jedesmalanders 16. Ausgabe, 4.2022
GEGEN DEN KRIEG FÜR DIE SOLIDARITÄT DER VÖLKER
Konzert des Theaters Hagen zugunsten der Opfer des Krieges in der Ukraine Samstag, 9. April 2022, 19.30 Uhr Großes Haus, Theater Hagen
theaterhagen
Guernica von Pablo Picasso, 1937
Splitter- und Brandbomben der deutschen Fliegerstaffel „Legion Condor“ zerstörten am 26. April 1936 die baskische Stadt Gernika – als Teil der Hilfe Hitler-Deutschlands an der Seite von Francos Truppen im seit 1936 geführten spanischen Bürgerkrieg. Dieses erste verheerende Flächenbombardement auf europäischem Boden, das an einem Tag über 1600 Zivilisten tötete und eine plötzliche Flüchtlingswelle aus dem Baskenland zur Folge hatte, war Auslöser für das Wandgemälde von Pablo Picasso Guernica für den spanischen Pavillon auf der Weltausstellung 1937 in Paris. Picassos Bild Guernica wurde so zur Ikone des 20. Jahrhunderts, zum Inbegriff des Antikriegsbilds. Es versinnbildlicht allerdings nicht nur den Schrecken des Krieges allgemein, sondern hält durch seine Entstehungs geschichte auch die deutsche Schuld wach für die größte, menschenverachtendste Katastrophe der uns bekannten Geschichte: den Holocaust und den 2. Weltkrieg insgesamt. Und diese Erinnerung begründet bis heute eine ebenso besondere deutsche Verantwortung für Frieden und Entspannung, Solidarität und Hilfe in Europa und der ganzen Welt. Wir alle sehen und hören fassungslos die Berichte über den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Wir alle fühlen mit den Opfern. Und wir alle wünschen, dass dieser Krieg so bald wie möglich endet. Im Theater Hagen bedeutet dieses „Wir“ Menschen aus über 30 verschiedenen Nationen, die hier jeden Tag gemeinsam Kunst produzieren, sich gegenseitig inspirieren, miteinander diskutieren, um die beste Lösung, die ausdrucksstärkste Interpretation ringen, ständig in engster Kommunikation zusammenarbeiten ... Wir im Theater Hagen glauben daher, dass unser bestes Zeichen gegen Menschenverachtung, Gewalt, Krieg und Zerstörung nur unsere gemeinschaftlich produzierte Kunst sein kann. Als Ausdruck des Protestes gegen den Krieg in der Ukraine und gleichzeitig als Spendensammlung für konkrete Hilfen für die Opfer dieses Krieges bietet das Theater Hagen deshalb ein Sonderkonzert an: Das Philharmonische Orchester Hagen bringt am Samstag, 9. April 2022 (19.30 Uhr, Großes Haus) unter der Leitung von Generalmusik direktor Joseph Trafton die 5. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch, die Hymne 2001 von Valentin Silvestrov sowie die 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven zur Aufführung. Durch die gemeinsame Darbietung eines Werkes des wohl bedeutendsten russischen oder gar „sowjetischen“ Komponisten des 20. Jahrhunderts und einem Werk Beethovens, der wie kein anderer für die Aufhebung deutscher Kulturtradition in einem geeinten Europa steht, sowie einem Stück des ukrainischen Komponisten Silvestrov versinnbildlicht das Programm die Unteilbarkeit der Nationen übergreifenden Kultur Europas. Die Erlöse durch den Ticketverkauf kommen gemeinsam mit den gesammelten Spenden vollständig der Kriegsopferhilfe zugute. Francis Hüsers
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15.00-15.50 Uhr Lutz
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ZUM LETZTEN MAL
POLKA FÜR IGOR Ein Zirkustheater mit Musik und Hund Nach dem Bilderbuch von Iris Anemone Paul von Anja Schöne In Zusammenarbeit mit Quamboni, dem Kinder- und Jugendcircus der evangelischen Jugend im Kirchenkreis Hagen Ab 4 Jahren
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15.00-20.00 Uhr Großes Haus 14.30 Uhr Einführung Theatercafé
