E-Commerce // Onlinemarketing // SEO // SEM // Development // Mobile // Technik // Usability // Recht // Tipps&Tools
#38 03/2019 - 06/2019
t Contaegnem t n e n Ma e m e t s y S - MarktĂźberblick
LESEPROBE
E-Commerce Warum eine gute Produktverpackung wichtig ist
Digitales Neuromarketing Strategien zur ErhĂśhung der Konvertierungsrate
Online-Marketing Relevanz von Bilder-SEO
Digital Business B2C und B2B vereint auf einer Plattform
pikcha/Shutterstock & one photo/Shutterstock
powered by
www.estrategy-magazin.de
TURNING ONLINE PROJECTS INTO SUCCESS
CONTENT-MANAGEMENT DER NEUESTEN GENERATION
+ Keine Lizenzkosten + Sehr schnelle Time-to-Market + Benutzerfreundliche Oberfläche + Enorme Flexibilität durch moderne Software-Architektur MEHR ERFAHREN > https://www.techdivision.com/cws
+ Keine Lizenzkosten + Riesige Community mit unzähligen Modulen + Großer Funktionsumfang + Führendes Open Source Enterprise CMS
Editorial
Content Management Systeme im Überblick Attraktive und aktuelle Inhalte zählen zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren im Web. Dies gilt sowohl im Bereich E-Commerce, als auch für Corporate Webpages, also “klassische” Webauftritte von Unternehmen. In den Anfangszeiten des World Wide Web Anfang bis Mitte der 90er Jahre – manche erinnern sich hier sicherlich noch an teilweise grenzwertige Erfahrungen – operierte man mit Frontpage, Dreamweaver und Co. – quasi am „offenen Herzen“. Bei diesen Tools handelte es sich um sog. Web-Editoren, mit denen man HTML-Webseiten erstellen und anpassen bzw. dann im laufenden Betrieb auch aktualisieren konnte. Hier waren aber – abhängig vom eigenen Anspruch – recht schnell tiefer gehende IT- und Programmierkenntnisse notwendig. Änderungen an einer Webseite wurde im entsprechenden Editor offline vorgenommen. Danach wurden die geänderten Dateien über einen sog. FTP-Client wieder auf den Server kopiert. Hört sich umständlich an? War es rückwirkend betrachtet auch durchaus! Mit der sehr schnellen Weiterentwicklung entsprechender Webtechnologien und den damit einhergehenden Möglichkeiten kamen dann Anfang der 2000er immer häufiger sog. Content Management Systeme – kurz CMS – zum Einsatz. Damit konnte man sich über eine Administrationsoberfläche an der jeweiligen Webseite anmelden und direkt online entsprechende Änderungen und Anpassungen vornehmen, was einerseits einen deutlichen Zugewinn an Komfort für Seitenbetreiber bedeutete und zum anderen auch – bei entsprechender Nutzung – für bessere und aktuellere Inhalte sorgte. In unserem Leitarikel haben wir CMS-Systeme und deren Einsatzmöglichkeiten für Sie genauer unter die Lupe genommen.
Die
Möglichkeiten
im Web sind nahezu
grenzenlos.
Darüber hinaus gibt´s wieder jede Menge spannenden Lesestoff rund um E-Commerce, Online-Marketing und Digital-Business. So haben wir für Sie unter anderem “Die Do’s und Dont’s für Unternehmensmagazine” und “Strategien für Digitales Neuromarketing” zusammengestellt. Zudem werfen wir einen Blick auf “die Relevanz von Bilder-SEO“. Abgerundet wird die aktuelle Ausgabe erneut wieder mit einigen spannenden Surf- und Buchtipps. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Frühlingsanfang und viel Spaß beim Lesen des eStrategy-Magazins! Ihr Josef Willkommer Chefredakteur
3
10
fotolia.com/warmworld alphaspirit © 123RF.com
Content Management Systeme im Überblick Attraktive und aktuelle Inhalte sind einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Web. Für bessere und aktuellere Inhalte sorgen sog. ContentManagement-Systeme, die immer häufiger zum Einsatz kommen. Wir haben die CMS-Systeme und deren Einsatzmöglichkeiten für Sie genauer unter die Lupe genommen.
NEWS 3 Editorial 7 Surftipps 8 Buchempfehlungen
LEITARTIKEL
10 Content Management Systeme im Überblick
E-COMMERCE 21 Wie gegen die E-Commerce- Riesen bestehen? 28 10 Gründe, warum eine gute Produktverpackung wichtig ist
39
Quelle: de.meet-magento.com/de
Eine Dekade Meet Magento DE Am 3. und 4. Juni feiert die deutsche „Meet Magento“ zehnjähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass haben wir uns mit Johannes Altmann, einem der Speaker in diesem Jahr, über E-Commerce, Magento und seinen Vortrag unterhalten. Erfahren Sie mehr über Hannes, seine Prinzipien und woher er sich Inspiration holt.
36 KI oder Mensch – Auf wen sollten Onlineshops beim Thema Übersetzung ver- trauen? 39 Eine Dekade Meet Magento DE
DIGITAL BUSINESS
43 Unified Commerce – B2C und B2B vereint auf einer Plattform 50 Der Einfluss aktueller Ent- wicklungen und Trends auf die BI Strategie 54 Do's and Don’ts für Unternehmensmagazine
43
Unified Commerce - B2C und B2B vereint auf einer Plattform
FrankHH/Shutterstock
one photo/Shutterstock & pikcha/Shutterstock
Inhalt: 04/2018
Immer mehr Unternehmen haben wachsenden Digitalisierungsbedarf sowohl im B2C als auch im B2B Bereich und suchen hier nach Lösungen, beide Segmente möglichst effizient und effektiv zu bedienen. Unified Commerce ist ein Lösungsansatz, um im Dienstleistungsbereich wettbewerbsfähig zu sein und effektiver zu expandieren.
