BERGAUF #4 2024

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heft #4.2024  — September/Okt Ober

Das Magazin des Österreichischen Alpenvereins seit 1875

Bergauf

notruf-aus-den-alpen.at

Jetzt Petition zur Rettung der Hütten und unterschreiben!Wege

t hema

Verbandelt am Berg _ 26

Gemeinsame Erlebnisse in der Natur machen Freude. Wissen und Übung sorgen für die nötige Sicherheit am Berg.

UN te RW e GS

Wegenetz digital. Hilfe für ehranamtliche Wegewarte _ 32

R e GION a L

Nationalparkregion Steyr.

Austragungsort der Hauptversammlung _ 46

KULt UR

Bergmaler Carl Brizzi. Über vier Meter langes Panorama _ 68

PERFEKTION KENNT KEINE KOMPROMISSE. BIS INS KLEINSTE DETAIL OPTIMIERT.

Die Osttiroler Fotografin Ramona Waldner war für das Bergauf-Coverbild mit den Jungen Alpinisten unterwegs. Besonders fasziniert sie an diesem Projekt die Langzeitdokumentation, die das Wachsen und Festigen, das gegenseitige Lernen sowie den Teamgeist einfängt.

Thomas Wanner widmet sich im ÖAV neben der Übungsleiterausbildung vor allem der Produktion hochwertiger Lehrvideos. Diesen Bereich wird der zweifache Familienvater in Zukunft noch intensiver betreuen, da bewegte Bilder in der Ausbildung noch wichtiger werden.

Joanna Kornacki ist Mitarbeiterin der Abteilung Jugend im Alpenverein und leitet u. a. das Projekt Junge Alpinisten (S. 28). Ihre freie Zeit verbringt sie in alpinen Kletterrouten in den Dolomiten, am Wilden Kaiser oder in den Westalpen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

nun ist sie also da, die Septemberausgabe. Sie zieht gewöhnlich einen leicht nostalgisch-melancholischen Duft nach Sommer mit sich. Dabei ist der Herbst doch so schön! Und duftet mindestens gleich gut: nach kühlem Regen, klarblauem Himmel und traumhaften Lichtspielen (in) der Natur. Ich durfte vor wenigen Tagen schon in den Genuss frühherbstlicher Bergstunden gelangen und bin in Gedanken eigentlich noch oben. Ich starre auf die dunkelgrünen Wiesen, deren Pelz immer dichter wird, je näher der Winter rückt, und das Bergmassiv vor mir, das sein Relief erst in der Herbstsonne so richtig zu entfalten scheint.

Dass wir für den Themenschwerpunkt dieses Hefts die Sicherheit am Berg gewählt haben, passt hier ganz gut. Ohne „SicherAmBerg“ –so heißt das Ausbildungs- und Publikationsprogramm unserer Bergsportabteilung – unterwegs zu sein, kann der Berggenuss nämlich schnell zur Gefahr werden und das Erlebnis zur Enttäuschung. Genau deshalb gibt es im Österreichischen Alpenverein Projekte wie die Jungen Alpinisten der Alpenvereinsjugend bereits seit zehn Jahren: um jungen, ambitionierten Bergbegeisterten das Werkzeug mitzugeben, das ihnen sichere, spannende und genussvolle Bergerlebnisse ermöglicht. Ich wünsche Ihnen genussvolle Spätsommer- bzw. Herbsttage und viel Freude beim Lesen des neuen Bergauf.

Heft # 4.2024

September/Okt Ober

t H ema

10 Auf Schusters Rappen in die Berge Der Schuh muss passen, um sicher am Berg unterwegs zu sein.

14 Auf den richtigen Tritt kommt’s an!

16 Die SicherAmBerg-Welt des Alpenvereins

18 Urangst Seilriss Was ist dran und wie kann man die Angst umgehen?

21 Fragenbaum: Klimafreundliche Tourenplanung

22 Gaswerkmethode ade? Die neuesten Sicherungsgeräte auf dem Prüfstand.

26 Blickfang: Junge Alpinisten

28 Zehn Jahre Junge Alpinisten

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32 Gipfel und Tal digital Die Arbeit der Wegewarte beschreitet digitale Pfade.

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31 pa R aGR aph

43 Be RGS p I tze N

44 aL pe N ve R e INSS hOp

53 v e R e INSIN te RN

59 K IN de RW e Lt

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36 Mountainbiken auf Shared Trails

38 Alpines Erbe Alltäglicher Begleiter des Lebens in den Bergsteigerdörfern.

41 RespektAmBerg: Lokale Wertschöpfung

re GION a L

46 Steyr und die Nationalparkregion

48 Wege und Hütten ab Steyr

50 Rundtour von Steyr auf die Dambergwarte Selten begangener Aufstieg auf den Hausberg von Steyr.

52 alpenvereinaktiv-Tipp: Tourensuche leicht gemacht

re S pekt VOLL

54 Der innere Sinn und das Erleben

57 Neues Bildungsjahr, neue Kurse

58 Unser Motto: „Einfach mal machen!“ Ein neuer Film zeigt, wie Inklusion im Alpenverein gelebt wird.

60 Noch plätschert das Wasser

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68 Der Bergmaler Carl Brizzi Die Ötztaler Kreuzspitze im 360-Grad-Panorama.

71 Im Schaukasten: Noch ein Brizzi …

72 Bildgeschichten: Tunnelblick auf die Berge

Das Titelbild wurde von Ramona Waldner 2021 während eines JungeAlpinisten-Updates in Tschechien gemacht. WaSSeRKRaft Die Ausbaupläne des Wasserkraftwerks Kaunertal im Naturjuwel Platzertal bereiten dem Alpenverein Sorgen. Foto: Christoph Praxmarer

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Mitglied werden verbindet.

Je mehr wir sind, desto mehr können wir bewegen. Begeistere deine Freunde von den Vorteilen der Alpenvereinsmitgliedschaft und hole dir dein persönliches Dankeschön!

1 neues Mitglied

Du bekommst eine unserer Alpenvereinskarten* deiner Wahl und zusätzlich einen Alpenvereins-Kuli.

3 neue Mitglieder

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* Expeditions- und Sportkletterkarten sind von dieser Aktion ausgenommen.

** Der Warengutschein von Sportler kann im Onlineshop www.sportler.com, in allen Sportler-Filialen oder telefonisch unter +39/0471/208202 eingelöst werden.

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Versteigen war gestern.

Immer auf dem richtigen Weg mit den vielen Alpinklettertouren inkl. hochwertigen Topos auf alpenverein aktiv.com

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Alpenvereins-Vizepräsident

Beim Alpenverein lernen, wie Bergsport richtig geht

Der Österreichische Alpenverein bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit, Bergsport-Know-how in Theorie und Praxis so zu erwerben, dass sie sicher und eigenverantwortlich in den Bergen unterwegs sein können.

Beim Queren eines Altschneefeldes ausgerutscht und abgestürzt, mit Fahrrädern auf 2.600 m im Schnee stecken geblieben –Notruf abgesetzt: Solche und ähnliche Medienberichte haben uns auch heuer leider wieder erreicht. Allzu schnell laufen wir bei diesen Meldungen Gefahr, vorschnell aus der Distanz ein Urteil abzugeben, dabei sind die Kommentare meist mehr als entbehrlich.

Es ist illusorisch, zu glauben, dass es auch bei bester Ausbildung keine Unfälle mehr geben wird. Unser Ziel muss es jedoch sein, das Risiko beim Bergsteigen durch Ausbildung zu minimieren.

Vielmehr wäre es sinnvoll, diese Ereignisse sachlich zu analysieren und daraus zu lernen. Genau diesen Ansatz verfolgt das Vortragsformat „Lawinenupdate“ des Österreichischen Alpenvereins, welches seit Jahren tausende Skitourengeher*innen zu den Vorträgen von Michael Larcher lockt.

Dabei ist das Lawinenupdate nur eine von vielen Möglichkeiten im Alpenverein, sein Wissen und sein Können im Bereich Bergsport zu erweitern.

Mit SicherAmBerg bieten die Alpenverein-Akademie und die Sektionen ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsprogramm an. Es ist illusorisch, zu glauben, dass es auch bei bester Ausbildung keine Unfälle mehr geben wird. Unser Ziel muss es jedoch sein, das Risiko beim Bergsteigen durch Ausbildung zu minimieren.

Die Herausforderungen in den Bergen zu suchen, ein wenig Abenteuer zu erleben und auch das eine oder andere Mal an seine Grenzen zu gehen, gehört zum Bergsteigen dazu.

Das bedingt aber auch, dass uns bewusst ist, was wir tun, dass wir Verantwortung dafür übernehmen. Verantwortung gegenüber uns selbst, der Gruppe oder dem Seilpartner, mit dem wir unterwegs sind, aber auch gegenüber dem Lebensraum, in dem wir uns bewegen. Damit wir diese Verantwortung übernehmen können, ist unter anderem Kompetenz eine Voraussetzung. Und da sind wir wieder bei der Ausbildung im Alpenverein, welche uns diese Fähigkeiten vermitteln kann.

Zehn Jahre „Junge Alpinisten“: ein Beispiel, wie im Alpenverein Ausbildung von jungen Bergsteigerinnen und Bergsteigern funktionieren kann. Der gesamtheitliche Ansatz dieser Ausbildung und die Begeisterung der Teilnehmer*innen sind für mich der Schlüssel zum Erfolg. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen der interessanten Beiträge in dieser Ausgabe und schöne Bergerlebnisse, von denen Sie immer wieder gesund und unversehrt ins Tal zurückkehren.

IDas Foto wurde von Marie-Theres Franke in Hochfügen (Tirol) aufgenommen. Sie war mit einer FrauenWandergruppe am Sonntagsköpfl unterwegs und es war unsagbar heiß an diesem Tag. Da kam die Abkühlung genau richtig. Maries Bildtitel: „Abkühlung an der Tränke“

Das Bild wurde vor wenigen Wochen auf unserem Instagram-Kanal veröffentlicht. Wir haben einige FollowerKommentare für euch eingefangen: »Neue olympische Sportart: Synchronspringen für Nichtschwimmer.« I »Wo ist meine Kontaktlinse?« I »Espresso der Alpen!« I »An der Tränke.« I »Alpenerfrischung.« I »Synchronkühlen.« I »Hoffentlich bleibt für die Kühe noch was übrig.« I »Armduscher.« I »Wasser – Lebenselixier für Mensch und Tier.« I »Jungbrunnen.« I »Katzenwäsche.« I »Kneippende Wanderschwestern.« I »Zentralisierung.« I »Meditation am Berg.« I »Für den Kreislauf.« I

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Langsam wird’s frisch!

Bergauf online lesen

Umwelt im Gespräch alpenverein basecamp

Der Herbst ist im Anmarsch und damit sinken die Temperaturen. Das Buff-Multifunktionstuch im Alpenvereinsdesign kommt hier gerade richtig: Es ist ein praktischer Klassiker in allen Lebenslagen. Das röhrenförmige Design erlaubt verschiedenste Tragemöglichkeiten. In den Farben Petrol und Beere hier erhältlich: alpenverein.shop

Bergauf ist DAS Medium, das alle Mitglieder über die Themen des Alpenvereins informiert. Für diejenigen, die ihr Magazin lieber online lesen wollen, statt es in Papierform aus dem Briefkasten zu holen, gibt es nun die Möglichkeit, dies unter mein. alpenverein.at > „meine Services“ festzulegen.

Zum Thema „Schnee war gestern – Klimawandel in den Alpen“ veranstaltet die Uni Wien am 8.10. um 17:30 Uhr im Naturhistorischen Museum Wien eine Podiumsdiskussion, an der u. a. Alpenvereinsvizepräsidentin Doris Hallama teilnimmt. Glaziologe und Klimaforscher Georg Kaser hält einen Impulsvortrag. Infos: t1p.de/ zww7z.

Willkommen zu unserer neuen Reihe im Podcast, dem „alpenverein basecamp solotalk“. In der ersten Folge tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner. Sie erzählt von ihren Abenteuern und ihrer Leidenschaft für das Bergsteigen. Mit Unterstützung der Generali Versicherung. alpenverein.at/ basecamp

So viele Bergsteigerdörfer gibt es allein in Österreich. 18 weitere sind in umliegenden Ländern zu finden. Die in der Initiative Bergsteigerdörfer vereinten Ortschaften sind Alpinismuspioniere in ihren Regionen. Hier ist das Bewusstsein über den notwendigen Einklang zwischen Natur und Mensch noch lebendig und man respektiert natürliche Grenzen.

Die Bergsteigerdörfer der Alpenvereine entsprechen in besonderer Weise den Zielen der Alpenkonvention, die eine nachhaltige Entwicklung im gesamten Alpenraum anstrebt: Weniger ist mehr.

Ein

¡ Weitere Infos: t1p.de/ klangwelt-berge

In seiner erfolgreichen Live-Show „Klangwelt Berge“ erzählt Bergfotograf Heinz Zak über sein Leben als Extremkletterer und Slackline-Pionier. Zusammen mit drei Weltklassemusikern schafft er einen intensiven Ort der Begegnung zwischen Menschen und der Schönheit alpiner Natur.

Nächste Termine, veranstaltet von den Alpenvereinssektionen: 7.10.2024 Linz | 8.10.2024 Salzburg (Klangwelt Berge I) 17.10.2024 Kramsach | 24.10.2024 Innsbruck 22.11.2024 Prag

cL eme NS m att Generalsekretär Alpenverein

Alle sind gefragt

Vor wenigen Wochen haben wir Sie, liebe Mitglieder, per E-Mail darauf aufmerksam gemacht, dass in Österreich jedes Jahr drei bis vier Hütten aufgegeben werden müssen. Gleichzeitig baten wir Sie um Ihre Unterstützung, indem Sie durch Ihre Unterschrift unter die Petition zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die alpinen Vereine stehen vor immer größeren Herausforderungen, die sie nicht mehr alleine bewältigen können: Häufigere Extremwetterereignisse, drastisch gestiegene Baukosten und unzureichende finanzielle Mittel haben uns dazu veranlasst, von der Bundesregierung ein Rettungspaket in Höhe von 95 Millionen Euro zu fordern. Schließlich sind unsere Hütten und Wege nicht nur für den Tourismus von großer Bedeutung, sondern auch für die Erholungssuchenden. Es wäre daher ein großer Verlust, wenn diese wichtige Infrastruktur nicht mehr bestehen würde. notruf-aus-den-alpen.at —

Heinz Zak, Mariya Nesterovska, Hubert Mittermayer Nesterovskiy, Tobias Steinberger
Abend über die Schönheit der Natur und die Kraft von Musik und Fotografie

Der Schuh muss zum Gelände und zur Tour passen: Ist er zu hart und zu schwer, verlieren wir schnell Freude und bekommen evtl. Blasen, ist er zu leicht und instabil, kann‘s auch gefährlich werden.

Auf Schusters Rappen in die Berge

Vom blauen Wanderweg in Talnähe über Mehrtagestouren auf roten Höhenwegen bis hin zu alpinen Routen bietet Bergwandern ein immenses Spektrum.

Aber egal welche Steige wir gehen: Der Schuh muss passen, damit wir Freude beim Wandern haben.

Kniebundhose, kariertes Hemd und klobige Bergschuhe waren gestern: Bergwandern heute ist modisch, pfiffig, bunt und leicht. Das spiegelt sich auch in der riesigen Auswahl des Schuhwerks wider. Haben wir uns im letzten Bergauf mit den passenden Schuhen für die unterschiedlichsten Hochtouren beschäftigt, wollen wir dieses Mal einen Blick auf die richtige Auswahl beim Bergwandern werfen: Welcher Schuh ist warum für welche Wanderung der geeignetste?

Ganz allgemein nehmen wir uns für den Kauf eines Wanderschuhs Zeit und setzen auf fachkundige Beratung im Sportbzw. Schuhgeschäft. Drei  verschiedene Größen von zwei unterschiedlichen Modellen im Internet zu bestellen, ist erstens wenig nachhaltig und zweitens ist man oft enttäuscht, wenn dann das Produkt nicht die Ansprüche erfüllt, die man sich auf Grund der tollen Bilder erwartet hat. Also: Hinein ins Geschäft, anschauen, angreifen, anprobieren, damit herumgehen, beraten lassen und dann guten Gewissens kaufen. Der Mehraufwand an Zeit im Fachge-

schäft lohnt sich allemal, wird er doch durch fundierte Beratung belohnt und immerhin muss der Schuh gut passen, damit er uns über mehrere Jahre gute Dienste beim Bergwandern leistet.

Die meisten Wanderschuhe sind mit einem Gore-Tex1-Futter (GTX) ausgeführt. Die Gore-Tex-Membran verhindert, dass Wasser von außen ins Innere des Schuhs eindringt. Trotzdem bleibt der Schuh atmungsaktiv, da die Gore-Tex-Membran Körperfeuchtigkeit als Wasserdampf nach außen entweichen lässt. Zwischen Futterstoff und Membran befindet sich ein Funktionsvlies, das den Feuchtigkeitstransport unterstützt. Somit bleibt der Fuß trocken und das Fußklima angenehm. Zudem ist ein Schuh mit Gore-Tex-Futter wärmer als einer mit ledernem Innenfutter. Insgesamt bietet die Gore-Tex-Membran eine gute Balance zwischen Wasserdich-

1 GORE-TEX ist der Markenname einer Firma, die eine wasserdichte, winddichte und atmungsaktive Membran aus ePE (expandiertem Polyethylen) herstellt. goretex.com

tigkeit und Atmungsaktivität, wodurch sie ein sehr breites Einsatzspektrum für viele Outdoor-Aktivitäten bietet.

Kategorien

Im Bergauf #3.2024 haben wir die Wanderund Bergschuhkategorisierung des Schuhherstellers Meindl vorgestellt und uns speziell mit den Kategorien B/C und D beschäftigt, die fürs Hochtourengehen geeignet sind. Dieses Mal wollen wir einen Blick auf die Kategorien A und B werfen, welche sich – neben der Kategorie B/C –fürs Bergwandern eignen.

Kategorie A: Schuhe aus dieser Kategorie sind niedrige Wanderschuhe – also Halbschuhe, deren Schaft nur bis unter den Knöchel reicht. Sie sind bequem zu tragen und eignen sich vorzugsweise für gute Wege und Parkanlagen sowie für Reisen, Freizeit und Walking bzw. (Speed-)Hiking.

Meine Generation (50 plus) nannte Kategorie-A-Schuhe salopp „Turnpatschen“. Heute heißen sie zu Recht „Light- oder Powerwalker“ und haben mit den Turnpatschen von damals herzlich wenig zu tun, hat sich doch in den letzten 30 Jahren in Bezug auf Konstruktion und Material viel getan. Die „leichten Geher“ geben zwar weniger Halt im Sprunggelenk als halbhohe Wanderschuhe, deren Schaft bis etwa zur Mitte des Knöchels reicht, sind dafür aber leichter und auch für den Outdoor-Alltag geeignet. Die weiche, dämpfende Sohle besitzt – im Vergleich zu den Turnpatschen –ein geländetaugliches Profil und bietet ein sehr gutes Abrollverhalten, das der natürlichen Gehbewegung im leichten Terrain entgegenkommt.

In ihrer Ausführung sind die Lightwalker aber robuster und schwerer als reine Trailrunningschuhe (Abbildung 1), die in erster Linie auf ein extrem geringes Gewicht hin getrimmt sind. Achtung: Reine Trailrunningschuhe sind für durchschnittliche Wanderer nicht geeignet, da sie durch ihre gewichtsoptimierte Konstruktion viel weniger Halt bieten als Hikingschuhe. Ebenfalls in die Kategorie der Halbschuhe fallen die sogenannten Speed-Hiker (Abbildung 2). Sie sind ein Mittelding zwischen den leichten Laufschuhen und den etwas schwereren, dafür aber langlebigeren Hikingschuhen (Abbildung 3).

Abbildung 1: Die Gore-TexMembran lässt Wasserdampf von innen nach außen entweichen, aber keine Feuchtigkeit von außen nach innen eindringen.

Abbildung 2: Der VK Boa Trailrunningschuh ist speziell für den Wettbewerb entwickelt. Mit BOA-Fit 2-System ausgestattet ist er in Bezug auf Gewicht und Volumen für den Uphill-Lauf optimiert. Trailrunningschuhe besitzen oft einen sockenartigen Einstieg, um das Eindringen von kleinen Steinchen zu verhindern und zudem möglichst viel Spielraum im Sprunggelenk zu ermöglichen.

Gewicht: 180 g (pro Schuh).

Abbildung 3: Der Dropline GTX von Salewa ist ein Mittelding zwischen Trailrunningschuh und Trailschuh. Er bietet Stoßdämpfung, Stabilität und Halt bei längeren Speedhikingtouren im alpinen Gelände.

Gewicht: 350 g (pro Schuh).

Abbildung 4: Der Top Trail GTX von Meindl ist ein typischer Wanderschuh der Kategorie A: Das Obermaterial ist aus Leder, die Multigrip-Sohle besitzt einen Weichtrittkeil für mehr Gehkomfort. Gewicht: 410 g (pro Schuh).

Abbildung 5: Die wasserfeste GTX-Version des MESCALITO von Scarpa ist ein Zustiegsschuh für leichte Klettereien, Klettersteige oder Hiking. Die Climbing Zone im Vorfußbereich sorgt für guten Tritt bei leichten Kletterpassagen.

Abbildung 6: Der Rush Mid-GTX von Scarpa ist ein halbhoher Schuh der Kategorie A/B für leichte Bergwanderungen.

Abbildung 7: Der Lightpeak GTX von Meindl der Kategorie B eignet sich durch das robuste Obermaterial und die steifere Sohlenkonstruktion für anspruchsvolle Bergwanderungen. Der Kabelzug im Sprunggelenksbereich ermöglicht eine perfekte Anpassung und festen Halt.

Last, but not least sind die sogenannten Zustiegsschuhe eine Sonderform der Kategorie A (Abbildung 4), die auch für anspruchsvolleres Geh- und sogar Klettergelände konstruiert sind. Ihr Schaft reicht zwar ebenfalls nur bis zum Knöchel, ihre Sohle ähnelt in ihrer Robustheit und ihrer Verwindungssteifigkeit aber jener eines Hochtourenschuhs (Kategorie B/C). Man könnte also sagen, dass Zustiegsschuhe Bergschuhe mit niedrigem Schaft sind. Ihre Sohle verfügt über eine Reibungszone an der Schuhspitze, im Bereich dahinter hat sie ein gutes Profil und schafft so den Spagat zwischen Stabilität und Flexibilität. Diese Schuhe eignen sich ob ihrer steiferen Sohlenkonstruktion in erster Linie sehr gut für Klettersteige. Aber auch zum Wandern auf anspruchsvolleren Bergwegen sowie für den weglosen Zustieg zu Kletterrouten (daher der Name) sind sie sehr gut geeignet.

Kategorie B: Sie sind die Klassiker und gleichzeitig die Allrounder unter den Wanderschuhen. Schuhe der Kategorie B reichen in der Regel über den Knöchel, verfügen über eine etwas härtere Profilsohle und ein aufwändigeres Schnürsystem für anspruchsvolles Wandergelände.

Am unteren Ende des Spektrums – in der Kategorie A/B – sind sie oft halbhoch, der Schaft reicht also nur bis zur Mitte des Knöchels. Diese Schuhe eignen sich für leichte Wanderungen auf guten Wegen im Mittelgebirge.

Am oberen Ende – in der Kategorie B/C –sind wir mit diesen Schuhen für schwere Wanderungen im Hochgebirge auf schwarzen Wegen und alpinen Routen gut gerüstet. Insgesamt sind sie aber immer noch leichter als Hochtourenschuhe und

bieten durch ihre weichere Sohlenkonstruktion mehr Gehkomfort.

Der hohe Schaft stützt den Knöchel und verringert die Wahrscheinlichkeit, im anspruchsvollen Gelände umzuknicken. Zudem bietet er den Knöcheln Schutz vor Schürfwunden und blauen Flecken in felsigem Gelände und schottrigem Untergrund und natürlich hält er Nässe und Feuchtigkeit besser ab als ein Halbschuh. Durch die aufwendigere Schnürung sitzt er gut und bietet – je nach Fußform – mehr Möglichkeiten für eine individuelle Anpassung.

