038 | AUSGABE 02/2010 | JUNI/JULI | D 5,80 € | A 5,80 € | CH 10,- SFR | BENELUX/E/I 6,50 € | WWW.SAILING–JOURNAL.DE |
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das besondere foto
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Foto Bastian Hauck • Ostsee • Buch raus ins Blaue
Man müsste einmal – mit einem kleinen Segelboot alle Anrainerstaaten der Ostsee absegeln. Eine komplette Segel-Saison lang. Sagen viele. Wenn da nur nicht die Angst wäre. Die Angst vor finanziellen Einbußen, vor dem Verlust des Jobs, vor eventuell abhanden kommenden Kontakten zu Freunden, der Familie, und Angst vor den sonstigen Unwägbarkeiten eines Langzeit-Törns unter Segeln. Für die meisten Segler ist diese Angst zu groß, um loszufahren. Für sie wird der große Schlag ein Leben lang nicht mehr als ein Traum bleiben. Dabei muss es nicht immer gleich eine Weltumsegelung sein oder der „Long Leg“ über den Großen Teich. Einer, der einfach losgesegelt ist, und sich damit seinen persönlichen Traum von grenzenloser Freiheit verwirklicht hat, ist der Berliner Hans Bastian Hauck. Am 19. Mai 2008 startete der damals 30jährige Berliner, brach auf zu einem außergewöhnlichen Einhand-Segeltörn. Denn der führte den freiberuflich als Projektmanager und Berater für Außen- und Sicherheitspolitik tätigen Segler über Polen in das Baltikum bis nach Russland; zurück ging es über Finnland, Schweden und Dänemark nach Schleswig. Dort lief die Tadorna, ein nur 7,64 Meter über Alles langes Holz-Folkeboot nach fünf Monaten wohlbehalten wieder ein. 3.000 Seemeilen, 17 größere Städte in Polen, Russland, dem Baltikum, Finnland, Schweden und Dänemark sowie unzählige weitere Stopps unter Anker oder in mehr oder weniger passablen Ostsee-Häfen liegen da im Kielwasser des schlanken, mit Ausrüstung drei Tonnen wiegenden geklinkerten Langkielers mit dem Baujahr 1959. „Das Schwierigste an dem Törn war das Losfahren“, erinnert sich der 1977 in Siegen geborene Hauck, der von sich selbst sagt, dass er eher segeln als laufen gelernt habe. Auf dem Törn entstand auch das vorliegende, durch seine außergewöhnliche Stimmung beeindruckende Foto. www.tadorna.de
editorial
ALL4ONE
GO!
© Foto Richard Walch
Mit der Troféu de Portugal vom 11. bis 16. Mai star-
Etappe, fuhr das Team mit dem GER im Groß auf der
tete der diesjährige Audi MedCup Circuit, eine Regat-
Langstrecke einen guten dritten Rang ein, welcher das
taserie, in welcher sich traditionell das Who`s who
Boot auf Gesamtplatz zwei katapultierte, hinter den
der internationalen Seglerszene ein Stelldichein gibt.
Kiwis. Durch einen vierten und einen sechsten Platz
In der anspruchsvoll zu segelnden TP52 Class ma-
am letzten Regattatag konnte dieses Ergebnis mani-
chen oder halten sich die besten Segler fit für den
festiert werden: Deutschland belegt bei der ersten
nächsten America`s Cup. Das Besondere an diesem
Etappe des Audi MedCup 2010 am Ende auf An-
Matthias Müncheberg, Chefredakteur
Circuit: Erstmals ist wieder – in Zusammenarbeit mit
hieb Platz zwei! Kein Wunder, könnte man meinen,
mm@sailing-journal.de
Frankreich – ein deutscher Challenger am Start. Der
befindet sich an Bord doch ein hochkarätiges und
Gewinner des America`s Cups 2003 und 2007 (mit
eingespieltes Team. Doch das allein reicht nicht aus.
ALINGHI/Schweiz), Jochen Schümann, ist zurück. Er steuert die ALL4ONE (ehemals MEAN MACHINE).
Wenn dieses Heft erscheint, startet die zweite Etappe.
Und das nicht schlecht: Am zweiten Wettkampf-Tag
Austragungsort wird dann ab 15. Juni Marseille sein.
erkämpfte sich das Team um den aus Berlin stam-
Über den MedCup, die TP52 Class und die Schwie-
menden dreifachen Olympiasieger gleich einen ersten
rigkeit, heutzutage im Hochleistungs-Segelsport dauer-
Platz – und das ohne vorheriges Training. Am dritten
haft einen Sponsor binden zu können, sprachen wir
Tag wäre fast ein dritter Platz drin gewesen. Und am
in Cascais am Rande des Auftakt-Rennens mit ALL4ONE-
Wettkampf-Sonnabend, dem vorletzten Tag der ersten
Skipper Jochen Schümann – Titelstory, ab S.34
6
Covershot Richard Walch
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Kraftstoffverbrauch l/100 km: innerstädtisch 8,7 · außerstädtisch 7,9 · insgesamt 8,2 · CO2-Emission: 193 g/km
inhalt sailing-journal 38
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EDITORIAL INHALT SZENE SZENE LOUIS VUITTON TROPHY INTERVIEW ULLI SCHÜMANN SZENE AUDI MED CUP TRAVEL GERMANY TIKOPIA EXPEDITION SALOMONEN SZENE WALLY SZENE SEGELDRUCK NAVAL ARCHITECTURE BUCH VORSTELLUNGEN ART MARITIM KONSTANTIN GRCIC ABONNEMENT WHAT´S NEXT? VORSCHAU & IMPRESSUM
MATCH RACE GERMANY: WELTMEISTER MINOPRIO SIEGT
HUGO BOSS: BOOTSTAUFE IN LONDON
Weltmeister Adam Minoprio und sein Team ETNZ/BlackMatch Racing haben das 13. Match Race Germany vor Langenargen auf dem Bodensee gewonnen. Die fünftägige Profiserie ging nach spannenden Duellen bei leichten bis mittleren Winden an den ersten vier Tagen am Pfingstmontag ohne Finale zu Ende. Eine hartnäckige Flaute ließ das geplante Programm auf dem Wasser platzen. „Es muss an der Zahl 13 gelegen haben“, sagte Veranstalter Eberhard Magg, „dass wir nach großem Sport über viele Tage ausgerechnet zum Finale von einer Flaute
Der Bekleidungshersteller Hugo Boss hat am Abend des 27. Mai in
erwischt wurden.“ Der Deutsche Grand Prix bekam trotzdem würdige
London seine neue Segelyacht präsentiert. Zu der Zeremonie im East
Sieger: Weil die Kiwis in der Vorrunde Platz zwei, ihr Finalgegner Jesper
Wintergarden im Herzen von Londons Canary Wharf kamen 650 inter-
Radich aber nur Platz sechs belegt hatte, konnten die Neuseeländer
nationale Gäste. Die Schauspielerin Diane Kruger taufte die Segelyacht
auch ohne Finale zu den neuen Königen vom Bodensee gekürt werden
der IMOCA 60-Class gemeinsam mit Skipper Alex Thomson auf den Na-
und gewannen 10.000 Euro Preisgeld. Adam Minoprio, der im Halbfi-
men der Metzinger Aktiengesellschaft. Die Yacht, welche von Designer Juan Kouyoumdjian in über vier Monaten umgebaut wurde, soll deutlich stärker als ihre Vorgängerin und andere Boote ihrer Klasse sein. Sie wurde speziell auf die Bedürfnisse des Skippers zugeschnitten, um mit diesem Boot allein die Welt zu umrunden. Die Optik und Farbgebung des Segelboots hat sich im Gegensatz zur letzten Yacht leicht verändert: Die Backbordseite ist nun weiß, die Steuerbordseite schwarz. Seit 2003 ist die Baden-Württembergische Modemarke, die sich zurzeit mehrheitlich im Besitz eines Finanzinvestors befindet und 1924 als Hersteller von Arbeitsbekleidung gegründet wurde, im Segelsport aktiv und unterstützt den 1974 geborenen Alex Thomson bei seinen ambitionierten Zielen. Zu diesen zählen die angestrebten Siege beim Barcelona World Race im Dezember 2010 sowie bei der bedeutenden Vendée Globe im Jahr 2012, bei welcher der Brite auf der neuen Yacht allein um die Welt segeln wird. Darüber hinaus stattet Hugo Boss das Team Alex Thomson Racing mit einer eigenen Segelkollektion aus. Im Anschluss an die Bootstaufe startete die Segelyacht HUGO BOSS nach New York. Danach kehrt das Boot zurück nach Europa und nimmt zwischen den Hotspots Sardinien, Capri und Ibiza an verschiedenen Events teil. www.hugoboss.com
nale den australischen Vizeweltmeister Torvar Mirsky und dessen Team Mirsky Racing 2:1 besiegt hatte, sagte: „Alle Finalisten können stolz auf ihre Leistung sein, haben ihr Bestes gegeben.“ Platz zwei und 8.000 Euro sicherten sich bei ihrem erfolgreichen Comeback nach zweijähri-
KAENON POLARIZED: NEU IN DEUTSCHLAND
ger Match-Race-Pause Zuschauerliebling Jesper Radich und sein Team Radich Racing. Dritter wurden der Franzose Mathieu Richard und sein FRENCH MATCH RACING TEAM, die damit auch nach dem zweiten von zehn Weltmeisterschaftsläufen der ISAF World Match Racing Tour die Tourwertung mit 40 Punkten vor Titelverteidiger Adam Minoprio (33
10
Punkte) und Neueinsteiger Jesper Radich (20 Punkte) anführen. Insge-
Die US-amerikanische Brillenmarke Kaenon Polarized, welche für Cali-
samt zwölf Teams aus neun Ländern waren am 20. Mai in das 13. Match
fornian Lifestyle steht, ist ab sofort im deutschen augenoptischen Fach-
Race Germany gestartet. Auf der Jagd nach 50.000 US-Dollar Preisgeld,
handel erhältlich. Die modischen Sonnenbrillen sind gekennzeichnet
Sachpreisen im Wert von 10.000 US-Dollar und wertvollen 100 Punk-
durch ein unverwechselbares Design, kombiniert mit polarisierenden
ten für die WM-Wertung war das Match Race Germany der zweite
Gläsern aus dem neuartigen Material SR-91. Das polarisierende Glas
WM-Lauf unter dem Dach der ISAF World Match Racing Tour 2010.
verbindet die Vorteile der Werkstoffe Mineral und Polycarbonat. Es soll
Die nächsten Termine der ISAF World Match Racing Tour: Match Race
so sehr leicht und bei höchster Kratzfestigkeit sehr bruchsicher sein.
France Korea Match Cup 8. bis 13.6. Gyeonggi/South Korea, Portimão
Durch spezielle, sogenannte Light Transmission Levels in drei verschie-
Portugal Match Cup 22. bis 27.6. Portimão/Portugal, Match Cup Swe-
denen Tönungen – Grey, Copper und Yellow – sollen dem Träger nach
den 5. bis 11.7. Marstrand/Sweden, St. Moritz Match Race 31.8.bis 5.9.
Herstellerangaben Vorteile wie exakte Tiefenwahrnehmung, natürliche
St. Moritz/Schweiz, Danish Open 8. bis 12.9. Bornholm/Dänemark,
Farbdarstellung, verbesserte Kontraste und umfassende Reduzierung
Vietnam Match Cup 21. bis 26.9. Nha Trang Bay/Vietnam, Argo Group
der Blendung geboten werden. Die Sonnenbrillen-Kollektion umfasst 25
Gold Cup 4. bis 10.10. Hamilton, Bermuda, Monsoon Cup 30.11. bis
sportliche und modische Modelle. Die Brillen sind auch als Plano-Variante
5.12. Kuala Terengganu/Malaysia. www.matchrace.de
sowie in Korrektion erhältlich. www.rodenstock.de
szene
AUSGEZEICHNETE SEEMANNSCHAFT: BERLINER SEGLER VORN
MIT PUMPE: HYDRAULISCHER ACHTERSTAGSPANNER VON SAILTEC
AAm 20. März erfolgte im Hamburger Museum für Völkerkunde die
Einen hydraulischen Achterstagspanner mit integrierter Pumpe bietet die Schenefelder Fir-
Preisverleihung des Fahrtenwettbewerbs 2009 und der Jugend-Förder-
ma Sailtec an. Durch das neuartige Gerät sollen Segler deutlich mehr Zug auf das Achterstag
preise. Über 4.000 Seemeilen (rund 7.500 Kilometer) legte Manfred
bekommen und dadurch die Segelleistung spürbar verbessern können. Die Achterstagspan-
Brandes mit Ehefrau Heidemarie zurück. Der Törn führte die Segler vom
ner sollen nach Herstellerangaben die manuellen Kurbelspanner des schwedischen Herstel-
See- und Segelsportverein der Hansestadt Rostock und der Schiffergilde
lers Selden ersetzen können. Für beide Größen der Achterstagspanner (Hub 250 und 400
zu Berlin von Rostock über den Polarkreis bis in die raue Barentssee, 76
Millimeter) sind ab sofort Geräte mit identischen Maßen für die gängigen Acherstagdurch-
Tage auf See, oft bei widrigem Wind und schwerem Seegang in einem
messer 8 und 10 Millimeter lieferbar. Die Bedienung wird als „komfortabel und sicher“ an-
schwierigen Revier, zu zweit auf einer Neun-Meter-Segelyacht. Sie ge-
gegeben. Wenn von einem manuellen zu einem hydraulischen Spanner gewechselt werden
wannen eine Goldmedaille in der Kategorie See und außerdem die höch-
soll, ist kein neues Achterstag notwendig. Der optisch und technisch in den USA weiterent-
ste Auszeichnung der Kreuzer-Abteilung, den „Commodore-Preis“ für
wickelte Sailtec-Achterstagspanner hat ein neues flaches Manometer, welches jetzt oben
eine außergewöhnliche Leistung im Fahrtensegeln. Mit dem nach dem
am Ende des Zylinderrohres montiert ist. Das Ablesen soll dadurch vereinfacht werden. Das
Maler und Hochseesegler Arnd Georg Nissen benannte „A.-G.-Nissen-
neue, flache Design des Manometers vermindert das Verhaken von Tampen und Leinen.
Preis“ für die beste Nordseereise sowie einer Goldmedaille wurde Wal-
Die Anzeige des Manometers erfolgt in psi (pounds
traud Degenhard (Segelclub Bayer-Uerdingen) ausgezeichnet. Mit je ei-
per square inch) sowie in Kilogramm und erlaubt so eine genaue Aussage über die Belastung des Riggs. Ein neuer Pumpenhebel aus Edelstahl ersetzt den bisherigen Aluminiumhebel. Er besitzt darüber hinaus eine flachere und verbesserte Aufnahme. Alle Spanner sind mit einem Überdruckventil ausgestattet, um eine ungewollte Überlastung zu vermeiden. Die an jedem Spanner vorhandene Ventilschraube ermöglicht eine einfache Kontrolle des Drucks.
nem Crewkameraden im Wechsel führte sie ihre 33-Fuß-Yacht OLIVIN in
Die von Sailtec verwendete Kolbenstange besteht
sieben Wochen vom niederländischen Friesland 1.572 Seemeilen über
aus Edelstahl und ist länger und stärker als bei
die Nordsee nach Schottland und sicher zurück. Den „Ostseepreis“ so-
vergleichbaren Hydraulikspannern. Ein wichtiges
wie eine Goldmedaille ersegelte sich Prof. Jörg Ziegenspeck, Mitglied im
Merkmal, um ein Durchbiegen und eine frühzeitige
Club der Kreuzer-Abteilung (CKA). Den „Arthur-Doerwald-Gedächts-
Abnutzung der Dichtung zu vermeiden, die durch
preis“ vergibt die Kreuzer-Abteilung für die beste Reise mit einem Boot
seitliche Lasten entstehen können.
unter zehn Meter Länge. Der Preis ging diesmal, verbunden mit einer
www.sailtec.de
Goldmedaille, an die Berliner Günter und Gerda Frentin vom Segelclub Rohrwall. Die Jury urteilte: „Gute Seemannschaft, auf allen Kursen sichere Schiffsführung, vorbildlicher Fahrtensegelsport.“ Für vorbildliches Fahrtensegeln auf Binnen- und Küstengewässern vergibt die Kreuzer-Abteilung den „BinnenKüste-Preis“. Mit ihm sowie mit einer Silbermedaille wurde Hartmut Heise vom Segelverein Klub am Rupenhorn ausgezeichnet. Heinz und Helga Gottschalk vom Cöpenicker Segelverein, Berlin – und ihre Yacht LIBERTAS III gehören bei den Fahrtenwettbewerben der Kreuzer-Abteilung seit Langem zu den erfolgreichen Teilnehmern. Diesmal überzeugten sie die Jury mit einer über 800 Kilometer langen Reise durch die Märkische und Mecklenburger Fluss- und Seenlandschaft. Sie wurden mit einer Goldmedaille und dem „Fluss- und Seen-Preis“ ausgezeichnet (siehe dazu Beitrag in diesem Heft). Bewerbungsschluss für die Fahrtenwettbewerbe der Kreuzer-Abteilung 2010 und die Förderpreise des CKA ist der 15. November 2010. www.kreuzer-abteilung.org
30. HEINEKEN REGATTA: DEUTSCHE CREW GEWINNT
CHARTERWOCHENENDE ZU GEWINNEN: FOTOWETTBEWERB SEGELN
Erfolg für eine deutsche Crew mit Skipper Hans-Robert Nitsche:
Bereits zum zwölften Mal veranstaltet die Hamburger Yachtcharter-
Bei der 30. Auflage der Heineken Regatta in St. Maarten gewann
Agentur Scansail Yachts einen Fotowettbewerb. Noch bis zum 30. Juni
die Crew den Pokal für die „Most Worthy Performance“. Die
2010 können Hobbyfotografen ihre Lieblings-Segelfotos einsenden.
Mannschaft setzte sich damit gegen 240 Yachten durch, darunter
Dabei spielt es keine Rolle, ob das Foto in Kappeln oder in der Karibik,
waren so berühmte Namen wie Peter Holmberg, Peter Isler, Gavin
auf Bornholm oder auf den Bahamas aufgenommen wurde. Teilneh-
Brady und Yachten wie RAMBLER, TITAN 15, HIGHLAND FLING.
men kann jeder, der Spaß am Segeln und an schönen Fotos hat. Eine
Neben dem Klassensieg in „Bareboat 6“ und dem „Columbus Cup“
fachkundige Jury wählt die zehn besten Bilder aus, die prämiert wer-
für den Sieg „Bareboat overall“ unter sieben Klassen von insge-
den. Zu gewinnen gibt es unter anderem eine Charteryacht für ein Wo-
samt 99 Charteryachten auf der Dufour 445 KH+P LET ME GO war
chenende auf dem Ijsselmeer, ein Versicherungspaket von Pantaenius,
dies ein zusätzliches Highlight für die deutsche Crew, die nicht aus
eine Rollentasche von Compass und diverse maritime Buchpreise. In-
einer eingespielten Mannschaft bestand, sondern aus einer Grup-
fos und Teilnahmebedingungen: www.scansails.de/fotos
ANTIGUA A NTIGUA S SAILING: AILING: WOHNEN WIE ERIC CLAPTON Ab sofort können Segler, die im Südosten der karibischen Insel Antigua unterwegs si sind ind dd das as A Anwesen von M Mu Musiker siker ik Eri E Eric ic Cl C Clapton lapton mieten. i Die Vi Di Vil Vil-llenanlage auf einer Anhöhe über der Mamora Bay, bekannt unter dem Namen „Standfast Point“, bietet einen Ausblick über das türkisfarbene, klare Wasser bis hin zu den Nachbarinseln Montserrat und Guadeloupe. Der 1945 in England geborene Clapton begann seine Karriere im Alter von 17 Jahren. Viele Jahre verbrachte er seinen Urlaub auf Antigua. Schließlich eröffnete er 1998 auf der Karibikinsel die Rehabilitationsklinik “Crossroads Centres“. Seit 2004 veranstaltet er das regelmäßig in den USA stattfindende “Crossroads Guitar Festival“, dessen Einnahmen der Klinik zugute kommen. „Standfast Point“ befindet sich nur wenige Kilometer von der Klinik entfernt. Drei miteinander verbundene Gebäude sind von Terrassen umgeben, auf denen sich neben zwei Swimmingpe von Einzelbuchern. Die Segler hatten über KH+P Yachtcharter
pools auch überdachte Abschnitte mit Essbereich befinden. Insgesamt
einen 14-tägigen „Urlaubs-Regattatörn“ gebucht – und waren in
können bis zu 14 Personen untergebracht werden. Die Ausstattung der
dieser Konstellation noch nie vorher zusammen gesegelt. Bemer-
Zimmer ist schlicht und elegant. Das Anwesen, das der Musiker als Rück-
kenswert war das Ergebnis der ersten Wettfahrt, bei der die Crew
zugsort für seine Familie erworben hat, kann für 50.000 US$ pro Woche
von Hans-Robert Nitsche der zweitplatzierten Yacht nach 5:19
bei Caribrep Villas Antigua gemietet werden. Kleiner Trost: das Personal
Stunden einen Vorsprung von 35 Minuten abnehmen konnte.
(Koch, Zimmermädchen, Verwalter und Manager) sind dann bereits in-
„Es ist unser Ehrgeiz, auch normalen Freizeitseglern und weniger
klusive. Info www.standfastpoint.com
erfahrenen Einzelbuchern die Teilnahme an den großen internationalen Karibik-Regatten zu ermöglichen. Dabei wollen wir unseren Crews möglichst gute Voraussetzungen bieten, etwa durch sorgfältige Auswahl erfahrener Skipper und Skipperinnen und aussichtsreicher Yachten“, sagt KH+P-Chef Hartmut Holtmann. Bei der nächsten Antigua Sailing Week sollen 16 Yachten an den Start gehen, so der Charterprofi. www.heinekenregatta.com, www.khp-yachtcharter.de.
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szene
INTERNATIONALE BODENSEEWOCHE: 106 TEILNEHMER
BMW SAILING CUP: AMATEUR-SERIE FEIERT JUBILÄUM
106 Teilnehmer nahmen an der Internationalen Bodenseewoche
Der BMW Sailing Cup setzt 2010 die Segel für die fünfte Saison. Seg-
teil, die zum zweiten Mal „neuer Zeitrechnung“ vom 27. bis zum 30.
ler aus aller Welt messen ihre Kräfte bei der größten internationalen
Mai lief. Der 44-jährige Wassersportevent-Manager Robert Hall-
Regattaserie für Amateure. In Deutschland stehen in diesem Jahr 17
mann konnte damit an den Erfolg der letztjährigen Bodenseewoche
regionale Qualifikationsregatten mit rund 1.500 Teilnehmern und das
anknüpfen. Bis 1972 zählte die Veranstaltung zu den schönsten
Deutschlandfinale auf dem Programm. Im Frühjahr 2011 wird dann
ihrer Art in Europa. Dann war – vorerst – Schluss. Beim Neustart 2009 kamen 60 Skipper mit modernen Yachten und Oldtimern. Für 2010 hat sich die Zahl der Boote mit über hundert fast verdoppelt. Zu den Highlights unter den Oldtimern gehörte die Teilnahme des Scherenkreuzers RITA aus dem Baujahr 1893. Bei Eröffnung der Internationalen Bodenseewoche im Jahre 1900 könnte das historische Holzschiff schon mit am Start gewesen sein. An vier Tagen lockte die Bodenseewoche 2010 mit einem abwechslungsreichen sportlichen und kulturellen Programm zahlreiche Besucher in den Konstanzer Hafen. 800 Teilnehmer lockten Zehntausende Besucher an. 106 Yachten kämpften an drei Renntagen um die begehrten Wander- und Sonderpreise. Erstmals in der Geschichte der Bodenseewoche präsentierte sich der Modellsegelsport. In einem Wasserbecken konnte die Klasse der internationalen RG65 ein Match Race aussegeln. Am Sonnabend strahlte die Sonne, als der Concours d’Elégance der Segelyachten und Motorboote im Hafen begann, und die Teilnehmer zu ihren Regatten hinausfuhren.
die beste deutsche Crew beim Weltfinale auf die Nationenvertreter aus Hongkong, Italien, Neuseeland, Portugal und Spanien treffen. Bei den Regattawochenenden kommen jeweils J80-Segelboote zum Einsatz. Das Kielboot ist acht Meter lang und vereint die Fähigkeit zu sportlichem Regattasegeln mit einfacher Bedienbarkeit. Das Interesse an den Regatten überstieg in der Vergangenheit die Teilnehmerplätze. Um daher noch mehr Seglern das Erlebnis des Cups zu ermöglichen, wurden zur Saison 2010 einige Neuerungen eingeführt. So steigt die maximale Teilnehmerzahl auf 90 Segler (18 Fünferteams). Bislang hatten die Crews in Deutschland nur aus vier Personen bestanden. Die Zahl der in den Wettfahrten startenden Boote wird durchgängig auf sechs erhöht, sodass die Regatta an zwei Tagen (Samstag und Sonntag) durchgeführt werden kann. Es zählt zu den besonderen Reizen des Cups, dass die Anmeldung nur als Einzelperson (und nicht als Team) möglich ist. Alle Teilnehmer werden zu 18 gleichstarken Crews zusamErgebnisse: 1.Platz 75er nat.Kreuzer: PASSAT, Steuermann Richard
mengestellt. Die Wettfahrten sind „Fleet Races“ – alle Boote starten
Volz, 1. Platz 45 nat. Kreuzer: TANIMARA, Markus Glas, 1. Platz
gleichzeitig – und werden auf einem in Windrichtung gesetzten „Up
Drachen classic: VIVIAN, Günter Reisacher, 1. Platz 30er-Binnen:
and Down“-Kurs ausgetragen. In Deutschland fiel in diesem Jahr der
GAZELLE VI, Peter R. H. Pfister, 1. Platz YST bis 99 L-95 FIFTYONE,
erste Startschuss in Leipzig (1./2. Mai). Nächste Stationen waren Ham-
Max Glas, 1. Platz YST ab 100, offene klassische Klasse: ARIEL, Ti-
burg (8./9. Mai), Northeim (15./16. Mai) und Münster (29./30. Mai).
mon Gruber, 1. Platz 8mR: BERA, Werner H. Schifferl, 1. Platz 6mR:
Am Wochenende 3./4. Juli macht der Cup auf dem Berliner Wannsee
MECARA, Reinhard Suhner, 1. Platz 5.5m (Silber Cup): TOPAS
Station, bevor es weiter nach Wismar, Neuruppin und Starnberg geht.
