DEZEMBERHEFT 2015
12/2015
INHALT
„I’m just blue“ – Michael Börgerding über Andreas Kriegenburg .. .......................................................................... 4 Piazzolla: María de Buenos Aires ................................................ 10 Kara / Kindermann / Aksu: Istanbul .. .......................................... 12 Don Quichotte ....................................................................................... 16 Wiederaufnahme Die Zauberflöte .. ............................................. 17 Wiederaufnahme Der Idiot .. ............................................................ 18 Wiederaufnahme Jetzt musst du springen ............................... 19 Weihnachten und Silvester .. ............................................................. 22 Zum letzten Mal: Anna Karenina .. .............................................. 24 Gastspiel: Die, should sea be fallen in .. ...................................... 26 Phil für dich: Auf hoher See ............................................................ 27 Und außerdem ........................................................................................ 30 JUNGES.THEATERBREMEN ................................................. 34 Das Geschenkabo ................................................................................. 35 Ermäßigte Kartenpreise ................................................................... 39 Kontakt ...................................................................................................... 42
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LIEBES PUBLIKUM, LIEBE LESERINNEN UND LESER! Theater sind besondere, aus dem Alltag herausgehobene, eben nicht selbstverständliche Orte mit bestimmten Spielregeln und Codes. Codes, die man lernen kann, die man in Frage stellen, mit denen man spielen kann. Das beginnt mit der Abgabe von Mänteln und Regenschirme bzw. Parka und Rucksäcken an der Garderobe und endet noch lange nicht mit dem Applaus nach der Vorstellung. Man begibt sich über eine Schwelle an einen anderen Ort und nimmt diesen Ort – wieder zurück – mit in den Alltag. Gleichzeitig sind Theater weltliche Orte der Vergegenwärtigung, in ihnen kann symbolisch auf der Bühne und konkret im Publikum Gemeinschaft und Fremdheit erlebt werden. Dazu braucht das Theater Durchlässigkeit, Begegnungen mit dem, was außerhalb seiner selbst geschieht. Das bedeutet, es kann nicht vorrangig darum gehen, das, was wir machen, attraktiver oder populärer zu kommunizieren, unsere Arbeit besser zu erklären oder gar zu simplifizieren. Es geht darum, im Kontakt zu sein mit denen, für die das Theater da ist. Dazu muss die Schwelle in beide Richtungen überschritten werden: rein und raus. Es geht um innovative Kunst und um kulturelle Teilhabe. Und gleichzeitig um die Akzeptanz der Schwelle und ihr Versprechen: in andere, unbekannte und ungewöhnliche Räume zu führen. Das profane Wort „Kulturnutzung“ kann auch bedeuten: Reise, Übergang, Verzauberung. Mind the gap! Michael Börgerding 3
PORTRÄT
„I’M JUST BLUE“
Michael Börgerding über den Regisseur Andreas Kriegenburg In Night on Earth, diesem wunderbaren Episoden-Film von Jim Jarmusch, nimmt in der letzten – finnischen – Episode Mika, ein Taxifahrer im winterlichen Helsinki (der wundersame, schon verstorbene Kaurismäki-Schauspieler Matti Pellonpää), drei betrunkene Fahrgäste auf. Während einer der drei völlig weggetreten ist, erzählen die anderen beiden, ihr Freund habe seine Arbeit verloren, sein neues Auto sei von einem Unbekannten zu Schrott gefahren worden, seine minderjährige Tochter sei schwanger und seine Frau wolle ihn verlassen. Mika reagiert mit den Worten: „Es könnte schlimmer sein“, und meint damit seine eigene Situation und die seiner Frau. Beide haben ihr neugeborenes Mädchen nach drei Wochen verloren. Frühgeburt. Die beiden Fahrgäste hören zu, ihnen stehen die Tränen in den Augen. Sie versuchen, Mika zu trösten. Wenn man den Regisseur Andreas Kriegenburg beschreiben will, fallen einem solche Bilder und Situationen ein. „Es könnte schlimmer sein“ – seine Inszenierungen, seine traurigen, lakonischen Geschichten wissen davon. Es sind Geschichten, die Andreas Kriegenburg nicht einfach in Szene setzt, nicht nur interpretiert, sondern sie weiter erzählt, neu erzählt. Erzählungen vom Unglück und vom Weitermachen. Vom Dasein und vom alleine sein. Und von der Liebe, die fehlt.
