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WIR HABEN UNS DAMIT ABGEFUNDEN, ZU SEIN, WAS WIR SIND

Maria Ursprung hält uns einen Spiegel vor, der reflektiert, wie wir uns momentan im Umgang mit unbestreitbaren Krisen verhalten, wie schwer es uns oft fällt, den Kreislauf des „weiter wie bisher“ zu durchbrechen. Dabei moralisiert das Stück nicht, es führt uns vor Augen, dass es an uns ist, aus Einsichten Handlungen abzuleiten. Auf durchaus komödiantische Weise erzählen die Figuren, die in ihren Funktionen oder Zuständen notiert sind (Kamera, Mikrofon, Freibad, Verwaltung, Wolke ...), vom Nicht-Reagieren und vom Verdrängen, von der Überforderung und vom Hoffen auf Wunder. Das macht einerseits die Absurdität des Stückes aus und zeichnet andererseits ein durchaus realistisches Abbild der Welt, in der wir leben. Jede*r von uns könnte sich selbst wohl täglich eine Reihe von wissentlich begangenen Fehlverhalten attestieren, die wir versuchen auszublenden – schließlich gehören Fehler zum Leben. Wir krallen uns an verklärten Erinnerungen fest und hoffen auf Rettung – oder noch schlimmer – wir glauben an keine Rettung mehr und tun deshalb nichts (oder nicht genug), weil Angst erst dann ein Antrieb zu werden scheint, wenn es an die Bedrohung des eigenen Leibes und des eigenen Lebens geht.

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