III, Jack Freitag, 1. Platz 5.5m: ANJA, Dietmar Armbruster, 1. Platz
Die letzte Qualifikationsregatta vor dem Deutschlandfinale wird am 25.
X35 NATALIE, Eugen Munz, 1. Platz ORC1: MECKI MESSER, Max
und 26. September wiederum auf dem Berliner Wannsee stattfinden.
Meckelburg, 1. Platz ORC 2-4: MARIA VICTORIA, Toni Magg, 1.
Die erste ernstzunehmende Hürde für Interessierte, am Cup teilzuneh-
Platz ORC Racer: YSA-10, Sven Ackermann, 1. Platz Mehrrumpf-
men, liegt allerdings nicht im Seglerischen, sondern in der Suche einer
boote: HOLY SMOKE, Albert Schiess, 1. Platz 5.5m: TOPAS III, Jack
aussagekräftigen Internetadresse, unter der man sich über Termine,
Freitag, 1. Platz X-Yacht Trophy: HURRY CURRY, Daniel Schroff,
Bewerbungsformalitäten und Ergebnisse informieren kann. Die gibt es
1. Platz 30er-Schärenkreuzer: ELISABETH II, Kurt Huppenkothen.
zwar, erfordert aber viel Geduld bei der Eingabe: www.bmw.de/de/
www.bodenseewoche.com
de/insights/events/ticket_shop/sports/sailing_cup.html
FOLKEBOOT-ZENTRALE: UNTER NEUER LEITUNG
ARQUEONAUTAS: MODE UND ABENTEUER
Die Folkeboot-Zentrale hat einen neuen Inhaber. Vorbesitzer Erik An-
Zum Saisonstart 2008 ist die Düsseldorfer Kitaro Fashion Group eine
dreasen, der 30 Jahre lang die geklinkerten Langkieler im dänischen
Kooperation mit der portugiesischen Schatzsucher-Organisation Ar-
Kerteminde verkauft hatte, hat nun seine Werft aus Altersgründen an
queonautas Worldwide - Arqueologia Subaquática S.A. eingegangen.
Hamburger Investoren abgegeben. Gebaut wurden die über die ganze
Als moderne Schatzsucher birgt ein Team aus Historikern, Marinear-
Welt verbreiteten kleinen Yachten schon seit über zehn Jahren in der
chäologen und Restauratoren das Inventar gefährdeter Schiffswracks
Polar Shipyard in Estland. „Der Anspruch, hohe Qualität und hohe Le-
vom Meeresgrund. Inspiriert von den Eindrücken und Erfahrungen der
bensdauer mit guten Preisen zu verbinden, bleibt unser Ziel. Wir wol-
Schatzsucher, ist eine lässig-modische Lifestyle-Kollektion entstanden.
len wie auch in der Vergangenheit Schiffe für die Ewigkeit bauen. Un-
Seit August 2009 gibt es in Düsseldorf den ersten Arqueonautas Store.
ser Anliegen ist es, höchste Qualität bei moderaten Preisen zu bieten“,
Die Kollektionsteile sind „crew tested“, saltwater washed“ und „water
sagt der neue Verkaufsleiter und Ansprechpartner für Boote, Ersatzteile
proofed.“ Viele Elemente aus der Seefahrt werden für die grafische
und Händler, Erik Schneider. Weiteres Ziel sei es, das Folkeboot noch
Ausgestaltung der Kollektion übernommen. Liebe zum Detail und eine
attraktiver zu machen. Schneider will sich zudem wieder mehr mit den
große Auswahl an Artwork und Prints zeichnen die einzelnen Styles aus.
Kunden und deren Wünschen beschäftigen. Die Schiffe sollen ihr Aus-
Die Kollektion umfasst Strickpullover, T-Shirts, Sweater, Blusen, Jacken,
sehen behalten. Anbauteile und Ersatzteile sollen im Sortiment weiterhin
Jeans und Hosen sowie zahlreiche Accessoires aus Baumwolle, Nylon,
erhältlich sein. „Somit ist der Fortbestand der Marke und auch die Er-
Fleece, Softshell, Lambswool und Segeltuch in maritimen Farben. Erhält-
satzteilversorgung für die Zukunft gewährleistet“, verspricht Schneider.
lich in allen Größen. Ein Euro eines jeden verkauften Kollektionsteils geht
Der von Tord Sunden gezeichnete Prototyp einer neuen Einheitsklasse
an die Arqueonautas-Stiftung zur Rettung des weltmaritimen Kulturguts.
wurde im Frühjahr 1942 auf den Namen Folkeboot getauft. Das mit 24
Aktuell fließen die Erlöse der Kooperation in ein Bergungsprojekt in Mo-
Quadratmeter leicht untertakelte Folkeboot (17 Quadratmeter groß,
sambik. Interessierte können sich über die aktuelle Entwicklung im Inter-
Fock: 7) ist ein Langkieler mit Plattgatt-Heck und angehängtem Ruder.
net auf dem Laufenden halten. www.arqueonautas.de
Es verfügt über die für Holzyachten typische S-Spant-Form. Der klassische Folkeboot-Rumpf ist hölzern geklinkert beplankt. Ursprünglich wurden nur in Skandinavien einheimische Hölzer für den Bau verwendet, inzwischen findet auch das im Bootsbau typische Mahagoni Verwendung. Seit 1976 werden Rümpfe aus GfK gefertigt. Auch bei den Kunststoffbooten wird jedoch die klassentypische Klinkerbeplankung abgebildet. Zum Folkeboot gehört gemäß der Klassenvorschriften ein verleimter Holzmast. Erst seit 2001 sind auch Aluminiummasten zugelassen. Zu erreichen ist die Folkeboot-Zentrale unter den alten Kontaktdaten Folkboat Central FBC GmBH, Süderstraße 73, 20097 Hamburg, Telefon 0171 7402639. www.folkboat.de
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szene
ROLEX BALTIC WEEK: MIT ACHTERN
360° SEGELTUCHTASCHEN: SEGEL GESUCHT
Die siebte Rolex Baltic Week ist um einen Höhepunkt reicher: Vom
Mit stylishen Taschen aus Segeltuch erobert das Label 360° unsere
30. Juni bis zum 4. Juli kommt die 8mR-Flotte zum Euro Cup an die
Herzen. Das Besondere an den Taschen: Durch die Verwendung von
Stätte ihres letzten Olympia-Auftritts. Klassische Yachten und moder-
recyceltem Segeltuch ist jede Tasche ein Unikat und absolut wetterfest.
ne Schiffe dieser traditionsreichen Meter-Klasse kämpfen dann vor
Das Modell „Container“ der 360°-Taschenkollektion verbindet Style
Kiel um den europäischen Titel, darunter auch Schiffslegenden, die
und Funktion gleichermaßen: Dank des gepolsterten Rückenteils und
bereits vor 74 Jahren vor Düsternbrook um Medaillenehren segelten.
der verstellbaren Gurte kann man die Sporttasche auch als Rucksack
Außerdem versammelt der Kieler Yacht-Club (KYC) in Kooperati-
verwenden. Unter allen Lesern des Sailing Journal verlosen wir das Mo-
on mit dem Flensburger Segel-Club die majestätischen 12mR- und
dell „Container“. Senden Sie uns einfach eine Karte oder E-Mail mit dem
die schnittigen 6mR-Yachten zum Robbe & Berking Sterling Cup im
Stichwort „Verlosung 360°“. Die Tasche gibt es mit schwarzem und ro-
ehrwürdigen Becken des alten Olympiahafens direkt vor dem frisch
tem Zahlen-Print für 129 Euro. Diese und weitere schöne Modelle gibt
renovierten Klubhaus des KYC am Hindenburgufer. Inmitten dieser
es im Online-Shop unter www.segeltuchtaschen.com.
klassischen Schönheiten zur See dürfte der Achter GERMANIA III in besonderem Maße die Blicke auf sich ziehen. Denn es gibt nur weni-
360° sucht Ihre alten, gebrauchten oder beschädigten Segel! Völlig
ge Schiffe, die mit der Segelgeschichte des Landes und der von Kiel
unkompliziert werden die gebrauchten Segel zu Hause abgeholt.
so eng verknüpft sind wie die sechs GERMANIA-Yachten, die Anfang
Für die alten Segel gibt es einen entsprechenden Gegenwert in
des Jahrhunderts für die Familie Krupp gebaut worden sind. Die GER-
Euro oder eine neue Segeltuchtasche! Weitere Infos gibt es auf
MANIA III erlangte dabei herausragende sportliche Bedeutung, als
www.gebrauchtesegel.de.
sie 1936 in heimischen Gefilden um olympische Ehren segelte und die Bronzemedaille gewann. In der damaligen olympischen Königsklasse lag die Yacht von der Traditionswerft Abeking & Rasmussen
KÖRPERPFLEGE FÜR SEGLER SPORTIQUE, Spezialist für natürliche Körperpflege, bietet seine Produkte ab sofort auch in Deutschland an. Die SPORTIQUE Cremes, Öle und Salben wurden vor allem für die strapazierte Haut aktiver Menschen entwickelt und sollen sich nach Herstellerangaben ideal für den Einsatz bei körperlicher Beanspruchung und unter unfreundlichen klimatischen Bedingungen wie etwa beim Segeln, eignen. Bei der Herstellung der Produkte nutzt das Unternehmen die „Kraft von Kräutern“, pflanzlichen (A&R) bis zum letzten Rennen auf Goldkurs. Dann aber verlor die Besatzung um so herausragende Persönlichkeiten wie Hans Howaldt, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und Felix Scheder-Bieschin Platz eins und im Stechen auch noch Silber. Nun schließt sich für die GERMANIA III der Kreis, denn im Sommer gibt es beim Euro Cup die Chance zur Olympia-Wiedergutmachung. Rolex als Titelsponsor der einzigen von der Schweizer Luxusuhren-Manufaktur unterstützten Regatta in Deutschland sowie die Silbermanufaktur Robbe & Berking, die seit Jahren eng mit den Klassikern verbunden ist, werden für ein außergewöhnliches Rahmenprogramm neben dem Sport sorgen. Das Hotel und Restaurant Kieler Yacht-Club mit Hauptsitz des KYC wird das geeignete Ambiente dafür bieten. Das im Vorjahr restaurierte Alfried-Krupp-Haus soll als Regattazentrum von der Eröffnungsfeier am 30. Juni über die Wettfahrttage vom 1. bis zum 4. Juli bis zur abschließenden Siegerehrung dem ambitionierten Laissez-faire der Meter-Klassen gerecht werden. www.rolex-baltic-week.com
Extrakten, natürlichen, feuchtigkeitsspendenden Ölen und Sheabutter. Mineralöl-basierende Stoffe, Sulfitderivate, tierische Fette, chemische Konservierungs- und Farbstoffe werden gänzlich vermieden, auch soll es keine Tierversuche zu Testzwecken geben. In der Produktpalette finden sich Cremes, Öle und Salben. www.acs-vertrieb.de
PALMA: SCHLONSKI/KLEEN BRONZE
KIELER WOCHE 2010: AUDI GEHT AN BORD
Die deutsche Starbootflotte hat die europäische Segelsaison 2010
Der Ingolstädter Automobilhersteller Audi ist Mobilitätspartner in
beim Weltcup aller zehn olympischen Disziplinen vor Palma de Mal-
der Hauptstadt des Segelns, stattet Fuhrpark sowie Trailerservice
lorca erfolgreich eröffnet. Beste Mannschaft des Deutschen Segler-
mit Fahrzeugen aus und bietet seinen Gästen ein besonderes Sege-
Verbandes (DSV) waren vor Mallorca Alexander Schlonski/Frithjof
lerlebnis. „Der Segelsport hat für uns eine ganz besondere Bedeu-
Kleen (Berlin/NRV Olympic Team), die sich mit Rang vier im ab-
tung: Mit seiner Kombination aus Teamwork, Hightech-Materialien
schließenden Medaillenrennen am Karfreitag Bronze sichern konn-
und sportlichem Wettkampf passt er perfekt zu Audi“, sagt Hans-
ten. Die Starboot-Crews Matthias Miller/Benedikt Wenk (Berlin/
Joachim Radde, Leiter Marketing Deutschland, Audi AG. „Mit dem
Verein Seglerhaus am Wannsee) und Johannes Polgar/Markus Koy
erfolgreichen Engagement im Audi MedCup hat sich Audi bereits
(Hamburg/NRV Olympic Team) auf den Plätzen sieben und neun
einen guten Namen im internationalen Segelsport gemacht und
sorgten bei der 41. Trofeo S.A.R. Princesa Sofìa für ein insgesamt
knüpft mit der Unterstützung der Kieler Woche nahtlos daran an.“
herausragendes deutsches Ergebnis in dieser ältesten olympischen Klasse, die wieder auf dem Weg zu dem ist, was sie jahrzehntelang war: eine deutsche Paradedisziplin im Segelsport. „Wir sind sehr glücklich“, sagte Vorschoter Frithjof Kleen in Palma, „auch wenn im Finalrennen noch mehr drin gewesen wäre, weil wir lange geführt und nur durch eine taktisch nicht ganz glückliche Entscheidung ein paar Boote verloren haben. Eine Serie mit ausschließlich einstelligen Ergebnissen zu segeln, das ist etwas Besonderes. Wir hatten uns diese Konstanz vorgenommen und sind damit zufrieden.“ Lob gab es von Torsten Haverland (Schwerin). Der DSV-Vizepräsident für
Entsprechend umfangreich ist das Engagement des Autobauers: auf Plakaten, Leitsystemen, in der Innenstadt und an der Kiellinie, auf Siegerehrungsrückwänden, den offiziellen Kleidungsstücken, im offiziellen Programmheft oder auf den Wendemarken der Regattabahnen – die vier Ringe prägen die Veranstaltung in Kiel und Umgebung. Hautnah erleben die Gäste die Wettkämpfe während der Regattaverfolgung: Audi setzt ein Boot der sportlichen TP52Klasse ein, wie es beispielsweise auch im Audi MedCup an den Start geht. Die offiziellen Siegerehrungen finden auf der AudiBühne in Schilksee statt. Mit der Aktion „A dream comes true“ will
16
Leistungssport hatte die Aktiven gemeinsam mit DSV-Sportdirekto-
Audi seinen Gästen zudem ein einmaliges Segelerlebnis bietet:
rin Nadine Stegenwalner (Hamburg) vor Ort beobachtet. „Die Star-
Zehn Kunden haben die Möglichkeit, eine Wettfahrt während der
boote haben sich in eindrucksvoller Form präsentiert. Das war ein
Kieler Woche an Bord eines Bootes der TP52-Klasse zu absolvieren.
gelungener europäischer Auftakt. Ergebnisse Starboot: 1. Fredrik
Zehn Amateure erleben so gemeinsam mit fünf gestandenen Profis,
Lööf/Johan Tillander (SWE) 35 Punkte, 2. Flavio Marazzi/Enrico da
darunter der Skipper Tim Kröger, die faszinierende Segel-Action als
Maria (SUI) 36 Punkte, 3. Alexander Schlonski/Frithjof Kleen (Ber-
Teil des Teams. Und damit die Boote der Aktiven auch rechtzeitig
lin/NRV OT) 43 Punkte, 7. Matthias Miller/Benedikt Wenk (Berlin/
zum Wasser und zurück gebracht werden, rüstet Audi den Trailer-
VSaW) 68 Punkte, 9. Johannes Polgar/Markus Koy (Hamburg/NRV
service in Schilksee aus. Mit dem Auftritt bei der Kieler Woche, die
OT) 75 Punkte, 11. Robert Stanjek/Philipp Stanjek (Berlin/NRV OT)
mit 3,5 Millionen Besuchern als das größte Sommerfest im Norden
62 Punkte, 14. Johannes Babendererde/Timo Jacobs (Lübeck/NRV
Europas gilt, baut Audi sein Engagement auf dem Wasser weiter
OT) 95 Punkte. Beste Deutsche in der Klasse 470er/Männer wa-
aus. Das Umfeld ist ideal: Segelsport steht für Präzision, Dynamik,
ren Daniel Zepuntke/Dustin Baldwein (Berlin/VSaW) 139 Punkte
Ästhetik und sportlichen Wettkampf – für Audi also eine hervor-
(Platz 26) und Lucas Zellmer/Heiko Seelig (Berlin/SpYC) 142 Punk-
ragende Bühne, um sich als Premiumanbieter zu präsentieren.
te (Platz 29). www.dsv.org
www.kieler-woche.de. www.audi.de.
szene
BAVARIA: CARDENAS WEITER IM BOOT
PANTAENIUS RUND SKAGEN: ROSTOCKER RENNYACHT VORN
Die Bavaria Yachtbau GmbH hat die Restrukturierung ihrer Bilanz
Beim Pantaenius Rund Skagen 2010 unter extremen Bedingungen
abgeschlossen und wird nun mehrheitlich von Anchorage Advi-
konnte die GLASHÄGER-Crew aus Rostock auf den zweiten Platz
sors („Anchorage“) und Oaktree Capital Management („Oaktree“)
segeln. Nur die Hälfte der 62 gemeldeten Yachten kam nach kal-
gehalten. Die beiden neuen Eigentümer hatten dem Unternehmen
ten und stürmischen 510 Meilen durch die Nord- und Ostsee ins
neues Kapital zur Verfügung gestellt und die Bilanz von Bavaria ge-
Ziel am Kieler Leuchtturm. Fünf Meter hohe Wellen und bis 36
stärkt. Im Rahmen der Restrukturierung wurden über 90 Prozent
Knoten Wind von vorn, dazu extreme Kälte, Schlafmangel und
der Schulden abgeschrieben und dem Unternehmen 55 Millionen
Seekrankheit: Die 510 Seemeilen des Pantaenius Rund Skagen
Euro aus einer Kapitalerhöhung zugeführt. Die neue finanziel-
2010 von Helgoland nach Kiel stellten härteste Anforderungen
le Stärke ermöglicht Bavaria nach eigenen Aussagen nun eine
an Mensch und Material. Etliche Yachten mussten das Rennen
schnellere Produktentwicklung und -vermarktung, den Ausbau
aufgeben und Schutzhäfen anlaufen. Die Rostocker Rennyacht
der Kunden- und Händlerbetreuung und das Erschließen neuer Vertriebskanäle. In enger Zusammenarbeit mit dem international renommierten Designbüro Farr Yacht-Design und der BMW-Group Designworks USA hat Bavaria bereits neue Segel- und Motoryachten entwickelt, die alle ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen sollen. Aktueller Beweis ist die Auszeichnung der neuen Deep Blue 46 als Motorboot des Jahres 2010 sowie die Nominierung der Segelyacht Cruiser 32 als Yacht des Jahres. Die Neuaufstellung, die abgeschlossene Bilanzrestrukturierung und die Marktakzeptanz des überarbeiteten Produktprogramms bestätigen den Erfolg des Managements unter Andres Cardenas, der hierbei eine entscheidende Rolle gespielt hat. Auf eigenen Wunsch wird er von seiner
GLASHÄGER, die unter dem Namen ILLBRUCK als erste deutsche Siegeryacht des Volvo Ocean Race Segelgeschichte schrieb, ging am Mittwochabend nach 48 Stunden und 52 Minuten unversehrt und mit der zweitschnellsten gesegelten Zeit über die Ziellinie. Das Funktion als CEO zurücktreten und dem Unternehmen nun in neuer
speedsailing-Team um Skipper Matthias Huhn traf nur drei Stunden
Funktion als Berater im Beirat zur Verfügung stehen. Bis zur Neube-
40 Minuten hinter der deutlich größeren HEXE am Kieler Leucht-
setzung der Funktion des CEO wird er jedoch im Amt bleiben und
turm ein. „Wir sind froh und glücklich, das Boot und uns selbst un-
Bavaria unterstützen. „Nachdem ich nun meine Ziele bei Bavaria
versehrt nach Kiel gebracht zu haben. Ich bin stolz auf die Jungs,
erreicht habe, möchte ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen“,
die bei diesen extrem kalten und stürmischen Bedingungen über
begründete Cardenas seine Entscheidung. Alle Bavaria-Yachten
sich hinausgewachsen sind. Wir waren top vorbereitet, hatten das
werden ausschließlich auf Bestellung produziert. Das ermöglicht
Schiff jederzeit unter Kontrolle und keinerlei Gedanken an Abbruch
es jedem Kunden, ein individuelles Schiff zu konfigurieren. Die
oder Aufgabe.“, sagte Matthias Huhn nach dem kräftezehrenden
Werft in Giebelstadt beschäftigt etwa 480 Mitarbeiter und fertigt
Rennen. Die GLASHÄGER-Rennyacht zählt damit weiter zu den
Yachten zwischen 27 und 55 Fuß Länge. Bis heute hat Bavaria mehr
schnellsten deutschen Segelyachten. Sie gehört zum Rostocker Un-
als 30.000 Yachten gebaut und über 85 Prozent der Produktion ex-
ternehmen speedsailing mit Eigner Ralf Kudra und kann für Segele-
portiert. Die Produktion teilt sich aktuell in 60 Prozent Segel- und 40
vents und Gästetörns gechartert werden. www.speedsailing.de /
Prozent Motoryachten. www.bavaria-yachtbau.com
www.nordseewoche.org
warm-up 20
LOUIS VUITTON TROPHY
szene louis vuitton trophy
„Die Louis Vuitton Trophy hat eine Zukunft und sie wird
sie versucht, die Trophy zu unterbinden (Anm. d. Red.: Der
wachsen“, behauptet Grant Dalton, CEO EMIRATES TEAM NEW
am tierende Verteidiger des AC muss der Nutzung der Cupper
ZEALAND und frischgebackener Sieger der Trophy von Auckland
außerhalb des AC zustimmen). Aber jetzt, mit BMW ORACLE
2010. „Es war nicht klar, wie es weitergeht, wenn ALINGHI
RACING (BOR) als neuem Verteidiger des Cups in der Verantwor-
den 33. America´s Cup gewonnen hätte, vermutlich hätten
tung, steht dieser First-Class-Regatta nichts mehr im Wege.“
P
aul Cayard, Präsident der World Sailing Team Association (WSTA) und Taktiker
ningstage deutlich steigern können und die Teamarbeit
des schwedischen Teams ARTEMIS, stimmt dem aus anderen Gründen zu: „Ich
stark verbessert. Aber auch alle anderen Teams haben
glaube, dass die Louis Vuitton Trophy eine Zukunft hat, weil sie einen hohen
ihr Niveau angezogen. Das Level der Trophy steigt, das
kommerziellen Nutzen mit vernünftigem Aufwand realisiert. Sie bietet spannende Ren-
macht sie so interessant.“
nen, nahe unter der Küste, über kurze Distanzen, in internationalen Austragungsorten. Bezeichnenderweise bewerten und schätzen beide, Verteidiger und Challenger of Re-
Das hoch professionelle Leistungsniveau zieht auch neue
cord des 34. America´s Cup, das Konzept als positiv. Und auch Louis Vuitton ist mit
Teams an. Karol Jablonski, Skipper des russischen Newco-
diesem Engagement sehr zufrieden.“ Ebenso die besten Segler der internationalen Sze-
mers SYNERGY RUSSIAN SAILING TEAM: „Das Racen ge-
ne, die mit Vorliebe bei der Louis Vuitton Trophy starten, denn hier treten sie gegen
gen die besten Teams auf dem höchsten Level ist eigent-
ihresgleichen an. Jochen Schümann, Skipper des deutsch-französischen Teams ALL4ONE,
lich das, wonach alle Regattasegler suchen. Gleichzeitig
das seit Nizza in der Trophy segelt: „Wir haben uns seit Nizza trotz der wenigen Trai-
bietet diese Regatta ein sehr gutes Training für den nächs-
22
szene louis vuitton trophy
ten AC und erlaubt mir, meine Fähigkeiten als Steuermann
dernde Rennen, um Match Racing auf diesen großen Booten, mit 17 Mann Crew, wo die
weiterzuentwickeln. Ich genieße die anspruchsvollen, kom-
Kommunikation so wichtig ist, ja essenziell für den Erfolg. Vor diesem Aspekt profitieren
plizierten AC-Yachten, die die Mannschaft extrem fordern.“
wir enorm von der Trophy.“ Die hohe Qualität zieht Quantität nach. In La Maddalena/ Sardinien wird im Juni bereits ein drittes italienisches Team, LUNA ROSSA, am Start sein.
