RAUS! 11

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urban

Per iSUP durch die City

visionär

Abenteurer und Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg

inspirierend

Crossboccia: grenzenlos, dreidimensional, verbindend

Naturnah

Raderfahrungen in Kuba

extrem

Trailrunner Jez Bragg läuft den Te-Araroa-Trail

Angesagt

Das OutdoorMagazin mit

Zeitgeist und Visionen für urbane Abenteurer

Balance in Frischluft: Slackline

AUSGABE 02 / 2013 | Ausgabe 11 | D 4 € | A 4 € | Benelux/E/I 6 € | CH 12 SFR



Foto Jörg Gondermann

herein

n unbekannten Orten zu übernachten, verleiht einem das Gefühl, mal richtig raus zu sein. Ob mit morgendlichem Minarettgesang, der durch die offenen Fenster eines sansibarischen Hotels dringt, umgeben von geflochtenem Bambus einer kleinen Hütte am exotischen Strand oder in einer Hängematte im Wind schaukelnd, irgendwo nahe der eigenen Stadt, zwischen zwei Bäumen. Gerüche, Geräusche und Frischluft: Eindrücke, die dich wieder frei fühlen lassen, nach Anstrengungen und Alltagsstress.

Jez Bragg übernachtet auf seiner Trailrunning-Expedition jede Nacht im gleichen Domizil, immer an einem anderen Platz. Der Extremläufer durchläuft Neuseeland, sein Wohnmobil ist für ihn Ort der Erholung nach täglichen 60-Kilometer-Läufen und unzähligen Eindrücken. Rüdiger Nehberg, Abenteurer und Menschenrechtsaktivist, besuchen wir in seinem schleswig-holsteinischen Basiscamp. Und erfahren von seinen Begegnungen im brasilianischen Urwald und in den Wüstenregionen Afrikas, die ihn auf den Pfad zu einem erfüllten Leben bringen.

Als unser Autor Jörg Gondermann mit seinem Sohn durch Kuba radelt, sind es die Casas particulares, Privatunterkünfte bei kubanischen Familien, die den Unterschied machen. Ihr Zelt und die Zeit zu zweit dagegen bringen sie in die Natur und den Dialog miteinander.

Viel Vergnügen an der Frischluft des Sommers. Und mit der neuen Ausgabe. Benjamin Hellwig

raus-magazin zwei 2013

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Foto Manuel Grafenauer

übersicht

inhalt

ein. Die RAUS!-Werkspionage. |

58 NATURNAH RADERFAHRUNGEN in KUBA

Ein Reisedomizil „hautnah“ zu erleben, ist oft nur leere Katalogphrase. Vater und Sohn schwingen sich auf ihre Räder und treten in Kuba in die Pedalen. Eine Reise durch die Natur

Heckmair ist in der anspruchsvollen Bergwelt genauso zu Hause wie an den Küsten des

der Karibikinsel, zu den Menschen, zu sich selbst. Und zueinander. |

Planeten. Im Gespräch mit einem Fotografen, der mit den Elementen spielt. Vor und hinter

UP PADDLING leicht gemacht

der Linse. |

16 FRISCHE LUFT SOMMER

Die heißen Tage kommen. Wir präsentie-

ren Brandneues für einen außergewöhnlichen Sommer. Für alle Sinne. In diesem Sinne:

24 RAUS! MIT keen Inspirierendes für Aktivitäten im Freien. | 26 POST VON ELLI SCHULTE | 28 SUPPORT ENVIROTREKS Naturräume voller

die RAUS!-News. |

gelingt der Start auf dem Gewässer deiner Stadt. | 74 ANGESAGT VIEL SPASS DA DRAUSSEN! Auf die Slackline, fertig, los! Mit Frischluft und Freunden, Gefühl und Körperspannung. | 76 ANZIEHEND SOMMERGEFÜHLE Lass dich inspirieren: Mit dem RAUS!-Sommershooting werden die warmen Monate des Jahres zum Highlight für alles, was draußen stattfindet. Und jetzt: hingucken auf die Hingucker! |

samkeit schaffen und zum Nachdenken anregen. Und setzt mit gemeinsamen Müllsam-

CROSSBOCCIA

melaktionen ein Zeichen. Respect the Mountains! |

32 EXTREM TRAILRUNNING

Jez

66 urban STAND

Mit aufblasbaren Boards und ein, zwei Handgriffen

Müll sind die Kehrseite vieler Bergsportregionen. Eine Non-Profit-Organisation will Aufmerk-

84 INSPIRIEREND

Crossboccia bringt dich raus! Die Freestylevariante

des Sports mit den silbernen Kugeln inspiriert. Lern dein Umfeld neu

Te Araroa. Das Extremabenteuer bringt den Trailrunner in faszinierende Landstriche und mitten

kennen. Grenzenlos, dreidimensional, verbindend. | 88 BILANZIERT ZEHN JAHRE DOSENPFAND Die Einführung des Pfandsystems

in die Kultur des Landes. Und an seine Grenzen. Ein Einzeller wird zum größten Widersacher

sollte eigentlich die Flut an Einwegverpackungen verringern. Nach zehn

Bragg durchquert Neuseeland. Zu Fuß. Rennend. Auf dem längsten Wanderpfad des Landes,

des Briten. |

42 VISIONÄR RÜDIGER NEHBERG IM INTERVIEW

RAUS! trifft den

Jahren ziehen wir Zwischenbilanz. Und stellen fest, dass inzwischen

92 EIGEN­

Abenteurer und Menschenrechtsaktivisten Rüdiger Nehberg. Und erfährt, dass man allein

zahlreiche Nebeneffekte den politischen Kurs begleiten. |

mehr vermag, als man sich normalerweise zutraut. Dass niemand sich für zu gering halten

LEISTUNG FOTOWETTBEWERB

sollte, Missstände, die ihn stören, einfach hinzunehmen. Ein Gespräch über Emotionen, Dank-

suchten wir nach Aufnahmen aus dem Leben im Freien. Wir präsentieren

barkeit und einen Lebensweg, auf dem die Umsetzung visionärer Ziele zu Erfolg und eigener

die Gewinner und stellen die neue Runde vor. Raus mit deiner Knipse

Erfüllung führt. |

50 auf spurensuche FÜNFUNDSIEBZIG

Ein besonderer

Moment fordert besondere Maßnahmen. Maier Sports beschließt zum Jubiläum innovative

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Veränderungen statt großes Brimborium. Und nimmt dabei eine Vorreiterrolle in der Branche

raus-magazin zwei 2013

Im letzten RAUS!-Magazin

94 ABONNEMENT | 96 UND NUN RAUS! | 98 AUSBLICK UND IMPRESSUM

und mitgemacht! Es lohnt sich! |

Covershot Jan Deicke

03 WILLKOMMEN IM SOMMER Herein bei RAUS! | 08 BILDERWELT AUF­ BRUCH Ungewöhnlich und einfühlsam, voller Emotionen und ohne Kompromisse. Fremde Orte mit viel Nähe. Tauch ein in die RAUS!-Sommerausgabe. Mit der Bilderwelt. | 14 NACHGEFRAGT FOTOGRAF HANSI HECKMAIR Es sind seine zwei Welten. Hansi


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bilderwelt

aufbruch! „Die im Wachen träumen, haben Kenntnis von tausend Dingen, die jenen entgehen, die nur im Schlaf träumen.“ Wols (1913-51), eigentlich Alfred Otto Wolfgang Schulze

S

echs Uhr morgens, sechs Grad Celsius in Thorong Phedi in Nepal. Um sich warm zu halten, lässt man entweder seine Füße im

warmen Daunenschlafsack stecken. Oder schaut, dass die Kids auf dem Platz dich zu Sonnenaufgang beim Guten-Morgen-Fangen mitspielen lassen. Glück gehabt,

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raus-magazin zwei 2013

Kamera Canon EOS 5D Objektiv 16-35 Millimeter Blende f 3,2 Zeit 1/250 Sekunde

Foto Hansi Heckmair

ich musste nicht frieren und durfte mitmachen.


bilderwelt

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bilderwelt

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bilderwelt

Z

illertal, Tirol, Österreich. Mein Ziel war es, außergewöhnliche Bilder für die Marke Salewa entstehen zu lassen. Fokussiert

auf Menschen, die sich lebendig fühlen, sobald sie den eigenen Komfortbereich verlassen, unterstützt durch herausragendes Equipment. Die Bilder sollten Situationen abbilden, in denen sich Athleten am Limit bewegen und nicht nur so tun. Genau dort sind

Foto Hansi Heckmair

diese Bilder entstanden – am Limit.

Kamera Canon EOS 5D Mark II Objektiv 16-35 Millimeter Blende f 9,0 Zeit 1/400 Sekunde

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bilderwelt

B

alangan, Indonesien. Es hat lange gedauert, bis ich mich getraut habe, nach Indonesien zu fahren, um perfekte,

schnelle Wellen zu surfen. Nachdem ich zehn Tage durchgepaddelt bin, war ich dann bereit fĂźr eine Pause. Somit fand ich die Zeit, meine Kamera in die Hand zu nehmen, um einige dieser schĂśnen

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Kamera Canon EOS 5D Mark II Objektiv 70-200 Millimeter Blende f 5,6 Zeit 1/1.250 Sekunde

Foto Hansi Heckmair

Momente zu fotografieren.


bilderwelt

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Hinter der Linse O u t d oo r f o t o g r a f H a n s i H e c k m a i r

H

ansi Heckmair verkörpert, was er fotografiert. Ob im schwierigen Bergterrain im Alpenraum, an den Küsten auf der Suche nach der perfekten Welle oder auf einer seiner vielen Reisen rund um den Globus. Er spielt mit den Elementen: vor und

hinter der Linse. RAUS! hat nachgefragt beim Fotografen.

Interview Jan Schernbeck Fotos Hansi Heckmair

Hallo Hansi! Beginnen wir mit einem

reizt dich am Ozean, was den Ber-

gewöhnlichen Menschen. Sowohl bei Auf-

klassischen Einstieg: Wie bist du zur

gen abgeht? Eigentlich will man ja bekannt-

tragsarbeiten, privat als auch bei Reportagen.

Fotografie gekommen? Ursprünglich wollte

lich immer das haben, was man gerade nicht

Eine einzigartige Entstehungsgeschichte steckt

ich immer eine kreative Richtung einschlagen,

hat. So ein bisschen Wahrheit ist schon dran.

meistens dahinter. Bilder, die mich bewegt und

um mich auszudrücken, zeichnerisch sind mir

Ich könnte jederzeit meine Koffer packen, mit

berührt haben, entstanden häufig bei fernen

meine Nichten und Neffen bereits weit voraus

dem Surfboard unter dem Arm Richtung Strand

Auslandsreisen. Spontan, ungeplant und unvor-

und musikalisch reicht es für einen Einsatz spät

losziehen. Sobald ich aber in die Berge gehe,

hersehbar. Situationen, die entstehen, weil du

abends am Lagerfeuer. Mit meinem aktuellen

lasse ich immer mehr los vom Wollen und freue

zur richtigen Zeit am richtigen Platz bist. In die-

Schwerpunkt Outdoor – Fashion – Reportage ist

mich, einfach nur da zu sein. Oft kommt es mir

sen Momenten hast du nur eine Chance, einen

es nicht schwierig, die Wurzeln meines fotogra-

so vor: Je höher und weiter man in die Bergwelt

Versuch, auf den Auslöser zu drücken und das

fischen Ursprungs rauszulesen. Der erste Funke

hineintaucht, desto klarer wird einem, wie wenig

Ding in den Kasten zu bringen.

zur Fotografie kam über das Klettern. Darauf

man eigentlich braucht. Zu vergleichen ist das

folgend habe ich während einer sechsmonatigen

mit dem Surfen. Das intensive Leben und Spielen

Im Zusammenhang mit Bildern fällt

Reise quer durch Südamerika fleißig geübt.

mit den Elementen, ob auf 3.000 Metern oder

häufig der Ausdruck „Fotoblick“.

auf Meereshöhe, zeigt einem, wie wenig einem

Was hat dir geholfen, deinen Blick

Für die meisten Outdoor- und Sport-

eigentlich abgeht.

fotografen sind die Berge das

zu schärfen? Der Fotoblick, mmmh, ich hoffe, ich habe noch keinen, meine Freundin

klassische Terrain. Du fotografierst

Hinter welchem deiner Bilder steckt

sagt ab und zu, ich schaue wie ein Auto, aber

aber auch am Meer, beschäftigst

eine ungewöhnliche Entstehungs-

anderes Thema ... Jetzt im Ernst: primär über

dich mit dem Thema Surfen. Was

geschichte? Oh, schwierige Frage. Zu viele

das Reisen. Ich denke, kulturelle Unterschiede

Bilder, zu viele spezielle Momente mit außer-

öffnen die Augen für neue Ansichten und Blickwinkel. Perspektivisches Wahrnehmen konnte ich durch die vielen Shootings trainieren, aber auch durch mein Streben, mich fortwährend weiterzuentwickeln. Die größte Motivation, den Blick zu schärfen, ist der Spaß an der Fotografie selbst. Sie hat mir geholfen, die Augen weiter zu öffnen und Situationen und Ereignisse mit mehr Raum zu betrachten.

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nachgefragt

Eine deiner Arbeiten für Salewa wurde dieses Jahr mit dem ISPO Gold

Was waren die Herausforderungen

Award ausgezeichnet. Das Siegerbild

für dich bei dieser Produktion, so-

es am schönsten ist. Das Team, angefangen

zeigt einen Kletterer beim Freeski

wohl sportlich als auch auf krea-

von der Kreativagentur, über den Kunden bis

Mountaineering am Berg im Schnee-

tiver Ebene? Die sportliche Herausforderung

hin zu den Models, bestand ausschließlich aus

gestöber. Kannst du etwas über die

lag darin, sich bei wechselhaften Wetterbedin-

Kollegen und Freunden aus der Region. Die

Entstehung des Bildes erzählen? Die

gungen und anspruchsvollem Terrain auf die

ausgiebigen Brotzeiten, die großen Pausen

Entstehungsgeschichte des Bildes beginnt bereits

komplexen Anforderungen zu konzentrieren. Auf

zwischen den Sets und die riesige Gaudi

weit vor dem eigentlichen Ablichten der Situation.

kreativer Ebene habe ich es als herausfordernd

waren die beste Voraussetzung für einen

Liegt die grobe Vorstellung der Idee auf dem

empfunden, Wind, Sonne und Schnee für mich

optimalen Output.

Tisch, geht es an die Planung und Durchfüh-

arbeiten zu lassen. Woran arbeitest du aktuell?

rung. Mit einem guten Draht zum Wetter, einer detaillierten Suche nach einer perfekten Location,

In deinem Portfolio findet sich auch

Oh, viele Projekte. Zudem entwickle ich mich

einem motivierten Team, einer außergewöhn-

eine Produktion für einen regio-

weiter, will vermehrt mit bewegten Bildern

lichen Perspektive ist es an der Zeit, die Situation

nalen Trachtenhersteller. Was war

durch Filmen arbeiten. Vorab jedoch wird es

vor Ort perfekt zu koordinieren – um dann

das für ein Projekt? Ein Heimspiel. Das

nach diesem großen Winter in den Bergen

einzigartige Bilder zu produzieren.

Shooting hat mir wieder gezeigt, dass man

mal wieder Zeit für das Meer!

nicht immer um den Globus reisen muss, um Wo ist das Bild entstanden? Das war

spezielle Plätze zu finden. Dahoam ist da, wo

in Tirol, in der Zillertaler Region. Ziel bei dieser Produktion waren Bilder, die Athleten in authen-

WEITERE INFOS UNTER

www.hansiheckmair.com

tischen Situationen am Limit zeigen. Da musst auch du dich als Fotograf am Limit bewegen.

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frische luft

NEWS

Wir genieSSen die wärmste Jahreszeit des Jahres in vollen Zügen. Noch schöner wird sie mit dieser bunten Vielfalt an tollen Produkten.

Was auf die

Ohren

Bereits seit 20 Jahren gibt es PROTEST inzwischen. Um das zu feiern, hat sich die niederländische Boardsportmarke mit dem Audiospezialisten Frends zusammengetan und einen Kopfhörer entwickelt, der speziell an die Bedürfnisse von

Hingucker

Snowboardern angepasst ist. The Light vereint hochwertige Materialien mit minimalistischem Retrodesign und einzigartigem Sound. Auf steilen Pisten und in der City ist der Premiumkopfhörer ein idealer Begleiter. Die Kosten liegen bei 129,99 Euro. Weitere Infos unter www.protest.eu

Die perfekte

Welle

Chiemsee und Robinson veranstalten erstmalig vom 05. bis 12. November 2013 ein Surfcamp – „only for Girls“! Ob Einsteigerin oder Surferin mit Vorkenntnissen – das Waveriding Girls Camp ist ideal für alle wassersportbegeisterten Girls. Zusammen mit den beiden Chiemsee-Teamfahrerinnen Janni und Sonni Hönscheid lernst du nicht nur die wunderschöne marokkanische Küste kennen, sondern auch die wichtigsten Surfkenntnisse und -tricks. Die Strände in Agadir bieten für jedes Niveau eine schöne Welle. Neben Entertainment auf dem Wasser und am Strand bietet die stadtnahe und komfortable Unterkunft im Robinson Club Agadir für junge Leute ein wildes Nachtleben nach dem Surfen. Erleb eine Woche voller Sonnenschein, Tipps und Tricks von den Chiemsee-Teamriderinnen und tolle Wasseraction zum Topeventpreis. Anmeldung zum Waveriding Girls Camp unter www.robinson.com/waveriding

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Bunt, chic und dabei unglaublich vielseitig: Das Plasmic Jacket von Bergsportspezialist Mountain Hardwear ist mit seinen 2,5 Lagen nicht nur besonders leicht, sondern auch wasserdicht. Egal ob bei einer kurzen Bergtour oder einem Spaziergang im Sommerregen, diese Jacke hält dich garantiert trocken. Dafür sorgt die „Dry.Q EVAP“-Technologie, die Feuchtigkeit schneller nach außen abtransportiert. Das Jacket gibt es für 120 Euro. Weitere Infos unter www.mountainhardwear.com Gemeinsam mit Mountain Hardwear verlosen wir je ein Plasmic Jacket für Mann und Frau. Um teilz unehmen, schreib einfach eine Mail mit dem Betreff „Plasmic Jacket“ an verlosung@t-o-v.de und mit etwas Glück trotzt du mit dieser tollen Jacke bald Wind und Wetter! Einsendeschluss ist der 31. Juli 2013. Der Rechtsweg ist ausgeschloss en.


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Mit E-llume stellt das US-amerikanische Unternehmen ZEAL Optics das weltweit erste und einzige Brillenglas auf Pflanzenbasis vor. Möglich ist dies durch eine neue Materialzusammensetzung mit Rizinusöl, die die Verwendung von Rohöl überflüssig macht. ZEAL setzt auf die Prinzipien, sozial und umwelttechnisch verantwortlich zu handeln und dabei gleichzeitig dem hohen Qualitätsstandard zu entsprechen. Zu haben sind die Sonnenbrillen ab 89,95 Euro. Weitere Infos unter www.zealoptics.com

Schöne

träume Tritt-

sicher

Der Sommer ist die beste Zeit zum Campen.

Barfußlaufen ist die natürlichste Form des Laufens.

nannte Offset Layer Construction, die „Thermo

Um diesem Gefühl so nah wie möglich zu kommen, hat Merrell seine Barefoot-Casual-Kollektion entwickelt. Mit dem federleichten Ballerina Zest Glove aus weichem Leder für die Frau und den Alltagsschuh Tour Glove für den Mann haben die Füße unmittelbaren Bodenkontakt, zusätzlich wird die oft vernachlässigte Fußmuskulatur trainiert und gestärkt. So ist man für jeden Stadtbummel und auf Reisen gut ausgestattet und sieht dabei auch noch chic aus. Den

Um dabei nachts im Zelt oder unter freiem Sternenhimmel auch wohlig eingepackt zu sein, ist der Kunstfaserschlafsack Bering von Nordisk der ideale Begleiter. Durch die sogePassend zum Sommer verlosen wir einen Zest Glove (Größe 39) und einen Tour Glove (Größe 43). Schick uns dazu einfach eine Mail mit dem Betreff „Merrell Glove“ an verlosung@t-o-v.de. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Verfeinert Wer gern kocht oder einen Salat zubereitet, kommt um ein gutes Speiseöl nicht herum. Soll es aber ein ganz besonderer Geschmack sein, dann bedarf es schon eines hervorragenden, nativen Olivenöles wie Moria Elea. Dieses Öl mit seiner fruchtigsüßlichen Note wird nur in der Argolis auf der Peloponnes, einer der fruchtbarsten Regionen Griechenlands mit ihrem speziellen Mikroklima, angebaut. Verwendet werden die klassischen Olivenölsorten Koroneiki und Manaki zu gleichen Teilen. Zu haben in der 500-Milliliter-Flasche für 29,95 Euro oder in der edlen Holzschatulle für 39,95 Euro. Weitere Infos unter www.moriaelea.com

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frische luft

Foto Brian Skerry/Knesebeck Verlag

Augenöffnend Die Erde aus der Weite des Orbits zu betrachten, sorgt bei jenen, die das Privileg eines Weltraumspaziergangs erleben, für demütige Gedanken und aufkommende Fragen. Gehen wir mit unserem Planeten und all seinen fragilen Zusammenhängen umsichtig genug um? Was läuft aus dem Ruder? Wer sich durch die Seiten des neuen Bildbands von Yann Arthus-Bertrand arbeitet, wird mit den gleichen Fragen konfrontiert. Zusammen mit Unterwasserfotograf Brian Skerry hat sich der 67-jährige Franzose in einem über 300 Seiten starken Werk den Ozeanen zugewandt. In „Der Mensch und die Weltmeere“ eröffnen die beiden einen Blick auf die Schönheit der Meere, aber auch auf Konflikte des Zusammenwirkens von Mensch und Natur – in eindrucksvoller und zugleich bedrückender Weise. Da verblüffen auf der einen Seite farbenprächtiger Artenreichtum und faszinierende Wasserlandschaften: ein Schwarm junger Welse, ein kalifornischer Zitterrochen im Algenwald, eine von Mangroven gesäumte Lagune in Honduras. Arthus-Bertrand hat nach seinem Erfolg mit „Die Erde von oben“ – Aufnahmen dieses Bandes wurden in mehr als 80 Städten rund um die Welt von Millionen Menschen gesehen – neben dieser Schönheit auch die Verletzlichkeit der großen Wassermassen und seiner Lebewesen im Fokus. Kontrastreich folgen da beispielsweise Aufnahmen zum Thema Überfischung. Ein Roter Thunfisch aus dem

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Atlantik, gefangen in einem Netzkäfig. „Die Technik, die unter dem Begriff ,Thunfischmästen‘ bekannt ist, besteht darin, junge wilde Thunfische zu fangen und in Käfige zu sperren, um sie zu mästen [...]“, heißt es beispielsweise im Kurztext, der im Anschluss an einen Block aus doppelseitigen Aufnahmen über Hintergründe informiert. Auch ein weiterer Themenkomplex stimmt nachdenklich. Arthus-Bertrand und Skerry beschreiben die Ozeane als globalen Abfalleimer, porträtieren die Müllproblematik in den Meeren. Experteninterviews geben an dieser wie an vielen anderen Stellen des Bildbands einen spannenden Einblick in Hintergründe und Lösungsansätze, der einem die Augen öffnet. Wie beispielsweise ein Gespräch mit


Foto Yann Arthus-Bertrand/Knesebeck Verlag

Charles Moore, Seemann, Ozeanologe und Gründer der Algalita-Stiftung für Meeresforschung. Zufällig stößt er auf den „Plastikkontinent“, eine gigantische Ballungszone voll Plastikmüll, 10.000 Quadratkilometer groß. Die Bedrohung sei immens, Fische und Seevögel verenden, weil sie Plastikpartikel aufnehmen. Und der Strudel wachse: „Jedes Jahr werden 6,5 Milliarden Kilogramm Plastikmüll in die Meere geschüttet.“ Den beiden Autoren gelingt mit ihrem Werk der Spagat – und ihr Projekt geht weiter. Mit der Stiftung Goodplanet zielt Gründer Arthus-Bertrand auf einen bewussteren und respektvolleren Umgang mit der Erde und entwickelt Lösungsstrategien.