Fazit

Vorbei sind die Zeiten, als wir zum Bergwandern nur ein paar Schuhe im Schrank hatten. Aber vorbei sind zum Glück auch die Zeiten, als wir uns mit diesem einen Paar Blasen und müde Beine holten, weil die Sohle viel zu steif und der Schuh viel zu schwer für den Schotterweg zur Hütte war. Inzwischen ist die Auswahl an geeignetem Schuhwerk für die jeweiligen Vorlieben riesig, aber wenn wir uns im Klaren darüber sind, wo und wie wir uns am liebsten am Berg bewegen, schaffen wir es nachhaltig und jedem Konsumgedanken zum Trotz vielleicht doch mit einem (oder zwei ��) Lieblingspaaren.

Gerhard Mössmer ist Mitarbeiter der Bergsport-Abteilung im Österreichischen Alpenverein.

2 BOA-Fit ist der Markenname einer Firma, die einen speziellen Verschlussmechanismus mit Kabelzug und Drehverschluss entwickelt hat, der eine herkömmliche Schnürung mit Schuhbändern ersetzt. www.boafit.com

Booklet Bergwandern

Das Booklet bietet wertvolle Informationen, um allen Risiken vorzubeugen, und Tipps, wie man auf einem schier endlosen Wegenetz die einzigartige Bergwelt mit Freude und Genuss erleben kann. 24,90 €

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Ein leichter, komfortabler und gut belüfteter 25-Liter-Rucksack für Wanderungen, Radtouren und Klettersteige. 135,90 €

Schildkappe Strahlkogel

Schicke Schildkappe aus Produktionsresten. Mit großem Schild ist sie perfekt für sonnige Tage. Hergstellt in Europa. Auch in Black-Mint erhältlich. 29,90 €

Auf den richtigen Tritt kommts an!

Stolpern und Ausrutschen sind mit ca. 50 Prozent die häufigste Todesursache beim Bergwandern. Deshalb sind Trittsicherheit und Gehtechnik das A und O, um Unfälle beim Bergwandern zu vermeiden. Tipps vom Bergsport, Teil 9. Ge R ha R d mö

1. Voller Sohlenstand garantiert beste Reibung

Egal ob im Aufstieg oder im Abstieg: Wir versuchen grundsätzlich immer mit der ganzen Sohle aufzutreten. Mit vollem Sohlenstand haben wir, besonders auf glatten Felsplatten sowie im losen Schutt und Geröll, die beste Reibung und demnach optimalen Halt. Ist der Untergrund schräg zu unserer Körperachse, benötigen wir für einen vollen Sohlenstand etwas Beweglichkeit im Sprunggelenk. Setzen wir nur die Schuhkante auf, droht der Fuß abzurutschen. Geht’s steiler bergab, beugen wir den Oberkörper leicht nach vorne, um zentral über dem belasteten Bein zu stehen.

2. Bergauf besser klein als groß

Wird das Gelände bergauf steiler und anspruchsvoller, verringern wir bewusst das Tempo und machen besser mehrere kleinere als weniger große Schritte. Zu große Schritte kosten Kraft, da der Körperschwerpunkt bei jedem Schritt mühsam über den Ausfallschritt geschoben werden muss. Zudem erreichen wir mit kleineren Schritten leichter einen vollen Sohlenstand.

Wird es zu steil, ist es anatomisch nicht mehr möglich, mit der gesamten Sohle aufzutreten. Wir können jetzt nur noch mit dem Fußballen auftreten und lassen dabei die Ferse hängen, um uns nicht auszuhebeln. Dabei ist der Schritt nicht höher als über eine normale Treppenstufenhöhe. Sehr hilfreich in diesem Gelände sind Wanderstöcke, da für viele Bergwanderinnen und Bergwanderer diese Technik ohne Gehhilfe bereits sehr herausfordernd ist.

3.

Bergab konvex mit dem Buckel von der Hex Abstiege sind beim Bergwandern oft mühsam und zwei Drittel aller Unfälle passieren auch im Abstieg: Müdigkeit, Nachlassen von Konzentration und Koordination sowie Reaktion sind dafür verantwortlich. Die Kniegelenke werden mehr strapaziert als im Aufstieg, und die Ausrutsch- und Absturzgefahr ist ebenfalls deutlich höher als im Aufstieg. Deshalb versuchen wir zum einen, möglichst gelenkeschonend unterwegs zu sein und zum anderen natürlich möglichst sicher.

Abbildung 1: Um ein Ausrutschen zu verhindern, sind kleine Schritte und ein voller Sohlenstand besonders auf rutschigen Untergründen wie nassem Gras oder glatten Felsplatten wichtig.

Dies gelingt uns am besten, indem wir den Oberkörper leicht nach vorne beugen, die Knie abwinkeln und den Fuß über Ferse, Sohle und Ballen abrollen. Voller Sohlenstand und kleine Schritte garantieren, dass sich der Körperschwerpunkt über dem belasteten Bein befindet und die Schuhsohlen maximale Reibung am glatten Felsen haben.

Psychologisch bedingt neigen wir besonders bei steilen Abstiegen zur Rückenlage, die immer kontraproduktiv ist. In Passagen mit Absturzgefahr verringern wir bewusst unser Gehtempo. Sind die Abstiege lang und anstrengend, legen wir bewusst Pausen ein.

4. Aufrecht, wenn‘s schräg wird

Bei steilen Querungen auf sehr schmalen Steigen tendieren wir – ebenfalls psychologisch bedingt – zur Innenlage. Man fühlt sich sicherer, wenn man sich zum Hang lehnt. Allerdings führt diese Innenlage dazu,

Abbildung 2: Im Abstieg beugen wir uns leicht nach vorne, damit wir nicht nach hinten ausrutschen.

Abbildung 4: Im aufgeweichten Altschnee stellen wir mit dem sogenannten Sichelschlag eine leicht nach innen hängende Trittfläche her.

Abbildung 3: In steilen Querungen gehen wir aufrecht, um den Körperschwerpunkt über den Beinen zu halten. Dadurch vermeiden wir ein seitliches Wegrutschen.

dass wir weniger Gewicht auf unsere Sohlen bringen und Gefahr laufen, wegzurutschen. Um das zu verhindern bringen wir unseren Körperschwerpunkt in aufrechte Haltung zwischen die Standfläche der Füße und vermeiden es, uns nach innen zum Hang zu legen.

5.

Die Sichel für den Altschnee

Im Frühsommer stellen steile Altschneefelder besonders in den Morgenstunden, wenn diese noch hart gefroren sind, ein echtes Problem dar. Ist dies der Fall, darf auch einmal umgedreht oder abgewartet werden. Ansonsten sind sogenannte „Spikes“ perfekte Begleiter auf Tour: Sie sind einfach und schnell montiert und bieten guten Halt auf harten Schneefeldern.

Sind die Schneefelder bereits durch Sonneneinstrahlung aufgeweicht, können wir sie mit Vorsicht begehen. Dazu schlagen wir mit unseren Schuhen mit

Abbildung 5: Im harten Altschnee geben sogenannte „Spikes“ guten Halt. einer sichelförmigen Bewegung Tritte in den Schnee. Dies gelingt jedoch nur mit einer festen Sohle. Die Tritte bieten dem ganzen Fuß Platz und sind leicht nach innen geneigt.

Gerhard Mössmer ist Mitarbeiter in der Abteilung Bergsport, Berg- und Skiführer und Sachverständiger für Alpinistik.

Video-Tutorial: „Richtig steigen!“, SicherAmBerg Bergwandern.

Video-Tutorial: „Achtung Altschneefelder!“, SicherAmBerg Bergwandern.

Illustrationen: Georg Soyer

SicherAmBerg Publikationen

Booklet Mountainbike
Booklet Bergwandern
Booklet Hochtouren
Booklet Skitouren

Cardfolder Skitouren

Notfallkarte Skitouren

Booklets

Diese Lehrschriften sind eine wertvolle Ergänzung zur praktischen Ausbildung. Sie helfen dabei, Erlerntes zu festigen und Vergessenes wieder zurück ins Gedächtnis zu holen. Anschaulich beschrieben und bebildert decken sie genau das ab, was wir bei der praktischen Ausübung der jeweiligen Bergsportdisziplin wissen müssen, um mit den vorhandenen Risiken gut umzugehen.

Cardfolder

Die Cardfolder aus der Reihe SicherAmBerg beinhalten – übersichtlich dargestellt und umfangreich illustriert – die 10 Empfehlungen der Alpinen Vereine, die auf CAA-Ebene (ClubArcAlpin) abgestimmt und vereinheitlicht wurden. Zusätzlich ist ein Servicekärtchen beigelegt, das die Vorgehensweise im Notfall beschreibt.

Vorträge

Für Aus- und Fortbildungskurse gibt es standardisierte Foliensätze für einen anschaulichen Unterricht.

Video-Tutorials

Die SicherAmBerg-Tutorials umfassen eine Reihe von Videos zu den unterschiedlichsten Bergsportdiszi- plinen. Themengebiete wie Ausrüstung, Tourenplanung und Auf Tour, sowie wertvolle Tipps und Verhaltensregeln am Berg wurden ausgearbeitet und verfilmt.

Infos und Bestellungen unter www.alpenverein.shop

DUrangst Seilriss

Schreckgespenst oder tatsächliche Gefahr?

ie Historie der Bergseile geht bereits auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Bergsteiger noch auf Hanfseile angewiesen waren, die ursprünglich für den ländlichen Gebrauch konzipiert waren. Seildehnung und Fangstoß waren damals Begriffe, über die man sich noch keine Gedanken machte. Ein Sturz beim Klettern oder Bergsteigen kam einfach nicht in Frage oder endete im besten Fall mit ein paar gebrochenen Rippen oder schlechtestenfalls tödlich. Mit der Erfindung dynamischer Nylonseile in den 1940ern und der Weiterentwicklung hin zum Kernmantelseil von Edelrid (1953) begann eine völlig neue Ära im Bergsport. Von kontrollierten Stürzen ins Seil, wie wir sie heute kennen, war man damals noch weit entfernt.

Die kontinuierlichen Verbesserungen und Innovationen in allen Bereichen entlang der Sicherungskette wie Klettergurt, Karabiner, Haken und Seile machten das Klettern und Bergsteigen erst salonfähig. Dieser Trend setzt sich bis heute fort, sodass Sportklettern zum absoluten Breitensport aufgestiegen und mit einem Minimum an Restrisiko möglich ist. Klettergurte sind bequem und stabil, Sicherungsgeräte blockieren selbsttätig, genormte Bohrhaken und Expressschlin-

gen schließen ein Versagen bei ordnungsgemäßer Bedienung beinahe aus und Seile reißen nicht. Oder etwa doch?

Durch-Schnitt

Natürlich hat sich auch das dynamische Kletterseil seit seiner Erfindung weiterentwickelt. Seile werden heute aufwändig gewebt, imprägniert und sind in puncto Gewicht, Fangstoß und Robustheit wesentlich besser als noch vor einigen Jahren. Auch hat sich das Rohmaterial Nylon (Polyamid) verbessert und bietet den Herstellern heute die Möglichkeit, dünnere Seile mit für das Bergsteigen und Klettern verbesserten Eigenschaften herzustellen. Ein Seilriss durch Kräfte, die ein Mensch

verursachen kann, ist heute beinahe ausgeschlossen, wenn das Seil direkt belastet wird. Läuft das Seil aber über eine scharfe Kante oder Karabiner, so sieht die Sache anders aus.

Kletterseile haben vor allem die Aufgabe, schnell auftretende Kräfte im Falle eines Sturzes aufzunehmen. Dies bedingt, dass sie eine gewisse Dehnung aufweisen müssen, um diese Kräfte zu absorbieren und den Fangstoß unter 12 kN (kn = Kilonewton; Normprüfung Einfachseile) halten können. Diese Eigenschaft wird durch den Herstellungsprozess und die Eigenschaften des Materials erreicht. Bisher hat man noch keine bessere Alternative zum verwendeten Rohmaterial Polyamid gefunden, weshalb man der Scharfkantenproblematik entweder durch Redundanz, also die Verwendung von Halb- oder Zwillingsseilen (siehe Bergauf #4.2021) oder durch ein dickeres, robusteres Seil mit höherem Mantelanteil begegnete.

Vergleicht man ein sehr dünnes Einfachseil (z.B. 8,5 mm) mit einem baugleichen Einfachseil mit 10 mm Durchmesser, so erhöht sich der Querschnitt um ca. 40 Prozent. Auch die Schnittfestigkeit würde sich in etwa um den gleichen Prozentsatz erhöhen. Achtung: Seile unterschiedlicher Bauart und Flechtung können aber nicht 1:1 miteinander verglichen werden. Deshalb ist in der Praxis de facto nicht möglich, vom Querschnitt alleine auf die Schnittfestigkeit zu schließen!

Leider ist es bis heute nicht gelungen, einen Testaufbau zur Ermittlung der Schnittfestigkeit in die Normprüfung zu implementieren. Verschiedene Hersteller testen und experimentieren jeweils mit verschiedenen Testsettings. Der von der UIAA (Internationale Union der Alpinismusvereinigungen) 2002 eingeführte Scharfkantentest wurde nach nur zwei Jahren wieder ausgesetzt aufgrund der inhomogenen und nicht nachvollziehbaren Ergebnisse.

Ein Sturz beim Klettern oder Bergsteigen kam einfach nicht in Frage oder endete im besten Fall mit ein paar gebrochenen Rippen oder schlechtestenfalls tödlich.

Ein Unfall während der Schweizer Bergführerausbildung vor einigen Jahren mit zwei gleichzeitig abgelassenen Personen über eine Felskante trug dazu bei, dass in der österreichischen Bergführerausbildung eine Empfehlung ausgesprochen wurde: Ein Nachsteiger dürfe in Zukunft im Felsgelände nicht an einem Halbseilstrang

Foto: Archiv Wanner >

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‹ Richi Heinz klettert in Astroman (Yosemite).

nachgesichert werden, stattdessen müsse ein Einfachseil dazu verwendet werden. Der Österreichische Alpenverein ist dieser Empfehlung nicht gefolgt. Halbseile sind auch nach wie vor dafür zugelassen, eine Person im Felsgelände nachzusichern. Untersuchungen von Chris Semmel und Daniel Gebel (Magazin bergundsteigen, Ausgabe #99) konnten nachweisen, dass die Schnittfestigkeit aber vor allem mit einer Erhöhung der Last stark abnimmt. Eine Verdoppelung der Last resultiert in einer Abnahme der Schnittfestigkeit um den Faktor 6 bis 7.

Schutzschirm

Seit Jahren versuchen Hersteller, ihre Seile durch die Verwendung von schnittfesteren Materialien robuster gegen scharfe Kanten und Karabiner zu machen. Bis dato scheiterte man immer an den statischen Eigenschaften der in Frage kommenden Materialien Aramid oder Dyneema. Edelrid ist es gelungen, einen Flechtprozess zu entwickeln, der es erlaubt, hochfeste Aramidfasern in den Mantel zu integrieren. Die Schnittfestigkeit konnte durch diese Methode in etwa verdoppelt werden, zumindest wenn mit der von Edelrid konstruierten Prüfmaschine getestet wird. Die Rückmeldungen aus dem AlpenvereinsLehrteam sind durchaus positiv, wenngleich angemerkt wurde, dass das Seil zum „Pelzen“ neigt. Für den Einsatz als klassisches Führungsseil wurde diese Eigenschaft aber

Mammut Core Protect 9,5 mm mit „Aramid-Schutzschirm“.

Foto: Mammut Sports Group

positiv bewertet, da sich das Handling aufgrund der erhöhten Reibung verbessert. Einen völlig anderen Ansatz verfolgt hingegen Mammut mit seiner neuen CoreProtect-Linie. Wie der Name schon erahnen lässt, wird der Polyamidkern von einer dünnen Aramidschicht geschützt, die zwischen Mantel und Kern eingewebt wird. Die Schwierigkeit dabei ist, das Aramid locker genug zu flechten, sodass beim normalen Stürzen keine Last aufgenommen wird, aber bei Beschädigung des äußeren Mantels der „Schutzschirm“ sofort greift. Ein sehr geniales Konzept, das das Potential hat, den Seilsektor zu revolutionieren. Herstellervideos, die in der hauseigenen Prüfanlange von Mammut durchgeführt wurden, sind jedenfalls vielversprechend.

Multipitch-Route am Chief (Squamish, B. C.).

Foto: Archiv Wanner

Mini-Feldtest

Wir haben das neue Mammut Core Protect 9,5 mm ausprobiert und konnten keine markanten Nachteile zu anderen Kletterseilen im Handling feststellen. Stürze in der Halle wurden von den sechs Testern allerdings als „vergleichsweise hart“ empfunden, wobei man klar sagen muss, dass keine standardisierten Tests oder Stürze durchgeführt wurden und die Einschätzungen rein subjektiv sind. Der angegebene Fangstoß von 8,9 kN liegt im Durchschnitt mit anderen vergleichbar dicken Seilen. Der Dauertest in der Topropeanlage über zwölf Wochen zeigte wie zu erwarten ein stark in Anspruch genommenes Seil, aber die Bedenken, dass das Seil „aufquillt“, starke Mantelverschiebungen durch den Materialmix auftreten oder das Seil besonders starr im Handling werden würde, bewahrheiteten sich nicht. In Summe erhält man mit dem Mammut Core Protect ein Kletterseil, das sich in der Anwendung nicht von anderen Seilen unterscheidet, aber in puncto Schnittfestigkeit in einer eigenen Liga spielt. Das Mammut Core Protect ist derzeit als Einfachseil mit 9,5 mm und Halbseil mit 8,0 mm erhältlich.

Die Hersteller scheinen dem lange ungelösten Problem der Seilrisse über scharfe Kanten immer näher zu kommen. Das Prinzip der Redundanz mittels Halboder Zwillingsseil hat nach wie vor Gültigkeit. Wer beim Alpinklettern aber lieber mit dem Einfachseil unterwegs ist, sollte sich mit den neuen aramidverstärkten Seilen auseinandersetzen, da diese einen klaren Sicherheitsgewinn darstellen. Wie immer warnen wir bei neuen Produkten aber vor zu viel Anfangseuphorie und werden gespannt verfolgen, wie sich die neuen Seile in der Praxis bewähren.

Thomas Wanner ist Mitarbeiter in der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein.

Wer alles zur neuen Seiltechnologie von Mammut erfahren möchte, kann dies hier nachsehen.

Klimafreundliche Tourenplanung

Unbedingt!

Das versuche ich immer.

Es ist Samstagmorgen:

Voller Vorfreude startest du in die Planung der heutigen Bergtour. Achtest du dabei auf klimafreundliche Aspekte?

Alles linksgrüne Ökopropaganda!

Toll! Brauchst du ein paar Tipps?

Oh ja, bitte, ich kann sicher noch was lernen.

Wie wäre es mit einer kostenlosen Anreise zur nächsten Bergtour? Informiere dich, ob dein Alpenverein Klimatickets zum Verleih anbietet.

Cooler Tipp! Da frage ich direkt mal in meiner Sektion nach …

Gibt es leider nicht. Gibt es sonst noch Tipps?

Na klar, eine Menge!

Noch nicht. Aber ich kann es ja mal versuchen …

Hier ein Tipp für den Anfang: Versuche, ab sofort alle Strecken unter 3 km, die du in deinem Alltag zurücklegst, zu Fuß oder am Rad zurückzulegen. Zum Beispiel den Weg zum Bahn hof, von wo aus du zu deiner Bergtour fährst.

Das klingt easy. Wie geht‘s weiter?

Plane eine spannende Überschreitung mit unterschiedlichen Startund Endpunkten. Wie das gehen soll? Indem du Öffis nutzt!

Magst du lieber andere Farben und bist Rechtshänderin?

Ja und ja!

Blöde Frage. Ich glaube nicht an den Klimawandel und aus.

Versuche eine Bergtour mit klimafreundlicher Anreise zu planen. Wie?

Lies dir mal unsere Tipps auf dieser Seite durch. Vielleicht ist ja trotzdem etwas für dich dabei …

Weitere Tipps für die klimafreundliche Tourenplanung findest du unter www.alpenvereinaktiv.com/ page/57920259/

Das ist so kompliziert!

Keine Sorge, es gibt Hilfe: Das Tourenportal alpenvereinaktiv bietet die Möglichkeit, sich auf einer Karte alle Haltestellen und Bahnhöfe in der Nähe anzeigen zu lassen. Das perfekte Tool für die Tourenplanung mit öffentlicher Anreise!

Probier es mal aus, Fahrgemeinschaften zu bilden und mit Gleichgesinnten im vollen Auto zur nächsten Bergtour zu starten. Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern spart auch Geld!

Ich bin überfordert. Geht das nicht einfacher?

Viele Sektionen bieten bereits klimafreundliche Touren an. Du musst dich also nur anmelden und los geht’s!

Nö, danke, ich bin Profi :)
Illustrationen: Valentina Recheis/himmel

Gaswerkmethode ade?

Edelrid PINCH und Petzl NEOX heißen die zwei neuesten Sicherungsgeräte am Klettermarkt. Wir haben sie uns genauer angeschaut.

a RKUS Sch Wa IG e R , c h RIS t Oph pIRchmOS e R

Abb. 2: Der Zeigefinger muss bei der Gaswerkmethode nicht am Gerät platziert werden, sondern umschließt auch das Bremsseil, während nur der Daumen auf den Hebel gelegt wird.

Das GRIGRI von Petzl ist seit 2017 das meistverwendete Sicherungsgerät in deutschen Kletterhallen (DAV-Kletterhallenunfallstatistiken 2015–2022) und in unserer subjektiven Wahrnehmung gilt das auch für Österreich. Die Blockierfunktion im Gerät funktioniert sehr gut, für das schnelle Seilausgeben benötigt es jedoch eine eigene Handhabung. Diese muss einerseits garantieren, dass beim Ausgeben weder das Bremshandprinzip verletzt wird noch die Blockierfunktion das Seil blockiert, andererseits dass man auch im Falle eines Sturzes während der Seilausgabe reagieren kann und der Blockiermechanismus greift.

Abb. 3: Die Anti-Panik-Funktion kann durch eine mitgelieferte Schraube deaktiviert werden.

Abb. 4: Der Daumen löst den Verschlussmechanismus, um das Gerät zu öffnen.

Abb. 1: Das Edelrid PINCH in geöffnetem Zustand.
Fotos: Markus Schwaiger

5: Das unbeabsichtigte Öffnen des Gerätes kann durch das Einhängen eines zusätzlichen Karabiners gänzlich ausgeschlossen werden.

Dafür wurde die „Gaswerkmethode“ – benannt nach einer Schweizer Kletterhalle in einem ehemaligen Gaswerk –entwickelt. Diese Methode funktioniert an sich sehr gut, aber der Teufel steckt im Detail, weshalb sie übungsintensiv ist und häufig Fehlanwendungen wie das komplette Umklammern des Gerätes beobachtet werden können.

Nachdem das Patent von Petzl ausgelaufen ist, haben einige Hersteller die Idee aufgegriffen und Geräte nach demselben Prinzip nachgebaut. Während Edelrid mit dem PINCH jetzt ein weiteres Sicherungsgerät mit ähnlichem Funktionsprinzip auf den Markt bringt, schlägt Petzl mit dem NEOX einen neuen Weg ein. Wir haben beide ausprobiert und wollen zu den Geräten einen kurzen Überblick und unsere Einschätzungen geben.

Das PINCH

Das PINCH von Edelrid basiert auf demselben Prinzip wie das GRIGRI – durch Zug am Lastseil entsteht Reibung an einem Bremsnocken, der das Seil abklemmt. Das Einzigartige an diesem Gerät ist, dass es direkt in den Gurt eingehängt werden kann, ohne dass ein Karabiner dafür benötigt wird. Der Hersteller beschreibt die Vorteile des direkten Einhängens folgendermaßen: „Durch die körpernahe und tiefe Position muss das PINCH beim Seilausgeben nicht fixiert und das Bremsseil kann stets mit allen Fingern umschlossen werden.“

6: Hier erkennt man die Bremsrillen zum Ablassen.

