innen eine einfache Floatglasscheibe. Wird der „Spionspiegel“ zwischen zwei „Räumen“ mit abweichenden Belichtungsstärken als Trennelement eingesetzt, ergibt sich der gewünschte Beobachtungs- bzw. Spiegeleffekt. Die beschichtete und unbeschichtete Glasseite weisen differenzierte Reflexionswerte auf, sodass die Effekte gezielt verstärkt werden. Spiele man nun die verschiedenen Lichtsituationen im Tagesverlauf ab, so ergibt sich: Ist die Tageslichtsituation im Außenbereich heller, so spiegelt die Fassade vollkommen und aus dem Innenbereich nach außen entsteht eine klare Durchsicht. Bei Dämmerung werden beide Effekte gelindert sein. Es entstehen „sowohl-als-auch-Situationen“. Bei Dunkelheit im Außenbereich und beleuchteter Innensituation durch die Lichtdecke entsteht von dem Campus in den Ausstellungspavillon eine vollkommene Durchsicht. Innen spiegelt sich jedoch zwischen den Glasschwärtern das Geschehen der Ausstellungssituation wieder. Das beschichtete Glas ist mit unterschiedlichen Lichttransmissionswerten erhältlich, was feine Abstufungen hinsichtlich Verspiegelung und Durchsicht ermöglicht. Das verwendete Glas besitzt einen Lichttransmissionswert von 40 Prozent. Ein Wert, der die großmögliche Durchsicht von innen nach außen bietet.
Im Inneren des Ausstellunspavillons wird auf die Materialcharakteristik der Relfexion verzichtet. Im Vordergrund steht die bildungssprachliche Bedeutung des Reflektierens. Während im Außenbereich formell reflektiert wird, geschieht dies im Innenbereich thematisch. Durch das Ausstellen der Arbeiten sollen diese anhand der Betrachtung von Mitstudenten, Professoren und Architekturinteressierten erneut überdacht werden. Die Projekte werden aus einem neuen Blickwinkel betrachet, indem ähnliche, vergleichbare oder konträre Beispiele aus aktueller Architektur und Architekturgeschichte den studentischen Projekten gegenübergestellt werden. Die Arbeiten werden neu reflektiert. Festgehalten werden diese Reflexionen in einem Ausstellungsbuch. Ausstellung und Ausstellungsbuch werden nach Themen kuratiert. In diesem Falle: BETON.
02 19
RE FLEK TIERT
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muenster school of architecture
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LEONA WAGENER
B E T O N I E R T
SOPHIE PÜTZ ROBIN HÜLSEMANN LINA FISCHER KLARA LÖCHTE LAURA WACLAWEK
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exhibit architecture ws 2018 I 2019 prof. dipl.-ing. kirsten schemel klara löchte I laura waclawek