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Andreas Kriegenburg ist jetzt 51 Jahre alt und seit 30 Jahren inszeniert er Theaterstücke. Noch immer kein alter Mann und doch schon lange ein Regisseur, der unendlich viel gemacht hat und der scheinbar unendlich vieles kann; ein Regisseur, der noch immer auf der Suche ist: „Regie führen heißt, rauskriegen zu wollen, wer man ist, und Frieden damit zu machen, dass man andere dazu benutzt.“ Geboren 1963 in Deutschlands Osten, in Magdeburg, eine Jugend und ein Erwachsenwerden in der DDR. Anlässlich einer Inszenierung in Hamburg, Sartres Schmutzige Hände, erzählt er im Gespräch – sehr nebenbei – auch davon: „Es gibt mehrere zentrale Motive darin, die mich zu einer großen Subjektivität veranlassen, die es mir leicht machen, aus meiner Sicht und Position heraus zu erzählen. Auch aus meiner Ostbiographie heraus. Das Motiv der Vaterflucht, die Hugo versucht, ist ein Motiv, das mir sowohl im Privaten als auch im Politischen nicht fremd ist.“ Andreas Kriegenburg ist als Regisseur Autodidakt – etwas, was er gerne erzählt, insbesondere wenn er Regiestudierende unterrichtet –, er macht eine Ausbildung zum Modelltischler, arbeitet am Theater in Magdeburg als Tischler und Techniker. Daneben schreibt er und beginnt erste Texte zu inszenieren. Er nimmt Pantomimenunterricht und saugt alles auf, was es aufzusaugen gibt, Menschen, Stimmen, Bücher, Filme, Musik, Videos. Buster Keaton und Pina Bausch, Brecht und Heiner Müller, Borchert und Sartre. 1984 wird er Regieassistent in der tiefsten ostdeutschen Provinz, in Zittau, 1988 – 1991 dann die Wendejahre als Regieassistent und Regisseur an der polnischen Grenze, in Frankfurt/Oder. Frank Castorf sieht Arbeiten von ihm und holt ihn nach Ber-
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PORTRÄT
lin an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Gleich seine erste Arbeit, Woyzeck, wird zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Da ist er 28 Jahre alt und noch für fünf weitere wichtige, erfolgreiche und schwierige Jahre ist er dort der zweite feste Regisseur neben Castorf. 1996 dann die zweite „Vaterflucht“. Er verlässt die Volksbühne, verlässt Berlin, verlässt den Osten und geht als fester Regisseur nach Hannover, eine Stadt und ein Theater ein wenig am Rande der Theatermetropolen. Ulrich Khuon, der jetzige Intendant des Deutschen Theater in Berlin, war gerade aus der Provinz, aus Konstanz, als Intendant nach Hannover gekommen, hatte eine junge Dramaturgie zusammengestellt (ich kam aus Göttingen dazu) und diesen jungen Stückezertrümmerer von der Volksbühne eingeladen, als Gast bei ihm Horváths Kasimir und Karoline zu inszenieren. Es sollte der Beginn einer Zusammenarbeit sein, die bis heute andauert. In Hannover entstehen zwei seiner schönsten Arbeiten, auch zwei Arbeiten, die gegensätzlicher kaum sein könnten: Auf der einen Seite I Hired a Contract Killer nach dem Film von Aki Kaurismäki. Der junge Alexander Simon spielt die zentrale Figur, ein Existentialclown mit vorüber gebeugtem Oberkörper, hängenden Armen und dem stoischen Gesichtsausdruck eines Menschen, der schon jede Einsamkeit gesehen hat. Ein Mensch ohne Freunde und ohne Freude, einer, der nicht mehr leben will, der zu ungeschickt ist, sich umzubringen, der einen Auftragskiller engagiert und der dann die Liebe entdeckt. Um Simon herum eine junge Anfängerin von der Schauspielschule, ein Musiker mit einer E-Gitarre, zwei ältere Kollegen aus dem Ensemble, ein mitspielender Regie-
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assistent und eine mitspielende Souffleuse, eine zwölfjährige Laie als Tochter des sterbenskranken Killers, der noch einen letzten Auftrag zu erfüllen hat. Ein dreieinhalbstündiger, melancholischer, traurigkomischer Abend fast ohne Worte – quasi aus dem Nichts entstanden, ganz für sich und ganz bei sich. Buster Keaton und Jacques Tati treffen Brecht & Castorf in einem Film von Aki Kaurismäki. Und Andreas Kriegenburg spielt selber mit, mit traurigem Poker- oder Clownsgesicht verkauft er Sonnenbrillen. Auf der anderen Seite Ibsens Volksfeind, Kriegenburgs erster großer Publikumserfolg in Hannover, eingeladen 1998 zum Berliner Theatertreffen: eine grelle und wütende, den Realismus von Ibsen in die expressionistische Farce verzerrende oder hinüberrettende Kraftanstrengung. Künstlichkeit, Tempo, Masken, Choreografien, Artistik, Schnellsprechnummern und Salatblattorgien. Idealisten, denen wir nicht trauen können, und Macht- und Politmenschen, die sich und uns alles zutrauen. Von Carl Schmitt stammt der Satz: „Wer Menschheit sagt, will betrügen.“ Kriegenburg und seine Schauspieltruppe schien ihn beweisen zu wollen. Hochleistungstheater mit einem virtuosen Roland Koch als Stockmann im Zentrum, der in der Volksversammlung die Zuschauer im Foyer des Theaters mit seinen populistischen Überrumpelungs- und Charmeattacken verwirrt und fasziniert. Unterschiedlicher können sich Handschriften nicht zeigen, und doch gehören sie zusammen, es ist der Regisseur Kriegenburg, der sie zusammenhält, der sie unterschiedlich gewichtet, variiert und neu erfindet, der mit diesen zwei Bewegungen sich und die Welt meint, benennt und anspricht.
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PORTRÄT
