Lessingtage 2019

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Theaterfestival 18. Januar – 3. Februar 2019 thalia-theater.de


HEAR WOR(L)D!

Seit 2010 findet am Thalia Theater das in­ ternationale Festival „Um alles in der Welt – Lessingtage“ statt. Der Namensgeber, Gott­ hold Ephraim Lessing, ist als weltoffener und radikaler Freidenker für viele Künstlerinnen und Künstler bis heute prägend. Sein Plädoyer galt der Toleranz und der Humanität. Das Festival setzt sich in internationalen Gast­ spielen und eigenen Produktionen mit den virulenten gesell­ schaftspolitischen Themen der Gegen­ wart auseinander.

Überall auf der Welt erheben Menschen, die sich nicht gehört fühlen, ihre Stimme. Seit Jahren ist viel die Rede von „Selbstermächtigung“ oder „Autonomie“, auch von „Bewegungen“ aus den verschiedensten ge­ sellschaftlichen Perspektiven. Das Misstrauen in die traditionellen Apparate ist groß, die klassische Politik und insbesondere die westlichen Demokratien strau­ cheln erheblich. Dabei ist der derzeit vorherrschende Zeitgeist extrem ambivalent. Er kann emanzipatori­ sche Freiheitsbewegungen im klassischen Sinne mei­ nen, sich selbst ermächtigend sind aber auch Terroris­ ten oder rechtsradikale Populisten. Wann ist es „gut“, seine Stimme zu erheben, wann ist es „schlecht“? Und wer entscheidet das? Was tun, wenn die Stimme, die sich erhebt, die Sprache des Hasses spricht? Das Festival „Um alles in der Welt – Lessingtage“ findet zum 10. Mal statt und ist in vielerlei Hinsicht unge­ wöhnlich. Zum ersten Mal konzentrieren sich die Lessing­ tage in einem eigenen Schwerpunkt auf die antikolo­ niale Emanzipation in Afrika – zwei Aufführungen aus weiblicher Sicht, voller Lebenslust, ganz im Sinne der afrikanischen „Le Rire“-Philosophie. „Who is Happy in Russia?“ fragt dagegen das Moskauer Gogol-Center und kämpft damit für Demokratie und Freiheit. In Hamburg ist erstmals eine Inszenierung des russi­ schen Regisseurs Kirill Serebrennikov zu sehen. Er steht seit August 2017 in Moskau unter Hausarrest und hat de facto Arbeitsverbot. Der libanesische Choreo­ graf Omar Rajeh gibt in seiner Tanz-Performance „#minaret“ denjenigen eine Stimme, die übrig geblie­ ben sind im vom Krieg zerstörten Aleppo. Und in Eu­ ropa? Hier suchen zwei Exil Ensembles nach einer Sprache für sich selbst, indes junge Europäerinnen und Europäer aus den verschiedensten europäischen Städten mit der Behauptung „I AM EUROPE“ antreten. Nach Gastspielen aus Nigeria, der Elfenbeinküste, dem Libanon und Russland beendet die Berliner Schaubühne mit Thomas Ostermeier die diesjährigen Lessingtage:


Horváths „Italienische Nacht“ beschreibt das Aufkom­ men rechter Bewegungen. Gegen deren fundamenta­ le Versprechungen verlor die Sozialdemokratie einst den politischen Kampf. Eröffnet werden die Lessingtage 2019 mit einer Urauf­ führung: der britische Dramatiker Simon Stephens er­ zählt in „Maria“ vom Versuch eines selbstbestimmten Lebens einer jungen Frau in einer englischen Großstadt. Und in der Gaußstraße fragt Saša Stanišić in „Vor dem Fest“, wie man die Polyfonie eines ganzen Dorfes hör­ bar macht. Mit ihren Eröffnungsreden halten Dunja Hayali und ­Michel Abdollahi ein dringliches „Plädoyer für eine offene Gesellschaft“. „HEAR WOR(L)D!“ ist – in Anlehnung an „HEAR WORD!“, den Titel des Gastspiels aus Nigeria – eine Einladung, mit offenen Ohren in die Welt hineinzuhorchen, ihrer Vielstimmigkeit zuzuhören und zugleich eine Ermuti­ gung, sich Gehör zu verschaffen.

Joachim Lux  Julia Lochte  Emilia Heinrich

Auch in diesem Jahr haben wir wieder den Künstler Stefan Marx gebeten, sich mit seinen Überzeichnungen zu Themen und Inhalten des Festivals einzumischen.

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A cry rings out around the world. It is the sound of all those who do not feel heard raising their voices. It comes from everywhere and from many different people. Distrust of traditional state apparatuses is widespread, and standard politics, especially Western democracies, are in serious turmoil. At the same time, the prevailing zeitgeist is extremely ambivalent. It can encompass emancipatory liberation movements in the classical sense, or the empowerment of terrorists or right-wing populists. When is it “good” to raise your voice, and when is it “bad”? And who decides? What to do when the voice that rises speaks the language of hatred.


© Janick Zebrowski Jennifer Fey


Eröffnungsreden

Dunja Hayali und Michel Abdollahi – Plädoyers für eine offene Gesellschaft

Thalia Theater So 20. Januar 11 Uhr Eintritt € 8/5

In einem vielbeachteten offenen Brief appellierte der in Hamburg lebende Autor, Journalist, Moderator und Poetry Slammer Michel Abdollahi im September 2018 eindringlich an die Bundeskanzlerin und die Bundes­ In a widely acclaimed regierung, sich gegen den wachsendenden Fremden­ open letter, the author, hass, Rassismus und den Rechtsruck zu stellen: „Ich journalist and poetry bin in großer Sorge um das Land und die Bevölkerung. slammer Michel Abdollahi, Mich erreichen täglich dutzende Nachrichten von from Hamburg, urged the Menschen, die in Deutschland aufgrund ihrer HautfarFederal Government to be, ihrer Religion oder ihrer Herkunft herabwürdigend take a stand against the behandelt werden.“ Auch die Journalistin und Modera­ growing xenophobia, ratorin Dunja Hayali geht in ihrem kürzlich erschienen cism and shift to the Buch „Haymatland“ den Fragen auf den Grund, die un­ right. In her book ‘Hayser Land unter Spannung setzen: Wie wird Heimat de­ matland’, journalist and finiert? Was wird aus Deutschland, wenn selbst er­ presenter Dunja Hayali al- nannte Heimatschützer diesen Begriff als Chiffre für so examines the questiAusgrenzung missbrauchen? Und wie lässt sich dem ons that are currently of Hass der Nationalisten begegnen und die offene, plu­ great concern to our ralistische und freiheitliche Gesellschaft erhalten? country: How is homel­and defined? What will beWir haben Dunja Hayali und Michel Abdollahi eingela­ come of Germany if this den, die Lessingtage gemeinsam mit jeweils einer term is misused as a cipher Rede zu eröffnen und im Anschluss ein Gespräch zu for exclusion? We invited führen über die aktuell drängenden Fragen unseres Dunja Hayali and Michel Zusammenlebens. Abdollahi to make a plea for an open society and to discuss the urgent questions of our cohabitation.

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Produktion Thalia Theater Premiere

Vor dem Fest von Saša Stanišić Regie Charlotte Sprenger

Der in Bosnien geborene Autor Saša Stanišić, der 1992 als Flüchtling nach Deutschland kam und heute in Hamburg lebt, lässt ein Dorf in der Uckermark als vielstimmigen Chor sprechen: „Was War, Was Ist, Was Wird Geschehen.“ Es heißt Fürstenfelde und hat für ein Dorf eine Menge zu erzählen. Das Annenfest ist der Höhepunkt des Jahres. Es wird eine dramatische Nacht. Im Dorfarchiv wird eingebrochen, die alten Am 18. Januar im An­ Sagen und Geschichten fliehen durch das offene schluss: Premierenfeier Fenster in die Nacht. Die Archivarin Frau Schwermuth im Ballsaal dreht durch. Herr Schramm, ein ehemaliger Oberst der NVA, sucht einen funktionierenden Zigarettenau­ Am 19. Januar im An­ schluss: Matthias Günther tomaten und findet Gründe gegen das Leben. Da ist (Dramaturg) im Gespräch die alte Malerin Frau Kranz, deren Gemälde seit Jahr­ zehnten nur ein Motiv kennen – Fürstenfelde und sei­ mit Saša Stanišić und ne Bewohner, und die taumeln durch die Nacht.„Vor Charlotte Sprenger dem Fest“ ist ein Spiel mit unterschiedlichen Erzählfor­ men, Stimmen und Stimmungen. Thalia Gaußstraße Fr 18. Januar 20 Uhr Premiere Eintritt € 28/15 Sa 19. Januar 20 Uhr Eintritt € 22/10

Die Regisseurin Charlotte Sprenger war mit ihrer Insze­ nierung von Jonas Hassen Khemiris Roman „Alles, was ich nicht erinnere“ zum Festival Radikal Jung 2018 eingeladen. The Bosnian author Saša Stanišić, who came to Germany as a refugee in 1992, conducts a village in Uckermark in a polyphonic choir: “What was, what is, what will happen.” The Feast of St. Anna is the highlight of the year. The village archives are broken into, and old stories fly through the open window into the night. Archivist Frau Schwermuth goes crazy. Mr Schramm, a former colonel in the National People’s Army, looks for a cigarette vending machine that works and finds reasons not to live. And then there’s the old painter Frau Kranz, who has only painted one subject for decades: Fürstenfelde and its inhabitants, as they stagger through the night.

