E-Commerce // Onlinemarketing // SEO // SEM // Development // Mobile // Technik // Usability // Recht // Tipps&Tools
#37 12/2018 - 03/2019
e c r e m E-Com
LESEPROBE
e t t i M r e d h im Reic Omnichannel-Strategien für den Retailhandel mit Zukunft
Online-Marketing Google-Rankingfaktoren für 2019
Google vs. Mensch warum menschliche Expertise weiterhin gebraucht wird
E-Recht im Jahr 2019 Das neue Verpackungsgesetz – Pflichten für den Onlinehändler
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Editorial
E-Commerce im Reich der Mitte Vor vielen Jahren war ich als Student ein Semester in China und konnte, Anfang der 2000er Jahre, als das Web insgesamt noch in den Kinderschuhen steckte, einen tieferen Einblick in das damals wie heute größtenteils sehr fremde Lande machen. Mitte November war ich nun nach längerer Zeit wieder in China. Was früher noch als Produktionsstätte des Westens bezeichnet wurde hat sich in den letzten Jahrzehnten sicherlich auch aufgrund des Status als Sonderwirtschaftszone zur High-Tech-Metropole und zum Epizentrum der Digitalisierung Chinas entwickelt – Shenzhen. Wo im Jahre 1979 ein Fischerstädtchen mit 30.000 Einwohnern vor sich hin döste, hat sich über die Jahre – und hier insbesondere getrieben durch die Digitalisierung – eine Mega-City mit mehr als 12 Mio. Einwohnern entwickelt, die nach wie vor zu den am schnellsten wachsenden Metropolen weltweit zählt. Zwei der größten Internet- und IT-Unternehmen der Welt haben hier ihren Firmensitz: Tencent, das unter anderem Chinas führende Multifunktions-App WeChat entwickelt hat sowie der Netzwerkausstatter und Hardwareproduzent Huawei. Vergessen Sie Amazon, Whatsapp, Facebook und viele weitere Plattformen und Online-Tools aus der westlichen Welt. Ein Blick ins Reich der Mitte eröffnet einen vollkommen neuen Horizont und neue Ansätze. In unserem aktuellen Leitartikel der vorliegenden Ausgaben beleuchten wir mal die andere Seite des E-Commerce, die bei uns den Anschein erweckt schon in absehbarer Zeit die Karten in der deutschen E-Commerce-Welt neu zu mischen. Darüber hinaus gibt´s wieder jede Menge spannenden Lesestoff rund um E-Commerce, Online-Marketing und E-Recht. So haben wir für Sie unter anderem “Die wichtigsten Google Ranking Faktoren 2019” zusammengestellt und werfen auch diesmal wieder eine Blick in das agile Projektmanagement mit Artikeln zum Thema “Designthinking” und “Scrum”.
Die
Möglichkeiten
im Web sind nahezu
grenzenlos.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erholsame Tage im Kreise ihrer Lieben, einen guten Rutsch ins kommende Jahr 2019 und viel Spaß beim Lesen des eStrategy-Magazins! Ihr Josef Willkommer Chefredakteur
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Inhalt: 04/2018
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Onsite-Befragungen: Wichtiges Instrument für mehr User Engagement Richtig eingesetzt können OnsiteBefragungen sowohl den Nutzern als auch den Webshopbetreibern einen Mehrwert bieten. Um zu vermeiden, dass die hohen Investitionen für Suchmaschinenwerbung, die für Traffic im Onlineshop sorgen sollen, im Sande verlaufen, sollten Shopbetreiber das User Engagement optimieren.
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Die wichtigsten GoogleRankingfaktoren für 2019 Um möglichst gute organische Suchergebnisse zu erzielen, müssen Sie genau wissen, welche Faktoren für das Content-Ranking von Bedeutung sind. Lesen Sie hier was Backlinks, Topic Authority, Inhaltsstruktur & Co. für die Suchmaschinenoptimierung im neuen Jahr 2019 bringen.
