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Der Fall Clubhouse: Was wir aus Social Media-Hypes lernen
CAS DIGITAL PUBLISHER (START: 15. OKTOBER 2021)
Gebannt haben wir noch vor einigen Monaten auf eine Einladung zum Clubhouse-Netzwerk gehofft und – einmal dabei – intimen Gesprächen mit Elon Musk und Thomas Gottschalk beigewohnt. Doch nun scheint der Zauber verflogen. Welche Erkenntnisse gewinnen wir aus dem Clubhouse-Hype?
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Januar 2021: «Bist Du auf Clubhouse?» lautet hierzulande die Frage, die fast jedes virtuelle Meeting beschliesst. Der Zugang zur im Frühjahr des Vorjahres in den USA lancierten App dient in den dunklen, einsamen Pandemie-Abenden als Statussymbol: Wer dabei ist, darf am Gesprächstisch mit Prominenten, Influencern und Politikern plaudern. Wer umgekehrt draussen bleiben muss, hofft auf eine baldige Einladung seitens eines Bekannten. Dabei beruht der Hype um Clubhouse auf zwei wohlbekannten Effekten: der künstlichen Verknappung durch den Anbieter und seitens der Nutzer aus der «Fear of missing out» – dem Gefühl des Ausgesperrtseins bzw. der Furcht vor sozialer Isolation.
Der Club ist nicht mehr exklusiv Sechs Monate später hat sich vieles verändert. Die App ist für Android-Nutzer erhältlich, die Teilnahme steht allen ohne Einladung offen. Nicht nur deshalb scheint der Zauber verflogen, und Medienmarken wie Blick oder 20 Minuten haben ihre Clubhouse-Präsenz stark reduziert. Wie ist es zu diesem raschen «App-stieg» gekommen, wie ihn die FAZ nennt – und welche Lehren ziehen wir daraus?
1. Die Qualität von Inhalt und Community zählt!
Diskussionsrunden auf Clubhouse sind oft unprofessionell moderiert, die Themen wenig originell – und allzu gerne mischen sich Trolle ins Publikum. Da Medien bekanntlich Vertrauensgüter sind, führen bereits wenige negative Erlebnisse dazu, dass sich die Nutzer abwenden.
2. Entwickle Deine Plattform stetig weiter, denn die etablierten Plattformen lernen schnell!
Twitter und Facebook haben inzwischen mit «Spaces» und «Live Audio Rooms» nachgezogen: Sie haben Clubhouse kopiert und mit von Nutzerseite geforderten Aufnahmefunktionen sowie Werkzeugen zur Soundbearbeitung angereichert.
3. Wer Interaktion will, muss den Nutzern den roten Teppich ausrollen!
Letztlich sind es immer noch die Nutzer, die einen sozialen Kanal gestalten. Sind sie weiterhin bereit, auf einer Audioplattform aktiv interaktive Formate zu kreieren, wird Clubhouse seine Nische behaupten. Hierfür müssen die Betreiber jedoch auf die Nutzer zugehen, ihre Anregungen annehmen und stetig umsetzen.
Totgesagte leben länger…
Die Betreiber von Clubhouse haben gelernt – und wehren sich gegen die sinkende Attraktivität durch neue Funktionen wie einen Chat namens «Backchannel». Abgesänge auf den Social Audio-Pionier sind also verfrüht…