WISSENSCHAFT
l a n o i t o m s E g o D t r o p Sup
Wie ein Hund ein Fels in der Brandung sein kann. TEXT: DR. ROMINA PANKOW
Jeder, den Tiere durch sein Leben begleiten, weiß,
wie sehr sie uns in jeder Hinsicht unterstützen. In Momenten, in denen wir traurig sind, spenden sie Trost, wenn wir den Kopf im Stress verlieren, fordert uns unser Hund zu einem Spaziergang auf und zwingt uns damit ins Hier und Jetzt, und wenn wir Glücksmomente erleben, potenzieren sich diese noch durch die Anwesenheit unseres geliebten Vierbeiners.
Doch für viele Menschen geht diese Unterstützung
durch ein Tier noch viel weiter. Neben den klassischen Assistenzhunden, die für blinde oder beispielsweise an Diabetes oder Epilepsie erkrankte Menschen ein unverzichtbarer Partner werden, hat sich eine weitere
„Gibt es denn keine Möglichkeit, dass wir ihn doch mit in die Kabine nehmen könnten?“, fragte ich vor Jahren einen befreundeten Piloten. Denn unser Hund überschritt das zulässige Höchstgewicht, um als Passagier in der Kabine eines Flugzeugs reisen zu dürfen, um nicht einmal ein Kilo. „Na ja, wenn er nicht dein E SA ist, dann nicht.“ Mein E SA?! Dies war das erste Mal, dass ich diese Abkürzung hören würde. Jahre später, in meiner Ausbildung auf dem Gebiet der tiergestützten Therapie, würde ich sogar mit ihnen arbeiten – E SAs. Emotional Support Animals.
Autismushunde übernehmen eine gewisse Zwi-
schenstellung zwischen reinen Therapiehunden und Assistenzhunden. Die Verbesserung von Motorik und Sprache sowie die Kontaktförderung sind Aufgaben eines Therapiehundes. Assistenzhunde dagegen übernehmen aktiv Aufgaben, um die Sicherheit des Betroffenen zu gewährleisten. Autismushunde können beides. Und sie haben noch eine Sonderstellung: Während „klassische“ Assistenzhunde in der Regel für einen Menschen arbeiten, so arbeiten Autismushunde sowohl mit dem Kind mit Autismus wie auch mit seinen Eltern. Ein solch mehrfach ausgebildeter Vierbeiner hindert das Kind beispielsweise am Weglaufen, er beruhigt das Kind bei Reizüberflutung durch seine
vierbeinige „Berufsgruppe“ etabliert: die Emotional
Nähe, er kann das Kind in Menschenansammlungen
Support Animals. Sie helfen Menschen, die zum Bei-
© Rasulovs / gettyimages
spiel an Depressionen oder Angststörungen leiden, besser mit ihrem Alltag
von anderen Personen abschirmen und wenn das Kind zu hektisch wird, kann
klarzukommen. Dabei sind die allermeisten dieser ESAs Hunde.
der Hund durch Verringerung seines eigenen Tempos den Partner erinnern,
wieder ruhiger zu werden.
Und ihre Einsatzgebiete sind vielfältig. Zwei große Gruppen der beson-
ders ausgebildeten Hunde (zum Beispiel am Deutschen Assistenzhunde-Zen-
trum) bilden die PTBS-Hunde und die Autismushunde.
gelt sich auch darin wider, dass sie nicht nur Erlerntes und Befehle ausfüh-
Die enge Bindung der Emotional Support Dogs zu ihren Menschen spie-
PTBS-Assistenzhunde werden speziell für die Einschränkungen einer
ren, sondern sich zum Teil dem Willen ihres Menschen sogar widersetzen –
komplexen posttraumatischen Belastungsstörung ausgebildet. Die Ausbil-
wenn dieser im Begriff ist, etwas zu tun, was ihm nicht guttut. Sie können
dung dauert zwischen 18 und 24 Monaten und jeder Hund wird individuell
ihren Menschen bewusst ermuntern, rauszugehen, wenn dieser sich in einer
auf die komplexen Aufgaben, mit denen er „seinem“ Menschen später helfen
depressiven Stimmung die Decke über die Ohren zieht, oder bei einem Men-
kann, vorbereitet. Diese wundervollen Partner geben dann Sicherheit, wenn
schen mit Essstörung den Weg zur Toilette versperren.
sich ihr Mensch überwindet, das Haus zu verlassen, sie helfen, andere Men-
schen auf Abstand zu halten, wenn die Nähe oder soziale Interaktion Angst
CertaPet (USA) eine Studie zum Nutzen eines Emotional Support Dogs im
macht, sie können ihren Menschen im Falle einer lähmenden Panik nach Hau-
Vergleich zu dem eines Assistenzhundes. Bestimmt werden die Ergebnisse
se oder zum Ausgang (beispielsweise im Supermarkt oder in einem Einkaufs-
dieser Studie das zeigen, was Therapeuten, Betroffene und wir Hundemen-
zentrum) bringen, ihn an den Rand einer Menschenmenge navigieren und im
schen tagtäglich beobachten können: Ob Assistenz-, Therapie- oder Emotio-
Falle von dissoziativen Anteilen der psychischen Erkrankung, wie beispielsweise
nal-Support-Hunde – unsere vierbeinigen Gefährten leisten Herausragendes
einem Switch bei einer multiplen Persönlichkeit, kann der Hund sie sogar un-
an unserer Seite, sind verlässliche Partner fürs Leben und machen dieses um
terbrechen. Diese und noch viele weitere Fähigkeiten, vor allem aber auch seine
ein Vielfaches lebenswerter!
Im Deutschen Assistenzhunde-Zentrum läuft aktuell in Kooperation mit
bloße Anwesenheit, machen einen PTBS-Assistenzhund zu einem wirklichen
Lebenspartner für Betroffene. Sie spenden Hoffnung und geben Sicherheit.
Menschen große Kraft.“ 14
Denn wie schon Seneca wusste: „Die Liebe zu einem Hund gibt dem