FEBRUARHEFT 2015
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02/2015
INHALT
Mein Liebeslied muss – ein Walzer sein?: Im weißen Rössl . . .. 4 Die Fremde: Medea .. ............................................................................ 10 Im Blick zurück entstehen die Dinge: Aymara .. ................... 14 Spiel als Ziel: Play Station ................................................................ 16 Reinigende Gewitter: Der Kirschgarten ................................... 18 Das letzte Mal: Blick der Tosca, Belleville und Die Zauberflöte ..................................................................................... 19 TANZ Bremen ....................................................................................... 22 Kants neue Kleider: in transit? ....................................................... 26 Philosophische Gesellschaft ............................................................. 30 Club Coquette ............................................................................................ 31 noon / Foyer Kleines Haus ................................................................ 32 Und außerdem ........................................................................................ 34 JUNGES.THEATERBREMEN ................................................. 36 Pfeil des Monats .................................................................................... 38 Preise ........................................................................................................... 40 Kontakt ...................................................................................................... 46
02/2015
LIEBES PUBLIKUM, LIEBE LESERINNEN UND LESER! Sunday Israel Akpan, Igor Matros Aniutin, Keya Ann D’Souza, Ronita Mookerji, Satyajit Ravindranath Ravjavarma, Kseniya Zhukova. Das sind zwei Tänzerinnen und ein Performer aus Bangalore, ein Breakdancer und eine HipHop-Tänzerin aus Novosibirsk und ein Tänzer aus Lagos, der dort Community Dance-Projekte entwickelt. Sie alle kamen für ein halbes Jahr ans Theater Bremen, auf Einladung unseres Hauschoreografen Samir Akika. Kennengelernt hat er sie auf seinen vielen Reisen, die ihn in den vergangenen zehn Jahren um die ganze Welt führten. Nach ihrer gemeinsam mit dem festen Ensemble entstandenen Produktion Belleville – die leider unwiederbringlich am 27. Februar zum letzten Mal zu sehen ist – gibt das Festival TANZ Bremen nun den sechs GasttänzerInnen in Let’s call it a night freie Bühne für einen eigenen Abend: Zu sehen am Freitag, den 13. Februar um 21:30 Uhr in der Schwankhalle! Die in Costa Rica geborene Alexandra Morales studierte an der Essener Folkwang Hochschule und tanzte u. a. bei Malou Airaudo und Marc Sieczkarek. Mit Samir Akika gründete sie 2009 das Label Unusual Symptoms. In ihrer ersten Produktion Aymara am Theater Bremen begibt sich die Choreografin mit ihren fünf männlichen Darstellern, drei Hühnern und einem Singer-Songwriter auf Spurensuche nach den Hinterlassenschaften einer Biografie. Michael Börgerding 3
PREMIERE MUSIKTHEATER
MEIN LIEBESLIED MUSS – EIN WALZER SEIN? Die Chansonnière Désirée Nick, Johannes Kühn, Gabriele Möller-Lukasz und Matthieu Svetchine über Im weißen Rössl
Als Im weißen Rössl kurz vor der Machtergreifung der Nazis uraufgeführt wurde, war das Stück eine Vergnügung des freigeistigen Berlin. Es wurde gesungen und getanzt, mehrheitlich von SchauspielerInnen und KabarettistInnen, die den zumindest auf der Bühne furios zu Ende gehenden 20er Jahren in Chören, Tanzensembles und Schlagern einen spektakulären Abgang bescherten. Das Weiße Rössl wurde schnell zum Exportschlager, innerhalb kürzester Zeit wurde es auf allen großen Bühnen der Welt nachgespielt. Zum Mittel der bürgerlichen Selbstvergewisserung wurde die Operette erst mit den Heimatfilmen der Nachkriegszeit, Peter Alexander und Waltraut Haas waren zwar identitätsbildend für das Mitteleuropa des Wirtschaftswunders, aber der Heimatfilm hatte aus der zweideutigen Ironie der Uraufführung einen nicht immer ganz biederlosen Humor zwischen Nierentisch und Pauschaltourismus gemacht. Dagegen beschreibt der Operettenforscher Kevin Clarke, der am 6. Januar als Diskurspate von Sebastian Kreyers Rössl-Inszenierung einen Vortrag am Theater Bremen hielt, ausführlich, wie der schöne Sigismund und der Laufbursche Piccolo, die resolute Wirtin Josepha und ihr verliebter Oberkellner Leopold dem liberalen Zeitgeist der Zwischenkriegszeit als vergnügliches Vehikel der Selbstbehauptung dienten. Eine der unbeantworteten Fragen des Stücks, ob es prakti-
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scher sei, wie der Berliner Trikotagen-Fabrikant Giesecke Hosen eher vorne oder wie sein großer Konkurrent Sülzheimer doch besser hinten zu knöpfen, ist ein leiser Hinweis auf die mokante Grundierung des Stücks, der Sebastian Kreyer gemeinsam mit dem Schauspielensemble, den Bremer Philharmonikern und dem Chor unter der Leitung von Daniel Mayr nachgehen wird. Als Rössl-Wirtin mit dabei sein wird auch die Chansonnière und Kabarettistin Désirée Nick. Sie und ihre Spielpartner Johannes Kühn, Gabriele Möller-Lukasz und Matthieu Svetchine haben wir schon einmal vorab getroffen und ihnen ein paar Fragen gestellt, wie es um ihre Sicht auf die Rössl-Welt denn bestellt ist. Salzkammergut oder Spree? Désirée Nick (alias Josepha, die Rössl-Wirtin): Das sollte man eine Urberlinerin nicht fragen: Salz kammer gut für die Heringe aus der Spree verwenden! Heuriger oder Prosecco? Gabriele Möller-Lukasz (alias Giesecke, der Trikotagen-Fabrikant): Crémant! (Durfte ich das überhaupt antworten?) Sommerfrische oder Après-Ski? Matthieu Svetchine (alias Siedler, der Anwalt des anderen Trikotagen-Fabrikanten): Ein Siedler auf Skiern? Das hättest Du wohl gern. I am what I …? Johannes Kühn (alias Leopold, der Oberkellner): ... WANT TO BE. Bitte in Kapitalen schreiben. So meine ich es zu-
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IM WEISSEN RÖSSL
mindest: als eine mit Nachdruck versehene und versuchte Wunschvorstellung. Burlesque oder Barbie? Gabriele Möller-Lukasz: Oh là là ... – Bitte was? Friedrichstadtpalast oder Bar jeder Vernunft? Désirée Nick: Bar jeder Vernunft mit Beinen vom Friedrichsstadtpalast! Mein Liebeslied muss ... Matthieu Svetchine: ... ganz sicher kein Walzer sein! Ich hasse Walzer. Von Ella müsste es sein, wenn ich mich jetzt festlegen müsste … Johannes Kühn: Musst Du. Matthieu Svetchine: Was wollen Sie denn von mir? Pah, ein Oberkellner! – Also gut, von Ella! Johannes Kühn: Ella von Sinnen? Matthieu Svetchine: Ruhe! Dirndl oder Minirock? Johannes Kühn: Definitiv Dirndl. Kaiserreich oder Republik? Désirée Nick: Kaiserreich. Vorne geknöpft oder hinten geknöpft? Désirée Nick: Lieber hinten. – Was war noch mal die Frage?
