Sailing Journal Ausgabe 38

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038 | AUSGABE 02/2010 | JUNI/JULI | D 5,80 € | A 5,80 € | CH 10,- SFR | BENELUX/E/I 6,50 € | WWW.SAILING–JOURNAL.DE |


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das besondere foto

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Foto Bastian Hauck • Ostsee • Buch raus ins Blaue


Man müsste einmal – mit einem kleinen Segelboot alle Anrainerstaaten der Ostsee absegeln. Eine komplette Segel-Saison lang. Sagen viele. Wenn da nur nicht die Angst wäre. Die Angst vor finanziellen Einbußen, vor dem Verlust des Jobs, vor eventuell abhanden kommenden Kontakten zu Freunden, der Familie, und Angst vor den sonstigen Unwägbarkeiten eines Langzeit-Törns unter Segeln. Für die meisten Segler ist diese Angst zu groß, um loszufahren. Für sie wird der große Schlag ein Leben lang nicht mehr als ein Traum bleiben. Dabei muss es nicht immer gleich eine Weltumsegelung sein oder der „Long Leg“ über den Großen Teich. Einer, der einfach losgesegelt ist, und sich damit seinen persönlichen Traum von grenzenloser Freiheit verwirklicht hat, ist der Berliner Hans Bastian Hauck. Am 19. Mai 2008 startete der damals 30jährige Berliner, brach auf zu einem außergewöhnlichen Einhand-Segeltörn. Denn der führte den freiberuflich als Projektmanager und Berater für Außen- und Sicherheitspolitik tätigen Segler über Polen in das Baltikum bis nach Russland; zurück ging es über Finnland, Schweden und Dänemark nach Schleswig. Dort lief die Tadorna, ein nur 7,64 Meter über Alles langes Holz-Folkeboot nach fünf Monaten wohlbehalten wieder ein. 3.000 Seemeilen, 17 größere Städte in Polen, Russland, dem Baltikum, Finnland, Schweden und Dänemark sowie unzählige weitere Stopps unter Anker oder in mehr oder weniger passablen Ostsee-Häfen liegen da im Kielwasser des schlanken, mit Ausrüstung drei Tonnen wiegenden geklinkerten Langkielers mit dem Baujahr 1959. „Das Schwierigste an dem Törn war das Losfahren“, erinnert sich der 1977 in Siegen geborene Hauck, der von sich selbst sagt, dass er eher segeln als laufen gelernt habe. Auf dem Törn entstand auch das vorliegende, durch seine außergewöhnliche Stimmung beeindruckende Foto. www.tadorna.de


editorial

ALL4ONE

GO!

© Foto Richard Walch

Mit der Troféu de Portugal vom 11. bis 16. Mai star-

Etappe, fuhr das Team mit dem GER im Groß auf der

tete der diesjährige Audi MedCup Circuit, eine Regat-

Langstrecke einen guten dritten Rang ein, welcher das

taserie, in welcher sich traditionell das Who`s who

Boot auf Gesamtplatz zwei katapultierte, hinter den

der internationalen Seglerszene ein Stelldichein gibt.

Kiwis. Durch einen vierten und einen sechsten Platz

In der anspruchsvoll zu segelnden TP52 Class ma-

am letzten Regattatag konnte dieses Ergebnis mani-

chen oder halten sich die besten Segler fit für den

festiert werden: Deutschland belegt bei der ersten

nächsten America`s Cup. Das Besondere an diesem

Etappe des Audi MedCup 2010 am Ende auf An-

Matthias Müncheberg, Chefredakteur

Circuit: Erstmals ist wieder – in Zusammenarbeit mit

hieb Platz zwei! Kein Wunder, könnte man meinen,

mm@sailing-journal.de

Frankreich – ein deutscher Challenger am Start. Der

befindet sich an Bord doch ein hochkarätiges und

Gewinner des America`s Cups 2003 und 2007 (mit

eingespieltes Team. Doch das allein reicht nicht aus.

ALINGHI/Schweiz), Jochen Schümann, ist zurück. Er steuert die ALL4ONE (ehemals MEAN MACHINE).

Wenn dieses Heft erscheint, startet die zweite Etappe.

Und das nicht schlecht: Am zweiten Wettkampf-Tag

Austragungsort wird dann ab 15. Juni Marseille sein.

erkämpfte sich das Team um den aus Berlin stam-

Über den MedCup, die TP52 Class und die Schwie-

menden dreifachen Olympiasieger gleich einen ersten

rigkeit, heutzutage im Hochleistungs-Segelsport dauer-

Platz – und das ohne vorheriges Training. Am dritten

haft einen Sponsor binden zu können, sprachen wir

Tag wäre fast ein dritter Platz drin gewesen. Und am

in Cascais am Rande des Auftakt-Rennens mit ALL4ONE-

Wettkampf-Sonnabend, dem vorletzten Tag der ersten

Skipper Jochen Schümann – Titelstory, ab S.34

6

Covershot Richard Walch


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inhalt sailing-journal 38

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EDITORIAL INHALT SZENE SZENE LOUIS VUITTON TROPHY INTERVIEW ULLI SCHÜMANN SZENE AUDI MED CUP TRAVEL GERMANY TIKOPIA EXPEDITION SALOMONEN SZENE WALLY SZENE SEGELDRUCK NAVAL ARCHITECTURE BUCH VORSTELLUNGEN ART MARITIM KONSTANTIN GRCIC ABONNEMENT WHAT´S NEXT? VORSCHAU & IMPRESSUM



MATCH RACE GERMANY: WELTMEISTER MINOPRIO SIEGT

HUGO BOSS: BOOTSTAUFE IN LONDON

Weltmeister Adam Minoprio und sein Team ETNZ/BlackMatch Racing haben das 13. Match Race Germany vor Langenargen auf dem Bodensee gewonnen. Die fünftägige Profiserie ging nach spannenden Duellen bei leichten bis mittleren Winden an den ersten vier Tagen am Pfingstmontag ohne Finale zu Ende. Eine hartnäckige Flaute ließ das geplante Programm auf dem Wasser platzen. „Es muss an der Zahl 13 gelegen haben“, sagte Veranstalter Eberhard Magg, „dass wir nach großem Sport über viele Tage ausgerechnet zum Finale von einer Flaute

Der Bekleidungshersteller Hugo Boss hat am Abend des 27. Mai in

erwischt wurden.“ Der Deutsche Grand Prix bekam trotzdem würdige

London seine neue Segelyacht präsentiert. Zu der Zeremonie im East

Sieger: Weil die Kiwis in der Vorrunde Platz zwei, ihr Finalgegner Jesper

Wintergarden im Herzen von Londons Canary Wharf kamen 650 inter-

Radich aber nur Platz sechs belegt hatte, konnten die Neuseeländer

nationale Gäste. Die Schauspielerin Diane Kruger taufte die Segelyacht

auch ohne Finale zu den neuen Königen vom Bodensee gekürt werden

der IMOCA 60-Class gemeinsam mit Skipper Alex Thomson auf den Na-

und gewannen 10.000 Euro Preisgeld. Adam Minoprio, der im Halbfi-

men der Metzinger Aktiengesellschaft. Die Yacht, welche von Designer Juan Kouyoumdjian in über vier Monaten umgebaut wurde, soll deutlich stärker als ihre Vorgängerin und andere Boote ihrer Klasse sein. Sie wurde speziell auf die Bedürfnisse des Skippers zugeschnitten, um mit diesem Boot allein die Welt zu umrunden. Die Optik und Farbgebung des Segelboots hat sich im Gegensatz zur letzten Yacht leicht verändert: Die Backbordseite ist nun weiß, die Steuerbordseite schwarz. Seit 2003 ist die Baden-Württembergische Modemarke, die sich zurzeit mehrheitlich im Besitz eines Finanzinvestors befindet und 1924 als Hersteller von Arbeitsbekleidung gegründet wurde, im Segelsport aktiv und unterstützt den 1974 geborenen Alex Thomson bei seinen ambitionierten Zielen. Zu diesen zählen die angestrebten Siege beim Barcelona World Race im Dezember 2010 sowie bei der bedeutenden Vendée Globe im Jahr 2012, bei welcher der Brite auf der neuen Yacht allein um die Welt segeln wird. Darüber hinaus stattet Hugo Boss das Team Alex Thomson Racing mit einer eigenen Segelkollektion aus. Im Anschluss an die Bootstaufe startete die Segelyacht HUGO BOSS nach New York. Danach kehrt das Boot zurück nach Europa und nimmt zwischen den Hotspots Sardinien, Capri und Ibiza an verschiedenen Events teil. www.hugoboss.com

nale den australischen Vizeweltmeister Torvar Mirsky und dessen Team Mirsky Racing 2:1 besiegt hatte, sagte: „Alle Finalisten können stolz auf ihre Leistung sein, haben ihr Bestes gegeben.“ Platz zwei und 8.000 Euro sicherten sich bei ihrem erfolgreichen Comeback nach zweijähri-

KAENON POLARIZED: NEU IN DEUTSCHLAND

ger Match-Race-Pause Zuschauerliebling Jesper Radich und sein Team Radich Racing. Dritter wurden der Franzose Mathieu Richard und sein FRENCH MATCH RACING TEAM, die damit auch nach dem zweiten von zehn Weltmeisterschaftsläufen der ISAF World Match Racing Tour die Tourwertung mit 40 Punkten vor Titelverteidiger Adam Minoprio (33

10

Punkte) und Neueinsteiger Jesper Radich (20 Punkte) anführen. Insge-

Die US-amerikanische Brillenmarke Kaenon Polarized, welche für Cali-

samt zwölf Teams aus neun Ländern waren am 20. Mai in das 13. Match

fornian Lifestyle steht, ist ab sofort im deutschen augenoptischen Fach-

Race Germany gestartet. Auf der Jagd nach 50.000 US-Dollar Preisgeld,

handel erhältlich. Die modischen Sonnenbrillen sind gekennzeichnet

Sachpreisen im Wert von 10.000 US-Dollar und wertvollen 100 Punk-

durch ein unverwechselbares Design, kombiniert mit polarisierenden

ten für die WM-Wertung war das Match Race Germany der zweite

Gläsern aus dem neuartigen Material SR-91. Das polarisierende Glas

WM-Lauf unter dem Dach der ISAF World Match Racing Tour 2010.

verbindet die Vorteile der Werkstoffe Mineral und Polycarbonat. Es soll

Die nächsten Termine der ISAF World Match Racing Tour: Match Race

so sehr leicht und bei höchster Kratzfestigkeit sehr bruchsicher sein.

France Korea Match Cup 8. bis 13.6. Gyeonggi/South Korea, Portimão

Durch spezielle, sogenannte Light Transmission Levels in drei verschie-

Portugal Match Cup 22. bis 27.6. Portimão/Portugal, Match Cup Swe-

denen Tönungen – Grey, Copper und Yellow – sollen dem Träger nach

den 5. bis 11.7. Marstrand/Sweden, St. Moritz Match Race 31.8.bis 5.9.

Herstellerangaben Vorteile wie exakte Tiefenwahrnehmung, natürliche

St. Moritz/Schweiz, Danish Open 8. bis 12.9. Bornholm/Dänemark,

Farbdarstellung, verbesserte Kontraste und umfassende Reduzierung

Vietnam Match Cup 21. bis 26.9. Nha Trang Bay/Vietnam, Argo Group

der Blendung geboten werden. Die Sonnenbrillen-Kollektion umfasst 25

Gold Cup 4. bis 10.10. Hamilton, Bermuda, Monsoon Cup 30.11. bis

sportliche und modische Modelle. Die Brillen sind auch als Plano-Variante

5.12. Kuala Terengganu/Malaysia. www.matchrace.de

sowie in Korrektion erhältlich. www.rodenstock.de


szene

AUSGEZEICHNETE SEEMANNSCHAFT: BERLINER SEGLER VORN

MIT PUMPE: HYDRAULISCHER ACHTERSTAGSPANNER VON SAILTEC

AAm 20. März erfolgte im Hamburger Museum für Völkerkunde die

Einen hydraulischen Achterstagspanner mit integrierter Pumpe bietet die Schenefelder Fir-

Preisverleihung des Fahrtenwettbewerbs 2009 und der Jugend-Förder-

ma Sailtec an. Durch das neuartige Gerät sollen Segler deutlich mehr Zug auf das Achterstag

preise. Über 4.000 Seemeilen (rund 7.500 Kilometer) legte Manfred

bekommen und dadurch die Segelleistung spürbar verbessern können. Die Achterstagspan-

Brandes mit Ehefrau Heidemarie zurück. Der Törn führte die Segler vom

ner sollen nach Herstellerangaben die manuellen Kurbelspanner des schwedischen Herstel-

See- und Segelsportverein der Hansestadt Rostock und der Schiffergilde

lers Selden ersetzen können. Für beide Größen der Achterstagspanner (Hub 250 und 400

zu Berlin von Rostock über den Polarkreis bis in die raue Barentssee, 76

Millimeter) sind ab sofort Geräte mit identischen Maßen für die gängigen Acherstagdurch-

Tage auf See, oft bei widrigem Wind und schwerem Seegang in einem

messer 8 und 10 Millimeter lieferbar. Die Bedienung wird als „komfortabel und sicher“ an-

schwierigen Revier, zu zweit auf einer Neun-Meter-Segelyacht. Sie ge-

gegeben. Wenn von einem manuellen zu einem hydraulischen Spanner gewechselt werden

wannen eine Goldmedaille in der Kategorie See und außerdem die höch-

soll, ist kein neues Achterstag notwendig. Der optisch und technisch in den USA weiterent-

ste Auszeichnung der Kreuzer-Abteilung, den „Commodore-Preis“ für

wickelte Sailtec-Achterstagspanner hat ein neues flaches Manometer, welches jetzt oben

eine außergewöhnliche Leistung im Fahrtensegeln. Mit dem nach dem

am Ende des Zylinderrohres montiert ist. Das Ablesen soll dadurch vereinfacht werden. Das

Maler und Hochseesegler Arnd Georg Nissen benannte „A.-G.-Nissen-

neue, flache Design des Manometers vermindert das Verhaken von Tampen und Leinen.

Preis“ für die beste Nordseereise sowie einer Goldmedaille wurde Wal-

Die Anzeige des Manometers erfolgt in psi (pounds

traud Degenhard (Segelclub Bayer-Uerdingen) ausgezeichnet. Mit je ei-

per square inch) sowie in Kilogramm und erlaubt so eine genaue Aussage über die Belastung des Riggs. Ein neuer Pumpenhebel aus Edelstahl ersetzt den bisherigen Aluminiumhebel. Er besitzt darüber hinaus eine flachere und verbesserte Aufnahme. Alle Spanner sind mit einem Überdruckventil ausgestattet, um eine ungewollte Überlastung zu vermeiden. Die an jedem Spanner vorhandene Ventilschraube ermöglicht eine einfache Kontrolle des Drucks.

nem Crewkameraden im Wechsel führte sie ihre 33-Fuß-Yacht OLIVIN in

Die von Sailtec verwendete Kolbenstange besteht

sieben Wochen vom niederländischen Friesland 1.572 Seemeilen über

aus Edelstahl und ist länger und stärker als bei

die Nordsee nach Schottland und sicher zurück. Den „Ostseepreis“ so-

vergleichbaren Hydraulikspannern. Ein wichtiges

wie eine Goldmedaille ersegelte sich Prof. Jörg Ziegenspeck, Mitglied im

Merkmal, um ein Durchbiegen und eine frühzeitige

Club der Kreuzer-Abteilung (CKA). Den „Arthur-Doerwald-Gedächts-

Abnutzung der Dichtung zu vermeiden, die durch

preis“ vergibt die Kreuzer-Abteilung für die beste Reise mit einem Boot

seitliche Lasten entstehen können.

unter zehn Meter Länge. Der Preis ging diesmal, verbunden mit einer

www.sailtec.de

Goldmedaille, an die Berliner Günter und Gerda Frentin vom Segelclub Rohrwall. Die Jury urteilte: „Gute Seemannschaft, auf allen Kursen sichere Schiffsführung, vorbildlicher Fahrtensegelsport.“ Für vorbildliches Fahrtensegeln auf Binnen- und Küstengewässern vergibt die Kreuzer-Abteilung den „BinnenKüste-Preis“. Mit ihm sowie mit einer Silbermedaille wurde Hartmut Heise vom Segelverein Klub am Rupenhorn ausgezeichnet. Heinz und Helga Gottschalk vom Cöpenicker Segelverein, Berlin – und ihre Yacht LIBERTAS III gehören bei den Fahrtenwettbewerben der Kreuzer-Abteilung seit Langem zu den erfolgreichen Teilnehmern. Diesmal überzeugten sie die Jury mit einer über 800 Kilometer langen Reise durch die Märkische und Mecklenburger Fluss- und Seenlandschaft. Sie wurden mit einer Goldmedaille und dem „Fluss- und Seen-Preis“ ausgezeichnet (siehe dazu Beitrag in diesem Heft). Bewerbungsschluss für die Fahrtenwettbewerbe der Kreuzer-Abteilung 2010 und die Förderpreise des CKA ist der 15. November 2010. www.kreuzer-abteilung.org


30. HEINEKEN REGATTA: DEUTSCHE CREW GEWINNT

CHARTERWOCHENENDE ZU GEWINNEN: FOTOWETTBEWERB SEGELN

Erfolg für eine deutsche Crew mit Skipper Hans-Robert Nitsche:

Bereits zum zwölften Mal veranstaltet die Hamburger Yachtcharter-

Bei der 30. Auflage der Heineken Regatta in St. Maarten gewann

Agentur Scansail Yachts einen Fotowettbewerb. Noch bis zum 30. Juni

die Crew den Pokal für die „Most Worthy Performance“. Die

2010 können Hobbyfotografen ihre Lieblings-Segelfotos einsenden.

Mannschaft setzte sich damit gegen 240 Yachten durch, darunter

Dabei spielt es keine Rolle, ob das Foto in Kappeln oder in der Karibik,

waren so berühmte Namen wie Peter Holmberg, Peter Isler, Gavin

auf Bornholm oder auf den Bahamas aufgenommen wurde. Teilneh-

Brady und Yachten wie RAMBLER, TITAN 15, HIGHLAND FLING.

men kann jeder, der Spaß am Segeln und an schönen Fotos hat. Eine

Neben dem Klassensieg in „Bareboat 6“ und dem „Columbus Cup“

fachkundige Jury wählt die zehn besten Bilder aus, die prämiert wer-

für den Sieg „Bareboat overall“ unter sieben Klassen von insge-

den. Zu gewinnen gibt es unter anderem eine Charteryacht für ein Wo-

samt 99 Charteryachten auf der Dufour 445 KH+P LET ME GO war

chenende auf dem Ijsselmeer, ein Versicherungspaket von Pantaenius,

dies ein zusätzliches Highlight für die deutsche Crew, die nicht aus

eine Rollentasche von Compass und diverse maritime Buchpreise. In-

einer eingespielten Mannschaft bestand, sondern aus einer Grup-

fos und Teilnahmebedingungen: www.scansails.de/fotos

ANTIGUA A NTIGUA S SAILING: AILING: WOHNEN WIE ERIC CLAPTON Ab sofort können Segler, die im Südosten der karibischen Insel Antigua unterwegs si sind ind dd das as A Anwesen von M Mu Musiker siker ik Eri E Eric ic Cl C Clapton lapton mieten. i Die Vi Di Vil Vil-llenanlage auf einer Anhöhe über der Mamora Bay, bekannt unter dem Namen „Standfast Point“, bietet einen Ausblick über das türkisfarbene, klare Wasser bis hin zu den Nachbarinseln Montserrat und Guadeloupe. Der 1945 in England geborene Clapton begann seine Karriere im Alter von 17 Jahren. Viele Jahre verbrachte er seinen Urlaub auf Antigua. Schließlich eröffnete er 1998 auf der Karibikinsel die Rehabilitationsklinik “Crossroads Centres“. Seit 2004 veranstaltet er das regelmäßig in den USA stattfindende “Crossroads Guitar Festival“, dessen Einnahmen der Klinik zugute kommen. „Standfast Point“ befindet sich nur wenige Kilometer von der Klinik entfernt. Drei miteinander verbundene Gebäude sind von Terrassen umgeben, auf denen sich neben zwei Swimmingpe von Einzelbuchern. Die Segler hatten über KH+P Yachtcharter

pools auch überdachte Abschnitte mit Essbereich befinden. Insgesamt

einen 14-tägigen „Urlaubs-Regattatörn“ gebucht – und waren in

können bis zu 14 Personen untergebracht werden. Die Ausstattung der

dieser Konstellation noch nie vorher zusammen gesegelt. Bemer-

Zimmer ist schlicht und elegant. Das Anwesen, das der Musiker als Rück-

kenswert war das Ergebnis der ersten Wettfahrt, bei der die Crew

zugsort für seine Familie erworben hat, kann für 50.000 US$ pro Woche

von Hans-Robert Nitsche der zweitplatzierten Yacht nach 5:19

bei Caribrep Villas Antigua gemietet werden. Kleiner Trost: das Personal

Stunden einen Vorsprung von 35 Minuten abnehmen konnte.

(Koch, Zimmermädchen, Verwalter und Manager) sind dann bereits in-

„Es ist unser Ehrgeiz, auch normalen Freizeitseglern und weniger

klusive. Info www.standfastpoint.com

erfahrenen Einzelbuchern die Teilnahme an den großen internationalen Karibik-Regatten zu ermöglichen. Dabei wollen wir unseren Crews möglichst gute Voraussetzungen bieten, etwa durch sorgfältige Auswahl erfahrener Skipper und Skipperinnen und aussichtsreicher Yachten“, sagt KH+P-Chef Hartmut Holtmann. Bei der nächsten Antigua Sailing Week sollen 16 Yachten an den Start gehen, so der Charterprofi. www.heinekenregatta.com, www.khp-yachtcharter.de.

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INTERNATIONALE BODENSEEWOCHE: 106 TEILNEHMER

BMW SAILING CUP: AMATEUR-SERIE FEIERT JUBILÄUM

106 Teilnehmer nahmen an der Internationalen Bodenseewoche

Der BMW Sailing Cup setzt 2010 die Segel für die fünfte Saison. Seg-

teil, die zum zweiten Mal „neuer Zeitrechnung“ vom 27. bis zum 30.

ler aus aller Welt messen ihre Kräfte bei der größten internationalen

Mai lief. Der 44-jährige Wassersportevent-Manager Robert Hall-

Regattaserie für Amateure. In Deutschland stehen in diesem Jahr 17

mann konnte damit an den Erfolg der letztjährigen Bodenseewoche

regionale Qualifikationsregatten mit rund 1.500 Teilnehmern und das

anknüpfen. Bis 1972 zählte die Veranstaltung zu den schönsten

Deutschlandfinale auf dem Programm. Im Frühjahr 2011 wird dann

ihrer Art in Europa. Dann war – vorerst – Schluss. Beim Neustart 2009 kamen 60 Skipper mit modernen Yachten und Oldtimern. Für 2010 hat sich die Zahl der Boote mit über hundert fast verdoppelt. Zu den Highlights unter den Oldtimern gehörte die Teilnahme des Scherenkreuzers RITA aus dem Baujahr 1893. Bei Eröffnung der Internationalen Bodenseewoche im Jahre 1900 könnte das historische Holzschiff schon mit am Start gewesen sein. An vier Tagen lockte die Bodenseewoche 2010 mit einem abwechslungsreichen sportlichen und kulturellen Programm zahlreiche Besucher in den Konstanzer Hafen. 800 Teilnehmer lockten Zehntausende Besucher an. 106 Yachten kämpften an drei Renntagen um die begehrten Wander- und Sonderpreise. Erstmals in der Geschichte der Bodenseewoche präsentierte sich der Modellsegelsport. In einem Wasserbecken konnte die Klasse der internationalen RG65 ein Match Race aussegeln. Am Sonnabend strahlte die Sonne, als der Concours d’Elégance der Segelyachten und Motorboote im Hafen begann, und die Teilnehmer zu ihren Regatten hinausfuhren.

die beste deutsche Crew beim Weltfinale auf die Nationenvertreter aus Hongkong, Italien, Neuseeland, Portugal und Spanien treffen. Bei den Regattawochenenden kommen jeweils J80-Segelboote zum Einsatz. Das Kielboot ist acht Meter lang und vereint die Fähigkeit zu sportlichem Regattasegeln mit einfacher Bedienbarkeit. Das Interesse an den Regatten überstieg in der Vergangenheit die Teilnehmerplätze. Um daher noch mehr Seglern das Erlebnis des Cups zu ermöglichen, wurden zur Saison 2010 einige Neuerungen eingeführt. So steigt die maximale Teilnehmerzahl auf 90 Segler (18 Fünferteams). Bislang hatten die Crews in Deutschland nur aus vier Personen bestanden. Die Zahl der in den Wettfahrten startenden Boote wird durchgängig auf sechs erhöht, sodass die Regatta an zwei Tagen (Samstag und Sonntag) durchgeführt werden kann. Es zählt zu den besonderen Reizen des Cups, dass die Anmeldung nur als Einzelperson (und nicht als Team) möglich ist. Alle Teilnehmer werden zu 18 gleichstarken Crews zusamErgebnisse: 1.Platz 75er nat.Kreuzer: PASSAT, Steuermann Richard

mengestellt. Die Wettfahrten sind „Fleet Races“ – alle Boote starten

Volz, 1. Platz 45 nat. Kreuzer: TANIMARA, Markus Glas, 1. Platz

gleichzeitig – und werden auf einem in Windrichtung gesetzten „Up

Drachen classic: VIVIAN, Günter Reisacher, 1. Platz 30er-Binnen:

and Down“-Kurs ausgetragen. In Deutschland fiel in diesem Jahr der

GAZELLE VI, Peter R. H. Pfister, 1. Platz YST bis 99 L-95 FIFTYONE,

erste Startschuss in Leipzig (1./2. Mai). Nächste Stationen waren Ham-

Max Glas, 1. Platz YST ab 100, offene klassische Klasse: ARIEL, Ti-

burg (8./9. Mai), Northeim (15./16. Mai) und Münster (29./30. Mai).

mon Gruber, 1. Platz 8mR: BERA, Werner H. Schifferl, 1. Platz 6mR:

Am Wochenende 3./4. Juli macht der Cup auf dem Berliner Wannsee

MECARA, Reinhard Suhner, 1. Platz 5.5m (Silber Cup): TOPAS

Station, bevor es weiter nach Wismar, Neuruppin und Starnberg geht.