PARSIFAL Bühnenweihfestspiel von Richard Wagner (in deutscher Sprache mit Übertexten)
12.00-13.30 Uhr Lutz
NATHAN Eine Theater Graphic Novel nach Gotthold Ephraim Lessing in einer Bearbeitung von Anja Schöne ∙ Ab 14 Jahren ∙ Schulvorstellung
12.00-13.15 Uhr Lutz
Die 5. Sinfonie in d-Moll op. 47 von Dmitri Schostakowitsch (19061975) entstand zur Zeit des Terrors Stalins, der 1936/37-1938 die Sowjetunion beherrschte. Im April 1937 begann der Komponist auf der Krim die Arbeit an diesem sinfonischen Opus. Er hielt sich in Gaspra auf, einem Ort, der ihm die glücklichen Kinderjahre und seine Jugendfreundin Tatjana Gliwenko ins Gedächtnis rief. Als er die Krim am 2. Juni verließ, hatte er bereits drei Sätze fertiggestellt. Zurück in Leningrad erfuhr Schostakowitsch, dass der Mann seiner Schwester verhaftet und sie selbst nach Sibirien deportiert worden war. Seine Sinfonie vollendete er im Juni 1937. Die Gewerkschaft der Leningrader Komponisten hatte beschlossen, Schostakowitsch solle ihnen sein Werk präsentieren, damit sich feststellen ließe, ob es „der Öffentlichkeit zugemutet werden könne“. Und so fand die mit großem Jubel aufgenommene Uraufführung am 21. November 1937 in Leningrad statt. Nach dieser Vorstellung wurde das viersätzige Werk offi ziell als die Rückkehr des verlorenen Sohnes unter die Fittiche der linientreuen Kulturpolitik anerkannt. Das Marschfinale sah man als Verherr lichung des Regimes an. Dazu Schostakowitsch: „Was in der Fünften vorgeht, sollte meiner Meinung nach jedem klar sein. Der Jubel ist unter Drohungen erzwungen. [...] So, als schlage man uns mit einem Knüppel und verlange dazu: ‚Jubeln sollt ihr!‘ Und der geschlagene Mensch erhebt sich, kann sich kaum auf den Beinen halten. Geht, marschiert, murmelt vor sich hin: ‚Jubeln sollen wir‘. Das ist doch keine Apotheose. Man muss schon ein kompletter Trottel sein, um das nicht zu hören.“
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PARSIFAL Weitere Angaben s. 3.4.
19.30 Uhr Großes Haus 19.00 Uhr Einführung Theatercafé
ÜBER_UNS Tanzstück von Urs Dietrich
11.30 Uhr Auditorium im Kunstquartier
7. KAMMERKONZERT Werke von Ludwig van Beethoven und Robert Schumann Violine: Shotaro Kageyama, Violoncello: Yan Vaigot, Klavier: Shuri Tomita
HAMLET
DER LIEBESTRANK
Vorstellung: 8.4.2022 (19.30 Uhr), Großes Haus
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15.00-17.30 Uhr Großes Haus 14.30 Uhr Einführung Theatercafé
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12.00-13.15 Uhr Lutz
15.00-15.45 Uhr Lutz
WOYZECK Weitere Angaben s. 6.4.
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19.30-22.00 Uhr Großes Haus 19.00 Uhr Einführung
ZUM LETZTEN MAL in dieser Spielzeit
HAMLET Schauspiel von William Shakespeare Deutsch von August Wilhelm Schlegel Texteinrichtung von Francis Hüsers Abo G und Freiverkauf 16,50-40 €
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11.00 Uhr Großes Haus
WERKSTATT-PROBE Einführungsveranstaltung zum Tanzstück ÜBER_UNS von Urs Dietrich Eintritt frei (Anmeldung erforderlich)
19.30 Uhr Großes Haus
GEGEN DEN KRIEG – FÜR DIE SOLIDARITÄT DER VÖLKER Konzert des Theaters Hagen zugunsten der Opfer des Krieges in der Ukraine Eintritt 25 / 40 €
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10.00-10.45 Uhr & 11.15-12.00 Uhr Theatercafé
KRABBELKONZERTE Ganzheitliches Musikerlebnis für Kinder von 0-2 Jahren und deren Eltern Leitung: Andrea Apostoli Eintritt Erwachsene 6 € / Kinder 1 €
15.00 Uhr Theatercafé
KULTURCAFÉ Mit Joseph Trafton und Gästen
Komische Oper von Gaetano Donizetti (in italienischer Sprache mit deutschen Übertexten) BIST DU SCHON AUF DER SONNE GEWESEN? Ein RingelnatzTanzTheaterStück nach Joachim Ringelnatz von Anja Schöne · Ab 4 Jahren
