MAIHEFT 2015
IN T
RAN
SIT
05/2015
INHALT
Abschied von Augias – Oreste............................................................. 4 Das Unsichtbare sichtbar machen – 3000 Euro ...................... 8 Das große Heft........................................................................................ 11 Mittenmang Festival ............................................................................... 14 OUTNOW! 2015................................................................................... 16 in transit?.................................................................................................... 20 Keine Kunst – Thomas Quasthoff ............................................... 21 Theater Bremen Konzert: Dagobert .............................................. 24 Der Spielplan 2015/2016 ..................................................................... 25 noon / Foyer Kleines Haus ................................................................ 26 Und außerdem ........................................................................................ 28 Und schließlich . . ..................................................................................... 30 JUNGES.THEATERBREMEN ................................................. 32 Pfeil des Monats .................................................................................... 34 Preise ........................................................................................................... 38 Kontakt ...................................................................................................... 42
05/2015
LIEBES PUBLIKUM, LIEBE LESERINNEN UND LESER! „Der einzige Unterschied zwischen uns und Salvador Dali ist, dass wir nicht Dali sind“ – Das Theater Hora ist das bekannteste professionelle Theater von und mit Menschen mit einer geistigen Behinderung in der Schweiz. Aus einem Theaterkurs in einem Züricher Wohnheim für geistig behinderte Frauen ist ein weltweit tourendes Theaterunternehmen entstanden, ihre Produktion Disabled Theater, eine Zusammenarbeit mit dem Choreografen Jérôme Bel, wurde im vergangenen Jahr zum Berliner Theatertreffen eingeladen, die Hora-Schauspielerin Julia Häusermann gewann den Alfred Kerr-Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin, jetzt wurde sie für den Bessie Award in New York nominiert. Im März ist die Produktion in Toronto und Montreal zu sehen und im Mai sind sie zu Gast im Theater Bremen. Es ist viel los bei uns im Mai: Das integrative Festival Mittenmang ist nur einer von vielen besonderen Höhepunkten. Die große Barockoper Oreste von Georg Friedrich Händel mit dem schwedischen Dirigenten Olof Boman am Pult gehört dazu, ebenso die Uraufführung 3000 Euro von Thomas Melle im Kleinen Haus oder die Romanadaption Das große Heft der großen Ágota Kristóf im Brauhauskeller. Nicht zu vergessen das internationale Performing Arts Festival OUTNOW! 2015, das wir zum zweiten Mal gemeinsam mit der Schwankhalle veranstalten. Michael Börgerding 3
PREMIERE MUSIKTHEATER
ABSCHIED VON AUGIAS
Dramaturgin Katinka Deecke zu Oreste
„Fuck heroes. Fight now.“ So stand es im Jahr 2011 an einer Wand in Athen. Das Warten auf die erlösende Figur, der man umstandslos Leib, Leben und Besitz verschreiben möchte, weil der Glaube an ihre unbegrenzten Fähigkeiten bedingungslos ist, hat im Griechenland der Krise längst ein Ende gefunden – und eben nicht durch das Erscheinen eines rettenden Heros, dessen kluges und machtvolles Handeln im antiken Griechenland noch so vielen Hoffnung und Sinn zurückzugeben versprach. Die Hoffnung auf den Helden verlor sich im Gegenteil durch sein ewiges Nichterscheinen. Der Held kam nicht und kam nicht und schließlich blieb nur noch die Parole „Fight now“. Vom Hausmütterchen bis zum Riot Dog setzte sich bei den griechischen Protesten gegen die Kürzungspläne der Regierung jeder einzelne an die Stelle desjenigen, der eben nicht gekommen war, um endlich den Augias-Stall auszumisten und die Schuldigen im Zorn durch die Straßen zu schleifen. In Händels Oper Oreste wartet auch niemand mehr auf den Helden. Aber zum eigenen Handeln will sich auch niemand aufschwingen, der Schritt in die Emanzipation des Einzelnen ist im Jahr 1734, als die Oper entsteht, noch nicht vollzogen. Hier wartet niemand auf den Helden, im Gegenteil, alle fürchten sein Erscheinen. Die einen fürchten sich vor ihm, die anderen fürchten um ihn. Orest kommt natürlich trotzdem nach Tauris. Er kommt als Held, auf den keiner
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ORESTE
