HIGHLINING SPEKTAKULÄR AM KÜHLTURM
REVOLUTIONÄRE LÖSUNGEN GEGEN DEN MÜLLSTRUDEL
MENTALITÄT DER LANGBRETTROLLER
TREKKING IM IRAN
MOUNTAINBIKING ALPIN: VERTRIDERS
Das OutdoorMagazin mit
Zeitgeist und Visionen für urbane Abenteurer
AUSGABE 19 | 05 / 2014 | D 4 € | A 4 € | Benelux/E/I 6 € | CH 12 SFR
Voller Körpereinsatz beim Bubble Soccer
DURAND
VOM ERSTEN BIS ZUM MILLIONSTEN SCHRITT. Mit einer kompressionsresistenten Zwischensohle, einem integrierten Fersenkissen und einer technischen Gummilaufsohle ist der KEEN Durand Mid Waterproof bereit f端r die Langstrecke. Hergestellt in den USA in der KEEN-Fabrik in Portland, Oregon.
Foto Ralf Gantzhorn/VAUDE, www.vaudevisions.com
herein
W
er seiner Neugier folgt, bewahrt sich die Frische. Verborgenes aufspüren und entdecken zu können, belebt jene Phasen, in denen der Alltag uns unbeweglich gemacht hat. Sich auf Neues einlassen zu wollen, bedeutet aber auch, auf Ungewisses zuzugehen. Den ganz normalen Bedarf nach Sicherheit hier und da zu überwinden, Ängsten zu trotzen. Wer diesen Sprung aus der Komfortzone macht, begibt sich an diese eigenen Grenzen. Bereits die Konfrontation mit ihnen kann bereichernd sein. Neugier ist tief in uns verankert. Doch wie wecken wir sie? Wie können wir den Gründen auf die Spur kommen, die ihr im Weg stehen? Wir haben für diese Ausgabe neugierige Typen aufgespürt, die ihre persönlichen Automatismen abstreifen konnten, offen und achtsam auf Situationen zugegangen sind, es schafften, die Grenzen des eigenen Handelns ein wenig zu weiten.
Wie Johannes Olszewski, den das Verlangen nach einer spektakulären Highline in einem Kühlturm nicht losließ. Und der allen Anstrengungen und inneren und äußeren Widerständen trotzte. Oder Sylvia Leimgruber, die beim Mountainbiken im steilen, alpinen Gelände Furcht und Respekt begegnet, die ihr helfen, richtig zu handeln. Auch Wojciech Elbichs Erfahrungen im Iran liefern Zutaten für einen eigenen Ausflug ins Unbekannte. Und ermutigen, sich selbst ein Bild zu machen. Das Leben muss nicht zu einem immerwährenden Abenteuer mutieren. Hin und wieder Gewohnheiten auf den Kopf zu stellen genügt. Erfrischung inklusive.
Benjamin Hellwig | Chefredakteur
raus-magazin fünf 2014
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übersicht
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INHALT 03 WILLKOMMEN IM HERBST Herein bei RAUS! | 06 BILDERWELT AUFBRUCH Einstimmungsbilder gefällig? Zusammen mit Fotograf Jan Faßbender präsentieren wir die Gallery der Herbstausgabe. | 12 NACHGEFRAGT OUTDOORFOTOGRAF JAN FASSBENDER Risiken, Unbequemlichkeiten und das Kännchen Glück. Für DEN SHOT. | 16 FRISCHE LUFT ALLTAGSASSISTENTEN Neuheiten, die das Leben grüner, den urbanen Alltag schöner und die Wildnis komfortabler machen. | 22 POST VON AXEL KREUTER | 24 URBAN SLACKLINE AM KÜHLTURM Sieben Nächte Aufbau für ein paar wenige Minuten auf der Line. Das Team um Johannes Olszewski setzt eine der ungewöhnlichsten und aufwändigsten Lines des Jahres. In einer der hässlichsten Städte Europas. Der Weg ist das Ziel. | 34 EXTREM VERTRIDERS Bike hochtragen, Line finden, abfahren. Vertriderin Sylvia Leimgruber berichtet vom Mountainbiken im Alpinen. Und davon, wofür Furcht und Respekt auf den spektakulären Trails ein Segen sind. | 42 FOLLOW YOUR FEET Einfach den Füßen folgen. Wir inspirieren für knackige Kurztrips, bei denen du garantiert auf andere Gedanken kommst. Und schaffen Platz für deinen Erfahrungsbericht. Mitmachen! Lohnt sich! | 44 NATURNAH TREKKING IM IRAN Sie schlagen sich durch Teheran, um anschließend in die Wildnis des Landes einzutauchen. Zwei Wanderer erleben den Iran. Aus einem erfrischenden Blickwinkel. | 52 AUF SPURENSUCHE WERKSPIONAGE BEI ORTLIEB Wasserdichtes und robustes Outdoorequipment, in Deutschland entwickelt und produziert, seit der ersten Stunde. RAUS! hat das 1982 gegründete mittelfränkische Unternehmen vor Ort unter die Lupe genommen. | 62 VISIONÄR NACHGEFRAGT BEI BOYAN SLAT Er sagt, es ist machbar. Boyan Slat will Plastikmüll aus den Ozeanen fischen. Im großen Stil. RAUS! im Gespräch mit dem 19-jährigen Niederländer über sein Projekt The Ocean Cleanup. | 68 ANZIEHEND Villa Kunterbunt Diese Outfits bringen Farbe in graues, trübes Herbstwetter. | 80 INSPIRIEREND FASZINATION LONGBOARDEN RAUS! hat nachgefragt beim Fahrer der ersten Stunde, Longboard-Urgestein Joachim „Jogi“ März. Und gibt jede Menge Starthilfe für dein zukünftiges Leben auf vier Rollen. | 90 ANGESAGT VIEL SPASS DA DRAUSSEN Ausgelassene Duelle und Rudelbildungen im Ganzkörperairbag. Bubble Soccer erobert die Grünflächen der Stadt. Du bist schwindelfrei? Vorteilhaft! | 92 FOTOCONTEST EIGENLEISTUNG Das Thema der neuen RAUS!-Fotocontest-Runde: Nachhaltig durch Skandinavien. Teilnehmen! | 94 AUSBLICK UND IMPRESSUM | 96 UND NUN RAUS! | 98 RANDNOTIZEN Die RAUS!-Kolumne 4
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LIFESTYLE & TRAVEL DURCHDACHTE KLEIDUNGSSTÜCKE FÜR DEN ALLTAG, DEREN SCHÜTZENDE LEISTUNGSMERKMALE WIR UNS AUS DEM TECHNISCHEN BEKLEIDUNGSSEGMENT ABGESCHAUT HABEN.
FREDRIK SCHENHOLM
BERGANS OF NORWAY HAT SEINEN URSPRUNG IN DER WILDEN NATUR UND DEM RAUEN KLIMA NORWEGENS. DIE OFT WIDRIGEN BEDINGUNGEN DORT STELLEN BESONDERS HOHE ANSPRÜCHE AN DAS MATERIAL UND SEINE NUTZER.
EKSTREM TURGLEDE
bergans.de
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bilderwelt
aufbruch! „Du lebst nur einmal, aber wenn du es richtig anstellst, ist einmal genug.“ Mae West
Köln, Ehrenfeld
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Foto Jan Faßbender
ine leerstehende Halle, die mit einer drei Meter hohen Mauer gesichert ist, die, on top mit Schmierfett bestückt, Fremde abhalten soll. Hat in diesem Fall nicht funktioniert. Nachdem wir uns positioniert hatten und gerade Anfangen wollten zu shooten, stiefelte ein „Arbeiter“ durchs Bild. Wir sahen uns schon unsere sieben Sachen packen und hochkant vom Gelände fliegen, doch der Mann fragte uns nur, ob wir einen Besen bräuchten, da ja überall Scherben herumliegen würden. Wie merkten dann schnell, dass auch er nicht wirklich offiziell auf dem Grundstück war, sondern nach Kabelresten suchte.
Kamera Canon 5D Mark II | Objektiv 17-40mm | Blende f 5.6 | Zeit 1/160 Sekunde | ISO 400
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Foto Jan Faßbender
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Landmannalaugar, Island
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sland ist ein Muss für jeden Naturliebhaber und Fotografen. Die Insel ist landschaftlich extrem vielseitig. Hier war ich in Landmannalaugar, einem farbenfrohen Gebirgsmassiv. Nach einer etwas unruhigen, kalten Nacht (mit Schneefall, es war Sommer in Island) auf einem sehr einfachen Campingplatz ohne Strom und ohne warmes Wasser habe ich mich am frühen Morgen in die Berge aufgemacht. Das extrem wechselhafte Wetter auf Island macht geplantes Fotografieren fast unmöglich. Aber hier hatte ich Glück, für einen kurzen Moment riss die Wolkendecke auf. Und dieser Ausblick war der Startschuss für eine großartige Tour durch das Massiv. Kamera Mamiya 7 | Objektiv 50 mm | Blende f 8 | Zeit 1/125 Sekunde
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Köln, Deutzer Brücke
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Kamera Canon 5D Mark II | Objektiv 17-40mm | Blende f 5.6 | Zeit 1/200 Sekunde | ISO 800
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Foto Jan Faßbender
enn man Ostersonntag in der Früh nichts Besseres zu tun hat, kann man sich schon mal unter der Deutzer Brücke in Köln mit Slacklineprofi Elli Schulte treffen. Der Wetterbericht für diesen Morgen war nicht so richtig gut, aber wir wollten es dennoch versuchen. Die zusätzliche Schwierigkeit war, dass sich direkt vor dem Spot ein Parkstreifen befand. Links und rechts standen Autos. In der Mitte zum Glück dieses Mal nicht. Das war schon der dritte Anlauf, da die anderen beiden Versuche immer an parkenden Karren scheiterten. Diesmal hat alles gestimmt – selbst das Wetter.
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nachgefragt
Hinter der Linse Nachgefragt bei Fotograf Jan Faßbender
Die Fusion seiner Leidenschaften treibt ihn an. Der Kölner Outdoor- und Actionsportfotograf Jan Faßbender im Interview über den Reiz, Sportarten in ein ungewöhnliches Umfeld zu setzen, seinen Groll auf nervtötende Mitbürger und die Bedeutung, mit guten Bildern nach Hause zurückzukehren.
Interview Benjamin Hellwig Fotos Jan Faßbender
Klar – man muss Geld verdienen und Aufträge ergattern. Selbstdisziplin ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Sich von Rückschlägen nicht beirren lassen und immer am Ball bleiben. Hartnäckigkeit zahlt sich oft aus, aber ein Kännchen Glück gehört auch stets dazu. Inwieweit hörst du auf deinen Instinkt, wenn du mit der Kamera unterwegs bist? Den kannst du gar nicht ausschalten. Ich glaube, es ist ein wenig so, wie wenn der Jäger auf der Pirsch ist. Man möchte immer mit „guten“ Bildern nach Hause kommen. Oft musst du dafür einige Risiken und Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen. Wenn du dann DEN SHOT gemacht hast, ist es ein geiles Gefühl. Aber das Kännchen Glück brauchst du eben auch. Gerade wenn du viel draußen arbeitest und vom Umgebungslicht, sprich dem Wetter, abhängig bist.
Hallo Jan, schärfe mal deine Sinne
graf zu werden. Man muss immer auf der Suche nach
beim Zurückschauen. Wonach riecht
neuen Dingen, Perspektiven und Techniken sein. Mein
deine Kindheit und Jugend? Ich bin in einer
Blick wurde maßgeblich während meines Studiums an
überschaubaren Stadt in Ostwestfalen aufgewachsen.
der Folkwang Schule in Essen geschärft. Dort hatten
Meine Kindheit war behütet und stets geprägt durch
wir die Möglichkeit, uns intensiv mit der Fotografie
sportliche Aktivitäten. Ich habe schon früh Fußball und
auseinanderzusetzen. Auf die Art und Weise entstehen
Handball gespielt. Später kamen ein Mountainbike und
dann Interessen und eine ganz eigene Bildsprache, die
ein Snowboard hinzu. Ich war und bin noch immer
wichtig ist, um auf dem Markt zu überstehen.
gern draußen. Ob im Wald, auf dem Berg oder an der See. Natur ist mir sehr wichtig!
Was hat dir geholfen, als Fotograf FuSS zu fassen und dich zu etablieren? Gibt
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Wann und woran hast du bemerkt, dass
es etwas, für das du dankbar bist? Ein
sich dein Blick auf Situationen verän
langer Atem ist wichtig. Das Studium ist so eine Art
dert, du ein fotografisches Auge entwi
Schutzhülle, in der man viel ausprobieren kann und
ckelst? Neugierig war ich schon immer, und das ist
kaum Zeitdruck verspürt. In dem Moment, in dem man
meines Erachtens eine Grundvoraussetzung, um Foto-
sein Diplom in den Händen hält, ändert sich einiges.
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www.porsche.de
Die Autobahnabfahrt verpasst. Auf der Landstraße zu spät abgebogen. Es gibt Tage, da gelingt einem alles. Der neue Cayenne.
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) kombiniert 11,5–6,6; CO2-Emissionen 267–173 g/km Cayenne S E-Hybrid: Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) kombiniert 3,4; CO2-Emissionen 79 g/km; Stromverbrauch kombiniert 20,8 kWh/100 km
nachgefragt
Welches Gefühl bei deiner Arbeit ist der Motor deines Schaffens? Ich möchte mit niemandem tauschen. Wenn ich überlege, ich müsste jeden Morgen in das gleiche Büro mit den gleichen Leuten – Horror! Der Beruf Fotograf ist so abwechslungsreich, du lernst so viele spannende Menschen kennen. Du kommst an derart viele abgefahrene Orte
„Wenn ich überlege, ich müsste jeden Morgen in das gleiche Büro mit den gleichen Leuten Horror!“
und kannst diese Eindrücke, die du dort erlebst, in Fotos festhalten. Traumhaft! Wie gelingt dir die Balance aus klassischer Auftragsarbeit und selbstgewählten
Dein Portfolio zeigt jede Menge Action
Projekten? Welche Gewichtung ist dir
shots. Worin liegt für dich der Reiz,
wichtig? Es macht schon ein wenig mehr Spaß,
solche Momente festzuhalten? Ich bin
wenn du wenige oder gar keine Vorgaben hast. Freie
eigentlich erst recht spät zum Actionsport gekommen.
Projekte machen am meisten Spaß und immer wieder
Mehr durch einen Zufall. Ich habe mich viele Jahre, vor
findet man Sponsoren, die einen dabei unterstützen.
allem während des Studiums, mit der Architektur- und
Allerdings muss man auch seine Miete zahlen und
Landschaftsfotografie beschäftigt. Leider konnte ich da-
so sind Auftragsarbeiten ebenfalls wichtig. Im Idealfall
von nicht so recht leben. Die logische Konsequenz war,
bekommt man Aufträge, bei denen man „freie Hand“
meine eigenen Hobbys mit dem Beruf zu vereinen. Es
bekommt und nur geringfügige Richtlinien. Ich glaube,
ist die perfekte Kombination zwischen meinen Leiden-
die Mischung macht es hier aus. Gibt es Situationen während deiner
Angriff nehmen müssen? Das kann ich gar
Arbeit, die so gar nicht nach deinem
nicht sagen. Da schwirren noch so einige Dinge in
Auffallend ist bei einigen deiner Bilder
Geschmack sind? Regen, wenn man Sonne
meinem Kopf herum, die aufs Bild wollen. Ich wür-
auch das urbane Setting. Was bedeutet
braucht. Sonne, wenn man Regen braucht. Der
de gern noch viel mehr Sportarten in mein Portfolio
dir die Stadt als Abenteuerspielplatz
Wetterdienst könnte noch genauer werden. Nein, Spaß
aufnehmen. Daher bin ich immer auf der Suche
sportlicher Aktivitäten? Es gibt Magazine,
bei Seite, es ist immer ätzend, wenn sich ein Sportler
nach geeigneten Sportlern, die Bock darauf haben,
die nur Bilder von mir nehmen, wenn ich in der Stadt
verletzt und somit das Shooting ausfällt. Aber das ist
mal etwas anderes mit ihrer Sportart auszuprobie-
mit Sportlern unterwegs war. Ich liebe es, Sportarten
in diesem Bereich halt so und man muss versuchen,
ren. Es bleibt spannend!
aus ihrem „natürlichen“ in ein artuntypisches Umfeld
das Risiko für die Mädels und Jungs so gering wie
zu bewegen. Da kommt für mich so eine unheim-
möglich zu halten. Was wirklich nervt, sind eifrige
liche Spannung auf. Das sind Bilder, die nicht von der
Mitbürger, die einem, warum auch immer, die Polizei
Stange kommen und einzigartig werden können. Ich
auf den Hals hetzen oder einfach nur das Projekt an
habe da eine Handvoll Mädels und Jungs, die das
dem man arbeitet kaputtmachen. Kommt leider immer
genauso sehen. Und so entwickeln wir immer wieder
mal wieder vor. Vielen Dank dafür!
wahrscheinlich auch der Grund, warum es funktioniert.
neue Bildideen, die wir an außergewöhnlichen urbanen Orten umsetzten.
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Welche verrückten Projekte wirst du in Zukunft auf jeden Fall noch in
schaften Sport, Landschaft und Architektur! Und das ist
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Weitere Infos unter www.janfassbender.de
erdmannpeisker / Robert Bösch
Reifeprüfung. Ganz schön abgehoben? Keinesfalls! Denn jede reife Leistung beginnt im Kopf: passen die äusseren Bedingungen, ist das Equipment sicher und verlässlich? All check? Erst dann heben unsere Pro Team-Athleten beim Powdern im Val Acletta ab! Mit der neuen Mammut Freeride-Kollektion sehen nicht nur unsere Rider verdammt gut aus – sondern auch du. Überzeuge dich selbst! www.mammut.ch
frische luft | go green
Grünes Zuhause Die Firma grassland bietet zahlreiche Ideen rund um das Thema Gras für die eigenen vier Wände. Mit Schriften und Bildern aus echtem, konserviertem Gras oder Lampenschirmen für Hängelampen – ebenfalls mit Gras begrünt – kann die Natur in die Wohnung einziehen. Das Gras hält jahrelang, ohne gepflegt werden zu müssen. Auf Wunsch kann auch eine ganze Graswand bestellt werden. Weitere Infos unter www.grassland.eu
Grüne Power
100 Prozent natürliche Wirkstoffe für 100 Prozent Leistung: Mit MeeresalgenPräparat und Zink soll der Energiestoffwechsel stimuliert und das körperliche Leistungsniveau optimiert werden. Selbst die Kapselhülle ist auf pflanzlicher Basis. Schon die „QCaps Body Performance“-Verpackung richtet sich nach dem Motto „Where do you go - The next Level“. Nach dem Öffnen der grünen Banderole und dem Magnetverschluss liegen die Kapseln wie Diamanten beim Juwelier hinter einer Scheibe vor mir. Sie wurden für Ausdauerleistungen wie Mountainbiking, Hiking oder intensives Training entwickelt. Circa eine halbe Stunde nach der Einnahme fangen sie an zu wirken. Auch im Büro, vor dem Computer, wie wir festgestellt haben. Die Packung mit drei Kapseln ist für 27 Euro erhältlich. Weitere Infos unter www.qcaps.de
grüne Leinwand
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Grüne Zeit Foto Krystle Wright
Die European Outdoor Film Tour (E.O.F.T.) startet wieder am 11. Oktober 2014. Das zweistündige Filmprogramm zeigt die besten Outdoorsportund Abenteuerfilme des Jahres. Unter anderem das Kajakabenteuer „Nobody’s River“, das von vier Frauen erzählt, die dem Amur von der Quelle bis zu Mündung folgen wollen, dann aber eigentlich alles anders kommt als geplant. Außerdem zu sehen sind wilde Fahrten durch den Wald und eine Slopestyle-Session auf dem Schrottplatz in Brandon Semenuks „Rad Company“ oder eisiges Klettern hinterm Wasserfall in „The Frozen Titans“ und vieles mehr. Alle Infos zum Filmprogramm sowie sämtliche Tourtermine sind auf www.eoft.eu zu finden.
Die Inspiration für diese handgefertigten Uhren fand das Team von Analog Watch Co. in der Natur und versucht dieser auch etwas zurückzugeben. Für jede verkaufte Uhr unterstützt das junge Unternehmen ihren Non-Profit-Partner Trees for the Future. Die Unisexmodelle sind ein Hingucker und aufgrund der filigranen Materialität umsichtig zu behandeln. Die Variante Bamboo and Teak gibt es ab 149,99 Dollar. Weitere Infos gibt es unter www.analogwatchco.com.
DISCOVERY
FÜR ALLE ANDEREN GIBT ES DAS INTERNET 51° 7' 22.8" S, 73° 6' 57.6" W, Torres del Paine, Chile landrover.de
Verbrauchs- und Emissionswerte: Kraftstoffverbrauch (l/100 km) außerorts 9,9–7,3, innerorts 14,4–8,6, kombiniert 11,5–7,8; CO2-Emission 269–207 g/km, CO2-Effizienzklassen D, B. Alle Angaben wurden nach dem Messverfahren RL 80/1268/EWG ermittelt. Bitte fahren Sie verantwortungsbewusst: on- wie offroad.
frische luft | urban
Faltbar
Chairless, Alejandro Aravena Foto Vitra
Mit dem Stil der ehemaligen Fahrradhelme aus Leder, kombiniert die JB Collection von Brooks England moderne Technik mit Tradition. Durch den flexiblen Rahmen und das Fitting-System werden Komfort und die perfekte Passform sichergestellt. Im zusammengefalteten Zustand wird der Helm durch einen Ledertrageriemen gesichert. Das Modell gibt es in verschiedenen Designs für 170 Euro. Weitere Infos unter www.brooksengland.com
Back to the Roots Ein einfaches Werkzeug zum Sitzen: Ein zur Schlaufe verbundenes Textilband von 85 Zentimeter Länge und fünf Zentimeter Breite, um Rücken und Knie geschlungen, gibt dem sitzenden Körper Halt und entlastet ihn gleichzeitig. Chairless geht auf ein bei den Ayoreo-Indianern verbreitetes Sitzband zurück. Der im Grenzgebiet von Paraguay und Bolivien nomadisch lebende Stamm nutzt vergleichbare Textilbänder seit jeher als Sitzhilfe. Entdeckt wurde der Sitzgurt durch den chilenischen Architekten Alejandro Aravena, der ihn in Kooperation mit Vitra weiterentwickelt. Ein Teil des Erlöses von Chairless geht an eine gemeinnützige Stiftung, die damit direkt die Ayoreos unterstützt. Preis: 20,23 Euro. www.vitra.com
Hommage
1914 designt und fertigt Wiktor Haglöf den ersten Haglöfs-Rucksack. Heute, rund 100 Jahre später, kreierte das Haglöfs-Team gemeinsam mit Wiktors Söhnen Rolf und Hans Haglöf sowie ausgewählten schwedischen Unternehmen den Haglöfs N:o 1., welcher in einer limitierten Auflage von nur 1.000 Stück im Verkauf erhältlich sein wird. Der Lifestyle-Rucksack besticht durch das Retro-Design. Alle verwendeten Materialen stammen aus Schweden, wo auch der Rucksack selbst hergestellt wurde. www.haglofs.com
TIPP Es muss nicht immer die Strecke durch die schöne Natur auf dem Land oder im Park sein. Diese Tipps machen den Stadtlauf zum Erlebnis:
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als Die Stadt erkunden Gestalte deine Laufstrecke Sightseeingtour, egal ob du neue Städte oder die Kulturstätten deiner Heimatstadt laufend erkundest.
