Lessingtage 2022 | Celebration of Life

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Theaterfestival 20.Januar – 6. Februar 2022 er.de thalia­theater


Liebes Publikum, Auch in diesem Jahr haben wir den Künstler Stefan Marx gebeten, sich mit Überzeich­ nungen zu Themen des Festivals einzumischen. Once again we asked the artist Stefan Marx to interfere with the themes of the festival by drawing all over.

es gibt wohl kein größeres Thema als das Leben selbst: als Gegenstand für ein Festival ist es so selbstverständ­ lich wie unmöglich zugleich. Nichtsdestotrotz ist dies die erste Ausgabe der Lessingtage nach einer Zeit, in der sich unser Zusammenleben grundlegend verändert hat. Obwohl Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise von der Pandemie betroffen waren und sind, standen überall Vereinzelung und Endlichkeit noch mehr als sonst im Vordergrund. Dem wollen wir etwas entgegensetzen: „Celebration of Life“ soll dem jetzt so wichtigen und drängendem Bedürfnis der Freude am Leben Ausdruck verleihen. Mit der Kunst das Leben feiern! Den Auftakt macht ein Schwerpunkt zum politisch verfolgten, russischen „Gesamtkunstwerker“ Kirill Serebrennikov: Er inszeniert mit „Der schwarze Mönch“ eine Uraufführung eines Tschechow-Textes über die unbändige Sehnsucht des Menschen nach Leben. Gleich danach nimmt er uns in „Barocco“, einem Gastspiel des Gogol Center, mit auf einen furiosen Ritt durch Barockmusik und politschen Protest. Wir freuen uns, auch seinen Kinofilm „Leto“ präsentieren zu können. Die Festivalrede hält Nino Haratischwili. In Tbilissi geboren, ist sie eine wahre Grenzgängerin und eine der eigenwilligsten, sprachmächtigsten und uner­ schrockendsten Stimmen der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur. „Celebration of Life“ wird im englischsprachigen Raum auch oft als Bezeichnung für eine Trauerfeier verwendet. In diesem Sinne gehen wir auf die Fragilität des Lebens ein und zeigen Produktionen, in denen extreme Lebens­ entwürfe durchgespielt werden: In „Das Leben des Vernon Subutex 1“ lässt Regisseur Thomas Ostermeier seinen Protagonisten Joachim Meyerhoff die Abgründe einer von sozialer Auflösung geprägten Gesellschaft schmerzhaft erleben. Die schillernde dänische Künst­ lerin Madame Nielsen wiederum führt uns in „Die Welt­ erlöserin“ unsere Wider­sprüche vor Augen, wenn es darum geht, die eigene Lebensweise zu hinterfragen: „Sie weiß, dass sie keine Lebensmittel kaufen soll, die mit Flugzeugen hierher transportiert werden müssen, aber, ach, Avocado soll ja sooo gesund sein, und gerade


sie braucht ja gesundes Fett!“ Das Verhältnis von Leben und Umwelt thematisiert auch die vielfach preisge­ krönte Aufführung des belgischen PerformanceKollektivs Ontroerend Goed – sie bebildern die Um­ kehrbarkeit der Dinge nach dem Point of No Return inhaltlich und formal: „Are we not drawn onward to new erA“ (lesen Sie es mal rückwärts!). Oder es geht um den radikalen Wunsch, die Lebensform gleich kom­plett zu ändern: Ein Schaf möchte ein Mensch werden und erleidet in „The Sheep Song“ des flämi­ schen Kollektivs FC Bergman in berührend poetischer Bildsprache alle Ohnmachtserfahrungen, die auch die menschliche Existenz durchziehen. Die Endlichkeit des Lebens und was danach kommt, ist das Thema der „Langen Nacht der Weltreligionen“, die fragt: „Un­sterb­­­lichkeit: Traum oder Albtraum?“. Einen Entwurf für das Leben nach der Pandemie macht Toshiki Okada in „Doughnuts“. Der japanische Ausnahme­ künstler eröffnet das Festival mit seiner ersten Produk­ tion am Thalia Theater in der Gaußstraße und präsentiert damit die zweite Hausproduktion eines internationalen Regisseurs zu Beginn des Festivals. Ein vorsichtiges, freudiges „Wieder-Herantasten“ an das Leben auf der Bühne unternimmt auch die italienische Kompanie Deflorian/Tagliarini, die mit ihrer Hommage an Fellinis „Ginger e Fred“ erstmals in Deutschland präsent ist.

There is no bigger topic than life itself. As a festival theme it is as obvious as impossible. However, this year’s edition of Lessing­ tage is the first after a time where isolation, finite­ ness and an immediate threat to everybody’s lives shook the world. We will counter that with a “Celebration of Life”. Finally, we can share inter­ national theatre with our audience again and ex­ press the dire need for community and joy, but also grapple with the fragility of life, and the constant presence of death. The effects of this latest disaster, which in the face of climate change and other challen­ ges is, of course, just one more of many, will be with us for a long time to Am Ende des Festivals entlassen wir Sie mit einem come. But we can already hoffnungsvollen „Have a good day!“, der tausendfach start now to perceive the formulierten Verabschiedung der Kassiererinnen, die structures that determine noch vor einigen Monaten als systemrelevant beklatscht our life as changeable wurden. Die Banalität dieser Floskel, Titel der litauischen (especially in a good Musikperformance, wird zur Verdichtung eines der sense). Or as Kirill Gefühle, die bleiben, im – hoffentlich – letzten Auf­ Serebrennikov says: bäumen der Pandemie. „Every day is an empty Die Auswirkungen dieser jüngsten Katastrophe, die stage“. im Angesicht von Klimawandel und anderen Heraus­ forderungen nur eine weitere unter vielen ist, werden uns noch lange begleiten. Wir können aber jetzt damit beginnen, die Strukturen, die unser Leben bestimmen, als (vor allem im guten Sinne) veränderbar wahrzu­ nehmen. Oder um es mit Kirill Serebrennikov zu sagen: „Every day is an empty stage“.


Festliche Verleihung des LessingPreises 2021 Festakt Thalia Theater So, 23. Januar 11 Uhr Eintritt frei Zählkarten erforderlich

Eine Veranstaltung der Behörde für Kultur und Medien Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Thalia Theater

In deutscher Sprache

Der Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg ist einer der renommiertesten deutschen Kulturpreise. 1929 wurde er zum ersten Mal zum 200. Geburtstag von Gotthold Ephraim Lessing verliehen. Seither geht er alle vier Jahre an bedeutende publizierende Persönlichkei­ten. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Hans Henny Jahnn, Walter Jens, Hannah Arendt, Max Horkheimer und Jan Philipp Reemtsma. 2017 erhielt die Philosophin Juliane Rebentisch den mit 10.000 Euro dotierten Preis. Außerdem vergibt der Senat das mit 5.000 Euro dotierte Stipendium des Lessing-Preises an herausragende Auto­ rinnen und Autoren aus Hamburg, zuletzt an die Autorin und Dramatikerin Nino Haratischwili. Das Preisrichterkollegium, bestehend aus Jan Bürger (Deutsches Literaturarchiv Marbach), Anne-Dore Krohn (RBB), Maike Schiller (Hamburger Abendblatt), Selma Wels (Literaturfestival „Wir sind hier“) und Robert Zepf (Staatsund Universitätsbibliothek Hamburg), trifft im November seine Entscheidung. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, wird die Preise am 23. Januar 2022 während der Lessingtage im Thalia Theater verleihen.