gewartet und den keiner gerufen hat. Er kommt auf diese Insel, auf der seine Schwester Iphigenie vom tyrannischen König Thoas gefangen gehalten wird und als Opferpriesterin jeden Fremden, der die Gestade betritt, töten muss. Denn Thoas hat eine Prophezeiung erhalten, die ihm sein Sterben durch den Ausländer Orest ankündigt, was er zu verhindern sucht, indem er kurzerhand jeden (!) ankommenden Ausländer hinrichten lässt („opfern“ ist die vornehmere Umschreibung dieser Morde). Als Orest tatsächlich auf Tauris landet, ist er indes alles andere als eine Bedrohung: Er gibt eine jämmerliche Figur ab aus Angst und Selbsthass, ein Häuflein Elend, das voller Gram über seine begangenen Verbrechen im Selbstmitleid badet. Kein strahlender Heros landet am Strand, sondern ein mitgenommener und erschöpfter Mensch, der sich selbst das größte Problem ist. Der erbärmliche Held wird zu allem Überfluss auch noch von unkontrollierbaren Anfällen geplagt, die unversehens über ihn hereinbrechen. Er ist ein Held ohne Verlass und wie zur Bestätigung seiner Schwäche nimmt Thoas ihn zu Beginn der Oper als allererstes einmal in Gefangenschaft. Denn Thoas ist das Gegenteil des schwachen Orest: Er ist Tyrann und Patriarch, der sich nimmt, was ihm gefällt, und dessen Willen keine Schranken kennt. Er ist voller Grausamkeit und Gewalt, seine Untertanen fürchten ihn, weil er rücksichtlos und wild nur dem eigenen Trieb unterworfen ist. Aber „patriarchalische Männlichkeit entfremdet Männer von ihrem Selbstsein“, wie die amerikanische Feministin bell hooks in All About Love schreibt, und so sind zwar alle Thoas’ Willen schutzlos ausgeliefert, aber auch der Tyrann selbst ist als schwaches Geschöpf den eigenen
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Ängsten preisgegeben. Am Ende stirbt der Tyrann und der unheldische Orest kann (vielleicht) doch noch zum Helden werden. Ob dann allerdings noch jemand auf ihn wartet, sei dahingestellt. Warten musste das Theater Bremen über ein Jahr, um den Barockspezialisten Olof Boman wiederzusehen, der vergangene Spielzeit mit der Regisseurin Anna-Sophie Mahler (von der diese Spielzeit Carmen zu sehen ist) Vivaldis Orlando furioso erarbeitete. Nun also Händel. Mit einem kleinen Sängerensemble um Ulrike Mayer als Orest und Patrick Zielke als Thoas, wird Regisseur Robert Lehniger (Hair) gemeinsam mit Olof Boman Händels Pasticcio auf die Bühne bringen. Fight now! ORESTE
von Georg Friedrich Händel Premiere 24. Mai, 18 Uhr im Theater am Goetheplatz Musikalische Leitung: Olof Boman Regie: Robert Lehniger Bühne und Kostüme: Irene Ip Choreografie: Emanuel Obeya Dramaturgie: Katinka Deecke Mit: Christoph Heinrich, Hyojong Kim, Ulrike Mayer, Nerita
Pokvytytė, Marysol Schalit, Patrick Zielke dazu FrühStück am So 17. Mai, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer)
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„Ich Träume von New York, einer Luxusversion: eine Stadt mit Hoteldienern die freundlich grüßen, ein Candyman an jeder Ecke, rotweißblaue Fransen in den Bäumen und Pollen in der Luft, so leicht und süß wie Zuckerwatte.“ (Denise in 3000 Euro)
PREMIERE SCHAUSPIEL
DAS UNSICHTBARE SICHTBAR MACHEN Dramaturgin Marianne Seidler zur Uraufführung von Thomas Melles 3000 Euro
Grundschullehrerin wollte Denise werden. Und Anton? Anton hat vielleicht einmal davon geträumt Anwalt zu sein, mit eigener Kanzlei und Familie. Das ganze Spektrum der bürgerlichen Existenz hätte das Seine sein können. „Da ist ein Mensch drin, auch wenn es nicht so scheint. Aufstehen, aufräumen, losgehen. Es ist ja wohl kaum so, dass ich kein Zuhause hätte! Denkt das nicht, Leute!“ Anton hat aber kein Zuhause. Er ist ein obdachloser, verschuldeter Ex-Jurastudent und vermutlich längst dem Alkohol verfallen. Dennoch bewegt er sich fast elegant durch die Erzählung. Nie verliert er den Blick dafür, was andere von ihm denken könnten und immer wieder mimt er den verträumten Musiker, der dem eigenen Untergang frönt. Denise ist eine junge Mutter und Kassiererin in dem Discounter, in dem Anton regelmäßig seine Pfandbons in Tiefkühlpizza umtauscht. Ihr Plan, sich mit dem Dreh von Internetpornos das Gehalt aufzubessern, scheint nicht aufzugehen. Auf das Honorar des ersten Films wartet sie immer noch vergeblich. Stattdessen kämpft Denise tagtäglich mit den scheinbar gierigen Blicken der Kunden. Fast wahnhaft stellt sie sich vor, dass wirklich jeder ihren Pornofilm gesehen hat, nur Anton, dem traut sie das nicht im Geringsten zu. Ihr wurden 3000 Euro versprochen, genau die Summe, die Anton fehlt. 3000 Euro, die Summe, die diese zwei Menschen in einer Doppelbewegung eint und voneinander trennt.
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3000 EURO
Thomas Melle zeichnet das Bild zweier Menschen, die es nicht geschafft haben. Manchmal braucht es eben nicht viel und statt der Ausfahrt gibt es nur die Abfahrt. So sind Denise und Anton zu Unsichtbaren geworden, auf die, wenn überhaupt, entweder gierig oder verächtlich geblickt wird. Doch bei all ihrer Weltverlorenheit, Verletzlichkeit und Ambivalenz sind beide dennoch starke und trotzige Persönlichkeiten, die einen Kampf antreten, den sie schon längst nicht mehr gewinnen können. Dabei aber die Unmöglichkeit der romantischen Begegnung versuchen möglich zu machen. Und was bleibt, wenn auch die Hoffnung zu sterben droht? Am Ende nur der Traum. Oder die Erinnerung an etwas nie Dagewesenes. Das Theater Bremen eröffnete im Herbst 2012 mit der Uraufführung des Romans Sickster von Thomas Melle die erste Spielzeit unter der neuen Intendanz und zeigte damit etwas, „was es in Bremen länger nicht gab.“(Frankfurter Rundschau). Es zeugt also von Verbundenheit, dass auch sein neustes Werk 3000 Euro, welches es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2014 schaffte, wieder in Bremen erstmalig zur Aufführung kommt. 3000 EURO
nach dem Roman von Thomas Melle Uraufführung 8. Mai, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie und Bühne: Anne Sophie Domenz Kostüme: Julia Borchert Video: Jonas Alsleben Dramaturgie: Marianne Seidler Mit: Annemaaike Bakker,