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Produktion Thalia Theater Uraufführung

Maria von Simon Stephens Regie Sebastian Nübling

Simon Stephens, der britische Meister der Gegen­ warts­erkundung, hat ein neues Stück geschrieben. Vor allem hat er eine eigensinnige Frauenfigur ge­ schaffen: Maria. Sie ist so jung wie das neue Jahrtau­ send. Ein Millennium-Baby, das nun früh und auf sich gestellt selbst das erste Kind bekommt. In szenischen Polaroids, in Dialogen, deren schrittweiser Entwick­ lung man beiwohnt, lässt Simon Stephens einen Beat Am 19. Januar im An­ entstehen, den man als Marias Heartbeat zu hören schluss: Premierenparty meint. Den Puls der Stadt, in der sie lebt, erfühlt sie im Mittelrangfoyer und sich, indem sie sie erläuft – rastlos, auf der Suche nach Nachtasyl etwas Unbestimmbaren, wie auch sehr konkret nach einem Menschen, der sie zur Geburt ins Krankenhaus Am 20. Januar im An­ schluss: Julia Lochte (Dra­ begleitet. „Maria“ ist ein Triptychon der letzten Dinge: Birth – maturgin) im Gespräch Love – Death. Am Ende des ersten Teils „Birth / The mit Simon Stephens, Town“ kommt ihr Kind zur Welt. Im zweiten Teil Sebastian Nübling und „Love / The Screen“ hat sie ihren verhassten prekären Ensemble Job in einem Fitnesscenter aufgegeben und widmet sich der Umsetzung einer eigenen Geschäftsidee: Sie verkauft Nähe im Internet, dezidiert „No Sex“. Der letzte Teil „Death / The Body“ ist ein einziges Long Goodbye: Maria besucht im Krankenhaus ihre Groß­ mutter, die im Sterben liegt. Sie redet und redet, als könne sie damit den Tod aufhalten. Thalia Theater Sa 19. Januar 20 Uhr Premiere Eintritt € 74 – 15 So 20. Januar 19 Uhr Eintritt € 38 – 7,50

Simon Stephens, the master of exploring the present, has written a new play. Above all, he has created a wayward female figure: Maria. She is as young as the new millennium. A millennium baby, who at an early age, is now expecting her first child all on her own. Maria is a contemporary triptych of the ultimate things in life: birth, love and death.

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Foto Compagnie DumanlĂŠ


Gastspiel Compagnie Dumanlé Elfenbeinküste Europapremiere

Les Bonnes/Die Zofen von Jean Genet Regie Souleymane Sow

„Madame ist gut. Madame ist reich. Madame ist schön. Madame ist großzügig.“ Die Schwestern Claire und So­ lange sind die Angestellten der gnädigen Frau. In de­ ren Abwesenheit spielen sie ein Rollenspiel, bei dem sie die gnädige Frau erdrosseln. Als diese wieder nach Hause kommt, wollen sie das Spiel in die Realität um­ setzen und planen, die gnädige Frau mit Tee zu vergif­ ten. Der Plan wird mitten in seiner Umsetzung verei­ telt und endet für eine der Schwestern tödlich. Die Gedemütigten und Unterdrückten wagen die De­ monstration der Macht und proben den Aufstand: Es Am 21. Januar im ist die weibliche Chuzpe, die Komik und Clownerie, Anschluss: Catarina Felixmüller (freie durch die die Zofen der Compagnie Dumanlé auf hu­ Journalistin) im Gespräch morvolle wie verstörende Weise die Möglichkeit einer mit Souleymane Sow und Umkehrung der Verhältnisse im Bewusstsein der Zu­ schauer aufscheinen lassen. Sie ergreifen das Wort für Ensemble eine post-kolonialistische und feministische Emanzi­ pation in Afrika, die die globalen Machtverhältnisse weit über den afrikanischen Kontinent hinaus auf­ zeigt. Thalia Gaußstraße So 20. Januar 20 Uhr Mo 21. Januar 20 Uhr Eintritt € 28/15 1 Stunde 30 Minuten In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln In French with German surtitles

Claire and Solange are housemaids to the Madame. In her absence, they carry out a role-playing game in which they strangle their mistress. These two humiliated and oppressed women dare to demonstrate power and rehearse an uprising: the female chutzpah with which the maids of the Dumanlé company are portrayed is humorous and disturbing, making a reversal of circumstances seem possible in the audience’s minds. The women take the floor as a metaphor for a post-colonialist and feminist emancipation in Africa that points to global power relations far beyond the African continent.

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Gastspiel iopenEye Lagos, Nigeria Europapremiere

Thalia Theater Mo 21. Januar 20 Uhr Di 22. Januar 20 Uhr Eintritt € 52 – 10 1 Stunde 30 Minuten In englischer Sprache ohne Übertitel In English without surtitles

Am 22. Januar im An­ schluss: Maike Schiller (Hamburger Abendblatt) im Gespräch mit Ifeoma Fafunwa und Ensemble

HEAR WORD! Naija Woman Talk True Regie Ifeoma Fafunwa „Stand for! Speak out! Accept nothing less – it is time for a change.“ Die nigerianische Regisseurin Ifeoma Fafun­ wa und ihr ausschließlich weibliches Ensemble geben in ihrer feministischen Performance – basierend auf ihren eigenen Erfahrungen – einen Einblick, was es ge­ genwärtig bedeutet, eine Frau in Nigeria zu sein. Sie decken auf, was sonst verschwiegen wird: Diskriminie­ rung, häusliche Gewalt, Vergewaltigung, die physische und psychische Beschneidung der Frau. In szenischen Episoden, mit Tanz und Live-Percussion werden beste­ hende Rollenzuweisungen und weibliche Handlungs­ macht analysiert. Die Schauspielerinnen halten dabei stets die Balance zwischen Tragik und Komik, zwischen berührenden Momenten und ansteckender Lebens­ freude. Die Performance feiert die Frauen, die eine erzwunge­ ne Kultur des Schweigens durchbrechen, die ihre Stim­ me erheben und den Status Quo infrage stellen – „Nai­ ja Woman talk true“ entfaltet eine Strahlkraft, die über Generationen und über geschlechtsspezifische und nationale Grenzen hinausweist. Nach Gastpielen in Boston und New York ist „HEAR WORD!“ erstmals in Eu­ ropa zu sehen und fordert lautstark gegenseitiges Em­ powerment und globale Solidarität. ‘Naija Woman Talk True’: the truth is in the word. What does it mean to be a woman in Nigeria today? This exclusively female ensemble reveals what is otherwise concealed: discrimination, domestic violence, rape, female circumcision. The performance celebrates women breaking an enforced culture of silence and questioning the status quo – ‘Naija Woman Talk True’ radiates a mood that transcends generations and goes beyond gender and national boundaries. ‘HEAR WORD!’ calls loudly for mutual empowerment and global solidarity.

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Foto George Udeze for Camara Studios (Lagos)


Thalia Gaußstraße Di 22. Januar 20 Uhr Eintritt € 22/10 Uraufführung Im Anschluss: Emilia Heinrich (Drama­ turgin) im Gespräch mit Thomas Köck und Ensemble Gefördert von

Dritte Republik von Thomas Köck Regie Elsa-Sophie Jach & Thomas Köck „Dritte Republik“ zeigt die Perspektive junger Künstler auf die Zukunft Europas. Eine Landvermesserin und ihr Kutscher irren durch einen Schneesturm. Es ist das Jahr 1918 – sie sollen die Außengrenzen nach Kriegsen­ de neu vermessen. In der Undurchsichtigkeit des Schneetreibens, die die Erfüllung des Auftrags un­ möglich macht, treffen die beiden auf unterschied­ lichste Figuren und ihre Versionen einer Idee Europas. In einem kafkaesken Setting über die letzten 100 Jahre hinweg bis heute, entwerfen Thomas Köck und ElsaSophie Jach ein Verfassungskonzept für ein taumeln­ des Europa zwischen Globalisierung und national­ staatlichen Sehnsüchten: die Dystopie eines autokra­ tischen und neoliberalen Staatenbunds, ausgelöst durch den Rechtsruck mehrerer europäischer Länder. 1918: A surveyor and her coachman are wandering through a blizzard. They are supposed to re-measure the new borders after the end of the war. In a Kafkaesque setting over the century to the present, the “Dritte Republik” becomes the draft of a constitutional concept for a staggering Europe between globalization and nationalistic yearnings.