Sich sichtbar machen Wenn es draußen dunkel ist, sind beleuchtete Strecke wichtig, damit du Hind ernisse rechtzeitig siehst und von anderen rechtzeitig gesehen wirst. Eine Stirnlampe oder eine Leuchtweste sollten deshalb aben ds zu deiner Ausrüstung gehören.
Abwechslung reinbringen In der Stadt warten jede Menge Möglichkeiten auf dich, um dein Training abwechslungsreich zu gestalten. Nimm jede Treppe mit, die du finden kannst. Springe über Blumenkübel.
Rote Ampeln nutzen Rotphasen können zum Beispiel für kurze, intensive Sprints auf der Stelle genutzt werden.
frische luft | rot
Roter Kocher
Dieser Kocherkopf ist komplett windgeschützt und widersteht auch Windgeschwindigkeiten von 50 Kilometer pro Stunde und mehr. Ein einfacher Dreh-Klick-Verschluss verbindet den 1-Liter-Topf mit dem Brennerkopf. Einen halben Liter Wasser bringt das Kochersystem MSR Windboiler in gerade einmal 2,5 Minuten zum Kochen. Brennerkopf, Gaskartusche und weiteres Zubehör wie die optionale Kaffeepresse und das Hanging Kit finden im Topf bequem Platz. Ab Anfang November ist der Kocher für 139,95 Euro erhältlich. Weitere Infos unter www.msrgear.com
Roter Flitzer Mit dem Roller zum Shopping wird mit dieser Innovation möglich: Die Erfinder des Nimble Cargo Scooter haben einen herkömmlichen Roller mit einer großzügigen Ladebox ausgerüstet. In der Box haben nicht nur Klamotten und Kleinigkeiten Platz, sondern zum Beispiel auch ein Kasten Bier oder eine Boulder-Ausrüstung. Erhältlich ist der Roller für 389 Euro. Weitere Infos unter www.nimblescooters.com
A new challenge can start everywhere and everytime.
www.tatonka.com TATONKA GmbH · Robert-Bosch-Str. 3 · D-86453 Dasing
frische luft | wild
Trinkfilter
Durch die robusten Materialien ist der Filter Katadyn Pocket auch unter extremen Bedingungen einsatzbereit und im Gegensatz zu Einwegfiltern mehrfach reinigbar. Er entfernt mit einer Leistung von etwa einem Liter pro Minute Bakterien, Protozoen, Zysten, Algen, Sporen und Sedimente. Preis: 329,95 Euro. Weitere Infos unter www.katadyn.com
Selbstbau
Foto Jeibmann Photographik
Das Knife-Kit enthält sämtliche Einzelteile, die für einen Selbstbau des Grohmann Survival benötigt werden. Neben einer Klinge aus High-Carbon-Edelstahl, geschliffen, poliert und vorgebohrt, beinhaltet das Kit zwei Rosewood-Griffschalen, gefräst und vorgebohrt sowie eine Grohmann-Lederscheide und die Nieten zum Montieren der Griffschalen. Für den richtigen Feinschliff sorgt etwas Schleifpapier. Ab 69,50 Euro. Weitere Infos unter www.outdoormesser.de
Hans kocht ...
Feuertopf
Feuertöpfe haben eine lange Tradition. Petromax bietet diese Gefäße aus Gusseisen nun auch in verschiedenen Größen als idealen Begleiter für die Outdoorküche an. Braten, Eintopf, Fisch, Brot oder Gemüse werden in dem Schmortopf schonend und geschmacksintensiv zubereitet. Eine besondere Funktion bietet der Deckel, der gleichzeitig als Pfanne oder auch als Servierplatte dient. Der Feuertopf ft6 von Petromax kostet 69,95 Euro. Weitere Infos unter www.petromax.de
Raus! verlost ein Exemplar: Schreib uns einfach eine Mail an verlosung@t-o-v.de und verrate uns, mit welchem Gericht du deinen Petromax am liebsten einweihen möchtest. Einsendeschluss ist der 25. Oktober 2014. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de
... Schnelles Fladenbrot 600g Mehl 1 gehäufter TL feines Meersalz 2 EL Backpulver 6 EL Olivenöl 250-350 ml Wasser
2 | Den Teig aus der Schüssel nehmen und auf einem stabilen Tisch 5-10 min (je nach Ausdauer) kräftig kneten bis dieser glatt und elastisch ist. Nun in 10 gleich große Bällchen teilen, diese mit einem feuchten Tuch abdecken und 15-20 min ruhen lassen. 3 | Aus den Bällchen mit den Händen dünne Fladen formen und diese von einer Seite gut mit Mehl bestäuben.
1 | Mehl, Salz und Backpulver in einer Schüssel
4 | Die Fladen mit der mehligen Seite nach unten auf ei-
mischen. Eine Mulde in die Mitte der Mehlmischung drücken und das Olivenöl hineingießen. Nach und nach das Wasser hinzugeben, in die Mehlmischung einarbeiten bis beides miteinander verklebt und sich ein Teig formen lässt.
nem flachen, heißen Stein direkt am Lagerfeuer knusprig braun backen.
Tipp: Zu Beginn die Mehlmischung durch 1 TL Kräuter oder zerdrückte Gewürze je nach Lust und Laune aufwerten. Hans-Ole Freudenberg | Kochhandwerk | www.hansolefreudenberg.de
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Polartec® Stoffe wurden entwickelt, um alpine Abenteuer zu optimieren und Deine Leistung bis ans Limit zu steigern. Deshalb vertrauen renommierte Outdoor-Marken auf die innovativen und führenden Technologien von Polartec®. Das Ergebnis sind Produkte mit mehr KOMfOrT, WärMErücKhALT, ATMungSAKTiviTäT unD bESSErEM SchuTz. 01. Millet | LD Touring Neo insulated jkt w/ POLARTEC® NEOShELL® & POLARTEC® ALPhA® für wasserdichten, atmungsaktiven Schutz mit Wärmerückhalt 02. Ternua | Stock w/ POLARTEC® ThERmAL PRO® high LOfT für das beste Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis 03. Mountain Equipment | Archlight jkt w/ POLARTEC® NEOShELL® für wasserdichten Schutz und Luftzirkulation 04. Grifone | Atuk jacket w/hood w/ POLARTEC® ALPhA® & POLARTEC® POwER STRETCh® PRO für atmungsaktive Wärmeisolation und formtreuen Stretch, der Feuchtigkeit nach außen transportiert. Polartec.com
Fotos Markus Emprechtinger
post von ... | buchvorstellung
Das Gute liegt so nah Wasserstraßen, Lustschlösser, malerische Alleen und natürlich die Spreewaldgurken – sie alle sind Teil der „Gebrauchsanweisung für Potsdam und Brandenburg“ von Antja Rávic Strubel. Mit viel Witz und Charme geht die Autorin den Klischees und Wahrheiten über Brandenburg auf den Grund und lädt ein, die zahlreichen Seen und Erlebniswege zu erforschen, mit dem Rad, im Boot oder auf Draisinen. 14,99 Euro, ISBN 978-3-492-27604-7
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In die Ferne schweifen Mythos Alaska: Freiheit, Abenteuer, unberührte Natur. Die Vielfalt und Schönheit des Landes zeigt Bernd Römmelt in seinem Buch „Alaska – Die letzte Wildnis“. Auf mehr als 30 Reisen hat er das Land der Extreme fotografiert. Nun führt er den Leser in die entlegensten Winkel, von der eiskalten Tundra über riesige Vulkane bis hin zu den letzten kalten Regenwäldern der Erde. 39,99 Euro, circa 220 Seiten, circa 250 Fotos, Erscheinungstermin 15. September 2014, ISBN: 978-3-86690-412-5
Heute ein Werk vollendet.
www.koenig.de
Heute ein Kรถnig.
Urban Slacken spektakulär in verlassener Industrieanlage
Highline am Kühlturm Es sind die senkrechten Strukturen, die nach oben ziehende Architektur, die den Highliner Johannes Olszewski faszinieren. Das Setzen einer urbanen Line inmitten einer der hässlichsten Städte Europas wird für ihn und sein Team zur Nervensache. Sieben Nächte SchweiSS, Staub und Stress für den einen Moment auf 2,54 Zentimeter breitem Gurtband.
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Schwarzes Loch aka Doppel-D Text Benjamin Hellwig Fotos Jan FaĂ&#x;bender
Seltener Anblick bei Tage. Das Setzen der Highline fand im Schutz der Dunkelheit statt. raus-magazin fĂźnf 2014
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Aufw채ndig nach oben, entspannt nach unten: Alex beim Abseilen
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as Projekt Kühlturm ist gescheitert. Wenn du dies hier liest, weißt du, dass wir etwas wirklich Krasses geplant hatten.“ So oder so ähnlich lautet der Text auf der Postkarte, die Johannes, Armin und Mirko mit einem gigantischen Heliumluftballon in den Himmel eines Aprilabends steigen lassen. Sie sitzen auf einem Kohleberg, vor ihnen die untergehende Sonne, um sie herum die leuchtenden Backsteinfassaden eines riesigen Industrieareals, in ihnen eine dicke Portion Frustration. Und jede Menge Staub. „Diese unfassbar hässliche Stadt strahlte in diesem Moment etwas Eigentümliches aus, etwas Ästhetisches. Sie hatte mit all ihren Fabrikhallen und Kühltürmen plötzlich ein schönes und einzigartiges Flair. Es war eine so friedliche Stimmung. Und wir schauten dem Ballon hinterher. Wir wussten, dass wir ebenso davonziehen mussten.“ Der Moment dort auf dem Kohleberg, inmitten einer der unansehnlichsten Städte Europas, markiert für Johannes das Ende seiner skurrilen Idee. Vier Nächte schuftet der Münchner zuvor gemeinsam mit seinen Freunden und Partnern vom deutschen Slacklinelabel One Inch Dreams in einem 60 Meter hohen Kühlturm, um eine der spektakulärsten urbanen Highlines zu installieren.
Industrieanlage waren in der Ferne zu hören. Und aus dem Stahlbeton der Seitenwände ragten die Eisenlamellen, die im Licht unserer Stirnlampen skurrile Schatten warfen“, erinnert sich der 21-Jährige. Der Heliumluftballon sollte eigentlich Material nach oben an den Rand des Kühlturms befördern, um dort die Fixpunkte der Highline einzurichten. Die Schlepperei der 80-Kilo-Heliumflasche und die scharfkantigen Turmwände halten sie jedoch von dem waghalsigen Manöver ab. Stattdessen klettern sie die Innenfassade hinauf. Auf den ersten 40 Metern ist die Wand stark überhängend, mit einer Neigung von rund 15 Grad. Johannes klebt sich große Zimmermannsnägel als seitliche Steigeisen an die Schuhe und beginnt an einer 50 Zentimeter breiten Betonlamelle, die bis zum oberen Kraterrand führt, den Aufstieg. „Durch die Betonstrebe führten Rasterbohrungen, die aber völlig zugekalkt und verrostet waren. Ich habe versucht, über Kopf eine Gewindestange durch eines der Löcher zu stecken. Das ging nicht, also meißelte ich das Loch frei, hakte mich dann über eine Prusikschlinge ein und setzte mich ganz vorsichtig in meinen Gurt, um zu schauen, ob es hält. Das gleiche dann auf der linken Seite für die Füße, dann meißelte ich wieder über Kopf das nächste Loch frei. Zu dem Zeitpunkt war ich schon von oben bis unten voller Staub. Und das waren erst die ersten von vielleicht dreihundert Löchern, die wir bearbeiteten.“ Sie schuften im Akkord, legen pro Stunde rund einen Meter zurück. „Über die Zwischensicherungen wurden wir von unten über ein Kletterseil gesichert – technisches Klettern in einem Kühlturm, sozusagen“, sagt er und lacht.
Je höher sie gelangen, desto spröder wird der Beton. Immer wieder fallen dicke Steinbrocken herunter.
Tagsüber schlafen sie, wie Johannes sagt, in einem „abgeranzten Ein-Sterne-Hotel am Rande der Stadt, wo sich Gäste mit Prostituierten vergnügen und das Essen unterirdisch ist“. Nacht für Nacht schleichen sie sich an der bewachten Pforte der Industrieanlage vorbei, steigen in den Kühlturm ein. „Die Atmosphäre dort war unglaublich. Es gab eine wahnsinnige Akustik, alles, was wir von uns gaben, hallte von den Wänden zurück. Wir fühlten uns leicht melancholisch, waren auf Entdeckungsreise. Es gab einen morschen, knarzenden Holzsteg, das Knarzen hallte von den Wänden zurück. Die Geräusche der
Je höher sie gelangen, desto spröder wird der Beton. Immer wieder fallen dicke Steinbrocken herunter. „Das zehrte extrem an unserer Psyche. Eine Highline besteht aus einem soliden Fixpunkt, das ist essentiell. Und je höher wir kamen, desto schwindender und poröser wurde das Gestein. Irgendwann mussten wir dann richtig klettern. Es gab in vierzig Meter Höhe eine Phase vom Überhang ins Senkrechte hinein, bei der man einen fiesen Mantle-Zug machen musste. Mirko schaffte es nach einigen Versuchen. Mit der linken Hand hielt er sich an der rostigen Stahllamelle fest, schwang dann die Füße hoch und stand auf“, beschreibt Johannes einen der Schlüsselmomente.
One Inch Dreams Was 2011 als „Freundeskreis, dem wir einen Namen gaben“ beginnt, hat sich inzwischen zu einem Unternehmen weiterentwickelt. Das sechsköpfige Team von One Inch Dreams bietet Highline-Shows bei Events für die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen sowie Workshops. Zudem entwickelt und produziert das Label seit einem Jahr SlacklineAusrüstung wie beispielsweise ein leichtes, handliches und effizientes Flaschenzugsystem für das Spannen von Lines oder eine „Banane“, mit der ähnlich wie beim Linelocker das Band am Fixpunkt befestigt werden kann, allerdings mit geringerer Reduzierung der Bruchlast des Bandes und der Möglichkeit des Vorspannens. Sechs weitere Artikel stecken in der Pipeline. Die Produkte sind „made in Germany“. Für 2015 strebt das Team den Bereich Werbung an und sieht sich zukünftig als strategischen Partner für die Produktion von Kampagnen und Imagefilmen. Weitere Infos sowie in Kürze die Dokumentation über die Highline am Kühlturm unter www.oneinchdreams.com
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„Alex lag mit seinen üblen Augenringen in der Hängematte. Und mir wurde auf einmal bewusst, warum wir das machten.“
Total ausgelaugt und vom Staub der Jahrzehnte völlig verdreckt benötigen die drei für die letzten 20 Meter noch einmal eine Johannes Olszewski ganze Nacht. Schließlich hängt das Seil, das sie für den ersten Fixpunkt benötigen, unter dem Kraterrand. Doch die Stimmung ist im Keller, Kraft und Motivation auf einem Minimum. Der letzte Aufstieg der drei führt zur Krisensitzung auf dem Kohleberg. Als der Ballon in der Dämmerung verschwindet, treten sie die Heimreise an.
Doch das Projekt lässt Johannes zu Hause nicht los. Er stellt ein zweites Team auf. Alex und Marinus von One Inch Dreams, zur Verstärkung Highliner Basti sowie für die Dokumentation Sportfotograf Jan Faßbender aus Köln begleiten ihn rund zwei Monate später. Diesmal wohnen sie in der WG von Olivier, dem einzigen Highliner jener ominösen hässlichen Stadt irgendwo im Westen Europas. In der Nacht kommen sie an, fahren direkt zum Kühlturm. Und finden die Tür plötzlich zugeschweißt vor. Sie entdecken jedoch einen Alternativweg. „Das kochende Wasser, das früher in dem Turm
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Fotoshoot an der Schlüssel stelle, dem 40 Zentimeter breiten Kühlturmrand
abgekühlt wurde, lief damals über ein komplexes Rinnensystem und wurde auf eine Holzkonstruktion gesprenkelt. Das Holz nahm das Wasser auf und gab es in Form von Wasserdampf wieder ab. Entsprechend brüchig waren unsere Hölzer. Aber an denen mussten wir hochklettern, um hineinzukommen. Durch eine Öffnung gelangten wir dann umständlich mit all unserem Gepäck ins Innere. Eine ganze Nacht hat das gedauert.“ Marinus nutzt als Versuchskaninchen jenes alte Seil, für das Monate zuvor vier Tage lang Arbeit investiert wurde. Es hält. In der Morgendämmerung ziehen sie noch das mit Material gefüllte Haulbag hinauf. Und fallen in die Koje. Die größte Herausforderung wartet noch auf das Team. Sie haben erst einen Punkt der Öffnung des Turms erreicht. Das Setzen des zweiten Fixpunktes auf der gegenüberliegenden Seite kommt einer Mammutaufgabe gleich. Der Kraterrand des Turms ist gerade einmal 40 Zentimeter breit, als sich Alex vom Seil aus hinaufzieht.
„Er hatte angeboten, diesen schwierigen Part zu übernehmen. Die Idee war, dass er auf diesem schmalen Rand in 60 Metern Höhe auf die andere Seite robbt und dort den zweiten Fixpunkt einrichtet“, erinnert sich Johannes. „Das ging nur ohne Sicherung und ohne Verbindungsseil zu uns. Wenn man sich absolut fokussiert, schafft man die Strecke, ohne herunterzufallen. Aber es gab eine subjektive Gefahr. Es war unfassbar spannend. In einem Abstand von vier Metern schauten aus diesem Rand mehrere fiese, dreidimensionale Blitzableiter heraus. Eineinhalb Meter hoch und messerscharf. In dem Moment, als Alex auf den ersten zukroch, hatte er eine extreme Panik. Aus dieser Panik heraus hat er dann gehandelt. Er ging die ersten vier Meter bis zu dem ersten Blitzableiter, versuchte aufzusteigen, brach dann aber ab. Dabei hat er die ganze Zeit geschrien und mit sich selbst geredet. Ich war jetzt dafür, dass wir die Aktion abbrechen“, sagt Johannes. Zusammen mit Basti sitzt der Münchner nur wenige Meter schräg unter Alex im Klettergurt und beobachtet die Aktion.
Müde, veschwitzt, glücklich: Alex und Johannes nach der Nachtschicht
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Tandem Warrior™ 22
Als alles steht, ist es heller Morgen. Alex sitzt zu diesem Zeitpunkt seit 16 Stunden in seinem Gurt, Johannes seit zwölf.
Für jede Reise gemacht! Egal welcher Weg vor Dir liegt, der Tandem Warrior™ ist dein zuverlässiger und vielseitiger Begleiter.
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urban
Johannes
Olszewski Über ...
... seine Anfänge als Highliner
Geschaffene, das alles fasziniert mich. Klare Linien, die sich perfekt
Ich war 13 Jahre alt, als ich zum ersten Mal auf einer Highline
nach oben ziehen, gefallen mir einfach unheimlich. Nicht wegen der
stand, kletterte zudem parallel. 2008 begann sich meine Einstellung
Daten und Fakten des Ortes, sondern weil wir es als unseren Spiel-
zum Klettern zu ändern. Ich fing an, größere Wände anzugehen und
platz entdecken. An einem Ölturm darfst du normalerweise alles, nur
begann mit dem Highlinen. Meine erste Slackline, die über eine
nicht kreativ sein. Wir aber sind es.
Schlucht gespannt war, konnte ich im Sommer 2008 laufen. Eine meiner schönsten Highlines habe ich zusammen mit Bernhard Witz
... Ängste
in der Eiger-Nordwand gespannt, 1.000 Meter hoch.
Ein wesentlicher Faktor bei dem Sport, den ich mache. Angst tritt oft auf, bei mir vielleicht ein wenig häufiger als bei anderen aus
... die Meteora-Felsen in Griechenland
unserem Team. Sie zeigt mir, dass ich mit mir selbst umgehen
Mein bisher größtes Kapitel. Ein James-Bond-Film hatte mich
muss. Ich muss eine Grenze überschreiten, um einen Zustand, der
inspiriert, und in diesem UNESCO-Weltkulturerbe haben wir
über der Angst liegt, zu erreichen. Ich sehe Angst aber auch als
abgefahrene Sachen gemacht. Eine unglaublich schöne Erstbegeher-
Warnsignal. Es passiert leicht, dass man sie unterschätzt. Und man
Reise mit ganz besonderen Lines. Und für mich war das der
muss sich bewusst sein, dass Angst auch bedeutet, dass eine tat-
Startschuss für meine Liebe zu den Bergen. Auf diesen 300 Meter
sächliche Gefahr vorliegen kann. Wenn man damit umgehen kann,
hohen, schmalen Felsnadeln leben Schildkröten, die von Vögeln
kommt man eine Ebene höher. Und lernt dazu.
dort abgeworfen werden. Einzigartig! Highline-Geschichte! ... Sponsoren
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... Rekorde
Elephant Slacklines ist unser Hauptsponsor und unterstützt uns
Haben überhaupt keine Bedeutung mehr für mich. Damals war ich
finanziell bei Highline-Projekten. Wenn sie ein neues Produkt
jung und der Sport war es auch. Aber meine Zeit ist vorbei, ich
herausbringen, werden wir nach unserer Meinung gefragt und
halte da nicht mehr mit bei dem, was an Rekorden gelaufen wird.
testen es aus, sind also Teil der Entwicklung. Zudem unterstützen
Heute sehe ich für mich den Reiz darin, Sachen zu machen, die
wir sie bei ihren eigenen Events, wenn sie Sportler benötigen.
es noch nicht gibt. Einzigartige Kulissen, nicht Höhe oder Länge
Wie demnächst, wenn Alex eine supergeniale Line übers Meer bei
der Slackline.
Helgoland laufen wird.
... den urbanen Raum
... Ziele
Die Einzigartigkeit eines Ortes beim Highlinen ist entweder in der
Ich will eine Highline über einem Vulkan spannen. Will in den großen
Natur oder im urbanen Raum vorhanden. Oftmals ist es einfacher,
asiatischen Städten Highlines über den höchsten Wolkenkratzern
sie im Urbanen zu finden. Und dort hast du einen anderen Bezug zur
der Welt spannen. Mein Leben lang etwas in Unabhängigkeit und
Umwelt, hast manchmal Zuschauer. Das Senkrechte und Horizontale,
Freiheit machen, das mit dem Draußensein zu tun hat. Und einen
die Geradlinigkeit und Architektur, das Perfekte, von Menschenhand
Oskar gewinnen.
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Alles für diesen Moment: Erschöpfte Highlinefreuden am letzten Morgen
„Für Basti und mich war das schrecklich mit anzusehen. Basti hat dann auf ihn eingeredet, ihm gesagt, wie er es schaffen kann, ihn motiviert. Langsam hat er sich beruhigt. Vor diesem ersten Blitzableiter saß er eine Stunde lang, in 60 Meter Höhe. Er bog daraufhin einen Teil der Drähte um und schaffte es, über die Resthöhe zu klettern. Als diese Hürde gefallen war, haben wir gemerkt, dass sich bei Alex etwas gelöst hatte. Jetzt lief es. Irgendwann ist er dann im Dunkeln verschwunden. Und wir hörten nur noch sein Murmeln, Fluchen und Jubeln. Es war eines der verrücktesten Dinge, die ich in meinem Leben erlebt habe. Und dabei bin ich nicht mal selbst über den Rand gekrochen“, sagt Johannes. Zweieinhalb Stunden braucht Alex für die Strecke zum gegenüberliegenden Ende des Kraterrandes, zweimal pinkelt er sich auf der Strecke in die Hose. Weil es schlichtweg keine andere Möglichkeit gibt.