„Es ist so traurig, sich allein zu freuen.“ Gotthold Ephraim Lessing

The Lessing Prize of the Free and Hanseatic City of Hamburg is granted every four years and is among the most renowned cultural awards in Germany. First awarded in 1929, and endowed with 10.000 Euro, its prize winners rank among personalities such as Max Horkheimer and Hannah Arendt. After the jury decision in November, senator Carsten Brosda will bestow this honor upon the new awardee at Thalia Theater.

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Der schwarze Mönch von Kirill Serebrennikov nach Anton Tschechow Produktion Thalia Theater Uraufführung Premiere Do, 20. Januar 19 Uhr Eintritt € 16 – 79 Fr, 21. Januar 19 Uhr Sa, 22. Januar 18 Uhr So, 23. Januar 18 Uhr Eintritt € 11 – 55 In deutscher und russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In German and Russian with German and English surtitles Eine internationale Pro­ duktion mit deutschem und russischem Ensemble Am 22. Januar im Anschluss: Joachim Lux im Gespräch mit dem Ensemble Am 25. Januar im Nacht­ asyl: Leto, ein Film von Kirill Serebrennikov –› S.12

Der kulturelle Austausch innerhalb Europas ist seit bald fast zwei Jahren zum Erliegen gekommen. Umso wichtiger ist es, starke künstlerische Zeichen für ein kulturelles Europa ohne Grenzen zu setzen. Ein Zeichen für die Freiheit, für eine Freiheit, die wir uns erst wieder erobern müssen. Entstanden ist eine außergewöhnliche Kollaboration zwischen dem Thalia Theater und Künst­ lerinnen und Künstlern, die mit dem russischen Regis­ seur Kirill Serebrennikov verbunden sind. Die künstlerische Bearbeitung der Erzählung „Der schwarze Mönch“ nach Anton Tschechow geht weit über das klassische Sprechtheater hinaus und vereint Körper, Klang, Sprache und Bild. Hier wirken Schauspiel, Performancekunst, Tanz und Gesang gleichermaßen zusammen, eine Begegnung von Kulturen und Kunst­ formen. Und worum geht es in Tschechows kaum bekannter Geschichte? Die Antwort gibt der Regisseur selbst: „How can we find strategies to survive? By work? By love? By art?“ Kirill Serebrennikov

This adaptation of Cekhov’s largely unknown novella is a testament to the cultural exchange within Europe which had been halted for the better part of two years up until now. Director Serebrennikov is collaborating with German and Russian artists to create a multi-genre performance, incorporating body, sound, language and visuality. A true encounter of cultures and theatre aesthetics.

Gefördert von

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Doughnuts von Toshiki Okada Regie Toshiki Okada Produktion Thalia Theater Uraufführung Thalia Gaußstraße Fr, 21. Januar 20 Uhr Premiere Eintritt € 31/17 Sa, 22. Januar 20 Uhr Do, 3. Februar 20 Uhr Eintritt: € 25 /11

Am 21. Januar im Anschluss: Premieren­ feier mit Publikum

Am 22. Januar im Anschluss: Julia Lochte (Chefdramaturgin Thalia Theater) im Gespräch mit Toshiki Okada und dem Ensemble

Der japanische Theaterkünstler Toshiki Okada lässt Menschen der Hypermoderne an sehr konkreten Orten aufeinandertreffen: an einer nächtlichen U-Bahn-Station in Tokio („Nō Theater“), in einer Karaoke-Bar („No Sex“), in einem Wohnhaus („The Vacuum Cleaner“). Dort nähert er sich ihnen dann mit den Mitteln einer zeitgenössischen Version der Technik des japanischen Nō Theaters. Für „Doughnuts“ versammelt er eine Handvoll Gäste einer Konferenz in einer Hotellobby. Die Welt ist wie ein Doughnut: viel Rand und in der Mitte ein Loch. Eine Leerstelle, die immer größer wird, mit der zunehmen­ den Erosion aller Gewissheiten. Ein perfektes Sinnbild für ein modernes Phänomen: Eine Spezies erobert einen fremden Lebensraum und stiftet Verwirrung. Ein Bär im Supermarkt, ein mutierendes Virus oder Social Media ohne Herzen. Irgendwann weiß niemand mehr, ob die eigene Denkweise noch stimmt – nicht zuletzt, weil der Menschheit eine Neudefinition ihrer Werte in Hoch­ geschwindigkeit abverlangt wird. Oder eben: weil Menschen den Anschluss an die Außengeschwindigkeit verlieren. Zusammen mit seiner Kompanie „Chelfitsch“ wurde Okada international bekannt und ist mit seinen Arbeiten regelmäßig in Asien, Nordamerika und Europa zu Gast. „The Vacuum Cleaner“ (Münchner Kammerspiele) war 2020 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Mit „Doug­h­ nuts“ inszeniert Okada erstmals am Thalia Theater. The world is like a doughnut: lots of edge, and a hole in the middle. A blank space, growing bigger with the increasing erosion of all certainties. A perfect image for a modern phenomenon: a species conquers a foreign space and creates confusion. Japanese director Toshiki Okada is known for bringing his protagonists together in very concrete places of a hypermodern world. Okada was invited to Theatertreffen Berlin in 2020 with “The Vacuum Cleaner” and is now directing at Thalia Theater for the first time.

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Avremo ancora l’occasione di ballare insieme Gastspiel Deflorian /Tagliarini Italien Deutschland-Premiere Thalia Gaußstraße Mo, 24. Januar 20 Uhr Di, 25. Januar 20 Uhr Eintritt € 31/17 1:30 Stunden In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In Italian with English and German surtitles Am 24. Januar im Anschluss: Prof. Dr. Hanna Klimpe (HAW Hamburg) im Gespräch mit dem Regieteam und dem Ensemble sowie Premierenfeier mit Publikum

