Spielzeit 2020&2021

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Liebes Publikum 4 Ausnahme 8 Jetzt kommen neue Zeiten14 Premieren auf einen Blick 18 Wiederaufnahmen 20 Premieren 25 Ensemble&Regie 48 Um alles in der Welt – Lessingtage 95 Neue Stadtgesellschaften 105 jung &mehr 112 Service 115 Plätze & Preise 118 Abos 119 Förderer 130 Das Theater liegt uns am Herzen – und mit ihm natürlich auch Sie, unser Publikum. Alle Informationen für Ihren sicheren Besuch und aktuelle Änderungen finden Sie zu Beginn der neuen Spielzeit unter: thalia-theater.de/corona Wir freuen uns auf Sie!


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Liebes Publikum, Freiheit für die Menschheitsherde! Das ist das, was wir alle uns wünschen. Über den Weidezaun klettern und unser Gras mal wieder woanders futtern. Aber im Ernst, der Reihe nach und ohne Übermut: Wie macht man in diesen Zeiten einen Theaterspielplan? – Mit HOFFNUNG! Wie eröffnet man ein Theater nach fünf Monaten Schweigen neu? Vielleicht ein bisschen scheu erstmal. Wir haben den Spielplan in der Hoffnung gemacht, dass die Disziplinarmacht des Virus‘ gegenüber Staat, Gesellschaft, Grün ist die Farbe der Hoff­ Menschen und auch gegenüber der Kunst endlich ist und nung, Grün ist der summerbreak uns allen hilft. Das Virus darf gehen – je die Farbe des schneller, desto besser. Wir möchten uns Stück für Stück Spielzeithefts. und im Respekt vor der Bedrohung die Freiheit zurückerkämpfen, die wir vermissen. In der Gesellschaft wie im Theater. Vermissen ist manch­ mal sinnstiftend: man wertschätzt Dinge, die man für normal hielt, neu. Wir wollen als soziale Wesen Leben und Gesellschaft wieder ge­ stalten, entängstigt, mit Phantasie und Zuversicht, auf dem Weg in eine postvirale Zukunft. Das gilt auch für das Theater, wo sich künst­ lerische Arbeit erst im Sozialen ereignet. Ohne dies existiert sie nicht. Grossbaustelle/Werkstatt – Fragment, Torso, Rock’n’Roll Staat und Gesellschaft und auch unser Theater ähneln im Moment eher einer Großbaustelle, einer Werkstatt voll von Fragmenten und Mangel, aber wir nehmen die Herausforderung an. Die Zeit, in der man verödete öffentliche Räume zeigte, sind bleibende Dokumente von Trauer und Vergeblichkeit. Diese Zeit wollen wir am Thalia mit Opti­ mismus hinter uns lassen: Eine Produktion schmeißt ihr Konzept weg und spielt open air, eine andere sagt angesichts von drei Wochen Probenzeit: „Ok, dann machen wir halt Rock’n’Roll“. Wenn die Kunst keine kreativen Suchbewegungen macht, wer dann? Künstlerische Arbeit reagiert auf das, was ist. Was denn sonst? Wir versuchen, die Begrenzungen der Gegenwart zu akzep­ tieren und dennoch die Zukunft zu befragen – Posen des Jammers stehen uns nicht, wenn zu­gleich vermutlich weit mehr als Hundert Millionen Menschen weltweit ihre Arbeit verloren haben. Kurz: Wir melden uns, ein wenig zer­zaust und mitgenommen, zurück, lesen Texte anders, und lesen zum Teil auch andere Texte. Bald wollen wir auf der Bühne wieder sprechen statt zu schweigen.


5 Das Virus als Metapher für Todsünden? Nein! Die Krankheit ist die Krankheit ist die Krankheit – hätte Gertrude Stein vielleicht gesagt. Krankheit ist keine Metapher für irgendetwas. Die amerikanische Essayistin Susan Sontag hat, selbst schwer erkrankt, abgelehnt, Krankheiten als Strafe für irgendwelche Grundübel zu lesen. Die Zeiten, in denen man Naturereignisse wie ein Gewitter psychologisiert und anthropomorphisiert und ihnen einen metaphorischen Sinn hinterlegt hat, sind vormoderner Hokus­ pokus, auch wenn manche bis heute dazu neigen. Und doch hat das Virus die Wirkung eines Brennglases: All die Themen, die wir schon zuvor hatten, stellen sich jetzt mit höherer Dringlichkeit. Was kann das Theater? Vorübergehend hat sich die Pandemie terroristisch selbst zum einzigen öffentlichen Thema gemacht und alles andere zum Schweigen gebracht. Das Theater kann einen Beitrag leisten, das Schweigen zu durchbrechen, wieder sprechen zu lernen und Themen selbst zu setzen. Sie sind nach wie vor vielfältig: Globali­ sierung, die Macht der Medien, der Kampf um die Wahrheit als wichtige Kategorie, der Generatio­nen­vertrag, ökologische und soziale Fragen, die Frage nach dem starken Staat, Achtsamkeit. Hinzugekommen ist noch etwas: Theater werden gern für die psychosoziale Reinigung zuständig erklärt. Wir würden gern helfen, die nächtli­chen Träume vom R-Faktor oder von Herden­ immunität zu befreien und die Sprache zu „entseuchen“. Es ist in gewisser Weise eine Kränkung, wenn das Humane auf seine Zu­ gehörigkeit zur Gattung der Säugetiere reduziert wird. Kultur und Theater reflektieren in der Regel das Humane und möchten das Säugetier in uns vergessen machen – obwohl Ärzte und Natur­ wissenschaftler wie Georg Büchner, Gottfried Benn oder Anton Tschechow es immer wieder beschreiben. „Paradiesische“ Thalia-Stoffe / Paradies-Projekte Es mutet vielleicht merkwürdig an, sich gerade jetzt mit dem Paradies zu befassen. Menschliche Vorstellungen vom (gesell­ schaftlichen) Morgen orientieren sich interessanterweise oft am vermeintlich guten Gestern. Gleich mehrere zeitgenössische Auto­ rinnen und Autoren machen das Paradies zum Ausgangspunkt ihres Nach­denkens über die Gegen­wart. Da horcht man auf. In „Die Jakobsbücher“ der polnischen Nobel­preisträgerin Olga Tokarczuk hat es sich versteckt und ist unauffind­bar: „Das Paradies, den Garten der Lüste, hat der Schöpfer an einen herrlichen, doch un­ bekannten Ort verlegt.“ In Dörte Hansens „Mittagsstunde“ wurde


6 das Dorf Brinkebüll in der norddeutschen Tiefebene einst im Rahmen der sogenannten Flurbereinigung industrialisiert und zerstört. Längst sind Rückbau und Renaturierung an­gesagt. Aber der Mensch kann eben nicht alles, was er zerstört hat, künstlich wiederherstellen. Der junge Autor Peter Thiers gestattet es in seinem Stück „Paradiesische Bauten“ einer Immobilienfirma, sich frech und Schindluder treibend „Paradise“ zu nennen. Die Firma weiß offenbar ziemlich genau, wie sie die Menschen triggern kann, auch wenn dann vielleicht nicht mehr als eine – in Heiner Müllers Worten – „Fickzelle mit Fernheizung“ vermietet wird. „Paradies“ heißt gleich eine ganze Trilogie des preisgekrön­ten Thomas Köck – in Wahrheit ein ICE-Trip durch globalisierte Zeiten und Welten. Spätestens bei diesem Vorhaben (übrigens explizit auf Vorschlag des Thalia-Ensembles im Spielplan) wird deutlich, dass dem Autor nicht die Retro-Sehnsucht nach einer Idylle vorschwebt, sondern er virtuos unsere Gier nach Wohlstand auf den globalisier­ ten Märkten im Blick hat, wo sich Menschen per Selbstoptimierung und Selbstausbeutung kaputt machen und andere in Akten von

Eine Theatertradition besagt, dass man in menschenleeren Theatern ein einziges Licht für die Theatergeister brennen lässt. Das sogenannte Geisterlicht dient Erzählungen zufol­ ge dazu, böse Geister zu vertreiben und gute noch einmal auftreten zu lassen. Seit der Schließung des Thalia Theaters brennt das Licht. Nun kommen wir zurück.


7 Kolonisierung und Ressourcenabbau gleich mit. Der Text, der im Untertitel „Klima­t rilogie“ heißt, meint zwar auch das Klima, in Wahrheit aber geht es um disruptive Marktverhältnisse im globalen Maßstab, um das „Welt­betriebsklima“ vom Amazonas bis nach China. So entstehen bei den neuen menschengemachten Paradiesen oft Unglück und Zerstörung. Hauptdarsteller ist hier der Markt, der uns beherrscht statt wir ihn. Er tritt nicht auf, er ist einfach da. Unter Paradies hatten wir uns eigentlich etwas anderes vorgestellt. Natur Es fällt schwer, so zu schwärmen wie unsere Klassiker, wie Schiller, der das verlorengegangene Arkadien in einem künftigen Elysium der Freiheit ersehnte, oder wie Friedrich Hölderlin: „… dass die alte schöne Welt sich unter uns erneure, dass wir uns versammeln und vereinen in den Armen unserer Gottheit, der Natur.“ Sie hatten eine Vision, wie das „Wahre, Schöne und Gute“ in ihrer Kunstreligion zusammenkommen könne. Die indische Physikerin, Aktivistin und Globalisierungskriti­ ke­rin Vandana Shiva hat zur Eröffnung der Lessingtage 2020 zu einer „Feier des Lebens“ aufgerufen. Damit meinte sie einen ganz­ heitlichen Ansatz, der sich der Verwertung entzieht und die Natur respektiert. Diese ist im Zweifel stärker als wir. Die Transkription ihrer Rede finden Sie auf Seite 96.

Kinder Zum Schluss etwas vermeintlich ganz Anderes: Wenn Sie das Spiel­ zeitheft durchblättern, stoßen Sie – nicht ganz zufällig – auf Kinder­ figuren, die sich mit aller Kraft und Phantasie, mit großem Lebens­ willen der eingehegten Erwachsenenwelt widersetzen. Sie schlagen der Wirklichkeit mit anarchischer Phantasie ein Schnippchen und sie heißen Struwwelpeter, Hans Guck-in-die-Luft oder Suppen-Kaspar. Eine heißt auch Pippi Langstrumpf. Sie sagt: „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut!“ Ein Optimismus, der uns gut tun könnte, auch im Theater. Wir brauchen die Phantasie, um die Wirklichkeit zu überlisten! Bis bald im Thalia Theater – Herdenimmunität hin oder her. Wir sind achtsam und kümmern uns. Damit wir alle nicht nur Gras fressen, sondern endlich wieder Kultur genießen können! Joachim Lux


8 Wir proben wieder! Das Thalia Theater im Mai/Juni 2020



Proben zu „Der Geizige oder Die Schule der Lügner“ von Molière Regie Leander Haußmann




Open-Air-Proben zu „Opening Night“ von John Cassavetes Regie Charlotte Sprenger


14 Jetzt kommen neue Zeiten! Ein Blick aus meinem Fenster in Breslau Von Olga Tokarczuk Ich sehe eine Weiße Maulbeere, einen Baum, der mich fasziniert; er war einer der Gründe, warum ich hier eingezogen bin. Der Maul­ beerbaum ist ein freigiebiges Gewächs: den ganzen Frühling und den ganzen Sommer über ernährt er Dutzende Vogelfamilien mit seinen süßen, gesunden Früchten. Jetzt aber trägt der Baum keine Blätter; so sehe ich ein ruhiges Stück Straße, die nur selten jemand entlanggeht, um in den Park zu gelangen. Das Wetter ist in Breslau fast sommerlich, die Sonne blendet, der Himmel ist blau und die Luft ist rein. Heute sah ich, als ich mit meinem Hund spazieren ging, wie zwei Elstern eine Eule von ihrem Nest vertrieben. Die Eule und ich, wir sahen uns aus kaum einem Meter Entfernung in die Augen. Mir scheint, auch die Tiere warten auf das, was auf uns zukommt. Ich hatte schon seit Längerem zu viel Welt um mich herum. Zu viel, zu schnell, zu laut. Daher habe ich jetzt kein „Trauma der Isolation“; ich leide nicht darunter, dass ich mich nicht mit Menschen treffe. Ich bedauere nicht, dass die Kinos geschlossen sind, es ist mir gleichgültig, dass die Shopping-Malls außer Betrieb sind. Es sei denn, ich denke an all jene, die dort jetzt ihren Arbeitsplatz verloren haben. Als ich von der präventiven Quarantäne hörte, verspürte ich eine Art von Erleichterung, und ich weiß, dass viele ähnlich empfinden, auch wenn sie sich dessen schämen. So hat meine Introversion, die lange unter dem Diktat hyperaktiver Extrovertier­ter gelitten hatte, ja fast erstickt worden war, den Staub abgeschüttelt und ist aus dem Keller hervorgekommen. Durch das Fenster sehe ich meinen Nachbarn, einen über­ arbeiteten Juristen. Bis vor kurzem sah ich ihn immer morgens, wie er mit der Robe über dem Arm ins Gericht fuhr. Jetzt steht er in einem sackförmigen Trainingsanzug im Garten und müht sich mit einem Ast; offenbar will er aufräumen. Ich sehe ein junges Paar, wie es seinen alten Hund ausführt, der seit dem letzten Winter kaum noch laufen kann. Der Hund schwankt hin und her, und die jungen Menschen begleiten ihn geduldig und gehen so langsam wie möglich. Derweil holt die Müllabfuhr mit großem Lärm den Müll ab. Das Leben geht weiter, na klar doch, aber in einem ganz anderen Takt. Ich habe den Schrank aufgeräumt und die gelesenen Zeitungen zum Papiercontainer gebracht. Ich habe die Blumen


umgetopft. Ich habe das Fahrrad von der Reparatur abgeholt. Freude bereitet mir das Kochen. Die Welt vor dem Virus war nicht normal Immer wieder tauchen Bilder aus der Kindheit in mir auf, als es viel mehr Zeit gab und man sie „verschwenden“ durfte, indem man stundenlang aus dem Fenster schaute, die Ameisen beobachtete, unter dem Tisch lag und sich vorstellte, er sei eine Arche. Oder indem man die Enzyklopädie las. Ist es nicht so, dass wir zum normalen Lebensrhythmus zurückgekehrt sind? Dass nicht das Virus die Norm verletzt, sondern umgekehrt: dass jene hektische Welt vor dem Virus nicht normal war? Schließlich hat das Virus uns ins Ge­ dächtnis gerufen, was wir so leidenschaftlich verdrängt hatten: dass wir fragile Wesen sind, gebaut aus der zartesten Materie. Dass wir sterben, dass wir sterblich sind. Dass wir von der Welt nicht durch unser „Menschentum“ und unsere Außergewöhnlichkeit geschieden sind, sondern dass die Welt eine Art großes Netz ist, in dem wir hängen, mit anderen Wesen durch unsichtbare Fäden von Abhängigkeit und Einfluss verknüpft. Dass wir voneinander abhängig sind und dass wir – ganz gleich, aus wie fernen Ländern wir stammen, welche Sprache wir sprechen und welches unsere Hautfarbe ist – genauso krank werden, genauso Angst haben und genauso sterben. Es hat uns klargemacht, dass – ganz gleich, wie schwach und wehrlos wir uns angesichts der Gefahr fühlen – Menschen um uns herum sind, die noch schwächer sind und die Hilfe brauchen. Es hat uns in Erinnerung gerufen, wie zart unsere alten Eltern und Groß­ eltern sind und wie sehr sie unsere Fürsorge verdient haben. Das Virus hat uns gezeigt, dass unsere fieberhafte Mobilität die Welt be­ droht. Und es hat die Frage aufgerufen, die wir uns nur selten zu stellen wagten: Was suchen wir eigentlich? Die Angst vor der Krank­ heit hat uns also von unserem verschlungenen Weg zurückgeführt und uns daran erinnert, dass es Nester gibt, aus denen wir stammen und in denen wir uns sicher fühlen. Und selbst wenn wir die größten Weltreisenden wären – in einer Lage wie dieser werden wir immer zu einer Art von Zuhause streben. Die atavistischen Überzeugungen kehren zurück Damit haben sich uns auch traurige Wahrheiten offenbart: dass im Augenblick der Gefahr das Denken in abschließenden und ausgren­ zenden Kategorien zurückkehrt, in den Kategorien von Völkern und Grenzen. In diesem schwierigen Augenblick zeigte sich, wie schwach die Idee einer europäischen Gemeinschaft in der Praxis ist. Die Euro­


16 päische Union hat im Grunde kapituliert und es den Nationalstaaten überlassen, in dieser Krisenzeit Entscheidungen zu fällen. Die Schließung der Staatsgrenzen halte ich für die größte Niederlage in diesen schlechten Zeiten; zurückgekehrt sind die alten Egoismen und die Kategorien „eigen“ und „fremd“, jenes also, was wir in der Hoffnung bekämpft hatten, dass es nie wieder unser Denken for­ matieren würde. Die Angst vor dem Virus hat automatisch die ein­ fachste, atavistische Überzeugung wachgerufen, „Fremde“ seien schuld und sie würden immer Gefahren mitbringen. Nach Europa kam das Virus „von außen“, es ist nicht unser, es ist fremd. In Polen gerieten alle in Verdacht, die aus dem Ausland heimkehrten. Die vielen Grenzen, die zugeknallt wurden, und die riesigen Schlangen an den Grenzübergängen waren sicher für viele junge Menschen ein Schock. Das Virus erinnert uns: Die Grenzen existieren weiter, es geht ihnen gut. Ich fürchte, das Virus wird uns noch eine andere alte Wahrheit in Erinnerung rufen: wie sehr wir einander nicht gleich sind. Die einen unter uns werden mit ihrem Privatflugzeug in ihr Haus auf der Insel fliegen oder in der Einsamkeit des Waldes sein können. Andere werden in den Städten bleiben, um Elektrizitäts­ werke und Wasserleitungen am Laufen zu halten. Wieder andere werden bei der Arbeit in Läden und Krankenhäusern ihre Gesund­ heit aufs Spiel setzen. Die einen werden an der Epidemie verdienen, die anderen werden die Ersparnisse ihres Lebens verlieren. Die na­ hende Krise wird wahrscheinlich die Spielregeln, die uns so stabil erschienen, außer Kraft setzen; viele Staaten werden mit der Krise nicht fertig werden, und aufgrund ihrer Auflösung wird eine neue Ordnung zum Leben erwachen, wie es nach Krisen oft der Fall ist. Wir sitzen zu Hause, lesen Bücher und schauen Serien, aber in Wirklichkeit bereiten wir uns auf die Schlacht um eine neue Wirk­ lichkeit vor, die wir uns noch nicht einmal vorstellen können; nur beginnen wir langsam zu begreifen, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. Die Zwangsquarantäne und die Kasernierung der Familie im Haus kann uns bewusst machen, was wir nur ungern zugeben würden: dass die Familie uns auf die Nerven geht, dass das Band der Ehe schon längst zerbröselt ist. Unsere Kinder werden die Quaran­ täne als Internet-Abhängige verlassen, und vielen von uns wird die Sinn- und Nutzlosigkeit der Lage klar werden, in der sie rein mecha­ nisch, aufgrund der Trägheit der Masse, stecken. Und was wird mit uns sein, wenn die Zahl der Morde, Selbstmorde und psychischen Krankheiten zunimmt? Vor unseren Augen verfliegt, verraucht ein Paradigma der Zivilisation, das uns über die letzten zweihundert Jahre geformt hat. Es lautete: Wir sind die Herren der Schöpfung, wir können alles und die Welt gehört uns. Jetzt kommen neue Zeiten.


