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PUBLIC VALUE

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ZUM NEUEN ORF-ANGEBOT FÜR KINDER UND JUGENDLICHE 4 – PUBLIC VALUE-DIALOG KONRAD MITSCHKA, ORF PUBLIC VALUE

7 – DIVERSITÄT ALS NORMALFALL PROF.IN DR.IN MARTINA THIELE UND SASCHA THÜRMANN, M.A., UNIVERSITÄT TÜBINGEN

12 – AUFTRAG ZUM ORF-ANGEBOT FÜR KINDER UND JUGENDLICHE EINE ELEMENTARPÄDAGOGISCHE PERSPEKTIVE DIANA GRESSENBAUER, BA UND UNIV.-PROF. DR. LARS EICHEN, UNIVERSITÄT GRAZ

17 – STELLENWERT EINES INKLUSIVEN UND PARTIZIPATIVEN MEDIENANGEBOTES FÜR KINDER UND JUGENDLICHE JULIAN CHRISTIAN, RAFAEL HAIGERMOSER, BUNDESJUGENDVERTRETUNG

22 – HORIZONT ERWEITERN ELISABETH OMERZU, WIENER KINDERFREUNDE

24 – INKLUSIV DENKEN MARIA LODJN, SCHULGSCHICHTN

27 – VON DER IDEE BIS ZUR AUSSTRAHLUNG – WAS BRAUCHT DAS ZUKÜNFTIGE KINDER- UND JUGENDPROGRAMM IM ORF? RONJA KOK, PFADFINDER:INNEN ÖSTERREICH

30 – MEDIENBILDUNG VON KINDERN IM KONTEXT ÖFFENTLICH-RECHTLICHER MEDIENANGEBOTE DONAT KLINGESBERGER, MA, WIENER BILDUNGSSERVER

36 – KINDERRECHTE MÜSSEN INS SCHEINWERFERLICHT DSAIN DUNJA GHARWAL, MA & MAG. SEBASTIAN ÖHNER, KINDER- UND JUGENDANWALTSCHAFTEN ÖSTERREICHS

38 – EMPFEHLUNGEN FÜR QUALITÄTSVORSTELLUNGEN UND -ERWARTUNGEN VIKTORIA MIFFEK-POCK, MSC, EDUCARE

41 – GEDANKEN ZUR ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN QUALITÄT DES NEUEN KINDERPROGRAMMS AUS DISKRIMINIERUNGSSENSIBLER SICHT DR. IN SONIA ZAAFRANI, INITIATIVE FÜR EIN DISKRIMINIERUNGSFREIES BILDUNGSWESEN

43 – PARTIZIPATION FÜR DIE ZUKUNFT DIPL. SOZPÄD.IN CHRISTINE PIRIWE, „RAT AUF DRAHT“

48 – WIE ÖFFENTLICH-RECHTLICHE MEDIEN EINE KINDGERECHTE GESELLSCHAFT FÖRDERN JESSICA BRAUNEGGER, BA, KINDERBÜRO – DIE LOBBY FÜR MENSCHEN BIS 14


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DIE 5 QUALITÄTSDIMENSIONEN INDIVIDUELLER WERT

GESELLSCHAFTSWERT

ÖSTERREICHWERT

VERTRAUEN SERVICE UNTERHALTUNG WISSEN VERANTWORTUNG

VIELFALT ORIENTIERUNG INTEGRATION BÜRGERNÄHE KULTUR

IDENTITÄT WERTSCHÖPFUNG FÖDERALISMUS

INTERNATIONALER WERT

UNTERNEHMENSWERT

EUROPA-INTEGRATION GLOBALE PERSPEKTIVE

INNOVATION TRANSPARENZ KOMPETENZ

Public Value, die gemeinwohlorientierte Qualität der öffentlich-rechtlichen Medienleistung des ORF, wird in insgesamt 18 Kategorien dokumentiert, die zu fünf Qualitätsdimensionen zusammengefasst sind. Mehr dazu auf zukunft.ORF.at.

HERAUSGEBER UND HERSTELLER: Österreichischer Rundfunk, ORF Würzburggasse 30, 1136 Wien

DESIGN: ORF Marketing & Creation GmbH & Co KG FÜR DEN INHALT VERANTWORTLICH: ORF-Generaldirektion Public Value

1. Auflage, © ORF 2023 Reaktionen, Hinweise und Kritik bitte an: zukunft@ORF.at

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– gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse” des Österreichischen Umweltzeichens, ORF Druckerei, UW 1237


VORWORT

WAS IST „KINDER/GERECHT“? Programme für Kinder und Jugendliche haben für alle Medien eine besondere Bedeutung. Immerhin handelt es sich dabei um die nächste Generation, deren Mediennutzung über Erfolg oder Misserfolg, letzten Endes über Akzeptanz oder Irrelevanz am Medienmarkt entscheidet. Für öffentlichrechtliche Medien gelten jedoch zusätzlich substanzielle Qualitätskriterien. Angebote für Kinder und junge Menschen sollten nicht nur attraktiv und beliebt sein, sie müssen auch pädagogisch wertvoll, kindergerecht, gewalt- und werbefrei, den Jugendschutz berücksichtigend, Wissen vermittelnd sein und mit besonderer Aufmerksamkeit den Pflichtenkatalog des öffentlich-rechtlichen Auftrages – der Altersgruppe gemäß – erfüllen, und das bedeutet: Bildungsauftrag, Kulturauftrag, Förderung des demokratischen Zusammenlebens. Die Forderung danach ist schnell erhoben, in der Praxis der Medienproduktion stellt sie eine komplexe Herausforderung dar: Bildung darf für Kinder – im Fernsehen und Radio – wohl kaum mit dem „Zeigefinger daherkommen“, sie muss interessant, spannend und inspirierend sein, sie sollte neugierig machen und daher auch unterhaltend sein. Gerade in den Kinderprogrammen sollten auch die Negativeffekte der Internet-Kommunikation verhindert werden, über die alle zurecht klagen: Fake News, Filterblasen, Empörungsbewirtschaftung und Datenklau zur kommerziellen Verwertung. Zurecht wird von öffentlichrechtlichen Medien eine besondere Verantwortung abverlangt, zurecht sind sie angehalten, Qualitätskriterien nicht nur zu berücksichtigen, sondern als zentrale Orientierung in ihrer Medienproduktion umzusetzen. Doch was bedeutet Medienqualität für Kinder und junge Menschen? Diese Frage ist aktuell für den ORF von besonderer Bedeutung: Das ORF-Gesetz beauftragt den ORF mit einem an Minderjährige gerichtetes Fernsehprogramm. Basierend auf einem „Public Value-Dialog“, den der ORF in Vorbereitung des neuen Programmangebotes durchgeführt hat, skizzieren zahlreiche Expert:innen in der vorliegenden Ausgabe der „PUBLIC VALUE TEXTE“ ihre Ansprüche und Qualitätskriterien. Ihre Analysen stellen keine abschließende Beurteilung dar, im Gegenteil: Der Erfolg eines anspruchsvollen und zugleich beliebten und erfolgreichen Medienangebotes ist von äußerst dynamischen Faktoren abhängig. Alles bewegt und verändert sich in rasendem Tempo: Medientechnologien, Medienformate, Mediennutzung und nicht zuletzt die Kinder und jungen Menschen selbst, auf die es im Wesentlichen ankommt. KLAUS UNTERBERGER

KONRAD MITSCHKA

ORF GENERALDIREKTION PUBLIC VALUE

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PUBLIC VALUE-DIALOG KONRAD MITSCHKA ORF PUBLIC VALUE

Am 13.09.2023 fand im ORF-Zentrum in Wien der Public Value Dialog zum neuen ORF-Angebot für Kinder und Jugendliche statt, der anhand der Struktur der Expert:innengespräche der ORF-Qualitätssicherung gegliedert und von Klaus Unterberger und Konrad Mitschka (GPV) moderiert wurde. Der Public Value-Dialog sollte fachlich kompetente Hinweise sammeln, die zur Gestaltung des neuen ORF-Angebotes herangezogen werden können. Insgesamt nahmen 21 Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen, Universitäten, Bildungseinrichtungen, Institutionen und Organisationen teil. Um einen praxisnahen Bezug zu ermöglichen, wurden sechs ORF-Redakteur:innen eingeladen, die sich aktiv an dem Gespräch beteiligten. Alle Gesprächsteilnehmer:innen haben die Initiative des ORF – sowohl die Einrichtung eines eigenen Angebotes für Kinder als auch die Einladung zu einem darauf bezogenen Fachgespräch – ausdrücklich begrüßt und als wichtigen Schritt wahrgenommen. Die in dem insgesamt vierstündigen, intensiv und lebendig geführten Gespräch zum Ausdruck gekommen Hinweise sind ebenso vielfältig wie konstruktiv und unterstreichen, wie wichtig fachlich kompetente, pädagogische Leistungskriterien für ein vertrauenswürdiges Medienangebot sind. Die Teilnehmer:innen waren sich einig, dass der Einrichtung eines Kinderkanals im Rahmen der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags des ORF besondere Bedeutung zukommt. Die Arbeit daran sollte als Prozess verstanden werden, der in unterschiedlichen Formaten unterschiedliche Bedürfnisse abdeckt. Als besonders wichtig wurde hervorgehoben, dass Kinder animiert und zur aktiven Teilnahme inspiriert werden sollten. Angebote für Kinder sollen zwingend sowohl aus Information und Unterhaltung bestehen sowie Formate bieten, die beides in attraktiver Weise miteinander verbinden. Sie sollten Fähigkeiten vermitteln, die für Gemeinschaft, gewaltfreies Leben, ebenso gewaltfreie Kommunikation, insgesamt für eine demokratische Gesellschaft nötig sind. Dem ORF kommt in dieser Hinsicht eine besondere Aufgabe und Bedeutung, aber auch eine besondere Verpflichtung zu.