Seit diesen Anfängen in Hannover ist viel passiert, 1999 ging er an die Wiener Burg, um nach zwei eher unglücklichen Jahren an das Thalia Theater in Hamburg (zurück zu Ulrich Khuon) zu gehen. Neben seinen Arbeiten in Hamburg inszenierte er als Gast der Münchner Kammerspiele und wird für Die Orestie von Aischylos, Die Nibelungen von Friedrich Hebbel, Drei Schwestern von Anton Tschechow sowie Der Prozess nach Franz Kafka zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2006 gibt er sein Debüt als Opernregisseur, 2009 wechselt er zusammen mit Ulrich Khuon ans Deutsche Theater Berlin. 2012 inszeniert er Der Ring des Nibelungen an der Bayerischen Staatsoper und 2014 wird seine dortige Inszenierung von Bernd Alois Zimmermanns Die Soldaten bei einer Umfrage der Opernwelt zur Aufführung des Jahres gewählt. Andere Regisseure würden jetzt wissen, wer sie sind und was sie können, Kriegenburg sucht weiter, spielt weiter und lässt weiter spielen. Auf der Flucht vor der Routine und auf der Flucht vor der Selbstgewissheit. Und Spielen meint mehr als eine Verabredung, für ihn ist Spielen eine Lebensform: „Wir schaffen auf der Probe einen Raum, wo wir miteinander so tun, als wären wir unverletzlich, weil wir verletzlich sind. Es gibt die Verabredung, das ist alles nur Theater, und in dieser Verabredung haben wir die Freiheit, es tatsächlich zu erleben. Viel ergibt sich wirklich unsichtbar innerhalb der Proben. Weil man viel redet und dadurch sehr zusammenrückt, muss man sich auch nicht mehr so sehr verstecken voreinander. Und weil es die stabile Verabredung gibt: ‚Es ist eh alles Quatsch, was wir machen’, kann man sehr, sehr ernst und sehr karg und sehr ängstlich oder doch sehr traurig sein.“
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Und doch gibt es (natürlich) eine Entwicklung in den zwanzig Jahren, in denen ich jetzt seine Arbeiten sehe – nicht nur die Suche. Der Regisseur Kriegenburg wird immer mehr zu einem Choreograf und Arrangeur, der – französisch formuliert – einen Text oder Musik in Szene setzt. Kriegenburg bleibt dicht bei der Geschichte, kommentiert sie nicht von außen, übersetzt sie vielmehr szenisch und bisweilen beängstigend virtuos in Bilderfindungen, Bewegungsabläufe und Körperhaltungen. Und er sucht eine besondere Körpersprache, sucht nach Wegen, das, was die Figuren sagen oder singen, auszudrücken in Körper, Körperkontakte, Musik, Tanz – der Regisseur baut seinen SchauspielerInnen ein Haus in einem szenischen Arrangement. Kriegenburg möchte das Publikum dabei verführen – mit einem Bildeinfall, einer szenischen, ästhetischen Überschrift, einem formulierten Rahmen, einer gesetzten Ordnung, die das Tragische zulassen kann und in ihrem Recht lässt. Man sieht immer, dass gespielt wird, und sieht immer, dass das, was gespielt wird, bitter ernst ist. Und man sieht, dass die Welt da draußen eine andere ist als die hier und jetzt, und das die Welt der gespielten Figuren wie spielenden DarstellerInnen ein Einspruch gegen diese Welt da draußen ist. Das ist Verfremdungstheater oder episches Theater – aber es ist ein Theater weit weg von jeglicher Botschaft oder Belehrung. Die Verzweiflung an der Welt wird über das kollektive Spiel verflüssigt in die Melancholie der Clowns: „Es ist eh alles Quatsch, was wir machen“. Man muss nicht unbedingt wissen, ob man weinen oder lachen darf. Es gibt keine Hoffnung, nicht für die Figuren, nicht für uns – oder wie Kafka sagt, es gibt unendlich viel Hoffnung in der Welt, nur nicht für uns.
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PREMIERE MUSIKTHEATER
PIAZZOLLA: MARÍA DE BUENOS AIRES Tango-Oper in 16 Bildern
„Yo soy María de Buenos Aires! // De Buenos Aires María, yo soy, mi ciudad! // María tango, María del arrabal! // María noche, María pasión fatal! // María del amor! De Buenos Aires soy yo!“ (Horacio Ferrer) — María, die Titelfigur in Astor Piazzollas kleiner Tango-Oper, ist eine Schillernde, eine Vieldeutige, eine Gegensätzliche: Sie ist eine Frau von der Straße, Tänzerin und Hure, Glückssuchende und Scheiternde. María ist aber auch und vor allem Muse, Mythos und Heilige, Projektionsfläche männlicher Sehnsüchte – und schließlich: die Verkörperung des Tangos und der Stadt Buenos Aires selbst. DAS STÜCK
María de Buenos Aires. Tango-Oper in sechzehn Bildern von Astor Piazzolla, Text von Horacio Ferrer Uraufführung am 8. Mai 1968, Sala Planeta, Buenos Aires Buenos Aires, Mitternacht. Duende – nur mehr ein Schatten seiner selbst – verliert sich in Erinnerungen an seine unvergessene Liebe María, die es einst aus einem tristen Vorort nach Buenos Aires zog, um ihr Glück als Varietétänzerin zu machen. Doch der Preis für Liebes- und Lebenshunger ist hoch: María gleitet ab in die Prostitution und findet in den Fängen von Dieben und Hurenmüttern einen frühen Tod. Übrig bleibt nur ihr Schatten, der fortan – ohne jede Erinnerung und auf der Suche nach dem früheren Selbst – durch
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die Straßen der Stadt geistert. Auf den Text von Horacio Ferrer, der Leben und Sterben der María in poetisch-surreale Bilder fasst, schrieb Astor Piazzolla, der bedeutendste Tangokomponist des 20. Jahrhunderts, eine ebenso leidenschaftliche wie facettenreiche Hommage an den Tango und seine Heimatstadt. DER REGISSEUR
Andreas Kriegenburg (*1963) stammt aus Magdeburg und war zunächst Tischler und Techniker am dortigen Theater, bevor er die Regielaufbahn einschlug. Stationen als Hausregisseur an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, am Staatstheater Hannover, Wiener Burgtheater, Deutschen Theater Berlin sowie als Oberspielleiter am Thalia Theater Hamburg und regelmäßiger Gast an den Münchner Kammerspielen; seine Arbeiten wurden mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen und mit Preisen (u. a. Der Faust, 3sat-Preis) ausgezeichnet. 2006 gab Kriegenburg sein Debüt als Opernregisseur, seine Inszenierung von Bernd Alois Zimmermanns Die Soldaten an der Bayerischen Staatsoper wurde 2014 von der Opernwelt zur Aufführung des Jahres gewählt. María de Buenos Aires ist seine erste Regiearbeit für das Theater Bremen. Premiere 6. Dezember, 18 Uhr im Theater am Goetheplatz Musikalische Leitung: Rolando Garza Rodríguez Regie: Andreas Kriegenburg Bühne: Harald Thor Kostüme: Andrea Schraad Choreo grafie: Zenta Haerter Chor: Alice Meregaglia Dramaturgie: Isabelle Becker, Caroline Scheidegger Mit: Annemaaike Bakker, Benno Ifland, Patrick Zielke. Bremer TangotänzerInnen. Chor des Theater Bremen. Es spielen die Bremer Philharmoniker Präsentiert vom Nordwestradio