III, Jack Freitag, 1. Platz 5.5m: ANJA, Dietmar Armbruster, 1. Platz

Die letzte Qualifikationsregatta vor dem Deutschlandfinale wird am 25.

X35 NATALIE, Eugen Munz, 1. Platz ORC1: MECKI MESSER, Max

und 26. September wiederum auf dem Berliner Wannsee stattfinden.

Meckelburg, 1. Platz ORC 2-4: MARIA VICTORIA, Toni Magg, 1.

Die erste ernstzunehmende Hürde für Interessierte, am Cup teilzuneh-

Platz ORC Racer: YSA-10, Sven Ackermann, 1. Platz Mehrrumpf-

men, liegt allerdings nicht im Seglerischen, sondern in der Suche einer

boote: HOLY SMOKE, Albert Schiess, 1. Platz 5.5m: TOPAS III, Jack

aussagekräftigen Internetadresse, unter der man sich über Termine,

Freitag, 1. Platz X-Yacht Trophy: HURRY CURRY, Daniel Schroff,

Bewerbungsformalitäten und Ergebnisse informieren kann. Die gibt es

1. Platz 30er-Schärenkreuzer: ELISABETH II, Kurt Huppenkothen.

zwar, erfordert aber viel Geduld bei der Eingabe: www.bmw.de/de/

www.bodenseewoche.com

de/insights/events/ticket_shop/sports/sailing_cup.html


FOLKEBOOT-ZENTRALE: UNTER NEUER LEITUNG

ARQUEONAUTAS: MODE UND ABENTEUER

Die Folkeboot-Zentrale hat einen neuen Inhaber. Vorbesitzer Erik An-

Zum Saisonstart 2008 ist die Düsseldorfer Kitaro Fashion Group eine

dreasen, der 30 Jahre lang die geklinkerten Langkieler im dänischen

Kooperation mit der portugiesischen Schatzsucher-Organisation Ar-

Kerteminde verkauft hatte, hat nun seine Werft aus Altersgründen an

queonautas Worldwide - Arqueologia Subaquática S.A. eingegangen.

Hamburger Investoren abgegeben. Gebaut wurden die über die ganze

Als moderne Schatzsucher birgt ein Team aus Historikern, Marinear-

Welt verbreiteten kleinen Yachten schon seit über zehn Jahren in der

chäologen und Restauratoren das Inventar gefährdeter Schiffswracks

Polar Shipyard in Estland. „Der Anspruch, hohe Qualität und hohe Le-

vom Meeresgrund. Inspiriert von den Eindrücken und Erfahrungen der

bensdauer mit guten Preisen zu verbinden, bleibt unser Ziel. Wir wol-

Schatzsucher, ist eine lässig-modische Lifestyle-Kollektion entstanden.

len wie auch in der Vergangenheit Schiffe für die Ewigkeit bauen. Un-

Seit August 2009 gibt es in Düsseldorf den ersten Arqueonautas Store.

ser Anliegen ist es, höchste Qualität bei moderaten Preisen zu bieten“,

Die Kollektionsteile sind „crew tested“, saltwater washed“ und „water

sagt der neue Verkaufsleiter und Ansprechpartner für Boote, Ersatzteile

proofed.“ Viele Elemente aus der Seefahrt werden für die grafische

und Händler, Erik Schneider. Weiteres Ziel sei es, das Folkeboot noch

Ausgestaltung der Kollektion übernommen. Liebe zum Detail und eine

attraktiver zu machen. Schneider will sich zudem wieder mehr mit den

große Auswahl an Artwork und Prints zeichnen die einzelnen Styles aus.

Kunden und deren Wünschen beschäftigen. Die Schiffe sollen ihr Aus-

Die Kollektion umfasst Strickpullover, T-Shirts, Sweater, Blusen, Jacken,

sehen behalten. Anbauteile und Ersatzteile sollen im Sortiment weiterhin

Jeans und Hosen sowie zahlreiche Accessoires aus Baumwolle, Nylon,

erhältlich sein. „Somit ist der Fortbestand der Marke und auch die Er-

Fleece, Softshell, Lambswool und Segeltuch in maritimen Farben. Erhält-

satzteilversorgung für die Zukunft gewährleistet“, verspricht Schneider.

lich in allen Größen. Ein Euro eines jeden verkauften Kollektionsteils geht

Der von Tord Sunden gezeichnete Prototyp einer neuen Einheitsklasse

an die Arqueonautas-Stiftung zur Rettung des weltmaritimen Kulturguts.

wurde im Frühjahr 1942 auf den Namen Folkeboot getauft. Das mit 24

Aktuell fließen die Erlöse der Kooperation in ein Bergungsprojekt in Mo-

Quadratmeter leicht untertakelte Folkeboot (17 Quadratmeter groß,

sambik. Interessierte können sich über die aktuelle Entwicklung im Inter-

Fock: 7) ist ein Langkieler mit Plattgatt-Heck und angehängtem Ruder.

net auf dem Laufenden halten. www.arqueonautas.de

Es verfügt über die für Holzyachten typische S-Spant-Form. Der klassische Folkeboot-Rumpf ist hölzern geklinkert beplankt. Ursprünglich wurden nur in Skandinavien einheimische Hölzer für den Bau verwendet, inzwischen findet auch das im Bootsbau typische Mahagoni Verwendung. Seit 1976 werden Rümpfe aus GfK gefertigt. Auch bei den Kunststoffbooten wird jedoch die klassentypische Klinkerbeplankung abgebildet. Zum Folkeboot gehört gemäß der Klassenvorschriften ein verleimter Holzmast. Erst seit 2001 sind auch Aluminiummasten zugelassen. Zu erreichen ist die Folkeboot-Zentrale unter den alten Kontaktdaten Folkboat Central FBC GmBH, Süderstraße 73, 20097 Hamburg, Telefon 0171 7402639. www.folkboat.de

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szene

ROLEX BALTIC WEEK: MIT ACHTERN

360° SEGELTUCHTASCHEN: SEGEL GESUCHT

Die siebte Rolex Baltic Week ist um einen Höhepunkt reicher: Vom

Mit stylishen Taschen aus Segeltuch erobert das Label 360° unsere

30. Juni bis zum 4. Juli kommt die 8mR-Flotte zum Euro Cup an die

Herzen. Das Besondere an den Taschen: Durch die Verwendung von

Stätte ihres letzten Olympia-Auftritts. Klassische Yachten und moder-

recyceltem Segeltuch ist jede Tasche ein Unikat und absolut wetterfest.

ne Schiffe dieser traditionsreichen Meter-Klasse kämpfen dann vor

Das Modell „Container“ der 360°-Taschenkollektion verbindet Style

Kiel um den europäischen Titel, darunter auch Schiffslegenden, die

und Funktion gleichermaßen: Dank des gepolsterten Rückenteils und

bereits vor 74 Jahren vor Düsternbrook um Medaillenehren segelten.

der verstellbaren Gurte kann man die Sporttasche auch als Rucksack

Außerdem versammelt der Kieler Yacht-Club (KYC) in Kooperati-

verwenden. Unter allen Lesern des Sailing Journal verlosen wir das Mo-

on mit dem Flensburger Segel-Club die majestätischen 12mR- und

dell „Container“. Senden Sie uns einfach eine Karte oder E-Mail mit dem

die schnittigen 6mR-Yachten zum Robbe & Berking Sterling Cup im

Stichwort „Verlosung 360°“. Die Tasche gibt es mit schwarzem und ro-

ehrwürdigen Becken des alten Olympiahafens direkt vor dem frisch

tem Zahlen-Print für 129 Euro. Diese und weitere schöne Modelle gibt

renovierten Klubhaus des KYC am Hindenburgufer. Inmitten dieser

es im Online-Shop unter www.segeltuchtaschen.com.

klassischen Schönheiten zur See dürfte der Achter GERMANIA III in besonderem Maße die Blicke auf sich ziehen. Denn es gibt nur weni-

360° sucht Ihre alten, gebrauchten oder beschädigten Segel! Völlig

ge Schiffe, die mit der Segelgeschichte des Landes und der von Kiel

unkompliziert werden die gebrauchten Segel zu Hause abgeholt.

so eng verknüpft sind wie die sechs GERMANIA-Yachten, die Anfang

Für die alten Segel gibt es einen entsprechenden Gegenwert in

des Jahrhunderts für die Familie Krupp gebaut worden sind. Die GER-

Euro oder eine neue Segeltuchtasche! Weitere Infos gibt es auf

MANIA III erlangte dabei herausragende sportliche Bedeutung, als

www.gebrauchtesegel.de.

sie 1936 in heimischen Gefilden um olympische Ehren segelte und die Bronzemedaille gewann. In der damaligen olympischen Königsklasse lag die Yacht von der Traditionswerft Abeking & Rasmussen

KÖRPERPFLEGE FÜR SEGLER SPORTIQUE, Spezialist für natürliche Körperpflege, bietet seine Produkte ab sofort auch in Deutschland an. Die SPORTIQUE Cremes, Öle und Salben wurden vor allem für die strapazierte Haut aktiver Menschen entwickelt und sollen sich nach Herstellerangaben ideal für den Einsatz bei körperlicher Beanspruchung und unter unfreundlichen klimatischen Bedingungen wie etwa beim Segeln, eignen. Bei der Herstellung der Produkte nutzt das Unternehmen die „Kraft von Kräutern“, pflanzlichen (A&R) bis zum letzten Rennen auf Goldkurs. Dann aber verlor die Besatzung um so herausragende Persönlichkeiten wie Hans Howaldt, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und Felix Scheder-Bieschin Platz eins und im Stechen auch noch Silber. Nun schließt sich für die GERMANIA III der Kreis, denn im Sommer gibt es beim Euro Cup die Chance zur Olympia-Wiedergutmachung. Rolex als Titelsponsor der einzigen von der Schweizer Luxusuhren-Manufaktur unterstützten Regatta in Deutschland sowie die Silbermanufaktur Robbe & Berking, die seit Jahren eng mit den Klassikern verbunden ist, werden für ein außergewöhnliches Rahmenprogramm neben dem Sport sorgen. Das Hotel und Restaurant Kieler Yacht-Club mit Hauptsitz des KYC wird das geeignete Ambiente dafür bieten. Das im Vorjahr restaurierte Alfried-Krupp-Haus soll als Regattazentrum von der Eröffnungsfeier am 30. Juni über die Wettfahrttage vom 1. bis zum 4. Juli bis zur abschließenden Siegerehrung dem ambitionierten Laissez-faire der Meter-Klassen gerecht werden. www.rolex-baltic-week.com

Extrakten, natürlichen, feuchtigkeitsspendenden Ölen und Sheabutter. Mineralöl-basierende Stoffe, Sulfitderivate, tierische Fette, chemische Konservierungs- und Farbstoffe werden gänzlich vermieden, auch soll es keine Tierversuche zu Testzwecken geben. In der Produktpalette finden sich Cremes, Öle und Salben. www.acs-vertrieb.de


PALMA: SCHLONSKI/KLEEN BRONZE

KIELER WOCHE 2010: AUDI GEHT AN BORD

Die deutsche Starbootflotte hat die europäische Segelsaison 2010

Der Ingolstädter Automobilhersteller Audi ist Mobilitätspartner in

beim Weltcup aller zehn olympischen Disziplinen vor Palma de Mal-

der Hauptstadt des Segelns, stattet Fuhrpark sowie Trailerservice

lorca erfolgreich eröffnet. Beste Mannschaft des Deutschen Segler-

mit Fahrzeugen aus und bietet seinen Gästen ein besonderes Sege-

Verbandes (DSV) waren vor Mallorca Alexander Schlonski/Frithjof

lerlebnis. „Der Segelsport hat für uns eine ganz besondere Bedeu-

Kleen (Berlin/NRV Olympic Team), die sich mit Rang vier im ab-

tung: Mit seiner Kombination aus Teamwork, Hightech-Materialien

schließenden Medaillenrennen am Karfreitag Bronze sichern konn-

und sportlichem Wettkampf passt er perfekt zu Audi“, sagt Hans-

ten. Die Starboot-Crews Matthias Miller/Benedikt Wenk (Berlin/

Joachim Radde, Leiter Marketing Deutschland, Audi AG. „Mit dem

Verein Seglerhaus am Wannsee) und Johannes Polgar/Markus Koy

erfolgreichen Engagement im Audi MedCup hat sich Audi bereits

(Hamburg/NRV Olympic Team) auf den Plätzen sieben und neun

einen guten Namen im internationalen Segelsport gemacht und

sorgten bei der 41. Trofeo S.A.R. Princesa Sofìa für ein insgesamt

knüpft mit der Unterstützung der Kieler Woche nahtlos daran an.“

herausragendes deutsches Ergebnis in dieser ältesten olympischen Klasse, die wieder auf dem Weg zu dem ist, was sie jahrzehntelang war: eine deutsche Paradedisziplin im Segelsport. „Wir sind sehr glücklich“, sagte Vorschoter Frithjof Kleen in Palma, „auch wenn im Finalrennen noch mehr drin gewesen wäre, weil wir lange geführt und nur durch eine taktisch nicht ganz glückliche Entscheidung ein paar Boote verloren haben. Eine Serie mit ausschließlich einstelligen Ergebnissen zu segeln, das ist etwas Besonderes. Wir hatten uns diese Konstanz vorgenommen und sind damit zufrieden.“ Lob gab es von Torsten Haverland (Schwerin). Der DSV-Vizepräsident für

Entsprechend umfangreich ist das Engagement des Autobauers: auf Plakaten, Leitsystemen, in der Innenstadt und an der Kiellinie, auf Siegerehrungsrückwänden, den offiziellen Kleidungsstücken, im offiziellen Programmheft oder auf den Wendemarken der Regattabahnen – die vier Ringe prägen die Veranstaltung in Kiel und Umgebung. Hautnah erleben die Gäste die Wettkämpfe während der Regattaverfolgung: Audi setzt ein Boot der sportlichen TP52Klasse ein, wie es beispielsweise auch im Audi MedCup an den Start geht. Die offiziellen Siegerehrungen finden auf der AudiBühne in Schilksee statt. Mit der Aktion „A dream comes true“ will

16

Leistungssport hatte die Aktiven gemeinsam mit DSV-Sportdirekto-

Audi seinen Gästen zudem ein einmaliges Segelerlebnis bietet:

rin Nadine Stegenwalner (Hamburg) vor Ort beobachtet. „Die Star-

Zehn Kunden haben die Möglichkeit, eine Wettfahrt während der

boote haben sich in eindrucksvoller Form präsentiert. Das war ein

Kieler Woche an Bord eines Bootes der TP52-Klasse zu absolvieren.

gelungener europäischer Auftakt. Ergebnisse Starboot: 1. Fredrik

Zehn Amateure erleben so gemeinsam mit fünf gestandenen Profis,

Lööf/Johan Tillander (SWE) 35 Punkte, 2. Flavio Marazzi/Enrico da

darunter der Skipper Tim Kröger, die faszinierende Segel-Action als

Maria (SUI) 36 Punkte, 3. Alexander Schlonski/Frithjof Kleen (Ber-

Teil des Teams. Und damit die Boote der Aktiven auch rechtzeitig

lin/NRV OT) 43 Punkte, 7. Matthias Miller/Benedikt Wenk (Berlin/

zum Wasser und zurück gebracht werden, rüstet Audi den Trailer-

VSaW) 68 Punkte, 9. Johannes Polgar/Markus Koy (Hamburg/NRV

service in Schilksee aus. Mit dem Auftritt bei der Kieler Woche, die

OT) 75 Punkte, 11. Robert Stanjek/Philipp Stanjek (Berlin/NRV OT)

mit 3,5 Millionen Besuchern als das größte Sommerfest im Norden

62 Punkte, 14. Johannes Babendererde/Timo Jacobs (Lübeck/NRV

Europas gilt, baut Audi sein Engagement auf dem Wasser weiter

OT) 95 Punkte. Beste Deutsche in der Klasse 470er/Männer wa-

aus. Das Umfeld ist ideal: Segelsport steht für Präzision, Dynamik,

ren Daniel Zepuntke/Dustin Baldwein (Berlin/VSaW) 139 Punkte

Ästhetik und sportlichen Wettkampf – für Audi also eine hervor-

(Platz 26) und Lucas Zellmer/Heiko Seelig (Berlin/SpYC) 142 Punk-

ragende Bühne, um sich als Premiumanbieter zu präsentieren.

te (Platz 29). www.dsv.org

www.kieler-woche.de. www.audi.de.


szene

BAVARIA: CARDENAS WEITER IM BOOT

PANTAENIUS RUND SKAGEN: ROSTOCKER RENNYACHT VORN

Die Bavaria Yachtbau GmbH hat die Restrukturierung ihrer Bilanz

Beim Pantaenius Rund Skagen 2010 unter extremen Bedingungen

abgeschlossen und wird nun mehrheitlich von Anchorage Advi-

konnte die GLASHÄGER-Crew aus Rostock auf den zweiten Platz

sors („Anchorage“) und Oaktree Capital Management („Oaktree“)

segeln. Nur die Hälfte der 62 gemeldeten Yachten kam nach kal-

gehalten. Die beiden neuen Eigentümer hatten dem Unternehmen

ten und stürmischen 510 Meilen durch die Nord- und Ostsee ins

neues Kapital zur Verfügung gestellt und die Bilanz von Bavaria ge-

Ziel am Kieler Leuchtturm. Fünf Meter hohe Wellen und bis 36

stärkt. Im Rahmen der Restrukturierung wurden über 90 Prozent

Knoten Wind von vorn, dazu extreme Kälte, Schlafmangel und

der Schulden abgeschrieben und dem Unternehmen 55 Millionen

Seekrankheit: Die 510 Seemeilen des Pantaenius Rund Skagen

Euro aus einer Kapitalerhöhung zugeführt. Die neue finanziel-

2010 von Helgoland nach Kiel stellten härteste Anforderungen

le Stärke ermöglicht Bavaria nach eigenen Aussagen nun eine

an Mensch und Material. Etliche Yachten mussten das Rennen

schnellere Produktentwicklung und -vermarktung, den Ausbau

aufgeben und Schutzhäfen anlaufen. Die Rostocker Rennyacht

der Kunden- und Händlerbetreuung und das Erschließen neuer Vertriebskanäle. In enger Zusammenarbeit mit dem international renommierten Designbüro Farr Yacht-Design und der BMW-Group Designworks USA hat Bavaria bereits neue Segel- und Motoryachten entwickelt, die alle ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen sollen. Aktueller Beweis ist die Auszeichnung der neuen Deep Blue 46 als Motorboot des Jahres 2010 sowie die Nominierung der Segelyacht Cruiser 32 als Yacht des Jahres. Die Neuaufstellung, die abgeschlossene Bilanzrestrukturierung und die Marktakzeptanz des überarbeiteten Produktprogramms bestätigen den Erfolg des Managements unter Andres Cardenas, der hierbei eine entscheidende Rolle gespielt hat. Auf eigenen Wunsch wird er von seiner

GLASHÄGER, die unter dem Namen ILLBRUCK als erste deutsche Siegeryacht des Volvo Ocean Race Segelgeschichte schrieb, ging am Mittwochabend nach 48 Stunden und 52 Minuten unversehrt und mit der zweitschnellsten gesegelten Zeit über die Ziellinie. Das Funktion als CEO zurücktreten und dem Unternehmen nun in neuer

speedsailing-Team um Skipper Matthias Huhn traf nur drei Stunden

Funktion als Berater im Beirat zur Verfügung stehen. Bis zur Neube-

40 Minuten hinter der deutlich größeren HEXE am Kieler Leucht-

setzung der Funktion des CEO wird er jedoch im Amt bleiben und

turm ein. „Wir sind froh und glücklich, das Boot und uns selbst un-

Bavaria unterstützen. „Nachdem ich nun meine Ziele bei Bavaria

versehrt nach Kiel gebracht zu haben. Ich bin stolz auf die Jungs,

erreicht habe, möchte ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen“,

die bei diesen extrem kalten und stürmischen Bedingungen über

begründete Cardenas seine Entscheidung. Alle Bavaria-Yachten

sich hinausgewachsen sind. Wir waren top vorbereitet, hatten das

werden ausschließlich auf Bestellung produziert. Das ermöglicht

Schiff jederzeit unter Kontrolle und keinerlei Gedanken an Abbruch

es jedem Kunden, ein individuelles Schiff zu konfigurieren. Die

oder Aufgabe.“, sagte Matthias Huhn nach dem kräftezehrenden

Werft in Giebelstadt beschäftigt etwa 480 Mitarbeiter und fertigt

Rennen. Die GLASHÄGER-Rennyacht zählt damit weiter zu den

Yachten zwischen 27 und 55 Fuß Länge. Bis heute hat Bavaria mehr

schnellsten deutschen Segelyachten. Sie gehört zum Rostocker Un-

als 30.000 Yachten gebaut und über 85 Prozent der Produktion ex-

ternehmen speedsailing mit Eigner Ralf Kudra und kann für Segele-

portiert. Die Produktion teilt sich aktuell in 60 Prozent Segel- und 40

vents und Gästetörns gechartert werden. www.speedsailing.de /

Prozent Motoryachten. www.bavaria-yachtbau.com

www.nordseewoche.org




warm-up 20

LOUIS VUITTON TROPHY


szene louis vuitton trophy

„Die Louis Vuitton Trophy hat eine Zukunft und sie wird

sie versucht, die Trophy zu unterbinden (Anm. d. Red.: Der

wachsen“, behauptet Grant Dalton, CEO EMIRATES TEAM NEW

am tierende Verteidiger des AC muss der Nutzung der Cupper

ZEALAND und frischgebackener Sieger der Trophy von Auckland

außerhalb des AC zustimmen). Aber jetzt, mit BMW ORACLE

2010. „Es war nicht klar, wie es weitergeht, wenn ALINGHI

RACING (BOR) als neuem Verteidiger des Cups in der Verantwor-

den 33. America´s Cup gewonnen hätte, vermutlich hätten

tung, steht dieser First-Class-Regatta nichts mehr im Wege.“


P

aul Cayard, Präsident der World Sailing Team Association (WSTA) und Taktiker

ningstage deutlich steigern können und die Teamarbeit

des schwedischen Teams ARTEMIS, stimmt dem aus anderen Gründen zu: „Ich

stark verbessert. Aber auch alle anderen Teams haben

glaube, dass die Louis Vuitton Trophy eine Zukunft hat, weil sie einen hohen

ihr Niveau angezogen. Das Level der Trophy steigt, das

kommerziellen Nutzen mit vernünftigem Aufwand realisiert. Sie bietet spannende Ren-

macht sie so interessant.“

nen, nahe unter der Küste, über kurze Distanzen, in internationalen Austragungsorten. Bezeichnenderweise bewerten und schätzen beide, Verteidiger und Challenger of Re-

Das hoch professionelle Leistungsniveau zieht auch neue

cord des 34. America´s Cup, das Konzept als positiv. Und auch Louis Vuitton ist mit

Teams an. Karol Jablonski, Skipper des russischen Newco-

diesem Engagement sehr zufrieden.“ Ebenso die besten Segler der internationalen Sze-

mers SYNERGY RUSSIAN SAILING TEAM: „Das Racen ge-

ne, die mit Vorliebe bei der Louis Vuitton Trophy starten, denn hier treten sie gegen

gen die besten Teams auf dem höchsten Level ist eigent-

ihresgleichen an. Jochen Schümann, Skipper des deutsch-französischen Teams ALL4ONE,

lich das, wonach alle Regattasegler suchen. Gleichzeitig

das seit Nizza in der Trophy segelt: „Wir haben uns seit Nizza trotz der wenigen Trai-

bietet diese Regatta ein sehr gutes Training für den nächs-

22


szene louis vuitton trophy

ten AC und erlaubt mir, meine Fähigkeiten als Steuermann

dernde Rennen, um Match Racing auf diesen großen Booten, mit 17 Mann Crew, wo die

weiterzuentwickeln. Ich genieße die anspruchsvollen, kom-

Kommunikation so wichtig ist, ja essenziell für den Erfolg. Vor diesem Aspekt profitieren

plizierten AC-Yachten, die die Mannschaft extrem fordern.“

wir enorm von der Trophy.“ Die hohe Qualität zieht Quantität nach. In La Maddalena/ Sardinien wird im Juni bereits ein drittes italienisches Team, LUNA ROSSA, am Start sein.