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Zusammengefasst ergeben sich aus Sicht der Expert:innen u.a. folgende Handlungsempfehlungen: • Kinder müssen ernst genommen werden, nicht nur dargestellt. Sie müssen in den Formaten sichtbar werden, d.h. authentisch vorkommen (auch in der Rolle der Präsentatorinnen und Präsentatoren und Influencerinnen und Influencern). Sie müssen – Stichwort: Partizipation der Zielgruppe, aber auch von Schulen und Eltern - auch in die (redaktionelle) Arbeit einbezogen werden. • Kinder und Jugendliche brauchen positive Meldungen, konstruktive Perspektiven und nicht nur „bad news“. Die Formate sollten das Selbstbewusstsein stärken. Formate müssen „sicher“ sein, d.h. Datenschutz, gewaltfrei, werbefrei, ideologiefrei. • Wichtige Themen: Bildung und Wissensvermittlung in allen Varianten, Medienkompetenz/Digitale Bildung, Klima, Natur, Umwelt, Gesundheit/Mental Health, Sexualpädagogik, Umgang mit Diversität bzw. Konflikten, Begleitung bei diversen Entwicklungsschritten, z.B. auch Schulwechsel, Hilfestellung bei Diskriminierung/Grenzverletzungen, Animation zu Sport und Bewegung, Kinder/Jugendschutz (Kinderschutzkonzept). • Barrierefreiheit, einfache Sprache. • Kinder benötigen Unterhaltungsangebote, die auf Vergnügen und Entspannung ausgerichtet sind; insbesondere das Wecken von Abenteuerlust und die Anregung, sich und die Welt zu probieren. • Angebote für die gesamte Familie bzw. das Lebensumfeld, um gemeinsame Mediennutzung niederschwellig zu ermöglichen. • Sprachlich ist österreichisches Idiom (auch: regionale Dialekte) hörbar zu machen. Das kuratierte Ausspielen von Archivmaterial („Was die Eltern als Kinder gesehen haben“) ist, sofern etwa aktuelle Rollenbilder nicht konterkariert werden, wünschenswert. Das schließt Interessantes aus aller Welt und Europäische Kooperationen natürlich nicht aus. Einig waren sich Teilnehmer:innen, dass hochwertige Inhalte für Kinder entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen und Investitionen in eine gerade für Kinder und Jugendliche dringend nötige Qualitätsmedienproduktion voraussetzen, nicht zuletzt, um zahlreichen Negativeffekten der laufenden digitalen Transformation kompetente und vertrauenswürdige Inhalte entgegenzusetzen. Der ORF sollte in den Formaten für Kinder jedenfalls mutig und kritisch sein.

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Expert:innen • BA Jessica Braunegger, Verein Kinderbüro, Öffentlichkeitsarbeit • Mag.a Birgit Brunsteiner, Lebenshilfe, Vizepräsidentin Oberösterreich • Barbara Buchegger, Saferinternet.at, pädagogischen Leiterin • Univ.-Prof. Dr. Lars Eichen, Karl-Franzens-Universität Graz • Sylvia Fauland, MAFALDA - Verein zur Förderung und Unterstützung von Mädchen und jungen Frauen, Geschäftsführung • Mag.a Corinna Geißler, UNICEF, Leitung Advocacy & Kinderrechte • Verena Golabitsch, EduCare, Koordinatorin • Rafael Haigermoser, Bundesjugendvertretung, Vorstandsmitglied • Paul Haschka, Elternvereine Österreichischer Dachverband für Pflichtschulen, Stv. Vorstandsvositzender • Sonja Hinteregger-Euller, BMBWF, Abteilung Präs/15 • Mag.a Jutta Hofer-Shelter, WienXtra, Leiterin Kinderaktionsteam • Mag. Donat Klingelsberger; Wiener Bildungsserver, Geschäftsführung • Ronja Kok, Pfandfinderverband (PPÖ), Bundesgeschäftsführerin • Maria Lodjn, Schulgschichtn • BEd Elisabeth Omerzu, Kinderfreunde Wien, Kindergartenleitung • Matthias Pfeiler, Kinderwelt, Bundesgeschäftsführer • Christine Piriwe, Rat auf Draht, Psychologische Telefonberaterin & Peer2Peer Beratung • Mag.a Elisabeth Poller, Demokratiewerkstatt, Stv. Leitung • Mag.a Judith Ranftler, Volkshilfe, Bereichsleitung Kinderarmut, Asyl und Migration, Kinder und Jugend • Mag.a Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez, Netzwerk Kinderrechte Österreich, Koordination, Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit • Dr.in Sonia Zafraani, Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen, Obfrau Teilnehmer:innen/ORF • Thomas Brezina (Kids TV) • Nina Fehrmann (Film und Serien) • Gerhard Frühling (Programmdirektion) • Zoe Hauer (Film und Serien) • Yvonne Lacina (ORF News) • Alexandra Schlögl (TV-Unterhaltung)

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DIVERSITÄT ALS NORMALFALL PROF. IN DR. IN MARTINA THIELE UND SASCHA THÜRMANN, M.A. UNIVERSITÄT TÜBINGEN

Vor fünfzig Jahren, als die Autor:innen dieses Beitrags Kinder waren, löste die US-amerikanische Kindersendung Sesame Street und ihre Adaptierungen für die westeuropäischen Fernsehmärkte heftige medienpädagogische Debatten aus. Darin spielten auch Fragen der kulturellen und sozialen Vielfalt innerhalb und zwischen verschiedenen (nationalen) Gesellschaften eine wichtige Rolle (Berghaus et al. 1978; Paus-Haase 1986). Diese Debatten sind aufgrund des sozialen Wandels und damit einhergehender Phänomene wie Individualisierung, soziale Inklusion und Exklusion, mehr Mobilität, Migration oder ein liberaleres Verhältnis zur Sexualität anhaltend. (Schlote/Otembra 2010) Auch fünfzig Jahre nach der Erstausstrahlung der deutschen Sesamstraße sowie der Etablierung von „Kinderprogrammschienen” und öffentlichrechtlichen wie privat-kommerziellen TV-Kinderkanälen, stellt sich die Frage, wie gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt in Kindersendungen stattfinden kann, ohne die Zuschauer:innen zu überfordern oder zu unterfordern. Speziell Kinder-Nachrichtensendungen müssen sich dieser Herausforderung stellen, aber auch das gesamte Kinder-TV-Programm steht unter Beobachtung von Eltern, Medienpädagog:innen und Programmverantwortlichen. Was die wissenschaftliche Erforschung des Kinderprogramms anbelangt, sind sowohl Medieninhaltsanalysen als auch Rezeptionsund Wirkungsstudien Mangelware, wenngleich es einige Studien gibt, etwa zur deutschen Kindernachrichtensendung logo! (Kettenhofen et al. 2010; Klinger/Müller 2015; Schumacher/Schlinker 2009; vom Orde 2015), zu einzelnen Sendungen wie z.B. den Teletubbies (Neuss 2001) oder zum Kinderkanal KIKA und anderen Kinder-Spartensendern (Rhode et al. 2020). Mehr Aufmerksamkeit erfährt seit einigen Jahren die Frage der Geschlechterrepräsentation und des (un)doing gender1 . So stellen Elizabeth Prommer und Christine Linke 2019 in der von der MaLisa-Stiftung initiierten Studie „Ausgeblendet“ fest, dass im deutschen Kinderfernsehen auf eine weibliche Figur drei männliche kommen. Die Forscher:innen unterscheiden zwischen „Information“, „Unterhaltung“ und „Fiktion“. Bezüglich informierender Sendungen lautet der Befund: „In der Kin1 Definitionen von „Geschlecht“ beinhalten häufig den Hinweis auf die im Englischen getroffene Unterscheidung zwischen „sex“ und „gender“. Wenn im Deutschen der Begriff „gender“ verwendet wird, dann um auf Heteronormativität und die soziale De-Konstruktion von Geschlechter-Kategorien hinzuweisen.

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derfernsehinformation stehen 64 Prozent männliche und 36 Prozent weibliche HauptakteurInnen im Mittelpunkt.“ (Prommer/Linke 2019: 83) Unterschieden nach ihrer Funktion, sind die „Expert:innen“, die den Kindern die Welt erklären, zu 78% männlich, die „Moderator:innen“ der Kindersendungen zu 65%, und nur bei den „Alltagspersonen“ herrscht mit 50% Parität. (ebd.: 89) Off-Stimmen sind zu 75% männlich. (Ebd.: 90) Auch Fantasiefiguren sind überwiegend männlich konnotiert (ebd.: 86), und so stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang von Produktion und Angebot bzw. wer das Kinderfernsehen macht? Auch da ergibt sich „eine deutliche Unterrepräsentanz von Frauen“ (ebd.: 90). In der 2021 präsentierten Folgestudie stellen die Rostocker Forscher:innen fest, dass es trotz geringfügiger Fortschritte an der einen oder anderen Stelle „weiterhin Handlungsbedarf” (MaLisa 2021) gibt. Das trifft sowohl für das Gesamtangebot zu als auch für das Kinderfernsehen. Frauen und Mädchen sind also immer noch unterrepräsentiert. Und für alle Geschlechter und sexuellen Orientierungen gilt, dass sie häufig stereotyp dargestellt werden. Stereotype vermeiden! Stereotype sind „pictures in our head “ (Lippmann 1998). Sie sind aber, bevor sie zu Kognitionen und „Bilder in unseren Köpfen“ werden, ganz konkrete Bilder und Aussagen in den Medien. Stereotype beruhen auf einer Einteilung in soziale Kategorien, z.B. Geschlecht, Alter, Klasse, Ethnie etc., und auf Zuschreibungen, mit denen die in diese Kategorien bzw. „Schubladen“ gesteckten Personen(gruppen) näher charakterisiert werden. Stereotype verallgemeinern und sind äußerst langlebig. Dennoch existieren manche Stereotype so nicht mehr; d.h. ein Stereotypenwandel und die Auflösung von Stereotypen sind möglich. Freilich entstehen auch neue Stereotype und Substereotype, etwa „die knallharte Karrierefrau“ oder der „Softie“. Kinder lernen Stereotype schon früh. Sie helfen ihnen bei Selbst- und Fremdbeschreibungen und damit bei der Orientierung in einer komplexen Welt. So „wissen“ bereits Kinder im Vorschulalter, wie Buben und wie Mädchen „sind“ und wer sich wie zu verhalten hat. Geschlechterstereotype bergen so wie alle anderen Arten von Stereotypen immer auch die Gefahr der unzulässigen Verallgemeinerung und Ausgrenzung. Sie schränken Handlungsspielräume ein. Die wissenschaftliche Forschung zu Medien und Stereotypen hält fest: ein Stereotyp kommt selten allein. Oft handelt es sich um einen Stereotypenkomplex. Unterschiedliche soziale Kategorien sind miteinander verschränkt – Stichwort „Intersektionalität“ – und mit mehr oder weniger wertenden Attributen versehen.