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ANATEVKA (FIDDLER ON THE ROOF) Musical von Joseph Stein und Jerry Bock Abo ThR ∙ Ausverkauft
19.30 Uhr Kirche am Widey
MUSIK ZUM KARFREITAG Werke von Arvo Pärt, Johann Sebastian Bach u.a. Solist*innen: Cristina Piccardi (Sopran), Massimiliano Toni (Cembalo) Leitung: Steffen Müller-Gabriel
Stimmen Sie sich auf die Ostertage beim Besuch des Konzertes unter dem Titel Musik zum Karfreitag ein: Am Gründonnerstag, 14. April 2022 (19.30 Uhr, Kirche am Widey) bringen das von Steffen Müller-Gabriel geleitete Philharmonische Orchester Hagen sowie die Sopranistin Cristina Piccardi und der Cembalist Massimiliano Toni u.a. die Kantate Mein Herze schwimmt im Blut BWV 199 und das Cembalokonzert BWV 1058 von Johann Sebastian Bach zur Aufführung. Am 15. April 2022 kann man den Karfreitagszauber in der Wagner-Oper Parsifal erleben (15.00 Uhr, Großes Haus). Der Ostersamstag, 16. April 2022 bietet eine Premiere des Balletts Hagen an (19.30 Uhr, Großes Haus): Der Schweizer Choreograph Urs Dietrich hat für die Company ein neues Tanzstück ÜBER_UNS kreiert (ausführliche Informationen darüber sind der nächsten Ausgabe von jedesmalanders zu entnehmen; die Einführungsveranstaltung dazu findet am 9. April 2022, 11.00 Uhr, Großes Haus, statt). Vor dem Osterbrunch oder Eiersuchen im Garten besteht am Sonntag, 17.April 2022 (11.30 Uhr, Auditorium im Kunstquartier) die Möglichkeit, ein Kammerkonzert zu genießen, in welchem beliebte Werke von Ludwig van Beethoven (Cellosonate Nr. 1) und Robert Schumann (Klaviertrio Nr. 1) gespielt werden. Für das junge Publikum hat das LUTZ sodann am Ostermontag, 18. April 2022 (15.00 Uhr, Lutz) das RingelnatzTanztheaterStück Bist du schon auf der Sonne gewesen? im Programm, und zeitgleich können sich die Erwachsenen im Großen Haus an den Liebesirrungen und -wirrungen in der komischen Donizetti-Oper Der Liebestrank erfreuen.
ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT
Eintritt 15 / 7,50 €
Vorstellungen: 6.4., 7.4., 12.5., 13.5.2022 (jeweils 12.00 Uhr); 7.4., 12.5.2022 ( jeweils 19.30 Uhr), Lutz
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit
„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“. Ob diese berühmte Frage aus dem Klassiker von William Shakespeare beantwortet wird, erfährt man (eventuell) beim Besuch dieser Produktion, welche das Schauspiel in einer aktualisierten Version mit neuen Interpretationsansätzen präsentiert.
Informationen zum Theater- und Konzertbesuch Informationen zu den aktuellen Besuchsregeln, Schutz- und Hygienemaßnahmen in unseren Spielstätten können Sie der Webseite www.theaterhagen.de entnehmen. Kartenverkauf und Reservierungen Die Theaterkasse (Elberfelder Straße 65, 58095 Hagen) ist dienstags bis freitags von 10.00 bis 19.00 Uhr, samstags von 10.00 bis 15.00 Uhr und eine Stunde vor Vorstellungs- bzw. Konzertbeginn geöffnet sowie telefonisch unter 02331 / 207-3218, per Email (theaterkasse@stadt-hagen.de) oder online über die Webseite (www.theaterhagen.de) erreichbar.
OSTERPROGRAMM DES THEATERS HAGEN
Eintritt frei (Anmeldung erforderlich) 18.00-21.00 Uhr Großes Haus 17.30 Uhr Einführung Theatercafé
Georg Büchners bekanntes Drama wird hier in einer bearbeiteten Fassung von LUTZ-Leiterin Anja Schöne aufgeführt – ein entlarvendes Porträt einer unmenschlichen Gesellschaft, nah an Büchner und doch ganz im Heute.
(L’ELISIR D’AMORE)
Die nächste Ausgabe von „theaterhagen – jedesmalanders“ (zum Tanzstück Über_Uns) finden Sie als Beilage der Tageszeitung vom 16. April 2022.