Soll heißen: Der Zeigefinger muss bei der Gaswerkmethode nicht gesondert am Gerät platziert werden, sondern umschließt, auch während der Daumen auf den Hebel gelegt wird, das Bremsseil (Abb. 2).

Außerdem soll die Kompaktheit des Sicherungssystems dafür sorgen, dass „die sichernde Person 20–30 cm mehr Seil auf einmal ausgeben kann“. Das Ablassen erfolgt mit einem Hebel, wobei das Seil direkt von vorne über Bremsrillen in das Gerät geführt werden kann. Dadurch soll eine erhöhte Bremswirkung erzielt und Krangelbildung vermieden werden. Zum Ablassen verfügt das PINCH über eine Anti-Panik-Funktion, mit der der aktivierte Blockiermechanismus (wie beim GRIGRI+) durch weiteres Ziehen am Hebel wieder gelöst werden kann und so auch leichte Personen bei viel Reibung wieder auf den Boden zurück dürfen. Wer gerne auf eine solche Anti-Panik-Funktion verzichtet, kann sie mittels einer mitgelieferten Schraube dauerhaft ausschalten (Abb. 3). Das PINCH ist für Seildurchmesser von 8,5–10,5 mm zugelassen.

Mit dem PINCH ist Edelrid ein Gerät gelungen, mit welchem das Seilausgeben insgesamt gut funktioniert. Während es mit einem dünnen Seil völlig problemlos ist, nimmt die Performance beim Seilausgeben mit einem dickeren Seil etwas ab. Ganz lässt sich also nicht auf die Gaswerkmethode verzichten, aber man braucht sie kaum noch.

Dass beim Ausgeben nur der Daumen von hinten auf den Hebel gedrückt wird und der Zeigefinger nicht am Gerät platziert werden muss, also das Gerät oben nicht mit Daumen und Zeigefinger zwischen Metallfalz und Bremsmechanik umfasst werden muss, wird vor allem die Handhabung für Kinder mit kleinen Händen leichter machen.

Durch die neuartige direkte Verbindung mit dem Gurt hängt das Gerät beim Vorstiegssichern nicht so weit nach unten und kann nur geringfügig nach oben wandern. Das ist ein weiterer Vorteil für Kinder und für kleinere Personen, da beim Seilausgeben weniger Reichweite durch die Bewegung des Sicherungsgerätes am Gurt verloren geht und so der Sicherungskomfort höher ist. Wenn das Gerät im Gurt ohne Karabiner eingehängt ist, ist es durch einen Verschlussmechanismus (Abb. 4) gesichert.

Wir haben ausprobiert, ob es bei Verwendung mit der Gaswerkmethode zum Öffnen kommen könnte. Das war – zwar bewusst provoziert – relativ leicht möglich. Im normalen Betrieb ist dies eher unwahrscheinlich und das Problem kann durch das unbelastete Einhängen eines Karabiners gänzlich gelöst werden (Abb. 5). Vollkommen überzeugt hat uns das Konzept des Verschlusses aber trotzdem nicht. Bei Gurten mit sehr breitem Anseilring hat der Ring etwas zu wenig Platz, was vermutlich dazu führen kann, dass der Anseilring stärker bzw. schneller abgenutzt wird.

Abb.
Abb.

Die erhöhte Reibung durch Bremsrillen ermöglicht ein kontrolliertes Ablassen auch mit einem dünnen Seil (Abb. 6). Dadurch ist das Ablassen weniger kritisch als mit vergleichbaren Geräten. Durch die Kombination aus Kompaktheit, einfacher Handhabung beim schnellen Seilausgeben und kontrolliertem Ablassen mit Anti-Panik-Funktion als Backup ist die Handhabung des PINCH auch für Kinder gut möglich. Aufgrund der beiden letztgenannten Punkte ist das Gerät auch gut für Anfänger geeignet.

Bewertung Edelrid PINCH

+ direkte, karabinerlose Verbindung mit dem Gurt

+ Seilausgeben mit Tubermethode außer mit dicken Seilen gut möglich

+ Ablassen: erhöhte Reibung durch Bremsrillen und Backup durch (ausschaltbare) Anti-Panik-Funktion

– Verschlusssystem lässt sich zu leicht öffnen

Petzl NEOX

Das neue Gerät von Petzl sieht dem GRIGRI auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich, wobei die minimal größere Dimensionierung selbst den eingefleischtesten Fans nur im direkten Vergleich auffallen wird (Abb. 7). Erst auf den zweiten Blick und vor allem nach dem Öffnen des Geräts wird klar, dass hinter dem neuen Namen auch wirklich ein neues Sicherungsgerät steckt. Herzstück dieses neuen Geräts ist eine Rolle mit Abschrägungen (Abb. 8), die schnelles Seilausgeben und -einholen mit der Tubermethode ermöglichen soll, ohne dass das Gerät dabei blockiert. Die Gaswerkmethode ist in der Bedienungsanleitung des NEOX nicht mehr zu finden. Wer neues Sicherungsgerät, Rolle und Blockiermechanismus hört, denkt unweigerlich an das REVO von Wild Country, doch das NEOX basiert auf einem anderen Mechanismus. Während das REVO nach dem Prinzip einer Fliehkraftkupplung funktioniert und die Rolle erst bei einer Geschwindigkeit von 4 m/s (14,4 km/h) blockiert, ist die Rolle des NEOX in einen Klemmnocken integriert (Abb. 9). Dort ist sie, etwas dezentral zu dessen Achse, so gelagert, dass sie sich nicht nur drehen kann,

Beiden Herstellern ist jeweils ein vielversprechendes neues Gerät mit Innovationen gelungen und beide haben gute Chancen, sich am Sicherungsgerätemarkt zu etablieren.

sondern auch ihre Position ab einem gewissen Seilzug verändert. Ab einem gewissen Zug am Führungsseil entsteht so viel Reibung, dass die Rolle nach vorne oben gedrückt wird, was unabhängig von der Geschwindigkeit des Seildurchlaufes geschieht. Wenn sich die Rolle durch Seilzug nach vorne oben bewegt, kann sie sich maximal noch wenige Zentimeter drehen, bevor sie durch einen Mechanismus im Inneren der Rolle blockiert wird.

Sobald die Rolle steht, kommt der Klemmnocken als Ganzes in Bewegung

und klemmt das Seil nach dem gleichen Prinzip wie beim GRIGRI ab (Abb. 10). Die Abschrägungen der Rolle sorgen für eine zusätzliche Kontaktfläche mit dem Seil und sollen dadurch die Bremswirkung beim Ablassen erhöhen, was sich v. a. bei dünnen Seilen auch als notwendig erweist (siehe weiter unten). Auf eine AntiPanik-Funktion wie beim GRIGRI+ wurde beim NEOX verzichtet. Wie das GRIGRI und das GRIGRI+ ist das NEOX für Seildurchmesser von 8,5–11 mm zugelassen.

Abb. 7: Autor Christoph Pirchmoser beim Testen des neuen NEOX.
Abb. 8: In der Draufsicht auf die Rolle erkennt man die Abschrägungen.

Abb. 9: Petzl NEOX im unbelasteten Zustand. Die Feder hält die Rolle im unblockierten Zustand, Blockier- und Stopperelement im Inneren der Rolle kommen nicht in Kontakt. Das Seil kann frei durchlaufen.

Abb. 10: Petzl NEOX im belasteten Zustand. Die Feder wird zusammengedrückt, Blockier- und StopperElement kommen in Kontakt, die Rolle blockiert und das Seil wird durch den Klemmnocken abgeklemmt.

Uns hat beim Testen des NEOX als Erstes interessiert, ob das Seilausgeben mit der Tubermethode schnell und reibungslos funktioniert. Der Seildurchlauf und das Ausgeben sind sehr geschmeidig, durch die Rolle läuft das Seil mit sehr wenig Widerstand durch das Gerät und dadurch ist das Seilausgeben sehr einfach. Bei sehr dünnen Seilen gab es kein unabsichtliches Blockieren beim Seilausgeben. Bei dicken, pelzigeren Seilen kann es nach wie vor vorkommen, wenn auch sehr selten, dass das Gerät beim Seilausgeben blockiert. Durch den kurzen Weg des Klemmnockens bis zur vollständigen Blockade muss man in diesem Fall das Gerät nur kurz entlasten, indem man das Lastseil zum Gerät zieht, um die Blockierung zu lösen. Mit etwas Gewöhnung kann die Blockierung des Gerätes auch beim Ausgeben mit dicken Seilen fast gänzlich vermieden werden.

Beim Ablassen muss beim NEOX, vor allem mit dünnen Seilen, behutsam vorgegangen werden. Die Rolle bleibt zwar blockiert, erzeugt aber dennoch relativ wenig Widerstand und durch den kurzen Weg des Klemmnockens reagiert das Gerät sehr sensibel, also muss der Hebel entsprechend vorsichtig gelöst werden. Je weniger Reibung in der Sicherungsket-

te vorhanden ist, desto mehr Gefühl und Handkraft wird benötigt, um gleichmäßig und sicher abzulassen. Wie dramatisch dies empfunden wird, hängt natürlich stark vom Niveau der Sichernden ab. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Ablassen eine sehr sensible Phase beim Sichern mit dem NEOX ist. Wenn dies berücksichtigt wird, hat das NEOX das Potenzial, sich auch bei Anfängern, Kindern und in Kletterkursen zu etablieren.

Bewertung Petzl NEOX

+ sehr leichtgängiges Seilausgeben mit Tubermethode auch mit dicken Seilen

+ keine spezielle Methode zum schnellen Seilausgeben mehr nötig

– Ablassen: wenig Widerstand und geringer Bewegungsspielraum des Klemmnockens erfordern – je nach Seildurchmesser – viel Gefühl und Handkraft

Fazit

Die Handhabung ist bei beiden Geräten einfach und mit der klassischen Tubermethode kann man sehr gut sichern.

Während beim PINCH zum schnellen Seilausgeben manchmal noch die Gaswerkmethode nötig ist, wird man beim NEOX mit der Tubermethode auskommen. Das neue Funktionsprinzip des NEOX mit seiner Rolle im Klemmnocken setzt neue Maßstäbe in Sachen reibungsarmes Seilhandling mit dickeren Seilen, was das Sichern für Einsteiger und Kinder erleichtern wird. Das PINCH hat seine Stärken eher bei dünneren Seildurchmessern und punktet mit sehr direktem Handling durch das neuartige Verbindungssystem ohne Karabiner, was bei Fortgeschrittenen gut ankommen könnte. Beiden Herstellern ist jeweils ein vielversprechendes neues Gerät mit Innovationen gelungen und beide haben gute Chancen, sich am Sicherungsgerätemarkt zu etablieren.

Markus Schwaiger ist Klettertrainer und Sportkletterlehrer. Er ist beim Österreichischen Alpenverein für den Bereich Sportklettern verantwortlich.

Christoph Pirchmoser ist Berg- und Skiführer sowie Sportkletterlehrer und ist beim Österreichischen Alpenverein für den Bereich „SicherAmBerg-Kurs“ zuständig.

Anmerkung: Dieser Artikel ist bereits in bergundsteigen #127 in einer etwas ausführlicheren Version erschienen.

Fotos: Petzl

Tschechien, 2021. Klettern, reflektieren, lernen. Das Projekt Junge Alpinisten der Alpenvereinsjugend Österreich feiert heuer zehnjähriges Jubiläum. Es ist ein Erfolgskonzept, das Menschen durch ihre Leidenschaft zu den Bergen verbindet und sowohl physisch wie auch mental darauf vorbereitet, Risiken einzuschätzen und Tage draußen zu erleben.

Das erste Junge Alpinisten TEAM beim Alpinklettern in den Dolomiten.

Foto: Franz Walter

» Man lernt sich schnell kennen, wächst als Team zusammen und oft entstehen Freundschaften.«

Much Mayr

Mit der Intention, den Nachwuchsalpinismus zu fördern, hat die Alpenvereinsjugend Österreich im Jahr 2014 das Ausbildungsprogramm „Junge Alpinisten“ ins Leben gerufen. Die Kernidee der Initiative: jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich in allen alpinen Disziplinen auszubilden und weiterzuentwickeln, um eigenständig in die Berge zu gehen. Rein um die „hard skills“ sollte es nie gehen – wesentliche Aspekte des Konzepts sind: Risikobewusstsein, Eigenverantwortung und das Lernen auf Augenhöhe.

Egal, ob beim Junge Alpinisten TEAM oder bei den YOUNGSTERS-Kursen, es geht darum, das Risiko beim Bergsteigen, Klettern oder auf Skihochtouren einzuschätzen und sich mit dem eigenen Risikobewusstsein auseinanderzusetzen. Das Lernen und Lehren erfolgt auf Augenhöhe – die jungen Alpinist*innen sollen viel Eigenständigkeit erfahren, lernen, Entscheidungen zu treffen und nicht zuletzt Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Mentor*innen und Kursleiter*innen begleiten sie auf diesem Weg.

Was passiert unterwegs sonst noch? Gemeinsame Abenteuer mit Gleichgesinnten, geteilte Freude und geteiltes Leid, Rückzugsentscheidung genauso wie Gipfelglück und nicht zuletzt, wie es ist, als Gruppe draußen in den Bergen unterwegs zu sein. Dass sich bei den JAPs* auch Persönlichkeiten entwickeln, Leidenschaften entfacht werden, Erinnerungen und vor allem Freundschaften entstehen, ist vielleicht der schönste Aspekt des Programms.

* Junge Alpinisten im Alpenvereins-Jargon

Zehn Jahre

Junge

Alpinisten

Gemeinsame alpine Abenteuer, prägende Erlebnisse und ein Lernen auf Augenhöhe – darum geht’s beim Junge-Alpinisten-Programm.

Wie ist es eigentlich, Teil des Junge-AlpinistenProgramms zu sein?

Victoria Vojtech, Teilnehmerin Junge Alpinisten TEAM 3.0

„Den einen schönsten Moment auszuwählen ist circa so leicht wie die beste Avocado auf den Straßenmärkten in Huaraz zu finden. War es die erste gut versenkte Affenfaust in Tschechien nach mehreren wackeligen Knotenschlingen?

War es das Erfolgserlebnis, wenn die Eisgeräte endlich das tun, was man gerne hätte – auch jenes in der linken Hand?

Die Erleichterung nach dem ersten erfolgreichen Austesten der Haltekräfte der Friends in Cadarese? Der Ausblick auf die beeindruckende Landschaft der Cordillera Blanca, als wir nach einem ewig langsamen Hatscher doch irgendwann den Gipfel erreichten? Oder doch eher die letzten Meter auf den besten Wasserrillen, die der Kalk je gesehen hat, und die wir als allererste hochspazieren durften?

Ich glaube nicht … die schönsten Momente findet man eher an einem langen Abend nach einem ausgiebigen Tourentag, beim Zusammensitzen, Quatschen, Gitarre- oder Kartenspielen, wo jeder einen kleinen Beitrag zum kollektiven Blödsinn leistet und sich der eine oder die andere am Ende kaum noch einkriegt vor Lachen. Oder sie warten direkt vorm AVHaus in Innsbruck, dem Treffpunkt für jegliche JAP-Unternehmungen, wenn eine nach dem anderen eintrudelt mit großem Gepäck und einem breiten Grinser im Gesicht, hinter dem sich die Freude des Wiedersehens verbirgt – und die Vorfreude darauf, gleich gemeinsam ins nächste Abenteuer aufzubrechen!

Die beeindruckende Landschaft der Cordillera Blanca während der Abschlussexpedition vom dritten Junge Alpinisten TEAM. Foto: JAP TEAM

Eva Schider, Kursleiterin

Junge Alpinisten YOUNGSTERS

„Mein Blick auf die letzten zehn Jahre –was? So lange ist das schon her, als wir, Heli (Düringer) und ich, gestartet haben? Wahnsinn! :-) Schön war’s, ich habe viel erlebt und gelernt, durfte viele Jugendliche begleiten und habe mir eigentlich immer gedacht: Schade, dass es das bei mir noch nicht gab. Ob das Konzept aufgegangen ist, das müssten wir wohl die Teilnehmer*innen fragen. Denn darum geht’s ja und gerade das finde ich so lässig an der Idee und der Umsetzung dieses Programms – dass es zwar schon um Inhalte und die Vermittlung von Wissen geht, aber eben in einer Form, in der die Jugendlichen das aufnehmen können, was sie umsetzen können und wollen, und auch nur das, was sie brauchen. Nachdem einige Teilnehmer*innen immer wieder dabei waren und viele auch im TEAM weitergemacht haben, gehe ich aber mal selbstbewusst davon aus, dass es aufgegangen ist! :-) >

Das aktuelle Junge Alpinisten TEAM beim Eiskletter-Update in Osttirol.

Much Mayr, Mentor Junge Alpinisten TEAM

Gemeinsam für zwei Jahre immer wieder am Berg unterwegs zu sein, voneinander zu lernen und Risikobewusstsein zu entwickeln und zu schärfen, bleibt (für mich auch nach zehn Jahren) spannend. Man lernt sich schnell kennen, wächst als Team zusammen und oft entstehen Freundschaften.

Sich in der Rolle als Mentor zurückzunehmen, einfach dabei zu sein und auf Augenhöhe im alpinen Gelände zu begleiten, kann schon auch herausfordernd sein. Dazu gehört es, Gruppenprozesse und den Einfluss sozialer Medien auf den eigenen Anspruch und die Erwartungshaltung bewusster wahrzunehmen und zu hinterfragen. Mitunter entsteht auch unbewusst die trügerische Annahme, dass eh nichts passiert, weil ja wir dabei sind oder weil man in einer Gruppe unterwegs ist. Ganz oben auf der Liste steht also, die Selbst- und die Risikoeinschätzung abzugleichen und zu entwickeln. Ein Prozess, der nie aufhört.

Magda Hofinger, Teilnehmerin

Junge Alpinisten TEAM 2.0 und jetzt YOUNGSTERS-Kursleiterin

Die Zeit im Junge Alpinisten TEAM hat vor allem meine Leidenschaft für den Alpinsport geweckt und mich dazu motiviert, meine Ambitionen am Fels und in den Bergen zu verfolgen. Im Endeffekt war das Resultat davon die Ausbildung zur Bergführerin.

Im Nachhinein kann ich diesen „behüteten“ Lernprozess sehr schätzen. Ich bin überzeugt, dass ich unter anderem durch die Zeit im TEAM eine gesunde Selbsteinschätzung entwickelt habe, sodass ich bis jetzt immer ohne größere Zwischenfälle nach Hause gekommen bin. Insofern bin ich froh, nun als Kursleiterin Teil des YOUNGSTERS-Programms zu sein, da ich persönlich sehr von dem Konzept überzeugt bin. Vielleicht trage ich meinen Teil dazu bei, in dem einen oder der anderen ebenfalls eine Leidenschaft fürs Leben zu entfachen.

Joanna Kornacki ist in der Alpenvereinsjugend für die Projektleitung des JungeAlpinisten-Programms zuständig.

¡ nfo

Die drei Säulen des Junge-AlpinistenProgramms

Das Junge Alpinisten TEAM gibt acht ausgewählten jungen Bergsteiger*innen die Chance, zwei Jahre lang als Team unterwegs zu sein, den Alpinismus auf hohem Niveau auszuüben und sich dabei in ihrer Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Beim Junge Alpinisten TEAM steht Leistung nicht im Vordergrund, vielmehr geht es darum, mit- und voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu motivieren sowie die Balance zu finden zwischen eigenen Zielen und dem, was es bedeutet, Teil eines Teams zu sein, das über eine Zeitspanne von zwei Jahren gemeinsam in den Bergen unterwegs ist.

Die Junge Alpinisten YOUNGSTERS-Kurse richten sich an junge Bergsteiger*innen zwischen 14 und 20 Jahren, die ihr alpinistisches Können beim Alpinklettern, Eisklettern, auf Hochtouren, Skitouren oder Skihochtouren verbessern, dabei Abenteuer erleben und neue (Berg)freunde finden wollen!

Mit der Junge Alpinisten FÖRDERUNG unterstützt die Alpenvereinsjugend Österreich finanziell junge Mitglieder bis 30 Jahre bei ihren privat geplanten alpinen Abenteuern.

Weitere Informationen zum Projekt Junge Alpinisten findet ihr unter: jungealpinisten.at

Über die gemeinsamen Abenteuer berichten das TEAM und die YOUNGSTERS auf: alpenvereinsjugend.blog/ tag/junge-alpinisten und auf Instagram @junge_alpinisten

Junge Alpinisten TEAM wird unterstützt von SALEWA, La Sportiva, EDELRID und Knox Versicherungsmanagement.

Junge Alpinisten YOUNGSTERS wird unterstützt von AustriAlpin.

Foto: Ramona Waldner

§ Bergsport und (Eigen-)Verantwortung

Wie ist die Rechtslage?

Kommt es zu einem (Alpin-)Unfall, folgt der Frage nach dessen Ursache unweigerlich die nach der Verantwortung. Bei Bergunfällen gelangen weitestgehend die allgemeinen Bestimmungen des Zivil- und Strafrechts zur Anwendung. Darüber hinaus erkennt die Rechtsprechung dem Prinzip der Eigenverantwortung, dem „Handeln auf eigene Gefahr“, eine besondere Bedeutung zu.

Inwiefern?

Eine gewisse (Selbst-)Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit ist im Wesen des Bergsports (= Risikosportart) begründet. Ausgehend davon, dass sich der Bergsportler diesem sog. „alpinen Restrisiko“ bewusst und freiwillig aussetzt, handelt dieser auf eigene Gefahr. Die Judikatur anerkennt insofern eine grundsätzlich „erhöhte Eigenverantwortung“ der Bergsportausübenden, diese wirkt haftungsbegrenzend.

Das gilt auch für die Teilnehmer einer Bergsteigergruppe?

Ja, sofern die Eigenverantwortung nicht (weitestgehend) aufgegeben bzw. übertragen wurde, etwa bei Vorliegen spezifischer Schutz-, Sorgfalts- oder Obhutspflichten (z. B. bei professioneller Bergführerschaft). In einer aus gleichrangigen Mitgliedern bestehenden Gruppe kann der Geübtere oder Erfahrenere im Falle eines Alpinunfalls nicht allein deshalb verantwortlich gemacht werden, weil er beispielsweise die Führung oder Routenwahl übernommen hat.

Trotz überlegenem Fachwissen oder überlegener körperlicher Fähigkeiten einzelner Gruppenmitglieder handelt jedes Tourenmitglied auf eigene Gefahr. Haftungsfragen tun sich erst auf, wenn zu dem üblichen (typischen) alpinen Restrisiko ein schuldhaftes Fehlverhalten anderer hinzukommt. So etwa, wenn gegenüber weniger Erfahreneren bewusst Gefahren verschwiegen werden.

Wie verhält es sich mit der Verantwortung gegenüber Gruppenmitgliedern?

Katha RINa aN de RWa L d ist als Rechtsberaterin des Österreichischen Alpenvereins tätig und informiert auf dieser Seite über rechtliche Themen u. a. rund um den Bergsport.

Besondere Sorgfaltspflichten bestehen auch zwischen „gleichrangigen“ Gruppenmitgliedern, wobei die Rechtsprechung eine „übertriebene Sorgfaltspflicht“ ablehnt, da diese „dem Bergsteigen nicht nur wesensfremd sei, sondern auch den Erfahrungen des täglichen Lebens widerspreche“. Schließen sich Bergsteiger freiwillig und zum Zweck der gemeinsamen Bewältigung alpiner Gefahren zu einer Gruppe zusammen, bilden sie eine alpine „Gefahrengemeinschaft“. Daraus ergeben sich – im Rahmen objektiver Zumutbarkeit – Schutz- und Sorgfaltspflichten der Gruppenmitglieder füreinander. Demnach sind die Mitglieder einer Bergsteigergruppe zur gegenseitigen Hilfeleistung und Unterstützung verpflichtet, wobei das Ausmaß der konkreten Handlungspflicht von der mit der jeweiligen Situation verbundenen Schwierigkeit und Gefahr abhängt. Die Grundhaltung „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun“ (Molière) ist daher auch im Bergsport hochzuhalten.