Es ist das Format der Trophy, das die seglerische Leistung in den Vordergrund stellt und über Sieg und Nie-

Die Idee, mit den Louis Vuitton Pacific Series in 2009 die Segler der America´s-Cup-

derlage entscheidet. Die Teams rotieren auf den ver-

Szene trotz des damals laufenden Rechtsstreites zwischen ALINGHI und BMW ORACLE

fügbaren Cuppern der letzten Generation und segeln

RACING zurück aufs Wasser zu bringen, ist aufgegangen. Und aus der einmalig ge-

nach klassischen Match-Race-Regeln, ganz wie beim

planten Veranstaltung hat sich eine weltweite Regattaserie mit Events in Europa, Asien

America´s Cup, nur dass die Boote aneinander ange-

und Ozeanien, die Trophy, entwickelt. Mit der Entscheidung im 33. America´s Cup im

glichen sind und somit nahezu gleiche Ausgangschan-

Februar 2010 hat sie unerwartet noch eine ganz neue Bedeutung erlangt. Yves Car-

cen bieten. Eine einmalige und kostengünstige Möglich-

celle, Chairman & CEO Louis Vuitton Paris: „Die Zukunft dieser Trophy ist gewiss. Das

keit für existierende und künftige America´s-Cup-Teams,

Format ist ein großartiges Format, das funktioniert. Die Trophy ist sozusagen ein ‚War-

ihre Crews zu testen und auszubauen.

ming up‘, bevor der America´s-Cup-Prozess wieder beginnt.“

Ben Ainslie, mehrfacher Olympiasieger und Steuermann

Und Bruno Troublé, Sprecher Louis Vuitton und Organisator des LV-Cup von 1983 bis 2007,

des englischen Teams ORIGIN: „Es geht viel um Training

spricht aus, was die Insider denken: „In 2010 und 2011 werden wir mit den ACC-Rule5-

und den Aufbau junger Mannschaften für harte, for-

Booten weiter segeln, aber in 2012, wenn die neuen Boote des 34. AC lanciert werden,


könnte die Trophy eine gute Testmöglichkeit für die neuen Boote, die Prototypen, wer-

Umpire LVT: „In 2011 oder 2012 könnten wir hier die

den.“ Paul Cayard geht noch weiter; er sieht die Möglichkeit, dass nur wenige neue Boo-

neue Generation der nächsten America´s-Cup-Boote

te gebaut werden, drei bis vier, diese von den teilnehmenden Teams der LV-Trophy bei

sehen. Diese Events sind perfekt, um die Boote, Regeln

deren Events getestet werden und die potenziellen Kampagnen des nächsten America´s

und diverse andere Fragen zu testen und zu klären.

Cup anhand dieser Ergebnisse erst mit ihren eigenen Bootsentwicklungen beginnen.

Und die Trophy könnte auch die nächste Challengerserie für den kommenden Cup werden, als eigenständige

Wird die Trophy gar den „altbekannten“ Louis Vuitton Cup, die Qualifikationsserie der

Regatta mit eigenen Rechten und Regeln, wie sie es in

Herausforderer des Amercia´s Cup, ablösen oder in diesen übergehen? Diese Frage muss

der Vergangenheit auch immer war. Natürlich müssen

zu diesem Zeitpunkt offen bleiben, bis die Details des 34. America´s Cup – Wann?

wir die Entscheidungen des Verteidigers abwarten, aber

Wie? Wo? In welchen Booten? – vom Verteidiger und dem Challenger of Record be-

BMW ORACLE RACING ist Mitglied in der WSTA und

kannt gegeben werden. Denkbar ist diese Entwicklung allemal. Bill Edgerton, Chief

beide Parteien denken ähnlich, das ist ein guter Start.“

24


szene louis vuitton trophy

„ES GEHT VIEL UM TRAINING UND DEN AUFBAU JUNGER MANNSCHAFTEN FÜR HARTE, FORDERNDE RENNEN, UM MATCH RACING AUF DIESEN GROSSEN BOOTEN, MIT 17 MANN CREW, WO DIE KOMMUNIKATION SO WICHTIG IST, JA ESSENZIELL FÜR DEN ERFOLG. VOR DIESEM ASPEKT PROFITIEREN WIR ENORM VON DER TROPHY.“


Christine Belanger, Louis Vuitton Director, bestätigt die-

Gründungsmitglieder sind neben Y. Carcelle (Louis

sen Gedanken: „Unsere Beziehung zum aktuellen Ver-

Vuitton) bezeichnenderweise Larry Ellison (Eigner BOR),

teidiger ist sehr gut, weil wir sehr ähnliche Einstellun-

Russell Coutts (CEO BOR), Grant Dalton (CEO EMIRA-

gen haben und die gleichen Ziele verfolgen. Wir haben

TES TEAM NEW ZEALAND) und Bruno Troublé (Spre-

gemeinsame Ideen, Visionen und Respekt, das ist eine

cher LV). Inzwischen ist auch der Challenger of Record

gute Basis für die Zusammenarbeit im 34. Cup.“

des 34. AC, MASCALZONE LATINO AUDI TEAM, Mitglied. Das WSTA ist damit die ideale Kommunikati-

So ist es wahrscheinlich, dass die französische Edel-

onsplattform für den Verteidiger des 34. AC, um wie

marke wieder eine Rolle im nächsten America´s Cup

angekündigt die Details für den nächsten Cup und

in 2013 – oder 2014 – spielen wird. Die Weichen sind

das Protokoll mit den Teams gemeinsam zu erarbeiten.

gestellt und auch hier kommt der Louis Vuitton Tro-

Flavio Favini – Aftergard MASCALZONE LATINO AUDI

phy eine wichtige Rolle zu. Um faire Wettkampfbedin-

TEAM: „It will get very tuff.“

gungen zu schaffen, wurde für die Organisation der

Text & © Fotos Heike Schwab

Trophy die WSTA (World Sailing Team Association) gegründet, eine neutrale Institution aus Mitgliedern der Teams und Louis Vuitton, die das Wie, Wann und Wo der Trophy managen, ganz dem Beispiel der FIA im Motorsport folgend.

„DIE ZUKUNFT DIESER TROPHY IST GEWISS. DAS FORMAT IST EIN GROSSARTIGES FORMAT, DAS FUNKTIONIERT. DIE TROPHY IST SOZUSAGEN EIN ‚WARMING UP‘, BEVOR DER AMERICA´SCUP-PROZESS WIEDER BEGINNT.“

PROVISONAL FINAL RANKING LOUIS VUITTON TROPHY – NACH LA MADDALENA: 01)

EMIRATES TEAM NEW ZEALAND

02)

SYNERGY RUSSIAN SAILING TEAM

Neuseeland Russland

03)

ALL4ONE

Deutschland/Frankreich

04)

ARTEMIS

Schweden

05)

MASCALZONE LATINO AUDI TEAM

Italien

06)

AZZURRA

Italien

07)

TEAMORIGIN

UK

08)

LUNA ROSSA

Italien

09)

BMW ORACLE RACING

USA

10)

ALEPH SAILING TEAM

Frankreich

DIE NÄCHSTEN TERMINE: LOUIS VUITTON TROPHY 2010 / 2011

26

13. – 28.November 2010

Dubai

Vereinigte Arabische Emirate

09. – 24.Januar 2011

Hong Kong

China


szene louis vuitton trophy

„WIR HABEN GEMEINSAME IDEEN, VISIONEN UND RESPEKT, DAS IST EINE GUTE BASIS FÜR DIE ZUSAMMENARBEIT IM 34. CUP.“


Die Finns und die Ynglings warteten auf Bahn A – direkt vor dem Hafen – den ganzen Tag auf Wind. Leider war dieser aber bei der starken Strömung zu schwach. Für den nächsten Tag war zwar schlechtes Wetter durch den Ausläufer eines Taifuns vorhergesagt, dafür sollte es aber Wind geben. Und der kam dann auch: Bei Dauerregen und Wind bis um die 20 Knoten wurde unser Rennen angeschossen. Endlich konnten wir zeigen, was in uns steckt. Mit dem besten Start der gesamten Flotte waren wir von Beginn an in der Spitzengruppe und führten sogar auf der zweiten Kreuz. Im Ziel mussten wir uns nur den Olympiasiegerinnen geschlagen geben und wurden am Ende Zweite. Dieser Superplatz katapultierte uns auf Gesamtrang vier. Da standen wir nun, unsere Gefühle mussten wir nun erst einmal ordnen. Bei unserer Olympiapremiere den undankbaren vierten Platz zu belegen, das war für mich schwer zu verkraften. Aber ich bin auch stolz, stolz darauf, so weit gekommen zu sein“, sagt Deutschlands erfolgreichste Seglerin der letzten zwei Jahrzehnte, Ulrike Schümann, rückblickend über ihre Teilnahme an den XXIX. Olympischen Spielen vor Quingdao 2008.

28

MU S S KRIT ISC H BLE IBE N

vor; also wurde am Sonntag auch rausgefahren.

wer zur elite zählen will,

„Der Zeitplan sah am 16. August unser Medalrace


interview ulli sch端mann


N

un beendet die dreimalige Vizeweltmeisterin

mals derart fasziniert, dass sie ihre Hobbys Handball

und Olympia-Vierte von 2008 ihre Segelkarrie-

und Turnen aufgab und nur noch segeln wollte. So

re. Mit der 37-jährigen Berlinerin, die von sich

einfach kann der Beginn einer eindrucksvollen Sportge-

sagt „Segeln ist das Beste, was ich je ausprobiert habe“

schichte sein.

trafen wir uns in Berlins neuer Mitte, am Potsdamer Platz. Ulrike Schümann war und ist selten um klare Worte Geboren in Potsdam, aber längst heimisch im Berliner

verlegen. Auch deshalb wählten die Kadersegler sie für

Verein Seglerhaus am Wannsee, nahm Ulrike Schümann

einige Jahre zu ihrer Aktivensprecherin. Wenn sie in

zweimal Kurs auf Olympische Spiele. Einmal blieb sie

Rage geriet, konnte sie lauthals schimpfen. Das hatte

wider Erwarten in der nationalen Ausscheidung hän-

Vor- und Nachteile, tat aber in einer Welt voller poli-

gen, verlor 2004 das Duell gegen Dauerrivalin Kristin

tisch korrekt agierender Athleten auch erfrischend gut.

Wagner. Dafür revanchierte sie sich vier Jahre später,

Doch Schümanns ungestümes Temperament bekamen

qualifizierte sich in der Yngling für die Olympischen

auch ihre Mitseglerinnen oft zu spüren, die sich nach

Spiele 2008. Ihr furioser Endspurt aber kam nach miss-

Patzern harsche Kritik gefallen lassen mussten. Da-

glücktem Auftakt in chinesischen Gewässern zu spät.

bei wusste die Chefin ihre Rage stets zu begründen:

Das Ergebnis: Platz vier. „Es gibt nicht viele Menschen,

„Ich habe sehr, sehr hohe Erwartungen an mich und

die es zu den Spielen schaffen. Für mich wird der Ein-

meine Crews. Wer zur internationalen Elite zählen will,

lauf ins Olympiastadion immer als magischster Moment

muss kritisch bleiben.“

meiner Segelkarriere in Erinnerung bleiben.“ Dabei war sie seglerisch selbst ihre größte Kritikerin. So Dass Ulrike Schümann über zwei Jahrzehnte zu den

auch jetzt zum Abschied. Schümann hat erkannt, dass

erfolgreichsten deutschen Seglerinnen zählte und so

die ins Visier genommene dritte Olympiakampagne nicht

dem DSV als Aushängeschild dienen konnte, begründet

auf einem für sie akzeptablen Niveau durchzuhalten

die dreimalige Vizeweltmeisterin mit einer „angebore-

ist. Die vom Weltseglerverband neu gewählte Disziplin

nen“ Leidenschaft: „Meine Karriere habe ich vor allem

Matchrace für Frauen auf wenig verbreiteten Booten vom

mir selbst zu verdanken. Ich hatte aber auch immer

Typ Elliott 6m hält Schümann für „realitätsfern“. Sie ur-

gute Trainer. Mein erster Opti-Trainer hat mein Talent

teilt auf der Basis eigener Erfahrungen: „Das System bie-

erkannt.“ Wie alles begann? Nun, in der ersten Klasse

tet Neueinsteigern kaum Chancen zum Aufstieg, ist nicht

hatte eine Freundin sie zum Mitsegeln eingeladen. Das

olympiawürdig.“ Aber auch ohne die Matchrace-Einfüh-

Mädchen musste mit den Eltern mit, langweilte sich

rung wäre das Grundproblem geblieben: „Es war immer

aber allein. Wind und Sonne haben die kleine Ulli da-

hart, eine erfolgreiche Olympiakampagne zu stemmen.

30


interview ulli schümann

„ENDLICH KONNTEN WIR ZEIGEN WAS IN UNS STECKT. ICH BIN STOLZ, STOLZ DARAUF, SO WEIT GEKOMMEN ZU SEIN.“


32

© Foto M. Müncheberg


interview ulli schümann

Doch jetzt ist es verdammt hart geworden. Es funktioniert

Ulrike Schümann wurde von ihrem Arbeitgeber, der

heute nur noch als Vollprofi in Vollzeit mit anständigem

Daimler Financial Services AG, für Einsätze oft großzü-

Budget. Das können nur die allerwenigsten leisten.“

gig freigestellt. Es war auch dieses indirekte Sponsoring, das ihr den Leistungssport auf höchstem Niveau

Will heißen: Um mit dem neuen, sechs Meter langen

ermöglichte. Sie zählte zu den wenigen Leistungsseg-

ISAF-Boot auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu

lern in Deutschland, denen das vergönnt war. Dazu

werden, hätte Schümann quasi nochmal ganz von vorn

genoss die Selfmade-Frau eine solide Unterstützung

beginnen und hart trainieren müssen. Das hätte für die

ihres Vereins und fand immer wieder kleine und auch

Berlinerin vor allem bedeutet, viel Zeit zu investieren.

große Partner, die gern zur charismatischen Seglerin

„Ich bin siebenunddreißig“, sagt sie, und auch wenn

ins Boot stiegen.

man ihr dieses Alter mitnichten ansieht, sei sie froh, nun einen „richtigen, festen Job“ zu haben, der sie for-

Ihre Leistungsstärke bewies Schümann, die sich selbst

dert, ihr Spaß macht und sie ganz nebenbei nach fast

als „absolute Arschseglerin“ bezeichnet, auch abseits

20 Jahren des Sports endlich in die Lage versetzt, sich

der olympischen Bühne: Im Herbst 2007 siegte sie bei

eine schöne Wohnung und ein schickes Auto leisten

der YACHT-„Meisterschaft der Meister“ auf der Ham-

zu können. Froh sei sie, nach diesem folgenschweren

burger Außenalster. Als eine von nur zwei Steuer-

Entschluss, dass sie nun nicht mehr „bei jedem Wet-

frauen ließ sie ein starkes Männer-Feld von insgesamt

ter raus“ müsse: „Segeln auf dem Ijsselmeer, bei zehn

30 Deutschen, Europa- und Weltmeistern hinter sich.

Grad? – Das muss ich mir nicht mehr antun!“ Stattdessen will sie sich zukünftig, wenn es zeitlich passt, die

Wie geht es weiter? Ende Mai startete Schümann erst-

Wettfahrten aussuchen, bei denen sie antritt: „Warm

mals beim Match Race Germany. Das Steuer überließ sie

sollte es sein, und es sollte Spaß machen“, lautet ab so-

dabei Kathrin Kadelbach, mit der sie im vergangenen

fort das Credo der Frau mit dem gewinnenden Lachen.

Jahr die Deutsche Matchrace-Meisterschaft im gemischten Feld gewinnen konnte. Mit Erfolg: Mit zwei Siegen hat

Über ihren ehemaligen Boss im Boot sagte Vorschiffs-

sich das einzige deutsche Team bei der historischen er-

frau Julia Bleck einmal: „Ulli weiß, was sie will, sie ist

sten Teilnahme einer Steuerfrau am Match Race Germa-

unglaublich ehrgeizig, ein Organisationstalent. Auf dem

ny überraschend gut verkauft. Die beiden Seglerinnen

Wasser ist sie impulsiv, aber dabei immer fair und ehr-

schlugen auf Yachten vom Typ Bavaria 35 Match den

lich. Als Mensch steht sie mit beiden Beinen im Leben

schwedischen Weltranglisten-Achten Björn Hansen und

– und hat trotz der Anstrengungen und Entbehrungen

Matchrace-Europameister Mats Ebler aus Dänemark. „Es

des Leistungssports den Spaß am Leben nicht verges-

hat viel Spaß gemacht“, sagt Schümann, die ihr neues

sen.“ Im Schatten sportlicher Erfolge lebte Schümann

Leben und die damit verbundenen Freiheiten in vollen

wie so viele ihrer Teamkollegen sehr bescheiden, ordnete

Zügen genießt. Und – wieder Blut geleckt hat.

ihr Leben den Anforderungen des Leistungssports unter.

Interview T. Pokorny, Matt. Müncheberg © Fotos U. Schümann privat.

„SEGELN AUF DEM IJSSELMEER, BEI ZEHN GRAD? - DAS MUSS ICH MIR NICHT MEHR ANTUN!“


ALL4ONE/TP52

34


szene audi med cup

Mit der Troféu de Portugal vom 11. bis 16. Mai 2010 startete der diesjährige Audi MedCup Circuit – eine Regattaserie, in welcher sich traditionell das Who`s who der internationalen Seglerszene ein Stelldichein gibt. In der anspruchsvoll zu segelnden TP52 Class machen oder halten sich die besten Segler fit für den nächsten America`s Cup.


D

ie Titelverteidiger des letzten MedCups, EMIRATES TEAM NEW ZEALAND mit Owner Grant Dalton und Skipper Dean Barker, sind

beim MedCup ebenso am Start wie das amerikanische QUANTUM RACING-Team mit Doug DoVos und Terry Hutchinson sowie ARTEMIS/Schweden (Torbjörn Törnquist), die britischen Teams CRISTABELLA (John Cook) und TEAMORIGIN 1851 (Sir Keith Mills und Ben Ainslie), die spanische BRIBON (José Cusi/Gonzalo Araujo), Robert Scheidt auf LUNA ROSSA/Italien; Argentinien ist mit Alberto Roemmers und Guillermo Parada auf MATADOR am Start und Karol Jablonski steuert das russische Boot SYNERGY. Die Portugiesen fahren die erste Etappe auf heimischen Gewässern, auf ihrer TP52 BIGAMIST 7 (Pedro Mendonca/Afonso Domingos). Das Besondere in diesem Circuit: Erstmals wieder ist – in Zusammenarbeit mit Frankreich – eine deutsche Challenge am Start: Der Gewinner des America`s Cup 2003 und 2007 (mit ALINGHI/Schweiz), Jochen Schümann, ist zurück. Er steuert die ALL4ONE (ehemals MEAN MACHINE). Und das nicht schlecht: Am zweiten Wettkampftag belegte das Team um den aus Berlin stammenden dreifachen Olympiasieger gleich einen ersten Platz – und das ohne vorheriges Training. Am dritten Tag wäre – fast – ein dritter Platz drin gewesen. Und am Wettkampf-Sonnabend, dem vorletzten Tag der ersten Etappe, fuhr das Team mit dem GER im Groß auf der Langstrecke einen guten dritten Platz ein, welcher das Boot mit den vier Ringen am Bug auf Gesamtplatz zwei katapultierte, hinter dem Defender aus 2009, EMIRATES TEAM NEW ZEALAND. Durch einen vierten und einen sechsten Platz am letzten Regattatag konnte dieses Ergebnis manifestiert werden: Deutschland belegt bei der ersten Etappe des Audi Med Cup 2010 am Ende auf Anhieb Platz zwei. Kein Wunder, könnte man meinen, befindet sich an Bord doch ein hochkarätiges und eingespieltes Team, bestehend aus den Franzosen Jean-Marie Dauris, Christophe André, Albert Jacobsoone, Gilles Favennec, Sébastien Col als Taktiker und Philippe Mourniac, dem Schweizer Christian Scherrer, Peter van Niekerk aus den Niederlanden, dem Spanier Jorge Ondo, dem aus Italien kommenden Paolo Bassani sowie Luke Molloy aus Österreich. Gilles Favennec segelt ausschließlich die Portugal-Etappe mit; er wird später ersetzt durch den Deutschen Michi Mül-

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szene audi med cup

ler. Mitte Juni startet nun die aktuelle zweite Etappe. Austragungsort wird dann ab 15. Juni Marseille sein. Über den MedCup, die TP52 Class und die Schwierigkeit, heute im Hochleistungs-Segelsport dauerhaft einen Sponsor binden zu können, sprachen wir im portugiesischen Cascais am Rande des Auftaktrennens mit ALL4ONE-Skipper Jochen Schümann. Jochen Schümann, wie kommt`s, dass in diesem Jahr beim Audi Med Cup Circuit wieder eine TP52 mit einem GER im Großsegel am Start ist? ALL4ONE ist ja nicht geformt worden, um am Audi MedCup teilzunehmen, sondern wir haben uns zusammengefunden, um aus den gescheiterten – oder besser: zusammengefallenen – Resten der America´sCup-Teams von Franzosen und Deutschen eine gemeinsame, starke Crew zu formen, welche die Chance hat, an der Louis Vuitton Trophy teilzunehmen. Im weitesten Sinne sollte dieses Engagement die Lücke des fehlenden America`s Cups schließen helfen. Die Trophy hat das gleiche Format, es wird auf gleichen Booten gefahren und sie besitzt das gleiche Image. Es ist das Beste, was die Segelteams machen können, gegen die Top-Teams wie NEW ZEALAND oder BMW ORACLE anzutreten, und das, ohne ein eigenes Boot zu besitzen. Das ist, wenn man so will, preiswertestes Segeln auf höchstem Niveau. Wenn man wie ein Schwimmer ankommt mit seinem Turnbeutel, mit Badehosen und Badelatschen, steigt auf ein Boot und kann lossegeln, das ist das Beste, was einem passieren kann, denn die Boote werden gestellt. Auch alles andere – gleiche Gegner, gleiche Boote – das ist eigentlich ein perfektes Umfeld; Schiedsrichter und so weiter, alles ist organisiert. Die Mannschaft stand ja bereits – zu diesem Zweck, um weiter auf höchstem Niveau zu trainieren. Und es ist natürlich klar, dass man beim Segelsport nicht wie ein Schwimmer mit seinem Turnbeutel existieren kann, sondern, dass eine Teamplattform, wie wir sie jetzt unter dem Namen ALL4ONE haben, mehrere solide Standbeine benötigt, um genug Segelstunden, genug Trainingsstunden zusammenzubekommen. Wenn du dich selbst organisieren willst, allein trainierst, kostet dich das logischerweise viel Geld. An bestehenden Events teilzunehmen und dadurch auch eine gute Kommunikation zu haben, ist wesentlich günstiger.