Eintritt 12 / 6 €, Familienkarte 25 € FR
Abo P und Freiverkauf 19,50-48 €
Eintritt 6 €, Familienkarte 25 €
WOYZECK Weitere Angaben s. 6.4. Schulvorstellung
19.30-20.45 Uhr Lutz
uraufführung
Abo N und Freiverkauf 16,50-40 €
WIEDERAUFNAHME
Schulvorstellung DO
Abo C/F + D und Freiverkauf 19,50-48 €
Eintritt 12 / 6 € MO
Wiederaufnahme
WOYZECK
15.00-20.00 Uhr Großes Haus 14.30 Uhr Einführung Theatercafé
Abo L + V + W + WE2 und Freiverkauf 19,50-48 €
WOYZECK Eine LiveMusikKlassikerShow nach dem Drama von Georg Büchner in einer Fassung von Anja Schöne ∙ Ab 14 Jahren
Der ukrainische Komponist Valentin Silvestrov durchlief mehrere kompositorische Schaffensphasen – nicht selten war er dabei politischer Einflussnahme ausgesetzt. Geboren wurde er 1937 in Kiew und erhielt im Alter von fünfzehn Jahren den ersten Instrumentalunterricht. Als Zwanzigjähriger nahm er ein Kompositionsstudium am Konservatorium in Kiew auf, in dessen Zeit er sich mit der musikalischen Avantgarde auseinandersetzte. Nachdem er 1963 seine erste – nach der Zwölftontechnik komponierte – Sinfonie als Diplomarbeit abgab, verweigerte das Konservatorium ihm die Ausstellung eines Diploms. Anschließend arbeitete er an verschiedenen Musikschulen, immer unter der Beobachtung des Zentralkomitees für Musik der Sowjetunion. Anfang der 1970er Jahre beschloss Silvestrov schließlich als freischaffender Komponist zu wirken, wobei seine Werke lediglich außerhalb der Sowjetunion Anerkennung fanden. Mitte der 1970er Jahre wendete er sich kompositorisch der Strömung der „Neo- Romantik“ zu. Silvestrov gilt als einer der führenden Vertreter der „Kiewer Avantgarde“, die um 1960 an die Öffentlichkeit trat und von den Verfechtern der konservativen sowjetischen Musikästhetik heftig kritisiert wurde. Während der politischen Unruhen in der Ukraine hat Silvestrov mit ‚musikalischen Mitteln‘ für sein Land gekämpft und zahlreiche Chöre, Majdan-Hymnen und Gebete für die Ukraine komponiert. Sein Œuvre umfasst neben Kompositionen für Orchester auch Kammer- und Vokalmusik. Im Rahmen dieses Konzertes wird seine, dem georgischen Komponisten Gija Kantscheli g ewidmete Hymne 2001 für Streichorchester aufgeführt.
Ein musikalisches Vorbild (Satztypen, Themenaufbau und -verarbeitung) für Schostakowitschs Fünfte ist die 5. Sinfonie in c-Moll op. 67 von Ludwig van Beethoven (1770-1827) gewesen. Uraufgeführt am 22. Dezember 1808 in Wien gehört dieses auch als Schicksalssinfonie bekannt gewordene Werk in vier Sätzen zu seinen berühmtesten Kreationen und ist eines der populärsten Stücke der klassischen Musik – allein schon aufgrund des prägnanten Eingangsmotivs. In der sogenannten romantischen Beethoven-Rezep tion, die bis in das 20. Jahrhundert reichte, wurde Beethovens Fünfte im Sinne eines Schicksalsdramas als eine musikalisch objektivierte Erzählung von Niederlage und Triumph, vom ewigen menschlichen Schicksalskampf, von Leid und Erlösung interpretiert. Ähnlich wie die 9. Sinfonie mit ihrer „Ode an die Freude“ behandelt sie dieser Deutung zufolge mit ihrem per aspera ad astra, ihrem Weg durch Nacht zum Licht, von c-Moll nach C-Dur einen grundlegenden Gedanken der europäischen Kultur. Auch wenn diese Deutung in der heutigen Zeit als pathetisch angesehen werden kann, ist auf jeden Fall festzustellen, dass Beethovens Fünfte das sinfonische Schaffen des 19. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst hat. Zudem zieht sie ihre Zuhörer*innen bis heute in den Bann, nicht zuletzt durch ihre rhythmische Kraft.
FR
Ausverkauft SO
Zum Programm des Konzertes
Der Liebestrank
Bist du schon auf der Sonne gewesen?
Spielplan unter www.theaterhagen.de Impressum: 16. Ausgabe, 4.2022 Herausgeber: Theater Hagen gGmbH · Elberfelder Straße 65 · 58095 Hagen Tel. 02331 / 207-3210 Intendant: Francis Hüsers Redaktion: Ina Wragge | Gestaltung: Yuliana Falkenberg Texte: Francis Hüsers, Ina Wragge | Fotos/Abbildungen: Manuel Galrinho (Guernica), Deutsche Fotothek (Dmitri Schostakowitsch), Leszek Januszewski (Bist du schon auf der Sonne gewesen?), Klaus Lefebvre (Der Liebestrank), Smerus (Valentin Silvestrov), Karl Joseph Stieler (Ludwig van Beethoven) Verlag und Druck: WAZ- Druckzentrum Bathey; Auflage: 127.300