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Nicht nur Geschlechterstereotype Diversität wird zumeist als mehrdimensionales Phänomen beschrieben. Als „Vielfaltsdimensionen“ nennt etwa die Charta der Vielfalt (2023) soziale Herkunft, Alter, ethnische Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtliche Identität, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung sowie sexuelle Orientierung. Das Miteinander-Verschränkt-Sein verschiedener sozialer Kategorien und die Wechselwirkungen, die durch diese Interdependenzen erzeugt und verstärkt werden, thematisiert der Intersektionalitäts-Ansatz. Er findet in der Kommunikationswissenschaft und den Gender Media Studies vermehrt Beachtung und auch empirische Anwendung, um Mehrfachdiskriminierungen zu erfassen (Thiele 2020; 2021). Wenn allerdings Menschen zum Thema Diversität und zur Relevanz verschiedener Diversitäts-Dimensionen befragt werden, nennen sie zumeist Geschlecht als eine besonders bedeutsame soziale Kategorie. In einer Studie von YouGov ordneten die Befragten die Dimensionen sexuelle Orientierung (48%), Geschlechtsidentität (47%), sexuelle Identität (46%) und Geschlecht (45%) am häufigsten dem Diversitätsbegriff zu. (YouGov 2021: 5) Gesellschaftliche Vielfalt abbilden Geschlecht ist in der Kindermedienforschung eine zentrale soziale Kategorie. Doch sind noch weitere soziale Kategorien bzw. „Vielfaltsdimensionen“ und ihr Miteinander-Verschränkt-Sein wichtig für die Frage nach der medialen Repräsentation sowie – im zweiten Schritt – der Frage nach der Mediensozialisation von Kindern und Jugendlichen. Was macht gutes Kinderfernsehen aus? Was erwarten die kleinen Zuschauer:innen, um die es doch in erster Linie gehen sollte, von den Fernsehmacher:innen? Was erwarten Eltern, Lehrer:innen, „die“ Gesellschaft von den Programmverantwortlichen? Der ORF soll laut Programmauftrag „alle Altersgruppen“, zudem „die Anliegen der Familien und der Kinder sowie die Gleichberechtigung von Männern und Frauen angemessen berücksichtigen“. Sein „Angebot hat sich an der Vielfalt der Interessen aller Hörer und Seher zu orientieren und sie ausgewogen zu berücksichtigen.“ (Vgl. ORF-Gesetz, §4) Aber was heißt das konkret? Vielfalt? Voll normal! Das heißt zunächst, dass es ein spezifisches Angebot für Kinder geben muss, im Hörfunk, im linearen Fernsehen und Online. Es soll die Lebenswelten der Kinder abbilden, ihre unterschiedlichen Fragen und Interessen aufgreifen und auch Werte wie Gleichberechtigung und Zusammenhalt vermitteln. Häufig gehen Medienmacher:innen davon aus,

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dass Vielfalt „hergestellt“ werden muss. Das ist schon richtig. Auf die Repräsentation von Vielfalt zu achten, heißt jedoch vor allem, Vielfalt als „Normalfall“ zu begreifen. Vielfalt ist gesellschaftliche Realität. Diese in Sendungen für Kinder erkennbar werden zu lassen, entspricht dem Programmauftrag des ORF und generiert Public Value. Zudem bietet die Idee der Vielfalt als Normalfall die Chance, die heterogene und in mehrfacher Hinsicht diverse Zielgruppe Kinder zu erreichen und sie idealerweise langfristig an den ORF zu binden. Unabhängig von den Nutzungsweisen und ob es sich nun um klassisches, lineares Fernsehen oder zeitversetzte Online-Rezeption handelt: für Kinder ist Viel(es) zu tun. Literaturnachweis Berghaus, Margot/ Kob, Janpeter/ Marencic, Helga/ Vowinckel, Gerhard (1978): Vorschule im Fernsehen. Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zur Vorschulserie Sesamstraße. Weinheim und Basel: Beltz. Charta der Vielfalt e.V. (2023). Vielfaltsdimensionen. Online unter: https://www.charta-der-vielfalt.de Kettenhofen, Claudia/ Müller, David/ Hintze, Josefine/ Hofmann, Tina/ Kunze, Christoph/ Catterfeld, Nina/ Dose, Julia/ Prümmer, Charlotte/ Rössler, Patrick (2010): Nachrichtenselektion bei Kindern. Wie Kinder anhand von Nachrichten- und Gestaltungsfaktoren selektieren. In: Televizion, 23. Jg., H. 1/2010, S. 46-49. Klinger, Jessica/ Müller, Antje (2015): Eignen sich Kindernachrichten für Kinder? Eine vergleichende Qualitätsanalyse der Kindernachrichtensendungen Logo! und Newsround. In: Medienwelten. Zeitschrift für Medienpädagogik, H. 5/2015. Veröffentlicht 2015, abgerufen am 07.10.2023. Online unter: Lippmann, Walter (1998 1922): Public Opinion. With a New Introduction by Michael Curtis.2. Aufl. New Brunswick, London: Transaction Publishers. MaLisa (2021): Sichtbarkeit und Vielfalt im TV. Fortschrittsstudie zur Audiovisuellen Diversität. Veröffentlicht 2021, abgerufen am 09.10.2023. Online unter: https://malisastiftung.org/fortschrittsstudie-audiovisuelle-diversitaet-ergebnisse-tv-deutschland/#:~:text=Weibliche%20Fantasie%2D%20und%20Tierfiguren%20sind,Robotern%20und%20Maschinen%2077%20Prozent Neuss, Norbert (2001) (Hrsg.): Teletubbies und Co. Schadet Fernsehen unseren Kindern? Weinheim: Beltz. Orde, Heike vom (2015): Kindernachrichten im Fernsehen. Eine Zusammenfassung zentraler Forschungsergebnisse zum Format logo!. In: Forschungsdokumentation 50 Jahre IZI. Veröffentlicht 2015, abgerufen am 07.10.2023. Online unter: https://izi.br.de/deutsch/publikation/televizion/28_2015-2/Vom_Orde-Kindernachrichten_im_Fernsehen.pdf ORF-Gesetz (2023). In der Fassung vom 20.10.2023, abgerufen am 20.10.2023. Online unter: https://www. ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000785 Paus-Haase, Ingrid (1986): Soziales Lernen in der Sendung „Sesamstraße“. Versuch einer Standortbestimmung. München: Minerva. Prommer, Elizabeth/ Linke, Christine (2019): Ausgeblendet. Frauen im deutschen Film und Fernsehen. Mit einem Vorwort von Maria Furtwängler. Köln: Herbert von Halem. Rohde, Christiane/ Hertzer, Tina/ Seiler, Daniel/ Weisser, Saskia (2020): Fördernde und partizipative Ansätze im crossmedialen Angebot des Kinderkanals von ARD und ZDF. Die Mission: starker KIKA für starke Kinder. In: Media Perspektiven, H. 4/2020, S. 207-215. Schlote, Elke/ Otembra, Katrin (2010): Kulturelle Vielfalt im Kinderfernsehen. Medienanalysen zum Kinderfernsehen weltweit und in Deutschland. In: Televizion, 23. Jg., H. 2/2010, S. 9-14.

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Schumacher, Gerlinde/ Schlinker, Ute (2009): logo! – Akzeptanz und Gefallen der Kinder-nachrichtensendung des ZDF im KI.KA. Ergebnisse empirischer Untersuchungen. In: Media Perspektiven, H. 11/2009, S. 566-576. Thiele, Martina (2020): Intersektionalität und Kommunikationsforschung: Impulse für kritische Medienanalysen. In: Feministische Theorie und kritische Medienkulturanalyse. Ausgangspunkte und Perspektiven. Hrsg. von Tanja Thomas und Ulla Wischermann. Bielefeld: transcript, S. 163-177. Thiele, Martina (2023): Medieninhalte: Geschlechterrepräsentationen und -(de)konstruktionen. In: Handbuch Medien und Geschlecht. Hrsg. von Johanna Dorer/ Brigitte Geiger/ Brigitte Hipfl/ Viktorija Ratković. Wiesbaden: Springer VS, S. 303-320. DOI: 10.1007/978-3-658-20712-0_19-1 YouGov (2021): Diversität im Marketing. Wie Verbraucher dem Thema Diversität in der Unternehmens- und Marketingkommunikation gegenüberstehen. Veröffentlicht 2021, abgerufen am 07.08.2023 Online unter: https://commercial.yougov.com/rs/464-VHH-988/images/YouGov-Germany-Whitepaper-Diversity.pdf?utm_medium=email&utm_source=Whitepaper&utm_campaign=WP-2022-03-DACHDiversity&mkt_tok=NDY0LVZISC05ODgAAAGMz8mNpymj95t6ZdDxDkDEy9QhH3J_xYfBRvLXwA0kN64EndDn18-2DtPpRqyvMh5iYYL-5ztuxetsMAU5jvA5FMl5QM136mnc2bepz1b_uVsiA