© Foto Matt. Müncheberg


Welche Events meinst du? Die Geburt von ALL4ONE war letztes Jahr im Oktober,

beine und wie man weiß, stehen dreibeinige Tische

wenn man so will. Unsere Idee war, die Teilnahme von ALL4ONE an vier bereits be-

besonders stabil, die wackeln weniger als ein Tisch

stehenden Events zu ermöglichen: Louis Vuitton, Audi MedCup, RC44 und die World

mit vier Beinen (lacht). Ich denke, die RC44-Challenge

Match Racing Tour. Momentan haben wir die Chance, fast alles davon auch zu ver-

werden wir dieses Jahr nicht mehr realisieren können,

wirklichen. Bei der Match Race Tour ist Sébastien (Col, Anm. d. Red.) schon gewesen

was im Hinblick auf die zusätzlichen Trainingsstunden

beziehungsweise ist immer noch dort, bei der Louis Vuitton Trophy haben wir bis

sicherlich positiv gewesen wäre. Das übersteigt aber

jetzt alle Events mitgemacht, und zwar von Anfang an, und jetzt haben wir es auch

momentan unsere Mittel und unsere zeitlichen Mög-

geschafft, mit großem Aufwand, Audi davon zu überzeugen, dass wir als deutsch-

lichkeiten. Nur so können wir jetzt einen ernsthaften

französisches Team auch am MedCup teilnehmen. Wir haben also zurzeit drei Stand-

Fokus auf die anderen Events haben.

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szene audi med cup

„UNSER ZIEL IST ES SICHERLICH, EINZELNE RENNEN ZU GEWINNEN. ES WÄRE ABER VERMESSEN, ZU BEHAUPTEN, DASS WIR DEN MEDCUP GEWINNEN WOLLEN. WENN WIR INSGESAMT IN DER ERSTEN HÄLFTE ANKOMMEN, AM ENDE DES JAHRES, SIND WIR GUT GESEGELT. WENN WIR ES SCHAFFEN, BEI EINZELNEN EVENTS UNTER DIE TOP 3 ZU KOMMEN, SIND WIR IM SIEBTEN HIMMEL. EINZELNE RENNEN WOLLEN UND KÖNNEN WIR GEWINNEN, WIE WIR DAS GESTERN BEREITS BEWIESEN HABEN. WENN WIR IN DIESER RANGE BLEIBEN, HABEN WIR ALLES RICHTIG GEMACHT“. JOCHEN SCHÜMANN, SKIPPER ALL4ONE.


„ALS PROFI-TEAM BRAUCHST DU EINEN SPONSOR-PARTNER, UM ÜBERHAUPT DIE MATERIELLEN VORAUSSETZUNGEN BEWÄLTIGEN ZU KÖNNEN.“

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szene audi med cup

Ist eine Nicht-Teilnahme an der RC44-Challenge

terentwicklung. Beide Events sind jedoch zeitlich ganz

nicht ein entscheidender Nachteil, da ja dort

gut miteinander kombinierbar. Manche Teams, wie

auch Match Race gesegelt wird? Ich denke, das

zum Beispiel ARTEMIS, segeln alle Events. Es ist so

ist kein Nachteil, da erstens die Boote kleiner und so-

koordiniert, dass alles gut zusammenpasst.

zusagen auch nur halbprofessionell sind, man macht da schon den Kompromiss, der natürlich auch um-

Euer neues Boot wird in der Starterliste offiziell

gangen wird, dass da der Owner-Driver kommt, der

als „AUDI A1 POWERED BY ALL4ONE“ geführt?

normalerweise mit drei Amateuren an den Start geht,

Als Profi-Team brauchst du einen Sponsor-Partner,

was aber in der Realität nicht immer der Fall ist. Im

um überhaupt die materiellen Voraussetzungen be-

Endeffekt sind das dann zweitens auch nicht alles

wältigen zu können. In diesem Fall ist unser Haupt-

Top-Leute, und das macht schon einen gewaltigen

und Titelpartner Audi, wie der neue Look des Bootes

Unterschied beim Segeln aus. Drittens ist das Match

verrät. Zum Boot: Viel Auswahl hatten wir nicht, alle

Racing in Cup-Booten mit Sicherheit viel effizienter

TPs, die jemals gebaut wurden, sind auch weiterhin

und erfolgt auf einem viel höheren America`s-Cup-

aktiv, entweder im IRC (Vermessungssystem, aus dem

Level als beim RC44-Segeln. Eine Abwanderung von

ein Rennwert ermittelt wird; Anm.d.Red.) in Eng-

der TP52 hin zu den RC44-Booten kann ich nicht

land, in Amerika und so weiter – oder in Palma. Die

erkennen. Ich sehe, dass alle potenziellen America`s-

Boote im Bestzustand sind alle im Einsatz hier beim

Cup-Teams TP52 segeln. Ein paar sind auch im RC44

MedCup. Eines der Boote, das aus dem MedCup

Circuit vertreten. Das sind eigentlich alle, die bei Rus-

herausgefallen war, ist das ehemalige Boot der Rus-

sell (Coutts/BMW ORACLE RACING; Coutts war maß-

sen, die aus irgendeinem Grund nicht weitergemacht

geblich an der Entwicklung der RC44 Class beteiligt,

haben. Bei denen hatte es mittlerweile sogar schon

Anm.d.Red.) am Tropf hängen, ARTEMIS und BMW

einen zweiten Eigner gegeben. Ursprünglich wurde

offensichtlich. Da ist aber weder MATADOR, die Rus-

das Boot von Peter de Ridder als MEAN MACHINE

sen sind nicht da mit SYNERGY, die ein potenzielles

gebaut. Es war 2008 eines der Top-Boote, mit einem

Cup-Team sind. Wir haben auch keine Ambitionen,

schnellen Judel/Vrolijk-Design. Das Boot ist jetzt zwei

da hinzugehen, weil uns zurzeit der private Eigner

Jahre alt und es ist auf jeden Fall vergleichbar mit

fehlt. Bei der RC-Challenge gibt es einige Profis, die

PLATOON, mit BRIBON und mit allen Booten, die

sich jeweils eine Gruppe von Amateuren suchen, um

schon etwas älter sind. Die ARTEMIS ist neuer, die

dann gemeinsam zu segeln, was ja okay ist. Für den

MATADOR und die ORIGIN auch. QUANTUM ist zwar

Segelsport ist das sicher gut. Letztendlich ist es auch

2008 gebaut worden, wurde aber zwischenzeitlich

ein populärer Circuit, nicht zuletzt, weil er von Rus-

zweimal extrem modifiziert. Das ist quasi ein Neu-

sell promotet wird. Aber für Profis ist das keine Wei-

bau, mit neuem Deck und so weiter.


42


szene audi med cup


Handelt es sich bei der TP52 ALL4ONE, obschon

Neuling ein extremes Problem ist. Alle Teams, die ihre

Baujahr 2008, dennoch um ein wettbewerbsfä-

Boote schon ewig vorbereitet hatten, haben teilweise

higes Boot? Ich würde sagen, die ALL4ONE ist eines

vorher schon trainiert, haben die Palma Vela gesegelt,

der wettbewerbsfähigen alten Boote. Dass wir das

dann haben sie danach teils noch Portimão gesegelt

richtige Boot gewählt haben, zeigen unsere Ergeb-

und den Weg hierher. Wir konnten nichts davon ma-

nisse, die wir – leider – ohne jegliches Training errin-

chen, weil wir am Boot gebaut haben. Wir haben

gen mussten. Hätten wir heute nicht ein Problem an

es mit dem Lkw hertransportiert und es dann hier

Bord gehabt, wären wir Dritter geworden, was den

in Cascais zusammengebaut. Und als wir damit fer-

ersten Platz von gestern noch besser bestätigt hätte

tig waren, durften wir laut Reglement nicht segeln ...

als zwei fünfte Ränge, aber wir sind ja das ganze

Wir sind gut vorbereitet hergekommen – aber leider

Rennen eigentlich immer an dritter Stelle gesegelt, bis

ohne eine Segelstunde.

© Foto Matt. Müncheberg

© Foto Matt. Müncheberg

wir heute einen kleinen Handlingfehler hatten, was

Euer Ziel beim diesjährigen MedCup? Unser Ziel ist

dir passieren kann, wenn du nicht trainiert bist ...

es sicherlich, einzelne Rennen zu gewinnen. Es wäre aber vermessen, zu behaupten, dass wir den MedCup

Was ist passiert? Unser Spi war nicht korrekt am

gewinnen wollen. Wenn wir insgesamt in der ersten

Bugspriet befestigt, sodass das Segel nach Lee aus-

Hälfte ankommen am Ende des Jahres, sind wir gut ge-

wehte. In der Situation war es sehr schwer, das Boot

segelt. Wenn wir es schaffen, bei einzelnen Events un-

zu kontrollieren. Ohne den Spi verloren wir viel Speed

ter die Top 3 zu kommen, sind wir im siebten Himmel.

und mussten zwei Boote passieren lassen. Das war

Einzelne Rennen wollen und können wir gewinnen, wie

deshalb sehr schade, weil wir das ganze Rennen an

wir das gestern bereits bewiesen haben. Wenn wir in

dritter Stelle gelegen haben. Ich denke, das wird nicht

dieser Range bleiben, haben wir alles richtig gemacht.

wieder passieren, das war ein ärgerlicher und gleichzeitig ein untypischer Fehler ...

Die Sponsoring-Vereinbarung mit dem Autobauer aus Ingolstadt ist zunächst auf ein Jahr be-

Die Gründe für das fehlende Training? Die Wett-

grenzt. Was kommt danach? Audi hat bewiesen,

kampfregel besagt leider, dass man hier vor Ort nicht

dass sie sich langfristig im Segelsport engagieren

trainieren darf, bis der Event beginnt, was für einen

wollen: Gerade für Deutschland ist es sehr wichtig,

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ATLANTISCHER OZEAN

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szene audi med cup

dass sie auch die Kieler Woche übernommen haben.

18 Mann, wir haben jetzt zwölf, mit jedem aus der

Ich denke, Audi zeichnet unter anderem aus, dass,

Crew bin ich vorher schon gesegelt. Einige sind zur-

wenn die was machen, das nicht nur von heute bis

zeit nicht dabei, und das hat unterschiedliche Grün-

morgen läuft, sondern da langfristig gearbeitet wird.

de, wir haben das Commitment ja erst sehr spät ein-

Schließlich waren wir schon bei PLATOON mit Audi

gehen können, nach Auckland, dadurch haben wir

zusammen, dann wurde PLATOON allerdings verkauft

schon andere Commitments gehabt, wodurch einige

und es gab kein Boot mehr. Das war eine sehr un-

Leute jetzt nicht hier sein können, wie zum Beispiel

glückliche Situation, die es sicherlich so nicht gegeben

Matti (Paschen, Anm.d.Red.) oder Michi Müller, der

hätte, wenn wir damals schon enger mit Audi zusam-

gerade PUMA nach Amerika überführt. Michi Müller

mengearbeitet hätten. Dass das Ganze jedoch stimmig

wird aber beim nächsten MedCup-Termin definitiv da-

ist, zeigt ja nicht zuletzt, dass wir in den heutigen re-

bei sein und Matti treffen wir beim nächsten Louis-

lativ schwierigen Zeiten jetzt wieder zusammengefun-

Vuitton-Event in Cartagena. Da werden wir mit ihm

den haben. Ich sehe nicht zuletzt aus diesem Grund

sprechen und sehen, wie wir uns mit ihm arrangieren

die Zusammenarbeit mit Audi als sehr langfristig an,

können, um die verschiedenen Fahrpläne auseinander-

was gerade für Deutschland ein Glücksfall ist.

oder wieder zusammenzubringen.

Ist ein Engagement beim nächsten America`s Cup Thema bei den Vertragsverhandlungen ge-

Platzierungen zum Ende der ersten Etappe: 1. EMIRATES TEAM NEW ZEALAND/NZL mit 31,5 Punkten, 2. AUDI A1

wesen? Ein America`s-Cup-Engagement von Audi steht

POWERED BY ALL4ONE/GER mit 41,5 Punkten, 3. ARTE-

zurzeit nicht zur Debatte. Es gibt ja den America`s Cup

MIS/SWE mit 57 Punkten. Die nächsten Stationen des Audi

momentan überhaupt nicht, es gibt kein Datum,

MedCup 2010: Marseille Trophy/Frankreich 15.-20. Juni,

es gibt keinen Ort, es gibt keine Bootsklasse. Das

Conde de Godó City of Barcelona Trophy/Spanien 20.-25.

heißt, jetzt über den America`s Cup zu spekulieren, wäre verfrüht.

Juli, Caja Mediterráneo Region of Murcia Trophy/Spanien 24.-29. August, Region of Sardinia Trophy Cagliary, Sardinien/Italien 20.-25. September. Info: www.medcup.org ALL4ONE im Netz: WWW.ALL4ONECHALLENGE.COM

Wie viele Segler bilden zurzeit die Crew von ALL4ONE? Normalerweise gehören zu einem Cup-Team

Interview Matt. Müncheberg © Fotos Richard Walch/Audi


seemannschaft gewinnt FAHRTENSEGELN

Die Gottschalks - mit Troph채e.

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travel germany

Segel-Etappe auf dem Ruppiner See.

Dass Fahrtensegeln nicht immer spektakulär sein muss, um damit sogar Preise und Trophäen abräumen zu können, bewiesen Heinz und

D

er Törn der Gottschalks, welcher das Segelpaar vom 29. Mai bis zum 3. Juli 2009 vom Berliner Heimathafen CSV nach Oranienburg, Neuruppin, Paretz, Brandenburg, Rathenow, Havelberg, Dömitz, Grabow, Neustadt-Glewe,

Schwerin, Parchim, Lübz, Plau, Malchow, Waren, Röbel, Fürstenberg, Liebenwalde

Helga Gottschalk vom Cöpenicker Segelverein

und wieder zurück führte, erstreckte sich über 36 Tage. Gut, wenn man dafür so

(CSV) im Südosten Berlins. Mit ihrer 25-Fuß-Kiel-

viel Zeit übrig hat wie die Gottschalks, die beide das aktive Arbeitsleben hinter sich

schwertyacht LIBERTAS III, einer älteren Sunbeam,

gelassen haben und sich nun endlich ausgiebig ihrer Lieblingsbeschäftigung – dem

begaben sie sich 2009 auf einen 800 Kilometer

Segeln – widmen können. „Wir haben das Segel hochgezogen, wenn es sinnvoll und möglich war. Trotzdem blieb ein unvermeidlicher Anteil an Motorstrecken“, sagt

langen Wasserweg durch die Märkische und

Heinz Gottschalk über seinen akribisch geplanten Binnentörn rückblickend. Gesegelt

Mecklenburger Fluss- und Seenlandschaft. Dafür

wurden insgesamt 261 Kilometer, es wurden 51 Schleusen passiert und an Brücken

wurde ihnen nun im Hamburger Museum für Völkerkunde im Rahmen des Fahrtenwettbewerbes

und Freileitungen wurde der Mast elfmal gelegt. So weit die Statistik. „Wir sind erstmals auf dem Ruppiner See gesegelt, das ist ein sehr interessantes Revier“, re-

der Kreuzer-Abteilung eine Goldmedaille sowie

sümiert Heinz Gottschalk, auf seiner gemütlichen Couch in seiner kleinen Friedrichshagener

der „Fluss- und Seen-Preis“ überreicht.

Wohnung sitzend. „Nach dem Besuch der absolut sehenswerten Landesgartenschau (LAGA),


in der man sich wiederholt auf Louise Henriette bezieht, gelangten wir über kleine Ka-

zwar weiterfahren, haben aber den Motor nur noch

näle, etwa den 1789 gegrabenen Ruppiner Kanal, auf denen jetzt keine Fahrgastschiffe

im unteren Drehzahlbereich betrieben.“ Diese Hava-

mehr fahren, nach Neuruppin.“ Neuruppin gelte als die preußischste aller Städte. Nach

rie habe die beiden passionierten Segler veranlasst,

dem verheerenden Stadtbrand von 1787 sei sie generalstabsmäßig wieder aufgebaut

den restlichen Törn abzukürzen, um auf kürzestem

worden: Mit einem exakt rechtwinkligen Straßengitternetz, drei Exerzierplätzen und

Wege den Heimathafen zu erreichen. „In Rechlin la-

zweigeschossigen Wohnhäusern, wobei sogar die Gestaltung der Hausfassaden staatlich

gen wir dann noch eine Nacht in der Kuhnle-Mari-

vorgegeben wurde: „Wie langweilig!“

na. Da werden von Mitarbeitern laufend Boote zur Endreinigung hin- und hermanövriert und Charterbe-

Weiteres Highlight des Törns war ein langer Segeltag auf der Elbe: „Es ging stromab von

satzungen flüchtig eingewiesen. Der Hafen hat den

Havelberg, UHW-Kilomter 147/Elb-Kilometer 423, nach Dömitz bei Kilometer 504, vorbei

Charme eines mittleren Rangierbahnhofs, nie wieder!“

an der ehemaligen Grenzübergangsstelle Cumlosen. Als wir im Sommer 1990 dort erstmals stromab fuhren, bauten Uniformierte gerade ihren Streckmetallzaun auf dem Elbdeich

„WIR SIND MIT VIELEN NEUEN ERFAHRUNGEN UND ERKENNTNISSEN ZURÜCKGEKEHRT UND KÖNNEN FAHRTENSEGLERN NUR EMPFEHLEN, UNSEREM KIELWASSER ZU FOLGEN.“

ab.“ In Dömitz bekamen die Gottschalks einen passablen Liegeplatz beim Yachtclub zugewiesen. „Hier gibt es keinen

Das Fazit der Gottschalks, die auf ihrem Törn aus-

Hafenbetrieb mehr, Mühle und Speicher werden touristisch genutzt und die Bahnstre-

schließlich klassisch navigierten („das GPS war aber

cke von Dömitz nach Ludwigslust wurde 2001 stillgelegt – schade!“, sagt Segler Gott-

betriebsbereit“), fiel überwiegend positiv aus und

schalk. Dömitz war dann auch der westlichste Wendepunkt des Törns der LIBERTAS III.

macht Lust, es ihnen nachzutun: „An allen besuchten Liegeplätzen wurden wir freundlich aufgenommen und

Nur einmal musste während des gut einmonatigen Bootsausfluges die Werkzeugkiste

es gab genügend freie Gastplätze. Lediglich im Stadt-

herausgeholt werden: „Beim Ablegen in Röbel brachen an der Halterung unse-

hafen von Waren werden die Liegeplätze ab Mittag

res Außenborders zwei Achsen weg. Nach Notreparatur mit Bordmitteln konnten wir

knapp.“ Viele Liegeplätze seien in der GELBEN WELLE,

Segel hoch: Cruisen auf der Müritz.

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travel germany

dem BLAUEN BAND von Sachsen-Anhalt oder als Was-

und an den Liegeplätzen drastisch gestiegen ist, mit der Tendenz zu immer größeren

serwanderrastplatz organisiert und müssten Mindest-

Booten mit immer höherer Motorleistung.“ Da bleibe der Umweltschutz auf der Stre-

standards genügen. Nach dem Anlegen unterliege der

cke, gibt Heinz Gottschalk zu bedenken. Jetzt sei die Zeit endlich reif für die Entwick-

Gast dann allerdings den „Spielregeln“ des Betreibers.

lung und den Bau von Sportbooten mit Elektroantrieb und großflächigen Solarmodulen auf oder über dem Kajütdach, regt der Segler an. Bedacht werden sollte auch,

Doch auch Kritikwürdiges fanden die beiden Berliner

dass sich vor den kleineren Schleusen in Brandenburg und Mecklenburg, ursprünglich

Segler auf ihrem Sommer-Rundtörn: „In Brandenburg

für einen sogenannten Finowmaßkahn dimensioniert, schon im Juni Warteschlangen

und Mecklenburg haben wir eine zunehmende Kom-

gebildet hätten, insbesondere vor den langsam arbeitenden Selbstbedienungsschleusen.

merzialisierung des Wassersports beobachtet. Da empfängt uns teilweise kein Hafenmeister mehr, sondern

Doch das ficht die Gottschalks nicht an. Bei ihnen ist seglerisch noch lange nicht

eine Dame am Computer kassiert uns ab.“ Nach Infor-

Schluss. „Wir sind mit vielen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen zurückgekehrt

mationen eines Hafenmeisters seien zurzeit etwa 1.000

und können Fahrtenseglern nur empfehlen, unserem Kielwasser zu folgen“, sagen

Charterboote im nördlichen Brandenburg plus Meck-

die beiden, aneinandergelehnt wie ein frisch verliebtes Paar, die Fahrtensegler-Aus-

lenburg unterwegs, Tendenz steigend, die meisten mit

zeichnungen stolz in der Hand. Auch der an langen Winterabenden ausgearbeitete

ungeübten und unzureichend eingewiesenen Besat-

Törnplan für diese Saison steht schon fest: „Im Sommer geht es nach Holland. Da

zungen. Da drehe einer oben am Rad, um ihn herum

blühen die Tulpen so schön. Natürlich auf dem Wasserweg.“

Männer mit der Bierflaschen in der Hand, das Bugstrahlruder röchele, da könne man nur Abstand halten

Text & © Fotos Matt. Müncheberg

– wenn das in der Schleuse überhaupt möglich sei. INFO Auch in diesem Jahr läuft der Fahrtenwettbewerb der Kreuzer-Abteilung. Bewerbungsschluss

Und: „Auf den Seen trafen wir weniger Segler an als früher, während die Zahl der Motorboote unterwegs

für die Förderpreise des CKA ist der 15. November 2010. Weitere Informationen bei der KreuzerAbteilung des DSV: 040 6320090, www.kreuzer-abteilung.org


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tikopia expedition salomonen

tikopia EXPEDITION

Die kleine Insel Tikopia im Osten der Salomonen im Südpazifik ist sechs Quadratkilometer groß und wird nur ein- bis zweimal im Jahr von einem Versorgungsschiff angelaufen. Wurden die Pazifik-Eilande von Südamerika oder von Asien aus besiedelt? Neue Ergebnisse zeigen: Die Polynesier kamen aus Asien. Der deutsche Segler und Buchautor Klaus Hympendahl („Logbuch der Angst“) suchte als Erster den seglerischen Beweis. Er war davon überzeugt, dass die Polynesier mit ihren speziellen Katamaranen sehr wohl in der Lage waren, über 7.000 Hat beide Kats nach polynesischem Vorbild konstruiert: Seglerin Hanneke Boon.

Kilometer von Südostasien in den Pazifik zu segeln.


M

it zwei originalgetreu nachgebauten Booten machte sich Hympendahl 2008 von den Philippinen aus auf eine Expedition nach

Tikopia. Sechs Monate waren für diese Expedition veranschlagt. Navigiert werden sollte nach dem Sternenhimmel, nach Meeresströmungen, Wolkenverfärbungen und dem Verhalten von Zugvögeln. „Auf heutige Segler üben die navigatorischen Leistungen der Polynesier von jeher eine besondere Faszination aus. Hunderte, oftmals

SEIT 3.000 JAHREN LEBEN MENSCHEN AUF DIESEM EILAND, SO KLEIN, DASS DER OZEAN SELBST VON DER INSELMITTE ZU HÖREN IST. DIE TIKOPIER FANGEN FISCHE IN DEM BRACKWASSERSEE UND SCHALENTIERE AUS DEM MEER. SIE BAUEN YAMSWURZEL, BANANENBÄUME UND DEN RIESIGEN SUMPFTARO AN UND VERGRABEN BROTFRÜCHTE FÜR SCHLECHTERE ZEITEN IN DER ERDE. DAS REICHT FÜR ZWÖLFHUNDERT MENSCHEN – ABER NICHT FÜR MEHR.