4
Inhalt: 04/2018
65
FGC/Shutterstock adiruch © 123RF.com
Vier Strategien für Digitales Neuromarketing Welche psychologischen Mechanismen beeinflussen, ob ein Kunde kauft oder nicht? Mit dieser und ähnlichen Fragen setzt sich das Neuromarketing auseinander. Mit welchen Strategien Sie als Marketer mit Erkenntnissen aus der Psychologie ihre Konvertierungsraten erhöhen, erfahren Sie in diesem Artikel.
ONLINE MARKETING
60 Erfolgsmessung im Online Marketing für Fortgeschrittene 65 Vier Strategien für Digitales Neuromarketing 70 Wer braucht heutzutage schon eine Website? 75
Alles andere als eine Neben- sache: Warum Sie Bilder- SEO mehr Aufmerksamkeit schenken sollten
83 4 Tipps, um die Verkäufe auf Instagram zu steigern
75
ulyana_andreeva/Shutterstock
Alles andere als eine Nebensache: Warum Sie BilderSEO mehr Aufmerksamkeit schenken sollten Bildelemente sprechen Nutzer an, lockern einen Text auf und führen dazu, dass User länger auf Ihrer Seite verweilen. Google hat dies schon lange erkannt und rankt Seiten mit Bildern in SEO-Texten grundsätzlich besser. Wir haben für Sie die wichtigsten Aspekte der SEO-Optimierung für Bilder.
88 Hybride Lösungen im Verkauf und Vertrieb 4.0
PROJEKT MANAGEMENT
92 Gamification im Projekt management
MAGAZIN
104 Impressum
92
Mitoria/Shutterstock
Gamification im Projektmanagement Projektleitern fällt es vor allem im Rahmen langwieriger Projekte bisweilen schwer, Beteiligte langfristig zu motivieren. Abhilfe könnte hierbei eine Kombination der Projektarbeit mit dem Konzept der Gamification schaffen. Wir haben uns das Konzept mal genauer angeschaut.
5
JUNE 11 – 14, 2019 | BERLIN EXPO: JUNE 12 – 13, 2019 The Conference for Continuous Delivery, Microservices, Cloud & Lean Business
RE-THINK IT Dr. Roland Huß
Sascha Möllering
Nic Jackson
Henning Jacobs
Jennifer Kottmann
Torsten Köster
Juliane Ludwig
Paul Reed
Christian Schneider
Casie Siekmann
Jeff Sussna
Anton Weiss
DevOps Conference
DevOps Conference
@devops_con, #DevOpsCon
DevOps Conference
www.devopsconference.de Gold Sponsors:
Silver Sponsors:
Bronze Sponsors:
Media Partners:
Powered by:
Presented by:
Organizer:
News: Surftipps & Blogs
Surftipps & Blogs Station – produktives Arbeiten anstelle von Multitasking Die praktische Desktop-Anwendung Station verwaltet alle Ihre Webanwendungen zentral von einem Fenster aus. Mit dem Tool können Sie zwischen Ihren meistgenutzten Apps schnell und einfach hin und her springen, ohne zahlreiche Fenster öffnen zu müssen. Über die Seitenleiste von Station werden Ihre beliebten Webanwendungen zentral von einer Oberfläche aus verwaltet. Zudem lässt sich Ihr Workspace individuell gestalten und mit beliebig viele Applikationen verknüpfen. Mit einem Klick auf das zugehörige Icon in der Seitenleiste wird somit im selben Fenster der App nur ein neuer Tab geöffnet, ohne dass Sie zwischen den verschiedenen Fenstern wechseln müssen. Entscheiden Sie mit Station zudem, wann und welche Anwendungen Ihnen Benachrichtigungen schicken sollen. Auch sehr praktisch: Alle Notifications können gleichzeitig auf stumm geschaltet werden (z. B. bei Videocall). Jedes Dokument, jede To-Do-Liste, jede Tabellenkalkulation oder jedes Gespräch ist somit nur einen Klick weit entfernt! https://getstation.com/
Photo Creator – erstellt eigene Stockfotos in wenigen Minuten Mit dem kostenlosen Online-Tool Photo Creator können Sie in wenigen Minuten Ihre eigenen Stockfotos erstellen und somit die Suche nach günstigen und professionellen Stockfotos einstellen. Mit dem webbasierte Fotoeditor können Sie Ihr Wunschmotiv anhand freigestellter Modells, Motive sowie Hintergründe und Textfelder frei zusammenstellen. Ihrer Kreativität sind mit Photo Creator kaum Grenzen gesetzt. Jedes Motiv kann kostenlos im hochauflösenden JPG-Format heruntergeladen werden. Bei Abschluss eines kostenpflichtigen Abonnements (20 Dollar pro Monat) ist auch eine Photoshop-kompatible Bilddatei erhältlich. Mit Photo Creator lassen sich, günstig und in guter technischer Umsetzung, Stockfotos für Webseitenbetreiber nach ihren Vorstellungen und Wünschen anpassen. https://photos.icons8.com/creator
7
News: Buchempfehlungen
Buchtipps aus der eStrategy-Redaktion TYPO3 CMS Handbuch für Redakteure Eine Corporate Website ist und bleibt das Rückgrat Ihrer Marketing-Aktivitäten. Denn mit Ihrer Website haben Sie die Möglichkeit, so zu agieren wie Sie es benötigen. TYPO3 bietet Webredakteuren eine intuitive Bedienbarkeit, eine übersichtliche Oberfläche und jede Menge hilfreiche Editing-Features an. Diese vollständig aktualisierte Auflage des TYPO3 CMS Handbuchs für Redakteure zeigt Ihnen, wie Sie Ihren Content webtauglich aufbereiten und in die TYPO3Struktur einbauen. Das Buch beinhaltet nicht nur eine Schritt-für-Schritt-Einführung in die redaktionelle Arbeit mit TYPO3, es ist ebenso als Nachschlagewerk im Redakteursalltag überaus nützlich. So bekommen Sie zu Beginn einen Schnelleinstieg in das TYPO3-Backend und lernen in weiteren Kapiteln, wie Sie Seiten und Inhalte anlegen und editieren und wie Sie mit dem Rich Text Editor arbeiten. TYPO3-Module und Seitentypen werden dabei ausführlich vorgestellt. Darüber hinaus bietet das Buch fortgeschrittenen Redakteuren weitergehende Informationen zu allen relevanten TYPO3-Themen, wie beispielsweise zu wichtigen Extensions, der Erstellung von mehrsprachigen Websites, Suchmaschinenoptimierung uvm. Autor: Michael Bielitza, Christoph Klümpel, Pascal Hinz Auflage / Erscheinung: 4. Auflage / April 2014, Umfang: 608 Seiten, Preis: 31,99 Euro, Verlag: O’Reilly, ISBN: 978-395-561-185-9
Jetzt kaufen!