NEWS 3 Editorial 6 Buchempfehlungen
LEITARTIKEL
9 Die andere Seite des E-Commerce
E-COMMERCE 24 Omnichannel-Strategien für den Retailhandel mit Zukunft 29 Voice-Commerce: Sprechen statt tippen 33 Onsite-Befragungen: Wichtiges Instrument für mehr User Engagement
ONLINE MARKETING
38 Die wichtigsten Google- Rankingfaktoren für 2019 42 Hochwertige Backlinks und ihre Relevanz 47 Marketing der Zukunft: Programmatic Advertising 52 Professionalisieren Sie Ihr Managementreporting!
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57 KPIs für erfolgreiches Lead Management
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Hochwertige Backlinks und ihre Relevanz Wie wichtig sind Backlinks in der digitalen Welt? Und welche Auswirkung haben hochwertige Backlinks auf das Google-Ranking? All diese Fragen und vor allem auf was Sie bei der Auswahl der Websites achten sollten, klären wir in diesem Beitrag für Sie.
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Inhalt: 04/2018
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Google vs. Mensch: warum menschliche Expertise weiterhin gebraucht wird
DIGITAL BUSINESS
62 Google vs. Mensch: warum menschliche Expertise weiterhin gebraucht wird
Künstliche Intelligenz, wie sie bei Google eingesetzt wird, folgt vorgeschriebenen Mustern, die es nicht zulassen, eine Entscheidung zu treffen, die nicht dem logisch erscheinenden Muster entspricht. Aber trifft KI tatsächlich die besseren Entscheidungen? Oder wird menschliche Expertise in Zukunft weiterhin von Bedeutung sein?
66 KI im Marketing – zwischen Hype und echtem Nutzen
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§ RECHT
Wenn der Product Owner zur Ideenhebamme und Scrum zu murcS wird © Nuthawut – stock.adobe.com
Lesen Sie in diesem Beitrag warum agile Arbeitsmethoden nicht automatisch zu kreativen Ergebnissen führen. Denn gerade bei Kreativitäts-Workshops und -Trainings mangelt es an Effektivität und die Kunst, Ideen auch „auf die Straße“ zu bekommen
PROJEKT MANAGEMENT
70 Wenn der Product Owner zur Ideenhebamme und Scrum zu murcS wird 75 Zusammenarbeit wieder wertschätzen
81 Das Verpackungsgesetz kommt – und damit neue Pflichten für Onlinehändler
MAGAZIN 87 Impressum
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Das Verpackungsgesetz kommt – und damit neue Pflichten für Onlinehändler Ab dem 01.01.2019 gilt das Verpackungsgesetz. Verstöße gegen das Gesetz können mit Geldbußen bis zu 200.000 € geahndet werden. Was Sie als Onlinehändler bei der Einhaltung des Gesetzes beachten müssen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
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News: Buchempfehlungen
Buchtipps aus der eStrategy-Redaktion Mit strukturierter Agilität zu außergewöhnlichen Ideen Wenn aus Scrum murcS wird Agil, innovativ, kreativ: Das sind die Schlüsselkompetenzen, um in einer sich immer schneller verändernden Welt zu überleben. Bewährte Prozesse und Methoden reichen bei Weitem nicht mehr aus. Als Reaktion darauf wird auf agile Methoden gesetzt. So soll beispielsweise Scrum den notwendigen Schwung für zukünftige Herausforderungen verleihen. Dabei wird übersehen, dass Scrum keine Allzweckwaffe gegen Ideenlosigkeit und Veränderungs-resistenz ist. Bäumers Buch erklärt einen neuen Ansatz. Denn bei agilen Methoden wie Scrum bleiben Kreativität und Ideenfindung oftmals auf der Strecke. Darum wird aus Scrum jetzt murcS. Ein Ansatz, mit dem in agilen Strukturen Kreativität und Ideengenerierung Platz finden und gefördert werden. murcS ist für alle Gruppen und Teams anwendbar, die sich den Herausforderungen der agilen Arbeitswelt stellen wollen. Denn Agilität braucht Struktur und Kreativität. Autor: Nils Bäumer, Auflage / Erscheinung: Mai 2018, Umfang: 224 Seiten, Preis: 9,95 Euro, Verlag: Business Village, ISBN: 978-3-869-804-163