Industriecharme auf den zweiten Blick, irgendwo in Europa
„Aus dem Stahlbeton der Seitenwände ragten die Eisenlamellen, die im Licht unserer Stirnlampen skurrile Schatten warfen.“
Es ist halb fünf am Morgen, draußen wird es hell. Alex lässt ein feines, dünnes Seil innen herunter, zieht sich daran ein Statikseil hoch und Johannes Olszewski lässt es auf der Außenwand des Kühlturms wieder ab, sodass es auf beiden Seiten des Turms den Boden berührt. Marinus befestigt das Ende außerhalb des Turms an einem Baum, Alex setzt sich darauf an dem Einfachseil gesichert nach innen in seinen Gurt. Auf der Länge dehnt sich selbst ein Statikseil um einen beachtlichen Wert, was Alex erneut vor eine Herausforderung stellt. Als er unter dem Kraterrand im Gurt sitzt, richten sie den zweiten Fixpunkt ein und riggen endlich die Line. Der Stein ist porös, sodass die Jungs ein Tubular-Schlauchband aus Polyamid wählen. Es dehnt sich extrem, wodurch die auf die Fixpunkte wirkenden Schocklasten geringer sind als bei einer klassischen Polyester-Slackline. Zusätzlich installieren sie ein Sicherungsseil parallel dazu in einem zweiten Paar aus Fixpunkten, über das der Highliner bei einem Sturz gesichert ist. Als alles steht, ist es heller Morgen.
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Alex sitzt zu diesem Zeitpunkt seit 16 Stunden in seinem Gurt, Johannes seit zwölf. Immer wieder sei er bei der Aktion in seiner 55 Meter hoch baumelnden Hängematte eingenickt. Im Morgengrauen fährt Alex mit einer Seilrolle zu den beiden herüber. „Es war acht Uhr morgens am insgesamt siebten Tag, als wir am Kühlturm fertig waren. Ich hatte als Ideengeber das Privileg, als Erster drüber zu gehen. Und musste mich so zusammenreißen. Hatte keinen Bock mehr auf diese Highline, war völlig fertig, wollte runter, alles sein lassen. Aber dann habe ich nachgedacht, an die sieben Tage Arbeit. Völlig verfroren und müde habe ich mich auf die Highline gehockt, meine Schuhe ausgezogen. Die Line hatte einen extremen Durchhang. Sie war ganz, ganz fürchterlich zu gehen. Vor allem für mich, ich war richtig fertig. Aber dann hat es plötzlich alles gepasst. Basti hat mir Musik angemacht. Und als ich mich überwunden hatte, war es eine extrem verzaubernde Situation. Ich spürte in diesem Moment die Quintessenz unserer Arbeit. Dann kam die Sonne herein, schien über den Turm zu uns ins Innere, es wurde warm. Alex lag mit seinen üblen Augenringen in der Hängematte. Und mir wurde auf einmal bewusst, warum wir das machten. Wir waren zu dritt da oben
Ein Bett, tausend Blumentöpfe. Ehemaliges Kühlsystem mit wildem Farnwuchs
und nie zuvor war jemand vor uns dort. Und an diesem zweckmäßigen Ort hat nicht ansatzweise jemand so etwas gemacht wie wir. Es ist ein Ort, der die absolute Zweckmäßigkeit erfüllt, in der Maschinerie eines Kohlekraftwerkes Wasser zu kühlen. Jedes Ding hat dort seinen Platz, alles hat seine Norm, jeder Arbeiter seinen Schichtbetrieb. Transzendente Gefühle, wie wir sie hatten, gibt es dort normalerweise nicht. Gemeinsam an der Line zu sitzen und Musik zu hören, das kennt dieser Ort nicht. Für mich aber ist es eine Art von Kunst, über diese Line zu laufen. Vor allem dann, wenn wir einen zweckmäßigen Ort mit etwas verbinden, das nicht zweckmäßig ist, sondern etwas Freiwilliges, etwas, das aus unserer Motivation heraus und tief aus unserem Herzen kommt. Dies zu vereinen, in einer der hässlichsten Städte Europas, in der wir unsere Highline spannten – unbeschreiblich.“
„Wenn man sich absolut fokussiert, schafft man die Strecke, ohne herunterzufallen. Aber es gab eine subjektive Gefahr.“ Johannes Olszewski Johannes fängt an, die Line zu laufen. Doch er spürt die tagelange Nachtarbeit. Er benötigt rund 20 Versuche für die 27 Meter über den Kraterrand, ist danach aber einfach nur glücklich und erleichtert. Alex ist als Nächster dran, auch ihn kostet das Aufstehen auf die Line Überwindung. Im ersten Versuch läuft er dann aber in einem Zug hin und zurück. Auch Basti läuft die Highline, Johannes seilt sich inzwischen ab. Als alles vorbei ist, bauen Marinus und Alex ab. „Ein riesengroßer Stein fiel uns in diesem Moment vom Herzen“, erinnert sich Johannes. „Das war der schönste Moment. Wir saßen da unten in dem schwarzen Loch, fürchterlich verschwitzt, total dreckig, haben gestunken. Und waren einfach nur glücklich.“ Sie legen sich schlafen, wachen am frühen Abend auf. Und fahren in dieser Nacht nicht wieder in den Kühlturm. Sondern nach Hause. Und irgendwo in der Nähe der hässlichen Stadt findet jemand eine seltsame Botschaft an einem gigantischen Heliumluftballon ...
Fokus auf das, was 60 Meter weiter oben abläuft: Johannes und Marinus
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ausprobiert
Out of the box:
Text Benjamin Hellwig Fotos Lars Wehrmann
KEEN Durand Mid WP
The wyooruldr il rier / Tra needs Julien Cho
s ne besonder rte Trail ist ei e ing konzipie hließendem Design, di nn lru ai Tr rs fü kt msc Die zu 100% leichte Brille mit ultra-u ld bietet und mit perfe n tfe flexible und ein extra-großes Sich t ist. Leistungsmäßig ei tatte lt und ingt! optimalen Ha bra Soft Gläsern ausges r 28 g auf die Waage br belüfteten Ze gewicht, das jedoch nu Schwer
Z
ugegeben, die 168 Meter über Null des Bungsbergs klingen nicht gerade schwergewichtig. Hügelige Landschaft und Weite der Holsteinischen Schweiz aber überzeugen. Also rein in den neuen Durand Mid WP aus dem Hause KEEN. Schon beim Schnüren fällt der schwarze Aufnäher ins Auge. „American built“ ist draufgestickt. Im Portlander Werk entsteht somit auch der Sohlenaufbau des Trekkingstiefels. Die Zwischensohle aus Polyurethan (PU) wird direkt an den Schaft aus feinem Nubukleder und atmungsaktivem Mesh gespritzt, eine integrierte TPU-Platte bringt zusätzliche Stabilität. Beim Blick auf die Laufsohle fallen die beiden Gummimischungen auf: Das im Randbereich eingesetzte Material sorgt für den nötigen Grip, das im Zentrum für Langlebigkeit.
Fotos : Marc Daviet
Die rückfedernde Wirkung des PU ist bereits auf den ersten Metern spürbar, macht sich aber auch am Ende des Tages positiv bemerkbar. Bis zu einer Million Schritte soll die Zwischensohle ihre Dämpfungseigenschaften aufrechterhalten. Unabhängige Drucktests errechneten eine Kompression der Zwischensohle von lediglich drei Prozent. Beachtlich ist, dass ich mit meinen schmalen Füßen die Zehenfreiheit spüre, die ich aus breiten Schuhen kenne, hier aber dennoch einen soliden Halt im Schuh habe. Innen fügt sich das Fersenfutter gut ein, unter der Ferse absorbiert ein zusätzliches PU-Polster Stöße. Das Terrain heute: staubtrocken. Dank 32 Grad Celsius Umgebungsluft steigt die Temperatur auch im Schuh. Da kommt selbst die klimaregulierende Eigenschaft der KEEN. DRY-Membran nach Stunden naturgemäß an ihre Grenzen. Vorteil an regnerischen Tagen oder im nassen Gelände: Die innenliegende Membran macht den Schuh wasserdicht. Gute Perspektiven für Herbst und Winter 2014. Zu guter Letzt: Es bringt nichts, mit einem zuvor nicht anprobierten Schuh hinterherzuhumpeln. Ein guter Wanderschuh muss passen. Punkt. Dafür sollte der Fuß ins Geschäft. Eine gute Beratung ist der Auftakt für viel Freude. Schließlich steht später das ganze Körpergewicht darauf.
Gewicht (Paar, Gr. 43): 1.358 Gramm Pflegehinweis: Einlegesohle nach längerem Tragen für Belüftung herausnehmen, Schuh regelmäßig von grobem Schmutz befreien. Nubukleder-Anteile mit Pflegewachs, zum Beispiel Flüssigwachs, behandeln. Bei Nässe nicht direkt an Heizung oder Lagerfeuerwärme trocknen. Preis: 159,95 Euro Sonstiges: Auch in der Variante Low erhältlich (149,95 Euro), beide für Damen und Herren
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Vertriders
Fotos Johannes Mair/www.alpsolut.com Text Sylvia Leimgruber
Technisches Mountainbiken im steilen Gel辰nde
Sie tragen ihre Bikes auf den Berg, oftmals 端ber Stunden. Und fahren steile, felsige, verwinkelte Pfade herunter, bezwingen schwierige Schl端sselstellen. Vertriding vereint Bergsport und Mountainbiken im alpinen Terrain. Und fordert die Teilnehmer. Sylvia Leimgruber gibt Einblicke in die Szene.
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T
irol. Land der Berge. Unzählige Wanderwege führen auf die umliegenden Gipfel, viel zu steil und verblockt zum Mountainbiken. Und dennoch trifft man hier auf eine kleine Gruppe von Mountainbike-Spezialisten, die sich vor 15 Jahren aus leichtem Übermut heraus die Vertriders genannt haben. Die Innsbrucker haben das Biken auf den extrem steilen und engen Steigen in den Tiroler Bergen rund um Innsbruck kultiviert und einen Fahrstil entwickelt, der es ihnen erlaubte, diese Wege mit dem Rad zu befahren. Einige dieser Steige sind dabei über die Jahre zu richtigen Vertride-Klassikern avanciert, die schwierigsten davon hatten sogar das Potenzial zur Legendenbildung. Diese Trails oder deren Schlüsselstellen, die Erzählungen nach von einem Vertrider erfolgreich erstbefahren worden sind, werfen auch heute noch sämtliche Bewerber ab, nur ab und an gelingt es einzelnen, eine dieser Legenden neu zu schreiben.
Auch ich habe vor etwas mehr als zehn Jahren durch Zufall von diesen Bike-Pionieren gehört. Bevor ich des Mathematikstudiums wegen nach Innsbruck gezogen bin, hatte ich nicht mal die geringste Ahnung, dass es diese technische Art des Mountainbikens gibt. Daher fand ich mich eines schönen Tages mit einem uphill-orientierten Hardtail abseits der Forststraße auf einem handtuchbreiten Weg wieder, auf dem uns der Kursleiter Christian Piccolruaz, von allen kurz Picco genannt, geschmeidig erklärte: Dieser Weg sei das Ziel, schmal, verblockt, verwurzelt. Aus Versehen war ich in einem Fahrtechnikkurs gelandet, der zwar Bremstechnik, Grundposition und Stufenfahren im Lehrprogramm hatte, aber nicht wie erwartet auf Waldwegen, sondern auf sogenannten Singletrails. Und trotz aller Überforderung wurde mir damals schlagartig klar, dass ich mich von nun an der Faszination des technischen Mountainbikens nicht mehr entziehen konnte.
Die Furcht schärft die Sinne, sie hilft, in gefährlichen Situationen das Richtige zu tun. Picco war aber nicht nur Fahrtechniklehrer, er war einer jener steilen Typen, die dem Namen Vertriders ein Gesicht gegeben haben. „Begonnen hat es Anfang der 1990er“, erinnert er sich, „wir wollten mit den Mountain bikes nicht weiter auf Forststraßen abfahren. Es hat uns auf die Steige und Pfade in Innsbruck und Umgebung gezogen.“ Und da er mit dem Freiklettern bestens vertraut war, übertrug er den Rotpunkt-Gedanken, das sturz- und fehlerfreie Durchsteigen einer Kletterroute im Vorstieg, auch auf das Mountainbiken. Die Vertrider haben mit aller Leidenschaft steilste Abschnitte und engste Spitzkehren so lange ausgebouldert, bis sie die Stellen ohne Sturz, ohne Absteigen und letztendlich ohne Fußabsetzen befahren haben. Damit war der Grundstein für diesen präzisen, kontrollierten technischen Fahrstil gelegt.
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Als sogenannte Innsbrucker Schule wurde das Vertriden durch Magazinstorys und Fotos über die Tiroler Grenzen hinaus bekannt und die Gruppe um Picco sorgte zu jener Zeit mit ihren Erstbefahrungen für Staunen in der Bikeszene. Es gab sogar einen inoffiziellen Freeride-Führer, den man unter der Hand erstehen konnte, in dem sämtliche Wege und Steige in Tirol nach Schwierigkeitsgrad und Gefährlichkeit klassifiziert waren (siehe Infobox). Ehrfurchtsvoll standen die Jungspunde vor den darin beschriebenen Stellen und bestätigten sich gegenseitig, dass man gehört habe, dass der Hias diese Schlüsselstelle schon mal fehlerlos gefahren sei. Verständlicherweise gingen dann schon mal die Emotionen mit dem einen oder anderen durch, wenn eine dieser Stellen befahren werden konnte. Wobei die schwierigsten Stellen auch heute noch nur von den Besten geknackt werden, obwohl sich in den letzten Jahren Material und Fahrtechnik wesentlich weiterentwickelt haben. Die extreme Ausübung kam für mich dabei über die Jahre schleichend, mit zunehmender Erfahrung und verbesserter Technik. Am Anfang waren wir eine kleine Gruppe von Freunden, die diesem technischen Stil des Mountain bikens nacheiferten und Wochenende um Wochenende gemeinsam auf Tour gingen. Nach einigen Jahren war es dann soweit. Wir waren im Kreis der Vertrider angekommen. In den folgenden Jahren haben sich dann die Reihen etwas durchmischt, einige der Frontmänner haben sich neuen Zielen zugewandt: Georgy Grogger plant mittlerweile als Chef von Trailsolutions erfolgreich Bikeparks und Endurorennen, Mathias „Hias“ Rössler hat den Fokus auf seinen Beruf als Arzt und seine Familie gesetzt. Auch der Haus-und-Hof-Fotograf Christoph Malin widmet sich seit einigen Jahren Vollzeit dem Sternenhimmel. Und der Entwickler der Schwierigkeitsskala, Willi Hofer, hat seine Passion auf ein breiteres Bikespektrum verlegt. Aber nach wie vor verbindet die lokale Bikeszene das Vertriden mit ihnen, den Wegbereitern des alpinen Freeride-Mountainbikens. Dem letzthin etwas abflauenden Pushing-the-Limits-Gedanken haben wir vor fünf Jahren mit einem neuen Team wieder frischen Lebensgeist eingehaucht. Es braucht viel Motivation und Stärke, um über die Jahre das Level derart hochzuhalten. Und so langsam stoßen wir nun an die Grenzen des Fahrbaren. Nachdem Benni Purner sein Adrenalin zeitweise mehr und mehr im Eisklettern und wettkampfmäßigen Endurosport tankt, ist mittlerweile Axel Kreuter unser Frontmann im Team. Er hat über die letzten Jahre eine sehr gute Form und das nötige Selbstvertrauen aufgebaut, sodass er bereits extreme Projekte erfolgreich abschließen konnte, die durchaus das Potenzial haben, neue Maßstäbe zu setzen.
Momente im Spiegelbild: Axel Kreuter und Sylvia Leimgruber
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Um Projekte durchzuführen, werden die Räder mittlerweile öfters über tausend Höhenmeter auf den Berg getragen. Auch wenn sich die Gesichter über die Jahre geändert haben, der Fokus des Vertriden liegt nach wie vor im Bewältigen schwierigster Abschnitte und dem Ausloten der Grenzen. Zusätzlich hat sich aber auch der Aktionsradius erweitert. Um Projekte durchzuführen, werden die Räder mittlerweile öfters über tausend Höhenmeter auf den Berg getragen. Begünstigt wurde diese Entwicklung natürlich vor allem durch die modernen Mountainbikes mit ihren stabilen und leichten Rahmen. Ein Bike zu Beginn des Vertridens brachte es mit seinem extremen Equipment locker auf über 20 Kilogramm, ausgestattet mit 3.0-Zoll-breiten Reifen, einem 24-Zoll-Hinterrad und robusten Bremsen mit dem Namen Gustl. Dennoch werden die nun leichteren Räder nicht stundenlang den Berg hinaufgetragen, wenn nicht eine halbwegs realistische Chance besteht, dass der Trail bergab eine technische, aber größtenteils machbare Herausforderung zu bieten hat; wenngleich die Recherche schon mal daneben gehen kann und das Rad Hunderte von Höhenmetern wieder abgetragen werden muss. Der Aktionsradius hat sich aber nicht nur vertikal verlagert, sondern auch horizontal. Die Neugierde zieht uns mittlerweile auch in andere Regionen, auf der Suche nach einer neuen Art von Abenteuern. Mit alpinen Gefahren sind wir durch unsere Bergerfahrung bestens vertraut, aber Vertriden in den abgelegenen und wenig besiedelten Gegenden der Welt, von Gipfeln, auf die vermutlich noch niemand sein Rad hinaufgetragen hat, eröffnet für uns eine neue Dimension. Abgeschiedenheit, unbekanntes Terrain, unübersichtliches Gelände, ohne die Infrastruktur, wie wir sie hier in den Alpen kennen, das alles stellt eine extreme Herausforderung an die Fahrtechnik und verlangt ein Höchstmaß an verantwortungsvollem Handeln. Ohne Handyempfang, ohne Bergoder Flugrettung kann ein Sturz oder ein Schlangenbiss ernsthafte Konsequenzen haben.
extrem
Singletrail-Skala nach Willi Hofer Die technische Schwierigkeit bergab wird in fünf Schwierigkeitsstufen S1-S5 eingeteilt.
S1
Verfestigter Untergrund, keine engen Kurven und Spitzkehren, max. 30 % Gefälle
S2
Wurzeliger oder nicht verfestigter steiniger Untergrund,
S3
Verblockter oder verwurzelter Untergrund, max. 50 cm hohe
S4
Stark verblocktes Gelände, sehr steiles Gefälle mit bis zu
S5
Blockartiges Gelände mit extremem Gefälle, ösenartigen
enge Kurven, keine Spitzkehren, max. 70 % Gefälle
Stufen, Spitzkehren, starkes Gefälle, Schräghangfahrten
60 cm hohen Stufen, enge Spitzkehren, Schräghangfahrten
Spitzkehren, sehr hohen Stufen (>60 cm)
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Und trotz aller Überforderung wurde mir damals schlagartig klar, dass ich mich von nun an der Faszination des technischen Mountainbikens nicht mehr entziehen konnte.
Aufgrund des alpinen Geländes ist bei den Befahrungen, gerade auch in bekanntem Umfeld, immer Furcht und Respekt dabei. Das Befahren steiler, ausgesetzter Wege verlangt ein hohes Maß an Fahrkönnen, Gleichgewicht und Konzentration. Die Furcht schärft die Sinne, sie hilft, in gefährlichen Situationen das Richtige zu tun. Auch wenn das Richtige dann bedeutet, dass man den Abschnitt nicht fährt und das Rad hinunterträgt. Die größten Gefahren beim Vertriden liegen in der Selbstüberschätzung, überhöhter Risikobereitschaft oder mangelnder alpiner Erfahrung. An manchen Stellen ist Stürzen keine Option und dessen muss sich jeder bewusst sein, der sich mit dem Rad in die Berge wagt. Axel Kreuter hat diesbezüglich bei unserem letzten Projekt stark an unseren Nerven gezerrt. Keiner von uns konnte sich vorstellen, dass diese Stelle fahrbar ist. Aber er hat sich über drei Tage mental drauf vorbereitet, hat versucht das Risiko abzuschätzen. Das Vertrauen in seine Fähigkeiten ließ ihn diese extreme Stelle dann erfolgreich erstbefahren. Die Spannung war zum Greifen, der anschließende Jubel überbordend, wenngleich wir uns der Gratwanderung bewusst wurden, die das genaue Abschätzen des Risikos und des eigenen Könnens mit sich bringt.
Vertriden im alpinen Gelände verlangt absolutes Vertrauen in das Material.
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Mystische Gratabfahrt kurz vor Sonnenuntergang zur einzigen Dreifach-Wasserscheide Europas
Trotz der Faszination dieser besonderen Bergerlebnisse wollen wir die Problematik nicht verschweigen, die das Befahren von Steigen und Wanderwegen in den Alpen mit sich bringt. Immer wieder entfacht eine hitzige Diskussion, denn das Mountainbiken, vor allem im alpinen Gelände, ist nicht unumstritten und es kommt immer wieder zu Konflikten und aufgebrachten Reaktionen. „Von manchem Wanderer, Jäger oder Hüttenwirt werden wir mit Downhillern gleichgesetzt, die rücksichtslos Wege und Steige als Rennstrecke ‚missbrauchen’ und damit Wanderer in Gefahr bringen“, resümiert Axel Kreuter.
„Auch besteht vielfach die Meinung, dass wir im Gelände querfeldein unterwegs seien, Wege zerstörten und Wild verschreckten.“ Dieser Problematik bewusst, folgen wir als Vertrider einem klaren Ehrenkodex, um diese Konflikte zu vermeiden und Kontroversen zu beseitigen. „Wir bremsen möglichst ohne zu blockieren, vermeiden hochfrequentierte Wege, fahren in kleinen Gruppen, gefährden keine anderen Wegbenutzer, kürzen Wege nie ab und verlassen den Weg generell so, wie wir ihn vorfinden.“ Und auf die genervte Frage „Muss das denn sein?!“, erwidern wir mit einem ernsthaften Grinser, „Ja, es muss sein!“, denn Vertriden ist unsere Leidenschaft, das ist unsere Motivation. Und nach manch einem Gespräch mit einem anfänglichen Gegner verlässt uns dieser mit respektvollem Wohlwollen. In diesem Sinne: Ride fair, ride vert.
Weitere Infos und aktuelle Berichte unter www.team-vertriders.org
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follow your feet
Text Dorothee Gödeke
Lass dich inspirieren und folge deinen Füßen. Mit unseren Kurztrip-Tipps, die für Abwechslung sorgen. Raus in den Herbst! Freiheit auf festen Bahnen Mit der Draisine durch die Natur
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uf Erlebnistour in stillgelegten Industrieanlagen des Ruhrgebietes! Das weitläufige Gelände des Landschaftsparks Duisburg-Nord bietet vielfältige Aktivitäten zu Fuß oder per Fahrrad. Wilde Natur und angelegte Gärten oder Wasserparks umrahmen das alte Hüttenwerk. Zur Erkundung laden aber auch die Zeugen der Vergangenheit ein: Klettere auf den historischen Hochofen und genieß die Aussicht aus 70 Meter Höhe. Oder tauch ab in die künstlich geschaffene Unterwasserwelt des alten Gasometers. Auf organisierten Gruppenführungen können zudem die aktiven Zeiten des heutigen Denkmals spürbar und lebendig werden. Daneben will der eintrittsfreie Park zugleich auch Begegnungspark sein. Das Angebot umfasst Hochseilparcours, Schnupperkurse im Bogenschießen sowie Skate- und BMX-Anlagen. Und auch der abendliche Besuch birgt ein Erlebnis mit Erinnerungspotenzial: Bei Dunkelheit erstrahlt das gesamte Gelände als buntes Lichtermeer. Ort Duisburg Kosten keine Alter egal Weitere Infos und Kosten unter www.landschaftspark.de
Unterwegs mit Hirsch und Hexe Auf Wandertour im Harz
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icht bloß mit seiner zentralen Lage in der Mitte Deutschlands kann das Harzer Mittelgebirge punkten: Neben dem Brocken als höchste Erhebung Norddeutschlands lädt auch der 25.000 Hektar große Nationalpark den Abenteurer zur Erkundung ein. Gerade in herbstlicher Atmosphäre kannst du die Brunftzeit der Hirsche miterleben oder auf einer Heilklimawanderung deine Gesundheit verwöhnen. Mountainbiking oder Speedhiking versorgen auch die sporthungrigen Gemüter. Auf dem 159 Kilometer langen Harzer-Hexen-Stieg kommst du mit einer wortwörtlich märchenhaften Kulisse in Berührung, mögliche Geisterbegegnung inbegriffen! Zusammen mit der bewaldetzerklüfteten Landschaft und den Erinnerungen einer tausend Jahre alten Bergbaukultur hält der Harz einige urige Entdeckungen für dich bereit.