Es ist das Format der Trophy, das die seglerische Leistung in den Vordergrund stellt und über Sieg und Nie-
Die Idee, mit den Louis Vuitton Pacific Series in 2009 die Segler der America´s-Cup-
derlage entscheidet. Die Teams rotieren auf den ver-
Szene trotz des damals laufenden Rechtsstreites zwischen ALINGHI und BMW ORACLE
fügbaren Cuppern der letzten Generation und segeln
RACING zurück aufs Wasser zu bringen, ist aufgegangen. Und aus der einmalig ge-
nach klassischen Match-Race-Regeln, ganz wie beim
planten Veranstaltung hat sich eine weltweite Regattaserie mit Events in Europa, Asien
America´s Cup, nur dass die Boote aneinander ange-
und Ozeanien, die Trophy, entwickelt. Mit der Entscheidung im 33. America´s Cup im
glichen sind und somit nahezu gleiche Ausgangschan-
Februar 2010 hat sie unerwartet noch eine ganz neue Bedeutung erlangt. Yves Car-
cen bieten. Eine einmalige und kostengünstige Möglich-
celle, Chairman & CEO Louis Vuitton Paris: „Die Zukunft dieser Trophy ist gewiss. Das
keit für existierende und künftige America´s-Cup-Teams,
Format ist ein großartiges Format, das funktioniert. Die Trophy ist sozusagen ein ‚War-
ihre Crews zu testen und auszubauen.
ming up‘, bevor der America´s-Cup-Prozess wieder beginnt.“
Ben Ainslie, mehrfacher Olympiasieger und Steuermann
Und Bruno Troublé, Sprecher Louis Vuitton und Organisator des LV-Cup von 1983 bis 2007,
des englischen Teams ORIGIN: „Es geht viel um Training
spricht aus, was die Insider denken: „In 2010 und 2011 werden wir mit den ACC-Rule5-
und den Aufbau junger Mannschaften für harte, for-
Booten weiter segeln, aber in 2012, wenn die neuen Boote des 34. AC lanciert werden,
könnte die Trophy eine gute Testmöglichkeit für die neuen Boote, die Prototypen, wer-
Umpire LVT: „In 2011 oder 2012 könnten wir hier die
den.“ Paul Cayard geht noch weiter; er sieht die Möglichkeit, dass nur wenige neue Boo-
neue Generation der nächsten America´s-Cup-Boote
te gebaut werden, drei bis vier, diese von den teilnehmenden Teams der LV-Trophy bei
sehen. Diese Events sind perfekt, um die Boote, Regeln
deren Events getestet werden und die potenziellen Kampagnen des nächsten America´s
und diverse andere Fragen zu testen und zu klären.
Cup anhand dieser Ergebnisse erst mit ihren eigenen Bootsentwicklungen beginnen.
Und die Trophy könnte auch die nächste Challengerserie für den kommenden Cup werden, als eigenständige
Wird die Trophy gar den „altbekannten“ Louis Vuitton Cup, die Qualifikationsserie der
Regatta mit eigenen Rechten und Regeln, wie sie es in
Herausforderer des Amercia´s Cup, ablösen oder in diesen übergehen? Diese Frage muss
der Vergangenheit auch immer war. Natürlich müssen
zu diesem Zeitpunkt offen bleiben, bis die Details des 34. America´s Cup – Wann?
wir die Entscheidungen des Verteidigers abwarten, aber
Wie? Wo? In welchen Booten? – vom Verteidiger und dem Challenger of Record be-
BMW ORACLE RACING ist Mitglied in der WSTA und
kannt gegeben werden. Denkbar ist diese Entwicklung allemal. Bill Edgerton, Chief
beide Parteien denken ähnlich, das ist ein guter Start.“
24
szene louis vuitton trophy
„ES GEHT VIEL UM TRAINING UND DEN AUFBAU JUNGER MANNSCHAFTEN FÜR HARTE, FORDERNDE RENNEN, UM MATCH RACING AUF DIESEN GROSSEN BOOTEN, MIT 17 MANN CREW, WO DIE KOMMUNIKATION SO WICHTIG IST, JA ESSENZIELL FÜR DEN ERFOLG. VOR DIESEM ASPEKT PROFITIEREN WIR ENORM VON DER TROPHY.“
Christine Belanger, Louis Vuitton Director, bestätigt die-
Gründungsmitglieder sind neben Y. Carcelle (Louis
sen Gedanken: „Unsere Beziehung zum aktuellen Ver-
Vuitton) bezeichnenderweise Larry Ellison (Eigner BOR),
teidiger ist sehr gut, weil wir sehr ähnliche Einstellun-
Russell Coutts (CEO BOR), Grant Dalton (CEO EMIRA-
gen haben und die gleichen Ziele verfolgen. Wir haben
TES TEAM NEW ZEALAND) und Bruno Troublé (Spre-
gemeinsame Ideen, Visionen und Respekt, das ist eine
cher LV). Inzwischen ist auch der Challenger of Record
gute Basis für die Zusammenarbeit im 34. Cup.“
des 34. AC, MASCALZONE LATINO AUDI TEAM, Mitglied. Das WSTA ist damit die ideale Kommunikati-
So ist es wahrscheinlich, dass die französische Edel-
onsplattform für den Verteidiger des 34. AC, um wie
marke wieder eine Rolle im nächsten America´s Cup
angekündigt die Details für den nächsten Cup und
in 2013 – oder 2014 – spielen wird. Die Weichen sind
das Protokoll mit den Teams gemeinsam zu erarbeiten.
gestellt und auch hier kommt der Louis Vuitton Tro-
Flavio Favini – Aftergard MASCALZONE LATINO AUDI
phy eine wichtige Rolle zu. Um faire Wettkampfbedin-
TEAM: „It will get very tuff.“
gungen zu schaffen, wurde für die Organisation der
Text & © Fotos Heike Schwab
Trophy die WSTA (World Sailing Team Association) gegründet, eine neutrale Institution aus Mitgliedern der Teams und Louis Vuitton, die das Wie, Wann und Wo der Trophy managen, ganz dem Beispiel der FIA im Motorsport folgend.
„DIE ZUKUNFT DIESER TROPHY IST GEWISS. DAS FORMAT IST EIN GROSSARTIGES FORMAT, DAS FUNKTIONIERT. DIE TROPHY IST SOZUSAGEN EIN ‚WARMING UP‘, BEVOR DER AMERICA´SCUP-PROZESS WIEDER BEGINNT.“
PROVISONAL FINAL RANKING LOUIS VUITTON TROPHY – NACH LA MADDALENA: 01)
EMIRATES TEAM NEW ZEALAND
02)
SYNERGY RUSSIAN SAILING TEAM
Neuseeland Russland
03)
ALL4ONE
Deutschland/Frankreich
04)
ARTEMIS
Schweden
05)
MASCALZONE LATINO AUDI TEAM
Italien
06)
AZZURRA
Italien
07)
TEAMORIGIN
UK
08)
LUNA ROSSA
Italien
09)
BMW ORACLE RACING
USA
10)
ALEPH SAILING TEAM
Frankreich
DIE NÄCHSTEN TERMINE: LOUIS VUITTON TROPHY 2010 / 2011
26
13. – 28.November 2010
Dubai
Vereinigte Arabische Emirate
09. – 24.Januar 2011
Hong Kong
China
szene louis vuitton trophy
„WIR HABEN GEMEINSAME IDEEN, VISIONEN UND RESPEKT, DAS IST EINE GUTE BASIS FÜR DIE ZUSAMMENARBEIT IM 34. CUP.“
Die Finns und die Ynglings warteten auf Bahn A – direkt vor dem Hafen – den ganzen Tag auf Wind. Leider war dieser aber bei der starken Strömung zu schwach. Für den nächsten Tag war zwar schlechtes Wetter durch den Ausläufer eines Taifuns vorhergesagt, dafür sollte es aber Wind geben. Und der kam dann auch: Bei Dauerregen und Wind bis um die 20 Knoten wurde unser Rennen angeschossen. Endlich konnten wir zeigen, was in uns steckt. Mit dem besten Start der gesamten Flotte waren wir von Beginn an in der Spitzengruppe und führten sogar auf der zweiten Kreuz. Im Ziel mussten wir uns nur den Olympiasiegerinnen geschlagen geben und wurden am Ende Zweite. Dieser Superplatz katapultierte uns auf Gesamtrang vier. Da standen wir nun, unsere Gefühle mussten wir nun erst einmal ordnen. Bei unserer Olympiapremiere den undankbaren vierten Platz zu belegen, das war für mich schwer zu verkraften. Aber ich bin auch stolz, stolz darauf, so weit gekommen zu sein“, sagt Deutschlands erfolgreichste Seglerin der letzten zwei Jahrzehnte, Ulrike Schümann, rückblickend über ihre Teilnahme an den XXIX. Olympischen Spielen vor Quingdao 2008.
28
MU S S KRIT ISC H BLE IBE N
vor; also wurde am Sonntag auch rausgefahren.
wer zur elite zählen will,
„Der Zeitplan sah am 16. August unser Medalrace
interview ulli sch端mann
N
un beendet die dreimalige Vizeweltmeisterin
mals derart fasziniert, dass sie ihre Hobbys Handball
und Olympia-Vierte von 2008 ihre Segelkarrie-
und Turnen aufgab und nur noch segeln wollte. So
re. Mit der 37-jährigen Berlinerin, die von sich
einfach kann der Beginn einer eindrucksvollen Sportge-
sagt „Segeln ist das Beste, was ich je ausprobiert habe“
schichte sein.
trafen wir uns in Berlins neuer Mitte, am Potsdamer Platz. Ulrike Schümann war und ist selten um klare Worte Geboren in Potsdam, aber längst heimisch im Berliner
verlegen. Auch deshalb wählten die Kadersegler sie für
Verein Seglerhaus am Wannsee, nahm Ulrike Schümann
einige Jahre zu ihrer Aktivensprecherin. Wenn sie in
zweimal Kurs auf Olympische Spiele. Einmal blieb sie
Rage geriet, konnte sie lauthals schimpfen. Das hatte
wider Erwarten in der nationalen Ausscheidung hän-
Vor- und Nachteile, tat aber in einer Welt voller poli-
gen, verlor 2004 das Duell gegen Dauerrivalin Kristin
tisch korrekt agierender Athleten auch erfrischend gut.
Wagner. Dafür revanchierte sie sich vier Jahre später,
Doch Schümanns ungestümes Temperament bekamen
qualifizierte sich in der Yngling für die Olympischen
auch ihre Mitseglerinnen oft zu spüren, die sich nach
Spiele 2008. Ihr furioser Endspurt aber kam nach miss-
Patzern harsche Kritik gefallen lassen mussten. Da-
glücktem Auftakt in chinesischen Gewässern zu spät.
bei wusste die Chefin ihre Rage stets zu begründen:
Das Ergebnis: Platz vier. „Es gibt nicht viele Menschen,
„Ich habe sehr, sehr hohe Erwartungen an mich und
die es zu den Spielen schaffen. Für mich wird der Ein-
meine Crews. Wer zur internationalen Elite zählen will,
lauf ins Olympiastadion immer als magischster Moment
muss kritisch bleiben.“
meiner Segelkarriere in Erinnerung bleiben.“ Dabei war sie seglerisch selbst ihre größte Kritikerin. So Dass Ulrike Schümann über zwei Jahrzehnte zu den
auch jetzt zum Abschied. Schümann hat erkannt, dass
erfolgreichsten deutschen Seglerinnen zählte und so
die ins Visier genommene dritte Olympiakampagne nicht
dem DSV als Aushängeschild dienen konnte, begründet
auf einem für sie akzeptablen Niveau durchzuhalten
die dreimalige Vizeweltmeisterin mit einer „angebore-
ist. Die vom Weltseglerverband neu gewählte Disziplin
nen“ Leidenschaft: „Meine Karriere habe ich vor allem
Matchrace für Frauen auf wenig verbreiteten Booten vom
mir selbst zu verdanken. Ich hatte aber auch immer
Typ Elliott 6m hält Schümann für „realitätsfern“. Sie ur-
gute Trainer. Mein erster Opti-Trainer hat mein Talent
teilt auf der Basis eigener Erfahrungen: „Das System bie-
erkannt.“ Wie alles begann? Nun, in der ersten Klasse
tet Neueinsteigern kaum Chancen zum Aufstieg, ist nicht
hatte eine Freundin sie zum Mitsegeln eingeladen. Das
olympiawürdig.“ Aber auch ohne die Matchrace-Einfüh-
Mädchen musste mit den Eltern mit, langweilte sich
rung wäre das Grundproblem geblieben: „Es war immer
aber allein. Wind und Sonne haben die kleine Ulli da-
hart, eine erfolgreiche Olympiakampagne zu stemmen.
30
interview ulli schümann
„ENDLICH KONNTEN WIR ZEIGEN WAS IN UNS STECKT. ICH BIN STOLZ, STOLZ DARAUF, SO WEIT GEKOMMEN ZU SEIN.“
32
© Foto M. Müncheberg
interview ulli schümann
Doch jetzt ist es verdammt hart geworden. Es funktioniert
Ulrike Schümann wurde von ihrem Arbeitgeber, der
heute nur noch als Vollprofi in Vollzeit mit anständigem
Daimler Financial Services AG, für Einsätze oft großzü-
Budget. Das können nur die allerwenigsten leisten.“
gig freigestellt. Es war auch dieses indirekte Sponsoring, das ihr den Leistungssport auf höchstem Niveau
Will heißen: Um mit dem neuen, sechs Meter langen
ermöglichte. Sie zählte zu den wenigen Leistungsseg-
ISAF-Boot auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu
lern in Deutschland, denen das vergönnt war. Dazu
werden, hätte Schümann quasi nochmal ganz von vorn
genoss die Selfmade-Frau eine solide Unterstützung
beginnen und hart trainieren müssen. Das hätte für die
ihres Vereins und fand immer wieder kleine und auch
Berlinerin vor allem bedeutet, viel Zeit zu investieren.
große Partner, die gern zur charismatischen Seglerin
„Ich bin siebenunddreißig“, sagt sie, und auch wenn
ins Boot stiegen.
man ihr dieses Alter mitnichten ansieht, sei sie froh, nun einen „richtigen, festen Job“ zu haben, der sie for-
Ihre Leistungsstärke bewies Schümann, die sich selbst
dert, ihr Spaß macht und sie ganz nebenbei nach fast
als „absolute Arschseglerin“ bezeichnet, auch abseits
20 Jahren des Sports endlich in die Lage versetzt, sich
der olympischen Bühne: Im Herbst 2007 siegte sie bei
eine schöne Wohnung und ein schickes Auto leisten
der YACHT-„Meisterschaft der Meister“ auf der Ham-
zu können. Froh sei sie, nach diesem folgenschweren
burger Außenalster. Als eine von nur zwei Steuer-
Entschluss, dass sie nun nicht mehr „bei jedem Wet-
frauen ließ sie ein starkes Männer-Feld von insgesamt
ter raus“ müsse: „Segeln auf dem Ijsselmeer, bei zehn
30 Deutschen, Europa- und Weltmeistern hinter sich.
Grad? – Das muss ich mir nicht mehr antun!“ Stattdessen will sie sich zukünftig, wenn es zeitlich passt, die
Wie geht es weiter? Ende Mai startete Schümann erst-
Wettfahrten aussuchen, bei denen sie antritt: „Warm
mals beim Match Race Germany. Das Steuer überließ sie
sollte es sein, und es sollte Spaß machen“, lautet ab so-
dabei Kathrin Kadelbach, mit der sie im vergangenen
fort das Credo der Frau mit dem gewinnenden Lachen.
Jahr die Deutsche Matchrace-Meisterschaft im gemischten Feld gewinnen konnte. Mit Erfolg: Mit zwei Siegen hat
Über ihren ehemaligen Boss im Boot sagte Vorschiffs-
sich das einzige deutsche Team bei der historischen er-
frau Julia Bleck einmal: „Ulli weiß, was sie will, sie ist
sten Teilnahme einer Steuerfrau am Match Race Germa-
unglaublich ehrgeizig, ein Organisationstalent. Auf dem
ny überraschend gut verkauft. Die beiden Seglerinnen
Wasser ist sie impulsiv, aber dabei immer fair und ehr-
schlugen auf Yachten vom Typ Bavaria 35 Match den
lich. Als Mensch steht sie mit beiden Beinen im Leben
schwedischen Weltranglisten-Achten Björn Hansen und
– und hat trotz der Anstrengungen und Entbehrungen
Matchrace-Europameister Mats Ebler aus Dänemark. „Es
des Leistungssports den Spaß am Leben nicht verges-
hat viel Spaß gemacht“, sagt Schümann, die ihr neues
sen.“ Im Schatten sportlicher Erfolge lebte Schümann
Leben und die damit verbundenen Freiheiten in vollen
wie so viele ihrer Teamkollegen sehr bescheiden, ordnete
Zügen genießt. Und – wieder Blut geleckt hat.
ihr Leben den Anforderungen des Leistungssports unter.
Interview T. Pokorny, Matt. Müncheberg © Fotos U. Schümann privat.
„SEGELN AUF DEM IJSSELMEER, BEI ZEHN GRAD? - DAS MUSS ICH MIR NICHT MEHR ANTUN!“
ALL4ONE/TP52
34
szene audi med cup
Mit der Troféu de Portugal vom 11. bis 16. Mai 2010 startete der diesjährige Audi MedCup Circuit – eine Regattaserie, in welcher sich traditionell das Who`s who der internationalen Seglerszene ein Stelldichein gibt. In der anspruchsvoll zu segelnden TP52 Class machen oder halten sich die besten Segler fit für den nächsten America`s Cup.
D
ie Titelverteidiger des letzten MedCups, EMIRATES TEAM NEW ZEALAND mit Owner Grant Dalton und Skipper Dean Barker, sind
beim MedCup ebenso am Start wie das amerikanische QUANTUM RACING-Team mit Doug DoVos und Terry Hutchinson sowie ARTEMIS/Schweden (Torbjörn Törnquist), die britischen Teams CRISTABELLA (John Cook) und TEAMORIGIN 1851 (Sir Keith Mills und Ben Ainslie), die spanische BRIBON (José Cusi/Gonzalo Araujo), Robert Scheidt auf LUNA ROSSA/Italien; Argentinien ist mit Alberto Roemmers und Guillermo Parada auf MATADOR am Start und Karol Jablonski steuert das russische Boot SYNERGY. Die Portugiesen fahren die erste Etappe auf heimischen Gewässern, auf ihrer TP52 BIGAMIST 7 (Pedro Mendonca/Afonso Domingos). Das Besondere in diesem Circuit: Erstmals wieder ist – in Zusammenarbeit mit Frankreich – eine deutsche Challenge am Start: Der Gewinner des America`s Cup 2003 und 2007 (mit ALINGHI/Schweiz), Jochen Schümann, ist zurück. Er steuert die ALL4ONE (ehemals MEAN MACHINE). Und das nicht schlecht: Am zweiten Wettkampftag belegte das Team um den aus Berlin stammenden dreifachen Olympiasieger gleich einen ersten Platz – und das ohne vorheriges Training. Am dritten Tag wäre – fast – ein dritter Platz drin gewesen. Und am Wettkampf-Sonnabend, dem vorletzten Tag der ersten Etappe, fuhr das Team mit dem GER im Groß auf der Langstrecke einen guten dritten Platz ein, welcher das Boot mit den vier Ringen am Bug auf Gesamtplatz zwei katapultierte, hinter dem Defender aus 2009, EMIRATES TEAM NEW ZEALAND. Durch einen vierten und einen sechsten Platz am letzten Regattatag konnte dieses Ergebnis manifestiert werden: Deutschland belegt bei der ersten Etappe des Audi Med Cup 2010 am Ende auf Anhieb Platz zwei. Kein Wunder, könnte man meinen, befindet sich an Bord doch ein hochkarätiges und eingespieltes Team, bestehend aus den Franzosen Jean-Marie Dauris, Christophe André, Albert Jacobsoone, Gilles Favennec, Sébastien Col als Taktiker und Philippe Mourniac, dem Schweizer Christian Scherrer, Peter van Niekerk aus den Niederlanden, dem Spanier Jorge Ondo, dem aus Italien kommenden Paolo Bassani sowie Luke Molloy aus Österreich. Gilles Favennec segelt ausschließlich die Portugal-Etappe mit; er wird später ersetzt durch den Deutschen Michi Mül-
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szene audi med cup
ler. Mitte Juni startet nun die aktuelle zweite Etappe. Austragungsort wird dann ab 15. Juni Marseille sein. Über den MedCup, die TP52 Class und die Schwierigkeit, heute im Hochleistungs-Segelsport dauerhaft einen Sponsor binden zu können, sprachen wir im portugiesischen Cascais am Rande des Auftaktrennens mit ALL4ONE-Skipper Jochen Schümann. Jochen Schümann, wie kommt`s, dass in diesem Jahr beim Audi Med Cup Circuit wieder eine TP52 mit einem GER im Großsegel am Start ist? ALL4ONE ist ja nicht geformt worden, um am Audi MedCup teilzunehmen, sondern wir haben uns zusammengefunden, um aus den gescheiterten – oder besser: zusammengefallenen – Resten der America´sCup-Teams von Franzosen und Deutschen eine gemeinsame, starke Crew zu formen, welche die Chance hat, an der Louis Vuitton Trophy teilzunehmen. Im weitesten Sinne sollte dieses Engagement die Lücke des fehlenden America`s Cups schließen helfen. Die Trophy hat das gleiche Format, es wird auf gleichen Booten gefahren und sie besitzt das gleiche Image. Es ist das Beste, was die Segelteams machen können, gegen die Top-Teams wie NEW ZEALAND oder BMW ORACLE anzutreten, und das, ohne ein eigenes Boot zu besitzen. Das ist, wenn man so will, preiswertestes Segeln auf höchstem Niveau. Wenn man wie ein Schwimmer ankommt mit seinem Turnbeutel, mit Badehosen und Badelatschen, steigt auf ein Boot und kann lossegeln, das ist das Beste, was einem passieren kann, denn die Boote werden gestellt. Auch alles andere – gleiche Gegner, gleiche Boote – das ist eigentlich ein perfektes Umfeld; Schiedsrichter und so weiter, alles ist organisiert. Die Mannschaft stand ja bereits – zu diesem Zweck, um weiter auf höchstem Niveau zu trainieren. Und es ist natürlich klar, dass man beim Segelsport nicht wie ein Schwimmer mit seinem Turnbeutel existieren kann, sondern, dass eine Teamplattform, wie wir sie jetzt unter dem Namen ALL4ONE haben, mehrere solide Standbeine benötigt, um genug Segelstunden, genug Trainingsstunden zusammenzubekommen. Wenn du dich selbst organisieren willst, allein trainierst, kostet dich das logischerweise viel Geld. An bestehenden Events teilzunehmen und dadurch auch eine gute Kommunikation zu haben, ist wesentlich günstiger.