Thalia Gaußstraße Mi 23. Januar 20 Uhr Eintritt € 22/10 2 Stunden Deutschsprachige Erstaufführung Im Anschluss: Stefan Schmidtke (Über­ setzer der „Iran-Konfe­ renz“) im Gespräch mit Matthias Günther

Iran-Konferenz von Iwan Wyrypajew Regie Matthias Günther In der „Iran-Frage“ geht es um die Konkurrenz zweier Weltanschauungen, die der Konferenzleiter als „reli­ giösen Traditionalismus“ und „humanistischen Ratio­ nalismus“ zu beschreiben versucht. Wie unvereinbar die Positionen sind, wird schon beim ersten Redner deutlich. Nicht Mündigkeit und Kritik, sondern Selbst­ erkenntnis, Hingabe und Gottergebenheit seien die Themen, über die es zu sprechen gelte. Es regt sich Widerstand. Wie man eine Instanz akzeptieren könne, die sich für die Atombombe, Kriege, Folter, die To­ desstrafe, Auspeitschungen und den amerikanischen Präsidenten entschieden habe. Die Antwort: Gott schreibt das Menschenschicksal begleitet von Musik der Tränen. Spätestens jetzt platzt einigen Konferenz­ teilnehmern der Kragen.

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Academics from various faculties, writers, journalists and well-known personalities will discuss the “Iran issue”. The focus is on two competing world views, which the conference leader describes as “religious traditionalism” versus “humanistic rationalism”. Not maturity and criticism, but self-knowledge, devotion and godliness. How is it possible to accept an authority that has chosen the atomic bomb, wars, torture, capital punishment, floggings, and the American president? The answer: God writes the destiny of man accompanied with music and tears. For some conference participants, this is the very last straw. Thalia Gaußstraße Do 24. Januar 20 Uhr Eintritt € 22/10 1 Stunde 50 Minuten Im Anschluss: Catarina Felixmüller (freie Journa­ listin) im Gespräch mit Gernot Grünewald, der Dramaturgin Susanne Meister und Ensemble

Patentöchter. Im Schatten der RAF – ein Dialog von Julia Albrecht und Corinna Ponto Regie Gernot Grünewald Gemeinsam beginnen zwei Frauen einen Dialog über Schuld und Vergebung: Corinna Ponto ist 20 Jahre alt, als ihr Vater Jürgen Ponto ermordet wird. Julia A ­ lbrecht ist erst dreizehn, als ihre Schwester Susanne den Mör­ dern Pontos, der gleichzeitig ihr Patenonkel ist, Zu­ gang zu seinem Haus verschafft. Die Mörder heißen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, Mitglieder der RAF. 13 Jahre lang sieht Julia ihre Schwester nur auf Fahndungsplakaten. 30 Jahre nach der Tat, die beider Leben geprägt hat, nimmt Julia Albrecht Kontakt zu Corinna Ponto auf. Ihr dokumentierter Briefwechsel wirft einen neuen Blick auf die bis heute ausschließ­ lich von Dritten gedeutete Tat. Together, two women began a dialogue about guilt and forgiveness. In July 1977 Jürgen Ponto received a visit from Susanne Albrecht, the daughter of his childhood friend Hans Christian Albrecht. Completely unexpectedly, her companions – members of the Red Army faction – shot the Dresdner Bank’s board spokesman dead in his own house. Corinna Ponto was 20 years old when her father was murdered; Julia Albrecht was only thirteen when her sister Susanne led her godfather’s murderers to the family home. Thirty years after the crime that had an impact on both their lives, Julia Albrecht contacted Corinna Ponto.

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Who is Happy in Russia nach Nikolai Nekrasov Regie Kirill Serebrennikov

Gastspiel Gogol Center Moskau

© Ira Polyarnaya

„Who is Happy in Russia?“ Diese einfache Frage birgt Thalia Theater bis heute sozialpolitischen Zündstoff. Und ist zugleich Do 24. Januar 19.30 Uhr Titel eines Klassikers der Russischen Literatur: ein Fr 25. Januar 19 Uhr überlanges Poem von Nikolai Nekrasov, das jedes Eintritt € 52 –10 Schulkind in Russland auswendig lernt. Zusammen mit 3 Stunde 40 Minuten In russischer Sprache mit dem grandiosen Ensemble des Moskauer Gogol Cen­ ters und einer Gruppe Live-Musiker entwirft Serebren­ deutschen Übertiteln nikov ein überbordendes Triptychon zwischen Tanz, In Russian with Sprech­the­ater und Performance: Ein so schonungslo­ German surtitles ses wie sinnesfrohes, melancholisches wie messer­ scharfes Panorama russischer Lebenswelten und Frei­ Am 25. im Anschluss: Michael Laages (Theater­ heitssehnsüchten bis in die Gegenwart. kritiker) im Gespräch mit “I haven‘t seen anyone else looking this closely at Russia‘s dem Ensemble topics, characters and stories that are capable of illuminating the times we live in.” (The Moscow Times) Gefördert von Kirill Serebrennikov, künstlerischer Leiter des Gogol Centers und international gefeierter Theater-, Opernund Filmregisseur, wurde in den letzten Jahren zum Sprachrohr einer jungen Generation in Russland, die sich mit dem Status Quo nicht länger abfinden will. Seit August 2017 steht der Kreml-kritische Künstler in Moskau unter Hausarrest.

#freekirill

‘Who is Happy in Russia?’ Even today, this is a socially and politically explosive question, as well as being the title of an epic classic poem by Nikolai Nekrassov. Together with the magnificent Moscow Gogol Center ensemble, Serebrennikov creates an exuberant triptych combining dance, spoken theatre and performance: a panorama of Russian lives up to the present day. In recent years, Kirill Serebrennikov has become a mouthpiece for a young generation in Russia that refuses accept the status quo. The Kremlin-critical artist has been under house arrest in Moscow since August 2017.

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18 Foto Stephan Floss


Gastspiel Maqamat Dance Theater Beirut, Libanon

Thalia Gaußstraße Sa 26. Januar 20 Uhr So 27. Januar 19 Uhr Eintritt € 28/15 1 Stunde 10 Minuten Am 27. Januar im Anschluss: Catarina Felixmüller (freie Journalistin) im Gespräch mit Omar Rajeh und Ensemble

#minaret Regie und Choreografie Omar Rajeh Fast 1.000 Jahre lang erhob sich das monumentale Minarett der Omajjaden-Moschee über Aleppo. Jetzt liegt es in Trümmern. Einer der bekanntesten Cho­ reografen aus dem arabischen Raum, der libanesische Regisseur und Tänzer Omar Rajeh, setzt sich in „#mina­ ret“ mit der Zerstörung der Stadt Aleppo auseinander. Kann eine Stadt sterben? Und mit ihr die Ideale, die Geschichte und Kultur, die sie ausmachen? Wie kann man sich angesichts der Zerstörung und Beschlag­ nahmung ganzer Städte gegen Gefühle der Ohnmacht wehren? Und wie sich der täglichen Verletzung von Menschenrechten, Privatsphäre und Intimität stellen? Vor einer Live-Soundkulisse von traditionellen arabi­ schen Instrumenten, Gesang und Elektrobeats er­ schafft Rajeh Bewegungen und Bilder von Übergriffig­ keit, Verlorenheit, Versehrtheit und Gewalt, aber auch von Zärtlichkeit. Auf der Bühne agieren die Tänzer zusammen mit einer sie filmenden Drohne. Menschli­ che Erfahrungen von Vereinzelung und Isolation, von Gleichschaltung und Solidarität setzen sich in Bezie­ hung mit einem Mittel technischer Kriegsführung. „Maqamat“ ist eine libanesische Gesellschaft für zeit­ genössischen Tanz, die 2002 von Omar Rajeh in Beirut gegründet wurde.