Wir werden wieder miteinander tanzen können Ein Projekt von Daria Deflorian und Antonio Tagliarini „Wann werden wir wieder miteinander tanzen können?“, fragt Giulietta Masina mit bangem Blick auf ihren Film­ partner Marcello Mastroianni im Film „Ginger und Fred“ von Federico Fellini aus dem Jahr 1986. Am Ende einer langen Karriere wird dort das alternde Entertainer-Paar noch­mals für einen letzten gemeinsamen Auftritt vor die Fernsehkameras geholt und stellt jene Frage, die die Gesellschaft allgemein, aber vor allem Künstlerinnen und Künstler in den letzten eineinhalb Jahren existenziell beschäftigt hat. Frei inspiriert von diesem Film über die Vergänglichkeit von Künstlerexistenzen ist ein einfühlsamer Theater­ abend entstanden, der das Zusammenkommen auf der Bühne selbst zum Thema macht. Eine Ballade, die Per­ formerinnen und Performern gewidmet ist, und ihrer Sehnsucht, ihr Innerstes nach außen zu kehren für das Publikum, das ihnen als Gegenüber so lange verwehrt war. Denn manchmal muss man einfach tanzen, ob in Abendgarderobe oder Pyjama. Das Regie- und Autoren-Duo, das in seinen Produktionen auch immer selbst mitspielt, arbeitet meisterhaft mit der suggestiven Kraft des intimen Geschichtenerzäh­ lens. Bereits auf mehreren internationalen Festivals eingeladen, sind sie mit dieser persönlichen Liebes­ erklärung an die Kunst und das Theater selbst erst­ mals in Deutschland zu sehen. With this intimate love letter to the theater and their artists, the writer/director duo Deflorian/Tagliarini is showing their work in Germany for the very first time. Loosely inspired by Fellini’s film “Ginger and Fred”, this show is a ballad for performers of all ages, for their desire to come together and to expose themselves again to an audience. Sometimes you just have to dance, no matter if you’re in an evening gown or your pyjamas.

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© Prelinger Archive

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Leto Filmvorführung Russland, Frankreich Thalia Theater Nachtasyl Di, 25. Januar 20 Uhr Eintritt € 11/9 2:08 Stunden; FSK 12 In russischer Sprache mit deutschen Unter­ titeln (OmU) Weltpremiere bei den Filmfestspielen Cannes 2018 Weltkino Filmverleih GmbH, Leipzig Im Anschluss: Gespräch, Wodka und Musik Sehen Sie zwei Theater­ arbeiten von Kirill Serebrennikov bei den Lessingtagen: Der schwarze Mönch –› S.6 und Barocco –› S. 14

Ein Film von Kirill Serebrennikov Leningrad, ein Sommer zu Beginn der 1980er Jahre. Während Alben von Lou Reed und David Bowie heim­ lich die Besitzer wechseln, brodelt die UndergroundRockszene. Mike und seine Frau Natascha lernen den charismatischen Musiker Viktor Zoi kennen. Ihre un­ bändige Leidenschaft für die Musik verbindet sie schnell zu einer eigenwilligen Dreieckskonstellation. Als Teil einer neuen Musikbewegung werden sie trotz staatlich kontrollierter Konzerte das Schicksal des Rock’n’Roll in der Sowjetunion verändern. Nach der wahren Geschichte um die legendäre russi­ sche Rockband „Kino“ fängt „Leto“ (Sommer) das Lebens­ gefühl einer sich nach Freiheit sehnenden Generation kurz vor der Perestroika ein. Kirill Serebrennikow gelingt ein mitreißendes und leichtfüßiges Zeitbild einer Jugend zwischen Rebellion und dem Leben unter Zensur. Eine Hymne auf die ungestüme Kraft von Musik, Liebe und Freundschaft. Der Regisseur selbst wurde während der Dreharbeiten 2017 festgenommen und musste den Film im Hausarrest fertigstellen. „Was dabei herauskam, hat seherische Kraft: ‚Leto‘ deutet an, wie die Ära Putin Russland einfriert.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung Im Sommer 2020 wurde der Song „Chotschu Peremen“ (Ich will den Wandel) von Viktor Zoi zur Widerstands­ hymne der Oppositionsbewegung in Belarus. Based on the true story of the legendary Russian rock band “Kino“ and its front man Viktor Zoi, Kirill Serebrennikov’s feature film “Leto” (Summer) captures the attitude towards life of a generation longing for freedom shortly before perestroika.

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© Hype_Film­Kinovista


Die Welterlöserin Gastspiel Madame Nielsen Dänemark

Eine feministisch-öko-faschistische Show von Madame Nielsen, Christian Lollike und dem Halvcirkel String Quartett

Deutschland-Premiere Thalia Gaußstraße Fr, 28. Januar 20 Uhr Sa, 29. Januar 20 Uhr Eintritt € 31/17 1:25 Stunden

Die dänische Ausnahmekünstlerin – Autorin, Perfor­ merin, Musikerin – Madame Nielsen lebt in ständiger Verwandlung. Ihre Arbeiten provozieren und bringen Überzeugungen ins Wanken. Und nun, mit Blick auf die rasant fortschreitende Erderwärmung, stellt sie uns die Frage: Was wird aus dem Anspruch, die Welt zu verän­ dern, wenn die Welt wirklich zu brennen beginnt? Wie ernst kann sich die Kunst noch nehmen, wenn sie nicht mindestens das Ziel hat, die Welt zu erlösen?

In deutscher und englischer Sprache In German and English Am 28. Januar im Anschluss: Catarina Felixmüller (freie Jour­ nalistin) im Gespräch mit Madame Nielsen sowie Premierenfeier mit Publikum

Und so betritt Madame Nielsen als schillernde Souve­ ränin die Bühne, den Weltstaat, und setzt – umringt von den vier Amazonen des Halvcirkel-Streichquartetts – eine Bewegung in Gang. Schluss mit der Heuchelei und raus aus der Komfortzone! Die Rettung der Menschheit ist ein schmutziger Job! „Nur dort, wo das Theater auf die Grausamkeit zielt, wo es in seiner Körperlichkeit spürbar wird, es seine Knochen und Sehnen zur Schau stellt – dort verliert es für einen Moment seine Betriebsamkeit und gewinnt im wahrsten Sinne des Wortes politische Sprengkraft. […] Nicht viele beherrschen diese Kunst des Abgleitens so wie dieser Mensch. Sie ist und bleibt sehenswert.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung Saving the world is a dirty job. And Madame Nielsen is taking it on. Together with the four amazons of the string quartet Halvcirkel, the extreme artist, writer and performer starts a movement, expecting nothing less than finally taking on the big issues. Can art really change the world?

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© Emilie Therese


The Sheep Song Gastspiel Toneelhuis, Belgien Eine Produktion von FC Bergman und Toneelhuis Deutschland-Premiere Thalia Theater Sa, 29. Januar 19 Uhr So, 30. Januar 18 Uhr Eintritt € 11 – 55 1:30 Stunden Ohne Worte Without Words Koproduktion mit dem Holland Festival, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Piccolo Teatro di Milano – Teatro d’Europa Am 30. Januar im Anschluss: Maike Schiller (Hamburger Abendblatt) im Gespräch mit FC Bergman

Erst singende Schafe, dann ein Konzert un­ term Dach! Nach der Premiere von „The Sheepsong“ am 29. Januar spielt die Ham­ burger Formation We don’t suck, we blow! live im Nachtasyl: Jazz, Fusion, Rock, Hip-Hop, Elektro-Arrangements und Improvisationen.