© Foto Matt. Müncheberg
Welche Events meinst du? Die Geburt von ALL4ONE war letztes Jahr im Oktober,
beine und wie man weiß, stehen dreibeinige Tische
wenn man so will. Unsere Idee war, die Teilnahme von ALL4ONE an vier bereits be-
besonders stabil, die wackeln weniger als ein Tisch
stehenden Events zu ermöglichen: Louis Vuitton, Audi MedCup, RC44 und die World
mit vier Beinen (lacht). Ich denke, die RC44-Challenge
Match Racing Tour. Momentan haben wir die Chance, fast alles davon auch zu ver-
werden wir dieses Jahr nicht mehr realisieren können,
wirklichen. Bei der Match Race Tour ist Sébastien (Col, Anm. d. Red.) schon gewesen
was im Hinblick auf die zusätzlichen Trainingsstunden
beziehungsweise ist immer noch dort, bei der Louis Vuitton Trophy haben wir bis
sicherlich positiv gewesen wäre. Das übersteigt aber
jetzt alle Events mitgemacht, und zwar von Anfang an, und jetzt haben wir es auch
momentan unsere Mittel und unsere zeitlichen Mög-
geschafft, mit großem Aufwand, Audi davon zu überzeugen, dass wir als deutsch-
lichkeiten. Nur so können wir jetzt einen ernsthaften
französisches Team auch am MedCup teilnehmen. Wir haben also zurzeit drei Stand-
Fokus auf die anderen Events haben.
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szene audi med cup
„UNSER ZIEL IST ES SICHERLICH, EINZELNE RENNEN ZU GEWINNEN. ES WÄRE ABER VERMESSEN, ZU BEHAUPTEN, DASS WIR DEN MEDCUP GEWINNEN WOLLEN. WENN WIR INSGESAMT IN DER ERSTEN HÄLFTE ANKOMMEN, AM ENDE DES JAHRES, SIND WIR GUT GESEGELT. WENN WIR ES SCHAFFEN, BEI EINZELNEN EVENTS UNTER DIE TOP 3 ZU KOMMEN, SIND WIR IM SIEBTEN HIMMEL. EINZELNE RENNEN WOLLEN UND KÖNNEN WIR GEWINNEN, WIE WIR DAS GESTERN BEREITS BEWIESEN HABEN. WENN WIR IN DIESER RANGE BLEIBEN, HABEN WIR ALLES RICHTIG GEMACHT“. JOCHEN SCHÜMANN, SKIPPER ALL4ONE.
„ALS PROFI-TEAM BRAUCHST DU EINEN SPONSOR-PARTNER, UM ÜBERHAUPT DIE MATERIELLEN VORAUSSETZUNGEN BEWÄLTIGEN ZU KÖNNEN.“
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szene audi med cup
Ist eine Nicht-Teilnahme an der RC44-Challenge
terentwicklung. Beide Events sind jedoch zeitlich ganz
nicht ein entscheidender Nachteil, da ja dort
gut miteinander kombinierbar. Manche Teams, wie
auch Match Race gesegelt wird? Ich denke, das
zum Beispiel ARTEMIS, segeln alle Events. Es ist so
ist kein Nachteil, da erstens die Boote kleiner und so-
koordiniert, dass alles gut zusammenpasst.
zusagen auch nur halbprofessionell sind, man macht da schon den Kompromiss, der natürlich auch um-
Euer neues Boot wird in der Starterliste offiziell
gangen wird, dass da der Owner-Driver kommt, der
als „AUDI A1 POWERED BY ALL4ONE“ geführt?
normalerweise mit drei Amateuren an den Start geht,
Als Profi-Team brauchst du einen Sponsor-Partner,
was aber in der Realität nicht immer der Fall ist. Im
um überhaupt die materiellen Voraussetzungen be-
Endeffekt sind das dann zweitens auch nicht alles
wältigen zu können. In diesem Fall ist unser Haupt-
Top-Leute, und das macht schon einen gewaltigen
und Titelpartner Audi, wie der neue Look des Bootes
Unterschied beim Segeln aus. Drittens ist das Match
verrät. Zum Boot: Viel Auswahl hatten wir nicht, alle
Racing in Cup-Booten mit Sicherheit viel effizienter
TPs, die jemals gebaut wurden, sind auch weiterhin
und erfolgt auf einem viel höheren America`s-Cup-
aktiv, entweder im IRC (Vermessungssystem, aus dem
Level als beim RC44-Segeln. Eine Abwanderung von
ein Rennwert ermittelt wird; Anm.d.Red.) in Eng-
der TP52 hin zu den RC44-Booten kann ich nicht
land, in Amerika und so weiter – oder in Palma. Die
erkennen. Ich sehe, dass alle potenziellen America`s-
Boote im Bestzustand sind alle im Einsatz hier beim
Cup-Teams TP52 segeln. Ein paar sind auch im RC44
MedCup. Eines der Boote, das aus dem MedCup
Circuit vertreten. Das sind eigentlich alle, die bei Rus-
herausgefallen war, ist das ehemalige Boot der Rus-
sell (Coutts/BMW ORACLE RACING; Coutts war maß-
sen, die aus irgendeinem Grund nicht weitergemacht
geblich an der Entwicklung der RC44 Class beteiligt,
haben. Bei denen hatte es mittlerweile sogar schon
Anm.d.Red.) am Tropf hängen, ARTEMIS und BMW
einen zweiten Eigner gegeben. Ursprünglich wurde
offensichtlich. Da ist aber weder MATADOR, die Rus-
das Boot von Peter de Ridder als MEAN MACHINE
sen sind nicht da mit SYNERGY, die ein potenzielles
gebaut. Es war 2008 eines der Top-Boote, mit einem
Cup-Team sind. Wir haben auch keine Ambitionen,
schnellen Judel/Vrolijk-Design. Das Boot ist jetzt zwei
da hinzugehen, weil uns zurzeit der private Eigner
Jahre alt und es ist auf jeden Fall vergleichbar mit
fehlt. Bei der RC-Challenge gibt es einige Profis, die
PLATOON, mit BRIBON und mit allen Booten, die
sich jeweils eine Gruppe von Amateuren suchen, um
schon etwas älter sind. Die ARTEMIS ist neuer, die
dann gemeinsam zu segeln, was ja okay ist. Für den
MATADOR und die ORIGIN auch. QUANTUM ist zwar
Segelsport ist das sicher gut. Letztendlich ist es auch
2008 gebaut worden, wurde aber zwischenzeitlich
ein populärer Circuit, nicht zuletzt, weil er von Rus-
zweimal extrem modifiziert. Das ist quasi ein Neu-
sell promotet wird. Aber für Profis ist das keine Wei-
bau, mit neuem Deck und so weiter.
42
szene audi med cup
Handelt es sich bei der TP52 ALL4ONE, obschon
Neuling ein extremes Problem ist. Alle Teams, die ihre
Baujahr 2008, dennoch um ein wettbewerbsfä-
Boote schon ewig vorbereitet hatten, haben teilweise
higes Boot? Ich würde sagen, die ALL4ONE ist eines
vorher schon trainiert, haben die Palma Vela gesegelt,
der wettbewerbsfähigen alten Boote. Dass wir das
dann haben sie danach teils noch Portimão gesegelt
richtige Boot gewählt haben, zeigen unsere Ergeb-
und den Weg hierher. Wir konnten nichts davon ma-
nisse, die wir – leider – ohne jegliches Training errin-
chen, weil wir am Boot gebaut haben. Wir haben
gen mussten. Hätten wir heute nicht ein Problem an
es mit dem Lkw hertransportiert und es dann hier
Bord gehabt, wären wir Dritter geworden, was den
in Cascais zusammengebaut. Und als wir damit fer-
ersten Platz von gestern noch besser bestätigt hätte
tig waren, durften wir laut Reglement nicht segeln ...
als zwei fünfte Ränge, aber wir sind ja das ganze
Wir sind gut vorbereitet hergekommen – aber leider
Rennen eigentlich immer an dritter Stelle gesegelt, bis
ohne eine Segelstunde.
© Foto Matt. Müncheberg
© Foto Matt. Müncheberg
wir heute einen kleinen Handlingfehler hatten, was
Euer Ziel beim diesjährigen MedCup? Unser Ziel ist
dir passieren kann, wenn du nicht trainiert bist ...
es sicherlich, einzelne Rennen zu gewinnen. Es wäre aber vermessen, zu behaupten, dass wir den MedCup
Was ist passiert? Unser Spi war nicht korrekt am
gewinnen wollen. Wenn wir insgesamt in der ersten
Bugspriet befestigt, sodass das Segel nach Lee aus-
Hälfte ankommen am Ende des Jahres, sind wir gut ge-
wehte. In der Situation war es sehr schwer, das Boot
segelt. Wenn wir es schaffen, bei einzelnen Events un-
zu kontrollieren. Ohne den Spi verloren wir viel Speed
ter die Top 3 zu kommen, sind wir im siebten Himmel.
und mussten zwei Boote passieren lassen. Das war
Einzelne Rennen wollen und können wir gewinnen, wie
deshalb sehr schade, weil wir das ganze Rennen an
wir das gestern bereits bewiesen haben. Wenn wir in
dritter Stelle gelegen haben. Ich denke, das wird nicht
dieser Range bleiben, haben wir alles richtig gemacht.
wieder passieren, das war ein ärgerlicher und gleichzeitig ein untypischer Fehler ...
Die Sponsoring-Vereinbarung mit dem Autobauer aus Ingolstadt ist zunächst auf ein Jahr be-
Die Gründe für das fehlende Training? Die Wett-
grenzt. Was kommt danach? Audi hat bewiesen,
kampfregel besagt leider, dass man hier vor Ort nicht
dass sie sich langfristig im Segelsport engagieren
trainieren darf, bis der Event beginnt, was für einen
wollen: Gerade für Deutschland ist es sehr wichtig,
44
ATLANTISCHER OZEAN
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szene audi med cup
dass sie auch die Kieler Woche übernommen haben.
18 Mann, wir haben jetzt zwölf, mit jedem aus der
Ich denke, Audi zeichnet unter anderem aus, dass,
Crew bin ich vorher schon gesegelt. Einige sind zur-
wenn die was machen, das nicht nur von heute bis
zeit nicht dabei, und das hat unterschiedliche Grün-
morgen läuft, sondern da langfristig gearbeitet wird.
de, wir haben das Commitment ja erst sehr spät ein-
Schließlich waren wir schon bei PLATOON mit Audi
gehen können, nach Auckland, dadurch haben wir
zusammen, dann wurde PLATOON allerdings verkauft
schon andere Commitments gehabt, wodurch einige
und es gab kein Boot mehr. Das war eine sehr un-
Leute jetzt nicht hier sein können, wie zum Beispiel
glückliche Situation, die es sicherlich so nicht gegeben
Matti (Paschen, Anm.d.Red.) oder Michi Müller, der
hätte, wenn wir damals schon enger mit Audi zusam-
gerade PUMA nach Amerika überführt. Michi Müller
mengearbeitet hätten. Dass das Ganze jedoch stimmig
wird aber beim nächsten MedCup-Termin definitiv da-
ist, zeigt ja nicht zuletzt, dass wir in den heutigen re-
bei sein und Matti treffen wir beim nächsten Louis-
lativ schwierigen Zeiten jetzt wieder zusammengefun-
Vuitton-Event in Cartagena. Da werden wir mit ihm
den haben. Ich sehe nicht zuletzt aus diesem Grund
sprechen und sehen, wie wir uns mit ihm arrangieren
die Zusammenarbeit mit Audi als sehr langfristig an,
können, um die verschiedenen Fahrpläne auseinander-
was gerade für Deutschland ein Glücksfall ist.
oder wieder zusammenzubringen.
Ist ein Engagement beim nächsten America`s Cup Thema bei den Vertragsverhandlungen ge-
Platzierungen zum Ende der ersten Etappe: 1. EMIRATES TEAM NEW ZEALAND/NZL mit 31,5 Punkten, 2. AUDI A1
wesen? Ein America`s-Cup-Engagement von Audi steht
POWERED BY ALL4ONE/GER mit 41,5 Punkten, 3. ARTE-
zurzeit nicht zur Debatte. Es gibt ja den America`s Cup
MIS/SWE mit 57 Punkten. Die nächsten Stationen des Audi
momentan überhaupt nicht, es gibt kein Datum,
MedCup 2010: Marseille Trophy/Frankreich 15.-20. Juni,
es gibt keinen Ort, es gibt keine Bootsklasse. Das
Conde de Godó City of Barcelona Trophy/Spanien 20.-25.
heißt, jetzt über den America`s Cup zu spekulieren, wäre verfrüht.
Juli, Caja Mediterráneo Region of Murcia Trophy/Spanien 24.-29. August, Region of Sardinia Trophy Cagliary, Sardinien/Italien 20.-25. September. Info: www.medcup.org ALL4ONE im Netz: WWW.ALL4ONECHALLENGE.COM
Wie viele Segler bilden zurzeit die Crew von ALL4ONE? Normalerweise gehören zu einem Cup-Team
Interview Matt. Müncheberg © Fotos Richard Walch/Audi
seemannschaft gewinnt FAHRTENSEGELN
Die Gottschalks - mit Troph채e.
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travel germany
Segel-Etappe auf dem Ruppiner See.
Dass Fahrtensegeln nicht immer spektakulär sein muss, um damit sogar Preise und Trophäen abräumen zu können, bewiesen Heinz und
D
er Törn der Gottschalks, welcher das Segelpaar vom 29. Mai bis zum 3. Juli 2009 vom Berliner Heimathafen CSV nach Oranienburg, Neuruppin, Paretz, Brandenburg, Rathenow, Havelberg, Dömitz, Grabow, Neustadt-Glewe,
Schwerin, Parchim, Lübz, Plau, Malchow, Waren, Röbel, Fürstenberg, Liebenwalde
Helga Gottschalk vom Cöpenicker Segelverein
und wieder zurück führte, erstreckte sich über 36 Tage. Gut, wenn man dafür so
(CSV) im Südosten Berlins. Mit ihrer 25-Fuß-Kiel-
viel Zeit übrig hat wie die Gottschalks, die beide das aktive Arbeitsleben hinter sich
schwertyacht LIBERTAS III, einer älteren Sunbeam,
gelassen haben und sich nun endlich ausgiebig ihrer Lieblingsbeschäftigung – dem
begaben sie sich 2009 auf einen 800 Kilometer
Segeln – widmen können. „Wir haben das Segel hochgezogen, wenn es sinnvoll und möglich war. Trotzdem blieb ein unvermeidlicher Anteil an Motorstrecken“, sagt
langen Wasserweg durch die Märkische und
Heinz Gottschalk über seinen akribisch geplanten Binnentörn rückblickend. Gesegelt
Mecklenburger Fluss- und Seenlandschaft. Dafür
wurden insgesamt 261 Kilometer, es wurden 51 Schleusen passiert und an Brücken
wurde ihnen nun im Hamburger Museum für Völkerkunde im Rahmen des Fahrtenwettbewerbes
und Freileitungen wurde der Mast elfmal gelegt. So weit die Statistik. „Wir sind erstmals auf dem Ruppiner See gesegelt, das ist ein sehr interessantes Revier“, re-
der Kreuzer-Abteilung eine Goldmedaille sowie
sümiert Heinz Gottschalk, auf seiner gemütlichen Couch in seiner kleinen Friedrichshagener
der „Fluss- und Seen-Preis“ überreicht.
Wohnung sitzend. „Nach dem Besuch der absolut sehenswerten Landesgartenschau (LAGA),
in der man sich wiederholt auf Louise Henriette bezieht, gelangten wir über kleine Ka-
zwar weiterfahren, haben aber den Motor nur noch
näle, etwa den 1789 gegrabenen Ruppiner Kanal, auf denen jetzt keine Fahrgastschiffe
im unteren Drehzahlbereich betrieben.“ Diese Hava-
mehr fahren, nach Neuruppin.“ Neuruppin gelte als die preußischste aller Städte. Nach
rie habe die beiden passionierten Segler veranlasst,
dem verheerenden Stadtbrand von 1787 sei sie generalstabsmäßig wieder aufgebaut
den restlichen Törn abzukürzen, um auf kürzestem
worden: Mit einem exakt rechtwinkligen Straßengitternetz, drei Exerzierplätzen und
Wege den Heimathafen zu erreichen. „In Rechlin la-
zweigeschossigen Wohnhäusern, wobei sogar die Gestaltung der Hausfassaden staatlich
gen wir dann noch eine Nacht in der Kuhnle-Mari-
vorgegeben wurde: „Wie langweilig!“
na. Da werden von Mitarbeitern laufend Boote zur Endreinigung hin- und hermanövriert und Charterbe-
Weiteres Highlight des Törns war ein langer Segeltag auf der Elbe: „Es ging stromab von
satzungen flüchtig eingewiesen. Der Hafen hat den
Havelberg, UHW-Kilomter 147/Elb-Kilometer 423, nach Dömitz bei Kilometer 504, vorbei
Charme eines mittleren Rangierbahnhofs, nie wieder!“
an der ehemaligen Grenzübergangsstelle Cumlosen. Als wir im Sommer 1990 dort erstmals stromab fuhren, bauten Uniformierte gerade ihren Streckmetallzaun auf dem Elbdeich
„WIR SIND MIT VIELEN NEUEN ERFAHRUNGEN UND ERKENNTNISSEN ZURÜCKGEKEHRT UND KÖNNEN FAHRTENSEGLERN NUR EMPFEHLEN, UNSEREM KIELWASSER ZU FOLGEN.“
ab.“ In Dömitz bekamen die Gottschalks einen passablen Liegeplatz beim Yachtclub zugewiesen. „Hier gibt es keinen
Das Fazit der Gottschalks, die auf ihrem Törn aus-
Hafenbetrieb mehr, Mühle und Speicher werden touristisch genutzt und die Bahnstre-
schließlich klassisch navigierten („das GPS war aber
cke von Dömitz nach Ludwigslust wurde 2001 stillgelegt – schade!“, sagt Segler Gott-
betriebsbereit“), fiel überwiegend positiv aus und
schalk. Dömitz war dann auch der westlichste Wendepunkt des Törns der LIBERTAS III.
macht Lust, es ihnen nachzutun: „An allen besuchten Liegeplätzen wurden wir freundlich aufgenommen und
Nur einmal musste während des gut einmonatigen Bootsausfluges die Werkzeugkiste
es gab genügend freie Gastplätze. Lediglich im Stadt-
herausgeholt werden: „Beim Ablegen in Röbel brachen an der Halterung unse-
hafen von Waren werden die Liegeplätze ab Mittag
res Außenborders zwei Achsen weg. Nach Notreparatur mit Bordmitteln konnten wir
knapp.“ Viele Liegeplätze seien in der GELBEN WELLE,
Segel hoch: Cruisen auf der Müritz.
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travel germany
dem BLAUEN BAND von Sachsen-Anhalt oder als Was-
und an den Liegeplätzen drastisch gestiegen ist, mit der Tendenz zu immer größeren
serwanderrastplatz organisiert und müssten Mindest-
Booten mit immer höherer Motorleistung.“ Da bleibe der Umweltschutz auf der Stre-
standards genügen. Nach dem Anlegen unterliege der
cke, gibt Heinz Gottschalk zu bedenken. Jetzt sei die Zeit endlich reif für die Entwick-
Gast dann allerdings den „Spielregeln“ des Betreibers.
lung und den Bau von Sportbooten mit Elektroantrieb und großflächigen Solarmodulen auf oder über dem Kajütdach, regt der Segler an. Bedacht werden sollte auch,
Doch auch Kritikwürdiges fanden die beiden Berliner
dass sich vor den kleineren Schleusen in Brandenburg und Mecklenburg, ursprünglich
Segler auf ihrem Sommer-Rundtörn: „In Brandenburg
für einen sogenannten Finowmaßkahn dimensioniert, schon im Juni Warteschlangen
und Mecklenburg haben wir eine zunehmende Kom-
gebildet hätten, insbesondere vor den langsam arbeitenden Selbstbedienungsschleusen.
merzialisierung des Wassersports beobachtet. Da empfängt uns teilweise kein Hafenmeister mehr, sondern
Doch das ficht die Gottschalks nicht an. Bei ihnen ist seglerisch noch lange nicht
eine Dame am Computer kassiert uns ab.“ Nach Infor-
Schluss. „Wir sind mit vielen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen zurückgekehrt
mationen eines Hafenmeisters seien zurzeit etwa 1.000
und können Fahrtenseglern nur empfehlen, unserem Kielwasser zu folgen“, sagen
Charterboote im nördlichen Brandenburg plus Meck-
die beiden, aneinandergelehnt wie ein frisch verliebtes Paar, die Fahrtensegler-Aus-
lenburg unterwegs, Tendenz steigend, die meisten mit
zeichnungen stolz in der Hand. Auch der an langen Winterabenden ausgearbeitete
ungeübten und unzureichend eingewiesenen Besat-
Törnplan für diese Saison steht schon fest: „Im Sommer geht es nach Holland. Da
zungen. Da drehe einer oben am Rad, um ihn herum
blühen die Tulpen so schön. Natürlich auf dem Wasserweg.“
Männer mit der Bierflaschen in der Hand, das Bugstrahlruder röchele, da könne man nur Abstand halten
Text & © Fotos Matt. Müncheberg
– wenn das in der Schleuse überhaupt möglich sei. INFO Auch in diesem Jahr läuft der Fahrtenwettbewerb der Kreuzer-Abteilung. Bewerbungsschluss
Und: „Auf den Seen trafen wir weniger Segler an als früher, während die Zahl der Motorboote unterwegs
für die Förderpreise des CKA ist der 15. November 2010. Weitere Informationen bei der KreuzerAbteilung des DSV: 040 6320090, www.kreuzer-abteilung.org
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tikopia expedition salomonen
tikopia EXPEDITION
Die kleine Insel Tikopia im Osten der Salomonen im Südpazifik ist sechs Quadratkilometer groß und wird nur ein- bis zweimal im Jahr von einem Versorgungsschiff angelaufen. Wurden die Pazifik-Eilande von Südamerika oder von Asien aus besiedelt? Neue Ergebnisse zeigen: Die Polynesier kamen aus Asien. Der deutsche Segler und Buchautor Klaus Hympendahl („Logbuch der Angst“) suchte als Erster den seglerischen Beweis. Er war davon überzeugt, dass die Polynesier mit ihren speziellen Katamaranen sehr wohl in der Lage waren, über 7.000 Hat beide Kats nach polynesischem Vorbild konstruiert: Seglerin Hanneke Boon.
Kilometer von Südostasien in den Pazifik zu segeln.
M
it zwei originalgetreu nachgebauten Booten machte sich Hympendahl 2008 von den Philippinen aus auf eine Expedition nach
Tikopia. Sechs Monate waren für diese Expedition veranschlagt. Navigiert werden sollte nach dem Sternenhimmel, nach Meeresströmungen, Wolkenverfärbungen und dem Verhalten von Zugvögeln. „Auf heutige Segler üben die navigatorischen Leistungen der Polynesier von jeher eine besondere Faszination aus. Hunderte, oftmals
SEIT 3.000 JAHREN LEBEN MENSCHEN AUF DIESEM EILAND, SO KLEIN, DASS DER OZEAN SELBST VON DER INSELMITTE ZU HÖREN IST. DIE TIKOPIER FANGEN FISCHE IN DEM BRACKWASSERSEE UND SCHALENTIERE AUS DEM MEER. SIE BAUEN YAMSWURZEL, BANANENBÄUME UND DEN RIESIGEN SUMPFTARO AN UND VERGRABEN BROTFRÜCHTE FÜR SCHLECHTERE ZEITEN IN DER ERDE. DAS REICHT FÜR ZWÖLFHUNDERT MENSCHEN – ABER NICHT FÜR MEHR.
Tausende von Kilometern legten sie bei der Besiedelung
54
der pazifischen Inselwelt auf kleinen, hochseetauglichen
Besonderes Augenmerk richteten die drei Abenteurer
Booten auf hoher See zurück. Statt mit Kompass oder
dabei auf die klassische Navigation. „Die Polynesier
Sextant navigierten sie mithilfe des Sternenhimmels, der
verfügten über verschiedene Möglichkeiten, auch unbe-
Meeresströmungen oder heimischer Tiere. Hier wurde
kannte Landmassen zu orten und so neuen Lebensraum
nicht berechnet, sondern vor allem genau beobach-
zu erschließen“, erklärt Hympendahl. Gesegelt worden
tet“, erklärt Expeditionsleiter Hympendahl. So sei es
sei damals in Flottillen auf maximaler Sichtweite, was
dem seefahrenden Volk schließlich gelungen, ein Gebiet
die Chancen erhöht habe, auf bekannte und vor allem
zu besiedeln, das als Polynesisches Dreieck bezeichnet
bisher unbekannte Inseln zu stoßen. „Sollte ein bekann-
wird. Es erstreckt sich von den Osterinseln zu den
tes Ziel angesteuert werden, suchte der Navigator den
Hawaii-Inseln und bis nach Neuseeland. Die Schenkel
Stern, von dem er wusste, dass er im Osten über der
dieses Dreiecks sind jeweils circa 7.500 Kilometer lang.