Erfolgreiche Websites SEO, SEM, Online-Marketing, Usability Eine Corporate Website ist und bleibt das Rückgrat Ihrer Marketing-Aktivitäten. Denn nur hier haben Sie die Möglichkeit, so zu agieren, wie Sie es benötigen. Dieses Buch hilft Ihnen bei einem erfolgreichen Webauftritt und beantwortet dabei Fragen wie “Wie nutze ich alle Marketing-Kanäle?”, “Wie verbessere ich die Suchmaschinen-Position meiner Website?” oder “Wie gestalte ich eine intuitive Benutzerführung?” Entscheidend für eine erfolgreiche Website sind viele unterschiedliche Faktoren. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie diese Faktoren beeinflussen können. Mit zahlreichen Praxisbeispielen wird Ihnen der Weg zu einer besseren Webpräsenz veranschaulicht. Autor: Esther Keßler, Stefan Rabsch, Mirko Mandic, Auflage / Erscheinung: 3. Auflage / 2016 Umfang: 991 Seiten, Preis: 39,90 Euro, Verlag: Rheinwerk, ISBN: 978-3-8362-3654-6
Jetzt kaufen!
8
News: Buchempfehlungen
Buchtipps aus der eStrategy-Redaktion Erfolgreiche Blogtexte Inspiriert und kreativ schreiben für guten Content Sie haben eine Schreibblockade und benötigen Inspiration für neuen und authentischen Content? Susanne Diem und Lisa Sintermann, beide kreative Vielschreiberinnen, helfen Ihnen mit bewährten Übungen der Autorinnen, Schreibblockaden zu überwinden und zeigen anhand wirksamer Methoden, wie Sie erfolgreicher über interessante Themen bloggen, die vor allem Spaß machen und einen echten Mehrwert bieten. Kreative Schreibmethoden wie Clustern, Bezugslisten, Sketchnotes oder Serielles Schreiben werden dabei beschrieben und animieren Sie zum Bloggen. Mit zusätzlich zwanzig Schreibanlässen aus unterschiedlichsten Bereichen, bietet das Buch zudem neue Inspiration für einzigartigen Content und fördert somit Ihre eigene Kreativität. Autoren: Susanne Diehm, Lisa Sintermann, Auflage / Erscheinung: 1. Auflage / 2016 Umfang: 608 Seiten, Preis: 31,99 Euro, Verlag: mtp, ISBN: 978-395-845-184-1
Jetzt kaufen!
Emotionalisierung im digitalen Marketing Erfolgreiche Methoden für die Marketingpraxis Über 70% aller Kaufentscheidungen sind emotional begründet. Begeisterte Kunden sind die wertvollste Ressource für Unternehmen. Doch wie lassen sich Kundenbeziehungen emotional gestalten in einer Welt, in der sich Kunden und Verkäufer nicht mehr von Angesicht zu Angesicht begegnen? Das Buch erläutert, wie emotionales Marketing im digitalen Zeitalter gelingt. Hierzu werden anschauliche Fallbeispiele und praxiserprobte Methoden zum Kundenbeziehungsmanagement, Produktmanagement, Customer Experience Management, Konsumentenverhalten und Digitalen Marketing gegeben. Autoren: Brian P. Rüeger, Frank M. Hannich, Rainer Fuchs Auflage / Erscheinung: 1. Auflage / Juli 2018, Umfang: 243 Seiten, Preis: 49,95 Euro, Verlag: Schäffer-Poeschel , ISBN: 379-104-313-7
Jetzt kaufen!
9
one photo/Shutterstock & pikcha/Shutterstock
Leitartikel: Content Management Systeme im Überblick
Content Management Systeme im Überblick von Josef Willkommer, Chefredaktuer eStrategy-Magazin
Attraktive und aktuelle Inhalte sind einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Web. Dies gilt sowohl im Bereich E-Commerce, als auch für Corporate Webpages, also “klassische” Webauftritte von Unternehmen. In den Anfangszeiten des World Wide Web Anfang bis Mitte der 90er Jahre – manche erinnern sich hier sicherlich noch teilweise mit grenzwertigen Erfahrungen – operierte man mit Frontpage, Dreamweaver und Co. quasi am offenen Herzen. Bei diesen Tools handelte es sich um sog. Web-Editoren, mit denen man HTML- Webseiten erstellen und anpassen bzw. dann im laufenden Betrieb auch aktualisieren konnte. Hier waren aber – abhängig vom eigenen Anspruch – recht schnell tiefer gehende IT- und Programmierkenntnisse notwendig. Änderungen an einer Webseite wurde im entsprechenden Editor offline vorgenommen. Danach wurden die geänderten Dateien über einen sog. FTP-Client wieder auf den Server kopiert. Hört sich umständlich an? War es rückwirkend betrachtet auch durchaus! Die "Erlösung" kam mit der Verbreitung sog. Content Management Systeme. 10
Leitartikel: Content Management Systeme im Überblick
Mit der sehr schnellen Weiterentwicklung entsprechender Webtechnologien und den damit einhergehenden Möglichkeiten kamen dann Anfang der 2000er immer häufiger sog. Content Management Systeme – kurz CMS – zum Einsatz. Damit konnte man sich über eine Administrationsoberfläche an der jeweiligen Webseite anmelden und direkt online entsprechende Änderungen und Anpassungen vornehmen, was einerseits einen deutlichen Zugewinn an Komfort für Seitenbetreiber bedeutete und zum anderen auch – bei entsprechender Nutzung – für bessere und aktuellere Inhalte sorgte. Die ersten namhaften Vorreiter von heutigen Content Management Systemen hießen “Roxen”, “Blitzen” oder “Vignette”. Das Ziel war damals, mit Tags und Templates einen strukturierten Umgang mit Content zu ermöglichen. Selbst mit einem solchen CMS der Anfangszeit waren noch entsprechend technologische Kenntnisse notwendig um Webseiten zu pflegen, da zum damaligen Zeitpunkt sogenannten WYSIWYG-Editoren noch nicht verfügbar waren.