Gipfel und Tal digital

Neben Wegmacherhaue, Baumschere, Markierungsfarbe und Co. gibt es seit einigen Jahren auch einen digitalen Werkzeugkoffer für unsere Alpenvereinswege. Das Alpine Wegeinformationssystem (AWIS) unterstützt Ehrenamtliche bei Fragen der Zuständigkeit, wegebaulichen Maßnahmen, Besucherlenkung oder dem Nachweis von Kontrollpflichten.

Was der Alpenverein an Hüttenund Wegbauten geleistet hat, weiß heute schon jedes Kind in den österreichischen Bergen“, verkündete der Generalsekretär des Alpenvereins, Josef Moriggl, bereits 1934. Heute scheint es aber so, dass die zumeist ehrenamtlich geleistete Tätigkeit in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist. Ohne sich viel Gedanken zu machen, verlässt man sich auf die Angaben der Wegweiser, lehnt sich an Geländer oder hält sich an Seilversicherungen fest. Das bedeutet für unsere Wegezuständigen vor allem eines: viel Arbeit, eine immense Herausforderung und große Verantwortung.

Als der ehemalige Wegewart Stefanos sein „Arbeitsgebiet“ in den Tuxer Alpen im Frühjahr 2023 betritt, dämmert es noch. Der Zustieg zum heutigen Arbeitseinsatz ist lang und anstrengend. Bevor er seine schwer beladene Kraxe (Rückentrage) schultert, erfolgt die routinemäßige Kont-

‹ Harte körperliche Arbeit und Digitalisierung. Kein Widerspruch für den Wegbautrupp Matrei i. O.

rolle, ob das benötigte Arbeitsmaterial wie Fäustel, Acrylfarbe, Akkuhammer, Schellen, die neuen Wegweiser und sein digitales Feldbuch mit dabei sind. Letzteres ist ein Smartphone mit der Wegeverwaltungs-App Contwise Infra des Österreichischen Alpenvereins. Nach wenigen Minuten kommt die App bereits zur Anwendung. Stefanos prüft die Seilversicherung und dokumentiert mittels aufgenommenen Fotos und einer kurzen Beschreibung den Zustand der Anlage. Nun kann es schon weitergehen. Der neue Wegweiser wird am Rohrsteher angebracht, die Erosionsschäden, die der letzte Starkregen verursacht hat, werden mit der App aufgenommen. Wieder viel Arbeit, die auf ihn wartet. Oben, in Gipfelnähe, wo der Wegverlauf nicht eindeutig ist, nimmt Stefanos den „Track“ seiner Begehung auf –das wird ihm später noch hilfreich sein. Der Rückweg zum Ausgangspunkt führt an einem dichten Baumbestand entlang. Die letzten Starkwinde haben großflächig ihren Tribut gefordert. Stefanos führt die vorgesehene „einfache Baumsicherungsbegehung“ durch. Das heißt, die Baumprüfung wird vom Weg aus mit Sichtkontrolle ausgeführt. Der Zustand wird mittels Fotobeweis und einem Protokoll in der App

01 Digitalisierung der Wegverläufe und Infrastruktur

Wegeklassifikation, Wegweiser, Seilversicherungen, Umsetzung der Bergwegekonzepte

06 Auswertungen und Archiv

Wie viele Wege-km betreut die Sektion? Sicherung und Übergabe von Wegedaten

05 Amtlicher Charakter

Datenaustausch mit dem BEV Grundlage für Kartographie, Planung von Wanderungen, Behördenverfahren

festgehalten. Erfreulich, dass in diesem Bereich keine Schadbäume den Wanderweg gefährden. Zurück im Tal synchronisiert Stefanos seine App-Aufzeichnungen der Kontroll- und Wartungstätigkeit mit der eigentlichen Wegeverwaltungssoftware, einer Onlineanwendung zur Bearbeitung am PC. Der erste Teil seiner Arbeit als Wegewart ist nun erledigt.

Wozu eine Wegedatenbank?

Zugegeben, die harte körperliche Arbeit auf den Wandersteigen und die Digitalisierung unserer Wegeinfrastruktur sind auf den ersten Blick zwei verschiedene Wanderschuhe. Bei genauerer Betrachtung verblasst die vermeintliche Diskrepanz zunehmend. Der „digitale Werkzeugkoffer“ ist weit mehr als ein Protokollierungstool. Fragen wie: wo wer für welche Wege zuständig ist, beschäftigen den Alpenverein schon seit jeher.

Bereits in den 1920er-Jahren wurden die Arbeitsgebiete und Wege planmäßig zugeteilt, so entstand das Arbeitsgebietenetz der Sektionen. Die „Alpine Heimat“ war geboren und hat bis heute Bestand. Historische Aufzeichnungen, Kartenwerke, Dokumentationen und das Wissen

>

02 Protokollierung der Wartungs- und Kontrolltätigkeiten

(Verpflichtender) Nachweis von Sicherheitsmaßnahmen am Weg Dokumentation von technischen & organisatorischen Maßnahmen

03 Wegsperren

Lenkungsmaßnahmen Forstliche Sperren, Naturgefahren

04 Wegemanagement

Wer ist für welchen Weg zuständig? Wer ist der Grundstückbesitzer? Wegzeitberechnung, Druckvorlagen für die Beschilderung etc.

altgedienter Wegewarte sind die Basis für die Aufzeichnung in der Wegedatenbank.

Auch für Stefanos geht die Arbeit zuhause am PC weiter, weniger als Wegewart, sondern vielmehr als „WegedatenbankAdministrator“. Die betreuten Wanderwege seiner Sektion sind bereits erfasst, die Wegnummer, Schwierigkeit und Markierung hinterlegt, Wegbegleiter wie Seilversicherungen, Brücken und Wegweiser im System aufgenommen. Nun geht es noch darum, die Protokolle und offenen Aufgaben von heute abzuarbeiten. Es muss auch noch ein neues Schild bestellt werden. Die benötigte Angabe der Gehzeit lässt sich einfach über die Software ermitteln.

Im „Schilddesigner“ wird der Wegweiser mit ein paar Klicks erstellt und kann für

¡ nfo Wegedatenbank live

Weitere Informationen zu AWIS.GIP sind hier zu finden: awisgip.at

Interessierte finden hier einen Einblick in die Wegedatenbank des Alpenvereins: t1p.de/m9dj3

QR-Code scannen und direkt zur Wegedatenbank des Alpenvereins gelangen.

den Schilderdruck verwendet werden. Neben sektionsinternen Angelegenheiten, wie z. B. der Dokumentation über getätigte Kontrollgänge, der Bündelung des infrastrukturellen Know-hows, dem Ablegen von Verträgen oder der Übergabe von „Vereinswissen“ an eine*n neue*n Wegewart*in, gibt es noch einen weiteren Aspekt: Unsere Wanderwege werden der Öffentlichkeit auch digital zur Verfügung gestellt.

AWIS.GIP

Hinter dieser bereits sperrigen Abkürzung verbirgt sich das noch sperrigere „AlpineWegeInformationsSystem“ (AWIS) basierend auf der „GraphenIntegrationsPlattform“ (GIP). Dieses Wortungetüm be-

Seilversicherung

Wegsperre

Steinschlag

Wegweiser

Permafrost

20 % unserer Wege liegen auf potenziellem Permafrost

48 % unserer Wege beginnen im Tal

34 % sind einfache Bergwege

48 % sind mittelschwere Bergwege

11 % sind schwere Bergwege

4 % sind alpine Routen

3 % sind Klettersteige

11.236 erfasste Infrastrukturobjekte

3.142 erfasste Wege

Abbildung: Marco Gabl

‹ Der Alpenverein übernimmt für die von ihm betreuten Wege auch die Verkehrssicherungspflicht und die Wegehalterhaftung. Wesentlich ist die Protokollierung der Kontroll- und Wartungstätigkeit.

Foto: ÖAV Wegebautrupp Matrei i. O.

schreibt die Überführung von Wegeinformationen in einen öffentlichen amtlichen Verkehrsdatensatz, der von allen verkehrsrelevanten Institutionen Österreichs, allen voran den neun Bundesländern, betrieben wird. Die GIP ist ein Vorzeigeprojekt, mit dem es gelungen ist, neun unterschiedliche föderale Systeme auf einer Datenebene zusammenzuführen und damit einen flächendeckenden, homogenen Verkehrsdatensatz für ganz Österreich zu schaffen und diese Daten frei zur Verfügung zu stellen.

Das GIP-Projekt stützt sich auf drei „Säulen“:

• Öffentlich: GIP ist der digitale Verkehrsgraph der öffentlichen Hand für ganz Österreich

• Multimodal: GIP umfasst alle Verkehrsmittel im ÖPNV, Kfz-Verkehr, Radverkehr, Fußgängerverkehr

• Frei: GIP ist als Open Government Data (OGD) frei verfügbar

Die GIP ist nicht nur ein Ort, an dem Daten verschiedener Organisationen zusammenlaufen, um dort Staub anzusetzen: Sie liefert die Datenbasis für viele Anwendungen. Bekannte Beispiele sind der Pendelrechner, Basemap.at, Kartenmaterial auf alpenvereinaktiv. com oder ÖK50.

Doch was bedeutet AWIS. GIP? Und vor allem: Was hat der Österreichische Alpenverein damit zu tun? Zu einem multimodalen Verkehrsdatensatz gehören im „Wanderland“ Österreich auch die vielen Kilometer ehrenamtlich betreuter Wanderwege der alpinen Vereine. Diese Daten müssen im amtlichen Verkehrsdatensatz ihren Niederschlag finden. Um die Menge der Wanderwege in Österreich zu verdeut-

lichen, hilft ein Vergleich mit dem Straßennetz der ASFINAG. In Österreich gibt es 2.249 km Autobahnen. Allein der Österreichische Alpenverein betreut rund 26.000 km Wanderwege. Die Anzahl der Wegekilometer macht deutlich, dass ein österreichweiter Datensatz ohne die Informationen zu unseren Wanderwegen kein vollständiges Bild des österreichischen Verkehrsnetzes darstellt. Deshalb spielen wir die Wegeinformation, die unsere Wegewarte mit Contwise-Infra erhoben haben, in AWIS.GIP ein. Damit leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Qualitätsverbesserung der Verkehrsdaten in Österreich. Davon profitieren wir alle in Form von verbessertem Kartenmaterial.

AWIS.GIP wurde gemeinsam mit den Naturfreunden Österreich ins Leben gerufen und wird auch vom VAVÖ (Verband alpiner Vereine Österreichs) und dem Deutschen Alpenverein getragen. Durch diese Kooperation haben wir eine breite Allianz der ehrenamtlichen Wegehalter geschlossen – die alle mit demselben digitalen Werkzeugkoffer arbeiten. Ob mit körperlichem Einsatz im Gelände oder gewissenhaft und geduldig am Computer – die Herausforderungen unserer Wegewart*innen sind vielfältig. Funktionäre wie Stefanos leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt der Wege.

Marco Gabl ist Geograph und Mitarbeiter der Abteilung Hütten & Wege im Österreichischen Alpenverein, zuständig für den Bereich Wege und die Wegedatenbank.

Johannes Köck ist Mitarbeiter der Kartographie im Österreichischen Alpenverein und betreut für den VAVÖ das Projekt AWIS.GIP.

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Mountainbiken auf Shared Trails

Mountainbiken ist als Kernsportart fest im Österreichischen Alpenverein verwurzelt. Der Begriff des „Shared Trails“ wird verwendet, wenn ein Wanderweg zu Fuß und mit dem Mountainbike genutzt wird. Miteinander statt gegeneinander ist das verbindende Motto.

Re N é Se N dL hOfe R-SchaG

Gemeinsam wurde in den letzten Jahren vieles für den Mountainbikesport umgesetzt. Mit der Initiative SicherAmBerg, den dazugehörigen Kursen in der Alpenverein-Akademie und zahlreichen Lehrvideos leistet der Alpenverein einen wertvollen Beitrag zur sicheren und naturverträglichen Ausübung des Sports. Mit den zehn Empfehlungen, grafisch am Cardfolder Mountainbike dargestellt, gibt es ein klares Regelwerk für ein Miteinander am Berg. Und die Trailbell, vorgestellt in der letzten Ausgabe des Bergauf-Magazins, kündigt Biker*innen sanft und frühzeitig an –sie kommt bei Mountainbiker*innen und Wandernden gut an.

Eine Frage der Infrastruktur

Um all diese Themen nun auch auf „legalen“ Boden zu bringen, fehlt es in Österreich allerdings noch an Infrastruktur. Es gibt außerhalb der Bikeparks zu wenig freigegebene Mountainbikerouten und Trails. Speziell letztere – ob für Mountainbiker*innen gebaut oder als Shared Trail – sind Mangelware und in keinem Bundesland kommt man hinsichtlich der verfügbaren Kilometer über eine zweistellige Zahl hinaus.

Im Alpenverein sind wir überzeugt, dass wir mit zeitgemäßen und attraktiven Strecken lenken und somit Konflikte minimieren können. Doch nur mit dem Neubau von Trails kann dies nicht erreicht werden. Der Eingriff in die Natur wäre für die erforderliche Menge an Wegen zu groß, vor allem im alpinen Raum. Auch die Landschaft würde weiter zerschnitten, mit all ihren Folgen für Flora und Fauna.

Kevin Suhr von Fairtrail Graubünden sagt: „Es wäre auch gar nicht möglich, doppelt so viel Infrastruktur zu pflegen bzw. zu betreiben.“ Die Schweizer Verbände, unter anderem der Schweizer Alpenclub, Swiss Cycling, Schweizer Wanderwege, aber auch Pro Natura, setzen ganz klar auf Koexistenz anstelle von Entflechtung und zeigen seit vielen Jahren, dass dieses Konzept funktioniert.

Shared Trails, Wurscht oder Wahnsinn?

Im Positionspapier Mountainbike spricht sich auch der Österreichische Alpenverein klar für die einzelne Freigabe von Wanderwegen zur gemeinsamen Nutzung aus. Dort, wo es möglich ist, sollen sich Wandernde, Bergläufer*innen und Mountainbiker*innen die Wege teilen. Eine generelle Freigabe von Wanderwegen und Forststraßen lehnt der Alpenverein allerdings nach wie vor ab.

Die Diskussion ums Mountainbiken in Österreich ist so alt wie die Entwicklung des Sports selbst. Der Weg zur Koexistenz immer noch lang und steinig. Neben der Einhaltung der zehn Verhaltensempfehlungen für Biker*innen ist es erforderlich, dass das Mountainbiken in den Köpfen aller Bergsportler*innen ankommt und man auch gewillt ist, diese gemeinsame Nutzung zu leben. Das Rad wird hier in Österreich nicht neu erfunden – mit Rücksicht und Toleranz sind wir überzeugt, dass Shared Trails auch in unseren Bergen möglich sind und das Miteinander Schritt für Schritt verbessern.

Einige Punkte des Leitfadens:

• Wer übernimmt die Wartung, entstehen dadurch erhöhte Kosten?

• Sind alle Lebensraumpartner einverstanden? Wer ist Wegehalter?

• Wie ist die Nutzerfrequenz? Macht es Sinn, hier mit dem MTB unterwegs zu sein?

• Gibt es Passagen, die baulich adaptiert werden müssen? Hält sich der Aufwand in Grenzen?

• Wie schwierig ist der Trail? Wir empfehlen, die ersten Shared Trails für eine möglichst breite Nutzergruppe freizugeben.

• Kann der Trail in das umliegende MTB-Netz bzw. auch in den ÖPNV eingebunden werden?

• Ist der Weg für Mountainbiker*innen auch attraktiv und führt er zu attraktiven Zielen wie Hütten, Almen, Gipfeln etc.?

René Sendlhofer-Schag ist in der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein für den Bereich Mountainbike zuständig.

¡nfo

Alles klar, was nun?

‹ Begegnungen mit Respekt und Rücksicht. „Beim Reden kommen die Leut‘ zamm“, und so wird auch immer wieder aufs Neue entschieden, wer in der jeweiligen Situation einen kleinen Schritt zur Seite macht. Biker*innen lassen Wandernde passieren oder rollen im Schritttempo an ihnen vorbei. Ein „Servus“ inklusive.

Doch wie kommt man zur Freigabe eines Alpenvereinsweges? Neben der Zustimmung der Grundeigentümer*innen und Wegehalter*innen müssen weitere Kriterien erfüllt sein. Der Alpenverein hat einen Leitfaden zur Freigabe von Wegen erstellt. Darin werden die Voraussetzungen definiert, die es braucht, das Trailnetzwerk nachhaltig zu erweitern. Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen sind es vor allem organisatorische Themen, aber auch der Aufwand hinsichtlich Wartung sowie soziale Faktoren werden berücksichtigt. Wichtig dabei ist, dass der Charakter eines Wanderweges stets erhalten bleibt und die Zusammenarbeit mit den Lebensraumpartnern vor Ort nicht beeinträchtigt wird.

Der Österreichische Alpenverein unterstützt die Sektionen zum Thema Mountainbike in allen Belangen. Wenn es Konflikte in den Arbeitsgebieten gibt oder man die Freigabe von Trails proaktiv anpacken möchte, so empfehlen wir die Kontaktaufnahme mit unserem Koordinator unter mountainbike@alpenverein.at Unter dieser Adresse bekommt ihr auch den Leitfaden zur Freigabe von Shared Trails.

Es gibt Erfahrungswerte und Empfehlungen in allen Bereichen, auf die man aufbauen kann. Mit dem notwendigen „RespektAmBerg“ können wir gemeinsam das Erlebnis Berg für alle konfliktfrei ermöglichen.

Mehr Infos zur Trailbell unter diesem QR-Code.

Mehr Infos zum Positionspapier Mountainbike unter diesem QR-Code.

Bei der Jahrestagung der Bergsteigerdörfer im slowenischen Luče stand das alpine Erbe im Fokus. Kulturelle Einflüsse sorgen dafür, dass die Bergsteigerdörfer in ihrer Architektur, Kulinarik, in den Überlieferungen oder Wirtschaftsweisen ihren speziellen Charakter geformt haben. Der achtsame Umgang damit ist ein Grund, warum diese Dörfer das Prädikat Bergsteigerdorf tragen. Das kulturelle Erbe kann als Bindeglied zwischen

Alpines Erbe

Alltäglicher Begleiter des Lebens in den Bergsteigerdörfern.

m a RION h etze NaU e R , Ja N Sa L che R

Das Dorf Luče an der Savinja. Foto: Janez Kotar

den Generationen verstanden werden, wobei die Ausgewogenheit zwischen Bewahren und Innovation entscheidend ist. Es hilft Regionen, eine Eigenständigkeit zu erhalten, die sie unverwechselbar macht.

Dieses Erbe darf sich im Lauf der Zeit verändern – wird das nicht berücksichtigt, entstehen „lebendige Museen“ oder anders gesagt: Kitsch. Jede Generation macht eine eigene Auswahl dessen, was weitergeführt wird und identitätsstiftend ist. Die Vielfalt, die daraus entsteht, zeugt von der Kreativität der Menschen und Reisende schätzen heute die regionalen Besonderheiten. Luče eignet sich ideal, um einige Aspekte des kulturellen Erbes genauer zu betrachten.

Das

kulturelle

Erbe

ist das Bindeglied zwischen den Generationen.

Für die restaurierten

Getreidespeicher spaltet

Volksgesang, Architektur, Kulinarik

Der Volksgesang ist im slowenischen Register für immaterielles Kulturerbe eingetragen und in Luče seit mindestens einem Jahrhundert erhalten. Die vier- bzw. sechsstimmigen von Männerchören vorgetragenen Lieder sind meist langsam und getragen und zeichnen sich durch eine besondere Harmonie zwischen den Stimmen aus. Bemerkenswert ist, dass der lokale Chor in seiner Altersstruktur gut durchmischt ist und sich auch junge Sänger für diese Musik begeistern.

Architektur ist wohl der augenscheinlichste Teil des kulturellen Erbes. In Luče begegnet man einigen guten Beispielen: Hiša Raduha im Ortskern von Luče folgt nicht nur einer Küchenphilosophie, die mit Martina Breznik in dritter Generation weit über die Grenzen Sloweniens bekannt ist, auch in der Renovierung des Gasthauses wurde darauf Wert gelegt, mit der Natur und den kulturell prägenden Elementen zu arbeiten. Ein Heustadel und ein Stall wurden hochwertig restauriert und zu Unterkünften umgebaut. Am Hof Domačija Koklej restauriert Jože Kaker seit den 1980er-Jahren alte Wirtschaftsgebäude, die am Hofgelände eine neue Heimat finden. Heute dienen vier Getreidespeicher und ein Auszugshaus als rustikale Ferienwohnungen, dazu gesellen sich eine Kapelle und eine Säge. Detailgetreu restauriert ist das Herrenhaus Juvanova Hiša.

Der Ethnologe Janez Bogataj, der die Vortragsreihe während der Bergsteigerdörfer-Jahrestagung eröffnete, engagiert sich seit Jahrzehnten für mehr Anerkennung der slowenischen Esskultur. Gesellschaftliche Trends wie kurze Lieferketten und saisonale und regionale Ausgangsprodukte tragen dazu ebenso bei wie die Sichtbarmachung. So identifiziert die kulinarische Landkarte Sloweniens 24 Regionen, 365 typische regionale Gerichte und Getränke sowie drei Weinregionen. Repräsentative Produktgruppen für Slowenien sind zum Beispiel Milchprodukte, Getreide – wobei man Buchweizen und Mais als Sterz zubereitet – oder Teigwaren, die zu gefüllten Nudeln bzw. Krapfen verarbeitet werden. In der gastronomischen Region Oberes Savinjatal

Foto: Jan Salcher

ist neben dem reichhaltigen „Obrnjenk“, früher Grundnahrungsmittel von Hirten und Waldarbeitern, der Obersanntaler Magen eine nennenswerte Spezialität. Diese Wurstspezialität wurde auf Erlass des jugoslawischen Königs sogar nach Frankreich exportiert.

Solidarität

war der Kontakt nach Österreich, berichtet Ana Kaker vom Partnerbetrieb Koklej: „Es war eine sehr schwierige Zeit für alle. Wir wussten nicht, was das für das Dorf bedeutet. Der Kontakt zu den Bergsteigerdörfern hat Mut gemacht, da wir das Gefühl hatten, es ist jemand da, der uns helfen wird. Es sind auch viele freiwillige Helfer gekommen, vielleicht auch, weil wir ein Bergsteigerdorf sind.“

> Noch während des Hochwassers wurde versucht, über die Kärntner Landesregierung Hilfe zu organisieren. In enger Abstimmung mit dem Slowenischen Alpenverein wurden Informationen zur Lage im Savinjatal veröffentlicht und an die Gremien des Österreichischen Alpenvereins und die Bergsteigerdörfer weitergegeben. Die Hilfe, die sich in den Bergsteigerdörfern binnen weniger Tage und Wochen zeigte, war beeindruckend. So lud das Bergsteigerdorf Dovje-Mojstrana die Kinder der Volksschule Luče ein, ihre Ferien bei ihnen zu verbringen. Andere Bergsteigerdörfer riefen zu Spenden auf und sammelten Geld bei Veranstaltungen. Auch der Österreichische Alpenverein gewährte finanzielle Hilfe für die Gemeinde. Eine wahre Freude war die 16. Jahrestagung der Bergsteigerdörfer in Luče, nur zehn Monate nach diesen dramatischen Ereignissen. „Wegen dem Hochwasser wussten wir nicht, ob wir die Jahrestagung organisieren können. Dass sie dann doch stattgefunden hat, hat mich und das ganze Dorf sehr froh gemacht!“, sagt Ana Kaker.