Zielinsel aufgeht. Er wusste auch, welcher Stern vom
„Bei der Navigation der alten Polynesier stand die Fra-
Zielort aus gesehen über der Heimatinsel untergeht. Er
ge nach dem Start- und Zielort im Vordergrund, nicht
kannte zudem die nach diesen Sternen auf- und un-
wie bei uns die nach dem aktuellen Standort auf See“,
tergehenden Sterne. Der Navigator musste sein Schiff
erklärt Klaus Hympendahl. Zusammen mit den Kat-Kon-
schließlich in Deckspeilung zu den bekannten Sternen
strukteuren Hanneke Boon und James Wharram stellte
bringen und konnte seinem Ziel entgegensteuern.“ Au-
er die Expedition „Lapita Voyage“ auf die Beine. Wie
ßerdem haben die frühen Navigatoren gewusst, wel-
auch seine Mitstreiter war Hympendahl fasziniert von
cher Stern direkt im Zenit über ihrer Heimatinsel und
der Besiedelung des Pazifiks durch die Polynesier. Für
über ihrer Zielinsel steht. Sie haben so die Zielinsel an-
ihn stand fest: Er wollte deren seetüchtige Schiffe in
steuern und zu ihrer Heimatinsel zurückfinden können.
moderner Holzbauweise nachbauen, die zwei Drittel der
Ein weiteres Hilfsmittel sei die genaue Wetterbeobach-
äquatorialen Gewässer dieser Welt besegelt haben. Und
tung gewesen. Bevor die Polynesier in See gestochen
er wollte mit diesen Nachbauten, deren größere Vorbil-
seien, haben sie die Wettersituation analysiert. „Grö-
der schneller waren als die der europäischen Entdecker
ßere Reisen wurden nur in sturmfreien Zeiten ange-
Cook, Bligh oder Bougainville, die erste Segelexpedition
treten. Daher wurden beispielsweise bereits Tage vor
in den Pazifik von Ost nach West bewältigen.
Start die Seesterne am heimischen Ostriff beobachtet.“
Schenkt einem erschรถpften Vogel wieder die Freiheit: Der polynesische Mitsegler Caulton Koriga.
tikopia expedition salomonen
Unikate: Jede Insel hat traditionell ihr eigenes Bootsdesign.
Eine Pfeife hat auf Tikopia oder Anuta in etwa den Gegenwert eines Golf GTI Cabrio, sagt Hympendahl.
„Da konnte man sich nicht länger als 30 Minuten aufhalten“: Navigationsplatz auf einem der Boote.
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tikopia expedition salomonen
Hätten diese ihren Unterschlupf verlassen und seien
Neben Hympendahl begeisterte sich auch die Hollände-
Korallenfische am Ufer zu sehen gewesen, sei für die
rin Hanneke Boon für die Expedition. Die Seglerin und
kommenden Tage mit gutem Wetter zu rechnen ge-
Co-Designerin des Kat-Konstrukteurs und Seglers James
wesen. Auch das Verhalten von Krebsen, Ameisen und
Wharram, dem dritten Partner der Lapita Voyage, be-
Spinnen sei genau beobachtet worden. Ebenso wichtig
gleitete Wharram, als sie 1995 ein neun Meter langes
sei die Beobachtung von Wolken und Himmel gewe-
Tikopia-Kanu im Auckland Imperial Museum entdeck-
sen. So habe ein flimmernder Teil am Sternenhimmel
ten. Entsprechend der verblassten Aufschrift musste
auf Windänderungen hingewiesen. Selbst der Vogelflug
es seit 1906 im Museum gewesen sein. Keiner hatte
habe den von See kommenden Siedlern für ihre Kurs-
bis dato bemerkt, dass dieses Kanu einen v-förmigen
bestimmungen genutzt: „Die Polynesier kannten das
Rumpf hatte, der es ermöglicht, am Wind zu segeln
Verhalten der Zug- und Landvögel genau und wuss-
beziehungsweise zu kreuzen, was von großer Bedeu-
ten, welche Vögel zu welcher Jahreszeit wohin flogen.
tung für Studien der ersten Migrationsreisen war.
Von heimischen Vögeln war bekannt, dass sie zwecks
James Wharram und Hanneke Boon verstanden sofort,
Nahrungssuche weit auf das offene Meer hinaus flo-
wie gut man mit dieser Rumpfform segeln können
gen. Abends kehrten sie sehr zielstrebig und flott zu-
musste, zumal diese annähernd der ihres 19-Meter-
rück und konnten den Hochseereisenden so den Weg
Katamarans entsprach, mit dem sie auf ihrer gemein-
auch zu bisher unentdeckten Inseln weisen.“ Auch die
samen Weltumseglung von England nach Neuseeland
Beobachtung der Wellen, der Meeresströme und der
unterwegs waren. Sie stellten fest: „Doppelkanus mit
Verfärbungen der Wolken habe den Polynesiern ge-
dieser v-förmigen Rumpfform hätten keine Schwierig-
holfen, ihr Ziel zu erreichen. „Leider konnten wir auf
keiten, Familien oder kleine Gruppen über Hunderte
unserer Expedition diese spezielle Art der polynesischen
von Seemeilen über Meere zu bringen, mitsamt der
Naturnavigation nur auf wenigen Etappen anwenden“,
Möglichkeit, auch am Wind zu segeln.“ Wharram und
bedauert Hympendahl. Grund dafür sei das zumeist
Boon beschlossen, die Insel Tikopia anzulaufen. Hier
schlechte oder bedeckte Wetter gewesen (siehe Info-
trafen sie den Häuptling Taumako, dessen Großvater
Kasten HERAUSFORDERUNG SÜDSEE).
dem Bischof von Auckland das Kanu 1916 geschenkt hatte. Die Häuptlinge von Tikopia sprachen mit ihnen
WENN EIN WIRBELSTURM ODER EINE SCHWERE DÜRRE DIE ERNTE ZERSTÖRT, ENTSCHEIDEN SICH VIELE FÜR DEN SCHNELLEN TOD. UNVERHEIRATETE FRAUEN ERHÄNGEN SICH ODER SCHWIMMEN AUFS OFFENE MEER HINAUS UND MANCHE VÄTER UNTERNEHMEN MIT IHREN SÖHNEN EINE SEEREISE IM OFFENEN KANU, VON DER SIE NICHT ZURÜCKKOMMEN. LIEBER STERBEN SIE AUF HOHER SEE, ALS DASS SIE LANGSAM AN LAND VERHUNGERN.
über Klaus Hympendahl, der die Insel bereits Ende der 1980er-Jahre angesteuert hatte, und meinten, dass sich die Europäer begegnen sollten. Im Jahr 2004 kam es dann, ganz dem Wunsch der Häuptlinge entsprechend, zu einem gemeinsamen Treffen in England. Wie ging es weiter? Die Geschichte schrieb – wie so oft – das Leben selbst: Im Jahr 2005 hatte Hanneke Boon eine Herzklappenoperation. Noch auf dem Krankenbett, bei schneller Heilung, erklärte sie eines Morgens:
„Letzte Nacht wachte ich mit einer Vision auf. Wir sollten zwei unserer Tama-Moana-Bootstypen den Einwohnern der Inseln Tikopia und Anuta schenken, sodass sie nicht mehr von den selten verkehrenden Versorgungsschiffen abhängig sind und ihre Segeltradition wieder aufleben kann.“ Klaus Hympendahl stimmte zu. Seitdem trieb er das Projekt voran. Nach über drei Jahren wurde die Vision dank der finanziellen Unter-
JEDES JAHR WIEDER PREDIGEN DIE HÄUPTLINGE DER VIER STÄMME DAS IDEAL EINES BEVÖLKERUNGS-NULLWACHSTUMS. ALLE KINDER EINER FAMILIE SOLLEN VON DEM GRUNDBESITZ LEBEN KÖNNEN. ALSO GRÜNDEN NUR DIE ÄLTESTEN SÖHNE FAMILIEN. DIE JÜNGEREN BLEIBEN ALLEIN UND ACHTEN BEI IHREN VERGNÜGUNGEN DARAUF, DASS SIE KEINE KINDER ZEUGEN.
stützung vieler Realität. Das erste Geld, 3.000 Pfund, konnte mithilfe der Anglikanischen Kirche in Devoran/
Für Wharram stand schon vor Expeditionsbeginn fest,
Cornwall, dem Wohnort Wharrams, eingesammelt wer-
dass die Boote von Tikopia und Anuta ihrer Zeit weit
den. Hympendahl steuerte eine ähnliche Summe bei.
voraus waren. Zur Erklärung: „Die Menschen auf Tiko-
Beides reichte jedoch bei Weitem nicht aus, um die
pia und der kleinen Schwesterinsel Anuta bauen seit
beiden Boote zu bauen. Erst als sich Hympendahl
Hunderten von Jahren ganz besondere Kanus mit Aus-
des Projektes in Vollzeit annahm, wurde der finanzi-
legern. Dieses Kanudesign ist sehr wahrscheinlich das
elle Durchbruch geschafft. Der Bootsbau war abgesi-
einzige hochseetüchtige Rumpfdesign, das die totale
chert. Viele Firmen unterstützten das Projekt nun mit
Vernichtung der polynesischen Baukultur von Hoch-
Sachspenden, die dem Träger der Lapita Voyage, dem
seebooten überdauert hat“, sagt Initiator Hympen-
gemeinnützigen Verein „Help Tikopia und Anuta e.V.“,
dahl. Aufgrund der Isolation der beiden Inseln und
zugewendet wurden. Den größten Anteil brachten je-
einer Distanz von über 100 Seemeilen zur nächsten
doch die zehn deutschen Mitsegler ein, die die Expedi-
Insel haben ihre Boote immer seetüchtig sein müssen,
tion auf verschiedenen Etappen begleitet hatten. Denn:
auch die kleinsten. Überliefert ist, dass Admiral Paris
Jedes der beiden Boote hatte vier separate Kojen, Platz
1828 verschiedene Bootsformen vermessen ließ, die er
genug also für zahlende Gäste. Mit dabei waren je-
vor polynesischen Inseln antraf. Über das Tikopia-Kanu
doch auch mehrere Wissenschaftler, jeder ein Experte
hinterließ der umsichtige Franzose sogar eine Nieder-
auf dem Gebiet der Besiedlungsgeschichte Polynesiens.
schrift. „Seine Beschreibung stimmt vollkommen mit
Sie alle wussten, dass das Reise-Doppelrumpfkanu die
den Kanus überein, die man zwischen 1880 und 1970
Basis ihrer Migrations-Studien sein würde – die beste
erfasste“, stellt Hympendahl fest. „Da Tikopia erst seit
Plattform für ihre Untersuchungen also. James Whar-
dem Jahr 1820 in Verbindung mit der westlichen Welt
ram war mit seinem stolzen Alter von mittlerweile 80
steht, kann man sagen, dass der Westen keinen Ein-
Jahren ebenfalls an Bord und konnte so seine Studien
fluss auf den Bootsbau gehabt hat. So kann man
der letzten 55 Jahre über die erste wichtige Entwick-
durchaus annehmen, dass die heutigen Bootsrümpfe
lung der Menschheit, das Wasserfahrzeug, weiterführen.
denen ihrer Vorfahren entsprechen, mit denen um das
58
„Der Wirkungsgrad polynesischer Krebsscheren-Segel ist größer als der unserer Segelformen“, sagt Hympendahl.
Jahr 1200 Tikopia angesteuert wurde.“ Auf beiden In-
Zum damaligen Zeitpunkt überlegte man, dieses Kanu
seln wurde die Bootsbautradition hochgehalten. Der
zu zerstören, denn es repräsentierte den alten Glauben.
amerikanische Anthropologe Richard Feinberg von der
Glücklicherweise übergab der Großvater des heutigen
Kent University/Ohio untersuchte in den Jahren 1972/73
Häuptlings Taumako das heilige Kanu dem Erzbischof
auf der Insel Anuta den Bootsbau und veröffentlich-
Woods von Auckland. Dadurch kam es ins Auckland
te seine Studie unter dem Titel „Polynesian Seafaring
Imperial Museum, wo es seit 1916 ausgestellt ist. Im
and Navigation – Ocean Travel in Anutan Culture and
Jahre 1995 entdeckten James Wharram und Hanneke
Society“. Auch heute noch werden Kanus mit Ausle-
Boon dieses Kanu mit Ausleger und Besegelung. Vor-
gern auf Anuta gebaut. Bei einer Bevölkerung von nur
her hatte niemand erkannt, dass sich dieser v-förmige
250 Menschen gibt es auf der Insel circa 70 Boote.
Bootsrumpf für Hochseereisen eignen musste und das
Sie werden zwar regelmäßig zum Fischen benutzt, sind
Segeln am Wind zulässt. Ihre Studien führten zu einem
aber zu klein für lange Ozeanreisen. Als die Bewohner
eigenen Katamaran von 11,50 Meter Länge: Tama Mo-
von Tikopia christianisiert wurden, gab es auf der Insel
ana. „Es ist der Bootstyp, der schließlich für die Lapita
ein neun Meter langes „heiliges“ Kanu – Vaka Tapu.
Voyage Verwendung fand“, sagt Hympendahl.
Nicht viel zu holen: Griff in die winzige Vorratskammer.
Gelangen in chinesische Restaurants: Haifischflossen. Täglich werden ein paar Haie gefangen, einzige Einnahmequelle der Einheimischen.
ELTERN BEKOMMEN KEINE KINDER MEHR, WENN IHR ÄLTESTER SOHN ALT GENUG IST ZUM HEIRATEN. DANN FRAGT DER MANN SEINE FRAU: WESSEN KIND IST ES, FÜR DAS ICH ESSEN VOM FELD HOLEN MUSS? ER ENTSCHEIDET, OB ES LEBEN DARF. DIE PLANTAGEN SIND KLEIN. LASS UNS DAS KIND TÖTEN, DENN WENN ES LEBT, WIRD ES KEINEN GARTEN FÜR ES GEBEN.
60
tikopia expedition salomonen
„Die Tama-Moana-Rümpfe entsprachen der traditionel-
Mit Wissenschaftlern an Bord, die nun die These, dass
len Konstruktion der Kanus von Tikopia und Anuta,
die Vorfahren der Polynesier aus Südostasien kommen,
mit demselben Profil, demselben v-förmigem Rumpf
durch ihre Forschungsergebnisse untermauern konn-
und sehr ähnlichen Bug- und Heckformen. Anstatt
ten. Mit Booten, die traditionellen polynesischen Kata-
nur einen Rumpf mit Ausleger zu wählen, haben die
maranen entsprachen.“ Ganz nebenbei wurde in nur
Tama Moana zwei Rümpfe“, erklärt der Segler. Dieses
sechs Monaten eine Strecke bewältigt, die locker der
sei auch in der Vergangenheit so gehandhabt wor-
Entfernung Düsseldorf–Rio de Janeiro entspricht, ganz
den, wie eine überlieferte Erzählung beweist: Als man
ohne Motor und – auch darauf sind die Teilnehmer zu
auf Anuta im Jahr 2006 einen kranken Mann ins 400
Recht stolz – ohne eine besonders trainierte Crew, viel-
Seemeilen entfernte Krankenhaus bringen wollte, band
mehr mit „normalen Mitteleuropäern“, die die außer-
man zwei Ausleger zusammen und segelte zum Ziel –
gewöhnlichen Boote nach kurzer Eingewöhnungszeit
ohne Kompass. Abweichend von der traditionellen Art
gut beherrschten. Auch die Einwohner der Inseln Tiko-
des Bootsbaus wurden die Rümpfe der Tama Moana
pia und Anuta hatten bei Expeditionsende Grund zur
jedoch nicht als Einbaum, sondern in Leistenbauweise
Freude: Sie erhielten die beiden, nach traditionellen
hergestellt. Außerdem wurden die Rümpfe nach oben
Vorbildern gefertigten Boote als Geschenk überreicht.
geschlossen, um den Innenteil trocken zu halten. Die
„Nach ausgelassenen Feiern auf christliche und poly-
Segelkonstruktion entsprach den traditionellen Krebs-
nesische Art begannen die Insulaner auch gleich mit
scherensegeln, mit flexiblen Bambus-Spieren. Gesteuert
dem Segeltraining“, sagt Hympendahl, für den diese
wurde – wiederum ganz nach traditionellem Vorbild –
Feierlichkeiten auf den entlegenen Eilanden den Hö-
mit Steuerpaddeln. Als die Boote im April letzten Jahres
hepunkt der Lapita-Voyage-Expedition darstellten. Nun
nach 4.000 Seemeilen auf Tikopia und Anuta anlande-
planen die Polynesier größere Segelreisen, ganz so, wie
ten, stand fest, dass Lapita Voyage die erste Expedi-
ihre Vorfahren sie schon vor langer Zeit unternommen
tion war, die erfolgreich auf dem Migrationsweg der
hatten – bevor ihnen die Kolonialmächte weite Oze-
Polynesier gesegelt war. „Noch nie hat es eine Südsee-
anfahrten untersagt hatten, um dadurch eine bessere
Expedition wie die Lapita Voyage gegeben“, resümiert
Kontrolle über ihre Untertanen zu erhalten.
Hympendahl stolz. „Wir sind von den Philippinen über
Text Matt. Müncheberg. © Fotos Lapita Voyage/P. Hympendahl.
die indonesischen Molukken-Inseln entlang der Nordküste Neuguineas durch das Archipel der Solomon Islands bis zu den Inseln Tikopia und Anuta gesegelt.
Beim Studieren der Karte: Klaus Hympendahl mit Crew.
Die Texteinschübe wurden entnommen aus dem „ATLAS DER ABGELEGENEN INSELN – Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde“ von Judith Schalansky, mareverlag, Hamburg (siehe Buchvorstellung in diesem Heft).
TIKOPIA
HERAUSFORDERUNG SÜDSEE: INTERVIEW MIT DEM EXPEDITIONSLEITER KLAUS HYMPENDAHL Herr Hympendahl, die Expedition Lapita Voyage hatte mit erheblichen Schwie-
sämtliche Ankermanöver unter Segel gefahren werden,
rigkeiten zu kämpfen. Was war passiert? Laut den Monatskarten, also den statis-
da die Boote ja keinen Motor hatten. Das war in den
tischen Wetterdaten der letzten 200 Jahre, sollten auf unserem Törn weitestgehend
fremden Revieren, gespickt mit vielen gefährlichen Rif-
Nordwest-Monsunwinde wehen. Diese Winde würden an Bord meist von raumschots
fen, nicht immer ganz einfach. Doch wir hatten auch
oder achtern kommen. Doch die Monsunwinde blieben auf weiten Strecken aus. Be-
Abenteuer der ganz anderen Art zu bestehen: Auf
sonders auf der zweiten Hälfte hatten wir viel Gegenwind. Während der gesamten Rei-
den Philippinen wollten Beamte uns nur gegen Zah-
se hatten wir ständig mit Regenböen zu kämpfen. Näherte sich eine dunkle Wolkenfor-
lung von Bestechungsgeld mit den Booten außer Lan-
mation – meist kam eine nach der anderen – hieß das: Erst kommt die Bö, dann der
des lassen. In Indonesien sollten wir ebenfalls zahlen,
Wind, danach der Regen. Wir mussten das Segel gegen ein kleineres tauschen, danach
um überhaupt weitersegeln zu können. Auf den Inseln
wieder das größere setzen. Tag und Nacht. Ein ausgewachsener Sturm überraschte uns
Karkar und Kabacon wurde uns zu allem Überfluss
schließlich auf der Route durch die Bismarcksee vor Papua-Neuguinea. Obwohl der Foto-
dann auch noch wichtige Schiffsausrüstung gestohlen. Wie kam die Crew mit den außergewöhnlichen Belastungen an Bord der Lapita-Boote zurecht? Die häufigsten Erkrankungen waren größere Wunden mit Vereiterungen, die sich aus kleinsten
Verletzungen
ergaben.
Manch einer trug dicke Schwellungen an Füßen, Beinen, Armen oder Schulter davon. Zwei mussten sogar operiert werden. Viele litten
tage-
und
wochenlang
unter Durchfall und Kopfschmerzen. Einige Mitsegler hatten ein wundgescheuertes Gesäß, das von dem ständigen Sitzen mit feuchten Hosen auf hartem Untergrund herrührte. Einem Mitsegler graf Philipp Hympendahl an Bord war, konnte er keine Fotos machen, denn es ging fast
musste dann in Deutschland ein faustgroßer Abszess
ums Überleben. Mit gerefftem Segel und zwei Treibankern konnte das Boot LAPITA TIKO-
herausoperiert werden. Ein Segler litt unter Erschöpfung
PIA den zweitägigen Sturm schließlich abwettern – während das zweite Boot auf einem
und musste Pausen einlegen. Ein anderer erlitt eine
südlicheren Kurs weniger Sturm begegnete. Im schroffen Gegensatz dazu standen viele
seltene tropische Pilzerkrankung und musste zwecks
Flauten, die uns – manchmal für mehrere Tage – mit fast unerträglicher Hitze begleiteten.
Behandlung ausgeflogen werden. Einer bekam einen Hitzschlag, war dehydriert und bekam Probleme mit der
Gab es Probleme wegen der traditionellen Bauart der Segelkatamarane? Ja.
Harnröhre und den Nieren. Und beide Skipper verloren
Zum einen hielten die Regenperioden manchmal wochenlang an. Das führte oft dazu,
erheblich an Gewicht. Dennoch: Boote und Crew haben
dass an Bord nichts mehr trocken blieb – denn die Luken waren bei Wasser, das ge-
sich bei der teilweise sehr harten, sechsmonatigen Reise
gen die Rümpfe klatschte und von unten hochkam, nicht dicht. Zum anderen mussten
auf hervorragende Art und Weise bewährt.
62
tikopia expedition salomonen
ZIEL ERREICHT: INFO LAPITA VOYAGE Der philippinische Archäologe Dr. Eusebio Dizon (ers-
People stammen. Er hat diese aufgrund ihrer Muster
te Etappe) hat Keramikreste von ähnlicher Art auf den
auf 2.600 bis 3.000 Jahre alt datiert. Der polynesische
Philippinen gefunden wie die Lapita-Keramik, die die
Navigator Tulano Toloa hat auf der letzten Etappe das
Vorfahren der Polynesier später auf dem Bismarckarchi-
Boot LAPITA ANUTA auf einer 150 Seemeilen langen
pel anfertigten und weit bis nach Samoa und Tonga
Strecke von Vanikoro nach Anuta nur mit Naturnaviga-
in pazifische Inselwelt brachten. Die Wissenschaftler
tion zum Ziel gebracht. Damit hat die Expedition die
Prof. Dobney und G. Larsen haben über 150 Tierpro-
nautischen und wissenschaftlichen Ziele nach Angaben
ben von polynesischen Haustieren (Schweine, Hühner,
der Expeditionsleitung erreicht.
Hunde) genommen. Diese Proben werden zurzeit in Labors der Universität Durham nach DNA-Analysen
Wer mehr über das Südseeabenteuer erfahren will, besucht einen der Vorträge von Klaus Hympendahl über die Expedition. Der Film zum Törn läuft am 20. Juni 2010 um 19.30 Uhr im ZDF (Sendeplatz Terra X). Wer den Törn – zumindest teilweise – nachsegeln will, hat dazu vom 12. bis 29. Oktober und noch einmal vom 4. bis 21. November 2010 Gelegenheit: Südsee-Experte Hympendahl zeigt den Teilnehmern der zwei geführten, je 18-tägigen Törns auf einem 20-Meter-Kat dann seine „Schatzkammer der Südsee“. „Ich habe drei Jahre in der Südsee gesegelt, habe auf der entlegenen Insel Tikopia mehrere Monate gelebt, dort eine zerstörte Krankenstation nach einem Zyklon mit Spendengeldern wiederaufgebaut, habe letztes Jahr die SüdseeExpedition „Lapita Voyage“ geleitet. Ich kann sagen, dass die Südsee meine ganz große Passion ist. Oft wurde ich gefragt: Wo ist es am schönsten? Wie kommt man dahin? Zum ersten Mal möchte ich nun meine Kompetenz einbringen und Freunden und Interessenten den letzten ursprünglichsten Teil der Südsee zeigen, weit weg von allen touristischen Einflüssen. Hier auf den Santa-Cruz-Inseln ist das Leben noch wie zu den Zeiten, bevor die „Langnasen“ kamen. Ich bin befreundet mit einigen Häuptlingen, trage auch einen polynesischen Namen und kann unsere kleine Gruppe
ausgewertet. Sie können belegen, wie der Migrations-
direkt in die Inseltraditionen einführen“, verspricht Hym-
weg der Polynesier verlaufen ist. Der australische Pro-
pendahl. Routenplan: Port Vila (Vanuatu)–Epi–Espiritu
fessor Atholl Anderson hat dokumentiert, dass die von
Santo–Torres Island–Lata auf Ndeni (Solomon Island)–
Expeditionsteilnehmern auf den Inseln Kabacon (Duke
Vanikolo–Tikopia–Anuta–Port Vila (wetterabhängig).
of York Island) und Te Motu (Santa Cruz Island) gefundenen Lapita-Keramikreste von Gefäßen der Lapita-
INFO WWW.LAPITA-VOYAGE.ORG
64
szene wally
whynot? „Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ (A. d. Saint-Exupéry, aus: Wind, Sand und Sterne).