Foto power-ruhrgebiet
Ort Osterode, Thale, Ilsenburg Kosten je nach Aktivität Alter egal Weitere Infos unter www.harzinfo.de
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Mit einer kompressionsresistenten Zwischensohle, einem integrierten Fersenkissen und einer technischen Gummilaufsohle ist der KEEN Durand Mid Waterproof bereit für die Langstrecke.
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uf alten Bahnschienen und in handbetriebenen Draisinen die Natur erkunden – dazu hast du vielerorts in Deutschland die Gelegenheit. Statt die alten Strecken verfallen zu lassen, geraten sie wieder in den Fokus für eine entspannte und zugleich grüne Art der Fortbewegung. Insbesondere im westlich gelegenen Nordpfälzer Bergland ist die 40 Kilometer lange Draisinenstrecke in ein verzweigtes Netzwerk aus Wanderwegen, Flüssen und Naturschutzgebieten integriert. So erreichst du den Startpunkt in Altenglan auch direkt über den 60 Kilometer langen Veldenzer Wanderweg, der dich durch eindrucksvolle Landschaften und an alten Burgen sowie kulinarischen Spezialitäten vorbeiführt. Je nach Laune kannst du deine Fahrraddraisine oder das echt urige Handhebelmodell aber auch in kleinen Seitenarmen parken und die örtlichen Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden.
Ort Altenglan im Norpfälzer Bergland Kosten ab 36 Euro pro Tag pro Draisine Alter egal Weitere Infos und Buchung unter www.draisinentour.de
Foto Igor Groshev_Fotolia.com
Foto Harzer Tourismusverband
Industrial Trekking Wandern im Landschaftspark Duisburg-Nord
follow your feet
Durch die Sächsische Schweiz Text und Bild von RAUS!-Leser Erik Willkommen
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u Besuch in der Sächsischen Schweiz – was liegt da näher, als mal wieder die Stiefel zu schnüren. Ich schnappe den wanderwilligen Teil der Familie und los gehts. Leichter Einstieg, grüne Hügel, dichte Wälder. Dann langsam, aber beständig, hinab ins Elbtal. Komischerweise spüre ich erstes Unwohlsein in den so herrlich eingelaufenen Schuhen. Egal, neu geschnürt und weiter gehts, an den Elbstädtchen Wehlen und Rathen vorbei, hinauf zur Bastei. Dabei verlassen wir die ausgegebene Route und schlagen uns zu einer beeindruckenden Abbruchkante durch, die erst Wochen zuvor entstanden war. Status der Füße zu diesem Zeitpunkt: Bedenklich! Aus unerklärlichen Gründen irgendwie schmerzhaft. Aber zu ertragen. Wir erkunden die Bastei und die berühmte Brücke, gehen wieder hinab durch die sehenswerten Schwedenlöcher und weiter in Richtung Heimat. Jetzt macht sich erste Müdigkeit breit, von den Füßen ganz zu schweigen. Zu Hause angekommen befreie ich mich von meinen diesmal lästigen Tretern, mache mich ausgiebig auf die Suche nach der Quelle allen Übels. Die Erklärung folgt prompt: Einlegesohlen hätten den Schuhen gut getan! Und meinen Füßen auch.
Right of Way
Text und Bild von RAUS!-Leserin Lena Hoffmann
W
ir hatten Alltag, Waldautobahn und den deutschen Privatwege schilderwald satt. Und freuten uns auf das Recht der freien Wegewahl im schottischen Landschaftsangebot. Zumindest so lange das Wetter den Anstand hatte, dem Vorbild der Postkartenwirklichkeit zu folgen. Oder es zumindest versuchte und nur ein bisschen vor sich hin regnete. Allerdings bedeckte Schnee die Munros und fette Regenwolken hingen in den moosbe-
wachsenen Hügeln. Undurchdringlich, dicht und grau, tagelang. Sturm, Kälte und Dauerregen schlugen auf Gesundheit und Gemüt. Wir waren enttäuscht, stritten sogar. Wohin gehen, wenn jeder Weg im Nebel versinkt? Zielloses, frustriertes Umhergestapfe. Doch dann trafen wir auf ein Hochlandrind und seine Herde. Friedlich wiederkäuend, vom Wetter unbeirrt. Wir beschlossen, es ihnen gleichzutun, und packten den Proviant aus. Und während wir zwischen den gemütlichen Riesen pausierten, Shortbread kauten und Felle kraulten, verzogen sich die Wolken still und leise. Der klare Blick auf die Highlands war der Lohn für unsere Strapazen.
Technische Details
HOCHWERTIGE DETAILS
WASSERDICHTE KEEN.DRY MEMBRAN
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INTEGRIERTES FERSENPOLSTER FÜR MAXIMALE DÄMPFUNG
Ein kurzer Walk kann zur Abenteuerreise werden. Eine Wanderung zur Erinnerung an das, was du links und rechts des Pfades entdeckst. Details und Unbekanntes aufspüren, das ist es, was einem Erlebnis die Würze gibt, es reicher und unvergesslich macht. Und letztendlich begehrenswert. Feiere diese Entdeckungsreisen! Denn sie machen den Moment aus. Und erinnern dich daran, immer deinen Füßen zu folgen.
OBERMATERIAL AUS NUBUKLEDER UND ATMUNGSAKTIVEM MESH TPU-PLATTE
GRIFFIGE UND LANGLEBIGE ZWEIZONEN-LAUFSOHLE
Deine Füße geben den Takt vor? Und haben dir den Weg zu einem ungewöhnlichen Abenteuer aufgezeigt? Dann ran an die Tastatur und schreib uns davon. Ob Kurztrip oder Mehrtagesausflug, Gipfelsturm oder Flachlandtrek: Die zwei faszinierendsten Einsendungen drucken wir in der nächsten Ausgabe. Und honorieren sie mit einem Herren- oder Damenmodell des Hikingschuhs KEEN Durand Mid WP. Schick uns deinen Bericht mit maximal 1.000 Zeichen sowie einem Foto von dir und deiner Tour (300 dpi) an info@rausmagazin.de. Einsendeschluss ist der 25. Oktober 2014. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmebedingungen unter www.t-o-v.de
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naturnah
Mit Rucksack und Zelt am Rande des Zāgros-Gebirges
Zu kalt für ein Bad: der Cheghakhor-See
Text & Fotos Wojciech Elbich
Raus aus Teheran und rein in die iranische Wildnis: Mit in die Jahre gekommenen sowjetischen Armeekarten und einer Portion Zuversicht gelingt zwei Wanderern ein erfrischender Einblick in das Land zwischen Kaspischem Meer und Persischem Golf. Wolfsspuren und herzliche Begegnungen inklusive.
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Naturnah Ungewöhnliche Pfade und Gespräche: Trekking im Iran
„I
st das nicht gefährlich?“ Dutzende Male gehört, hallt die Frage noch nach, als die vereinzelten Lichtpunkte sich zu langen Streifen verformen. Reza Schuhmacher, so nennt sich unser Taxifahrer voller Stolz, kann sich jedenfalls nicht richtig entscheiden, ob er uns lieber durch seinen Mundgeruch oder seinen Fahrstil umbringen will. Den Tacho der fahrenden Rostlaube hat es offensichtlich bereits erwischt, völlig unbeeindruckt lässt er das nächtliche Teheran draußen vorbeiziehen und bleibt wie festgenagelt auf der Null. Benommen, aber lebend, erreichen Chris und ich eine Stunde später das Haus unserer Gastgeber, schleifen unsere schweren Rucksäcke in den dritten Stock und verkürzen die aufwendigen Begrüßungsformeln auf das Nötigste. Schlaf, endlich. In den nächsten zwei Tagen werden wir verschluckt, die Bestie Teheran hat uns voll und ganz vereinnahmt. Lärm, Smog und eine Verkehrsordnung, die Reza Schuhmacher zu ihrem höchsten Propheten auserkoren zu haben scheint, bestimmen das Stadtbild. Unzählige Leiber verschmelzen zu einer homogenen Masse. Es ist der zweite Tag des iranischen Neujahrs, und wer nicht arbeiten muss, ist auf dem Weg zur Familie oder ins Grüne. „Die Stadt ist richtig leer“, sagt Farhad und grinst, unsere ungläubigen Gesichter amüsieren ihn. Er und sein Mitbewohner Arsam führen uns in Richtung Norden, wo die senkrechten Wände des AlborzGebirges der Acht-Millionen-Metropole ihre natürliche Grenze aufzeigen. Grün ist hier zwar nichts, aber trotzdem reißt der Menschenstrom nicht ab und wir finden erst nach einigem Suchen ein Plätzchen in einem kleinen Restaurant. Farhad grinst immer noch, aber mittlerweile ist der herumgereichte Joint daran schuld. „Im Iran“, sagt er, „ist vieles ganz anders, als ihr denkt. Wir sind weder fanatisch noch verklemmt, wir haben einfach eine
Regierung, die uns und den Rest der Welt verarscht. Wir einfachen Leute wollen auch nur einen Job, eine gesunde und glückliche Familie, ein Stück Wohlstand. Suren allein machen nicht satt und Weltmachtfantasien auch nicht. Was kommt als Nächstes? Ein persisches Drohnenprogramm! Fliegende Teppiche mit Lasern, nimm das, Amerika!“ Unser schallendes Gelächter hallt durch das Tal. Tatsächlich sind nur sehr wenige Frauen voll verschleiert, vor allem bei den Jüngeren ist das Kopftuch nicht mehr als ein schmaler Streifen Stoff, der den Hinterkopf bedeckt. Pärchen, auch Gleichgeschlechtliche, spazieren Hand in Hand durch die Stadt, aber zwischen westlichen Schnellrestaurants und Einkaufszentren erinnern vor allem die allgegenwärtigen Porträts der Märtyrer aus dem Iran-Irak-Krieg wieder daran, wo wir sind. Und weil ich Chris Mutter versprochen habe, weder eine Revolution anzuzetteln, noch anderweitig im Gefängnis zu landen, halten wir uns mit weiteren allzu lauten Bemerkungen lieber zurück. Aufmerksamkeit bekommen wir trotzdem genug, da Ausländer nach wie vor selten sind. Vor allem in Isfahan, wo wir zwei Tage später ankommen, fühlen wir uns kurzzeitig wie im Zoo. Chris beeindruckende Haarpracht ist der Hauptanziehungspunkt, dutzende Hände wollen geschüttelt werden, es werden Fotos gemacht und aus allen Richtungen kommen die üblichen Fragen nach der Herkunft und unserem Eindruck vom Iran. So wichtig uns der kulturelle Austausch auch ist – er strengt an.
„Wir sind weder fanatisch noch verklemmt, wir haben einfach eine Regierung, die uns und den Rest der Welt verarscht.“ Farhad
Perspektivenwechsel in der iranischen Wildnis raus-magazin fünf 2014
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naturnah
Keine Berührungsängste: Die Neugier des kleinen Mädchens ist stärker als die Furcht vor Fremden.
Nur wenige Tage später liegen die ersten Frühlingsboten bereits wieder unter einer dicken Schneeschicht.
Wir sind heilfroh, als die Bustüren schließen und kurz darauf die ersten schneebedeckten Gipfel des Zāgros-Gebirges in Sicht kommen. Eine Stunde südlich von Isfahan, in einem Kaff namens Gandoman, fressen unsere Stiefel zum ersten Mal Staub. Die Rucksäcke werden geschultert und unter den verwunderten Blicken der Dorfbewohner marschieren wir in Richtung Westen, wo ein sandiger Wirtschaftsweg einen namenlosen Berg erklimmt. Bereits das Tal liegt auf knapp zweitausend Metern Höhe und Ende März brennt die Sonne noch nicht so erbarmungslos herunter. Es herrschen angenehme 15 Grad und der Aufstieg beginnt dadurch sehr entspannt. Die Täler des nördlichen Zāgros sind sehr weitläufig, die flachen und ausladenden Ebenen zwischen den massiven Bergrücken werden zum großen Teil landwirtschaftlich genutzt. Pistazienbäume tragen bereits erste Blüten und frisches Gras sorgt hier und da für einen Farbakzent in der sonst kargen, wilden Landschaft.
Patronenhülsen im Gelände, scheinbar haben auch die hier lebenden Nomaden mit ihren Herden öfter Begegnungen der unangenehmeren Art. In Wahrheit gehört die Sichtung dieser Tiere zu meinen geheimen und vielleicht irrationalsten Wünschen, aber das verrate ich Mohamad aus Sorge um seinen Blutdruck nicht. Unser Gespräch wird durch ein kurzes Erdbeben unterbrochen. Mohamad nimmt es kaum zur Kenntnis, immerhin ist die Gegend seit jeher tektonisch sehr aktiv und kleine Beben gehören zum Alltag. Im Jahr 2003 wurde im Osten des Landes jedoch die Stadt Bam fast vollständig von einem verheerenden Erdbeben zerstört, Tausende verloren ihr Leben und die Katastrophe hinterließ eine tiefe Narbe im kollektiven Bewusstsein der Iraner.
Die vor uns liegenden Pfotenabdrücke gehören eindeutig einem Wolf, und die Entdeckung macht wacher als ein Dutzend Espressi.
Die Wildnis beginnt für die hier lebenden Menschen direkt an der Haustür, Mohamad jedenfalls fallen die Augen fast aus dem Kopf, als wir seine Frage nach einer Waffe verneinen. „Animals!“, ruft er, nach Luft schnappend und mit sichtlichem Entsetzen. „Very, very danger!“ Der junge Landwirt ahmt das Heulen eines Wolfes nach und versucht sich anschließend an der lautstarken Imitation eines Bären. Tatsächlich stoßen wir in den kommenden Tagen unzählige Male auf leere
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Mit der untergehenden Sonne sinkt auch die Temperatur, der aufkommende Wind trägt dazu bei, dass es etwas ungemütlich wird. Ein ebenes und weitestgehend trockenes Plätzchen ist schnell gefunden, das Zelt aufgebaut und kurz darauf stimmt auch das Zischen des Gaskochers in den Gesang des Windes ein. Die Morgensonne lässt die Landschaft funkeln.
naturnah
Temperamentvoll: Das Wetter wechselt mehrmals täglich.
Der Schnee auf den steilen Flanken des Bergmassivs glitzert mit seinem eigenen Spiegelbild im See unterhalb um die Wette, der Himmel könnte blauer nicht sein. Ein solches Panorama zum Frühstück, dieses Stück vom Paradies, gehört ganz uns. Weiter in Richtung Westen. Die vielen Lawinenspuren linker Hand zeigen uns in aller Deutlichkeit, dass ein direktes Überqueren des Bergrückens nach Süden hin unklug wäre. Alpines Gelände gewohnt, könnte man übrigens unsere ganze Planung als unklug bezeichnen: Unser zuverlässigstes Kartenmaterial besteht aus alten, sowjetischen Armeekarten, mit dieser Grundlage war eine detaillierte Route vorher nicht zu bestimmen. Ein paar Gipfel, Geländeverläufe und Ortschaften sind unsere Anhaltspunkte und die Strecke dazwischen wird improvisiert. Über die Versorgungsmöglichkeiten vor Ort konnten wir ebenfalls nichts herausfinden, also bleibt uns als Optimisten nur die Gewissheit, dass die mitgeschleppten zehn Kilo Proviant zumindest jeden Tag weniger werden. Und schließlich das Wetter, die Bedingungen können sich mehrfach täglich ändern und Informationen können uns höchstens die Einheimischen nennen, von denen leider nur wenige Englisch sprechen. Uns bleibt die Erfahrung und der, nicht zuletzt viel zitierte, aber subjektive, gesunde Menschenverstand. Und der sagt Westen, aber erst mal
sparsam mit Höhenmetern, da sich bereits dichte Wolken dreist und ungefragt über uns versammeln. Glücklicherweise bringen die nur ein paar vereinzelte Schneeflocken und lösen sich im Laufe des Tages zu harmlosen Wölkchen auf. Der Cheghakhor-See taucht zu unserer Rechten auf, er liegt etwa 800 Meter unterhalb. Kleine Ortschaften bilden eine unregelmäßige Perlenkette drum herum. Der dritte Tag im Gebirge. Die Stiefelsohlen knirschen im Schnee, der Wind pfeift, die gesammelten Höhenmeter legen ordentlich zu. Wir haben eine Linie ausgemacht, die in Richtung Südwesten erfolgsversprechend aussieht, aber dafür müssen wir rauf. Am Nachmittag stellen wir fest, dass unsere Spuren nicht die Einzigen sind. Die vor uns liegenden Pfotenabdrücke gehören eindeutig einem Wolf und die Entdeckung macht wacher als ein Dutzend Espressi.
Wegweiser? Trekking im Zāgros-Gebirges ist noch lange kein Breitensport. raus-magazin fünf 2014
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Auf 3.200 Metern ist das karge Nahrungsangebot heute um zwei delikate Wanderer bereichert worden. Zugegeben, ich werde etwas paranoid. Wölfe jagen meistens im Rudel, dies war die Spur eines einzelnen Tiers, wir sind zu zweit und mit den Rucksäcken sehen wir deutlich größer aus, als wir sind. Außerdem ist das Gelände so übersichtlich, dass ein Anpirschen unmöglich ist. Rational gesehen besteht kein Grund zur Sorge, zumindest tagsüber nicht. Nachts im Zelt wache ich auf. Der Wind peitscht gegen das schützende Nylon. Am Abend belohnte uns Mutter Natur mit einem herrlichen Sonnenuntergang, gegen die Kälte unterstützten Unmengen Tee die dicke Daunenbekleidung. Und der Tee will nun raus, drückt unsanft in meinem Unterleib herum. Er überlegt es sich sofort anders, als draußen der Wolf heult. Ist das der Spurenverursacher von heute? Und viel wichtiger: Wie weit ist er weg? Hat er Hunger? Und ist ein sturmstabiles Zelt auch stabil genug gegen ein etwa 30 Kilo schweres Fellbündel? Chris lässt sich davon jedenfalls nicht beeindrucken, mit seinem iPod schottet er nicht nur den Wind erfolgreich ab, er schläft tief und fest. Erst am nächsten Morgen
bemerkt er: „Siehst müde aus, hast du schlecht geschlafen?“ So viel also zum Thema geheime Wünsche, ich schäme mich für meine unbegründete Angst. Beim Abstieg nach Süden finden wir noch weitere Spuren, aber mit abnehmender Höhe verschwinden diese zusammen mit dem Schnee erst aus der Landschaft, dann auch aus unserem Bewusstsein. Ein Geflecht aus Trampelpfaden und Überresten einiger Lager deutet darauf hin, dass in den Sommermonaten die KaschgaiNomaden hier mit ihren Weidetieren unterwegs sind, aber erst im Tal begegnen wir wieder Menschen. Unsere Karte zeigt einen unbefestigten Pfad, der sich durch ein paar Dörfer schlängelt und hinter einem kleineren Pass weiter in Richtung Gandoman verläuft. Unser Plan ist es, den Kreis zu schließen.
Einsam: Nur die eigenen Spuren und die der Wölfe zieren den Schnee.
In Wahrheit gehört die Sichtung dieser Tiere zu meinen geheimen und vielleicht irrationalsten Wünschen, aber das verrate ich Mohamad aus Sorge um seinen Blutdruck nicht.
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Fakten IRAN Lage Der Iran liegt in Vorderasien und ist im Norden vom Kaspischen Meer, im Geld Kreditkarten und ausländische Maestro-Karten werden wegen der SanktioSüden vom Persischen Golf begrenzt. Dazwischen teilt sich das Land in Gebirge,
nen gegen den Iran nicht akzeptiert, aber Bargeld kann direkt am Flughafen oder
Hochebenen und Wüsten auf und bietet rund 78 Millionen Menschen eine Heimat.
in Wechselstuben gewechselt werden. Eine Kuriosität ist, dass die offizielle Währung Rial im Alltagsleben keine Verwendung findet. Aufgrund der hohen Inflation sind fast
Anreise und Visum Mit dem Flugzeug direkt ab Frankfurt, Düsseldorf oder
alle Preise in Toman angegeben (10 Rial = 1 Toman).
Hamburg. Günstiger sind meistens indirekte Flüge über Istanbul, ab circa 200 Euro. Pegasus und Turkish Airlines fliegen Teheran mehrmals pro Woche an. Ein Visum
Land der Arier Wer seine deutsche Herkunft offenbart, bekommt manchmal
ist Pflicht, kostet 50 Euro und sollte mindestens einen Monat vor der geplanten Ein- als Antwort ein herzliches „Ah, ich bin auch ein Arier!“ zu hören. Erst mal grundreise im zuständigen Konsulat beantragt werden. Eine Ausstellung bei der Einreise
legend verstörend, erweist es sich als harmlos, da der Landesname Iran sich aus
ist nur mit einer Einladung (Referenznummer) möglich.
dem altpersischen Ary n m, Land der Arier, ableitet.
Beste Reisezeit Für die meisten Regionen ist die Zeit zwischen April und
Make-over statt Make-up Im
Juni zu empfehlen, in den Wüsten und wüstennahen Gebieten wird es im Hoch-
als irgendwo sonst, über 3.000 Schönheitschirurgen gibt es im Land, die
Iran werden mehr Nasen operiert
sommer aber unerträglich heiß. Schnee hält sich in den Bergen manchmal bis in
meisten davon in Teheran. Wer nun vor allem die Frauen des Schönheits-
den Mai. Die zwei Wochen nach dem Neujahrsfest Nouruz (20. oder 21. März) sind
wahns verdächtigt, liegt leider falsch, auch die Männer tragen stolz die
Ferien und manche Restaurants oder Geschäfte schließen für diese Zeit.
auffälligen Pflaster in der Öffentlichkeit spazieren.
Fortbewegung Das Land ist etwa viermal so groß wie Deutschland und
Weitere Infos unter www.anobanini.com/forum Iranisches,
obwohl die Hälfte der Landesfläche Wüstengebiete sind, ist die Anbindung sehr
teils englischsprachiges Forum über Trekking und Bergsteigen.
gut. Es gibt Inlandsflüge, Züge und vor allem ein sehr engmaschiges Netz an
Der Admin „Parvaneh“ reagiert schnell und hilfsbereit auf Nachrichten.
Busverbindungen. Die Standardbusse sind meistens alte Mercedes-Modelle die
www.alpineclub.ir/en/node Bergsportverein aus Teheran, kann bei rechtzeitiger
mit Unmengen Klebeband zusammengehalten werden. Unwesentlich teurer, aber
Anfrage Karten besorgen und Tourentipps geben.
deutlich komfortabler, sind die VIP-Busse mit Klimaanlage, Luxussitzen und Snacks www.auswaertiges-amt.de Aktuelle Reise- und Sicherheitshinweise, Einreisean Bord. Eine Strecke von 100 Kilometer kostet damit etwa einen Euro.
bestimmungen, Zollvorschriften, medizinische Hinweise
Teheran: Acht Millionen brauchen viel Platz. raus-magazin fünf 2014
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naturnah
Teheran
Isfahan Gandoman
IRAN
Das Eingangsportal der ImamMoschee in Isfahan bereitet dem Besucher Nackenschmerzen, man verliert sich in den Mosaiken.