Arten von Content Management Systemen Es gibt im Wesentlichen drei zentrale Anwendungsarten für Content Management Systeme. Bei der Auswahl einer Softwarelösung für ein neues OnlineProjekt sollte Ihre Entscheidung darauf basieren, welcher Bereich für die Entwicklung Ihres Projekts am wichtigsten ist. Ganz grundlegend kann man hier zwischen folgenden drei Arten unterscheiden: • Web Content Management • Blog Publishing/News • Social Publishing/Communities Insofern lässt sich die Frage nach dem besten System pauschal so kaum beantworten. Hier gilt einmal mehr die bekannte Aussage: Es kommt darauf an! Nämlich auf die speziellen Anforderungen und Ziele Ihres Projektes – und diese sehen bei einem Unternehmensauftritt für einen international tätigen Großkonzern sicherlich komplett anders aus, als bei einer Seite für Entwickler, die sich über aktuelle TechTrends informieren möchten.
Beim klassischen Web Content Management liegt der Schwerpunkt auf der Erstellung und Verwaltung von Online-Inhalten unterschiedlichster Art. In der Regel ist es notwendig, dass mehrere Editoren Zugriff auf das Backend haben, was wiederum mitunter auch komplexe Freigabe-Workflows erfordert. Die Einbindung von multimedialen Inhalten wie z. B. Videos, 3D-Animationen, Konfiguratoren uvm. spielt hier häufig eine wichtige Rolle. Darüber hinaus sind Themen wie umfangreiche Benutzerrechte und -rollen, Volltextsuchfunktionen, ein effizientes Newssystem zur Abbildung von Neuigkeiten und eine umfassende Unterstützung von Mehrsprachigkeit sowie ggf. auch noch gesonderte Lokalisierungen, d. h. nicht nur unterschiedliche Sprachen, sondern auch unterschiedliche Inhalte für unterschiedliche Länder, notwendig und wichtig. Eines der bekanntesten Web Content Management Systeme insbesondere im deutschsprachigen Raum ist TYPO3. Bei sog. Blogs oder Newsseiten liegt der Schwerpunkt hauptsächlich darin, nachrichtenähnliche Inhalte zu veröffentlichen bzw. ein Blog zu betreiben, was per Definition eigentlich einem webbasierten Tagebuch gleichkommt, dessen Einträge in absteigender Reihenfolge sortiert werden. Die Aufbereitung von Inhalten, komplexe Verknüpfungen und sinnvolle Kategorisierung sowie die Möglichkeit der Verknüpfung mit Social Media Plattformen und anderen Web 2.0-Funktionen sind hier besonders wichtig, damit sich die Inhalte möglichst einfach und schnell verteilen (sharen) lassen. Die Fähigkeit, mit dem Leser zu interagieren und den Zeitpunkt der Publikationseinträge zu steuern, kann ebenfalls ein wichtiges Kriterium sein. Die schnelle und einfache Erstellung von Inhalten ist es ebenso, wenn nicht sogar wichtiger – im Idealfall auch direkt auf einem mobilen Endgerät. Mit Wordpress steht hier das mit Abstand am häufigsten verwendete Blogsystem am Start, das über die Jahre immer mehr in Richtung “echtes” CMS weiterentwickelt wurde. Last but not least gibt es noch sog. Social Publishing Sites bzw. Communities. Die Entwicklung von Online-Communities und deren Bereitstellung für ein größeres Publikum erfordert einen viel größeren Funktionsumfang als ein einfacher Blog. Dies liegt vor allem daran, dass Online-Communities aktive Nutzergruppen anstelle von passiven Lesern ansprechen.
11
Leitartikel: Content Management Systeme im Überblick
Im Idealfall werden Inhalte nicht nur vom Betreiber der Website, sondern auch von den Mitgliedern erstellt (sog. User-generated content). Das Basissystem der Social-Publishing-Lösungen ist in der Regel modular aufgebaut und kann bei Bedarf um bestimmte Web 2.0-Funktionen erweitert werden.