Foto Yann Arthus-Bertrand/Knesebeck Verlag

Yann Arthus-Bertrand & Brian Skerry

„Der Mensch und die Weltmeere“ 304 Seiten, 200 farbige Abbildungen Knesebeck Verlag 39,95 Euro


advertorial

Panasonic HX-A100: das schwebende Weitwinkelauge Actionkameras mit Full-HD-Aufnahmefunktion liegen voll im Trend. Ob auf der Skipiste, beim Klettern oder beim Mountainbiken, die Miniatur-Multitalente gehören mittlerweile fast zur Standardausstattung, um die sportlichen Erlebnisse teilen zu können. Mit der HXA100 hat jetzt auch Panasonic eine Actionkamera auf dem Markt, die verglichen mit bekannten Modellen eher unkonventionell anmutet. Wir haben sie einem ersten Praxistest unterzogen.

K

antig, quadratisch und für den Einsatz im Wasser meist von einem separaten Gehäuse geschützt – das ist die bisherige Vorstellung einer klassischen Actionkamera. Mit der HX-A100 bricht Panasonic nun mit allen bekannten Maßstäben und geht einen völlig neuen Weg. Die Bauform dieses Hochleisters erinnert eher an eine kleine Taschenlampe als an eine Kamera. Sie besteht aus einem Objektivgehäuse, das gerade einmal 30 Gramm auf die Waage bringt, und ist über ein Kabel mit der Steuereinheit verbunden. Dieses kleine Kästchen findet problemlos in der Hemdtasche Platz, kann alternativ aber auch am mitgelieferten Armband befestigt werden. Attraktiv für alle Outdoorsportler ist sie besonders, weil das gesamte System staubdicht und zudem bis 1,5 Meter Wassertiefe für bis zu 30 Minuten wasserdicht ist. Unsere knapp zweistündige Testfahrt hat die HX-A100 trotz einiger harter Einschläge problemlos überstanden. Klein, aber leistungsstark: Trotz der geringen Maße trumpft die HX-A100 mit durchaus ansehnlichen technischen Leistungsmerkmalen auf. Full-HDAufnahmen mit 50 fps oder Zeitlupen (1.280 x 720) mit 100 fps beziehungsweise 200 fps (640 x 360) werden durch einen Verwackelschutz und die Level-Shot-Funktion, die den Bildhorizont geraderückt, mit hoher Brillanz auf einer Micro-SD-Karte gespeichert. Im Lieferumfang ist außerdem eine Kopfhalterung mit Kugelgelenk enthalten, in welche die HX-A100 eingesteckt wird. Auf diese Weise entgeht dem 160-Grad-Weitwinkelobjektiv kein einziger Moment deines Abenteuers. Durch das im Kameragehäuse integrierte Mono-Mikrofon können Tricks auf Bike und Board sogar noch live kommentiert werden. Bei starkem Wind war die Tonaufnahmequalität während unserer Testfahrt ebenfalls relativ gut, was auf die effektive Windgeräuschunterdrückung zurückzuführen ist. Fotos können mit der HX-A100 mit einer Auflösung von bis zu 5,3 Megapixel geschossen werden. Die maximale Aufnahmedauer wird mit 140 Minuten angegeben.

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Mit Filmen und Fotografieren allein ist es aber noch längst nicht getan. Mit einer von Panasonic angebotenen App kann das iPhone oder das Tablet komfortabel als Monitor für die Aufnahmen genutzt werden. Diese lassen sich dann durch das entsprechende Endgerät sogar starten und stoppen, also fernbedienen. Diese Funktion ermöglicht das integrierte WiFi, mit dem auch direkt nach der Session das produzierte Filmchen mit Freunden geteilt werden kann. Alternativ besteht sogar die Möglichkeit, die Daheimgebliebenen via Ustream live am Geschehen teilhaben zu lassen. Mit Armband und Kopfhalterung ist die HX-A100 ab sofort für 299 Euro in Schwarz oder Orange erhältlich. Außer einer Speicherkarte wird kein zusätzliches Zubehör benötigt, um sofort losfilmen zu können. Im Praxistest schlug sich die HX-A100 tadellos. Die Stabilität der Kamera war hervorragend, auch bei ruppigen Passagen kam es nicht zum Verlust des Sets. Trotz durchwachsener Wetterverhältnisse waren wir von der Leistungsstärke des Sensors beeindruckt, der selbst beim Einbruch der Dämmerung noch nahegehend rauschfreie Bilder zuließ. Eine ernst zu nehmende neue und unkonventionelle Miniaturkamera, die das Potenzial hat, den Markt der Actionkameras aufzumischen.


frische luft

Unbedingte Liebe zum Leben Text Thomas Garms

Sonni Hönscheid ist Deutschlands erfolgreichste Surferin und zweifache Weltmeisterin im SUP. Jetzt macht sie auch noch als Künst­ lerin Karriere.

D

iesiger Wind, Sand unter den Füßen und ein sonniges Lächeln. Sonni Hönscheid, älteste Tochter von Windsurflegende Jürgen Hönscheid, steht mit leicht auseinandergestellten Beinen am Flutsaum des Brandenburger Strandes und erzählt von sich und ihrer Kunst. Sie ist Hochleistungssportlerin im Surfen, Windsurfen und Stand Up Paddling, aber auch Designerin und Künstlerin. Vom 17. August bis 06. Oktober 2013 wird sie in der Galerie des Kaamp-Hüses in Kampen auf Sylt ihre erste Kunstausstellung haben. Mit inzwischen zwölf Auszeichnungen als deutsche Meisterin im Wellenreiten ist sie Deutschlands erfolgreichste Surferin. Zudem wurde Sonni zweifache Weltmeisterin im Stand Up Paddling. Entsprechend bunt, beschwingt und lebensfroh ist auch ihre an Pop-Art orientierte Kunst. „Die Sachen besitzen viel Flow“, sagt Sonni. Die meisten ihrer Bilder entstehen assoziativ, nehmen den Betrachter mit auf eine Fantasiereise voll fließender Farben und Formen. Ihr künstlerisches Werkzeug sind Posca-Marker, Farbstifte auf Wasserbasis. „Das ist für mich am einfachsten. Die Marker kann ich überall mit hinnehmen“, erklärt Sonni. „Sie gibt es in verschiedenen Stärken, mit verschiedenen Spitzen. Meistens male ich auf Leinwand, die ich gut

in meiner Tasche verstauen kann.“ Ein unkompliziertes, leichtes Handwerkszeug ist für Sonni wichtig, da sie ihre Werke oft unterwegs anfertigt. Eine Zeit lang ist sie nach alten Finnen getaucht, die sie später bemalt hat. „Auf Hawaii gibt es diesen Kanaha-Surfspot, dort gibt es einen Felsen, der dicht unter der Wasseroberfläche liegt“, erzählt sie. Ihr gefällt es, Gegenstände zu bemalen, die schon eine Geschichte haben, die geprägt sind von der Patina des Lebens. Wenn die Arbeiten fertiggestellt sind, werden sie mit Klarlack geschützt. Firmen wie Chiemsee, Capri Sonne, Starboard, Jucker Hawaii/Skateboards beauftragen Sonni mit Designs. Im Kaamp-Hüs, einem alten Friesenhaus mit modernem Interieur, werden unter dem Motto „Peace, Love, Sylt“ rund 30 Exponate zu sehen – und auch zu kaufen – sein. Ob es ihr schwerfällt, sich von ihren Bildern zu trennen? „Irgendwie schon, an jedem Werk hängt eine Menge Herzblut “, sagt Sonni. Und die nächste Herausforderung wartet schon – das Prestigerennen „Molokai 2 Oahu“ auf Hawaii. Es ist das härteste Open Ocean Paddle Race der Welt, aber auch wieder ein Ort voller künstlerischer Inspiration. raus-magazin zwei 2013

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Du willst raus, aber dir fehlen ideen, was du machen könntest? Dann lass dich hier inspirieren! wir geben dir anregungen für aktivitäten im freien.

Raus! mit 2 Stunden

Discgolfen 1 ta g Foto Waldseilgarten-Höllschlucht

Grüne Wiesen, das Runde ins Runde bringen, von Anspielpunkt zu Anspielpunkt ... Das ist Discgolfen, eine in den 70er-Jahren in den USA entwickelte Sportart für alle Altersgruppen, die mit Freunden am meisten Spaß macht. Die Regeln gleichen denen des Golfs, man versucht, einen Kurs, der meistens aus 18 Bahnen besteht, mit möglichst wenigen Würfen zu durchlaufen. Es wird mit einem Frisbee von einem festgelegten Punkt aus auf spezielle Fangkörbe in 40 bis 250 Metern Entfernung geworfen. Trifft man nicht, wird von der Stelle aus weiter auf den Korb geworfen, an der das Frisbee auf dem Boden aufgekommen ist. In Deutschland gibt es zur Zeit 56 fest installierte Anlagen, auf denen die Umweltverträglichkeit deutlich wird, denn zum Discgolfen sind keine großen Eingriffe in die Natur nötig.

Kosten circa 15 Euro Weitere Infos unter Frisbeescheiben bekommst du zum Beispiel unter www.frisbeeshop.com Einen Discgolfplatz in deiner Nähe findest du unter www.discgolf.de

1 Tag

2 std. Foto www.flickr.com/Jeffrey/formatc1

Schlafen im Baum Der leichte Wind lässt das Laub säuseln und wiegt dich in den Schlaf. Du fühlst dich frei, völlig abgehoben und in einer anderen Welt, denn heute wirst du die Nacht in einem Portaledge verbringen. Dies ist ein Bett, das im Baum hängt und dir einen Ausblick bietet, den sonst wohl kein Schlafzimmer der Welt hat. Die Sonne von einer so exponierten Lage aus untergehen zu sehen, ist ein atemberaubendes Erlebnis. Um dir ein sicheres Gefühl bei der ganzen Sache zu geben, wirst du in die notwendigen Klettertechniken eingewiesen, die nötig sind, um das Bett selbstständig zu besteigen und zu verlassen. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, denn das Abendessen und das Frühstück werden im Baum eingenommen.

Ort Waldseilgarten Höllschlucht in Pfronten Kosten 250 Euro pro Person Weitere Infos unter www.waldseilgarten-hoellschlucht.de/schlafen_im_baum.html

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1 Wochenende

Mauerradweg

Foto Natur Pur Outdoorsports GmbH

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Wenn du keine Lust hast, die irritierende deutsche Geschichte in einem Buch nachzulesen, sondern sie erfahren willst, dann lohnt sich eine Radtour auf dem Mauerweg in und um Berlin. Der insgesamt 160 Kilometer lange Weg führt dich neben den bekannten Erinnerungsorten wie Checkpoint Charlie oder Potsdamer Platz auch zu völlig unbekannten Patrouillepfaden, Spionagetunneln und Mautwegen. All das durch Berlin und die landschaftlich reizvolle Umlandgrenze zu Brandenburg. Ein echtes Highlight, das jede Touristenbusfahrt in den Schatten stellt!

Foto visitBerlin | Scholvien

Länge insgesamt 160 Kilometer mit verschiedenen Routen Weitere Infos unter www.berlin.de (Suche nach „Mauerweg“)

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1 WOCHE UND LÄNGER

abenteuerwoche im ötztal

Für Abenteuerlustige gibt es immer etwas zu entdecken. Wer gern Klettern und Wildwassererlebnis verbinden möchte, ist im Ötztal genau richtig. Dort gibt es eine Reise zu erleben, bei der man an fünf Tagen fünf erlebnisreiche Stationen durchläuft: Zuerst kommt ein Outdoorpark mit Hochseilgarten, anschließend folgt eine Raftingtour mit dem Schlauchboot. Daran schließen sich drei Tage an, an denen man sich abwechselnd beim Canyoning und in den skurrilen Felsformationen eines der schönsten Tiroler Klettersteige austoben darf. Wer immer noch die Abenteuerlust juckt, kann den Trip vor Ort optional noch um geführte Wanderungen, Höhlenexkursionen oder Mountainbiken erweitern und mit zubuchbaren Grillabenden verfeinern.

Ort Sautens/Österreich Zeit Mai bis September // Montag bis Freitag Kosten 318 Euro Weitere Infos unter www.rafting-canyoning.de

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Foto unclesam

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Berge voller Müll Bewusster handeln mit Envirotreks Text Benjamin Hellwig Fotos Respect the Mountains

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b mit der Frühlingssonne im Urbanen oder zu Beginn des Sommers in den Bergen: Ist der letzte Schnee geschmolzen, offenbart sich der Müll. Während in der Stadt wie selbstverständlich die Straßenreinigung einspringt, bleiben gerade Wintersport­ regionen einige Monaten nach dem Pistenspaß gespickt von achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen, Plastikmüll und Getränkedosen. Die Auswirkungen von rund 100 Millionen Besuchern sind in den deutschen Mittelgebirgen und der europäischen Alpenregion immens. „Respect the Mountains“ will Besucher dieser Landschaften für einen bewussten und nachhaltigen Umgang mit der Natur sensibilisieren. Die Non-Profit-Organisation, gegründet vor rund neun Jahren, veranstaltet in Zusammenarbeit mit Keen Footwear als Hauptunterstützer sowie EOCA, Barefoot Wines und Bergans of Norway als weitere Sponsoren zahlreiche Events, die für Aufmerksamkeit sorgen und zum Umdenken anregen sollen. Bereits zum fünften Mal sind sogenannte Envirotreks das Zeichen für den Wandel. An ausgewählten Orten und Tagen kommen in diesem Sommer in Flusstälern und an Bergflanken engagierte Bergweltfreunde, Unternehmen und Verbände zusammen, um den Müllbergen die Stirn zu bieten. Zwei Stunden lang widmen sich die Teilnehmer mit Säcken bewaffnet der Wiederherstellung der Natur. Und sammeln ab, was nicht in die Berge gehört. Danach warten die Belohnungen. Die Organisation tischt für die Teilnehmer zunächst ein stärkendes Barbecue auf. Mit neuer Energie beginnt darauf das individuelle Abenteuer. Respect the Mountains organisiert vor Ort Outdooraktivitäten wie Klettern, Rafting oder Mountainbiking. Optimale Gelegenheiten, den eigenen „Playground“ von einer neuen Seite kennenzulernen. Und dessen Wertschätzung noch einmal zu vertiefen. Envirotrek-Managerin Joanne Wissink bringt es auf den Punkt: „Viele der Teilnehmer sind überrascht, wie viel Spaß solche Clean-ups machen können. Es ist ein faszinierender Tag, man trifft interessante Menschen und erlebt auf eine sehr besondere und aben-

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teuerliche Weise die Natur.“ Im letzten Jahr waren die Envirotreks ein voller Erfolg. Auch wenn die blanken Zahlen bei so manchem auch für Erstaunen sorgen könnten: In über 1.000 Arbeitsstunden füllten sich 350 Säcke mit einem Gesamtgewicht von 1.750 Kilogramm Abfall. Kleinstmüll, aber auch Altmetall, verlassene Zelte, Ölkanister oder Autoreifen belegen die Notwendigkeit, sich für einen bewussten Umgang mit der Natur zu engagieren. Respect the Mountains will die Vorjahreszahl von 500 Teilnehmern noch einmal toppen und startet Clean-ups erstmals in acht europäischen Naturregionen. Der Haufen an Müllsäcken darf dabei am Ende gern kleiner werden: „Wir sollten hoffen, dass wir dieses Jahr auf weniger Müll treffen“, sagt Joanne.

England 23. Juni 2013 Lake District Niederlande 30. Juni 2013 Schoorl Frankreich 24. Juli 2013 Samoëns

Envirotreks 2013 Deutschland 06. Juli 2013 Simmerath-Einruhr (Eifel) 20. Juli 2013 Hausberg (Garmisch-Partenkirchen) 27. Juli 2013 Schauinsland (Schwarzwald) Österreich 09. Juli 2013 Mayrhofen-Hippach

Teilnahmeinfos Maximal 80 Teilnehmer pro Event, 10 Euro Teilnahmegebühr Ablauf 9.30 Uhr | Ankunft der Teilnehmer, Gruppeneinteilung und Aushändigung von Arbeitsmaterialien wie Müllsäcke, Greifzangen, Handschuhe sowie T-Shirts 10 Uhr | Start des Clean-ups 12.30 Uhr | Barbecue-Lunch Nachmittags | Outdooraktivitäten



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Sieben Wege für mehr Respekt vor den Bergen

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Clever buchen | Warum nicht mal weniger bekannte Berggebiete erkunden und in der Nebensaison oder außerhalb der Saison verreisen? So verringerst du den Druck auf den Bergen in der Hauptsaison. Beim Aussuchen und Reservieren deines Skiurlaubs achte bitte besonders auf Nachhaltigkeit und ethische Grundsätze des jeweiligen Resorts. Umsichtig reisen | Respect the Mountains möchte Touristen dazu anregen, Reisemöglichkeiten mit geringem CO2-Ausstoß zu nutzen. Verreise beispielsweise mit dem Bus oder Zug oder teil dir ein Auto mit Freunden, wenn du in die Berge fährst. Und wenn du am Ferienziel angekommen bist, nutz für deine Ausflüge zum Beispiel öffentlichen Nahverkehr.

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Nachhaltige Praktiken unterstützen | Finde und unterstütze Unternehmen, die im Bergtourismus nachhaltig agieren. Wähle Skibekleidungsmarken, Hotels, Reise- und Abenteuerveranstalter, die sich aktiv für nachhaltige Entwicklung einsetzen. Kauf regionale Erzeugnisse während deines Aufenthalts in den Bergen. Informiere dich über alternative Energieversorgung.

Anmeldung und weitere Infos unter www.respectthemountains.com

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Respektvoll und verantwortungsbewusst handeln | Nur allzu oft fühlen sich Touristen für die von ihnen während ihres Aufenthalts verursachten Umweltschäden nicht verantwortlich. Respektiere Locals und ihre Gebräuche und nimm Rücksicht auf andere Bergfreunde. Erkundige dich nach den örtlichen Bedingungen: Studier Wetterberichte, lass dich von örtlichen Informationsstellen und Bergführern beraten und geh nur gut vorbereitet in die Berge. Wenn du unerfahren bist, geh bitte nur in Begleitung eines Bergführers. Keine Spuren hinterlassen | Die Berggebiete sind aufgrund der alljährlichen Touristenmassen immer wieder gewissen Gefahren ausgesetzt. Die Touristen suchen Adrenalin, neue Herausforderungen, Spaß, neue Kontakte mit anderen Leuten oder möchten einfach die Natur genießen. Gleichzeitig sind die Berge aber auch Lebensraum von Flora und Fauna. Außerdem sind Länder, Bergkommunen und Städte vom Eiswasser aus den Bergen abhängig. Bitte lass keine Abfälle in den Bergen liegen – nimm sie wieder mit zurück. Bleib auf den Pfaden, die von den örtlichen Behörden geschaffen und gewartet werden. Sie dienen nicht nur zur Sicherheit von Touristen, sondern auch zum Schutz örtlicher Flora und Fauna sowie zur Vermeidung von unnötigen Konflikten mit wild lebenden Tieren. Reduce, Reuse, Recycle & Upcycle (RRRU) | Wir leben im 21. Jahrhundert und sollten die verfügbaren globalen Kenntnisse, Einsichten und Technologien nicht ignorieren. Reduce: Reduziere deinen Impact. Reuse: Verwende Gegenstände wieder. Recycle: Wenn du etwas nicht wiederverwenden kannst, verwerte es wieder. Upcycle: Überleg dir, welche Gegenstände du anderweitig einsetzen kannst, und kreiere aus Abfällen etwas Neues. Die Message verbreiten | Es gibt wohl kaum jemanden, der die Berge besucht und sie nicht mag. Teil deine Erfahrungen mit Freunden, Verwandten, Kollegen und Geschäftspartnern. Inspiriere und sei Vorbild, sodass auch andere die Berge respektieren und zukünftige Generationen in den Bergen arbeiten, genießen und sich erholen können. Falls du dein Lieblingsresort regelmäßig besuchst, kannst du dich vielleicht einer „Respect the Mountains“-Gruppe anschließen oder eine eigene Gruppe gründen und somit andere Leute mit den gleichen Interessen kennenlernen. Gemeinsam könnt ihr darüber diskutieren, wie man einen positiven Unterschied in einer Bergsportregion machen kann.



extrem Trailrunner Jez Bragg l채uft den Te-Araroa-Trail

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Trailrunning auf dem lÄngsten Pfad Neuseelands

Text Benjamin Hellwig Fotos Damiano Levati/The North Face

Der Brite Jeremy „Jez“ Bragg hat sich den längsten Trail Neuseelands vorgenommen. Te Araroa, eigentlich Ziel vieler Wanderer, wird zur ehrgeizigen Expedition des Trailrunners. Doch sein groSSes Ziel gerät durch einen mikroskopisch kleinen Erdenbewohner ganz schön ins Wanken.

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laufen und gleichzeitig abgeschiedene Regionen entdecken. Und es „Ich kann

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rüh fängt bekanntlich der Vogel, doch alle drei Wecker versagen an diesem ersten Morgen. Jeremy „Jez“ Bragg verschläft den Auftakt seiner Te-Araroa-Expedition. Die ersten Schritte auf dem mit 3.054 Kilometern längsten Wanderweg Neuseelands macht der Brite erst nach kleinen Startschwierigkeiten – dass die Alarmfunktionen einen Komplettausfall erleiden, sorgt aber eher für Erheiterung im Team. Zusammen mit seinem alten Schulfreund James Ashwell und Schwiegervater Dr. Mark Taylor nimmt es Jez an Tag eins hoch oben an der Spitze der Nordinsel humorvoll. Noch läuft die Stoppuhr ja nicht. „Der lange Pfad“ bedeutet Te Araroa auf Maori, der Sprache der Ureinwohner. Es ist sogar der längste des Landes. Der Track verbindet den Leuchtturm am Cape Reinga an der Spitze der Nordinsel mit der Ortschaft Bluff an der Südküste der Südinsel. Es ist kein Wanderpfad wie jeder andere, aber das sind Neuseelands schier überwältigende Tracks wie Heaphy, Milford und Kepler auch nicht. Te Araroa ist die Achse Neuseelands, abwechslungsreich und vielfältig, wild und urban. Wer hier wandert, kann an 120 Tagen den Geist des Landes in sich aufsaugen, auf einer einzigen Route die Identität des Landes erleben, vorbei an Siedlungen, durch Städte und wieder hinein in die abgeschiedene Natur. Te Araroa ist ein Erlebnis voll landschaftlicher, kultureller und historischer Begegnungen, über 300 Etappen lang. Doch Jez will hier nicht wandern. Er will den Track laufen. In Rekordzeit. Zu Hause in den West Midlands stolpert er über die Webseite von Te Araroa. „Die Idee, in einem Stück über beide Inseln zu laufen, hat mich sofort umgehauen. Dabei war ich nicht mal auf der Suche nach einem derart langen Traillauf. Aber dieser erste Gedanke klang bereits wie eine perfekte Herausforderung für mich, wie der ultimative Weg, das Land

Schlafzimmerblick nach 67 Kilo­metern Tagespensum

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Schokolade, Kekse, Milchshake. Hauptsache Energie.

gibt keinen besseren Weg, als mit den eigenen Füßen in die Wildnis zu treten.“ Jez Bragg

kennenzulernen“, sagt Jez. Da Neuseeland ohnehin auf seiner Liste mit dem Titel „Da muss ich mal hin“ steht, verbindet sich eine seiner Passionen mit einer anderen. „Für mich hat Trailrunning eine riesige Bedeutung. Es ist mittlerweile Bestandteil meiner Lebensweise, die ich für nichts in der Welt eintauschen würde. Ich kann laufen und gleichzeitig abgeschiedene Regionen entdecken. Und es gibt keinen besseren Weg, als mit den eigenen Füßen in die Wildnis zu treten“, sagt der 32-Jährige. Als Jez am ersten Abend im Nachtlager des Wohnmobils zusammen mit James und Mark auf die Tagesdistanz von 101 Kilometern zurückschaut, überrascht das selbst ihn. Am Leuchtturm von Cape Reinga, wo unterhalb Tasmanische See und Pazifik aufeinanderkrachen, beginnt sein Lauf. 20 Kilometer über vulkanisches Gestein, durch Grasland und über kleinere Strandabschnitte bilden den Auftakt seines ungewöhnlichen Trips durchs komplette Land. Den Ninety Mile Beach am Ende des Tages schafft er lieber in einem Stück aus dem Weg. Es ist ein gefühlt endloser Strand, mit stetig krachenden Wellen zur Rechten und einem Namen, der seiner Bedeutung nicht gerecht wird: Tatsächlich hat der Küstenstrich eine Länge von rund 55 Meilen. Die am Stück durchzuziehen, nennt Jez in seinem allabendlichen Blogeintrag dann „schon etwas aggressiv“. 13 Stunden schweißtreibende Ausdauer sind es für den erfahrenen Trailrunner – Wanderer von Te Araroa haben nach fünf Tagen entlang der monotonen Sandpiste gelegentlich den Eindruck, etwas ins Verrückte abzugleiten.