Nur sind die 30 Jahre seit der Entstehung der Karte eine lange Zeit, und der eingezeichnete Pfad liegt als breite, asphaltierte, aber glücklicherweise wenig befahrene Straße vor uns. Ein junger Mann überholt uns auf seinem Mofa, aber mit den Worten „Hello“ und „Welcome“ ist sein Wortschatz erschöpft, er fährt weiter. Etwa eine halbe Stunde später kommt er uns erneut entgegen und überreicht uns mit entwaffnendem Lachen eine Tüte voller Obst und eine Flasche Wasser. Er wiederholt sein gesamtes englisches Vokabular und fährt wieder weg, wir sind von der Herzlichkeit der hier lebenden Menschen wieder einmal überrumpelt. In einem Dorf namens Ahmadabad werden wir von einer Gruppe Jugendlicher angesprochen, mit gerösteten Sonnenblumenkernen verköstigt und zu einem Platz oberhalb des Dorfes begleitet, wo wir unser Zelt aufschlagen können. Wir essen gemeinsam und mit dem Andes Doorak-Flußes im Ohr. Unsere letzte Nacht im Zelt wird unruhig, ein bruch der Nacht fallen wir in unsere Schlafsäcke. Sturm zieht auf und bringt in den Morgenstunden Schnee mit sich. Ein seltsames Gefühl, wenn die Kapuze der Hardshell am Sonnenbrand vom Früher Aufbruch, heute wollen wir Strecke machen. Vortag reibt. Mit gesenkten Köpfen stemmen wir uns Schritt für Schritt Natürlich wird nichts draus, denn bereits am den mittlerweile unbefestigten Weg hoch. Und glauben plötzlich, wir Mittag zeigt uns die iranische Sonne, wozu sie sehen nicht richtig: Ein Fahrzeug kommt uns entgegen, ein Mann springt heute fähig ist. Die Einladung zu einer Abkühlung heraus, eine Schrotflinte in der Hand, hektisch auf uns einredend. Der kommt von einer großen Familie, die ein Picknick weitere Weg über den Pass nach Gandoman sei bereits tief verschneit, bis inmitten von blühenden Pistazienbäumen genießt. wir dort seien, sei ein Durchkommen unmöglich. Der Fahrer steigt nun Aus der zugesagten „kurzen Pause“ wird ein reichebenfalls aus und macht uns wild gestikulierend deutlich, wir sollen unser haltiges Mittagessen samt Nachtisch, das obligaGepäck aufs Dach schnallen und schleunigst einsteigen. Schwierig, da torische Fotoshooting und eine gute Möglichkeit, das Auto bereits voll besetzt ist mit einer Hirtenfamilie, die nun kurzerdie schlimmste Mittagshitze zu überstehen. Drei hand umgeschichtet wird. Kinder auf den Schoß, zwei Gewehre zwischen Stunden, 13 geschüttelte Hände und ebenso viele die Beine und wir quetschen uns dazu. Völlig perplex sind wir zu keiner Umarmungen später ziehen wir, reich beschenkt nennenswerten Konversation fähig, während wir den Weg zurück bis zur mit selbstgemachtem Karamell, weiter. Den pernächsten Fernstraße gefahren, oder besser geschaukelt werden. Ein Rückfekten Abschluss des Tages bietet ein perfekter zug, gerade mal 15 Kilometer vor unserem Ziel, aber ein taktisch kluger, Zeltplatz, weich, eben, trocken und das Rauschen wie wir später zu Hause erfahren: Stellenweise hat der Sturm fast einen Meter Neuschnee gebracht.
Kinder auf den Schoß, zwei Gewehre zwischen die Beine und wir quetschen uns dazu.
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Auf dem Heimflug steigen wir in Istanbul um. Irgendwo über dem Balkan komme ich mit meinem Sitznachbarn kurz ins Gespräch. „Iran, ist das nicht furchtbar gefährlich?“, will er wissen. „Mag sein“, antworte ich, „Gefährlich ist es überall. Und am gefährlichsten sind Vorurteile, sie bremsen den Verstand“. Den Rest des Fluges schweigen wir.
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Von Seglern für Abenteurer.
Foto Ortlieb/Lars Schneider
auf spurensuche
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auf spurensuche
Wasser? Text Benjamin Hellwig
Dicht.
Werkspionage bei Ortlieb im mittelfränkischen Heilsbronn
Von der Hinterhofgarage zum globalen Anbieter: Ortlieb, Entwickler und Produzent von wasserdichtem Outdoorequipment, bringt eine experimentelle Vergangenheit mit zukunftsorientiertem Schaffen in Einklang. Und produziert weiterhin in Deutschland. RAUS! war auf Spurensuche.
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acht mir da mal schnell ein Muster fertig, habe Hartmut Ortlieb nach kreativen Nächten am nächsten Morgen zu seinem Team gesagt. „Wenn ihn eine Idee gepackt hatte, hat er alles dafür gegeben, sie möglichst schnell auszuprobieren. Und manchmal hat er sogar das Essen und Trinken vergessen“, sagt Marcus Müller. Der Teamleiter der Designabteilung des mittelfränkischen Unternehmens erinnert sich noch lebhaft an die Zeiten, als Hartmut Ortlieb noch Entwicklungschef war. Als die Phase, in der ein neues Produkt entstand, noch deutlich kürzer war als heute. Der Showroom ist inzwischen im Anbau des Verwaltungsgebäudes untergebracht, das sich an die drei Hallen anschließt. Repräsentativer Holzdielenboden, Beamer und Leinwand, massiver Konferenztisch. Drumherum prangen die Highlights der Produktpalette. Fahrradpacktaschen, Outdoor-, Trekking- und Expeditionsequipment, Motorrad- und Umhängetaschen. Marcus lehnt sich zurück. Im Oktober sind es zehn Jahre, die der 40-Jährige für das Unter nehmen arbeitet. Angefangen habe alles mit dem Design eines mobilen Accessoires zu Studienzeiten. Seinen wasserdichten Outdoor-Toilettenpapierhalter ließ er patentieren und präsentierte ihn dann Hartmut, der ihn in das Produktsortiment aufnahm. Noch heute ist der Artikel im Programm. Hartmut selbst hat sich vor vier Jahren aus dem operativen Geschäft und der Öffentlichkeit des Unternehmens zurückgezogen, konzentriert sich auf das Schwesterunternehmen, den Reißverschlussproduzenten GDS, der ebenfalls am Standort zu Hause ist.
„Wir sind für die Entwicklung eines Produktes von der Erkenntnis des Bedarfs am Markt bis hin zur serienmäßigen Produktion zuständig“, umreißt Marcus das Profil seines sechsköpfigen Teams. Die Wasserdichtigkeit sei dabei erstes Kriterium, alle Prozesse müssten es unterstützen. Einer dieser Vorgänge, das Hochfrequenzschweißen der Materialien, ist dabei das herausragende und herausfordernde Attribut des Unternehmens zugleich: „Beim Nähen hast du gestalterisch viel mehr Möglichkeiten. Aber wir haben das Know-how des Schweißens, besondere Materialien und clevere Detaillösungen“, sagt Marcus. Er greift zu einer Lenkertasche. „Diese 3-D-Überwölbung war früher nicht möglich. Wir haben in die Entwicklung des entsprechenden Werkzeugs investiert und es funktionierte. Und konnten uns so dieser Technologie bedienen. Unsere Produkte sollen ästhetisch aussehen. Und dafür wollen wir die Grenzen des Machbaren verschieben.“ Inspiration für die Lösung eines Problems hole er sich durch bewusste oder unbewusste Phasen des Nachdenkens. Mitten in der Nacht, auf dem Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad oder am Schreibtisch. „Manchmal sitze ich im Büro still da und denke vor mich hin. Mancher Kollege vermutet dann wohl, ich arbeite gar nicht.“, sagt er und grinst. Wenn eine Idee sinnvoll erscheint, fertigt das Team um Marcus einfache Skizzen an, um sie zu visualisieren. Aus vielen Ideenskizzen wählen sie dann die Besten aus und konkretisieren und bewerten sie im CAD weiter. Neben der technischen Machbarkeit werden so auch verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten ausgelotet.
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Zeichnung Ortlieb
auf spurensuche
Zeichnerischer Lösungsansatz nach der Marktanalyse
Trendrecherchen in anderen Ländern gehören ebenso zur Aufgabe des heutigen Designteams. Zuletzt reisten sie nach Edinburgh, London, Eindhoven und Brüssel, demnächst nach Kopenhagen: „Wir stellen uns manchmal einfach an den Straßenrand, beobachten Radfahrer, schauen, was sie anhaben, wie sie ihre Sachen transportieren.“ Designer, meint Marcus, seien ein ungreifbares Volk, deren Tätigkeiten hin und wieder erklärungsbedürftig wären. „Da muss ich intern gelegentlich so einiges verteidigen“, sagt er. „Nicht nur, was das Reisen zur Trendrecherche angeht. Dabei kommt dieser Aspekt meiner Meinung nach noch viel zu kurz. Weil hier so viele Dinge liegen, die mich mit einem ‚mach mich vorher noch fertig‘ anbrüllen.“ In der angrenzenden Halle des Rohwarenlagers stapeln sich haufenweise Säcke Granulat. Den Einkauf seiner Materialien unternimmt Ortlieb vor allem in Deutschland. Und verspricht sich dadurch kurze Transportwege, kleinstmögliche Emissionen und schnelle Lieferzeiten. Das Ausgangsmaterial für die Spritzgussteile ordert das Unternehmen selbst, um seine Ansprüche an die Qualität aufrechterhalten zu können. Die meisten Teile werden in einer Lohnspritzerei gefertigt, die sich in der selben Straße wie das Unternehmen befindet. Auch die Diakonie Neuendettelsau und eine Einrichtung der AWO gehören zu den Zulieferern, die Vorarbeiten für die Heilsbronner durchführen. Bereits zusammengeschraubt treffen Teile wie Halterungssysteme dann im Rohwarenlager ein. Neben dem Kunststoffgranulat lagern hier auch Komponenten wie Schienen und Haken für die Radtaschen, Nähteile und Säcke mit Lenkertaschenhalterungen. Vom Lager aus wird die Fertigung versorgt, die früher ebenfalls einmal Platz in dieser Halle hatte. Das Wachstum des Unternehmens ist auch hier spürbar. Erst vor zwei Jahren ist das dritte Gebäude mit weiteren 4.400 Quadratmetern hinzugekommen.
90 Prozent der Fertigung von inzwischen mehr als 500 Einzelprodukten laufen am Heilsbronner Standort ab. Auf einen Bereich haben die Mitarbeiter ein besonders waches Auge. Das Verschweißen mit Hochfrequenzstrahlen der PU- oder PVC-beschichteten Gewebe ist Geheimsache. Plagiatsgefahr. Den markanten Meilenstein des Unternehmens meißelte Hartmut Ortlieb 1984 mit einer ausrangierten Schweißmaschine, die zuvor jahrelang Brillenetuis ausgespuckt hatte. Der Bike-Packer war geboren. Und die Technik, bei der die Schweißwärme durch Molekularschwingungen direkt im zu schweißenden Kunststoffmaterial erzeugt wird, bedeutete einen entscheidenden Vorteil gegenüber klassisch genähten Produkten: eine 100-prozentige Wasserdichtigkeit sowie eine höhere Belastbarkeit. Drei Jahre zuvor stand der damals 18-Jährige Nürnberger Schüler noch im südenglischen Dauerregen. Die Beutel an seinem Fahrrad waren triefend nass. Absolut wasserdichtes Equipment gab der Markt einfach noch nicht her, das höchste der Gefühle waren wachsbeschichtete Baumwolltaschen. Der Legende nach soll es in diesem Moment die Abdeckung eines vorbeifahrenden Lkw gewesen sein, die Hartmut wachschüttelte. Zu Hause beackerte er sofort die Bernina seiner Mutter und nähte mit roter Lkw-Plane am Prototyp der ersten Stunde. Haken aus dem Baumarkt zur Befestigung des Sacks am Gepäckträger, ein Stück Gurtband aus der Sattlerei für den Deckel, 1980er-Jahre-Outdoorinnovation pur: Die erste Ortlieb weckte sofort Begehrlichkeiten im Umfeld des Tüftlers. Mit der Nähmaschine zog er zusammen mit zwei Freunden in eine Hinterhofgarage – samt Ansätzen einer Vertriebsstrategie. Die Präsentation seiner ersten Taschenserie auf Messen fällt in eine Zeit, in der die Outdoorbranche höchstens von denen richtig ernst genommen wurde, die verrückte Dinge unternahmen, für die sie verrückte Ausrüstungsgegenstände brauchten und entwickelten.
„Unsere Produkte sollen ästhetisch aussehen. Und dafür wollen wir die Grenzen des Machbaren verschieben.“ Marcus Müller
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1 | Stanzpresse im Einsatz 2 | Warteschleife vor dem Schweißvorgang 3 | Akkurater Zuschnitt mit moderner Technik: Wasserstrahl 4 | Festschrauben der vorgefertigten Spritzgussteile 5 | AirFlex 11 auf dem Rücken, Bike unterm Arm 6 | Speziell für Bürotaschen: das Quick-Lock3-Aufhängesystem
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Foto Ortlieb/Wolfgang Ehn
Foto Benjamin Hellwig
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Foto Benjamin Hellwig Foto Ortlieb/Rudi Ott
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Foto Ortlieb/Wolfgang Ehn
Foto Benjamin Hellwig
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Fotos Benjamin Hellwig
Vom Rohwarenlager hinüber zur Lagerhalle der Planen sind es nur ein paar Schritte. Hinter den auf dicken Papprollen aufgewickelten Geweben aus Polyester, Cordura oder Nylon kurvt Reinhold Scheidler mit dem Gabelstapler durch die Gänge zwischen den Maschinen. Den Zuschnitt der Rollen auf die jeweiligen produktionsbedingten Breiten erledigt ein riesiges Sägeblatt, ein Werkzeug Marke Eigenbau, hier in Heilsbronn entwickelt. Gegenüber ist eine rund 60 Zentimeter breite Rolle aus schwarzem Polyester gerade im nächsten Produktionsvorgang. Reinhold kommt dazu, als ich gerade meine Nase an der schützenden Plexiglasscheibe plattdrücke. Die Maschine zieht Material von der Rolle ein, schneidet es ab und stapelt so zehn Lagen aufeinander. Vollautomatisch schneidet ein Wasser strahl millimetergenau die Form für den Back-Roller aus. „Das sind hier die ersten Schritte der Arbeitsvorbereitung. Den Wasserstrahl haben wir seit sechs Jahren, damit hat sich der ganze Ablauf geändert“, sagt Leitet das Designteam: der 53-Jährige. „Ich muss nicht mehr ausschließlich mit den zehn Kilo Marcus Müller schweren Stanzmessern hantieren. Und wir können natürlich Änderungen sehr viel schneller umsetzen. Wir müssen einfach nur die Datei ändern.“ Beim Rückblick auf seine Anfänge im Unternehmen vor 28 Jahren erinnert sich der Leiter des Zuschnitts noch gut an die beiden Umzüge innerhalb Nürnbergs, an den Wechsel aufs Land nach Heils148 Mitarbeiter beschäftigt Ortlieb heute hier am Standort. Einige von bronn: „Früher hatten wir nicht mal ein ihnen vollziehen in einer weiteren Halle gerade die Hochzeit von einer Hundertstel der Rollen, die hier heute Charge Back-Roller im Design „Dots“. An den geschweißten und geprägten lagern. Die Firma ist groß geworden.“ Taschenkörpern, deren Fertigungsprozess geheim bleibt, wird die Versteifungskante am oberen Rand der Öffnung genäht. Anschließend folgen die Steckverschlüsse. Nur noch verpacken – fertig. Der Back-Roller, Hartmuts Leuchtstarke Erfindung aus dem Jahre 1987, besticht seit jeher durch seine simple wie Lösung: HighVisibility-Fahrradtaschen wirkungsvolle Anwendung: Das Material einfach an der Versteifungskante zusammenlegen, zwischen den drei bis vier Wicklungen – bei ultraleichten Materialien fünf bis sechs – etwas Luft rauspressen, Steckschnallen schließen. Die Wasserdichtheit gibt Ortlieb nach dem IP-Schutzgrad an. Die Kennzeichnung IP64 des Back-Rollers steht dabei für komplett staubdicht (Ziffer 6) und spritzwasserdicht aus allen Richtungen (Ziffer 4). Wasserdichte TIZIP-Reißverschlüsse, wie beispielsweise bei der robusten Expeditionstasche Big-Zip, erreichen den Wert 7, der Inhalt bleibt damit selbst bei zeitweisem Eintauchen in eine Tiefe von einem Meter (Produktunterkante) über mindestens 30 Minuten trocken.
Im Handumdrehen Löcher flicken: Serviceabteilung mit Standardaufgabe
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Fotos Benjamin Hellwig
Seit 26 Jahren mit Herzblut im Service: Elke Übel
Den markanten Meilenstein des Unternehmens meißelte Hartmut Ortlieb 1984 mit einer ausrangierten Schweißmaschine, die zuvor jahrelang Brillenetuis ausgespuckt hatte.
Foto Ortlieb/Lars Schneider
auf spurensuche
Duffle im Fahrtwind
Meilensteine Ortlieb 1982 Gründung und Auftakt in einer Hinterhofgarage in Nürnberg,
Einführung der 5-Jahres-Garantie
1984 Erste Versuche des Hochfrequenzschweißens, Markteinführung Bike-Packer 1987 Geburtsstunde des Ortlieb-Klassikers Back-Roller 1994 Selbst-arretierende Radtaschenhalterung Quick-Lock1 1996 Erster wasserdichter Rucksack Packman mit ergonomischem Tragesystem.
Die Nürnberger Produktionsstätten stoßen an ihre Grenzen.
1996 Die Belegschaft wächst auf 60 Mitarbeiter. 1997 Bezug des neuen Firmengebäudes (ca. 4.000 m²),
Gründung der Vertriebsgesellschaft Ortlieb USA (Tochterunternehmen)
1998 Wasserdichter Reißverschluss TIZIP 2002 Lager- und Produktionsfläche um 2.200 m² erweitert 2012 Produktions-, Lager- und Verwaltungsfläche um 4.400 m² erweitert,
Installation der Photovoltaikanlage, die ca. 1/3 des Strombedarfs deckt
2014 148 Mitarbeiter am Standort Heilsbronn, noch immer „alles unter einem Dach“
Weitere Infos unter
Während an den Grundprinzipien des Schließens der Taschen über die Jahre nur minimale Änderungen vorgenommen wurden, ist der Mechanismus des Aufhängens der Fahrradtaschen inzwischen in der fünften Generation. Elke Übel greift in eines der Regale der Serviceabteilung zu einer der vielen Kunststoffboxen und präsentiert den Pionier, einen Haken, den Hartmut damals im Baumarkt aufstöberte. „Mancher Kunde wünscht sich das Originalersatzteil, auch wenn das Produkt 25 Jahre alt ist“, sagt sie. Und kramt dazu passend eine Adventure-Front-Tasche aus den Kundeneinsendungen, an der einer der beiden Haken abgerissen ist. „Das ist der Grund, warum wir diese alten Baumarktteile immer noch auf Lager haben.“ Andere wiederum wünschten Umrüstungen des Aufhängeprinzips auf eines der Quick-Lock-Systeme, die auf die einfachen Haken folgten. Die selbstarretierenden Nachfolger gipfeln inzwischen in den Versionen Nr. 2.1 für die klassischen Radtaschen beziehungsweise Version 3 für Bürotaschen.
www.ortlieb.de
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Foto Ortlieb/Lars Schneider
auf spurensuche
Elke greift zu einem weiteren Kundenwunsch, einem Back-Roller aus den 1990ern mit kleinem Riss auf der Vorderseite. Kurzerhand stülpt sie das Teil auf Links und schweißt von innen einen passenden Flicken auf. „Neben solchen kleinen Reparaturen fällt es auf, wie häufig wir durch Nagetiere verursachte Löcher flicken“, sagt die 52-Jährige. Inzwischen ist sie die Hälfte ihres Lebens für Ortlieb tätig. „Klar komme ich hierher, um mein Geld zu verdienen. Aber es ist der Geist des Betriebs, der mich gern zur Arbeit gehen lässt. Jeder nimmt sich Zeit für den anderen, und dieses Miteinander macht uns aus. Wenn jeder hier eigenbrötlerisch unterwegs wäre, würde man das außen spüren“, glaubt sie. Und legt ein Päckchen Minzpastillen zum eben reparierten Back-Roller. „Alles wieder gut“ steht drauf. Über den Hinterausgang des Geländes kürze ich in Richtung Bahnhof ab. Auf dem Bahnsteig nach Nürnberg komme ich zufällig mit Susanne ins Gespräch. Ohne die 500 Einzelprodukte des Unternehmens exakt zu kennen, fällt mir ihre auf der Schulter hängende Biketasche auf. „Ist ‘n Prototyp“, sagt die Sozialpädagogin. „Zum Ausprobieren und Unter-dieLupe-Nehmen.“ Ihr Feedback fließt in die Entwicklung des Teils ein, das Ortlieb-Designerin Jasmin Wolf seit einiger Zeit bearbeitet. Die beiden Frauen hatten sich im Zug kennengelernt. Und Jasmin nahm Susanne prompt als Produkttesterin in Beschlag. Die Qualität des Mal-ebenschnell-fertig-Machens zu Zeiten der Pionierphase gehört bei Ortlieb schließlich der Vergangenheit an.
Foto Ortlieb/Lars Schneider
Wasserdichter Widerstand am Rucksack Elevation
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„Wenn jeder hier eigenbrötlerisch unterwegs wäre, würde man das außen spüren.“ Elke Übel
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Fingerhut und Feldsee Text und Fotos Moritz Baumstieger
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Einmal durch den Hochschwarzwald, von Süd nach Nord: Moritz hat sich auf einen Roadtrip begeben. Auf allen Sorten Rädern, im Kanu, zu FuSS. Heute: Ein Tümpel ohne Wasser, ein Weiher mit frechen Fischen und ein nüchternes Drogenerlebnis am Feldsee.
m Ende war ich mir nicht mehr sicher: Hatte ich vielleicht ein wenig von diesem sehr bunten, aber auch sehr giftigen FingerhutGewächs gegessen, das da am Anfang meiner Wanderung am Wegesrand wuchs? Also versehentlich. Waren mir vielleicht ein paar Blütenblätter in den Mund geweht? Oder unten am Brotlaib festgeklebt, als ich den bei der Vesper kurz neben mich ins Gras gelegt hatte? Denn, ganz ehrlich: Nach einer Stunde am Feldsee – von Blumen umwachsen, von der Sonne in goldenes Licht getaucht und spiegelglatt – da kann man sich schon fragen, ob das noch Realität sein kann. Oder ob man nicht unabsichtlich auf einem Trip ins Märchenland gelandet ist. Als ich morgens in Hinterzarten meinen schweren Rucksack für die Zweitagestour mit Hüttenübernachtung aufsetzte, da war ich ganz sicher noch hundertprozentig nüchtern. Den Weg, der mich an zwei Weihern vorbei zum Raimartihof und später zum Feldsee bringen sollte, habe ich sofort gefunden. Und auch sonst war alles normal: Die Vögel sangen mir ein lustiges Wanderlied, ich pfiff dazu, vielleicht ein wenig schief. Die Bäume im Wald spendeten angenehmen Schatten. Dass an der Stelle, an der auf der Karte der erste Weiher sein sollte, nur ein großes schlammiges Loch war, hat mich nicht sonderlich gewundert. Zwei Arbeiter und ein Bagger waren damit beschäftigt, den Boden des Sees von all dem zu befreien, was im Laufe der Jahre hineingespült wurde. Dass man dazu das Wasser ablässt, ist ja logisch. Auch, als ich wenig später am Mathisleweiher den Rucksack wieder absetzte, um einen Teil der schweren Brotzeit in den
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Bauch umzuschichten, dachte ich noch, dass alles mit rechten Dingen zu geht. Natürlich ist es nicht alltäglich, dass viele dicke Fische angeschwommen kommen und die frechsten von ihnen anfangen, einem am schwitzigen großen Zeh zu kitzeln und zu knabbern, wenn man den ins Wasser hält. Aber um Alltägliches zu erleben, bin ich ja auch nicht in den Hochschwarzwald gekommen. Die Ramselehöhe mit dem schönen Ausblick, der Weg durch den Gschwendewald – alles toll. Ab und zu kommen andere Wandersleute entgegen, man grüßt sich, ratscht ein wenig. Und wenn man sie auf seine Landkarte gucken lässt, kriegt man mit etwas Glück Nektarinen geschenkt.