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Denk klar Klug entscheiden in digitalen Zeiten Die heutige Arbeitswelt ist einem fortlaufenden Wandel unterworfen. Unsere Gegenwart wandelt sich vor allem schnell und fundamental. Dieser Wandel berührt ausnahmslos sämtliche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und persönlichen Bereiche. Die Fülle an Handlungsoptionen lässt uns daher eher auf neue Technologien und Algorithmen vertrauen, als auf eigene Erfahrung und gesunden Menschenverstand. Das Denken und Entscheiden überlassen wir also lieber Anderen, im Zweifel sogar den Maschinen. Doch wie können wir in digitalen Zeiten klug entscheiden? Woran können wir uns noch orientieren? Die Quintessenz von Ingo Radermacher: Zukunftsfähigkeit, Innovation und Erfolg haben ihren Ursprung im eigenen, klaren Denken. Wie kluges Entscheiden heute und in Zukunft in allen Lebensbereichen gelingt, zeigt das Buch unterhaltsam auf. Es beschreibt die Irrwege, die wir heute in Sachen „Entscheidung“ einschlagen und bietet klare Lösungen an, wie es besser geht! Autoren: Ingo Radermacher, Auflage / Erscheinung: August 2018 Umfang: 272 Seiten, Preis: 24,95 Euro, Verlag: BusinessVillage, ISBN: 978-3-869-804-385
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News: Buchempfehlungen
Buchtipps aus der eStrategy-Redaktion Management: Die Top-Tools der Besten! Management so leicht und verständlich vermittelt wie noch nie Menschen wie Steve Jobs und Roger Federer, Herbert von Karajan und Elon Musk, Sheryl Sandberg und James Watt, waren nicht nur begnadete Künstler, Wissenschaftler, Politiker oder Unternehmer – sie waren gleichzeitig auch hervorragende Manager. So konnten sie aus ihren Talenten mehr machen als andere, das machte sie erfolgreich. Doch wie erklären sich ihre Leistungen? Wie schaffte es beispielsweise Bill Gates, ein Unternehmen aufzubauen, das sich rapide zum unangefochtenen Marktführer in einem Milliardenmarkt entwickelte? Frank Arnold beschreibt in dieser aktualisierten Neuauflage seines internationalen Bestsellers über 60 Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, was deren Erfolg ausmacht und was Führungskräfte aller Ebenen, Unternehmer und Freiberufler sowie alle, denen ihre persönliche Entwicklung und Karriere wichtig sind, daraus lernen können. Autor: Frank Arnold, Auflage / Erscheinung: September 2018 Umfang: 288 Seiten, Preis: 19,99 Euro, Verlag: Redline Verlag, ISBN: 978-3-86881-729-4
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Amazon Marketplace Das Handbuch für Hersteller und Händler Kein Marktplatz wächst derzeit so stark wie der Amazon Marketplace. Mit diesem Buch haben Sie einen Begleiter, der Ihnen dabei von Anfang an hilft, als Händler auf diesem Marktplatz zu bestehen. Das umfassende Handbuch zeigt, worauf es bei Amazon Marketplace ankommt. Angefangen vom ersten Produktlisting über Tipps für die Steigerung des Absatzes und Amazon SEO bis hin zur Erfolgskontrolle. Zudem zeigt es Ihnen, wie Ihre Produkte mit Amazons Programm "Versand durch Amazon" europaweit angeboten werden können und wie der Amazon-Algorithmus funktioniert. Lernen Sie mit diesem Handbuch, wie Sie mit Hilfe von Anzeigen, Gutscheinen oder Blitzangeboten für mehr Absatz sorgen und es so auf die vorderen Plätze der Amazon-Suche schaffen. Trutz Fries und Stephan Bruns geben konkrete Tipps zur Selbstorganisation, Prozessautomatisierung, Markenführung und Erfolgsmessung inkl. Rechtskapitel zum Schutz vor typischen Abmahnfallen, um die Herausforderungen des Tagesgeschäftes mühelos zu bewältigen. Autoren: Tutz Fries, Stephan Bruns, Auflage / Erscheinung: 2. Auflage / Oktober 2018, Umfang: 571 Seiten, Preis: 49,90 Euro, Verlag: Rheinwerk, ISBN: 978-3-8362-6684-0
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Deep Dive into Marketing 16. Mai 2019 in Köln Die Rheinwerk-Konferenz für digitales Marketing 1 Tag, 17 Experten, 22 Vorträge – zu den Themen, die in jeden Marketing-Mix gehören. Von SEO bis KI, von Content bis Conversion, von Storytelling bis Google Ads. Mit Mario Fischer, André Morys, Michael Janssen, Sebastian Erlhofer, Nico Zorn, Kerstin Hoffmann, Olaf Kopp u.v.m.