Proprietäre Lösung vs. Open Source Software Zahlreiche Content-Management-Lösungen großer Projekt-Communities sind Open Source verfügbar. Bei CMS-Systemen bedeutet dies, dass der Programmcode frei zugänglich ist und grundsätzlich von jedermann eingesehen werden kann. Den Anwendern wird die Möglichkeit gegeben, Änderungen, Verbesserungen und Erweiterungen vorzunehmen und das CMS an individuelle Anforderungen anzupassen. Häufig wird in diesem Zusammenhang der aus unserer Sicht große Fehler begangen, dass Open Source Software mit kostenloser oder “billiger” Software gleichgesetzt wird, was aus unserer Sicht falsch und auch gefährlich ist. Es ist richtig, dass für Open Source Software häufig keine Lizenzkosten anfallen. Für die Anpassung und/oder Erweiterung der frei zugänglichen Software fallen jedoch durchaus entsprechende Kosten an und auch die Wartung und der Support sind hier nicht umsonst. Wie bei jeder Software sollte man auch bei Open Source Lösungen in regelmäßigen Abständen Updates und Patches durchführen, um möglichst sicher zu sein. Das Gegenteil von Open-Source-Software ist proprietäre Software. Dabei wird das CMS von einem bestimmten Unternehmen entwickelt und als kommerzielles Produkt vertrieben. Der Einsatz proprietärer Content Management Systeme ist in der Regel mit dem Erwerb einer kostenpflichtigen Lizenz verbunden. Der Quellcode ist für Benutzer meist nicht verfügbar. Open-Source-Software hingegen ist oft ohne Lizenzkosten erhältlich. Open Source Lösungen sind daher aus wirtschaftlicher Sicht für Unternehmen häufig besonders attraktiv, weil man etwaige Lizenzkosten einsparen kann. Im Hinblick auf die technologische Entwicklung
sind etablierte Open-Source-Tools – und hier auch unabhängig davon, ob es sich um ein CMS, eine Shoplösung oder eine sonstige Applikation handelt – sehr häufig nicht mehr schlechter als die proprietären Lösungen. Auch im anspruchsvollen Bereich so genannter Enterprise Content Management Systeme haben hochpreisige kommerzielle Produkte bereits seit längerem echte Konkurrenz aus dem Open-Source Umfeld. Wann lohnt es sich, diese Alternativen auf Basis freier Lizenzen in Betracht zu ziehen?
Open-Source weiter auf dem Vormarsch Vor allem über die letzten Jahre haben Open-Source Systeme auch im Enterprise-CMS-Bereich immer stärkere Bedeutung gewonnen, weil sie in Qualität und Leistungsumfang vielen kommerziellen Produkten in nichts nachstehen. Software unter FOSSLizenz (Free and Open-Source Software) wird dabei von Unternehmen wie Oracle, IBM, Red Hat, Novell, VMWare und vielen anderen kommerzialisiert. Das Prinzip „Open-Source” ist also längst auch als Business Model im Mainstream und der Wirtschaft angekommen. Verdient wird dann an Dienstleistungen rund um das kostenfreie Produkt (wie es Red Hat und Canonical/Ubuntu etwa mit Linux vormachen) oder mit Zusatzprodukten, wie speziellen Modulen. Für den Kunden fällt bei FOSS einerseits der Faktor Kostenersparnis ins Gewicht, weil keine Lizenzgebühren anfallen. Viel wichtiger sind andererseits aber meist der Faktor Unabhängigkeit, das Vermeiden des so genannten „Vendor Lock” und die Flexibilität, die die quelloffenen Systeme bieten. Im Folgenden soll das Pro und Contra der beiden Ansätze diskutiert und ein einfacher Kriterienkatalog postuliert werden, der bei der Entscheidung für die eine oder andere Strategie helfen kann. Um das Fazit jedoch vorwegzunehmen: Es gibt nicht die eine, einzige Lösung, die immer und für jeden passt.
Enterprise CMS – Content Management auf Spitzenniveau Es gibt unzählige Open-Source CMS, konzentriert
12
Leitartikel: Content Management Systeme im Überblick
man sich jedoch auf die Enterprise-tauglichen, schmilzt die Auswahl schnell zusammen. Als Kriterien dieser Enterprise-Tauglichkeit können aus unserer Sicht folgende Parameter festgehalten werden: • • • • • •
gute Skalierbarkeit Mehrsprachigkeit Multi-Domain Tauglichkeit differenziertes Rechte- und Rollenmanagement Möglichkeit von Workflows umfassende Erweiterbarkeit
Im Bereich kommerzieller Software sind mit dieser Prämisse unter anderem die folgenden Systeme aus dem aktuellen Gartner Magic Quadrant for Web Content Management1 einzuordnen, wobei diese Aufstellung lediglich einen Auszug entsprechender Systeme darstellt: • • • • •
Adobe Experience Manager Sitecore Episerver OpenText e-Spirit
Im Bereich Open-Source fallen hierunter insbesondere TYPO3, Drupal und mit Einschränkungen Joomla. Wordpress ist zwar das am häufigsten verwendete System, bietet jedoch einige der vorhin genannten Charakteristika eines ECMS nicht, so dass wir es auch nicht als Enterprise-CMS aufführen möchten. Was können nun Kriterien sein, die in den Entscheidungsprozess „proprietär“ versus FOSS einfließen? Wie oben erwähnt, wird bei Open-Source meist die Kostenersparnis durch wegfallende Lizenzgebühren in den Vordergrund gestellt. Jeder, der vor einer Geschäftsentscheidung steht, weiß jedoch, dass Kosten ein wichtiger Faktor, aber sicher nicht der einzig ausschlaggebende sind. Eine Generalisierung ist nicht einfach, ein Destillat der Kategorien, die hier neben den Kosten auf alle Fälle berücksichtigt werden müssen, könnte so aussehen: • • • • • 1
Total Cost of Ownership (TCO) Anpassbarkeit Möglichkeit (und Kosten) der Erweiterung Investitionssicherheit Vendor Lock