© Foto M. Müncheberg
W
er Anfang Mai von der Piazza della Liber-
– neben einigen Knöpfen im ausladenden Cockpit so et-
ta kommend die Via Roma in südöstlicher
was wie ein Steuerrad, natürlich gefertigt aus Karbon.
Richtung entlangschlenderte, dem bot sich
ein ungewohntes Bild. Riesige Masten waren da plötz-
Aus der Länge der Schiffe erklärte sich auch die un-
lich zu sehen – weiße, schwarze, gelbe und blaue,
gewöhnliche Höhe der Masten, die bis zu 55 Me-
deren Spitzen sich fast mit der Höhe des Turmes der
ter (ESENSE) in den zumeist mit Wolken verhangenen,
Chiesa di San Giorgio zur Rechten oder des linkerhand
Sprühregen speienden Himmel über dem Golfo del Ti-
über dem Fischerdörfchen Portofino thronenden Castel-
gullio an der ligurischen Mittelmeerküste stachen. Doch
lo Brown messen konnten.
nicht nur die baumhohen Hightechmasten einten die minimalistisch gestalteten, übergroßen Segelyachten. Ein
Neugierig geworden, zog es nun viele Segler und Be-
Name prangte, in einem sich nach oben wölbenden
sucher des ligurischen Ortes, dessen Wurzeln bis in das
Halbkreis geschwungen, an all den hochglanzlackierten
neunte Jahrhundert zurückreichen sollen, weiter Richtung
Rümpfen und schwarz verglasten Deckshäusern: WALLY.
Hafen, die Molo Umberto I. entlang, an der Molo Partenza Battelli und dem Wahrzeichen der Marina vorbei,
Am nördlichen Ende des kleinen Hafens, dort wo die
einem in Originalgröße in Seilen hängenden Nashorn ne-
Calata Marconi und die Molo Umberto I. zusammen-
ben dem deckshausförmig gestalteten Hafenmeisterbüro,
laufen und zusammen die Piazza Martiri dell`Olivetta
zur L`Isolotto, einer halbinselgleichen Betonpier, von de-
bilden, sitzt unter freiem Himmel ein gut gelaunter,
ren erhöhtem Ende aus man einen besonders guten Blick
grauhaariger Herr an einem runden Tischchen der Bar
auf den südlichen Teil des Hafens und das cremegelbe
Paciugo und bestellt Oliven, Chips, Brot und einen
Clubhaus des renommierten Yacht Club Italiano hat.
Daiquiri. Kaum hat er Platz genommen, bricht sich der Sonnenball Bahn durch den grauen Wolkenfilz, kleine
Wo sonst nur einige große Motoryachten festgemacht
Wellen platschen aufgeregt gegen die hier zur Piazza
haben, lagen da stattdessen nun futuristisch anmu-
flach ansteigende Pier, andere braun gebrannte, athle-
tende, 30 Meter lange Segelyachten mit so klangvollen
tische Typen und schöne Frauen gesellen sich zu dem
Namen wie RYOKAN 2, TANGO, TIKETITOO, MAGIC
Mann, man erzählt, lacht und prostet sich zu. Der
CARPET, DARK SHADOW, Y3K, KENORA und mit 43,70
Mann nippt an seinem mit weißem Rum, frischem Li-
Meter Länge über alles auch das größte Schiff dieser
mettensaft und Zuckersirup zubereiteten, geschüttelten
illustren Versammlung, die ESENSE. So muss es wohl
und geseihten sowie mit Eis und einer Limettenschei-
aussehen, wenn unbekannte Flugobjekte auf dem noch
be gereichten Drink. Er, um den sich am Tisch alles
frühlingskühlen Wasser landen – direkt zu Füßen der
zu drehen scheint, kann gut und gerne als einer der
ungläubig staunenden, schnell herbeigeeilten Zuschau-
hier noch immer ansässigen Fischer durchgehen. Sein
er. Modernste Materialien, gebacken in fortschritt-
Gesicht – von viel mediterraner Sonne tief gebräunt,
lichster Spitzentechnologie, von der erst wenige Tüftler
umrahmt von einem kurz gestutzten, grauen Bart. Ge-
Kenntnis haben und an deren Realisierung sich bisher
kleidet ist er mit einem groben, hellen Strickpullover
nur einige Werften wagen, kombiniert mit einem au-
über weißem Hemd und an den Beinen, da trägt er
ßergewöhnlichen Design mit weißen, kupferfarbenen,
eine wasserabweisende Hose, wie sie auch die ein-
grünen, blauen und schwarzen Rümpfen.
heimischen Fischer, die gleich hinter der L`Isolotto ihr angestammtes Domizil haben, tragen. Seine schwarze
Leicht – und doch hart wie Metall, das ist der Stoff,
Weste kontrastiert seine gesunde Hautfarbe und sein
aus dem Seefahrers Träume sind und in dem auch für
graues, kurzes Haar perfekt. Doch: weit gefehlt. Luca
die Luft- und die Raumfahrt gearbeitet wird: Composit
Bassani Antivari, so der Name des Graubartes mit den
sagt der Fachmann dazu. Das Verfahren, in dem Kohle-
braunen Augen und der angenehm tiefen Stimme, ist
fasern in mehreren Schichten verarbeitet werden, verleiht
vor allem eines: Segler, Feingeist – und nebenbei au-
den Schiffskörpern die Festigkeit und Steifigkeit, die auch
ßerordentlich erfolgreicher Geschäftsmann. Seine Ge-
„echten UFOs“ gut zu Gesicht stehen würden. Doch
schäftsidee ist es, Yachten bauen zu lassen, die sich
diese hier fliegen nicht wirklich; stattdessen rauschen sie
durch ein Maximum an Minimalismus auszeichnen,
schon bei schwacher Brise hörbar durchs Wasser – und
durch ein von Marineschiffen und Stealth-Bombern be-
tatsächlich: Sie sind sogar bemannt. Da bedient ein ein-
einflusstes Design, durch überdurchschnittliche Funktio-
samer Segler – oder sollte man besser sagen: Techniker?
nalität und Schnelligkeit, kurz gesagt: WALLYs.
66
szene wally
„DIE GESCHÄFTSIDEE: YACHTEN BAUEN ZU LASSEN, DIE SICH DURCH EIN MAXIMUM AN MINIMALISMUS AUSZEICHNEN, DURCH EIN VON MARINESCHIFFEN UND STEALTH-BOMBERN
SANTA MARGHERITA LIGURE
BEEINFUSSTES DESIGN, DURCH ÜBERDURCHSCHNITTLICHE
SAN FRUTTUOSO
CJIAVARI
FUNKTIONALITÄT UND SCHNELLIGKEIT, KURZ GESAGT: WALLYS.“ LAVAGNA
PORTOFINO CAVI
SESTRI LEVANTE
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szene wally
© Fotos M. Müncheberg
„WALLY, DAS KÖNNTE MAN AUCH MIT „EIN WENIG GAGA“ ÜBERSETZEN. UND EIN WENIG VERRÜCKT – MAN KÖNNTE NATÜRLICH AUCH SAGEN: EXTREM BEGEISTERUNGSFÄHIG FÜR AUSSERGEWÖHNLICHES DESIGN.“
70
szene wally Dabei ist der Name Programm: Denn WALLY, das könnte
Bassani von jeher auch für Segelyachten. Auch hier war
man auch mit „ein wenig Gaga“ übersetzen. Und ein
und ist der Designprozess nur auf eines ausgerichtet:
wenig verrückt – man könnte natürlich auch sagen: ex-
eine noch ein Stückchen bessere Funktionalität. Die-
trem begeisterungsfähig für außergewöhnliches Design
se segelnden Hightechyachten sollen laut Bassani denn
– sind sie wohl alle, die eine Yacht der Company ihr
auch eine echte Alternative sein für Motor-Yachties, die
Eigen nennen, deren Erfolgsstory 1994 in Monte Carlo
sich bisher nicht auf scheinbar überkomplizierte Segel-
begann und unvermindert anzuhalten scheint: 38 Se-
boote mit einem Gewirr an Leinen getraut haben.
gelyachten zwischen 20 und 45 Meter (jawohl: Meter, nicht Fuß!) wurden, neben 102 Powerbooten, bis heute
Neuester Coup des 53-jährigen Wirtschaftswissenschaft-
unter der Obhut von Firmengründer Bassani fertigge-
lers und Industriedesigners Bassani ist der NESPRESSO-
stellt, weitere sind in Planung, ein Ende nicht in Sicht.
Cup, welcher Anfang Mai im Golfo del Tigullio vor Por-
„Eine WALLY zu besitzen, bedeutet nicht nur, Mitglied
tofino Premiere gefeiert hat. Das Besondere an dieser
in einem exklusiven Club zu sein, man hat vielmehr das
auf sechs Wettfahrten an drei Tagen angelegten Regat-
Gefühl, dass man aktiv am Entstehen einer Marke mit-
taserie: „Erstmals sind nur WALLY-Yachten zugelassen.
wirkt“, begründet etwa Sir Lindsay Owen-Jones das In-
Das ist neu bei diesem Cup. Auch vorher segelten wir
teresse der Reichen an den außergewöhnlichen Booten.
zwar schon in den letzten Jahren WALLY-Regatten, aber die liefen immer zusammen mit anderen Maxiyachten“,
Und es geht immer noch ein Stück größer und teurer:
sagt Bassani, der schon 1998 in der Mumm30-Class die
Vor Kurzem stellte Bassani, der mit zehn vom Vater
World-Championships gewann und für den Portofino
seine erste Jolle geschenkt bekam, weil das „gut für
„ein sehr besonderer Ort“ ist, denn hier sei es schließlich
seine Seele“ sein sollte, sein Projekt WHY vor – die
gewesen, wo er vor vielen Jahren segeln gelernt habe.
WALLY-Hermès-Yacht, mit 3.400 Quadratmeter (!) bewohnbarer Fläche, verteilt auf drei Etagen, mit Strom
Was sind das für Menschen, die ausgerechnet eine
aus eigenem Solarkraftwerk und mit 38 Meter Breite
WALLY als Eigner besitzen wollen? „Es sind spezielle
und 58 Meter Länge mehr schwimmende Insel als
Menschen, die WALLYs kaufen“, sagt Bassani, der
Boot. WHY not? Doch das ist eine andere Geschichte.
selbst vor 17 Jahren begann, auf WALLY-Yachten Re-
Egal ob Big Boat, Mega- oder Gigayacht, ob Tender
gatten zu segeln, und schließlich, im Jahr 2000, die
oder die zum sofortigen Verlieben schöne, „nur“ 36
WALLY Class, eine der vier Divisions der International
Fuß (elf Meter) lange WALLYnano mit auf historisch
Maxi Association IMA, gründete. „Sie wollen anders
getrimmten Linien: Allen gemein ist das Fehlen jegli-
sein, wollen sich abheben von anderen Seglern, wollen
cher visueller Ablenkung, das Firmenchef Bassani damit
den anderen in gewisser Weise voraus sein“, ergänzt
begründet, dass er „einfache Dinge bevorzuge“, was
der Segler, der Mitgliedschaften im New York Yacht
– natürlich – vor allem eine Frage des Geschmacks sei.
Club, dem Yacht Club Costa Smeralda, dem Yacht
Über den lässt sich trefflich streiten: In Blogs wettei-
Club Italiano und dem in Monaco unterhält. Und:
fern Fans und Gegner mit Urteilen von „sehr hässlich“
Sicherlich seien diese Menschen auch ein wenig „ver-
bis „zu gut“ und „genial“. Technische Finessen alleror-
rückt“ – nach außergewöhnlichem Bootsdesign. „Vor
ten (man muss nur wissen, wo sie versteckt sind), und
allem aber“, sagt Bassani, „lieben diese Menschen die
ein UFO-Style, der entgegen aller Sehgewohnheiten
See, sie lieben das Segeln und sie lieben es, schnell
doch harmonisch wirkt, mit feinsten Materialien protzt,
zu segeln“. Das seien die Gründe, warum diese Men-
die, haptische Reize auslösend, nur deshalb nicht so-
schen gerade eine WALLY gewählt haben – und nicht
fort begrapscht werden, weil die Sorge, fettige Finger-
irgendein anderes Segelboot.
spuren auf dem hochglanzlackierten Kunststoff zu hinterlassen, schwerer wiegt als die Neugier.
Und spätestens als die Regattaergebnisse des ersten Tages bekannt gegeben werden, wird klar, warum
Die Idee, die bei den Motoryachten dahintersteckt: Der
Bassani, den einige aus der Szene „Mr. Wally“ nen-
Überbau des Bootes soll – von innen betrachtet – so
nen, so gute Laune hat: „Heute hatte ich als Skipper
transparent wie möglich sein und aus dieser Funktiona-
der INDIO den First Finish“, freut sich der Graubart.
lität ergibt sich zwangsläufig die Form, die eher einem
Und er teilt seine Freude, so scheint es, gern mit sei-
geschliffenen Edelstein mit seinen charakteristischen Fa-
nen Freunden, die immer zahlreicher seinen Tisch auf
cetten gleicht denn einer Yacht. Dasselbe Prinzip gilt bei
der Piazza Martiri dell`Olivetta umringen.
Wer die Mühe nicht scheut und der Molo Umberto I.
stet eine Nano“, schätzt Matteo, je nach Ausstattung
bis an das südwestlichste Ende folgt, um dann eine stei-
wohl auch mehr. Relativ zu den großen Segel-WALLYs,
le Treppe zu erklimmen, oder von der Piazza die sanft
die gleich mit einem Vielfachen davon zu Buche schla-
ansteigende Salita di San Giorgio entlangläuft, hat vom
gen können, erscheint das nicht viel. Immerhin sind
Platz zwischen dem Castello Giorgio und der gleich-
das trotzdem knapp 30.000 Euro pro Nase, selbst
namigen gelben Kirche mit der kunstvoll in schwerem
dann, wenn man sich eine Nano zu zehnt in einer Eig-
Kupfer gearbeiteten Eingangstür am Vormittag einen
nergemeinschaft teilen würde, rechnen wir flugs aus.
besonders guten Blick auf Hafen und Schiffe. Dann verstärken die Strahlen der Sonne die rötlichen, creme-,
Doch, einmal abgesehen vom Preis, der die Freude
weiß- oder mintfarben angestrichenen alten Häuser
etwas dämpft: Die Segeleigenschaften der Nano sind
mit den vielen Cafés und Restaurants, welche sich an
fantastisch. Wie der flache Rumpf, an dem in 2,5 Me-
der gegenüberliegenden Calata Marconi dicht aneinan-
ter Tiefe eine 2,2-Tonnen-Ballastbombe hängt, durch
derschmiegen, zu einem wahren Feuerwerk der Farben.
die halbmeterhohen Wellen schneidet und ab und an ins Surfen kommt, wie sich scheinbar perfekt Kielboot-
Aufmerksamen Beobachtern entgehen nicht die zwei
und Jolleneigenschaften zu einem sportlich-entspannten
wie ein Ei dem anderen gleichenden, elf Meter langen
Segeln vereinen, unterstützt durch elektrohydraulisch
Segelyachten mit klassischer Anmutung, einem senk-
arbeitende, gut versteckte kleine Helfer für Fock- und
rechten Steven, weitem achterlichen Überhang, Slupta-
Großschot, Achterstag und Baumniederholer, das hat
kelung, einem kastenförmigen, kleinen Deckshaus und
etwas. Denn das bedeutet auch: Man kann diese elf
Pinnensteuerung. Neben den außergewöhnlich gefäl-
Meter über alles lange „Mini unter den Maxi“-WALLYs
ligen, harmonischen Linien, zu denen auch der positive
bequem allein handeln. Und sollte der Anleger einmal
Deckssprung beiträgt, ist es vor allem jedoch eines,
wegen zu viel – oder zu wenig – Wind schwierig unter
das sofort auffällt: Beide Bootsrümpfe sind in einem
Segeln zu fahren sein, gibt es ja noch den unauffällig
hellen Pink gehalten oder wie Matteo Bisio, Skipper ei-
eingebauten, kleinen grünen Marinediesel an Bord.
ner der beiden Yachten, der ROSE 2, sagt: „Roseo.“ Matteo lädt mich ein, ihn einen Tag lang auf seiner
So rauschen wir denn, begleitet von Regenschauern, strah-
ROSE 2, einer neuen WALLYnano mit der Baunummer
lendem Sonnenschein und bis zu zehn Knoten Wind
sechs, zu begleiten und unter Segeln das Regattage-
durch das azurne Mittelmeer vor der ligurischen Küste
schehen der großen Schwestern der ROSE 2 vor Faro
– aus der Ferne grüßen San Fruttuso auf der einen und
beim Punta Portofino zu verfolgen. Warum die „klei-
Santa Margherita Ligure, Chiavari, Lavagna, Cavi und Sestri
nen“ Nanos nicht zum Cup zugelassen sind? „Wohl,
Levante auf der anderen Seite – und wünschen uns, dass
um die regattaaffinen Segler zu animieren, sich eine
dieser schöne Segeltag nicht so schnell enden möge …
große WALLY zuzulegen.“ Das sei besser für die Company, mutmaßt der quirlige, schwarzhaarige Segler, der
Am Ende zählt bei den großen WALLYs jedoch, wie
seit einigen Jahren bei WALLY, der „Company“, wie er
bei jeder Mittwochsregatta auf dem Baggersee vorm
sie nennt, im Managementbereich tätig ist.
Clubhaus, nur der Sieg. Zwar ist bei den WALLYs auch
© Foto G.M.-Raget
die absolute Geschwindigkeit der Superyachten nicht Und so segeln wir denn unser eigenes, kleines Rennen
ganz unwichtig – der Sieger erhält immerhin eine von
gegen die andere „roseo“-farbige Nano. Mit den Boo-
einem Schweizer Kaffeesystemhersteller gesponserte,
ten ist es ein wenig wie mit den Frauen: Hier wie dort
hochwertige Designtrophäe (der wir einen eigenen
gibt es tatsächlich die „Liebe auf den ersten Blick“,
Beitrag in diesem Heft gewidmet haben) – doch in
manch Glücklichem soll ein derartiges Schicksal ja be-
erster Linie dürfte es wohl wieder einmal um das Re-
reits widerfahren sein, frei nach Dalida: Ich fand ein
nommee der Eigner der den Yachtsektor immer wie-
Herz in Portofino, es war mein Schicksal, mein Destino,
der revolutionierenden Schiffe gehen. Und spätestens
in Portofino, mein Traum am Meer, könnte auch die
da ist Trost in Sicht für die auf die Plätze verwiesenen
WALLYnano so ein – durchaus folgenschwerer – Fall
Boote. Denn auch ihnen werden die Blicke vieler nach
sein. Wer allerdings ihrem Charme verfällt, und sich
den Regattaläufen sicher sein. Oder mit Bassanis Wor-
solch ein auf klassisch getrimmtes, dabei doch technisch
ten: „Die Schönheit ist wahrscheinlich das wichtigste
innovatives und hochmodernes Schmuckstück einlässt,
Merkmal für den Eigentümer einer Yacht“.
muss einige Euro berappen. „260.000 bis 280.000 ko-
Info zum Cup: WWW.NESPRESSO.DE/EVENTS Die Yachten im Internet: WWW.WALLY.COM
Text Matt. Müncheberg © Fotos G. Martin-Raget
Mr. WALLY: Luca Bassani Antivari
72
szene wally
© Foto M. Müncheberg
© Foto M. Müncheberg
farbeinsgroß!
Wer vom Rostocker Zentrum im Norden Ostdeutschlands kommend zunächst dem in die Lübecker Straße übergehenden Warnowufer folgt, rechts in die Max-Eyth-Straße einbiegt, dann links Werft- und Carl-Hopp-Straße folgt, um dann, sich wieder links haltend, Schlachthofstraße und Am Fischereihafen entlangzufahren, erreicht schließlich den direkt an der Warnow gelegenen Alten Hafen Nord. In einem alten, unscheinbaren Backsteingebäude, zu erreichen über eine noch in Betrieb befindliche Bahn-Verladerampe, befindet sich hinter einer dicken blaulackierten Stahltür das Reich von Martin Parey. Der 33-jährige Rostocker, der mit 19 Jahren seine IHK-Prüfung zum Foto-, Video- und Kinokaufmann ablegte, bedient einen sich stets entwickelnden und in seiner Tragweite stark an Bedeutung gewinnenden Markt. Er bedruckt Segel.
74
szene segeldruck
S
eine bedeutendsten Drucke zieren Rahsegel,
„Die Uhr war am schwierigsten“, sagt Parey, der einem Tipp seines Vaters folgend vor
Groß- und Vorsegel sowie Spinnaker mit Lo-
zehn Jahren mit dem Bedrucken der Segel begann. Alles habe frei Hand aufgetragen
gos und Layouts von Saab, Glashäger, HMI,
werden müssen, Farbe für Farbe, nachdem mit einem Plotter die verschiedenen Scha-
der Rostocker Brauerei, Lübzer Bier, einem Telefon-
blonen angefertigt worden seien. Der Vater, selbst erfolgreicher Segelmacher für Fahr-
dienste-Anbieter, einem Stromversorger und anderen Fir-
tensegel in Warnemünde (Butterfly Segelservice), war unzufrieden mit den von ihm in
men. Die eint die Erkenntnis, dass Werbung auf Segel-
Auftrag gegebenen Drucken und sagte zu Sohn Martin: „Mach du doch mal.“ Seither
yachten eine Botschaft auf einem Medium transportiert,
bringt Segler Parey zusammen mit drei festen Mitarbeitern, je nach Größe des Projekts
welches als sauber, sportlich, naturverbunden, aber auch
auch mit weiteren freien Kollegen, in einer Dicke von weniger als einem halben Milli-
als dynamisch und technologisch innovativ gilt. In den
meter seine salzwasserbeständige, hochflexible Zweikomponenten-Farbe auf verschiedene
Grenzen der Wettfahrt- und/oder Klassenregeln, die teil-
Segelstoffe auf oder klebt Folien auf Rümpfe. „Geht nicht, gibt`s nicht“, sagt Parey.
weise ein Werbeverbot auf Yachten vorsehen, haben sie
Mit Ausnahme einiger weniger Spezialmaterialien wie etwa silikon- oder nanobeschich-
mit Martin Parey nun einen Ansprechpartner gefunden,
teten Tüchern. Das könne einfach nicht bedruckt werden, „da hält keine Farbe drauf“.
der ihre Werbewünsche realisieren kann. Am spektakulärsten wirkt eine auf einen weißen Spi gedruckte Uhr.