Der Text erschien in der Reihe „Mein Fenster zur Welt“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 1. April 2020. Aus dem Polnischen von Gerhard Gnauck. Olga Tokarczuk, geboren 1962, lebt in Breslau. 2019 erhielt sie den Literatur­ nobelpreis für das Jahr 2018. Zuletzt erschien von ihr auf Deutsch der Roman „Die Jakobsbücher“, der im März 2021 am Thalia Theater seine deutschsprachige Erstaufführung haben wird. Regie führt die polnische Regisseurin Ewelina Marciniak, die in engem Austausch mit der Autorin steht.


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Premieren Thalia Theater Wieder­eröffnung Sonderveranstaltung Hyperion oder Der Eremit in Griechenland von Friedrich Hölderlin mit Jens Harzer und Ensemble Resonanz Thalia Theater 25. August Wieder­eröffnung Sonderveranstaltung Stories from Europe – Fenster zur Welt mit dem Thalia-Ensemble 29. August / Open Air Wieder­eröffnung Ode an die Freiheit Kabale und Liebe / Maria Stuart / Wilhelm Tell nach Friedrich Schiller Regie Antú Romero Nunes 28. März 2020 30. August Wieder­eröffnung Erstaufführung

Maß für Maß von William Shakespeare neu von Thomas Melle Regie Stefan Pucher im Oktober Deutsche Erstaufführung Network Bearbeitung von Lee Hall nach dem Film von Paddy Chayefsky Regie Jan Bosse 25. April 2020 im Oktober Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren Pippi wird 75! Spunk für Alle Regie Jette Steckel im November Ibsen-Komplex oder Der Kampf um die Wahrheit nach Henrik Ibsen Regie Thorleifur Örn Arnarsson im Dezember

fluten / hungern / spielen von Thomas Köck Regie Christopher Rüping 5. September

Shockheaded Peter Junk-Oper von den Tiger Lillies, Julian Crouch & Phelim McDermott Regie Peter Jordan und Leonhard Koppelmann 26. Juni 2020 im Dezember

Wieder­eröffnung Der Geizige oder Die Schule der Lügner von Molière Regie Leander Haußmann 15. Mai 2020 12. September

Uraufführung State of Affairs von Yael Ronen Regie Yael Ronen im Januar Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin

Paradies


19 Uraufführung Mittagsstunde von Dörte Hansen Regie Anna-Sophie Mahler im Februar Deutschsprachige Erstaufführung Die Jakobsbücher von Olga Tokarczuk Regie Ewelina Marciniak im März Drei Schwestern von Anton Tschechow Regie Mateja Koležnik im Mai

Herzzentrum XII Blödigkeit. Herzzentrum Hölderlin von & mit Navid Kermani Szenische Einrichtung Jette Steckel Kinder- und Jugendpsychiatrische Fachklinik Marzipanfabrik im Januar

In Planung Internationale Gastspiele Wir hoffen, in der zweiten

Spielzeithälfte wieder span­ nende Produktionen aus der ganzen Welt in der Reihe Thalia International und bei den Les­ singtagen zeigen zu können.

Premieren Thalia Gaußstraße Wiedereröffnung Opening Night von John Cassavetes Regie Charlotte Sprenger 30. April 2020 16. August / Open Air Herkunft von Saša Stanišić Regie Sebastian Nübling im Dezember Der Tod in Venedig von Thomas Mann Regie Bastian Kraft im Januar

Blick von der Brücke von Arthur Miller Regie Hakan Savas‚ Mican im Februar Eine neue Inszenierung Regie Charlotte Sprenger im April

In Planung Junge Regie Uraufführung Paradiesische Bauten von Peter Thiers Regie Peter Thiers


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Wiederaufnahmen Thalia Theater

Das Repertoire kann nur suk­ zessive im Laufe der Spielzeit wiederaufgenommen werden!

Amphitryon von Heinrich von Kleist Regie Leander Haußmann Cyrano de Bergerac von Edmond Rostand Regie Leander Haußmann Uraufführung Das achte Leben (Für Brilka) von Nino Haratischwili Regie Jette Steckel Autorentheatertage Berlin 2018 Internationale Maifest­spiele Wiesbaden 2018 TBS International Festival Tiflis 2018 Theatre Olympics St. Petersburg 2019

Die Tragödie von Romeo und Julia von William Shakespeare Regie Jette Steckel Don Giovanni. Letzte Party Eine Bastardkomödie frei nach Mozart & da Ponte Regie Antú Romero Nunes Festival d’Avignon 2014 Hamlet von William Shakespeare Regie Jette Steckel Immer noch Sturm von Peter Handke Regie Dimiter Gotscheff Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2011 Mülheimer Theatertage 2012 Ibsen Festival Oslo 2014

Uraufführung Die Katze und der General von Nino Haratischwili Regie Jette Steckel Internationale Maifestspiele Wiesbaden 2020

Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada Regie Luk Perceval Berliner Theatertreffen 2013

Liliom Die Nacht der von von Ferenc Molnár Neil Young Getöteten Regie Kornél Mundruczó Koproduktion mit den von Navid Kermani Salzburger Festspielen 2019 Ein musikalischer Trip Regie Sebastian Nübling Wahrscheinlich können wir bis Weihnachten

v.a. drei Stücke aus dem Repertoire spielen: „Amphitryon“, „Die Nacht der von Neil Young Getöteten“ und „(R)Evolution“. Hier kann das Ensemble den Mindestabstand auf der Bühne einhalten.


21 Moby Dick nach Herman Melville Regie Antú Romero Nunes Panikherz von Benjamin von Stuckrad-Barre Regie Christopher Rüping Uraufführung (R)Evolution. Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert von Yael Ronen und Dimitrij Schaad Inspiriert von Yuval Noah Harari Regie Yael Ronen Thalia Vista Social Club Regie und Musikalische Leitung Erik Gedeon

Zu sehen im Dramaten Stockholm und Baltic House Festival St. Petersburg 2020/2021 Uraufführung Neverland Ein internationales Projekt nach J.M. Barries „Peter Pan“ Regie Antú Romero Nunes

Klassenzimmerstücke Uraufführung Simpel von Marie-Aude Murail Mobile Produktion für Schulen Regie Helge Schmidt Uraufführung Das ist Esther von Christiane Richers Regie Katja Langenbach

Reihen SPIEGEL-Gespräch live im Thalia Theater Thalia & Thalia Kooperation mit Thalia Bücher GmbH


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Unter Corona-Regeln: Die unter­ strichenen Produktionen können wir voraussichtlich bis Weihnachten wiederaufnehmen. Alle anderen Inszenierungen folgen hoffentlich in der zweiten Spielzeithälfte.

Wiederaufnahmen Thalia Gaußstraße Auerhaus Roman von Bov Bjerg Regie Franziska Autzen Besuch bei Mr. Green von Jeff Baron Regie Wolf-Dietrich Sprenger Dancer in the Dark von Patrick Ellsworth nach dem Film von Lars von Trier Regie  Bastian Kraft Wuzhen Theatre Festival 2018 Prager Festival deutscher Sprache 2019 Uraufführung Der Boxer nach dem Roman von Szczepan Twardoch Regie Ewelina Marciniak Festival Radikal jung 2020 Polnisches Theatertreffen 2020 Der Fremde von Albert Camus Regie Jette Steckel

Die Odyssee Eine Irrfahrt nach Homer Regie Antú Romero Nunes Berliner Theatertreffen 2018 Santiago a Mil-Festival Chile 2018, Prager Theaterfestival deutscher Sprache 2018, Macao Arts Festival 2019, Chinesisches Theatertreffen in Beijing & Shanghai 2019, Theater­ festival TeArt Minsk 2019, Inter­ national Platonov Arts Festival Woronesch, Russland 2020 Uraufführung Ein Mensch brennt von Nicol Ljubić Regie Swen Lasse Awe Geisterseher nach Friedrich Schiller Regie Antú Romero Nunes Uraufführung Hereroland Eine deutsch-namibische Geschichte Regie David Ndjavera und Gernot Grünewald Nationaltheater in Windhoek, Namibia

nichts, was uns passiert von Bettina Wilpert Der Spieler Regie Simone Geyer von Fjodor M. Dostojewskij Regie Jan Bosse Unsere kleinste Spielstätte, die Garage, können wir erst einmal nicht bespielen. Die eine oder andere Produktion wird auf die Studiobühne umziehen.


23 Patentöchter Im Schatten der RAF – ein Dialog von Julia Albrecht und Corinna Ponto Regie Gernot Grünewald Uraufführung Räuberhände von Finn-Ole Heinrich Regie Anne Lenk Uraufführung Srebrenica – „I counted my remainig life in seconds…“ Projekt von Branko Šimić und Armin Smailovic The Piano has been drinking – not me!!! Tom Waits meets Ricky Lee Jones Tschick von Wolfgang Herrndorf Regie Christopher Rüping Vögel von Wajdi Mouawad Regie Hakan Savas‚ Mican Vor dem Fest von Saša Stanišić Regie Charlotte Sprenger

Thalia-Veranstaltungen im Nacht­ asyl finden wahrscheinlich wieder ab Weihnachten statt. Der Bar­ betrieb vermutlich ab Ende August. Alles Aktuelle unter nachtasyl.de

Theaterbar Nachtasyl

Blind Date von Theo van Gogh Regie Alia Luque IDEAS | On music Talk mit Alan Gilbert, Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters Kooperation mit dem NDR Prima Vista. Neue Stücke Das Thalia-Ensemble liest neue Stücke. Streit.Bar Bücher der Gegenwart Thalia Actor’s Studio Gabriela Maria Schmeide und Tilo Werner stellen das Thalia-Ensemble vor Wahnsinn trifft Methode Kooperation mit der Universität Hamburg und TIDE TV Wenn die Rolle singt oder der vollkommene Angler von & mit Thomas Niehaus und Paul Schröder Regie Johanna Louise Witt Festival Radikal jung 2017 Clubs, Lesungen, Konzerte, Premierenfeiern Barbetrieb täglich ab 19 Uhr



Pre mie re n


26 Wiedereröffnung Thalia Gaußstraße

Zu Beginn der Pande­ mie war offen, ob die Studiobühne bald be­ spielt werden könne. Da kam die Idee: Das machen wir Open Air!

Opening Night von John Cassavetes Regie Charlotte Sprenger 30. April 2020 16. August 2020 Die Nerven liegen blank. Eine Theatertruppe probiert ein neues Stück. Die Schauspielerin Myrtle Gordon ist unzufrieden. Sie soll eine einsame, kinderlose Frau ohne festen Partner spielen, die mit ihrem Alter hadert. Die von der Theaterautorin Sarah Goode erfun­ dene Figur ist für Myrtle ein Klischeebild. Myrtle sabotiert die Proben: In einer Szene, in der sie sich von ihrem Partner ohrfeigen lassen muss, lässt sie sich zu Boden fallen, bricht erst in Tränen, dann in Gelächter aus. Der Regisseur ist ratlos, ihr Schauspielerkollege sauer. Der Produzent hat Angst, dass die Produktion platzt. Wie soll es weitergehen? Myrtle möchte das Stück komplett auf den Kopf stellen, um herauszufinden, ob da auf der Bühne noch echte Menschen im Angebot sind oder nur vorgefertigte Figuren, die gegen jede Kritik immun sind. Die Premiere ist angesetzt. Es ist die Nacht der Ent­ scheidung, die „opening night“. Regisseur und Schauspieler John Cassavetes (1929 – 1989) gilt als wichtigster Vertreter des amerikanischen Independent-Films. „Opening Night“ eröffnete im Februar 1978 die Berliner Filmfest­ spiele. Gena Rowlands gewann für ihren Auftritt als Myrtle Gordon einen Silbernen Bären. Danach fand der Film aber in Deutschland keinen Verleih. Auch in Amerika wurde der Film von der Branche ignoriert, so dass Cassavetes ihn selbst herausbringen musste, mit einer einzigen Kopie. Charlotte Sprenger wird „Opening Night“ als „Open Air“-Theater­ stück inszenieren. Spielort und Kulisse ist der Eingang des Thalia Gaußstraße.


27 Wiedereröffnung Thalia Theater – Sonderveranstaltung

Hyperion oder Der Eremit in Griechenland von Friedrich Hölderlin mit Jens Harzer und dem Ensemble Resonanz 25. August 2020 Ensemblemitglied und Ifflandring-Träger Jens Harzer eröffnet gemeinsam mit dem Ensemble Resonanz nach fünfmonatiger Schließung das Thalia Theater wieder. „Hyperion“ war Friedrich Hölderlins poetisches Lebensprojekt, ein erster Teil erscheint 1794 als „Fragment von Hyperion“ in Friedrich Schillers Zeitschrift „Neue Thalia“. Der fortan „Thalia-Fragment“ genannte Text erfuhr mehrere Um- und Fortschreibungen, bis 1797 der Briefroman „Hyperion oder Der Eremit in Griechenland“ erschien. Nach vielen Verwerfungen, Verstörun­gen und Umwälzungen des zeitgenössischen Lebens sucht Hölderlins Figur Hyperion als Eremit in der Schönheit der Natur den Weg zu sich selbst und zur Harmonie von Gott, Mensch und Natur. Immer wieder wird er von tiefen Zweifeln geschüttelt, immer wieder aber schwingt er sich auch zu großem Enthu­siasmus auf: „O Seele! Seele! Schönheit der Welt! du unzerstörbare! du ent­ zückende! mit deiner ewigen Jugend! du bist; was ist denn der Tod und alles Wehe der Menschen? – Ach! viel der leeren Worte haben die Wunderlichen gemacht. Geschiehet doch alles aus Lust und endet doch alles mit Frieden.“ Hölderlin, der vor 250 Jahren geboren ist, war dieser Frieden nicht vergönnt, er lebte nach verschiedenen ärztlichen Bemühun­gen als „unheilbar“ von 18 07 bis 1843 isoliert im Tübinger Hölderlin-Turm. Begleitet wird Jens Harzer von einem Streichquartett des Ensemble Resonanz, einem der führenden Kammerorchester weltweit. Das Residenzensemble der Elbphilharmonie ist im resonanzraum St. Pauli beheimatet und geht immer wieder übergreifende Kooperationen mit Kunstschaffenden und Institutionen ein – in Hamburg und welt­ weit.


28 Wiedereröffnung Thalia Theater – Sonderveranstaltung

Stories from Europe – Fenster zur Welt 29. August 2020 / Open Air Fenster-Performance und Konzert mit dem Ensemble des Thalia Theater Wir öffnen wieder unsere Türen. Und in den Fenstern des Thalia Theater am Alstertor performt das Ensemble kurze Monologe zur (Wieder-)Eröffnung der neuen Spielzeit. Sie spiegeln das Jetzt, schauen nach vorne, aber auch noch einmal zurück: Die „Stories from Europe“ zeichnen ein Bild Europas in der Pandemie. Entstanden sind diese Dokumente im Rahmen eines Projektes des europäischen Theaternetzwerks mitos21. Dramatisierte Interviews mit Menschen, die in „gesellschaftsstützenden“ Funktionen arbeiten, wurden in kurzen Filmen mit Schauspielerinnen und Schauspielern aus neun unterschiedlichen Theatern gezeigt. Vom Ensemble des Thalia Theater werden sie neu interpretiert und sind Ausgangspunkt eines viel­ stimmigen Kaleidoskop der Zeit während der Krise bis ins Heute – szenisch eingerichtet von der Regisseurin Jette Steckel. Die circa 45-minütige Performance mit Live-Musik findet im Anschluss an die Voraufführung von „Ode an die Freiheit“ vor dem Haupteingang des Thalia Theater statt. Der Eintritt ist frei.