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PREMIERE SCHAUSPIEL
KARA / KINDERMANN / AKSU: ISTANBUL Ein Sezen Aksu-Liederabend
„Millionen Türken verlassen ihre Heimat, um anderswo ihr Auskommen zu finden. Über sie, die in so vielen europäischen Städten leben, vergisst man gern, dass umgekehrt seit alters her immer Menschen in die Türkei gezogen sind, um hier ihr Glück zu versuchen. Weit über eine Million Migranten haben sich in den letzten Jahrzehnten in der Türkei und namentlich in Istanbul angesiedelt“, schreibt der Autor Karl-Markus Gauss über die faszinierende Metropole zwischen Orient und Okzident, welche ihre Anziehungskraft der Diversität grundverschiedener Kulturen verdankt. DAS STÜCK
Ein deutscher Gastarbeiter kommt in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nach Istanbul. Er ist überwältigt von der bunten und lauten Stadt; sie fasziniert und überfordert ihn gleichermaßen. Vieles ist ihm neu, vieles bleibt ihm fremd. Trotzdem schafft er es, in seiner zweiten Heimat Fuß zu fassen, knüpft erste Freundschaften, findet Arbeit, lässt seine Frau nachkommen – sie gründen eine Familie. Ihre Geschichte ähnelt hunderttausenden Schicksalen türkischer Gastarbeiter und ihrer Kinder, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben. Das Stadtbild Istanbuls ist konstant in Bewegung und stets von Widersprüchen geprägt. Das Lebensgefühl der Kontraste wird in diesem Liederabend auf die Bühne gebracht. Auf Deutsch wird von der Lebenssitu-
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ation der Auswanderer erzählt und auf Türkisch die Sehnsucht nach Glück und Heimat besungen. Im Zentrum stehen hierbei die Lieder der berühmten Sezen Aksu, der Königin des türkischen Pops. Diese werden neu bearbeitet und von einer deutsch-türkischen Band gespielt. Singen werden die SchauspielerInnen des Bremer Ensembles – auf türkisch im Original, versteht sich. DIE REGISSEURIN
Selen Kara (*1985). Studium an der Medyapim-Akademie in Istanbul (Schwerpunkt Schauspiel/Regie) und Theaterund Medienwissenschaft an der Ruhr Universität Bochum. 2012 bis 2014 war sie Regieassistentin am Schauspielhaus Bochum, wo sie unter anderem mit Roger Vontobel, Anselm Weber, Jan Neumann, Christina Paulhofer und David Bösch gearbeit hat. Mit Dea Lohers Stück Blaubart – Hoffnung der Frauen zeigte sie dort 2014 ihre erste eigene Regiearbeit. Mit Istanbul stellt sie sich nun auch dem Bremer Publikum vor und arbeitet dabei mit dem Musiker Torsten Kindermann zusammen, der als Musikalischer Leiter den Element of Crime-Liederabend Jetzt musst du springen zur Eröffnung der letzten Spielzeit mitgestaltet hat. Premiere 19. Dezember, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie: Selen Kara Musikalische Leitung: Torsten Kindermann Bühne: Thomas Rupert Kostüme: Emir Medic Dramaturgie: Viktorie Knotková Mit: Martin Baum, Peter Fasching, Gabriele Möller-Lukasz, Susanne
Schrader und Band
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Betty Freudenberg, Alexander Swoboda und Kristina Pauls in Der Idiot, Wiederaufnahme am 4. Dezember
MUSIKTHEATER
DON QUICHOTTE
Ein Liederabend nach Jules Massenet und Miguel de Cervantes Saavedra Ein Klavier, ein Notenständer – ein Liederabend. Der Sänger betritt die Bühne. Nostalgie liegt in der Luft. Auf dem Programm stehen an diesem Abend eindringliche Momente aus Jules Massenets Don Quichotte – die Geschichte eines Mannes, der sich in seiner nostalgischen Liebe zu alten Ritterromanen verliert und zu den absurdesten Abenteuern aufbricht. „Nostalgie gedeiht auf dem Boden des Wandels“, konstatiert der Autor Daniel Rettig in seinem Buch Die guten alten Zeiten. Gerade während großer gesellschaftlicher Veränderungen und einer damit verbundenen individuellen Instabilität neige man ganz besonders dazu, in einer sehnsuchtsvollen und häufig idealisierten Vergangenheit zu schwelgen. „Ich will doch nur, dass etwas bleibt“, spricht der Sänger des Liederabends und formuliert damit das Prinzip seines Lebens: Nostalgie nicht nur als emotionaler Kraftspender, sondern als ein rückgewandtes Streben, um sich der schnelllebigen und Flexibilität fordernden Moderne zu verweigern. Braucht man einen Anker, um weitergehen zu können? Oder ist auch das ein Kampf gegen Windmühlen? Premiere 17. und Fr 18. Dezember, jeweils 19 Uhr im Moks Regie: Dany und Levin Handschuh Dramaturgie: Isabelle Becker Musikalische Arrangements: Riccardo Castagnola Mit: Johannes Scheffler Klavier: Tommaso Lepore
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WIEDERAUFNAHME MUSIKTHEATER
MOZART: DIE ZAUBERFLÖTE Eine kleine Tradition
Pa-pa-pa – Wie viel Zauber und Witz liegen in diesen drei Silben. Sie stehen nicht nur für den hilflosen Annäherungsversuch zwischen dem Vogelfänger Papageno und seiner Papagena, sondern sind nach wie vor auch ein unverkennbares Motiv für eine der berühmtesten Opern aller Zeiten: Die Zauberflöte. Am Theater Bremen ist es bereits eine kleine Tradition, pünktlich zu Weihnachten die magische Geschichte zwischen Sonne und Mond, Liebe und Macht wiederaufzunehmen. Dabei geht es nicht nur um Liebe auf den Pa-PaPa-Zweiten-Blick, sondern auch um das Aufeinanderprallen zweier Systeme, welche vor unmenschliche Prüfungen stellen: Wasser- und Feuerprobe und Schweigegelübde erschweren dem jungen Liebespaar Pamina und Tamino zusammenzufinden. Die Machtintrigen der Königin der Nacht werden unerbittlich weitergesponnen, schließlich kocht der Hölle Rache in ihrem Herzen. Ein insgesamt zauberhafter Abend und ein überaus pa-pa-pa-passendes Geschenk zu Weihnachten. Wiederaufnahme Fr 11. Dezember, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz Musikalische Leitung: Daniel Mayr Regie: Chris Alexander Bühne: Marina Hellmann Kostüme: Marie-Theres Cramer Dramaturgie: Claudia Leutemann Mit: Patricia Andress / Marysol Schalit, Barbara Buffy, Iryna