Pause für den Körper, Ruhe für den Geist

Alles andere als normal ist Jez’ Projekt, blickt man auf die blanken Zahlen. 64 Tage ist der Australier Richard Bowles im Dezember 2012 auf Te Araroa unterwegs, Jez hat sich zum Ziel gesetzt, diese Zeit zu schlagen. Sein geplantes Pensum an den anvisierten 50 Tageseinheiten: rund 60 Kilometer! Doch bereits in den ersten Tagen wird ihm klar, dass Theorie und Ausführung bisweilen weit auseinanderliegen. „Das Terrain ist so unglaublich unterschiedlich, jeden Tag aufs Neue hatten wir eine neue Herausforderung vor der Brust. Die Bedingungen, die wir aus der Karte lasen, standen oftmals in keinem Bezug zum tatsächlichen Gelände: extrem uneben, besonders auf neuen Abschnitten des Trails, die bislang noch kaum von Wanderern beackert wurden. Und der Untergrund wächst so wahnsinnig schnell in Neuseeland“, sagt Jez im Rückblick. Einige der härtesten Abschnitte hat er gleich zu Beginn auf der Nordinsel. Dichte Wälder, die sich „wie Dschungel anfühlen“, dazu Schlamm und Matsch, „unglaublich viel und unglaublich tief“. Sandkörner setzen sich zwischen seine Zehen. Seine Füße zieren Blasen, manchmal sind sie den ganzen Tag über nass. Das Klima ist subtropisch, Auf- und Abstiege steil und rutschig. Seine Wanderstöcke geben ihm Halt und werden zum wichtigen Ausrüstungsgegenstand. Doch bei allen Entbehrungen und Anstrengungen ist die erste Woche des Briten auch geprägt von Highlights.


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Paddelparadies als willkommene Abwechslung

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Fasziniert durchquert er wilde Wälder. Rennt entlang von Küstenabschnitten mit sagenhaftem Ausblick. Watet über sieben Kilometer durch die Flussbetten des Mangapukahukahu und Waipapa, etwas, das er noch auf keinem anderen Trail erlebt hat. Seine Umgebung nimmt er dabei wahrhaftig wahr, obwohl er schneller durch die Landschaft streift als jeder Wanderer, dem er auf der Strecke begegnet. „Durch diese pure und unmittelbare Begegnung mit der Natur konnte ich mein Umfeld tatsächlich spüren. Meine Sinne waren geradezu überladen: Die Aussichten, die Gerüche, die Geräusche – einfach alles um mich herum fütterte ständig meinen Geist.“ Seine Moral bekommt zusätzliche Stärkung durch Momen-

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te, welche die Routine von zehn bis elf Stunden täglich durchbrechen. Einmal ist Mark für 20 Kilometer an seiner Seite – mit dem Mountainbike. An einem anderen Tag unterbricht er Vormittags- und Nachmittagslauf mit einem elf Kilometer langen Paddelabschnitt in einem Kajak. Und fühlt sich abends „zum ersten Mal ziemlich munter“. Die Querungen über Flüsse, Flussmündungen und Seen nimmt Jez ebenso sportlich wie den Landgang. Optional gibt es für Te-Araroa-Läufer die Möglichkeit, Fähren oder Boote Einheimischer zu nutzen. Jez hält es auch da pur und mit Muskelkraft. Er verzichtet auf jeglichen motorisierten Transport auf seinem Weg nach Süden. Der Kalorienverbrauch ist bereits jetzt fern jeglicher normaler Vorstellungen. Jez’ Körper wird durch dessen Kilometerleistungen zum Fettverbrennungsmotor. Zusammen mit seiner Crew kämpft er stetig für die nötige Kompensation. Morgens hauen James und Mark regelmäßig Speck und Eier in die Pfanne. Tagsüber, wenn das Versorgungsteam zu weit von der Strecke entfernt ist, stürzt der Trailrunner entkräftet und überfallartig immer wieder mal in einen Supermarkt entlang der Route. Erdbeershake, Schokoladenriegel, Kekspackungen, Chips­ tüten, Gummibärchen und Limonade gehen dann über die Theke. „Normalerweise ist das nicht gerade meine Ernährungsphilosophie. Aber es funktionierte definitiv. Ich habe einfach gemerkt, dass das bei meinen wochenlangen Anstrengungen der richtige Brennstoff für mich war“, sagt er. Auch die beiden größten Städte Neuseelands, Auckland und Wellington, liegen auf der Route von Te Araroa. Nach Wildnis und Abgeschiedenheit fühlt sich Jez zunächst etwas seltsam, als er in die Menschenmassen eintaucht. Das Erreichen der Segelmetropole Auckland aber ist für einen kurzen Moment dann doch ein emo-


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tionaler Meilenstein. „Es war sicher genau das richtige Konzept, Te Araroa mitten durch die großen urbanen Zentren führen zu lassen. Bei diesem ersten Aufenthalt in Neuseeland hatte ich so auch die Chance, durch belebte Gassen und entlang bedeutender Gebäude zu laufen. Ich habe den Hafen mit dem Seekajak durchquert, bin im Stadtzentrum rausgesprungen, die Fußgängerzone runtergerannt und war auf einmal am Rand von Mount Eden – alles innerhalb weniger Stunden.“ Auf dem Weg nach Wellington begleitet ihn überraschend Richard Bowles. Nur zwei Wochen zuvor hatte der Australier die bisherige Bestmarke auf Te Araroa aufgestellt. Die beiden Kontrahenten laufen einen Abschnitt gemeinsam, tauschen ihre Erfahrungen aus und gehen wieder getrennte Wege. Auch andere Begegnungen auf Te Araroa faszinieren Jez. „Erfahrungen direkt auf dem Trail miteinander auszutauschen, war etwas Großartiges. Der Gemeinschaftsgeist ist sensationell, überall unterstützen dich die Leute. Viele Wanderer, die ich in den Hütten abends traf, konnten allerdings kaum begreifen, was ich da machte“, erinnert sich Jez und lacht. Nach der Stippvisite in Auckland schnappt er auch

Wellingtons urbanen Flair nur kurz auf. Die große Überfahrt steht bevor. Eine Paddeltour auf der Cookstraße, einer Meerenge zwischen Nord- und Südinsel, kann bei tückischem Seegang zu einer eigenen Expedition werden – nur wenige Paddler haben die Strecke bislang auf sich genommen. Eigentlich nicht Teil des Trailverlaufes, entscheidet sich Jez dennoch für die Überfahrt, um seiner Expedition, wie er sagt, „eine richtig herausfordernde Wendung zu geben“. Zuvor aber feiert er das Zwischenziel. „Ich konnte die letzten Meter der Nordinsel vor mir sehen, dahinter die Cookstraße, die Silhouette der Südinsel in der Ferne.

Dichte Wälder, die sich „wie Dschungel anfühlen“, dazu

Es war Halbzeit der Expedition und an einem klaren Sommerabend diesen Blick zu erleben, war schlicht außergewöhnlich.” Sein anschließender Sprung ins Meer ist Ausdruck seiner Freude über die erreichten 1.623 Kilometer in 25 Tagen. Abends notiert er sich und mitverfolgenden Freunden im Blog: „Ich bin mir nicht sicher, ob die sonnenbadenden Familien am Strand wirklich wussten, was da gerade passierte. Ein total verschwitzter Läufer kommt voller Begeisterung angelaufen, entblößt sich, zieht ein paar Bahnen im Meer und schreit: ,Yes – Nordinsel geschafft!‘“ Der Kajaktrip durch die Meerenge verläuft am nächsten Tag mehr als nur nach Plan, sie haben unglaubliches Glück und perfekte Wetterbedingungen auf den 32 Kilometern. Kurz nach dem Anlanden auf Arapawa Island hören sie von einer Sturmwarnung für die Region. Sie rauscht an ihnen vorbei.

Schlamm und Matsch, „unglaublich viel und unglaublich tief“.

Angebot und Nachfrage

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Downtown Auckland, f端r ein paar urbane Augenblicke


extrem Start

„Der Gemeinschaftsgeist ist sensationell, überall unterstützen dich die Leute. Viele Wanderer, die ich in den Hütten abends traf, konnten allerdings kaum begreifen, was ich da machte.“ Jez Bragg

Cape Reinga

Auckland

Napier

Die Südinsel, Neuseelands Ballungszentrum faszinierendster Landschaften, will sich Jez auf einer Distanz von knapp 1.700 Kilometern erlaufen. Nach Queen Charlotte Track, drei 14-Stunden-Lauftagen über die Richmond Range und der erfolgreichen Querung des tückischen Rakaia-Flusses im aufblasbaren Kajak rückt das Ziel Bluff aber plötzlich in weite Ferne. Giardia. Ein winziger Dünndarmparasit setzt dem Ausdauerathleten mächtig zu. „Es gab nicht viel, was meinen Körper davon abhalten konnte, das Ziel zu erreichen. Aber ich reagierte heftig auf diesen Einzeller in mir. Meine Verfassung veränderte sich von stark und unerschütterlich zu wahnsinnig schwach. Ich fühlte mich plötzlich wie ein alter Mann, als hätte ich all meine Energie und Kraft verloren“, versetzt sich Jez im Rückblick noch einmal in die Lage. Nach drei Tagen Pause, an denen es ihn schmerzt, die Zeit davonlaufen zu sehen, muss er quasi von vorn beginnen. „Um ehrlich zu sein, war mein Körper auch nach einigen Tagen nicht der gleiche.

Wellington

Nelson

Christchurch

Dunedin Ivencargill

Te-Araroa-Trail Ziel

Einweihung Start Ziel

Te Araroa ist facettenreich, mit guten Aussichten.

Bluff, im Süden der neuseeländischen Südinsel

Distanz Web

03. Dezember 2011

Cape Reinga, Spitze der neuseeländischen Nordinsel 3.054 Kilometer

www.teararoa.org.nz

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Ich war ab diesem Zeitpunkt umso mehr gefordert, mental absolut auf der Höhe zu sein“, sagt er. Sein Schwiegervater Mark, von Jez liebevoll „First class Doctor“ genannt, ist sofort zur Stelle. Der Arzt kümmert sich, beruhigt ihn und gibt wichtige Ratschläge. Tag 53 ist der letzte seiner Te-Araroa-Expedition. Am Abend zuvor sind es noch gute eineinhalb Marathons bis Bluff. Das Ziel derart vor Augen ist Jez übermotiviert, will die Nacht durchlaufen, den Sack zumachen. Allein seine geschwollenen Füße und Knöchel scheinen in diesem Moment auf ihn einzureden. Vernunft im Moment größter Euphorie. Am nächsten Nachmittag, nach 3.054 Kilometern in 53 Tagen, neun Stunden und einer Minute, sorgt ein Empfangskomitee aus Familie und Freunden für eine satte Champagnerdusche. „Wir tanzten um den Pfahl des Wegweisers von Bluff, als hätten wir im Lotto gewonnen. Und der Moment verflog fast zu schnell, ich konnte kaum verstehen, was da gerade zum Ende gekommen war“, erinnert sich Jez. Dass nach dem Ende noch nicht alles vorüber ist, erlebt er bereits am Tag darauf. Um seinen Körper langsam vom Kilometerwahnsinn zu entwöhnen, will er eigentlich gleich wieder ein paar Runden drehen. Aber nichts geht: Physisch und psychisch ist der Akku leer. Hinter dem Trailrunner liegen 53 Tage des Nachdenkens – jetzt, da der Körper sich eine Auszeit nimmt, kann er das Erlebte reflektieren.

Zielgrinsen

Jeremy „Jez“ Bragg Geboren am 13. April 1981 Team The North Face Beruf Projektingenieur Web www.jezbragg.blogspot.com Jez‘ TOP 5 für deinen Trailrunning-Start 1. Wo auch immer du gerade steckst oder zu Hause bist, besorg dir eine Karte der Region und leg damit los, sie zu entdecken. 2. Um ein ausdauernder Trailrunner zu werden, arbeite an deiner Muskulatur und Balance, besonders unterhalb des Knies und im Knöchelbereich. 3. Leg mehr Wert darauf, lange unterwegs zu sein, anstatt große Distanzen zu laufen.

„Meine Verfassung veränderte sich von stark und unerschütterlich zu wahnsinnig schwach. Ich fühlte mich plötzlich wie ein alter Mann, als hätte ich all meine Energie und Kraft verloren.“ Jez Bragg 40

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4. Nimm immer etwas zu essen, Wasser und eine Grundversorgung für Erste Hilfe mit. Das schafft dir die Möglichkeit, länger und sicherer zu laufen. 5. Saug dein Umfeld in dich auf, werde dir bewusst, wo du da gerade unterwegs bist. Daraus kannst du Stärke ziehen!

Jez‘ TOP-3-Trails West Highland Way (Schottland) Te Araroa (Neuseeland) South West Coast Path (Großbritannien)



vision채r Abenteurer und Menschenrechtsaktivist R체diger Nehberg

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Interview Benjamin Hellwig Fotos TARGET-Nehberg

allo Rüdiger, die Frage an einen gelernten Konditor muss erlaubt sein: Welche Zutaten braucht es für ein abenteuerliches und erfülltes Leben? Oh, da gibt es viele Rezepte. Grundsätzlich aber: Mach dich frei von den Zwängen der Zivilisation. Ich hatte mir seit meiner Lehre mit meinen Arbeitgebern immer vier bis acht Wochen unbezahlten Urlaub vereinbart – sonst hätte ich da gar nicht erst angefangen. Später, als selbständiger Konditormeister, hatte ich tolle Mitarbeiter und war somit entbehrlich, konnte für ein paar Monate verschwinden. Als ich die Konditorei verkaufte, wurde es immer mehr. Was macht für dich den Reiz eines Abenteuers aus? Es ist für mich der Weg zu einem spannenderen Leben, das ich in meinem handwerklichen Beruf nie erreicht hätte. Glück und Erfüllung habe ich empfunden, als dann die Herausforderung hinzukam, nicht nur das Abenteuer zu bestehen, sondern Menschenrechtsarbeit zu leisten. Dreimal war in den 1970ern der Blaue Nil (Äthiopien) Ort einiger deiner größeren Abenteuer. Eine Liste des Scheiterns vorheriger Versuche, den Fluss zu befahren, hat dich zusätzlich motiviert. Worin lag die Faszination? Das Risiko auszutricksen. Das warnende Schreiben der deutschen Botschaft las sich wie eine Gebrauchsanweisung. Einigen meiner Vorfahrer war das Boot von Krokodilen zerstört worden, andere waren erschossen worden. Wir mussten also bewaffnet, unser Boot gepanzert sein. Damals kam das Thema Survival in mein Leben. Wir waren alle drei präpariert für den Ernstfall, in dem wir unerwartet versprengt würden. Jeder von uns war in der Lage, ohne Landkarte und Ausrüstung wieder zurückzufinden. Dass es dann zu diesem Mord kam, war das letzte Risiko, das man nicht ausschließen kann. Uns war das allen bekannt, wir waren eigenverantwortlich unterwegs. Es hätte jeden von uns treffen können. 25 bewaffnete Überfälle hast du in deinem Leben überstanden, dein Freund Michael Teichmann ist damals vor deinen Augen erschossen worden. Daraufhin seid ihr fünf Tage am Stück geflüchtet. Was genau ist vorgefallen? Ein Gruppe Männer stand direkt vor uns

Im Gespräch mit „Sir Vival“ und Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg Seit er lebt, liebt Rüdiger Nehberg das Abenteuer. Immer wieder bringt ihn seine Neugier in Situationen, die lebensbedrohlich sind, gleichzeitig aber eine unbändige Faszination auf ihn ausüben. Einige dieser Begegnungen offenbarten ihm den Sinn in seinem Leben. Und er spürt, dass manchmal ein helfender Freund von auSSen kommen muss, um gegen eine Bedrohung oder einen würderaubenden Brauch anzukämpfen. RAUS! besuchte den 78-Jährigen in seinem schleswig-holsteinischen Zuhause. Ein Gespräch über Emotionen, Dankbarkeit und einen Lebensweg, auf dem die Umsetzung visionärer Ziele zu Erfolg und eigener Erfüllung führt.

und schoss ohne Vorwarnung. Ich konnte das Pulver riechen, spürte die Detonation und die Steinsplitter von Kugeln, die in das Geröll am Boden einschlugen. Bevor die Männer zum Nachladen kamen, griffen wir zu den Revolvern, die in unseren Überlebensgürteln unter dem Hemd steckten. Schon beim ersten unserer Schüsse sind alle geflohen. Zu dem Zeitpunkt war Michael bereits tot, aber das wussten wir noch nicht. Wir nutzten sofort die Verwirrung und flohen mit unserem Boot. Nur zwei Kilometer weiter trafen wir auf eine Gruppe von 70 Menschen, dachten, sie gehörte zu den Banditen. Wir zitterten wie Espenlaub, riefen laut „Hakim, Hakim, Ärzte, wir sind Ärzte“. Viele Kranke kamen zu uns und wir gaben ihnen, was wir geben konnten, bis wir nichts mehr hatten. Wir paddelten dann aus der Schussweite, der Rest war nur noch Flucht und Panik. Das Herz schlug uns aus dem Hals. Wir mussten es bei jedem Schlag wieder zurückdrücken. Welche Konsequenzen hast du damals aus dieser Situation gezogen? Heute würde ich im Vorfeld immer versuchen, den Chef der Region um Erlaubnis und Schutz zu bitten. Wenn das gewährt wird, funktioniert es hundertprozentig, es hat immer geklappt. Gerade in Afrika, wo ich mit der Zeit gute Kenntnisse über die Stammesgesetze gewann. Auch aktuell, weil wir dort gerade arbeiten. Dein Leben liest sich wie eine ständige Begegnung mit einer Welt, die vielen fremd und mehr als nur ungewöhnlich erscheint. Mit deinem Wissen um Überlebenstechniken bist du bei deinen Abenteuern in Situationen gekommen, die dein Leben verändert haben. Der Kontakt zu den Yanomami-Indianern im Norden Brasiliens hat in deinem Leben eine raus-magazin zwei 2013

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visionär

Tür geöffnet. Das indigene Volk, etwa 20.000 Menschen, bestimmte zwei Jahrzehnte dein Leben. Wie kam es zu der ersten Begegnung in dem unberührten Wald? Ich bin damals das Risiko eingegangen, mutterseelenallein zu starten, weil ich dann absolut flexibel und unabhängig war. Ich wollte die Goldsucher meiden und die Indianer anlocken. Zwischen diesen Fronten bin ich in den Wald gegangen, mit einer Mundharmonika. Ich wusste von einem Missionar: „Wer laut kommt, ist ein Freund, will gesehen werden. Wer schleicht, hat böse Absichten.“ Und ich war nackt bis auf Badehose und Turnschuhe, um zu zeigen, ich bin wehrlos. Ich brauchte fünf Tage, um ins Zentrum ihres Landes zu kommen. Urwald ist etwas Faszinierendes, jeder Meter bietet eine Überraschung. Wie aus der Erde geschossen standen drei von ihnen plötzlich vor mir. Sie hatten die gleiche Farbe wie der Boden mit seinem welken Laub. Wenn sie sich hinsetzen, sind sie nicht sichtbar. Ich habe Purzelbäume geschlagen, auf meiner Mundharmonika gespielt, meinen einzigen Satz in ihrer Sprache „Nicht

schießen, ich bin ein Freund“ immer wieder wiederholt. Ihre Reaktion war sofort positiv, ihre Pfeile blieben gesenkt, ein toller Moment! Ich hatte sie gefunden und war von ihren Pfeilen verschont geblieben. Was berührt und begeistert dich, wenn du an das Volk denkst? Sie sind meine Dschungel-Survival-Lehrmeister. Mich fasziniert, dass da irgendwann Asiaten eingewandert sind, die es nackt und ohne Mittel unserer heutigen Welt geschafft haben, sich in diesem aggressiven Biotop Regenwald zu behaupten. Alles, was sie brauchten – Haus, Medikamente, Waffen, Gift –, fanden sie im Wald. Wie sie schleichen und Spuren lesen konnten, hat mich begeistert. Sie haben eine Lebensform gefunden, die nicht an Fortschritt glaubt, und sind damit zufrieden. Aber es sind auch keine „edlen Wilden“, sondern Krieger. Wie alle Menschen.

„Dass es dann zu diesem Mord kam, war das letzte Risiko, das man nicht ausschließen kann. Uns war das allen bekannt, wir waren eigenverantwortlich unterwegs. Es hätte jeden von uns treffen können.“

Kannst du die Bedrohung schildern, der die Yanomami ausgesetzt waren? Von Menschenrechtlern in Manaus hörte ich von einer 65.000 Mann starken Armee aus Goldsuchern, die von der Regierung toleriert wurden, die alles umbrachten, was ihnen in die Quere kam. Alle waren bewaffnet, es gab 120 Landepisten, das waren Dimensionen wie in einem Bürgerkrieg. Dem gegenüber standen 20.000 Indianer, davon knapp die Hälfte wehrhafte Männer, die lediglich Pfeile hatten. Als ich Augenzeuge des Vordringens der Goldsucher wurde, bekam mein Abenteuer einen Sinn. Die Indianer hatten mich an die Front gebracht und dann sah ich die Flugzeuge, Hubschrauber, Kettensägen, die den Wald niedermachten, Hochdruckwasserpumpen, die auf der Suche nach Gold alles wegspülten. Da begann mein Engagement.

„Sir Vival“ beim Feldversuch

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Du hast dann mit vielen Aktionen auf die Missstände aufmerksam gemacht. Welche Mittel wurden zu deinem Sprachrohr? Zunächst schrieb ich ein Buch, das aber nicht viel bewirkte. Um das Interesse der Medien zu wecken, machte ich spektakuläre Aktionen. Ich nutzte mein Wissen um Survival und bot ihnen Spektakel. Schipperte allein mit einem Tretboot und später mit einem massiven Baumstamm über den Atlantik, segelte mit Christina Haverkamp auf einem Bambusfloß hinüber. Im Gepäck Briefe von Amnesty International oder auf den Segeln Appelle an den Staatspräsidenten. Die Aktion fand Widerhall in den Abend-TV-Nachrichten. So musste auch ein Staatspräsident das zur Kenntnis nehmen. Aber alles das brachte nicht den durchschlagenden Erfolg. Und so startete ich neue Aktionen, die wirksamste war die, als ich mich mit Wolfgang Brög, einem befreundeten Kameramann, als Goldsucher tarnte. So dokumentier-


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Entbehrungen spüren, Erfahrungen abspeichern

ten wir, was wir erlebten. Der Film brachte den Durchbruch, besonders weil er der Welt zeigte, wie die Goldgräber gegen die brasilianische Verfassung agierten. Die pro-indianische Lobby wuchs.

„Wer laut kommt, ist ein Freund, will gesehen werden. Wer schleicht, hat böse Absichten. Und ich war nackt, um zu zeigen, ich bin wehrlos.“

Welchen Effekt hatte dein Engagement auf dich selbst? Die Aktionen befriedigten meine Freude an Abenteuer und Risiko, aber zusätzlich gaben sie meinem Leben unerwartet einen tieferen Sinn und Erfüllung. Und ich merkte, dass man allein mehr vermag, als man sich normalerweise zutraut. Dass niemand sich für zu gering halten sollte, Missstände, die ihn stören, einfach hinzunehmen. Wenn du Lust hast, kannst du dagegen ankämpfen. Die Erfahrung, dass so etwas möglich ist – die Indianer haben seit dem Jahr 2000 einen akzeptablen Frieden –, motivierte mich bei der nächsten Herausforderung, die ich bereits von früher kannte ... ... vor 36 Jahren hörtest du von einer Frau in der Danakil-Wüste am Roten Meer erstmals vom Thema Genitalverstümmelung. War das die Initialzündung, gegen den 5.000 Jahre alten Brauch anzukämpfen? Nein, das kam erst nach dem Erfolg bei den Yanomami. Damals, als jüngerer Mensch, ist mir nicht einmal die Idee gekommen, mich gegen den Brauch zu engagieren. Vielleicht wäre ich damals auch gescheitert. Ich wäre zu jung gewesen, um mit den höchsten Entscheidungsträgern der Welt zu sprechen und sie um Hilfe zu bitten. Das ist eines meiner Handicaps: Ich bin ein Spätzünder. Aber manchmal braucht man diese Zeit. Ich musste als alter Mann kommen. Zur Initialzündung wurde das Buch „Wüstenblume“. Es erinnerte mich nicht nur an meine frühere Begegnung mit dem Brauch. Ich erfuhr, dass dieses Verbrechen noch schlimmer ist, als ich schon wusste.