Lana Cooper, Paul Matzke, Alexander Swoboda, Andy Zondag dazu FrühStück am So 3. Mai, 11:30 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus
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PREMIERE SCHAUSPIEL
DAS GROSSE HEFT
nach dem Roman von Ágota Kristóf
Es ist Krieg. Die Mutter bringt die namenlosen Zwillingsbrüder aufs Land zu ihrer Großmutter in der Hoffnung, dass sie dort sicherer wären als im Bombenhagel der großen Stadt. Die Großmutter schimpft sie „Hundesöhne“ und lässt die beiden hart für Unterkunft und Essen arbeiten. Doch die Kinder lassen sich davon nicht verschrecken. Sie sind zu klug, um in dieser Welt auf Liebe und Mitgefühl zu hoffen. Systematisch härten sie sich gegenseitig ab, um zu überleben. Lernen es, Schmerzen auszuhalten und selbst welche zu verursachen, sie trainieren sich Mitleid ab und nähern sich Schritt für Schritt der Kunst des Tötens an. Dabei werden sie von der unerbittlichen Sehnsucht nach Wahrheit getrieben. Alles, was sie erfahren und als wahr erkennen, tragen sie in das große Heft ein. Ágota Kristófs modellhafte Chronik der schleichenden Entmenschlichung zweier Kinder zu Kriegszeiten machte sie berühmt. Die große ungarischschweizerische Autorin schrieb ihren Debutroman Das große Heft im Alter von 51 Jahren im mühevoll erlernten Französisch während ihrer Exilzeit. Mit kurzen, harten Sätzen und schwer zu ertragender Sachlichkeit dokumentiert sie in knappen, tagebuchartigen Aufsätzen die Suche der beiden Kinder nach eigenen Moralvorstellungen. Premiere 2. Mai, 20 Uhr im Brauhauskeller Regie: Theresa Welge Bühne und Kostüme: Franziska Waldemer Dramaturgie: Regula Schröter Mit: Peter Fasching, Irene Kleinschmidt,
Justus Ritter
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„Mit einer analytisch-kühlen, gleichwohl faszinierenden Inszenierung der antiken Tragödie Medea legt Regisseur Alexander Riemenschneider eine in ihrer kalkulierten, brutalen Konsequenz bezwingende Lesart des Euripides-Dramas vor.“ (Weser- Kurier)
Robin Sondermann und Betty Freudenberg in Euripides Medea. Am Sa 9., Mi 20., Mi 27. und Fr 29. Mai im Kleinen Haus
FESTIVAL
MITTENMANG
Inklusives Theaterfestival vom 13. – 17. Mai Der moderne Mensch hat’s gerne separat. Dabei wissen wir eigentlich: Mittenmang ist es am Schönsten! Das Festival Mittenmang – mit behinderten und nicht behinderten Künstler Innen aus aller Welt – nimmt das Publikum in die Mitte und auf eine Reise: Ausgehend von Bremen mit seinen Lokalhelden vom Blaumeier-Atelier geht es nach Norwegen und von dort mit den „Auserwählten“ 3D ins All. Das Festival macht Station in verschiedensten (künstlerischen) Heimatländern: zum Beispiel in Mosambik, wo der international renommierte Choreograf Panaibra Canda geboren wurde, der bewegend die Geschichte seines Landes erzählt. Oder auch in Belgien, wo uns das Theater Stap in eine skurrile Welt der Mythen entführt. Dass inklusive Produktionen längst im Theaterbetrieb angekommen sind, zeigen zwei Festivallieblinge: Disabled Theater von Jérôme Bel und dem Zürcher Theater HORA ist die erfolgreichste Inszenierung mit behinderten SchauspielerInnen weltweit, Regie von Monster Truck und Theater Thikwa wurde gerade zum bedeutenden Nachwuchsfestival Radikal jung nach München eingeladen. Beide Abende entzünden die Diskussion darüber, was Theater kann und darf. Immer mittenmang ist auch das Publikum: Bei den Straßentheaterspektakeln auf dem Goetheplatz, bei den Partys und Konzerten und dem Stammtisch nach den Vorstellungen. Veranstalter: Lebenshilfe gGmbH Kunst und Kultur in Kooperation mit dem Blaumeier-Atelier und dem Theater Bremen. Weitere Infos: lebenshilfe-kunst-und-kultur.de, blaumeier.de, theaterbremen.de
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MITTWOCH, 13. MAI
18:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer): Ausstellungseröffnung Blaumeier-Atelier: Himmel im Kopf 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz: Emden Außenhafen von Blaumeier, im Anschluss Festivaleröffnung mit Empfang, ca. 22 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer) DONNERSTAG, 14. MAI
19 Uhr im Kleinen Haus: Borderlines von Panaibra Gabriel Canda (MZ): im Anschluss Dokumentarfilm De Corpo e Alma, ca. 20:15 Uhr im Kleinen Haus FREITAG, 15. MAI
19 Uhr im Kleinen Haus: De Utvalgte (Die Auserwählten) von De Utvalgte (NO) 21 Uhr im Moks: The Choolers (B) in concert 22 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus: Mittenmang Session SAMSTAG, 16. MAI
19 Uhr im Kleinen Haus: Disabled Theater von Jérôme Bel / Theater HORA (F/CH) 21 Uhr im Moks: 4:3 von Theater Stap / Tibaldus en andere hoeren (B) 22 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus: Mittenmang Party SONNTAG, 17. MAI
18 Uhr im Moks: Filmvorführung Ich habe Geld, ich möchte das so von Kirsten Burger / Mikko Gaestel / Johannes Müller (D) 20 Uhr im Kleinen Haus: Regie von Monster Truck & Theater Thikwa (D) 15
FESTIVAL
OUTNOW! 2015