Dziashko, Christian-Andreas Engelhardt, Christoph Heinrich, Hyojong Kim / Luis Olivares Sandoval, Loren Lang, Nadine Lehner, Nathalie Mittelbach / Melody Wilson, Nerita Pokvytytė, Eric Remmers, Daniel Wynarski, Patrick Zielke. Chor des Theater Bremen. Solisten des Knabenchores der Chorakademie Dortmund. Statisterie. Es spielen die Bremer Philharmoniker 17
WIEDERAUFNAHME SCHAUSPIEL
DOSTOJEWSKI: DER IDIOT Ein ideales Wesen
„Die Grundidee des Romans ist die Darstellung eines wahrhaft vollkommenen und schönen Menschen. Und dies ist schwieriger als irgendetwas in der Welt“, formulierte Dostojewski 1868 sein Bemühen. Ein Jahrhundert später schrieb der Philologe und Slawist Maximilian Braun, dass „in unserer realen Wirklichkeit, vor allem in unserer gegenwärtigen Gesellschaft, nur ein krasser Außenseiter die absolute moralische Perfektion verkörpern kann. Er muss entweder seiner Umgebung als ein Idiot erscheinen, oder bis zu einem gewissen Grade tatsächlich ein solcher sein.“ Und das ist Fürst Myschkin – empathisch, harmoniesüchtig, aufrichtig; ein komplett selbstloses, ideales Wesen. Und dennoch ein Idiot, der von der Petersburger Gesellschaft herumgestoßen und ausgenutzt wird. Getrieben von dem Wunsch, es allen recht zu machen, enttäuscht er schließlich alle und geht an den Verhältnissen der modernen Welt zugrunde. „Das Ringen der Hauptfigur Fürst Myschkin um Harmonie, Wertschätzung und Liebe in einer Welt voller Egoismus, Hader und Missgunst gibt der Inszenierung von Frank Abt einen zeitlosen aktuellen Bezug.“ (Weser-Kurier) Wiederaufnahme Fr 4. Dezember, 19 Uhr im Kleinen Haus Regie: Frank Abt Bühne: Michael Köpke Kostüme: Annelies Vanlaere Musik: Johannes Kühn Dramaturgie: Viktorie Knotková Übersetzung: Swetlana Geier Mit: Nadine Geyersbach, Johannes Kühn, Siegfried W.
Maschek, Kristina Pauls, Justus Ritter, Susanne Schrader, Robin Sondermann, Matthieu Svetchine, Alexander Swoboda
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WIEDERAUFNAHME SCHAUSPIEL
JETZT MUSST DU SPRINGEN
Ein Abend mit Liedern von Element of Crime
„Schauspieler und Musiker interpretieren Songs von Element of Crime. Geboten wird ein Querschnitt aus der gesamten Zeit der Band, die 1985 gegründet wurde. Sie covern die bekannten Lieder nicht, sie liefern ihre eigenen Interpretationen. Jeder von ihnen bringt andere Facetten der Lieder zum Klingen, die musikalisch interessant und sensibel arrangiert sind. Und selbst wenn man die Lieder-Texte auswendig kennt, erlebt man sie ganz neu, weil sie auf der Bühne zu kleinen Szenen werden. Dabei kommt die äußerst lebensnahe Poesie, die Sven Regener in seinen Texten ausdrückt, zur Geltung. Das Publikum war begeistert“, schrieb Christine Gorny (Radio Bremen) über den musikalischen Abend, der in der Regie von Frank Abt und unter der Musikalischen Leitung von Torsten Kindermann die Liebe und Einsamkeit besingt. Ich will dein fester Boden sein, obwohl ich selber schwanke! Wiederaufnahme Di 22. Dezember, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie: Frank Abt Musikalische Leitung: Torsten Kindermann Bühne: Astrid Mitterlehner Kostüme: Ilke Meier Dramaturgie: Viktorie Knotková Mit: Karin Enzler, Andy Einhorn, Peter Fasching, Torsten Kindermann, Siegfried W. Maschek, Gabriele Möller-Lukasz
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Claudio Otelli und Marysol Schalit in Rigoletto
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WEIHNACHTEN UND SILVESTER
„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn, ...“. Schon Goethe hat bekanntlich darunter gelitten, unter dem Fernweh, der Sehnsucht nach Italien. Das „Italienweh“ rangiert auch heute noch ganz vorne unter den Top 10 der Sehnsuchtstopoi. Sicher hinter dem Traum vom Fliegen, aber direkt neben Weihnachten. Zugegeben: Weihnachten ist schön, aber es gibt doch immer den ein oder anderen, der sich aus dem Lametta- und Kekssegen davon und in eine laue Sommernacht träumt; der angesichts der kalten Winternächte und immer dringlicher werdenden Jagd nach Geschenken mit dem Gedanken an ein Was-wäre-wenn im Reisekatalog blättert. Da Italien nicht nur die Geburtsstätte von Pizza, Pasta & Co. ist, sondern auch die Wiege der Oper und des schönen Gesangs, wird in diesem Jahr Florenz, Rom, Venedig, ja ganz Italien nach Bremen geholt – zumindest für den letzten Abend im Jahr. Aber noch bevor die Silvestergala Eine italienische Nacht zum Jahresausklang lädt, bietet das Theater Bremen an den weihnachtlichen Tagen ein vielfältiges Programm und zahlreiche weitere Gelegenheiten, sich in andere Welten zu denken. Mit Rigoletto gleich ein zweites Mal nach Italien an den Hof des Duca, der auch an Weihnachten schamlos seinen amourösen Übergriffen frönt und fröhlich-trällernd über die weibliche Natur sinniert, nach Sevilla zu Carmen, die aus ihrem Spiel mit der Verführung nicht so glimpflich
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davon kommt oder mit Istanbul in die Stadt am Bosporus, in die sich das Schauspielensemble gemeinsam mit einer deutsch-türkischen Band hinein träumt. Aber auch die eigene Stadt kann mit den Songs von Element of Crime Welten öffnen im Liederabend Jetzt musst du springen. Oder man betritt die Seelenwelt, in diesem Fall den verstörenden Seelenraum von Peter Grimes. Weniger verstörend und eine kleine Tradition zu Weihnachten am Theater Bremen ist auch die Zauberflöte und am Tag vor dem Jahreswechsel kann – zum letzten Mal! – Anna Kareninas Scheitern an der Sehnsucht vom großen Glück, zugeschaut und zugehört werden. Um Familien und bedrohte Familienkonzepte geht es auch in den Schauspielproduktionen zum Jahresende: Die große Familiensaga Buddenbrooks, als Aufstieg und Zerfall bürgerlich-kapitalistischer Werte steht daher ebenso auf dem Programm, wie das Familienstück Pünktchen und Anton.