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Online Marketing Konferenz 2019
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Leitartikel: Die andere Seite des E-Commerce
Die andere Seite des E-Commerce von Josef Willkommer, Chefredaktuer eStrategy-Magazin
Vergessen Sie Amazon, Whatsapp, Facebook und viele weitere Plattformen und Online-Tools aus der westlichen Welt. Ein Blick ins Reich der Mitte erÜffnet einen vollkommen neuen Horizont und neue Ansätze.
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Leitartikel: Die andere Seite des E-Commerce
Vor vielen Jahren war ich als Student ein Semester in China und konnte damals, Anfang der 2000er Jahre, als das Web insgesamt noch in den Kinderschuhen steckte, einen tieferen Einblick in das damals wie heute größtenteils sehr fremde Lande machen. Mitte November war ich nun erstmals wieder in China. Was früher noch als Produktionsstätte des Westens bezeichnet wurde hat sich in den letzten Jahrzehnten sicherlich auch aufgrund des Status als Sonderwirtschaftszone zur High-Tech-Metropole und zum Epizentrum der Digitalisierung Chinas entwickelt – Shenzhen. Wo im Jahre 1979 ein Fischerstädtchen mit 30.000 Einwohnern vor sich hin döste, hat sich über die Jahre – und hier insbesondere getrieben durch die Digitalisierung – eine Mega-City mit mehr als 12 Mio. Einwohnern entwickelt, die nach wie vor zu den am schnellsten wachsenden Metropolen weltweit zählt. Zwei der größten Internet- und IT-Unternehmen der Welt haben hier ihren Firmensitz: Tencent, das unter anderem Chinas führende Multifunktions-App WeChat entwickelt hat sowie der Netzwerkausstatter und Hardwareproduzent Huawei. Wer sich die erst dieses Jahr eröffnete, neue Firmenzentrale des chinesischen Vorzeigeunternehmens Tencent etwas genauer ansieht und hier vor Ort einen Blick “riskiert”, dem werden die Dimensionen dieses neuen China ziemlich schnell deutlich. Zum Technologiekonzern gehört die sehr beliebte App bzw. vielmehr die digitale Form eines Schweizer Taschenmessers WeChat, die mittlerweile mehr als eine Milliarde aktive Nutzer verzeichnet, der Messenger QQ und eine Vielzahl anderer Geschäftseinheiten – von künstlicher Intelligenz bis hin zur Cloud. Tencent ist Asiens größtes börsennotiertes Unternehmen und das erste in Asien, das die 500-MilliardenDollar-Grenze überschritten hat. Der neue Tencent Firmensitz ist für rund 10.000 Mitarbeiter ausgelegt, verfügt auf der einen Seite über diverse Annehmlichkeiten wie Fitness-Studios oder einen riesigen Swimmingpool, auf der anderen Seite aber ebenso über Hightech-Komponenten wie Gesichtserkennung im Fahrstuhl, über den nur die freigegebenen Etagen erreichbar sind.
Das Gebäude von Tencent besteht aus zwei Türmen, die durch "Links" miteinander verbunden sind.
Der "Culture Link" befindet sich im Erdgeschoss des Gebäudes und soll die Kultur von Tencent bei der Ankunft demonstrieren. Er umfasst einen großen Empfangsbereich und einen Ausstellungsraum. Der "Health Link", der ab dem 21. Stock beginnt, bietet eine Laufbahn, ein Fitnessstudio, einen großen Basketballplatz, Tischtennis und natürlich jede Menge Kicker. Der sog. "Knowledge Link" beginnt schließlich im 34. Stock und umfasst Dachgärten, einen Speisesaal und ein Trainingszentrum namens Tencent University. Für den Entwurf und die Gestaltung des imposanten Bauwerkes ist das Architekturbüro NBBJ verantwortlich, das bereits für US-Größen wie Amazon und Google gearbeitet hat.