Als ich dann las, dass man auch bei der Autorin die Schändung falsch mit dem Koran gerechtfertigt hatte und dass 90 Prozent der Opfer Muslimas sind, fragte ich mich, wie sich eine Weltreligion neben allem Terrorismus auch das noch unwidersprochen in die Schuhe schieben lassen konnte. Und dann war die Idee geboren: Ich wollte die höchsten Geistlichen des Islam bitten, den Brauch zur Sünde zu erklären. Ich suchte Partner bei deutschen Menschenrechtsorganisationen. Doch da war man der Meinung, ich hätte jegliche Bodenhaftung verloren. Der Islam sei nicht dialogfähig, Vielweiberei und Terroristen, hörte ich da. Ich hatte glücklicherweise auch den anderen Islam kennengelernt, treue Beduinen, Wegbegleiter, die mich sicher durch ihr Stammesgebiet führten, weil es ihnen eine Ehre war, dem Fremden zu helfen. Menschen, die mich bei zwei bewaffneten Überfällen mit ihren Körpern als lebende Schilde schützten. Eine vergleichbare Ethik habe ich in keiner anderen Kultur gefunden.

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Das bedeutet, es werden ohne Betäubung, mit schartigen Messern oder Dosendeckeln Klitoris und Schamlippen abgeschnitten, die Scheide zugenäht. Es bleibt eine Öffnung von der Größe eines Reiskorns. Urinieren dauert nun eine halbe Stunde, die Regel zwei Wochen. Ein Drittel stirbt bei dieser Operation. Annette bekam als Frau Zugang, konnte Aufnahmen machen, hatte danach jahrelang Albträume. Wir konfrontierten den Sultan des betreffenden Afar-Volkes mit den Bildern. Er war entsetzt und sofort hatten wir seine volle Unterstützung. Wir durften eine Konferenz einberufen mit allen 60 Clanführern. Und die erklärten den Brauch nach zweitägiger Diskussion einstimmig zur Sünde. Damals ahnten wir nicht, dass dieser Erfolg noch weit überboten werden würde. Vor Freude und Dankbarkeit haben wir dem Afar-Volk dann eine fahrende Krankenstation geschenkt. Sie ist bereits zehn Jahre unterwegs. In Mauretanien habt ihr sogar mit einer eigenen Kamelkarawane die Botschaft des Muftis Hamden Ould Tah in die Oasen getragen ... Ja, der Mufti hat uns dann sogar den alles entscheidenden Weg gezeigt. Er sagte:

Dreimal über den Atlantik, eine Message: für die Freiheit der Yanomami

„Die Aktionen befriedigten meine Freude an Abenteuer und Risiko, aber ungeplant tat ich es für einen tieferen Sinn. Das erfüllte mich. Und ich merkte, dass man allein mehr vermag, als man sich normalerweise zutraut.“

Das vergisst man nicht. Aber leider kriegt Terror immer die Seite eins der Zeitungen, jene, die ihre letzte Dattel teilen, werden nicht mal erwähnt. Und das sind bestimmt die Allermeisten. Diese heilige Gastfreundschaft, dieses Positive wollte ich aktivieren. Um von allen Sesselpupsern und Bedenkenträgern unabhängig zu sein, habe ich, auf Anraten von Amnesty International, zusammen mit meiner Frau Annette, meine eigene Organisation TARGET gegründet. Die beste Entscheidung meines Lebens. 90 Prozent der täglich 8.000 Opfer sind Muslimas. Wie organisiert man solch einen Kampf? Unsere Strategie war, sich auf den weiblichen muslimischen Anteil der Opfer zu fokussieren. Sonst verzettelt man sich. Und für mich war es auch eine Möglichkeit, die alte Dankesschuld abzutragen. Von der ersten Sekunde an hatten wir Erfolg, es begann mit der Unterstützung des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Außerdem braucht man Bildbeweise, man muss das Verbrechen zeigen, gegen das man kämpft, die Entscheidungsträger mit der menschenverachtenden Tradition konfrontieren. Und Fotos gab es damals nicht. Äthiopien kannte ich gut und ich wusste, dort ist jede Frau verstümmelt. Muslimas, Christinnen, Andersgläubige. Aber wir erlebten Schweigen, Lügen, Verharmlosung. Also zogen wir weiter in der Danakil-Wüste, wo pharaonisch verstümmelt wird.

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„Sie haben in Mauretanien das Samenkorn für ein Ende des Brauchs gelegt, aber so viel Lebenszeit wird Allah Ihnen nicht geben, um alle 35 Länder, in denen verstümmelt wird, aufzusuchen. Ich wüsste eine Abkürzung!“ Und dann machte er mir, dem Fremden, der zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden gelernt hat, weil ich immer deutlich gemacht habe, dass es Terroristen auch bei den Christen gegeben hat und gibt – Beispiele: Kreuzzüge, Indianerausrottungen, Inquisitionen –, einen Vorschlag. „Wenn es Ihnen gelingt, die höchsten Gelehrten der Welt an einen Tisch zu bringen, und wenn diese Männer den Brauch zur Sünde erklären, dann ist er eine Sünde.“ Auf einmal konnten wir vor Aufregung nicht mehr schlafen.


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Meilensteine Rüdiger Nehberg

„Also zogen wir weiter in die Danakil-Wüste, wo pharaonisch verstümmelt wird: Schamlippen und Klitoris abschneiden, zunähen. Es bleibt eine Öffnung in der Größe eines Reiskorns. Urinieren dauert eine halbe Stunde, die Regel zwei Wochen. Ein Drittel der Mädchen stirbt bei oder nach der Operation (UN).“

Es kam dann zur „Fatwa von Kairo“. Wie habt ihr diese historische Konferenz auf die Beine gestellt? Wir kamen in Kontakt mit dem höchsten aller Sunniten, dem Großsheikh der Al-Azhar-Universität, Professor Tantawi. Er ist vergleichbar mit dem Papst der Katholiken. Er fand die Idee interessant, verwies uns aber an den Großmufti von Ägypten, Professor Ali Gom’a. Er wäre für theologisches Recht, für Fatwas der prädestinierte Mann. Ali Gom’a war sofort begeistert, sagte, er wolle nicht, wie wir erhofft hatten, die Moderation übernehmen, sondern sogar die Schirmherrschaft! Ich habe fast geheult vor Freude, sogar jetzt geht mir das noch nah ... Und sie kamen alle ... Ja, alle. Sogar Sheikh Qaradawi. Er war lange aktiv in der Moslembruderschaft und hat in islamischen Kreisen die höchste Anerkennung. Vor allem am Horn von Afrika hört man auf ihn, dort, wo die übelste Form der Verstümmelung praktiziert wird. Wenn wir seine Statements zu dem Thema auf Konferenzen zeigen, springen die Leute begeistert auf, holen ihr Handy raus und filmen sein Statement. Wenn er sagt, der Brauch ist eine Sünde, dann ist er eine Sünde. Der Azhar-Saal war voll, ich saß am Tisch mit den Höchsten der Welt. Es wurde diskutiert, Pro und Kontra abgewogen. Letztendlich hatten wir unschlagbare Trümpfe. Fünf international renommierte Mediziner, die aus ihrer Sicht die unglaublichen Schäden der Verstümmelung schildern konnten. Als Letztes durften wir Annettes Film zeigen, nur fünf Minuten lang, pharaonische Verstümmelung, mit Ton. Die Leute hatten feuchte Augen, einige verließen den Saal, weil sie das Grauen nicht ertragen konnten. Nur zwei Stunden später war die Fatwa geschrieben. Der Brauch wurde zu einem „Verbrechen“ erklärt, „das gegen die höchsten Werte des Islam verstößt“. Eine historische Entscheidung! Einer der Delegierten sagte: „Was ich hier gehört habe, ist, wenn ich das rechnerisch betrachte, der größte Bürgerkrieg aller Zeiten. Seit 5.000 Jahren, die Gesellschaft gegen die Frauen, mit täglich noch 8.000 Opfern ...“

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„Made in Germany, kein Sternzeichen, kein Piercing, kein Tattoo“ Jährliche Radtouren um die halbe Welt, Tätigkeit als Konditor Erfahrungen mit arabischen Gefängnissen. Super. Selbstständiger Konditor (bis 1990) Import des Themas Survival aus den USA Erstbefahrung Blauer Nil in Äthiopien, weitere 1972 und 1975 Befahrung Omo-Fluss in Äthiopien Mit eigener Kamelkarawane und zwei Freunden durch die Danakil-Wüste in Äthiopien 1980 Beginn des Einsatzes für die Yanomami-Indianer; bis Lebensende Aktivist für Menschenrechte 1981 Deutschlandmarsch – 1.000 Kilometer ohne Nahrung von Hamburg nach Oberstdorf 1987 Per Tretboot über den Atlantik (steht heute im Technik-Museum in Speyer) 1988 Sperrmüllfloß die Elbe abwärts mit sechs Jugendlichen – von der DDR-Grenze bis zur Nordsee, zur Dokumentation der Schönheit und Umweltprobleme der Elbe für einen ZDF-Film 1989 Undercover unter Goldsuchern im Indianergebiet 1992 Per Bambusfloß mit Christina Haverkamp vom Senegal über Brasilien und die Karibik zum Weißen Haus 1995 Bau einer Krankenstation im Yanomami-Land 1996 Australien-Wettmarsch „gegen“ einen Aborigine und einen Ultramarathon-Läufer 2000 „THE TREE“: auf einer massiven Tanne von Mauretanien nach Brasilien (heute im Technik-Museum Speyer); Gründung der Menschenrechts organisation „TARGET (ZIEL) – Ruediger Nehberg“ – gezielte Aktionen für Menschenrechte – gemeinsam mit Annette Weber. Ziele: Einsatz gegen weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation = FGM) ausschließlich mit Kraft und Ethik des Islam und Einsatz für die Waiapí-Indianer im Amazonas-Regenwald 2002 1. TARGET-Wüstenkonferenz in Äthiopien; Bau einer Krankenstation bei den Waiapí-Indianern Brasilien, Bundesverdienstkreuz am Bande für Rüdiger Nehbergs Menschenrechtsarbeit; Urwaldmarsch – vom Hubschrauber ausgesetzt drei Wochen lang ohne Ausrüstung den Heimweg finden – ein gelebtes Plädoyer für den brasilianischen Regenwald und seine Indianer (Buch „Abenteuer Urwald“); mobiles Hospital für die Afar/Äthiopien; Erweiterung der Waiapí-Krankenstation 2004 2. und 3. TARGET-Wüstenkonferenz in Mauretanien und Dschibuti 2005 „Karawane der Hoffnung“ durch die Wüste von Mauretanien mit der Botschaft des Mufti gegen FGM 2006 TARGETs Durchbruch: Höchste islamische Gelehrte erklären FGM auf einer von TARGET organisierten Konferenz in der Azhar zu Kairo zum „Verbrechen wider höchste Werte des Islam“; Afar (Äthiopien) ernennen Annette Weber und Rüdiger Nehberg zu „Ehrenbürgern der Afar“ 2007 TV-Film „Feldzug gegen ein Tabu“ (ARTE), Gold Award und Special Award für den Film; Buch „Karawane der Hoffnung“ von Annette Weber und Rüdiger Nehberg; „Hamburger Bürgerpreis“; B.A.U.M.-Sonderpreis für seine Kooperation mit dem Islam 2008 Bundesverdienstkreuz Erster Klasse für sein Engagement gegen Genitalverstümmelung – mit dem Islam 2010 „Das Goldene Buch“ in Kooperation mit der Azhar – Predigtvorlage für Imame 2011 Galileo-Film „Karawane der Hoffnung“ erhält Grimme-Preis und Goldene Rose von Montreux 2013 Geplante Veröffentlichung einer neuen Website „The Golden Message“. „Wir wollen einen zweiten arabischen Frühling zaubern. Darauf bin ich sehr gespannt!“ ab 2013 Mehr Pläne als Restlebenszeit ... raus-magazin zwei 2013

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Trotzdem reichte der Erfolg der Konferenz allein nicht aus, ihr habt mit einem besonderen Buch einen weiteren Schritt getan. Wie sieht der aus? Die Scham, über die weibliche Genitalverstümmelung zu sprechen, ist stärker geblieben als der Wille. Selbst Journalisten brachten nicht den Mut auf, groß darüber zu berichten, obwohl die Entscheidung nach 5.000 Jahren eine Sensation darstellt. Annette und ich haben dann die Konferenz dokumentiert im sogenannten „Goldenen Buch“. Die Gestaltung hat ihre Freundin Stefanie Silber übernommen. Dafür hat sie den begehrten „red dot“ erhalten. Es ist ein kleines Kunstwerk, konzipiert als Predigtvorlage für die Imame in den Moscheen dieser Welt. Großmufti Ali Gom’a hat das Buch sogar mit einem Geleitwort geehrt – mir, dem Ex-Vorstadtbäcker, und Annette, der Arzthelferin! Dem Buch Akzeptanz zu verschaffen, ist aber sehr aufwendig. Zeitlich und finanziell. Man muss Konferenzen einberufen, den höchsten Geistlichen das Buch vorstellen. In Äthiopien, Dschibuti und Mauretanien und Guinea-Bissau haben wir es geschafft. Aber nur wenige Prediger finden den Mut, den Empfehlungen ihrer großen Gelehrten zu folgen. Das Thema ist tabu. Deshalb arbeitet Annette jetzt daran, dem Buch eine eigene Webseite aufzubauen. Irgendwann in allen Sprachen. Dann kann es sich jede Schule, Universität und Frauenorganisation runterladen. Aktuell bist du mit deiner 2000 gegründeten Vereinigung „TARGET – Gezielte Aktionen für Menschenrechte“ am Bau einer Geburtshilfeklinik für verstümmelte Frauen in der Danakil-Wüste aktiv. Weil wir das Drama der Verstümmelung in der Danakil-Wüste durch unsere fahrende Krankenstation so besonders nah beobachten konnten, haben wir den Bau der Station begonnen. Sie soll ein Paradies für die Opfer werden.

Rüdiger Nehberg mit Afar-Mädchen und Dromedar

Aber es gibt einen schönen Nebeneffekt. Wir können zeigen, Islam ist nicht nur Terror. Christen sind auch nicht nur Kreuzzügler. Man muss lernen zu differenzieren. Gastfreundschaft, Nächstenliebe, soziale Verantwortung müssen die Werte der Religionen bestimmen. Vielleicht kann ich diesen positiven Kräften noch mehr Gehör verschaffen. Wir haben noch einiges an Aktivitäten geplant. Du wirst davon hören. Du sagtest vorhin, niemand sei zu gering, etwas zu ändern, man müsse nur eine gute Strategie haben. Kannst du da genauer werden? Analysier vor jedem Vorhaben ganz nüchtern die Probleme, die dir begegnen werden. Schätz deine eigene Kompetenz richtig ein, überschätz dich nicht, aber unterschätz dich auch nicht. Kenn dein Potenzial, schau, ob du der Situation gewachsen bist. Bring eine Bereitschaft zum Risiko mit. Ich habe beispielsweise auch mit Feindschaft gerechnet. Ob bei meinen Menschenrechtsaktivitäten oder vor den Reisen über den Atlantik mit scheinbar ungeeigneten Fahrzeugen oder bei der Erstbefahrung des Blauen Nil. Hilfreich ist eine starke Motivation. Die hatten wir, weil wir Augenzeugen der Dramen geworden waren. Annette und ich haben jedenfalls mit unseren Projekten die höchste Erfüllung unseres Lebens gefunden. Mehr können wir uns nicht vorstellen.

„Wir können zeigen, Islam ist nicht nur Terror. Christen sind auch nicht nur Kreuzzügler. Man muss lernen zu differenzieren. Vielleicht kann ich diesen positiven Kräften noch mehr Gehör verschaffen.“

Inzwischen steht durch euren Erfolg Genitalverstümmelung auch nach den Stammesgesetzen unter Strafe. Wer es praktiziert, kommt ins Gefängnis oder muss 25 Kamele bezahlen. Ja, der Anfang ist gemacht. Die schlimme Form ist fast 100-prozentig beendet. Über die fahrende Krankenstation haben wir viel Einfluss gewonnen. Die Clanführer und Sultane sind auf unserer Seite. Aber noch immer gibt es das verwurzelte Denken unter den älteren Menschen. Mir persönlich geht es alles zu langsam, ich muss mich freimachen von der deutschen Eile, dass Dinge von heute auf morgen umgesetzt werden. Was 5.000 Jahre in die Köpfe gehämmert wurde, bekommt man nicht in fünf Jahren so einfach wieder raus.

RAUS! verlost je eins von fünf Exemplaren von Rüdiger Nehbergs „Survival Lexikon für die Hosentasche“ sowie seinen Bestseller „Überleben ums Verrecken“, persönlich signiert. Schick einfach bis zum 31. September 2013 eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de und beschreib uns ein Erlebnis, das dich persönlich wachgerüttelt hat. Weitere Infos unter

www.ruediger-nehberg.de, www.target-nehberg.de

Man kann TARGET unterstützen. Als Förderer (ab 15 Euro im Jahr). Oder mit Einzelspenden. Oder mit fantasievollen Aktionen im Freundeskreis. Instrumente für die Verstümmelung

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F端nf und siebzig Werkspionage beim Jubilar Maier Sports

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Text Benjamin Hellwig

Maier Sports feiert 75. Geburtstag. Das Unternehmen aus Köngen am Neckar schaut zurück auf bedeutende unternehmerische Veränderungen, turbulente Momente und einen markanten Abschied. Und blickt zum besonderen Jubiläum mit nachhaltigen Ansätzen und Innovationen in die Zukunft. Die RAUS!-Werkspionage.

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Foto Benjamin Hellwig

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Ingrid Pietsch, Leiterin des Saals

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otte wedelt mit dem Schwanz, als würde es die Welt verändern. Die junge Boxerhündin springt aus dem Kofferraum und umkurvt uns wild an der Dorfstraße südöstlich von Stuttgart. Sascha Kautschitsch ist ihr neues Herrchen, seit er sie vor einer Hundepension angeleint sitzen sieht. Gut ein Jahr sei es jetzt her, dass er sie zunächst für ein paar Tage in der Herberge unterbringt, damit von dort ihr eigentlicher Besitzer ausfindig gemacht werden kann. Als dieser aufgespürt ist, sei lediglich ein mürrisches „Will ich nicht mehr“ zu hören gewesen. Sascha nimmt sich der Hündin spontan an. Auch wenn der Alltag des 39-Jährigen dadurch gehörig ins Wanken kommt, sagt er: „Lotte ist eine fantastische Bereicherung, ich kann mir das gar nicht mehr ohne sie vorstellen.“ Wenige Kilometer Fahrt sind es für uns von hier bis Köngen. Das Städtchen am Neckar mit knapp 10.000 Einwohnern ist Unternehmenssitz von Maier Sports. Sascha, Senior Advisor des Unternehmens für Marketing und Expansion, parkt vor einem Konglomerat aus Gebäuden verschiedener Epochen. Allein vom äußeren Erscheinungsbild her sind sie Ausdruck einer bewegten Vergangenheit. Auf 75 Jahre des Bestehens schaut der Outdoor- und Skibekleidungshersteller dieses Jahr zurück. Der Blick in diesem Jubiläumsmoment richte sich jedoch in besonderer Weise auf das, was kommen wird, erfahre ich noch auf dem Beifahrersitz. Sechs Stufen hinauf, durch die Glastür und einen nüchternen, lang gezogenen Flur entlang. Hinein in einen offenen, großzügigen Raum mit einigen Schreibtischen. „Sein Geist ist hier immer noch zu spüren“, sagt Simone Mayer über den Sohn des Unternehmensgründers und langjährigen Leiter, Gerhard Maier, als ich sie zunächst auf die Zeit vergangener

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Tage anspreche. Die Geschäftsführerin, seit letztem Jahr im Amt, erzählt dann von der Firmengründung 1938, als Gerhards Vater Imanuel mit der Produktion von Uniformen jeglicher Art hier am Standort den Grundstein legt. Das, was gebraucht wird, nähen die Mitarbeiter, hier in der einstigen Textilhochburg Schwabenland. Imanuels Söhne Albrecht und Gerhard lernen im Unternehmen, landen später in verantwortungsvollen Positionen. Bis 1974 geht das gut, dann splitten sie sich auf. Während Imanuel und Albrecht auf der anderen Straßenseite ein großes Einzelhandelsunternehmen gründen, bleibt Gerhard. Unter ihm entwickelt sich Maier Sports zum wirklichen Markengeschäft. Tennisbekleidung und ab Ende der 1970er-Jahre Skisportbekleidung bilden den Anfang und sorgen für eine gesunde Balance und ausgelastete Produktionsstätten. „Vorher war es ein reiner Produktionsbetrieb mit sogenannten Nähsälen, mit denen sich das Unternehmen auf Kinderbekleidung und Anoraks spezialisiert hatte“, sagt Simone. Bereits früh beginnt Gerhard, zusätzlich zum Standort Köngen Werke im Ausland aufzubauen. Zunächst in Griechenland, dann Portugal, später folgt eines in der Türkei, das heute noch immer besteht. Mit der Jahrtausendwende steigt Gerhard über die gewachsene Kompetenz im Bereich Skibekleidung in den Outdoormarkt ein.


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Während Imanuel und Albrecht auf der anderen Straßenseite ein großes Einzelhandelsunternehmen gründen, bleibt Gerhard. Unter ihm entwickelt sich Maier Sports zum wirklichen Markengeschäft.

Mit 22 habe sie sich selbständig gemacht, die Marke Rono gegründet, Hersteller für Laufbekleidung und heute unter dem Dach von Maier Sports. Die ehemalige Triathletin – 2011 mit persönlicher Bestzeit beim Ironman auf Hawaii – geht noch immer jeden Tag eine halbe Stunde laufen. „Zudem schwimme ich gern und am Wochenende schwing ich mich aufs Rad. Das alles ist dank meiner Aufgabe bei Maier Sports etwas ruhiger geworden. Ich brauche jetzt nicht mehr ,höher, schneller, weiter‘. Da reichen mir kleinere Herausforderungen wie der Neckarsteig“, sagt sie. Mit Gerhard Maier verbinde sie die Textilbranche. „Ich arbeite einfach verdammt gern mit Stoffen und Funktionsbekleidung. Und ihm ging es genauso“, sagt sie und lächelt beim Zurückschauen auf den Austausch

Foto Maier Sports

Und gründet die ersten Joint Ventures in China. Er schafft hier zwei eigene Werke, die heute als Standorte für Wirk- beziehungsweise Webwaren fungieren. „Maier Sports produziert selbst das, was wir entwickeln. Rund 85 Prozent unserer Kollektion kommen heute aus eigenen Produktionsstandorten. Lediglich 15 Prozent, beispielsweise Accessoires, die nicht in den eigenen Werken gefertigt werden können, kommen von Zulieferern. Wir wollen unsere Kapazitäten und die Qualität sichern und haben dadurch Vorteile, tragen aber auch Verantwortung für unsere Standorte. Die Auslastung ist ein wichtiger Faktor, wir wollen und müssen das ganze Jahr über unsere Mitarbeiter vor Ort beschäftigen können. Zudem wollen wir das Lohnniveau halten, das dem jeweiligen Sozialstand entspricht“, sagt Simone Mayer und nennt einen Grundsatz, der wie viele hier von Gerhard übrig geblieben ist: „Wir produzieren nirgends, wo wir nicht selbst arbeiten wollen würden.“ Viele der Mitarbeiter sind seit vielen Jahren dort beschäftigt, bilden „das Kapital des Unternehmens“, wie Simone sagt.