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MUSIKTHEATER
ZUM LETZTEN MAL
Anna Karenina von Thomas Kürstner / Sebastian Vogel
Drei Liebeskonzepte: Ein Mann betrügt mehrfach seine Frau, doch die Beziehung wird aufrecht erhalten; eine Frau verlässt Mann und Kind für ihren Geliebten, um darin ihr Glück zu finden – was sie aber nicht tut; eine Frau verliebt sich ausgerechnet in den Mann, den die andere zum Geliebten nimmt. Was auch einer Vorabend-Fernsehserie entspringen könnte, hat Leo Tolstoi in Anna Karenina, einem der größten Liebesromane des 19. Jahrhunderts, bereits verhandelt. Armin Petras, Stuttgarter Schauspielintendant, hat Tolstois Roman für das Theater Bremen zu einem Operntext umgearbeitet und die Dringlichkeit der Liebe und die Suche nach individuellem Glück mit heutigen Bedürfnissen verschränkt inszeniert. Drei musikalische Atmosphären haben Thomas Kürstner und Sebastian Vogel in großer Nähe zur Szene und zu den Seelenzuständen der Figuren komponiert. Eine Musik, die in ihrer Vielfältigkeit der Stile ebenso wie die Liebe nicht nach Maß funktioniert und Theatermusik in Vollkommenheit verspricht. „Das ist ein Geschenk, das hat sich jemand für uns ausgedacht“, heißt es aus dem Mund der Titelfigur. Zum letzten Mal Anna Karenina als nachweihnachtliches Geschenk. Mi 30. Dezember, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz
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Nathalie Mittelbach und Nadine Lehner in Anna Karenina (Videostill)
GASTSPIEL
DIE, SHOULD SEA BE FALLEN IN Ein Übersetzungsprojekt zu Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen
Die ambivalenten Stimmen in Elfriede Jelineks Text Die Schutzbefohlenen werden in diesem Text besprochen, ihnen widersprochen, ihrer Fürsprache nicht entsprochen. In diesem Resonanzraum wird die Einsprachigkeit der deutschen Fassung mehrsprachig aufgefasst, auf Englisch, Urdu, Pashtu, Arabisch und Georgisch übersetzt und von den Refugees, die 2012 an der Besetzung der Votivkirche teilgenommen haben, und beteiligten Studierenden gesprochen. Diese Besetzung des Kirchenraums war der Schreibanlass für Elfriede Jelineks Text. Nun machen sich dessen ProtagonistInnen zu ÜbersetzerInnen, schaffen Verständigung, Kommunikation und Kontakt. Das Theater Bremen lädt die am Projekt beteiligten Flüchtlinge und Studierenden ein, ihre vielstimmige Version des Jelinek Textes in Verbindung mit Ausschnitten aus der Bremer Inszenierung Die Schutzbefohlenen zu zeigen, Begegnung und Austausch zu stiften zwischen dem Bremer Ensemble, internationalen Studierenden und den beteiligten Flüchtlingen anhand des wohl wichtigsten Theatertextes der Stunde. Di 1. Dezember, 20 Uhr im Kleinen Haus Versatorium Wien, mit Refugees des Refugee Protest Camp Vienna, Drama Forum von uniT, Schutzbefohlenen-Ensemble Theater Bremen Regie: Ivna Žic
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FAMILIENKONZERT
AUF HOHER SEE
Phil für dich – mit den Bremer Philharmonikern
Ahoi an alle SeefahrerInnen und PiratInnen! Bei diesem Konzert wird Moni, die Möwe, den Boden unter ihren großen Möwenfüßen verlassen und sich auf hohe See begeben. Mit an Bord sind natürlich wieder die Bremer Philharmoniker und Monis Freunde Wolle und Pauline. Gemeinsam brechen sie zu einer musikalischen Schatzsuche über die sieben Weltmeere auf. Stürmische Musik von Mozart und Mendelssohn Bartholdy erwartet die Seefahrer-Möwe genauso wie ruhige Fahrten über Smetanas Moldau und die schöne blaue Donau. Da der Fluch der Karibik überall lauert, müssen Moni und ihre Freunde einigen Gefahren trotzen. Zum Glück hat die Dirigentin Jinie Ka das Steuer fest in der Hand und wird uns nach einer stürmischen Reise in den sicheren Hafen bringen – Piratenehrenwort. So 13. Dezember, 11 Uhr im Theater am Goetheplatz Mit: Wolfgang von Borries, Pauline Jacob, Achim Rikus, Allen Parkes, Martina Parkes, Alexander Swoboda Musikalische Leitung: Jinie Ka Szenische Einrichtung: Caroline Blanck Ausstattung: Christina Hoenicke Dramaturgie: Isabelle Becker. Es spielen die Bremer Philharmoniker
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Matthieu Svetchine und Matthias Krieg in Verzehrt (Consumed)
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UND AUSSERDEM
CARTE BLANCHE: FÜR IMMER UND DICH – EIN RIO REISER-ABEND
Für immer und dich – ein szenischer Liederabend, der die Lebensumstände, die Träume, die Sehnsüchte, Ziele und zerbrechlichen Utopien der Kultfigur Rio Reiser entfaltet. Eine dreiköpfige WG durchlebt performativ Stationen aus dem Leben und musikalischen Weg einer einzigartigen Musikerpersönlichkeit. BewohnerInnen der WG und Initiator Innen jener Hommage: Achim Rikus, Michelle Wendelken und Wolfgang von Borries. Sa 5. Dezember, 20:30 Uhr und So 13. Dezember, 18 Uhr, auf der Probebühne. Treffpunkt ist die Bühnenpforte. Eintritt 5 € KAMMERMUSIK AM SONNTAGMORGEN
Der Tod und das Mädchen – ein romantischer Topos, durch den Matthias Claudius’ Gedicht den „wilden Knochenmann“ als sanften Freund vorstellt. Franz Schubert widmete ihm eines seiner berühmtesten Lieder und griff es im Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 wieder auf. Es spielt das Quartetto con brio: Oleg Douliba und Florian Baumann (Violine), Steffen Drabek (Viola) und Karola von Borries (Violoncello). So 6. Dezember, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). 10 €, Kinder unter 14 Jahren: Eintritt frei!