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Désirée Nick, Foto Pio Rahner
IM WEISSEN RÖSSL
Queer oder straight? Johannes Kühn: Hauptsache glücklich. Gabriele Möller-Lukasz: Schön. Matthieu Svetchine: Oh mein Gott! Walzer oder Schuhplattler? Matthieu Svetchine: Schon wieder ne Walzer-Frage! Gabriele Möller-Lukasz: Schuhplattler! 20er oder 50er? Désirée Nick: Die goldenen 20er bitte. Oktaviert oder original? Matthieu Svetchine: Oktaviert. Désirée Nick: Hiiiiiiilfeeeee!!!! Dialekt oder Hochdeutsch? Gabriele Möller-Lukasz: Hochdeutsch? Désirée Nick: Hoit de Pappen, Fräulein Giesecke! Fräulein? Wo ist eigentlich der Herr Regisseur? Hier stimmt doch was nicht … Oberkellner oder Laufbursche? Johannes Kühn: Wer will schon der sein, der er ist? Gabriele Möller-Lukasz: seufzt Matthieu Svetchine: seufzt auch, aber irgendwie anders
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Operette oder Musical? Désirée Nick: Operette! Johannes Kühn: Operette! Gabriele Möller-Lukasz: Operette! Matthieu Svetchine: – Musical. Désirée Nick: Na, das kann ja heiter werden! IM WEISSEN RÖSSL
von Ralph Benatzky Premiere 26. Februar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz Musikalische Leitung: Daniel Mayr Regie: Sebastian Kreyer Bühne: Thomas Dreißigacker Kostüme: Maria Roers Chor: Daniel Mayr Bühnenmusik: Bendix Dethleffsen Dramaturgie: Benjamin von Blomberg, Katinka Deecke Mit: Peter Fasching, Lisa Guth, Johannes Kühn, Gabriele MöllerLukasz, Siegfried W. Maschek, Désirée Nick, Justus Ritter, Johannes Scheffler, Matthieu Svetchine. Chor des Theater Bremen. Es spielen die Bremer Philharmoniker dazu FrühStück am So 8. Februar, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer)
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PREMIERE SCHAUSPIEL
DIE FREMDE
Dramaturg Tarun Kade zu Medea von Euripides
„Wenn ich an meine Frau denke, dann fällt mir immer ihr Hinterkopf ein. Ich male mir aus, wie es wäre, ihren wunderschönen Schädel aufzuknacken, in ihrem Gehirn zu wühlen, auf der Suche nach Antworten. Die zentralen Fragen jeder Ehe: ‚Was denkst du? Was fühlst du? Was haben wir einander angetan? Was werden wir noch tun?’“ (aus dem Film Gone Girl von David Fincher) — Medea (griechisch – die, die Rat weiß) ist ein Rätsel. Nicht nur für ihren Mann. Für den gesunden Menschenverstand an sich. Wie kann die Mutter Medea ihre eigenen Kinder töten, lautet die Frage, die nie eine befriedigende Antwort finden wird. Finden darf. Denn Medea bleibt fremd. Muss es bleiben. Die Geschichte geht in etwa so: Der griechische Königssohn Jason war mit der asiatischen Königstochter Medea aus ihrer Heimat Kolchis geflohen, nachdem sie ihm zum Diebstahl eines mythischen Fells (das sogenannte Goldene Vlies) verholfen hatte. Noch auf der Flucht hatten die beiden geheiratet und zwei Kinder gezeugt, mit denen sie Asyl in Korinth fanden. Inzwischen (und hier setzt Euripides ein) hat Jason Medea für die ortsansässige Königstochter verlassen. Der korinthische König Kreon, der Jason gerne als Thronfolger hätte, will seine Tochter vor der auf undurchsichtige Weise gefährlich scheinenden Medea schützen und beschließt ihre Ausweisung. Die zutiefst Verletzte beschließt
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ihrerseits, auf das erfahrene Leid mit dem Unvorstellbaren zu reagieren: Sie wird alles auslöschen, was Jason nahe ist. Seine neue Frau, seinen neuen Schwiegervater und die gemeinsamen Kinder. Ihren Plan zieht sie mit äußerster Härte gegen sich und andere durch, in äußerster Konsequenz wird alles um die beiden (ehemals) Liebenden herum ausradiert. Übrig bleiben wieder die beiden. Warum Medea so maßlos handelt und nicht ihren durchaus vorhandenen Zweifeln nachgibt, bleibt letztlich unerklärlich. Und somit muss Medea uns fremd bleiben. Eine fremde Frau. In deren Kopf wir nicht schauen können. Wir wissen nicht, warum sie tut, was sie tut, denn wir wissen nie, ob das was sie sagt, dem entspricht, was sie denkt. Das verunsichert und ist faszinierend. Weil ihr Handeln nicht einfach zu durchschauen ist. Sie nicht der Norm entspricht. Nicht angepasst ist, nicht integriert. Darin kann die Kunstfigur Medea der Mehrheitsgesellschaft des common sense angsteinflößender Widerstand sein. Intransparent. Monströs. Fremd. Doch wie lange sie fremd bleiben kann, ist ungewiss. Denn in unserer Welt verwandelt sich unzugänglich Fremdes im Handumdrehen in leicht verdauliches Konsumgut. Big-Data-Unternehmen wie Facebook, Google oder Amazon nehmen alle Widerstände auf, verdauen sie und machen sie zu einem Teil von sich. Nimmersatte Raubtiere, die sie sind. Jeder Widerstand geht in einer alles auffressenden Community auf oder wird ausgeschlossen, an den Rand gedrängt oder ausgelöscht. Ehemals Marginalisiertes wird verein-
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Eine Frau sitzt bekleidet mit Burka von Louis Vuitton und Turnschuhen von Adidas in der Tür eines Mercedes SLS – Filmstill aus dem Musikvideo Ihr Hurensöhne / Saudi Arabi Money Rich von Haftbefehl
MEDEA