29 Wiedereröffnung Thalia Theater

Ode an die Freiheit Kabale und Liebe / Maria Stuart / Wilhelm Tell nach Friedrich Schiller Regie Antú Romero Nunes 28. März 2020 30. August 2020

Antú Romero Nunes hat mit dem Ensem­ ble Motive der drei Schiller-Stücke be­ reits als eigenständige Theaterfilme für #thaliadigital inszeniert. Nun folgt die Premiere des Triptychons auf der Bühne.

In Schillers „Kabale und Liebe“ dreht der Musikus Miller komplett durch: Tochter Luise hat eine Liaison mit dem adeligen Ferdinand von Walther. Das Liebesgeplänkel wird zum todernsten Zumutungs­ spiel im Familienkreis. Ein Albtraum! Ein Affektrausch, in dem der Vater bestimmt, wie es zu sein hat, da stößt die „freie Liebe“ an ihre Grenzen. Sehr begrenzt ist auch der Raum, in dem sich Maria Stuart bewegt. Seit neunzehn Jahren in Kerkerhaft, befindet sie sich im ewigen Duell mit Elisabeth. Zwei Königinnen, die auf eine Zukunft ohne die andere hoffen, um endlich frei atmen zu können. „Das ist der Augenblick der Freiheit, wenn jede Angst des Irdischen von einem abfällt“, sagt Maria Stuart. Frei fühlt sich der arglose Wilhelm Tell, der als Jäger in der Wildnis lebt und seinem Sohn das Einmaleins der Frei­­heit lehrt. Doch dann trifft Tell auf den Landvogt Gessler und steht inmitten einer Zivilisation, die andere Regeln vorgibt. Der arglose Mensch muss nun eine böse Tat vollbringen. Friedrich Schiller, so wird vermutet, hätte neben der „Ode an die Freude“ einen weiteren Entwurf des Gedichts mit dem Titel „Ode an die Freiheit“ entworfen. Schiller gilt jedenfalls als „Apostel der Freiheit“, und sein Werk umkreist auf unter­schiedliche Weise den Freiheitsbegriff. Zur Premiere und zu ausgewählten Vorstellungen kann das Publi­ kum an einem Schiller-Walk rund um das Thalia Theater teilnehmen.


30 Wiedereröffnung Thalia Theater

Paradies fluten / hungern / spielen von Thomas Köck Regie Christopher Rüping Erstaufführung 5. September Ein ICE rast ungebremst durch Europa. Draußen ziehen Bilder vorbei: Ausbeutung und Selbstausbeutung im Zeitalter des Kapitalismus. Thomas Köck sammelt und collagiert Szenen von Krisen, Fehlein­ schätzungen, versagenden Routinen und Paranoia, die den Alltag bestimmen. Wie von einem Virus wird alles zersetzt und in Frage gestellt: Mit Mundschutzmaske und Schutzanzug stehen zwei Kinder vor der Tür des Zimmers ihres Vaters im Krankenhaus. Der Kautschuk­ boom im 19. Jahrhundert prallt auf das Schicksal einer Tänzerin im Heute; sie praktiziert die kapitalistische Logik der Selbstoptimierung auf wahnwitzige Weise. In China machen sich ein Mann und eine Frau auf den Weg, um illegal in Italien einzuwandern, wo sie die gleichen Arbeitsbedingungen vorfinden wie zuhause: „Made in Italy“. Eine Kriegsreporterin sitzt in einem Luxushotel in der Wüste fest. Eine Frau verlässt ihre Wohnung und fährt raus aus der Stadt, an den sozialen Rand, wo sie aufgewachsen ist. Draußen auf der Straße, im öffentlichen Raum, riecht es nach Tränengas. Wasserwerfer werden angeworfen. Christopher Rüping, der am Thalia Theater zuletzt Benjamin von Stuckrad-Barres „Panikherz“ für die Bühne adaptierte, inszeniert mit „paradies“ eine verdichtete Version von Thomas Köcks „Klima­ trilogie“. Der Dramatiker Thomas Köck brachte im Thalia Gaußstraße gemeinsam mit Elsa-Sophie Jach sein Stück „dritte republik“ zur Uraufführung und wurde für sein Werk mehrfach ausgezeichnet (u.a. Mülheimer Dramatikerpreis 2018 und 2019).


31 Wiedereröffnung Thalia Theater

Der Geizige oder Die Schule der Lügner von Molière Regie Leander Haußmann 15. Mai 2020 12. September 2020 Der reiche Harpagon ist besessen vom Geiz. Gegen alle ökonomische Vernunft bringt er sein Geld nicht in Umlauf, sondern hortet es bei sich zuhause – nur das liebe Geld verspricht schließlich Sicherheit, besonders in unsicheren Zeiten! Und weil Harpagon gerade im Pri­ vaten die schlimmste Verschwendung wittert, will er seine Tochter Elise mit dem reichen Witwer Anselme verkuppeln, damit sie ihm nicht länger auf der Tasche liegt. Für sich selbst setzt er auf eine Ver­bindung mit der armen und daher sicher genügsamen Mariane, nicht wissend, dass diese seinen Sohn Cléante liebt. Nichts und niemand kann den Geizigen bremsen: Sein Geld will er lieber verschlingen, als sich von ihm zu trennen. Doch seine Kinder, kaum erwachsen, wollen ihren Anteil am väterlichen Kuchen abhaben. Zusammen mit den anderen Entrechteten und Beleidigten seines Haushalts spinnen sie eine Intrige. Als eine Schatulle samt kostbarem Inhalt verschwindet, regieren endlich Wahnsinn und Anarchie und Molières subversive Komik kann sich ungehindert entfalten... Der Theater- und Filmregisseur Leander Haußmann hat nach „Cyrano de Bergerac“ zuletzt am Thalia Theater Kleists „Amphitryon“ insze­ niert. Jetzt bringt er mit Molières „Der Geizige“ ein Stück auf die Bühne, das schon bei seiner Uraufführung 1668 in Paris aktuell war, hatten sich doch gerade in England, New York und anderswo jene großen Bankhäuser gegründet, deren Aktienpakete sich immer mal wieder im freien Fall befinden.


32 Maß für Maß von William Shakespeare neu von Thomas Melle Regie Stefan Pucher im Oktober „Eine amtsmüde Regentin gibt die Macht ab, ohne sie abzugeben, und beobachtet, als Mönch verkleidet, was passiert. Doch das Sozial­ experiment geht bald schief, als der ‚schwedische Odem‘ zu wüten beginnt. Wie verhalten sich unter diesen Umständen Geilheit und Macht? Wer setzt das Kontaktverbot, wer nutzt es, und vor allem, fragen sich die Murrenden bald: Wem nützt es? Cui bono, cuius vox? Wer verleugnet da seine Sexualität, und wer spielt sie umso härter und machthungriger aus? Und wem hatte ich gestern nochmal wessen Leben versprochen? – ‚A great man once said, everything is about sex. Except sex. Sex is about power.‘“ Thomas Melle Ist alles recht, was Recht ist? Schafft Gewohnheitsrecht ein neues Recht? Wie lässt sich Gerechtigkeit herstellen? Und wo verstellt Selbstgerechtigkeit den wahren Gerechtigkeitssinn? Muss ein gerechter Staat stark sein, um das Gemeinwohl und die Freiheits­ rechte einer liberalen, offenen Gesellschaft zu schützen? Regisseur Stefan Pucher inszeniert Shakespeares black comedy „Maß für Maß“ in einer freien Bearbeitung des Schriftstellers und Dramatikers Thomas Melle („Die Welt im Rücken“), der den Text für das Thalia Theater aus dem elisabethanischen Zeitalter ins 21. Jahrhundert bringen wird.


33 Network von Lee Hall nach dem Film von Paddy Chayefsky Regie Jan Bosse Deutsche Erstaufführung 25. April 2020 im Oktober 2020

Um die Produktion halten zu können, musste die Probenzeit verkürzt werden. Regisseur Jan Bosse nimmt es gelassen: „Ok, dann machen wir halt Rock’n’Roll!“

„Ich bin scheiß-wütend und hab die Schnauze voll.“ Howard Beale, Moderator bei einem großen amerikanischen Nach­ richten-Network, ist nicht gerade ein Quotenkönig. Nachdem der Sender kurzerhand entschieden hat, ihn durch einen jüngeren Kollegen zu ersetzen, sieht er die Stunde der Wahrheit gekommen: vor laufender Kamera kündigt er seinem Publikum an, sich in der nächsten Sendung – seiner letzten – als Konsequenz aus seiner Ab­ setzung das Hirn rauszupusten. Für den Sender eine Katastrophe, möchte man meinen, und völlig untragbar – doch ein Blick auf die Quote und das Medienecho zerschlägt alle Zweifel: Binnen weniger Sekunden ist Howard Beale ein Star geworden! Da seriöse Nach­ richten mit ihm nicht mehr zu machen sind, wird ihm kurzerhand ein Sendeplatz als populistischer Prediger der wütenden, unge­ hörten Masse eingeräumt – und Howard liefert! In „Network“ wird eine dystopische Medienlandschaft gezeigt, in der Meinungen Tatsachen übertrumpfen. Die Parallelen zu heute sind dabei geradezu atemberaubend. Der gleichnamige Film von Paddy Chayefsky erhielt 1976 vier Oscars – Lee Hall („Billy Elliot“, „Shakespeare in Love“) adaptierte das Drehbuch für den Broadway in New York.


34 Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren Pippi wird 75! Spunk für Alle Regie Jette Steckel im November „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“ Als Tommy und Annika Pippi Langstrumpf begegnen, lernen sie die Welt mit anderen Augen zu sehen. Pippi hat nicht nur einen Koffer voll Gold, ihr Pferd „Kleiner Onkel“ und den Affen „Herr Nilsson“ – sie ist auch das stärkste Mädchen, das es gibt und macht, was ihr gefällt. Pippi Langstrumpf ist für viele Kinder und Erwachsene zu Kultfigur und Vorbild geworden. Seit 75 Jahren verkörpert sie die Sehnsucht nach Unangepasstheit und Stärke, aber vor allem nach Freiheit, von der ihre Erfinderin Astrid Lindgren einmal sagte: „Freiheit bedeutet, dass man seine Meinung sagen kann und dass man nicht alles so machen muss wie alle anderen Menschen auch.“ Pippi lebt ganz selbstverständlich nach ihren eigenen Regeln und will trotzdem nicht anecken. Freigeister, Vordenkende und gleichzeitig sozialen Halt – etwas, das wir in diesen Zeiten viel­ leicht mehr brauchen denn je? Grundsätzlich gilt: Wunsch und Wirklichkeit! Wer die Welt uminterpretiert, kann sie auch verändern. Jette Steckel inszeniert die Geschichten einer einzigartigen Heldin und Freundin als phantasievolle Reise für uns alle: „alle groß und klein trallalala lad' ich zu mir ein“.


35 Ibsen-Komplex oder Der Kampf um die Wahrheit nach Henrik Ibsen Regie Thorleifur Örn Arnarsson im Dezember Die Sehnsucht nach Wahrheiten wird in unserer Gegenwart immer größer. Je weniger es verlässliche Fakten zu geben scheint, umso drängender werden sie eingefordert. Nicht selten verkommen sie damit zum Handelsgut politischer und gesellschaftlicher Interes­ sen. Polemik, Verdrehungen, Populismus und Lügen bestimmen den Kampf um das Wahre und Richtige. Politische Wahrheiten, wissenschaftliche Wahrheiten, persönliche Wahrheiten – sie alle konkurrieren miteinander und führen zu Verwerfungen und Ver­ unsicherung in der Bevölkerung. Wem sollen wir noch glauben? Henrik Ibsen ist der Spezialist für das Ringen um gesellschaft­ liche wie private Wahrheit und ihre wechselseitige Durchdringung. Seine Dramen erzählen in unterschiedlichsten Facetten von per­ sönlichen und existenzvernichtenden Auseinandersetzungen um dieses vermeintlich höchste Gut. Thorleifur Örn Arnarsson konzentriert sich in „Ibsen-Komplex“ auf das Lebensthema des norwegischen Dramatikers – es findet sich in der „Wildente“, in „Nora“, im „Volksfeind“, „Klein Eyolf“ und anderen Stücken. Der isländische Regisseur ist zurzeit Schauspieldirektor an der Berliner Volksbühne, inszeniert am Burgtheater in Wien und jetzt erstmals auch am Thalia Theater.


36 Herkunft von Saša Stanišić Regie Sebastian Nübling im Dezember „‚Herkunft‘ ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. ‚Herkunft‘ ist ein Buch über ein Land, das es heute nicht mehr gibt, eine zersplitterte Familie, die meine ist. Es ist ein Buch über die Frage, was zu mir gehört, ein Selbstporträt mit Ahnen. Und ein Scheitern des Selbstporträts. ‚Herkunft‘ ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. ‚Herkunft‘ ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Er­ findung. Ein Buch über Sprache und Scham, Ankommen und Zurechtkommen, Glück und Tod.“ Dies schreibt Saša Stanišić, eine der sprachmächtigsten und eigen­ willigsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur, über seinen 2019 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman. Aus einem Lebenslauf für die Ausländerbehörde wird eine große, auto­ fiktionale Erzählung, die alle vereinfachenden Diskurse zum Thema Heimat und Identität hinter sich lässt. ‚Herkunft‘ gibt es hier nur im Plural, als zersplitterte Erinnerungen, als Fragment und Fiktion, als Spiel verschiedener Möglichkeiten, von denen die am Ende ge­ glückte Ankunft – angesichts der mittlerweile sogar wählbaren menschenverachtenden Ausgrenzungspolitiken – eigentlich die unwahrscheinlichste Variante ist. Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad geboren. Dass man einmal von ihm sagen würde, er stamme aus Bosnien, war zum Zeitpunkt seiner Geburt keinesfalls ausgemacht. Er kam in einem Land zur Welt, das nicht mehr existiert: Jugoslawien. Als der Vielvölkerstaat auseinan­ derbrach, gelang der Familie 1992 die Flucht nach Deutschland. Heute lebt Stanišić in Hamburg. Sein Roman „Vor dem Fest“ wurde 2019 von Charlotte Sprenger auf die Bühne des Thalia Gaußstraße gebracht. Hier kommt nun auch „Herkunft“ zur Aufführung, in der Regie von Sebastian Nübling, der am Thalia zuletzt Navid Kermanis „Die Nacht der von Neil Young Getöteten“ als musikalischen Trip in­ szenierte.


37 Shockheaded Peter Junk-Oper von den Tiger Lillies, Julian Crouch & Phelim McDermott Regie Peter Jordan & Leonhard Koppelmann 26. Juni 2020 im Dezember 2020 Wer nicht hören will, muss fühlen! Die Kinder aus der Welt des „Shockheaded Peter“, wie Suppen-Kaspar, Zappel-Philipp oder Hans Guck-in-die-Luf t, wollen nicht gehorchen – sie lehnen Autoritäten ab und begehren auf gegen den vorauseilenden Gehorsam. Verstoßen und verdrängt leben sie zusammengepfercht irgendwo im Abseits der Gesellschaft: Dort sind sie auf sich allein gestellt. Zwischen Anarchie und Selbstdisziplin erziehen sie sich gegenseitig – aber wer bestimmt hier eigentlich was richtig ist, und was falsch? In komischen und surrealen Bild- und Musikwelten wird das Ensemble des Thalia Theater zum Schrecken der Artigen und Braven. Zwischen Slapstick und Groteske erzählen sie die Horror-Geschichten um den Ungekämmten mit den langen Fingernägeln. Und ihre Musik ist live – arrangiert im schräg-makabren Stil der britischen Band „Tiger Lillies“ – zwischen Punk, Kunstmusik, Vaudeville, Blues und Falsett-Gesang. Nach „Die drei Musketiere“ im Thalia Zelt inszenieren das Regie-Duo Peter Jordan und Leonhard Koppelmann das zweite Mal am Thalia Theater. Der Theater-, Film- und Fernsehschauspieler Peter Jordan steht außerdem seit fast 20 Jahren mit „Thalia Vista Social Club“ auf Eigentlich wollten wir Sie mit diesem der Thalia-Bühne. Stück zum zivilen Ungehorsam in den Sommer verabschieden; nun verab­ schieden wir damit das Jahr 2020!


38 State of Affairs von Yael Ronen Regie Yael Ronen Uraufführung im Januar

Bereits in den Proben zu „(R)Evolution“ im Februar 2020 war die Corona-Pande­ mie immer wieder Thema im Team von Yael Ronen. Nun folgt eine Auseinander­ setzung mit den Auswirkungen.

Bleibt jetzt alles, wie es ist, oder geht hier gerade etwas zu Ende? Jede Krise zeigt, dass das Leben von grundlegender Ungewissheit und sich widersprechenden Realitäten geprägt ist. Vielleicht lässt sich eine kurzfristige Aufhebung der Normalität auch deswegen so schwer aushalten, weil ihre langfristigen Auswirkungen kaum zu überblicken sind. Was kommt nach dem Ausnahmezustand, dem „State of Emergency“? „State of Affairs“ ist eine direkte künstlerische Auseinander­ setzung mit der Situation, in der wir uns, auch als Gesellschaft, zu Beginn der Proben im kommenden November befinden werden – und fragt vor allem danach, wie es um den „(Ab-)Stand der Bezie­ hungen“ bestellt ist. Zwischenmenschlich und politisch: Wie sieht sie aus, die neue Nähe? Gibt es ein kollektives „Wir“ und was ver­ bindet „Uns“ innerhalb eines Europa, das sich zwischen Solidarität, Offenheit und Abgrenzung aufreibt? Die israelische Regisseurin und Autorin Yael Ronen ist bekannt für ihre originellen und humorvoll-provokanten Stückentwicklungen zu aktuellen Kontroversen. Nach ihrer ersten Inszenierung am Thalia Theater „(R)Evolution. Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhun­ dert“ setzt sie mit „State of Affairs“ ihre Recherche zu zukünftigen Herausforderungen der menschlichen Zivilisation fort.

Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin


39 Der Tod in Venedig von Thomas Mann Regie Bastian Kraft im Januar „Wer außer sich ist, verabscheut nichts mehr, als wieder in sich zu gehen.“ Die Cholera geht um. Unauffällig versucht man, Venedigs Straßen zu desinfizieren. Heimlich wird abgewogen zwischen Seuchenschutz und den Interessen von Fremdengewerbe und kürzlich eröffneter Gemäldeausstellung. Verlässliche Auskünfte über Infektions­zahlen gibt es nicht, doch das Gerücht einer bevorstehenden Sperre kursiert unter den Einheimischen. Die internationale Bohème, die im Grand Hotel die Sommer­ frische genießt, ahnt nichts von der Gefahr. Wohlhabende Franzosen, Polen, Russen, Engländer und Deutsche genießen zwischen Strand und Speisesaal das dekadente Leben am Lido. Der bürgerliche Schrift­ steller Gustav von Aschenbach entdeckt im polnischen Jungen Tadzio den Inbegriff von Schönheit und Vergänglichkeit. Fatalistisch verliert er sich in dieser letzten selbst­zerstörerischen Leidenschaft. Als er von der Epidemie erfährt, beschließt auch er, zu schweigen: angezogen vom Ausnahmezustand, dem „phantastischen Grauen“ der Seuche, diesem „schlimmen Geheimnis der Stadt, das mit seinem eigensten Geheimnis verschmolz und an dessen Bewahrung auch ihm sehr gelegen war“. Zeit seines Lebens auf Würde und Disziplin bedacht, wirft er seine Selbst­achtung und Moral über Bord und gibt sich dem Verfall hin. Bastian Kraft inszenierte am Thalia Theater u.a. „Amerika“ und „Der zerbrochne Krug“ (ausgezeichnet mit dem Rolf-Mares-Preis) und „Dancer in the Dark“. Immer wieder adaptierte er bedeutende Romane für die Bühne, wie Dostojewskis „Schuld und Sühne“ (Frank­ furt), Thomas Manns „Die Buddenbrooks“ (Zürich) und „Felix Krull“ Unter dem Eindruck der Pan­ (Volkstheater München). demie kam Bastian Kraft auf diesen Stoff; ursprünglich war ein anderes Projekt geplant.


40 Mittagsstunde von Dörte Hansen Regie Anna-Sophie Mahler Uraufführung im Februar „De Welt geiht ünner“, sagte Marret Feddersen. Seit die Landvermesser zur Flurbereinigung kamen, veränderte sich Brinkebüll. Aus kleinen Feldern wurden große Ackerflächen und aus Sandwegen Asphalt­ straßen. „Das ganze Enge, Schiefe und Beschränkte, das Verwinkelte und Zugewachsene, das Umständliche“ wurde abgeräumt. Als die Landvermesser Brinkebüll wieder verließen, war Marret Feddersen schwanger. So kam Ingwer auf die Welt. Weil Marret leicht „verdreiht“ war, kümmerten sich die Großeltern um den Jungen. Früh stand Ingwer mit Großvater Sönke hinter dem Tresen des Dorf­krugs, den er später einmal übernehmen sollte. Aber Ingwer verließ das Dorf, um in der Stadt zu studieren. Mit bald 50 kehrt er zurück, um die Großeltern zu pflegen und sein eigenes Leben neu zu sortie­ren. Im Dorfkrug erinnert er sich an die Zeit, als er auf Marrets Füßen stand und sie Schlager sang. Ohrwürmer, die von Tränen, Träumen und gebrochenen Herzen handelten. „Wir wollen niemals auseinandergehn.“ „Die norddeutsche Tiefebene zwischen Hamburg und Küste hat eine literarische Stimme, die die Leserinnen und Leser zu Hun­ dert­­tausenden begeistert“ (Der Spiegel) und die Kritik von einem „literarischen Ereignis“ sprechen lässt: Die Autorin Dörte Hansen aus Husum, die nach „Altes Land“ mit „Mittagsstunde“ vom Ver­ schwinden der ländlichen Welt erzählt. Es ist ein Roman über das fiktive norddeutsche Dorf Brinkebüll, das den Strukturwandel in der modernen Landwirtschaft in den 1960er Jahren erlebt. Dörte Hansen sagt: „Es endet das Zeitalter der Sesshaftigkeit. Aus dem lebendigen Kosmos Dorf ist ein Schlafort geworden, wo man heute nichts mehr machen kann, nicht mehr zur Schule geht, nicht mehr einkaufen kann, sich nicht mal mehr im Gasthof betrinkt.“ Schauspiel- und Opernregisseurin Anna-Sophie Mahler, die 2016 mit ihrer Inszenierung von Josef Bierbichlers Roman „Mittelreich“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen war, wird „Mittagsstunde“ für die Bühne des Thalia Theater adaptieren.


41 Blick von der Brücke von Arthur Miller Regie Hakan Savas‚ Mican im Februar Ein Mann dreht durch. Im Leben des Hafenarbeiters Eddie Carbone lief lange alles ganz gut. Aus Italien stammend, hat er sich mit seiner Frau Beatrice und seiner Nichte Catherine im New York der 50er Jahre durchgebissen, ein starker, stolzer Amerikaner. Als er – Ehren­ sache – zwei illegal eingewanderte Verwandte aus Sizilien, Rodolfo und Marco, bei sich aufnimmt, gerät sein Leben außer Kontrolle. Denn Catherine will frei sein und verliebt sich in Rodolfo. Und auch Beatrice scheint ihren Mann kaum noch als Familienoberhaupt zu respektieren. Eddie versteht die Welt nicht mehr. Eifersucht, ver­lo­renes Ehrgefühl, Verrat – mit großer Wut wendet er sich gegen die Neuankömmlinge, die bei ihm Schutz gesucht haben. Arthur Miller, Sohn einer polnisch-jüdischen Familie, die aus Europa in die USA kam, ist mit seinen zeitkritischen Dramen bis heute auf den Bühnen der Welt präsent. Wie schon in „Tod eines Handlungsreisenden“ erzählt Miller in „Blick von der Brücke“ von der Krise eines Mannes, dessen Weltbild in seinen Grundfesten erschüttert wird. Aus Angst vor Verlust und Veränderung flieht sein tragischer Held Eddie Carbone vor der eigenen Wahrheit und reißt die, die er liebt, mit in den Abgrund. Nach seiner erfolgreichen Inszenierung „Vögel“ von Wajdi Mouawad wird Regisseur Hakan Savas‚ Mican zum zweiten Mal mit dem ThaliaEnsemble arbeiten und Arthur Millers selten gespieltes Drama mit jener Liebe zum italienischen Schlager auf die Bühne bringen, die die erste und zweite Generation der Eingewanderten verbindet.


42 Die Jakobsbücher von Olga Tokarczuk Regie Ewelina Marciniak Deutschsprachige Erstaufführung im März Autorenlesung mit Olga Tokarczuk und dem ThaliaEnsemble am 8. September Kooperation mit Hapag Lloyd

„Eine große Reise über sieben Grenzen, durch fünf Sprachen und drei große Religionen, die kleinen nicht mitgerechnet“ – so lautet der Untertitel der „Jakobsbücher“ von Olga Tokarczuk. Die LiteraturNobelpreisträgerin überschreitet in ihrem Opus magnum die Grenzen von Ländern und Religionen und sprengt sie. Im Zentrum steht der charismatische Religionsführer Jakob Frank (1726–1791), der fest entschlossen war, sein Volk, die Juden Osteuropas, für die Moderne zu öffnen. Von seiner Gefolgschaft wird er als Mes­sias verehrt, von der katholischen Kirche der Ketzerei beschuldigt und verfolgt. Er muss aus Polen fliehen, zieht durch Europa und wechselt vom Judentum zum Islam und schließlich zum Christentum. Er führt ein multi-religiöses Leben, durchstreift Städte wie Bukarest, Istanbul, Thessaloniki, Warschau, Lemberg, Offen­bach und Wien, spricht Hebräisch, Ladino, Türkisch und Pol­ nisch. Als Sekten­führer schart er tausende Menschen um sich und macht sich tausen­de zum Feind. Sie alle erzählen die unglaubliche Lebens­ge­schichte dieses Grenzgängers. 2019 in Deutschland erschienen und von der Kritik bejubelt, brachte der Roman seiner Autorin in ihrer Heimat Polen auch An­ feindungen und Morddrohungen ein, denn obwohl im 18. Jahrhundert angesiedelt, kann er als Gegenwartskommentar gelesen werden. Die polnische Regisseurin Ewelina Marciniak wurde mit ihrer ThaliaInszenierung „Der Boxer“ zum renommierten Nachwuchsfestival „Radikal jung“ eingeladen. 2016 hat sie schon einmal „Die Jakobs­ bücher“ in Warschau inszeniert – damals mit einer feministischen Perspektive. Nun will sie den opulenten Stoff neu aufrollen: als eine europäische Geschichte von Migration, Menschenrechten, Klassen­ unterschieden und sozialer Revolution.


43 Drei Schwestern von Anton Tschechow Regie Mateja Koležnik im Mai Das Leben ist immer anderswo. Im Gestern oder im Morgen, jeden­ falls an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit als im Hier und Jetzt, in dem man genauso feststeckt wie in der Provinz, in die sich alle zu Unrecht verschlagen fühlen. Und in der sich die drei Schwestern Irina, Mascha und Olga wiederfinden zwischen Heimweh nach der Kindheit und Fernweh: „Nach Moskau! Nach Moskau!“. Sie träumen von einer sinnvolleren Arbeit, einer größeren Liebe, einer besseren Gesellschaft. Sie alle sind virtuos im aneinander Vorbeireden und -lieben. Sie leben ihr jetziges Leben, als wäre es ein Provisorium, eine Skizze in einer Kladde als Vorstudie für das Eigentliche, was noch folgt. Aber es gibt kein zweites Leben, kein alles auf Anfang und noch einmal von vorn. Mit der unerbittlich vergehenden Zeit wächst die Verzweiflung, die Panik. „Sie sagen: das Leben ist schön. Ja, aber wenn es nur so er­ scheint. Für uns, drei Schwestern, war das Leben noch nicht schön, es hat uns überwuchert wie Unkraut.“ Die Frage, „Wie wollen wir in Zukunft leben?“, die sich alle in Tschechows „Drei Schwestern“ so unablässig wie ergebnisoffen stellen, hat auch mehr als hundert Jahre später nichts an Dringlichkeit verloren. „Wir müssen arbeiten!“ sagt Irina, die Jüngste, immer wieder. „Don’t cry, work!“ sagt Rainald Goetz dazu. Ja, wenn das so einfach wäre. Die vielfach ausgezeichnete slowenische Regisseurin Mateja Koležnik, die u.a. an Theatern in Ljubljana, Maribor, Zagreb, Basel, München und Wien inszeniert hat, führt mit Tschechows „Drei Schwestern“ zum ersten Mal Regie am Thalia Theater.


44 In Planung – Herzzentrum XII

Blödigkeit Herz­zentrum Hölderlin von & mit Navid Kermani im Januar Kinder- und Jugendpsychiatrische Fachklinik Marzipanfabrik in Bahrenfeld

„Geht auf Wahrem dein Fuß nicht, wie auf Teppichen / Drum, mein Genius! tritt nur / Bar ins Leben, und sorge nicht!“ Auszug aus „Blödigkeit“ von Friedrich Hölderlin Seit 2012 verbindet das Thalia Theater und sein Ensemble eine Zusammenarbeit und Freundschaft mit dem Schriftsteller Navid Kermani. In bislang elf Folgen hat sich nahezu das gesamte Ensemble mit Kermanis Texten und Gedanken an für das Theater ungewöhnliche Orte (z.B. auf ein Riesenrad, in eine Moschee, eine Flüchtlingsunter­ kunft und ein Laufhaus auf der Reeperbahn) begeben. Im Rahmen der Lessingtage 2021 richtet Regisseurin Jette Steckel das Herzzentrum XII in der Fachklink Marzipanfabrik in Hamburg Bahrenfeld szenisch ein. Die neu eröffnete psychiatrische Einrichtung bietet stationäre und tagesklinische Behandlungsplätze für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende. Gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten, dem Therapie- und Pflege­personal sowie Klinikleiter Professor Michael Schulte-Markwort („Familien­ jahre“), experimentiert und spielt das Ensemble des Thalia Theater mit Texten und Gedichten von Friedrich Hölderlin. Damit verbinden sich Kinder- und Jugendseelen mit Hölderlin, der immer so nah war am Seelenleid. Textgrundlage ist Navid Kermanis neuestes Buch „Bald sind wir aber Gesang“, eine Hölderlin-Edition, die über die berühmten Gedichte hinausgeht und außer den Dichter auch den Roman- und Dramenautor, Literaturtheoretiker, Briefeschreiber, Liebhaber, Pro­pheten, Mystiker und Wahnsinnigen in der ganzen Breite seines Schaffens erschließt.


45 In Planung

Junge Regie Paradiesische Bauten von Peter Thiers Regie Peter Thiers Uraufführung Der Druck auf Theo Baldachin wächst: Dem einst gefeierten Makler wird die Zeit knapp. Früher dafür bekannt, dass er hoffnungslose Wohn­objekte innerhalb kürzester Zeit zum Vertragsabschluss führen kann, wartet Baldachin nun zwischen den kalten Mauern einer ehe­ maligen Garage auf mögliche Mietinteressierte. Aber wer möchte schon in eine Garage ziehen? Sein Arbeitgeber, der Immobilienkon­ zern Paradise, stellt dem angeschlagenen Makler ein Ultimatum: entweder es gelingt Baldachin, die heruntergekommene Wohnung ad hoc zu vermieten, oder er muss seinen Hut nehmen. Während Baldachin darauf hofft, dass die Wohnungsnot ihm in die Hände spielt, schmieden die Wohnungssuchenden eigene Pläne. Wohnraum ist ein Existenzbedürfnis – auf einer Stufe mit Nahrung, Wasser, Kleidung, Beschäftigung und medizinischer Ver­ sorgung. Wie reagieren Menschen, wenn ihnen ihre Existenzgrund­ lage entzogen wird? Wie weit sind sie bereit zu gehen? In der Garage des Thalia Gaußstraße, die sich in Ottensen befindet, einem Hot­ spot des Hamburger Immobilienmarkts, exemplifiziert Autor und Regisseur Peter Thiers, was es bedeutet, wenn Wohnraum in der Stadt zur Beute wird. Peter Thiers wurde für sein Debüt „Warten auf Sturm“ mit dem KleistFörderpreis für junge Dramatik ausgezeichnet. In der Reihe Junge Regie bringt er sein Stück „Paradiesische Bauten“ zur Uraufführung. Sobald wir die Garage wieder öffnen können, zeigen wir Peter Thiers’ Stück, das er explizit für die ThaliaGarage geschrieben hat.


46 Next Generation Junge Regie Assistenzen am Thalia Theater bieten jungen Theaterschaffenden die Möglichkeit, eigene Regie-Handschriften zu entwickeln und neue Erzählformen auszuprobieren. Erste Projekte zeigen sie im Nachtasyl, der Theaterbar des Thalia Theater. Die Abschlussarbeiten werden im Thalia Gaußstraße (Garage) vorgestellt, einem Ort, an dem vorwiegend Gegenwartstheater gezeigt wird – hier können Sie neue Regie-Talente entdecken! Theaterakademie Gemeinsam fördern die Theaterakademie und das Thalia Theater den Nachwuchs. So stehen Schauspielstudierende oft be­ reits in Thalia-Produktionen auf der Bühne und haben die Chance, erste Erfahrungen im professionellen Theaterbereich zu sammeln. In der Spielzeit 2020&2021 findet das Abschlussprojekt mit den Schau­ spielstudierenden der Theaterakademie wieder in Kooperation im Thalia Gaußstraße statt. Körber Studio Junge Regie Für junge Theaterschaffende ist das Festival ein Sprungbrett. Hier präsentieren Studierende und Lehrende aus den Regiestudiengängen der deutsch­sprachigen Hochschulen die Vielfalt der Themen und Ästhetiken, mit denen sich die Theater­ generation der Zukunft auseinandersetzt. Das Festival ist ein Ge­ meinschaftsprojekt des Thalia Theater, der Körber-­Stiftung und der Theaterakademie Hamburg unter der Schirm­herrschaft des Deutschen Bühnenvereins. Das Körber Studio Junge Regie 2021 ist vom 2. bis 6. Juni geplant. Boy-Gobert-Preis Die Körber-Stiftung zeichnet jedes Jahr im Thalia Theater besonders vielversprechende junge Schauspieltalente der Hambur­ ger Sprechbühnen aus. Der Preis ging u.a. an die Thalia-Ensemble­ mitglieder Lisa Hagmeister, Mirco Kreibich, Julian Greis, Birte Schnöink, Steffen Siegmund und Merlin Sandmeyer. NEU Prima Vista. Neue Stücke Lesen auf den ersten Blick. Das ThaliaEnsemble liest die neueste Gegenwartsdramatik – (fast) ohne Probe, ohne Probleme und ohne Eintritt. Immer spontan und neugierig auf Ihre Reaktion! Die Thalia-Veranstaltungen im Nachtasyl   werden erst einmal nicht statt­f inden können. Wir hoffen, dass der Barbetrieb ab Ende August wieder beginnt.