Internationales Performing Arts Festival für junge KünstlerInnen vom 21. – 26. Mai Seit 1994 präsentiert das OUTNOW!-Festival regelmäßig spannende Positionen und Ästhetiken des internationalen Theaternachwuchs. Für die aktuelle Ausgabe, die 2015 zum zweiten Mal in Kooperation der Schwankhalle mit dem Theater Bremen stattfindet, haben sich knapp 200 junge KünstlerInnen und Gruppen aus ganz Europa und darüber hinaus beworben, ihre aktuellen Produktionen zu zeigen. Das diesjährige Festivalprogramm umfasst mehr als zwanzig Arbeiten aus allen Bereichen der Darstellenden Kunst: von Schauspiel, Tanz, Musiktheater, Performance und Puppentheater bis hin zu Arbeiten im Stadtraum und Videoinstallationen. Dabei reflektiert das Festivalprogramm nicht nur ein bemerkenswertes Spektrum junger künstlerischer Handschriften, sondern bietet Zeit und Raum für Begegnung, Diskussion und die Etablierung zukünftiger Kooperationen. An sechs Festivaltagen begegnen sich bei OUTNOW! eine Vielzahl von Akteuren u. a. aus Großbritannien, Ungarn, Spanien, Mazedonien, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland und machen Bremen damit zu einem Hotspot für den internationalen Künstleraustausch. Neben den Vorstellungen der eingeladenen Produktionen sorgen ein Rahmenprogramm aus Partys, Open-Air-Kino, Künstler- und ExpertInnengesprächen sowie das Festivalzentrum in der Schwankhalle für reichlich Gelegenheit zum Essen, Trinken, Diskutieren, Netzwerken, Tanzen, Spielen und Feiern bis in die frühen Morgenstunden. 16
Das Theater Bremen ist dabei Gastgeber für sechs Festivalproduktionen. Den Auftakt machen im Kleinen Haus drei Tanzstücke von Suse Tietjen (London/Hamburg), AJDa (Budapest) und Karolina Rychlik & Laila Tayfur (Barcelona), die zwischen absurd-komischen Beziehungstableaus, ungarischer Folkloretradition und zeitgenössischem Tanz und präzise verdichteter Bewegungsstudie drei sehr unterschiedliche und gleichermaßen hoffnungsvolle choreografische Handschriften entwickeln. Das Theaterkollektiv FUX (Gießen) bemächtig sich in Opa übt Paul Dessaus Musiktheaterstoff Lanzelot und entwirft darin so radikal wie charmant eine alternative Opernästhetik zwischen Musik, Theater, Kleinkunst und Choreografie. Für ihre fein gearbeitete Inszenierung von Roland Schimmelpfennigs melancholischer Berlin-Betrachtung Auf der Greifswalder Straße versammelt die junge Schauspielregisseurin Cora Sachs (Hamburg) ein vierzehnköpfiges Ensemble aus SchauspielerInnen, PuppenspielerInnen und einem Musiker, während sich das zwischen Zürich und Leipzig arbeitende Regieteam Mayr / Flück / von Schurer mit Der große Marsch von Wolfram Lotz ein komplexes Frühwerk des Shooting Stars der deutschen Gegenwartsdramatik vornimmt. Ebenfalls im Kleinen Haus beginnt die Stadtraumperformance Operation Nichtstaat des Theaterkolletivs Hysterisches Globusgefühl (Gießen/Erlangen) und im Moks ist an zwei Tagen die alle Sinne herausfordernde Tanzperformance To Be Heard von Bianca Mendonça (Köln) zu sehen.
Eine Kooperation der Schwankhalle :: Raum für Ideen und des Theater Bremen
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TERMINE OUTNOW!
DONNERSTAG, 21. MAI
19 Uhr in der Schwankhalle: Festivaleröffnung 20 Uhr in der Schwankhalle: La Casa von Cobraanker. cobra a.k.a. Thermoboy FK (D), 22 Uhr in der Schwankhalle: Who’s afraid of red, yellow and blue von Daan van Bendegem (NL), ab 23 Uhr in der Schwankhalle: Eröffnungsparty FREITAG, 22. MAI
15 Uhr im Kleinen Haus: Operationsfeld Nichtstaat von Hysterisches Globusgefühl (D) 19 Uhr im Kleinen Haus: The End is Important in all Things von Suse Tietjen (UK/D) / Csángóbugi von AJDa (HU) / Drone von Karolina Rychlik & Laila Tafur (ES) 21 Uhr in der Schwankhalle: Body on von Tamar Bloom & Kajetan Uranitsch (NL) 22 Uhr in der Schwankhalle: Jakob K. / Eins von Bröckerhoff / Frischkorn / Woltemate (D) 22:40 Uhr in der Schwankhalle: Schweinis vegane Kochshow Vol. I von Unkoordinierte Bewegung (D) 23:15 Uhr in der Schwankhalle: X-Screen Filmnacht von der Hochschule für Künste Bremen SAMSTAG, 23. MAI
14 Uhr im Stadtraum: Performances im öffentlichen Raum von der Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg 17 Uhr und 18:20 Uhr im Moks: To Be Heard von Bianca Mendonça (D) / Auch am 24. Mai, 17 Uhr und 18:20 Uhr 19 Uhr im Kleinen Haus: Opa übt von FUX (D) 21 Uhr in der Schwankhalle: LULU / NANA von Lwowski • Kronfoth • Musiktheaterkollektiv (D) 18
23:30 Uhr in der Schwankhalle: Schweinis vegane Kochshow Vol. II von Unkoordinierte Bewegung (D) 23:30 Uhr in der Schwankhalle: Meine ersten 100 Männer von Thomas Bartling (D) / Auch am 24. Mai, 15 Uhr ab 23 Uhr in der Schwankhalle: Party SONNTAG, 24. MAI
19 Uhr im Kleinen Haus: Auf der Greifswalder Straße von Cora Sachs (D) 21 Uhr in der Schwankhalle: Die bitteren Tränen von Leonie Böhm (D) 22 Uhr in der Schwankhalle: HATERSGONNAHATE von Sanierte Altbauten (D) 23 Uhr in der Schwankhalle: Schweinis vegane Kochshow Vol. III von Unkoordinierte Bewegung (D) MONTAG, 25. MAI
19 Uhr im Kleinen Haus: Der große Marsch von Mayr / Flück / von Schurer (CH/D) 21 Uhr in der Schwankhalle: Situation mit ausgestrecktem Arm von Oliver Zahn (D) 22 Uhr in der Schwankhalle: FICTIONAL STATE – Trilogie des Zusammenlebens Vol. 3 von Franz von Strolchen (UK/D/MK) ab ca. 23:15 Uhr in der Schwankhalle: Abschlussparty DIENSTAG, 26. MAI
Festivalausklang in der Schwankhalle Vorverkaufsbeginn und das gesamte Festivalprogramm mit allen Terminen und dem kompletten Rahmenprogramm ab 21. April unter www.schwankhalle.de/outnow 19
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IN TRANSIT?