von FC Bergman – Stef Aerts, Joé Agemans, Thomas Verstraeten, Marie Vinck Ein Schaf erhebt sich über die eigene Spezies, es möchte ein Mensch werden: Hybris oder der nur allzu nachvollziehbare Wunsch, sich zu verbessern, sich weiterzuentwickeln? In einer Tour de Force durch menschliche Erfahrungswelten muss es am eigenen Leib erfahren, dass trotz all seiner Bemühungen nie­ mand auf dieses Wesen gewartet hat, das zwar zur ab­ soluten Integration bereit ist, aber trotzdem nirgends richtig Anschluss findet. Das belgische Kollektiv FC Bergman, das bereits bei den Lessingtagen 2016 zu Gast war, bedient sich in dieser ohne Worte auskommenden modernen Fabel einer opulenten und mitreißenden Bildsprache, die uns musikalisch und choreographisch mit einem Ur-Drama des Mensch-Seins konfrontiert. Wie kann man sich an andere anpassen, ohne sich selbst zu verlieren oder vor Einsamkeit krank zu werden? Was, wenn Gott als Referenzpunkt nicht mehr zur Verfügung steht, und man am Wunsch nach Veränderung des eigenen Lebens nur scheitern kann? A sheep wants to become human. It feels that it has more within itself and that it is destined to lead a more glorious life than that of its fellows. Hybris or the understandable desire to improve oneself? In “The Sheep Song” FC Bergman tells a visually stuning fable without words about a being that is no longer satisfied with itself. A modern parable about our fear of and attraction to change in our lives. The tragedy of man as a fundamentally changing being.

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© Kurt Van der Elst

This may well be the most beautiful production of 2021. Els Van Steenberghe

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Nino Haratischwili: Das letzte Fest Festivalrede Thalia Theater So, 30. Januar 11 Uhr Eintritt € 10 /6

Sie ist ein leidenschaftlich politischer Mensch, und sie ist eine sprachmächtig meisterhafte Erzählerin politischer (und anderer) Leidenschaften. Als Reisende zwischen Welten, zwischen Osteuropa und Westeuropa, zwischen Georgien und Deutschland, zwischen ihrer Geburtsstadt Tbilissi und ihren Wahlheimaten Hamburg und Berlin, ist sie eine wahre Grenzgängerin. Ihre literarische Vermes­ sung der Welt erstellt ganz neue „kognitive Landkarten“. Diese – und das macht ihre Art der Zeitgenossenschaft so besonders – erschließen nicht nur geographisch un­ bekanntere Räume, sondern auch zeitlich, indem sie Gegenwart als etwas Gewordenes aufzeigen. Ende Februar wird mit „Das mangelnde Licht“ nach „Das achte Leben (Für Brilka)“ und „Die Katze und der General“ zum dritten Mal ein großer Roman dieser viel­ fach ausgezeichneten Autorin in der Regie von Jette Steckel auf der Bühne des Thalia Theater uraufgeführt. Mit Nino Haratischwili hält erstmals eine Lessing-Preis­ trägerin (sie erhielt 2017 das Stipendium des Lessing­ preises) die Festivalrede der Lessingtage, die in diesem Jahr mit „Celebration of Life“ überschrieben sind. Sie, die Aufklärung und Passion so eigensinnig zu verbinden ver­ mag, wird von einem letzten Fest erzählen. Musika­lisch begleitet von zwei außergewöhnlichen Musikerinnen aus Georgien: Keti Klimiaschwili und Nino Tskitischwili. Nino Haratischwili is a wanderer between worlds, between Eastern and Western Europe, between Georgia and Germany. Being a passionately political person and a powerful narrator, her literary exploration of the world creates new “cognitive landscapes”. In her festival speech she will talk about a “last celebration”, accompanied by Georgian musicians Keti Klimiaschwili and Nino Tskitischwili.

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© Steffen Baraniak


Lebenszeichen: Neues Theater als Ausdruck gesell­ schaftlicher Dynamik in Osteuropa Podiumsdiskussion Thalia Gaußstraße So 30. Januar 18 Uhr Eintritt frei Zählkarten erforderlich In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung In russischer und deutscher Sprache mit Simultanübersetzung In Russian and German with simultaneous translation

In Osteuropa und den Ländern der ehemaligen Sowjet­ union vollziehen sich die verschiedensten politischen Entwicklungen, die sich auf die Freiheit der Künste aus­ wirken. Die Lessingtage präsentieren zu Beginn einen Schwerpunkt mit dem Theater- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov, der ganz konkreten Repressionen in Russland ausgesetzt ist, die seine Arbeit massiv beein­ trächtigen. In dieser Diskussionsrunde kommen nun Künstlerinnen und Künstler aus weiteren Kontexten zu Wort, die in ihren Institu­tionen ebenfalls mit einer schleichenden (Selbst-)Zensur und erschwerten finanziellen Möglich­ keiten konfrontiert werden. Sie kommen aus Ländern, die entweder in die Diktatur abdriften, oder sich aus einer dysfunktionalen post-sowjetischen Kleptokratie in einen neuen, jungen Staat verwandeln. Trotzdem finden sie aber eine blühende Landschaft von jungen Theaterschaffenden vor, die sich kritisch gesellschaft­ lich relevanten Themen stellen. Jenseits der Aufmerk­ samkeit, die der Protest- oder gar Revolutionskultur in Osteuropa zuteil wird, finden neue Ausdrucksformen und Sprachen ihren Weg, die eine vielseitige Dynamik reflektieren. Mit Kirill Serebrennikov sowie Elena Kovalskaya: seit 2013 Direktorin des Moskauer Meyerhold Zentrums. Anastasia Potlaj: Regisseurin und Schauspielerin, vor allem am russischen teatr.doc. Sie gibt jenen eine künstlerische Stimme, die sich sonst nicht auf Theater­­­ bühnen wiederfinden. Nataliya Worschbyt: ukrainische Dramaturgin und Drehbuchautorin. Moderation: Sonja Zekri: Slawistin, von 2008 bis 2011 Korrespon­dentin für die Süddeutsche Zeitung in Moskau, seit 2020 SZ-Kultur­­ korrespondentin in Berlin.