Meine Augen habe ich halb geschlossen, aber durch die Schlitze sehe ich noch genug, um zu begreifen, dass die Szenerie hier am Feldsee fast surreal ist.
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Die A nhöhe über dem Raimartihof, der leckere Apfelkuchen auf dessen Terrasse – alles wunderbar. Die ebenfalls sehr leckeren Galloway-Rinder, die dem Wirt gehören, jetzt auf der Weide und ab und zu bei ihm auch auf der Karte stehen, sehen mit ihrem lockigen Haar putzig aus. Der schattige Weg zum Feldberg – nett, mit dem lustig sprudelnden Seebach daneben. Aber dann: der Feldsee. Hier muss irgendetwas seltsames im Gange sein, das zeigt ein Schild gleich an seinem Ufer. Baden verboten. Und zwar wegen, jetzt kommt es: des Stachelsporigen Brachsenkrauts. Ein Unterwasserfarn aus der letzten Eiszeit, der nur hier und im Titisee wächst. Als ich das gelesen habe, dachte ich das erste Mal, dass ich jetzt vielleicht gerade Visionen habe. Ganz ehrlich: Nach einer Stunde an diesem See – kreisrund, flaschengrün und unter wilden Felswänden gelegen – da kann man schon zweifeln, ganz bei Sinnen zu sein. Andererseits: Der Feldsee liegt in einem tiefen Krater, um ihn herum erheben sich die steilen Hänge des Feldberges. Dass Brachsenkräuter, und zwar stachelsporige, hier in den letzten 10.000 Jahren den idealen Schutz gefunden haben, leuchtet mir sofort ein. Und dass Luftschnapper wie ich den Unterwasserfarn nicht kaputt trampeln sollten, nur weil sie ein wenig Abkühlung brauchen, nach kurzem Nachdenken auch. Auch aus einem weiteren Grund habe ich mit dem Badeverbot kein Problem: So stören wenigstens keine anderen Badegäste das wunderschöne FeldseeBild, niemand planscht im Wasser. Ich laufe einmal um den See herum, zum hinteren Ufer. Vorne waren wenige Leute, hier ist – abgesehen von einem Mountainbiker-Pärchen – niemand. Ich lege mich ins Gras, hoffe, dass das Stachelsporige Brachsenkraut wirklich nur unter Wasser wächst. Den Kopf habe ich auf den Rucksack gelegt. Der Wind pfeift ein wenig in den Bäumen hoch oben am Krater, sonst ist es ganz still.
Meine Augen habe ich halb geschlossen, aber durch die Schlitze sehe ich noch genug, um zu begreifen, dass die Szenerie hier am Feldsee fast surreal ist: Wenn jetzt Frodo aus „Herr der Ringe“ hinter einem Baum hervorkäme, es würde mich nicht wundern. Wenn jetzt eine Schwarzwald-Hexe auf ihrem Besen eingeflogen käme und ein paar Runden über dem See drehen würde, ich würde ihr einfach winken. Und wenn sich jetzt einer der späten Beatles neben mich setzen und mir erklären würde, dass ihn Indien und LSD vollkommen kalt lassen, seit er den Fingerhut und den Feldsee entdeckt hat, ich würde wissend nicken. Ganz real nicke ich jedoch zunächst nur ein wenig ein. Als ich nach einer Viertelstunde wieder aufwache, zeigt ein Blick auf die Uhr, dass ich eigentlich weitergehen sollte. Das Ziel heute ist die Baldenweger Hütte, eine Stunde ist es noch zu laufen. Und bald wartet dort der Jan, der nach Feierabend schnell hinaufsprinten wollte. Ach was. Soll er warten.
Weitere Infos unter
www.schwarzwald-outdoor.de
SUP mitten im Schwarzwald Auf dem Windgfällweiher, einem ruhigen und strömungsarmen Gewässer, werden Neugierigen die Basics zum Stand-upPaddeln vermittelt. Der große Vorteil neben der atemberaubenden Kulisse ist, dass ohne störenden Einfluss der Strömung geübt werden kann. Danach ist man in der Lage, auf Seen und leicht fließenden Flüssen sicher und mit einer Menge Spaß zu paddeln. www.alohacenter.de
Schlafen in den Bäumen Eine besonders aufregende Art des Schlafens bietet das Camp am Ufer des Schluchsees: Das Baumzelt für zwei Personen schwebt inmitten des idyllischen Wäldchens zwischen zwei imposanten Fichten. An warmen Sommerabenden kann das Dach abgenommen und der Blick in Richtung Baumspitzen und Sterne genossen werden. Um die lauschigen Abende auch am Boden genießen zu können, stehen unter dem Zelt zwei Trapperstühle und ein Holztisch bereit ... www.schwarzwaldcamp.com
Wohnen im Wiesenfass
Ein Rundumblick ins Tal, zum Titisee, zum Feldberg und nachts zum Sternenhimmel wird in Schwärzenbach, einem Ortsteil von Titisee-Neustadt, möglich – im kuschligen, mobilen und beheizbaren Wiesenfass. Auf dem Bauernhof inmitten vom Grün der Schwarzwaldwiesen verbringen Gäste eine Nacht zwischen Kühen und Kälbern, Schweinen, Katzen und Kaninchen. Ein ausgiebiges Frühstück mit selbst gemachten Spezialitäten und eigenen Produkten inklusive. www.original-schwarzwald.de raus-magazin fünf 2014
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Die Befreiung der Meere Boyan Slat plant revolution채re S채uberung der Ozeane Interview Benjamin Hellwig Fotos The Ocean Cleanup
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Sammeln zu Testzwecken vor Hawaii: Der Plastikmüll kann zu Öl und neuen Materialien gewandelt werden.
Visionär Projekt The Ocean Cleanup kontra wachsendes Plastikmüllproblem
Millionen Tonnen Plastikmüll landen Jahr für Jahr weltweit in den Ozeanen. Der bedeutende Teil davon akkumuliert sich in fünf gigantischen Strömungskreisen. Und verschwindet nicht von allein. Ein 19-jähriger Niederländer hat eine revolutionäre Methode entwickelt, den Abfall zu beseitigen. The Ocean Cleanup greift groSSflächig, passiv und effizient an. Und ist machbar. Sagt Boyan Slat. RAUS! hat nachgefragt.
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allo Boyan, beschreibe doch mal den Moment, als es losging mit The Ocean Cleanup. Als ich 16 Jahre alt war, war ich zum Tauchen in Griechenland und begegnete dabei mehr Plastiktüten als Fischen. Ich realisierte mehr und mehr dieses globale Problem und begann zu überlegen, wie man es möglicherweise lösen könnte. Ich war schon immer ein technikinteressierter Mensch. Also führte ich ein wissenschaftliches Schulprojekt durch. Das hat mir geholfen, mehr darüber herauszufinden, warum es so schwierig ist, die Ozeane aufzuräumen. Und es führte etwa ein Jahr später zur Entdeckung dieses riesigen Clean-up-Konzepts.
Was waren die ersten Herausforderungen, auf die du dich gestürzt hast? Als die Idee aufkam, begann ich Luftund Raumfahrttechnik zu studieren. Ich präsentierte meine Ideen auf einer Konferenz und verbrachte die nächsten Monate damit, mich mit Professoren und Experten zu unterhalten. Ich wollte Antworten sammeln, um eine machbare Lösung zu entwickeln. Es war Februar 2013, und alles lief nur langsam, es gab keinen Fortschritt. Ich entschied, in Sachen Studium und sozialem Leben auf Pause zu drücken, um mich mit all meiner Zeit darauf fokussieren zu können. Ich wusste, es kann nur funktionieren, wenn ich so handeln würde. Aber der Fortschritt war noch immer gering, das einzige Budget, dass ich zur Verfügung hatte, waren die 300 Euro Taschengeld, die ich gespart hatte. Es gab nur wenig Leute, die ihre Hilfe anboten. Es funktionierte nicht. Die Idee entwickelte sich zu einem machbaren Projekt. Was half während dieses Prozesses? Gegen Ende März 2013 ging das Projekt dann im Netz viral, wurde Millionen Male geteilt. Das erst ermöglichte es mir, ein Team zusammenzustellen und ein Budget aufzustellen, um eine Machbarkeitsstudie durchzuführen.
Kannst du zusammenfassen, wie The Ocean Cleanup funktioniert? In der Vergangenheit gab es viele Konzepte, die das Ziel hatten, den Plastikmüll in den Ozeanen einzusammeln. Sie basierten auf Kuttern mit Netzen, die hinausfuhren, um nach Plastik zu fischen. So würde es aber nicht nur 79.000 Jahre dauern, es würde auch viele Milliarden Dollar kosten. Außerdem würden marine Lebewesen als Beifang zum Opfer fallen. Zudem bleibt das Plastik nicht statisch an einem Ort, sondern rotiert mit den Meeresströmungen. Ich fragte mich, warum sollst du durch den Ozean gehen, wenn der Ozean durch dich gehen kann? Ich entwickelte ein passives System, das wie ein großes V aussieht. Es ist punktuell mit dem Meeresboden verbunden. Die Meeresströmung fließt darunter hindurch und nimmt die Lebewesen mit. Das Plastik aber bleibt an den schwimmenden Barrieren hängen. Dadurch, dass die Barrieren in einem Winkel angeordnet sind, drückt der Plastikmüll in Richtung Mitte dieses V. Die Konzentration steigt an, direkt in der Mitte des Systems ist sie um 100.000-mal so hoch wie bei der normalen Verteilung im Ozean. Das bedeutet, wir können den Abfall auf effiziente Weise über die Plattform entfernen. Hier wird er zwischengelagert, und alle eineinhalb Monate kommt ein Tanker, pumpt ihn ab und bringt ihn an Land. Das klingt simpel... Es ist tatsächlich sehr einfach. Die komplizierten Dinge stecken sicher in den Details, aber das grundlegende Prinzip ist sehr simpel. Ihr habt zusammen mit Professoren und Experten 50 Fragen aufgeworfen, mit denen sich das Projekt auseinandersetzen musste. Kannst du ein paar herausstellen? Die Fragen betreffen mehrere Bereiche. Hauptsächlich aus der Ozeanographie und dem Ingenieurswesen, aber wir hatten auch Fragen aus den Themenfeldern Ökologie, Marines Recht, Finanzen und Recycling. Ein ziemlich vielschichtiger Fragenkatalog also. Wird das Plastik tatsächlich eingefangen, bewegt es sich ins Zentrum der Barrieren? Wie müssen diese Barrieren gestaltet sein, damit sie strengem Wetter standhalten, wie muss die Plattform aussehen, welche rechtlichen Grundlagen gibt es bezüglich Beifängen und Schiffsverkehr? Was machen wir danach mit dem ganzen Plastik? So viele Fragen ...
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visionär
„Und auf einmal ist da dieser 19-Jährige, der behauptet, er könne die Ozeane sauber machen.“
Boyan Slat
Wieviel Energie gibt dir die 530 Seiten starke Machbarkeitsstudie, wieviel Druck schwingt mit ihr mit? Es ist großartig, nach einem Jahr Arbeit endlich das finale Produkt zu sehen. Die Studie ist für mich eine Bestätigung, dass es sich nicht nur um eine Idee handelt, sondern um ein erwiesenes Konzept. Und der Druck ... Würdest du denn denken, sie könnte Druck auf mich ausüben? Nun, es klingt, als würde die ganze Sache dein Leben grundlegend verändert haben. Am Anfang war es nur deine Idee, jetzt weiß die halbe Welt davon. Spürst du eine mitschwingende Erwartungshaltung? Seit Beginn hat sich meine Motivation, das Projekt durchzuführen, nicht verändert. Es ist nicht so, dass ein möglicher gesellschaftlicher Druck mich zusätzlich motivieren würde. Das Ausmaß des Plastikmüllproblems reicht dafür aus, dass ich das schaffe. Und wir wissen jetzt, dass es machbar ist. Das motiviert nochmal zusätzlich. Es gibt konventionelle Methoden – wieso ist noch niemand auf deine Konzeptidee gekommen? Es gibt keine Möglichkeit, herauszufinden, ob jemand anderes meine Idee bereits hatte. Ich kann nicht in die Köpfe von sieben Milliarden Menschen schauen. Manchmal sind die simpelsten Ideen die, die am schwierigsten zu finden sind. Besonders, weil du bei komplizierten Problemen wie diesem automatisch auf weitere Herausforderungen stößt. Und so habe ich übrigens angefangen. Ich zentrifugierte das Plastik vom Plankton, hatte auch die Überlegung, Kutter mit speziellen Netzen einzusetzen. Je länger du darüber nachdenkst, desto einfacher wird die Idee zur Lösung. Der entscheidende Punkt aber ist diese schwimmende Barriere, die wir entwickelt haben und die wir auch patentieren ließen. Sie ist der Grund, warum es möglich ist, die Ozeane vom Plastik zu befreien.
Fokussiert auf ein Ziel: Boyans Studium und soziales Leben pausieren.
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Was wird mit dem Plastikmüll passieren, den das System sammeln wird? Um ein paar Methoden auszuprobieren, sammelten wir etwa eine halbe Tonne Plastikmüll aus dem Meer vor Hawaii. In einer Universität in Brasilien analysierten wir dessen Qualität und fanden heraus, dass sie ziemlich hoch war. Wir ließen es zunächst von drei verschiedenen Unternehmen in Öl umwandeln, der Prozess dabei nennt sich Pyrolyse. Das funktionierte! Anschließend starteten wir den Versuch, dieses Öl in neue Materialien zu verwandeln, auch dieser Prozess klappte. Diese neuen Materialien haben für mich eine hohe Priorität. Einerseits, um zu zeigen, was daraus entstehen kann. Andererseits ist es wahrscheinlich der profitabelste Schritt, um etwas mit dem Plastikmüll anzufangen. Daher können wir nicht ausschließen, hierfür einmal kommerzielle Wege einzuschlagen. Für das Projekt ist es, denke ich, nicht notwendig, aber diese kleine Möglichkeit gibt es. Der nächste Schritt: Zusammensetzen der schwimmenden Barriere an Land
Die Finanzierung soll über Crowdfunding generiert werden. Was ist der nächste Schritt? Wir müssen Mittel aufbringen, um die zweite Phase des Projektes zu starten: die Pilotphase. Ziel ist es, die zwei Millionen Dollar innerhalb der 100-tägigen Crowdfunding-Kampagne zu erreichen. Da ist jeder dazu eingeladen, dieses Ziel zu unterstützen! Wenn die Kampagne am 12. September endet, starten wir mit der zweiten Phase. Diese bereiten wir gerade vor, um dann sofort loslegen zu können. Mittels einer Serie von Tests arbeiten wir uns dann in drei bis vier Jahren hin zu einer Operation großen Maßstabs. Bei den letzten Tests werden wir auf einer Fläche von fünf bis zehn Kilometer arbeiten. Das wird der finale Schritt, bevor das Projekt in vollem Ausmaß ausgeführt werden wird. Wir sind zuversichtlich, die große Konstruktion bis 2020 im Wasser zu haben.
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„Ich fragte mich, warum sollst du durch den Ozean gehen, wenn der Ozean durch dich gehen kann?“ Boyan Jedes Jahr produzieren wir mehr als 300 Millionen Tonnen Plastik. Inwieweit ist dein Projekt Teil der Lösung der Ozeanverschmutzung durch Plastikmüll? The Ocean Cleanup verhindert nicht direkt die Neuverschmutzung der Ozeane durch Plastikmüll. Aber es gibt zwei Effekte. Dank der Aufmerksamkeit, die das Projekt inzwischen bekommt, können wir einerseits für einen bewussteren Umgang mit dem Problem werben und deutlich machen, wie groß dieses Problem ist. Und wir können viele Menschen erreichen, die zuvor noch nie etwas davon gehört haben. Andererseits denken wir darüber nach, Ausgliederungen der Technologie zu entwickeln, die in Flussdeltas oder Küstenregionen eingesetzt werden können. Wir hoffen, dass wir damit schnell die Einbringung von neuem Plastik in die Ozeane reduzieren können.
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Schließt Beifang nahezu aus: erste schwimmende Barriere im Einsatz
Fakten Weltweit produziertes Plastik pro Jahr: 300.000.000.000 Kilogramm Durch The Ocean Cleanup errechnete Plastikmenge in den Ozeanen: 500.000.000 Kilogramm Durch The Ocean Cleanup errechnete Plastikmenge im nordpazifischen Ozeanwirbel: 140.000.000 Kilogramm Mögliche maximale Beseitigung im nordpazifischen Ozeanwirbel in zehn Jahren: 70.000.000 Kilogramm Beseitigungskosten pro Kilo Müll auf Basis der errechneten Menge Plastikmüll: 4,53 Euro Größe des Speichers der Plattform, der alle eineinhalb Monate geleert werden wird: 10.000 Kubikmeter
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Motor Meeresströmung: kilometerlange Sammlung (Fotomontage)
Was änderte sich für dich, nachdem du mit The Ocean Cleanup in die Öffentlichkeit gegangen bist? Vor einem Jahr, als es noch eine Idee war, waren 99 Prozent der Rückmeldungen positiv. Das unterstützte uns dabei, die Machbarkeitsstudie zu entwickeln. Aber es gab auch kritischen Stimmen. Leute, die über Jahre bereits an diesem Problem gearbeitet hatten. Und auf einmal ist da dieser 19-Jährige, der behauptet, er könne die Ozeane sauber machen. Natürlich bist du da etwas verärgert. Und es gab in der Vergangenheit all diese Konzepte, die es nicht schafften. Da erwartest du vielleicht nur ein weiteres dieser Art. Daher ist es verständlich, dass Kritik aufkam. Und in gewisser Weise half uns das auch weiter, weil wir erkannten, dass die Fragen, an denen wir im Rahmen der Studie saßen, die richtigen waren. In meinem Blog habe ich diese kritischen Aspekte und unsere Antworten darauf noch einmal aufgegriffen. Denn die kritischen Artikel, die mit der Studie widerlegt wurden, werden noch immer in der Öffentlichkeit herangezogen. Welche Art von Expertise benötigst du für die Realisierung? Fachwissen aus quasi allen Bereichen. Auch die Organisation, die unsere Forschungsarbeit ermöglicht, hat einen hohen Stellenwert. Ohne dieses unglaubliche Team von mehr als 100 Menschen wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. Sie brachten einen Großteil des Wissens ein. Für die zweite Phase sind es erneut in erster Linie Ingenieure und Ozeanographen, daneben die ganze Organisation, bestehend aus IT- und Personalabteilung, Rechtsangelegenheiten und Kommunikation. Und natürlich ist der Beitrag der vielen Spender absolut lebenswichtig.
„Die beiden letzten Jahre fühlen sich so an, als entsprächen sie meinem halben Leben.“ Boyan Slat Wie kam das Team zustande, sind die Menschen einfach auf dich zugekommen? Als das Projekt viral ging, wurden wir überflutet mit rund 1.500 E-Mails am Tag. Wir hatten diese riesige Mailbox voll mit Nachrichten von Leuten, die ihre Hilfe anboten. Wir trafen dann eine Auswahl, legten für all die zu besetzenden Felder die Anforderungen fest. Und wuchsen von sieben sehr schnell auf 70 Mitglieder, die direkt an der Forschungsarbeit beteiligt sind. Ein natürliches Wachstum sozusagen. Du bist 19 Jahre alt, die beiden letzten Jahren waren vermutlich die verrücktesten deines Lebens ... Die beiden letzten Jahre fühlen sich so an, als entsprächen sie meinem halben Leben. Aber das ist nicht möglich, denn dann wäre ich erst vier Jahre alt (lacht). Sie waren sehr, sehr intensiv. Ich hatte in den letzten zwölf Monaten durchgehend 80, 90 Arbeitsstunden pro Woche. Das ist ziemlich ermüdend, aber andererseits auch absolut bereichernd. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas gibt, das mir mehr Spaß machen würde. Eine Idee zu haben, und die dann in die Realität umsetzen – das ist, als würde ein Traum wahr werden.