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textilchemischen Industrie einflossen, erreichen wir dieses Ziel. Und wenn wir damit etwas Bleibendes schaffen, wird man vielleicht in 75 Jahren über unsere 75 reden und sagen, da waren damals diese Vögel und die haben sich echt Gedanken gemacht.“

mit dem ehemaligen Leiter. Dass es fast bei Rückblicken geblieben wäre, zeigt 2008 ein Tiefschlag in der Geschichte des Unternehmens. Durch eine Kooperation mit dem Label US40, für das Gerhard Kleidung in seinen eigenen Werken produzieren lässt, landet sein eigener Konzern in der zwischenzeitlichen Schieflage und Insolvenz. Während das Kerngeschäft gut läuft, fehlen dem Partner plötzlich die finanziellen Mittel. Gerhard geht in Vorleistung, die Schulden überrennen ihn. In einem Kraftakt kauft er mit privaten Geldern das Unternehmen aus der Insolvenz zurück und entschuldet es – innerhalb von nur zwei Jahren. „Das ist eine Leistung an sich. Aber es zeigt auch seine Geisteshaltung. Es ging ihm dabei nicht um das Morgen, sondern bereits um die nächste Generation“, sagt Simone. Als sich Gerhard Maier Ende 2011 aus seinem Unternehmen zurückzieht, macht er Platz für neue Geister. Im Vorfeld des aktuellen Jubiläumsjahres setzen die sich zusammen, um Bedeutung und Verarbeitung dieses besonderen Moments zu erörtern. „Wir haben uns gefragt, wir werden 75 Jahre, was machen wir da eigentlich? Wir konnten und wollten all das klassische Brimborium einer Marke zu einem 75. Geburtstag nicht abhalten. Gerhard Maier, der mehr als die Hälfte davon zu verantworten hatte, war nicht mehr im Unternehmen“, sagt Sascha Kautschitsch, als wir uns im bunt gefüllten Showroom treffen. Maier Sports startet stattdessen seine Mission Clean Function, eine „allgemeine, nie endende Mission für sauber hergestellte Bekleidung“. Sascha, der eine Arbeitsgruppe aus Beratern, freien Mitarbeitern und Experten aus verschiedenen Bereichen leitet, benennt eines ihrer aktuellen Kernthemen: „Wir haben uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2020 poly- und perfluorierte Chemikalien (PFC) komplett aus unserem textilen Produktionsprozess zu verbannen. Unter konservativsten Hochrechnungen, in die unsere und die Möglichkeiten der

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Pausenbrotsession damals

Die Vorteile der in den 1990er-Jahren in der Branche aufkommenden starken chemischen Verbindungen der PFC, sogenannte C8-Verbindungen, liegen zunächst auf der Hand. Sie sind in höchstem Maße wasser- und schmutzabweisend, halten auch Fette ab. Eine DWR-Schicht, mit der eine wasserdichte Outdoorjacke außen für gewöhnlich versehen ist, soll diese Vorteile dauerhaft ausspielen. Der Außenstoff saugt sich dadurch bei Nässe nicht voll, stößt Wasser und Öle ab. Die Kehrseite: Die achtstämmigen Moleküle bauen sich nicht ab und akkumulieren. Sowohl bei der Fabrikation als auch über das Waschen der Textilien gelangen Fluorcarbone somit in den Humankreislauf. „Die C8-Moleküle wurden bereits im Blut, in Babymilch, aber auch bei Eisbären und Hirschen nachgewiesen.Nach dem aktuellen Stand der Forschung hat dies keinen giftigen Effekt. Was in einer geringen Dosis nicht giftig ist, kann aber vielleicht in einer hohen Dosis giftig werden. Jedenfalls weiß man es noch nicht“, sagt Sascha. Vorreiter für eine Alternative ist dann abermals die textilchemische Industrie.

„Nur das, was sie an Tools zur Verfügung stellt, können wir als Hersteller nutzen – in diesem Fall kam C6 auf den Markt.“ Inzwischen aber mahne das Bundesumweltamt an, dass die C6-Moleküle zwar in sich zerfallen, aber nicht mehr filterbar seien. „Alles, was kleiner als C8 ist, kann demnach als höhere Belastung angesehen werden, weil es von unseren Wasserversorgern nicht mehr herausgefiltert werden kann“, sagt Sascha.


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In einem Stockwerk darüber treffe ich auf ein Relikt aus der Vergangenheit, das sich das Unternehmen erhalten hat. Der riesige Nähsaal füllt sich täglich mit Leben, jedoch nicht wie zu Zeiten, als es turbulent zuging. Zwischen Nähmaschinen, Zuschnitttischen und Stoffregalen steht Ingrid Pietsch, Leiterin des Saals. In einem Umfeld, in dem früher ganze Kollektionen entstanden, arbeitet die 60-Jährige heute mit vier Näherinnen und fünf Qualitätskontrolleuren an Änderungen, Prototypen und Reparaturen sowie der Überprüfung eintreffender Kollektionen aus den Werken. „Wir machen eigentlich alles“, sagt sie trocken. Zurzeit laufe die Musterabwicklung, nach der jeder Vertreter seine eigene Kollektion bekomme. „Bissle heftige Zeit gerade“, sagt sie, sieht dabei aber irgendwie grundzufrieSimone Mayer den aus. Als Musternäherin beginnt sie mit 22 Jahren ihre Zeit bei Maier Sports. „Irgendwann dann muss ich dem Herrn Maier aufgefallen sein“, sagt sie verschmitzt. Sie wird Ausbilderin, sorgt 25 Jahre lang dafür, dass die Handgriffe neuer Mitarbeiter sitzen. Heute, 38 Jahre nach ihrer ersten Begegnung, sehe sie Gerhard Maier nur hin und wieder. Er komme mal „zum Ändern einer Hose“, „zu einem kleinen Plausch über alte Zeiten“. Aus Altersgründen einmal aufhören? Wolle sie eigentlich nicht. „Aushilfen braucht man doch immer mal“, sagt sie und lacht.

„Wir produzieren nirgends, wo wir nicht selbst arbeiten wollen würden.“

Die Arbeitsgruppe von Maier Sports sucht nach Alternativlösungen – und findet sie bereits jetzt. Als einer der ersten Textilhersteller der Outdoorbranche. Allerdings gibt es noch keine „Eins-zu-eins-Lösung“, die die gleiche Leistungsfähigkeit wie PFC erzielt. Mit der auf Silikon basierenden DWR von Purtex® widmet sich Maier Sports dem Hauptaufgabengebiet: Sie stößt Wasser dauerhaft ab. Da zudem die Membran von Maier Sports standardmäßig aus PU besteht und damit ohne Fluorcarbone aufgebaut ist, kann der schwäbische Hersteller die ersten PFC-freien Modelle bereits für das Frühjahr 2014 ankündigen – und auf der OutDoor-Messe im Juli 2013 vorstellen. Für Sascha ist dieser Erfolg ein Meilenstein, bei dem es auch darum geht abzuwägen. „Der große Vorteil von Purtex® ist, dass es sich nicht auswäscht. Das bedeutet, dass man die Textilien nie wieder nachimprägnieren muss. Im Gegenteil: Je häufiger man das Kleidungsstück wäscht, desto besser wird die Funktion. Dem gegenüber steht eine Einbuße der neuen DWR, sie hat keine fettabstoßenden Eigenschaften. Aber brauche ich die in einem alltäglichen Gebrauch wirklich?“ Weitere PFC-freie Modelle hat Maier Sports bereits in Planung. „Allerdings muss für jedes Material ein eigener Weg gefunden werden“, sagt der 39-Jährige.

Ich verlasse den Nähsaal durch die gegenüberliegende Tür und weiß schon längst nicht mehr, in welchem der ineinander verschachtelten Gebäude ich gerade bin. Am Ende eines Flurs stoße ich auf die Entwicklungszentrale von Maier Sports. Produktmanagerin Kathrin Pelzner, 48, nimmt sich Zeit für einen kurzen Wortwechsel. „Eigentlich habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt sie nach kurzem Überlegen. Ohne Sport und Bewegung sei sie nicht sie selbst, zudem käme sie dadurch auf Ideen und Lösungen für neue Produkte. „Unsere größte Herausforderung ist derzeit, unsere Winter-Outdoorkollektion so zu entwickeln, dass sie sich am Markt etabliert“, sagt sie. Steht ein Produkt, greifen Kollegen in China auf die Daten zu, erste Schnitte und Prototypen entstehen, Fittings folgen. „Manchmal muss da noch ganz schön nachgebessert werden, dann geht das zwei-, dreimal hin und her“, sagt sie. Im Raum daneben arbeitet Andrea Teige, einst erste Auszubildende von Nähsaalchefin Ingrid Pietsch, an den Grundschnitten für die chinesischen Werke. Auch die Maßtabellen entstehen hier. Das Unternehmen aus Köngen bietet einen sehr breit aufgestellten Größenlauf und damit eine hohe Passgenauigkeit. Bis zu 32 Größen kann ein einziger Style haben. Ich suche mir einen Weg nach draußen, finde schließlich die sechs Stufen, setze mich. Mit gewachsenen Werten aus 75 Jahren Historie und den neuen Zielsetzungen im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens orientiert sich Maier Sports in Richtung Zukunft. Dass dabei neue Ideen nicht von heute auf morgen umsetzbar sind, weiß man am Neckar. „Innovationen sind ja im Grunde erst mal destruktiv“, sagt Simone zum Abschluss. „Sie machen, wenn sie gut sind, das Bestehende überflüssig. Auch unsere ersten PFC-freien Modelle werden wirtschaftlich keinen großen Einfluss ausmachen. Aber sie sind richtig. Und brauchen Zeit. Und die nehmen wir uns“, sagt sie.

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„Wir haben uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2020 poly- und perfluorierte Chemikalien (PFC) komplett aus unserem textilen Produktionsprozess zu verbannen.“ Sascha Kautschitsch

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Drei Fragen an Simone Mayer

Sie haben sich beispielsweise beim Ironman auf Hawaii selbst sehr ehrgeizige Ziele gesetzt. Sehen Sie Parallelen zu Ihrem heutigen Handeln auf beruflicher Ebene? Beim Ironman auf Hawaii zu bestehen, war das sportliche Ziel, das ich mir bereits in meiner Jugend gesetzt habe. Es ist ein langer, anstrengender Weg, bei dem man sich auch von Rückschlägen nicht zurückwerfen lassen darf. Am Ende erlebt man jedoch ein einzigartiges Glücksgefühl und weiß, dass man etwas Besonderes geschafft hat. Wenn ich an meinen bisherigen Alltag als Geschäftsführerin bei Maier Sports denke – und im Speziellen an unser „Projekt PFC-frei“ – dann sind sehr viele Parallelen vorhanden. (lacht)

Foto Maier Sports

Foto Maier Sports

Welchen Effekt könnte dieser Schritt auf die Branche haben? Maier Sports nimmt hier definitiv eine wichtige Vorreiterrolle ein. Wir sind der erste Outdoorbekleidungshersteller, der Purtex®-veredelte Jacken anbietet. Das hätte dem mittelständischen Unternehmen aus dem überschaubaren Örtchen Köngen mit seinen 10.000 Einwohnern wohl keiner so richtig zugetraut. Die Innovationen der Zukunft müssen Funktionalität in Einklang mit Umwelt, Natur und Mensch bringen. In unseren Augen ist es ein Meilenstein, den wir hier geschafft haben.

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Mit Purtex® geht Maier Sports einen innovativen Weg. Was bedeutet der angestrebte Komplettverzicht auf PFC für das Unternehmen, wie fühlt er sich für Sie an? Wir freuen uns sehr, dass wir den PFC-Verzicht bei den ersten Produkten in so kurzer Zeit realisieren konnten. Als einer der Ersten bieten wir damit PFC-freie Outdoorbekleidung an. Bis zum Komplettverzicht in der gesamten Kollektion ist es jedoch noch ein langer und intensiver Weg, da die Purtex®-Veredlung für jedes Produkt individuell umgesetzt werden muss.

INFO Unternehmen Maier Sports Gegründet 1938 Standort Köngen, Baden-Württemberg Geschäftsführung Simone Mayer, Lothar Baisch Weitere Marken Gonso, Rono Kollektionen Frühjahr/Sommer SYSTEM DUAL PROTECTION®, TREK, CASUAL, BASIC, 06/16; Herbst/Winter MPT, BASIC SKI, ACCESSOIRES, ALLROUNDER SKI, 06/16, 03/06, SYSTEM DUAL PROTECTION®, CASUAL OUTDOOR, TREK OUTDOOR, BASIC OUTDOOR raus-magazin zwei 2013

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NaturnaH Raderfahrungen auf Kuba

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Autor Jörg Kuba ist für in mit einer Eine Radreise nur die Begegnung ann taucht als mehr rg Gonderm & Fotos Jö Der Hannoveraner Gondermann . xt Te eine in ein limazone Sohn anderen K 16-jährigen mit seinem kennenzulernen neu zusammen , sich Tag beiden einlädt zu lernen – an jedem Welt, die die ersten Leben vom ihren und gemeinsam RAUS! berichtet er von aribikinsel. K In . der Tour der Tagen auf

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Frühstücksplausch mit Sohnemann

Meine Kuba-Reise mit meinem 16-jährigen Sohn Lennart beginnt im Intercity von Hannover nach Frankfurt. Die Räder haben wir in Teppichreste verpackt. Vom Bahnhof in der Hessen-Metropole geht es per S-Bahn dann weiter zum Flughafen. Dort wollen die Leute von Condor, dass wir unsere Räder komplett in Kartons verpacken. Wir haben aber keine Kartons. Dann können wir nicht mitfliegen, sagt die Frau am Schalter. Und diskutieren will sie auch nicht. Es gibt Kartons am Flughafen, 30 Euro das Stück. Noch zwei Stunden bis zum Abflug. Ich hole die Kartons, unsere Reiseräder passen da nicht rein. Ein Mann von einem anderen Schalter fragt, warum wir so einen Aufstand machen. Er gibt uns Packband, um die 30-EuroPappe irgendwie um die Fahrräder zu befestigen. Noch 90 Minuten bis zum Abflug. Wir können nicht einchecken, da wir noch die Kuba-Karte brauchen. Die gibt es nicht am Abfertigungsschalter, obwohl die von Condor mir das am Telefon sagten. Ich gehe zum Ticketschalter, wo eine Reisende vor mir schon seit 30 Minuten versucht, einen Flug umzubuchen. Noch 60 Minuten bis zum Abflug. Ich drängle mich dazwischen. Die Frau am Schalter sagt, dass ich die Kuba-Karte nur bekomme, wenn ich schon eingecheckt habe. Ich fühle mich leicht verschaukelt, gehe wieder zum Abfertigungsschalter. Dort sagt man mir jetzt, dass es die Kuba-Karte im Warteraum zum Flieger gibt. Verarschungsfaktor: knapp 95 Prozent. Wenigstens sind wir jetzt eingebucht, die Kiste hebt ohne uns nicht mehr ab. Der Flug ist normal. In Havanna sind die Kartons nicht am Flughafen deponierbar, müssen leider entsorgt werden. Uns egal. Jetzt ist jetzt und Rückflug erst viel später. Jetzt reise ich durch Kuba. Erster Ruhetag. Endlich Zeit, Tagebuch zu schreiben.

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Che is watching you

Zu Gast in einem Land, das essenzielle Menschenrechte einschränkt, kommen bei mir Aussonderungsgedanken auf. Da ich selbst ein kritischer Mensch gegenüber der Politik bin, frage ich mich: Wäre ich hier ein Dissident? Aussonderung hier bedeutet Gefängnis, Hausarrest oder Ausweisung. Merkmal eines autokratischen Systems. Was würde mir hier zur Last gelegt, um mich auszusondern? Braucht es überhaupt eine Begründung zur Aussonderung in beziehungsweise aus einem autokratischen System?

So wie eine übertriebene Hygiene jeden Organismus letztlich anfälliger gegen Keime werden lässt und ihn somit existenziell bedroht, bedroht das Aussondern geistiger und kultureller Vielfalt langfristig die Existenz einer Organisation oder eines Systems.

Letztlich ist es wie in der Sesamstraße: Hier sind sechs Bilder, eins passt nicht zu den anderen fünf. Such es und leg es raus. Auch Schopenhauer stellt fest: Einer von sechsen passt nicht zu den anderen fünf. Dafür denkt er zu viel. Ist unabhängig von Ehre und Ruhm, Hab und Gut, mit sich selbst im Reinen und sich selbst genug, kann sein Leben verantworten, wie auch Camus es fordert.

Die Güte, die geistige Reife, die systemische Stärke eines Systems zeigt sich in der Art und Weise, wie seine Führer mit den Nicht-Führbaren umgehen. Deren Kreativität nutzen. Oder gelassen ignorieren. Ein nachhaltig gesundes ökosoziales System offenbart sich über seine Resilienz gegenüber Ausnahmesituationen. Und die wird trainiert über das Auseinandersetzen mit dem Unbequemen, dem vordergründig Bedrohenden. So wie eine übertriebene Hygiene jeden Organismus letztlich anfälliger gegen Keime werden lässt und ihn


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somit existenziell bedroht, bedroht das Aussondern geistiger und kultureller Vielfalt langfristig die Existenz einer Organisation oder eines Systems. Aber ich bin zum Reisen in Kuba, ohne politischen Auftrag. Die sinkende Resilienz des autokratischen Systems hier zeigt sich im Verfall der Häuser, im Mangel an qualitativ hochwertiger Bekleidung. An der Ungleichheit zwischen Arbeitsleistung und Arbeitslohn bei Lehrern und Ärzten. Die werden unzufrieden, wechseln als Pförtner in Hotels oder als Sicherheitsleute in Restaurants, wo sie leicht doppelt so viel verdienen wie bisher. Drei Radtage liegen schon hinter uns: Akklimatisierung an die Hitze, die Fahrradsättel, die Menschen, die politischen Parolen allerorten und den real existierenden Sozialismus auf dem Land. Man muss essen, wenn man etwas bekommt, und nicht, wenn man Hunger hat. Man muss in den Häusern bei den Leuten nachfragen, wenn man Wasser braucht, weil man Wasser in den Dörfern nicht kaufen kann. Ich bin froh, dass ich mich entschieden habe, unsere Route zu Hause am Rechner zu planen, und jetzt nach GPS fahren zu können. Denn die Straßen, die wir bisher gefahren sind, sind auf meiner Karte nicht eingezeichnet und Wegweiser sind selbst auf den großen Straßen eher Mangelware. Auch Werbung gibt es hier keine. Außer den politischen Parolen überall. Die haben schon etwas Anachronistisches. Ich bin mir unsicher, ob ich – auch als Kubaner – an diese Durchhalteparolen glauben würde, im Angesicht des Zerfalls allen Gemeinguts. In Las Terrazas finden wir ein Casa particular und trinken unseren ersten Mojito mit Rolando und seinem Kumpel. Es ist Samstag und unser Gastgeber ist ziemlich angeheitert. Aber es läuft alles wunderbar. Im See von Las Terrazas finden wir etwas Abkühlung. Die anwesende Bevölkerung schaut leicht verdutzt, als Leo und ich mit Radhosen ins Wasser springen. Sonntag bereitet uns

Rolando ein gutes Frühstück zu mit frischem Obst, Brot, Marmelade und einem Omelett, das hier Tortilla heißt. Ich kann weder Weizenmehl noch Kartoffeln darin entdecken, also nenne ich es einfach Rührei.

Schwein gehabt!

Weiter geht es durch die Sierra del Rosario. So langsam beginnt der Urlaub für mich. Nach vier Tagen unterwegs. Bei Viñales treffen wir drei Kanadier, die uns ein Casa in Puerto Esperanza empfehlen. Das nehmen wir an und essen zum ersten Mal Languste. Frisch gefangen, über mit Kräutern versehener Kohle gegrillt. Wow! Toni, die Gastgeberin, hat ihre Schwester zum Kochen engagiert. Deren Mutter, die eigentliche Gastwirtin, sei momentan bei einer Nichte, die ein Kind bekommt, im Krankenhaus. Diese Mutter könne noch besser kochen, sagen die beiden Töchter. Lennart und ich finden, dass das kaum möglich ist. Jetzt haben wir bei den beiden Mädels einen Stein im Brett. Und heute Abend zwei Fische auf dem Grill.

Hier in Kuba wird draußen gelebt. Gekocht, gegessen, gequatscht, getrunken. Mit den Viechern zusammen. Der Fisch brutzelt neben dem Schweinestall, die Haussau schaut neugierig über die Stalltür. Naturnah ohne Gegenverkehr

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Bolzplatz urban, Fensterscheiben verriegelt

Hier in Kuba wird draußen gelebt. Gekocht, gegessen, gequatscht, getrunken. Mit den Viechern zusammen. Der Fisch brutzelt neben dem Schweinestall, die Haussau schaut neugierig über die Stalltür. Der kleine Köter ist ganz schön frech und total süß. Seine Mutter wird von Metastasen aufgefressen. Alle wollen den Hund töten, nur Lorenzo nicht, der zehnjährige Sohn von Toni. Dabei ist der drei Monate alte Welpe doch ein würdiger Nachfolger – ist den Mäusen und Ratten schon hinterher und kämpft wacker und tapfer gegen den Haustiger, eine ziemlich große Katze. Noch verpasst diese dem kleinen Hund mit ihren Krallen eine blutige Nase, aber es wird nicht mehr lange dauern. Ich freue mich auf die kommende Rache, mag Hunde lieber als Katzen. Leider kennen Hunde keine Vergangenheit und keine Zukunft, leben nur im Moment. Sind dafür nicht hinterhältig – wie wir Menschen. Leo und ich gehen noch mal ans Meer, einen Mojito an der Bar trinken und einfach nur abhängen. Das können wir gut, gemeinsam. Es war selten so entspannt, mit jemandem in den Urlaub zu fahren. Ich quatsche hin und wieder, versuche, Lennart die Welt und das Leben zu erklären. Wenigstens tut er dann so, als höre er mir zu. Auf dem Weg durch Puerto Esperanza erfühlen wir zum ersten Mal die Andersartigkeit der hiesigen Kultur mit der Muse eines Ruhetages. Um sieben gibt es den Fisch. Mit schwarzen Bohnen, Reis und frischem Salat. Meine Güte, ist das lecker. Und das am Ruhetag – ungetrübter Genuss ohne Radfahrtagshunger. Dann erzählt Toni ihre Geschichte. Ihr Mann lebt zwar hier, aber sie sind getrennt. Er ist wild, sie ruhig. Na ja, nach kubanischen Verhältnissen. Sie können sich aber nicht trennen – wo soll er denn hin? Toni schläft mit ihrem Sohn im Elternschlafzimmer, ihr Mann im Kinderzimmer. Oder bei seiner Chica in Viñales. Hart ist das für Toni. Gast in einem Casa particular zu sein, heißt eben auch, Familienmitglied auf Zeit zu sein. Mit allem, was dazugehört. No es fácil! So offen, wie die Kubaner wohnen, so offen sind auch ihre Herzen und Seelen.

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„Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung“, sagt ein deutsches Sprichwort. An Toni und ihre Familie, ihr Casa, ihr Essen, ihre Herzlichkeit und das Hierseindürfen werden wir uns immer erinnern. Und damit das so ist, schieße ich ausnahmsweise mal ein Standard-Abschieds-Erinnerungsfoto. Und weil Küssen so schön ist, wird die junge Nachbarin auch noch mit einbezogen. Lennart ist für die jüngere kubanische Weiblichkeit ein attraktives Ziel. Herzensbrecherpotenzial. Richtung Westen wollen wir weiter, Richtung Pons und dann ins Hinterland. Caya Jutia hat uns Toni empfohlen: Karibik wie auf den Postkarten. Toller Strand, tolles Wasser. Den Tipp nehmen wir gern an und fahren los Richtung Santa Lucia. Die Mogotes des Viñales-Tals sind in der Ferne zu sehen. Die werden wir uns dann auf dem Rückweg genauer anschauen. Mogotes sind bis zu 400 Meter hohe Erhebungen, die in flacher Landschaft stehen. Erhebung ist wohl das falsche Wort – eigentlich sind sie der Teil der Erde, der nicht abgesackt ist. Denn unter dem Viñales-Tal ist ein weit verzweigtes Netz von Höhlen und Grundwasserkanälen. Und irgendwann sind ein paar Höhlen zusammengestürzt. Das heißt: Die Erde ist abgesackt. Aber nicht komplett. Und das, was nicht abgesackt ist, nennt man hier Mogotes. Und wenn man nicht weiß, dass die Plateaus dieser Mogotes eigentlich das „Erdgeschosslevel“ sind, könnte man meinen, das seien Berge. Was sie aber nicht sind. Denn wir befinden uns im Untergeschoss. Philosophy at its best. Die Gegend hier scheint fruchtbar zu sein. Die rote Erde bringt so viele verschiedene Pflanzen hervor, dass uns monokultivierten Deutschen fast schon schwindelig wird. Gut, dass mich die Flora nicht so sehr interessiert, sonst hätte ich hier meine Speicherkarte vollfotografiert. Aber ich weide mich an ihrer Vielfalt – hier. Mein GPS zeigt mir irgendwann, dass wir abbiegen müssen. Auf einen Feldweg, der in das Dickicht führt. Unsere Räder sind ja robust und so eine


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kleine Geländeeinlage ist doch eine schöne Abwechslung. Der Weg ist so eng, dass Autos hier gar nicht langfahren können. Da haben die Jungs und Mädels von Openbikemap gute Arbeit geleistet, so einen Pfad als routingfähig ins System zu programmieren. Ich finde deren Arbeit sowieso absolut genial. Ohne die hätte ich viele spannende Sträßchen und Wege – egal ob mit dem Rennrad, Reiserad oder Mountainbike – nie gefunden.