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AUFTRAG ZUM ORF-ANGEBOT FÜR KINDER UND JUGENDLICHE – EINE ELEMENTARPÄDAGOGISCHE PERSPEKTIVE DIANA GRESSENBAUER, BA UND UNIV.-PROF. DR. LARS EICHEN UNIVERSITÄT GRAZ

Fernsehen zählt zu den häufigsten und beliebtesten Freizeitaktivitäten von 6- bis 13-jährigen Kindern. 67 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe sehen täglich fern, 92 Prozent nutzen Fernsehangebote mindestens einmal wöchentlich (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2022). Bei einer solch verbreiteten Nutzung können zahlreiche empirische Studien genannt werden, die in Teilen großen Einfluss auf die kindliche Entwicklung und das Lernen von Kindern belegen (Kearney & Levine, 2015; Zimmermann & Christakis, 2005). Hier nehmen TV-Sender, so auch der ORF, eine Schlüsselrolle ein und werden gefordert, ein vielfältiges Sendungsangebot und „entwicklungsadäquates Kinderprogramm“ zur Verfügung zu stellen. Entsprechend können bei einem Aufbau eines neuen ORF-Angebots für Kinder und Jugendliche grundlegende Fragen gestellt werden, beispielsweise allgemein: Was sind Zielstellungen des ORF-Angebots für Kinder und Jugendliche und wie können diese erreicht werden? Im Bundesgesetzblatt des 112. Bundesgesetzes ist der Auftrag an den ORF verankert, ein qualitatives, pädagogisch wertvolles sowie vielfältiges Angebot an Sendungen zur Verfügung zu stellen und damit ein Fernsehprogramm an Kinder und Jugendliche zu richten, welches dem individuellen Entwicklungsstand entspricht, altersheterogene Bedürfnisse berücksichtigt und der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung minderjähriger Personen dient (Art. 1 Abs. 17/8 BGBLA I Nr. 112/ 2023). Die Bildung junger Menschen stellt also einen relevanten Teilaspekt des Gesetzesauftrages dar und soll durch ein entsprechendes Fernsehangebot gewährleistet werden. Für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich wird der Begriff der Bildung beispielsweise als lebenslange individuelle Lern- und Bildungsprozesse, welche durch die aktive Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt erfolgt, beschrieben. Jedes Kind wird dabei als Individuum mit seinem eigenen Entwicklungstempo und Lernpotenzialen gesehen. Um am Kind orientierte, ganzheitliche Bildungsprozesse

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und -angebote zu initiieren, bilden die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten, sowie der jeweilige Entwicklungsstand eines jeden Kindes den Ausgangspunkt (Charlotte Bühler Institut, 2009). Wie aus der Skizzierung beider Aufträge – des Gesetzesauftrages an den ORF und an elementarpädagogische Bildungseinrichtungen – hervorgeht, wird die Bedeutung der Kindorientiertheit und Berücksichtigung der Individualität im Sinne einer adäquaten Entwicklungsförderung deutlich. Wenn Bildung folgend individuell und entwicklungsangemessen betrachtet und reflektiert wird, kann die Frage gestellt werden, ob aus elementarpädagogischer Perspektive ein solcher Auftrag an den ORF, ein Angebot für Kinder und Jugendliche im Alter 3 bis 14 Jahren anzubieten, überhaupt adäquat nachgekommen werden kann. Häufig wird sich in der Elementarpädagogik am ko-konstruktiven Ansatz nach Lev Vygotsky orientiert. Lernen geschieht demnach insbesondere durch soziale Interaktionen und Kooperationen, wodurch ein gemeinsamer Wissensaufbau bzw. -erweiterung, sowie entwicklungsfördernde Prozesse stattfinden können. Um diese Prozesse anbahnen zu können, sollten Angebote die Zone der nächsten Entwicklung von Kindern adressieren. Sie umschreibt jenen Bereich zwischen dem aktuellen Lern- und Entwicklungsstand und dem potenziellen nächsten Lern- Entwicklungsstand des Kindes, welcher durch ko-konstruktive und soziale Unterstützung aus dem Lernumfeld des Kindes erreicht werden könnte. Dafür ist es wichtig, dass jene äußeren Impulse unmittelbar an bereits Gelerntes sowie den aktuellen Lern- und Entwicklungsstand anknüpfen können und begleitet werden, damit Kinder die individuelle Zone der nächsten Entwicklung erlangen können (Steffens, 2011). Diesem Konzept folgend müsste das Fernsehangebot den individuellen Lern- und Entwicklungsstand, die aktuellen Lernbedürfnisse sowie die nächste Entwicklungsstufe des einzelnen Kindes berücksichtigen und diese konstant evaluieren, um folglich mit den jeweiligen Sendeinhalten daran anzuknüpfen. Erst dann könnten Fernsehangebote - im Sinne des Gesetzesauftrages an den ORF – aus elementarpädagogischer Perspektive tatsächlich der Bildung junger Kinder adäquat dienen. Mit Blick auf die Gesamtheit aller fernsehkonsumierenden Kinder (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2022) und das breite Altersspektrum der Zielgruppe, stellt dieser Auftrag aus elementarpädagogisch-wissenschaftlicher Sicht eine große Herausforderung dar und scheint durch den reinen Aufbau eines solchen Programms kaum realisierbar, wenn Bildung individuell gedacht und Lern- und Entwick-

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lungsprozesse entwicklungsgerecht implementiert werden sollen. Die Ergebnisse der KIM-Studie 2022, welche zu Beginn des Beitrags skizziert wurden (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2022), zeigen auf, dass Fernsehen als zentrale Freizeitaktivität im Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht wegzudenken ist und bekräftigt damit die Notwendigkeit eines geeigneten Medienumgangs. Diesem Befund Rechnung tragend wird aus pädagogischer Perspektive die Forderung nach einem altersgerechten und normativ-entwicklungsorientiertem Kinderfernsehprogramm befürwortet und das kollektive Ziel verfolgt, ein adäquates Fernsehangebot zu schaffen, welches Kinder in ihrem Lernen und ihrer Entwicklung nicht hemmt, sondern möglichst fördert. Welche Rahmenbedingungen wären aus dem Blickwinkel der Elementarpädagogik wünschenswert, um Kinder im Zuge der TV- und Mediennutzung adäquat zu begleiten, um auch dem Auftrag „welches dem individuellen Entwicklungsstand entspricht, altersheterogene Bedürfnisse berücksichtigt und der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung minderjähriger Personen dient“ zumindest in Teilen gerecht zu werden? Wesentliche Elemente stellen nach Eichen et al. (2021) elterliche Mediationsstrategien dar, welche der Handhabung und Steuerung der Mediennutzung dienen. Gemeinsame Gespräche über den TV-Inhalt, die klare Festlegung von Regeln und Konsequenzen sowie die gemeinsame Mediennutzung von Eltern und Kindern im Sinne einer gemeinschaftlichen Betrachtung beschreiben zentrale sowie realisierbare Aspekte eines adäquaten und kompetenten Medienumgangs. Darüber hinaus wird der Stellenwert des partizipativen Lernens durch Interaktionsprozesse zwischen Erwachsenen und Kindern betont, welche über und mit digitalen Medien stattfinden können. Elterliches Bewusstsein über die Absichten und Intentionen der Mediennutzung, also darüber, warum sie ihren Kindern den Zugang zu digitalen Medien ermöglichen, ob diese der Unterhaltung, der Förderung oder gezielten Lernprozessen dienen, sollte geschaffen und je nach Alter und Lern- und Entwicklungsstand reflektiert werden (Eichen et al., 2021; Kirkorian et al., 2008). Friedmann (2016), Libiseller et al. (2021), und Walter-Laager et al. (2017) untermauern den Aspekt der gemeinsamen Mediennutzung und belegen die zentrale Bedeutung des gezielten Einsatzes digitaler Medien im Hinblick auf positive Entwicklungserfahrungen und einen digitalen sowie sprachlichen Kompetenzaufbau. Sie plädieren darauf, die dabei beobachtbaren Reaktionen des Kindes aufzugreifen sowie

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verunsichernde, aufwühlende und besonders interessante Inhalte im Nachhinein zu besprechen, auszuspielen und mit dem individuellen Lebensumfeld des Kindes zu verknüpfen. Dies allein kann der ORF sicher nur bedingt initiieren, aber in der Planung und Gestaltung des Programms sollte in Teilen berücksichtigt werden, Inhalte zu nutzen, die möglichst Kinder, wie Eltern ansprechen und interessieren könnten. Zudem sollten visualisierte Handlungen gewaltfrei, in einer angemessenen Lautstärke und nicht zu reizintensiv sein, um eine Überforderung zu vermeiden (Libiseller et al., 2021). Einen besonders hohen Stellenwert für die Entwicklungsförderung nehmen nach Kirkorian (2008) und Linebarger & Vaala (2010) alltagsbezogene, sich wiederholende und lebensweltorientierte Inhalte ein, indem sie Kindern ermöglichen, die Erfahrungen des Alltags kognitiv einzuordnen und besser nachvollziehen zu können, wodurch zudem negativen Auswirkungen entgegengewirkt werden kann. Altersadäquate und kindgerechte Medienangebote, welche nicht ausschließlich der Unterhaltung dienen, sondern darüber hinaus durch interaktive Elemente gekennzeichnet sind, ermöglichen ganzheitliches Lernen und wirken sich positiv auch die weitere kognitive Entwicklung des Kindes aus (ebd.). Aus elementarpädagogischer Sicht lässt sich zusammenfassen, dass der Gesetzesauftrag an den ORF - ein entwicklungsadäquates, bedürfnisorientiertes und bildendes Fernsehprogramm für Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 14 Jahren anzubieten - vor dem Hintergrund elementarpädagogischer und entwicklungspsychologischer Erkenntnisse so kaum realisierbar ist. Aktuelle wissenschaftliche Befunde zeigen die Bedeutung einer gemeinsamen Mediennutzung und bewussten Entscheidung über die Inhalte seitens der Eltern auf, welche den aktuellen und individuellen Lern- und Entwicklungsstand ihres Kindes kennen und einschätzen können. Unter Berücksichtigung der oben angeführten Aspekte kann es dem ORF gelingen, vor allem auch die jüngsten Zuseher:innen zu fördern sowie zu schützen. Literaturnachweis Bundesgesetzblatt (BGBl) I Nr. 112. (2023). https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/ BGBLA_2023_I_112/BGBLA_2023_I_112.pdfsig Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der Stadt Wien & Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (Hrsg.). (2009). Bundesländerübergreifender BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich. Charlotte Bühler Institut.