Weitere Infos und Möglichkeiten zu Spenden unter fund.theoceancleanup.com
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ICE-DE 69989 07/14
I SL AN D 9 4 3 â‚Ź b a l e t o H & 4 Tage Flug den entfernt Nur 3,5 Flugstun
+ icelandair.de
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Kunterbunter Herbst Fotos Lars Wehrmann Organisation Ina Krug
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„Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur ungeeignete Kleidung“ – also rein in die richtigen Klamotten und raus mit dir!
anziehend
Hannah (Ternua)
Helly Hansen / Ternua
Jacke // Jannu // 229,95 Euro Hoodie // Gerlos // 154,95 Euro Hose // Silvery // 59,95 Euro Schuhe // Koven Low WP // 99,95 Euro
Henrik (Helly Hansen) Jacke // Odin Randonee CIS Jacket // 279,95 Euro Shirt // Trilogy TS SS (Firma: Millet) // 44,90 Euro Hose // Verglas Randonee Pant // 179,95 Euro Schuhe // Rapide Mid Cordura HT // 129,95 Euro Packsack // X-Plorer Größe L (Firma: Ortlieb) // 54,95 Euro raus-magazin fünf 2014
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Berghaus / Eagle Creek
Henrik Jacke // Mount Asgard Stretch Jacket // 400 Euro Fleece // Smoulder Fleece HZ // 130 Euro Hose // Fast Hike Pant // 100 Euro Schuhe // Vapor Glove (Firma: Merrell) // 90 Euro
Hannah Jacke // Mount Asgard Stretch Jacket // 400 Euro Hoodie // Deverse Hoody Jacket // 100 Euro Hose // Patera Softshell Pant // 180 Euro Schuhe // Vapor Glove (Firma: Merrell) // 90 Euro Tasche // Load Hauler (Firma: Eagle Creek) // 120 Euro
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Henrik (Salewa) Jacke // Crampions Shirt // 129,95 Euro Hose // El Capitan // 119,95 Euro Schuh // Capsico // 99,95 Euro
Salewa / Schöffel
Hannah (Schöffel) Midlayer // Rachel // 119,95 Euro Shirt // Cesta // 39,95 Euro Hose // Pepper // 199,95 Euro
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Vaude / Julbo Henrik Jacke // Me Durance Hooded Jacket // 100 Euro Handschuhe // Cristallo Gloves // 40 Euro Hose // Me Duncan Pants // 150 Euro Schuhe // Me Dibona Pro // 140 Euro Brille // Stony (Firma: Julbo) // 79,95 Euro
Hannah Handschuhe // Cristallo Gloves // 40 Euro Shirt // Wo Duncan Shirt // 45 Euro Hose // Wo Duncan Pants // 150 Euro Schuhe // Wo Dibona // 125 Euro Brille // MonteRosa (Firma: Julbo) // 74,95 Euro
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Henrik Jacke // Stranda Softshell Jacket // 200 Euro Shirt // Forest Tee // 40 Euro Hose // Utne Pant // 100 Euro Schuhe // Durand Mid WP (Firma: KEEN) // 159,95 Euro
Bergans / KEEN
Hannah M端tze // Cecilie Summer Beanie // 30 Euro Jacke // Cecilie Jacket // 440 Euro Shirt // Cecilie Tee // 45 Euro Hose // Cecilie Climbing Pant // 120 Euro Schuhe // Koven Low WP (Firma: KEEN) // 99,95 Euro raus-magazin f端nf 2014
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Mammut / Norrøna Henrik Hoodie // Zephir Hoody Men // 90 Euro Shirt // Mammut Logo-Shirt Men// 30 Euro Hose // Massone Pants Men // 80 Euro Rucksack // Mutant 38 (Firma: Osprey) //120 Euro Schuhe // Cyclone (Firma: Edelrid) // 130 Euro Seil // Eagle Light (Firma: Edelrid) // ab 150 Euro
Hannah Jacke // Get Away Hooded Jacket Women // 120 Euro Shirt // Ceredo T-Shirt Women // 40 Euro Hose // Ophira Pants Women // 100 Euro Schuhe // Typhoon Lace /(Firma: Edelrid) / 100 Euro Gurt // Jayne (Firma: Edelrid) // 60 Euro
Benni (NorrØna) Jacke // bitihorn Gore-Tex Active Jacket // 399 Euro Hoodie // Falketind warm1 Hoodie // 99 Euro Gurt // Atmosphere (Firma: Edelrid) // 80 Euro
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Tatonka / Teva Henrik Jacke // Hanford M`s Parka // 300 Euro Hose // Beryl M`s Pants // 190 Euro Schuhe // Kimtah eVent Leather (Firma: Teva) // 150 Euro Rucksack // Cima di basso 22 // 70 Euro
Hannah Jacke // Berg W`s Jacket // 280 Euro Hose // Beryl W`s Pants // 190 Euro Schuhe // Kimtah eVent Leather (Firma: Teva) // 150 Euro raus-magazin f端nf 2014
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Bergans
Helly Hansen
Millet
Schöffel
+49 40 325964450 bergans@bergans.de www.bergans.de
+49 089 200084030 www.hellyhansen.com
+49 07023 95110 germany@lafume.fr www.millet.fr
+49 8232 50060 mail@schoeffel.com www.schoeffel.de
NOrrøna
Tatonka
+47 66 772400 norrona@norrona.no www.noronna.com
+49 8205 96020 info@tatonka.com www.tatonka.com
Osprey
Teva
+44 1202 946444 care@ospreyeurope.com www.ospreyeurope.com
+49 8205 96020 info@tatonka.com www.tatonka.com
Ortlieb
Vaude
+49 9872 8000 info@ortlieb.com www.ortlieb.com
+49 07542 53060 impressum@vaude.com www.vaude.com
Berghaus +49 89 36090260 marketing@berghaus.com www.berghaus.com
Eagle Creek +353 21 4621473 info@eaglecreek.ie www.eaglecreek.com
Edelrid +49 7562 9810 mail@edelrid.de www.edelrid.de
Elephant Slackline +49 7348 2005130 info@elephant-slackline.com www.elephant-slacklines.com
Julbo +49 800 39001888 info@julbo.fr www.julbo-eyewear.com
Keen +49 0800 22555336 Cs.europe@keenfootwear.com www.keenfootwear.com
Mammut +41 062 7698181 info@mammut.ch www.mammut.ch
Merrell +49 800 6648468 Teresa.ranf@wwwinc.com www.merrell.de
Salewa +49 89 909930 info@salewa.de www.salewa.de
Verlosung Das sportliche 15-m-Ankerstich-System rookie, das aus der Line selbst, einer hochwertigen 50-mm-Standardratsche sowie zwei Baumschonern besteht, lässt sich kinderleicht und vor allem schnell aufbauen. Somit bietet es einen top Einstieg ins Slacklinen! Raus! verlost zweimal je ein Exemplar: Schreib uns einfach eine Mail an verlosung@t-o-v.de und verrate uns, wo du die Slackline zum ersten Mal spannen würdest. Einsendeschluss ist der 25. Oktober 2014. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de
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Flexibel einsetzbar durch vielfältige Befestigungsmöglichkeiten
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antig, quadratisch und für den Einsatz im Wasser meist von einem separaten Gehäuse geschützt, das ist die bisherige Vorstellung einer klassischen Actionkamera. Mit der HX-A500 bricht Panasonic mit den altbekannten Maßstäben. Die Bauform dieses Hochleisters erinnert eher an eine kleine Taschenlampe Verwackelte Aufnahmen, als an eine Kamera. Sie besteht aus einem Objektivgehäuse, das gerade einmal 31 Gramm auf die Waage bringt, und ist über ein Kabel wie etwa bei Trailrides mit der Steuereinheit verbunden. mit dem Mountainbike, und kann dank des FarbDieses kleine Kästchen findet problemlos in der LCD-Displays noch leichter gleicht der integrierte Hemdtasche Platz, kann alternativ aber auch bedient werden als der Bildstabilisator aus. am mitgelieferten Armband befestigt werden. Vorgänger. Der große 1/2,33 Ihr staubdichtes und nach IPX8-Zertifizierung Zoll BSI Sensor, der auch wasserdichtes System macht sie zudem bebei Panasonic-Camcordern sonders attraktiv für Aufnahmen. Verwackelte zum Einsatz kommt, sorgt bei allen Lichtverhältnissen für klare, Aufnahmen wie etwa bei Trailrides mit dem ausgewogene Bilder. Dank einer WiFi-Funktion lassen sich die Mountainbike gleicht der integrierte BildstabiliAufnahmen dann schnell und einfach über das eigene Smartphone sator aus, während die Level-Shot-Funktion auoder sogar live via Upstream teilen. Die HX-A500 nimmt Videos in tomatisch für einen geraden Bildhorizont sorgt. gestochen scharfer, vierfacher Full-HD-Qualität mit 25 Bildern pro Dabei filmt die HX-A500 mit einer Akkuladung Sekunde auf, was für eine absolut realistische Wiedergabe sorgt. bis zu 140 Minuten (Full HD/WiFi aus) durch Um für alle Anforderungen gewappnet zu sein, ist eine breite Auswahl an optionalem Zubehör erhältlich. Neben einem Mikrofon windschutz gibt es verschiedene Halterungen, um die HX-A500 an Helmen, Rucksackschultergurten, Lenkern, Stativen, auf glatten Oberflächen und vielem mehr zu befestigen. Diese Actionkamera der nächsten Generation ist ab sofort in Orange oder Anthrazit zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 429 Euro erhältlich. Kopfbügel und Armcase sind bereits im Lieferumfang enthalten.
Gut geschützt: Nylon tasche für die Befesti gung am Arm raus-magazin fünf 2014
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Asphaltsurfen
Von der Nische zum Breitensport
Interview und Text Dorothee GĂśdeke
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Foto Christian Rosillo
Einstieg in die Vielfalt des Longboard-Fahrens
Er ist Fahrer erster Stunde: Longboard-Urgestein Joachim „Jogi“ März, Mitbegründer der Marke POGO, skatet seit 40 Jahren. Ende? Nicht in Sicht. RAUS! hat mit dem leidenschaftlichen Downhill-Fahrer über Anfänge und Entwicklungen des jungen Sports gesprochen. Und erfahren, was ihn prägt und bewegt. Inspirierende Einblicke in die Mentalität der LangbrettRoller, garniert mit wertvollen Tipps, die dir den Einstieg leicht machen. Entspanntes Cruisen an der Wasserlinie: Abschalten und den Kopf frei bekommen raus-magazin fünf 2014
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H
allo Jogi, 40 Jahre sind eine lange Zeit – wie und wann hast du das Longboard für dich entdeckt? Ich habe als Teenie zu Beginn der 1970er angefangen, als die ersten Skateboard-Bilder und -Magazine über den Teich kamen. Die ersten Skateboards haben wir damals aus Regalbrettern und Rollschuhen gebaut. Mangels Pools und Halfpipes war das Skateboarden für uns auf Downhill, Slalom und Flatland-Tricks beschränkt. Wie alt bist du? Gefühlt 21, im Pass 51. Aber den verbrenne ich jetzt. Was hält dich all die Jahre dabei? Der Stoke! Ich habe heute noch das selbe geile Gefühl wie damals als Kind. Die Technik ist natürlich extrem fortgeschritten. Downhill-Fahren ist heute um Lichtjahre weiterentwickelt. Und es ist auch sicherer geworden. Es kommt so langsam an die Formel 1 heran. Genauso ist auch der Stoke-Faktor gestiegen. Heute fahren wir Speeds, an die wir früher nicht mal im Traum hätten denken können. Die Boards fingen spätestens bei 50 Stundenkilometern zu wobbeln an. Heute kommen wir auf Geschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde ohne das Risiko von Speedwobbles.
„Solche Metastasen kommen, wenn der Longboard apfel mal überreif ist und gesättigt vom Baum fällt, um am Boden zu verfaulen.“
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Wie bist du zum kompetitiven Downhill gekommen? Reingewachsen! In den späten 1980ern fuhren wir Snowboard-Weltcups und trainierten über den Sommer auf dem Kaunertaler Gletscher in Österreich. Nach Liftschluss um 16 Uhr blieben uns viele Stunden bis Sonnenuntergang. Und ein netter Zeitvertreib war es, die Gletscherstraße mit Skateboards runterzufahren. Da kann man sich gar nicht gegen wehren, dass man langsam besser wird. Man fährt immer schneller, bremst immer später und wird zunehmend sicherer. Anfang der 1990er startete unsere Kaunertal-Clique damit, Rennen zu veranstalten. Es waren die ersten Rennen überhaupt. Daraus hat sich die erste offizielle WM und dann der ganze Rennsport entwickelt. Übst du daneben noch weitere Longboard-Disziplinen aus? Ich fahre auch gern Slalom, Pool, Pumptrack und Skullboard (im Liegen mit dem Kopf voraus). Aber zwei Monate im Jahr Wellenreiten und Snowboarden sind immer erklärtes Ziel, um den Kontakt zu unseren Wurzeln nicht zu verlieren. Wie hat sich die allgemeine Longboard-Szene aus deiner Sicht über die Jahre entwickelt, auch im Hinblick auf Größe, Zusammensetzung, Mentalität oder Philosophie? Gute Frage, besonders der zweite Teil! Denn neben der wie beschrieben weit fortgeschrittenen technischen Entwicklung, finde ich die gesellschaftliche mindestens genauso wichtig. Früher war Stand-up-Longboarden speziell beim Downhill zwar die Königsdisziplin, aber damals fuhren die meisten im
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Erste Schritte Skatehaltung
Bremsen
Stell dich in stabiler, aber bequemer Haltung auf das Brett (etwas über schulterbreit). Nimm während der Fahrt die Push-Haltung ein, das heißt, dreh Stell deinen Vorderfuß für optimale Boardkontrolle kurz vor den Schrauben der Vorderachse ab. deinen Vorderfuß in Fahrtrichtung. Solange du nicht pushst oder bremst, zeigen deine Zehenspitzen am besten etwas schräg Konzentrier dein Gewicht auf dem Vorderfuß und halte deine Körperspannung. zur Fahrtrichtung. Lass deinen Hinterfuß nah am Brett mit der Sohle leicht über den Boden schleifen, zunächst ohne Druck auszuüben (nimm notfalls deine Arme zur Stabilisierung). Goofy oder Regular? Erhöh den Druck sanft, bis du leichte Bremswirkungen spürst. Stell dich locker hin und lass dich so weit nach vorne fallen, bis du dich mit einem Fühlst du dich sicher, probiere das Ganze bei etwas mehr Tempo. Bein abfangen musst: Dein abfangendes Bein sollte dein vorderes auf dem Brett werden.
Lenken und Carven
Pushen Stell deinen Vorderfuß nah an die Vorderachse, lass ihn in Fahrtrichtung zeigen. Setz deinen Hinterfuß nah neben das Brett auf den Boden, geh dazu mit dem vorderen Bein etwas in die Knie. Drück dich (mehrmals) mit dem ganzen Fuß vom Boden ab. Stell den Hinterfuß so aufs Brett, dass du eine bequeme und stabile Haltung einnimmst. Hast du genug Geschwindigkeit, dreh deine Beine für mehr Lenkkontrolle in deine Goofy-/Regular-Skatehaltung.
Aus deiner normalen Skatehaltung: Gib mit Hacke oder Zehenspitzen des Vorderfußes vorsichtigen Druck auf eine Brettkante, dein Brett sollte in die Druckrichtung lenken. Beim Carven fährst du in schnelleren Zickzackkurven den Berg herunter, um deine Geschwindigkeit zu kontrollieren: Drück dein Brett vorsichtig ins Kurvenäußere und verlagere dein Gewicht nach Innen. Wiederhole dies in jeder Kurve. Vorsicht: Zu viel Druck nach außen kann zu Gripverlust führen. Nutze lieber die Fußbremse, bevor du zu schnell wirst.
Pushen+Bremsen Goofy
Pushen+Bremsen Regular
Regular
Liegen, das heißt mit Buttboard oder Streetluge. Wir waren fast zwei Jahrzehnte lang bei den Races in der absoluten Minderheit. 2004 waren erstmals mehr Stehendfahrer als Liegende gemeldet. In den Folgejahren hat sich dann das echte Longboarden, das Stehendfahren, durchgesetzt, während Buttboard und Luge in der Versenkung verschwanden. In den letzten Jahren stieg die Anzahl der Longboarder durch den medialen Hype geradezu hyperbolisch. Zwar ist das Longboarden schon gute zehn Jahre alt – mal abgesehen von der fast dreißigjährigen Vor-Pionierzeit bis zur Jahrtausendwende. Aber ich habe weiterhin das Gefühl, dass wir noch in der Aufbauphase stecken. Das sieht man am Umgang der Longboarder miteinander. Außer bei wenigen Ausnahmen gibt es da kein Dissen und keine Styleguides. Jeder macht, was ihm gefällt, und keiner hält sich für was Besseres. Solche Metastasen kommen, wenn der Longboard-Apfel mal überreif ist und gesättigt vom Baum fällt, um am Boden zu verfaulen.
Bei gemeinsamen Cruise-Runden tauscht man sich aus oder lernt zusammen neue Tricks.
Foto Adam Stokowski
Goofy
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Vorbereitungen Du willst dir ein Longboard zulegen, hast aber noch keine Ahnung, welches und woher? Hier findest du ein paar Tipps:
Vor dem Kauf Erkundige dich bei Skatern vor Ort: In vielen Städten organisieren sich die örtlichen Rollrunden über Vereine, Foren oder soziale Medien. Einfach mal anfragen! Als Neuzugang bist du eigentlich immer willkommen. Du kannst dort Bretter testen und herausfinden, was dir liegt. Daneben gibt es Tipps aus erster Hand sowie direkten Anschluss an die lokale Szene. Mach dir vorher klar, was du mit deiner Planke langfristig anstellen möchtest. Und finde heraus, welche Eigenschaften dazu wichtig sind. Nicht jedes Cruiser-Board ist zum Beispiel auch zum schnelleren Fahren jenseits der 40 Kilometer pro Stunde geeignet.
Sicherheitsausrüstung Nicht nur als Anfänger sind Helm, Knie-, Hand- und Ellenbogenschoner deine besten Begleiter. Dem Pfennigfuchser leisten die günstigen 3er-Sets bereits wichtige Dienste.
Ein fahrtüchtiges Longboard besteht aus: Deck Deine mit Griptape versehene Standfläche.
Die Quelle deines Vertrauens – Internet oder Local Dealer? Vorteil Internet: Größere Auswahl, Kontakt zu kleinen Brettschmieden, die auf Anfrage auch individuelle Bretter anfertigen.
Vorteil vor Ort: Bretter direkt antestbar (sehr hilfreich), viele Läden unterstützen mit Veranstaltungen oder Sponsoring die lokale Szene, richtige Longboard-Shops stehen dir in der Regel mit fachlichem Know-how zur Seite. Unterstützung des lokalen Einzelhandels.
Dein erstes Longboard Vernünftige Komplettbretter, an denen du länger Spaß haben wirst, gibt es ab 200 bis 300 Euro zuzüglich Schutzausrüstung. Deutlich günstigere Angebote sollten mit Vorsicht behandelt werden. Geheimtipp für den schmaleren Geldbeutel: Gebrauchtbörsen bieten gute „Completes“ zum Teil auch für deutlich weniger.
„Complete“ oder „Deck only“? Bist du noch unerfahren im Skaten, wäre ein direkt fahrtüchtiges Komplettboard für den Anfang am einfachsten. Bastler können die Komponenten auch einzeln kaufen und individuell zusammenstellen.
Wheels/Rollen Härte und Form bestimmen dein Rollverhalten, weiche Wheels dämpfen und haben mehr Grip, große Rollen halten die Geschwindigkeit länger, erfordern aber etwas mehr Kraft. Tipp: 70-Millimeter-Rollen in Härtegrad 80a
„Oft schmeiß ich meine 100 Kilo Körpermasse mit Volldampf in eine Leitplanke, einen Strohballen, einen Konkurrenten oder einfach ins Gras.“
Trucks/Achsen (meist mit zöllischen Schrauben am Deck befestigt): Je breiter deine Achsen, desto schwerfälliger lenkt dein Brett. Tipp: 180 Millimeter mit 50 Grad Neigung (für schmalere Bretter auch 150 Millimeter)
Das habe ich schon in einigen anderen Sportarten verfolgen müssen. Wenn sich Longboarder in den Städten nicht mehr über die Straße grüßen und ein Schwätzle halten, dann ist der Prozess nicht mehr aufzuhalten. Ich hoffe aber, das dauert noch ein paar Jahre. Bei den Rennen jedenfalls ist es wie in einem Sommerferiencamp für Erwachsene: Die Fahrer spielen auf ihrer gesperrten Straße und haben Spaß wie Kinder! Alle fühlen sich wie eine Familie und jeder hat ein fettes Grinsen im Gesicht.
Foto Adam Stokowski
Was war das prägendste Erlebnis mit oder auf dem Longboard für dich? Ich glaube, das erste prägende Erlebnis war der erste Slide im Zieleinlauf des Hot-Heels (die erste Downhill-WM im Kaunertal). Da blieb einem bei sehr hoher Geschwindigkeit nichts anderes übrig, als das Board querzustellen und zu pendeln, damit man nicht in die Strohballen brettert. Aber das Prägendste war, als jedes meiner Kiddies zum ersten Mal auf dem Longboard davonfuhr.
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Auch mit Longboard gelingen Tricks aus dem Street-Bereich, wie hier der Shov-it". "
Hattest du je schlimmere Stürze? Ich hatte schon viele, aber niemals schlimme Verletzungen. Allerdings fahre ich im Rennmodus immer mit Vollvisierhelm, Rückenprotektor und Lederkombi. Oft schmeiß ich meine 100 Kilo Körpermasse mit Volldampf in eine Leitplanke, einen Strohballen, einen Konkurrenten oder einfach ins Gras.
Foto Ethan Cochard
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Sahniger Asphalt in verkehrsberuhigten Zonen lockt begeisterte Skater an.
Meist weiß ich aber, wie ich mich bewegen muss, um dabei nicht zu Schaden zu kommen. Ein Bänderriss und zwei ausgehauene Schneidezähne waren die einzigen Verluste bisher. Hast du derzeitig größere Projekte in Planung oder auch schon am Laufen? Glaub mir, das willst du nicht wissen! Ich habe so viele Projekte am Laufen, dass ich drei Leben bräuchte, um sie alle zu verwirklichen. Das würde hier den Rahmen sprengen. Was das reine Longboarden angeht, richten wir am 13. September wieder die POGO/Longboardshop.de-Party aus. An diesem Tag können wir sogar im Rahmen einer Downhill-Demo auf der gesperrten B39 (Serpentinenstraße über Löwenstein) zum ersten Mal legal auf unserer Hausstrecke fahren. Mein größtes Projekt ist ein Segelboot. Wie sehen deine Ziele für die Zukunft aus? Was hast du dir selbst – auch als Fahrer – für die Zukunft vorgenommen? Zukunftspläne habe ich noch nie gemacht. Ich habe fast keine Versicherungen und auch noch nie in die Rentenkasse eingezahlt. Das Leben ist viel zu kurz, um Sicherheit, Geld oder anderes nutzloses Zeug anzuhäufen. Ich lasse lieber alles auf mich zukommen. So ist das auch mit meiner „Karriere“ als Fahrer. Ich weiß nur eines: Ich will 100 Jahre alt werden und mit 80 noch bei der Downhill-WM mitfahren! Wohnen möchte ich irgendwann an oder auf dem Meer.
Disziplinen Cruisen Entspannt über den Asphalt gleiten und dabei die Sonne genießen. Egal, ob du zum Bäcker um die Ecke rollst oder ohne bestimmtes Ziel die Gegend erkundest. Hier kannst du in Ruhe dein Board kennenlernen und herausfinden, was dir Spaß macht. Da das eigentliche Fahren recht schnell gelernt ist, erfordert es kaum Übung, bis du deinen ersten Cruise angehen kannst. Das Beherrschen der Fußbremse hilft dir in brisanten Situationen. Dancen Hier geht es um Style und Tricksen. Auch wenn keine echten Tanzschritte auf dem Brett vollführt werden, ist der Name nicht unberechtigt. Die meist auf längeren Boards vollführten Schrittfolgen erfordern Brettgefühl und Gleichgewicht. Aber auch als Einsteiger kommt man schnell zum ersten Erfolgserlebnis. Auf Events kannst du deine Tricks an den Moves anderer Fahrer messen. Pumpen Das Pumpen meint eine Art der Fortbewegung, die ohne Pushen auskommt. Lediglich mittels koordinierter Körperdrehungen und Lenkbewegungen kann man so weite Strecken zurücklegen. Bevor das Prinzip einmal verinnerlicht ist, braucht es ein wenig Geduld und Ausdauer. Danach lässt es sich beliebig ins Cruisen integrieren. Carven Was mit Skiern und Snowboard geht, funktioniert ebenso auf dem Longboard: Im engeren oder größerem Zickzack den Hügel hinabfahren, um die eigene Geschwindigkeit zu regulieren. Das In-dieKurve-Lehnen wie auch das Abdrücken im Kurvenausgang sind schnell gelernt und funktioniert auch bei gemütlichem Cruise-Tempo. Da Carven sein Potenzial erst an sanften oder steileren Hängen entfaltet, solltest du zumindest das Bremsen beherrschen. (Tech-)Sliden Stehen deine Rollen fast quer zur Fahrbahn und rutschen nur noch über den Asphalt, vollführst du gerade einen Slide. Dies funktioniert mit etwas Übung im Stehen, etwas einfach ist der Slide allerdings mit einer Hand am Boden. Diese Art der Brettbewegung bringt viel Spaß – verschleißt deine Rollen aber auch enorm. Im Tech-Sliding wird dies auf die Spitze getrieben, während Fahrer und Brett wild, aber kontrolliert, über den Boden wirbeln. Freeride/Downhill Adrenalinsüchtige Boarder finden beim schnellen Bergabfahren ihren Geschwindigkeitsrausch. Ohne die nötige Erfahrung, Sicherheitsausrüstung und unbefahrene Straßen kann dies aber schnell zu schweren Verletzungen führen. Professionelle Fahrer kämpfen regelmäßig auf gesicherten DownhillEvents bei halsbrecherischem Tempo um die beste Kurvenlinie.