Im Folgenden wollen wir diesen kleinen Kategorienkatalog erläutern. Es mag verwundern, dass zum Beispiel der Aspekt Sicherheit nicht auftaucht, der in der Diskussion proprietär gegen Open-Source oft eine große Rolle spielt. Es soll in diesem Artikel aber nicht um Grundsatzdiskussionen gehen, die zudem zum Teil technische, ökonomische und unternehmenspolitische Aspekte vermischen. Dass Software sicher sein soll und muss, ist eine Selbstverständlichkeit. Kommerzielle Hersteller werfen nun der OpenSource Gemeinde vor, dass das eigene System mehr Sicherheit gewährleiste – und umgekehrt. Fakt ist: Proprietäre Systeme operieren nicht selten nach dem Prinzip „Security through Obscurity“ (Sicherheit durch Verschleierung), man geht davon aus und behauptet, dass Software sicher ist, einfach, weil niemand weiß, wo sie nicht sicher ist. Das ist eine Sicherheit, die auf Dauer natürlich nicht trägt, denn wo sich Geld verdienen lässt, finden sich auch böswillige Hacker, die Sicherheitslücken entdecken und ausnutzen. Umgekehrt gilt: Auch FOSS kann unsicher sein, denn erst die Community macht durch Crowd-Sourcing das Aufdecken aller denkbaren Fehler möglich. Das heißt erstens, dass Open-Source nicht automatische Sicherheit bedeutet, es muss sich erst jemand finden, der sich um die Sicherheit auch kümmert. Und wie das Beispiel des Debakels um unsichere SSHSchlüssel bei Debian Linux (auf dem u. a. Ubuntu basiert) im Jahr 2008 zeigte, kann es auch in namhaften, großen FOSS-Projekten zu Sicherheitsmängeln kommen, die eine geraume Zeit unentdeckt bleiben. Im Folgenden soll es deshalb um eher strategische Kategorien für die Business-Entscheidung gehen. Total Cost of Ownership – wie viel kostet das Ganze? Man liest, wie erwähnt, oft, dass der Kostenvorteil das Hauptargument für Open-Source sei, und selbstverständlich spielen die Kalkulation eines Projekts und der ökonomische Rahmen eine große Rolle. Doch natürlich sind Open-Source Lösungen nicht „umsonst“. Sie kosten keine Lizenzgebühren, dennoch erzeugen Beratung, Implementierung, Support usw. natürlich Kosten. Führende Agenturen geben die Kosteneinsparung bei Open-Source jedoch mit bis zu 50% an.
https://www.gartner.com/doc/3884563/magic-quadrant-web-content-management
13
Leitartikel: Content Management Systeme im Überblick
Ein Vorteil der meist niedrigeren Initialkosten bei FOSS ist, dass Open-Source Systeme unter Umständen besser skalieren, was den Ausbau betrifft. Denn in der „kleinen Lösung“ sind sie zunächst kostengünstig in der Anschaffung, durch die Quelloffenheit der Software besteht dann jedoch die Möglichkeit, beinah beliebige Komponenten „anzuflanschen“ oder eigens zu entwickeln, bzw. entwickeln zu lassen. Das heißt, selbst wenn die Total Costs of Ownership über die Zeit nicht dramatisch niedriger wären, ist die Einstiegshürde niedriger: Man kann auf ein mächtiges System setzen, das man zunächst nicht voll ausnutzt, ohne gleich viel Geld auf den Tisch legen zu müssen.
Anpassbarkeit – sind wir für die Software da oder die Software für uns? Vergessen werden bei der ökonomischen Beurteilung eines Systems oft die versteckten Kosten bei proprietärer Software, die darin bestehen können, dass Geschäftsprozesse eventuell an die Software angepasst werden müssen, während bei Open-Source Lösungen meist die Software an den Geschäftsprozess angepasst wird. Letzteres verursacht overte Kosten und kann dadurch anfänglich kostspieliger wirken, dabei übersieht man aber eben die versteckten Kosten mangelhafter Anpassung. Einfach gesagt: Steht der Checkout-Prozess in proprietärer Software nur in Variante A, B oder C zur Verfügung, wird man sich wohl oder übel für eine der drei Varianten entscheiden und den Geschäftsprozess entsprechend einrichten müssen. Bei einem Open-Source System kann man umgekehrt den optimalen Check-Out-Prozess definieren und dann in der Software abbilden. Stärker noch fällt dieser Faktor ins Gewicht, wenn es darum geht, interne Prozesse in großen Unternehmen umzubauen. Von einer Belegschaft mit Hunderten von Personen zu verlangen, sich an die neue Software, zum Beispiel ein neu gelaunchtes Intranet, anzupassen, ist zwar gängige Praxis, es ist jedoch oft erfolgversprechender, die Optimierung auf Seiten der Software, statt auf Seiten der „MitarbeiterUmerziehung“ vorzunehmen. Angemessener und wirkungsvoller ist es doch, spezielle Requirements aufzustellen und diese mit Software umzusetzen. Also die Software genau an die Bedürfnisse der
Benutzer anzupassen, anstatt umgekehrt. Das ist mit Open-Source Software möglich, seltener jedoch mit proprietärer Software. Erweiterungen – „Wir hätten da noch ein FeatureRequest...“ Die Möglichkeit bzw. die Kosten von Erweiterungen sind Faktoren, die stark auf Seiten von FOSS zu Buche schlagen. Während man für Anpassungen oder Erweiterungen bei kommerziellen Produkten meist auf den Anbieter angewiesen ist, bieten Poolingeffekte bei großen FOSS-Systemen einen unschätzbaren Vorteil. Weltweit decken Entwickler dabei viele, wenn nicht die meisten Anforderungen ab, und diese Entwicklungen stehen dann oft allen, nicht nur dem Auftraggeber, zur Verfügung. Deshalb hat man bei Open-Source Software in aller Regel mehr Möglichkeiten der Erweiterung zu niedrigeren Kosten. Für TYPO3 etwa existieren über 5000 so genannte Extensions, also Erweiterungen, die von der Bildergalerie über Blog und Forum bis zu News-System und Veranstaltungsverwaltung, um nur einige Fälle zu nennen, alles bieten. Und das nicht, weil sich ein einzelner Anbieter darum gekümmert hat, sondern weil durch Crowd-Sourcing im Open-Source Bereich ein inhärenter Wettbewerbsvorteil entsteht. Dabei muss man natürlich, wie oben bereits erwähnt, auf Größe und Qualität des Projekts achten – Open-Source ist keine Zauberformel. Die Bedenken jedoch, die viele bezüglich der „unkontrollierten“ freien Software haben, sind heutzutage durch hochqualitative Produkte wie Linux, Firefox, OpenOffice, TYPO3, Magento usw. sicher ausgeräumt.