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Eichen, L., Hackl-Wimmer,S., Eglmaier, M. T. W., Lackner,H. K., Paechter, M., Rettenbacher, K., Rominger, C., & Walter-Laager, C. (2021). Families‘ digital media use: Intentions, rules and activities. British Journal of Educational Technology, 52 (6), 2162–2177. https://doi.org/10.1111/bjet.13161 Friedman, A. (2016). Three-Year-Old Photographers: Educational and Parental Mediation as a Basis for Visual Literacy via Digital Photography in Early Childhood. Journal of Media Literacy Education, 8(1), 15-31. https:// doi.org/10.23860/jmle-8-1-2 Kearney, M.S., & Levine, P.B. (2015). Early Childhood Education by MOOC: Lessons from Sesame Street. NBER Working Paper, 21229. https://doi.org/10.3386/w21229 Kirkorian, H.L., Wartella, E.A., & Anderson, D.R. (2008). Media and young children’s learning. The future of children, 18(1), 39-61. https://doi.org/10.1353/foc.0.0002 Libiseller, A., Rettenbacher, K., & Eichen, L. (2021). Digitale Medien in der frühen Kindheit. Ein pädagogischer Elternleitfaden zur Mediennutzung. Graz: Karl-Franzens-Universität Graz. Linebarger, D.L., & Vaala, S.E. (2010). Screen media and language development in infants and toddlers: An ecological perspective. Developmental Review, 30(2), 176-202. https://doi.org/10.1016/j.dr.2010.03.006 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs). (2022). KIM-Studie 2022. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Steffens, J. (2011). Der Begriff der Krise im Werk von Vygotskij. Lehmanns Media. Walter-Laager, C., Brandenberg, K., Tinguely, L., Schwarz, J., Pfiffner, M. R., & Moschner, B. (2017). Mediaassisted language learning for young children: Effects of a word-learning app on the vocabulary acquisition of two-year-olds. British Journal of Educational Technology, 48(4), 1062-1072. https://doi.org/10.1111/bjet.12472 Zimmerman, F.J., & Christakis, D.A. (2005). Children’s Television Viewing and Cognitive Outcomes. A Longitudinal Analysis of National Data. Archives of Pediatrics Adolescent Medicine, 159(7), 619-625. https://doi.org/10.1001/archpedi.159.7.619

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STELLENWERT EINES INKLUSIVEN UND PARTIZIPATIVEN MEDIENANGEBOTES FÜR KINDER UND JUGENDLICHE JULIAN CHRISTIAN, RAFAEL HAIGERMOSER BUNDESJUGENDVERTRETUNG

Die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geht weit über die Bereitstellung von Unterhaltung und Information hinaus. Er sollte eine Plattform bieten, über die vielfältige Stimmen und Bedürfnisse gesellschaftlicher Gruppen Sichtbarkeit und Repräsentation erlangen. Im Rahmen dieses „Public Value“-Ansatzes stellen Kinder und Jugendliche eine ganz besondere und bedeutsame Zielgruppe dar, deren Partizipation entscheidend ist. Derzeit werden Kinder und Jugendliche in die Gestaltung öffentlichrechtlicher Medienangebote zu wenig einbezogen. Sie haben keine Möglichkeit, nachhaltig an Programmentscheidungen zu mitzuwirken. Das betrifft sowohl die Auswahl von Inhalten, die Einzug in die Berichterstattung finden, als auch die Kanäle, die dafür gewählt werden. Aber nur wenn junge Menschen Gelegenheiten zur Mitbestimmung erhalten, kann ein auf sie zugeschnittenes Programm gewährleistet werden. Wichtig ist, dass zu jeder Zeit Transparenz vorliegt, wie diese Angebote gestaltet werden. Außerdem braucht es eine regelmäßige Evaluierung, bei der die Partizipationsmöglichkeiten bestehen bleiben müssen. Programm für drei Millionen Kinder und Jugendliche In Österreich leben rund drei Millionen Kinder und Jugendliche unter 30 Jahren. Für ein bedürfnisgerechtes Programm muss die Heterogenität dieser Personengruppe berücksichtigt werden, um entsprechende Angebote gestalten zu können. Dabei kann es keine „One-fits-all“-Lösung für ein Kinder- und Jugendprogramm geben, zu unterschiedlich sind die Interessen und das Nutzungsverhalten.Das zeigt sich beispielsweise schon bei der Frage nach der Social Media Nutzung. Wir wissen, dass sich viele junge Menschen verstärkt über diese Kanäle informieren. So sind laut Demokratiemonitor 2022 die Top 3 Informationsquellen für politische Themen das Internet (69 Prozent), das Fernsehen (55 Prozent) sowie Social Media (52 Prozent) Bei jungen Frauen liegt Social Media noch vor dem Fernsehen.

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Für einen zeitgemäßen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist es daher unerlässlich, auf diesen Kanälen mit Angeboten präsent zu sein. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie die Jüngsten innerhalb dieser Zielgruppe erreicht werden können. Hier sollte ein zugeschnittenes Angebot erarbeitet werden, das altersgerecht Wissen und Unterhaltung vermittelt ohne gleichzeitig eine Streaming-Dauerschleife zu bieten. Zeitliche Limits müssen daher inkludiert werden. Bei Online-Inhalten für jüngeres Publikum wäre es empfehlenswert, dass die Erziehungsberechtigten vor Beginn eine maximale Dauer für das Abspielen des Media-Players festlegen können. Der inhaltliche Anspruch sollte dabei auf Niederschwelligkeit und Verständlichkeit abzielen. Darüber hinaus zählt zum öffentlich-rechtlichen Anspruch, die Lebensrealitäten, aber auch die sprachliche und kulturelle Vielfalt quer durch Österreich abzubilden (bspw. Dialekte), damit sich junge Menschen in allen Bundesländern angesprochen fühlen. Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen ausbauen Nicht alle Kinder und Jugendlichen können oder wollen von einem Online-Angebot Gebrauch machen. Während diese Entscheidung zum einen ihnen selbst überlassen sein muss, ist der Konsum über bestimmte Kanäle auch mit Barrieren verbunden. Manchen Kindern und Jugendlichen (beispielsweise armuts- und ausgrenzungsbetroffene) ist der Zugang zu vielen Online-Angeboten immer noch verwehrt. Der öffentlichrechtliche Auftrag sollte jedoch sicherstellen, dass alle von dem neuen Angebot profitieren können. Umso mehr muss Wert daraufgelegt werden, dass die neu erstellten Programme zusätzlich in anderen Kontexten verwendet werden können. Hier scheint insbesondere eine engere Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und den Öffentlich-Rechtlichen sinnvoll. So kann nicht nur eine größere Reichweite erzielt werden, sondern bspw. Medienvertreter*innen in Bildungskontexten (sowohl im schulischen als auch außerschulischen Bereich) Kindern und Jugendlichen Kenntnisse über ihre Arbeit und die Funktionsweise von Medien näherbringen. Dafür braucht es Inhalte, die unter freien Lizenzen verfügbar gemacht werden. Inklusives Programm für alle jungen Menschen gestalten Viele Personengruppen finden in der Gestaltung öffentlich-rechtlicher Angebote zu wenig Beachtung. So gibt es beispielsweise wenig bis gar keine Medien, die Menschen mit Behinderung bewusst adressieren

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und dementsprechend barrierefrei gestaltet sind. Dies hat zur weiteren Folge, dass sie keine Möglichkeiten zur (politischen) Meinungsbildung durch den Konsum von Medien haben und damit von wesentlichen gesellschaftlichen Mitbestimmungsmöglichkeiten ausgeschlossen werden. Das widerspricht jedoch der UN-Behindertenrechtskonvention, in welcher Medien eine Querschnittsfunktion bei der Umsetzung „gleichberechtigter Teilhabe und Inklusion” zugewiesen wird. Dies trifft natürlich auch auf viele andere Bevölkerungsgruppen zu, bspw. Personen mit Migrations- bzw. Fluchterfahrung, mit nicht-deutscher Erstspracher oder mit Leseschwächen. Hier ist zwar auch im Bereich privater Anbieter*innen großer Aufholbedarf gegeben, doch müsste diesen Auftrag der öffentlich-rechtliche Rundfunk noch stärker als bisher wahrnehmen und auf unterschiedliche Bedürfnisse zugeschnittene Angebote für junge Menschen anbieten (bspw. in leichter Sprache oder mehrsprachig). Bedeutung kritischer Medienkompetenz Bei der Betrachtung von Kindern und Jugendlichen als Zielgruppe ist auch zu berücksichtigen, dass das öffentlich-rechtliche Angebot junge Nutzer*innen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Medien selbst anregen sollte. Viele junge Menschen informieren sich über zahlreiche Kanäle über für sie relevante Themen. Es gelingt ihnen vielfach, Informationen anhand ihrer Qualität einzuordnen, jedoch stellt das für alle Mediennutzer*innen eine große Herausforderung dar. Es ist daher als Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einzuordnen, Kinder und Jugendliche möglichst früh für eine kritische Mediennutzung zu sensibilisieren. Dieser Auftrag ist selbstverständlich auch dem Bildungsbereich zugeschrieben, jedoch können Medien dazu einen großen Beitrag leisten. Eine enge Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und Medienexpert*innen ist daher erstrebenswert. Inhaltliche Vielfalt Bei der Gestaltung des Online-Angebots sollte auf eine Meinungsvielfalt in der Berichterstattung Wert gelegt werden. Gleichzeitig sollte auch klar sein, dass bei der Personengruppe der bis 14-Jährigen viele Themen von Interesse sein können, die nicht auf den ersten Blick ein klassisches „Kinder- und Jugendthema“ sind. Eine inhaltliche Ausgewogenheit ist daher von zentraler Bedeutung und bestätigt einmal mehr die bereits geforderte Partizipation junger Menschen in der Gestaltung der Online-Angebote. Nur so kann eine passende Ausrichtung sichergestellt werden.