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(R)Evolution Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert von Yael Ronen und Dimitrij Schaad Inspiriert von Yuval Noah Harari Produktion Thalia Theater Thalia Theater Mo, 31. Januar 20 Uhr Eintritt € 8 – 41 1:35 Stunden In deutscher Sprache mit englischen Untertiteln In German with English surtitles

Der gottgleiche Mensch ist zum Greifen nah! Wir träumen vom Leben als Homo Digitalis. Virtuell, berührungslos, gar körperlos und unsterblich? Die Menschheit befindet sich mitten in der digitalen Revolution: die Technisie­ rung kennt keine Grenzen und die Auslotung ihrer Mög­ lichkeiten hat sich durch die Pandemie beschleunigt. Zusammen mit dem Ensemble entwirft die israelische Regisseurin Yael Ronen eine Welt, in der sich die Figuren mit den Herausforderungen der nächsten Evolutions­ stufe konfrontieren müssen. Sie werden bedeutungslos, wenn sie von Algorithmen aus dem Arbeitsmarkt ge­ drängt werden oder führen symbiotische Beziehungen mit Künstlicher Intelligenz und virtuellen Realitäten. Ausgangspunkt für diese humoristische Versuchs­ anordnung sind die Gedanken Yuval Noah Hararis – einem der aufregendsten Denker der Gegenwart. Seine „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ sind eine globale Bestandsaufnahme, die unser Verhalten und unsere individuelle Moral und Selbstbestimmung in Zeiten enormer Verunsicherung extrem in Zweifel zieht. „(R)Evolution“ ist eine Recherche, die die Widersprü­ che einer möglichen Zukunft ad absurdum führt. Man is on the cusp of becoming God. Or is he actually on the cusp of making himself redundant via limitless technology and the endless exploitation of the planet? Israeli director and author Yael Ronen’s humorous and provocative production is inspired by the thoughts of Yuval Noah Harari, one of the most exciting thinkers of our time. His ‘21 Lessons for the 21st Century’ sees him take stock of the world in the most compelling way, challenging our behaviour and our individual morality in times of chaos and enormous uncertainty.

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Navid Kermani: Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen – Fragen nach Gott Buchpremiere Thalia Theater Di, 1. Februar 20 Uhr Eintritt € 29/11 Mit Barbara Nüsse, Navid Kermani und dem Ensemble Resonanz

Lesung, Gespräch und Musik Abend für Abend für Abend erzählt ein Vater seiner Tochter von der Religion – nicht nur von der eigenen, dem Islam, sondern von den Religionen überhaupt, von Gott, dem Tod und dem Leben und der Unendlichkeit um uns herum. Und ist bald bei den großen Fragen, die sich alle Kinder stellen und viele vergessen, wenn sie erwachsen geworden sind: von Gott und dem Nichts, von Liebe und Tod. Eine Verzauberung ist dieses Buch, ein poetisches Meisterstück, gerade weil Navid Kermani auch ins Dunkle zu schreiben wagt und das Vertrauen die Ratlosigkeit nicht überdeckt. Aber natürlich auch, weil seine Sprache, seine Gedanken, sein Wissen aus zwei Kulturen einzigartig sind, so hell und so tief. Navid Kermani wurde für seine Romane, Essays und Reportagen vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Kleist-Preis, dem Hölderlin-Preis sowie dem Friedens­ preis des Deutschen Buchhandels. „Die Weite seines Werks hat etwas Spielerisches, Experi­ mentelles, vielleicht sogar Anarchisches. Und hätte es in der deutschen Übersetzung nicht schon etwas Schales, müsste man ihn Pontifex maximus, Oberster Brücken­ bauer nennen – das wäre, klar, eine Anmaßung, denn dieser päpstliche Titel steht ihm nicht zu. Aber sein Werk wäre damit, ziemlich vage noch und auch leicht gewagt, recht gut beschrieben.“ Philip Gessler, taz Every evening a father talks to his daughter about reli­ gion, not just his own – Islam – but about all religions, God, death and the life around us. In a reading with actress Barbara Nüsse award-winning author Navid Kermani presents his new book, a poetic masterpiece, that is personal and vulnerable, because it doesn’t shy away from not-knowing.

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© Ali Ghandtschi


Are we not drawn onward to new erA Gastspiel Ontroerend Goed Belgien Thalia Gaußstraße Di 1. Februar 20 Uhr Mi 2. Februar 20 Uhr Eintritt € 31/17 1:10 Stunden In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In English with German and English subtitles Koproduktion mit Spectra, Kunstencentrum Vooruit Gent, Theatre Royal Plymouth, Adelaide Festival & Richard Jordan Productions Am 1. Februar im An­ schluss: Falk Schreiber (freier Journalist) im Gespräch mit Alexander Devriendt (Künstlerischer Leiter Ontroerend Goed) sowie Premierenfeier mit Publikum

von Ontroerend Goed Wie ihr Titel ist diese Aufführung ein Palindrom, man kann sie vorwärts und rückwärts lesen. Das Stück dreht sich um einen vom Menschen gemachten „point of no return“: zuerst etwas undurchsichtig, läuft der erste Teil ab einem Wendepunkt wieder zurück, mit berückender Raffinesse und überraschender Bedeu­ tungsverschiebung. So formal brillant und unterhaltsam die Aufführung ist, so ernst ist allerdings ihr Thema: Der Abend dreht sich um die Frage, ob die Menschheit – in Anbetracht von Klimawandel, Plastikvermüllung und zunehmender Zerstörung der Natur – noch zu retten ist. Ist es für uns fünf vor oder schon fünf nach zwölf? Das flämische Kollektiv Ontroerend Goed beweist in seinen Produktionen immer wieder außerordentlichen Einfallsreichtum und ersinnt formal überraschende und eindrucksvolle Theaterabende. Diese preisgekrönte Auf­ führung ist eine kluge visuelle Metapher: sie zeichnet den Prozess nach, in dem sich Menschen entweder ihrem Untergang oder doch ihrer Erlösung nähern, mit einem hoffnungsvollen Augenzwinkern für einen optimistischen Blick in die Zukunft. Like its title, this performance is a palindrome. You will be able to see it forwards and backwards. It revolves around a man-made point-of-no-return, both figura­ tively and literally on stage, and playfully asks if it is already too late for humankind to turn around the destruction of nature, climate change and pollution. Known for their sophisticated and always inventive shows, the Flemish collective Ontroerend Goed pre­ sents us with a surprising and hopeful twist in this award-winning production: is this the moment of our downfall or salvation?

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© Mirjam Devriendt

As playful as it is formally striking. The Guardian


Dramaturgie des Daseins. Everyday Live Thalia Theater Nachtasyl Mi, 2. Februar 20.30 Uhr Eintritt € 11/9

Buchparty von und mit Carl Hegemann und Gästen Celebration of Life – Everyday Live! Das Theater ist vom Leben nicht zu trennen, weil beides dieselbe Grundlage hat: Spannung, Konflikt, Drama. Und wie das Leben zeichnet sich die Kunst dadurch aus, dass man nicht schon vorher weiß, was kommt. Der Dramaturg Carl Hegemann ist ein Free-Jazzer. Er nimmt Gedanken und Motive auf, umspielt sie, entrückt sie ins Philosophische. In den letzten 20 Jahren ist eine Sammlung von Texten entstanden, deren zentrale Pointe ist: Wir können uns nur selbst bestimmen, wenn wir von außen bestimmt sind. Hegemann und das ThaliaEnsemble präsentieren sein neues Buch über das Glück der Tragödie. Über romantische, käufliche und revolu­ tionäre Liebe. Über Fluchtbewegungen in Familie, Kunst und Staat. Über Allmacht, Nichtstun und ewige Ruhe. Kurz, das Leben im Selbstwiderspruch – und welche Musik könnte diesen besser begleiten, als die von Neil Young: „The same thing that makes you live can kill you in the end“. Mit der Thalia Ensemble-Band aus „Die Nacht der von Neil Young Getöteten“, guten Drinks, Lesung und Gesprächen lassen wir uns überraschen, was der Abend bringt! Over the last 20 years, dramaturg Carl Hegemann composed a variety of texts, about romantic, transactional, and revolutionary love, on the blessings of tragedy, and the contradictions of everyday life. He presents his new book with a party: a reading, good drinks, good talks and good music, supported by the band of Thalia’s “The Night of Those Killed by Neil Young”.