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Die gebeugte Haltung beim Downhill - die Speedtuck" - minimiert den Luftwiderstand " und ermöglicht höhere Geschwindigkeiten.
Was machst du am liebsten, wenn du nicht rollst? Am liebsten gehe ich Surfen (Wellenreiten) und Snowboarden. Dann mache ich seit 44 Jahren Judo und mit 50 habe ich mit Rugby angefangen. Der Rest ist nicht jugendfrei. Wie viele Bretter stehen in deinem „Quiver“? Und wie viele davon fährst du regelmäßig? Longboards: circa zehn, inklusive Elektro-, Slalom-, Pool-, Downhill- und Skullboard. Mit dem E-Board fahre ich gerne größere Strecken und auch mal zum Einkaufen. Mit den anderen Boards, außerhalb ihrer eigentlichen Disziplin, schon mal zur Eisdiele oder an den See. Dann nutze ich gern die Boards mit Bremse, da ich barfuß ungern die Footbrake mache. Aber mit Abstand die meisten RollKilometer haben natürlich meine Downhill-Boards. Ich komme gerade von einer Woche Almabtrieb im Bayrischen Wald, wo sicher wieder mehr als 50 Kilometer dazugekommen sind. Welchen Ratschlag würdest du Einsteigern als Erstes mit auf den Weg geben? Gleich beim Boardkauf einen Helm sowie Knie- und Ellenbogenschützer dazu kaufen. Und nie ohne fahren! Erst auf ebenem oder nur leicht abfallendem Gelände üben: Den vorderen Fuß ganz weit vorn, leicht quer und fast über die vordere Achse stellen, den hinteren aber nicht auf die Hinterachse, sondern leicht hinter die Mitte. Mit dem hinteren Fuß anschieben, dann aufs Brett stellen. Sobald man das Lenken und Anschieben raus hat, gleich das Bremsen üben, indem man das Gewicht auf dem vorderen Fuß belässt und den hinteren mit leichtem Druck etwa in der Mitte neben das Board stellt.
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Foto Christian Rosillo
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Die Frage der Ortswahl Rechtliche Situation Da alle Formen von Skateboards als Spielzeug gelten, ist rechtlich einzig das Fahren auf dem Bürgersteig erlaubt und darf dort die 15 Kilometer pro Stunde nicht überschreiten. Gefälle Suche besser Gegenden oder Strecken mit keinem bis minimalem Gefälle. Je nach Interessenlage und Sicherheit kannst du dich stückweise vorantasten. Untergrund Je glatter, desto besser! Pass auf Äste, Steinchen oder Risse auf, bei langsamem Tempo bringen sie dein Brett ungewollt schnell zum Stehen. Auf sandigem oder feuchtem Untergrund kannst du in Kurven schnell wegrutschen. Sonstiges Halte Abstand zum Straßenverkehr, ein abtrünniges Brett fällt schnell den Autos zum Opfer. In ruhiger Umgebung kannst du dich voll auf dein Board konzentrieren.
Wenn man das mal drauf hat und eventuell auch schon mit dem Sliden angefangen hat, Slide-Handschuhe und Slide-Rollen besitzt, sollte man mal auf einen FreerideEvent gehen. Die gibt es mittlerweile zu Hauf. Außerdem kann man dort so viele Kilometer unter sein Board bekommen, wie sonst nur über Monate privaten Fahrens. Denn nach jeder Abfahrt wird man wieder hochgefahren, die Kurven sind mit Strohballen gesichert, die Strecken sind gesperrt und somit frei von Gegenverkehr. Meist ist noch eine Ambulanz vor Ort, falls man sich mal wehtun sollte. Nach so einem Event fährst du viel besser und sicherer als vorher.
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Wie beurteilst du die Zukunft des Longboardens in Deutschland allgemein? Hätte es das Potenzial zu einer Breitensportart? Klar, zu Anfang bestand die Core-Szene nur aus Downhill-Freaks. Die gibt es zwar immer noch, doch mittlerweile hat sich die Gesamtszene schon deutlich mehr dem Mainstream angepasst. Denn die meisten Longboarder fahren ja nicht – oder nicht oft – Downhill. Sie sehen in dem Board eher ein extrem praktisches Fortbewegungsmittel, ähnlich einem Fahrrad, das man in den Rucksack stecken kann. Womit schon der Vorteil zum Bike erklärt ist. Verglichen mit Inlinern haben sie den Vorteil, dass sie damit jede Rolltreppe hochdürfen und normales Schuhwerk, statt der stinkenden, eng geschnürten Plastikschuhe tragen können. Doch selbst der Großteil dieser Leute gehört für mich heute noch zu den Pionieren. Von ihrer Art, mit dem Sport umzugehen, hängt es ab, wie der Sport weiterlebt. Wenn irgendwann alle nur noch bei den Discountern und in der „E-Bucht“ kaufen und in der Folge minderwertige Billigboards den Markt überschwemmen, werden viele Leute ein falsches Bild vom Longboarden erhalten, niemals den richtigen Stoke fühlen können und wieder aufhören. Doch ganz in der Versenkung verschwinden wird dieser Sport schon deshalb nicht, weil das Longboard so praktisch und das Fahren so leicht erlernbar ist. Deshalb hat Longboarden auch das Zeug zum Breitensport.
Das kleine Longboard-Lexikon Bushings Die Lenkgummis bestimmen das Lenkverhalten deines Brettes. Als Alternative zu den „Stock Bushings“ aus deinen Achsen warten verschiedene Härtegrade und Formen auf dich. Leichte Fahrer können mit einer Härte ab 78a auskommen, bei einem Körpergewicht zwischen 70 und 100 Kilo wären 85a bis 95a empfehlenswert. Zu Anfang sind etwas härtere Bushings fehlerverzeihender. Concave Die meisten Bretter besitzen eine konkave Form, ihre Seitenkanten sind für mehr Halt in den Füßen leicht nach oben gezogen. Flex Der Flex eines Brettes gibt an, wie sehr es sich unter Gewicht verbiegt. Mehr bedeutet bessere Untergrunddämpfung, verringert aber auch die Kontrolle. Grip/Slide Grip verhindert seitliches Ausbrechen deiner Rollen bei starken Lenkbewegungen. Kontrolliertes Ausbrechen kann als Slide zum Bremsen genutzt werden. Rollenmaterial (Urethan) und Rollenform haben Auswirkungen auf diese Eigenschaften. Rocker/Camber Ein Brett, welches ohne Belastung bereits nach unten durchhängt oder nach oben gewölbt ist, hat Rocker beziehungsweise Camber. Letzteres findet man häufiger bei flexigen Decks. Speedwobbles Ist bei höheren Geschwindigkeiten zu wenig Gewicht auf der Vorderachse und fehlt die nötige Körperspannung, fängt das Board unter den Füßen an zu schlackern. Häufiger Grund von Stürzen, gerade bei Anfängern. Wheelbase Der Abstand zwischen den inneren Achsbohrungen deines Decks. Höhere Werte bringen mehr Trägheit aber auch größere Stabilität bei Geschwindigkeit.
Foto Adam Stokowski
Wheelbite Sind deine Achsen sehr agil, kann es bei kräftigen Lenkimpulsen vorkommen, dass dein Brett die Rolle berührt. Dabei kommt das Board abrupt zum Stehen, zumeist leider ohne dich. Verhindern kannst du dies mit härteren Bushings oder Riser-Platten, die den Abstand zwischen Achse und Deck vergrößern.
Ein Kreativer Longboarder nutzt die urbane Umgebung für sein Skaten und ein gelungenes Foto.
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Produktübersicht
Du weißt, du willst ein Longboard. Dir fehlt aber noch ein wenig der Überblick? Hier findest du einige Beispiele zu den gängigsten Boardtypen.
Pintail Pogo Speedneedle 120 Länge/Breite 120 x 24,5 cm Wheelbase 79,5/86 cm Flex wenig Concave 0,7 cm Preis 240 Euro www.pogo.biz
Anwendungsbereich Ideal zum Cruisen und Carven, die spezielle Form vermittelt ein intensiveres Surf-Feeling, die Speedneedle verträgt aufgrund der Konstruktion auch etwas mehr Geschwindigkeit.
Drop-Through NINETYSIXTY BooBam Länge/Breite 100 x 25,5 cm Wheelbase 78 cm Flex weich/mittel/hart Concave 1,6 cm Preis 80 Euro www.longboardshop.de
Anwendungsbereich Dank der Drop-Through-Achsmontage liegt dein Brett niedriger auf der Straße: Dies merkst du insbesondere beim Pushen. Aber auch das Querstellen – Sliden – gelingt damit leichter.
Allrounder BRÄDD Buddlschüff Länge/Breite 92 x 23 cm Wheelbase 52/55 cm Flex nein Concave 1,5 cm Preis 189 Euro www.fäddshop.de
Anwendungsbereich Zum Cruisen, Carven oder auch für kleinere Berge geeignet, dank kurzer Wheelbase etwas wendiger, mit dem Tail kommt der geübte Fahrer auch über Bordsteinkanten.
Mini-Cruiser Bastl Boards Calango Länge/Breite 83 x 23 cm Wheelbase 40 cm Flex nein Concave 1,2 cm Preis 75 Euro www.bastlboards.com
Anwendungsbereich Sehr agiler Cruiser, der schnelle Ausweichmanöver erlaubt; ist auch in Pool und Park zu Hause und dank der Größe schnell am Rucksack verstaut.
Trickser Earthwing Hightailer Länge/Breite 112 x 25,5 cm Wheelbase 61,5/64 cm Flex nein Concave 1,2 cm Preis 95 Euro www.earthwingboards.com
Anwendungsbereich Als überdimensioniertes Skateboard gefällt der Hightailer besonders den alten Street-Skatern, welche auf Nose und Tail nicht verzichten mögen, aber das Longboard-Gefühl suchen.
Dancer Loaded Bhangra Länge/Breite 123 x 24 cm Wheelbase 83 cm Flex zwei verschiedene Flexstufen Concave 1 cm Preis 229 Euro www.loadedboards.com
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Anwendungsbereich Auf der riesigen Standfläche mit Lifts an Nose und Tail findest du beim Cruisen oder Carven genug Platz für Dance-Moves und Tricks, die lange Wheelbase hilft dir dabei, erschwert aber den Fußgängerslalom.
3DOG camping – Hamburger Manufaktur für Zelt-Anhänger und Autodach-Zelte
10 Jahre ie Garant camping auf 3DOG u d Pro kte
Ausgeklügelte Konstruktion in funktionalem Design, detailverliebte Handarbeit, lokale Fertigung mit hochwertigen Materialien, nachhaltiger Service und Freude an der Arbeit. Ruft uns an, lasst Euch von uns begeistern und wir erstellen gern ein individuelles Angebot. Oder konfiguriert Euren Reisebegleiter direkt auf www.mein.3DOGcamping.eu Alle Events und Dauerausstellungen findet Ihr auf www.show.3DOGcamping.eu
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Vollkontakt im KörperAirbag
Bubble Soccer erobert deutsche Parkanlagen
Was bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien von den Fans wütend beschimpft wurde, gehört beim Bubble Soccer zum Pflichtprogramm. Voller Körpereinsatz ist gefragt, um die gegnerischen Spieler auf der Jagd nach Toren vom Ball zu trennen, oder besser noch, von den Beinen zu holen. Jever Fun präsentiert den neuen Trendsport des Sommers.
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inter der Bezeichnung Bubble Soccer verbirgt sich ein aus Skandinavien stammender Funsport, der gerade dabei ist Deutschland zu erobern. Umschreiben könnte man ihn am treffendsten mit Vollkontaktfußball, denn anders als beim herkömmlichen Fußball schaut man beim Bubble Soccer erst nach dem Gegner und dann nach dem Ball. Bis zu fünf Spieler pro Mannschaft stürzen sich in sogenannten Körperairbags ins Getümmel und liefern sich einen Schlagabtausch, für den man gelegentlich schwindelfrei sein sollte. Fouls werden hier nicht mit einer gelben oder roten Karte geahndet, sondern mit Beifall belohnt und haben meist rollende Akteure zur Folge.
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Ausgelassene Duelle und Rudelbildungen sind garantiert, wenn die Teams auf der Jagd nach dem mitunter nur noch schwer zu entdeckenden Ball losgelassen werden. Damit ist Bubble Soccer in diesem Sommer ein Garant für actiongeladene Abenteuer im Freien, genau wie das alkoholfreie Jever Fun als Durstlöscher für alle, die gern Spaß haben und zugleich sportlich aktiv sein wollen. Regeln gibt es für den größtmöglichen Spaßfaktor nur wenige, so darf ein Tor ausschließlich in der gegnerischen Hälfte erzielt und der Gegenspieler nicht von hinten angerempelt werden. Wurde man erst mal kräftig weggebumpt, ist Technik gefragt, um einerseits aus dem Rollen herauszukommen,
Text Florian Spieth Fotos bigballshamburg.de
angesagt
angesagt Runter vom Sofa, raus ins Freie
Bis zu zehn Leute können in zwei Teams gegeneinander antreten. Am meisten Spaß bringt Bubble Soccer natürlich im Freien.
andererseits nicht wie ein Käfer hilflos auf dem Rücken liegen zu bleiben. Mit einer Drehung auf die Vorderseite ist der aufrechte Stand meist am schnellsten wiedererlangt. Je häufiger man im Körperairbag steckend wieder auf die Beine kommen muss, desto anstrengender wird das Spiel. Deshalb dauert eine Partie für Laien auch nur acht Minuten, für erfahrene Spieler zwölf. Am besten wird ein fliegender Wechselspieler eingesetzt, um Pausen zum Durchatmen und für einen Schluck eiskaltes Jever Fun zu haben. In Hamburg sind die Bubble Soccer bereits auf diversen Grünflächen des Stadtgebiets vertreten und die Anzahl der Akteure wächst stetig. Mit rund 30 Euro Miete für zwei Stunden pro Ball ist Mitmachen nicht teuer, da sich mehrere Spieler durch die notwendigen Pausen einen Ball teilen können.
Delf Deicke von Big Balls Hamburg ist bereits jetzt fest davon überzeugt, dass auch im Winter in der Halle weiter gebumpt wird. Attraktiver ist das Fußball-Match der besonderen Art aber natürlich im Freien und bei strahlendem Sonnenschein. Auch wenn man in den transparenten Kugeln durch die oben und unten befindlichen Öffnungen weit weniger schwitzt, als man vermuten würde, ist eine laue Sommerbrise doch eine mehr als willkommene Abkühlung. Genau wie eine friesisch herbe Erfrischung mit Jever Fun nach einem harten Bubble Soccer Match.
Auf der Jagd nach Toren geht es auch darum, die Gegner gezielt auszuschalten und ins Rollen zu bringen.
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RAUS!
Foto-wettbewerb Ob zu Fuß auf wilden Wandertrails durch den Nationalpark oder per Mountainbike durchs karge Fjell: Wer mit purer Muskelkraft durch die Natur streift, erarbeitet sich seine Ziele. Und schärft das Bewusstsein für den nachhaltigen Einklang mit der Wildnis. RAUS! sucht dein Motiv mit skandinavischer Prägung. Maile uns dein Bild mit einer kurzen Beschreibung an fotowettbewerb@rausmagazin.de (Auflösung: 300 dpi). Die fünf beeindruckendsten Einsendungen honorieren wir zusammen mit Haglöfs, dem schwedischen Experten in Sachen Outdoorausrüstung. Einsendeschluss ist der 25. Oktober 2014. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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Beim Fotocontest der letzten Ausgabe suchten wir nach Aufnahmen von „unverzichtbaren Begleitern“. Das Gewinnerbild kommt von Jens Rossow: „Ich hatte das Glück, im letzten Jahr etwas herumkommen zu können. Wie zum bolivianischen Salar de Uyuni, einem riesigen Salzsee, der sagenhafte 150 Kilometer lang und 50 Kilometer breit ist. Soweit man schaut, nur reines Salz. Dieser Schuh hat mich bis dahin über ein Jahr begleitet und mich fast überall hingetragen. Da man in seinem Rucksack nicht ausreichend
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Platz für Wechselpaare hat, kann man sich den entstandenen Geruch nach solch einer Zeit vorstellen. Es handelt sich bei diesem Foto auch um die letzte Aufnahme dieses Schuhpaares, da ich zwei Tage später in einen See getappt bin, der kein Leben zulässt. Kein Fisch schwimmt darin, kein Vogel trinkt daraus. Statt also die Schuhe noch einmal intensivst zu reinigen, blieb nur noch die Mülltonne am Grenzübergang von Bolivien nach Chile. Von da an ging es ausschließlich mit Sandalen weiter ...“ Herzlichen Glückwunsch, Jens!
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Platz 1 „Salzseeperspektiven“ von Jens Rossow, Salar de Uyuni, Bolivien Preis: Millet Ubic 50+10 Platz 2 „Signalfarbe“ von Martin Kerstan, auf dem Fjällräven Classic, Schweden Preis: Millet Baikal 1100 REG Platz 3 „Sicherheit garantiert Aussicht“ von Julia Schmidt, Klettersteig Riffelscharte, Zugspitzmassiv, Deutschland Preis: Millet Trilogy Techno Zip Platz 4 „Trittsicher“ von Hanna Lang, Vik, Island Preis: Millet Trilogy Zip SS Platz 5 „Gourmetküche“ von Steffen Schubert, südlich von Galway, Irland Preis: Millet WDS Trilogy Hat
1. Preis
Haglöfs Barrier Pro II Hood
2. Preis
Haglöfs Bungy II Jacket
3. Preis
Haglöfs Tarius-5
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5. Preis
Haglöfs Corker Medium
Aus einer 1914 gegründeten Rucksackfertigung mit kleinen Stückzahlen ist Haglöfs zu einem weltweit führenden Anbieter technischer und nachhaltiger Outdoorprodukte mit moderner Produktentwicklung und strategischem Vertrieb herangewachsen. Bewusst handeln und Verantwortung übernehmen – dafür steht Haglöfs schon seit Langem. Themen wie Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und Menschenrechte spielen im gesamten Herstellungsprozess eine wichtige Rolle. Die Entwicklung hochwertiger Produkte mit einer langen Lebensdauer ist natürlich ein Teil von verantwortungsvollem Handeln, doch die Nachhaltigkeitsarbeit bei Haglöfs geht weit darüber hinaus. In der Bekleidungs kollektion von Haglöfs für Herbst und Winter 2014 tragen zum Bei• Zertifizierung durch bluesign spiel mehr als 60 Prozent der Produkte das Take-Care-Symbol. Bevor • Hergestellt aus Recyclingmaterial ein Produkt von Haglöfs mit dem Take-Care-Symbol ausgezeichnet • Hergestellt aus organischer Baumwolle wird, muss es mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllen: www.haglofs.com raus-magazin fünf 2014
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Mehr Inspiration, mehr Gefühl, mehr Abenteuer! Die Frische des Winters entdecken. Die nächste Ausgabe von RAUS! erscheint Ende November 2014. 94
raus-magazin fünf 2014
Das Inhaltspapier dieser Ausgabe wurde auf Recyclingpapier produziert, das vom Umweltsiegel BLAUER ENGEL zertifiziert ist.
Im Terra Oceanis Verlag erscheinen folgende Titel:
Direkte Bestellmöglichkeit unter: www.www.terraoceanisverlag.de
und nun raus!
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Foto Juan Cruz Rabaglia/Red Bull Illume
und nun raus!
A
bgetaucht in die bizarre Unterwelt: Nahe der Seitenmoränen des patagonischen Perito Moreno, im Umfeld des größten Gletschergebietes der südamerikanischen Anden, erkundet Leonardo „Cuny“ Proverbio eine Eishöhle. Über Tage und Wochen suchte sich der Wasserdruck zuvor einen Weg durch Risse und Spalten. Liter für Liter floss das Gletscherwasser heraus und legte so die vergänglichen Wände frei. Wegen des natürlichen Wandels des Gletschers ist kein Höhlenbesuch wie der andere. Farben und Größe ändern sich rapide. Fotograf Juan Cruz Rabaglia setzt den argentinischen Bergsteiger in einem dieser Momente in Szene. Und sich selbst ein kleines Denkmal: Seine Aufnahme landet unter den Finalisten der Kategorie New Creativity beim Red Bull Illume Contest 2013. Weitere Infos unter www.redbullillume.com
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randnotizen
Text Helen Brammer
M
an sagt, Qualität habe ihren Preis. Zumindest sagte man dies vor noch gar nicht allzu langer Zeit. Die Tendenz, die unsere sogenannte „Wegwerfgesellschaft“ zunehmend an den Tag legt, widerspricht dem nicht einmal, formuliert es nur anders: Nicht-Qualität hat kaum einen Preis. Wenn man einmal darüber nachdenkt, ist es absurd, wie sehr das alltägliche Denken davon bereits infiltriert wurde. Das bemerke ich an mir selbst, obwohl ich mich als sehr umweltbewusst einschätze. Hin und wieder erwische ich mich bei Gedanken wie: „Dieses T-Shirt wird vermutlich nach zwei bis drei Wäschen an Farbe und Form verlieren. Womöglich wird es auch nicht länger als ein Jahr halten. Aber dafür kostet es nur 7,95 Euro.“ Oft habe ich den Eindruck, dass die Menschen zunehmend vom „normalen“ Preis zugunsten von Dauerniedrigpreisen entwöhnt werden, deren Existenz wiederum kaum bis gar nicht mehr nachvollziehbar ist – jedenfalls nicht in Hinblick auf faire Produktionsbedingungen oder Nachhaltigkeit. Der Preis wird nur noch als absolute Größe wahrgenommen, nicht als etwas, das in Relation zu etwas (Wertigkeit, Lebensdauer) steht. Von geklebten Billigschuhen aus Plastik für 19,95 Euro erwarte ich inzwischen spätestens nach drei Monaten des Tragens, dass sie schon reif für den Müll sind, da eine Reparatur oder eine Neubesohlung die Kosten des eigentlichen Schuhs ad absurdum führen würde. Qualität hat eben ihren Preis. Weshalb ich einen vernünftigen Wanderschuh nach dem Kauf (Preis um die 200 Euro) auch gleich wohlwollend und mit reinem Gewissen in die Familie aufnehme, da ich weiß: „Dieser hier wird mich vermutlich für die nächste Dekade zuverlässig begleiten. Und deswegen hege und pflege, bürste und wachse ich ihn auch.“
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Helen Brammer
Weniger ist weniger
Es ist eine Investition, die meiner Meinung nach auch eine gute Beratung mit einschließt. Anders als bei 20-Euro-Schuhen, bei denen die einzige Leistung des Verkäufers im Höchstfall noch darin besteht, eine andere Größe aus dem Lager zu holen und das Wechselgeld korrekt herauszugeben. Wenn ich beispielsweise erfahre, dass mein zukünftiges Familienmitglied in einer deutschen Manufaktur gefertigt wurde, unter fairen Arbeitsbedingungen und bei angemessener Bezahlung der Mitarbeiter, muss ich nach dem Kauf definitiv keine grummelnde Moralpredigt meines schlechten Gewissens erwarten. Neuerdings, so erfuhr ich unlängst im Outdoorladen meines Vertrauens, ist die Herkunft des Leders mancher Wanderschuhe bis zum Bauernhof zurückverfolgbar.
Der Preis wird nur " noch als absolute Größe wahrgenommen, nicht als etwas, das in Relation zu etwas steht." Meine Theorie: Vielleicht ist es keine Unkenntnis, die Billigschuhketten von Produktberatungen abhält, sondern die simple Tatsache, dass es kaum etwas Positives über Material, Fertigung oder Löhne zu berichten gäbe. Eigentlich traurig, dass man sich daran mit der Zeit gewöhnt.
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