Am Ende der Straße nach Caya Jutia gelangen wir auf einen Parkplatz und zu einer Strandbar. Dort trinken wir erst mal eine Cola und ein kühles Wasser. Normalerweise trinke ich überhaupt keine Cola, aber im Gefühl einer unterzuckerten Müdigkeit weckt das Zeugs echt meine Lebensgeister. Und Leos auch.

Irgendwann treffen wir einen Mann auf einem Ochsenkarren, der sich wundert, dass hier ein paar Gringos mit Fahrrädern langfahren. Wir grüßen freundlich und ich frage, ob ich ihn fotografieren darf. Dazu hält er extra an und positioniert sich. Wieder mal eine total freundliche Begegnung.

Und dann noch dieser Blick auf genau dieses Meer. Toni hat recht: Hier ist Karibik. Palmen, weißer Sand, hellblaues Wasser, zum Horizont hin dunkelgrün abgesetzt, eine zarte Brise, kaum Wellen. Und das Beste: Wir sind fast allein um diese Zeit.

Ich navigiere uns nach Sitio Morales, um dann links abzubiegen und auf der befestigten Straße nach Caya Jutia zu fahren. Dazu müssen wir über einen Damm, vor dem wir „Eintritt“ bezahlen müssen. Der Wärter fragt, wie lange wir bleiben wollen. Mist, denke ich, vielleicht dürfen wir dort gar nicht zelten und müssen heute wieder raus hier. Das klappt aber nicht, weil es schon vier Uhr ist und der Park um halb sieben schließt. Ich frage, ob wir zelten dürfen, kein Problem, sehr schön. Dann kann ich Lennart mal zeigen, wo es sich wirklich traumhaft schlafen lässt: am Strand mit leisem Meeresrauschen im Hintergrund.

Nach unserer kleinen Erfrischung suchen wir uns einen Zeltplatz. Und finden einen, der schöner nicht sein kann: im Schatten von Pinien direkt am Strand. Ich schieße noch ein paar Fotos vom Rad fürs Radforum, Lennart steht schon im Meer. Nach dem Aufbau unseres Lagers wollen wir richtig ins Wasser. Noch nie habe ich so gern im Meer gebadet, noch nie so das Wasser, den Sand,

Gangart: Cuba libre

Charmeoffensive

Leider kennen Hunde keine Vergangenheit und keine Zukunft, leben nur im Moment. Sind dafür nicht hinterhältig – wie wir Menschen.

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Und wieder ist es da: das Gefühl, ein Teil der Ewigkeit zu sein. Dass es mehr geben muss als nur dieses Leben. Diesmal durch das Meer vermittelt. die Sonne, das ganze Ambiente genießen können. Wir spielen mit unseren Schwimm- und Tauchfähigkeiten: Brust, Kraul, Rücken, Delfin – alle Lagen sind im Salzwasser so spielerisch zu beherrschen. Unter Wasser mit offenen Augen und der Nase den Sand streichelnd eins sein mit dem Element, aus dem wir kommen. Das Wasser streichelt mit seiner Wärme und seiner Schwere meinen Körper. Jetzt hätte ich gern Kiemen, würde gern einfach nur hier unten bleiben, über den Boden, die Algen hinweggleiten. Und wieder ist es da: das Gefühl, ein Teil der Ewigkeit zu sein. Dass es mehr geben muss als nur dieses Leben. Diesmal durch das Meer vermittelt. Und man muss nicht mal religiös sein, um das fühlen und auch intellektuell greifen zu können. Gegen sieben gehen wir noch mal in Richtung Strandbar, wollen uns auf einer der Liegen den Sonnenuntergang anschauen. 3-D-Freiluftkino mit der größten aller möglichen Leinwände. Ein Mann kommt auf uns zu – wir dachten, wir wären allein. Er stellt sich vor, ist von einer Sicherheitsfirma, die die Strandbar nachts bewachen soll. Auch ihn fragen wir, ob es in Ordnung ist, dass wir in der Nähe zelten. Klar, kein Problem – wir sollen nur bedenken, dass es nachts auch noch andere Leute gibt, die hier feiern oder rumspazieren. Er erzählt uns, dass er eigentlich Lehrer für Englisch und Französisch sei, aber bei einem Monatslohn von 14 CUC (rund zwölf Euro) könne er sich sein Leben kaum leisten. Als „Security Guy“ verdient er hier das

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Von wegen Sonntagsfahrverbot

Doppelte eines Lehrers. Pervers ist das. Findet er auch. All das Studieren, die pädagogischen Herausforderungen, der Auftrag des Staates, eine Alphabetisierungsrate von 100 Prozent zu erreichen – all das ist nur halb so viel wert, wie hier nachts auf ein leeres Haus für Touristen aufzupassen. Er bietet uns Mojitos aus der Bar an, bringt sie uns an den Liegestuhl. Wir quatschen noch ein wenig, seine Kollegin kommt dazu. Wir verabreden uns für die Zeit nach dem Sonnenuntergang auf der Veranda der Bar. Doch nun beginnt für uns das romantische Finale des Films, den wir hier sehen wollen: „Caya Jutia Sunset“. Schweigend, genießend sitzen Leo und ich nebeneinander. Der Mojito ist gut. Ich fotografiere noch ein wenig, dann ist das Schauspiel auch schon vorbei. Auf der Veranda quatschen wir noch eine Weile, bis die Moskitos unsere Beine als Nahrungsquelle entdecken. Morgen früh um neun öffnet die Strandbar für die Besucher. Wir erhalten ein Angebot, um acht ein ordentliches Frühstück zu erhalten. Klar, machen wir. War das ein schöner Tag! Wir krabbeln schnell ins Zelt und hören dem Meer noch ein wenig zu ...


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Kuba per Fahrrad Radfahrererfrischung Der Guarapo, ein Zuckerrohrpresssaft! Er wird in kleinen Quioscos gewonnen. Dabei schieben die Verkäufer ein oder zwei Zuckerrohrstangen zwischen Walzräder und drehen an einer Kurbel. Der herausgepresste Saft wird in Gläser mit Eis gefüllt, es gibt ihn für ein paar Pesos. Radfahrernächte

Sehr populär sind die Casas particulares. Die oftmals kleinen Privatunterkünfte bei kubanischen Familien bieten Nähe zu den Menschen und sind originell. Eine optionale kulinarische Verpflegung sorgt meist dafür, intensiver mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Ein Aufenthalt unterstützt die Betreiber. Zelten ist in Kuba unüblich, aber nicht verboten, Campingplätze gibt es nicht. In den Agrarregionen ist es außerdem schwierig, überhaupt einen Platz zu finden. Die Farmer lassen aber mit sich reden – den obligatorischen Ron zum Anstoßen stellen sie dann meistens.

Radfahrermahlzeiten

In vielen kleinen Ortschaften abseits der Touristengebiete kann man an den bereits erwähnten Quioscos Kleinigkeiten zu essen und zu trinken kaufen und zumeist mit Pesos Cubanos bezahlen. Mit CUC zu bezahlen, wäre dort arrogant. Frisches Obst und Gemüse findet man immer mal wieder auf Märkten und fahrbaren Ständen. Vorsicht: vor dem Essen abwaschen oder schälen!

Freie Farbwahl

Appetit auf mehr? Wer wissen will, wie eine plötzliche Festnahme mitten im Wald in einer Verhörzelle und einem unerwartet herzlichen Kontakt endet, warum Einfachheit, Gleichheit und gesundes Essen in höherer Lebenserwartung münden können und weshalb das Leben die beste Schule ist und man selbst für sich der beste Lehrer, liest einfach weiter. Auf www.gondermann.net, dem Blog unseres Autors Jörg Gondermann.

Radfahrerfahrrad

Da die Straßen zum Teil recht ruppig sind, sind robuste Reiseräder mit dicken Reifen zu empfehlen. Die Ersatzteillage ist schwierig, daher sollte Zuverlässigkeit Trumpf sein. Der Transport per Flugzeug ist mit der jeweiligen Airline abzuklären. Wer es beherrscht, kann mittels Openbikemap zu Hause Routen planen, die auf keiner Landkarte eingezeichnet, aber durchaus fahrbar und attraktiv sind. Diese Routen können dann per GPS-Tacho in Kuba abgefahren werden.

Zigarre hand­ gemacht. Keep on rolling.

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iSUP

STAND UP PADDLING AVANCIERT ZUM SOMMERHIT 2013. WIR HABEN UNS FÜR DICH SCHLAU GEMACHT, WORUM ES BEI DIESEM TRENDSPORT GEHT, UND ERKLÄREN DIR DIE ERSTEN SCHRITTE.

in the City

Text & Fotos Manuel Grafenauer

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lles begann vor knapp zehn Jahren. Damals wurden die ersten Stand Up Paddler auf deutschen Gewässern gesichtet. Und nur müde belächelt. „Möchtegernsurfer“, die es nicht schaffen, liegend eine Welle anzupaddeln, oder „Sportler“, die eine Alternative zum Nordic Walking suchen, spotteten die meisten Wassersportler. Sie sollten sich täuschen. Heute ist alles anders. Es gibt Tausende Aktive im Land, sei es auf Flachwasser, in der Welle oder im Wildwasser, in der wilden Natur oder mitten auf den Wasserflächen einer Stadt. Es gibt Dutzende Wettrennen mit internationaler Beteiligung. Und vom 16. bis 18. August 2013 sogar den SUP World Cup mit den besten Athleten der Welt in Hamburg. Der Trend des Paddelns auf dem Wasser ist nicht mehr aufzuhalten. Es macht einfach zu viel Spaß, mit seinen Freunden übers Wasser zu gleiten und dabei seinen ganzen Körper zu trainieren. Will man es, kann man sich nahezu lautlos fortbewegen und die Auen des Flusses hinterm Haus und deren Bewohner entdecken. Außerdem kann man schon nach wenigen Versuchen eine kniehohe Welle absurfen – bis man das auf dem Surfbrett kann, vergehen Jahre. Das Brett eignet sich perfekt, um seine ganze Familie am Wochenende auf jeder noch so kleinen Pfütze spazieren zu fahren. SUP ist total einfach und von jedem in Nullkommanichts erlernbar. Und Wasser macht uns Menschen sowieso Spaß. Das Beste daran: Nass werden muss man beim Stand Up Paddling nur, wenn man auch will.

Dennoch gab es bis unlängst ein Problem. Die etwa 3,5 Meter langen Bretter sind unhandlich. Ohne Einfamilienhaus mit Garage oder großen Bus war es quasi unmöglich, seinen SUP zu lagern. Nun ist auch dieses Problem gelöst. Seit Kurzem erobern iSUPs (inflatable Stand Up Paddleboards) die Gewässer der Bundesrepu­ blik. Diese aufblasbaren Bretter passen in jeden Kofferraum und bieten dabei dank bahnbrechender Materialentwicklung eine Steifheit und Performance, die fast an die harten Bretter herankommt. Die Paddel sind teilbar, sodass sie sich zusammen mit dem Brett in einem großen Rucksack verstauen lassen. Mit diesen neuen Boards ist es plötzlich auch in jeder Kleinstwohnung in der Stadt möglich, einen SUP zu besitzen und nach Feierabend anstatt ins Fitnesscenter zum Fluss nahe der Wohnung zu radeln, um den dringend notwendigen Ausgleich vom stressigen Büroalltag zu bekommen. Dank der iSUPs sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, und genau das macht diese so junge Sportart aus. Alles ist erlaubt, nichts ist richtig oder falsch. Hauptsache, man hat Spaß. Diese Grundidee gepaart mit den unzähligen Flüssen und Seen hierzulande machen Deutschland zu einem hervorragenden Stand-Up-Paddle-Land. Also nichts wie raus und rauf aufs Brett!

urban Per iSUP durch die City

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Technik: SUP-Basics für Anfänger Das Beste am Stand Up Paddling: Wirklich jeder kann es erlernen. Schon nach etwa zehn Minuten stehen die meisten Beginner entspannt auf dem Brett und genießen die ersten Meter lautlosen Gleitens auf dem Wasser. Damit du von Anfang an weißt, wie es richtig geht, haben wir hier die Grundlagen der SUP-Technik zusammengefasst.

Vorbereitung auf dem Parkplatz Brett Größter Vorteil der iSUPs: Sie passen wirklich

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in jeden Kofferraum – auch in solche moderner und angesagter Sportwagen. Du musst dir weder Bus oder Dachgepäckträger noch Garage für die Lagerung des Bretts zulegen, um aufs Wasser zu kommen. Bevor du aufs Wasser kannst, will der iSUP natürlich aufgepumpt werden. Anders als bei einem normalen SUP bedarf die Aufblasvariante einige Minuten Vorbereitung. 1.) Rucksack aus dem Kofferraum und das Brett auf einem ebenen Untergrund ausrollen. 2.) Als nächsten Schritt solltest du dich vergewissern, dass das Ventil (je nach Hersteller unterschiedlich) richtig eingestellt ist, damit die ins Brettinnere gepumpte Luft auch bleibt, wo sie ist. 3.) Schnapp dir die Pumpe und fang an, Luft in das Brett zu pumpen. Nach wenigen Minuten solltest du etwa zehn PSI geschafft haben. Je mehr Luft im Brett ist, desto steifer ist es und desto besser wird die Performance später auf dem Wasser sein. Die ideale Menge ist von Board zu Board verschieden, meistens sind es jedoch zwischen 15 und 25 PSI. Keine Sorge, mit Handpumpen kann man die Bretter nicht zum Platzen bringen. Grundsätzlich sollte man noch ein paarmal pumpen, sobald man denkt, dass bestimmt schon genug Luft im Brett steckt. 4.) Installiere die beigelegten Finnen, sofern sie nicht schon im Brett integriert sind. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Finnenbox frei von Sand, kleinen Steinen oder Dreck ist, um die Finnen mit der Schraube in der Box richtig festziehen zu können.

Paddel Die richtige Paddellänge für den Einstieg ist essenziell, um flott auf dem Wasser voranzukommen und auf längeren Ausfahren nicht zu verspannen. Grundsätzlich ist die richtige Länge des Paddels eine Frage des Geschmacks. Nichts falsch machen kann man, wenn man anfangs auf Flachwasser das Paddel auf etwa 15 bis 25 Zentimeter über Körpergröße einstellt. Am besten stellst du das Paddel gerade vor dich auf den Boden und greifst mit einer Hand oben auf den Knauf. Dabei sollte der Arm leicht gebeugt sein. Ist das Brett aufgepumpt und das Paddel richtig eingestellt, kann es auch schon losgehen. Jeder iSUP hat einen Tragegriff, sodass man das Brett Bug voraus in der einen und das Paddel in der anderen Hand zum Wasser tragen kann.

Auf dem Wasser Ideale Bedingungen für den Anfang sind flaches Wasser und kein Wind. Ob in der Stadt oder auf dem Land: Es eignet sich beinahe jeder See, Fluss oder ein Uferbereich am Meer. Acht geben sollte man nur bei Wind ab drei Beaufort – vor allem dann, wenn dieser ablandig ist, dich also weg vom Ufer treibt, falls dir mal die Kraft ausgeht.

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In nahezu jeder Stadt findet man Wasserwege, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Dabei sind dir verwunderte Blicke von Schlipsträgern in der Mittagspause sicher.


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Aufs Brett Die Grundregel mit den großen iSUPs lautet: „Niemand muss nass werden, wenn er nicht will.“ Einfach die Hose hochkrempeln, das Paddel auf das Brett legen und etwa knietief ins Wasser waten, um die Finnen zu schonen. Dann kannst du dich etwa in Brettmiete auf den iSUP knien. Als Anhaltspunkt, wo die Brettmitte ist, dient dir der Tragegriff deines Bretts.

dem Paddel vor dich auf das Deck legen und dich hochdrücken. Dabei stellst du beide Füße parallel auf Höhe des Tragegriffs nebeneinander. Und gehst währenddessen ein wenig in die Knie. Je breiter du auf dem Brett stehst, desto sicherer ist dein Stand. Mit etwa hüftbreitem Abstand machst du anfangs garantiert nichts falsch.

Die Knie sind parallel und zeigen Richtung Bug, das Paddel liegt vor dir. Sobald du ausreichend Balance hast, kannst du deinen Oberkörper aufrichten, das Paddel (etwa schulterbreit, eine Hand über der anderen) greifen und lospaddeln.

Richtig paddeln Jetzt geht es richtig los. Als Erstes greifst du mit der gegenüberliegenden Hand der Paddelseite auf den Griff des Paddels und legst die andere Hand auf den Paddelschaft. Dabei sind die Hände etwa schulterbreit voneinander entfernt. Je breiter du greifst, desto weiter wird dich dein Paddelschlag nach vorn bringen. Allerdings wirst du auch merklich mehr Kraft dafür aufwenden müssen. Beide Hände halten das Paddel locker, bloß nicht verkrampfen.

Sobald du etwas Fahrt aufgenommen hast, liegt der iSUP gleich viel stabiler im Wasser als im ruhigen Zustand. Fühlst du dich bereit, kannst du die Hände mit

Mit kaum einem anderen Sportgerät bewegt man sich so lautlos fort wie mit einem SUP. So kommt man Tieren in und ums Wasser sehr nahe.

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Der Paddelschlag beim SUP wird in drei Phasen unterteilt: 1.) Einstechphase Dabei führst du das Paddel Richtung Bug und stichst es möglichst weit vorn in das Wasser ein. Das Blatt deines Paddels knapp neben der Brettkante ins Wasser eintauchen. Um für den bestmöglichen Antrieb zu sorgen, komplett ins Wasser eintauchen. Die Arme sind dabei nahezu gestreckt.

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2.) Zugphase Nun ziehst du mit der unteren Hand das Paddel durchs Wasser und drückst gleichzeitig die Hand auf dem Griff nach vorn. Ist deine Schafthand etwa auf Höhe deiner Hüfte angekommen, ziehst du das Paddel aus dem Wasser. 3.) Rückholphase Sobald das Paddel die Wasseroberfläche verlassen hat, führst du es knapp über dieser wieder nach vorn und stichst zum nächsten Paddelschlag ein.

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Wechseln der Paddelseite Nach einigen Paddelschlägen (etwa vier bis acht) solltest du die Paddelseite wechseln. Dies kannst du schon zuvor an Land üben. Einfach in der Rückholphase mit der Griffhand an den Schaft und umgekehrt. Das Wechseln der Paddelseite ist notwendig, um möglichst gerade nach vorn zu paddeln.

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Bremsen Willst du bremsen, steck das Paddel etwa auf Höhe der Füße ins Wasser. Je tiefer das Paddel ins Wasser gesteckt wird, desto schneller wirst du zum Stehen kommen. Bereite dich also mit gebeugten Knien darauf vor, um nicht abgeworfen zu werden. Drehen Für Anfänger beginnt die leichteste Variante des Umdrehens mit dem Bremsen. Dabei dreht sich das Board schon ein wenig. Paddelst du auf der gleichen Seite einfach rückwärts weiter, wird sich das Heck im Stand zu drehen beginnen. Hast du weit genug gedreht, stichst du das Paddel einfach auf der gegenüberliegenden Seite ein und nimmst wieder Fahrt auf.

Seebäder oder Bars am Wasser eignen sich perfekt, um eine Pause einzulegen und ein Feierabendbier oder eine kleine Stärkung zu genießen.

Wer sich für weitere Grundlagen, spezielle Techniken für Fortgeschrittene und Besonderheiten auf Fließwasser oder auf dem Meer interessiert sowie noch mehr Hintergrundwissen und Trainingstipps erhalten möchte, ist mit dem kürzlich erschienenen Buch „Transport Stand Up Paddeln ­– Workbook“ von Peter Bartl bestens bedient. Auf über hundert Seiten bekommt man alle Infos, die man auf dem Weg zum SUP-Profi braucht. Zu bestellen für 17,99 Euro unter info@sup-guide.de raus-magazin zwei 2013

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Produktübersicht Grundsätzlich unterscheidet man bei iSUP zwischen Allround- und Touring-Brettern. Mit Allround-Boards macht man am Anfang garantiert nichts falsch. Die Bretter sind kippstabil, drehen leicht und machen bestimmt der ganzen Familie Spaß. Auch ein Ausflug in kleine Wellen ist damit möglich. Touring-Boards sind etwas spezieller. Diese mehr auf Leistung getrimmten Bretter gleiten besser und sind spurstabiler, allerdings auch ein wenig schmaler. Mit ihnen ist es eine Freude, stundenlang durch die Gegend zu paddeln und neue Spots zu erkunden. Wer es gleich sportlich angehen möchte und lange Strecken zurücklegen will, ist daher mit einem Touring-Board bestens bedient. Wir stellen dir hier sechs Boards von drei der angesagtesten Hersteller im SUP-Bereich vor.

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Fanatic Fly Air Touring 12,0

Fanatic Fly Air 10,6

Der Fly Air Touring ist das ideale Brett für viel Spaß und tolle Performance auf Flachwasser. Ob neue Flussarme entdecken, Tagesausflüge oder Trainingsgerät, mit dem Fly Air Touring macht dank seiner tollen Performance das Dahingleiten auf Flachwasser noch mehr Spaß. Auch dieses Board wird wie alle anderen hier vorgestellten Modelle mit Pumpe und Rucksack ausgeliefert. www.fanatic-sup.com

Das angenehm breite und kippstabile Brett ist ein wahrer Alleskönner. Draufstellen und wohlfühlen, und das für die ganze Familie. Ob ein Wettrennen mit den Freunden, Cruisen, kleine Wellen, Wildwasser oder Spaß mit den Kindern, der Fly Air macht alles mit und passt mit dem mitgelieferten Rucksack in jeden Kofferraum. www.fanatic-sup.com

Naish One 12,6

Naish Mana 10,0

Das Naish One ist die aufblasbare Touring-Lösung der Firma aus Hawaii. Es eignet sich ideal für längere Paddelsessions sowie Tagestrips und ist dabei für alle Könnensstufen, Alters- und Gewichtsklassen gleichermaßen geeignet. Das schnelle, gut gleitende Brett, könnte auch für jene Paddler interessant sein, die ihre Freunde auf dem Weg zum Feierabendbier ein paar Meter hinter sich lassen wollen. www.naishsurfing.com

Das Mana ist das Allround-Brett von Naish. Wie die beiden anderen Allround-iSUPs ist nur deine eigene Kreativität die Grenze des Einsatzbereichs. Ob Flachwasser, Wildwasser oder kleine Wellen – das Mana macht alles mit und bietet dank des Softdecks wie auch Fanatic und Starboard der ganzen Familie eine sichere Plattform für Ausflüge aufs Wasser. www.naishsurfing.com

Starboard Astro Touring 12,6

Starboard Astro Whopper 10,0

Das Astro Touring ist das Langstreckenbrett von Starboard. Genauso wie die anderen Touring-Boards verfügt es über eine tolle Gleitperformance und genug Volumen, um auch noch ein Kind mit an Board zu nehmen. Dank des Netzes im Bugbereich kann Gepäck im wasserfesten Rucksack für Tagesausflüge eingepackt und sicher verstaut werden. www.star-board-sup.com

Der kurze, breite Shape ist die Spaßmaschine von Starboard. Das kippstabile, eng drehende Brett ist für alle Alters- und Könnensstufen geeignet. Es ist vielseitig im Flachwasser, kleinen Wellen, zum Cruisen oder sogar im Wildwasser einsetzbar. www.star-board-sup.com

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Foto Thomas Fedra

Wahrscheinlich wirst du mit wildem Armrudern versuchen, dein Gleichgewicht zu finden. Bei diesem allerersten Kontakt mit der Slackline sind deine Gliedmaßen einfach noch nicht in der Lage, das Wackeln unterhalb der Hüfte abzustellen. Die Line sagt oftmals zunächst Nein zu Anfängern. Absprung ins Gras. Fast immer packt einen darauf der Ehrgeiz. Nächster Versuch. Und wenn du dranbleibst, wirst du schon am ersten Tag mindestens sicher auf der Line stehen und Spaß am „Slacken“ haben. Wer trainiert, muss sich auch erfrischen. Hier ist ein alkoholfreies Jever Fun ein idealer Durstlöscher und damit das Richtige für alle, die auf gemeinsamen Outdoorsport und einen entspannten Lebensstil stehen.