nahmt. Gerade kürzlich in den Feuilletons: Das neue Album des aus der Türkei stammenden Kurden Haftbefehl wird als kraftvolle und fremde Stimme von der Straße gefeiert. Noch vor wenigen Jahren galt Gangsterrap als Gefahr für die nach ideologischer Orientierung suchende Jugend, nun wird er als Teil einer neuen deutschen Kultur von den öffentlichen Diskurs bestimmenden Akteuren gefeiert. Und es stimmt, das Album ist voller Kraft. In einer Sprache, die ihre eigene Poetik hat. Und dennoch steckt in dieser Lobhudelei auch der Beginn einer Aneignung, die die Fremdheit verschwinden lassen will. Ein sich immer wiederholender Mechanismus, der macht, dass Fremdheit ein verschwindendes Gut ist. In einer Welt, die Transparenz und Verständlichkeit fordert und mit immer neuen Technologien auch die komplexesten Dinge nachvollziehbar macht. Hüte dich, Medea! Lass dich nicht vereinnahmen! Wir brauchen deine Fremdheit. Immer noch. MEDEA
von Euripides Premiere 28. Februar, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie: Alexander Riemenschneider Bühne: David Hohmann Kostüme: Anna Sophia Röpcke Musik: Tobias Vethake Dramaturgie: Tarun Kade Mit: Annemaaike Bakker, Karin Enzler, Betty Freudenberg, Guido Gallmann, Robin Sondermann, Alexander Swoboda, Simon Zigah
Gerhard Bücker bietet zu Medea, Ödipus und dem Theater der Antike einen Kurs an der Volkshochschule an. Beginn: 9. Februar, Anmeldung und weitere Informationen unter www.vhs-bremen.de
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PREMIERE TANZ
IM BLICK ZURÜCK ENTSTEHEN DIE DINGE Dramaturg Gregor Runge zu Aymara
„We shall not cease from exploration, and the end of all our exploring will be to arrive where we started and know the place for the first time.“ (T. S. Eliot) — Auf der Suche nach etwas, das den manchmal recht konfusen Erfahrungen des Lebens einen größeren Zusammenhang verleiht, sind wir bereit, an vieles zu glauben. An das Schicksal, beispielsweise. Und auch wenn die Vorstellung eines vorbestimmten Verlaufs für viele fatalistisch anmuten mag, kann sie gleichwohl eine ungemein tröstende sein. Doch: Auf das eigene Leben zu blicken, gar davon zu erzählen, kann ein schmerzhafter Prozess sein. Nicht nur, weil sich darüber eben das Schmerzhafte wiederholt, sondern weil damit oft die Sehnsucht verbunden ist, es mögen sich hinter den Erinnerungen ein Anfang und ein Ende hervortun. Vielleicht sogar eine Logik in der Geschichte, oder besser noch, ein Sinn. Dass alles so gekommen ist, weil es so kommen musste. Dass sich stets das Eine mit dem Anderen verband, sich sagen lässt – Zeit meines Lebens bin ich einer Idee gefolgt. Die Biografien der Gegenwart sind immer seltener von solch linearen Verläufen geprägt, vielmehr sind es die Brüche und Diskontinuitäten, die ein Leben bestimmen, das sich schließlich als Flickenteppich aus Abbrüchen und Neuanfängen zeigt. Schicksal ist in diesem Sinne wohl umso mehr nur im Blick zurück zu bestimmen: als Summe aller getroffenen Entscheidungen.
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Die Rückschau auf die eigenen Lebenszusammenhänge hat Alexandra Morales zu einem Projekt über Erinnerungen inspiriert, mit dem sich die aus Costa Rica stammende Choreografin zum ersten Mal mit einer eigenen Arbeit am Theater Bremen vorstellt. Begleitet wird sie dabei von einem Ensemble, das die Disparatheit des Lebens auf besondere Weise spiegelt: In Aymara treffen zwei Tänzer auf einen Musiker, einen Opernsänger, einen Akteur aus Lola Arias’ Bremer Straßenoper und ein Kind. Der Titel des Stücks bezieht sich auf ein indigenes Volk Südamerikas, in dessen Sprachverständnis die Vergangenheit geografisch als etwas vor einem liegendes gilt. In einer Szenerie, die den Regenwald Costa Ricas heraufbeschwört, setzen sich Morales’ Akteure so gemeinsam mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinander und suchen nach den prägenden Momenten ihrer Entwicklung, um dabei im Vergangenen eine Perspektive auf die Gegenwart, eine Ahnung für die Zukunft zu finden. AYMARA
von Alexandra Morales / Unusual Symptoms Premiere 10. Februar, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie und Kostüme: Alexandra Morales Bühne: Elena Ortega Dramaturgie: Gregor Runge Choreografische Mitarbeit: Ulrike Reinbott Mit: Pablo Bottinelli, Gabrio Gabrielli, Mali Gabrielli, Stefan Kirchhoff,
Bernhard Richter, Frederik Rohn
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PREMIERE MOKS
SPIEL ALS ZIEL