In ‘#minaret’, one of the most famous choreographers of the Arab world, the Lebanese director and dancer Omar Rajeh, explores the destruction of the city of Aleppo. Can a city die? And with it, the ideals, history and culture that it constitutes? How can one defend oneself against feelings of impotence in the face of the destruction of entire cities? And how can the daily violation of human rights, privacy and intimacy be faced? The dancers move on stage while a drone films them. Human experiences are reflected in technical warfare.

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Diskurs / Szenische Lesung / Konzert

Lange Nacht der Weltreligionen: Religionen und Stadt Hamburg – New York – Beirut

Thalia Theater Sa 26. Januar 19 Uhr Eintritt € 25/10

In Städten leben Menschen miteinander, nebeneinan­ der, zuweilen gegeneinander. Die Vielfalt und das Ne­ ben- und Miteinander von Migrationsgeschichten, Weltanschauungen und Religionen gehören zum All­ tag. Fremde und Fremdes zu Integrieren ist eine Fra­ ge, mit der Städte und Stadtpolitik schon immer kon­ frontiert waren. Zum zehnten Mal findet die Lange Nacht der Weltreli­ gionen im Thalia Theater statt. In diesem Jahr fragt sie nach der Rolle der Religionen in der Stadt und wirft einen exemplarischen Blick auf Hamburg, New York und Beirut – Städte, in denen eine Vielzahl von Religio­ nen beheimatet sind. Es geht um Vielfalt, um Geregel­ tes und Ungeregeltes, um Perspektiven und Räume, um das Gestalten des Zusammenlebens, um Emotio­ nen im Spannungsfeld religiöser und säkularer Deu­ tungen sowie drängender Zukunftsfragen.

Ab 18.30 Uhr: Präsenta­ tion der Schul-Projekte zur „Langen Nacht der Weltreligionen“ –› S.43 Kooperation mit der Akademie der Welt­ religionen der Uni­versität Hamburg

Gefördert von

The diversity and the coexistence of migration stories, worldviews and religions are a part of everyday life in cities. Our tenth ‘Night of World Religions’ delves into faith in the city and takes an exemplary look at Hamburg, as well as New York and Beirut. Diversity, perspectives and modes of coexistence, as well as emotions and issues concerning the future are explored along a spectrum of religious and secular approaches.

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Produktion Thalia Theater

Das achte Leben (Für Brilka) von Nino Haratischwili Regie Jette Steckel

Nino Haratischwili schildert den Aufstieg und Fall des Kommunismus von der vorrevolutionären Zeit bis ins Nachwende-Europa anhand einer georgischen Fa­ milie, die sich in den Totalitarismen, Tragödien und Umbrüchen dieses gottverlassenen 20. Jahrhunderts zu behaupten versucht. „Das achte Leben (Für Brilka)“ zeigt die Perspektive Im Anschluss: eines Landes im Kaukasus, dass „am Fuße des Riesen“ – Iris Radisch (DIE ZEIT) im Russland – immer um seine Autonomie gerungen hat. Gespräch mit Jette Steckel Über ein Jahrhundert zeigt sich hier exemplarisch, und Ensemble was der Journalist Till Brigleb auf den Punkt bringt: „Führerkult, Ausgrenzungspolitik und Herzlosigkeit sind überall auf dem Vormarsch, wo man einst stolz war auf eine liberale und tolerante Verfassung. Des­ halb lohnt es sich sehr, einmal auf die Geschichte von Menschen zu schauen, die das Dilemma in autoritären Staaten keine freie Entscheidung fällen zu können, ein Leben lang ertragen mussten.“ (SZ)

Thalia Theater So 27. Januar 17 Uhr Eintritt € 38 – 7,50 4 Stunden 55 Minuten Mit englischen Übertiteln With English surtitels

Haratischwili depicts the rise and fall of communism up until post European re­unification, from the perspective of a Georgian family, who are ensnared by – and in conflict with – the totalita­rianism and impositions of the godforsaken 20th century. „Leadership cults and policies of exclusion are gaining ground in all sorts of places that were once proud bastions of liberal and tolerant values. That’s why it’s ex­tremely worthwhile to look at the history of people who have lived in authoritarian states and have had to deal with the predicament of being unable to make any free decisions for their entire lives.“ (SZ)

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Produktion Thalia Theater

Medea und Jason nach Franz Grillparzer Regie Jette Steckel

„Medea ist eine sehr moderne Figur. Dass ihre Handlung in eine solche Radikalität mündet, finde ich sehr bewegend. Ich habe das Gefühl, ich muss sie hassen und im Kampf für ihre eigene Freiheit eigentlich lieben. Das wirft mich in eine Auseinandersetzung, die mich Im Anschluss: Julia Lochte provoziert.“ (Jette Steckel) (Dramaturgin) im Gespräch mit Jette Steckel und Medea – ihr Mythos lebt seit der Antike. Es ist Medeas Ensemble Ende, das sie berühmt gemacht hat: die monströse Verzweiflungstat, der Mord an ihren Kindern. „Kolchis. Wilde Gegend“ – hier landeten die Argonauten, um das goldene Vlies, ein geheim­ nisvolles Widderfell, zurückzufordern, das der König Aietes einst geraubt hatte. Als der König plant, ihren Anführer Jason zu vergiften, rettet Aietes Tochter Medea den Fremden, in den sie sich verliebt, opfert ihm Vater und Bruder und flieht mit ihm. Nach langer Irrfahrt bitten sie in Korinth um Asyl. Kinder sind inzwischen geboren, doch die Liebe ist erloschen. Medea bleibt hier eine Fremde. Jason wendet sich der jungen Königstochter Kreusa zu, Medea gibt er preis. Regisseurin Jette Steckel erzählt Medeas tra­ gische Geschichte als eine Kette von Gewalt­ erfahrungen, Rechtsbrüchen, Verrat und Ausgrenzung. Thalia Theater Mo 28. Januar 20 Uhr Eintritt € 38 – 7,50 2 Stunden

Medea’s myth has existed since antiquity. It is Medea’s final deed that brought her fame – a monstrous act of desperation, the murder of her own children. Like every gruesome final chapter, this story has a background. Director Jette Steckel relates Medea’s tragedy as a chain of violent experiences, breaches of the law, betrayal and exclusion. A ­story of migration and a highly-charged relationship drama: ‘Medea and Jason’.

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Produktion Thalia Theater

Thalia Theater Di 29. Januar 19.30 Uhr Eintritt € 38 – 7,50 3 Stunden Im Anschluss: Iris Radisch (DIE ZEIT) im Gespräch mit Matthias Günther (Drama­ turg) mit Ensemble

Hexenjagd von Arthur Miller Regie Stefan Pucher „Es müssten einfach nur alle dieses Stück sehen, die ganze Stadt, das ganze Land, die ganze Welt, und dann wäre sicher noch nicht alles gut, aber vieles besser.“ (Florian Zinnecker, DIE ZEIT) Wenn im Land of Liberty die Vernunft außer Kraft ge­ setzt wird und die infame Lüge dominiert, muss nach den wahren Beweggründen gefragt werden, die zum totalen Ruin führen. Was ist da los? Als Pastor Parris heimlich junge Mädchen beim kul­ tischen Tanzen im Wald beobachtet und einige von ihnen tags darauf in eine merkwürdige Trance verfal­ len, ist die Sache klar: Hier geht es mit dem Teufel zu. Die Gruppe junger Mädchen, angeführt von Abigail Williams, verbreitet Hysterie mit ihrer Behauptung, Hexen erkennen zu können. Das Klima in Salem ver­ ändert sich in irrem Tempo. Nachbarn beschuldigen Nachbarn. Es kommt zu Verfolgungen, zur Hexenjagd. Die Obrigkeit schreitet zur Tat, ein Gericht wird einge­ setzt. Nur wer zugibt, mit dem Teufel im Bund zu sein, kann sich vor dem Galgen retten. Sind die Salemer noch bei Verstand? Sie lieben, sie hassen, sie denun­ zieren – um möglichst großen Nutzen zu erzielen.

When reason is overridden in the Land of the Free and infamous lies dominate, the time has come to ask about the true motivations that lead to total ruin. What’s going on here? When Pastor Parris secretly observes young girls worshipping in the woods, and some of them enter a strange trance the next day, the facts are clear: this is the Devil’s work. The group of young girls spread hysteria by claiming that they can recognise witches. A witchhunt ensues. Only those who admit that they are in league with the Devil can save themselves from the gallows. Are the people of Salem in their right minds? They love, hate and denounce – all to maximise their personal advantage.