Hintergrund

Was heute in Stadtparks und Grünanlagen von Hamburg bis München zu Hause ist, beginnt auf Absperrketten von Parkplätzen der USA. In den frühen 1960er-Jahren vertreiben sich Kletterer im Yosemite Valley bei zu nassem Fels ihre Zeit am Boden und balancieren auf den durchhängenden Begrenzungen aus Metall, den „slack chains“. Adam Grosowsky und Jeff Ellington modifizieren rund 20 Jahre später den schwingenden Untergrund. Sie spannen alte Kletterseile zwischen Bäume. Schnell merken sie, dass das „Slacken“ nicht nur Spaß bringt. Auch der Trainingscharakter für das Klettern kommt nicht zu kurz. Ihr Zeitvertreib stärkt auf spielerische Weise Gleichgewicht, Körperspannung und Muskulatur. Gründe genug, weiterzudenken. Schlauchband aus Polyamid ersetzt ihren selbst gebastelten Prototypen aus Seilen und markiert die Geburtsstunde der Slackline. 1983 beobachtet Scott Balcom die beiden und ist begeistert vom tänzerischen Charakter der Pioniere. Der Kletterer greift die Idee des Schlauchbandes auf und entwickelt sie entscheidend weiter – bis hin zu dem, was du heute in jedem guten Outdoorladen erstehen kannst.

Zittriger Start Behalt bei deinen ersten Versuchen diese Sätze im Hinterkopf: „Lass dich nicht entmutigen! Es braucht eine kleine Weile, bis das Zittern in den Beinen aufhört.“ Es ist ein nur wenige Zentimeter breites Band, das schlicht auf deine Bewegungen reagiert.

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Erste Hilfe

Wenn dir danach ist, frag nach einer stützenden Hand. Halt beim Laufen deinen Blick auf einen Fixpunkt gerichtet. Setz mit geradem Oberkörper einen Fuß vor den anderen, fast so wie am Boden. Arme und Hände sind ein gutes Gegengewicht, wenn sich dein Körper zur Seite neigt. Ihre Position gleicht dem Tragen eines großen Balles über dem Kopf.

Vielfalt an Möglichkeiten

Neue Herausforderungen und verschiedene Varianten sind es, die den Ehrgeiz anfeuern. Zahlreiche Optionen sorgen dafür, das eigene Level immer wieder ein Stückchen höher schrauben zu können. So wird der Sport niemals eintönig.

Foto www.elephant-slackline.com

Zirkus, Seiltanz, Akrobatentum. Seit Tausenden Jahren balancieren wir auf Seilen. Was in der Vergangenheit eher tollkühnen Draufgängern vorbehalten war, ist heute längst in jedem deutschen Park zu Hause. Und jedem möglich. Auf einer Slackline trainierst du aktiv dein Gefühl für Gleichgewicht, machst dich fit für Sportarten wie Skaten und Klettern und bescherst dir ein gutes Körpergefühl, auch für deinen Alltag. Allein und hoch konzentriert oder zusammen mit Freunden in entspannter Sommerabendatmosphäre. Slacklinen bedeutet, drauSSen zu sein, sich zu bewegen, an seine Grenzen zu gehen, Kontakte zu pflegen. Ausprobieren!

Foto www.elephant-slackline.com

Text Benjamin Hellwig


advertorial

Lowline Sie ist idealer Ausgangspunkt für die ersten Schritte, wird in Kniehöhe gespannt, Aufbau und Sicherung der Line sind einfach. Das Verletzungsrisiko ist gering. Ideal sind die Bedingungen über Gras oder Sand. Spannweite: mehrere Meter. Waterline Spann die Slackline zwischen zwei robuste Poller, zwischen Baum und Baum auf gegenüberliegenden Ufern oder ähnlich festen Haltepunkten. Kulisse und Abkühlung sind inklusive, zudem bietet der Gang über den sich ständig bewegenden Untergrund einen besonderen Kick: Er stört dein Gleichgewicht und du musst zusätzlich ausgleichen. Longline Das spezifische Eigengewicht der Line erfordert ruhiges Gehen. Sobald sie einmal ins Schwingen geraten ist, wird es immer schwieriger, sie wieder zu beruhigen. Große Distanzen sind möglich, mehr als 300 Meter wurden bereits absolviert. Das Spannen der Line erfordert Know-how, die Line muss zudem höher aufgespannt werden als bei Lowlines, was das Verletzungsrisiko erhöht.

Jumpline oder Trickline Bei der Freestyledisziplin des jungen Funsports ist die Line weniger „slack“, also etwas straffer als üblich gespannt. So wird das Gurtband zum Trampolin. Alle springenden Fortbewegungen wie Backund Frontflips sind möglich, dazu das Landen mit den Füßen, dem Hintern oder der Brust auf der Line. Und wer kreativ genug ist, denkt sich Tricks und Kombinationen selbst aus. Highline Auf dem Gipfel des Slacklinens, einer Highline, unterwegs zu sein, bedeutet zuerst einmal Erfahrung und Vorbereitung. High­lines spannst du über Absprunghöhe. Ein gefahrloses Herunterspringen ist nicht mehr möglich. Du bist daher über die Slackline und zusätzlich über ein Kletterseil gesichert. Das Begehen von Highlines ist absoluten Profis vorbehalten, gilt für viele daher auch als Königsdisziplin des Slacklinens. Neben dem Balancieren spielt auch die psychische Komponente eine Rolle. Auch wenn du jederzeit gesichert bist, musst du den Abgrund unter dir erst einmal überwinden können. Und das kann mehrere Hundert Meter über dem Boden sein.

Sicher und nachhaltig Wer die Slackline an Bäumen befestigt, sollte die Rinde schützen. Dabei sind Bäume im Frühjahr am sensibelsten. Breite Rundschlingen mit optimal zehn Zentimeter Auflagefläche und Scheuerschutz sind ein Muss und schützen den Baum. Es gilt: Stammumfang mindestens 1,20 Meterund Lines nicht zu oft an denselben Stellen spannen. Beim Spannen entstehen sehr hohe Kräfte. Die Ratsche muss danach immer geschlossen oder verriegelt sein, um zu verhindern, dass sie sich bei stärkerer Belastung öffnet. Nur dann sind Spaß, Action und aktive Entspannung garantiert. Und einer friesischherben Erfrischung mit Jever Fun steht nach dem „Slacken“ nichts im Wege.

angesagt Balance in Frischluft: Slackline

Runter vom Sofa und viel SpaSS da drauSSen! Du bist auf der Suche nach aktiver Entspannung, neuen Leuten und Spaß in der freien Natur? Dann solltest du dir unbedingt die Funzeit anschauen. Die Funzeit ist die Online-Community von Jever Fun, mit der das friesisch-herbe alkoholfreie Bier alle Fun- und Trendsportbegeisterten zu sportlichen Aktivitäten, den sogenannten Funzeiten zusammenbringt. Eine Funzeit kann alles sein, was Sport und Spaß verbindet: Kitesurfen, Slacklining im Park, eine Runde Crossgolf oder auch eine Partie Headis. Wähl einfach per Filter deine Stadt und die Sportart aus, auf die du gerade Lust hast – schon zeigt dir die Facebook-App alle passenden Aktivitäten in deiner Nähe an. Und ganz nebenbei triffst du auch noch coole Leute, die genauso viel Spaß an Fun und Action haben wie du selbst.

eingeben, wie viele Leute teilnehmen können und ob ein bestimmtes Equipment erforderlich ist. Auch von Jever Fun gibt es selbstverständlich organisierte Funzeiten und sogenannte Trainer-Events. Dabei geben dir Profis wertvolle Tipps und Tricks und machen den Einstieg in den jeweiligen Sport zum Kinderspiel.

Natürlich kannst du auch eigene Events in der Community einstellen – dabei ist es nicht nur möglich, die Sportart, die Zeit und den genauen Ort deines Events anzugeben, du kannst auch

Bist du neugierig geworden und hast Lust auf aktive Entspannung und neue Leute? Dann nichts wie los zur Funzeit von Jever Fun: www.jeverfun.de/funzeit

Neben den vielen Aktivitäten bietet dir die Funzeit zudem jede Menge Informationen rund um das Thema Fun- und Trendsport. So berichtet das „Jever Fun“-Team im FunzeitBlog über alles, was interessant ist und Spaß macht: spannende Veranstaltungen, neue (Fun-) Sportarten und Equipment, Reisen, Hotspots und vieles mehr.

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summerfeeling Produktion & Styles Vera Kannegießer Produktionsassistenz Simon Schumacher Fotos Lars Wehrmann

Sommer, Sonne, Sonnenschein! Nach langem Warten begrüSSen uns nun fast täglich die Sonnenstrahlen beim Gang aus dem Haus. Das beeinflusst natürlich auch unsere Kleiderwahl. Inspiration für den richtigen Look findest du auf den folgenden Seiten.

The North Face

Amanda Shirt // Better than naked Singlet // 40 Euro Rock // Eat my dust skirt // 50 Euro Schuhe // Womens Hyper Track Guide // 120 Euro Manu Shirt // GTD Longsleeve // 50 Euro Hose // GTD Short Tight // 50 Euro Schuhe // Mens Hyper Track Guide // 120 Euro

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anziehend

Bergans Amanda M端tze // Cecilie Beanie // 50 Euro Top // Cecilie Singlet // 40 Euro Jacke // Cecilie Microlight Anorak // 140 Euro Hose // Cecilie Hiking Pant // 120 Euro Schuhe // Sienna MJ (Firma: Keen) // 79,95 Euro

Manu M端tze // Tine Hat // 30 Euro Sonnenbrille // TwoFace (Firma: Oakley) // ab 149 Euro Shirt // Exit Wool Tee // 60 Euro Hose // Utne Pirate Pant // 80 Euro Schuhe // Kona Flip (Firma: Keen) // 59,95 Euro

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Kjus Berghaus Amanda (Kjus) Baselayer Jacket // Ladies Lauriston FS Hoody // 179 Euro Jacke // Ladies Mythos Jacket // 599 Euro Hose // Ladies Vapor Shorts // 129 Euro Schuhe // Emerald City 3-point (Firma: Keen) // 89,95 Euro

Manu (Berghaus) Shirt // Vapour Base Zip // 49,95 Euro Hose // Lonscale Short // 59,95 Euro Schuhe // Bleecker Lace (Firma: Keen) // 129,95 Euro

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!

Gemeinsam mit Columbia verlosen wir ein Damen- oder Herrenoutfit bestehend aus dem aktiv kühlenden Freeze Degree Short Sleeve Shirt, der atmungsaktiven und wasserdichten Jacke Compounder II Shell sowie der Hose Insect Blocker Cargo mit eingebautem Insektenschutz. Schreib dazu einfach bis zum 31. Juli 2013 eine Mail mit dem Betreff „Columbia“ an verlosung@t-o-v.de und mit etwas Glück bist du bald im Besitz eines hoch funktionalen Outfits der amerikanischen Outdoormarke. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Maier Sports Columbia Amanda (Maier Sports) Sonnenbrille // Garage Rock (Firma: Oakley) // ab 129 Euro Microfleece-Jacke // Fremont // 59,90 Euro Hose // Nata // 99,95 Euro Schuhe // Zest Glove (Firma: Merrell) // 89,95 Euro Tasche // Gear Warrior Wheeled Duffel 36 // 250 Euro Manu (Columbia) Shirt // Freeze Degree Short Sleeve Polo // 54,95 Euro Jacke // The Compounder II Shell // 249,95 Euro Hose // Paro Valley II Pant // 59,95 Euro Schuhe // Kona Flip (Firma: Keen) // 59,95 Euro

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Millet Eider Amanda (Millet) Sonnenbrille // Style Switch (Firma: Oakley) // ab 169 Euro Top // Sunny Line Tank // 24,90 Euro Hoodie // LD Evolution Hoodie // 99,90 Euro Hose // LD Outside Short // 54,90 Euro Schuhe // Stream (Firma: Source) // 69,95 Euro Manu (Eider) Shirt // Photin TS // 39,90 Euro Hemd // Dartmore Stretch // 69,90 Euro Hose // Hudson Bermuda // 79,90 Euro Schuhe // Djibouti (Firma: Source) // 39,95 Euro

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CEP Sonnenbrille // Radarlock Edge (Firma: Oakley) // ab 239 Euro Unterziehshirt // Active Ultralight Shirt // 49,90 Euro Shirt // Run Tec Tee // 49,90 Euro Hose // Dynamic+ Run Shorts // 98,90 Euro Str端mpfe // Progressive+ Calf Sleeves // 29,90 Euro

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Hersteller

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Bergans +49 40 325964450 bergans@bergans.de www.bergans.de Berghaus +49 89 36090260 marketing@berghaus.com www.berghaus.com CEP +49 921 912750 info@cepsports.com www.cepsports.com Eagle Creek + 353 21 4621473 info@eaglecreek.ie www.eaglecreek.com Eider +49 40 41353681 AHENNIG@lafuma.fr www.eider.com.en Keen +49 831 512800 cs.europe@keenfootwear.com www.keenfootwear.com Kjus +41 41 7480808 info@kjus.com www.kjus.com Maier Sports +49 7024 80000 info@maier-sports.de www.maier-sports.de Merrell +49 800 6648468 teresa.ranft@wwwinc.com www.merrell.de Millet +33 4 50695959 astraub@lafuma.fr www.millet.fr

Eagle Creek

Tasche // Flip Switch Wheeled Backpack 22 // 230 Euro

Oakley +49 0800 6255 3985 customercare-europe@oakley.com de.oakley.com Source +49 40 41353681 info@sourceoutdoor.com www.sourceoutdoor.com The North Face +49 89 411194414 jennifer.hartl@krauts.de www.thenorthface.com

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inspirierend Crossboccia: grenzenlos, dreidimensional, verbindend

TrendspOrt Ohne Grenzen Text Wojtek Nawrot Fotos Crossboccia

Ob ambitioniert vom Hochhaus oder bequem im Stadtpark – Crossboccia revolutioniert eine Freizeitbeschäftigung, die man bisweilen hauptsächlich betagten Franzosen zuordnete. Der neue Trendsport inspiriert, fördert die Kreativität und macht einfach überall SpaSS. Und die Community wächst!

S

chon mal probiert, mit Bocciakugeln kreuz und quer durch die Landschaft zu spielen? Schwerfällig und behäbig sind die gewichtigen Eisenkugeln, die Möglichkeiten sind stark eingeschränkt. Auf vielen Flächen finden sie keinen Halt oder zerstören sie sogar. Der Wuppertaler Student Timo Beelow nahm sich der Sache an. Und entwickelte Crossboccia. Der junge Trendsport baut zwar auf dem Grundgedanken des traditionellen Boccia- oder Boulesports auf, revolutioniert die Spielweise jedoch komplett. Vor allem der Freiheitsgedanke, den Crossboccia gemein mit anderen Trendsportarten wie Parkour, Free-Running oder Crossgolf hat, steht jetzt im Vordergrund. Spieler sind plötzlich unabhängig von Standards, wie beispielsweise einem festgelegten Spielfeld. Auch Alter und Fitnessgrad spielen keine Rolle. „Easy to learn, hard to master“ ist die Devise beim allerersten Trendsport, der wirklich jedem zugänglich ist.

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CrOssbOccia inspiriert Im Vergleich zur traditionellen Variante ist Crossboccia wesentlich actionlastiger und fordert die Kreativität jedes Einzelnen, da Spieler den Spielablauf aktiv mitgestalten können. Möglich wird dies durch das innovative Spielgerät. Erstmals kann man Treppen, Fensterbänke oder Tische ins Spiel integrieren. Stadt, Natur oder auch die eigenen vier Wände verwandeln sich zu einem riesigen Spielfeld. Bei der Entwicklung des neuen Sportartikels war vor allem wichtig, dass die Bälle leicht, robust und überall einsetzbar sind. Es wurde mit verschiedenen Stoffen experimentiert, Füllungen wurden ausprobiert, bis das heutige Endergebnis feststand: 115 Gramm schwere, mit Kunststoffgranulat gefüllte Stoffbälle. Ein echtes Fliegengewicht im Vergleich zum Original. Das kommt mit sechs Kugeln auf gute fünf Kilo. Die leichten Bälle lassen sich kompakt in Koffer, Reisetasche oder Rucksack verstauen und sind somit der ideale sportliche Begleiter in der Freizeit, im Urlaub und im Alltag. Die Qualität der Bälle war


inspirierend

für Crossboccia-Erfinder Timo Beelow ein entscheidendes Kriterium: „Wir haben sie als Sportequipment konstruiert, sie überstehen extreme Belastungen mühelos, egal wie fest ein Spieler wirft. Ob vom zehnten Stock in den Hinterhof, im Steinbruch oder am Sandstrand, sie sind für jeden Einsatz designt – eben fürs Freestylespielen.“ Eine weitere besondere Eigenschaft der Stoffbälle ist ihre Fähigkeit zu schwimmen. Somit können auch Wasserhindernisse wie Seen oder Brunnen beim Zocken mit einbezogen werden. Bei optimalem Wurfwinkel prallen die Bälle sogar bis zu einen Meter von der Wasseroberfläche ab. Nach der Session können Matsch und Schlamm problemlos per Handwäsche entfernt werden. Der Ablauf bei Crossboccia gleicht dem seines Vorgängers. Der Spieler muss versuchen, mit gezielten Würfen seine Bälle so nah wie möglich beim Zielball, der beim Crossboccia Marker genannt wird, zu platzieren. Hierbei können jedoch im Gegensatz zum herkömmlichen Boccia Hindernisse beziehungsweise Objekte in der Umgebung und die kreativsten Wurftechniken eingebaut werden. Der Schwierigkeitsgrad wird also vom Spieler selbst bestimmt. Hinter dem Rücken werfen, über den Kopf oder mit einer Wand als Bande – es eröffnen sich unendlich viele Möglichkeiten. Auch das Sammeln von Punkten variiert vom regulären Spielablauf. Was mit Metallkugeln unmöglich ist, nämlich eine Kugel auf der eines Gegners zu platzieren, ist bei Crossboccia absolut keine Seltenheit. Diese Spielsituation heißt „Kill“. Hierdurch wird der entsprechende Stein annulliert und fällt aus der Wertung. Und es gibt weitere Varianten. Sogenannte Combos entstehen, wenn ein Spieler seine Bälle direkt aneinander platziert. Das sorgt für zusätzliche Punkte. Präsentiert wurde der neue Sportartikel und Trendsport das erste Mal im Sommer 2009. Und das innovative Konzept überzeugte. Crossboccia wird nicht mehr als reine Freizeitbeschäftigung angesehen, sondern

hat sich als Sportart mit einer Community von über 100.000 Spielern bereits international etabliert. Über das ganze Jahr verteilt werden Crossboccia-Cups im Teamund Einzelmodus ausgerichtet. Die German Open und die Weltmeisterschaft sind dabei die absoluten Jahreshighlights der Fangemeinde. Für den Spielspaß ist der Ort des Geschehens mit das wichtigste Kriterium. So sorgt das Crossboccia-Team besonders bei wichtigen Turnieren wie der Weltmeisterschaft für das richtige Umfeld. Winkel, Wände, Höhenunterschiede und Co. sind die gefragten Eigenschaften eines perfekten Spots zum Zocken. So fand 2011 und 2012 die Weltmeisterschaft auf dem ehemaligen Industriegelände des Landschaftsparks Duisburg-Nord statt. Eines der Highlights: ein 70 Meter hoher Turm, von dem aus heruntergespielt werden konnte. Auch die German Open 2012 wurden an einem ganz besonderen Ort ausgetragen: Die besten Spieler Deutschlands kämpften mitten im Abflugterminal des Düsseldorfer Flughafens um den begehrten Titel des deutschen Meisters. Die Atmosphäre stimmte und mithilfe des Obstacle-Parks – einer Mischung aus Minigolf- und Skateanlage – wurde die ebene Fläche in eine Landschaft voller Möglichkeiten verwandelt. Dieses Jahr finden die German Open auf den X Games in München statt, einem der wichtigsten Events im Bereich Extremund Funsport. Im Olympiapark in München geht es jedoch nicht nur um Ruhm, Ehre und Punkte für die offizielle Weltrangliste, die es nunmehr seit drei Jahren gibt. Spaß und eine gute Zeit stehen im Vordergrund. raus-magazin zwei 2013

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inspirierend

Für diejenigen, die sich jetzt für die kommenden Cups anmelden wollen, hat der amtierende Weltmeister Sebastian Funder – Spielername FundaWunda – einen Tipp: „Geh nicht mit zu hohen Erwartungen in ein Turnier. Der Spaßaspekt ist einfach zu wichtig! Denn nur wenn du Spaß hast und dich wohlfühlst, kannst du deine Leistungen steigern. Emotionen sind für mich persönlich sehr wichtig. Als Sportler durch und durch können diese mich sogar bei schlechter Leistung pushen. Aber Ehrgeiz und Emotionen sollten nicht ausschließlich im Vordergrund stehen. Mein Tipp: gute Laune bewahren und das Spiel gemeinsam mit allen Spielern genießen. Dazu gehört für mich auch, dass ich mich für meinen Mitspieler – ich benutze bewusst nicht das Wort Gegner – auch mal freue, wenn der ein derbes Ding raushaut!“ Nicht zuletzt sorgt außerdem das Rahmenprogramm eines Events aus Bands und DJs bei Besuchern und Spielern regelmäßig für Stimmung und Motivation. Sebastian schildert sein ganz persönliches Erlebnis, als er sich 2012 den Weltmeistertitel erspielte, so: „[…] einfach Emotion und Spielspaß pur. Das Turnier mit der Leistung meines Lebens! Die Leute waren wie immer toll, sie haben mich gefeiert, das werde ich nie vergessen.“ Wie auch bei anderen Sportarten finden unterschiedlichste Typen zusammen, die sonst wenig Kontakt zueinander haben. Und erzeugen beim Zusammentreffen eine unverwechselbare Energie. Ein Turnier zu verpassen, ist für die meisten Spieler nur schwer zu verkraften. Auch lange Anfahrten werden in Kauf genommen. Neben der Sportart selbst sorgt gerade die Kombination aus sportlichem Ehrgeiz, freundschaftlichem Umfeld und der gesamte hinter Crossboccia stehende Lifestyle für eine stetig wachsende Community. Bei jedem Turnier treten neue Spieler an, die den Sport für sich entdeckt haben. „Die Community ist mehr als eine Ansammlung von Spielern, sie ist eine Art Familie, die auch selbst aktiv den Sport ausbaut und weiterentwickelt“, sagt Timo Beelow. Neben der Tatsache, dass sich lokale Gruppen beispielsweise über soziale Netzwerke finden und verabreden, organisieren Spieler bereits eigene Turniere. „Erst diesen März wurde die ,Glow in the Dark‘-Edition gelauncht. Diese neue Version beinhaltet fluoreszierende Bälle, die sich bei Licht aufladen. So kann Crossboccia auch bei Dämmerung und Dunkelheit gespielt werden.

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Die Edition wurde eigens aufgrund der Zurufe vieler Spieler aus der Community entwickelt und produziert“, sagt Timo. Als Dankeschön für die Idee lud das CrossbocciaTeam die Spieler ins Headquarter nach Wuppertal ein und organisierte für die Community den ersten „Glow in the Dark“-Cup. Im Keller einer ehemaligen Kaserne wurde ein Spielfeld mit leuchtenden Obstacles und Schwarzlicht aufgebaut. Demnächst wird ein neues limitiertes PRO Double Pack erscheinen, das aus den zwei besten Balldesigns besteht, die beim letzten Crossboccia Design Contest von Spielern entworfen wurden. Die Contests sind ein weiterer Weg, Spieler in den Trendsport zu integrieren, ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst kreativ zu werden und ein Stück zur Crossboccia-Bewegung beizusteuern. Frei nach dem Motto „Play anywhere you like“ wird der junge Trendsport Crossboccia auch zukünftig zu mehr Kreativität und Freiheit aufrufen und dafür sorgen, dass nicht nur das Heimatland Deutschland, sondern die ganze Welt zu einem riesigen Spielplatz wird.