Spielzeitschwerpunkt zu Flucht und Migration
Der Themenschwerpunkt in transit? zu Flucht und Migration ist ein Versuch der öffentlichen Debatte zur Situation von MigrantInnen und Geflüchteten einen Raum der Wissenserweiterung am Theater hinzuzufügen. In diesem Monat präsentiert der Autor und Dokumentarfilmer Christian Stahl am 19. Mai sein Buch In den Gangs von Neukölln über Yehya E., der mit dreiundzwanzig eine eindrucksvolle Karriere hinter sich hat: Sohn palästinensischer Flüchtlinge aus dem Libanon, die erste Straftat mit sieben, Einser-Schüler und Tyrann an der Rütli-Schule, mit 15 Boss von der Sonnenallee Berlin. Drei Jahre Gefängnis, dann Vorzeige-Aussteiger aus der kriminellen Szene, Streitschlichter in Neukölln, Liebling der Politiker. Er scheint es geschafft zu haben. Plötzlich der Rückschlag. Wer hat versagt? „Die Ursachen der Kriminalität kann man nicht abschieben. Sie sind hier entstanden. Sie werden hier bleiben und sich verstärken, wenn wir nicht endlich die Fehler im deutschen System beheben“ (Christian Stahl).Weiter zu Gast ist am 7. Mai der syrische Gitarrist Aladdin Alhaddad. Und schließlich wird auch Elfriede Jelineks Fluchtdrama Die Schutzbefohlenen am 26. Mai gezeigt, mit einem anschließenden Expertengespräch mit Mageda Abou-Khalil, Leiterin von mehreren Bremer Übergangswohnheimen.
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GASTSPIEL
KEINE KUNST – THOMAS QUASTHOFF
Es gibt Sängerstars, die lesen. Und es gibt Sängerstars, die Fernsehsendungen moderieren. Aber es gibt keine Sängerstars, die Kabarett machen. Thomas Quasthoff, der Bassbariton, geht diesen Schritt jedoch und betritt gemeinsam mit Kabarettist und Autor Michael Frowin die Kabarettbühne. Das passt genau zur Biografie des vielseitigen Ausnahmesängers – und in das Künstlerleben des Multitalents und Gesangsprofessors. Der eine kennt die Konzertsäle von New York bis Tokyo, von Kapstadt bis Reykjavik, der andere die Kleinkunstbühnen von Zwiesel bis Zinnowitz und von Castrop-Rauxel bis Ottendorf-Okrilla. Gemeinsam schauen sie dem Volk aufs Maul, nehmen Kunst und Kultur, Gesellschaft und Zeitgeschehen, Typen und Thesen unter die Lupe. Ein Abend, der scheinbar harmlos daherkommt, sich aber in seinen bissigen Beobachtungen satirisch zuspitzt. Urkomisch sind beide sowieso. Harmlos bestimmt nicht. Und gesungen wird auch. Mi 6. Mai, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz. Eintritt 29 € / 19 € Am Flügel: Jochen Kilian
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Ob die Liebe oder das Rauchen für die Lebenserwartung gefährlicher ist, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Einen Warnhinweis zumindest hätte sicherlich das eine wie das andere verdient. In der Oper zumindest kostet die Liebe mehr Leben als
die Zigarre. Und beide Gefahren vermischen sich auf’s Schönste in Bizets Carmen (hier mit Theresa Kronthaler als Carmen und Luis Olivares Sandoval als Don José). Am Do 7. und Sa 9. Mai, jeweils um 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz
THEATER BREMEN KONZERT
DAGOBERT
Afrika-Tour 2015
Er ist wieder da: Dagobert, Schnulzensänger aus den Bergen. Nachdem er beim letzten Konzert noch im Foyer des Kleinen Hauses für schmelzende Herzen gesorgt hat, wird er nun mit Backing-Band auf der Bühne erwartet. Heißt der Titel des Albums auch Afrika, erzählt Dagoberts neues Werk dennoch mit großer Melancholie von den Höhen und Tiefen des Lebens und der Liebe, gewährt einen intimen Einblick in sein Leben. Schon nach den ersten Takten bemerkt man, wie diese Musik gefehlt hat. Dagobert, der vor gar nicht so langer Zeit einem Kasper Hauser gleich mit seinen Liedern nach Berlin gewandert kam, öffnet das zweite Kapitel aus seinem Fundus jener unzähligen Stücke, die er angeblich fünf Jahre lang in einer einsamen Berghütte in den Schweizer Alpen geschrieben hat. So zeigt sich Afrika als die musikalisch gewachsene Fortsetzung der intimen Erzählung des Dagobert Jäger. Und wenn dieser im titelgebenden Stück singt „Ich verschwinde aus der Zivilisation“, dann möchte man ihm entgegnen: Ja, tu das, erlebe deine Geschichten. Aber bitte komm wieder, um uns davon zu berichten. So 3. Mai, 20 Uhr im Kleinen Haus VVK 12 €, Abendkasse 15 €
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WAS KOMMT?
Der Spielplan 2015/2016 wird vorgestellt
Am 19. Juli verabschiedet sich das Theater Bremen nach einer ereignisreichen Saison in die Spielzeitpause. Vorher möchten wir jedoch bereits einen Ausblick auf das, was in der Spielzeit 2015/2016 am Theater Bremen geschehen wird, gewähren. Welche Themen werden verhandelt, welche Stoffe und Titel werden uns begegnen? Welche RegisseurInnen werden am Haus arbeiten? Am Sonntag, 10. Mai wird Michael Börgerding gemeinsam mit dem Generalmusikdirektor Markus Poschner sowie der neuen Leitenden Schauspieldramaturgin Simone Sterr und dem Leitenden Regisseur des Musiktheaters, Benedikt von Peter, den neuen Spielplan vorstellen. Erste musikalische Eindrücke der Musiktheaterpremieren wird es auch geben. Wir möchten alle ZuschauerInen, AbonnentInnen und all jene, die es gerne werden möchten, herzlich einladen, gemeinsam einen Ausblick auf die kommende Spielzeit zu werfen. So 10. Mai, 11 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt frei! Zählkarten ab 27. April an der Theaterkasse (für AbonnentInnen ab sofort)
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NOON / FOYER KLEINES HAUS
IN TRANSIT?