Dramaturgin Sabrina Bohl zu Martin Thamms Play Station Der wohl meistzitierte Satz in theateraffinen Kreisen ist das Schiller’sche Diktum: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Nur allzu gerne wird mit dem letzten Halbsatz aus den Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen Werbung für Theater gemacht, für Kultur, für das spielerische Erkunden der eigenen und anderer Welten. Was heißt Spielen aber fernab des Theaterraums, in dem wir vor allem Anderen beim Spielen zugucken? Welches Spielen kann überhaupt gemeint sein, wenn man versucht den Begriff abgekoppelt von konsumgefüllten Kinderzimmern – Lego, Playmobil, Puppenhäuser, tiptoi, etc. – heute zu denken? Der Kulturhistoriker Johan Huizinga prägte in den 30er Jahren den Begriff des „homo ludens“: des spielenden Menschen. Dem Menschen, dessen Spiel kein Nebenprodukt der sozialen Zivilisierung oder des kultivierten Zeitvertreibs ist, sondern ganz im Gegenteil Ausgangspunkt für alle institutionalisierten Systeme und Verhaltensweisen. Der Mensch bildet sich als Individuum in seiner Persönlichkeit durch das Spielen aus und formt zusammen mit anderen in gesellschaftlichem Verband eine Ordnung. Aber nicht als vorgegebenes Ziel, als etwas, das es zu erreichen gäbe. Das, was entsteht, ist Zufalls- oder Nebenprodukt, das Spiel bleibt immer das originäre Ziel: „Spielen ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung,
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die (...) ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘.“ Das Spiel als Selbstzweck kann als geradezu radikale Ansage in unserer heutigen Gesellschaft verstanden werden, in der das „um zu“, das Effektive, das Planende, das Strukturierte, kurz: der Homo oeconomicus, das dominierende Modell zu sein scheint. Das Moks versucht zu dem Spielzeitthema „Einfach so“ die überhaupt nicht mehr so einfache Einfachheit des Spiels zu erkunden und in einer ganz konkreten Produktion dem jungen Publikum ab 9 Jahren diesen Spielraum zu geben: Gemeinsam mit dem Ensemble entwickelt der Regisseur Martin Thamm einen Parcours, der einlädt, selbst aktiv zu werden und mit den SchauspielerInnen herauszufinden, ob es eine Schnittmenge zwischen Theatererzählung und der eigenen Geschichte geben kann. Im Spiel. PLAY STATION / 9+
ein Projekt von Martin Thamm Premiere 21. Februar, 16 Uhr im Moks Regie: Martin Thamm Bühne und Kostüme: Iris Holstein Musik: Felix Reisel Dramaturgie: Rebecca Hohmann Mit: Meret Mundwiler, René Oley, Felix Reisel, Walter Schmuck
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SCHAUSPIEL
REINIGENDE GEWITTER
Alize Zandwijks Inszenierung von Tschechows Der Kirschgarten kehrt zurück Alize Zandwijk, die Intendantin am Ro Theater in Rotterdam, gehört seit der Intendanz von Michael Börgerding zu den wichtigen RegisseurInnen am Theater Bremen. Als sie die erste Spielzeit mit Dea Lohers Das Leben auf der Praça Roosevelt im Großen Haus eröffnete, bescherte sie dem Schauspiel das „reinigende Gewitter“ (Die Welt) und die erhoffte Aufbruchsstimmung. Die Zusammenarbeit erwies sich als Glücksfall, auch für das Ensemble, dem sie zu großer Kraft und Präsenz verhalf. Um so erfreulicher ist daher, dass Zandwijk selbst das Theater Bremen als ihre künstlerische Heimat in Deutschland erwählt hat, um hier regelmäßig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Nicht umsonst halten wir daher die „Praça“ im Programm – und jetzt kehrt auch Der Kirschgarten endlich zurück: „Alize Zandwijk setzt vor allem auf die Atmosphäre des in nobler Untüchtigkeit verblühenden Lebens. Wunderzart anspielungsreich entwirft Multiinstrumentalistin Maartje Teussink dazu ihren stupsnasigen Liedermacherkosmos, führt Stimmungen ein, verdichtet sie, entwickelt weiter, differenziert. Das Ensemble erforscht währenddessen durchweg überzeugend heißspornig die tragikomischen Rollen. Einfühlungstheater mit hohem Empathiemehrwert fürs Publikum.“ (nachtkritik.de) Wiederaufnahme Mi 4. Februar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz
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DAS LETZTE MAL!
Blick der Tosca, Belleville und Die Zauberflöte
Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist … würde ich alles andere stehen und liegen lassen! Das Leben hält viele verschiedene letzte Male bereit. Die Krux ist jedoch meistens, dass nicht vorab zu erkennen ist, dass es ein letztes Mal sein wird. Erst später, im Rückblick auf das Geschehene, wird dieses eine Mal zu einem letzten Mal. Doch wenn man es nur vorher wüsste, dass es letztmalig sein wird, hätte man dann die Möglichkeit, besonders bewusst den Moment auszukosten? Glücklicherweise ist ein letztes Mal im Theater häufig vorhersehbar: In diesem Monat werden gleich drei Abende das letzte Mal gezeigt. Im Theater am Goetheplatz kann man sich ein letztes Mal verzaubern lassen von der Zauberflöte und im Kleinen Haus das letzte Mal vom Blick der Tosca besingen lassen. Außerdem gehen in Belleville ein letztes Mal gleich elf TänzerInnen auf eine große Reise. DIE ZAUBERFLÖTE
Sa 21. Februar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz BLICK DER TOSCA
Sa 21. Februar, 20 Uhr im Kleinen Haus, Einführung um 19:30 Uhr BELLEVILLE
Fr 27. Februar, 20 Uhr im Kleinen Haus Einführung um 19:30 Uhr 19
„Für das Bremer Musiktheater ist Der Liebestrank nach den konzis und atemberaubend inszenierten Meistersingern und der kühnen Anna Karenina bereits die dritte Punktlandung in dieser Spielzeit“ (Weser-Kurier)
Marysol Schalit in L’elisir d’amore (Der Liebestrank) in der Inszenierung von Michael Talke, Musikalische Leitung: Rolando Garza Rodríguez. Am So 1., So 15., Do 19. und So 22. Februar im Theater am Goetheplatz.