Der Zusammenhalt bei Naturereignissen dürfte Teil des kulturellen Erbes der Alpen sein. Dass sich dieser nicht nur in einer Region äußert, sondern auch über Grenzen hinweg, war ein ermutigendes Zeichen nach den Überschwemmungen im Sommer 2023. Anfang August waren fast zwei Drittel Sloweniens von Starkregen, Muren und Überschwemmungen betroffen, das Savinjatal mit dem Bergsteigerdorf Luče zählte zu den am stärksten betroffenen Gebieten. Mehrere Häuser und ganze Straßenabschnitte fielen der reißenden Savinja zum Opfer, die kommunale Wasserversorgung wurde ebenso zerstört wie die Energie- und Kommunikationsinfrastruktur. Die geschätzte Schadenssumme beläuft sich allein für Luče auf 92 Mio. Euro.

Der Zusammenhalt vor Ort und die gegenseitige Hilfe waren während des Schlechtwetters und in den ersten Tagen danach die einzige Unterstützung, auf welche die Bewohner*innen zugreifen konnten. Familien, die ihr Haus verloren hatten, wurden in freistehende Ferienwohnungen einquartiert. Ein kleiner Strohhalm

Danke!

Die Jahrestagung der Bergsteigerdörfer fand von 30.5. bis 2.6.2024 statt. Ein Dank für die Organisation gilt der Gemeinde Luče, dem Slowenischen Alpenverein und dem Slowenischen Ministerium für natürliche Ressourcen und Raumordnung.

Mehr zum Bergsteigerdorf Luče: bergsteigerdoerfer.org/Luce Slowenische Kulinarik (englisch): t1p.de/eo5hb Gesang in Luče: t1p.de/os69t Unwetter in Luče: t1p.de/tsonh

Marion Hetzenauer ist in der Abteilung Raumplanung und Naturschutz des Österreichischen Alpenvereins für das Projekt Bergsteigerdörfer tätig.

Jan Salcher ist Bergwanderführer und Bergretter im Lesachtal und Projektmitarbeiter bei den Bergsteigerdörfern.

^ Žlikrofi – die slowenische Interpretation der gefüllten Teigtaschen.

‹ Die Savinja am Anfang der Unwetter im August 2023. Fotos: Thomas Sattler

Lokale Wertschöpfung

Den Mehrwert durch einen bewussten Griff zu regionalen Produkten beleuchtet Teil 18 der Serie RespektAmBerg.

Ja S m IN m a RINGG e L e

Zunächst eine begriffliche Einordnung: Unter Wertschöpfung versteht man vereinfacht die Umwandlung von produzierten und vorhandenen Gütern in finanzielle Werte. Wird die Wertschöpfung auf ein bestimmtes geografisches Gebiet bezogen, spricht man von regionaler oder lokaler Wertschöpfung, wovon in erster

Linie die ansässige Bevölkerung profitiert.

Eine „partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung“ wurde im gemeinsam vom Österreichischen, Deutschen und dem Alpenverein Südtirol verabschiedeten Grundsatzprogramm im Jahr 2013 als wesentlicher Punkt für eine nachhaltige Entwicklung des Alpenraums festgehalten.

kerung sind Anzeichen eines fortschreitenden Strukturwandels in vielen peripheren Tälern und Seitentälern.

Dem gegenüber stehen zahlreiche Initiativen und Möglichkeiten, insbesondere strukturell benachteiligte Räume unmittelbar und nachhaltig zu unterstützen. Saisonale Produkte, kurze Transportwege und das Bewahren von überliefertem Wissen sind Grundpfeiler einer regionalen Kreislaufwirtschaft.

Die überregionale Kampagne „So schmecken die Berge“ der drei Alpenvereine zeigt exemplarisch, wie eine gute und wertschätzende Zusammenarbeit zwischen Hüttenwirten, Bergbäuerinnen und Lebensmittelproduzenten gelingen kann. Knapp 80 Alpenvereinshütten tragen das Gütesiegel „So schmecken die Berge“. Die Devise lautet: So regional und lokal wie möglich. Viele der Produkte stammen aus einem Umkreis von 50  Kilometern – und wenn möglich aus biologischer Berglandwirtschaft.

Der Alpenbogen ist ein einzigartiger Natur- und Kulturraum, der in einer zunehmend globalisierten, monetarisierten und touristisch verwerteten Zeit vor besonderen Herausforderungen steht. Insbesondere die Aufgabe traditioneller landwirtschaftlicher Betriebe, der demographische Wandel und die Abwanderung vor allem der jüngeren Landbevöl-

RespektAmBerg bedeutet für den und die Einzelne auch lokale Wertschöpfung durch Wertschätzung. Dem Credo „Weniger ist mehr“ haben sich die 40 Bergsteigerdörfer der Alpenvereine verschrieben und fördern dadurch – ganz im Sinne der Alpenkonvention –in der Region verankerte Erzeugnisse. Das natürlich Vorhandene schätzen, das durch Tradition organisch Gewachsene respektieren und damit dem Lokalen einen materiellen und immateriellen Wert zusprechen: Regional – nachhaltig – individuell.

Jasmin Maringgele ist Mitarbeiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein.

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Digitale Mitgliedskarte

Der Österreichische Alpenverein arbeitet an digitalen Serviceangeboten für seine Mitglieder.

ir denken schon lange über eine digitale Mitgliedskarte als Ersatz für die physische Karte aus Papier nach. Da die Verwendung zahlreiche Vorteile, aber für manche Menschen auch Nachteile mit sich bringen kann, haben wir uns über die Einführung viele Gedanken gemacht.

Die meisten von uns führen ihr Smartphone immer mit sich, auch am Berg. Eine Mitgliedskarte am Handy hat kein Gewicht und ich kann sie auch nicht vergessen oder verlegen. Dies ist sicherlich für viele von uns praktisch und erspart so manchen Ärger und Stress.

Durch den Verzicht auf physische Karten wird Papier eingespart, was zu einer Verringerung des ökologischen Fußabdrucks unseres Vereins beiträgt. Zudem bedeuten digitale Angebote wie eine digitale Mitgliedskarte, der digitale Versand der jährlichen Mitgliedsbeitragsvorschreibung oder auch die Entscheidung, das Mitgliedermagazin Bergauf nur noch digital zu lesen, eine erhebliche Kosteneinsparung im Druck und im Versand.

All diese Angebote können auf unserer ServicePlattform mein.alpenverein.at wahrgenommen werden, genauso wie Adressänderungen, die Anmeldung von Kindern, Bankeinzug und vieles mehr.

Ebenso wird die Sicherheit der Karte erhöht. Verlust oder Diebstahl sind kein großes Problem mehr, da die Karte auf dem Smartphone gespeichert ist und in der Regel durch biometrische Sperren oder Passwörter geschützt wird. Ein Punkt, den wir

ganz besondere Aufmerksamkeit widmeten, ist die Akzeptanz. Mitglieder, die weniger technikaffin sind, könnten Schwierigkeiten haben, sich an die digitale Lösung zu gewöhnen, oder diese überhaupt ablehnen.

Daher ist die Anmeldung zur digitalen Mitgliedskarte freiwillig. Wir werden keinesfalls eine verpflichtende Teilnahme – wie dies bei anderen Vereinen angedacht ist – einführen!

Wir werden keinesfalls eine verpflichtende Teilnahme einführen!

Für uns als Alpenverein bietet die Einführung einer digitalen Mitgliedskarte und weiterer digitaler Angebote Chancen zur Modernisierung und Verbesserung unseres Mitgliederservices, sie kann den Verein nachhaltiger, effizienter und attraktiver machen. Gleichzeitig müssen und werden wir die Bedürfnisse aller Mitglieder berücksichtigen.

Alpenvereinsshop

Socken

WRIGHTSOCK

Dünne, doppellagige Funktionssocken mit Anti-Blasen-System. Das dünnste Sockenmodell der Wrightsock-Kollektion. In Rot oder Grau erhältlich.

Material:

Innensocken: 70 % Polyester, 26 % Nylon, 4 % Elastan

Außensocken: 71 % Polyester, 24 % Nylon, 5 % Elastan

Gr.: S (34–37) | M (37,5–41) | L (41,5–45) | XL (>45)

26,90 €

Biwaksack LACD

SAB First Aid Kit

Von Bergrettung, Bergführerverband und Alpenverein gemeinsam entwickeltes SicherAmBerg-ErsteHilfe-Set. Kompakt, klein, wasserdicht, inkl. Israeli-Bandage und Alu-Rettungsdecke.

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Ultraleichter 2-Personen-Notfall-Biwaksack aus Polyethylenfolie mit minimalem Packmaß. Innenseite aluminiumbedampft, wind- und wasserdicht, mit passendem Packbeutel. Nicht für mehrmaligen Gebrauch und nicht zum Herstellen einer behelfsmäßigen Rettungstrage geeignet!

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Ob mit Streifenoptik oder Bergmotiv, in diesen T-Shirts fühlt frau sich wohl und bestens gerüstet für Freizeit und Sport. Material: 47 % Baumwolle, 47 % Modal, 6 % Elasthan

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Sportlich-urbane T-Shirts. Die Materialmischung sorgt für ein angenehmes Tragegefühl und bestmögliche Bewegungsfreiheit.

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Der Hütten-Waschlappen sollte bei jeder Mehrtageswanderung in den Rucksack wandern. Der Upcycling-Waschlappen aus weicher, schnelltrocknender Microfaser ist perfekt für die schnelle Katzenwäsche und hilft beim Sparen des oft wenig verfügbaren Wassers auf der Hütte. Dank der Schlaufe an der Seite kann der Waschlappen entweder klein zusammengerollt oder zum Trocknen aufgehängt werden.

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ist Mitarbeiterin der Abteilung Hütten

Foto: privat

Steyr und die Nationalparkregion

1000-jährige Kulturgeschichte und beeindruckende Waldwildnis.

Die Romantikstadt Steyr, idyllisch am Zusammenfluss von Enns und Steyr gelegen, ist ein wahres Architekturjuwel und eine lebens- und liebenswerte Kleinstadt zwischen Salzburg und Wien. Am historischen Stadtplatz reihen sich Bürgerhäuser aus verschiedenen Stilepochen harmonisch aneinander, im Zentrum das gotische Bummerlhaus und das mächtige Schloss Lamberg. Die Steyrer Auen reichen bis ins Stadtzentrum und sind ein beliebtes Naherholungsgebiet, die Schotterstrände an der Steyr verwandeln sich an hei-

ßen Tagen zu Naturbadestränden direkt in der Stadt. Verschiedenste Stadterlebnisse verbinden Tradition mit Lifestyle und machen Steyr zu einer Stadt der Begegnung mit viel Charme und Flair. Geschichte wird mit den Steyrer Nachtwächtern vom höchsten Turm bis in den tiefsten Keller oder bei verschiedenen Erlebnisspaziergängen zu versteckten Architekturschätzen und besonderen Plätzen erlebbar. Im Innerberger Stadel bietet das Stadtmuseum Steyr einen Einblick in die bewegte Vergangenheit der Stadt und würdigt den 200.

Geburtstag Anton Bruckners mit der Sonderausstellung „UN#ERHÖRT, dieser Bruckner! Musik und Beziehungsgeschichten aus Steyr“. Im Museum Arbeitswelt, einem revitalisierten Fabriksgebäude im Steyrer Wehrgraben, setzt man sich mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Gesellschaft auseinander, mit Schwerpunktthemen wie Future Food oder Energie. Bei einem Stadtspaziergang darf der neue Panoramalift mit Aussichtsterrasse nicht fehlen – der beeindruckende Ausblick reicht über die historische Altstadt, die Enns flussaufwärts

bis in den Nationalpark Kalkalpen. Wälder, glasklare Bäche, wilde Schluchten, aussichtsreiche Berggipfel und malerische Almen prägen die Landschaft des Nationalparks Kalkalpen. Die einzigartige Waldwildnis mit dem von der UNESCO ausgezeichneten „Naturerbe Buchenwald“ ist ein Eldorado für Wanderer und Mountainbiker. Naturliebhaber finden hier ein hervorragendes Netz an Rad- und Mountainbikestrecken sowie über 100 Kilometer beschilderte Wanderwege. Die Region ist aber auch ein Geheimtipp für Kletterer mit 30 Klettergärten und über 1300 Routen. Über 30 bewirtschaftete Almhütten bieten regionale Schmankerl und sind lohnendes Ziel nach einer ausgiebigen Naturtour.

Im Advent wird es besonders stimmungsvoll. Der Wallfahrtsort Christkindl mit der berühmten Wallfahrtskirche und dem Postamt Christkindl ist das Zentrum des Weihnachtsgeschehens. Regionale Bräuche und Traditionen, wie Schmiedekunst und Krippenbau, werden hier liebevoll gepflegt und stimmen auf Weihnachten ein. Zahlreiche Adventmärkte in gemütlicher Atmosphäre sind beliebte Treffpunkte für Einheimische und Gäste.

www.steyr-nationalpark.at

1. Vorsitzender Alpenverein Steyr

Von 17. bis 19. Oktober 2024 geht in Steyr die Hauptversammlung des Österreichischen Alpenvereins über die Bühne. Es freut uns sehr, anlässlich unseres 150-jährigen Bestehens, Sie zu uns ins südöstliche Oberösterreich einladen zu dürfen. Der Alpenverein Steyr mit den Ortsgruppen Dorf an der Enns, KürnbergRamingtal, Laussa und Losenstein hat 4.636 Mitglieder, besitzt und betreut die Anton-Schosser-Hütte auf der Hohen Dirn, die Ennstaler-Hütte im Gesäuse und die Sulzbodenhütte am Hochbuchberg. Wir betreuen 260 Kilometer Wanderwege zwischen Steyr und dem Gesäuse. Zu den Kernaufgaben gehören die Jugendförderung und der Erhalt der Wege und Hütten im Rahmen unserer Statuten. Betreut und instandgehalten werden müssen auch die Vereinshäuser in Steyr am Michaelerplatz, Dorf an der Enns, Kürnberg sowie die Jugendherberge Losenstein. Im Vereinshaus Michaelerplatz gibt es für die Jugend zwei Boulder räume, aber auch die Kletterhalle im Stadtteil Resthof wurde vom Alpenverein mitfinanziert. Der Verein besitzt und betreut zwei Naturschutzgebiete Klausgraben in Losenstein und Stanninger Leite in Steyr.

Markus

Vogl

Bürgermeister der Stadt Steyr

Steyr ist das Tor zum Nationalpark Kalkalpen. Die Steyrerinnen und Steyrer haben das Glück, ein Wanderparadies direkt vor ihrer Haustüre zu haben. Reizvolle Flusslandschaften verbinden die Stadt mit ursprünglichen, wilden Wäldern und so manchen Geheimtipps für Wanderfreunde. Urbane Lebensfreude trifft auf tiefe Schluchten, türkisgrüne Gebirgsbäche und einsame Gipfel. Der Nationalpark Kalkalpen ist immerhin Österreichs größte Waldwildnis und in Teilen ein echter Urwald. Ich freue mich außerordentlich, dass der Österreichische Alpenverein Steyr als Austragungsort seiner Jahreshauptversammlung gewählt hat und damit unsere Stadt in den Fokus vieler passionierter Wanderer, Bergsteiger und Naturfreunde rückt. Allen Teilnehmenden wünsche ich einen inspirierenden Aufenthalt bei uns in Steyr.

Wolfgang Schnabl

Präsident des Österreichischen Alpenvereins

Heuer treffen wir uns zu unserer Jahreshauptversammlung in der geschichtsträchtigen Statutarstadt Steyr. Rund 500 Delegierte informieren sich über die aktuellen Themen im Verein und gestalten diese aktiv mit. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an den Alpenverein Steyr und die vielen helfenden Hände, die sich mit vollem Engagement der Organisation dieser Veranstaltung widmen und ihre Zeit und Energie ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Neben Wahlen und notwendigen Formalbeschlüssen diskutieren wir über die aktuellen Kernthemen des Alpenvereins, wie die nötigen Sanierungsmaßnahmen an Hütten und Wegen, unsere Klimastrategie und den anstehenden Digitalisierungsschub im Verein.Über 710.000 Menschen sind bereits Teil der Alpenvereinsfamilie und unterstützen unser Wirken. Ich freue mich auf einen regen Gedankenaustausch in Steyr.

» Es freut uns sehr, anlässlich unseres 150-jährigen Bestehens, Sie zu uns ins südöstliche Oberösterreich einladen zu dürfen.«

Wege und Hütten ab Steyr

Wanderwege und Hütten in der (Nationalpark-)Region südlich von Steyr laden noch tief in den Herbst hinein zum Erkunden, Verweilen und Genießen ein.

In Steyr dominiert das Wasser. Im Zentrum der geschichtsträchtigen Statutarstadt, in der im Oktober die Jahreshauptversammlung des Alpenvereins abgehalten wird, mündet die Steyr in die Enns. Zwei Flüsse, die seit jeher Bewegung in die Region gebracht haben – buchstäblich, denn: Bewegt wurde durch die Stadt über die Jahrhunderte so einiges. Auf Schiffen und Flößen wurden Rohstoffe wie Eisen, Holz oder Holzkohle durch das Zentrum von Steyr geführt. So kam auch gewissermaßen der Berg direkt über den Fluss in die Stadt und die Stadt wiederum kam zum Berg. Dort – „in den Bergen“ – pfeifen Mitte Oktober bereits die Vorboten des Winters

über so manchen Wanderweg und klopfen an die oft bereits (wetter)fest verschlossene Hüttentüre. In den Gebirgen und Nationalparks südlich von Steyr finden sich noch bis Ende Oktober Einkehrmöglichkeiten und idyllische Ausblicke: in bewirtschafteten Hütten und Selbstversorgerhütten, zwischen artenreicher Flora und Kalkriesen, auf Weitwanderwegen, Klammsteigen und familienfreundlichen Pfaden. Los geht’s am Bahnhof von Steyr. Nach einer etwa 30-minütigen Fahrt mit Bahn oder Bus erreicht man die an der Enns gelegenen Gemeinden Ternberg (Bahnhaltestelle Trattenbach/Enns) oder Losenstein. Ab hier geht es auf aussichtsreichen Wegen

Die Anton-Schosser-Hütte (1.157 m) liegt im Wanderbebiet Hohe Dirn. Foto: Markus Deichstetter

in ca. 2,5 Stunden hoch auf die AntonSchosser-Hütte. Diese, benannt nach dem oberösterreichischen Heimat- und Volkslieddichter, wurde bereits 1925 errichtet und bildet ein beliebtes, familienfreundliches Ausflugsziel in der Region. Von der Bahnhaltestelle Losenstein aus geht es über den Klausgraben, eine wildromantische Klamm mit besonderer Vegetation, hoch auf 1.157 m. Auf einen ca. 30-minütigen Aufstieg verkürzen lässt sich die Tour bei einer Anreise mit dem Pkw, auf Kosten jedoch des Naturerlebnisses.

Oben angekommen, laden eine gemütliche Sonnenterrasse und urige Stuben im Hütteninneren zum Verweilen ein. Und wer vom Ambiente nicht genug bekommen kann, übernachtet auf einem von zehn Schlafplätzen der Hütte und startet, die morgendliche Waldluft einatmend, garantiert mit einem besonderen Gefühl in den nächsten Tag. Die Anton-Schosser-Hütte ist noch bis zum 31. Oktober geöffnet.

Immer weiter Richtung Süden

Für Weitwanderbegeisterte bietet sich der rund 50 km lange Mosern-BreitenauWelchau Weg Nr. 467 zur Erkundung an. Er führt von Steyr Richtung Süden über die Gemeinde Losenstein unterhalb der AntonSchosser-Hütte vorbei bis auf die FeichtauHütte im Nationalpark Kalkalpen. Erblickt man die Feichtau-Hütte, gelegen auf der größten von insgesamt 20 Almen im Nationalpark Kalkalpen, fällt einem unweigerlich das Wort „Idylle“ ein. Die schlichte Selbstversorgerhütte im Schindelkleid, ausgestattet mit großzügiger Holzterrasse, einem urigen Holzofen und 20 Schlafplätzen im Matratzenlager, verspricht einen heimeligen Aufenthalt auf 1.360 Metern. Nach jeweils ca. 800 Höhenmetern Aufstieg ab Bodinggraben, Hopfing oder Welchau belohnt die Hütte mit einem malerischen Ausblick auf die umliegende Landschaft der Kalkalpen – zwischen Nadelbäumen, schroffen Felsen und tiefgrünen Seen. Wer höher steigen möchte,

findet im Hohen Nock (1.963 m) oder dem Seekopf (1.854 m) beliebte Gipfelziele. Die Schlafplätze sind über das OnlineHütten-Reservierungssystem des Alpenvereins zu buchen und der Zugang erfolgt per Alpenvereinsschlüssel (auszuleihen beim eigenen Zweigverein). Noch bis zum 26. Oktober ist eine Übernachtung in den hölzernen vier Wänden der Feichtau-Hütte möglich.

Von einem Nationalpark geht es weiter in den nächsten. Gleich südlich der steirischen Landesgrenze – etwa 70 km und rund eine Autostunde von Steyr entfernt – beginnt der Nationalpark Gesäuse. Und die Region ist auch etwas für BahnEnthusiast*innen: Der Nationalpark Gesäuse ist der einzige Nationalpark in Österreich, durch den direkt eine Eisenbahnlinie führt – seit ca. 150 Jahren auf dem Streckenabschnitt Hieflau–Selzthal der Kronprinz-Rudolf-Bahn.

Auf die Ennstaler-Hütte am Eingang des Gesäuses führen viele Wege. Der beliebteste beginnt beim NationalparkPavillon in Gstatterboden, unweit des Bahnhofs. Von hier aus erreicht man die auf 1.544 m gelegene Hütte in ca. 3 Stunden. 1885 am Fuße des Tamischbachturms erbaut, ist die Ennstaler-Hütte die älteste Hütte im Gesäuse. Ihren ursprünglichen Charakter hat sie bis heute bewahrt.

Die liebevoll eingerichtete Hütte verfügt über 52 Schlafplätze und wird von ihren Pächter*innen Burgi und Ernst mit viel Hingabe geführt. Die beiden sorgen dafür,

Die Ennstaler-Hütte (1.544 m) in der Buchsteingruppe der Ennstaler Alpen.

Foto: Wolfgang Wizani

Die Feichtau-Hütte (1.360 m) befindet sich auf der Feichtaualm nördlich des Sengsengebirges.

Foto: Franz Stöger

dass es den Besucher*innen auch kulinarisch an nichts fehlt – im Falstaff Hüttenguide rangiert die Hütte seit Jahren konstant auf den oberen Plätzen. Ein breites Angebot an veganen und vegetarischen Gerichten findet sich hier ebenso auf der Speisekarte wie regionale Besonderheiten für Experimentierfreudige. Letztere kommen mit einer Portion „Steirerkas“ – der garantiert keinen Geruchsnerv unberührt lässt – auf ihre Kosten. Nicht zuletzt können sich auch die Augen kaum sattsehen: bei den Ausblicken in die wilde Schönheit des Gesäuses. Ein Herbsttag auf der Ennstaler-Hütte aktiviert die Sinne, in diesem Jahr noch bis zum 26. Oktober.

Auf welchen Wegen auch immer: Ab Steyr, flussaufwärts der Enns entlang, lässt sich über dem Wasser der Berg in vielen Facetten erkunden und erleben.

Anna Obererlacher ist Mitarbeiterin in der Abteilung Hütten und Wege.