Der Vendor Lock – einmal drin, nie wieder raus? Ein grundsätzliches Problem beim Einsatz von proprietärer Software ist der so genannte Vendor Lock. Man ist nach Wahl und Implementation der Lösung an einen Anbieter gebunden. Der Vendor Lock fasst im Grunde viele der bisher genannten möglichen Nachteile von proprietärer Software zusammen. Erweiterungen, die nicht im Bereich des Anbieterangebotes liegen, sind dann zum Beispiel entweder unmöglich oder sehr teuer. Trifft der Systemanbieter
14
Leitartikel: Content Management Systeme im Überblick
ein Entscheidung, die für das eigene Unternehmen nachteilig ist, zum Beispiel die Festlegung auf bestimmte Schnittstellen oder Datenbanksysteme, hat man schlechte Chancen, den Anbieter zum Einlenken zu zwingen. Aber auch, wenn keine grundsätzlichen Probleme mit dem Produkt auftreten, hat der Vendor Lock einen Nachteil: Ist man mit der Dienstleistung, etwa dem Support, unzufrieden, ist es oft schwer, eine Alternative zu wählen. Open-Source-Systeme bieten durch ihre Offenheit einen klaren Wettbewerb auf dem Markt, weil jede Agentur sich auf ein System wie TYPO3 oder Magento spezialisieren kann, wenn sie möchte – der Quellcode ist frei und das System lässt sich kostenfrei beliebig testen, verwenden und verändern. Ist man mit dem Dienstleister nicht mehr zufrieden, ist es deshalb einfacher, zu einem anderen zu wechseln.
Investitionssicherheit – heute perfekt, morgen ein Scherbenhaufen? Ein weiterer Vorteil von Open-Source-Lösungen: Ist die Entwicklerbasis groß genug, wie das bei Großprojekten wie Drupal oder TYPO3 der Fall ist, wird das System nicht „von heute auf morgen“ eingestellt werden. Auch wenn es bei großen kommerziellen Anbietern unwahrscheinlich ist, bleibt dennoch die Gefahr: Verschwindet das Unternehmen vom Markt, steht man mit dem System eventuell alleine da. Dies gilt umgekehrt aber natürlich auch für „kleine“ Open-Source Projekte. Es gibt auch und gerade im CMS-Bereich Systeme, die vom Leistungsumfang her mit den großen ECMS mithalten können, jedoch vor allem oder ausschließlich von einem Unternehmen getragen werden und so gut wie keine Community-Basis haben. Hier muss sich der Kunde fragen: Was, wenn diese Firma das Produkt einstellt? Oder etwa auf Sicherheitsprobleme nicht reagiert? Denn Quelloffenheit heißt noch lange nicht, dass es Entwickler gibt, die mit dem System vertraut sind. Auch hier gilt das ökonomische Prinzip, weiß man, dass TYPO3 in Deutschland Marktführer unter den Open-Source-ECMS ist, wird man eher in diesem Gebiet Expertise aufbauen. Hat sich ein Unternehmer also für ein kleines, aber feines Open-Source ECMS
entschieden, hat er gegenüber proprietärer Software zumindest, was die Investitionssicherheit betrifft, keinen Vorteil – es sei denn, er baut das Know-how firmenintern selbst auf und macht sich so unabhängig.
Was ist nun besser? Proprietär oder Open-Source? In einem salomonischen Fazit muss man selbstverständlich festhalten: Das eine, beste System und die eine, beste Strategie gibt es nicht. Die Koexistenz verschiedener Systeme und Ansätze – proprietär versus Open-Source – ist sinnvoll, ja notwendig. Für den Nachfrager ist es wichtig, die Wahl zwischen Alternativen zu haben, die es ihm ermöglichen, für genau sein Szenario und seine Bedürfnisse das Richtige zu finden. Manchmal, um es salopp zu sagen, möchte man vielleicht einfach jemanden haben, den man verklagen kann, wenn die Software Fehler hat. Den gibt es bei Open-Source-Systemen aber nicht. Im besten Fall mögen sich die beiden „Welten“ befruchten, wenn sie in gesunder Konkurrenz zueinander stehen. Wo etwa proprietäre Software Usabilityund Qualitätsstandards für den Endbenutzer setzt, muss Open-Source Software folgen, um im Mainstream zu bestehen. Und kommerzielle Softwarehersteller wiederum können es sich nicht mehr leisten, Kunden einfach durch Vendor Lock und Marktmacht zu „knebeln“, denn um die Ecke lockt die Freiheit eines offenen Quellcodes. Für beide Business- und Entwicklungsmodelle gibt es also Markt, Anwendungsfall und Zielgruppe. Eines jedoch sollte man als Entscheider immer ins Kalkül nehmen: Der strategische Wert von Open-Source Software hat sich über die letzten Jahrzehnte als immens erwiesen. Das beweisen multinationale Konzerne, die auf TYPO3, Drupal, OpenOffice, Linux und Co. setzen.
