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German Section: Weihnachtsmärkte: ein typisch „deutsches" Erlebnis? by Hanna Pearcey
„Weiß sind Türme, Dächer, Zweige, und das Jahr geht auf die Neige, und das schönste Fest ist da. “ Dieses Zitat von Theodor Fontane bringt den Zauber und die Schönheit der Weihnachtszeit perfekt auf den Punkt. Dieser Zauber hat mir viel Freude gebracht, als ich erst in Deutschland angekommen bin. Vor einem Jahr bin ich nach Koblenz umgezogen und ich hatte ehrlich viel Angst davor. Jedoch wusste ich, dass es bald Weihnachtszeit ist und ich konnte Deutschland in einem seiner vielleicht schönsten Momente erleben. Mit meinen neuen Freunden aus ganz Europa habe ich die Anblicke, Gerüche und Klänge der Weihnacht erlebt und ich hatte nur eine wichtige Aufgabe – so viele Märkte wie möglich zu besuchen. Mein erster Besuch war der Koblenzer Weihnachtsmarkt. Die Plätze waren voll mit Essen, Kunsthandwerk und natürlich Glühwein. Nach einer anstrengenden Woche an der Uni war ein kleiner Spaziergang durch die Stadtmitte eine willkommene Abwechslung. Hier begann meine Faszination für die Märkte und auch meine neue Sammlung, die Glühweintassen. Jede Tasse hatte eine schöne, stadtspezifische Gestaltung und sie erzählten jeweils eine Geschichte der Stadt. Sie zeigten mir, was als wichtig in der Stadt beobachtet wurde. In Koblenz stellten die Tassen die Sehenswürdigkeiten der Stadt dar und die Tasse, die ich immer noch in meinem Schlafzimmer ausgestellt habe, erinnert mich an die schönen Zeiten, in denen ich diese Orte gesehen habe. In jeder Stadt habe ich mindestens eine Tasse gesammelt, und jetzt habe ich insgesamt sieben Tassen. Wenn ich sie anschaue, denke ich an diese guten Zeiten und lächle. Jede Tasse erinnert mich an einen anderen Tag, jede Tasse ist einzigartig und sie sind alle auf ihre eigene Weise interessant. Zum Beispiel stellt die Tasse von dem Heumarkt in Köln eine Geschichte mit sogenannten „Heinzelmännchen“ dar und es gibt viele andere Tassen mit vielen anderen Geschichten, die die Bedeutung der Weihnachtstraditionen zeigen. Trotz ihres Wunders und Zaubers bieten die Weihnachtsmärkte Anlass zu einer interessanten Diskussion über die Kommerzialisierung solcher Traditionen. Ein interessanter Vergleich ist zwischen dem Frankfurter Weihnachtsmarkt und dem Weihnachtsmarkt in Birmingham, der ‚Frankfurt Christmas Market‘ heißt. Der Markt in Birmingham ist der größte „authentische“ deutsche Weihnachtsmarkt außerhalb von Deutschland oder Österreich. Der „deutsche“ Weihnachtsmarkt ist in der Tat zum weltweiten Standard für Weihnachtsfeiern geworden. Aber was bedeutet dieser Begriff eigentlich? Was ist wirklich ein typisch deutscher Weihnachtsmarkt? Ich war tatsächlich ziemlich überrascht, dass meine Erlebnisse auf den Märkten in Deutschland ähnlich wie meine Erlebnisse in England waren. In beiden Städten säumten Stände die Straßen und beide Orte würdigten die Ursprünge des Weihnachtsmarktes. Jedoch muss ich zugeben – die Märkte in Deutschland hatten etwas Besonderes an sich. Allerdings gibt es eine gewisse „Deutschheit" , die schwer in Worte zu fassen ist, aber auf den Märkten in Großbritannien nicht zu finden ist. Die Möglichkeit, mit den Einheimischen zu plaudern, gab dem Erlebnis einen zusätzlichen Kick. Aber man kann die Kommerzialisierung der Märkte nicht vermeiden, besonders in anderen Ländern. Diese typisch deutsche Tradition ist jetzt ein weltweites Phänomen, aber es ist schwer zu sagen, wie authentisch die Märkte eigentlich sind, auch in Deutschland. Insgesamt war meine Erfahrung mit den Weihnachtsmärkten etwas Unvergessliches. Die Erfahrung hat mir Dinge gezeigt, die ich sonst nirgendwo sehen kann. Aber ich frage mich, wie sich diese Traditionen im Laufe der Jahre verändert haben. Gehen wir mit unserer Kommerzialisierung von Weihnachten zu weit? Oder sollten wir die Märkte einfach nur genießen, wegen des Spektakels und der Magie, die sie bieten? Das ist eine Frage für die Ewigkeit und für jeden Einzelnen selbst – schließlich ist Weihnachten ein Nebeneinander von persönlichen und weltweiten Traditionen, die in einer magischen Zeit zusammenkommen.
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