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Der Festival-Pass lohnt sich: Sie suchen sich 4 oder mehr Vorstellungen aus und erhalten 30% Rabatt. Und gratis dazu eine Stofftasche, gestaltet von Stefan Marx! Erhältlich an der Tageskasse. Telefon: +49 40. 32 81 44 44 theaterkasse@thalia-theater.de


Das Leben des Vernon Subutex 1 Gastspiel Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin Thalia Theater Fr, 4. Februar 19 Uhr Sa, 5. Februar 18 Uhr Eintritt € 16 – 79 4:15 Stunden In deutscher Sprache Koproduktion mit dem Kroatischen National­ theater Zagreb

Am 4. Februar im Anschluss: Premieren­ feier im Nachtasyl

Am 5. Februar im An­ schluss: Iris Radisch (DIE ZEIT) im Gespräch mit dem Ensemble

Gefördert von

von Virginie Despentes Regie Thomas Ostermeier In einer Fassung von Florian Borchmeyer, Bettina Ehrlich und Thomas Ostermeier Aus dem Französischen von Claudia Steinitz Bei Vernon Subutex läuft es bemerkenswert schlecht. Als Inhaber eines in ganz Paris bekannten Platten­ ladens verliert er im Zeitalter digitaler Tauschbörsen und Streamingdienste seine Existenzgrundlage. Mehr noch: seine Existenzberechtigung. Dinosaurier der analogen Ära, vergräbt er sich erst über Jahre mit Sixpacks und Fernsehserien in seiner Wohnung und landet letztendlich auf der Straße. Vernon, fulminant als heruntergekommener Lebemann gespielt von Joachim Meyerhoff, beginnt eine Couch­ surfing-Odyssee bei alten Bekannten und damit eine Reise zu den Abgründen einer zutiefst verunsicherten, von Spaltung, Ungleichheit und sozialer Verwahrlosung geprägten Gesellschaft. Ob früherer Punk, jetzt „rechter Sack“, liberaler Moslem mit fundamentalistischer Tochter, oder feministischer Ex-Porno-Star – in schroffen Perspektivwechseln entwirft die französische Autorin und Filmemacherin Virginie Despentes ein schillerndes Panorama ver­ schiedener sozialer Schichten, Geschlechtsidentitäten und politischer Orientierungen. Der erste Teil ihrer Trilogie um Vernon Subutex ist zugleich Parforce-Ritt durch die Themen unserer Zeit und faszinierendes Sozialpanorama. Formerly the owner of a record store renowned throughout Paris, Vernon Subutex first loses his shop and then his entire raison d’être. As a dinosaur of the analogue age, he eventually ends up on the street and begins a couch-surfing odyssey with old friends and lovers: a journey to the depths of an utterly insecure society that is characterised by division, inequality and social neglect, and a fascinating social panorama.

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© Thomas Aurin


Have a Good Day! Gastspiel Operomanija, Litauen Thalia Gaußstraße Sa, 5. Februar 19 Uhr So, 6. Februar 19 Uhr Eintritt € 31/17 ca. 1 Stunde In litauischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In Lithuanian with German and English surtitles Am 5. Februar im Anschluss: Catarina Felixmüller (freie Journalistin) im Gespräch mit dem Regieteam sowie Premierenfeier mit Publikum

Oper für zehn Kassiererinnen, Supermarktgeräusche und Klavier von Vaiva Grainytė, Lina Lapelytė, Rugilė Barzdžiūkaitė Im kalten Licht der Supermarktbeleuchtung sitzen zehn Kassiererinnen in ihren Uniformen, gewappnet mit unerschütterlicher Freundlichkeit oder resignier­ ter Routine. „Einen schönen Tag noch!“ und „Vielen Dank!“ sind oft die einzigen Interaktionen mit der Kundschaft, eine Parade eingeübter Grußformeln. In „Have a Good Day!” werden die inneren Monologe und Biographien der Frauen an der Supermarktkasse in die Form zeitgenössischen Musiktheaters gegossen, und ihrem alltäglichen Kontext entrissen. Die Poesie und Monotonie der immer gleichen Lebensmittel, die am Kassenband vorbeiziehen, dieselben Handgriffe, rhythmisiert durch das immerwährende Piepsen der Barcodescanner, machen diese Oper zu einem musi­ kalischen Manifest jener Arbeiterinnen, die durch die Pandemie kurzfristig als „systemrelevant“ medial in den Vordergrund gerückt wurden. Die witzige und äußerst berührende Performance wurde bereits weltweit auf Festivals eingeladen und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Das Ringen mit den schlechten Arbeitsbedingungen in diesen prekä­ ren Jobs ist dabei omnipräsent: von Problemen mit der Kinderbetreuung bis zur vollen Blase, die stunden­ lang keine Erleichterung erfahren darf. In this award winning modern opera the focus lies on the inner lives of cashiers in a shopping centre: hidden behind the superficial greetings and forced smiles it shows the individuals with personalities of their own. The poetry and monotony of goods passing by, rhyth­ mically structured by the never ending beeping of their bar code scanners, creates the soundscape for this witty musical manifesto of the working class.

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© Modestas Endriuska

Clever, charming and quietly subversive. New York Times


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Der Traum von der Unsterblichkeit Lange Nacht der Weltreligionen Thalia Theater So, 6. Februar 18 Uhr Eintritt € 29 /11 Kooperation mit der Akademie der Welt­ religionen der Universität Hamburg und dem Deutschlandfunk

Erst leben, dann sterben und was kommt danach? Die Vorstellungen sind vielfältig. Aufgehen im großen Ganzen oder Wiedergeburt? Leibliche Auferstehung, ein Weiterleben der Seele oder durch Handlungen und Gedenken der Nachfahren – oder: nichts? Religionen und Weltanschauungen bieten unter­ schiedliche Konzepte von Leben und Tod, Individualität, Körper und Geist. Auch in postreligiösen oder natura­ listischen Weltbildern finden sich Vorstellungen von einer Fortsetzung des Lebens nach dem Tod – oder gar Versuche, den Tod zu überwinden. Was bedeutet Tod in einer Welt, in der das Leben zunehmend durch Technologie bestimmt wird? Was passiert, wenn sich das Versprechen der Unsterblichkeit dadurch einlöst, dass sich der Homo sapiens von der Biologie löst, „post­ human“ wird und die Gattungszukunft „postbiotisch“ auf digitalen Datenträgern stattfindet? Unsterblichkeit: Traum oder Alptraum? Die Lange Nacht der Weltreligionen verbindet Dis­kussionsrunden, Musik, Performance und Text­ lesungen aus Religionen, Philosophie, Wissenschaften und Literatur. Mit Prof. Dr. Aleida Assmann und Prof. Dr. Jan Assmann, Mathias Greffrath, Dr. Ana Honnacker, Prof. Dr. Hubert Knoblauch, M.A. Tuğrul Kurt, Moritz Riesewick und Hans Block („Die digitale Seele“), Sung-Yon Lee, u.a. Moderation: Dr. Christiane Florin (Deutschlandfunk)

Gefördert von

The “Night of World-Religions” combines discussions and readings with experts from religion, philosophy, science and literature. You live, you die. And then? The concepts worldwide are manifold. Will we dissolve into the universe, or be reborn? Physical resurrection, a continuation of life for the soul, or only in the thoughts of the bereaved – or: nothing? What does death mean in a world where life is more and more determined by technology? Immor­ tality: dream or nightmare?