47 Gespräche zur Gegenwart SPIEGEL-Gespräche live im Thalia Theater Der Spiegel und das Thalia Theater bringen auch in der Spielzeit 2020&2021 wieder hochkarätige Gäste aus Kultur und Politik auf die Bühne, um über aktuelle Themen zu diskutieren und in komplexen und verwirrenden Zeiten nach Ant­ worten auf drängende Fragen zu suchen. Gäste in der Spielzeit 2019& 2020 waren: Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Carla Reemtsma, „Fridays for Future“Aktivistin, Marianne Birthler, ehemalige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, der Schriftsteller Ingo Schulze, Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble sowie der Pianist Igor Levit. Streit.Bar – Bücher der Gegenwart Streit.Bar will eingreifen – in den Diskurs der städtischen Öffentlichkeit und die aktuelle Debatte. Im Nacht­ asyl diskutieren Wolfgang Knöbl, Sighard Neckel, Miriam Rürup und Hilal Sezgin über Bücher, die unsere Vergangenheit und Gegenwart reflektieren und zugleich Position beziehen. Die Reihe findet in Kooperation mit dem Hamburger Institut für Sozialforschung, dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden und dem Fach­ bereich Sozialwissenschaften der Uni Hamburg statt. Wahnsinn trifft Methode In dem Talk-Experiment diskutieren NDRModeratorin Julia-Niharika Sen und Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen im Nachtasyl mit ihren Gästen jeweils ein Schwerpunktthema aus den Bereichen Kunst, Kultur und Alltag – wobei Wissenschaft und Praxis unterhaltsam miteinander ins Ge­ spräch kommen. Ein Talkformat der Uni Hamburg in Kooperation mit dem Thalia Theater und Tide TV. IDEAS | On Music. Talk mit Alan Gilbert im Nachtasyl Die Talkreihe des NDR bringt Gäste aus unterschiedlichen Bereichen mit Alan Gilbert, Chef­ dirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, zusammen. Die The­ men sind u.a. Kultur und Gesellschaft, Musikmachen in einer sich verändernden Welt sowie aktuelle Ereignisse aus der Elbphilharmonie. Dazu steht Livemusik auf dem Plan. Moderation: Susanne Stichler. Die Veranstaltungsreihe findet in Kooperation mit dem NDR statt. Thalia & Thalia Mit der Initiative „Welt, bleib wach“ anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Thalia Bücher GmbH begann 2019 eine Partnerschaft zwischen der Buchhandlung und dem namensgebenden Thalia Theater mit dem Ziel, in Autorenlesungen und Diskussionsveranstaltungen den großen Themen und Herausforderungen unserer Zeit eine Bühne zu bieten – häufig in direktem Bezug zu dem Spielplan des Thalia.


„Im kleinen improvisierten Fotostudio im Thalia Theater stehen in Blumentöpfen Setzlinge. Die Jungpflanzen bilden ein Ensemble, so unterschiedlich und individuell wie die Schauspieler*innen des Thalia Theater. Jede Schauspielerin und jeder Schauspieler sucht sich einen kleinen Baum oder Strauch aus für das Portrait, und es entsteht eine Skulptur: eine Mensch-Baum-Einheit. Am Anfang der neuen Spielzeit werden die ‚jungen Bäume‘ an einem besonderen Ort am Thalia Gaußstraße eingepflanzt – größer wachsende Bäume werden an verschiedene Hamburger Urban-Gardening-Projekte weitergegeben. So wächst etwas Neues und bildet eine Einheit in der Unterschiedlichkeit. Zusammen setzen wir ein Zeichen für die Vielfalt der Natur, auch für die Sensibilisierung des Klimathemas.“ Armin Smailovic


En sem ble

Armin Smailovic fotografierte das Ensemble des Thalia Theater im Februar 2020. Mit freundlicher UnterstĂźtzung durch die Baumschule KĂźhnen, Wedel.



Bjรถrn Meyer. Picea omorika Peter Maertens. Pinus sylvestris



Tilo Werner. Carpinus betulus „Fastigiata“ Marina Wandruszka. Cornus officinalis


Rafael Stachowiak. Prunus laurocerasus „Etna“ Bernd Grawert. Prunus laurocerasus „Etna“



Paul Schröder. Ulmus carpinifolia „Wredei“ Gabriela Maria Schmeide. Hamamelis



Hans Löw. Malus „Elstar“ Felix Knopp. Hamamelis



André Szymanski. Carpinus betulus „Fastigiata“ Christiane von Poelnitz. Cornus alba „Siberian Pearls“



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Oliver Mallison. Forsythia intermedia „Goldrausch“ Thomas Niehaus. Cornus alba „Siberian Pearls“


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Johannes Hegemann. Malus „Elstar“ Mirco Kreibich. Malus „Roter Boskoop“


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Karin Neuhäuser. Viburnum plicatum „Mariesii“ Marina Galic. Cornus officinalis




Toini Ruhnke. Corylus av. „Contorta“ Lisa Hagmeister. Juniperus


Maike Knirsch. Vaccinium corymbosum Steffen Siegmund. Ribes uva-crispa



Barbara NĂźsse. Ligustrum ovalifolium



Julian Greis. Pinus sylvestris



Merlin Sandmeyer. Prunus persica Jirka Zett. Quercus robur „Fastigata“ Tim Porath. Acer rubrum


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Cathérine Seifert. Malus „Rando“ Maja Schöne. Malus „Elstar“



Pascal Houdus. Thuja occidentalis „Brabant“ Jens Harzer. Carpinus betulus „Fastigiata“



Sandra Flubacher. Prunus laurocerasus „Etna“ Sebastian Zimmler. Malus „Evereste“



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Rosa Thormeyer. Prunus triloba Marie Jung. Hydrangea paniculata „Bombshell“


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Oda Thormeyer. Ligustrum vulgare „Atrovirens“ Franziska Hartmann. Chaenomeles



Victoria Trauttmansdorff. Rubus fruticosus Ole Lagerpusch. Hydrangea paniculata „Bombshell“



Jörg Pohl. Spirea vanhouttei „Gold Fountain“ Stefan Stern. Prunus persica



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Lisa-Maria Sommerfeld. Magnolia stellata


93 Ensemble & Regie Ensemble Sandra Flubacher. Marina Galic. Julian Greis. Lisa Hagmeister. Jens Harzer. Johannes Hegemann. Pascal Houdus. Maike Knirsch. Felix Knopp. Ole Lagerpusch. Hans Löw. Peter Maertens. Oliver Mallison. Björn Meyer. Karin Neuhäuser. Barbara Nüsse. Christiane von Poelnitz. Tim Porath. Toini Ruhnke. Merlin Sandmeyer. Gabriela Maria Schmeide. Maja Schöne. Cathérine Seifert. Steffen Siegmund. Lisa-Maria Sommerfeld. Rafael Stacho­wiak. Stefan Stern. André Szymanski. Oda Thormeyer. Rosa Thormeyer. Victoria Trautt­mansdorff. Marina Wandruszka. Tilo Werner. Sebastian Zimmler. Jirka Zett. Gäste Jonas Anders. Patrick Bartsch. Vernesa Berbo. Antonia Bill. Stephan Bissmeier. Anna Blomeier. Bruno Cathomas. Bernd Grawert. Franziska Hartmann. Peter Jordan. Marie Jung. Otja Henock Kambaekuav. Ben Kandukira. Lizette Vezemboua Kavari. Benjamin-Lew Klon. Wolfram Koch. Moritz Krämer. Mirco Kreibich. Matthias Leja. Daniel Lommatzsch. Thomas Niehaus. Rainer Piwek. Jan Plewka. Jörg Pohl. Sebastian Rudolph. Lia Sahin. Dimitrij Schaad. Stephan Schad. Rudolf Dantago Schimming. Cornelia Schirmer. Paul Schröder. Yohanna Schwertfeger. Alexander Simon. Birgit Stöger. Nicki von Tempelhoff. Angelika Thomas. Glenn-Nora Zeupareje Tjipura. Abdul Kader Traore. Vetunjona Uarije. Gift Uzera. Maria Magdalena Wardzinska. Florentine Weihe. Philipp Weggler.

Regie Thorleifur Örn Arnarsson. Franziska Autzen. Jan Bosse. Erik Gedeon. Dimiter Gotscheff †. Gernot Grünewald. Leander Haußmann. Peter Jordan. Mateja Koležnik. Leon­ hard Koppelmann. Bastian Kraft. Katja Langenbach. Anne Lenk. Alia Luque. Anna-Sophie Mahler. Ewelina Marciniak. Hakan Savas‚ Mican. Kornél Mundruczó. David Ndjavera. Sebastian Nübling. Antú Romero Nunes. Luk Perceval. Stefan Pucher. Yael Ronen. Christopher Rüping. Helge Schmidt. Branko Šimić. Charlotte Sprenger. Wolf-Dietrich Sprenger. Jette Steckel. Junge Regie Swen Lasse Awe. Simone Geyer. Agnes Oberauer. Peter Thiers. Johanna Louise Witt.



Um al les in der W elt


96 Um alles in der Welt – Lessingtage

Ab den Lessingtagen planen wir wieder internationale Gastspiele einzuladen.

22. Januar – 7. Februar 2021 2021 finden die Lessingtage zum zwölften Mal am Thalia Theater statt. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit eines der ersten inter­ nationalen Festi­vals der kommenden Theatersaison sein. Im Zentrum stehen künstlerische Positionen und Das Kuratorenteam hatte mit Perspektiven, die in und nach dieser klugem Weitblick auf die alles herausfordernden Zeit wichtig sind, dominierenden Themen Klima­ sowie Produktionen, die trotz oder wandel und Postkolonialismus gerade unter den Bedingungen der Pandemie entstanden sind. Mit vor­ gesetzt. Und die drei Wochen sichtiger Zuversicht planen wir daher Festival haben gezeigt, dass das Publikum die Auseinandersetzung die Lessingtage 2021, um für Europa und seine Theaterschaffenden end­ mit den Fragen und Herausforderungen unserer Zeit und auch den lich wieder Möglichkeiten für inter­ nationale Begegnungen zu schaffen: großen Erzählungen der MenschWelche Geschichten erzählt Europa heit sucht. Ganz im Sinne des Najetzt? mensgebers und großen Dichters der Aufklärung, Gotthold Ephraim Das Festival „Um alles in der Welt – Lessing. Hamburger Abendblatt Lessingtage“ ist ein internationales, politisches Festival, das sich in Gastspielen, Lecture-Performances, Diskussionen und eigenen Produktionen kontrovers mit unserer Gegenwart auseinandersetzt. Gotthold Ephraim Lessing war im Hamburg des 18. Jahrhunderts als Freidenker und Verfechter einer konstruktiven Streitkultur bekannt. Mit seiner aufklärerischen Grundhaltung positionierte er sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung – Werte, die auch für die gegenwärtige Zivilgesellschaft essenziell sind.


97 Bei den Lessingtagen zu Gast seit 2010 Michel Abdollahi Deutschland Omar Abusaada & Mohammad al-Attar Libanon/Syrien Thorleifur Örn Arnasson Island Anestis Azas / Prodromos Tsinikoris Griechenland Blind Summit Theatre England Blitz Theatre Group Griechenland Nuran David Calis Deutschland Frank Castorf Deutschland Collective Ma’louba Syrien/Deutschland Compagnie Dumanlé Elfenbeinküste Marina Davydova Russland Lev Dodin Russland Can Dündar Türkei Yan Duyvendak, Omar Ghayatt, Nicole Borgeat Schweiz/Ägypten Ensemble Wuatapuy Kolumbien Nurkan Erpulat Deutschland FC Bergman Belgien Fix&Foxy Dänemark Oliver Frljić Kroatien Rodrigo Garcia Spanien Gintersdorfer/Klaßen Deutschland Marta Górnicka Polen Julien Gosselin Frankreich Gernot Grünewald Deutschland ByungChul Han Südkorea / Deutschland Nino Haratischwili Deutschland Rosa Yassin Hassan Syrien Dunja Hayali Deutschland Alvis Hermanis Lettland iOpenEye / Ifeoma Fafunwa Nigeria Christiane Jatahy Brasilien Young Jean Lee USA Meng Jinghui China Navid Kermani Deutschland Akram Khan England Tang Wai Kit China Héctor Flores Komatsu Mexiko Hartmut El Kurdi Deutschland Abou Lagraa Frankreich/Algerien Norbert Lammert Deutschland Angélica Liddell Spanien Constanza Macras Deutschland Jean-Louis Martinelli Frankreich Andriy May Ukraine Christophe Meierhans Schweiz Andrej Mogutschi Russland Stefan Moscov Bulgarien Cristina Moura & Enrique Diaz Brasilien Kornél Mundruczó Ungarn David Ndjavera Namibia Boris Nikitin Deutschland Sebastian Nübling England/Deutschland/Estland Teater NO99 Estland Auma Obama Kenia Necati Öziri Deutschland Yesim Özsoy Türkei Thomas Oster­ ‚ meier Deutschland Philippe Quesne Frankreich / Deutschland Omar Rajeh Libanon Pascal Rambert & Éric Méchoulan Frankreich Ahilan Ratnamohan & Star Boy Collective Belgien Milo Rau Belgien Falk Richter & Nir de Volff Frankreich Yael Ronen Deutschland Harold Rubin Israel Roland Schimmelpfennig Österreich Peter Scholl-Latour Deutschland Richard Sennett USA Kirill Serebrennikow Russland Vandana Shiva Indien Branko Šimić Deutschland Johan Simons Niederlande Armin Smailovic Bosnien und Herze­ gowina Kristian Smeds Finnland Vladimir Sorokin Russland Mark Terkessidis Deutschland Ilija Trojanow Deutschland Anne-Cécile Vandalem Belgien Wim Vandekeybus Belgien Jorge A. Vargas Mexiko Peter Verhelst & Oscar van Rompay Belgien Najem Wali Irak Gilles Welinski Frankreich Liao Yiwu China Lin Zhaohua China u.a.


98 Eine andere Welt ist möglich! von Vandana Shiva Auszug aus der Rede zur Eröffnung der Lessingtage 2020 In den vielen Jahren meiner Arbeit als Physikerin und Umweltaktivistin habe ich etwas sehr Einfaches über Gemeingut und Gemeinschaftseigentum gelernt, nämlich dass das Leben nichts anderes ist: Es ist unser Zusammenleben mit allen Lebewesen auf dieser Erde. Wir gehören zusammen, wir sind eins. Ich führe keine atomistische, abgekoppelte Existenz. Und schon gar keine hierarchisch ausgerichtete Existenz. Wie damals, in der Zeit der Briten, als 300 Handels­abenteurer zusammenkamen und ihre Königin überredeten, ihnen einen Freibrief auszustellen, in dem stand: Gehet hin und erobert andere Länder mit Waffengewalt, Wir besitzen besetzt ihre Böden, nehmt ihnen ihren Besitz. Indas Land nicht, dien stellte früher 25 Prozent der Weltwirtschaft wir nutzen es. dar. Nach Ankunft der Briten blieben uns gerade mal zwei Prozent. Nicht die Natur, sondern die Ausbeutung schafft Armut. Ausbeutung gründet auf der Aneignung der „Commons“, des gemeinschaftlichen Eigentums. Bis zum Kolonialismus kannte keine unserer Kulturen das Privateigentum. In meinem Land sagten wir früher „Wir besitzen das Land nicht, wir nutzen es.“ Unsere Gesetze regelten das Nutzungsrecht, nicht das Eigentum. „Our world is not for sale.“ Unsere Welt steht nicht zum Verkauf, weil niemand sie besitzen kann. Dieser Slogan besagt, dass die Ressourcen der Erde nicht uns gehören, wir gehören der Erde. Wir sind Teil einer Erdengemeinschaft, wir sind Erdenbürger. Es ist auch nicht so, als hätten wir die Erde von unseren Kindern geliehen, denn ihnen gehört sie genauso wenig. Diese Definition ist anthropozentristisch und wir müssen weitergehen als der Anthropozentrismus, der ein Teil des Kolonialismus ist. Die Kolonisierung beruht auf der eigenmächtigen Annahme von Eroberern, sie müssten die Welt dort draußen zivilisieren. Und natürlich entstand darüber erst ein Denken, das uns, die Menschen des globalen Südens, als primitive Lebe­wesen, als Barbaren einstufte. Interessanterweise kehrt diese Annahme immer dann wieder, wenn es um Saatgut geht; sie wollen unser Saatgut kolonisieren, sie wollen unser Saatgut optimieren. Und wenn sie unsere Landwirtschaft kolonisieren, nennen sie das eine Optimierung der indi-