Tausende von Kilometern legten sie bei der Besiedelung

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der pazifischen Inselwelt auf kleinen, hochseetauglichen

Besonderes Augenmerk richteten die drei Abenteurer

Booten auf hoher See zurück. Statt mit Kompass oder

dabei auf die klassische Navigation. „Die Polynesier

Sextant navigierten sie mithilfe des Sternenhimmels, der

verfügten über verschiedene Möglichkeiten, auch unbe-

Meeresströmungen oder heimischer Tiere. Hier wurde

kannte Landmassen zu orten und so neuen Lebensraum

nicht berechnet, sondern vor allem genau beobach-

zu erschließen“, erklärt Hympendahl. Gesegelt worden

tet“, erklärt Expeditionsleiter Hympendahl. So sei es

sei damals in Flottillen auf maximaler Sichtweite, was

dem seefahrenden Volk schließlich gelungen, ein Gebiet

die Chancen erhöht habe, auf bekannte und vor allem

zu besiedeln, das als Polynesisches Dreieck bezeichnet

bisher unbekannte Inseln zu stoßen. „Sollte ein bekann-

wird. Es erstreckt sich von den Osterinseln zu den

tes Ziel angesteuert werden, suchte der Navigator den

Hawaii-Inseln und bis nach Neuseeland. Die Schenkel

Stern, von dem er wusste, dass er im Osten über der

dieses Dreiecks sind jeweils circa 7.500 Kilometer lang.

Zielinsel aufgeht. Er wusste auch, welcher Stern vom

„Bei der Navigation der alten Polynesier stand die Fra-

Zielort aus gesehen über der Heimatinsel untergeht. Er

ge nach dem Start- und Zielort im Vordergrund, nicht

kannte zudem die nach diesen Sternen auf- und un-

wie bei uns die nach dem aktuellen Standort auf See“,

tergehenden Sterne. Der Navigator musste sein Schiff

erklärt Klaus Hympendahl. Zusammen mit den Kat-Kon-

schließlich in Deckspeilung zu den bekannten Sternen

strukteuren Hanneke Boon und James Wharram stellte

bringen und konnte seinem Ziel entgegensteuern.“ Au-

er die Expedition „Lapita Voyage“ auf die Beine. Wie

ßerdem haben die frühen Navigatoren gewusst, wel-

auch seine Mitstreiter war Hympendahl fasziniert von

cher Stern direkt im Zenit über ihrer Heimatinsel und

der Besiedelung des Pazifiks durch die Polynesier. Für

über ihrer Zielinsel steht. Sie haben so die Zielinsel an-

ihn stand fest: Er wollte deren seetüchtige Schiffe in

steuern und zu ihrer Heimatinsel zurückfinden können.

moderner Holzbauweise nachbauen, die zwei Drittel der

Ein weiteres Hilfsmittel sei die genaue Wetterbeobach-

äquatorialen Gewässer dieser Welt besegelt haben. Und

tung gewesen. Bevor die Polynesier in See gestochen

er wollte mit diesen Nachbauten, deren größere Vorbil-

seien, haben sie die Wettersituation analysiert. „Grö-

der schneller waren als die der europäischen Entdecker

ßere Reisen wurden nur in sturmfreien Zeiten ange-

Cook, Bligh oder Bougainville, die erste Segelexpedition

treten. Daher wurden beispielsweise bereits Tage vor

in den Pazifik von Ost nach West bewältigen.

Start die Seesterne am heimischen Ostriff beobachtet.“


Schenkt einem erschรถpften Vogel wieder die Freiheit: Der polynesische Mitsegler Caulton Koriga.

tikopia expedition salomonen

Unikate: Jede Insel hat traditionell ihr eigenes Bootsdesign.


Eine Pfeife hat auf Tikopia oder Anuta in etwa den Gegenwert eines Golf GTI Cabrio, sagt Hympendahl.

„Da konnte man sich nicht länger als 30 Minuten aufhalten“: Navigationsplatz auf einem der Boote.

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tikopia expedition salomonen

Hätten diese ihren Unterschlupf verlassen und seien

Neben Hympendahl begeisterte sich auch die Hollände-

Korallenfische am Ufer zu sehen gewesen, sei für die

rin Hanneke Boon für die Expedition. Die Seglerin und

kommenden Tage mit gutem Wetter zu rechnen ge-

Co-Designerin des Kat-Konstrukteurs und Seglers James

wesen. Auch das Verhalten von Krebsen, Ameisen und

Wharram, dem dritten Partner der Lapita Voyage, be-

Spinnen sei genau beobachtet worden. Ebenso wichtig

gleitete Wharram, als sie 1995 ein neun Meter langes

sei die Beobachtung von Wolken und Himmel gewe-

Tikopia-Kanu im Auckland Imperial Museum entdeck-

sen. So habe ein flimmernder Teil am Sternenhimmel

ten. Entsprechend der verblassten Aufschrift musste

auf Windänderungen hingewiesen. Selbst der Vogelflug

es seit 1906 im Museum gewesen sein. Keiner hatte

habe den von See kommenden Siedlern für ihre Kurs-

bis dato bemerkt, dass dieses Kanu einen v-förmigen

bestimmungen genutzt: „Die Polynesier kannten das

Rumpf hatte, der es ermöglicht, am Wind zu segeln

Verhalten der Zug- und Landvögel genau und wuss-

beziehungsweise zu kreuzen, was von großer Bedeu-

ten, welche Vögel zu welcher Jahreszeit wohin flogen.

tung für Studien der ersten Migrationsreisen war.

Von heimischen Vögeln war bekannt, dass sie zwecks

James Wharram und Hanneke Boon verstanden sofort,

Nahrungssuche weit auf das offene Meer hinaus flo-

wie gut man mit dieser Rumpfform segeln können

gen. Abends kehrten sie sehr zielstrebig und flott zu-

musste, zumal diese annähernd der ihres 19-Meter-

rück und konnten den Hochseereisenden so den Weg

Katamarans entsprach, mit dem sie auf ihrer gemein-

auch zu bisher unentdeckten Inseln weisen.“ Auch die

samen Weltumseglung von England nach Neuseeland

Beobachtung der Wellen, der Meeresströme und der

unterwegs waren. Sie stellten fest: „Doppelkanus mit

Verfärbungen der Wolken habe den Polynesiern ge-

dieser v-förmigen Rumpfform hätten keine Schwierig-

holfen, ihr Ziel zu erreichen. „Leider konnten wir auf

keiten, Familien oder kleine Gruppen über Hunderte

unserer Expedition diese spezielle Art der polynesischen

von Seemeilen über Meere zu bringen, mitsamt der

Naturnavigation nur auf wenigen Etappen anwenden“,

Möglichkeit, auch am Wind zu segeln.“ Wharram und

bedauert Hympendahl. Grund dafür sei das zumeist

Boon beschlossen, die Insel Tikopia anzulaufen. Hier

schlechte oder bedeckte Wetter gewesen (siehe Info-

trafen sie den Häuptling Taumako, dessen Großvater

Kasten HERAUSFORDERUNG SÜDSEE).

dem Bischof von Auckland das Kanu 1916 geschenkt hatte. Die Häuptlinge von Tikopia sprachen mit ihnen

WENN EIN WIRBELSTURM ODER EINE SCHWERE DÜRRE DIE ERNTE ZERSTÖRT, ENTSCHEIDEN SICH VIELE FÜR DEN SCHNELLEN TOD. UNVERHEIRATETE FRAUEN ERHÄNGEN SICH ODER SCHWIMMEN AUFS OFFENE MEER HINAUS UND MANCHE VÄTER UNTERNEHMEN MIT IHREN SÖHNEN EINE SEEREISE IM OFFENEN KANU, VON DER SIE NICHT ZURÜCKKOMMEN. LIEBER STERBEN SIE AUF HOHER SEE, ALS DASS SIE LANGSAM AN LAND VERHUNGERN.

über Klaus Hympendahl, der die Insel bereits Ende der 1980er-Jahre angesteuert hatte, und meinten, dass sich die Europäer begegnen sollten. Im Jahr 2004 kam es dann, ganz dem Wunsch der Häuptlinge entsprechend, zu einem gemeinsamen Treffen in England. Wie ging es weiter? Die Geschichte schrieb – wie so oft – das Leben selbst: Im Jahr 2005 hatte Hanneke Boon eine Herzklappenoperation. Noch auf dem Krankenbett, bei schneller Heilung, erklärte sie eines Morgens:


„Letzte Nacht wachte ich mit einer Vision auf. Wir sollten zwei unserer Tama-Moana-Bootstypen den Einwohnern der Inseln Tikopia und Anuta schenken, sodass sie nicht mehr von den selten verkehrenden Versorgungsschiffen abhängig sind und ihre Segeltradition wieder aufleben kann.“ Klaus Hympendahl stimmte zu. Seitdem trieb er das Projekt voran. Nach über drei Jahren wurde die Vision dank der finanziellen Unter-

JEDES JAHR WIEDER PREDIGEN DIE HÄUPTLINGE DER VIER STÄMME DAS IDEAL EINES BEVÖLKERUNGS-NULLWACHSTUMS. ALLE KINDER EINER FAMILIE SOLLEN VON DEM GRUNDBESITZ LEBEN KÖNNEN. ALSO GRÜNDEN NUR DIE ÄLTESTEN SÖHNE FAMILIEN. DIE JÜNGEREN BLEIBEN ALLEIN UND ACHTEN BEI IHREN VERGNÜGUNGEN DARAUF, DASS SIE KEINE KINDER ZEUGEN.

stützung vieler Realität. Das erste Geld, 3.000 Pfund, konnte mithilfe der Anglikanischen Kirche in Devoran/

Für Wharram stand schon vor Expeditionsbeginn fest,

Cornwall, dem Wohnort Wharrams, eingesammelt wer-

dass die Boote von Tikopia und Anuta ihrer Zeit weit

den. Hympendahl steuerte eine ähnliche Summe bei.

voraus waren. Zur Erklärung: „Die Menschen auf Tiko-

Beides reichte jedoch bei Weitem nicht aus, um die

pia und der kleinen Schwesterinsel Anuta bauen seit

beiden Boote zu bauen. Erst als sich Hympendahl

Hunderten von Jahren ganz besondere Kanus mit Aus-

des Projektes in Vollzeit annahm, wurde der finanzi-

legern. Dieses Kanudesign ist sehr wahrscheinlich das

elle Durchbruch geschafft. Der Bootsbau war abgesi-

einzige hochseetüchtige Rumpfdesign, das die totale

chert. Viele Firmen unterstützten das Projekt nun mit

Vernichtung der polynesischen Baukultur von Hoch-

Sachspenden, die dem Träger der Lapita Voyage, dem

seebooten überdauert hat“, sagt Initiator Hympen-

gemeinnützigen Verein „Help Tikopia und Anuta e.V.“,

dahl. Aufgrund der Isolation der beiden Inseln und

zugewendet wurden. Den größten Anteil brachten je-

einer Distanz von über 100 Seemeilen zur nächsten

doch die zehn deutschen Mitsegler ein, die die Expedi-

Insel haben ihre Boote immer seetüchtig sein müssen,

tion auf verschiedenen Etappen begleitet hatten. Denn:

auch die kleinsten. Überliefert ist, dass Admiral Paris

Jedes der beiden Boote hatte vier separate Kojen, Platz

1828 verschiedene Bootsformen vermessen ließ, die er

genug also für zahlende Gäste. Mit dabei waren je-

vor polynesischen Inseln antraf. Über das Tikopia-Kanu

doch auch mehrere Wissenschaftler, jeder ein Experte

hinterließ der umsichtige Franzose sogar eine Nieder-

auf dem Gebiet der Besiedlungsgeschichte Polynesiens.

schrift. „Seine Beschreibung stimmt vollkommen mit

Sie alle wussten, dass das Reise-Doppelrumpfkanu die

den Kanus überein, die man zwischen 1880 und 1970

Basis ihrer Migrations-Studien sein würde – die beste

erfasste“, stellt Hympendahl fest. „Da Tikopia erst seit

Plattform für ihre Untersuchungen also. James Whar-

dem Jahr 1820 in Verbindung mit der westlichen Welt

ram war mit seinem stolzen Alter von mittlerweile 80

steht, kann man sagen, dass der Westen keinen Ein-

Jahren ebenfalls an Bord und konnte so seine Studien

fluss auf den Bootsbau gehabt hat. So kann man

der letzten 55 Jahre über die erste wichtige Entwick-

durchaus annehmen, dass die heutigen Bootsrümpfe

lung der Menschheit, das Wasserfahrzeug, weiterführen.

denen ihrer Vorfahren entsprechen, mit denen um das

58


„Der Wirkungsgrad polynesischer Krebsscheren-Segel ist größer als der unserer Segelformen“, sagt Hympendahl.

Jahr 1200 Tikopia angesteuert wurde.“ Auf beiden In-

Zum damaligen Zeitpunkt überlegte man, dieses Kanu

seln wurde die Bootsbautradition hochgehalten. Der

zu zerstören, denn es repräsentierte den alten Glauben.

amerikanische Anthropologe Richard Feinberg von der

Glücklicherweise übergab der Großvater des heutigen

Kent University/Ohio untersuchte in den Jahren 1972/73

Häuptlings Taumako das heilige Kanu dem Erzbischof

auf der Insel Anuta den Bootsbau und veröffentlich-

Woods von Auckland. Dadurch kam es ins Auckland

te seine Studie unter dem Titel „Polynesian Seafaring

Imperial Museum, wo es seit 1916 ausgestellt ist. Im

and Navigation – Ocean Travel in Anutan Culture and

Jahre 1995 entdeckten James Wharram und Hanneke

Society“. Auch heute noch werden Kanus mit Ausle-

Boon dieses Kanu mit Ausleger und Besegelung. Vor-

gern auf Anuta gebaut. Bei einer Bevölkerung von nur

her hatte niemand erkannt, dass sich dieser v-förmige

250 Menschen gibt es auf der Insel circa 70 Boote.

Bootsrumpf für Hochseereisen eignen musste und das

Sie werden zwar regelmäßig zum Fischen benutzt, sind

Segeln am Wind zulässt. Ihre Studien führten zu einem

aber zu klein für lange Ozeanreisen. Als die Bewohner

eigenen Katamaran von 11,50 Meter Länge: Tama Mo-

von Tikopia christianisiert wurden, gab es auf der Insel

ana. „Es ist der Bootstyp, der schließlich für die Lapita

ein neun Meter langes „heiliges“ Kanu – Vaka Tapu.

Voyage Verwendung fand“, sagt Hympendahl.


Nicht viel zu holen: Griff in die winzige Vorratskammer.

Gelangen in chinesische Restaurants: Haifischflossen. Täglich werden ein paar Haie gefangen, einzige Einnahmequelle der Einheimischen.

ELTERN BEKOMMEN KEINE KINDER MEHR, WENN IHR ÄLTESTER SOHN ALT GENUG IST ZUM HEIRATEN. DANN FRAGT DER MANN SEINE FRAU: WESSEN KIND IST ES, FÜR DAS ICH ESSEN VOM FELD HOLEN MUSS? ER ENTSCHEIDET, OB ES LEBEN DARF. DIE PLANTAGEN SIND KLEIN. LASS UNS DAS KIND TÖTEN, DENN WENN ES LEBT, WIRD ES KEINEN GARTEN FÜR ES GEBEN.

60


tikopia expedition salomonen

„Die Tama-Moana-Rümpfe entsprachen der traditionel-

Mit Wissenschaftlern an Bord, die nun die These, dass

len Konstruktion der Kanus von Tikopia und Anuta,

die Vorfahren der Polynesier aus Südostasien kommen,

mit demselben Profil, demselben v-förmigem Rumpf

durch ihre Forschungsergebnisse untermauern konn-

und sehr ähnlichen Bug- und Heckformen. Anstatt

ten. Mit Booten, die traditionellen polynesischen Kata-

nur einen Rumpf mit Ausleger zu wählen, haben die

maranen entsprachen.“ Ganz nebenbei wurde in nur

Tama Moana zwei Rümpfe“, erklärt der Segler. Dieses

sechs Monaten eine Strecke bewältigt, die locker der

sei auch in der Vergangenheit so gehandhabt wor-

Entfernung Düsseldorf–Rio de Janeiro entspricht, ganz

den, wie eine überlieferte Erzählung beweist: Als man

ohne Motor und – auch darauf sind die Teilnehmer zu

auf Anuta im Jahr 2006 einen kranken Mann ins 400

Recht stolz – ohne eine besonders trainierte Crew, viel-

Seemeilen entfernte Krankenhaus bringen wollte, band

mehr mit „normalen Mitteleuropäern“, die die außer-

man zwei Ausleger zusammen und segelte zum Ziel –

gewöhnlichen Boote nach kurzer Eingewöhnungszeit

ohne Kompass. Abweichend von der traditionellen Art

gut beherrschten. Auch die Einwohner der Inseln Tiko-

des Bootsbaus wurden die Rümpfe der Tama Moana

pia und Anuta hatten bei Expeditionsende Grund zur

jedoch nicht als Einbaum, sondern in Leistenbauweise

Freude: Sie erhielten die beiden, nach traditionellen

hergestellt. Außerdem wurden die Rümpfe nach oben

Vorbildern gefertigten Boote als Geschenk überreicht.

geschlossen, um den Innenteil trocken zu halten. Die

„Nach ausgelassenen Feiern auf christliche und poly-

Segelkonstruktion entsprach den traditionellen Krebs-

nesische Art begannen die Insulaner auch gleich mit

scherensegeln, mit flexiblen Bambus-Spieren. Gesteuert

dem Segeltraining“, sagt Hympendahl, für den diese

wurde – wiederum ganz nach traditionellem Vorbild –

Feierlichkeiten auf den entlegenen Eilanden den Hö-

mit Steuerpaddeln. Als die Boote im April letzten Jahres

hepunkt der Lapita-Voyage-Expedition darstellten. Nun

nach 4.000 Seemeilen auf Tikopia und Anuta anlande-

planen die Polynesier größere Segelreisen, ganz so, wie

ten, stand fest, dass Lapita Voyage die erste Expedi-

ihre Vorfahren sie schon vor langer Zeit unternommen

tion war, die erfolgreich auf dem Migrationsweg der

hatten – bevor ihnen die Kolonialmächte weite Oze-

Polynesier gesegelt war. „Noch nie hat es eine Südsee-

anfahrten untersagt hatten, um dadurch eine bessere

Expedition wie die Lapita Voyage gegeben“, resümiert

Kontrolle über ihre Untertanen zu erhalten.

Hympendahl stolz. „Wir sind von den Philippinen über

Text Matt. Müncheberg. © Fotos Lapita Voyage/P. Hympendahl.

die indonesischen Molukken-Inseln entlang der Nordküste Neuguineas durch das Archipel der Solomon Islands bis zu den Inseln Tikopia und Anuta gesegelt.

Beim Studieren der Karte: Klaus Hympendahl mit Crew.

Die Texteinschübe wurden entnommen aus dem „ATLAS DER ABGELEGENEN INSELN – Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde“ von Judith Schalansky, mareverlag, Hamburg (siehe Buchvorstellung in diesem Heft).

TIKOPIA


HERAUSFORDERUNG SÜDSEE: INTERVIEW MIT DEM EXPEDITIONSLEITER KLAUS HYMPENDAHL Herr Hympendahl, die Expedition Lapita Voyage hatte mit erheblichen Schwie-

sämtliche Ankermanöver unter Segel gefahren werden,

rigkeiten zu kämpfen. Was war passiert? Laut den Monatskarten, also den statis-

da die Boote ja keinen Motor hatten. Das war in den

tischen Wetterdaten der letzten 200 Jahre, sollten auf unserem Törn weitestgehend

fremden Revieren, gespickt mit vielen gefährlichen Rif-

Nordwest-Monsunwinde wehen. Diese Winde würden an Bord meist von raumschots

fen, nicht immer ganz einfach. Doch wir hatten auch

oder achtern kommen. Doch die Monsunwinde blieben auf weiten Strecken aus. Be-

Abenteuer der ganz anderen Art zu bestehen: Auf

sonders auf der zweiten Hälfte hatten wir viel Gegenwind. Während der gesamten Rei-

den Philippinen wollten Beamte uns nur gegen Zah-

se hatten wir ständig mit Regenböen zu kämpfen. Näherte sich eine dunkle Wolkenfor-

lung von Bestechungsgeld mit den Booten außer Lan-

mation – meist kam eine nach der anderen – hieß das: Erst kommt die Bö, dann der

des lassen. In Indonesien sollten wir ebenfalls zahlen,

Wind, danach der Regen. Wir mussten das Segel gegen ein kleineres tauschen, danach

um überhaupt weitersegeln zu können. Auf den Inseln

wieder das größere setzen. Tag und Nacht. Ein ausgewachsener Sturm überraschte uns

Karkar und Kabacon wurde uns zu allem Überfluss

schließlich auf der Route durch die Bismarcksee vor Papua-Neuguinea. Obwohl der Foto-

dann auch noch wichtige Schiffsausrüstung gestohlen. Wie kam die Crew mit den außergewöhnlichen Belastungen an Bord der Lapita-Boote zurecht? Die häufigsten Erkrankungen waren größere Wunden mit Vereiterungen, die sich aus kleinsten

Verletzungen

ergaben.

Manch einer trug dicke Schwellungen an Füßen, Beinen, Armen oder Schulter davon. Zwei mussten sogar operiert werden. Viele litten

tage-

und

wochenlang

unter Durchfall und Kopfschmerzen. Einige Mitsegler hatten ein wundgescheuertes Gesäß, das von dem ständigen Sitzen mit feuchten Hosen auf hartem Untergrund herrührte. Einem Mitsegler graf Philipp Hympendahl an Bord war, konnte er keine Fotos machen, denn es ging fast

musste dann in Deutschland ein faustgroßer Abszess

ums Überleben. Mit gerefftem Segel und zwei Treibankern konnte das Boot LAPITA TIKO-

herausoperiert werden. Ein Segler litt unter Erschöpfung

PIA den zweitägigen Sturm schließlich abwettern – während das zweite Boot auf einem

und musste Pausen einlegen. Ein anderer erlitt eine

südlicheren Kurs weniger Sturm begegnete. Im schroffen Gegensatz dazu standen viele

seltene tropische Pilzerkrankung und musste zwecks

Flauten, die uns – manchmal für mehrere Tage – mit fast unerträglicher Hitze begleiteten.

Behandlung ausgeflogen werden. Einer bekam einen Hitzschlag, war dehydriert und bekam Probleme mit der

Gab es Probleme wegen der traditionellen Bauart der Segelkatamarane? Ja.

Harnröhre und den Nieren. Und beide Skipper verloren

Zum einen hielten die Regenperioden manchmal wochenlang an. Das führte oft dazu,

erheblich an Gewicht. Dennoch: Boote und Crew haben

dass an Bord nichts mehr trocken blieb – denn die Luken waren bei Wasser, das ge-

sich bei der teilweise sehr harten, sechsmonatigen Reise

gen die Rümpfe klatschte und von unten hochkam, nicht dicht. Zum anderen mussten

auf hervorragende Art und Weise bewährt.

62


tikopia expedition salomonen

ZIEL ERREICHT: INFO LAPITA VOYAGE Der philippinische Archäologe Dr. Eusebio Dizon (ers-

People stammen. Er hat diese aufgrund ihrer Muster

te Etappe) hat Keramikreste von ähnlicher Art auf den

auf 2.600 bis 3.000 Jahre alt datiert. Der polynesische

Philippinen gefunden wie die Lapita-Keramik, die die

Navigator Tulano Toloa hat auf der letzten Etappe das

Vorfahren der Polynesier später auf dem Bismarckarchi-

Boot LAPITA ANUTA auf einer 150 Seemeilen langen

pel anfertigten und weit bis nach Samoa und Tonga

Strecke von Vanikoro nach Anuta nur mit Naturnaviga-

in pazifische Inselwelt brachten. Die Wissenschaftler

tion zum Ziel gebracht. Damit hat die Expedition die

Prof. Dobney und G. Larsen haben über 150 Tierpro-

nautischen und wissenschaftlichen Ziele nach Angaben

ben von polynesischen Haustieren (Schweine, Hühner,

der Expeditionsleitung erreicht.