Termine zum Spielzeitschwerpunkt zu Flucht und Migration finden Sie auf S. 20. FRÜH STÜCK ZU ORESTE UND ZU 3000 EURO
Zwei krafvolle Stoffe in denen niemand mehr auf den rettenden Helden wartet, feiern im Mai Premiere. Davor gibt es aber bereits die Möglichkeit bei einem Frühstück den Mitwirkenden beim Probenbericht zuzuhören, Ausschnitte präsentiert zu bekommen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. So 3. Mai zu 3000 Euro im noon So 17. Mai zu Oreste im Theater am Goetheplatz (Foyer) Jeweils um 11:30 Uhr, Eintritt frei! HÖRBAR: DIE TOTEN RUHEN
In diesem Monat gibt es einen neuen Radio Tatort des Autors und Dramaturgen John von Düffel, in dem eine Bremer Kriminalhauptkomissarin einen Fall aufrollt, der ihr keine Ruhe lässt: Ein aufreibendes und aufregendes Doppelverhör zweier Eheleute beginnt. Der Autor John von Düffel, die Regisseurin Christiane Ohaus und Jan Kunze von der Bremer Polizei werden an diesem Abend anwesend sein. Mo 4. Mai, 20 Uhr. Eintritt 5 € Regie: Christiane Ohaus Mit: Marion Breckwoldt, Markus Mayer, Katarina Matz u. a. // präsentiert von Radio Bremen
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THEATERKLATSCH #12: KULTURMANAGEMENT
Hart am Wind, Hair-Festival, OUTNOW! – Claudia Beisswanger, freiberufliche Kultur- und Projektmanagerin, ist in der Bremer Kulturszene zu Hause. Wie ist sie dort hingekommen, wo sie jetzt ist? Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus und wohin treibt die Zukunft sie? Am 28. Mai um 17 Uhr möchten wir mit ihr ins Gespräch kommen und ihr Fragen zur Kulturarbeit stellen. Alle sind herzlich eingeladen zu kommen, zum Kaffeetrinken (ein Dankeschön an das noon) und Kuchenessen, Claudia Beisswanger kennenzulernen und eigene Fragen zu stellen. Do 28. Mai, 17 Uhr. Eintritt frei! www.theaterverstaerkerbremen.wordpress.com
NOON PRÄSENTIERT: NOONLIGHTSWING
Die Rhythmen des Swing und der Lindy Hop Tanz sollen an diesem Abend mit Liveband (Hip Hoppers)gefeiert werden. Seine Wurzeln hat der Swing-Tanz in der afro-amerikanischen Kultur. Menschen unterschiedlichster Hautfarben und sozialer Schichten gaben sich dem Lindy Hop hin. Der Abend ist ein Anlass sich in Schale zu werfen, die Federboa und die Hosenträger aus dem Schrank zu holen und sich dem 1920er und 30er Jahre Flair hinzugeben. Zu einem Crashkurs wird herzlich um 21 Uhr eingeladen. Sa 30. Mai, 22:30 Uhr. Eintritt 8 € / 10 €
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UND AUSSERDEM
POSCHNER HÖRT MIT ...
Nachdem in den letzten Ausgaben unseres Musikhörformats mit Markus Poschner die Auslassungspunkte eher unter den Tisch gefallen sind und Markus Poschner in Festbesetzung mit Ingo Gerlach Wagner, Mozart und Operette gehört hat, gibt es im Mai wieder einen Gast: Barockspezialist Olof Boman, musikalischer Leiter von Händels Oreste. Wann und bei wem Monteverdi und Händel zu grooven beginnen, wird sicherlich eines der Themen sein. Mo 4. Mai, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 5 € POETRY ON THE ROAD
Eine wahre Institution ist das Internationale Literaturfestival Poetry on the road, welches nun zum 16. Mal stattfindet. Da ist es eine Freude, dass die große Eröffnungsveranstaltung im Theater am Goetheplatz stattfindet. Nach der Begrüßungsrede von Regina Dyck lesen und performen gleich neun renommierte AutorInnen, u. a. der chinesische Essayist und Lyriker Bei Dao, Durs Grünbein und die Botswanische Autorin und Bloggerin TJ Dema. Alle weitere AutorInnen und das gesamte Programm nachzulenen unter www.poetry-on-the-road.com. Fr 29. Mai, 20 Uhr im Theater am Goetheplatz. Eintritt 20 € / 15 €
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KAMMERMUSIK AM SONNTAGMORGEN
Der Mai dürfte sicherlich einer der meistbedichteten Monate sein. Nicht zuletzt Komponisten und Lyriker der R omantik ließen sich von ihm zu Höchstem inspirieren. Und so spielen Reinhold Heise (Violine), Ines Huke-Siegler (Violine), Annette Stoodt (Viola) und Ulf Schade (Violoncello) zur Kammermusik im Mai passenderweise Streichquartette von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann. So 31. Mai, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 10 €. Für Kinder unter 14 Jahren ist der Eintritt frei!
OPERETTA INTERNATIONAL!