China ist häufig anders und manchmal sogar deutlich besser Der Titel dieses Artikels kommt dabei aber nicht von ungefähr. Vermutlich haben die Meisten im Vorfeld schon mal von der Internetzensur und/oder der großen, von der chinesischen Regierung betriebe-
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Leitartikel: Die andere Seite des E-Commerce
nen Firewall gehört, die dafür sorgt, dass im Reich der Mitte auch nur das gelesen und genutzt werden kann, was von der Partei als gut bzw. akzeptabel abgestempelt wird. Wie krass dies dann jedoch für uns Westler tatsächlich ist und wie abhängig man inzwischen von einigen US-Konzernen ist, wird einem beim Betreten des Landes schlagartig bewusst. Dazu eine kleine Anekdote, die die Situation recht deutlich beschreibt: Im Sommer dieses Jahres haben wir bei TechDivision unsere interne IT-Infrastruktur zu Google in die Cloud verlagert und nutzen inzwischen primär G-Suite als Collaborationtool. Nachdem Google von der chinesischen Regierung komplett geblockt wird, konnte ich weder auf meine Emails, noch auf meinen Kalender, etwaige Dokumente in der Cloud und auch nicht auf mein Adressbuch zugreifen. Sowohl Facebook mit dem FacebookMessenger als auch Whatsapp sind in China ebenfalls nicht verfügbar und man ist damit erstmal offline. Der Zugriff über diverse VPN-Dienste ist ebenfalls nur mit viel Glück möglich und was heute funktioniert, kann morgen schon wieder ohne Funktion sein. Ich hatte mir im Vorfeld aufgrund eines Bekannten in Asien schon vor längerer Zeit einen WeChat Account eingerichtet, der während dieses Aufenthalts mein Tor zurück in die Heimat bleiben sollte. Darüber hinaus bin ich bei der Durchsicht meiner Passwörter auf einen uralten Web.de Account aus dem vergangenen Jahrtausend gestolpert, den ich hierfür wieder reaktiviert habe, weil dieser von der Firewall nicht geblockt wird. Warum ich das Schreibe? Weil mir damit erstmals mit ziemlicher Wucht klar wurde, dass die chinesische Bevölkerung vom Rest der Welt primär auch nur das mitbekommt, was von der Parteiführung gewünscht ist und im umgekehrten Fall der Westen auch kaum Ahnung hat, was in diesem Riesenreich mit aktuell rund 1,4 Mrd. Menschen vor sich geht. Und es geht hier – insbesondere seitdem die Regierung die Digitalisierung und die damit einhergehenden Vorteile für sich entdeckt hat – eine Menge! Heute ist China das einzige Land der Erde, das Unternehmen vorweisen kann, die in Bezug auf Größe, Reichweite und Ehrgeiz mit den bekannten und in der westlichen Welt führenden Online-Unternehmen konkurrieren können.
Quelle: https://www.nytimes.com/interactive/2018/11/18/world/asia/ china-internet.html
Und wenn man einen Blick auf bestimmte Bereiche – wie beispielsweise bargeldloses Bezahlen mit dem Smartphone – wirft, stellt man fest, dass sich China trotz oder vielleicht gerade aufgrund der Abschottung vom Rest der Welt hier in den letzten Jahren mitunter einen enormen Zeit- und Technologievorsprung erarbeitet hat. War China noch vor nicht allzu langer Zeit als weltweite Kopierwerkstatt verschrien und gefürchtet hat sich das Blatt inzwischen massiv gewendet. Während vor etlichen Jahren die großen US-Plattformen noch mit Argwohn auf die zum Teil doch recht dreisten Tech-Kopien aus dem Reich der Mitte blickten, sieht das Ganze inzwischen deutlich anders aus. So hat sich insbesondere WeChat als eine Art “Whatsapp on Steroids” zu einer inzwischen sehr gut beobachteten Plattform entwickelt, die in China mittlerweile rund eine Milliarde Nutzer hat (!!!) und weit mehr als nur eine Chat- und Nachrichten-App darstellt. Mehr dazu aber etwas später!