Hunde) genommen. Diese Proben werden zurzeit in Labors der Universität Durham nach DNA-Analysen

Wer mehr über das Südseeabenteuer erfahren will, besucht einen der Vorträge von Klaus Hympendahl über die Expedition. Der Film zum Törn läuft am 20. Juni 2010 um 19.30 Uhr im ZDF (Sendeplatz Terra X). Wer den Törn – zumindest teilweise – nachsegeln will, hat dazu vom 12. bis 29. Oktober und noch einmal vom 4. bis 21. November 2010 Gelegenheit: Südsee-Experte Hympendahl zeigt den Teilnehmern der zwei geführten, je 18-tägigen Törns auf einem 20-Meter-Kat dann seine „Schatzkammer der Südsee“. „Ich habe drei Jahre in der Südsee gesegelt, habe auf der entlegenen Insel Tikopia mehrere Monate gelebt, dort eine zerstörte Krankenstation nach einem Zyklon mit Spendengeldern wiederaufgebaut, habe letztes Jahr die SüdseeExpedition „Lapita Voyage“ geleitet. Ich kann sagen, dass die Südsee meine ganz große Passion ist. Oft wurde ich gefragt: Wo ist es am schönsten? Wie kommt man dahin? Zum ersten Mal möchte ich nun meine Kompetenz einbringen und Freunden und Interessenten den letzten ursprünglichsten Teil der Südsee zeigen, weit weg von allen touristischen Einflüssen. Hier auf den Santa-Cruz-Inseln ist das Leben noch wie zu den Zeiten, bevor die „Langnasen“ kamen. Ich bin befreundet mit einigen Häuptlingen, trage auch einen polynesischen Namen und kann unsere kleine Gruppe

ausgewertet. Sie können belegen, wie der Migrations-

direkt in die Inseltraditionen einführen“, verspricht Hym-

weg der Polynesier verlaufen ist. Der australische Pro-

pendahl. Routenplan: Port Vila (Vanuatu)–Epi–Espiritu

fessor Atholl Anderson hat dokumentiert, dass die von

Santo–Torres Island–Lata auf Ndeni (Solomon Island)–

Expeditionsteilnehmern auf den Inseln Kabacon (Duke

Vanikolo–Tikopia–Anuta–Port Vila (wetterabhängig).

of York Island) und Te Motu (Santa Cruz Island) gefundenen Lapita-Keramikreste von Gefäßen der Lapita-

INFO WWW.LAPITA-VOYAGE.ORG


64


szene wally

whynot? „Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ (A. d. Saint-Exupéry, aus: Wind, Sand und Sterne).

© Foto M. Müncheberg


W

er Anfang Mai von der Piazza della Liber-

– neben einigen Knöpfen im ausladenden Cockpit so et-

ta kommend die Via Roma in südöstlicher

was wie ein Steuerrad, natürlich gefertigt aus Karbon.

Richtung entlangschlenderte, dem bot sich

ein ungewohntes Bild. Riesige Masten waren da plötz-

Aus der Länge der Schiffe erklärte sich auch die un-

lich zu sehen – weiße, schwarze, gelbe und blaue,

gewöhnliche Höhe der Masten, die bis zu 55 Me-

deren Spitzen sich fast mit der Höhe des Turmes der

ter (ESENSE) in den zumeist mit Wolken verhangenen,

Chiesa di San Giorgio zur Rechten oder des linkerhand

Sprühregen speienden Himmel über dem Golfo del Ti-

über dem Fischerdörfchen Portofino thronenden Castel-

gullio an der ligurischen Mittelmeerküste stachen. Doch

lo Brown messen konnten.

nicht nur die baumhohen Hightechmasten einten die minimalistisch gestalteten, übergroßen Segelyachten. Ein

Neugierig geworden, zog es nun viele Segler und Be-

Name prangte, in einem sich nach oben wölbenden

sucher des ligurischen Ortes, dessen Wurzeln bis in das

Halbkreis geschwungen, an all den hochglanzlackierten

neunte Jahrhundert zurückreichen sollen, weiter Richtung

Rümpfen und schwarz verglasten Deckshäusern: WALLY.

Hafen, die Molo Umberto I. entlang, an der Molo Partenza Battelli und dem Wahrzeichen der Marina vorbei,

Am nördlichen Ende des kleinen Hafens, dort wo die

einem in Originalgröße in Seilen hängenden Nashorn ne-

Calata Marconi und die Molo Umberto I. zusammen-

ben dem deckshausförmig gestalteten Hafenmeisterbüro,

laufen und zusammen die Piazza Martiri dell`Olivetta

zur L`Isolotto, einer halbinselgleichen Betonpier, von de-

bilden, sitzt unter freiem Himmel ein gut gelaunter,

ren erhöhtem Ende aus man einen besonders guten Blick

grauhaariger Herr an einem runden Tischchen der Bar

auf den südlichen Teil des Hafens und das cremegelbe

Paciugo und bestellt Oliven, Chips, Brot und einen

Clubhaus des renommierten Yacht Club Italiano hat.

Daiquiri. Kaum hat er Platz genommen, bricht sich der Sonnenball Bahn durch den grauen Wolkenfilz, kleine

Wo sonst nur einige große Motoryachten festgemacht

Wellen platschen aufgeregt gegen die hier zur Piazza

haben, lagen da stattdessen nun futuristisch anmu-

flach ansteigende Pier, andere braun gebrannte, athle-

tende, 30 Meter lange Segelyachten mit so klangvollen

tische Typen und schöne Frauen gesellen sich zu dem

Namen wie RYOKAN 2, TANGO, TIKETITOO, MAGIC

Mann, man erzählt, lacht und prostet sich zu. Der

CARPET, DARK SHADOW, Y3K, KENORA und mit 43,70

Mann nippt an seinem mit weißem Rum, frischem Li-

Meter Länge über alles auch das größte Schiff dieser

mettensaft und Zuckersirup zubereiteten, geschüttelten

illustren Versammlung, die ESENSE. So muss es wohl

und geseihten sowie mit Eis und einer Limettenschei-

aussehen, wenn unbekannte Flugobjekte auf dem noch

be gereichten Drink. Er, um den sich am Tisch alles

frühlingskühlen Wasser landen – direkt zu Füßen der

zu drehen scheint, kann gut und gerne als einer der

ungläubig staunenden, schnell herbeigeeilten Zuschau-

hier noch immer ansässigen Fischer durchgehen. Sein

er. Modernste Materialien, gebacken in fortschritt-

Gesicht – von viel mediterraner Sonne tief gebräunt,

lichster Spitzentechnologie, von der erst wenige Tüftler

umrahmt von einem kurz gestutzten, grauen Bart. Ge-

Kenntnis haben und an deren Realisierung sich bisher

kleidet ist er mit einem groben, hellen Strickpullover

nur einige Werften wagen, kombiniert mit einem au-

über weißem Hemd und an den Beinen, da trägt er

ßergewöhnlichen Design mit weißen, kupferfarbenen,

eine wasserabweisende Hose, wie sie auch die ein-

grünen, blauen und schwarzen Rümpfen.

heimischen Fischer, die gleich hinter der L`Isolotto ihr angestammtes Domizil haben, tragen. Seine schwarze

Leicht – und doch hart wie Metall, das ist der Stoff,

Weste kontrastiert seine gesunde Hautfarbe und sein

aus dem Seefahrers Träume sind und in dem auch für

graues, kurzes Haar perfekt. Doch: weit gefehlt. Luca

die Luft- und die Raumfahrt gearbeitet wird: Composit

Bassani Antivari, so der Name des Graubartes mit den

sagt der Fachmann dazu. Das Verfahren, in dem Kohle-

braunen Augen und der angenehm tiefen Stimme, ist

fasern in mehreren Schichten verarbeitet werden, verleiht

vor allem eines: Segler, Feingeist – und nebenbei au-

den Schiffskörpern die Festigkeit und Steifigkeit, die auch

ßerordentlich erfolgreicher Geschäftsmann. Seine Ge-

„echten UFOs“ gut zu Gesicht stehen würden. Doch

schäftsidee ist es, Yachten bauen zu lassen, die sich

diese hier fliegen nicht wirklich; stattdessen rauschen sie

durch ein Maximum an Minimalismus auszeichnen,

schon bei schwacher Brise hörbar durchs Wasser – und

durch ein von Marineschiffen und Stealth-Bombern be-

tatsächlich: Sie sind sogar bemannt. Da bedient ein ein-

einflusstes Design, durch überdurchschnittliche Funktio-

samer Segler – oder sollte man besser sagen: Techniker?

nalität und Schnelligkeit, kurz gesagt: WALLYs.

66


szene wally

„DIE GESCHÄFTSIDEE: YACHTEN BAUEN ZU LASSEN, DIE SICH DURCH EIN MAXIMUM AN MINIMALISMUS AUSZEICHNEN, DURCH EIN VON MARINESCHIFFEN UND STEALTH-BOMBERN

SANTA MARGHERITA LIGURE

BEEINFUSSTES DESIGN, DURCH ÜBERDURCHSCHNITTLICHE

SAN FRUTTUOSO

CJIAVARI

FUNKTIONALITÄT UND SCHNELLIGKEIT, KURZ GESAGT: WALLYS.“ LAVAGNA

PORTOFINO CAVI

SESTRI LEVANTE


68


szene wally


© Fotos M. Müncheberg

„WALLY, DAS KÖNNTE MAN AUCH MIT „EIN WENIG GAGA“ ÜBERSETZEN. UND EIN WENIG VERRÜCKT – MAN KÖNNTE NATÜRLICH AUCH SAGEN: EXTREM BEGEISTERUNGSFÄHIG FÜR AUSSERGEWÖHNLICHES DESIGN.“

70


szene wally Dabei ist der Name Programm: Denn WALLY, das könnte

Bassani von jeher auch für Segelyachten. Auch hier war

man auch mit „ein wenig Gaga“ übersetzen. Und ein

und ist der Designprozess nur auf eines ausgerichtet:

wenig verrückt – man könnte natürlich auch sagen: ex-

eine noch ein Stückchen bessere Funktionalität. Die-

trem begeisterungsfähig für außergewöhnliches Design

se segelnden Hightechyachten sollen laut Bassani denn

– sind sie wohl alle, die eine Yacht der Company ihr

auch eine echte Alternative sein für Motor-Yachties, die

Eigen nennen, deren Erfolgsstory 1994 in Monte Carlo

sich bisher nicht auf scheinbar überkomplizierte Segel-

begann und unvermindert anzuhalten scheint: 38 Se-

boote mit einem Gewirr an Leinen getraut haben.

gelyachten zwischen 20 und 45 Meter (jawohl: Meter, nicht Fuß!) wurden, neben 102 Powerbooten, bis heute

Neuester Coup des 53-jährigen Wirtschaftswissenschaft-

unter der Obhut von Firmengründer Bassani fertigge-

lers und Industriedesigners Bassani ist der NESPRESSO-

stellt, weitere sind in Planung, ein Ende nicht in Sicht.

Cup, welcher Anfang Mai im Golfo del Tigullio vor Por-

„Eine WALLY zu besitzen, bedeutet nicht nur, Mitglied

tofino Premiere gefeiert hat. Das Besondere an dieser

in einem exklusiven Club zu sein, man hat vielmehr das

auf sechs Wettfahrten an drei Tagen angelegten Regat-

Gefühl, dass man aktiv am Entstehen einer Marke mit-

taserie: „Erstmals sind nur WALLY-Yachten zugelassen.

wirkt“, begründet etwa Sir Lindsay Owen-Jones das In-

Das ist neu bei diesem Cup. Auch vorher segelten wir

teresse der Reichen an den außergewöhnlichen Booten.

zwar schon in den letzten Jahren WALLY-Regatten, aber die liefen immer zusammen mit anderen Maxiyachten“,

Und es geht immer noch ein Stück größer und teurer:

sagt Bassani, der schon 1998 in der Mumm30-Class die

Vor Kurzem stellte Bassani, der mit zehn vom Vater

World-Championships gewann und für den Portofino

seine erste Jolle geschenkt bekam, weil das „gut für

„ein sehr besonderer Ort“ ist, denn hier sei es schließlich

seine Seele“ sein sollte, sein Projekt WHY vor – die

gewesen, wo er vor vielen Jahren segeln gelernt habe.

WALLY-Hermès-Yacht, mit 3.400 Quadratmeter (!) bewohnbarer Fläche, verteilt auf drei Etagen, mit Strom

Was sind das für Menschen, die ausgerechnet eine

aus eigenem Solarkraftwerk und mit 38 Meter Breite

WALLY als Eigner besitzen wollen? „Es sind spezielle

und 58 Meter Länge mehr schwimmende Insel als

Menschen, die WALLYs kaufen“, sagt Bassani, der

Boot. WHY not? Doch das ist eine andere Geschichte.

selbst vor 17 Jahren begann, auf WALLY-Yachten Re-

Egal ob Big Boat, Mega- oder Gigayacht, ob Tender

gatten zu segeln, und schließlich, im Jahr 2000, die

oder die zum sofortigen Verlieben schöne, „nur“ 36

WALLY Class, eine der vier Divisions der International

Fuß (elf Meter) lange WALLYnano mit auf historisch

Maxi Association IMA, gründete. „Sie wollen anders

getrimmten Linien: Allen gemein ist das Fehlen jegli-

sein, wollen sich abheben von anderen Seglern, wollen

cher visueller Ablenkung, das Firmenchef Bassani damit

den anderen in gewisser Weise voraus sein“, ergänzt

begründet, dass er „einfache Dinge bevorzuge“, was

der Segler, der Mitgliedschaften im New York Yacht

– natürlich – vor allem eine Frage des Geschmacks sei.

Club, dem Yacht Club Costa Smeralda, dem Yacht

Über den lässt sich trefflich streiten: In Blogs wettei-

Club Italiano und dem in Monaco unterhält. Und:

fern Fans und Gegner mit Urteilen von „sehr hässlich“

Sicherlich seien diese Menschen auch ein wenig „ver-

bis „zu gut“ und „genial“. Technische Finessen alleror-

rückt“ – nach außergewöhnlichem Bootsdesign. „Vor

ten (man muss nur wissen, wo sie versteckt sind), und

allem aber“, sagt Bassani, „lieben diese Menschen die

ein UFO-Style, der entgegen aller Sehgewohnheiten

See, sie lieben das Segeln und sie lieben es, schnell

doch harmonisch wirkt, mit feinsten Materialien protzt,

zu segeln“. Das seien die Gründe, warum diese Men-

die, haptische Reize auslösend, nur deshalb nicht so-

schen gerade eine WALLY gewählt haben – und nicht

fort begrapscht werden, weil die Sorge, fettige Finger-

irgendein anderes Segelboot.

spuren auf dem hochglanzlackierten Kunststoff zu hinterlassen, schwerer wiegt als die Neugier.

Und spätestens als die Regattaergebnisse des ersten Tages bekannt gegeben werden, wird klar, warum

Die Idee, die bei den Motoryachten dahintersteckt: Der

Bassani, den einige aus der Szene „Mr. Wally“ nen-

Überbau des Bootes soll – von innen betrachtet – so

nen, so gute Laune hat: „Heute hatte ich als Skipper

transparent wie möglich sein und aus dieser Funktiona-

der INDIO den First Finish“, freut sich der Graubart.

lität ergibt sich zwangsläufig die Form, die eher einem

Und er teilt seine Freude, so scheint es, gern mit sei-

geschliffenen Edelstein mit seinen charakteristischen Fa-

nen Freunden, die immer zahlreicher seinen Tisch auf

cetten gleicht denn einer Yacht. Dasselbe Prinzip gilt bei

der Piazza Martiri dell`Olivetta umringen.


Wer die Mühe nicht scheut und der Molo Umberto I.

stet eine Nano“, schätzt Matteo, je nach Ausstattung

bis an das südwestlichste Ende folgt, um dann eine stei-

wohl auch mehr. Relativ zu den großen Segel-WALLYs,

le Treppe zu erklimmen, oder von der Piazza die sanft

die gleich mit einem Vielfachen davon zu Buche schla-

ansteigende Salita di San Giorgio entlangläuft, hat vom

gen können, erscheint das nicht viel. Immerhin sind

Platz zwischen dem Castello Giorgio und der gleich-

das trotzdem knapp 30.000 Euro pro Nase, selbst

namigen gelben Kirche mit der kunstvoll in schwerem

dann, wenn man sich eine Nano zu zehnt in einer Eig-

Kupfer gearbeiteten Eingangstür am Vormittag einen

nergemeinschaft teilen würde, rechnen wir flugs aus.

besonders guten Blick auf Hafen und Schiffe. Dann verstärken die Strahlen der Sonne die rötlichen, creme-,

Doch, einmal abgesehen vom Preis, der die Freude

weiß- oder mintfarben angestrichenen alten Häuser

etwas dämpft: Die Segeleigenschaften der Nano sind

mit den vielen Cafés und Restaurants, welche sich an

fantastisch. Wie der flache Rumpf, an dem in 2,5 Me-

der gegenüberliegenden Calata Marconi dicht aneinan-

ter Tiefe eine 2,2-Tonnen-Ballastbombe hängt, durch

derschmiegen, zu einem wahren Feuerwerk der Farben.

die halbmeterhohen Wellen schneidet und ab und an ins Surfen kommt, wie sich scheinbar perfekt Kielboot-

Aufmerksamen Beobachtern entgehen nicht die zwei

und Jolleneigenschaften zu einem sportlich-entspannten

wie ein Ei dem anderen gleichenden, elf Meter langen

Segeln vereinen, unterstützt durch elektrohydraulisch

Segelyachten mit klassischer Anmutung, einem senk-

arbeitende, gut versteckte kleine Helfer für Fock- und

rechten Steven, weitem achterlichen Überhang, Slupta-

Großschot, Achterstag und Baumniederholer, das hat

kelung, einem kastenförmigen, kleinen Deckshaus und

etwas. Denn das bedeutet auch: Man kann diese elf

Pinnensteuerung. Neben den außergewöhnlich gefäl-

Meter über alles lange „Mini unter den Maxi“-WALLYs

ligen, harmonischen Linien, zu denen auch der positive

bequem allein handeln. Und sollte der Anleger einmal

Deckssprung beiträgt, ist es vor allem jedoch eines,

wegen zu viel – oder zu wenig – Wind schwierig unter

das sofort auffällt: Beide Bootsrümpfe sind in einem

Segeln zu fahren sein, gibt es ja noch den unauffällig

hellen Pink gehalten oder wie Matteo Bisio, Skipper ei-

eingebauten, kleinen grünen Marinediesel an Bord.

ner der beiden Yachten, der ROSE 2, sagt: „Roseo.“ Matteo lädt mich ein, ihn einen Tag lang auf seiner

So rauschen wir denn, begleitet von Regenschauern, strah-

ROSE 2, einer neuen WALLYnano mit der Baunummer

lendem Sonnenschein und bis zu zehn Knoten Wind

sechs, zu begleiten und unter Segeln das Regattage-

durch das azurne Mittelmeer vor der ligurischen Küste

schehen der großen Schwestern der ROSE 2 vor Faro

– aus der Ferne grüßen San Fruttuso auf der einen und

beim Punta Portofino zu verfolgen. Warum die „klei-

Santa Margherita Ligure, Chiavari, Lavagna, Cavi und Sestri

nen“ Nanos nicht zum Cup zugelassen sind? „Wohl,

Levante auf der anderen Seite – und wünschen uns, dass

um die regattaaffinen Segler zu animieren, sich eine

dieser schöne Segeltag nicht so schnell enden möge …

große WALLY zuzulegen.“ Das sei besser für die Company, mutmaßt der quirlige, schwarzhaarige Segler, der

Am Ende zählt bei den großen WALLYs jedoch, wie

seit einigen Jahren bei WALLY, der „Company“, wie er

bei jeder Mittwochsregatta auf dem Baggersee vorm

sie nennt, im Managementbereich tätig ist.

Clubhaus, nur der Sieg. Zwar ist bei den WALLYs auch

© Foto G.M.-Raget

die absolute Geschwindigkeit der Superyachten nicht Und so segeln wir denn unser eigenes, kleines Rennen

ganz unwichtig – der Sieger erhält immerhin eine von

gegen die andere „roseo“-farbige Nano. Mit den Boo-

einem Schweizer Kaffeesystemhersteller gesponserte,

ten ist es ein wenig wie mit den Frauen: Hier wie dort

hochwertige Designtrophäe (der wir einen eigenen

gibt es tatsächlich die „Liebe auf den ersten Blick“,

Beitrag in diesem Heft gewidmet haben) – doch in

manch Glücklichem soll ein derartiges Schicksal ja be-

erster Linie dürfte es wohl wieder einmal um das Re-

reits widerfahren sein, frei nach Dalida: Ich fand ein

nommee der Eigner der den Yachtsektor immer wie-

Herz in Portofino, es war mein Schicksal, mein Destino,

der revolutionierenden Schiffe gehen. Und spätestens

in Portofino, mein Traum am Meer, könnte auch die

da ist Trost in Sicht für die auf die Plätze verwiesenen

WALLYnano so ein – durchaus folgenschwerer – Fall

Boote. Denn auch ihnen werden die Blicke vieler nach

sein. Wer allerdings ihrem Charme verfällt, und sich

den Regattaläufen sicher sein. Oder mit Bassanis Wor-

solch ein auf klassisch getrimmtes, dabei doch technisch

ten: „Die Schönheit ist wahrscheinlich das wichtigste

innovatives und hochmodernes Schmuckstück einlässt,

Merkmal für den Eigentümer einer Yacht“.

muss einige Euro berappen. „260.000 bis 280.000 ko-

Info zum Cup: WWW.NESPRESSO.DE/EVENTS Die Yachten im Internet: WWW.WALLY.COM

Text Matt. Müncheberg © Fotos G. Martin-Raget

Mr. WALLY: Luca Bassani Antivari

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szene wally

© Foto M. Müncheberg

© Foto M. Müncheberg


farbeinsgroß!

Wer vom Rostocker Zentrum im Norden Ostdeutschlands kommend zunächst dem in die Lübecker Straße übergehenden Warnowufer folgt, rechts in die Max-Eyth-Straße einbiegt, dann links Werft- und Carl-Hopp-Straße folgt, um dann, sich wieder links haltend, Schlachthofstraße und Am Fischereihafen entlangzufahren, erreicht schließlich den direkt an der Warnow gelegenen Alten Hafen Nord. In einem alten, unscheinbaren Backsteingebäude, zu erreichen über eine noch in Betrieb befindliche Bahn-Verladerampe, befindet sich hinter einer dicken blaulackierten Stahltür das Reich von Martin Parey. Der 33-jährige Rostocker, der mit 19 Jahren seine IHK-Prüfung zum Foto-, Video- und Kinokaufmann ablegte, bedient einen sich stets entwickelnden und in seiner Tragweite stark an Bedeutung gewinnenden Markt. Er bedruckt Segel.

74


szene segeldruck

S

eine bedeutendsten Drucke zieren Rahsegel,

„Die Uhr war am schwierigsten“, sagt Parey, der einem Tipp seines Vaters folgend vor

Groß- und Vorsegel sowie Spinnaker mit Lo-

zehn Jahren mit dem Bedrucken der Segel begann. Alles habe frei Hand aufgetragen

gos und Layouts von Saab, Glashäger, HMI,

werden müssen, Farbe für Farbe, nachdem mit einem Plotter die verschiedenen Scha-

der Rostocker Brauerei, Lübzer Bier, einem Telefon-

blonen angefertigt worden seien. Der Vater, selbst erfolgreicher Segelmacher für Fahr-

dienste-Anbieter, einem Stromversorger und anderen Fir-

tensegel in Warnemünde (Butterfly Segelservice), war unzufrieden mit den von ihm in

men. Die eint die Erkenntnis, dass Werbung auf Segel-

Auftrag gegebenen Drucken und sagte zu Sohn Martin: „Mach du doch mal.“ Seither

yachten eine Botschaft auf einem Medium transportiert,

bringt Segler Parey zusammen mit drei festen Mitarbeitern, je nach Größe des Projekts

welches als sauber, sportlich, naturverbunden, aber auch

auch mit weiteren freien Kollegen, in einer Dicke von weniger als einem halben Milli-

als dynamisch und technologisch innovativ gilt. In den

meter seine salzwasserbeständige, hochflexible Zweikomponenten-Farbe auf verschiedene

Grenzen der Wettfahrt- und/oder Klassenregeln, die teil-

Segelstoffe auf oder klebt Folien auf Rümpfe. „Geht nicht, gibt`s nicht“, sagt Parey.

weise ein Werbeverbot auf Yachten vorsehen, haben sie

Mit Ausnahme einiger weniger Spezialmaterialien wie etwa silikon- oder nanobeschich-

mit Martin Parey nun einen Ansprechpartner gefunden,

teten Tüchern. Das könne einfach nicht bedruckt werden, „da hält keine Farbe drauf“.

der ihre Werbewünsche realisieren kann. Am spektakulärsten wirkt eine auf einen weißen Spi gedruckte Uhr.

