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Kinderschutz in der Alpenvereinsjugend


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Die Angebote im Alpenverein für Kinder und Jugendliche sind unglaublich vielfältig. Dabei zählt nicht nur der richtige Kletterknoten. Auch das Wie des Miteinanders sowie sichere Rahmenbedingungen spielen eine Rolle. Das neu erarbeitete Kinderschutzkonzept der Alpenvereinsjugend setzt sich damit auseinander.
maTThias PramsTaller



Im Alpenverein und in der Alpenvereinsjugend engagieren sich viele Menschen ehren- und hauptamtlich für Kinder und Jugendliche. Klettern, ein Tag im Wald, eine aufregende Nachtwanderung oder ein langes Wochenende mit der Kindergruppe auf einer Hütte. Dass wir dabei Unfälle bestmöglich zu vermeiden versuchen, ist selbstverständlich. Gleichwertig dazu ist uns das Anliegen, das Miteinander in unseren Gruppen bewusst zu gestalten und dafür zu sorgen, dass alle Kinder im Verein einen gewaltarmen und sicheren Ort finden.
Wenn wir von Kinderschutz sprechen, ist es wichtig, nicht nur an den Schutz von Kindern vor schwerer Gewalt, zum Beispiel vor körperlicher Gewalt oder sexuellem Missbrauch, zu denken. Es geht auch um die „angeblich kleinen Dinge“, um das Fundament des sozialen Miteinanders im Verein: Kinderschutz stellt
Respekt, Wertschätzung und Vertrauen
in den Mittelpunkt, thematisiert angemessene Nähe und Distanz zu Kindern und Jugendlichen und macht achtsam für Grenzverletzungen, die im Alltag passieren können.
Kinderschutzkonzept der Alpenvereinsjugend
Mit der Erarbeitung eines Kinderschutzkonzeptes haben wir Maßnahmen und Abläufe festgelegt, um Risiken für Kinder in unseren Angeboten zu begegnen. Ausgangspunkt dafür waren die im Verein bestehenden Grundlagen, zum Beispiel das Grundsatzpapier Prävention von Diskriminierung und Gewalt sowie das gleichlautende DREI D Special (Magazin der Alpenvereinsjugend). Hier sind unter anderem theoretische Grundlagen, Praxisbeispiele sowie ein Krisenleitfaden beschrieben.
Das Kinderschutzkonzept beschreibt, was die Alpenvereinsjugend zum Schutz von Kindern macht. Ausgearbeitet wurden Standards für die pädagogische Arbeit, für unser ehren- und hauptamtliches „Personal“, für das Ziel, eine offene Feedbackkultur in Sektionen und in den Jugendteams zu pflegen sowie für die Verwendung von Social Media, Fotos und Videos. Weiters ist beschrieben, wie die Meldung eines Verdachts auf Gewalt erfolgen soll und auf welche Abläufe wir dabei achten.
Kinderschutz braucht gut ausgebildete Mitarbeiter*innen – auch im Ehrenamt! Unser Verein lebt vom freiwilligen Engagement und es ist uns ein wichtiges Anliegen, möglichst passende Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Das heißt auch, die Balance zu finden zwischen Qualitätsanspruch und im Ehrenamt vertretbarem Mehraufwand.
Die Alpenvereinsjugend hat sich klar dafür entschieden, dass wir für Funktionär*innen, die im Verein mit Kindern arbeiten, weitere Standards setzen wollen. In aller Kürze zusammengefasst: Alle, die Angebote für Kinder und Jugendliche leiten, kennen „Tage draußen! Die pädagogischen Prinzipien der Alpenvereinsjugend“, bringen eine Strafregisterbescheinigung der Kinder- und Jugendfürsorge und besuchen im Bereich Kinderschutz eine Schulung und Weiterbildungen im Vierjahresrhythmus. Die Details gibt’s auch online unter alpenvereinsjugend.at/kinderschutz nachzulesen.

Wertekodex, Zeit und Engagement
Ein wichtiges Element des Kinderschutzkonzeptes ist der Wertekodex der Alpenvereinsjugend. Aufbauend auf das von der Hauptversammlung im Jahr 2014 beschlossene Grundsatzpapier „Prävention von Diskriminierung und Gewalt“ soll dieses den Blick kontinuierlich auf ein gewaltarmes und achtsames Miteinander im Alpenverein lenken und dient allen
¡nfo Wie geht es weiter?
Das Kinderschutzkonzept der Alpenvereinsjugend wurde von einer Arbeitsgruppe bestehend aus Jugendleiter*innen und Vertreter*innen des haupt- und ehrenamtlichen Bundesteams ausgearbeitet und vom Bundesjugendausschuss im September 2022 beschlossen. Nach Präsentation im Bundesausschuss soll das Kinderschutzkonzept der Hauptversammlung 2023 zum Beschluss vorgeschlagen und damit vom gesamten Verein getragen werden. Funktionär*innen bekommen das Kinderschutzkonzept in ihre Sektion geschickt.
Alle wichtigen Informationen sind online auf alpenvereinsjugend.at/ kinderschutz
Funktionär*innen als Reflexionswerkzeug. Alle Jugendteamleiter*innen sollen den Wertekodex einmal jährlich in einer Teambesprechung thematisieren.
Die Etablierung und Umsetzung eines Kinderschutzkonzeptes ist kein Hundertmeterlauf. Für eine Organisation in der Größe des Österreichischen Alpenvereins ist die Etablierung eines Kinderschutzkonzeptes eine Aufgabe, die zweierlei braucht: Zeit und Engagement von allen. So sind zum Beispiel Fortbildungen für Funktionär*innen und Campleiter*innen auszuarbeiten, neue Voraussetzungen der IT aufzubauen sowie ein E-Learning zu entwickeln.
Neben diesen Aufgaben ist es besonders wichtig, dass unsere Sektionen die Änderungen mittragen, unterstützen und diese als das sehen, was sie sind: Entwicklungsschritte, die das Risiko für Kinder minimieren, unsere Funktionär*innen und die Organisation selbst schützen.Gemeinsam wird es uns gelingen, in den Bereichen Kinderschutz und Prävention von Gewalt den nächsten Schritt zu machen und wichtige Standards in unserem Verein zu verankern. —
Matthias Pramstaller ist Leiter der Abteilung Alpenvereinsjugend im Österreichischen Alpenverein.