FESTIVAL
TANZ BREMEN
vom 6. bis 13. Februar
Seit über 20 Jahren gehört das Festival TANZ Bremen fest zu den unverzichtbaren kulturellen Highlights der Stadt und ist auf der Landkarte der großen internationalen Tanzfestivals in Deutschland ebenfalls längst nicht mehr wegzudenken. Seit 1988 zeigt es im Spannungsfeld zwischen der traditionell engen Anbindung an die Bremer Tanzszene und dem wachen Blick auf aktuelle Entwicklungen des zeitgenössischen Tanzes in Europa und darüber hinaus kontinuierlich wegweisende Produktionen des lokalen und internationalen Tanzgeschehens und hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl weltweit etablierter Tanzgrößen, häufig als deutsche Erstaufführungen, nach Bremen geholt. Seiner künstlerischen Leiterin Sabine Gehm, die das Festival nach Honne Dohrmanns Wechsel an das Staatstheater Mainz in diesem Jahr zum ersten Mal allein verantwortet, ist es zu verdanken, dass TANZ Bremen – trotz der kurzfristig notwendig gewordenen Verschiebung um ein Jahr – auch in seiner aktuellen Ausgabe ein vielseitiges und hochspannendes Programm präsentieren kann. Vom 6. bis 13. Februar versammelt das Festival eine Vielzahl renommierter ChoreografInnen und Shooting-Stars. Unter seinem diesjährigen Motto Teilhaben/Teilnehmen widmet es sich dem Tanz als Gemeinschaftserlebnis und zeigt Produktionen, die sich in eindringlicher Weise mit Beziehungen
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und Freundschaft, der eigenen Biografie und dem Wagnis der Begegnung mit dem Fremden oder sich wandelnder Identitäten auseinandersetzen. Dabei kompilieren die Akteure auf ungewöhnliche Weise verschiedenste Stilmittel, lassen Tradition auf Experiment treffen, Hip-Hop auf Klassik, zeitgenössischen Tanz auf Folklore. Den Festivalauftakt machen der Spanier Marcos Morau und die norwegische Kompanie Carte Blanche, für die der Choreograf erstmals ein Stück kreiert hat, das kurz nach seiner Uraufführung in Bergen schließlich im Theater am Goetheplatz seine deutsche Erstaufführung feiern wird. Morau gilt aktuell international als einer der interessantesten jungen Choreografen der zeitgenössischen Tanzszene und seine gemeinsam mit seiner eigenen Kompanie La Veronal entstehenden Gesamtkunstwerke an der Schnittstelle von Film, Theater und Literatur haben ihm im vergangenen Jahr neben dem spanischen Tanzpreis eine Einladung zur Biennale nach Venedig eingebracht. In Edvard rückt er die Lebensund Leidensgeschichte des Malers Edvard Munch ins Zentrum einer mit fulminanten TänzerInnen entwickelten Choreografie, die surreale Perspektiven auf das Verhältnis von Ordnung und Leidenschaft, Disziplin und Krankheit entwirft. In den ebenfalls zum ersten Mal in Deutschland zu sehenden Arbeiten des Österreichers Christian Ubl (Shake it out!) und des spanischen Flamenco-Virtuosen Israel Galván (FLA.CO.MEN) werden Volkstanztraditionen und tradierte Formenkanons auf ihre Klischees hin untersucht, zerlegt
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Honji Wang und SĂŠbastien Ramirez in Monchichi, Foto: Nika Kramer
TANZ BREMEN
und in neue ästhetische wie inhaltliche Kontexte überführt. Der Franco-Algerier Abou Lagraa hingegen reiste nach dem algerischen Bürgerkrieg zurück in sein Heimatland und gründete dort die mit Hip-Hop-Tänzern und Akrobaten besetzte erste algerische Kompanie für zeitgenössischen Tanz. In NYA kreuzen er und seine Tänzern Hip-Hop mit Ballett, Bauchtanz und arabischem Gesang und wurden dafür 2011 mit dem französischen Kritikerpreis als beste Choreografie des Jahres ausgezeichnet. Eine ähnliche Stilsymbiose bewältigen der französisch-spanische Breakdancer Sébastien Ramirez und die deutsch-koreanische Ballerina Honji Wang in ihrem Duett Monchichi, während sich in Sweat Baby Sweat des renommierten belgischen Choreografen Jan Martens ein körperliches Duett zwischen Mann und Frau entfaltet. Mit der Uraufführung von Aymara, Alexandra Morales’ erster Arbeit für das Theater Bremen, einer kollektiven Arbeit von Samir Akikas GasttänzerInnen aus Belleville, Community-Projekten von DE LooPERS/dance2gether, tanzbar_ bremen und impuls schlägt das Festival die Brücke in die Bremer Tanzszene. Flankiert wird das Programm unter anderem von Outdoor-Performances, Folksbal, Filmvorführungen, Publikumsgesprächen und natürlich der legendären TANZ Bremen-Abschlussparty. Das ausführliche Programm: www.tanz-bremen.com
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IN TRANSIT?
KANTS NEUE KLEIDER
Der Spielzeitschwerpunkt zu Flucht und Migration wird im Februar fortgesetzt Um nicht den Überblick zu verlieren, gibt es Methoden der Kategorisierung. Von der kantschen Kategorientafel, die nichts will, als die Ordnung des Denkens zu erklären, über die spezifischen Ressorts von Zeitungen bis hin zu ausgefeilten Systemen, individuelle Ernährungsvorlieben zu benennen, suchen wir nach Hilfsmitteln, eine unüberblickbare Welt in unterscheidbare Bereiche zu unterteilen. Dabei trennen wir sorgfältig das eine vom anderen, die Politik von der Freizeit, das Schlafzimmer von der Küche, das eine Land vom anderen. Wir trennen die Dinge, um ihrer Herr zu werden. Die Aufhebung der Trennungen verunsichert, denn auch wenn die Horizonterweiterung, die mit der Aufhebung von Grenzen möglicher Weise einhergeht, willkommen sein mag, so schafft das Vermischen von vorher Getrenntem trotzdem Irritation. Der zypriotische Modemacher und Künstler Hussein Chalayan arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt an dieser Vermischung von Getrennten. Er verweigert sich der Abschottung der hermetischen Modewelt von anderen Lebensbereichen, indem er seine Kleider zu Wunderwerken der Mechanik macht oder Filme dreht, die als politisches Statement genauso wirken wie als ästhetisches Werk. Und so beschränkt er sich nicht darauf, Kleider zu entwerfen, die dem Jetsetter sein mobiles Leben zwischen Bahnhof, Taxi und Check-in erleichtern, sondern führt auch in den exklusivsten und unausgesprochen reglementiertesten Bereich unserer Le-
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benswelt, die Modebranche, die absolut gegensätzliche Wirklichkeit von Menschen auf der Flucht ein. Mit Kleidern, die sich auf Knopfdruck in ein Zelt und somit in einen Schlafplatz verwandeln, oder mit Tischen, an denen man Essen kann, bevor sie im Handumdrehen zu Kleidern werden, gibt er Flüchtenden ein Recht auf eine ästhetische Weltbetrachtung. Genau wie Daniel Kerber von dem Hamburger Unternehmen morethanshelters, das sich nicht nur Gedanken über die praktikable Behausung von Geflüchteten macht, sondern auch darüber, in welchem Umfeld Menschen sich wohl fühlen und welche ästhetischen Voraussetzungen ein Zuhause auf der Flucht bieten muss, akzeptiert Chalayan die Grenzen nicht, die unsere Lebensbereiche umgeben. Er bricht sie auf, ignoriert sie, gestaltet sie. Und gibt Flüchtenden die Hoheit über die Gestaltung der eigenen Lebenswelt zurück. Im Februar beschäftigt sich die vierte Ausgabe des monatlichen Podiums Flucht im Fokus mit Journalismus und der Frage nach einer Berichterstattung, die nicht nur Informationen übermitteln, sondern auch Empathie auslösen will, ohne dabei durch reine Mitleidserzeugung den Charakter journalistischer Arbeit aufzugeben. Auf diesem Podium sitzen neben dem Ressortleiter Politik des Weser-Kurier Joerg Helge Wagner und Lena Kaiser von der taz auch ein/e Vertreter/in des redaktionellen Kollektivs indymedia.org sowie der Autor Wolfgang Bauer (angefragt) vom Zeit-Magazin (Veranstaltung auf deutsch mit englischer Übersetzung). Außerdem wird im Februar die Regisseurin Felicitas Sonvilla mit ihrem Kameramann Tim Kuhn ihren Dokumentar-Film Nacht Grenze Morgen vorstellen, der von zwei Schleusern erzählt, die Flüchtende über die europäische Grenze bringen, aber
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IN TRANSIT?