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Produktion Thalia Theater Deutschsprachige Erstaufführung

Thalia Theater Mi 30. Januar 19.00 Uhr Eintritt € 38 – 7,50 3 Stunden Im Anschluss: Susanne Meister (Dramaturgin) im Gespräch mit dem Ensemble

Fountainhead von Ayn Rand In einer Bearbeitung von Koen Tachelet Regie Johan Simons „Johan Simons taucht mit Ayn Rand in die Abgründe des (Neo)Liberalismus“ (nachtkritik) In der Gegenüberstellung von Individualismus und Kollektivismus wirkt Fountainhead wie eine Blaupause aktueller Konflikte. Können wir in neoliberalen Zeiten tatsächlich auf Solidarität und gesellschaftlichen Zu­ sammenhalt verzichten? 1943 erschien der Roman „The Fountainhead“ von Ayn Rand, der Starautorin und Hausphilosophin der ameri­ kanischen Kapitalisten. „Fountainhead“ ist ein provokantes Spiel der Werte­ systeme: Mit seiner Vision einer radikal neuen Archi­ tek­tur macht sich Howard Roark nur Feinde. Sein Freund und Kollege Peter Keating dagegen passt sich an, entwirft, was der Markt verlangt – und hat Erfolg. Die Architekturkritikerin Dominique Francon, kompro­ misslos idealistisch wie Roark und von ihm fasziniert, besteht nicht nur im Kampf der Geschlechter auf Un­ abhängigkeit. Der Journalist Toohey dagegen predigt sozialistische Ideen, um die Massen gegen jede Form von Individualismus aufzubringen und gefügig zu ma­ chen. Als der lebensmüde Medientycoon Gail Wynand in seinen Zeitungen die öffentliche Meinung lenken will, eskaliert der Kampf der Ideen. In the juxtaposition of individualism and collectivism, Fountainhead seems like a blueprint of current conflicts. Can we really do without solidarity and social cohesion in neoliberal times? In 1943 the novel ‘Fountainhead’ by the star author and house philosopher of the American capitalists Ayn Rand was published. ‘Fountainhead’ is a provocative game of value systems in which Johan Simons plunges into the abysses of Liberalism.

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Gastspiel Exil Ensemble Maxim Gorki Theater Berlin

Hamletmaschine von Heiner Müller Ein Projekt des Exil Ensemble Regie Sebastian Nübling

Thalia Gaußstraße Sa 29. Januar 20 Uhr Eintritt € 28/15 1 Stunde 20 Minuten In deutscher und arabi­ scher Sprache und in Dari mit deutschen und englischen Übertiteln In German, Arabic and Dari with German and English surtitles

Unter Verwendung von Texten von Ayham Majid Agha

Unter der Folie der „Hamletmaschine“ des ostdeutschen Dramatikers Heiner Müller stellt das Exil Ensemble das eigene Selbstverständnis in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, radikal in Frage. Durch die Texte von Ayham Majid Agha kommt Müller, hinter sich „die Ruinen Europas“, direkt in der syrischen Gegenwart an: der „zweite Clown im kommunistischen Frühling“ wird ein „dritter Clown im Arabischen Frühling“. Zwischen Slapstick und clownesker Artistik lässt Regisseur Sebastian Nübling die Groteske zum Symbol für die Fremdheit und Kälte in einem System der UnIm Anschluss: Leyla Yenirce (freie Journalistin) terdrückung werden. im Gespräch mit Das Exil Ensemble vereint professionelle KünstlerinSebastian Nübling und nen und Künstler, die aufgrund der politischen UmEnsemble stände in ihren Heimatländern, dazu gezwungen sind, im Exil zu leben. Seit 2016 arbeiten sieben SchauspieleGefördert von rinnen und Schauspieler unter der künstlerischen Leitung von Ayham Majid Agha in verschiedenen Produktionen am Gorki Theater Berlin. Das Exil Ensemble war bereits im letzten Jahr mit „Winterreise “ in der Regie von Yael Ronen bei den Lessingtagen zu Gast. Through the veil of Hamletmaschine by the East German playwright Heiner Müller, the Exil Ensemble radically questions its own self-image in a world that has fallen apart. Through Ayham Majid Agha’s texts, Müller arrives directly in the Syrian present, with “the ruins of Europe” behind him. The Exil Ensemble unites professional artists forced to live in exile. Since 2016 seven actresses and actors have been working in various productions at the Gorki Theater Berlin.

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Foto Ute Langkafel


Gastspiel Collective Ma’louba Theater an der Ruhr Mülheim

Your Love is Fire von Collective Ma’louba Regie Rafat Alzakout

Thalia Gaußstraße Mi 30. Januar 20 Uhr Eintritt € 28/15 1 Stunde 30 Minuten In arabischer Sprache mit deutschen Übertitlen In Arabic with German surtitles

Collective Ma’louba ist ein syrisches und arabisch-­spra­chi­ ges Künstler- und Theaterkollektiv in Residenz am Thea­ ter an der Ruhr in Mülheim. Die Arbeiten des Kollektivs beschäftigen sich mit der politischen und gesellschaftli­ chen Verfasstheit der arabischen Welt vor dem Hinter­ grund des Bürgerkriegs und der jüngsten Rebellionen.

Hala teilt ihrer Freundin Rand mit, dass sie Syrien ver­ lassen und nach Deutschland fliehen will. Rand ist ver­ Im Anschluss: Leyla Yenirce zweifelt – sie will wegen ihrer Liebe zu Khaldoun, der (freie Journalistin) im Ge­ seinen Militärdienst als Soldat an den Checkpoints der spräch mit Rafat Alzakout syrischen Regimearmee verrichtet, nicht aus Damas­ und Ensemble kus weg. In „Your Love is Fire“ verarbeitet der syrische Autor Mudar Alhaggi seine persönlichen Erfahrungen des Krieges in Syrien, den Verlust seiner Heimat und die Exilerfahrung in Deutschland. Der Titel basiert auf dem gleichnamigen Lied des ägyptischen Sängers Ab­ delhalim Hafez, das für die Epoche arabischer Schla­ germusik der 60er steht und für die Sehnsucht nach vergangenen, scheinbar sicheren Zeiten. Weder Hel­ den- noch Opfergeschichte, zeichnet der syrische Re­ gisseur Rafat Alzakout in seiner Inszenierung mit Tra­ gikomik das Verhalten derjenigen nach, die im heuti­ gen Syrien schweigend abwarten. Collective Ma’louba is a Syrian and Arabic-speaking artists’ collective in residence at the Theater an der Ruhr in Mülheim. It deals with the political and social state of affairs of the Arab world. Hala tells her friend Rand that she wants to leave Syria and flee to Germany. Rand is desperate – she doesn’t want to leave Damascus because of her love for Khaldoun, a soldier at the checkpoints of the Syrian regime’s army. The Syrian Director Dilip Alzakout outlines the lives of those who silently wait in today’s Syria – stories with neither heroes nor victims.

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Foto Gianmarco Bresadola


30 Foto Jean-Louis Fernandez


Koproduktion Théâtre National de Strasbourg, Frankreich

I AM EUROPE Regie Falk Richter Choreografie Nir De Wolff

Wer spricht, wenn Europa spricht? Auf dem krisengebeutelten Kontinent ist Identität wieder zu einem Begriff geworden, der Gewalt rechtfertigen soll und dabei viele Lebensentwürfe ausschließt. Gleichzeitig geben immer mehr Menschen die traditionellen Modelle von Familie, Religion, Sprache, Kultur, sozialem Geschlecht und Sexualität auf, oder füllen sie mit neuem Sinn. Ein Ensemble junger Schauspielerinnen In u.a. deutscher, engli­ und Schauspieler aus den europäischen Zentren oder scher, französischer, den neuen Rändern untersucht, wie sich Europa in arabischer Sprache mit ihre Biographien eingeschrieben hat, wie sie die alten deutschen Übertiteln Konzepte von Herkunft, Religion, Gemeinschaft und In German, English, von sozialen oder politischen Utopien ganz persönlich French, Arabic (among leben. Ihre Geschichten und Ideen sind die Grundlaothers) with German ge für Text und Inszenierung. Welche Vorstellungen surtitles haben sie davon, wie wir in Zukunft zusammen leben wollen? Welche Werte können es sein, die ein kompleAm 2. Februar im xes, europäisches Wir ausmachen? Anschluss: Catarina Felixmüller (freie Falk Richter, einer der wichtigsten zeitgenössischen Journalistin) im Gespräch Theaterregisseure und Dramatiker, wurde 2018 in der Kritikerumfrage von „Theater heute“ zum „Regisseur mit Falk Richter und des Jahres“ gewählt. 2017 war er mit „Città del VaticaEnsemble no“ das erste Mal bei den „Lessingtagen“ zu Gast. Thalia Gaußstraße Fr 1. Februar 20 Uhr Sa 2. Februar 20 Uhr So 3. Februar 17 Uhr Eintritt € 28/15 2 Stunden

THALIA I N T E R N ATIO N A L

Foto Sofie Silbermann

Who speaks when Europe speaks? On the crisis-ridden continent, identity is a concept that is being used once again to justify violence and exclude many outlooks on life. At the same time, people are abandoning traditional models of family, religion, language, culture, social gender and sexuality. An ensemble of young performers examines how Europe has inscribed itself onto their biographies. Their stories and ideas are the basis for the text and how it is staged. How do we want to live together in the future? What values could constitute the complexities of our European identity?