Infos Locations

Eine Auswahl der besten Spots zum Zocken

Hamburg | Planten un Blomen (Alter Botanischer Garten), St. Pauli Landungsbrücken, Alster City München | Marienplatz, Englischer Garten, Hauptbahnhof Berlin | Victoriapark, RAW-Gelände, Beuth Hochschule Ruhrgebiet | Landschaftspark Duisburg-Nord, Westfalenpark in Dortmund, Gruga Essen

Equipment

Jeder Spieler braucht drei Bälle – für die ganze Partie wird ein Marker benötigt.

Erhältlich sind die Bälle im Onlineshop auf www.crossboccia.com und bei ausgewählten Sportequipmenthändlern sowie gut ausgestatteten Spielwarengeschäften.

Community

Alle Infos zum Sport, Events und Turnieren findest du auf der offiziellen Crossboccia-

Webseite und auf der offiziellen Facebook-Fanseite.



bilanziert

b 01. Januar 2003 sollte es nach dem Wunsch des damaligen Umweltministers Jürgen Trittin eine Verbesserung für den Kreislauf der Getränkeverpackungen geben: Er hatte die Vision, dass weniger Einweg- und dafür mehr Mehrweggetränkepackungen im Umlauf sein sollten. Der grüne Minister engagierte sich für diese Umgestaltung, weil dies seiner Meinung nach „ein wesentlicher Schritt zur Abkehr von der Ex-und-hopp-Mentalität der Wegwerfgesellschaft“ sei. Hintergrund dieser Maßnahme war ein immer weiter abnehmender Anteil von Mehrwegverpackungen, der seit 1997 kontinuierlich gesunken war. Die neue Bepfandung galt ab 2003 für all jene Verpackungen, bei denen der Anteil der Mehrwegflaschen unter dem Wert von 1991 lag. Die Einführung des Einwegpfands sollte Endverbraucher dazu animieren, PET-Einwegflaschen links liegen zu lassen und stattdessen lieber wieder zu klassischen Mehrwegflaschen mit geringerem Pfand zu greifen. Nicht wiederbefüllbare Dosen und Flaschen sollten schrittweise aus den Regalen verschwinden. Erst nach diversen Gerichtsprozessen und zähem Ringen mit dem Getränkehandel konnte die Änderung in Kraft treten. Verschiedene Seiten waren argwöhnisch: Der Einzelhandel befürchtete, dass er mit Sonderkosten von mehr als 2,6 Milliarden DM belastet werde, auf Seiten der Gewerkschaft sah man bereits Tausende Arbeitsplätze schwinden. Eine Dekade und Millionen benutzter Flaschen später ist vieles anders und manches besser geworden. Doch der Reihe nach. 2006 wurde das Einwegpfandsystem nochmals erweitert. Alle Geschäfte mit mehr als 200 Quadratmeter Ladenfläche müssen seitdem jedes Pfandgut, dessen Materialart sie selbst verkaufen, zurücknehmen. Dabei wurden die Sonderrücknahmesysteme einzelner Unternehmen, sogenannte Insellösungen, abgeschafft. Dies sollte die Rückgabemöglichkeiten vereinfachen und den gesamten Kreislauf beschleunigen. Doch aus heutiger Sicht wurde das ursprüngliche Ziel, die Verbreitung der Mehrweger zu erhöhen, verfehlt. Die Mehrwegquote schrumpfte beispielsweise bei den alkoholfreien Getränken bis 2008 auf ein Drittel des ursprünglichen Wertes zusammen. Die aktuelle Lage ist beinahe umgekehrt zum damals formulierten Ziel. Heute gibt es bei alkoholfreien Getränken eine weitaus größere Anzahl an Einwegflaschen als vor der Pfandeinführung. Auch die zwischenzeitlich beinahe völlig verschwundene Getränkedose kehrt nun verstärkt zurück. Und viele Discounter forcieren den Einsatz von PET-Einwegflaschen, weil diese günstiger und leichter als die Mehrwegflaschen aus Glas oder Kunststoff sind.

Wer durch die Straßen einer deutschen Großstadt geht, sieht oft erst bei genauerem Hinsehen Menschen, die eigentlich kaum jemand wahrnimmt. Sie sammeln überall und unermüdlich den wertvollen Abfall der Konsumgesellschaft ab – die Pfandflasche. Das Phänomen rund um die 25 Cent wertvollen Einwegbehältnisse hat seinen Ursprung in einer ebenso ambitionierten wie gut gemeinten Neuregelung des deutschen Pfandsystems. Doch die sollte eigentlich die Fluktuation von Einweggetränkeverpackungen verringern. Wie war das noch mal?

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Foto Johanna Schulz

Text Christian Behme

Die Entwicklung ist einerseits eine positive. Die Dosen-Recyclingquote ist heute wesentlich höher als früher. Lag sie 1995 nur bei 25 Prozent, stieg sie 2010 auf beachtliche 96 Prozent. Ähnliches gilt für PET-Kunststoffverpackungen. Das betonen auch Vertreter der Recyclingbranche: „Wir können von unserer Warte als Recyclingbranche feststellen, dass der Einwegpfand einen enormen Innovationsschub gebracht hat. Insbesondere im Kunststoffrecycling haben wir eine starke Zunahme der Innovations- und Investitionsdynamik erlebt, die sich in äußerst effizienten Sortierverfahren und immer besseren Wiederverwertungskreisläufen zeigt“, sagt Ronald Philipp vom BDE, dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft. Durch die Vorsortierung in


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den Supermärkten hat sich seiner Meinung nach auch die Qualität des zu recycelnden PET-Abfalls verbessert: Weil die Verkäufer nur die Materialarten zurücknehmen müssen, die sie selbst verkaufen, findet heute bereits bei der Rücknahme eine wesentlich effizientere Trennung als früher statt. Mussten damals verschiedene Kunststoffarten erst mühsam von Hand heraussortiert werden, liefern beispielsweise Discounter wie Aldi und Lidl durch die Sortierung bei der Rücknahme von PET-Flaschen heute sortenreines und oftmals nach Farben getrenntes Material. Auf der anderen Seite ist der Glaube an die gute Mehrwegflasche aus Glas mittlerweile etwas verflogen. Viele Bierhersteller versehen ihre Glasflaschen mit Logos am Flaschenhals, die Formen der Flaschen unterscheiden sich. Zur Wiederbefüllung müssen die Flaschen daher erst mühselig sortiert und zum Hersteller zurücktransportiert werden. Höheres Gewicht und variierende Flaschenformen verschlechtern die Ökobilanz durch den vermehrten CO2-Ausstoß beim Rücktransport zu den Herstellern. Neben den rein quantitativen Aspekten der Einweg- und Mehrwegflaschen traten mit der Einführung des Einwegpfandsystems auch ungeplante Entwicklungen auf. Kurz nach Einführung des neuen Pfandsystems ist dabei ein ganz neuer Akteur auf die Bühne der Müllverwertungskette getreten – der Pfandsammler. Zu Beginn des neuen Pfandsystems nur vereinzelt anzutreffen, sind sie heute aus den deutschen Großstädten nicht mehr wegzudenken. Sie kommen meist mit Beuteln, Tüten und Fahrradanhängern und durchkämmen Straßen, Plätze und Grünanlagen nach Pfandflaschen. Ursprünglich waren es vornehmlich Obdachlose und sehr arme Menschen, die durch das Sammeln von Pfandgut versuchten, ihre schwachen Finanzen aufzubessern. Dies hat sich über die Jahre deutlich verändert: Die Gruppe der Sammler sei heute als heterogen einzustufen, meint der Soziologe Sebastian J. Moser. Er beschäftigt sich in seiner Anfang des kommenden Jahres bei der Hamburger Edition erscheinenden Dissertation mit der Rückkehr der Sozialfigur des Wertstoffsammlers in deutschen Städten.

Die Gruppe reicht von Menschen niederer Einkommensklassen bis in die Mittelschicht. Deren Berufs- und Einkommensgruppen bestehen laut Moser aus Erwerbslosen, Rentnern und prekär Beschäftigten, aber auch aus ganz „normalen“ Arbeitern und Angestellten. Zu einfach zu vermuten, nur Armut oder Obdachlosigkeit würden in einem Sammelverhalten münden. Die Motivation hinter dem täglichen Losziehen mit LED-Lampe, Hackenporsche und Jutebeutel ist vielschichtiger. „Sicherlich spielt das Geld eine Rolle und stellt vermutlich die Erstmotivation dar. Der Wunsch oder die Vorstellung, das schnelle Geld zu machen, wird dann jedoch mit einer harten Realität konfrontiert. Pfandsammeln muss erlernt und organisiert werden, während die Konkurrenz stetig zunimmt“, kommentiert der Forscher die möglichen Beweggründe zum Sammeln. Das Sammeln entwickle mit der Zeit eine enorme Eigendynamik. Es könne dazu führen, dass Menschen selbst dann noch weitersammeln, wenn es sich finanziell nicht mehr lohne. Das Sammeln von Pfandgut könne auch niemals wirklich an ein Ende gelangen, die Menge sei ja praktisch unbegrenzt. Es kann und muss daher immer weitergehen, weil für den Sammler stets die berechtigte Hoffnung besteht, dass er den großen Coup landen könnte. Der Sammler kehrt das Prinzip des Wegwerfers um und deklariert den Müll zu etwas Brauchbarem. Damit reagiert er, so Sebastian Moser, auf eine Vielzahl von lebenspraktischen Problemen. Das Flaschensammeln diene dazu, in eine Öffentlichkeit zu treten und Kontakt mit anderen Menschen aufzunehmen: „Flaschensammler sind gesellschaftlich oft sehr wenig in andere Gruppen eingebunden.“ Neuerdings bemühen sich aber auch Initiativen um eine bessere und direktere Weiterleitung der Pfandgüter an die Sammler. Damit wollen sie diesen Menschen unkompliziert helfen und gleichzeitig eine soziale Entstigmatisierung des Sammelns erreichen. Ein Beispiel dieser Unterstützung ist das Webformat www.pfandgeben.de. Foto Pfandring | Paul Ketz, Markus Diefenbacher

Kurz nach Einführung des neuen Pfandsystems ist dabei ein ganz neuer Akteur auf die Bühne der Müllverwertungskette getreten – der Pfandsammler.

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Foto Mia Schumacher

Durch das Pfandsystem werden immer wieder neue Energien in Gang gesetzt, die über eine rein staatliche Steuerung von oben kaum steuerbar wären.

Über die Seite werden Telefonnummern von Sammlern zur Verfügung gestellt. Nach Absprache können Interessierte bei Menschen mit vielen Pfandflaschen diese direkt und unentgeltlich abholen. Die Seite www.pfand-gehoert-daneben.de hat ebenfalls einen sozialen Ansatz und will die Menschen animieren, auf der Straße ihre leeren Pfandflaschen nicht einfach in die Mülltonne zu werfen. Die Flaschen sollen stattdessen gut sichtbar neben der Mülltonne platziert werden, damit sie von Sammlern einfach und ohne würdeloses Wühlen im Unrat mitgenommen werden können. Einen ähnlichen Weg geht das Kölner Konzept „Pfand­ ring“. Der Designer Fabian Ketz entwickelte einen nützlichen und einfach anwendbaren Weg zur Müllwiederverwendung. Sein Metallring kann wie eine Manschette um alle gängigen Mülltonnen gespannt werden und ist Einsteckplatz für Pfandflaschen. Seine Idee hinter diesem Projekt: Es seien einfach genug Pfandflaschen und -dosen für alle vorhanden. Und das Pfandsammeln sei eine Art Dienstleistung im Namen der Umwelt, von der alle beteiligten Parteien, Menschen und Umwelt, profitierten. Die Unterstüt-

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zung des Recyclingkreislaufs durch Sammler und Hilfsinitiativen sind somit mehr als nur nützliche Begleiterscheinungen der Reform des deutschen Pfandsystems. Sie beweisen, dass eine gut gemeinte Idee viel mehr soziale und ökologische Wirkungsmacht in sich trägt, als man es zu Beginn vielleicht vermutet hätte. Durch das Pfandsystem werden immer wieder neue Energien in Gang gesetzt, die über eine rein staatliche Steuerung von oben kaum steuerbar wären. Landschaft und urbaner Raum bleiben sauberer, Menschen kommen sich ungezwungen näher. Und gleichzeitig führt das stumme, emsige Treiben in den Städten dem geneigten Beobachter passiv Einblicke in die finanziellen Fehlstellungen unserer Gesellschaft vor. All dies war vor zehn Jahren zwar nie Teil der Vision Trittins. Es kann aber dennoch als Erfolg und Abkehr von der Ex-und-hopp-Mentalität gedeutet werden. Unerwartet und in jedem Falle bereichernd!



eigenleistung

An der Wand

RAUS!-Fotowettbewerb Ob Auge in Auge mit skandinavischem Granit oder Top­ rope gesichert am Mittelgebirgsfels, beim urbanen Bouldern oder im alpinen Klettersteig: Für den neuen RAUS!Fotocontest suchen wir dein fotografisches Highlight aus der Vertikalen. Mitmachen lohnt sich: Den Gewinnern winken Motivationshäppchen für anstehende Trips. Die fünf faszinierendsten Aufnahmen prämieren wir zusammen mit dem Bergsportspezialisten SALEWA. Schick uns deinen Vorschlag an verlosung@rausmagazin.de (Auflösung: 300dpi). Einsendeschluss ist der 15. August 2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

1. Preis

SALEWA ist seit über 75 Jahren Bergsportspezialist mit internationaler Ausrichtung. Das managementgeführte Familienunternehmen mit Hauptsitz in Bozen/Südtirol steht für Professionalität und hoch funktionale Produkte. Die alpine Kompetenz basiert auf langjähriger Erfahrung – zusammen mit professionellen Bergsportlern und -führern richten sie ihre Produkte an den Bedürfnissen der Menschen, die sich in der Vertikalen bewegen, aus. Mit Beginn des neuen Jahrtausends hat die Marke eine neue Dimension erreicht. Dies zeigt sich im Aufbau eines eigenen Athletenkaders, dem SALEWA alpineXtrem Team, ebenso wie in der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Spitzenprodukten. Im Herbst 2011 eröffnete die SALEWA Group das neue energieautarke Headquarter, das von der Klimahausagentur/Südtirol mit dem Work-LifeBalance-Award ausgezeichnet wurde. Integriert in das Gesamtkonzept entstand eine neue Kletterhalle, die zu den größten Italiens zählt. Um nicht zuletzt auch für zukünftige Generationen die einzigartige Bergwelt zu erhalten, arbeitet ein interdisziplinäres Projektteam intensiv an einer langfristigen Strategie und Umsetzung der Themen Verantwortung und Nachhaltigkeit.

1. Preis | Klettersteigset SALEWA Ergo-Zip Zu diesem Klettersteigset gehören der ergonomische Karabiner Ergotec, ein Bandfalldämpfer sowie ein integrierter Zip-Roller, der sehr körpernahes und komfortables Handling ermöglicht und damit die Sicherheit enorm erhöht. Der Ergotec-Karabiner liegt nicht nur ideal in der Hand, durch seine ergonomische Form macht er auch eine Kraftersparnis von 30 Prozent möglich. Außerdem sorgt die flache Gestaltung dafür, dass er sich bei Biegebelastung weder verformt noch bricht.

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2. Preis | Rucksack SALEWA Ascent 26

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Dieser Rucksack ist ideal zum Wandern und für jede Alpintour. Jedes wichtige Bergutensil findet seinen Platz – mit den zahlreichen Taschen ist der Ascent 26 ein echtes Packwunder. Neben Materialschlaufen am Hüftgurt und eine Eispickel-/Stockbefestigung verfügt er außerdem über eine integrierte Regenhülle, einen Hydrationssystem-Ausgang für leichten Zugang zu Wasserreserve sowie das Motion-Fit-Tragesystem, wodurch sich der Rucksack den Bewegungen des Körpers anpasst.

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4. Preis | Klettersteiggurt SALEWA Via Ferrata Lite

s 3. Prei

Egal was du machst, der Via Ferrata Lite folgt dir in jedes Terrain. Die Light-Version des Via-Ferrata-Sitzgurts wurde speziell für Klettersteige und Hochtouren konzipiert. Steckschnallen an Hüftgurt und Beinschlaufen ermöglichen dir das Anziehen des Gurts im sicheren Stand. An der Materialschlaufe kannst du dein zusätzliches Equipment befestigen.

5. Preis | Edelstahlflasche SALEWA Hiker Ein echter Alleskönner: Die Edelstahlflasche Hiker mit einem Liter Volumen besitzt eine große Bayonet-Trinköffnung, ist leicht zu reinigen, zu 100 Prozent BPA-frei und damit lebensmittelecht und enorm langlebig. Die ergonomisch geformte Flasche mit dem innovativen Verschlusssystem kann einfach an den Karabiner gehängt werden.

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s 5. Prei


eigenleistung

Fotowettbewerb

Die Gewinnerbilder

aus RAUS! 1/2013

1. Platz

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n der letzten Ausgabe des RAUS!-Fotocontests suchten wir Bilder aus dem „Leben im Freien“. Das Gewinnerbild schickte uns Michael Fischer: „Nach einer Tour Anfang Juni auf Vestvågøy (Norwegen), bei der ich mir etliche blaue Flecken und eine kaputte Hose zuzog, beschloss ich, kurzerhand per Anhalter und Bus an die Südspitze der Lofoten nach Reine zu fahren.

Da die Fahrt per Anhalter meist etwas mehr Zeit beansprucht, kam ich dort erst spät am Abend an. Nach der letzten Kurve kurz vor dem Ziel eröffnete sich vor mir eine atemberaubende Landschaft, die durch die Mitternachtssonne in ein warmes Licht getaucht war. Mit diesen Bildern im Kopf ging es ins Land der Träume, die das Gesehene kaum noch überbieten konnten. Am darauffolgenden Tag

erklomm ich in einem sehr steilen Anstieg den 448 Meter hohen Reinebringen. Ein wenig aus der Puste setzte ich den letzten Schritt nach oben und war von dem sich plötzlich zeigenden Naturkunstwerk überwältigt. Über eine Stunde genoss ich diesen Ausblick. Froh, dass ich die Kamera mit hochgetragen hatte, fotografierte ich dieses Panorama ...“ Herzlichen Glückwunsch, Michael!

2. Platz

3. Platz

4. Platz

5. Platz

1. 2. 3. 4. 5.

Platz | „Ausblickend“ von Michael Fischer, Reinebringen, Lofoten, Norwegen | Preis: Patagonia Men‘s Rain Shadow Jacket | Foto: Michael Fischer Platz | „Skyfall“ von Marc Metzler, Bali, Indonesien | Preis: Patagonia Women‘s R1 Hoody | Foto: Marc Metzler Platz | „Umringt“ von Harald Wirtz, Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe, Düsseldorf | Preis: Patagonia Men‘s R1 Hoody | Foto: www.wirtz-harald.de Platz | „Fokussiert“ von Lars Kukat, Banff, Rocky Mountains, Kanada | Preis: Patagonia Women‘s Merino 2 Lightweight Zip-Neck | Foto: Heike Woyczyk Platz | „What the hell I‘m doing here“ von Alessio Rota, in der Nähe von Mexican Hat, Utah, USA | Preis: Patagonia Powder Town Beanie | Foto: Alessio Rota raus-magazin zwei 2013

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im abonnement

Verpass keine Ausgabe der RAUS! mehr und abonniere gleich die kommenden vier Ausgaben! Das Jahresabonnement kostet nur 15 Euro (innerhalb Deutschlands; im Ausland 24 Euro) und bietet dir damit einen Vorteil gegen端ber dem Einzelkauf!

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und nun raus!

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Mal merkwürdig mystisch und gefühlt geheimnisvoll, mal voller Anziehungskraft und Möglichkeiten, aktiv zu werden. Kein Wald gleicht dem anderen. Sterling Lorence legt sich zwischen den jungen Stämmen eines Birkenwaldes bei Kamloops, Kanada, auf die Lauer und fängt den vom Ort inspirierten Matt Hunter in der Symmetrie und Tiefe des Gehölzes ein. Für Matt ist der Moment außergewöhnlich, Fotograf Sterling Lorence beschert der Shot eine Platzierung unter den Finalisten des Red Bull Illume Contest, Kategorie Illumination. Und nun raus – in den Wald!

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Foto Tim Korbmacher/Red Bull Illume Contest

und nun raus!

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impressum

impressum HERAUSGEBER

Alexander Lehmann

VERLAG Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG Klausdorfer Weg 167 24148 Kiel info@rausmagazin.de Phone +49 431 9969977 Fax +49 431 9969986 CHEFREDAKTEUR Benjamin Hellwig bh@terraoceanisverlag.de Phone +49 431 9969977 GESTALTUNG & Outline-Graphix | Phone +49 431 6473173 KONZEPTION Jan Weisner, Matthias Falk, Tim Wesuls ANZEIGENLEITUNG Eliane Lehmann e.lehmann@terraoceanisverlag.de Phone +49 431 9909658 MITARBEITER DIESER Jan Schernbeck, Thomas Garms, Wojtek Nawrot, Jörg Gondermann, Kirsa Stoltenburg, Vera Kannegießer, AUSGABE Julia Börth, Christian Behme, Christian Sewening, Simon Schumacher, Manuel Grafenauer LEKTORAT Kirsa Stoltenburg, Vera Kannegießer MODESTRECKE/ORGA Vera Kannegießer FOTOGRAFEN

Hansi Heckmair, Jörg Gondermann, Brian Skerry/Knesebeck Verlag, Yann Arthus-Bertrand/Knesebeck Verlag, Damiano Levati/The North Face, TARGET-Nehberg, Respect the Mountains, Maier Sports, Manuel Grafenauer, Lars Wehrmann, Elisabeth Scholte, Unclesam, www.elephant-slackline.com, Crossboccia, Johanna Schulz, Pfandring/Paul Ketz/Markus Tiefenbacher, Mia Schumacher, Tim Korbmacher/Red Bull Illume Contest, Jan Deicke, Thomas Fedra

ERSCHEINUNGSWEISE alle drei Monate ABONNEMENTS Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG Klausdorfer Weg 167 24148 Kiel info@rausmagazin.de Phone +49 431 9969977 Fax +49 431 9969986

Foto Manuel Grafenauer

ISSN

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m Herbst wird es frisch. Wir schnüren das nächste Motivationspaket voller Inspiration für das Leben im Freien. Voller Anregungen zum Nachempfinden. Voll frischer Luft. Das nächste RAUS!-Magazin erscheint im September 2013.

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2192-0206

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Für unverlangt eingesandtes Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Unter Hinweis auf § 5 Abs. 3 MarkenG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für RAUS! in allen Schreibweisen, Schriftarten, Wortverbindungen, Darstellungsformen, Abwandlungen, Abkürzungen, Titelkombinationen, graphischen Gestaltungen, entsprechenden Zusätzen, Untertiteln und Zusammensetzungen für alle Medien, insbesondere Druckerzeugnisse wie Magazine, Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und allen anderen Printprodukten, sowie Tonträger und Merchandising, Bildtonträger, Film, Hörfunk, Fernsehen, Software, Off- und Online-Dienste, Internet, CD-Rom, CD-I, DVD und MD (MiniDisc) und andere Datenträger sowie für sonstige audiovisuelle, elektronische und digitale Medien und Netzwerke, Domains, Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art

Im Terra Oceanis Verlag erscheinen folgende Titel:

Direkte Bestellmöglichkeit unter: www.www.terraoceanisverlag.de



EXPEDITION: PERFECTION VALLEY

BAFFIN ISLAND

AthlEtE tEstEd. ExpEdition provEn.™

FOTO: RIKY FELDERER

Anti Matter Jacket Ultraleichtes, klein packbares shell 319 g

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leichte, robuste Kletterhose 454 g

Gesamtgewicht

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Federleichte daunenjacke 245 g

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Less weight. More pitches. Auf Baffin Island, Kanada, haben die The North Face® Athleten Hansjörg Auer, Iker und Eneko Pou unter extremen Bedingungen vier neue Big Wall Routen eröffnet. Mit der Verto Climb Collection nutzten sie dabei ein Bekleidungs-Kit, bei dem das Gewicht auf ein Minimum reduziert ist, ohne Kompromisse bei Strapazierfähigkeit und Schutz einzugehen. Der extrem leichte Verto Micro Hoodie bietet Iker Pou volle Bewegungsfreiheit bei anspruchsvollen Kletterpassagen und schützt dank 800er Premium Daunenfüllung vor eisigen Winden. Erfahre mehr über die Kollektion & Expedition thenorthface.com


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