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RENTIERPUNSCH
Alle Jahre wieder, wenn die Türen hoch und die Tore weit sind, die Glocken süßer nie klingen und leise der KunstSchnee rieselt, ist es Zeit für den Rentierpunsch im Theater Bremen, der seit zwei Jahren eine neue Heimat im noon / Foyer Kleines Haus gefunden hat. An zwei Advents-Sonntagnachmittagen (und einem Extra-Termin in Zusammenarbeit mit den Theaterfreunden) gibt es wieder vor-weihnachtliche Geschichten bei Kerzenschein und Lametta, Glühwein und Stollen mit Siegfried W. Maschek (und Gästen) – für alle die sich ihre Weihnachts-Erinnerungen nicht nehmen lassen wollen, auch wenn es nie so war! So, 6. und So 13. Dezember, jeweils um 15 Uhr, Mo 14. Dezember, 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus. Eintritt 5 € PICTURING POWER: FOTOGRAFIN DANA KYNDROVÁ
Die Abteilung für Geschichte Ostmitteleuropas der Universität Bremen veranstaltet vom 10. bis zum 12. Dezember 2015 eine internationale Konferenz zum Thema „Picturing Power – Photography in Socialist Societies“ mit TeilnehmerInnen aus verschiedenen europäischen Ländern und den USA. Für die Auftaktveranstaltung konnte man die Fotografin Dana Kyndrová gewinnen, die zu den wichtigsten Fotografinnen der 1970 und 1980er Jahre in der Tschechoslowakei gehört und bis heute als Fotografin, Kuratorin und Buchautorin wirkt. In einer öffentlichen Diskussion wollen wir mit Dana Kyndrová über ihre Erfahrungen mit Publikationsmöglichkeiten und Zensur, über ihre Werke und die gesellschaftliche Bedeutung der Fotografie vor und nach 1989 sprechen. Mi 9. Dezember, 20 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt frei! In Kooperation mit der Uni Bremen 31
UND AUSSERDEM
EIN-SICHTEN: ISTANBUL
Der Sänger und Koch Murat Babaoğlu heißt das Produktionsteam des türkischen Liederabends Istanbul in seinem neuen Bistro im Viertel willkommen. Jeder, der die junge Regisseurin Selen Kara nach ihrem Leben zwischen Deutschland und der Türkei befragen möchte, oder ein paar Lieder von Sezen Aksu zusammen mit dem Musiker Torsten Kindermann mitsummen will, ist herzlich eingeladen, die Mittagspause mit dem künstlerischen Team bei Köstlichkeiten von Murat zu verbringen. Fr 11. Dezember, 14:30 Uhr im Bistro F-Werkstatt, Am Dobben 65. Eintritt frei! THEATERKLATSCH #16: EHRENAMT
Vielfältig war der Tag der offenen Tür des Theater Bremen und Tim Schultens Anliegen für diesen Tag war es, in Bremen angekommene Geflüchtete zu dieser Veranstaltung einzuladen. So organisierte er mit KollegInnen vom Moks den Besuch von etwa 100 geflüchteten Menschen. Wir möchten mit Tim ins Gespräch kommen und ihn nach seinen Eindrücken und Erlebnissen fragen. Auch die AkteurInnen des Theaterprojekts Meine Heimat – Deine Heimat sind zu Gast und werden von ihrer Inszenierung erzählen. Die Flüchtlingsdebatte ist dieser Tage sehr präsent. Aus unserem Gespräch soll keine politische Debatte werden, wir möchten in einen direkten Dialog kommen. Danke an das noon, das großartigen Kaffee bereitstellt. Dazu gibt es selbstgebackenen Kuchen. Do 17. Dezember, 17 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus. Eintritt frei!
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DER MESSIAS
Eine Weihnachtsfarce von Patrick Barlow Ein Schauspieler als Regisseur, dazu ein weiterer Schauspielerkollege und als Skript die komplette Weihnachtsgeschichte inklusive der Jungfrau Maria, dem Erzengel Gabriel, den Heiligen Drei Königen und dem kleinen Jesuskind! Die Ensemblemitglieder Guido Gallmann und Martin Baum nehmen ihr Erfolgsstück wieder auf. So 20. um 16 Uhr und 20 Uhr, Fr 25. Dezember um 18:30 Uhr im Kleinen Haus. Eintritt 18 € / 9 €. Von und mit: Martin Baum, Susanne Baum, Guido Gallmann, Andreas Krämer
WELT-SICHTEN: TÜRKEI
Mit der Reihe in transit? hat sich das Theater Bremen ausführlich mit den Themen Geflohener beschäftigt. In dieser Spielzeit möchten wir den Blick auf die Ursprungsländer der Flüchtenden werfen, politische Situationen beleuchten, das Verstehen von Kulturen befördern und globale Zusammenhänge erfassen. In diesem Monat beschäftigt sich die Länderreihe mit der Türkei als einen wichtigen Akteur in der europäischen Flüchtlingspolitik. Mi 23. Dezember, 21:45 Uhr im Anschluss an die Vorstellung Istanbul im noon / Foyer Kleines Haus
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12/2015
JUNGES.THEATERBREMEN
JOUR FIXE – THEATERPÄDAGOGISCHE FORTBILDUNG FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER Di 1. Dezember, 17 – 19 Uhr, Treffpunkt Kleines Haus Bitte bequeme Kleidung mitbringen. Teilnahme kostenlos! Anmeldung unter theaterpaedagogik@theaterbremen.de
DARLINGS FOREVER – OPEN STAGE
„Kill your darlings“ wird dir im Theater gesagt, wenn etwas von dem Text oder auch gerne mal eine ganze Szene gestrichen wird, die dir echt am Herzen lag. Nicht selten stehen einem dann die Tränen in den Augen. Schließlich war der Text gelernt, die Ausarbeitung hat viel Zeit und Nerven gekostet und am Ende soll es nie jemand zu Gesicht bekommen? Das kann doch nicht euer Ernst sein?! Trockne deine Tränen, nun gibt es einen Ausweg: die Junge Akteure Open Stage. Hier wird alles gezeigt, was sonst auf der Strecke bleiben musste. Holt eure Schätzchen raus und zeigt es allen: ob Song, Text oder Poetry – alles ist möglich, alles ist willkommen. Darlings forever! Fr 4. Dezember, 19 Uhr im Brauhauskeller. Eintritt frei! Infos und Anmeldung mit einem Beitrag unter jungeakteure@theaterbremen.de