Auf 140 Quadratmetern in der Lackierhalle und weiteren 140 Quadratmetern im Sieb-
Erwin Sattler beauftragte die Rostocker um Parey, eine
druckbereich
ins Riesenhafte vergrößerte Vorderansicht des Mechanik-
mehr Segelmachereien nutzen das über die Jahre gewachsene Know-how des Ros-
Zeitmessers aus München auf den Segelstoff zu bannen.
tockers. Dazu zählen Auftraggeber wie Beilken, Haase, Staade (Elvström) und andere.
entstehen so im Wochenrhythmus neue, farbenfrohe Segeltücher. Immer
© Foto N. Krauss
Der Knackpunkt sei jedoch, so Parey, dass es nur dann Aufträge für seine kleine Spezialfirma gebe, wenn sich auch Sponsoren fänden, die bestimmte Yachten oder Segelprojekte unterstützen würden. „Da gab es 2009 einen Einbruch“, sagt Parey. Langsam stabilisiere sich die Lage am Markt jedoch wieder. Seiner Firma ABS, was für Auto – Boote - Segel steht, habe gut daran getan, sich frühzeitig zu spezialisieren. So habe Parey sich intensiv mit sogenannten UV-Schutzsystemen beschäftigt. Erst jetzt, nach acht Jahren, habe er das perfekte – und streng geheime – Rezept für UV-Absorber auf Segeln entwickelt, das nicht wie sonst üblich aufgenäht, sondern am Alten Hafen Nord aufgedruckt wird. „Das hält länger, ist preiswerter und wenn die Farbe ausbleicht, wird einfach darüberlackiert“, beschreibt Parey die Vorzüge seines Systems, für das unter anderem die Auswahl der richtigen Pigmente und der optimale Trägerstoff von entscheidender Bedeutung seien. Wichtig: Das ABS-System des Rostocker Tüftlers verändere nicht das Gewicht und die „Chemie“ des Segels, preist Parey die Vorzüge seines Verfahrens. Parey, der vor zehn Jahren in von der Uni München zur Verfügung gestellten Räumen mit seiner Arbeit begonnen hat, sich jedoch schnell vergrößern musste und seit 2003 im denkmalgeschützten Fischereihafen untergekommen ist, hat einen Traum: „Für eine Challenge mal eine ganze Serie von Segeln für alle teilnehmenden Schiffe bedrucken, das wäre was.“ Sicher, das sei eine Herausforderung. Bisher jedoch habe der anpackende junge Mann mit seinem engagierten Team „immer alles hinbekommen“. Getreu seinem, von Gottfried Keller stammenden, Leitspruch: „Wir bleiben nicht gut, wenn wir nicht immer besser zu werden trachten.“ Text Lisa F. Müncheberg, Mitarbeit Claas Mittenzwei. © Fotos Nico Krauss, Matt. Müncheberg
INFO WWW.ABS-WERBESTUDIO.DE
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szene segeldruck
Die Werkst채tten von Martin Parey befinden sich am Alten Hafen Nord, Haus 215.
78
naval architecture
Eine maßgeschneiderte Yacht zu bestellen, ist sinnvoll, wenn Eigner drei Regeln beachten. Regel 1: Man beherzige, dass eine ideale Yacht weniger das Ergebnis von Möglichkeiten als die Folge von Verzicht und klugen Entscheidungen ist. Zu viele Optionen behindern sich gegenseitig. Regel 2: Man arbeite mit Designern, Werften und Ausrüstern, die in diesem speziellen Segment über ausreichende Erfahrung verfügen. Das Ergebnis wird die „eigene Yacht“ sein, die durch die intelligente Kombination aus Innovationen, Technik und Stil auch bereits in der Größe von 50 bis 60 Fuß über fantastische Eigenschaften verfügen wird. Regel 3: Man beginne die Planung damit, Ziele zu formulieren. Was genau soll die Yacht können, wie will ich sie nutzen, was sind meine Möglichkeiten der Handhabung? Expertenberatung macht hier bereits Sinn. Wer so gerüstet ist, trifft heute im Semi-CustomYachtbau auf ein Meer ungeahnter Möglichkeiten. Sie sind im Serien-Yachtbau unerreichbar, auch weil Premium-Marken dort mitunter teurer sind.
D
er das sagt, ist Alv Kintscher. Der segelbegeisterte Schreiner aus Gmund am Tegernsee, der seine Schreinerlehre nach dem Abi als In-
nungssieger abschloss und in Italien als Segellehrer im Club MED gearbeitet hat, brachte sich Zeichnen, Gestalten und den Bereich der Innenarchitektur autodidaktisch bei. Auch die Ausbildung zum Schreinermeister konnte
Kintscher als Innungssieger abschließen. Sein Gestaltungsbüro beschäftigt heute vier Mitarbeiter. Anfang 2007 startete er zusammen mit einem Partner das SemiCustom-Projekt OPUS – sailbeautiful. Die Baunummer 1 steht kurz vor der Fertigstellung. Im Sommer soll sie in Cannes vorgestellt werden. Das Gesamtkonzept der SemiCustom-Yacht scheint stimmig: Bill Dixon in Southampton zeichnet seit zwei Jahrzehnten Superyachten, zweimal gewann er Preise für die beste Yacht des Jahres. Willi Brune baut in Erftstadt seit Jahren Yachten bis 65 Fuß. Alv Kintscher schließlich ist Interieurexperte mit Sinn für „natürliche Gelassenheit“. „Dieses Schiff wird der Hammer werden“, sagt Alv Kintscher über die bald fertiggestellte OPUS 68. Das Grundkonzept der OPUS 68 sei dem Vorbild klassischer Pilotcutter nachempfunden. Diese Schiffe mussten vor allem seetüchtig und schnell sein. Ihre Aufgabe war es, Lotsen bei jedem Wetter zu einfahrenden Schiffen hinauszubringen. Wegen der besseren Bedienbarkeit für kleine Crews bevorzugte man schon damals zwei Masten und damit kleinere Segel. Wir trafen den segelnden Innenarchitekten in Gmunden.
„DIE NATUR ALS DESIGNER IST KAUM ZU SCHLAGEN. DIE NATUR IN GEPFLEGTER UND ENTSPANNTER MANIER UM SICH ZU HABEN, GEHÖRT ZU DEN WÜNSCHEN FAST ALLER MENSCHEN. ICH MÖCHTE DIESES GLÜCKSGEFÜHL INS ZUHAUSE MEINER KUNDEN BRINGEN.“
80
naval architecture
Herr Kintscher, sind Sie Segler? Ich bin leidenschaftlicher Segler. Segeln habe ich am Tegernsee gelernt – mit elf Jahren. Dazwischen habe ich viel gewindsurft. Dann war ich sogar Segellehrer im Club MED. Unser erster Segeltörn erfolgte mit einem Hobie Cat 16: Drei Wochen entlang der kroatischen Küste – mit Minimalgepäck, das war unser bisher abenteuerlichster Urlaub. Es folgten Segeltörns mit gecharterten Booten in Schweden, Mallorca, Griechenland, Sardinien. Am liebsten chartern wir – unseren finanziellen Mitteln entsprechend – Boote zwischen 38 und 49 Fuß, ohne Skipper. Wir lieben es, alles selbst zu tun. Meine Crew besteht vor allem aus meinen heute elf- und zwölfjährigen Töchtern, auf die ich mich seit Jahren bestens verlassen kann. Wer steht hinter OPUS? Wie viele Einheiten wurden schon fertiggestellt? Mittlerweile sind zwei Schiffe im OPUS-Stil fast fertig. Die OPUS 68, gezeichnet von Bill Dixon in Southampton und gebaut bei Brune in Deutschland, sowie eine 20 Meter lange Mahagoni-Motoryacht einer Werft in Serbien. Beide Schiffe sollen in Cannes gezeigt werden. Für die Monaco-Yachtshow in diesem Jahr arbeiten wir zudem am Interieur einer 39-Meter-Segelyacht. Auch das wird ein sehr spannendes Projekt werden, denn wir kombinieren den Stil eines traditionellen Seglers mit einem betont modern gehaltenen Interieur. Die OPUS 68 ist unsere Baunummer 1. Durch besondere Materialien und die langjährige Erfahrung im Gestalten und Einrichten von Häusern kann ich besonders wohnliche Interieurs für Schiffe zeichnen und umsetzen. Die OPUS 68, OPUS 55 und Roadster werden nach Fertigstellung auf dem Yachtmarkt angeboten. Durch meine eigene Schreinerei mit 20 Mitarbeitern sind wir selbst in der Lage, hochwertige Interieurs für Yachten anzufertigen. Welche Rolle spielt die Natur bei Ihrer Arbeit? Haben Sie Vorbilder? Fast alle Menschen sind gern in der Natur, und fast alle Menschen lieben Komfort, Luxus, Ästhetik und Schmuck. Mein Ziel als Gestalter ist es, diese beiden Gedanken zu vereinen, so gut es nur geht.
„DA IST DER DIELENBODEN AUS EICHE, DEM DURCH GEWELLTE HOBELMESSER („SCHROPPEN“) DIE GEBRAUCHSSPUREN VON JAHRZEHNTEN BEIGEBRACHT WURDEN. DA IST DIE RIESIGE GOURMETGALLERY, IN DER SICH EINE KOCH-SHOW DREHEN LIESSE.“
82
naval architecture
Ich versuche, das Wilde und Rohe der Natur als Schmuck und Ornament zu sehen, und setze es gezielt für meine Entwürfe ein. So entstehen Interieurs, die außerordentlich „gemütlich“ wirken und dennoch eine enorme Exklusivität und Wertigkeit vermitteln. Yachtinterieurs hatten lange Zeit wenig mit Wohnwelten zu tun, wie wir sie von zu Hause her kennen. Das war gerade zu Beginn des Yachtsports ganz anders. Die ersten großen Segelyachten waren eingerichtet wie das Heim ihrer Besitzer. Manches mag dabei unpraktisch gewesen sein. Doch man nahm es hin, weil man nicht weniger schön als zu Hause leben wollte. Zu mir kommen Kunden, die das genauso sehen. Meine besondere Aufgabe als Designer ist dann, die Ansprüche an Funktion und Praktikabilität ebenso zu erfüllen. Bei unseren bisherigen Arbeiten ist uns das gelungen.
Funktionsansprüche, Wünsche und Träume der Kunden werden
genau analysiert – und die können sehr unterschiedlich ausfallen. Deshalb wird auch kein Design dem anderen gleichen. „Modern Nature“ – das heißt: hochwertige und natürliche Materialien anstelle von Prunk und Hochglanz. Ich setze lieber Blattgold und Blattsilber nur in kleinen Flächen und Details ein, feine Adern fertige ich in Bronze, Chrom oder mit Swarowski-Steinen – alles auf wertvollen, natürlichen Materialien. Durch die eigene Produktion können wir sehr gut Musterkombinationen der Einrichtung aufzeigen; unsere Kunden lieben es, die Vielfältigkeit der Materialmöglichkeiten zu entdecken. Wally ist für mich ein Vorbild für die Außengestaltung von Schiffen. Sie „schießen zwar teils über das Ziel hinaus“, aber deren Innovationen beeinflussen mit Sicherheit die Branche. Nur innen sind deren Schiffe nicht immer wirklich schön und auch nicht praktisch – da würde ich liebend gern ansetzen. Innen lasse ich mich prinzipiell nicht so sehr von anderen Designs beeinflussen, das schafft mir den größten Freiraum. Also: keine Vorbilder! Unser Projekt für das serbische 20-Meter-Schiff wird eine Steigerung zum Wally-Design – innen und außen. Mehr darf ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten. Fest steht jedoch: Diese „Design-Wahnsinnigen“ sind sehr gebildete Menschen, die viel Zeit in jedes Design-Detail stecken – und das passt wiederum sehr gut zu meiner Philosophie. Sollte eine Segelyacht nicht eher „schnell“ als „schön“ sein? Neben Schnelligkeit und Schönheit würde ich bei Planung und Bau einer Yacht auch noch an Sicherheit, an Komfort, an Wirtschaftlichkeit und Wertbeständigkeit denken. Und wenn wir noch weiter gehen, dann fallen uns bestimmt einige Ziele mehr ein. Manchmal kann man mehrere gleichzeitig anstreben, nicht selten haben wir es aber auch mit unlösbaren Widersprüchen zu tun. Die können wir als Gestalter und Konstrukteure unseren Kunden verdeutlichen, um sie dann in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Als Interieurgestalter stehe ich für Schönheit und Wohnfunktionalität. Aber warum sollte daraus nicht auch ein Interieur für eine schnelle Yacht entstehen können? Ich benötige für meine Entwürfe die Linien des Schiffes, das maximal erlaubte Gewicht für das Interieur und dessen Verteilung. Das ist dann der Entscheidungsrahmen für mich und für den Eigner. Und in diesem Rahmen wird daraus immer auch eine „schöne“ Yacht werden – das garantiere ich. Unsere 20-Meter-Motoryacht macht circa 50 Knoten, mit einem von uns geplanten und realisierten – sehr wohnlichen – und spektakulären Interieur. Die meisten Kunden, die großen Wert auf ein besonderes Interieur legen, sind jedoch Genussmenschen, keine Wettkämpfer. Ihr Motto könnte lauten, eine wunderschöne Zeit auf dem Wasser zu verbringen. Dazu gehört immer auch eine gewisse Sinnlichkeit in der Einrichtung. Das Schlagwort heißt: Wohnen statt Camping!
Für wen macht eine maßgeschneiderte Yacht
Auch wenn wir als vierköpfige Familie ein Segelschiff
Sinn? In den meisten Fällen ist das eine einfache Fra-
über 40 Fuß chartern wollen, bekommen wir immer
ge, denn der „normale“ Kunde für eine maßgeschnei-
mehr Kabinen, als wir es eigentlich benötigen. Und
derte Yacht geht diesen Weg, weil es die Yacht, die
wie viele Ehepaare segeln zu zweit, wollen aber
er will, auf dem Serienmarkt einfach nicht gibt. Meist
auch kein 35-Fuß-Schiff chartern. Ich wundere mich,
hat das mit der Größe oder den besonderen Anforde-
dass Charterfirmen nicht genau so ein Schiff mit ins
rungen an die Yacht zu tun. Es macht aber einfach
Programm nehmen – hier würde das Allraumkonzept
auch Spaß, eine Yacht nicht nur zu segeln, sondern
auch in kleineren Yachten für eine ganz kleine Crew
ebenso mitzuentwerfen. Viele Eigner bringen sich sehr
Sinn machen. Jede Innovation braucht auch Mut,
in den Gestaltungsprozess mit ein, und das halte ich
aber ich bin mir sicher, der erste Charteranbieter,
für sehr sinnvoll. So erhält jeder Kunde ein Unikat,
der eine 45-Fuß-Yacht konsequent für zwei mal zwei
quasi einen auf den Segler zugeschnittenen Maßan-
Personen anbietet, wird erfolgreich eine Lücke füllen
zug. Im Ergebnis führt das zu einer deutlich höheren
– ich bin dann der Erste, der so ein Schiff chartert!
Qualität und Funktionalität.
Gern würde ich einmal so ein Design für einen Serienhersteller verwirklichen.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff des „Allraumkonzeptes“? Allraumkonzept bedeutet, mehrere
Worin besteht der Vorteil einer Semi-Custom-
Funktionen wie Schlafen, Essen, Wohnen etc. zu-
Yacht gegenüber einem Serienboot? Ein Semi-
sammenzufassen. Nur so bekommt man stets das
Custom-Konzept wie bei OPUS kombiniert die Vorteile
Raumgefühl einer viel größeren Yacht. Tagsüber zum
der Serien- und der Einzelproduktion. Endergebnis ist
Beispiel wirkt ein Doppelbett als Liegewiese oder Le-
immer ein maßgeschneidertes Schiff. Jedoch ist der
seecke mit Lounge-Charakter. Anstelle von drei Mini-
Startpunkt der Überlegungen nicht ein leeres Blatt Pa-
Nasszellen könnte man auch eine sehr große Du-
pier, sondern ein Vorbild, das dem künftigen Eigner
sche und ein separates, großzügiges WC einplanen,
bereits zu mehr als 50 Prozent zusagt. Damit lässt sich
das Waschbecken käme dann direkt in die Kabine.
gegenüber dem reinen Einzelbau Geld und Entwick-
Man sollte besser fragen, wann dieses Konzept kei-
lungszeit sparen, und fast noch wichtiger: Es lassen
nen Sinn macht. Das ist dann der Fall, wenn es für
sich Erfahrungen aus dem Bau des Prototypen nutzen.
verschiedene Menschen an Bord getrennte Wohn-
Den größten Bereich für Individualität bietet jedoch die
beziehungsweise Funktionsbereiche geben soll. Die
Inneneinrichtung. Sie lässt am meisten Spielraum, ohne
Generalfrage lautet im Schiff: Wie vielen Gästen
statisch relevante Bauteile zu verändern.
möchte ich an Bord eine eigene Kabine bieten und dafür auf Wohnraum und Funktion für den Eigner
Was sind Ihre nächsten seglerischen Ziele? Demnächst
verzichten? Häufig stelle ich auf eigenen Segeltörns
muss ich mal über den Atlantik, und ein Traum von mir
fest, dass viele Chartersegler viel zu viele Kabinen
ist es, denselben Törn auch einmal einhand zu bewältigen.
mit sich „rumschleppen“.
Interview Matt. Müncheberg © Fotos A. Kintscher, sailbeautiful, privat
„MEIN CREDO IST, DAS WILDE UND ROHE IM MATERIAL ALS SCHMUCK UND ORNAMENT ZU SEHEN UND IHM DANN DIE STRENGE UND STRUKTURIERTE FORM DER MODERNE ZU GEBEN. DAS IST MEIN VERSTÄNDNIS VON ‚MODERN NATURE‘.“
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naval architecture
Info www.sailbeautiful.com. Die nächsten Projekte von Alv Kintscher: Gestaltung einer 39-Meter-Segelyacht, Design einer OPUS 68 als Chartervariante für zwei Personen, für einen serbischen Auftraggeber die Gestaltung einer 15-Meter-Motoryacht mit Allraumkonzept und großen Außenwohnflächen. Ein weiteres Modell soll 30 Meter lang werden. Alle Schiffe werden im Außenbereich in Mahagoni mit modernen Linien gefertigt. „Kein Plastik! Auch das ist ‚MODERN NATURE‘!“, sagt Kintscher.
KÜSTENSEGELN VON DER JOLLE AUF DIE YACHT Das Sympathische an dem neuen, 224-seitigen kartonierten Werk aus dem Bielefelder Delius Klasing Verlag liegt darin, dass es, ohne den erhobenen Zeigefinger zu benutzen, leicht verständlich (ohne dabei ins Oberflächlich-Belanglose abzugleiten) Probleme aus den Bereichen Navigation, Seezeichen, Seeverkehrsrecht, Lichterführung und Schallsignale bei verminderter Sicht, Gezeiten und Wetter sowie Manöver behandelt – also so ziemlich das Wichtigste, was es beim Bewegen von Yachten vor der Küste zu beachten gilt. Darüber hinaus „… gibt es noch so unendlich viel mehr, was man über Navigation, Wetter, Manöver, Schiff und Führung lernen kann“, wie Autor Klas Klauberg im Vorwort vermerkt. Jeder müsse selbst bestimmen, wann es mit dem Sammeln von noch mehr theoretischem Wissen genug sei. Irgendwann müsse schließlich abgelegt werden – navigare necesse est. Klauberg, 1967 in Hamburg geboren, hat als Kind auf der Schlei segeln gelernt, ein Boot versenkt (einen 470er), ein Boot selbst gebaut (20er-Jollenkreuzer) und oft gechartert. Vielleicht ist das Buch auch deshalb so verständlich, locker erzählt und dabei doch straff gegliedert, weil Klauberg, der seit vielen Jahren Kurse zum Erwerb von Segelscheinen leitet, gelernter Jurist ist. Warum befinden sich die Ausgänge in Flugzeugen auf der Backbordseite? Was muss man beim Lesen alter Schatzkarten beachten? Woher stammt das „Wahrschauen“? Und vor allem: Warum steht so etwas in einem
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Lehrbuch für Navigation, Seeverkehrsrecht, Lichterführung, Gezei-
versteht, so manches Mal mit einem Augenzwinkern. Schönes Ge-
ten, Wetter und Manöver? Muss man das denn wissen, um sicher
schenk für Freunde, die vom Segelvirus befallen sind und sich ge-
zu navigieren oder sich auf eine Prüfung vorzubereiten? Muss man
rade auf ihren ersten Schein vorbereiten, beziehungsweise für die,
eigentlich nicht – aber die Hintergründe, Anekdoten und Eselsbrük-
welche Jolle segeln können und weiter hinaus wollen. Zitat: „Wahr-
ken, die Klas Klauberg hier zusammengetragen hat, machen das
schau ersetzt ab heute übrigens den Ausruf ‚Achtung‘ der Landrat-
Lernen nicht nur spannender, sondern tatsächlich auch leichter und
ten. ‚Achtung‘ braucht man nur noch zu sagen, wenn ein Offizier auf
effizienter. Was in diesem Buch neben dem Prüfungsstoff für den
der Brücke erscheint, dem man auch eine innere Achtung entgegen-
Sportbootführerschein See auf wirklich lesenswerte Art aufbereitet
bringt. Wahrschau meint nicht die Hauptstadt von Polen, sondern
ist, hilft ganz ungemein, wenn es darum geht, das Wissen in den
‚wahrnehmen‘ und ‚schauen‘ stecken darin. Auf Schildern vor hol-
grauen Zellen fest zu verankern. Ansonsten gilt auch hier, was zum
ländischen Autobahnbaustellen steht ‚Waarschuweng‘ und das eng-
Buch „Perfekt Segeln“ aus dem gleichen Verlag gesagt wurde: Wer
lische ‚Watch out‘ stammt ebenfalls vom selben niederdeutschen
mehr will, kommt an den Befähigungsnachweisen nicht vorbei – und
Sprachstamm. Wahrschauen ist dabei unbegrenzt einsetzbar: ‚Wahr-
an der einschlägigen Literatur zur Prüfungsvorbereitung. Tipp: Das
schau, der Tee fällt gleich‘ oder ‚Wahrschau mal den Mann hinterm
Buch eignet sich zum Auffrischen des eigenen Wissens. Man merkt,
Tresen‘. Beim Ausruf ‚Wahrschau Baum‘ solltet ihr auf Segelschiffen
dass der Autor aus der Praxis kommt, über ein großes Wissen ver-
sofort den Kopf einziehen, ansonsten wird es sehr schmerzhaft.“
fügt – und dieses auch noch in klare, frische Worte zu verpacken
www.delius-klasing.de
buch vorstellungen
PERFEKT SEGELN KNOW-HOW FÜR DIE PRAXIS Das neue 400-seitige Buch aus dem Delius Klasing Verlag/Bielefeld
hat es auch das Zeug, zum Standardwerk zu avancieren. Wer mehr
ist als „neues Standardwerk“ angekündigt. Große Worte, wenn man
will, kommt an den Befähigungsnachweisen nicht vorbei – und wird
bedenkt, dass ein Standardwerk tunlichst alle Aspekte des Segelns
sich dann auch die einschlägige Literatur zur Prüfungsvorbereitung
beinhalten sollte. Und derer gibt es beim Dahingleiten unter weißem
beziehungsweise die einschlägigen kommentierten Wettkampfre-
Tuch bekanntlich viele. Ein großer Vorteil des gebundenen, 19,5 x 24
geln besorgen. Wünschenswert wären weiterführende Literatur-
Zentimeter großen Bandes ist die klare Gliederung: In acht Kapiteln
empfehlungen in den jeweiligen Kapiteln gewesen. Tipp: Gutes Ge-
(Los geht´s, Segeln lernen, Jollensegeln, Fahrtensegeln, Navigation,
schenk für potenzielle Mitsegler, damit diese sich – vor einem ersten
Wetter, Wartung an Land, Sicherheit auf See) wird versucht, alles,
gemeinsamen Törn – an Bord nicht wie der viel beschworene „Elefant
was man als Segler auf Jollen und auf Yachten wissen muss, zu behan-
im Porzellanladen“ benehmen müssen. Gut geeignet auch für Eltern,
deln. 697 Farbfotos, 485 farbige Abbildungen und 14 Karten tragen
deren Kinder Jollensegeln lernen – und die mitreden können wollen.
