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Was macht das Theater, Christiane Schneider?

Im Gespräch mit Thomas Irmer

Christiane Schneider fing 1982 als Mitarbeiterin der Intendanz bei Claus Peymann in Bochum an. Mit ihm wechselte sie ans Wiener Burgtheater und schließlich in die Schauspieldirektion der Salzburger Festspiele. 2001 wurde sie Mitglied der künstlerischen Leitung der Münchner Kammerspiele unter Frank Baumbauer am selben Haus dann künstlerische Direktorin an der Seite von Johan Simons. Von 2015 bis Ende 2022 leitete sie den Suhrkamp Theater Verlag in Berlin. Sie haben seit 2015 den Suhrkamp Theater Verlag geleitet und verlassen ihn jetzt. Was hat sich in diesen Jahren entwickelt?

Für mich war der Wechsel vom Theater in einen Theaterverlag ein Sprung ins kalte Wasser. Es hat mich überrascht, wie unterschiedlich die Kommunikation ist. So schnell und direkt, wie wir im Theater miteinander reden, redet man in einem Verlag nicht. Wir sind hier eine kleine Abteilung in einem großen Verlag, jede Mitarbeiterin – Lektorat, Lizenzen – hat ihren eigenen Aufgabenbereich, und der wurde behütet. Entwickelt hat sich, dass wir kommunikativer, o ener geworden sind, intern als Team, aber auch nach außen. Endstanden ist ein lebendiger, vernetzter und regelmäßiger Austausch mit Theaterleiter:innen, Dramaturg:innen und Regisseur:innen. Das zu Beginn meiner Zeit neu konzipierte Theater Magazin ist dafür ein ganz gutes Symbol. Ich erinnere mich auch, dass wir am Theater immer sagten: Oh, das ist ein Stück von Suhrkamp, das könnte schwierig werden. Das wollte ich ändern hin zu einem besseren Miteinander zwischen Verlag und Theatern. Das Zauberwort ist Kommunikation. Meine lange Erfahrung im Theater, zum Beispiel die vielen Urau ührungen der Stücke Thomas Bernhards durch Claus Peymann, die ich miterlebt habe, haben mir in den Gesprächen mit Peter Fabjan [Bernhards Halbbruder] sehr geholfen.

Was waren die Corona-Folgen für den Verlag?

Es war ein Schock. Wir wussten zunächst gar nicht, wie es weitergeht. In der ersten Phase, als die Theater mit ihren digitalen Angeboten experimentierten, war die Einstellung, keine Tantiemen bezahlen zu müssen, weil wir doch alle im selben Boot sitzen. Aber so war es ja nicht. Wir sind aufeinander angewiesen, das ja, aber nicht in der gleichen Situation. Die Theater sind subventionierte Betriebe, Verlage und Autor:innen sind es nicht! Am Anfang war die Stimmung zwischen Theater und Verlag eher rau und angespannt. Für uns war es ein Learning by Doing, bis dann der Verband deutscher Bühnenverleger doch Hilfestellung gab und Richtlinien für digitale Lizenzgebühren entwickelt hat.

Es gab Geisterpremieren ohne Zuschauer:innen. Wie wurde das gehandhabt?

Es wurden Pauschalen verhandelt. Beim Streaming haben wir auf zeitliche Begrenzung geachtet und die Klausel in die Verträge aufgenommen, dass, sobald Au ührungen mit Publikum wieder möglich sind, diese nicht mehr digital angeboten werden dürfen. Die erste Entscheidung, eine Urau ührung digital herauszubringen, hat mich eine schlaflose Nacht gekostet. Am Ende sind wir ganz gut durchgekommen, auch weil viele unserer Autor:innen gefragt wurden, etwas zu Corona zu schreiben, und Stückaufträge unsere Autor:innen finanziell absicherten.

Und die langfristigen Folgen?

Wir sind noch nicht wieder da, wo wir einmal waren. Am Ende der ersten Hälfte dieser Spielzeit werden wir bei etwas mehr als zwei Drittel der Einnahmen von vor Corona sein.

Sie haben zuletzt eine Reihe jüngerer Autor:innen aufgenommen, Enis Maci, Sivan Ben Yishai, Miroslava Svolikova, Pat To Yan und noch andere. Sehen Sie da eine neue Autorengeneration?

Es war höchste Zeit. Ich finde, als Theaterverlag hat man die Pflicht, junge Autor:innen in die Theater zu bringen, Interesse für sie zu wecken. Man braucht Geduld, Durchsetzungsvermögen, aber auch den Mut und das Engagement der Theaterintendant:innen. Jetzt ist eine Generation da, die für eine neue Ästhetik steht, die sie in die Theater trägt und die umgekehrt für ihr Schreiben auch aus den Theatern kommt. Die Stückformen haben sich entwickelt, sind derzeit aufgerissen, offen. Zugleich gibt es eine Selma Matter, die wir gerade neu aufgenommen haben, als eine durchaus in Figuren denkende junge Autorin, die sich mit den brennenden Klimafragen auseinandersetzt, auch nichthumane Akteur*innen zu Wort kommen lässt, und das in einer ungewöhnlichen Sprache. Und es gibt die Stücke von Clemens Setz mit ungewöhnlichen Themen, die er im besten Sinn in einer konventionellen Dramaturgie schreibt.

Daneben gibt es einen Trend der Theater, Texte von verschiedenen Autor:innen – ich nenne es mal – zu mixen, ein Stück soll angereichert werden mit Splittern, Ausschnitten aus anderen Stücken. Da geht es nicht nur darum, das urheberrechtlich zu klären, sondern man will es von Verlagsseite auch verstehen. Was ergibt den Sinn? Misstraut man dem eigentlichen Stück?

Welche Premiere wird Ihre letzte als Leiterin des Suhrkamp –Theater Verlags sein?

Das wird – bereits in meinem neuen Leben – „Johann Holtrop“ von Rainald Goetz im Februar am Schauspiel Köln sein. T

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