Mehr Infos zu den Touren, Zustiegen und Hütten rund um Steyr unter: alpenvereinaktiv. com/s/IU9wCP

Rundtour von Steyr auf die Dambergwarte

Der Damberg ist als Hausberg von Steyr mit seinem 36 m hohen Aussichtsturm ein allzeit und gerne besuchtes Ausflugsziel. Die hier beschriebene Wanderung ist ein selten begangener Aufstieg mit Startpunkt Hauptbahnhof Steyr.

m a RKUS de Ich S tette R , aL pe N ve R e IN Stey R

Vor 150 Jahren, bei der Gründung der Alpenvereinssektion Steyr, waren die Alpenvereinsmitglieder vorwiegend im Umkreis der Stadt unterwegs. Reisen waren eine teure und zeitraubende Angelegenheit. Autoverkehr gab es damals noch nicht – asphaltierte Straßen ebenso wenig – und die Bahnverbindungen wurden ebenfalls erst später errichtet. Ein Großteil der ersten Mitglieder der Sektion Steyr pilgerte regelmäßig rauf zum Damberg zu seiner Warte (die damals ebenfalls von der Sektion errichtet und bewartet wurde). Gleich unterhalb lud dann der Gasthof Schoiber zum gemütlichen Verweilen ein. Jahrelang wurden dort auch alpine Bälle usw. abgehalten.

Wegbeschreibung

Vom Bahnhof in Steyr geht’s durch das Eingangsportal und weiter Richtung Westen zum Hauptplatz. Ein angerosteter Steg über die Enns führt mitten ins Stadtzentrum. Durch die Altstadt und über den Grünmarkt wird in südlicher Richtung das Steyrer Stadttor erreicht. Hier beim Steyrer Kripperl vorbei, das Stadttor durchqueren und rechts über die hinabführende Stiege zum unteren Schiff-

weg und diesem der Enns entlang bis zur Eisenbahnbrücke folgen. Über die Brücke auf die andere Flussseite und weiter am jenseitigen Schiffweg bis zu einer kleinen Brücke über einen Bach. Durch die Untertunnelung der Eisenstraße gelangt man durch das Bachbett zu den verfallenen Resten der alten Eisenstraße. Wer dem Bachbett in kindlichem Entdeckungsdrang nicht folgen mag oder nasse Füße fürchtet, der kann auch einfach die Eisenstraße queren und gelangt ebenfalls zum Einstieg in den Verlauf des Wanderweges E91. Weiter geht’s am Hang entlang über den E91 in die bewaldete Schlucht hinein. Kurz bevor der Weg aus dem Wald hinausführt, zweigt dieser nach links ab und führt wieder hinunter zum Bach und weiter über eine neu errichtete Brücke. Der jenseitige Anstieg führt hoch nach St. Ulrich zum Freisingweg. Weiter dem Straßenverlauf folgend nach rechts und kurz nach der nächsten Kreuzung über die Wiese in einen Graben. Dort führt erneut eine Brücke trockenen Fußes auf die andere Seite zurück. Über den Weg Nr. 16 wandert man weiter dem Waldrand entlang bis zum Gutjahrweg, drei Straßen müssen dabei überquert werden. Über die dortige Forststraße erreicht man den asphaltierten Voglhuberweg und weiter über den Mariazellerweg Nr. 06B den Gasthof Schoiber. Von dort aus ist’s über die Laurenzikapelle und die Dambergwiese nicht mehr weit bis zur Aussichtswarte. Für Schwindelfreie ist ein Aufstieg zur Aussichtsplattform obligatorisch.

Für den Abstieg wird eine alternative Route gewählt. Dem originalen Mariazellerweg Nr. 06 folgt man in entgegengesetzter Richtung zurück zum Gasthof Schoiber. Etwas unterhalb biegt man nach rechts ab und überquert über Wald- und Wiesenwege einige Straßen. St. Ulrich wird dabei links liegen gelassen. Weiter über die Rahoferstaße und die Brunnerstraße zum Stadtteil Ennsleite, dem dortigen JohannRadmoser-Weg entlang kommt man zurück zum Ausgangspunkt am Hauptbahnhof. Optional könnte auch der Friedensgemeinde St. Ulrich ein Besuch abgestattet werden. Über einen asphaltierten Gehweg gelangt man von dort hinunter nach Steyr, über den Bergerweg – und damit wieder dem Mariazellerweg folgend –zurück zum Hauptbahnhof.

Anreise

Die Tour startet direkt vom Hauptbahnhof in Steyr, an dem sowohl Züge als auch Busse halten. Alternativ könnte man auch vom Bahnhof in Garsten aus starten.

Tourdaten

Strecke: 15 km

Aufstieg: 550 hm

Dauer: 4:45 h

Kartenausschnitt

Outdooractive-Kartographie

Tourenbeschreibung auf alpenvereinaktiv.com: alpenvereinaktiv.com/s/ ENsze

alpenvereinaktivAutoren

Markus Deichstetter ist einer der aktiven alpenvereinaktivAutoren des Alpenvereins Steyr. Die Sektion Steyr nimmt in Bezug auf deren Aktivitäten im Tourenportal alpenvereinaktiv eine Vorreiterrolle ein.

Die hier verlinkte Sammlung zeigt das Tourenangebot, das allein die Sektion Steyr in ihrem Arbeitsgebiet auf alpenvereinaktiv vorweist. Nachahmung erwünscht! alpenvereinaktiv.com/s/ IUZRCe

Danke an dieser Stelle an alle anderen Autoren, die ihre Zeit der Autorenschaft des Tourenportals des Alpenvereins widmen und uns alle mit wertvollen Infos versorgen. Du willst auch Autor*in werden? Dann schau doch bei der nächsten Autor*innenschulung am 11.11.2024 vorbei: t1p.de/akademie-alpenvereinaktiv

Tourensuche leicht gemacht

Auf alpenvereinaktiv warten tausende Tourenbeschreibungen auf euch. Wie findet man diese am besten in der App und was ist dabei zu beachten? alpenvereinaktiv-Tipp, Teil 2.

WOL f Ga NG Wa R m U th  Team alpenvereinaktiv

Viele Wege führen bekanntlich zum Ziel und so ist es auch bei der Suche nach einer Tour auf alpenvereinaktiv.com. Nach diesem Artikel sollte sich keiner mehr in unserer App verirren, sondern schnell zum gewünschten Ergebnis kommen. Ausgangspunkt für alle Wege ist der Menüpunkt „Karte“.

Weg A: Für alle Volltextsucher

Was wir von Google gewohnt sind, geht auch in der alpenvereinaktiv-App: eine Suche nach Schlagwörtern über die Volltextsuche. Dazu einfach im Menüpunkt „Karte“ auf den Suchschlitz klicken und das

gewünschte Tourenziel eintippen (Bild  1 ).

Am iPhone kann man direkt beim Suchschlitz auswählen, ob man weltweit oder nur im Kartenbereich suchen will (Bild  2 a ), bei Android ist diese Unterscheidung nicht möglich. Während man ein Wort eintippt, erhält man unter „Ergebnisse“ (Bild  2 b ) schon Vorschläge, die wir aber nicht beachten, sondern nur auf „Suchen“ (Bild  2 c ) tippen.

Es öffnet sich dann die Karte, wo alle Ergebnisse gezeigt werden, die das Suchwort enthalten. Mit den Filtern (Bild  3 ) kann die Suche noch weiter präzisiert werden und man erhält dann beispielsweise nur alle Hochtouren, in denen

das Wort „Similaun“ enthalten ist. Neben der Kartenansicht kann das Suchergebnis auch in einer Listenansicht (Bild  4 ) geöffnet werden.

Weg B: Kartensuche mit Unterstützung

Will man bei der Tourensuche zuerst einmal den Gipfel bzw. Ort selbst finden, dann interessieren uns in Bild  2 die Ergebnisse unter b . Hier können Punkte und Flächen (z. B. Gebirgsgruppen, Gemeindeflächen) gefunden werden. Tippen wir auf „Similaun“, dann kommen wir zum Gipfel (Bild  5 ). Hier stünden uns Möglichkeiten zur Verfügung, die uns aber bei der Tourensuche nicht

interessieren. Stattdessen zoomen wir auf einen passenden Kartenausschnitt, sodass mögliche Ausgangspunkte enthalten sind, und tippen dann auf „Inhalt anzeigen“ (Bild  6 ). Es öffnet sich dann die Suche nach Touren, Hütten, Punkten und aktuellen Bedingungen, so wie bei Weg A im Bild  3 , und wir können wieder mit allen Filtern die gewünschte Tour finden.

Weg C: Frei nach Karte

Nutzen wir weder die Volltextsuche noch die Suche nach Gipfel und Orten, da wir genau wissen, wo wir starten wollen, dann wählen wir gleich den Kartenausschnitt, der uns für die Suche interessiert, und tippen auf „Inhalt anzeigen“ (Bild  6 ). Alle drei Wege führen zum selben Punkt der Tourensuche (Bild  3 ), wo es wichtig ist, die Filtermöglichkeiten geschickt zu nutzen, damit man die passende Tour findet. Wichtig ist nur eines: Wählt man den Weg a , dann sind die Suchergebnisse immer auf das Schlagwort der Volltextsuche beschränkt. Diese kann aber beendet werden, indem man in Bild  3 auf das „x“ hinter dem Suchwort tippt.

Wir trauern um …

… Richard Vitzthum vom Alpenverein Lofer. Richard war langjähriger Obmann und Ehrenobmann der Sektion Lofer. Er war außerdem Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Marktgemeinde Lofer. Er ist am 12. Juli im 84. Lebensjahr verstorben.

Ausschreibung

Der langjährige Geschäftsführer des ÖAV-Landesverbands Kärnten geht Ende März 2025 in den Ruhestand. Seine Position soll ab 1. März 2025 nachbesetzt werden. Bei der Tätigkeit im Ausmaß von 20 Wochenstunden geht es vor allem um die administrative Unterstützung des Vorsitzenden des Landesverbandes und die Umsetzung der Beschlüsse des Landesverbandsvorstands. Voraussetzungen für Bewerber*innen sind eine mindestens einjährige Mitgliedschaft beim Österreichischen Alpenverein und Kenntnisse über Struktur und Aufgaben des Vereins. Gesucht wird eine verantwortungsbewusste Persönlichkeit mit Organisationsvermögen, Eigeninitiative, Entscheidungsfähigkeit, Fähigkeit zur kooperativen Arbeit, Freude am Bergsport und zeitlicher Flexibilität. Geboten wird eine gründliche Einschulung in die Arbeitsfelder des ÖAV-LVK, eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit bei einem der größten Vereine Österreichs, flexible Arbeitszeiten und selbstständiges Arbeiten in einem inhaltlich und thematisch weit gestreuten Arbeitsfeld. Weitere Informationen erhalten Sie bis 20. Oktober 2024 per Mail unter kaernten@ landesverband.alpenverein.at.

150 Jahre Alpenverein Linz

Vor 150 Jahren, am 20. März 1874, wurde der Alpenverein Linz von Johann Pollak und 89 renommierten Bürgern und Vertretern der Linzer Geschäftswelt ins Leben gerufen, mit dem Ziel, den Vereinsmitgliedern den Zugang zur Natur und den Bergen zu erleichtern. Das bedeutet 150 Jahre Engagement für die Natur und die Bergwelt, die Pflege von Hütten – Ernst-Seidel-Haus (OÖ), Hofpürgl-Hütte (S), Linzer Haus (OÖ), Linzer Tauplitz-Haus (OÖ) – und Wegen sowie die Vermittlung von Sicherheitsthemen und Wissen an die Mitglieder, damit sie sicher wieder nach Hause kommen. Heute ist der Alpenverein Linz der größte alpine Verein Oberösterreichs mit mehr als 25.000 Mitgliedern. Anlässlich des Jubiläums hat der Alpenverein eine umfangreiche Festschrift veröffentlicht, die Einblicke in seine Geschichte und das vielfältige Angebot bietet. www.alpenverein.at/salzburg

Hermann Verderber Schätze & Geschichten. Alpinismus und Sport in Hermagor im Spiegel des Gailtal-Museums

Neuerscheinung über die Geschichte des Alpinismus, bezogen auf die Region um Hermagor, eingebettet in die touristische Entwicklung. Der Alpinraum im Gailtal-Museum, die Nassfeldhütten und die Garnitzenklamm stehen im Zentrum der Betrachtungen. Erhältlich in der örtlichen Buchhandlung Eder in Hermagor, im GailtalMuseum und bei der Sektion Hermagor, oeav-hermagor@gmx.at, zum Preis von 20 € plus Porto.

Veranstaltungen

Wenn i durchgea durchs Tal

Bei „Wenn i durchgea durchs Tal“ lauschen die Besucher an 6 Stationen den Darbietungen von 12 Chören aus Bayern, Graubünden, Kärnten, Südtirol, Vorarlberg, Oberösterreich und natürlich aus Tirol. Die Chöre singen eine Vielzahl der Lieder in ihrer Muttersprache, ihrem Dialekt, ihrer Tradition. Z. B. ladinisch, rätoromanisch, bayrisch. Es gibt keine Mikrofone, keine Videowalls, keine Elektronik. Beginn der Veranstaltung: 22. September um 11:00 Uhr in Schmirn. wenn-i-durchgea-durchs-tal.at

Bergsteigerdörfer Kulinarikabend

Gemeinsam geht es im Großen Walsertal von einer GenussStation zur nächsten, wo drei Partnerbetriebe mit regionalen Köstlichkeiten verwöhnen. Das Duo „Montaphonic“ sorgt für gute Stimmung. Es wird gemeinsam von Station zu Station gefahren. Termin: 11. Oktober um 18:00 Uhr im Gasthof Krone in Sonntag. Anmeldung unter info@walsertal.at Erratum

Im letzten Bergauf (#3.2024) sind uns zwei Fehler passiert: Seite 69 – WolfgangRetter wurde nicht 1943, sondern 1938 geboren. Seite 89 –Der Alpenverein Moravia war keine Sektion des DAV (den es damals noch nicht gegeben hat), sondern hieß „Deutscher Alpenverein Moravia“ und war in Brünn beheimatet.

Der innere Sinn und das Erleben

Mit dem Hochschullehrgang Erlebnispädagogik/ Erlebnistherapie bietet der Alpenverein seit 30 Jahren Interessierten die Möglichkeit, ein Werkzeug zur Förderung persönlicher Kompetenzen zu erlangen. Eine Annäherung. Ka RL aRthOfe R

Erlebnispädagogik und Erlebnistherapie haben ganz zentral mit innerer Offenheit und Lebendigkeit zu tun. Daher möchte ich nicht durch Definitionen, sondern durch Fragen den inneren Sinn für dieses Thema öffnen. Es heißt ja auch in der Wissenschaft –sogar in der Physik – schon seit über 100 Jahren sinngemäß „das Ergebnis hängt vom Beobachter ab“, also von der Art, wie man die Frage stellt.

Die ersten Fragen: Kann man Sinn, Glück und Erfüllung im Leben dadurch finden, dass man alles schneller, intensiver, perfekter macht? Indem man Funktionalität und Kontrolle immer mehr steigert? Kann man die eigentliche Substanz des Lebens objektiv fassen oder zieht sie sich immer zurück, wenn man sie be- bzw. ergreifen will?

Das Leben wird als echte innere Erfahrung nur erlebbar, wenn ich es nicht fas-

sen will, sondern es erwarte. Wenn ich offen bin dafür, was es mir innerlich sagen will. Innerlich auf diese Weise angesprochen zu sein, bedeutet „Sinnerfahrung“, und der Wunsch nach einer positiven Entwicklung formt sich um zur Frage, inwieweit ich bereit bin, auf dieses Sinnerleben aktiv zu antworten. Symbolisch zusammengefasst: Wenn ich das Leben frage, ob ich an ihm teilhaben kann, dann fragt es mich innerlich nach meinem „Willen zum Sinn“, wie es der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor E. Frankl in seiner lebensbezogenen, prägnanten Sprache ausgedrückt hat.

Sprachweisheit

Im Zuge der letzten Jahrzehnte erlebten wir allerdings eine Dynamik der Beschleunigung, der Steigerung, die vor allem äußerlich stattfand, aber nicht zur angestrebten Erlebnissteigerung führte. Je mehr sich der Mensch in dieser Einseitigkeit verliert, je mehr er sein Glück durch Quantität, durch Wirkung von außen, letztlich durch Informationsflut, sucht, desto mehr werden die inneren „Antennen des Spürenkönnens“ abgebaut. Sie degenerieren bei Passivität.

Wir sollten reagieren auf die Frage und den Hinweis des Lebens: „Was nützt dir diese gesteigerte Außenwirkung, wenn das Innere abstumpft und kaum mehr etwas aufnehmen kann? Das Innere wird nur dann lebendig, wenn du dich ihm achtsam zuwendest, wenn du den Sinn für die innere Stimme sensibilisierst.“

Wenn Menschen in Krisensituationen nicht über ihr mentales Potential verfügen können, dann sagt man oft: „Diese Person steht völlig neben sich.“ Wenn darüber hinaus die emotionale Dynamik zu heftig wird und zu Kontrollverlust führt, heißt es oft: „Der Mensch ist völlig außer sich.“ Die Sprachweisheit deutet damit auf Phänomene hin, welche gerade im pädagogisch-therapeutischen Arbeitsfeld von großer Bedeutung sind, für die es aber keine direkte Beschreibung gibt. Man sieht die Ergebnisse erst, wenn die Prozesse abgeschlossen sind.

Frankl verwendete für eine elementare, nicht direkt sichtbare Wirksamkeit die Formulierung „geistig Unbewusstes“ und beschrieb damit die Bewusstseins-

Je mehr sich der Mensch in dieser Einseitigkeit verliert, je mehr er sein Glück durch Quantität, durch Wirkung von außen, letztlich durch

Informationsflut,

sucht, desto mehr werden die inneren
„Antennen des Spürenkönnens“ abgebaut.

kraft, die quasi unsere Psyche zusammenhält. Bildhaft formuliert: Man sieht diese Kraft bei ihrer Tätigkeit nicht. Wenn sie aber Pause macht, dann sieht man die Folgen. Dazu gehören im psychiatrischen Arbeitsfeld der Formenkreis der Schizophrenie, die Persönlichkeitsstörungen, Trauma-Folgestörungen bzw. dissoziativen Störungen. All diesen Krankheitsformen gemeinsam ist ein Defizit an Selbstkontrolle. Neben dieser fehlenden Brücke zu sich selbst kann sich bei psychotischen Störungen (z. B. Schizophrenie) noch ein zweites Brückendilemma zeigen, nämlich die fehlende Brücke zur Realität.

Psychische Energie

Analog zur von Frankl beschriebenen Bewusstseins-Grundkraft sprach der französische Philosoph und Arzt Pierre Janet in seiner Dissertationsschrift „L’automatisme psychologique“ (Psychologischer Automatismus) von „nervöser psychischer Energie“, die alle mentalen Prozesse und Funktionen zusammenhalte und steuere. Bei einem Defizit dieser Energie habe der Mensch Schwierigkeiten, die Koordination seiner mentalen Funktionen (Erinnerungen, Wahrnehmungen, Willensakte etc.) bzw. die Ganzheit und Einheitlichkeit des psychischen Wesens aufrecht zu halten. Martin Buber bezog sich vor über 100 Jahren in seinem Buch „Ich und Du“

auf die hier geschilderte BewusstseinsGrundkraft mit dem Doppelwort „Ich-Du“. Er beschrieb damit sinngemäß ein Verbunden-Sein an sich – im eigentlichen Sinne von Mensch zu Mensch, im erweiterten Sinne auch zur Natur, zur Welt, zum Leben überhaupt. Eine solche kann –primär durch die Erfahrung echter Hingabe – gefunden und im weiteren Verlauf gelebt werden: durch die eigene Antwort darauf, einer von sich aus vollzogenen, bewussten, echten Hingabe.

Damit ist auch beschrieben, was nötig ist, damit das Leben gut beginnen und entsprechend gut weitergeführt werden kann, nämlich die Bindungserfahrung und die im weiteren Verlauf gelebte empathische Haltung. Damit ist auch eine Verantwortungsfähigkeit gegeben und ein gewissenhafter Umgang mit der Sachebene (Ich-Es) im Lebensalltag. Wird die Außenorientierung einseitig und überbordend, dann kann es zur oben beschriebenen Verarmung des inneren Erlebens kommen. Daraus ergibt sich fast zwangsläufig eine kulturelle Herausforderung, mit der wir aktuell konfrontiert sind und auf welche Buber damals hinwies, als er von einer Zunahme der Ich-Es-Orientierung sprach.

Was sind äußere Sicherheit, Reichtum und Karriere wert, wenn diese von Frankl, Janet und Buber beispielhaft beschriebene Integrationskraft nicht ausreichend verfügbar ist? Wenn man sich zu wenig spürt, sich innerlich leer fühlt, dann kann man solche Werte weder richtig erleben noch im Rahmen von sozialen Aktivitäten verwirklichen. Was bedeuten nun die geschilderten kulturellen und soziologischen Entwicklungsprozesse für die Erlebnispädagogik und Erlebnistherapie? Ergaben sich in den letzten Jahren neue institutionelle Verflechtungen, neue Akzente und Aufgaben in diesem Arbeitsfeld und wenn ja, haben sie Auswirkungen auf den Ausbildungsprozess und die Arbeitspraxis?

Eine sehr starke Ausprägung des oben geschilderten Problems bei der Selbstregulation und innerlichen Strukturierung besteht bei Persönlichkeits-, Traumaund dissoziativen Störungen. Tendenzen in diese Richtung finden sich gegenwärtig bei immer mehr Jugendlichen und auch schon bei Kindern. Diese Menschen wünschen sich einerseits eine Verstärkung

Kann man Sinn, Glück und Erfüllung im Leben dadurch finden, dass man alles schneller, intensiver, perfekter macht? Indem man Funktionalität und Kontrolle immer mehr steigert?

ihrer Erlebnisfähigkeit, sind aber zugleich oft bemüht, (extrem) belastende Erlebnisse in tiefere Schichten zu drängen, sie auf Distanz zu halten.

Sie würden sich also die Erlebenswirksamkeit und die Erneuerungskraft wünschen. Sie stehen aber zugleich vor der Frage, ob sie mit der bewirkten Offenheit umgehen können. Diese Menschen durch Erlebnistherapie zu unterstützen bedeutet, ihnen eine Hilfe auf zwei Ebenen anzubieten: Primär bei der Achtsamkeit und Gewährleistung der inneren Balance, damit neues Erleben in kleinen, gut kontrollierten Schritten möglich und ein Zuviel an Erleben abgewehrt werden kann.

Die alpine Natur wirkt von sich aus einladend zum aktiven Erleben von erbaulichen, gesundenden Inhalten. Sie spricht uns mit ihrer Schönheit innerlich an, trainiert unseren Sinn für Gleichgewicht beim Beschreiten von neuen äußeren und inneren Wegen. Bei einer derart wohlbalancierten Sensibilisierung für den aktiven Kontakt mit dem positiven Weltganzen kann sich der teilhabende Mensch sagen: „Gutes mit Menschen und der Natur fördert Gutes mit mir selbst.“

Dr. Karl Arthofer ist Facharzt für Psychiatrie/ psychotherapeutische Medizin, für Kinderund Jugendpsychiatrie in verschiedenen psychosozialen Versorgungseinrichtungen. Ausbildungstätigkeit im Bereich „Sinnzentrierte Säuglings-, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie“ sowie in Traumapädagogik (Verein Nordlicht) und Mitglied des Bundeslehrteams Erlebnispädagogik der Alpenverein-Akademie.

Fachhochschullehrgang Erlebnispädagogik

Weitere Infos zur fundierten Ausbildung für erlebnispädagogische und erlebnistherapeutische Prozessbegleitung der FH OÖ und des Alpenvereins: www.erlebnispaedagogik.at

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Neues Bildungsjahr, neue Kurse

Die Alpenverein-Akademie startet im September in ihre 12. Saison. Wieder wurde das Bildungsangebot zeitgemäß erweitert. Neuheiten finden sich bei Inklusionsseminaren, am Mediensektor, im Bergsport und beim eLearning.

Über 500 Bildungsveranstaltungen bietet der Katalog der Alpenverein-Akademie pro Jahr auf. Die hohen Buchungszahlen liegen an der Topqualität der Kurse und an ihrer Attraktivität. Der Anspruch ist, dies beizubehalten. Dafür gestaltet die Akademie mit den Bildungsverantwortlichen des Österreichischen Alpenvereins immer wieder Neues, bleibt am Ball der Zeit und behauptet sich als Vorreiterin.