Gartner Magic Quadrant for Web Content Management (WCMS) Web Content Management ist für die digitale Transformation und Optimierung im Zuge der immer weiter
15
Leitartikel: Content Management Systeme im Überblick
fortschreitenden Digitalisierung wichtiger denn je. Insofern steigt daher der Druck, bei der Auswahl eines neuen Systems auch die richtige Entscheidung zu treffen, um die weiter zunehmenden Anforderungen auch mittelfristig abdecken zu können. Das bekannte Marktforschungsunternehmen Gartner veröffentlicht bereits seit vielen Jahren zu unterschiedlichste Bereichen und Segmenten jeweils einen sog. Gartner Magic Quadrant, in dem relevante Systeme aus dem jeweiligen Segment in die vier nachfolgend beschriebenen Quadranten eingeteilt werden, um Unternehmen bei der Entscheidungsfindung für eine passende Softwarelösung zu helfen. Hierzu unterscheidet Gartner wie folgt: Leaders Leaders übernehmen eine führende Rolle und sollten die Markttransformation vorantreiben. Sie haben die höchste Punktzahl bei den beiden Bewertungsachsen von Gartner “Fähigkeit zur Ausführung” sowie “Vollständigkeit der Vision”. Sie haben sich erfolgreich entwickelt und sind für die Zukunft mit einer klaren Vision und einem umfassenden Verständnis zu den zukünftigen Anforderungen und Trends ausgestattet. Sie verfügen über starke Vertriebspartner, eine Präsenz in mehreren Regionen, eine konstante finanzielle Performance, einen breiten Plattform- sowie auch einen guten Kundensupport. Darüber hinaus dominieren sie in einer oder mehreren Technologien oder vertikalen Märkten. Leaders sind sich des Ökosystems bewusst, in das ihre Angebote passen müssen.
Visionaries Produkte in diesem Segment sind zukunfts- und technisch orientiert. Solche Tools können beispielsweise maschinelles Lernen zur Optimierung des Designs beinhalten. Alternativ können Visionäre in der Regel durch Innovation und Produktentwicklung die Richtung des Marktes vorgeben. Um Leader zu werden, müssen sie einige der Kernaspekte ihrer Angebote und des Ökosystems verbessern, um ihre “Fähigkeit zur Ausführung” zu erhöhen. Möglicherweise müssen sie auch ihre Finanzkraft, ihre Funktionsbreite, ihren Service und Support, ihre geografische Abdeckung sowie ihre Vertriebskanäle ausbauen. Ihre Entwicklung kann von der Akzeptanz einer neuen Technologie oder von der Entwicklung von Partnerschaften abhängen, die die vorhandenen Stärken ergänzen. Niche Players Nischenanbieter konzentrieren sich auf ein bestimmtes Marktsegment, das durch Merkmale wie Kundengröße, Branche und Projektkomplexität definiert ist. Diese Fokussierung kann für Unternehmen, die auf ihre Nische ausgerichtet sind, von Vorteil sein, kann sich aber nachteilig auf ihre Innovationsfähigkeit oder ihr Marktwachstum auswirken. Nischenanbieter unterstützen oft nur solche Anwendungen, die sich auf die Segmente beziehen, auf die sie sich konzentrieren.
Challengers Challengers sind solide Lösungsanbieter, die für viele Unternehmen gute Leistungen erbringen können, aber ihnen fehlt zum Teil eine entsprechende Vision. Ein Challenger kann z. B. über ein leistungsstarkes WCM-Produkt verfügen, aber beispielsweise eine Produktstrategie verfolgen, bei der die Markttrends nicht vollständig widergespiegelt werden. So könnten beispielsweise die zunehmende Bedeutung des Benutzerkontextes, die Ausgabe über unterschiedliche Kanäle sowie die Interoperabilität mit angrenzenden Technologien (z. B. für CRM, DAM und MultichannelKampagnenmanagement) nicht ausreichend berücksichtigt sein. Abb.: Gartner Magic Quadrant for Web Content Management Stand: 07/2018 (Quelle: Gartner Inc.)
16
Leitartikel: Content Management Systeme im Überblick
Open Source CM Systeme dominieren im globalen Vergleich Die auch global betrachtet mit Abstand beliebteste Lösung für eine schnelle und halbwegs kostengünstige Veröffentlichung von Inhalten stellt WordPress dar. Laut dem Analyseunternehmen BuiltWith basieren weltweit fast 25 Millionen Websites (Stand 03/2019) auf dem Open-Source-CMS. In der nachfolgenden Tabelle haben wir einige der gemäß BuiltWith am häufigsten verwendeten Content Management Systeme und deren Anteil an den 1.000.000 trafficstärksten Webseiten aufgeführt:
Technologie
Anzahl Websites
%-Anteil
Wordpress
305.970
30,6
Drupal
27.906
2,79
Joomla!
17.086
1,71
Squarespace
10.564
1,06
Blogger
6.982
0,7
TYPO3
5.084
0,51
Wenn man diese Auswertung auf Deutschland herunterbricht, zeigt sich immerhin ein nicht mehr ganz so deutliches Bild. Auch in Deutschland ist Wordpress inzwischen der unangefochtene Leader im Bereich der Content Management Systeme, wenngleich die Verteilung doch deutlich homogener ausfällt:
Technologie
Anzahl Websites
%-Anteil
Wordpress
266.732
21,98
TYPO3
151.230
12,46
NetObjects Fusion
66.117
5,45
Adobe Muse
30.935
2,55
Drupal
26.032
2,15
Contao
8.375
0,69
Joomla!
2.704
0,51
Dass Open Source Systeme die Rangliste der am häufigsten verwendeten Content Management Tools anführen, ist dabei auf der einen Seite sicherlich dem Umstand geschuldet, dass für derartige Software meist keine oder deutliche geringere Lizenzkosten als bei proprietärer Software anfallen. Aber selbst wenn man diesen Umstand ausklammert bleiben immer noch genügend gute Gründe übrig, die für Open Source Software sprechen. Dies hat inzwischen sogar die EU-Kommission erkannt. Jetzt kann man natürlich über diverse Ansichten und Entscheidung der EU geteilter Meinung sein. In diesem Fall würde ich die Erkenntnisse und Empfehlungen einer von der EU-Kommission beauftragten Studie aus dem Jahr 2017 aber komplett unterstreichen. Das Ergebnis der Studie lautet nämlich, im Gegensatz zur Vorgängerstudie, dass Unternehmen explizit empfohlen wird, Open Source Software einzusetzen.
17
Hier endet die Leseprobe der Ausgabe 01/2019
Jetzt vollständiges Magazin kostenlos downloaden unter www.estrategy-magazin.de!