auch selbst Geflüchtete sind und keine andere Möglichkeit des Überlebens mehr sehen, als Andere auf gefährlichen Pfaden nach Europa zu geleiten. Einige Tage später wird der Schweizer Designer Christoph Miler sein Buch-Projekt Nowhere Men vorstellen, in dem er sieben Ich-Erzählungen illegaler Migranten versammelt und diese mit Fragmenten einer westlichen Konsumgesellschaft konfrontiert. Zuvor wird Anfang des Monats die Geschäftsführerin des Bremer Vereins Zuflucht Britta Ratsch-Menke in einem Expertengespräch von ihrer Arbeit berichten: Im Anschluss an die Vorstellung von Jelineks Flüchtlingsdrama Die Schutzbefohlenen steht sie zum Gespräch. Und am Ende des Monats richtet Amnesty International im noon eine Veranstaltung aus, bei der der Arzt und Autor Umeswaran Arunagirinathan aus Sri Lanka und der Schriftsteller Akonto Ali aus dem Togo aus ihren Flucht-Berichten vorlesen werden. Katinka Deecke Fr 6. Februar, Die Schutzbefohlenen von Elfriede Jelinek um 20 Uhr im Kleinen Haus, 19:30 Uhr Einführung, im Anschluss Expertengespräch mit Britta Ratsch-Menke Mo 16. Februar, Flucht im Fokus #4: Journalismus um 20 Uhr im noon (auf deutsch mit englischer Übersetzung) Di 17. Februar, Belleville Talk #3: Russland, 20 Uhr auf der Probebühne, Treffpunkt ist die Bühnenpforte Sa 21. Februar, Filmvorführung und Gespräch: Nacht Grenze Morgen um 22 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus Mi 25. Februar, Buchpräsentation: Nowhere Men um 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus Do 26. Februar, Lesung mit Umeswaran Arunagirinathan und Akondoh Ali um 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus Eintritt frei für alle Veranstaltungen, ausgenommen Die Schutzbefohlenen 28
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DIE PHILOSOPHISCHE GESELLSCHAFT LÄDT EIN Gespräch anlässlich Le Nozze di Figaro „Fuck you Mozart?“, betitelte Reinhard Brembeck in der SZ seinen Artikel zu den Fragen der Rezeption klassischer Opern in unserer Gegenwarts-Gesellschaft. Welches sind die Herausforderungen und wo liegen die Grenzen einer solchen Rezeption? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das „Theatergespräch“ der Philosophischen Gesellschaft am 3. Februar. Für Clemens Heil ist diese Produktion nach Così fan tutte die zweite Mozart-Oper, die er musikalisch leitet, der Schauspielregisseur Felix Rothenhäusler betritt gänzlich neues Terrain. Sein Interesse für den Körper und Rhythmus entwickelte sich in den letzten Produktionen jedoch vermehrt, sodass der Sprung zur Oper und damit zur Kunst der Symbiose von Text, Musik, Gesang und Körper (in diesem Fall mit einem durchmischten Ensemble aus SängerInnen, MusikerInnen und den TänzerInnen des Theater Bremen) nur folgerichtig erscheint. Prof. Dr. Bengt Beutler wird mit den beiden Gästen und dem Publikum nach der Premiere von Le Nozze di Figaro Ende Januar ins Gespräch kommen und dabei nicht weniger zu versuchen als eine Bestandsaufnahme der aktuellen Opernrezeption. 3. Februar, 20 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 5 €
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FEMINISMUS
CLUB COQUETTE
Club für moderne Frauen
Die Gründung eines neuen transdisziplinären Zirkels steht bevor: Der Club Coquette. Im Fokus dieses losen Zusammenschlusses moderner Frauen stehen Talks über die lokale und globale Entwicklung in Wirtschaft, Gesellschaft, Kunst und Life Sciences. Die unregelmäßig stattfindenden Salons ermöglichen und schaffen kritischen Austausch über etablierte Sichtweisen, nachhaltige Ideen und strategische Konzepte mit Akteurinnen aus Politik, Wissenschaft, Forschung und Kunst. Die Teilnahme am Club erfordert keine Mitgliedschaft oder anderweitige Verpflichtungen. Voraussetzung ist nur die Lust auf Begegnung, Abenteuer und Vision. Jede Veranstaltung des Club Coquette hat ein eigenes Thema. Den Anfang macht eine Soirée, die der Frage nach der Arbeit gewidmet ist. Alix Faßmann, die Gründerin des Berliner Think Tanks Haus Bartleby, wird ihren Arbeitsbegriff vorstellen und die Geschichte, wie sie dazu kam. Außerdem werden eine Dame aus der Wirtschaft sowie eine Musikerin diesen ersten Club Coquette zu einem Abend zwischen Kunst und Gesellschaft, zwischen Netzwerk und Bündnis machen. Women only! Do 5. Februar, 18 Uhr im Goldenen Saal des Atlantic Grandhotel Bremen (Eingang Böttcherstraße). Eintritt 10 €. Anmeldung unter clubcoquette@theaterbremen.de In Kooperation mit dem Atlantic Grandhotel Bremen
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NOON / FOYER KLEINES HAUS
DISKURSPATEN #43: CARMEN
Es ist keine neue Erkenntnis, dass die größten Gefahren in der unmittelbaren Nachbarschaft lauern: Über 50% aller weiblichen Mordopfer fallen Ex-Partnern zum Opfer. Die Oper hatte schon immer ein Händchen dafür, die abscheulichsten Beziehungstaten durch wunderbare Melodien salonfähig zu machen. Grund genug also, sich mit dem Psychogramm des wohl populärsten aller Intimizide zu befassen: Der Rechtsspsychologe Dietmar Heubrock von der Universität Bremen schaut auf Carmens Mörder Don José. Mo 2. Februar, 18 Uhr. Eintritt 5 € IN TRANSIT?