Wenn man sich die ebenso blumig wie halsbrecherischen Reime mancher Operettentexte anschaut, könnte man auf die Idee kommen, dass sie im Rausch der Frühlingsgefühle entstanden sein müssen. Dann wird einem auch klar, dass Zeilen wie „Veronika, der Spargel wächst“ eventuell nicht nur botanisch gemeint sind, sondern auch etwas mit der Liebe zu tun haben könnten. Um ähnliche Ein- oder Zweideutigkeiten waren Operette und Musical nie verlegen. Wir spielen unsere Frack- und Pailletten-Gala Operetta international! ein letztes Mal am Ende des Monats – zwar ohne Veronika, dafür aber mit Juliska, Giuditta, Csardasfürstinnen und vielen mehr. So 31. Mai, 15:30 Uhr im Theater am Goetheplatz
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POST SCRIPTUM
LEIBNÄHE UND ENTFREMDUNG
Man betritt den Raum des Theaters mit der Erwartung, eben genau nicht wissen zu können, was einen erwarten wird. Ein bestimmtes Stück, eine Idee steht auf dem Plan und man begibt sich in einen geschlossenen Raum, der einen davon abhält ihn wieder sofort zu verlassen. Dafür sorgen nicht nur die Dunkelheit und die verschlossenen Türen sondern auch die Blicke der anderen. Fast ein abgeschiedener Ort mit seiner eigenen Zeit und dennoch voller Menschen. Und dann kann das Unerwartete zu erwartende passieren und man wird vom Gesehen berührt und das auf eine Weise die leiblich wird und tiefere Schichten porös macht. Der Theaterraum wird plötzlich zum eigenen Raum, der einen angeht, etwas mit einem selbst zu tun hat. Also auch „in Leibnähe rückt“. Zum Geschehen auf der Bühne baut sich eine direkte Verbindung auf, man wird Teil dessen, was sich völlig fremde Köpfe und Körper ausdachten und wird dazu verführt, sich das Gesehene einzuverleiben. Im Moment der Aneignung wird der Zuschauende jedoch direkt wieder verstoßen, denn der Abend, das Stück, bleibt in Bewegung, völlig unkontrollierbar für den Betrachtenden. Ein jedes Stück hat daher zu gleichen Teilen die Kraft zu enttäuschen oder sich anzuschmiegen und Anderes, Neues in einem zu we-
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cken. In dieser Bewegung liegt vielleicht das schmerzhafte und ambivalente, dass jeder Rezeption von Kunst innewohnt und die gerade dem Theater so genuin ist. Rückt das Werk in die Nähe der Betrachtenden, entfremdet es sich im selben Moment und eröffnet die Möglichkeit des Verlusts. Den SpielerInnen geht es hierbei manchmal nicht anders: Neben der vermeintlich totalen Kontrolle über den Abend gesellt sich zuweilen auch Selbstvergessenheit. Die ZuschauerInnen sind so nah und doch so fern, so fern im Dunkel des geblendeten Sichtfelds, so nah in ihren ersten Reaktionen: Gehen sie mit, sind sie kalt wie Fische? So fern, wenn man in der Rolle ist, so nah, wenn man an sich selber denkt. Alles passiert von jetzt auf gleich, ohne dass man die Abfolge vor sich sieht. Man hört, spürt die Reaktion aber man „braucht“ sie nicht. Das Spielen, – wie vorher auch – auch ohne sie – aber erst mit ihnen wird es wahrhaftig in der Kommunikation. Denn ohne sie? Wie gegen schwarze Wände. Und sie, obwohl zuerst ein dunkler Block aus Marshmallow-Gelatine, erwachen zum Leben. Nie war man einsam vorher, aber immer wäre man als SpielerIn allein ohne sie, die ZuschauerInnen. MS / MMS
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JUNGES.THEATERBREMEN
Junge Akteure WIEDERAUFNAHME VERSCHWENDE DEINE JUGEND
„Mit Verschwende deine Jugend legt Regisseurin Nathalie Forstman eine höchst aktuelle Studie über eine Jugend in Deutschland vor und erzählt von jungen Menschen, denen einerseits die Welt offen steht, denen andererseits das Leben zugleich zwischen den Fingern zu zerrinnen scheint, weil sie von Kindesbeinen an in Vollzeit damit beschäftigt sind, sich auf eine Zukunft vorzubereiten, die mit all ihren Chancen notwendig lauter Misserfolge zu bieten hat. In einem wie beiläufig arrangierten Bilderbogen aus Monolog und Tanz fächert das 13-köpfige Ensemble präzise die Drangsale einer Generation auf, die gnadenlos auf Verwertbarkeit gedrillt wird.“ (taz) Do 28. Mai, 19 Uhr im Moks Theaterpädagogik THEATER TRIFFT SCHULE
Theaterprojektwoche vom 4. bis 8. Mai Fünf Schulklassen des 8. bis 10. Jahrgangs aus fünf Stadtteilen arbeiten mit Theaterpädagoginnen des Theater Bremen eine Woche lang szenisch zur Moks-Inszenierung Ich rufe meine Brüder. Was ist normales Verhalten? Wie sehen
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mich die anderen? Zu diesen und anderen Fragestellungen entwickeln wir zehnminutige Präsentationen, die wir uns am Ende der intensiven Woche gegenseitig zeigen. Fr 8. Mai, 10 Uhr Präsentation im Moks Anmeldung und Infos unter theaterpaedagogik@theaterbremen.de
JOUR FIXE – SPIELPRAKTISCHE FORTBILDUNG
TheaterlehrerInnen, aber auch alle anderen Interessierten laden wir herzlich zu unserem Impulsworkshop ein. Di 12. Mai, 17 – 19 Uhr, Treffpunkt Kleines Haus Bitte bequeme Kleidung mitbringen. Eintritt frei! Informationen unter theaterpaedagogik@theaterbremen.de
BACKSTAGE, TAG DER OFFENEN TÜR FÜR SCHULKLASSEN
An unserem Projekttag zeigt das ganze Haus, was es kann: Bis zu 250 SchülerInnen des 8. bis 10. Jahrgangs gewinnen in unseren Workshops Einblicke in die Theaterarbeit und kommen mit KünstlerInnen unterschiedlicher Abteilungen ins Gespräch. Do 28. Mai, 9 – 13 Uhr. Treffpunkt ist das Kleine Haus Anmeldungen unter theaterpaedagogik@theaterbremen.de
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Was tun wenn’s brennt? – Wenn der Druck von außen sich verdoppelt, vervierfacht? Körperlos werden, das passiert den Einen. Oder stehen bleiben und es aushalten. Sich zusammentun gegen den Druck ist vielleicht aber die beste aller
MÜglichkeiten. Dem Druck stand halten und dann entgegentreten. Sich der Last entziehen und sie nicht als die eigene sehen! Danke M. S.! Ihre Lieblingspfeile bitte weiterhin an dramaturgie@theaterbremen.de.