Ganz neu kommt ins Ausbildungsprogramm die „Alpenverein-Medienwerkstatt“, die aus fünf verschiedenen Modulen zur Öffentlichkeitsarbeit besteht. Auch auf die mediale Thematik zielen neu konzipiert die Seminare für Grafik und für Bergfotografie. Tourenführer*innen, die sich regelmäßig fortbilden müssen, dürfen sich im höheren alpinen Bergsport über zwei neue Updates freuen, nämlich „Alpinklettern und Geologie“ so-

wie „Hochtouren und Gletscherkunde“. Ebenfalls zwei neue Kurse gibt es bei der Inklusion, nämlich „Inklusion Sommer“ und „Inklusion Winter“. Der zertifizierte Lehrgang Alpinpädagogik ergänzt mit dem Thema Wasser seine Seminare beim Schwerpunkt „Kinder“. In neuem Kleid erscheint die Alpenverein-Akademie-Website alpenverein-akademie.at, auf der das gesamte Programm 2024–2025 zu erkunden und zu buchen ist.

Die meisten Neuerscheinungen weist das eLearning auf, die digitale Lernplattform mit ihren kostenfreien Kursen zwischen fünf und 90 Minuten. Bei stets hohem Qualitätsanspruch kommen die Inhalte aus unterschiedlichen Sparten und dadurch ganz verschiedenen Themen. Projektmanagerin Anna Schöpf brennt für ihr Feld: „Mir gefällt der multimediale Ansatz: Ein eLearning kann Videoclips, Audioaufnahmen, Illustrationen, Fotos und Textelemente vereinen.“ Als Produzentin ebenso wie als Nutzerin schätzt sie „die kreative Freiheit im Bereich eLearning.“

Frei wählbar sind dabei für die Kursteilnehmer*innen auch Zeitpunkt und Tempo. Dieses selbst bestimmte Lernen und sich Wissen aneignen gehört zum modernen Bildungsauftrag. So wächst der Kurskatalog stetig an. Zu den 2025 geplanten Neuerscheinungen auf der digitalen Lernplattform zählen die Kurse „Klettersteig“, „Gletscherkunde“, „Alpenkonvention“ und die Reihe „Erste Hilfe & Notfallmanagement“.

Gerade veröffentlicht ist „Klimafreundlich auf Tour“. Immer anwendbar, sei es im Spätsommer oder in der schneereichen Zeit. Sehr anschaulich und ohne erhobenen Zeigefinger erfährt man, wie leicht es ist, auf klimafreundliche Art in die Natur und Berge zu gelangen. Ebenfalls noch 2024 kommen ein eLearning zur „Treibhaus-Bilanzierung“ und eines zu „Antisemitismus im Alpenverein“ heraus. Interessierte können das gesamte Kursrepertoire unter eLearning. alpenverein-akademie.at kostenfrei belegen und sich so digital neues Wissen aneignen. Egal wo und wann.

Unser Motto: „Einfach mal machen!“

Ein Filmprojekt vom Netzwerk Inklusion. S

Gerade musste ich schmunzeln, als ich meine ersten Notizen zu unserem Filmprojekt vom Netzwerk Inklusion durchgesehen habe – „Einfach mal machen!“ hatte ich damals aufgeschrieben. Das ist der Satz, der uns nicht nur bei den Dreharbeiten begleitet hat, sondern den wir auch unseren Zuschauer*innen vermitteln möchten.

Es ist die Erzählung einer Reise durch Österreich, mitten ins Geschehen und zu verschiedenen Persönlichkeiten in unserem Verein.

Ein Tag im Schnee mit der Sektion Kirchdorf a. d. Krems. Das Bild wurde im Skigebiet Hinterstoder aufgenommen.

Foto: Franz Walter

Der Film zeigt in berührenden und inspirierenden Bildern, was in den Sektionen des Österreichischen Alpenvereins bereits alles gelingt und wie Inklusion dort gelebt wird. Was es dafür braucht? Freude am Tun, Mut, Offenheit, Kreativität, Ausdauer und Humor. Wenn viele Menschen mit diesen Eigenschaften zusammenkommen, kann Großartiges entstehen!

Das zeigen unsere Protagonist*innen! Es ist die Erzählung einer Reise durch Österreich, mitten ins Geschehen und zu verschiedenen Persönlichkeiten in unserem Verein. Filmemacher Franz Walter, der schon die „Tage draußen!“Filme produziert hat, bekam vom Netzwerk Inklusion den Auftrag, einen fröhlichen und inspirierenden Film über Inklusion im Alpenverein zu drehen. Bevor der Film über unsere Medien, und darüber hinaus, veröffentlicht wird, feiern wir beim Netzwerktreffen Inklusion im September die Premiere – nämlich mit den Menschen, um die es in dem Film geht. Wir hoffen, mit unseren Geschichten aus der Praxis viele Menschen zu inspirieren, sich die Gestaltung inklusiver Angebote zuzutrauen und einfach mal zu machen!

Solveig Meier ist in der Alpenvereinsjugend für das Thema Inklusion verantwortlich.

Der Trailer zum Film ist hier zu finden: alpenvereinsjugend.at/ ueber-uns/inklusion

Riskantes Spiel –„Es kitzelt in meinem Bauch …“

Kinder wissen, wann sie ein Risiko eingehen, also fokussieren sie sich darauf, damit umzugehen. Tatsächlich zeigen meine Beobachtungen, dass die meisten gefährlichen Situationen dann entstehen, wenn ein Erwachsener versucht hat, ein Kind zu unterbrechen.

Wenn sie zum Beispiel einen Baum hochklettern, konzentrieren sie sich auf ihre Bewegung. Sie fragen sich, ob sie ihr Gewicht auf einen Ast setzen können oder ob er dann bricht.

Alpenvereinsjugend

eLearning-Kurs

Handlungsempfehlungen Kinderschutz

Neben aktuellen Beiträgen aus dem DREI D Magazin der Alpenvereinsjugend rund um Jugendarbeit, Bergsport, Naturschutz und Inklusion finden hier alle Interessierten und Funktionär*innen praktische Tipps & Tricks für die Sektionsarbeit, kreative Spieleideen, frische Rezepte zum Nachkochen, die Abenteuer des Junge Alpinisten TEAM und vieles mehr! — alpenvereinsjugend.blog

Der neue E-Learning-Kurs zu Kinderschutz und Gewaltprävention der AlpenvereinAkademie ist online. Dieser soll Jugendfunktionär*innen zur Sensibilisierung und Schulung dienen. Darüber hinaus steht er auch allen Interessierten offen. Derzeit wird an Handlungsempfehlungen in Bezug auf Kinderschutz und Gewaltprävention gearbeitet, welche die Umsetzung in der Praxis erleichtern sollen. Online ab September 2024.  — alpenvereinsjugend.at/ kinderschutz/intern

Auf einmal wird dieser „Flow“ durch einen Erwachsenen unterbrochen, der vom Boden aus ruft: „Sei vorsichtig, fall nicht runter!“ Genau in diesem Moment verlieren sie ihre Konzentration und die Sache kann gefährlich werden. Nur aufgrund der Angst der Erwachsenen, nicht wegen ihrer eigenen Angst. Auszug aus dem Interview mit Ellen Sandseter über „risky play“ alpenvereinsjugend. blog/ein-interviewueber-risky-play/

Ausbildung Jugend- und Familiengruppenleiter*in 2025

Die neuen Termine für die Jugendleiter- und Familiengruppenleiter*innenausbildung sind online. Gleich anmelden! Spoiler: Die Ausbildung ist seit 2024 kürzer und frischer und bietet mehr Spielideen und Methoden! — alpenvereinsjugend.at/ ausbildung

Wer durch das Platzertal auf 2.300 Meter Seehöhe wandert, hört wenig. Dieser Ort erlaubt es Mensch und Tier, noch ganz bei sich zu sein. Da rauscht kein Verkehr und auch sonst lenkt nichts ab. Leise vernimmt man lediglich ein sanftes Plätschern. Hier ist alles im Fluss. Noch.

Denn das Naturidyll in den Ötztaler Alpen, tief hinten am Gemeindegebiet von Pfunds, soll dem Ausbau des Kraftwerks Kaunertal weichen. Die Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) plant, im Platzertal einen Speichersee mit einem Volumen von 42 Millionen Kubikmeter Wasser zu errichten. Mit weiteren Überleitungen aus dem hinteren Ötztal in den bestehenden Speicher Gepatsch und einem neuen Pumpspeicherkraftwerk soll die mittlere Jahresarbeit der Kraftwerksgruppe um 886 GWh gesteigert werden.

So stand es in der anfänglichen Projektbeschreibung. Nach massiven Widerständen der lokalen Bevölkerung im Ötztal und einem Volksentscheid von 96,19 Prozent gegen die Ableitungen aus Gurgler und Venter Ache – beides Ötztal – legte der Landesenergieversorger einen Teil des Vorhabens auf Eis. Man konzentriere sich vorerst auf das neue Pumpspeicherkraftwerk Versetz-Platzertal am Fuße des Speicherdamms Gepatsch und den Oberstufenspeicher im Platzertal, hieß es zu Beginn des Sommers. Bis Oktober wird die Tiwag ihren finalen UVP-Antrag (UVP = Umweltverträglichkeitsprüfung) an die Behörde liefern. Dann entscheidet sich, was mehr wiegt: die Interessen der Natur oder energiewirtschaftliche Nutzungsansprüche.

Für die alpinen Vereine steht seit Langem fest, dass ein Ausbau weder ökologisch vertretbar noch alternativlos ist. In einem breiten Schulterschluss mit lokalen Bürgerinitiativen und Naturschutzorganisationen wie dem WWF und Global 2000 bekräftigten Österreichischer Alpenverein, Deutscher Alpenverein und der Alpenverein Südtirol im Juni ihre Kritik an dem energiewirtschaftlichen Megaprojekt. „Klima- und Artenschutz müssen Hand in Hand gehen“, fordert Alpenvereinspräsident Wolfgang Schnabl. „Das Projekt aber ist auf einem Auge blind und muss deshalb unverzüglich gestoppt werden.“ Nicht nur würden 6,5 Hektar hochalpine

Noch plätschert das Wasser

Im Tiroler Platzertal soll die nächste alpine Großbaustelle entstehen. Der Österreichische Alpenverein übt seit Langem Kritik an den Plänen der Tiwag.

Ist das Kraftwerksprojekt alternativlos?

Moorflächen durch den Ausbau unwiederbringlich verlorengehen, auch die wirtschaftliche Rentabilität der Anlagen ist alles andere als eindeutig.

Die zentrale Frage lautet: Ist es das wert?

Antwort findet, wer einige Täler weiter ins hintere Längental blickt. Noch vor fünf Jahren wurde dort dieselbe Diskussion geführt. Wollen wir ein unberührtes Hochgebirgstal für den Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung opfern? Benötigt die Kraftwerksgruppe SellrainSilz einen weiteren Speichersee dieser Dimension? Obwohl die Kritik deutlich ausfiel, gab der Verwaltungsgerichtshof

¡ nfo Kraftwerksausbau in Zahlen

Bereits seit 2006 plant die Tiroler Wasserkraft AG die Erweiterung eines der größten Speicherkraftwerke Österreichs im Kaunertal. Vor zwölf Jahren wurde für das zwei Milliarden Euro teure Ausbauvorhaben die UVP beantragt. Lange lagen die Pläne jedoch aufgrund von Streitigkeiten um das Ötztaler Wasser auf Eis. 2022 äußerten 31 Organisationen (darunter Österreichischer und Deutscher Alpenverein) sowie elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Kaunertal-Erklärung ihre Bedenken zum Ausbau des Kraftwerks. 2023 wurden die Pläne erneut zur UVP eingereicht, letzte Änderungen im Antrag soll die Tiwag bis Oktober vorlegen. Schon jetzt umfasst der Akt mehr als 20.000 Seiten.

Weitere Infos zur Kaunertal-Erklärung und zur Petition unter diesem QR-Code.

schließlich grünes Licht. Seit 2021 wird im Längental nun gebaggert und gesprengt. Aktuell laufen die Arbeiten am 113 Meter hohen Steinschüttdamm, für das Wasser aus dem hinteren Stubaital wird 25 Kilometer quer durch den Berg gegraben. 2026 soll die Erweiterung in Betrieb gehen, die Anlage dann gesamt 750 GWh elektrische Energie im Jahr liefern.

Das Längental aber ist nicht wiederzuerkennen. Und der Tiroler Energiewirtschaftsexperte Jürgen Neubarth stellt bereits bei der Projektierung infrage, ob die Anlagenkonfiguration optimal bemessen ist: „Mit der Speichergröße im Längental ließe sich wesentlich mehr Leistung realisieren. Wird schon ein ganzes Gebirgstal geflutet, sollte auch das Maximum an flexibler Erzeugung herausschauen.“ In einer neuerlichen Studie im Auftrag des WWF kommt er zum Schluss: Österreich und speziell Tirol verfügen im europäischen Vergleich bereits über sehr hohe Pumpspeicherkapazitäten. Nicht jeder potenzielle Standort müsse folglich zur

Bestand (Auswahl)

Wehranlage Wasserleitung

Kraftwerk

Staudamm

Ausbau

Erhöhung Wehranlage Wasserfassung

Wasserleitung

Kraftwerk

Extreme Schwallbelastung

Tunnel für Baufahrzeuge

Staudamm

Neue Restwasserstrecke

Betroffene Schutzgebiete

Wahrung der Netz- und Systemstabilität zwingend genutzt werden. Außerdem stellen Pumpspeicher nicht die einzige Möglichkeit dar, Energie effizient zwischenzuspeichern. Auch Batteriespeicher spielen im Wettbewerb der Speicheroptionen eine immer wichtigere Rolle. Die Flutung des Platzertals hält er gar für vermeidbar, „wenn etwa die bestehenden Pumpspeicherkapazitäten von Sellrain-Silz erhöht würden“.

Es geht auch anders

Beispiele aus Bundesländern wie Vorarlberg (Vermunt) und Salzburg (Kaprun) zeigen, dass der Ausbau auch naturschonend funktionieren kann, wenn zusätzliche Pumpspeicher dort errichtet werden, wo bereits zwei Speicherseen vorhanden sind. Neubarth plädiert daher für eine Gesamtbetrachtung des heimischen Energiesystems: „In einer Variantenprüfung dürfen nicht ausschließlich die Interessen eines Energieversorgungsunternehmens gesehen werden. >

>

Auch die gesellschaftliche Akzeptanz, Naturschutz, Raumordnung und Tourismus haben einen gewichtigen Stellenwert.“

Die Tiwag argumentiert ihr Prestigeprojekt im Kaunertal konsequent mit dem öffentlichen Interesse an einer sicheren Energiezukunft und der nachhaltigen Energiewende, „nicht nur in Tirol, sondern auch in Österreich und Europa“. Dafür brauche es flexible Speicherkapazitäten, die Schwankungen von Wind- und Sonnenenergie ausgleichen. Es wird vorgerechnet: Durch die Erweiterung könnten in Tirol jährlich mindestens 300.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Dieselbe Menge würde ausgestoßen, wenn die gleiche Menge Strom in einem Gaskraftwerk erzeugt würde.

Was nicht so klar gesagt wird: Tirol kann seinen Strombedarf derzeit mit jahreszeitlichen Schwankungen annähernd selbst aus erneuerbaren Quellen decken. Die Staustufe im Platzertal würde vorrangig der Netzstabilisierung im europäischen Verbund dienen, aber keinen grünen Strom für Tirol liefern.

Natur lässt sich nicht ausgleichen.

Beim Abtragen von Moorflächen werden dagegen große Mengen CO2 aus Torfböden freigesetzt. Die einzigartigen Ökosysteme sind über Jahrhunderte, im Hochgebirge über Jahrtausende, gewachsen und lassen

Der Staudamm Gepatschspeicher des Kraftwerks Kaunertal.

¡ nfo Wie funktioniert ein Pumpspeicherkraftwerk?

Ein Pumpspeicherkraftwerk besteht aus zwei Wasserbecken, die auf unterschiedlichen Höhen liegen. Wasser wird durch elektrische Pumpen in den oberen Speicher gehoben und dort quasi gelagert, um später wieder zur Stromerzeugung benutzt zu werden. In dem oberen Becken wird somit Energie gespeichert, die durch Ablassen des Wassers in das untere Becken wiedergewonnen werden kann, weil das Wasser beim Abfluss Turbinen antreibt, die elektrische Energie produzieren. Pumpspeicherkraftwerke haben aus technischer Sicht einige Vorteile, sind aber leider aufgrund des massiven Landschaftsverbrauchs vor allem in alpinen Hochlagen, der damit einhergeht, sehr problematisch.

sich nur schwer nachbilden. Ausgleichsmaßnahmen wie Vernässungen, die die Tiwag im direkten Umfeld des Platzertaler Speichers umsetzen will, sind gut gemeint, können den Schaden aber nicht wettmachen. „Es müsste schon ein räumlicher, zeitlicher und funktionaler Zusammenhang der Biotope gegeben sein. Das ist im Hochgebirge schlicht unrealistisch“, sagt der Tiroler Umweltanwalt Johannes Kostenzer. Vor dem Hintergrund, dass bereits 90 Prozent der heimischen Moor- und Feuchtgebiete in einem ökologisch schlechten Zustand sind, sei die Flutung des Platzertals unverantwortlich. „Alpine Hochtäler sind einzigartige Biohotspots. Die Realisierung des Projekts würde nicht nur einen immensen ökologischen Verlust bedeuten, sondern auch unseren Klimaschutzbemühungen zuwiderlaufen.“

Bis 2029 strebt der Landesenergieversorger einen rechtskräftigen Teilbescheid für das Vorhaben an. Der öffentliche Widerstand wird indes täglich größer. Die Tiwag (übrigens zu 100 Prozent im Eigentum des Landes Tirol) wird sich wohl auch im Verfahren auf Gegenwind einstellen müssen. Die Petition „Platzertal bleibt! Stoppt den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal“ zählt im Juni bereits 50.000 Unterschriften. Denn: Wasser bewegt.

Theresa Girardi ist Journalistin in Innsbruck.

Foto: WWF/Sebastian Fröhlich

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Das neue Jahresprogramm ist da! Die Alpenverein-Akademie bietet Seminare und Workshops, Aus- und Weiterbildungen bis hin zu zertifizierten Lehrgängen, persönlich und auch digital. Immer mit dabei: Der hohe Qualitätsanspruch und die nachhaltige Freude in, an und mit der Natur.

Das Jahresprogramm 2024/25 der Alpenverein-Akademie ist online! Unter einem Dach vereint stehen Bildungsangebote aus Naturschutz, Bergsport, Jugend, Öffentlichkeitsarbeit, Vereinswesen, Hütten und Wege.

An die 550 qualitätsstarke Veranstaltungen der neuen Saison sind jetzt auf alpenverein-akademie.at buchbar. Grundlage oder Tiefgang, Neuheit oder Etabliertes, konkret, still oder actionreich – auch für Sie ist das Passende dabei!

Führend am Ausbildungssektor: Führen & Leiten

In 14 Kategorien und vielen Sportarten gibt es hier die alpine und pädagogische Qualifikation für das Führen und Leiten von Gruppen: von vorbereitenden alpinsportlichen GetReady Kursen bis hin zur Instruktor*in Ausbildung, von erlebnisorientierten Seminaren, SicherAmBerg-Kursen über Erste Hilfe & Notfallmanagement bis zu Naturwissen & RespektAmBerg.

Bergsport & Gesundheit

bietet wertvolle Kurse von „Natur und Resilienz“ über „Wandern als Gesundheitsförderung im Alter“ bis zu „Schneeschuhwandern & Yoga“ an und erweitert damit den eigenen Horizont. Die Seminare sind für alle Interessierten offen!

Alpin, Naturschutz, Erlebnis: Renommierte Lehrgänge

Alpinpädagogik mit Schwerpunkt Jugend, Inklusion oder Kinder & Familie nimmt im umfassenden Bildungsangebot der Alpenverein-Akademie eine wichtige Stellung ein. Zertifiziert mit aufZAQ und im NQR auf Level IV geführt erfolgt der Einstieg fließend – einfach anfangen, wann es passt. Das geht auch beim Naturschutzlehrgang. Erlebnispädagogik/Erlebnistherapie kommt mit viel Erfahrung ins 30. Ausbildungsjahr und startet jeweils im Mai mit „Gruppe-Ich-Natur“ im Bergsteigerdorf Weißbach bei Lofer.

Inklusion

Die Bildungsangebote der Alpenverein-Akademie stehen allen offen, selbstverständlich auch Menschen mit Beeinträchtigung, Handicap oder Behinderung. Voraussetzung ist die mentale und körperliche Möglichkeit dem jeweiligen Inhalt des Kurses zu folgen. Ganz neu im Repertoire sind die Seminare Wintererlebnis inklusiv und Sommererlebnis inklusiv, die speziell auf Inklusion ausgerichtet sind.

S USa NN e G URS ch L e R Kulturjournalistin und Sachbuchautorin

Annie Proulx Moorland.

Plädoyer für eine gefährdete Landschaft

Schon als ich Robin Wall Kimmerers Buch

Das Sammeln von Moos. Eine Geschichte von Natur und Kultur (Matthes & Seitz, Naturkunden) für die erste Auslese des Jahres besprach (Bergauf #1.2024), lag Moorland. Plädoyer für eine gefährdete Landschaft von Annie Proulx auf dem Lesestapel. Sie gehört nicht nur zu den renommiertesten USamerikanischen Schriftstellerinnen, sie engagiert sich auch als Umweltschützerin. Mehr als verheißungsvoll daher ein Buch aus ihrer Feder, das sich dem Thema Moore widmet. Wie kaum ein anderes Ökosystem sind Feuchtgebiete und Sümpfe mit Mythen und Sagen, mit Grusel, ja sogar Ekel überfrachtet. Nicht zuletzt die Literatur hat dazu beigetragen, Moore mit Horrorvorstellungen zu verknüpfen. Man denke nur an „Der Hund von Baskerville“ von Arthur Conan Doyle. Keine Frage, Moore sind unwirtliche Regionen und wenig wundert es, dass die Menschen seit jeher danach trachteten, diese Orte trockenzulegen. Der Raubbau an diesem Ökosystem rächt sich mittlerweile: Moore fungieren hervorragend als CO2-Speicher und sind daher ein wichtiger „Partner“, um dem Treibhauseffekt zu begegnen, den wir Menschen verursachen.

Annie Proulx hat sich der Rettung von Nieder-, Hoch- und Waldmooren verschrieben.

Dafür geht sie in Moorland. Plädoyer für eine gefährdete Landschaft weit zurück in die Ge-

schichte, durchstreift den Teutoburger Wald, das „heilige große Moor“ der Germanen, besucht die Torfmoore Englands, die Feuchtgebiete an der Hudson Bay in Kanada oder die Sümpfe Floridas. Eindrücklich erzählt sie von der Faszination dieser Strukturen, die menschen-, aber nicht lebensfeindlich sind, und rückt dabei auch das Leben jener Menschen in den Fokus, die in Moornähe lebten. Seit jeher gelten sie als unzivilisierte Außenseiter – wobei sie tatsächlich eine geringere Lebenserwartung hatten, nicht zuletzt wegen der hohen Feuchtigkeit, der üblen Dünste und Krankheiten wie Malaria, die hier verstärkt auftraten. Ebenso widmet sich die Schriftstellerin den Moorleichen, die immer wieder zutage traten (und treten) und wissenschaftlich von enormer Bedeutung sind. Denn das Ambiente konserviert sie nahezu perfekt.