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Grundsätzlich ist die eigene Gestaltung eines Online-Angebots für Kinder und Jugendliche sehr erstrebenswert, da so stärker auf ihre Bedürfnisse wert gelegt werden kann. Gerade im Lichte jüngster Einschränkungen derartiger Programme (siehe die Pläne zur Einstellung der einzigen beiden Radiosendungen für Kinder) braucht es Alternativen. Gleichzeitig darf das im Umkehrschluss jedoch nicht bedeuten, dass Kindern und Jugendlichen in der sonstigen Berichterstattung weniger Aufmerksamkeit gewidmet wird. Das sogenannte „Haupt“programm hat stets den Auftrag, der gesamten Bevölkerung zugänglich zu bleiben. Berichterstattung mit und über Kinder und Jugendliche Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat auch die Verantwortung, die Anliegen der jungen Altersgruppe in der gesamten Bevölkerung bekannt zu machen. Dies kann durch gezielte Berichterstattung über Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen, und durch die Schaffung von Plattformen für deren Meinungsäußerung und Beteiligung erreicht werden. Gerade für die Bevölkerungsgruppe, die (noch) nicht wahlberechtigt ist, kann der öffentlich-rechtliche Rundfunk als wichtiges Sprachrohr fungieren. Dabei gilt aus Sicht der Bundesjugendvertretung stets der Grundsatz „nicht nur über, sondern mit jungen Menschen reden“. Die Stimme von Kindern und Jugendlichen darf in der gesamten Programmgestaltung nicht außen vor gelassen werden. Wie wir leider immer wieder beobachten müssen, wird über Kinder und Jugendliche häufig in negativem oder klischeehaftem Zusammenhang berichtet. Themen werden oft zu Gunsten der medialen Aufmerksamkeit reißerisch und nicht immer faktengetreu dargestellt. Dies belegt auch eine Medienstudie der Volksanwaltschaft. Die Studie zeigt auch, dass Kinder kaum Möglichkeiten haben, für sich selbst zu sprechen. Nur in 3 % der untersuchten Medienberichte kamen betroffene Kinder und Jugendliche zu Wort. Die Analyse der Lebenslagen junger Menschen wird fast ausschließlich aus einer Außenperspektive vollzogen. Es scheint, als gäbe es Scheu davor, mit Kindern direkt zu sprechen, mitunter weil diese besonderem Persönlichkeitsschutz unterliegen, aber auch, weil sie immer wieder unterschätzt werden. Wie viel Kinder beisteuern können, führt jedoch immer wieder zu großen Aha-Erlebnissen. Zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen bei Interviews gaben von der Bundesjugendvertretung im Rahmen des Leitfadens „Kinderrechte in der Berichterstattung“ befragte Journalist*innen an, dass ihnen Respekt gegenüber jungen Menschen wichtig ist, dies beginne bspw. bei der

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Frage, ob sie mit „Sie“ oder „Du“ angesprochen werden wollen. Auch gibt es immer mehr Beispiele, wo Kinder und Jugendliche selbst Medien mitgestalten können. Diese Herangehensweisen können dazu beitragen, dass junge Menschen verstärkt ernst genommen werden Resümee Insgesamt bietet der aktuelle Reformprozess des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich eine große Chance, Kinder und Jugendliche stärker in die Programmgestaltung einzubinden und als Zielgruppe zu erreichen. Als gesetzliche Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich, ist es für die Bundesjugendvertretung ein Anliegen, ihre Expertise einzubringen. Ziel muss sein, öffentlich-rechtliche Angebote für junge Menschen und ihre vielfältigen Interessen und Bedürfnisse zu schaffen. Literaturnachweis Bundesjugendvertretung (2018): Kinderrechte in der Berichterstattung. Ein Leitfaden für Medien und Institutionen. www.bjv.at/kinderrechte Bundeskanzleramt (2022): Studie Jugend und Demokratie (Jugenddemokratiemonitor) https://www.bundeskanzleramt.gv.at/bundeskanzleramt/nachrichten-der-bundesregierung/2022/11/demokratiemonitoringzeigt-interesse-der-jugend-an-politik.html Volksanwaltschaft (2018): Medienstudie über sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche und Kinderarmut in österreichischen Massenmedien. Juni-August 2017.

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HORIZONT ERWEITERN ELISABETH OMERZU

WIENER KINDERFREUNDE

Digitale Medien allgemein sind schon lange nicht mehr nur ein Zusatz im Leben, sondern bestimmen heute viele Prozesse und sind spätestens mit der weltweiten Verbreitung der Smartphones nicht mehr nur Begleitung, sondern aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Medienkompetenz ist längst zu einer Schlüsselqualifikation in unserer Informationsgesellschaft geworden. Kinder wachsen heute in einer digitalen Welt auf, in der das Fernsehen eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielt. Moderne Technologien haben die Art und Weise, wie wir Unterhaltungsmedien konsumieren, revolutioniert, und Streaming-Netzwerke wie Netflix, Amazon Prime und Disney+ sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Im Vergleich zum traditionellen Fernsehen bietet das Streaming den Vorteil, dass man auf eine Vielzahl von Sendungen und Filmen auf Abruf zugreifen kann, ohne auf eine bestimmte Sendezeit warten zu müssen. Außerdem gibt es bei Streaming-Diensten oft weniger Werbung, was das Seherlebnis vereinfacht. Viele Eltern finden, dass Streaming-Dienste eine sicherere Option für ihre Kinder sind, da sie leichter überwachen können, was ihre Kinder sehen. Dies steht im Gegensatz zum „herkömmlichen“ Fernsehen, bei dem Eltern nicht immer die Möglichkeit haben, die Inhalte zu kontrollieren, denen ihre Kinder ausgesetzt sind. Ein wichtiger Aspekt, der bei Streaming-Diensten auf jeden Fall zu berücksichtigen ist, dass die Produktionen in erster Linie auf den Unterhaltungswert ausgelegt sind und der Fokus nicht auf der Wissensvermittlung liegt. Speziell für Kinder und Jugendliche produzierte Sendungen bieten dieser Zielgruppe eine Plattform, auf der sie sich auf ansprechende und altersgerechte Weise über verschiedene Themen aus der ganzen Welt informieren können. Von Wissenschaft und Technik bis hin zu Geschichte und aktuellen Ereignissen gibt es eine Vielzahl interessanter Themen, die in diesen Sendungen behandelt werden. Außerdem sind diese Sendungen so konzipiert, dass sie Kindern Spaß machen und sie zum Lernen anregen. Sie verwenden oft kreative Bilder, Animationen und interaktive Abschnitte, um das Interesse an den behandelten Themen zu wecken und sie zu begeistern. Dies kann dazu beitragen, die Neugierde und die Lust am Lernen bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Einer der Hauptvorteile des ORF Kinder und Jugendprogrammes besteht meiner Meinung nach darin, dass es ihnen hilft, unterschiedli-

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che Standpunkte zu verschiedenen komplexen Themen zu gewinnen. Durch das Ansehen dieser Sendungen können Kinder und Jugendliche ein breiteres Verständnis für andere Kulturen, Perspektiven und Lebensweisen entwickeln. Dies kann dazu beitragen, Empathie und Verständnis zu fördern, was wichtige Werte sind, die Menschen von klein auf vermittelt werden sollten. Die „ZIB Zack Mini“ ist hier ein gelungenes Beispiel für eine qualitativ hochwertige Nachrichtensendung für Kinder und Jugendliche. Insgesamt sind Formate, welche Kinder und Jugendlichen verschiedene Themen aus der ganzen Welt näherbringen, eine hervorragende Ergänzung zu ihrer Bildung. Sie können helfen, ihren Horizont zu erweitern und kritisches Denken zu fördern. Eltern und Erziehungsberechtigte können darauf vertrauen, dass der ORF auf die Qualität der Sendungen achtet und sicherstellt, dass Kinder und Jugendliche bei der Fülle der verfügbaren Informationen an altersgerechte Inhalte herangeführt werden.

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INKLUSIV DENKEN MARIA LODJN

SCHULGSCHICHTN

„Der ORF macht ja nur Sendungen für Gymnasium-Kinder“, hat mir ein Schüler erklärt, dem ich erzählt habe, dass ich zur Public-Value Expert/ innenrunde des ORF eingeladen wurde. „Was würdest du denn sehen wollen?“, habe ich nachgefragt. „Sachen, die mit meinem Leben zu tun haben. Also Fitness oder was aus meinem Land oder in meiner Sprache.“ „Aber wenn dem so wäre, würdest du dann weniger auf Instagram oder so sein?“ „Frau Lodjn, das ist ja ganz was anderes.“ Geschenkt hat er mir den Sieverstehen-das-nicht-wirklich-Blick. Dieses kurze Gespräch bildet deutlich die Ansprüche an ein Kinder-und Jugendprogramm ab. Die Konkurrenz von Streamingdiensten und Social Media ist groß. Fast alle Schüler/innen meiner Schule haben ein Smartphone und wissen sehr genau, an welchen Orten es gratis W-Lan gibt. Sie sind Teil der Mediengesellschaft und größtenteils Digital Natives und mir in digitalen Belangen manchmal Lichtjahre voraus. „Wann sitzt du zuhause vorm Fernseher?“, will ich dann doch noch wissen. „Eigentlich nie. Ja, schon bei uns ist der immer an, aber wirklich mich davor setzen tu ich ganz selten. Bei Fußball zum Beispiel, wenn ich mit meinen Eltern und Geschwistern zugucke.“ Wie also kann ein Kinder-und Jugendprogramm aussehen und was muss es den Zuseher/innen bieten? Fernsehen für uns, also wirklich für uns Im Jahr 1972 gab es eine Kindersendung, die „Baustelle“ hieß. Der Untertitel war „Fernsehen von Kindern und für Kinder“. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich eines dieser Kinder war, die an dem Format teilgenommen haben. Damals war das eine Sensation. Heute würde ich mir solche Sendungen vermehrt wünschen.