99 schen Landwirtschaft. Jedes Mal, wenn ich das Wort „Optimierung“ höre, denke ich: Aha, eine neue Kolonie. Als ich an meiner Dissertation in Quantentheorie an der University of Western Ontario in Kanada arbeitete, besuchte ich noch eine andere Universität. Ich nenne sie die Chipko Universität. Ich bin in den Wäldern des Himalaya aufgewachsen, und ich sah einen ersten Teil dieses Waldes verschwinden, als ich vor meiner Abfahrt nach Kanada im Himalaya wandern ging. Ich war am Boden zerstört, mir war, als würde man mir die Hand abhacken. Als ich dann von den Frauen in meiner Region hörte, die sich zum Widerstand formiert hatten, beschloss ich, in den Ferien zurückzukommen. So wurde ich eine Frei­­willige des Chipko. Chipko bedeutet „umarmen“. Unsere Wälder wurden abgeholzt; die Folgen waren Erdrutsche, weite Wege für die Frauen, die Wasser holen mussten, zu wenig Brenn­ stoff und Tierfutter. Die Frauen erhoben sich und sagten, wir lassen nicht zu, dass ihr diese Wälder abholzt, diese Wälder sind unsere Mütter. Sie sagten: Wir werden die Bäume umarmen und ihr müsst uns töten, wenn ihr die Bäume fällen wollt. Ich erinnere mich an zwei Slogans, die aus dieser erstaunlichen Bewegung kamen: Wälder seien keine Minen für Holz, und sie seien keine Vorratskammer für Handelswaren. Wäl­der geben uns Sauerstoff, Wasser, Luft. Das war Mitte der 1970er. Die Vereinten Nationen sind inzwischen auf den Zug aufgesprungen, sie sprechen vom ökologischen Nutzen und von den Funktionen des Waldes. Frauen, die nie eine Schule be­ sucht hatten, waren in dieser Frage unsere Lehrmeisterinnen. Sie waren auf jeden Fall meine Lehr­meisterinnen in Sachen Bio­ diversität. Und sie waren Expertinnen darin, die „Commons“, das gemeinschaftliche Eigentum, zurückzufordern, denn der Kolonia­ lismus hatte unsere Wälder als Eigentum definiert und dann aus dem Wald ein Warenhaus gemacht. Es gilt, das Saatgut zu retten Ich wurde 1987 zu einem Treffen in Genf eingeladen, das „Gesetze des Lebens“ hieß und sich damit befasste, wie die neuen gentech­ nischen Verfahren die Welt, den Anbau und das Essen verändern könnten. Damals gab es keine GMOs, keine gentechnisch veränderten Organismen, aber es gab den Plan, sie einzuführen. Die Firmen, die dort vertreten waren, sagten, wir machen nicht genug Geld mit den Chemikalien, die wir verkaufen, wir müssen das Saatgut besitzen. Und um das Saatgut zu besitzen, müssen wir es gentechnisch verändern,


100 damit wir behaupten können, wir hätten es erfunden. Dann können wir ein Patent auf das Saatgut beantragen, und danach kön­­nen wir es der Welt aufzwingen. Ich hörte ihnen zu und dachte: Sie wollen ein Imperium, das das Leben selbst umfasst. Meine Liebe für das Leben ist groß. Ich sagte: Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses Imperium zustande kommt. Ich hatte keine Ahnung, wie man Saatgut rettet, aber ich nahm mir vor, dass ich für den Rest meines Lebens Saatgut retten wollte. Und wenn man sich eine Sache vornimmt – ich sage das vor allem den jüngeren Menschen hier –, dann findet man auch heraus, wie man das machen muss. Lernen kommt nicht von außen, man lernt, indem man tut. Also sagte ich: Wir müssen das Saat­gut als „Commons“ verteidigen. Saatgut ist nicht die Erfindung eines Einzelnen. Und ich ging zu Fuß in meine Dörfer im Himalaya und erklärte den Bauern, dass sie das Saatgut aufbewahren sollten. Heute haben wir 140 kom­munale Saatgutbanken in verschiedenen Regionen Indiens. Die Bauern können von diesen Saatgutbanken ihr Saatgut beziehen, und falls ein Wirbelsturm Salz auf das Land trägt, haben wir Saatgut, das salztolerant ist, und wir haben Saatgut, das der Dürre widerstehen kann. Wir bewahren 4000 Reissorten auf, in 20 Farben. Unser Fair Trade Basmati wird hier durch GEPA vertrieben. Basmati bedeutet ‚Königin des Geschmacks‘, aber wir haben 20 verschiedene Sorten von aromatischem Reis. In Indien waren einst 200.000 Sorten bekannt. Es gilt, das Saatgut zu retten. Wir haben einen Schwur abgelegt, inspiriert von Gandhis Satya­graha, der Macht der Wahrheit. Satya heißt Wahrheit, Graha ist Macht. Gandhi setzte das in Südafrika gegen die Apartheid ein. Er ging nach Indien und setzte Satyagraha gegen das Indigo-Anbaudiktat ein, das dazu geführt hatte, dass die Bauern hungerten. Am wichtigsten war das Prinzip aber 1930, als die Briten aus Profitgründen ein Salzmonopol einrichten wollten. Gandhi ging an den Strand, nahm Salz aus dem Meer und sagte, die Natur schenkt uns Salz, wir brauchen es, um zu überleben, wir werden auch weiterhin Salz herstellen und eure Regeln nicht befolgen. Eine andere Welt ist nur dann möglich, wenn wir uns Gesetzen ver­wei­gern, die so tun, als sei diese Welt der Zerstörung unsere einzige Alternative. Wir haben in Zusammenarbeit mit dem indischen Parlament erreicht, dass eine Reihe von Gesetzen verabschiedet wurde, die sich an der ökologischen Ethik unseres Lebens als Erdengemeinschaft ausrichten. Artikel 3G unseres Patentgesetzes z.B. besagt, dass Pflanzen, Tiere und Saatgut keine Erfindung des Menschen sind.


101 Und daher auch nicht patentiert werden können. Alle zehn Jahre versucht Monsanto, der 2018 von der deutschen Bayer AG über­ nommene Konzern, dieses Gesetz für ungültig zu erklären. Der Zerstörung widerstehen Am Ende aber kommen die Gesetze, die unser Leben regeln, von der Erde und von unserem Menschsein. Und in dem Maße, in dem wir diese Gesetze befolgen, werden wir auch in der Lage sein, Alter­na­ti­ven und eine andere mögliche Welt zu erschaffen. Und wir werden in der Lage sein, der Zerstörung zu widerstehen. War­ um ist es wichtig, der Zerstörung zu widerstehen? Weil sämtliche wissenschaftlichen Pro­gnosen besagen, dass wir in 100 Jahren aus­ gestorben sein werden, wenn wir nicht in den nächsten 10 Jahren die Richtung ändern. Die Tatsache, dass die Bienen verschwinden, die Insekten ver­schwin­den, liegt an den Chemikalien, die wir ge­ schaffen haben, um sie zu töten. Wir haben den Insekten den Krieg erklärt. Wir können den Trend nur umkehren, indem wir unser Wissen und unsere Arbeit mit der Natur in Einklang bringen. Wir haben damit begonnen, das Saatgut aufzubewahren, und indem wir lebende Samenbanken schaffen, schaffen wir Biodiversität. Auf unserer Farm werden 2000 verschiedene Pflanzen angebaut. Wir haben so viele Blumen, dass die Schmetterlinge und Bienen um das Sechsfache zugenommen haben. Im anthropozentrischen Denken tragen wir die Erde auf unseren Schultern. Tatsächlich aber trägt die Erde uns. Wenn In 100 Jahren werden wir man den Klimawandel als Reakti­ aus­gestorben sein, wenn on der lebenden Erde auf das Un­ wir nicht in den nächsten 10 heil sieht, das wir ihr angetan ha­ Jahren die Richtung ändern. ben, dann gibt es einen einfachen Ausweg. Wir müssen aufhören. Wir müssen den Amazonas nicht niederbrennen. Wir müssen nicht nach dem Erdöl bohren, das die Erde über 600 Millionen Jahre ge­ schaffen hat, indem sie lebende Carbonate versteinerte, zu toter Kohle machte und sie unter mehreren Erdschichten lagerte. Der Klimawandel sprengt die Grenzen unseres Planeten und zerstört Lebenskreisläufe. Wir können das rückgängig machen, indem wir unsere Verantwortung wahrnehmen und die „Commons“ der Luft und der Erde und der Biodiversität zurückerobern. Wenn wir in der Land­wirtschaft statt mehr Chemie mehr Biodiversität zum Einsatz bringen würden, dann könnten wir, wie unsere Arbeit mit


102 indischen Bauern zeigt, ausreichend gesunde Nahrung statt gifti­ gen Essens produzieren, und zwar so viel, dass das Doppelte der indischen Bevölkerung damit versorgt werden könnte. Kleine Bau­ ernhöfe produzieren 80% unserer Lebensmittel. Und ich würde mich sehr freuen, wenn Hamburg in einer Hinsicht die Initiative ergreifen könnte: Nicht nur in der Frage, wie man Bauern mitein­ ander vernetzt, sondern darin, wie die städtischen Programme für Schulessen dazu verpflichtet werden können, nur noch Biolebens­ mittel zu verwenden. Ökologie als Aufklärung unserer Zeit Uns wird immer gesagt, die Bauern werden verschwinden. Mon­ santos neuester Slogan lautet: „Anbauen ohne Bauern“. Alle mögli­ chen Arten von Fake Food und Junk Food und Lebensmitteln werden beworben, die nicht von Bauernhöfen sondern dank gentechnischer Veränderung aus Laboren kommen. Sie wollen uns diese Blickweise aufzwingen. Aber Essen verbindet uns. Echte Lebensmittel kommen aus echter Erde, unter der Sonneneinstrahlung, die Photosynthese produziert, angebaut von echten Bauern, als Nahrung für unsere Körper. Wir sind keine Maschine, in die man Treibstoff füllt, egal welcher Art. Wir sind ein erstaunliches Ökosystem. Wir müssen so­ wohl das Klima außerhalb als auch unser inneres Klima reinigen. In­ teressanterweise nennt man den Darm das zweite Gehirn. Tatsächlich hängt die neurologische Aktivität im Hirn von der neurologischen Aktivität im Darm ab. Und weil dieser geschädigt ist, nehmen die neurodegenerativen Krankheiten zu. Neurotransmitter werden nicht mehr hergestellt, weil die Enzyme nicht mehr hergestellt werden, weil die dafür notwendigen Bakterien vernichtet worden sind. Dasselbe gilt für die Erde; es gibt so viel, was wir darüber noch lernen können: Dies ist die Aufklärung unserer Zeit. Eine Aufklärung bezogen auf das biodiverse, lebende Universum, an dem wir alle teil­ haben, eine Feier des Lebens auf unserem erstaunlich großzügigen Planeten. Ich möchte zum Abschluss noch einmal auf den Kolonialismus zu­ rückkommen. Am Anfang war ein königlicher Brief, ein Freibrief, der den Handelsabenteurern und -piraten übergeben wurde, und in dem stand: Gehet hinaus und erobert. Die Rechtsprechung, die dafür geschaffen wurde, hieß Terra Nullius, das leere Land. Menschen wie ich, mit brauner Hautfarbe, waren keine Menschen. Schwarze waren keine Menschen. Auch nicht die Aborigines in Australien. Als


103 ich meine Arbeit für die Befreiung des Saatguts, für die Anerken­ nung des Saatguts als Allgemeingut begann, bezeichnete ich die neue Kolonisierung des Lebens als Bio Nullius. Man definierte das Saatgut des Bauern als leer, und die gentechnische Veränderung des Saatgutes als Erfindung. Man eliminierte also das Leben. Für die Generationen der Zukunft findet diese neue Kolonisierung be­ reits statt, und sie wird schlimmer werden, wenn wir nicht eine an­ dere Welt schaffen. Ich rede hier von Mente Nullius. Man hat einen Facebook-Account, und dann extrahieren sie deine Daten durch deine Facebook-Freunde und verkaufen sie an Firmen wie Cam­ bridge Analytica, die die Daten dazu verwenden, Hassmeldungen in die Welt zu setzen, die Gesellschaft zu spalten und Wahlen zu be­ einflussen. Die Ökonomie der Gier und der Kolonisierung setzt auf die Kolonisierung unserer Gedanken, um ihre Politik des Hasses zu verbreiten. Wir müssen unabhängig bleiben, unsere Gedanken müssen unabhängig bleiben. Wir dürfen dem Datenklau nicht nachgeben, wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gedanken kolonisiert werden. Das ist der wichtigste Teil der Aufklärung von Heute. Weigern wir uns also zuzulassen, dass die Erde kolonisiert wird, die Natur kolonisiert wird, die Zukunft kolonisiert wird, unsere Ge­ danken kolonisiert werden. Unsere wichtigste Waffe in diesem Kampf ist die Fähigkeit, Nein zu sagen auf Grund der höheren Gesetze des Lebens, die wir befolgen müssen. Danke.

Die Physikerin und Aktivistin Vandana Shiva, Trägerin des alter­ nativen Nobelpreises, setzt sich im gewaltfreien Widerstand für Ernährungssouveränität und nachhaltige Landwirtschaft ein. Die Rede wurde von Brigitte Helbling aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.



Neue Stadtg esel lschaf ten


106 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft Das Thalia Theater ist davon überzeugt, dass kulturelle Vielfalt eine Bereicherung für die Gesellschaft und für die Kunst ist. Was wünschen Sie sich – als Einzelperson, als Community, als Theaterbegeisterte – von einem Theater, das offen für alle ist? Schreiben Sie uns an vielfalt@thalia-theater.de In der kommenden Spielzeit fördern wir die im Programm des Thalia Theater bereits enthaltene Stimmen- und Perspektivenvielfalt weiter, um die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten und Herkunfts­ geschichten der Hamburger Stadtgesellschaft stärker zu repräsen­ tieren. In diskursiven und künstlerischen Formaten wollen wir mit Kunstschaffenden und vor allem dem Publikum, also Ihnen, in Kontakt kommen. In diesem Sinne ist z.B. ein partizipatives Rechercheprojekt im Umfeld des Thalia Gaußstraße geplant, in dem ein multi-perspek­ tivischer Blick auf Hamburg im Hier und Heute geworfen wird. Das Thalia Theater beabsichtigt außerdem, strukturelle Aus­ schlüsse und Barrieren abzubauen. Durch vermehrte Übertitelung wird Men­schen der Zugang zum und die Partizipation am Thalia erleichtert. So wird u.a. die von Ewelina Marciniak inszenierte Erst­ aufführung von Olga Tokarczuks „Die Jakobsbücher“ auf Polnisch übertitelt. In spezifischen Workshops richten wir den Blick auch nach innen und schaffen eine Sensibilisierung auf Themen im Kontext kultureller Vielfalt. Wir möchten gemeinsam daran arbeiten, das Thalia Theater noch stärker als einen offenen Ort für alle zu gestalten. Seit Juni 2019 ist das Thalia Theater Teil des Förderprogramms „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes und wird darin gefördert, auf, hinter und vor der Bühne repräsentativer zu werden im Hinblick auf die kulturelle Vielfalt Ham­ burgs. Betreut wird dieser Prozess von der Referentin für Diversität, Ahu Tanrısever.


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Wir sind viele - Jede*r Einzelne von uns.


108 Embassy of Hope

thalia-theater.de/embassy

Café International Safaarada-Rajada / Kafeteeriyada Caalamiga ah

Das internationale Café Embassy of Hope feiert in der Spielzeit 2020&2021 sein 5-jähriges Jubiläum. Seit dem Herbst 2015 kommen im Ballsaal des Thalia Gaußstraße neuzugezogene und alteingeses­ sene Menschen aus Hamburg zum Kennenlernen und Austauschen, für Gesprächsrunden zum Deutschlernen, Rechtsberatung der Re­ fugee Law Clinic, Theater- und Musikworkshops, einen Lesekreis für Frauen, Konzerte, gemeinsames Kochen und Filmvorführungen zusammen – ein Ort der Inklusion. Etwa einmal im Monat finden szenische Lesungen, Performances oder Konzerte von verschiede­ nen Kollektiven und Kunstschaffenden statt. In der Spielzeit 2020&2021 startet das neue künstlerische Format „Embassy|Labor“, das sich aus der vorherigen Reihe „Stimmen aus dem Exil“ entwickelt hat. Mohammed (Ziko) Ghunaim, Journalist und Dokumentarfilmer aus Damaskus, koordiniert seit November 2017 die Embassy of Hope und fördert die künstlerische Ausrichtung.

Mittwoch, Donnerstag, Samstag 15 – 19 Uhr; embassyofhope@thalia-theater.de

Das Embassy | Labor ist ein Laboratorium für künstlerische Ideen von Men­ schen aus verschiedensten Ländern und mit unterschiedlichsten Biografien. Sie verfassen selbst Texte oder finden sich in neuen Bands zusammen. Im Word | Lab entstehen eigene Gedichte, Prosa oder Überschreibungen bekannter Texte aus einer postmigran­ tischen Perspektive, die im Ballsaal des Thalia Gaußstraße präsen­ tiert werden. Im Music | Lab entstehen neue Fusion-Sounds, die im Nachtasyl und anderen Orten zu hören sind. Wir planen die Embassy of Hope als Anlaufstelle für Rechtsberatung und Sprachkurse ab Ende August mit angepassten Öffnungszeiten und Sicherheitsmaßnahmen wieder zu öffnen. Aktuelle Informationen auf facebook.de/EmbassyThalia­ Theater und Instagram embassy­ thaliatheater


109 Thalia Kulturlandschaften „Die Geschichte hat in diesem Raum eine ganz andere Brisanz...“ Viermal pro Spielzeit geht das Thalia Theater seit 2013 auf Gast­ spielreise direkt ins Hamburger Umland, nach Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern. Ganz pur meist, mit ein bis zwei Ensemblemitgliedern und Textbuch. Die Spielorte, ausgewählt über eine Ausschreibung der Metropol­ region Hamburg, bringen Spezifisches ein – häufig Spuren ihrer Geschichte oder die Art und Weise, wie sie im Alltag genutzt werden. Das Thalia Theater kommt mit eigens ausgewählten und zum Ort passend eingerichteten Texten und Szenen. „Die Geschichte hat in diesem Raum eine ganz andere Brisanz und eine ganz andere Bedeutung bekommen, das wurde mir erst während des Spielens bewusst“, so der Schauspieler Bernd Grawert nach dem Kulturlandschaften-Gastspiel in der Justizvoll­ zugsanstalt Neumünster. Gemeinsam mit Oda Thormeyer hat er dort im Besuchersaal „Blind Date“ von Theo van Gogh gespielt, eine Vorstellung, die sonst im Thalia Nachtasyl zu sehen ist. Die unge­ wöhnliche Zusammensetzung des Publikums aus In­haf­­tierten und Menschen von „Außen“ und die Thematik des gezeigten Stoffes hat die Gäste und Beteiligten nachhaltig bewegt und beschäftigt. Darin liegt ein Anliegen der Veranstaltungsreihe: Es geht weniger darum, Stadtkultur in ländlichere Gegenden zu bringen, sondern auf die Besonderheiten eines Ortes zu reagieren, die Chance zu Austausch und Begegnung zu schaffen. Nach den Auftritten im letzten Jahr in der Alten Ziegelei in Bevern, in der Maria-Magdalenen-Kirche zu Mustin, auf dem Künstlerhof in Schreyahn und in der Justizvollzugsanstalt Neumünster freuen wir uns auf die Gastspiele 2020&2021.


