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Gedanken zur Inszenierung

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NGELI N A

NGELI N A

Mit dem Bedürfnis, geliebt und gesehen zu werden, kommen wir auf die Welt. Diese menschlichen Grundbedürfnisse offenbaren sich im Genre des Märchens und machen es gerade heute wieder zu einem reizvollen und wichtigen Stoff. Ob Jung oder Alt, Märchen erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit, man muss nur auf Netflix und Co. schauen, um zu sehen, wie viele Historien-/Kostümfilme und -serien es momentan wieder gibt. Hier knüpft meine Inszenierung von „La Cenerentola“ an. Rossini und Ferretti haben das Märchen „Aschenputtel“ von seinen magischen Elementen wie den Tauben befreit und uns damit eine moderne Märchenoper hinterlassen, die ganz ohne Zauberkunst auskommt. Angelina ist eine der (Märchen)figuren, deren Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung zunächst nicht erfüllt wird. Sie wird aus ihrer Familie ausgeschlossen. Ihre Sehnsucht nach einem Leben voller Wertschätzung teilen wir als Zuschauende.

In Rossinis „Cenerentola“ gibt es eine geschichtlich spannende Änderung zum klassischen Märchen. Der Prinz ist als Diener verkleidet und Angelina verliebt sich in ihn. Nicht der „Prinz“ ist ihr wichtig, sondern die wirkliche Begegnung mit einem Menschen, der sie erkennt. In der Oper wird viel über ihre „Innocenza“ gesprochen. Wir übersetzen das nicht als Unschuld im Sinne von naiv oder jungfräulich, sondern im Sinne von authentisch. Sie „performt“ nicht die ganze Zeit ein Ich. Sie zeigt sich in ihrer Unsicherheit und in ihren Wünschen. Und da trifft sie auf Ramiro, den Prinzen, der von seiner Außenwelt durch den Status definiert wird und scheinbar nur durch diesen als Mensch an Wert gewinnt. Auch er sehnt sich danach, gesehen zu werden als der, der er ist. Denn Macht verleiht vielleicht in äußeren Dingen Sicherheit, aber nicht in Bezug auf die Fragilität des Menschseins. So treffen zwei Suchende und Sehende aufeinander und verlieben sich.

Die eitlen Schwestern und der selbstverliebte Vater verwechseln Liebe mit Status und versuchen letzteren ohne Rücksicht auf Verluste zu erreichen und negieren sich dabei selbst. Dieser Kampf um Aufmerksamkeit hat sich durch die sozialen Medien in unserer Zeit noch verstärkt.

Aber diese Charaktere behandelt die Inszenierung nicht nur als lustige BuffaFiguren. Sie entwickeln sich im Laufe der Oper. Erst macht das Spiel mit der Schönheit Spaß, in dem Bedürfnis den Prinzen zu gewinnen führt es sie ins Absurde und Dumme, und am Ende erkennen sie, dass ihre Maskerade sinnlos war. Damit ebnet sich ein Weg zur Selbsterkenntnis.

Den großen Spaß bieten Don Ramiro und Dandini, die in vertauschten Rollen agieren und die Eitelkeiten entlarven. Mit viel Freude hebeln sie die Mechanismen aus, die die Gier nach Status kennzeichnen. Und Alidoro, der weise Diener, Rossinis Taubenersatz, ist unser Theaterleiter, er führt mit Unterstützung des Chores durch die Welt des Märchens und legt auch ihre Mechanismen offen. So schließt sich der Kreis in einem Happy End – und wir können berührt, nachdenklich und glücklich nach Hause gehen. Dafür brauchen wir die Märchen.

Inda Buschmann

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