zu einem guten Verständnis auch und gerade bei Segelanfängern
www.delius-klasing.de
bei. Ein Farbleitsystem macht das Werk zudem zu einem übersichtlichen Nachschlagewerk. „Perfekt segeln“ eignet sich für absolute Anfänger ebenso wie für fortgeschrittene Jollensegler, die einmal wissen wollen, was es etwa speziell beim Kat-Segeln zu beachten gilt – und umgekehrt. Auch wer erstmals eine Regatta auf eigenem Kiel bestreiten möchte, findet einen Crashkurs Regattakurs und Regattaregeln. Der britische Segler Jeremy Evans hat sich als Autor und Fotograf auf das Thema Segeln spezialisiert. Vierzehntägig schreibt er die „MultiMad“-Kolumne für die Zeitschriften Yachts und Yachting und veröffentlicht Testberichte zu Katamaranen, Jollen und Yachten sowohl in diesen beiden Zeitschriften als auch in Yachting Monthly. Zu seinen Büchern gehören neben „Perfekt Segeln“ das „Praxislexikon des Segelns“, „Segeln Pur“, das „Praxishandbuch des Segelns“ sowie Berichte zum Segeln. Spezielle Bücher zum Thema Regattasegeln und Seglerkarrieren sind im Rahmen der RYA (Royal Yachting Association) in Vorbereitung. Mit sieben Jahren brachte sich Jeremy Evans das Segeln in einem Boot aus dem Baukastensystem selbst bei. Seitdem segelte Evans auf fast allen Bootstypen, wobei er inzwischen aber eine besondere Vorliebe für Mehrrumpfboote hat. Auf die Frage nach seinem seglerischen Wunschtraum sagt Evans nur, dass es wohl ein Kopf-an-Kopf-Rennen eines VX40-Katamarans mit einem Seacart-30-Trimaran sein würde, beides ganz starke Rennmaschinen, die noch dazu ziemlich teuer und anspruchsvoll zu segeln sind. Fazit: Auch wenn das Buch nicht die Führerschein-Lehrbücher des Verlages ersetzen kann – und dies wohl auch nicht will – kann es eine gute Grundlage für Segelnovizen bei der Vorbereitung für den ersten Segelschlag sein, für´s Freizeitsegeln „ohne Schein“. Insofern
ATLAS DER ABGELEGENEN INSELN FÜNFZIG INSELN, AUF DENEN ICH NIE WAR UND NIEMALS SEIN WERDE Dramatis personae: Dore Strauch – eine Lehrerin, zu Höherem berufen als dem Leben an der Seite eines doppelt so alten Gymnasialdirektors. Und Dr. Friedrich Ritter – ein Berliner Zahnarzt mit krauser Stirn und flackernden Augen, der das menschliche Hirn kartografieren will und dem die Zivilisation nichts Neues mehr bieten kann. Beide verlassen 1929 ihre Ehegatten, um dorthin zu gehen, wo der Staat aufhört und das Gesetz des Notwendigen herrscht. // Der Ort der Handlung: eine einsame Insel, auf der alle Kolonialisierungsversuche gescheitert sind. In dem grünen Krater eines erloschenen Vulkans gründen Friedrich und Dore die Farm Frido, bauen eine Hütte aus Wellblech und rostfreiem Stahl und bestellen einen Morgen Land. // Kleidung tragen sie in ihrer Einsiedelei nur, wenn Besuch kommt. Erst sind es Neugierige, die Zeitungen mit Geschichten von Adam und Eva auf Galapagos füttern wollen, bald die ersten Nachahmer. „Kaum zu glauben, dass ein so schwer zugängliches Fleckchen Erde wie das unsrige so oft aufgesucht wird.“ // 1932 betritt eine neue Siedlerin die Freilichtbühne: die Österreicherin Eloise Wagner de Bousquet – selbst ernannte Baronin, eine Lebedame mit großen Zähnen und dünnen Augenbrauen, die auf der Insel ein Luxushotel für Millionäre bauen will, im Schlepptau Kühe, Esel, Hühner, 80 Zentner Zement und zwei Liebhaber: Lorenz, ein schmächtiger Jüngling mit semmelblondem Haar, und Philippson, ein vor Kraft strotzender Kerl, Sklaven ihrer Lüste und Launen. Die Baronin spielt bald Kaiserin, tyrannisiert die Ritters, regiert mit Peitsche und Revolver, quält ihren Lakaien Lorenz und verwundet Tiere, nur um sie danach wieder gesund zu pflegen. Ihr Hotel bleibt ungebaut: Die Hacienda Paradiso ist nur eine zwischen vier Pfählen gespannte Zeltbahn. // Die Komödie gerät zum Krimi: 1934 verschwindet
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die Baronin mit Philippson spurlos, Lorenz` Gerippe wird am
tern, meuternden Matrosen und vergessenen Schiffbrüchigen,
Strand einer Nachbarinsel gefunden, und Dr. Ritter stirbt an den
braven Sträflingen und strafversetzten Beamten, kurzum: von
Folgen einer Fleischvergiftung. Nur Dore kehr heim nach Berlin.
freiwilligen und unfreiwilligen Robinsons. Kunstvoll illustriert
Und die Zeitungen in aller Welt spekulieren über die Galapagos-
und durchgehend in fünf Sonderfarben gedruckt, zeigt er, nach
Affäre: Wer war`s? Dass es immer noch Orte gibt, die schwer zu
Ozeanen geordnet, alle Inseln im jeweils identischen Maßstab.
erreichen sind, erscheint uns heute nicht mehr vorstellbar. Ju-
Damit entführt uns Judith Schalansky zu entlegenen und entle-
dith Schalansky hat sie gesammelt: Fünfzig entlegene Inseln, die
gensten Orten – von Tristan da Cunha bis zum Clipperton-Atoll,
in jeder Hinsicht weit entfernt sind, entfernt vom Festland, von
von der Weihnachts- bis zur Osterinsel – und beweist, dass die
Menschen, von Flughäfen und Reisekatalogen. Aus historischen
abenteuerlichsten Reisen immer noch im Kopf stattfinden: mit
Begebenheiten und naturwissenschaftlichen Berichten spinnt Ju-
dem Finger auf der Landkarte. Schalansky, geboren 1980 in
dith Schalansky zu jeder Insel eine Prosaminiatur, absurd-abgrün-
Greifswald, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsde-
dige Geschichten, wie sie sich nur die Wirklichkeit auszudenken
sign, lebt heute als freie Autorin und Gestalterin in Berlin und
vermag, wenn sie mit wenigen Quadratkilometern im Nirgendwo
lehrt in Potsdam Typografische Grundlagen. Das Buch erhielt
auskommen muss. Sie handeln von seltenen Tieren und seltsa-
den 1. Preis der Stiftung Buchkunst 2009 und wurde zum „schön-
men Menschen: Von gestrandeten Sklaven und einsamen Natur-
sten deutschen Buch des Jahres“ 2009 gekürt. www.mare.de,
forschern, verirrten Entdeckern und verwirrten Leuchtturmwär-
www.atlas-der-abgelegenen-inseln.de Empfehlung der SJ-Redaktion!
buch vorstellungen
DER STURM: DIE LETZTE FAHRT DER ANDREA GAIL DER MARITIME KLASSIKER / LESEPROBE „Den ganzen Nachmittag hämmerten die großen Seen weiter auf das dem Untergang geweihte Schiff ein; als die
seiner Frau in New York und ist dort Mitbesitzer der Bar The Half-King.
Nacht hereinbrach, fügte sie den anderen Schrecken nur noch den der Dunkelheit hinzu. Kurz vor zehn Uhr abends
„Im Herbst 1991 tobte vor der kanadischen Küste ein Jahrhundertsturm
fanden drei riesige Wellen ihren Weg durch den Kesselabzug, löschten das Feuer und brachten uns in eine verzwei-
mit über 30 Meter hohen Wellen und mehr als 160 Stundenkilometern
felte Lage. Das Ende kam kurz vor Mitternacht, als wir mit einem schrecklichen Krachen einen Unterwasserfelsen
Windgeschwindigkeit. Der Fischtrawler ANDREA GAIL, der mit sechs
rammten und das Schiff binnen einer Minute auf den Grund der Straße von Formosa sank. Ohne groß nachzuden-
Mann Besatzung auf Schwertfischfang war, verschwand am 29. Okto-
ken, riss ich die Schwimmwesten herunter, warf zwei meinen Begleitern zu, legte die dritte selber an und rannte zum
ber spurlos für immer. Gestützt auf Berichte von Fischern, die ähnliche
Niedergang. Die Umstände ließen mir keine Zeit, um große Menschenstudien zu machen, aber ich werde niemals
Stürme überlebten, und auf Gespräche mit Kollegen und Angehörigen
den offenkundigen Mangel an Initiative vergessen, den alle Menschen, an denen ich vorbeikam, an den Tag legten.
der Verunglückten dokumentiert Sebastian Junger das Leben und Ster-
Alle Passagiere kamen mir wie gelähmt vor – selbst meine Begleiter, unter denen sich einige fähige Soldaten befan-
ben der sechs Fischer. Doch das Buch ist mehr als ein Katastrophen-
den. Die Stewards, die verzweifelte Schreie und Abschiedsrufe ausstießen, versperrten den Zugang zum Deck,
bericht. Junger erzählt auch vom ganz normalen Leben der Fischer auf
und ich konnte mich nur mit Gewalt an ihnen vorbeiquetschen. Als ich das Deck erreichte, schien mir sowohl von
See und an Land, in Gloucester, dem Heimathafen der ANDREA GAIL.
oben als auch von unten ein veritabler Berg aus Wasser entgegenzukommen, und ich wurde gegen den Brücken-
Er berichtet vom Nest, der Kneipe, in der die Seeleute zwischen ihren
niedergang geschleudert. Das Schiff sank schnell, und ich, wiewohl mit aller Kraft versuchend, mich zu befreien,
einmonatigen Fangfahrten sieben Tage lang exzessiv den Landurlaub
wurde mit hinuntergezogen. Unter Wasser kam ich schließlich frei und bemühte mich sofort, an die Oberfläche zu
feiern, von der Fisch- und Werftindustrie, und vor allem von den Be-
kommen, wurde jedoch durch den Sog weiter nach unten gezogen. Die Anstrengung kostete mich viel Luft, und
ziehungen der Menschen zueinander, von den Ehefrauen und Freun-
nach zehn oder fünfzehn Sekunden konnte ich den Drang, einzuatmen, nicht mehr unterdrücken. Es schien, als be-
dinnen der Fischer und den Träumen und Wünschen der Menschen
fände ich mich in einem Schraubstock, der langsam enger und enger gedreht wurde, bis es mir vorkam, als müssten
an der Küste.“ (aus dem Klappentext, Diana-Verlag). Den Bericht,
Brustbein und Rückgrat brechen. Vor vielen Jahren pflegte mein alter Lehrer zu beschreiben, wie schmerzlos und
der zuerst als Artikel im Outside-Magazin erschien, haben wir gese-
leicht der Tod durch Ertrinken wäre - „als fiele man im Frühsommer in einem grünen Feld einfach um“ -, und dieser
hen bei diversen Internet-Buchhandlungen, gebraucht ab 99 Cent.
Gedanke ging mir in diesem Augenblick durch den Kopf. Das Bestreben zu „schlucken“ nahm mehr und mehr ab,
Was ist Ihr maritimer Klassiker? Info an mm@sailing-journal.de
und der Druck war kaum zu ertragen, aber allmählich schien der Schmerz weniger zu werden. Ich kam mir vor wie in einem angenehmen Traum, obgleich ich genug Willenskraft hatte, an meine Freunde daheim zu denken und die schottische Landschaft um Aberdeen, die mir als Kind vertraut war und die mir jetzt vor Augen trat. Bevor ich das Bewusstsein verlor, war der Schmerz in der Brust vollständig verschwunden, und ich verspürte wirklich ein angenehmes Gefühl. Als ich das Bewusstsein wiedererlangte, fand ich mich an der Oberfläche und schaffte es, ungefähr ein dutzendmal tief einzuatmen. Das Land lag ungefähr vierhundert Yards entfernt, und ich bediente mich eines Seidenballens und dann einer langen Planke, um mich dorthin zu retten. Nachdem ich ans Ufer gekrochen war und hinter einem Felsen Schutz gesucht hatte, war wenig Anstrengung vonnöten, um eine reichliche Emesis auszulösen. Nach der ganzen Aufregung verfiel ich in einen gesunden Schlaf, und dieser Schlaf dauerte drei Stunden, wonach mich eine starke Diarrhöe überfiel, offensichtlich verursacht durch das viele Seewasser, das ich geschluckt hatte. Bis zum Morgengrauen waren alle meine Muskeln in einem andauernden Tremor, den ich nicht kontrollieren konnte. (Mehrere Wochen später) schlief ich in einem bequemen Bett, als mich, spätabends, ein Alptraum zu einem heftigen Kampf mit dem Nachttisch verführte, so dass ich schließlich mit einem Kopfsprung aus dem Bett schoss und schmerzhaft auf dem Boden landete.“ SEBASTIAN JUNGER, geboren 1962 in Belmont/Massachusetts, wuchs in Neuengland auf und studierte in Boston Kulturanthropologie. Als der Jahrhundertsturm 1991 die Küste von Massachusetts verwüstete, lebte er in Gloucester, dem Heimathafen der Andrea Gail. Die Nachricht von der vergeblichen Suche nach dem Fischtrawler und seiner Besatzung gaben ihm den Anstoß zu seinem ersten Buch, „Der Sturm“, das in den USA zum Bestseller wurde. Das Buch, über das die WELT schreibt, das Thema Mensch gegen Naturgewalten sei selten so eindrucksvoll umgesetzt worden, wurde mit George Clooney und Mark Wahlberg verfilmt. Außerdem veröffentlichte Junger das Buch „A Death in Belmont“, eine Reportage über den Vergewaltiger und Mörder von Bessie Goldberg, und „Fire“, eine Sammlung von Reportagen über – unter anderem – Ahmad Shah Massoud, den Diamantenhandel in der Sierra Leone und den Bürgerkrieg im Kosovo. 2000 wurde er für seine Reportage „The Forensics of War“, veröffentlicht in Vanity Fair, mit dem National Magazine Award ausgezeichnet. Sebastian Junger lebt mit
keine eisbecher! Anfang Mai lief vor Portofino die Premiere des Nespresso Cup für WALLY-Yachten (siehe Story WHY NOT? – in diesem Heft). Kein Cup ohne einen Preis, eine Trophäe. Natürlich musste es für den Besten auf den Hightech-Yachten, die sich unter anderem durch ein eigenwilliges, modernes Design auszeichnen, auch einen besonderen Preis geben. Die Wahl fiel auf den jungen Industriedesigner Konstantin Grcic, ausgezeichnet mit vielen internationalen Designpreisen und renommierten Awards. Der 1965 in München geborene Grcic, der 1990 seinen Master of Arts in Industrial Design am Londoner Royal College of Art erwarb, arbeitete von 1990 bis 1991 für Jasper Morrison in London, bevor er sich 1991 mit seiner eigenen Firma KGID - Konstantin Grcic Industrial Design in München selbstständig machte. Mit dem schlanken, stets elegant gekleideten, schwarzhaarigen Designer, der seine Designprojekte und -objekte in eigenen Ausstellungen etwa am Art Institute of Chicago (Konstantin Grcic: Decisive Design, 2009-2010), bei CAST 1 in Berlin, im berühmten Pariser Museé des Arts Décoratifs (Small Talk) und im Museum für Gestaltung in Zürich (This Side Up – Konstantin Grcic Industrial Design) zeigte, Mitglied in zahlreichen Design-Jurys ist, Fachvorträge hält und zu dessen Kunden Firmen wie Adidas, BASF, Krups, Lamy, Montina International, Parador, die Porzellan-Manufaktur Nymphenburg, Swarovski, Thomas/Rosenthal und Wireworks zählen, sprach Matt. Müncheberg am Rande des WALLY-Cups in Portofino über das Besondere einer Trophäe für den Gewinner einer Regatta, die auf besonderen Yachten ausgetragen wird.
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art maritim konstantin grcic
„AN DEM PROJEKT REIZTE MICH DIE MÖGLICHKEIT, ETWAS VÖLLIG NEUES ZU SCHAFFEN, WAS SICH VON DEN POKALEN MIT DER KLASSISCHEN EISBECHERFORM UNTERSCHEIDET.“ Konstantin Grcic, wie kam es zu der Idee, den
bon assoziieren wir Leichtigkeit und High Performance.
Wally-Cup zu designen? Ich hatte zuvor schon einmal
Aluminium verweist auf Nespresso und die Farben der
mit Nespresso zusammengearbeitet. Aufgrund dieses gu-
Ringe sind die Farben der Kaffeekapseln.
ten Kontaktes kam das Unternehmen auf mich zu und schlug dieses Projekt vor.
Wie lange brauchte es bis zur Umsetzung der Idee? Das Projekt war überschaubar und nahm für
Was reizte dich an dieser Aufgabe? An dem Pro-
uns circa zwei Monate in Anspruch.
jekt reizte mich die Möglichkeit, etwas völlig Neues zu schaffen, was sich von den Pokalen mit der klassischen
Mussten Vorgaben berücksichtigt werden? Nespresso
Eisbecherform unterscheidet, aber gleichzeitig eng ver-
ließ mir völlig freie Hand bei Form, Größe und Material.
bunden ist mit der Welt von WALLY. Bist du selbst Segler? Ich selbst bin kein Segler, Wie lief es von der Idee bis zur Realisierung?
kann mich aber auf alle Fälle für das Segeln begei-
Welche Idee steckt dahinter? Am Anfang eines
stern. Das Zusammenspiel aus Geschwindigkeit, Präzisi-
jeden Projektes steht eine ausführliche Recherche. Ich
on, Teamarbeit und modernen Yachten stellt für mich
musste so viel wie möglich über das Thema erfahren,
einen besonderen Reiz dar.
so zum Beispiel über die Geschichte des Cups, über die beteiligten Personen und natürlich über die WALLY-
Ein paar Worte zu deinem Team … Mein Team be-
Boote. Letztendlich spielten die Hochleistungsyachten
steht aus vier Designern und einer persönlichen As-
mit ihren verwendeten Formen und Materialien eine
sistentin. An einem Projekt arbeite ich immer mit
große Rolle im Designprozess der Trophäe. Die Vorga-
einem Assistenten zusammen, in diesem Fall mit Sami
be war die eines Wanderpokals. Der Pokal besteht aus
Ayadi. Mein Studio befindet sich in München in der
einem oberen Teil, der die Form eines stilisierten Segels
Gegend des Hauptbahnhofes und besteht aus einem
hat, und einem unteren Block aus verschiedenfarbigen
großen lichtdurchfluteten Loft, in dem wir alle zu-
Ringen. Der erste schwarze Ring steht für Nespresso
sammensitzen.
selbst, die weiteren Ringe sind die Jahresringe. Der Pokal ist mit Ringen bis 2012 ausgestattet. Zusätzlich
Woran arbeitest du gerade? Grundsätzlich arbeiten
gibt es mehrere kleine Repliken mit jeweils nur einem
wir im Bereich Möbeldesign. Derzeit arbeiten wir unter
Jahresring, die die Sieger behalten dürfen.
anderem an einem Projekt für Herzog & de Meuron und an einer Ausstellung für die Biennale in St. Eti-
Ein paar Worte zu den verwendeten Materialien …
enne/Frankreich.
Über das verwendete Material wollte ich eine Verbindung
Text Matt. Müncheberg © Fotos Animationen: KGID
zu den WALLY-Booten herstellen. Mit dem Material Kar-
INFO WWW.KONSTANTIN-GRCIC.COM
92
Dem Designer ist eine Publikation gewidmet, die 2005 bei Phaidon auf Englisch erschienen ist.
art maritim konstantin grcic
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VORSCHAU SAILING JOURNAL 3-2010
IMPRESSUM
REDAKTION Barkauer Str. 121, 24145 Kiel info@sailing-journal.de Phone +49 (0) 431 – 996 99 77 Fax +49 (0) 431 – 996 99 86 CHEFREDAKTION Matthias J.Müncheberg c/o Müncheberg-Media, Grünauer Str. 201 – 209, 12557 Berlin mm@sailing-journal.de Phone: +49 (0) 30 – 64 16 77 98 Mob.: +49 (0) 163 – 243 87 07
© Foto GEPA/R.M. Fischer für AUSTRIA CUP
ART DIRECTION Jan Weisner www.outline-graphix.de, jw@o-graphix.de
W
enn in der zweiten Juniwoche vor dem dänischen Kopenhagen zehn der
LEKTORAT Kirsa Stoltenburg
sogenannten RC44-Yachten zum dritten Mal in diesem Jahr die See gischtend aufwühlen und mit einer maximal erreichbaren Geschwindigkeit von
AUTOREN DIESER AUSGABE Heike Schwab, Lisa F. Müncheberg, Bernd Oeslner, Matthias J. Müncheberg.
25 Knoten (etwa 45 km/h) durchs Wasser surfen, dann ist auch der 48-jährige neuseeländische Ausnahme-Segler Russell Coutts als Steuermann der RC44 mit der USA 18 im schmutzig-grauen Kevlar-Groß und dem Namen der Kampagne BMW ORACLE RACING auf dem auf Hochglanz schwarz lackierten, flachen Karbonrumpf am Start. Er ist der Superstar beim Hightech-Circuit, er, der im Februar an Bord eines Riesen-Trimarans mit James Spithill als Skipper die Silberkanne des America`s Cup nach 15 Jahren wieder nach Amerika holte – den Defender, das Schweizer Team ALINGHI mit 2:0 düpierend –
FOTOGRAFEN Gilles Martin-Raget, Carlo Borlenghi, Nico Krauss, Bernd Oelsner, Heike Schwab, Matthias J. Müncheberg/NASS-PRESS, Bastian Hauck DRUCK impress media GmbH, Mönchengladbach ERSCHEINUNG zweimonatlich VERLAG Terra Oceanis Verlag GmbH & Co. KG Barkauer Str. 121, 24145 Kiel
und zuletzt auf dem klaren Gebirgssee zwischen Grünberg und Traunstein auf der einen
info@sailing-journal.de
Seite und dem Großen Sonnenstein bei Traunkirchen am anderen Ufer bei der zweiten
Phone +49 (0) 431 – 996 99 77 Fax +49 (0) 431 – 996 99 86
RC-Etappe die restliche angereiste Segelelite erneut das Fürchten lehrte. Wie ist es, mit einem der ganz Großen des internationalen Segelsportes, der bereits mit sechs in der für Kinder angelegten P-Klasse segeln lernte, auf einer Rennyacht unterwegs zu sein? Wir waren beim zweiten Step der Wettfahrtserie auf dem oberösterreichischen Traunsee beim viermaligen America`s-Cup-Sieger für einen Tag an Bord. Außerdem in der Ausgabe 39: Gaastra – Geschichte und Geschichten um eine Firma, die seit Jahren Segler anzieht. // Aquamuse – ein kleines Segelkanu made in Japan mischt das Funsportsegment auf: der Konstrukteur des agilen Sportgerätes, das es nun auch in Deutschland gibt, zeichnete schon die Nippon-Yacht der japanischen Challenge beim America´s Cup. // Einmal im Jahr segeln traditionell Moliceiros, portugiesische Tangfischer, mit ihren farbenprächtigen Holzschiffen vor Aveiro eine Regatta aus. Wir waren dabei, als die schweren braunen Baumwolltücher gehisst wurden. // Mit der Firma Leinfelder aus München betreten zwei unerschrockene Jungunternehmer die internationale Segler-Szene: als neue Sponsoren edler Zeitmesser für die Antigua Sailing Week. Wir besuchten die Goldschmiedemeister in ihrer gläsernen Manufaktur im Herzen der Großstadt. // Und: Aktuelles aus der Segler-Szene, Regatten, Fahrtensegeln, neue Produkte für Segler, Interviews, Porträts, maritimes Design, Naval Architecture, Buch-Neuerscheinungen, Termine und mehr. Issue 39 erscheint im August. Heft-Bestellungen/Abonnements: info@sailing-journal.de. Unter den ersten zehn Abo-Bestellern verlosen wir ein Buch: „Faszination Klassische Yachten“ von Segel-Fotograf Nico Krauss, neu erschienen bei Delius Klasing.
ISSUE 39 ERSCHEINT IM AUGUST. HEFT-BESTELLUNGEN/ABONNEMENTS: INFO@SAILING-JOURNAL.DE. UNTER DEN ERSTEN ZEHN ABO-BESTELLERN VERLOSEN WIR EIN BUCH: „FASZINATION KLASSISCHE YACHTEN“ VON SEGEL-FOTOGRAF NICO KRAUSS, NEU ERSCHIENEN BEI DELIUS KLASING.
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VERLEGER & HERAUSGEBER Alexander Lehmann ANZEIGEN Nordstern Media + NIELSEN 1, 2, 3A, 5 Eliane Lehmann + YACHTWERFTEN/ZUBEHÖR e.lehmann@nordstern-media.de Phone +49 (0) 431 – 996 99 88 Fax +49 (0) 431 – 996 99 86 VERLAGSREPRÄSENTANTEN Nielsen 3b, 4 – Österreich und Schweiz Bruno Marrenbach Phone +49 (0) 89 – 43 08 85 55 ABONNEMENT info@sailing-journal.de Phone +49 (0) 431 – 996 99 77 Die Zeitschrift einschließlich alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Für unverlangt eingesandtes Material (Bilder, Texte) wird keine Haftung übernommen. Unter Hinweis auf § 5 Abs.3 MarkenG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für SAILING JOURNAL in allen Schreibweisen, Schriftarten, Wortverbindungen, Darstellungsformen, Abwandlungen, Abkürzungen, Titelkombinationen, graphischen Gestaltungen, entsprechenden Zusätzen, Untertiteln und Zusammensetzungen für alle Medien, insbesondere Druckerzeugnisse wie Magazine, Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und allen anderen Printprodukten sowie Tonträger, Merchandising, Bildtonträger, Film, Hörfunk, Fernsehen, Software, Off- und Onlinedienste und –medien, Internet, CD-Rom, CD-I, DVD und MD (Mini Disc) und alle anderen Datenträger sowie für sonstige audiovisuelle, elektronische und digitale Medien und Netzwerke, Domains, Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art.
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