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Gastspiel Schaubühne Berlin

Italienische Nacht von Ödön von Horváth Regie Thomas Ostermeier

Thalia Theater Sa 2. Februar 20 Uhr So 3. Februar 17 Uhr Eintritt € 74 – 15

In ihrem Stammlokal bereitet sich die sozialdemokra­ tische Ortsgruppe auf ihre „Italienische Nacht“ vor – ein „zwangloses gesellschaftliches Beisammensein“, das die „Genossen menschlich näherbringen“ soll. Dass sich am gleichen Abend rechtsextreme Verbände aus dem ganzen Land im Ort zusammenrotten, um einen „Deutschen Tag“ mit paramilitärischen Aufmärschen zu inszenieren, beunruhigt die Vorstände der Klein­ stadt wenig. Auch dass der Aktivist Martin vor einer völkischen Machtübernahme warnt und zum Wider­ stand aufruft, wird von den Genossen abgewiegelt. Um an die Pläne der Rechten zu kommen, schickt Mar­ tin seine Freundin Anna „auf den politischen Strich“ und bald wird klar: die Faschisten machen sich daran, die „Italienische Nacht“ der Sozialdemokraten bewaff­ net zu sprengen. Horváth vollendete sein Volksstück 1931. Mit eindrucksvoller Schärfe fragt er, welchen An­ teil am Zusammenbruch der Demokratie eine Linke hat, die die Realität der Gesellschaft ignoriert und sich in Parteikämpfen im eigenen Lager zerfleischt. Mit dem Aufkommen „Rechter Bewegungen“ hat sich Thomas Ostermeier auch in seiner Inszenierung von Didier Eri­ bons „Rückkehr nach Reims“ auseinandergesetzt, die 2018 bei den Lessingtagen zu sehen war.

Am 2. Februar im An­ schluss: Michael Laages (Theaterkritiker) im Gespräch mit Thomas Ostermeier und Ensemble

In their regular restaurant, the local Social Democrats’ group is preparing for its Italian Night – a “casual social gathering”, which aims to bring “comrades closer together”. The fact that right-wing extremist groups from all over the country are flocking together on the same evening to stage a “German Day” with paramilitary marches is not much concern to the small town. With impressive incisiveness, Horváth asks the extent to which the collapse of democracy is due to a left wing that ignores social realities and undermines its own position with party infighting.

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Foto Arno Declair



Lesung und Gespräch

Der NSU-Prozess. Das Protokoll

Thalia Gaußstraße So 3. Februar 11 Uhr Eintritt € 12/8

Am 6. Mai 2013 beginnt in München der größte Straf­ prozess in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Am 11. Juli 2018 wird das Urteil gesprochen. Eine Frau und vier Männer werden beschuldigt, die Terrororga­ Eine Lesung mit Schau­ nisation NSU gegründet oder unterstützt zu haben – spielerinnen und Schau­ eine rechtsradikale Gruppe, die zehn Menschen er­ spielern des Thalia Theaters mordet, drei Sprengstoffanschläge verübt, Brandstif­ und ein Gespräch mit tung und 15 Raubüberfälle begangen haben soll. Das Annette Ramelsberger Verfahren wird mehr als fünf Jahre dauern, mehr als und Wiebke Ramm. 600 Zeugen und Sachverständige kommen zu Wort, Das Gespräch wird über 60 Anwälte vertreten die fünf Angeklagten und moderiert von 93 Nebenkläger an 437 Prozesstagen. Matthias Günther Annette Ramelsberger, Tanjev Schultz, Rainer Stadler und Wiebke Ramm gehören zu den wenigen Journalis­ ten, die Zutritt zum Gerichtssaal hatten und die Ver­ handlung vom ersten Tag an lückenlos verfolgt haben. Aus ihren Mitschriften ist ein umfangreiches Protokoll entstanden. Es handelt sich um Originaltöne aus der Verhandlung. Im Vordergrund der Lesung werden vor allem auch Fragen um das Hamburger Opfer Süleyman Taşköprü stehen, der am 27. Juni 2001 in seinem Lebens­ mittelladen in Hamburg Altona erschossen wurde.

In 2013, the largest criminal trial in Germany since reunification began. In 2018 the verdict was pronounced. One woman and four men were accused of having founded or supported the NSU terrorist organization – a far-right group that allegedly killed ten people, perpetrated three explosive attacks, committed arson and carried out fifteen robberies. Annette Ramelsberger, Tanjev Schultz, Rainer Stadler and Wiebke Ramm are among the journalists who followed the trial non-stop from day one. The main focus of the reading will be to consider questions concerning the Hamburg victim Süleyman Taşköprü, who was shot dead in his grocery store in 2001.

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Lessingtage in der Garage Produktion Thalia Theater

Im Herzen der Gewalt von Édouard Louis Regie Franziska Autzen

Thalia Gaußstraße (Garage) Fr 25. Januar 20 Uhr Eintritt € 22/10 1 Stunde 30 Minuten

Alles in Édouards Kopf dreht sich um diese Erfahrung im „Herzen der Gewalt“, um seine Scham, darüber zu sprechen. Ist das noch seine eigene Geschichte, wie sie sich aus den Sicht- und Erzählweisen der Polizis­ ten, Juristen und Ärzte zusammenfügt? Auf der Stra­ ße begegnet Édouard einem jungen Mann, Reda. Er verbringt mit ihm eine Nacht, die Édouards Leben nachhaltig verändern wird, als Reda ihn bedroht und vergewaltigt. Édouard flieht aus Paris zu seiner Schwester Clara in die Provinz, aus der er einst ver­ schwand, beschimpft als Schwuchtel und behandelt wie ein Aussätziger.

Im Anschluss: Matthias Günther (Dramaturg) im Gespräch mit Franziska Autzen

On the street, Édouard meets a young man, Reda. He spends a night with him that changes Édouard’s life forever after Reda threatens and rapes him. Everything in his mind revolves around this experience and his shame about talking about it, about reporting it, investigations and interrogations. Is this still his own story, being made up of the images and narratives of others?

Produktion Thalia Theater

Kaspar von Peter Handke Regie Leonie Böhm

Thalia Gaußstraße (Garage) Mo 28. Januar 20 Uhr Eintritt € 22/10

Kaspar ist das asoziale Wesen mitten unter uns, das ver­ sucht sich ausdruck zu verschaffen: ungebändigt, regel­ los und manipulierbar. Es ist das Jahr 1968. Es ist die Zeit der Studentenbewegung. Die Zeit der Revolte gegen Kon­ vention und Kodex. Und die Bühne betritt Kaspar. Ein We­ sen, halb Clown, halb Kind, versucht dieser Nachfahre des Kaspar Hauser seine ersten Schritte in die Gesellschaft. Ohne Kenntnis der Sprache, von Tradition und Zivilisation, wiederholt er den einzigen rätselhaften Satz: „Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein anderer gewesen ist“. An anti-social being in our midst: uncontrolled, chaotic,

Im Anschluss: Christina Bellingen (Dramaturgin) im Gespräch mit Leonie Böhm

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and easily manipulated, without mastery of language, tradition or civilization. It is the year 1968, the time of the student movement. Kaspar is a half-clown, halfchild, a modern-day Kaspar Hauser, who attempts to make his first steps in society.

Produktion Thalia Theater

Bilder deiner großen Liebe von Wolfgang Herrndorf Ein Abend von Birte Schnöink & Marie Rosa Tietjen

Thalia Gaußstraße (Garage) Do 31. Januar 20 Uhr Eintritt € 22/10 1 Stunde 15 Minuten

Ein Abend über Isa, die Herrscherin über das Univer­ sum, die Planeten und Alles. Ein Roadtrip. Durch Wäl­ der und Pfützen, Gedanken und Gedankenstriche. Isa ist bewaffnet. Eine radikale Denkerin, die, wenn sie es will, die Sonne verschieben kann. Sie geht zu Fuß. Mit einer Pause am goldenen Berg. „Von oben sehe ich über das Land und bin müde. Im Innern wüten eiserne Zangen. Ich versuche zu schlafen und kann es nicht. Ich versuche weiterzugehen und kann es nicht. Ich konzentriere mich auf die Sachlage und komme zu dem Ergebnis, dass ich Hunger habe.“ Dann geht Isa weiter. Satz für Satz. Ort für Ort.