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Stadtführungen zu Lessing 1 „Ermunterungen zum Vergnügen des Gemüts“ Mit dem Stadtführer Michael Grill Eintritt jeweils € 14/12 Sa, 22.1. 11 Uhr Sa, 29.1. 11 Uhr Sa, 5.2. 14 Uhr Treffpunkt Gänsemarkt vor dem Lessingdenkmal

So hieß eine Zeitschrift, in der Lessing ab 1749 veröf­ fentlichte. Als junger Erwachsener schrieb auch Les­ sing anakreontische Lieder und Gedichte, eine Stilrich­ tung, die auf altgriechische Lyrik zurückgeht und das Leben und seine Freuden ins Zentrum rückt. Aus Les­ sings Hamburger Zeit ist bekannt, dass er versuchte, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Er besuchte Gasthäuser, Kaffeestuben und war gern gesehener Gast bei literarischen Teegesellschaften des Bürgertums. Doch sein Lebensweg war von finanziellen Sorgen, Rückschlägen und persönlicher Tragik geprägt. Wir flanieren durch die Stadt auf einer Spurensuche zu den verschwundenen Orten der Geselligkeit des 18. Jahrhunderts in Hamburg. Lessing wird uns mit seinen Gedichten begleiten und wir entdecken den Komponis­ ten Georg Philip Telemann, sowie die Dichter Bartold Hinrich Brockes und Friedrich von Hagedorn, die in der Anakreonik auch eine Erneuerung der Kunst sahen und eine neue literarische Ausprägung der Aufklärung.

2 Das gute Leben und die Schattenseiten Sa, 22.1. 14 Uhr So, 23.1. 11 Uhr Sa, 29.1. 14 Uhr So, 6.2. 11 Uhr Treffpunkt Gänsemarkt vor dem Lessingdenkmal

Hamburg: ein Füllhorn der kulturellen Möglichkeiten, der Zerstreuung und Unterhaltung. Auf diesem Rund­ gang, immer Lessing im gedanklichen Gepäck, entde­ cken wir verschwundene und noch vorhandene Orte der Musik, der Literatur und des Theaters im 20. und 21. Jahrhundert in der Stadt. Orte, die auch einen Bezug zu gesellschaftlichen Veränderungen und Umbrüchen hatten, werden im Zentrum stehen. So z.B. der Alster­ pavillon, als Ort eines frühen Antisemitismus, die ehe­ malige „Palette“ als subkulturelle Stätte von lustvoller Anstößigkeit und Vorbühne der 68iger-Bewegung. Wir besuchen Orte literarischer und musikalischer Erneue­ rung, blicken aber auch auf die in der Nazizeit verbotene und verfemte Swingmusik und die widerständige An­ eignung eines swingigen Lebensgefühls in Clubs oder auf der Alster.

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3 Lessing in Hamburg und die Frauen der Auf­ klärung auf der Bühne und im Freundeskreis So, 23.1. 14 Uhr Sa, 5.2. 11 Uhr So, 6.2. 14 Uhr Treffpunkt Gänsemarkt vor dem Lessingdenkmal

Die Frauenfiguren in Lessings Theaterstücken und die Frauen in Lessings Freundeskreis ähneln sich in gewisser Weise. Wie sich Emilia Galotti und Minna von Barnhelm über bestehende Konventionen hinwegsetzen und aus den ihnen zugedachten sozialen Rollen ausbrechen, so agieren auch Elise Reimarus, Meta Klopstock und Eva König emanzipiert, fortschrittlich und eigeninitiativ, entgegen dem damals herrschenden Frauenbild. Wir flanieren gedanklich mit ihnen durch Hamburgs Innen­stadt.

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Im Dialog – Die Hamburger Lessingtage In Kooperation mit der Hamburger Volkshochschule. Anmeldung unter thaliatreffpunkt@thalia­theater.de Do, 13.1., 20.1. und 10.2. jeweils 18 – 19.30 Uhr. Und zusätzlich an den Vorstellungs­ tagen 1,5 Stunden vor der Vorstellung. 6 Treffen und 3 Vorstellungsbesuche. Kosten 59 €; Schülerinnen, Schüler, Studierende u.a. 29,50 € – Zusätzliche Kosten für Theaterkarten. Ort: Thalia Theater, Alstertor

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Endlich wieder gemeinsam internationa­ les Theater erleben. Ende Januar/Anfang Februar heißt es wieder „Um alles in der Welt – Lessingtage“. Zwei Wochen voller spannender Gastspiele aus unterschied­ lichen Ländern und Kulturen. Wir werden uns gemeinsam einen Überblick über das Festivalprogramm verschaffen, blicken hinter die Kulissen und widmen uns drei ausgewählten Inszenierungen besonders intensiv. In Vor­ und Nachgesprächen ver­ tiefen wir das Gesehene. Leitung Nehle Mallasch, Kulturmanagerin, Redakteurin


Celebration of Life Eine Open-Air-Kunstaktion von und mit Schülerinnen und Schülern Mo, 17.1. bis So, 6.2. Gerhart-Haupt­ mann-Platz beim Thalia Theater Eintritt frei Eröffnung Do, 20.1.2022; 12 Uhr Bei der Kunstaktion der Schulgruppen zu den Lessingtagen 2022 wird es darum ge­hen, nach einer Zeit der Abgrenzung und Distanziertheit wieder (neue) Maß­ stäbe für Gemeinsamkeiten zu finden. Wir haben über 1000 Schülerinnen und Schüler aus Hamburg und der Metro­ polregion dazu angeregt, die eigenen Bedürfnisse nach (Wieder-Er-)Leben zu erkunden und den eigenen Wünschen dazu Ausdruck zu verleihen. Wie und warum möchten wir das Leben in all seinen Facetten feiern? Welche Fra­ gen und Perspektiven für das Zusammen­ leben haben wir? Was gilt es konkret zu feiern, hier in Deutschland, in Europa, in Afrika, weltweit? Wer hat welche Gründe? Wofür? Kinder und Jugendliche zeigen ihre Ge­ danken und Überlegungen, warum es sich lohnt, das Leben positiv zu sehen, zu bewerten, trotz Pandemie, Klimawandel und anderer großer und kleiner Probleme. Schülerinnen und Schüler skizzieren hier­ zu ihre Statements in Wort und Bild auf konfektionierten Metall-Stoff -Streifen, die schließlich am Thalia Theater zusam­ mengefügt werden und in langen „fences of life“ auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz präsentiert werden. Konzept Herbert Enge, Anne Katrin Klinge, Nora Hertlein Realisation Ute Radler Das Leben feiern! Anleitung in 10 Punkten Ein Rechercheprojekt von und mit Schul­gruppen Die Entbehrungen für Jugendliche wer­ den kleiner. Ganz langsam kehrt die Stadt