#thali adigital 110


111 #thaliadigital thalia-theater.de/thaliadigital Was tun, wenn man kein Publikum mehr im Theater haben darf? Man zieht in einen (zumindest Corona-) virenfreien Raum um: ins Digitale. #thaliadigital hat es ermöglicht, die Kunst und Spielfreude des Thalia-Ensembles auch weiterhin einem großen Publikum zu­ gänglich zu machen. Auf der digitalen Bühne des Thalia Theater fand drei Monate lang allabendlich die Streamingreihe „The Rest Is Missing“ statt. Zwischen dem 23. März und 28. Juni zeigte das Thalia Theater fast 60 Auf­zeich­ nungen von aktuellen Inszenierungen und Archivproduktio­nen so­ wie neue Filmformate, darunter auch Theater aus Belgrad, London, Paris, Warschau und New York. Tausende von Zuschauerinnen und Zuschauern von Hamburg bis Hong Kong saßen für diese besonderen Theatererlebnisse vor dem Bildschirm. Die Ensemblemitglieder und internationale, dem Haus ver­ bundene Künstlerinnen und Künstler entwickelten neue OnlineFormate wie „Poesie-Ambulanz“, „Hyperion Miniaturen“, „Einzel­ versammlung“, „Es brennt noch Licht“, Blogging: Stimmen aus dem Exil/Chapter: World“ oder die europäischen Projekte „#Décaméron-19“ und „Stories from Europe: Crisis and Reflection“, die auch weiterhin auf thalia-theater.de zu sehen sind. Weltweit lagen die Seitenaufrufe der verschiedenen Programme bei über 340.000. Hätten wir jemals gedacht, dass wir Kultur im Netz mit so viel Aufmerksamkeit und Lust verfolgen würden? In der kommenden Spielzeit werden wir #thaliadigital weiter ausbauen. Der neue ThaliaPodcast geht mit zwei programmatischen Reihen On Air: In der Reihe „Diskurs“ spricht Gastgeber Joachim Lux mit prominenten Gästen über aktuelle gesellschaftspolitische Themen, Kultur und Medien, Theorie und Praxis. Die Reihe „Werkstatt“ mit Dramaturgin Christina Bellingen dagegen vermittelt hautnahe Ein­blicke in die praktische Arbeit am Theater – in den Werkstätten, bei Proben, hinter den Kulissen oder kurz vor der Premiere. Bereits bestehende digitale Formate, wie Live-Streams von ausge­ wählten Sonderveranstaltungen, Video-Clips zu Produktionen mit Hintergrundinformationen, Making-ofs von Inszenierungen u.v.m. laufen in Zukunft auf #thaliadigital.


112 jung&mehr

„Liebe Hamburgerinnen und Hamburger,

ich bin Bahare Mohmand, bin 17 Jahre alt und ich gehe auf die OttoHahn-Stadtteilschule in Hamburg Jenfeld. Ich lebe seit meiner Geburt in dem Stadtteil und besuche schon seit der 5. Klasse diese Schule. Meine Staatsbürgerschaft ist Afghanisch. Was ich in diesen 8 Jahren auf dieser Schule gelernt habe: Jeder Mensch ist anders. Ich bin dank­bar, auf einer multikulturellen Schule aufgewachsen zu sein, weil ich aufgrund dessen die Chance dazu hatte, viele verschiedene Kultu­ren kennenzulernen. Ich hatte die Chance zu erfahren, was es heißt, eine Deutsche zu sein. Eine Afghanin zu sein. Ich hatte die Chance zu ahnen, was es heißt, eine Russin zu sein. Eine Vietnamesin zu sein. Ich hatte die Ehre, die verschiedenen Nationen der Welt kennenzulernen und diese zu respektieren. Ich habe gelernt, was es heißt, ein Mensch zu sein, welcher nicht von Rassismus geprägt ist. Ich bin unendlich dank­bar in einem Land wie Deutschland akzeptiert worden zu sein und hier meine Bildung zu erlangen. Was mich jetzt verwundert, wieso herrscht denn immer noch Rassismus? Wieso gibt es immer noch Menschen, die andere Menschen aufgrund ihrer Kultur verurteilen? Wieso können wir nicht einheitlich in einem Land leben, als ein gemeinsames Volk? Wieso ist das so? Vielleicht weiß ich sogar, wieso... Es geht um die Blickweise der Men­schen. Es geht darum, dass es Menschen gibt, die die Sichtweise der Anderen nicht einnehmen konnten. Es gibt Menschen, die wissen überhaupt nichts von der Kultur anderer Menschen, die in ein- und derselben Stadt leben. Sie wissen nicht, was es heißt, nicht Deutsch zu sein. Sie kennen nur ihre eigene Perspektive. Ich kann meine Trauer hierüber nicht in Worte fassen. Es ist doch so unglaublich bereichernd, so viel Verschiedenes zu kennen. Differenziertes Denken und eine multikulturelle Umgebung: Das ist der Schlüssel zum inneren und äußeren Frieden. Ich lade Sie hiermit herzlichst ein, für einen kleinen Zeitraum an unserer Schule für alle teilzunehmen und sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, ob wir nicht endlich alle Schulen in Hamburg zu einer Schule für alle werden lassen. Mit freundlichsten Grüßen, Bahare Mohmand.“ Ein Brief von Bahare Mohmand, entstanden im ThaliaRecherche-Projekt „Perspektivwechsel“, Lessingtage 2019


113 Wir fördern mit unseren Theater- und Performanceprojekten die Begegnung zwischen Jugendlichen und Erwachsenen mit unter­ schiedlicher Herkunft, Kultur und Lebens­wirklichkeit. Wir bieten konkrete Begegnungen mit und im Theater. Wir ermöglichen durch Theater Einblicke in Unbekanntes und Neues. Thalia Treffpunkt In über 25 Projekten kommen Ju­gend­liche, Studierende und Erwachsene zu Themen des Thalia Spielplans ins Nachdenken und entwickeln eigene Theaterformate, von erfahrenen Theater­ machenden geleitet und in Räumen des Thalia präsentiert. Thalia und Schule richtet sich an Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte. Wir bieten Partnerschaften mit Schulen, Fortbildun­gen, Füh­rungen hinter die Kulissen, Einführungen, Workshops zu Themen und Stücken des Spielplans, Klassenzimmerstücke, Feriencamps und Kunstaktionen. Kontakt Herbert Enge (Leitung), Anne Katrin Klinge (Theaterpädagogin), Nehle Mallasch (Projekt-Koordination), Neele Peters (Organisation & Büro) T: 040.328 14 -139 jungundmehr@thalia-theater.de Newsletter abonnieren unter thaliaundschule@thalia-theater.de und thaliatreffpunkt@thalia-theater.de Thalia mobil Die Klassenzimmerstücke spielen wir in Schulen. Das ist Esther von Christiane Richers Ab Kl. 8/9 Wir kommen weiterhin zu Hamburgs Schülerinnen Die Geschichte einer Holocaust-Überlebenden und Schülern – in größere Regie Katja Langenbach Neu eingerichtet von Räume direkt in der Schule. Herbert Enge und Christina Fritsch Es spielt Florentine Weihe. Simpel nach dem Roman von Marie-Aude Murail Ab Kl. 7/8 Über Anderssein und Behinderung Regie Helge Schmidt Es spielt Philipp Weggler. Jugendfestivals im Thalia Theater und im Thalia Gaußstraße Thalia jung&mehr beim Festival Um alles in der Welt – Lessingtage TUSCH- und Tandem-Tage April/Mai 2021: Zu Themen und Inszenie­ rungen entwickeln wir mit Schulgruppen Präsentationen und geben Einblicke in künstlerische Prozesse und Arbeitsweisen. You perform Mai 2021 Internationale Jugendbegegnung mit Performances aus acht europäischen Städten Hamburger Schultheaterfestival 0–6 Mai/Juni 2021: An drei Tagen zeigen theaterbegeisterte Kinder (Vorschule, Kl.1-6) fantasievolle Eigenproduktionen, Tanz-, Bewegungs- und Musiktheater sowie (Bilder-)Buch- und Märchenadaptionen. Grenzgänger-Festival Sommer 2021: 10 Thalia TreffpunktPerformance- und Theaterprojekte mit jungen Leuten



Se r vi ce


116 Karten

thalia-theater.de/karten Tageskasse am Alstertor Mo bis Sa 10 – 19 Uhr; Sonn- & Feiertage 16 – 18 Uhr. Geöffnet! E-Mail theaterkasse@thalia-theater.de T: 040.32814-444 Fax 040.32814-212 Gruppenbestellungen 040.32814-422 Karten für Eigenveranstaltungen des Nachtasyl unter nachtasyl.de Abendkasse am Alstertor und in der Gaußstraße ab eine Stunde vor Vor­stellungsbeginn Thalia schenken Gutscheine Online Passbook- & Print@Home-Tickets sind für Karten, Abos, eine Mit­ bis eine Stun­de vor Vorstellungs­ gliedschaft bei den Thalia beginn unter thalia-theater.de er­ Freunden und die ThaliaCard hältlich. Zahlung per Kredit­karte, erhältlich an der Tageskasse, im Kundenzentrum am Sofortüberweisung oder PayPal Alster­tor oder unter thalia-theater.de/kaufen Vorverkauf ab dem ersten Werktag jedes Monats. Erhältlich sind Karten für Über die aktuellen Vorverkaufsstarts informieren wir Sie per Monatsspiel­ den Folgemonat und die darauf plan, Newsletter, über die sozialen Medien und auf der Website. fol­gen­den 10 Tage. Vor­gezogener Vorverkauf ab dem ersten Werktag im Juli und Dezember für aus­­gewählte Vorstellun­gen des kommenden Halbjahres im Wahrscheinlich wieder Großen Haus ab Dezember möglich.

Ermäßigungen Schülerinnen & Schüler, Studierende, BFD-Leistende, Azubis bis 30 Jahre erhalten bereits im Vorverkauf Karten für 11€ (Premieren & Sonder­ veranstaltungen 17€). Besondere Angebote für Studierende auf S. 125 ALG I- und ALG II-Berechtigte erhalten Karten für 9,50€ (Premieren und Sonder ­veranstaltungen 17€). Menschen mit Schwerbehinderung ab 50% sowie die ggf. auf dem Ausweis vermerkte Begleitung erhalten Karten zum halben Preis. Rollstuhlfahrerinnen & -fahrer und ihre Begleitung zahlen vergünstigte Preise.


117 Gruppen Bei einer Buchung von mindestens 10 Karten pro Vorstellung sitzen Gruppen in der nächsthöheren Platzgruppe. Sprechen Sie uns an für weitere Extras und Beratung: tourismus@thalia-theater.de Schulgruppen zahlen bei den Kinderstücken in der Vorweihnachtszeit 11€ pro Kind, sowie 9,50 € bei allen Repertoire-Vorstellungen. Pro Schul­ gruppe erhält die begleitende Lehrkraft eine Freikarte. T: 040.32814 -422 Infos zur Vorbereitung Ihres Besuchs bei der The­ aterpädagogik. thaliaundschule@thalia-theater.de T: 040.32814-139 FamilienCard für 15€. Gültig für eine Spielzeit im Thalia, Staatsoper und Schau­ spielhaus (ausgenommen Premieren & Sonderveranstaltungen). Kinder und Jugendliche bis 18 zahlen 8 €. Bis zu zwei begleitende Er­ wachsene erhalten eine Ermäßigung von 10% auf die Kartenpreise. 6PackAltona Für einmalig 93 € z.B. 3 Mal zu zweit oder 1 Mal zu sechst nach eigener Wahl ins Thalia Gaußstraße. Sie sparen 38%. Kulturleben Hamburg e.V. vermittelt kostenlose Eintrittskarten an Menschen mit geringen Einkünften. info@kulturleben-hamburg.de T: 0800.018 01 05 Hamburger Kulturschlüssel Viele Menschen können oder möchten nicht allein ins Theater gehen. Der Kultur­schlüssel vermittelt Begleitung und Frei­ karten. Anmeldung: kulturschluessel@lmbhh.de, T: 040.270 79 06 01 Thalia Theatertag Einmal im Monat an wechselnden Tagen, quer durch den Spielplan: 50% Ermäßigung auf den Normalpreis auf allen Plätzen am Alstertor und in der Gaußstraße ThaliaCard Ein Jahr lang zum halben Preis ins Thalia Theater – so oft Sie wollen, wo Sie wollen. Die ThaliaCard ist gültig für zwei Personen, nicht übertragbar, kostet 99 € und ist 12 Monate gültig. Ein Ein­ stieg ist jederzeit möglich. ThaliaFerienCard Während der Hamburger Ferien (außer Weihnachten und Sommer sowie Gastspiele und Sonderveranstaltungen) zum halben Preis ins Theater. Gültig für zwei Personen, nicht übertragbar, Preis 25€. Ein Einstieg ist jederzeit möglich.


118

Plätze&Preise Erst mal mit Abstand: Einzel- und Gruppensitze können Sie an der Tageskasse, im Kundenzentrum und unter thalia-theater.de buchen

Barrierefreiheit geprüft Bericht Thalia Theater 2/7

Prüfergebnis Das Thalia Theater wurde im Oktober 2015 durch einen zertifizierten Erheber evaluiert und durch die Prüfstelle mit dem Zertifikat

„Barrierefreiheit geprüft“ teilweise barrierefrei für Menschen mit Gehbehinderung

A B C D E

Parkett Reihe 1 – 11, Logenrang detaillierte Informationen Parkett Reihe 12 – 16, Mittelrang Reihe 1 – 2 Rollstuhlfahrer Parkett Reihe 17 – 18, Mittelrang Reihe 3 – 5 Menschen mit Hörbehinderung Oberrang Reihe 1 – 2, einzelne Plätze im Parkett Gehörlose Menschen Menschen mit Sehbehinderung Parkett Reihe 19 – 21, Oberrang Reihe 3 – 9, einzelne Plätze im Mittelrang Blinde Menschen einzelne Plätze im Mittel- und Oberrang

I II III IV

Preis- und Platzgruppen Sonntag Nachmittag So – Do Abend & Sa Nachmittag Fr – Sa Abend & Sonderpreis Premieren & Sonderpreis

ausgezeichnet und darf das Kennzeichen von November 2015 bis Oktober 2018 führen.

Darüber hinaus liegen

vor für:

Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen

A 31,-- 41,-- 55,-- 79,--

B 24,-- 30,-- 43,-- 66,--

C 16,-- 22,-- 35,-- 52,--

© DSFT Berlin, Charlottenstraße 13, 10969 Berlin Prüfsystem zur Barrierefreiheit, Version 1.2.7, Bericht PA-843-2015 vom 09.12.2015

D 12,-- 15,-- 21,-- 31,--

E 7,-8,-11,-16,--

Thalia Gaußstraße Studiobühne: Freie Platzwahl. Vorstellungen 25/11€, Premieren 31/17€. Garage: Freie Platzwahl. Vorstellungen 20/11€, Premieren 26/17€. Theaterbar Nachtasyl Freie Platzwahl. Preise je nach Veranstaltung Informationen zur Barrierefreiheit auf Seite 121


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Abos

thalia-theater.de/abo

Bei Fragen zu Ihrem Abo in die­ sen besonderen Zeiten melden Sie sich gern im Abobüro.

Abobüro/Kundenzentrum am Alstertor. Hier beraten wir Sie gern. Mo bis Fr 10 – 18 Uhr, T: 040.328 14-433. E-Mail abo@thalia-theater.de Abos Vorstellungen PremierenAbo 9 FestAbo  Fr bis Sa Abend 8 FestAbo  So bis Do Abend 8 FestAbo  Versch. Tage (VTG) 8 FestAbo  Sa & So Nachmittag 8 FestAbo  Sonntag 17 Uhr 8 JugendFestAbo 8 WahlAbo  So bis Do Abend 6 SuperWahlAbo  Fr bis Sa Abend 6 JugendWahlAbo 6 Das Paket  Oper, Ballett, Thalia 6 FirmenAbo 4 6PackAltona 6 ThaliaCard X Thalia FerienCard X

A 648,-- 246,-- 210,-- 210,-- 160,-- 160,-- 128,-- 192,-- 246,-- / 250,-- 114,-- 93,-- 99,-25,--

B 531,-- 190,-- 152,-- 152,-- 130,-- 130,-- 84,-- 138,-- 177,-- / / / /

C D 414,-- 252,-150,-- 104,-118,-- 82,-118,-- 82,-96,-- 5 6,-96,-- 5 6,-66,-- 6 0,-102,-- 6 6,-129,-- 7 8,-51,-- / / / / / / /

FestAbo Sie sehen neue Stücke und das Repertoire auf den von Ihnen aus­ gewählten Plätzen. Zu Beginn der Saison erhalten Sie alle Termine; halbjährlich die konkreten Stücke. Ihre Karten sind bis zu 46% gün­stiger, und Ihr Abo-Ausweis ist auch ein HVV-Ticket vor und nach jeder Aufführung. Ein­s tieg jederzeit möglich! WahlAbo Z.B. 3 Mal zu zweit oder 1 Mal zu sechst nach eigener Wahl ins Thalia Theater. Dabei sparen Sie bis zu 39%. FirmenAbo 4 Theaterabende im Kollegium in der besten Platzgruppe inkl. Programmheft für 114 € pro Person. Buchbar ab 20 Personen Abo Spezial / Özel An acht Abenden verbinden Menschen einen Theater­ besuch mit transkulturellem Austausch, inklusive einer speziellen Einführung.