Im Anschluss: Christina Bellingen (Dramaturgin) im Gespräch mit Birte Schnöink

This is a show about Isa. A road trip. Through landscapes and thoughts, formed and unformed. Isa is a radical thinker. She walks everywhere. Takes a break at the golden mountain. “From up here I have a view over the country and I’m tired. Inside, I feel raging iron claws. I focus on the situation and conclude that I am hungry.” Then Isa carries on walking. Sentence by sentence. Place by place.

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Produktion Thalia Theater

Lessingtage im Ballsaal

Thalia Gaußstraße Sa 26. Januar 17 Uhr Eintritt € 10

Stimmen aus dem Exil! „Wir haben unser Zuhause und damit die Vertrautheit des Alltags verloren. Wir haben unseren Beruf verlo­ ren und damit das Vertrauen eingebüßt, in dieser Welt irgendwie von Nutzen zu sein. Wir haben unsere Spra­ che verloren und mit ihr die Natürlichkeit unserer Re­ aktionen, die Einfachheit unserer Gebärden und den ungezwungenen Ausdruck unserer Gefühle.“ (Hannah Arendt)

Mit Beteiligten aus der Embassy of Hope sowie dem Ensemble des Thalia Theater Szenische Einrichtung: Sophie Pahlke Luz, Anna Sinkemat, Mohammed Ghnunaim

„Stimmen aus dem Exil!“ erzählt vom Finden, Wieder­ finden, Herausfinden, Erfinden und Befinden. Men­ schen aus verschiedensten Ländern, mit unterschied­ lichsten Biografien und Erfahrungen eines Lebens in Deutschland finden auf der Bühne des Ballsaals der Thalia Gaußstraße zusammen, um einen Einblick in persönliche Geschichten ihres Lebens im Exil zu ge­ währen: Briefe an geliebte und hier fehlende Men­ schen, Lieder aus einer verlorenen Heimat, Gedichte über die Reise in ein neues Land, Komik absurder All­ tagssituationen – jedes Mal neu, jedes Mal anders. Das Format findet im Rahmen der „Embassy of Hope“ statt – dem vom Thalia Theater 2015 gegründeten in­ ternationalen Café, das zum Kennenlernen, Austau­ schen und gemeinsamen künstlerischen Schaffen neuzugezogener und alteingesessener Hamburger­ innen und Hamburger einlädt.

‘Stimmen aus dem Exil!’ deals with the topics of finding, rediscovering, finding out, inventing and feeling. People from different countries, with different biographies and experiences of a life in Germany come together on the stage of the Ballsaal of Thalia Gaußstraße to give an insight into personal stories of their life in exile: Letters to beloved and missing people, songs from a lost homeland, poems about the journey to a new country, comedy of absurd everyday situations – new and different each time.

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Karten nur im VVK an der Thalia Tageskasse

Stadtführungen zu Lessing Leitung Michael Grill, Stadtführer

Sa 19.1./So 20.1. jeweils 11 Uhr Sa 26.1./Sa 2.2./ So 3.2. jeweils 14 Uhr Eintritt € 12/10 Treffpunkt: Vor dem Lessing-Denkmal auf dem Gänsemarkt ca. 2 Stunden

1 Lessing in Hamburg und die Frauen der Aufklärung Die Frauenfiguren in Lessings Theaterstücken und die Frauen in Lessings Freundeskreis ähneln sich in ge­ wisser Weise. Wie sich Emilia Galotti und Minna von Barnhelm über bestehende Konventionen hinwegset­ zen und aus den ihnen zugedachten sozialen Rollen ausbrechen, so agieren auch Elise Reimarus, Meta Klopstock und Eva König emanzipierter, fortschritt­ licher und eigeninitiativ, entgegen dem damals herr­ schenden Frauenbild. Wir flanieren gedanklich mit ih­ nen durch Hamburgs Innenstadt.

So 20.1. 14 Uhr Sa 26.1. 11 Uhr So 3.2. 11 Uhr Eintritt € 12/10 Treffpunkt: Vor dem Thalia Theater ca. 2 Stunden

2 Lessing, das Nationaltheater und die Theaterwelt Hamburgs vom Barock bis heute Ausgehend vom Thalia Theater beschäftigen wir uns mit den Traditionen des Hamburger Theaterlebens vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Eine Wanderung mit Lessing im Gepäck zwischen den Theatern, Dichtern, Schauspielern, Regisseuren, ihrem Publikum und den Genres der Vergangenheit und Ge­ genwart.

Sa 19.1. 14 Uhr Sa. 2.2. 11 Uhr Eintritt € 12/10 Treffpunkt: Vor der Apotheke, Königstraße Ecke Holstenstraße (S-Bahn Reeperbahn: Ausgang Endo-Klinik) ca. 2 Stunden

3 Lessing und Struensee und die Aufklärung in Altona Altona erblickte schon früh das Licht der Aufklärung. Nicht ganz unbeteiligt daran: Lessing und sein Freund Johann Friedrich Struensee. Gelegentliche Treffen und fruchtbarer Austausch entwickelten ein neues Denken. Mit Struensee und seinem Arztfreund Hartog Gerson erlangten auch die arme Bevölkerung und Ju­ den medizinische Hilfe. Wir erinnern auch an Altonas reiches Theaterleben.

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30% sparen. Schon nach 4 Vorstellungen Ihrer Wahl.

Der Festival-Pass lohnt sich: Sie suchen sich 4 oder mehr Vorstellungen aus und erhalten 30% Rabatt. Und gratis dazu eine Stofftasche, gestaltet von Stefan Marx!

Erhältlich an der Tageskasse. Telefon: +49 40. 32 81 44 44 theaterkasse@thalia-theater.de


Im Dialog – Die Hamburger ­Lessingtage 2019, Do 10.1. und Do 17.1. jeweils 17.30 – 19.30 Uhr und an den Vorstellungstagen der Gastspiele 1,5 Stunden vor der Vorstellung. Nachgespräch Do 7.2., 17.30 – 19.30 Uhr. Thalia Theater. Insgesamt 6 Treffen. Kosten € 59/30 zzgl. Theaterkarten Über eine Woche voller spannender Gast­ spiele. Wir erhalten gemeinsam Einblicke hinter die Kulissen des Festivals und widmen uns drei ausgewählten In­ sze­ nierungen besonders intensiv. In Ko­ope­ ration mit der Hamburger Volkshochschule. Leitung Nehle Mallasch. Anmeldung unter thaliatreffpunkt@thalia-­theater.de Hear wor(l)d! – Eine Kunstaktion von und mit Schülerinnen und Schülern Fr 18.1. – So 3.2. Gerhart-HauptmannPlatz Eintritt frei Eröffnung am Fr 18.1. 12 Uhr Eintritt frei Über 1000 Schülerinnen und Schüler aus Hamburg und der Metropolregion un­ terstützen in dieser Kunstaktion junge Leute aus Deutschland und anderen Ländern der Welt, die nicht die Mög­ lichkeit haben, frei die eigene Meinung auszudrücken und auf Missstände, un­

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ter denen sie leiden, hinzuweisen. Sie haben daher die „ungehörten“ Meinun­ gen dieser Kinder und Jugendlichen auf tellergroßen Plaketten geschrieben und skizziert. Diese Objekte werden in ei­ ner großen Open-Air-Kunstinstallation zusam­mengefasst. Konzept Herbert Enge, Anne Katrin Klinge in Zusammenarbeit mit Emilia Heinrich und Julia Lochte Realisation Ute Radler OpenUp your hearts – Eine Performance der internationalen Jugendgruppe OpenUp! Mo 21.1. 18 Uhr Thalia Gauß (Garage) Dauer: 60 Minuten Eintritt € 10/8 Wie viel kann ein Herz ertragen? Wie viel Ablehnung, Abwertung, Ausgrenzung? Was macht das mit Menschen, die jeden Tag das Gefühl bekommen, anders zu sein und nicht dazu zu gehören? Wenn Hass und Gewalt den Alltag bestimmen? – In ihrem neuen Stück setzt sich die internationale Jugendperformancegrup­ pe OpenUp! mit dem Thema Rassismus und den Mauern in Köpfen auseinander. Auch die Antipode Liebe lässt die Ju­ gendlichen nicht los. Wie funktioniert das mit der Liebe hier in Deutschland?