Mit großem Eröffnungsfeuerwerk
Country
&
lifestyle
30.April–03.Mai Stadtgarten Bremen-Vegesack landpartie-weserfest.de Veranstalter:
Medienpartner:
REGULÄRE KARTENPREISE PREISKATEGORIEN PREISGRUPPEN A–L
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Theater am Goetheplatz A: Schauspiel / Tanz Sonntag – Donnerstag
10,- 15,- 20,- 25,- 30,- 34,-
B: Schauspiel / Tanz 13,- 18,- 21,- 27,- 32,- 36,« Premiere und Freitag / Samstag C: Musiktheater Sonntag – Donnerstag
15,- 27,- 35,- 41,- 44,- 48,-
D: Musiktheater Freitag / Samstag
18,- 29,- 38,- 45,- 50,- 55,-
E: Musiktheater Premiere / Galakonzerte
20,- 33,- 41,- 48,- 56,- 62,-
F: Märchen, Familienstück
8,- 10,- 13,- 15,- 17,- 20,-
G: Familienkonzerte: 14 € / 7 € Schüler/innen und Studierende
9,-
9,-
9,-
9,-
9,-
9,-
Kleines Haus H: Schauspiel / Tanz Sonntag – Donnerstag
15,- 19,- 23,-
I: Schauspiel / Tanz Freitag / Samstag
19,- 23,- 27,-
J: Schauspiel / Tanz Premiere
22,- 29,- 36,-
K: Moks im Kleinen Haus
Einheitspreis 9,- (Erwachsene 18,-)
Schüler/innen und Studierende
9,-
9,-
9,-
Moks / Brauhauskeller L: Kinder- und Jugendtheater
Einheitspreis 7,- (Erwachsene 10,-)
Vormittagsvorstellungen vom Moks sind für Bremer und Bremer havener Schulklassen kostenlos! 38
ERMÄSSIGTE KARTENPREISE SCHÜLER/INNEN, AUSZUBILDENDE UND STUDIERENDE BIS ZUM VOLLENDETEN 35. LEBENSJAHR Im Vorverkauf erhalten Sie rund 50 % Ermäßigung für Karten der Preiskategorie I. Ab der Preiskategorie II kosten die Karten im Vorverkauf für Vorstellungen im Kleinen Haus und im Theater am Goetheplatz 9 € (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen). Am Vorstellungstag sind Karten zum Preis von 9 € auch in der Preiskategorie I erhältlich. ARBEITSLOSE, FREIWILLIGENDIENSTLEISTENDE UND SCHWERBEHINDERTE (AB 50 % GDB) Sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse bieten wir Ihnen gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises einen Preisnachlass von rund 50 % auf den regulären Kartenpreis für alle unsere Vorstellungen (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen) an. Diese Konditionen gelten auch für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. KULTURTICKETS BürgerInnen mit geringem Einkommen erhalten gegen Vorlage der „Grünen Karte“ ein Kulturticket zum Preis von 3 € ab 30 Minuten vor Beginn der Vorstellung an der Abendkasse, sofern noch Karten verfügbar sind. In den Bremer Bürgerhäusern und den Zweigstellen der Stadtbibliothek können die Kulturtickets für ausgewählte Vorstellungen auch vorab reserviert werden. Informationen unter www.kulturticket.bremen.de. GRUPPENTARIFE Besuchergruppen ab 10 Personen erhalten einen Rabatt von rund 20%. ABONNEMENTS UND THEATERCARD In unserem Abonnementbüro oder in unserem Spielzeitheft informieren wir Sie über weitere Vergünstigungen, die wir Ihnen mit unseren Abonnements und der Theatercard bieten. BLAUER THEATERTAG Musiktheater 20 € / Schauspiel 15 € auf allen Plätzen!
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bo: Test-A ge, ta s m a 10 S o. u 10 E r taz.de
/testa
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Zeitung, wenn Sie Zeit haben: taz am Wochenende. Jeden Samstag mit allem Wichtigen zur Woche die war und zur Woche die kommt. Mit neuen Perspektiven auf Gesellschaft, Politik und Kultur. Im Abo oder an Ihrem Kiosk! abo@taz.de | T (0 30) 25 90 25 90 www.taz.de/testabo
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FÖRDERER BREMER THEATERFREUNDE
Karin und Uwe Hollweg
Stiftung
PARTNER
MEDIENPARTNER
taz.bremen
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KONTAKT Theaterkasse Mo – Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr Tel 0421 . 3653 - 333 oder kasse@theaterbremen.de
Abonnementberatung Di – Fr: 14 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr Tel 0421 . 3653 - 344 (Di – Fr: 14 – 18 Uhr) abo@theaterbremen.de Für Schulen und Gruppen Mo – Do: 9 – 16 Uhr, Fr: 9 – 15 Uhr Tel 0421 . 3653 - 340 oder besucherservice@theaterbremen.de Mokskarten für Vormittagsvorstellungen für Bremer Schulen Tel 0421 . 3653 - 345 oder mokskarten@theaterbremen.de Theater Bremen
Postfach: 10 10 46, 28010 Bremen Goetheplatz 1 – 3, 28203 Bremen Tel 0421 . 3653 - 0 gf@theaterbremen.de Impressum Herausgeber Theater Bremen GmbH Geschäftsführung Prof. Michael
Börgerding (Generalintendant), Michael Helmbold (Kaufmännischer Geschäftsführer) Redaktion Benjamin von Blomberg, Marianne Seidler Szenenfotos: Jörg Landsberg Gestaltung ErlerSkibbeTönsmann, Tim Feßner Druck Asco Sturm Druck GmbH Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 42
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