Der thematische Schwerpunkt zu Flucht und Migration geht weiter. Veranstaltungen und Termine finden Sie auf S. 24 FRÜH STÜCK ZU MEDEA
„Ein gutes Frühstück kann der Beginn eines schweren Arbeitstages sein, aber auch das Ende einer wunderschönen Nacht“ (Frank Dommenz) — Das Theater könnte ein passender Ort sein, die Nacht ausklingen zu lassen und den neuen Tag mit frischen Croissants und gutem Kaffee zu beginnen. Denn auf nüchternen Magen sollte man dem großen, aber durchaus immer wieder neu überraschend
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zeitlosen Stück Medea eher nicht begegnen. So 15. Februar, 11:30 Uhr. Eintritt frei! THEATERTREFFEN MIT NADINE GEYERSBACH
Flirrend energetisch und willensstark kann das Spiel der außergewöhnlichen Schauspielerin Nadine Geyersbach beschrieben werden. Am Theater Bremen stellte sie ihre Wandlungsfähigkeit bei gleichzeitiger Eigenständigkeit in der Darstellung schon oft unter Beweis. In diesem Monat ist sie u. a. als Nastassja Filippowna in Der Idiot zu sehen und begibt sich momentan in World Of Reason (Premiere am 13. März) auf eine performative Suche mit Alexander Giesche. Kirsten Kappert-Gonther kommt mit der Schauspielerin ins Gespräch. Mo 23. Februar, 20 Uhr. Eintritt frei! Die Bremer Theaterfreunde laden ein
THEATERKLATSCH MIT PIO RAHNER
In welchem Zusammenhang stehen der Bürgerpark und die Oper L’elisir d’amore (Der Liebestrank), was ist der Konnex zwischen dem Blick auf den Bremer Altenwall und Dostojewskis Der Idiot? Das Video des Monats, mit dem sich der Fotograf Pio Rahner zwölf Produktionen unseres Spielplans videografisch nähert, hat etwas Erratisches. Und was steckt hinter den Teasern der Reihe Plan B? Wir haben also viele Fragen. Daher holen wir Pio Rahner an unseren Tisch, um mit ihm beim 9. TheaterKlatsch über seine Arbeit zu sprechen. Natürlich backen wir für ihn seinen Lieblingskuchen und servieren wieder leckersten noon-Kaffee. Do 26. Februar, 17 Uhr. Eintritt frei! www.theaterverstaerkerbremen.wordpress.com
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UND AUSSERDEM
EUROPÄISCHE GESPRÄCHE
Zu Gast ist der Journalist und Europa-Korrespondent des Spiegel, Dr. Gregor Peter Schmitz. Der Jurist und Politikwissenschaftler war Teil des WikiLeaks- und NSA-Team des Spiegel und wurde mit dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet. So 1. Februar, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt frei! VERANSTALTUNGEN ZU IM WEISSEN RÖSSL
Gleich zwei Formate finden im Februar begleitend zur Premiere der Operette Im weißen Rössl statt: Beim FrühStück im Februar kann man es ruhig angehen lassen, immerhin wird in diesem Monat der Tag der Langsamkeit gefeiert. Richtig entspannend ist ja auch ein spätes Frühstück, und umso besser, wenn es begleitet wird von einem anregenden Gespräch mit dem Regisseur Sebastian Kreyer, dem Dirigenten Daniel Mayr und Mitwirkenden des Rössl-Ensembles. Und anregend ist die Diskussion über das Genre der Operette in jedem Fall: War diese doch schon immer in der Lage, die Gemüter zu erhitzen – die ihrer Gegner meist noch mehr als die ihrer Anhänger. Dass die Operette jenseits von Peter Alexander und Anneliese Rothenberger aber durchaus doppelbödig, zeitkritisch, beißend und anarchisch sein kann, soll auch in der Februar-Ausgabe von Po-
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schner hört mit ... Thema sein: Es muss halt doch was Wunderbares sein. So 8. Februar, FrühStück um 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt frei! Mi 18. Februar, Poschner hört mit ... um 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer) KAMMERMUSIK AM SONNTAGMORGEN
Die Musik am Hofe des flötespielenden Preußenkönigs Friedrich II. ist Thema des Sonntagmorgens im Februar. Ines Huke-Siegler und Bettina Blum (Violine), Annette Stoodt (Viola), Frauke Hess (Gambe) und Torsten Johann (Cembalo) spielen Werke von Carl Philipp Emanuel Bach und anderen. So 22. Februar, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 10 €. Für Kinder unter 14 Jahren ist der Eintritt frei!
BELLEVILLE TALK #3: RUSSLAND
Denkt man an Tanz in Russland, fallen einem neben folkloristischen Tanzstilen vor allem die „Ballets Russes“ und viele andere weltberühmte russische Ballettrevolutionäre ein. Daneben hat sich eine lebendige Hip-Hop-Szene entwickelt, die einige der besten Breakdancer der Welt hervorgebracht hat. In der letzten Ausgabe des Belleville Talks möchten wir mit dem Breakdancer Igor Aniutin und der Street Dance- und Vogueing-Tänzerin Kseniya Zhukova über diese Entwicklung sprechen. Di 17. Februar, 20 Uhr auf der Probebühne Tanz, Treffpunkt ist die Bühnenpforte. Eintritt frei! Im Rahmen von in transit? In Zusammenarbeit mit den Bremer Theaterfreunden 35
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JUNGES.THEATERBREMEN
Theaterpädagogik JOUR FIXE – SPIELPRAKTISCHE FORTBILDUNG
TheaterlehrerInnen, aber auch alle anderen Interessierten laden wir herzlich zu unserem Impulsworkshop ein. Di 10. Februar, 17 – 19 Uhr, Treffpunkt Kleines Haus Bitte bequeme Kleidung mitbringen. Eintritt frei! Informationen unter theaterpaedagogik@theaterbremen.de
Junge Akteure VERSCHWENDE DEINE JUGEND
Nathalie Forstman lässt 13 Junge Akteure sich und ihre Umwelt in aktiver Passivität und passiver Aktion erforschen, in einer Zeit, in der grüne Haare, zerschlissene Jeans und dröhnende Bässe in Deutschland niemanden mehr provozieren. Nicht an morgen zu denken, sorglos zu sein oder nur mal „einfach so“ etwas zu tun aber umso mehr. Eine Expedition ins Herz der Jugend, zu dem was Jugend sein kann, will oder vielleicht schon längst nicht mehr ist. Mi 4., Fr 6. und Sa 7. Februar, jeweils um 19 Uhr im Moks
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Mehr als nur Standard. Die Goldenen Säle des ATLANTIC Grand Hotels bieten das perfekte Parkett für außergewöhnliche Partys, Bälle und Feste. Mit drei ververschiedenen Sälen für jeden Anlass und jede Tonart. Von klassisch bis modern, von feierlich bis fröhlich. Mitten in Bremen, direkt an der historischen Böttcherstraße.