Welche Tabus gibt es hier in der neuen und welche in der alten Heimat? Für all diese Fragen sucht OpenUp! Ausdrucks­ formen auf der Bühne. Das Kooperationsprojekt von Thalia Treff­ punkt und Jugendmigrationsdienst des CJD schafft intensive Reflexionsplatt­ formen und versteht sich als Teil des Internationalen Cafés Embassy of Hope. Das Projekt wird gefördert vom Bun­ desamt für Migration und Flüchtlinge. Leitung Altamasch Noor, David Mullikas, Lea Markard Projektberatung Herbert Enge Perspektivwechsel – Ein Rechercheprojekt von und mit Schülergruppen Do 24.1. 18 Uhr Thalia Gaußstraße (Ballsaal) Dauer: 75 Minuten Eintritt € 10/8 Bei diesem Projekt sind wir mit Schüle­ rinnen und Schülern direkt in Austausch gekommen und haben sie motiviert, die Perspektive zu wechseln: Um den eige­ nen Alltag, die Gesellschaft, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Inspiriert hat uns dabei der Brief des schwedischen Autoren Jonas Hassen Khemiri an eine Politikerin, in dem er forderte, sich in Fremde hineinzudenken. Die Jugend­ lichen haben so nach Möglichkeiten gesucht, andere Menschen zu verste­ hen und diese zu respektieren, auch wenn sie maximal anders sind als man selbst. Die Recherche-Ergebnisse hat die Projekt­leiterin und Regisseurin Kerstin Steeb in einer Performance mit Au­ dio-O-Tönen und Musiken der Jugend­ lichen künstlerisch bearbeitet. Leitung Kerstin Steeb. Idee Herbert Enge

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Schul-Projekte der Weltreligionen. Videopräsentation und live-walk-acts Sa 26.1., ab 18.30 Uhr vor der Langen Nacht der Weltreligionen Thalia Theater (Eingangsfoyer und unterwegs im Thalia-Vorderhaus) Eintritt frei Hamburger Schulgruppen haben auch in diesem Jahr ausgehend von ihren re­ ligiösen und ethnischen Hintergründen szenisch, literarisch und künstlerisch-­ forschend Aspekte des diesjährigen Schwer­p unktthemas „Religionen und Stadt“ erkundet und präsentieren ihren Blick in Form von Live-Präsentationen und einer Video-Installation direkt vor der langen Nacht der Weltreligionen. Leitung Mia Panther In Zusammenarbeit mit der Akademie der Weltreligionen Zwölf – Ein Projekt des EisenhansTheater, einer Kooperation von Thalia Treffpunkt und Leben mit Behinderung Hamburg mit behinderten und nichtbehinderten Darstellerinnen und Darstellern. Sa 2.2. 18 Uhr Thalia Gaußstraße (Garage) Dauer: 75 Minuten Eintritt € 10/8 Veränderung überall, immer. Verände­ rung ist die einzige Konstante im Leben. Der römische Dichter Ovid erzählt davon in seinen Metamorphosen. Er zeichnet ein großes Panorama der menschlichen Veränderung, des Geborenwerdens, Le­ bens und Sterbens. Serviert werden in 12 Runden bis zu 12 Blickwinkel, also 144 ewig aktuelle Fra­ gen der Menschheit und alle Diskussio­ nen der Gegenwart. Hier darf probiert und ausprobiert werden! Es wartet eine vielleicht bekömmliche Performance. Wer weiß schon, wohin uns die Verän­ derung führt!?! Leitung Katja Meier Idee Herbert Enge


Service

Lessingtage

Thalia Theater Alstertor, 20095 Hamburg U/S Jungfernstieg, U Mönckebergstraße

Programm Joachim Lux, Julia Lochte, Emilia Heinrich

Thalia Gaußstraße Gaußstraße 190, 22765 Hamburg S Altona, Bus 2 bis Haltestelle Gaußstraße, 200m Fußweg Der Ballsaal öffnet 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn. Karten T: +49 40.32 81 44 44 E-Mail theaterkasse@thalia-theater.de Website www.thalia-theater.de

Produktion Karin Becker Thalia Jung & mehr Herbert Enge

Impressum Redaktion Programmheft Maren Dey, Emilia Heinrich, Julia Lochte, Ursula Steinbach Zeichnung Stefan Marx

Tageskasse & Telefon Mo bis Sa 10–19 Uhr, So- & Feiertage 16–18 Uhr

Übersetzung Lucy Jones und Jenny Piening, Transfiction Berlin

Abendkasse öffnet 1 Std. vor der Vorstellung Reservierungen werden 30 Minuten vor der Vorstellung freigegeben

Gestaltung William Takashi Ahrend Bureau Mirko Borsche Druck Kabel Druck Herausgeber Thalia Theater GmbH Joachim Lux / Intendant Tom Till / Kaufmännischer Geschäftsführer Redaktionsschluss 19. Oktober 2018

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Projektförderer

Förderer der Lessingtage 2019

Ilse und Dr. Horst Rusch-Stiftung Rudolf Augstein Stiftung Udo Keller Stiftung Forum Humanum

Kooperationspartner

Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg Michael Grill, Stadtführer Hamburger Volkshochschule Hamburger Schulen sowie Schulen der Metropolregion Hamburg Jugend­mi­grationsdienst CJD Leben mit Behinderung Hamburg

Medienpartner

K.S. Fischer - Stiftung

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19.00 Gogol Center Moskau Who is –› S.16 Happy in Russia

19.30 Gogol Center Moskau Who is Happy in Russia –› S.16

20.00 Lagos, Nigeria Hear Word!

–› S.12

20.00 Lagos, Nigeria Hear Word! –› S.12

19.00 Maria

11.00 Eröffnungsrede von Dunja Hayali und Michel Abdollahi –› S.5

20.00 Premiere Maria –› S.9 im Anschluss Premierenfeier

Thalia Gaußstraße & andere Orte

Thalia Theater Alstertor

* –› S.6

* –› S.14

* * –› S.14

* –› S.15

20.00 Im Herzen der Gewalt

20.00 Patentöchter

* –› S. 36

18.00 Perspektivwechsel –› S.43

20.00 Iran-Konferenz

20.00 Dritte Republik

20.00 Compagnie Dumanlé, Elfenbeinküste Les Bonnes/Die Zofen –› S.11

18.00 OpenUp your hearts –› S.42

20.00 Compagnie Dumanlé, Elfenbeinküste Les Bonnes/Die Zofen –› S.11

20.00 Vor dem Fest

20.00 Vor dem Fest –› S.6 im Anschluss Premierenfeier

12.00 Gerhart-Hauptmann-Platz Hear wor(l)d! Schüler-Kunstaktion –› S.42

18. Januar – 3. Februar 2019

Um alles in der Welt – Lessingtage 2019


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*–› S.22

Im Anschluss an die Vorstellungen *findet ein Künstlergespräch statt

17.00 Schaubühne Berlin Italienische Nacht –› S.32

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20.00 Schaubühne Berlin Italienische Nacht –› S.32

Stadtführungen –› S.39 Lessing in Hamburg und die Frauen der Aufklärung Sa 19..1 /So 20.1. 11 Uhr/Sa 26.1./ Sa 2.2./So 3.2. 14 Uhr Lessing, das Nationaltheater und die Theaterwelt Hamburgs vom Barock bis heute So 20.1.14 Uhr / Sa 26.1. 11 Uhr / So 3.2. 11 Uhr Lessing und Struensee und die Aufklärung in Altona Sa 19.1. 14 Uhr / Sa 2.2. 11 Uhr

* –› S.25

*–› S.24

19.00 Fountainhead

19.30 Hexenjagd

20.00 Medea und Jason

17.00 Das achte Leben (Für Brilka)

19.00 Lange Nacht der Weltreligionen: Religionen und Stadt –› S.20

18.30 Präsentation Schulprojekte –› S.43

*–› S.37

* –› S.31 17.00 TN Strasbourg I AM EUROPE –› S.31

11.00 Der NSU-Prozess. Das Protokoll –› S.35

20.00 TN Strasbourg I AM EUROPE

18.00 Zwölf –› S.43

20.00 TN Strasbourg I AM EUROPE –› S.31

20.00 Bilder deiner großen Liebe

*

20.00 Theater an der Ruhr Your Love is Fire –› S.28

*

* –› S.36

20.00 Maxim Gorki Theater Berlin Hamletmaschine –› S. 26

20.00 Kaspar

*

19.00 Maqamat Dance Theater Beirut #minaret –› S.19

20.00 Maqamat Dance Theater Beirut #minaret –› S.19

17.00 Stimmen aus dem Exil! –› S.38



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