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Die Aussage, dass ORF nur was für AHS-Kinder ist, hallt in mir nach. Das Kinder-und Jugendprogramm wird für den Nachwuchs der Mehrheitsgesellschaft kreiert, was logisch ist. Das Problem ist, dass sich Kinder und Jugendlichen vor allem im urbanen Bereich dieser Gesellschaft nur begrenzt zugehörig fühlen. Im gewissem Maß kann ich das auch nachvollziehen. Ihre Welt folgt nicht den Kriterien der bildungsnahen Schichten. Es ist nicht selbstverständlich, dass ihre Eltern einen Bildungsvorsprung haben. Im Gegenteil, gar nicht so selten haben die Kinder und Jugendlichen von bestimmten Inhalten mehr Ahnung als ihre Erziehungsberechtigten. Und dann kommt dazu, dass ihre Muttersprache so gut wie gar keinen Raum im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bekommt. Das wäre aber für den Erwerb der Zweitsprache von hoher Brisanz. Denn es ist längst bewiesen, dass die Muttersprache immer der Schlüssel zum Erwerb jeder weiteren Sprache ist. Will man aber ein Programm inklusiv denken, dann muss all das einen Platz haben. Die Lebenswelt der nicht autochthonen Kinder und Jugendlichen, genauso wie die der autochthonen. Die Sprachen aller und Inhalte, deren pädagogischer Hintergedanke nicht allzu offensichtlich ist. „Wenn ich schon vorm Fernseher sitze, dann will ich Unterhaltung und nicht auch noch was lernen!“ Diese Aussage stammt von meinem Sohn, als er deutlich jünger war. Nachvollziehbar dachte ich mir damals, weil es schon mir in den 1970er Jahren so ging. Kinder und Jugendliche haben sehr gute Antennen, was Belehrung betrifft. Fernsehen für die ganze Familie Geboren 1962, bin ich bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr ohne Fernsehgerät aufgewachsen. Fernsehabende fanden bei meiner Oma statt. Die hatte einen Farbfernseher und der war ihr ganzer Stolz. Gemeinsam bei ihr Samstagabend-Shows zu schauen, wurde von ihr persönlich zu einem Event hochstilisiert. Kleine Tischchen in die Nähe der Fauteuils gerückt, Unmengen an Essen stand darauf griffbereit. Im Wohnzimmer brannte nur mehr ein kleines Licht. Wenn die Eurovisionshymne erklang, war so viel Feierlichkeit und Vorfreude in mir, dass ich fast geplatzt wäre. Es konnte losgehen. Genau diesen Moment versuche ich viele, viele Jahre später meiner Enkeltochter zu schenken. „Klein gegen Groß“ hat diesen Zauber in mein Wohnzimmer geholt. Und auch mein Schüler, der erzählte, dass er mit der Familie Fußballspiele schaut, bestätigt, dass wir Formate brauchen, die die ganze Familie vor einem Fernsehgerät vereint.

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Social Media und Rundfunk Social Media ist in meinen Augen unbestritten die größte Konkurrenz zum klassischen Fernsehen. Kurze, schnelle Videos, die bei Bedarf weiter gescrollt werden können. Dass diese oft flach sind, trifft nur begrenzt zu. Denn mittlerweile gibt es viele User/innen, die in wenigen Minuten Inhalte zum Nachdenken produzieren. Sie vermitteln Wissen und Information. Das wird den Kindern und Jugendlichen erst dann bewusst, wenn sie davon erzählen können. Das Besondere aber ist, dass jede/r auch selbst Videos gestalten und hochladen kann. Diese Art der Teilhabe verleiht Sichtbarkeit. Es geht also darum, dass die jungen Zuseher/ innen zum Programm etwas beitragen wollen. Diese Möglichkeit müsste in zukünftig gedachten Formaten in irgendeiner Form realisiert werden. Alles, was Kinder und Jugendliche selbst erstellt haben, ist für sie von großem Wert. Je breiter das Publikum, desto besser ist es. Ich glaube, dass das ein möglicher Weg wäre, junge Menschen für den öffentlichrechtlichen Rundfunk zu begeistern. Social Media ist gekommen, um zu bleiben, und ist für uns alle aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Aber es spricht nichts dagegen, Inhalte zu kreieren, die das Beste aus beiden Welten zumindest kurzfristig vereinen. Einen wichtigen Punkt möchte ich am Schluss noch anführen. Kinderarmut, Ausgrenzung und Rassismus bestimmen den Alltag vieler Kinder und Jugendlicher. Thema sind sie in Kinder-und Jugendprogrammen dennoch selten. Das muss sich ändern. Es braucht kritische Formate, die sich genau damit beschäftigen. Auch da bestünde die Möglichkeit, Betroffene vor die Kamera zu holen. Diesen eine Stimme zu geben und sie damit sichtbar machen. Denn ist man in dieser Situation, entsteht oft das Gefühl, mit all seinen Sorgen und Ängsten alleine dazustehen. Schon das Wissen, dass es anderen genauso geht, kann sehr hilfreich sein. Und für die, die nicht betroffen sind, wäre das eine gute Gelegenheit zu erfahren, dass es eben diese Probleme auch gibt. Diskussionsrunden wie „Im Zentrum“ für Kinder und Jugendliche könnten eine Bereicherung sein. Kritischer Journalismus kann ruhig schon im Kinderalter beginnen. Ja, da können auch heikle Themen zur Sprache kommen, schließlich ist das ein Teil der Realität aller. In jedem Fall würde es vermitteln, dass jene Menschen ernst genommen werden, die in nicht allzu vielen Jahren erwachsen und hoffentlich kritische Seher/innen sein werden.

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VON DER IDEE BIS ZUR AUSSTRAHLUNG – WAS BRAUCHT DAS ZUKÜNFTIGE KINDER- UND JUGENDPROGRAMM IM ORF? RONJA KOK

PFADFINDER:INNEN ÖSTERREICH

Regional, aber auch weltoffen. Spezifisch, aber auch divers. Medienkonsum, aber kritisch. Mit dem neuen ORF-Gesetz, welches im Juli 2023 im österreichischen Nationalrat verabschiedet worden ist, steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk vor einer neuen Herausforderung. Mit 1. Jänner 2024 soll das digitale Angebot, insbesondere für Kinder und Jugendliche, erweitert werden und eine „On Demand”-Plattform erscheinen, die den Ansprüchen des digitalen Zeitalters gerecht wird – in einer Zeit, in der das Angebot von anderen Streaming-Plattformen und -giganten wie Disney +, Netflix und Amazon Prime Video bereits sehr verbreitet angenommen wird. Daher ist die Einführung einer neuen Plattform auf einem sehr gesättigten Markt mit merklich mehr Schwierigkeiten verbunden. Zusätzlich sind die finanziellen Ressourcen, welche der ORF im Vergleich zu den privaten Anbietern einsetzen kann, nicht nur limitiert, sondern durch die Haushaltsabgabe, durch die der ORF unter anderem finanziert wird, auch von den österreichischen Haushalten getragen. Daraus entstehen wiederum verschiedene Ansprüche in der Bevölkerung an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk – und diese zurecht. Wie kann sich daher der ORF von anderen Streaming-Plattformen abheben und in der Unterhaltung noch als relevant betrachtet werden? Was ist überhaupt qualitative Unterhaltung im Fernsehen und in anderen Medien? Und welche Aspekte sollen zukünftig im Kinder- und Jugendprogramm des ORF ausgestrahlt werden? Mit diesen Fragen muss sich der ORF jetzt unter anderem auseinandersetzen. Eine veröffentliche Studie über die Bedeutung öffentlich-rechtlicher Unterhaltung1 geht auf manche dieser Fragen bereits sehr gut ein und zeigt klar, was unter Qualität im Unterhaltungsprogramm zu verstehen 1 Österreichischer Rundfunk, ORF (2023). Public Value Studie: Öffentlich-Rechtliche Qualität im Diskurs. Die Bedeutung öffentlich-rechtlicher Unterhaltung in Zeiten des digitalen Wandels. https://zukunft.orf.at/show_content.php?sid=147&pvi_id=2401&pvi_medientyp=t&oti_tag=Studie