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trotz immer noch bestehender pan­ demiebedingter Einschränkungen zurück zum Leben vor Corona. Gemein­schaft­li­ che Begegnungen werden wieder mög­ lich. Wir entdecken die schönen Seiten des Zusammenlebens neu. Wie feiern wir das Leben? Was gibt es zu feiern? Welche Anlässe sind uns wichtig? Zu diesen Fra­ gen kommen wir ins Gespräch. Angeregt von dem Buch des niederländischen His­ torikers und Journalisten Rutger Breg­­ man „Im Grunde gut“ untersuchen wir in Schulen, wie Jugendliche aus unter­ schiedlichen Stadtteilen Leben feiern möchten und ganz positiv die Perspek­ tiven für die Zukunft bestimmen. Die Ergebnisse des Recherche-Projektes mit Schulgruppen werden in einer Art digitalem Essay mit Texten, Fotos und Musik während der Lessingtage auf der Thalia-Homepage präsentiert. Leitung Michelle Affolter Fotos Fabian Hammerl Idee Herbert Enge Schul-Projekte der Weltreligionen Live-Act So, 6. 2. 2022 bei der Langen Nacht der Welt­religionen im Thalia Theater Hamburger Schulgruppen haben auch in diesem Jahr ausgehend von ihren reli­ giösen und ethnischen Hintergründen szenisch, literarisch, musikalisch und künst­ lerisch-forschend Aspekte des dies­jährigen Schwerpunktthemas „Ver­ gänglichkeit/Unsterblichkeit“ erkundet und präsentieren ihren Blick in Form von Live-Präsentationen direkt bei der Langen Nacht der Weltreligionen. Leitung Catha­rina Boutari Beratung Matthias Günther, Herbert Enge In Zusammenarbeit mit der Akademie der Weltreligionen


Service

Lessingtage

Thalia Theater Alstertor, 20095 Hamburg U/S Jungfernstieg U3 bis Ende März 2022 gesperrt

Programm Nora Hertlein; Matthias Günther, Emilia Heinrich, Julia Lochte, Joachim Lux

Thalia Gaußstraße Gaußstraße 190, 22765 Hamburg S Altona, Bus 2 bis Haltestelle Gaußstraße, 200m Fußweg Der Ballsaal öffnet 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn.

Produktion Andreas Bloch

Karten T: +49 40.32 81 44 44 Vorverkauf ab 1.11. 2021

Impressum

E-Mail theaterkasse@thalia-theater.de

Redaktion Programmheft Claudia Bestenbostel, Maren Dey, Emilia Heinrich, Nora Hertlein, Julia Lochte, Julia Reuter

Website thalia-theater.de/lessingtage

Thalia Jung & mehr Herbert Enge

Zeichnung Stefan Marx

Tageskasse & Telefon Mo bis Sa 10–19 Uhr, So- & Feiertage 16–18 Uhr Abendkasse öffnet 1 Std. vor der Vorstellung

Gestaltung Andreas Steinbach Bureau Mirko Borsche Druck Kabel Druck

Reservierungen werden 30 Minuten vor der Vorstellung freigegeben

Herausgeber Thalia Theater GmbH Joachim Lux / Intendant Tom Till / Kaufmännischer Geschäftsführer

Alle Veranstaltungen im Rahmen der Lessing­ tage finden unter 2GBedingungen statt. In­ formieren Sie sich bitte unter thalia-theater.de über die geltenden Bestimmungen.

Redaktionsschluss 11. Oktober 2021

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Förderer der Lessingtage 2022

Kooperationspartner Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg Deutschlandfunk Michael Grill, Stadtführer Hamburger Volkshochschule Hamburger Schulen sowie Schulen der Metropolregion Hamburg Heinrich­Böll­Stiftung

Medienpartner

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K.S. Fischer ­ Stiftung


20 Fr 21 Sa 22 So 23

So

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Mo

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Do

11.00 F estivalrede Nino Haratischwili: Das letzte Fest

21.00 Nachtasyl Konzert We don’t suck, we blow!

19.00 D eutschland-Premiere The Sheep Song

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19.00 Der schwarze Mönch 20.00 Nachtasyl Leto Filmvorführung

20.00 Der schwarze Mönch

18.00 Der schwarze Mönch

11.00 Matinee Lessing-Preis

19.00 Uraufführung Der schwarze Mönch

19.00 Voraufführung Der schwarze Mönch

12.00 G .-H.-Platz Celebration of Life Kunstaktion von & mit Schülerinnen & Schülern

Thalia Theater

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18.00 Podiumsdiskussion Lebenszeichen

20.00 D ie Welterlöserin

20.00 D eutschland-Premiere Die Welterlöserin

20.00 A vremo ancora l’occasione di ballare insieme

20.00 Deutschland-Premiere Avremo ancora l’occasione di ballare insieme

20.00 Doughnuts

20.00 Uraufführung Doughnuts

Thalia Gaußstraße

Um alles in der Welt – Lessingtage 2022 20. Januar – 6. Februar thalia-theater.de/lessingtage


31 Di 1 Mi 2 Do 3 Fr 4 Sa 5 So 6

Mo

The Sheep Song

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Treffpunkt jeweils am Lessingdenkmal auf dem Gänsemarkt

Stadtführung 1: „Ermunterungen zum Vergnügen des Gemüts“ Sa, 22. & Sa, 29. 1. 11 Uhr; Sa, 5.2. 14 Uhr Stadtführung 2: Das gute Leben und die Schattenseiten Sa, 22.1. 14 Uhr So, 23.1. 11 Uhr Sa, 29.1. 14 Uhr So, 6.2. 11 Uhr Stadtführung 3: Lessing in Hamburg und die Frauen der Auf­klärung auf der Bühne und im Freundeskreis So, 23.1. 14 Uhr Sa, 5.2. 11 Uhr So, 6.2. 14 Uhr

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19.00 Have a Good Day!

19.00 Have a Good Day!

30 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Einführung statt. Im Anschluss an die Vor­stellungen findet ein Publikumsgespräch statt.

18.00 Die Lange Nacht der Weltreligionen

18.00 Das Leben des Vernon Subutex 1

19.00 Das Leben des Vernon Subutex 1

20.00 Doughnuts

20.00 A re we not drawn onward to new erA

20.30 Nachtasyl Buchparty Dramaturgie des Daseins. Everyday Live

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20.00 A re we not drawn onward to new erA

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20.00 Buchpremiere Navid Kermani

20.00 (R)Evolution

18.00



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