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WEIHNACHTEN
... GESCHENKE, GESCHENKE, GESCHENKE
Da sich unerwartet wie jedes Jahr die Frage nach dem richtigen Weihnachtsgeschenk für Verwandte und liebe Freunde stellt, bieten wir eine kleine Entscheidungshilfe an. Das Geschenkabo des Theater Bremen ist nachhaltig, vielseitig, gesellig, ereignisreich, anregend, aufregend, belebend, herausfordernd, animierend: Für 100 € beinhaltet es vier Karten in der zweiten Preiskategorie, davon zwei im Theater am Goetheplatz und zwei im Kleinen Haus (ausgenommen Gastspiele, Sonderveranstaltungen, Konzerte und Premieren). Eine gute Nachricht auch für Spätentschlossene: Das Geschenkabo kann noch bis zum 24. Dezember um 14 Uhr an der Theaterkasse erworben werden und ist bis zum Ende der Spielzeit einlösbar! Geschenke, Geschenke, Geschenke!
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Im vorweihnachtlichen Geschenkekaufrausch kann das Geld auf dem Konto schnell zur Neige gehen. Wenn es nicht mehr reicht, um an einem zugigen Stand an der Schlachte eine orchideenförmige Glitzerkerze für die Mutter zu kaufen, entstehen Gedanken zu dramatischen Geldbeschaffungsmaßnahmen von ganz allein. Bevor man aber die Beamtin am Bankschalter in klassischer Robin Hood Manier mit Pfeil und Bogen belagert und mit einem nicht ganz eingängigen dafür
präzisen „Zahle Geld aus!“ zur Portemonnaie-Befüllung auffordert, sollte man sich ins Gedächtnis rufen, dass Mama sich über gemeinsam verbrachte Festtage mit selbstgebackenen Lebkuchen wahrscheinlich genauso freut und die grünen Leggins lieber im Schrank lassen. Danke K. D. und D. H.! Ihre Lieblingspfeile bitte weiterhin an dramaturgie@theaterbremen.de.
ERMÄSSIGTE KARTENPREISE SCHÜLER/INNEN, AUSZUBILDENDE UND STUDIERENDE BIS ZUM VOLLENDETEN 35. LEBENSJAHR Für die Vorstellungen im Theater im Goetheplatz und im Kleinen Haus sind Karten zum Preis von 9 € erhältlich (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen). ARBEITSLOSE, FREIWILLIGENDIENSTLEISTENDE UND SCHWERBEHINDERTE (AB 50 % GDB) Sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse bieten wir Ihnen gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises einen Preisnachlass von rund 50 % auf den regulären Kartenpreis für alle unsere Vorstellungen (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen) an. Diese Konditionen gelten auch für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. KULTURTICKETS BürgerInnen mit geringem Einkommen erhalten gegen Vorlage der „Grünen Karte“ ein Kulturticket zum Preis von 3 € ab 30 Minuten vor Beginn der Vorstellung an der Abendkasse, sofern noch Karten verfügbar sind. In den Bremer Bürgerhäusern und den Zweigstellen der Stadtbibliothek können die Kulturtickets für ausgewählte Vorstellungen auch vorab reserviert werden. Informationen unter www.kulturticket.bremen.de. GRUPPENTARIFE Besuchergruppen ab 10 Personen erhalten einen Rabatt von rund 20%. ABONNEMENTS UND THEATERCARD In unserem Abonnementbüro oder in unserem Spielzeitheft informieren wir Sie über weitere Vergünstigungen, die wir Ihnen mit unseren Abonnements und der TheaterCard bieten. BLAUER THEATERTAG Musiktheater 20 € / Schauspiel 15 € auf allen Plätzen!
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taz.die solidarische Methode Der taz-Solidarpakt garantiert das Abo für alle. Ein Drittel unserer AbonnentInnen zahlt freiwillig einen höheren „politischen Preis“, damit andere sich die taz leisten können. Jetzt abonnieren: (030) 2590 2590 oder www.taz.de/abo
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FÖRDERER BREMER THEATERFREUNDE Karin und Uwe Hollweg
Stiftung
PARTNER
MEDIENPARTNER
taz.bremen
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12/2015
KONTAKT Theaterkasse
Mo – Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr Tel 0421 . 3653 - 333 oder kasse@theaterbremen.de Abonnementbüro Tel 0421 . 3653 - 344 (Di – Fr: 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 14 Uhr) oder abo@theaterbremen.de Dramaturgie: dramaturgie@theaterbremen.de Presse: presse@theaterbremen.de Marketing: marketing@theaterbremen.de Geschäftsführung: gf@theaterbremen.de Theater Bremen
Postfach: 10 10 46, 28010 Bremen Goetheplatz 1 – 3, 28203 Bremen Tel 0421 . 3653 - 0 Informationen zur Barrierefreiheit und Zugänglichkeit unter www.theaterbremen.de/barrierefreiheit Impressum Herausgeber Theater Bremen GmbH Geschäftsführung Prof. Michael
Börgerding (Generalintendant), Michael Helmbold (Kaufmännischer Geschäftsführer) Redaktion Marianne Seidler Szenenfotos: Jörg Landsberg Gestaltung ErlerSkibbeTönsmann, Tim Feßner Druck Asco Sturm Druck GmbH. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 42
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