Die Autorin lässt keine Zweifel daran, dass sie auf Seiten der Renaturierung von Mooren steht, dafür eintritt, die fragilen Systeme weltweit zu schützen, gefährdete wieder zu beleben, fast zerstörte zu benässen. Ihr Buch will Menschen für diesen faszinierenden Lebensraum gewinnen. Denn: „Es ist eine Tatsache, dass der Verlust natürlicher Orte und das Vergessen des dazugehörigen Vokabulars im Lauf der letzten hundert Jahre immer schneller vorangeschritten sind.“ Umso wichtiger ist es, dass die Menschen wieder ein interessiertes,

positives und respektvolles Verhältnis zur Natur erlangen. Mit Moorland. Plädoyer für eine gefährdete Landschaft trägt Annie Proulx zu einem besseren Verständnis bei. Von der Zeitschrift „The New Yorker“ zum besten Buch des Jahres erklärt, erreichte es eine breite Öffentlichkeit. Dasselbe möge auch auf dem europäischen Kontinent gelingen. Wer dieses Buch liest, erfährt viel rund ums Moor, bekommt einen spannenden kulturhistorischen Einblick und wird sein Verhältnis zu Moorlandschaften und Feuchtgebieten grundlegend überdenken.

Janine Wenzel Wandern für die Seele. Wohlfühlwege Steiermark

Spaziert man in einer Buchhandlung durch die Abteilung Reise- und Wanderführer, ist ein Trend unübersehbar: Es häufen sich „emotional gestaltete“ Bücher, die besondere, außergewöhnliche Erlebnisse in freier Natur versprechen: lauter heilsame Glückspfade für die Harmonisierung der Seele, das innere Gleichgewicht. Nicht selten beschleicht einen beim Blättern das Gefühl, dass der Optimierungswahn auch diesen Lebensbereich zunehmend dominiert. Gleich drei erfolgreiche Reihen auf dem Sektor „emotionale Gestaltung“ hat der Düsseldorfer Droste Ver-

Bergauf

Droste

lag etabliert, sie heißen „Glückorte“, „Radeln für die Seele“ und „Wandern für die Seele“. Letztere umfasst mittlerweile über 70 Titel, darunter Wandern für die Seele. Wohlfühlwege in der Steiermark der Reisebloggerin Janine Wenzel. Nicht weniger als „die entspannendsten Wanderungen der Steiermark“ verspricht der Klappentext. Wobei die Touren nach den Bedürfnissen Auszeit, Panorama, Verwöhnen, Entschleunigung und Erfrischung geordnet sind. Für jede Gefühlslage also das passende Naturerlebnis. Sei’s drum: Natur ist immer ein Erlebnis! Wenn’s also dem Seelenfrieden dient: Rein in die Wanderschuhe und raus an die frische Luft! Sterne gibt’s im Buch für Entspannung, Genuss und Romantik. Infos zu Anreise, Einkehrtipps und Sehenswürdigkeiten dürfen klarerweise nicht fehlen. Zwanzig Wanderungen stehen insgesamt zur Auswahl. Wem die Struktur der Reihe gefällt: Wie bereits erwähnt, Wandern für die Seele gibt es für über 70 Regionen.

Claudia Schallauer Sehnsucht Weitwandern. Verlockende Fernwege in Österreich

Und weiter zum nächsten Trend: Weitwandern boomt! In manchen Regionen derart

stark, dass die Hüttenwirtinnen und -wirte kaum noch wissen, wohin mit den Anfragen. Auch dieser Sehnsucht widmen sich längst alle bekannten Reise- und Wanderverlage. Wenn Claudia Schallauer „verlockende Fernwege in Österreich“ vorstellt, darf man dennoch aufhorchen. Als langjährige Tourenführerin des Österreichischen Alpenvereins weiß sie, worauf es ankommt. Fünf Jahre war sie weitwandernd unterwegs, 1.000 Kilometer und 45 000 Höhenmeter hat sie zurückgelegt und ihre Erfahrungen in Sehnsucht Weitwandern. Ver lockende Fernwege in Österreich gepackt.

Tipps für eine gute Organisation, eine umsichtige Planung samt Packliste und wichtige Anregungen für unterwegs (Stichwort Sicherheit) werden gleich am Anfang des Buches übersichtlich dargestellt. Dieses soll, wie Schallauer vermerkt, eine Entscheidungshilfe sein. Gilt es doch möglichst vor Antritt des Abenteuers zu klären, was man sich vom Weitwandern erhofft, welche Form des Weitwanderns den eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht – und welche nicht. Drei Trails stellt Schallauer im Detail vor: den Luchstrail, den HoheTauern-Panorama-Trail und den Lebensweg. Sie umfassen elf bis siebzehn Etappen.

Einsteigerinnen und Einsteigern empfiehlt sie die vierte Tour, den Johannesweg. Hier können Interessierte feststellen, wie es nach drei, vier Tagen mit der Motivation und der Kondition ausschaut, wie es um Bergschuhe und Füße steht. Somit ist das Buch darauf ausgelegt, die Sehnsucht Weitwandern bei Einsteigerinnen wie Geübten zu stillen.

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6-mal im Jahr alpine Lebensfreude spüren. ÖAV- & AVS-Mitglieder bestellen das Bergwelten-Abo nicht nur zum Sonderpreis, sondern bekommen auch das Buch „Unsere schönsten Bergseen –50 Seenwanderungen in Österreichs Bergwelt“ als Geschenk dazu.

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Der Bergmaler Carl Brizzi

IVor einem Jahr schenkte die Familie Pischl aus Telfs dem Alpenverein ein großes Ötztaler Kreuzspitz-Panorama und weitere Aquarelle von Carl Brizzi. Ein guter Anlass, Leben und Schaffen des Künstlers neu zu bewerten.

mIchae L G UGG e NB e RG e R

m Sommer 1868 erhält der Münchner Landschaftsmaler Carl Brizzi (1822–1878) von Franz Senn, dem Kuraten von Vent, einen monumentalen Auftrag. Er soll ein 360-Grad-Panorama von der Ötztaler Kreuzspitze aus anfertigen: „Wahrlich! Nirgends in der Welt liegt eine solche Gletscherwelt um den Fuß einer Spitze ausgebreitet wie hier“, schwelgt der Priester selbst begeistert vom Ausblick. Ihm schwebt eine naturgetreu gemalte Rundumsicht, farbig gedruckt, vor, die jedem Touristen bei der Orientierung hilft – und mit dem Erlös möchte er die durch seine alpine Erschließungstätigkeit erwachsenen Schulden begleichen. Damit der Künstler schon vor Sonnenaufgang am Gipfel sein und den Tag für seine Studien voll nützen kann, lässt ihm Senn am sogenannten Saum bzw. „Kreuzspitzboden“ eine einfache Steinhütte, Brizzi-Hütte genannt, errichten.

Carl Brizzi, Sohn eines berühmten Opernsängers, schreitet sogleich leidenschaftlich zur Tat, mit der ihm eigenen Darstellungsweise, aber deutlichen Zugeständnissen an den Auftraggeber. Das Ergebnis ist großartig, dennoch stellt es Senn nicht zufrieden, weil ihm die Wiedergabe der Berge und Gletscher nicht naturalistisch genug ist. Senn vergibt den Auftrag daher neu und Brizzi muss um seinen Ruf bangen, um seinen Lohn kämpfen. Schuldlos ohne Publikation dastehend nimmt nun der Maler die Sache selbst in die Hand, indem er einen umfassenden Reiseführer über die Ötztaler Alpen verfasst, der neben der Rundumsicht auch zahlreiche weitere Abbildungen enthalten soll. Sein Manuskript dazu, in der Fassung von 1873 inklusive Kreuzspitz-Panorama A (4,14 m auf 23,2 cm) und 24 weiteren Originalaquarellen mit Ansichten aus der >

Brizzi schreitet sogleich leidenschaftlich zur Tat, mit der ihm eigenen Darstellungsweise, aber deutlichen Zugeständnissen an den Auftraggeber.

25.09. WÖRGL

19:30 | KLETTERHALLE

23.10. INNSBRUCK

19:30 | METROPOL KINO

24.10. SALZBURG

20:15 | MOZARTKINO

25.10. GRAZ

19:00 | SCHUBERT KINO

26.10. WIEN

15:00 & 19:00 | VHS WIENER URANIA

Gegend, befindet sich dank großzügiger Schenkung der Familie Pischl aus Telfs seit April 2023 im ÖAV-Museum/Archiv. Die Übergabe kam auf Initiative von Rupert Pischl kurz vor dessen Tod zustande. Alles zusammen dürfte vor hundert Jahren bei der Erwerbung des „Hotel Vent“, des ehemaligen Widums, durch dessen Großvater Rudolf  Pischl sen. in Familienbesitz übergegangen sein.

Die Rundumsicht von der Kreuzspitze arbeitet Brizzi zudem in zwei alternativen Versionen (B und C) aus und er fertigt weitere Ötztaler Panoramen im Aquarellstil an, diesmal jedoch ganz nach seiner impressionistischen Art und Weise: Kreuzspitz-Panorama B war vor über hundert Jahren im Alpinen Museum in München ausgestellt und befindet sich – wiederentdeckt – ebenfalls im Besitz des Österreichischen Alpenvereins (siehe dazu Im

Literaturt ¡ pp

Mehr zu Leben und Schaffen von Carl Brizzi im neuen Alpenvereinsjahrbuch BERG 2025, bald erhältlich bei Ihrer Alpenvereinssektion:

Schaukasten, Teil 44). Kreuzspitz-Panorama C ist derzeit nur in historischen Fotos greifbar, ebenso wie weitere Bergpanoramen des Künstlers. Hier gibt Carl Brizzi, der phasenweise auch mit „Charles“ Brizzi signiert, die alpine Landschaft in all der Intensität wieder, mit der er sie fühlt und begreift. Sein Verzicht auf Naturalismus zugunsten intensiver Stimmungen, mit denen er selbst die unbelebte Natur zum Leben erweckt und geradezu personifiziert, tritt uneingeschränkt hervor. Doch auch über Malerei und Literatur hinaus engagiert sich Brizzi, er hat visionäre Ideen in Bezug auf den Alpenverein …

Michael Guggenberger ist im Archiv des Österreichischen Alpenvereins tätig.

Der andere Blick. Carl Brizzi, unverstandener Bergmaler

Noch ein Brizzi …

Eine weitere Version des Panoramas der Kreuzspitze des Münchner Kunstmalers und Alpinisten Carl Brizzi. Im Schaukasten, Teil 44

v e RONIK a Ra Ich  Alpenverein-Museum

Ein atemberaubender Anblick: Staunend und fasziniert gleitet das Auge über zahllose majestätisch in den Himmel ragende weiße Berggipfel. Eine wildwuchtige Gletscherwelt breitet sich vor dem Auge des Betrachters aus und Gletscherzungen schlängeln sich durch schroffes Felsgelände in die Tiefe. Trotz monochrom nachtblauem Himmel taucht die Spätsommersonne die Landschaft in sattes warmes Licht. Die Lebendigkeit der Farb- und Formgestaltung verleiht der Landschaft Tiefe und Erhabenheit zugleich. Das Panorama zeigt eine unberührte wilde hochalpine Welt. Einzig das Vermessungszeichen in der Bildmitte zeugt von Spuren der Zivilisation.

Dieses hier gezeigte Kreuzspitz-Panorama B (um 1869/70, Gesamtmaß 26 × 286,6 cm) von Carl Brizzi

(1822–1878) ist für uns quasi eine Neuentdeckung in unseren Sammlungen: Immer schon dagewesen, oft betrachtet und bestaunt wegen seiner außergewöhnlichen Gestaltung und Darstellung konnten wir es keinem Künstler zuordnen, bis wir letzten Sommer eine opulente Ausarbeitung der Rundumsicht (Kreuzspitz-Panorama A) als Schenkung der Familie Pischl in Empfang nehmen durften. Der Vergleich der beiden Panoramen ließ uns jubeln, denn das hier gezeigte entpuppte sich – endlich – als alternative Version, vielleicht Vorwerk des anderen.

Brizzis Kreuzspitz-Panorama B war bereits in der Ausstellung des neueröffneten Alpinen Museums in München 1911 zu sehen und war später – unbeschriftet –in Vergessenheit geraten.

Croda da Lago vom Creppa-Tunnel bei Cortina d’Ampezzo aus gesehen. Aus dem Fotoalbum von Linde und Felix Schebrak, Sommer 1960.

Tunnelblick auf die Berge

Über eine berühmte Ansicht in den Ampezzaner Dolomiten Aus der Sammlung des Alpenverein-Museums, Teil 57 aN t ON hOL ze R

Die Trennlinie am Boden zwischen Licht und Schatten ist scharf gezogen. Innen: Dunkel, außen: Helligkeit, Landschaft, Berge. Die Szene draußen ist durch den Felsen gerahmt, die Landschaft ist gewissermaßen herausgeschnitten aus dem Dunkel der Grotte. Der Blick aus dem Tunnel erzeugt eine Art Bühnenraum. Wie im Film oder im Theater bleiben die Betrachter im Dunkeln und blicken aus sicherer Distanz auf die Szene, die sich vor ihnen auftut. Mitten auf dieser Bühne ist ein Gebirgsstock zu sehen, der sich aus einem bewaldeten Unterbau heraushebt. Er ist genau mittig ins Bild gesetzt.

Fotos, Bergblumen, Hüttenstempel

Das Foto stammt aus einem Album aus der Sammlung von Linde und Felix Schebrak, die beide begeisterte Bergsteiger waren. Felix Schebrak (1917–2006) begann schon als junger Mann vor dem Zweiten Weltkrieg seine Bergtouren minutiös zu dokumentieren. Dasselbe gilt für die zahl-

reichen Bergunternehmungen, die er seit den 1950er-Jahren mit seiner Frau Linde (geb. Rieder, 1932–2022) unternahm. Die vielfältigen Bergerlebnisse, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken, sind in allen Details festgehalten: In insgesamt 13 Tourenbüchern aus dem Besitz des Tiroler Paares finden sich eingeklebte Fotografien vor allem aus den Ostalpen, dazwischen aber auch fotografische Reiseeindrücke von Urlaubsreisen ans Meer.

Diese gebundenen Konvolute enthalten aber weit mehr als nur Bilder: Sie dokumentieren das Freizeitleben zweier eng verbundener Personen in all seinen alltäglichen Facetten. Zwischen den Bildern finden sich auch Zeitungsartikel, Fahrkarten und sogar Todesanzeigen. Neben Eintrittstickets sind Kinderzeichnungen eingeheftet, neben Hüttenstempeln sind Briefe und getrocknete Bergblumen zu sehen, aber auch Beschwerdeschreiben und Gedichte sind in die Alben eingeheftet. All diese Mitbringsel, Fundstücke und Unterlagen sind inzwischen in das Archiv des

Österreichischen Alpenvereins übergegangen, mitsamt einer Vielzahl an weiteren „Objekten“ aus der Welt der Berge. Aus dem Besitz von Herrn und Frau Schebrak sind etwa historische Steigeisen und alte Skischuhe überliefert, Eispickel und Karabiner, Wanderstöcke und Harscheisen, eine Reepschnur und ein alter Rucksack, Mützen, Handschuhe und bestickte Stoffbeutel. Kaum etwas, das noch brauchbar war, wurde offenbar weggeworfen.

Bergtouren in den Ampezzaner Dolomiten

Doch zurück zu unserer Aufnahme. Wo genau wurde unser Foto aufgenommen? Das Bild ist nicht beschriftet, aber da es sich in einem Fotoalbum befindet, können wir bei genauerem Hinsehen doch einige Details herauslesen. Die Aufnahme stammt von einem Bergurlaub, der die beiden Alpinisten im August und September 1960 in die Ampezzaner Dolomiten führte. Im Tourenbuch sind unter anderem folgende Besteigungen notiert:

Bereits in den ersten Jahren der Dolomitenstraße wurde dieser Blick aus dem Tunnel häufig wiedergegeben.

Tofana, Monte Cristallo, Antelao, Sorapis, Croda da Lago, Campanile Innerkofler und Becco di Mezzodì.

Anfang September reiste das Paar ins Ortler-Gebiet weiter, denn weitere Fotos im Album stammen aus dieser Gegend. Unser Foto entstand in der Nähe von Cortina, die beiden Bergtouristen waren im Automobil auf der legendären Dolomitenstraße unterwegs, die von Cortina über mehrere Pässe bis nach Bozen führt. Ihre ersten Ausflüge ins Gebirge hatten sie noch auf dem Motorrad absolviert, später waren sie im eigenen Auto unterwegs, zunächst mit einem BMW 600, später mit einem VW Käfer und dann mit dem VW Golf.

Nicht erst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war diese Gebirgsstraße, die über spektakuläre Serpentinen bergauf und bergab und durch zahlreiche (unbeleuchtete) Tunnel führte, eine weitum bekannte touristische Landschaft. Die kurz vor dem Ersten Weltkrieg, nämlich im Jahr 1909, eröffnete und 109 Kilometer lange, von zahlreichen Kunstbauten und atemberaubenden Kehren geprägte Verbindungslinie entlang der damaligen österreichisch-italienischen Grenze wurde rasch zur Reise- und Schauroute zahlreicher Touristen, die ihre Sommerfrische und Bergurlaube in den Dolomiten verbrachten. Schon bald nach der Eröffnung etablierten sich kanonische Blickwinkel und Aussichtspunkte, die, in Ansichtskarten vieltausendfach gedruckt, in immer neuen Varianten reproduziert wurden. Auch unsere Szene folgt, so stellen wir bei genauerer Betrachtung fest, genau diesem Postkartenblick.

Fotopause: ein berühmtes Motiv im Blick

Dass Herr und Frau Schebrak gerade in der Nähe von Cortina, am Ausgang dieses Tunnels, eine kurze Fotopause einlegten, ist keineswegs ein Zufall. Bereits in den ersten Jahren der Dolomitenstraße wurde dieser Blick aus dem Tunnel häufig wiedergegeben. Zunächst tauchte er, wie erwähnt, auf Ansichtskarten auf, später, ab den 1920er-Jahren, fand er auch Eingang in die private Fotografie. Immer wurde die Kamera im Halbdunkel des ausgehöhlten Berges positioniert, immer tat sich vor dem Dunkel die majestätische Berglandschaft auf. Nur die Details haben sich im Laufe der Jahrzehnte geändert. Irgendwann wurde die Straße asphaltiert. Wenn wir die Tunnelbilder in diesem Straßenabschnitt Jahrzehnt für Jahrzehnt Revue passieren lassen, fällt weiters auf, dass sich auch die Vegetation am Tunnelausgang im Laufe der Jahrzehnte markant verändert hat, der Wald wurde immer dichter. Heute ist das berühmte 2.715 Meter hohe Gebirgsmassiv Croda da Lago aus dem Tunnel heraus nicht mehr zu sehen. Die Berge verschwinden vollkommen hinter den hochgewachsenen Bäumen. Nur der Tunnel selbst ist immer noch da, fast so wie vor über hundert Jahren, als er errichtet wurde. Spektakulär ist er immer noch, auch wenn er in Wirklichkeit nicht mehr als 30 Meter lang ist.

Dr. Anton Holzer ist Fotohistoriker, Ausstellungskurator und Herausgeber der Zeitschrift „Fotogeschichte“, er lebt in Wien. www.anton-holzer.at

vORS chaU

Heft # 5.2024

NOV ember/Dezember/Jä NN er/ f eber

Das letzte Bergauf des Jahres läutet traditionell den Winter ein. Dies geschieht mit Skitourenexperte a N dR ea S L e Rche R und seinem jährlichen Ski-, Bindungs- und Schuhtest. Passend dazu beschäftigt sich Naturschutzmitarbeiter f LORI a N KR e SS mit der Frage, wie reizvoll die Nutzung von Öffis in Bezug auf Überschreitungen sein kann. In den Tipps vom Bergsport geht es mit G e R ha R d mö SS me R zum Winterwandern, während da NI t OLLING e R auf 25 (!) Jahre risk’n’fun, das Ausbildungsprogramm der Alpenvereinsjugend für Freeride, Bike und Klettern, zurückblickt.

Noch einen Rückblick gibt es: ha NNO LOe W y , Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, nimmt den 100-jährigen Jahrestag des Ausschlusses der Sektion

Donauland zum Anlass, ein nicht so schönes Stück Geschichte des Alpenvereins genauer zu betrachten.

Bergauf #5.2024 erscheint Anfang November.

Rät S e L haft  Wo sind wir hier? Welchen zentralen und sehr markanten Berg suchen wir hier? Bergauf verlost fünf Karten unter den richtigen Antworten: Einfach bis 30.11.2024 E-Mail an gewinnspiel@alpenverein.at schicken! Alle Infos zum Gewinnspiel unter t1p.de/bergauf-raetsel

Beilagenhinweis: Einem Teil unserer Auflage liegen folgende Beilagen bei:

Fattoria La Vialla di G., A. e B. Lo Franco S.a.s, Via di Meliciano 26, 52100 Arezzo (AR), Italia; Tel.: +39 0575 1646 464, www.lavialla.com

Tourismusverband Region Graz, Messeplatz 1 / Messeturm, 8010 Graz; T: +43 316 8075-0, info@regiongraz.at, regiongraz.at

Bergauf. Mitgliedermagazin des Österreichischen Alpenvereins #4.2024, Jg. 79 (149)

Herausgeber und Medieninhaber: Österreichischer Alpenverein, Olympiastraße 37, 6020 Innsbruck Tel. +43/512/59547

www.alpenverein.at

ZVR-Zahl: 989190235

Chefredaktion: Mag. Evelin Stark, redaktion@alpenverein.at

Redaktionsbeirat: Präsident Dr. Wolfgang Schnabl, Generalsekretär Clemens Matt

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Druck: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG

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Die grundlegende Richtung des ÖAV-Mitgliedermagazins wird durch die Satzung des Österreichischen Alpenvereins bestimmt. Abgedruckte Beiträge geben die Meinung der Verfasser*innen wieder. Für unverlangte Sendungen wird keine Haftung übernommen. Retournierung nur gegen beiliegendes Rückporto. Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Adressänderungen bitte bei Ihrer Sektion bekanntgeben bzw. direkt unter mein.alpenverein.at ändern.

Beiträge in Bergauf sollen nach Möglichkeit geschlechterneutral formuliert oder die Schreibweise mit dem „Gender Star“ (Autor*in) verwendet werden. Bei Texten, deren Urheberschaft klar gekennzeichnet ist, liegt es in der Freiheit der Autor*innen, zu gendern oder nicht.

Gefördert durch die

EUROPEAN OUTDOOR FILM TOUR 2024

Eine Floßfahrt ins Ungewisse, Mountainbiken auf den Philippinen und Klettern in der Sierra Nevada –mit diesen und vielen weiteren spannenden Abenteuern kommt die EOFT ab Oktober 2024 in über 15 Städten österreichweit wieder zurück auf die große Leinwand.

To the Sea

Eine Floßfahrt durch die Wildnis

Mit einem Floß aus sechs Europaletten und acht leeren Kanistern paddeln Ben und Hugo aus London auf dem Vindelälven in Nordschweden Richtung Ostsee. Doch was als zweiwöchige Kaffeefahrt geplant war, läuft wegen Stromschnellen, Mückentornados und heftigen Gewittern bald aus dem Ruder.

Soundscape

Blindes Vertrauen beim Big-Wall-Klettern

Der blinde Kletterer Erik Weihenmayer klettert mit seinem Seilpartner Timmy O’Neill eine der imposantesten Wände in der Sierra Nevada. In „Soundscape“ zeigt er uns, wie sich die Schönheit der Natur begreifen lässt – mit allen Sinnen, die uns zur Verfügung stehen.

Cycle of Bayanihan

Zurück zu den philippinischen Wurzeln

Samantha Soriano ist auf der Suche nach ihren philippinischen Wurzeln. In „Cycle of Bayanihan“ besucht die Profimountainbikerin ihre Familie auf den Philippinen und wird dort auch von der wachsenden Mountainbike-Community mit offenen Armen empfangen.

Alle Infos zum Programm und Termine unter:

Gemeinsam Hütten und Wege retten!

Deine Unterschrift kann Berge versetzen!

Anstehende Großsanierungen bei teils 150 Jahre alten Schutzhütten, explodierende Baupreise im Hochgebirge und zunehmende Wegeschäden infolge der Klimakrise – diese finanzielle Last können die alpinen Vereine nicht mehr alleine schultern. Darum braucht es ein Notfallpaket der österreichischen Bundesregierung – jetzt unterschreiben!

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