Auf 140 Quadratmetern in der Lackierhalle und weiteren 140 Quadratmetern im Sieb-

Erwin Sattler beauftragte die Rostocker um Parey, eine

druckbereich

ins Riesenhafte vergrößerte Vorderansicht des Mechanik-

mehr Segelmachereien nutzen das über die Jahre gewachsene Know-how des Ros-

Zeitmessers aus München auf den Segelstoff zu bannen.

tockers. Dazu zählen Auftraggeber wie Beilken, Haase, Staade (Elvström) und andere.

entstehen so im Wochenrhythmus neue, farbenfrohe Segeltücher. Immer

© Foto N. Krauss


Der Knackpunkt sei jedoch, so Parey, dass es nur dann Aufträge für seine kleine Spezialfirma gebe, wenn sich auch Sponsoren fänden, die bestimmte Yachten oder Segelprojekte unterstützen würden. „Da gab es 2009 einen Einbruch“, sagt Parey. Langsam stabilisiere sich die Lage am Markt jedoch wieder. Seiner Firma ABS, was für Auto – Boote - Segel steht, habe gut daran getan, sich frühzeitig zu spezialisieren. So habe Parey sich intensiv mit sogenannten UV-Schutzsystemen beschäftigt. Erst jetzt, nach acht Jahren, habe er das perfekte – und streng geheime – Rezept für UV-Absorber auf Segeln entwickelt, das nicht wie sonst üblich aufgenäht, sondern am Alten Hafen Nord aufgedruckt wird. „Das hält länger, ist preiswerter und wenn die Farbe ausbleicht, wird einfach darüberlackiert“, beschreibt Parey die Vorzüge seines Systems, für das unter anderem die Auswahl der richtigen Pigmente und der optimale Trägerstoff von entscheidender Bedeutung seien. Wichtig: Das ABS-System des Rostocker Tüftlers verändere nicht das Gewicht und die „Chemie“ des Segels, preist Parey die Vorzüge seines Verfahrens. Parey, der vor zehn Jahren in von der Uni München zur Verfügung gestellten Räumen mit seiner Arbeit begonnen hat, sich jedoch schnell vergrößern musste und seit 2003 im denkmalgeschützten Fischereihafen untergekommen ist, hat einen Traum: „Für eine Challenge mal eine ganze Serie von Segeln für alle teilnehmenden Schiffe bedrucken, das wäre was.“ Sicher, das sei eine Herausforderung. Bisher jedoch habe der anpackende junge Mann mit seinem engagierten Team „immer alles hinbekommen“. Getreu seinem, von Gottfried Keller stammenden, Leitspruch: „Wir bleiben nicht gut, wenn wir nicht immer besser zu werden trachten.“ Text Lisa F. Müncheberg, Mitarbeit Claas Mittenzwei. © Fotos Nico Krauss, Matt. Müncheberg

INFO WWW.ABS-WERBESTUDIO.DE

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szene segeldruck

Die Werkst채tten von Martin Parey befinden sich am Alten Hafen Nord, Haus 215.


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naval architecture

Eine maßgeschneiderte Yacht zu bestellen, ist sinnvoll, wenn Eigner drei Regeln beachten. Regel 1: Man beherzige, dass eine ideale Yacht weniger das Ergebnis von Möglichkeiten als die Folge von Verzicht und klugen Entscheidungen ist. Zu viele Optionen behindern sich gegenseitig. Regel 2: Man arbeite mit Designern, Werften und Ausrüstern, die in diesem speziellen Segment über ausreichende Erfahrung verfügen. Das Ergebnis wird die „eigene Yacht“ sein, die durch die intelligente Kombination aus Innovationen, Technik und Stil auch bereits in der Größe von 50 bis 60 Fuß über fantastische Eigenschaften verfügen wird. Regel 3: Man beginne die Planung damit, Ziele zu formulieren. Was genau soll die Yacht können, wie will ich sie nutzen, was sind meine Möglichkeiten der Handhabung? Expertenberatung macht hier bereits Sinn. Wer so gerüstet ist, trifft heute im Semi-CustomYachtbau auf ein Meer ungeahnter Möglichkeiten. Sie sind im Serien-Yachtbau unerreichbar, auch weil Premium-Marken dort mitunter teurer sind.


D

er das sagt, ist Alv Kintscher. Der segelbegeisterte Schreiner aus Gmund am Tegernsee, der seine Schreinerlehre nach dem Abi als In-

nungssieger abschloss und in Italien als Segellehrer im Club MED gearbeitet hat, brachte sich Zeichnen, Gestalten und den Bereich der Innenarchitektur autodidaktisch bei. Auch die Ausbildung zum Schreinermeister konnte

Kintscher als Innungssieger abschließen. Sein Gestaltungsbüro beschäftigt heute vier Mitarbeiter. Anfang 2007 startete er zusammen mit einem Partner das SemiCustom-Projekt OPUS – sailbeautiful. Die Baunummer 1 steht kurz vor der Fertigstellung. Im Sommer soll sie in Cannes vorgestellt werden. Das Gesamtkonzept der SemiCustom-Yacht scheint stimmig: Bill Dixon in Southampton zeichnet seit zwei Jahrzehnten Superyachten, zweimal gewann er Preise für die beste Yacht des Jahres. Willi Brune baut in Erftstadt seit Jahren Yachten bis 65 Fuß. Alv Kintscher schließlich ist Interieurexperte mit Sinn für „natürliche Gelassenheit“. „Dieses Schiff wird der Hammer werden“, sagt Alv Kintscher über die bald fertiggestellte OPUS 68. Das Grundkonzept der OPUS 68 sei dem Vorbild klassischer Pilotcutter nachempfunden. Diese Schiffe mussten vor allem seetüchtig und schnell sein. Ihre Aufgabe war es, Lotsen bei jedem Wetter zu einfahrenden Schiffen hinauszubringen. Wegen der besseren Bedienbarkeit für kleine Crews bevorzugte man schon damals zwei Masten und damit kleinere Segel. Wir trafen den segelnden Innenarchitekten in Gmunden.

„DIE NATUR ALS DESIGNER IST KAUM ZU SCHLAGEN. DIE NATUR IN GEPFLEGTER UND ENTSPANNTER MANIER UM SICH ZU HABEN, GEHÖRT ZU DEN WÜNSCHEN FAST ALLER MENSCHEN. ICH MÖCHTE DIESES GLÜCKSGEFÜHL INS ZUHAUSE MEINER KUNDEN BRINGEN.“

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naval architecture


Herr Kintscher, sind Sie Segler? Ich bin leidenschaftlicher Segler. Segeln habe ich am Tegernsee gelernt – mit elf Jahren. Dazwischen habe ich viel gewindsurft. Dann war ich sogar Segellehrer im Club MED. Unser erster Segeltörn erfolgte mit einem Hobie Cat 16: Drei Wochen entlang der kroatischen Küste – mit Minimalgepäck, das war unser bisher abenteuerlichster Urlaub. Es folgten Segeltörns mit gecharterten Booten in Schweden, Mallorca, Griechenland, Sardinien. Am liebsten chartern wir – unseren finanziellen Mitteln entsprechend – Boote zwischen 38 und 49 Fuß, ohne Skipper. Wir lieben es, alles selbst zu tun. Meine Crew besteht vor allem aus meinen heute elf- und zwölfjährigen Töchtern, auf die ich mich seit Jahren bestens verlassen kann. Wer steht hinter OPUS? Wie viele Einheiten wurden schon fertiggestellt? Mittlerweile sind zwei Schiffe im OPUS-Stil fast fertig. Die OPUS 68, gezeichnet von Bill Dixon in Southampton und gebaut bei Brune in Deutschland, sowie eine 20 Meter lange Mahagoni-Motoryacht einer Werft in Serbien. Beide Schiffe sollen in Cannes gezeigt werden. Für die Monaco-Yachtshow in diesem Jahr arbeiten wir zudem am Interieur einer 39-Meter-Segelyacht. Auch das wird ein sehr spannendes Projekt werden, denn wir kombinieren den Stil eines traditionellen Seglers mit einem betont modern gehaltenen Interieur. Die OPUS 68 ist unsere Baunummer 1. Durch besondere Materialien und die langjährige Erfahrung im Gestalten und Einrichten von Häusern kann ich besonders wohnliche Interieurs für Schiffe zeichnen und umsetzen. Die OPUS 68, OPUS 55 und Roadster werden nach Fertigstellung auf dem Yachtmarkt angeboten. Durch meine eigene Schreinerei mit 20 Mitarbeitern sind wir selbst in der Lage, hochwertige Interieurs für Yachten anzufertigen. Welche Rolle spielt die Natur bei Ihrer Arbeit? Haben Sie Vorbilder? Fast alle Menschen sind gern in der Natur, und fast alle Menschen lieben Komfort, Luxus, Ästhetik und Schmuck. Mein Ziel als Gestalter ist es, diese beiden Gedanken zu vereinen, so gut es nur geht.

„DA IST DER DIELENBODEN AUS EICHE, DEM DURCH GEWELLTE HOBELMESSER („SCHROPPEN“) DIE GEBRAUCHSSPUREN VON JAHRZEHNTEN BEIGEBRACHT WURDEN. DA IST DIE RIESIGE GOURMETGALLERY, IN DER SICH EINE KOCH-SHOW DREHEN LIESSE.“

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naval architecture

Ich versuche, das Wilde und Rohe der Natur als Schmuck und Ornament zu sehen, und setze es gezielt für meine Entwürfe ein. So entstehen Interieurs, die außerordentlich „gemütlich“ wirken und dennoch eine enorme Exklusivität und Wertigkeit vermitteln. Yachtinterieurs hatten lange Zeit wenig mit Wohnwelten zu tun, wie wir sie von zu Hause her kennen. Das war gerade zu Beginn des Yachtsports ganz anders. Die ersten großen Segelyachten waren eingerichtet wie das Heim ihrer Besitzer. Manches mag dabei unpraktisch gewesen sein. Doch man nahm es hin, weil man nicht weniger schön als zu Hause leben wollte. Zu mir kommen Kunden, die das genauso sehen. Meine besondere Aufgabe als Designer ist dann, die Ansprüche an Funktion und Praktikabilität ebenso zu erfüllen. Bei unseren bisherigen Arbeiten ist uns das gelungen.

Funktionsansprüche, Wünsche und Träume der Kunden werden

genau analysiert – und die können sehr unterschiedlich ausfallen. Deshalb wird auch kein Design dem anderen gleichen. „Modern Nature“ – das heißt: hochwertige und natürliche Materialien anstelle von Prunk und Hochglanz. Ich setze lieber Blattgold und Blattsilber nur in kleinen Flächen und Details ein, feine Adern fertige ich in Bronze, Chrom oder mit Swarowski-Steinen – alles auf wertvollen, natürlichen Materialien. Durch die eigene Produktion können wir sehr gut Musterkombinationen der Einrichtung aufzeigen; unsere Kunden lieben es, die Vielfältigkeit der Materialmöglichkeiten zu entdecken. Wally ist für mich ein Vorbild für die Außengestaltung von Schiffen. Sie „schießen zwar teils über das Ziel hinaus“, aber deren Innovationen beeinflussen mit Sicherheit die Branche. Nur innen sind deren Schiffe nicht immer wirklich schön und auch nicht praktisch – da würde ich liebend gern ansetzen. Innen lasse ich mich prinzipiell nicht so sehr von anderen Designs beeinflussen, das schafft mir den größten Freiraum. Also: keine Vorbilder! Unser Projekt für das serbische 20-Meter-Schiff wird eine Steigerung zum Wally-Design – innen und außen. Mehr darf ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten. Fest steht jedoch: Diese „Design-Wahnsinnigen“ sind sehr gebildete Menschen, die viel Zeit in jedes Design-Detail stecken – und das passt wiederum sehr gut zu meiner Philosophie. Sollte eine Segelyacht nicht eher „schnell“ als „schön“ sein? Neben Schnelligkeit und Schönheit würde ich bei Planung und Bau einer Yacht auch noch an Sicherheit, an Komfort, an Wirtschaftlichkeit und Wertbeständigkeit denken. Und wenn wir noch weiter gehen, dann fallen uns bestimmt einige Ziele mehr ein. Manchmal kann man mehrere gleichzeitig anstreben, nicht selten haben wir es aber auch mit unlösbaren Widersprüchen zu tun. Die können wir als Gestalter und Konstrukteure unseren Kunden verdeutlichen, um sie dann in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Als Interieurgestalter stehe ich für Schönheit und Wohnfunktionalität. Aber warum sollte daraus nicht auch ein Interieur für eine schnelle Yacht entstehen können? Ich benötige für meine Entwürfe die Linien des Schiffes, das maximal erlaubte Gewicht für das Interieur und dessen Verteilung. Das ist dann der Entscheidungsrahmen für mich und für den Eigner. Und in diesem Rahmen wird daraus immer auch eine „schöne“ Yacht werden – das garantiere ich. Unsere 20-Meter-Motoryacht macht circa 50 Knoten, mit einem von uns geplanten und realisierten – sehr wohnlichen – und spektakulären Interieur. Die meisten Kunden, die großen Wert auf ein besonderes Interieur legen, sind jedoch Genussmenschen, keine Wettkämpfer. Ihr Motto könnte lauten, eine wunderschöne Zeit auf dem Wasser zu verbringen. Dazu gehört immer auch eine gewisse Sinnlichkeit in der Einrichtung. Das Schlagwort heißt: Wohnen statt Camping!


Für wen macht eine maßgeschneiderte Yacht

Auch wenn wir als vierköpfige Familie ein Segelschiff

Sinn? In den meisten Fällen ist das eine einfache Fra-

über 40 Fuß chartern wollen, bekommen wir immer

ge, denn der „normale“ Kunde für eine maßgeschnei-

mehr Kabinen, als wir es eigentlich benötigen. Und

derte Yacht geht diesen Weg, weil es die Yacht, die

wie viele Ehepaare segeln zu zweit, wollen aber

er will, auf dem Serienmarkt einfach nicht gibt. Meist

auch kein 35-Fuß-Schiff chartern. Ich wundere mich,

hat das mit der Größe oder den besonderen Anforde-

dass Charterfirmen nicht genau so ein Schiff mit ins

rungen an die Yacht zu tun. Es macht aber einfach

Programm nehmen – hier würde das Allraumkonzept

auch Spaß, eine Yacht nicht nur zu segeln, sondern

auch in kleineren Yachten für eine ganz kleine Crew

ebenso mitzuentwerfen. Viele Eigner bringen sich sehr

Sinn machen. Jede Innovation braucht auch Mut,

in den Gestaltungsprozess mit ein, und das halte ich

aber ich bin mir sicher, der erste Charteranbieter,

für sehr sinnvoll. So erhält jeder Kunde ein Unikat,

der eine 45-Fuß-Yacht konsequent für zwei mal zwei

quasi einen auf den Segler zugeschnittenen Maßan-

Personen anbietet, wird erfolgreich eine Lücke füllen

zug. Im Ergebnis führt das zu einer deutlich höheren

– ich bin dann der Erste, der so ein Schiff chartert!

Qualität und Funktionalität.

Gern würde ich einmal so ein Design für einen Serienhersteller verwirklichen.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff des „Allraumkonzeptes“? Allraumkonzept bedeutet, mehrere

Worin besteht der Vorteil einer Semi-Custom-

Funktionen wie Schlafen, Essen, Wohnen etc. zu-

Yacht gegenüber einem Serienboot? Ein Semi-

sammenzufassen. Nur so bekommt man stets das

Custom-Konzept wie bei OPUS kombiniert die Vorteile

Raumgefühl einer viel größeren Yacht. Tagsüber zum

der Serien- und der Einzelproduktion. Endergebnis ist

Beispiel wirkt ein Doppelbett als Liegewiese oder Le-

immer ein maßgeschneidertes Schiff. Jedoch ist der

seecke mit Lounge-Charakter. Anstelle von drei Mini-

Startpunkt der Überlegungen nicht ein leeres Blatt Pa-

Nasszellen könnte man auch eine sehr große Du-

pier, sondern ein Vorbild, das dem künftigen Eigner

sche und ein separates, großzügiges WC einplanen,

bereits zu mehr als 50 Prozent zusagt. Damit lässt sich

das Waschbecken käme dann direkt in die Kabine.

gegenüber dem reinen Einzelbau Geld und Entwick-

Man sollte besser fragen, wann dieses Konzept kei-

lungszeit sparen, und fast noch wichtiger: Es lassen

nen Sinn macht. Das ist dann der Fall, wenn es für

sich Erfahrungen aus dem Bau des Prototypen nutzen.

verschiedene Menschen an Bord getrennte Wohn-

Den größten Bereich für Individualität bietet jedoch die

beziehungsweise Funktionsbereiche geben soll. Die

Inneneinrichtung. Sie lässt am meisten Spielraum, ohne

Generalfrage lautet im Schiff: Wie vielen Gästen

statisch relevante Bauteile zu verändern.

möchte ich an Bord eine eigene Kabine bieten und dafür auf Wohnraum und Funktion für den Eigner

Was sind Ihre nächsten seglerischen Ziele? Demnächst

verzichten? Häufig stelle ich auf eigenen Segeltörns

muss ich mal über den Atlantik, und ein Traum von mir

fest, dass viele Chartersegler viel zu viele Kabinen

ist es, denselben Törn auch einmal einhand zu bewältigen.

mit sich „rumschleppen“.

Interview Matt. Müncheberg © Fotos A. Kintscher, sailbeautiful, privat

„MEIN CREDO IST, DAS WILDE UND ROHE IM MATERIAL ALS SCHMUCK UND ORNAMENT ZU SEHEN UND IHM DANN DIE STRENGE UND STRUKTURIERTE FORM DER MODERNE ZU GEBEN. DAS IST MEIN VERSTÄNDNIS VON ‚MODERN NATURE‘.“

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naval architecture

Info www.sailbeautiful.com. Die nächsten Projekte von Alv Kintscher: Gestaltung einer 39-Meter-Segelyacht, Design einer OPUS 68 als Chartervariante für zwei Personen, für einen serbischen Auftraggeber die Gestaltung einer 15-Meter-Motoryacht mit Allraumkonzept und großen Außenwohnflächen. Ein weiteres Modell soll 30 Meter lang werden. Alle Schiffe werden im Außenbereich in Mahagoni mit modernen Linien gefertigt. „Kein Plastik! Auch das ist ‚MODERN NATURE‘!“, sagt Kintscher.


KÜSTENSEGELN VON DER JOLLE AUF DIE YACHT Das Sympathische an dem neuen, 224-seitigen kartonierten Werk aus dem Bielefelder Delius Klasing Verlag liegt darin, dass es, ohne den erhobenen Zeigefinger zu benutzen, leicht verständlich (ohne dabei ins Oberflächlich-Belanglose abzugleiten) Probleme aus den Bereichen Navigation, Seezeichen, Seeverkehrsrecht, Lichterführung und Schallsignale bei verminderter Sicht, Gezeiten und Wetter sowie Manöver behandelt – also so ziemlich das Wichtigste, was es beim Bewegen von Yachten vor der Küste zu beachten gilt. Darüber hinaus „… gibt es noch so unendlich viel mehr, was man über Navigation, Wetter, Manöver, Schiff und Führung lernen kann“, wie Autor Klas Klauberg im Vorwort vermerkt. Jeder müsse selbst bestimmen, wann es mit dem Sammeln von noch mehr theoretischem Wissen genug sei. Irgendwann müsse schließlich abgelegt werden – navigare necesse est. Klauberg, 1967 in Hamburg geboren, hat als Kind auf der Schlei segeln gelernt, ein Boot versenkt (einen 470er), ein Boot selbst gebaut (20er-Jollenkreuzer) und oft gechartert. Vielleicht ist das Buch auch deshalb so verständlich, locker erzählt und dabei doch straff gegliedert, weil Klauberg, der seit vielen Jahren Kurse zum Erwerb von Segelscheinen leitet, gelernter Jurist ist. Warum befinden sich die Ausgänge in Flugzeugen auf der Backbordseite? Was muss man beim Lesen alter Schatzkarten beachten? Woher stammt das „Wahrschauen“? Und vor allem: Warum steht so etwas in einem

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Lehrbuch für Navigation, Seeverkehrsrecht, Lichterführung, Gezei-

versteht, so manches Mal mit einem Augenzwinkern. Schönes Ge-

ten, Wetter und Manöver? Muss man das denn wissen, um sicher

schenk für Freunde, die vom Segelvirus befallen sind und sich ge-

zu navigieren oder sich auf eine Prüfung vorzubereiten? Muss man

rade auf ihren ersten Schein vorbereiten, beziehungsweise für die,

eigentlich nicht – aber die Hintergründe, Anekdoten und Eselsbrük-

welche Jolle segeln können und weiter hinaus wollen. Zitat: „Wahr-

ken, die Klas Klauberg hier zusammengetragen hat, machen das

schau ersetzt ab heute übrigens den Ausruf ‚Achtung‘ der Landrat-

Lernen nicht nur spannender, sondern tatsächlich auch leichter und

ten. ‚Achtung‘ braucht man nur noch zu sagen, wenn ein Offizier auf

effizienter. Was in diesem Buch neben dem Prüfungsstoff für den

der Brücke erscheint, dem man auch eine innere Achtung entgegen-

Sportbootführerschein See auf wirklich lesenswerte Art aufbereitet

bringt. Wahrschau meint nicht die Hauptstadt von Polen, sondern

ist, hilft ganz ungemein, wenn es darum geht, das Wissen in den

‚wahrnehmen‘ und ‚schauen‘ stecken darin. Auf Schildern vor hol-

grauen Zellen fest zu verankern. Ansonsten gilt auch hier, was zum

ländischen Autobahnbaustellen steht ‚Waarschuweng‘ und das eng-

Buch „Perfekt Segeln“ aus dem gleichen Verlag gesagt wurde: Wer

lische ‚Watch out‘ stammt ebenfalls vom selben niederdeutschen

mehr will, kommt an den Befähigungsnachweisen nicht vorbei – und

Sprachstamm. Wahrschauen ist dabei unbegrenzt einsetzbar: ‚Wahr-

an der einschlägigen Literatur zur Prüfungsvorbereitung. Tipp: Das

schau, der Tee fällt gleich‘ oder ‚Wahrschau mal den Mann hinterm

Buch eignet sich zum Auffrischen des eigenen Wissens. Man merkt,

Tresen‘. Beim Ausruf ‚Wahrschau Baum‘ solltet ihr auf Segelschiffen

dass der Autor aus der Praxis kommt, über ein großes Wissen ver-

sofort den Kopf einziehen, ansonsten wird es sehr schmerzhaft.“

fügt – und dieses auch noch in klare, frische Worte zu verpacken

www.delius-klasing.de


buch vorstellungen

PERFEKT SEGELN KNOW-HOW FÜR DIE PRAXIS Das neue 400-seitige Buch aus dem Delius Klasing Verlag/Bielefeld

hat es auch das Zeug, zum Standardwerk zu avancieren. Wer mehr

ist als „neues Standardwerk“ angekündigt. Große Worte, wenn man

will, kommt an den Befähigungsnachweisen nicht vorbei – und wird

bedenkt, dass ein Standardwerk tunlichst alle Aspekte des Segelns

sich dann auch die einschlägige Literatur zur Prüfungsvorbereitung

beinhalten sollte. Und derer gibt es beim Dahingleiten unter weißem

beziehungsweise die einschlägigen kommentierten Wettkampfre-

Tuch bekanntlich viele. Ein großer Vorteil des gebundenen, 19,5 x 24

geln besorgen. Wünschenswert wären weiterführende Literatur-

Zentimeter großen Bandes ist die klare Gliederung: In acht Kapiteln

empfehlungen in den jeweiligen Kapiteln gewesen. Tipp: Gutes Ge-

(Los geht´s, Segeln lernen, Jollensegeln, Fahrtensegeln, Navigation,

schenk für potenzielle Mitsegler, damit diese sich – vor einem ersten

Wetter, Wartung an Land, Sicherheit auf See) wird versucht, alles,

gemeinsamen Törn – an Bord nicht wie der viel beschworene „Elefant

was man als Segler auf Jollen und auf Yachten wissen muss, zu behan-

im Porzellanladen“ benehmen müssen. Gut geeignet auch für Eltern,

deln. 697 Farbfotos, 485 farbige Abbildungen und 14 Karten tragen

deren Kinder Jollensegeln lernen – und die mitreden können wollen.