Der chinesische Markt ist bereits jetzt riesig und das Potential ist noch lange nicht erschöpft Die Anfang diesen Jahres vom China Internet Network Information Center (CNNIC) veröffentlichten Daten zur Veränderung der digitalen Landschaft des Landes in den letzten 12 Monaten fördern einige äußerst interessante aber zugleich auch überraschende Fakten über die digitale Nutzung in China zu Tage:
Nr. 1: Das Wachstumspotential ist nach wie vor riesig.
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Leitartikel: Die andere Seite des E-Commerce
Die Zahl der Internetnutzer wächst schnell, aber der Markt ist noch lange nicht gesättigt.
Nr. 4: Die Zeit, die Chinesen online verbringen, wächst rasant.
Im Jahr 2017 kamen in China 40,7 Millionen neue Internetnutzer hinzu, was einer Gesamtzahl von 772,0 Millionen Personen entspricht. Das ist der mit Abstand größte einzelne Internetmarkt der Welt, repräsentiert aber immer noch nur 55,8% der chinesischen Bevölkerung. Es gibt also auch weiterhin noch viel Wachstumspotential.
Die Menschen in China verbringen mittlerweile enorm viel Zeit online. Im Jahr 2017 erreichte die durchschnittliche wöchentliche Verweildauer 27 Stunden, etwa 36 Minuten mehr als vor einem Jahr. Entsprechende Wachstumstreiber hierfür sind dabei insbesondere Video-on- Demand (VOD), Live-Streaming, soziale Netzwerke und Online-Shopping.
Was hindert die Menschen daran, auf das Internet zuzugreifen? Zwei von CNNIC genannte Hindernisse sind der Computeranalphabetismus und die Tatsache, dass nach wie vor ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung keine Erfahrung mit Pinyin, der offiziellen chinesischen Romanisierung des Hochchinesischen hat, das bei der Nutzung des Internets in China notwendig ist. Hier könnten zukünftig aufkommende bzw. bereits vorhandene Technologien wie die Spracherkennung eine wichtige Rolle bei der weiteren Verbreitung des Internets in der übrigen Bevölkerung spielen.
Nr. 2: China ist ein mobiler Markt. Bis Ende 2017 nutzten 752,7 Millionen Internetnutzer in China das Internet auf ihren mobilen Geräten, was 97,5% aller Internetnutzer im Land entspricht. Das entspricht 95,1% im Vergleich zum Vorjahr.
Nr. 5: On- und Offline verschwimmen zunehmend In einem Land, in dem mobile Zahlungen weitaus häufiger vorkommen als in den meisten anderen Ländern und Märkten, hat der Shift von Online zu Offline stark zugenommen. Insbesondere Lebensmittel- sowie Taxi- bzw. Transportbestellungen aber auch Reisekäufe verzeichneten zuletzt ein schnelles Wachstum. Die neuesten CNNIC-Daten zeigen, dass 44,5% der chinesischen Internetnutzer 2017 Lebensmittel online bestellt haben, was einem Anstieg von 64,6% gegenüber 2016 entspricht.
Black Friday ist Kindergeburtstag!
Andere Zugriffsmethoden blieben weit zurück, wie die CNNIC-Daten zeigten: So ging beispielsweise nur knapp die Hälfte (53,0%) aller Internetnutzer über den Desktop online. Bei Laptops lag der Wert bei 35,8%, und bei den Tablets waren es 27,1%. Nr. 3: Ländlich und unverbunden Gemäß CNNIC beliefen sich Ende 2017 die ländlichen Internetnutzer auf rund 27,0% aller Internetnutzer in China. Allerdings leben gemäß den Statistiken des National Bureau of Statistics China rund 42,7% der Bevölkerung des Landes auf dem Land. Wenig überraschend sind die ländlichen Gebiete Chinas größter unerschlossener Internetmarkt.
Quelle: eMarketer/The Economist - https://www.weforum.org/agenda/2018/09/five-trends-shaping-the-future-of-e-commerce-in-china/
China hat sich in den letzten Jahren heimlich, still und leise und demnach kaum beachtet vom Rest der
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Hier endet die Leseprobe der Ausgabe 04/2017
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