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Wen Amors Pfeil getroffen hat, die/der blickt am 14. Februar, am Valentinstag, möglicherweise beim Candlelight-Dinner in die leuchtenden Augen ihre/r oder seiner/s Liebsten und erfreut sich des Glücks der Zweisamkeit. Vermutlich ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass der Valentinstag ursprünglich zu Ehren des enthaupteten Märtyrers Valentinus eingeführt wurde und sich erst später zum umsatzstärksten Tag des Floristenjahres entwickelt hat. Kein Zufall diese Verbindung, denn wir alle wissen ja, dass einen die Liebe nicht nur um Geld und Verstand bringen,
sondern auch den Kopf kosten kann. Beispiele hierfür finden sich gleichermaßen in der polizeilichen Kriminalstatistik wie in der dramatischen Literatur. Insofern liegt es nahe, die Tatsache, dass der auf dem Foto abgebildete Pfeil in der Wand im Büro unseres Grafikers und nicht in (s)einem Herzen steckt, so zu kommentieren: Glück gehabt! Danke T. K. und L. G.! Ihre Lieblingspfeile bitte weiterhin an dramaturgie@theaterbremen.de.
REGULÄRE KARTENPREISE PREISKATEGORIEN PREISGRUPPEN A–L
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Theater am Goetheplatz A: Schauspiel / Tanz Sonntag – Donnerstag
10,- 15,- 20,- 25,- 30,- 34,-
B: Schauspiel / Tanz 13,- 18,- 21,- 27,- 32,- 36,Premiere und Freitag / Samstag « C: Musiktheater Sonntag – Donnerstag
15,- 27,- 35,- 41,- 44,- 48,-
D: Musiktheater Freitag / Samstag
18,- 29,- 38,- 45,- 50,- 55,-
E: Musiktheater Premiere / Galakonzerte
20,- 33,- 41,- 48,- 56,- 62,-
F: Märchen, Familienstück
8,- 10,- 13,- 15,- 17,- 20,-
G: Familienkonzerte: 14 € / 7 € Schüler/innen und Studierende
9,-
9,-
9,-
9,-
9,-
9,-
Kleines Haus H: Schauspiel / Tanz Sonntag – Donnerstag
15,- 19,- 23,-
I: Schauspiel / Tanz Freitag / Samstag
19,- 23,- 27,-
J: Schauspiel / Tanz Premiere
22,- 29,- 36,-
K: Moks im Kleinen Haus
Einheitspreis 9,- (Erwachsene 18,-)
Schüler/innen und Studierende
9,-
9,-
9,-
Moks / Brauhauskeller L: Kinder- und Jugendtheater
Einheitspreis 7,- (Erwachsene 10,-)
Vormittagsvorstellungen vom Moks sind für Bremer und Bremerhavener Schulklassen kostenlos! 40
ERMÄSSIGTE KARTENPREISE SCHÜLER/INNEN, AUSZUBILDENDE UND STUDIERENDE BIS ZUM VOLLENDETEN 35. LEBENSJAHR Im Vorverkauf erhalten Sie rund 50 % Ermäßigung für Karten der Preiskategorie I. Ab der Preiskategorie II kosten die Karten im Vorverkauf für Vorstellungen im Kleinen Haus und im Theater am Goetheplatz 9 € (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen). Am Vorstellungstag sind Karten zum Preis von 9 € auch in der Preiskategorie I erhältlich. ARBEITSLOSE, FREIWILLIGENDIENSTLEISTENDE UND SCHWERBEHINDERTE (AB 50 % GDB) Sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse bieten wir Ihnen gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises einen Preisnachlass von rund 50 % auf den regulären Kartenpreis für alle unsere Vorstellungen (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen) an. Diese Konditionen gelten auch für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. KULTURTICKETS BürgerInnen mit geringem Einkommen erhalten gegen Vorlage der „Grünen Karte“ ein Kulturticket zum Preis von 3 € ab 30 Minuten vor Beginn der Vorstellung an der Abendkasse, sofern noch Karten verfügbar sind. In den Bremer Bürgerhäusern und den Zweigstellen der Stadtbibliothek können die Kulturtickets für ausgewählte Vorstellungen auch vorab reserviert werden. Informationen unter www.kulturticket.bremen.de. GRUPPENTARIFE Besuchergruppen ab 10 Personen erhalten einen Rabatt von rund 20%. ABONNEMENTS UND THEATERCARD In unserem Abonnementbüro oder in unserem Spielzeitheft informieren wir Sie über weitere Vergünstigungen, die wir Ihnen mit unseren Abonnements und der Theatercard bieten. BLAUER THEATERTAG Musiktheater 20 € / Schauspiel 15 € auf allen Plätzen!
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FÖRDERER BREMER THEATERFREUNDE
Karin Kari n un und d Uw Uwee Ho Holl llwe weg g
Stiftung St iftung
PARTNER
MEDIENPARTNER
taz.breme taz. bremen n
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KONTAKT Theater Bremen
Postfach: 10 10 46, 28010 Bremen Goetheplatz 1 – 3, 28203 Bremen Tel 0421 . 3653 - 0 gf@theaterbremen.de Theaterkasse Mo – Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr Tel 0421 . 3653 - 333 oder kasse@theaterbremen.de Abonnementberatung Di – Fr: 14 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr Tel 0421 . 3653 - 344 (Di – Fr: 14 – 18 Uhr) abo@theaterbremen.de Für Schulen und Gruppen Mo – Do: 9 – 16 Uhr, Fr: 9 – 15 Uhr Tel 0421 . 3653 - 340 oder besucherservice@theaterbremen.de Mokskarten für Vormittagsvorstellungen für Bremer Schulen Tel 0421 . 3653 - 345 oder mokskarten@theaterbremen.de Impressum Herausgeber Theater Bremen GmbH Geschäftsführung Prof. Michael
Börgerding (Generalintendant), Michael Helmbold (Kaufmännischer Geschäftsführer) Redaktion Benjamin von Blomberg, Marianne Seidler Szenenfotos: Jörg Landsberg Gestaltung ErlerSkibbeTönsmann, Tim Feßner Druck Asco Sturm Druck GmbH Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 46
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