NEU Mit einem Thalia-Abo erhalten Sie 10% Rabatt auf Tickets der Hamburger Symphoniker. Dies ist beim Kartenkauf wählbar – der Nachweis ist beim Einlass er­f or­der­lich. Gilt nicht für Sonderkon­ zerte inkl. Weihnachtskonzert, Die Neunte, Haspa-Neujahrskonzert und das Martha Argerich Festival.


120 Spielstätten & Anfahrt thalia-theater.de/ihrbesuch

Nach der Sommerpause wieder geöffnet!

Thalia Theater & Kundenzentrum Alstertor, 20095 Hamburg T: 040.328 14-0 / -444 Haltestellen U/S Jungfern­stieg, U Rathaus & U Möncke­berg­ straße, Bus Gerhart-Hauptmann-Platz. Der Einlass ins Thalia Theater am Alstertor beginnt eine Stunde vor der Vorstellung. Das Thalia Das Nachtasyl plant, ab Ende August Theater ist als barrierefrei zertifiziert. den Barbetrieb wieder aufzunehmen. Nachtasyl Die Bar unter dem Dach des Thalia lädt alle ein: Ensem­ WannPublikum, wieder Konzerte, Lesungen und nachtasyl.de Clubs,stattfinden? Konzerten, zu ble und Mitarbeitende des Thalia – zu Partys, Partys Lesungen, Inszenier ­tem und Improvisiertem. Barbetrieb täglich ab 19 Uhr und nach den Vorstellungen, das Nachtasyl ist nicht barriere­ frei. thalia-theater.de/nachtasyl Thalia Gaußstraße Gaußstraße 190, 22765 Hamburg Haltestellen Ab S-Bahnhof Altona Metrobus 2 bis Haltestelle Gaußstraße. Auf der Studio­bühne und in der Garage wird junges, progressives und experimen­telles Theater aufgeführt. Das Thalia Gaußstraße ist als barriere­frei zertifiziert. Ballsaal Im Foyer des Thalia Gaußstraße finden u.a. die „Früh-Stücke“, Pre­ mierenparties, Einführungen oder Nachgespräche statt. Öffnung Ob Veranstaltungen im Ballsaal eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Vor und nach den Vor­stel­lun­ gen wieder möglich sind, wird zu gibt es kleine Speisen und Getränke. Beginn der Spielzeit geprüft. Seit November 2015 wird der Ballsaal am Mittwoch-, Donnerstagund Samstag­nachmittag zur „Embassy of Hope –Die Café International“. Embassy of Hope wird zu­ nächst eingeschränkt öffnen. Mehr unter thalia-theater.de/embassy Mittelrangfoyer geöffnet vor der Vorstellung und in den Pausen, bei Premierenfeiern, für Einführungen, Podiumsdiskussionen. Bewir­tung durch das Thalia Theaterrestaurant Café des Artistes Parken In unmittelbarer Nähe zum Thalia Theater befinden sich die Park­ häuser Q-Park City-Parkhaus (Gertrudenstraße 2) und Contipark Tiefgarage Europa Passage (Hermannstraße 11). Die Ausfahrt ist rund um die Uhr möglich. Im Thalia Gaußstraße gibt es direkt auf dem Gelände (Gaußstraße 190) kostenfreie Parkmöglichkeiten für unser Publikum. HVV Ihre Eintrittskarte (auch das Online-Ticket) und Ihr FestAbo-Ausweis sind am Veranstaltungstag gültig für eine Fahrt zum Veranstaltungsort und zurück im Gesamtbereich ABCDE einschließlich Schnellbus, AKN, Metro­nom, Regionalbahn und Regionalexpress.


121 Barrierefreiheit thalia-theater.de/barrierefrei

Vor dem Thalia Theater befinden sich zwei Behindertenparkplätze. Die be­ nachbarten Parkhäuser Q-Park City-Parkhaus & Contipark Tief­ garage Europa Passage verfügen über Behindertenparkplätze und sind barrierefrei zugänglich. Die nächsten barrierefreien ÖPNVHaltestellen: S-Bahn Hauptbahnhof, U-Bahn Jungfernstieg (U2 und U4), Bus Gerhart-Hauptmann-Platz. Für den barrierefreien Zugang ins Parkett melden Sie sich bitte beim Vorderhauspersonal oder über den roten Knopf am Haupt­ eingang. Wir begleiten Sie dann gerne zum barrierefreien Zugang an der Seite des Gebäudes. Das Thalia Theater verfügt über zwei Rollstuhlplätze in Reihe 4 im Parkett sowie über eine Behindertentoilette (> 90cm ) rechts im Parkett. Die Plätze im Logen-, Mittel- und Oberrang sind nicht bar­ rierefrei zugänglich. Beim Thalia Gaußstraße befinden sich Parkplätze direkt vor dem Haus. Die nächste barrierefreie ÖPNV-Haltestelle: Bus Gaußstraße, Linie 2 Das Thalia Gaußstraße verfügt je nach Vorstellung über min­des­tens einen Rollstuhlplatz sowie über eine Behinderten­toilette (> 80cm). Hörhilfen erhalten Sie im Thalia Theater im Parkett rechts. Hier bekommen Sie auch Informationen zur Funktion der Induktionsschleife. Übertitel Ausgewählte Stücke zeigen wir mit deutschen, englischen, türki­ schen oder russischen Übertiteln. Alle Informationen hierzu finden Sie unter: thalia-theater.de/uebertitel Audiodeskription Im Thalia Gaußstraße bieten wir für Gäste mit Seh­ behinderung in unregelmäßigen Abständen eine Vorstellung mit Audiodeskription und vorheriger Bühnen­begehung an. Aktuelle Termine finden Sie unter: thalia-theater.de/barrierefrei Ermäßigungen – Menschen mit Schwerbehinderung ab 50% sowie die ggf. auf dem Ausweis vermerkte Begleitung erhalten Karten zum halben Preis. Rollstuhlfahrerinnen & -fahrer und ihre Begleitung zahlen vergünstigte Preise. Das Thalia Theater wurde im Rahmen des bundesweiten Kenn­ zeichnungssystems „Reisen für alle“ als barrierefrei zertifiziert (Thalia Theater G1&H1, Thalia Gaußstraße G1). Die detaillierten Berichte zur Barrierefreiheit in beiden Spielstätten finden Sie unter thalia-theater.de/barrierefrei.


122 Gastronomie & Hotels Das Café des Artistes bietet im Gebäude des Thalia Theater französische Geöffnet!Bistroküche und hochwertige Weine à la carte. Reservierung unter T: 040.30 37 50 88 cafedesartistes.de Bis auf Weiteres finden nur Veran­ Pausenbewirtung In den Foyers des Thalia Theater und im Teeraum können staltungen ohne Sie ab einer Stunde vor den Vorstellungen und in den Pausen Pause statt. Wir Getränke und Snacks aus dem Café des Artistes genießen. hoffen, bald wie­ der Getränke und Thalia Gaußstraße Im Ballsaal unserer Spielstätte in Altona werden Snacks in den Fo­ yers anbieten zu Getränke, kleine Speisen wie Brezeln und hausgemachte Falafel, können. Suppen, Teigtaschen und Kuchen angeboten. Farina Meets Mehl Vintage-Charme, kreative Pizza-Variationen und Cocktails bietet das benachbarte Restaurant auf dem Gelände des Thalia Gaußstraße. Reservierung unter T: 0162.866 36 00 / farina.pizza Geöffnet!

Hotels Ob Sie ein Luxuswochenende in Hamburg verbringen möchten oder als Festival-Dauergast eine günstige Bleibe suchen: Unsere Hotel­ partnerschaften bieten für Thalia-Gäste individuelle Bonus-­Angebote für jeden Geschmack und Geldbeutel. Unsere Partnerhotels: Reichs­ hof Hamburg am Hauptbahnhof, Superbude St. Pauli, Literaturhotel Wedina an der Alster, prizeotel Hamburg-City zwischen Elbbrücken und Deichtorhallen. Mehr unter thalia-theater.de/hotels

Halber Preis, volles Programm. Monatlich, in den Ferien oder das ganze Jahr.

ThaliaTheatertag Einmal im Monat an wechselnden Tagen, auf allen Plätzen. ThaliaCard Mit der ThaliaCard ist jeder Tag Theatertag. Einmal 99 € zahlen, ein Jahr lang zu zweit für die Hälfte ins Theater gehen. Gültig für alle Thalia­ Bühnen und -Plätze.* ThaliaFerienCard Urlaub im Theater! Nur 25 €, gültig für ein Jahr für zwei Personen in den Hamburger Schulferien (außer Weihnachten und Sommer).* *ausgenommen Premieren & Sonderveranstaltungen


Konzertreihe 2020/21 resonanzen 123

»So komm! Dass wir das Offene schauen, Dass ein Eigenes wir suchen, so weit es auch ist.«

Saisoneröffnung: Di 08.09.2020 Elbphilharmonie, Großer Saal weitere Termine auf ensembleresonanz.com/termine


124

Die Mitgliederzahl der Thalia Freunde steigt und steigt ... Es lohnt sich!

BĂźcher brauchen Leser. Klima braucht Schutz. Aale brauchen Dieter. Theater braucht Freunde. Alle Vorteile, Info & Anmelden unter thalia-freunde.de

freunde


125 Angebote für Studierende

thalia-theater.de/studierende

Wiedereröffnung zum Winter­ semester 2020/21 geplant

Unistand Im Uni-Kontor am Allende-Platz können Studierende (bis 30 Jahre) während des Semesters immer dienstags von 11.45 – 14 Uhr Karten für ausgewählte Stücke der kommenden Wochen ab 5€ kaufen. freiKartE Alle Erst- und Zweitsemester der Hamburger Universitäten bekom­ men in den ersten vier Monaten des Wintersemesters kostenlose Tickets für ausgewählte Vorstellungen. Mehr unter meinefreikarte.de. JugendWahlAbo (bis 30 Jahre) Die günstigste Möglichkeit, regelmäßig ins Thalia (Alstertor & Gaußstraße) zu gehen: 1 Mal zu sechst, 3 Mal zu zweit oder 6 Mal alleine. Stücke frei wählbar (ausgenommen Premi­ eren & Sonderveranstaltungen), Sitzplätze nach Möglichkeit in den besten Kategorien. Für 51€ JugendFestAbo (bis 30 Jahre) hat alle Vorzüge des FestAbos: An acht Terminen stehen in der Regel alle Stücke der Saison auf dem Kalender. Der Einstieg in das Abo ist jederzeit möglich. Ab 60 € ThaliaCampus – Theatertage für Studierende Der Juni ist der StudierendenMonat: Spannende Workshops und Führungen bieten Einblicke in die Arbeit vor und hinter den Kulissen. Von Schauspiel über Kostüm­­ färberei bis hin zur Kommunikation und Geschäftsführung – für jeden ist etwas dabei. Die Vorstellungsbesuche im Thalia und der Gauß­ straße gibt es in diesem Zeitraum für Studierende zu besonders günstigen Preisen. thalia-theater.de/campus Junge Freunde (bis 30 Jahre) & Freunde30+ (ab 31 bis 35 Jahre) erfahren zu­ erst, was im Thalia Theater geschieht, kommen in den Genuss von Probenesuchen, schauen hinter die Kulissen oder entdecken auf Gastspielreisen die (Theater-) Welt. Junge Freunde zahlen 1 € pro Lebensjahr/Spielzeit; Freunde30+ 75€/Spielzeit. Partys & Konzerte In der Theaterbar Nachtasyl finden regelmäßig Konzerte und Partys zwischen Subkultur und zeitgenössischer Popmusik statt. Jobs und Praktika Ob in der Videoabteilung, bei Produktionen, in der Kom­ mu­nikation oder Grafik: Das Thalia Theater schreibt regel­mäßig Hospitanzen für Produktionen oder Praktika für längere Zeit­r äume in verschiedenen Abteilungen aus. Aktuelle Ausschreibungen unter thalia-theater.de/jobs Das Nachtasyl ist hoffentlich ab Ende August wieder für Sie da! Zwar noch ohne Partys, aber dafür mit guten Drinks.


126 Information & digitaler Service

Newsletter, Website, Soziale Medien – aktuell der beste Weg, um über alle Vorverkaufsstarts und Entwicklungen am Thalia Theater laufend informiert zu sein.

thalia-theater.de/ihrbesuch

E-Lepo Der digitale Monatsspielplan kann ab VVK-Beginn (erster Werktag des Vormonats) von der Website als PDF heruntergeladen werden. thalia-theater.de/kaufen Website Spielplan, Webshop und alle Infos unter thalia-theater.de Newsletter Jeden zweiten Montag frisch: Informationen, Einblicke und Tipps rund ums Thalia sowie den E-Lepo zum VVK-Beginn. Anmeldung unter thalia-theater.de/newsletter Monatsspielplan Das Thalia-Programm kostenlos per Post erhalten. Bestellen unter theaterkasse@thalia-theater.de oder T:040.32814-444 Soziale Medien Share, comment, like – auf Facebook, Insta­gram, Twitter, YouTube und auf Soundcloud Livestreams Bei einmaligen politisch und gesellschaftlich relevanten Veranstaltungen streamen wir die Debatte per Livestream auf thalia-theater.de/livestream Einführungen Die Dramaturgie bietet regelmäßig eine halbe Stunde vor Vor­stellungsbeginn kostenlose Einführungen im Mittelrangfoyer an. Die Termine finden Sie im monatlichen Spielplan und unter thaliatheater.de/einführung Übertitel Wir übertiteln mindestens einmal im Monat eine Vorstellung auf Englisch, Türkisch oder Russisch. thalia-theater.de/übertitel Audiodeskription Wir bieten in unregelmäßigen Abständen eine Vorstel­ lung mit Audiodeskription für Zuschauerinnen und Zuschauer mit Sehbehinderung an. Früh-Stücke An ausgewählten Sonntagvormittagen geben Beteiligte aus Schauspiel, Regie, Dramaturgie, Bühnenbild und Musik ab 11 Uhr im Ballsaal im Thalia Gaußstraße Einblicke in aktuelle Produktionen und kommende Premieren. Der Eintritt ist frei. Das preisgünstige Frühstücksbuffet ist ab 10 Uhr erhältlich. Führungen Lernen Sie das Thalia kennen: Bühne, Schnürboden, Werkstätten, alles über die Entstehung einer Inszenierung. Termine für öffent­ liche Führungen im Monats­spielplan, Gruppenführungen unter T: 040.32814-139 jungundmehr@thalia-theater.de Programmhefte mit Hintergrundinformationen erhalten Sie am Vorstel­ lungsabend sowie im Kunden­zentrum und an der Tageskasse. Einführungen, Früh-Stücke und Führungen finden sobald wie möglich wieder statt.


127 Immer wissen, was in Hamburg wichtig ist! Genießen Sie ausgezeichneten Journalismus gedruckt und digital – täglich mit dem morgendlichen Newsletter »Elbvertiefung«, jederzeit auf ZEIT ONLINE und immer am letzten Donnerstag im Monat in der ZEIT.

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www.zeit.de/thalia


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Thalia International wird gefรถrdert von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius


129 Impressum

Herausgeber Thalia Theater GmbH, Alstertor, 20095 Hamburg Intendant Joachim Lux Kaufmännischer Geschäftsführer Tom Till Redaktion Dramaturgie; Kommunikation Fotos Tim Bruening (S. 124), Vedad Divović (S. 88 & 89), Fabian Hammerl (S. 6, 8 –13), Armin Smailovic (S. 50–87, 90–92) Gestaltung Andreas Brüggmann; Bureau Mirko Borsche Druck Langebartels & Jürgens Redaktionsschluss 15. März 2020 26. Juni 2020

Partner

Medienpartner

Wir in Alt ona

6Pack Altona: Das flexible Wahlabo für die Gaußstraße

Das schönste aller 6Packs: Mit dem 6Pack Altona können Sie machen, was Sie wollen – und dabei sparen! Für einmalig 93€ können Sie sechs Veranstaltungen flexibel aus dem Spielplan der Gaußstraße auswählen (außer Premieren und Sonderveran­ staltungen) und 57 Euro sparen. Bei unse­ren Partnern in Altona bekommen Sie darüber hinaus noch weitere Vergünstigungen. Erhältlich im Abobüro am Alstertor. thalia-theater.de/gauss


Hauptförderer

Förderer, Partner, Enthusiasten

Gefördert im Fonds TURN der

Kühnen Baum­ schule GmbH

Lessingtage 2021

K.S. Fischer-Stiftung

Diese Aufstellung enthält alle zum Redaktionsschluss feststehenden Förderer. Ebenso möchten wir uns an dieser Stelle bei allen Partnern und Unterstützern bedanken, die bei Redaktionsschluss noch nicht feststanden oder ungenannt bleiben möchten.


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