zu einem guten Verständnis auch und gerade bei Segelanfängern

www.delius-klasing.de

bei. Ein Farbleitsystem macht das Werk zudem zu einem übersichtlichen Nachschlagewerk. „Perfekt segeln“ eignet sich für absolute Anfänger ebenso wie für fortgeschrittene Jollensegler, die einmal wissen wollen, was es etwa speziell beim Kat-Segeln zu beachten gilt – und umgekehrt. Auch wer erstmals eine Regatta auf eigenem Kiel bestreiten möchte, findet einen Crashkurs Regattakurs und Regattaregeln. Der britische Segler Jeremy Evans hat sich als Autor und Fotograf auf das Thema Segeln spezialisiert. Vierzehntägig schreibt er die „MultiMad“-Kolumne für die Zeitschriften Yachts und Yachting und veröffentlicht Testberichte zu Katamaranen, Jollen und Yachten sowohl in diesen beiden Zeitschriften als auch in Yachting Monthly. Zu seinen Büchern gehören neben „Perfekt Segeln“ das „Praxislexikon des Segelns“, „Segeln Pur“, das „Praxishandbuch des Segelns“ sowie Berichte zum Segeln. Spezielle Bücher zum Thema Regattasegeln und Seglerkarrieren sind im Rahmen der RYA (Royal Yachting Association) in Vorbereitung. Mit sieben Jahren brachte sich Jeremy Evans das Segeln in einem Boot aus dem Baukastensystem selbst bei. Seitdem segelte Evans auf fast allen Bootstypen, wobei er inzwischen aber eine besondere Vorliebe für Mehrrumpfboote hat. Auf die Frage nach seinem seglerischen Wunschtraum sagt Evans nur, dass es wohl ein Kopf-an-Kopf-Rennen eines VX40-Katamarans mit einem Seacart-30-Trimaran sein würde, beides ganz starke Rennmaschinen, die noch dazu ziemlich teuer und anspruchsvoll zu segeln sind. Fazit: Auch wenn das Buch nicht die Führerschein-Lehrbücher des Verlages ersetzen kann – und dies wohl auch nicht will – kann es eine gute Grundlage für Segelnovizen bei der Vorbereitung für den ersten Segelschlag sein, für´s Freizeitsegeln „ohne Schein“. Insofern


ATLAS DER ABGELEGENEN INSELN FÜNFZIG INSELN, AUF DENEN ICH NIE WAR UND NIEMALS SEIN WERDE Dramatis personae: Dore Strauch – eine Lehrerin, zu Höherem berufen als dem Leben an der Seite eines doppelt so alten Gymnasialdirektors. Und Dr. Friedrich Ritter – ein Berliner Zahnarzt mit krauser Stirn und flackernden Augen, der das menschliche Hirn kartografieren will und dem die Zivilisation nichts Neues mehr bieten kann. Beide verlassen 1929 ihre Ehegatten, um dorthin zu gehen, wo der Staat aufhört und das Gesetz des Notwendigen herrscht. // Der Ort der Handlung: eine einsame Insel, auf der alle Kolonialisierungsversuche gescheitert sind. In dem grünen Krater eines erloschenen Vulkans gründen Friedrich und Dore die Farm Frido, bauen eine Hütte aus Wellblech und rostfreiem Stahl und bestellen einen Morgen Land. // Kleidung tragen sie in ihrer Einsiedelei nur, wenn Besuch kommt. Erst sind es Neugierige, die Zeitungen mit Geschichten von Adam und Eva auf Galapagos füttern wollen, bald die ersten Nachahmer. „Kaum zu glauben, dass ein so schwer zugängliches Fleckchen Erde wie das unsrige so oft aufgesucht wird.“ // 1932 betritt eine neue Siedlerin die Freilichtbühne: die Österreicherin Eloise Wagner de Bousquet – selbst ernannte Baronin, eine Lebedame mit großen Zähnen und dünnen Augenbrauen, die auf der Insel ein Luxushotel für Millionäre bauen will, im Schlepptau Kühe, Esel, Hühner, 80 Zentner Zement und zwei Liebhaber: Lorenz, ein schmächtiger Jüngling mit semmelblondem Haar, und Philippson, ein vor Kraft strotzender Kerl, Sklaven ihrer Lüste und Launen. Die Baronin spielt bald Kaiserin, tyrannisiert die Ritters, regiert mit Peitsche und Revolver, quält ihren Lakaien Lorenz und verwundet Tiere, nur um sie danach wieder gesund zu pflegen. Ihr Hotel bleibt ungebaut: Die Hacienda Paradiso ist nur eine zwischen vier Pfählen gespannte Zeltbahn. // Die Komödie gerät zum Krimi: 1934 verschwindet

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die Baronin mit Philippson spurlos, Lorenz` Gerippe wird am

tern, meuternden Matrosen und vergessenen Schiffbrüchigen,

Strand einer Nachbarinsel gefunden, und Dr. Ritter stirbt an den

braven Sträflingen und strafversetzten Beamten, kurzum: von

Folgen einer Fleischvergiftung. Nur Dore kehr heim nach Berlin.

freiwilligen und unfreiwilligen Robinsons. Kunstvoll illustriert

Und die Zeitungen in aller Welt spekulieren über die Galapagos-

und durchgehend in fünf Sonderfarben gedruckt, zeigt er, nach

Affäre: Wer war`s? Dass es immer noch Orte gibt, die schwer zu

Ozeanen geordnet, alle Inseln im jeweils identischen Maßstab.

erreichen sind, erscheint uns heute nicht mehr vorstellbar. Ju-

Damit entführt uns Judith Schalansky zu entlegenen und entle-

dith Schalansky hat sie gesammelt: Fünfzig entlegene Inseln, die

gensten Orten – von Tristan da Cunha bis zum Clipperton-Atoll,

in jeder Hinsicht weit entfernt sind, entfernt vom Festland, von

von der Weihnachts- bis zur Osterinsel – und beweist, dass die

Menschen, von Flughäfen und Reisekatalogen. Aus historischen

abenteuerlichsten Reisen immer noch im Kopf stattfinden: mit

Begebenheiten und naturwissenschaftlichen Berichten spinnt Ju-

dem Finger auf der Landkarte. Schalansky, geboren 1980 in

dith Schalansky zu jeder Insel eine Prosaminiatur, absurd-abgrün-

Greifswald, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsde-

dige Geschichten, wie sie sich nur die Wirklichkeit auszudenken

sign, lebt heute als freie Autorin und Gestalterin in Berlin und

vermag, wenn sie mit wenigen Quadratkilometern im Nirgendwo

lehrt in Potsdam Typografische Grundlagen. Das Buch erhielt

auskommen muss. Sie handeln von seltenen Tieren und seltsa-

den 1. Preis der Stiftung Buchkunst 2009 und wurde zum „schön-

men Menschen: Von gestrandeten Sklaven und einsamen Natur-

sten deutschen Buch des Jahres“ 2009 gekürt. www.mare.de,

forschern, verirrten Entdeckern und verwirrten Leuchtturmwär-

www.atlas-der-abgelegenen-inseln.de Empfehlung der SJ-Redaktion!


buch vorstellungen

DER STURM: DIE LETZTE FAHRT DER ANDREA GAIL DER MARITIME KLASSIKER / LESEPROBE „Den ganzen Nachmittag hämmerten die großen Seen weiter auf das dem Untergang geweihte Schiff ein; als die

seiner Frau in New York und ist dort Mitbesitzer der Bar The Half-King.

Nacht hereinbrach, fügte sie den anderen Schrecken nur noch den der Dunkelheit hinzu. Kurz vor zehn Uhr abends

„Im Herbst 1991 tobte vor der kanadischen Küste ein Jahrhundertsturm

fanden drei riesige Wellen ihren Weg durch den Kesselabzug, löschten das Feuer und brachten uns in eine verzwei-

mit über 30 Meter hohen Wellen und mehr als 160 Stundenkilometern

felte Lage. Das Ende kam kurz vor Mitternacht, als wir mit einem schrecklichen Krachen einen Unterwasserfelsen

Windgeschwindigkeit. Der Fischtrawler ANDREA GAIL, der mit sechs

rammten und das Schiff binnen einer Minute auf den Grund der Straße von Formosa sank. Ohne groß nachzuden-

Mann Besatzung auf Schwertfischfang war, verschwand am 29. Okto-

ken, riss ich die Schwimmwesten herunter, warf zwei meinen Begleitern zu, legte die dritte selber an und rannte zum

ber spurlos für immer. Gestützt auf Berichte von Fischern, die ähnliche

Niedergang. Die Umstände ließen mir keine Zeit, um große Menschenstudien zu machen, aber ich werde niemals

Stürme überlebten, und auf Gespräche mit Kollegen und Angehörigen

den offenkundigen Mangel an Initiative vergessen, den alle Menschen, an denen ich vorbeikam, an den Tag legten.

der Verunglückten dokumentiert Sebastian Junger das Leben und Ster-

Alle Passagiere kamen mir wie gelähmt vor – selbst meine Begleiter, unter denen sich einige fähige Soldaten befan-

ben der sechs Fischer. Doch das Buch ist mehr als ein Katastrophen-

den. Die Stewards, die verzweifelte Schreie und Abschiedsrufe ausstießen, versperrten den Zugang zum Deck,

bericht. Junger erzählt auch vom ganz normalen Leben der Fischer auf

und ich konnte mich nur mit Gewalt an ihnen vorbeiquetschen. Als ich das Deck erreichte, schien mir sowohl von

See und an Land, in Gloucester, dem Heimathafen der ANDREA GAIL.

oben als auch von unten ein veritabler Berg aus Wasser entgegenzukommen, und ich wurde gegen den Brücken-

Er berichtet vom Nest, der Kneipe, in der die Seeleute zwischen ihren

niedergang geschleudert. Das Schiff sank schnell, und ich, wiewohl mit aller Kraft versuchend, mich zu befreien,

einmonatigen Fangfahrten sieben Tage lang exzessiv den Landurlaub

wurde mit hinuntergezogen. Unter Wasser kam ich schließlich frei und bemühte mich sofort, an die Oberfläche zu

feiern, von der Fisch- und Werftindustrie, und vor allem von den Be-

kommen, wurde jedoch durch den Sog weiter nach unten gezogen. Die Anstrengung kostete mich viel Luft, und

ziehungen der Menschen zueinander, von den Ehefrauen und Freun-

nach zehn oder fünfzehn Sekunden konnte ich den Drang, einzuatmen, nicht mehr unterdrücken. Es schien, als be-

dinnen der Fischer und den Träumen und Wünschen der Menschen

fände ich mich in einem Schraubstock, der langsam enger und enger gedreht wurde, bis es mir vorkam, als müssten

an der Küste.“ (aus dem Klappentext, Diana-Verlag). Den Bericht,

Brustbein und Rückgrat brechen. Vor vielen Jahren pflegte mein alter Lehrer zu beschreiben, wie schmerzlos und

der zuerst als Artikel im Outside-Magazin erschien, haben wir gese-

leicht der Tod durch Ertrinken wäre - „als fiele man im Frühsommer in einem grünen Feld einfach um“ -, und dieser

hen bei diversen Internet-Buchhandlungen, gebraucht ab 99 Cent.

Gedanke ging mir in diesem Augenblick durch den Kopf. Das Bestreben zu „schlucken“ nahm mehr und mehr ab,

Was ist Ihr maritimer Klassiker? Info an mm@sailing-journal.de

und der Druck war kaum zu ertragen, aber allmählich schien der Schmerz weniger zu werden. Ich kam mir vor wie in einem angenehmen Traum, obgleich ich genug Willenskraft hatte, an meine Freunde daheim zu denken und die schottische Landschaft um Aberdeen, die mir als Kind vertraut war und die mir jetzt vor Augen trat. Bevor ich das Bewusstsein verlor, war der Schmerz in der Brust vollständig verschwunden, und ich verspürte wirklich ein angenehmes Gefühl. Als ich das Bewusstsein wiedererlangte, fand ich mich an der Oberfläche und schaffte es, ungefähr ein dutzendmal tief einzuatmen. Das Land lag ungefähr vierhundert Yards entfernt, und ich bediente mich eines Seidenballens und dann einer langen Planke, um mich dorthin zu retten. Nachdem ich ans Ufer gekrochen war und hinter einem Felsen Schutz gesucht hatte, war wenig Anstrengung vonnöten, um eine reichliche Emesis auszulösen. Nach der ganzen Aufregung verfiel ich in einen gesunden Schlaf, und dieser Schlaf dauerte drei Stunden, wonach mich eine starke Diarrhöe überfiel, offensichtlich verursacht durch das viele Seewasser, das ich geschluckt hatte. Bis zum Morgengrauen waren alle meine Muskeln in einem andauernden Tremor, den ich nicht kontrollieren konnte. (Mehrere Wochen später) schlief ich in einem bequemen Bett, als mich, spätabends, ein Alptraum zu einem heftigen Kampf mit dem Nachttisch verführte, so dass ich schließlich mit einem Kopfsprung aus dem Bett schoss und schmerzhaft auf dem Boden landete.“ SEBASTIAN JUNGER, geboren 1962 in Belmont/Massachusetts, wuchs in Neuengland auf und studierte in Boston Kulturanthropologie. Als der Jahrhundertsturm 1991 die Küste von Massachusetts verwüstete, lebte er in Gloucester, dem Heimathafen der Andrea Gail. Die Nachricht von der vergeblichen Suche nach dem Fischtrawler und seiner Besatzung gaben ihm den Anstoß zu seinem ersten Buch, „Der Sturm“, das in den USA zum Bestseller wurde. Das Buch, über das die WELT schreibt, das Thema Mensch gegen Naturgewalten sei selten so eindrucksvoll umgesetzt worden, wurde mit George Clooney und Mark Wahlberg verfilmt. Außerdem veröffentlichte Junger das Buch „A Death in Belmont“, eine Reportage über den Vergewaltiger und Mörder von Bessie Goldberg, und „Fire“, eine Sammlung von Reportagen über – unter anderem – Ahmad Shah Massoud, den Diamantenhandel in der Sierra Leone und den Bürgerkrieg im Kosovo. 2000 wurde er für seine Reportage „The Forensics of War“, veröffentlicht in Vanity Fair, mit dem National Magazine Award ausgezeichnet. Sebastian Junger lebt mit


keine eisbecher! Anfang Mai lief vor Portofino die Premiere des Nespresso Cup für WALLY-Yachten (siehe Story WHY NOT? – in diesem Heft). Kein Cup ohne einen Preis, eine Trophäe. Natürlich musste es für den Besten auf den Hightech-Yachten, die sich unter anderem durch ein eigenwilliges, modernes Design auszeichnen, auch einen besonderen Preis geben. Die Wahl fiel auf den jungen Industriedesigner Konstantin Grcic, ausgezeichnet mit vielen internationalen Designpreisen und renommierten Awards. Der 1965 in München geborene Grcic, der 1990 seinen Master of Arts in Industrial Design am Londoner Royal College of Art erwarb, arbeitete von 1990 bis 1991 für Jasper Morrison in London, bevor er sich 1991 mit seiner eigenen Firma KGID - Konstantin Grcic Industrial Design in München selbstständig machte. Mit dem schlanken, stets elegant gekleideten, schwarzhaarigen Designer, der seine Designprojekte und -objekte in eigenen Ausstellungen etwa am Art Institute of Chicago (Konstantin Grcic: Decisive Design, 2009-2010), bei CAST 1 in Berlin, im berühmten Pariser Museé des Arts Décoratifs (Small Talk) und im Museum für Gestaltung in Zürich (This Side Up – Konstantin Grcic Industrial Design) zeigte, Mitglied in zahlreichen Design-Jurys ist, Fachvorträge hält und zu dessen Kunden Firmen wie Adidas, BASF, Krups, Lamy, Montina International, Parador, die Porzellan-Manufaktur Nymphenburg, Swarovski, Thomas/Rosenthal und Wireworks zählen, sprach Matt. Müncheberg am Rande des WALLY-Cups in Portofino über das Besondere einer Trophäe für den Gewinner einer Regatta, die auf besonderen Yachten ausgetragen wird.

90


art maritim konstantin grcic


„AN DEM PROJEKT REIZTE MICH DIE MÖGLICHKEIT, ETWAS VÖLLIG NEUES ZU SCHAFFEN, WAS SICH VON DEN POKALEN MIT DER KLASSISCHEN EISBECHERFORM UNTERSCHEIDET.“ Konstantin Grcic, wie kam es zu der Idee, den

bon assoziieren wir Leichtigkeit und High Performance.

Wally-Cup zu designen? Ich hatte zuvor schon einmal

Aluminium verweist auf Nespresso und die Farben der

mit Nespresso zusammengearbeitet. Aufgrund dieses gu-

Ringe sind die Farben der Kaffeekapseln.

ten Kontaktes kam das Unternehmen auf mich zu und schlug dieses Projekt vor.

Wie lange brauchte es bis zur Umsetzung der Idee? Das Projekt war überschaubar und nahm für

Was reizte dich an dieser Aufgabe? An dem Pro-

uns circa zwei Monate in Anspruch.

jekt reizte mich die Möglichkeit, etwas völlig Neues zu schaffen, was sich von den Pokalen mit der klassischen

Mussten Vorgaben berücksichtigt werden? Nespresso

Eisbecherform unterscheidet, aber gleichzeitig eng ver-

ließ mir völlig freie Hand bei Form, Größe und Material.

bunden ist mit der Welt von WALLY. Bist du selbst Segler? Ich selbst bin kein Segler, Wie lief es von der Idee bis zur Realisierung?

kann mich aber auf alle Fälle für das Segeln begei-

Welche Idee steckt dahinter? Am Anfang eines

stern. Das Zusammenspiel aus Geschwindigkeit, Präzisi-

jeden Projektes steht eine ausführliche Recherche. Ich

on, Teamarbeit und modernen Yachten stellt für mich

musste so viel wie möglich über das Thema erfahren,

einen besonderen Reiz dar.

so zum Beispiel über die Geschichte des Cups, über die beteiligten Personen und natürlich über die WALLY-

Ein paar Worte zu deinem Team … Mein Team be-

Boote. Letztendlich spielten die Hochleistungsyachten

steht aus vier Designern und einer persönlichen As-

mit ihren verwendeten Formen und Materialien eine

sistentin. An einem Projekt arbeite ich immer mit

große Rolle im Designprozess der Trophäe. Die Vorga-

einem Assistenten zusammen, in diesem Fall mit Sami

be war die eines Wanderpokals. Der Pokal besteht aus

Ayadi. Mein Studio befindet sich in München in der

einem oberen Teil, der die Form eines stilisierten Segels

Gegend des Hauptbahnhofes und besteht aus einem

hat, und einem unteren Block aus verschiedenfarbigen

großen lichtdurchfluteten Loft, in dem wir alle zu-

Ringen. Der erste schwarze Ring steht für Nespresso

sammensitzen.

selbst, die weiteren Ringe sind die Jahresringe. Der Pokal ist mit Ringen bis 2012 ausgestattet. Zusätzlich

Woran arbeitest du gerade? Grundsätzlich arbeiten

gibt es mehrere kleine Repliken mit jeweils nur einem

wir im Bereich Möbeldesign. Derzeit arbeiten wir unter

Jahresring, die die Sieger behalten dürfen.

anderem an einem Projekt für Herzog & de Meuron und an einer Ausstellung für die Biennale in St. Eti-

Ein paar Worte zu den verwendeten Materialien …

enne/Frankreich.

Über das verwendete Material wollte ich eine Verbindung

Text Matt. Müncheberg © Fotos Animationen: KGID

zu den WALLY-Booten herstellen. Mit dem Material Kar-

INFO WWW.KONSTANTIN-GRCIC.COM

92

Dem Designer ist eine Publikation gewidmet, die 2005 bei Phaidon auf Englisch erschienen ist.


art maritim konstantin grcic


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VORSCHAU SAILING JOURNAL 3-2010

IMPRESSUM

REDAKTION Barkauer Str. 121, 24145 Kiel info@sailing-journal.de Phone +49 (0) 431 – 996 99 77 Fax +49 (0) 431 – 996 99 86 CHEFREDAKTION Matthias J.Müncheberg c/o Müncheberg-Media, Grünauer Str. 201 – 209, 12557 Berlin mm@sailing-journal.de Phone: +49 (0) 30 – 64 16 77 98 Mob.: +49 (0) 163 – 243 87 07

© Foto GEPA/R.M. Fischer für AUSTRIA CUP

ART DIRECTION Jan Weisner www.outline-graphix.de, jw@o-graphix.de

W

enn in der zweiten Juniwoche vor dem dänischen Kopenhagen zehn der

LEKTORAT Kirsa Stoltenburg

sogenannten RC44-Yachten zum dritten Mal in diesem Jahr die See gischtend aufwühlen und mit einer maximal erreichbaren Geschwindigkeit von

AUTOREN DIESER AUSGABE Heike Schwab, Lisa F. Müncheberg, Bernd Oeslner, Matthias J. Müncheberg.

25 Knoten (etwa 45 km/h) durchs Wasser surfen, dann ist auch der 48-jährige neuseeländische Ausnahme-Segler Russell Coutts als Steuermann der RC44 mit der USA 18 im schmutzig-grauen Kevlar-Groß und dem Namen der Kampagne BMW ORACLE RACING auf dem auf Hochglanz schwarz lackierten, flachen Karbonrumpf am Start. Er ist der Superstar beim Hightech-Circuit, er, der im Februar an Bord eines Riesen-Trimarans mit James Spithill als Skipper die Silberkanne des America`s Cup nach 15 Jahren wieder nach Amerika holte – den Defender, das Schweizer Team ALINGHI mit 2:0 düpierend –

FOTOGRAFEN Gilles Martin-Raget, Carlo Borlenghi, Nico Krauss, Bernd Oelsner, Heike Schwab, Matthias J. Müncheberg/NASS-PRESS, Bastian Hauck DRUCK impress media GmbH, Mönchengladbach ERSCHEINUNG zweimonatlich VERLAG Terra Oceanis Verlag GmbH & Co. KG Barkauer Str. 121, 24145 Kiel

und zuletzt auf dem klaren Gebirgssee zwischen Grünberg und Traunstein auf der einen

info@sailing-journal.de

Seite und dem Großen Sonnenstein bei Traunkirchen am anderen Ufer bei der zweiten

Phone +49 (0) 431 – 996 99 77 Fax +49 (0) 431 – 996 99 86

RC-Etappe die restliche angereiste Segelelite erneut das Fürchten lehrte. Wie ist es, mit einem der ganz Großen des internationalen Segelsportes, der bereits mit sechs in der für Kinder angelegten P-Klasse segeln lernte, auf einer Rennyacht unterwegs zu sein? Wir waren beim zweiten Step der Wettfahrtserie auf dem oberösterreichischen Traunsee beim viermaligen America`s-Cup-Sieger für einen Tag an Bord. Außerdem in der Ausgabe 39: Gaastra – Geschichte und Geschichten um eine Firma, die seit Jahren Segler anzieht. // Aquamuse – ein kleines Segelkanu made in Japan mischt das Funsportsegment auf: der Konstrukteur des agilen Sportgerätes, das es nun auch in Deutschland gibt, zeichnete schon die Nippon-Yacht der japanischen Challenge beim America´s Cup. // Einmal im Jahr segeln traditionell Moliceiros, portugiesische Tangfischer, mit ihren farbenprächtigen Holzschiffen vor Aveiro eine Regatta aus. Wir waren dabei, als die schweren braunen Baumwolltücher gehisst wurden. // Mit der Firma Leinfelder aus München betreten zwei unerschrockene Jungunternehmer die internationale Segler-Szene: als neue Sponsoren edler Zeitmesser für die Antigua Sailing Week. Wir besuchten die Goldschmiedemeister in ihrer gläsernen Manufaktur im Herzen der Großstadt. // Und: Aktuelles aus der Segler-Szene, Regatten, Fahrtensegeln, neue Produkte für Segler, Interviews, Porträts, maritimes Design, Naval Architecture, Buch-Neuerscheinungen, Termine und mehr. Issue 39 erscheint im August. Heft-Bestellungen/Abonnements: info@sailing-journal.de. Unter den ersten zehn Abo-Bestellern verlosen wir ein Buch: „Faszination Klassische Yachten“ von Segel-Fotograf Nico Krauss, neu erschienen bei Delius Klasing.

ISSUE 39 ERSCHEINT IM AUGUST. HEFT-BESTELLUNGEN/ABONNEMENTS: INFO@SAILING-JOURNAL.DE. UNTER DEN ERSTEN ZEHN ABO-BESTELLERN VERLOSEN WIR EIN BUCH: „FASZINATION KLASSISCHE YACHTEN“ VON SEGEL-FOTOGRAF NICO KRAUSS, NEU ERSCHIENEN BEI DELIUS KLASING.

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