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ist. Neben der Informationsweitergabe von verschiedenen (tagesaktuellen) Themen gehört auch eine tiefgründigere, abstraktere Ebene dazu, welche Zuschauer:innen meist nur passiv wahrnehmen. Kulturelle Werte, gesellschaftliche Vorstellungen, Konfliktlösungsansätze und Rollenbilder sind nur wenige von den vielen Beispielen, welche im Rahmen der Studie aufgegriffen werden. Doch genau in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft sehr schnell verändert, die digitalen Möglichkeiten und Entwicklungen nahezu explodieren (siehe zum Beispiel anhand der Entwicklung der künstlichen Intelligenz) und man globalpolitisch auf Ereignisse und Dynamiken trifft, wie man sie nur aus dem Geschichtsunterricht kennt, kommen weitere Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Gestaltung des zukünftigen Kinderund Jugendprogramm im Fernsehen. Themen, mit denen ältere Generationen vielleicht erst später in ihrem Leben konfrontiert waren, landen durch die Digitalisierung und Globalisierung bereits sehr früh bei Kindern und Jugendlichen und benötigt daher eine gezielte Aufarbeitung und Begleitung. Ebenso stellen sich die Fragen: Was ist unsere Zukunftsvorstellung von heute und welche Werte möchten wir den Kindern und Jugendlichen mitgeben? Welche Vorbilder sollen sie im Fernsehen antreffen und wie kann man auch garantieren, dass sie eigenständige Personen und aktive Mitglieder unserer Gesellschaft werden? Die Multikulturalität ist hierbei ein wichtiger Aspekt, welcher in Zukunft im ORF nicht fehlen darf. Seit mehreren Jahrhunderten trifft man in Österreich auf Menschen mit Wurzeln in anderen Ländern, Kulturen und Religionen, die auch über Generationen hinweg schon in diesem Land ansässig sind. Dennoch trifft man hier täglich auf Diskriminierung und Rassismus. Durch die Vermittlung einer weltoffenen Einstellung und respektvollen Umgang miteinander unabhängig von Herkunft und Ethnizität kann man bereits hier Kindern und Jugendlichen einen wesentlichen Teil und Wert unserer Gesellschaft weitergeben, welcher für die Zukunft weiterhin äußerst relevant ist. Der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Solidarität zueinander sind im Hinblick auf die Bewältigung der multiplen gesellschaftlichen Krisen von heute Kernkomponenten. Zusätzlich muss man sich auch fragen, wie viele weitere Medien und digitale Angebote zukünftig Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen sollen. Die Zeit, die die jüngeren Generationen mittlerweile mit Social-Media-Kanälen und anderen Plattformen verbringen, ist in den letzten beiden Jahrzehnten rasant angestiegen. Ebenso ist bereits zu beobachten, dass Kindern haptische Fähigkeiten fehlen2 . Anstatt eine 2 Der Standard (2018). Digitalisierung im Schulsystem: Kinder sind immer Versuchskaninchen. https://www.derstandard.de/story/2000091812392/digitalisierung-im-schulsystem-kinder-sind-immerversuchskaninchen (abgerufen am 30.10.2023)

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Seite umzublättern, wird am Rand eines E-Readers gedrückt. Anstatt eines Pinsels fährt man mit dem Finger am Bildschirm entlang und malt. Anstatt Karten während eines Spiels zu halten, wählt man die gewollte Handkarte mit einer kurzen Berührung auf dem Tablet aus. Allein diese drei Beispiele zeigen ein Bild, welches man in der heutigen Gesellschaft antrifft, jedoch kritisch zu hinterfragen ist. Mit dem Verlernen von wesentlichen Fähigkeiten, wie dem Halten von Gegenständen, und der eigenen Körperwahrnehmung wird die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wesentlich beeinflusst und damit einhergehend ihre eigene Zukunft. Um hier auf den ORF zurückzukommen, so ist die Notwendigkeit des Erlernens dieser Fähigkeiten nicht außer acht zu lassen, auch über digitale Medien. Kinder und Jugendliche sollen die Welt jenseits des Digitalen kennenlernen und ihren Platz dort finden, da sich weiterhin hier ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens abspielt. Die Wichtigkeit, eine Auszeit von Medien zu bekommen, die Neugierde hinaus in die Natur zu gehen und die Welt zu entdecken kommt im digitalen Zeitalter schnell zu kurz. Ebenso sind die Konsequenzen für unsere Gesellschaft nicht zu unterschätzen, wenn kein kritisches Auseinandersetzen mit Medien und weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen, welche unter anderem in diesem Bericht erwähnt worden sind, beigebracht und gefördert werden. Doch Kinder und Jugendliche müssen auch die Möglichkeit haben, nicht alle Dinge ständig kritisch hinterfragen zu müssen – insbesondere im Unterhaltungsprogramm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich. Wenn man sich also die Frage stellt, welche Eigenschaften man in Zukunft auf einem Kinder- und Jugendprogramm sowie einer „On Demand“Plattform des ORF antreffen soll, so ist diese mit folgenden Punkten zu beantworten: Weltoffen, solidarisch, neugierig und weiterhin mit dem Fokus auf eine ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.

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MEDIENBILDUNG VON KINDERN IM KONTEXT ÖFFENTLICHRECHTLICHER MEDIENANGEBOTE DONAT KLINGESBERGER, MA WIENER BILDUNGSSERVER

In einem Umfeld allgegenwärtiger Medien sehen sich Eltern mit der komplexen Entscheidung konfrontiert, in welchem Maße sie die Mediennutzung ihrer Kinder fördern oder einschränken sollten. Die Notwendigkeit, dies bewusst und wohlüberlegt zu machen, wird umso deutlicher, da Kinder schon ab dem Säuglingsalter direkt oder indirekt Medien wahrnehmen und dadurch geprägt werden (Theunert, 2015). Die ersten wichtigen Erfahrungen in Bezug auf Medien, wie Standop (2022) aufzeigt, finden innerhalb des engsten Umfelds, allen voran in der Familie, statt. So beginnen bereits Kleinkinder, das Verhalten ihrer Eltern und Geschwister zu beobachten und nachzuahmen. Im späteren Verlauf entwickeln sie den Drang, eigenständig zu entdecken und eigene Präferenzen auszuloten (Standop, 2022). Theunert (2015) hebt besonders hervor, dass das Kontextualisieren und Verstehen von Medieninhalten eine entscheidende Rolle spielt. Kinder lernen in dieser Phase zunehmend zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Dieser Prozess sollte jedoch begleitet werden und erfordert damit Erziehung (Baacke, 2007), also aktives pädagogisches Handeln, in diesem Fall vonseiten der Eltern. Eine für die Altersgruppe geeignete Filmkomödie mit einer Szene von streitenden Erwachsenen mag für das eine Kind kein besonderes Thema sein, beim anderen jedoch Sorgen hervorrufen, da es die Inhalte nicht einordnen kann. In solchen Situationen ist es entscheidend, dass Eltern gemeinsam mit ihrem Kind die Inhalte reflektieren. Eltern stehen nun vor dem Dilemma, dass Medien ein unverzichtbarer Teil des Alltags- und Soziallebens von Kindern sind und der sichere Umgang mit ihnen eine wesentliche Kompetenz für die Zukunft ihres Kindes darstellt. Gleichzeitig werden die Eltern mit alarmierenden Berichten konfrontiert, die auf medienbezogene Risiken hinweisen. Die Relevanz und Richtigkeit dieser Berichte für ihre eigenen Kinder können sie oft nur schwer einschätzen, besonders bei neuen Medienangeboten, mit denen sie möglicherweise selbst kaum Erfahrungen gemacht haben (Wagner et al., 2014). All diese Implikationen stellen Eltern vor eine herausfordernde Situation. Sämtliche Inhalte müssen altersgerecht und dem Entwicklungsstand angemessen sein. Weiterhin sollte eine Reflexion des Kindes über die Inhalte sowie die Nutzung der Medien stattfinden. Zusätzlich ist es erforder-

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lich, dass die Eltern selbst ihr eigenes Medienverhalten reflektieren und dieses mit ihren erzieherischen Prinzipien in Einklang bringen (Wagner et al., 2014). Angesichts dieser Herausforderungen suchen Eltern nach vertrauenswürdigen Angeboten wie jenen der öffentlich-rechtlichen Medien, welche oft kindgerechte Inhalte kuratieren. Das entbindet Eltern zwar nicht von ihrer Verantwortung, ihr Kind zu begleiten und über das Gesehene zu sprechen. Dennoch nimmt ein solches Angebot inklusive des werbefreien Umfeldes Druck heraus und schafft eine bessere Ausgangsbasis für Eltern. Daher liegt es nahe, dass Angebote für Kinder, speziell im öffentlich-rechtlichen Bereich, ein hohes Vertrauen genießen. Die öffentlich-rechtliche Mediennutzung von Kindern in Zahlen Um einen Überblick über das Mediennutzungsverhalten von Kindern zu erhalten, können zwei repräsentative Studien herangezogen werden. Die KIM-Studie wurde vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (MPFS) in Deutschland durchgeführt und stellt eine wiederkehrende Untersuchung zum Medienumgang von 6- bis 13-Jährigen in Deutschland dar. Die Education Group (EduGroup) in Oberösterreich veröffentlichte 2022 zum achten Mal die OÖ. Kinder-Medien-Studie, welche das Medienverhalten von 3- bis 10-Jährigen in Oberösterreich näher betrachtet. Diese Studie erlaubt nicht nur Einblicke in das österreichische Medienumfeld von Kindern, sie erhob zusätzlich die Einschätzungen von Eltern und Pädagog:innen und zeigt auch hier Unterschiede deutlicher auf. Das Nutzungsverhalten von Kindern ist nicht reduzierbar auf eine Mediengattung. Ähnlich wie beim Medienkonsum von Erwachsenen zeigt sich bereits bei unter Zehnjährigen eine äußerst diverse Mediennutzung. Dennoch gibt es mit „Fernsehen“ eine Nennung, die neben „Freunde treffen“ klar als Hauptfreizeitaktivität hervortritt (EduGroup, 2022; MPFS, 2022). Dabei muss hervorgehoben werden, dass unter „Fernsehen“ nicht nur lineare Angebote subsumiert sind. Es umschließt in vielen Teilen auch Online-Streaming-Angebote und weitere Video-Online-Dienste. Eine Einschränkung auf diesen Aspekt für eine genauere Betrachtung ist zusätzlich interessant, weil im Bereich des öffentlich-rechtlichen Angebotes für Kinder das Fernsehen dominant hervortritt und überproportional im Fokus der jeweiligen Medieninstitute präsent ist. In der näheren Betrachtung wird daher speziell das Spannungsfeld im Bereich Fernsehen eingehender betrachtet, um einen Eindruck der Mediennutzung von Kindern von öffentlich-rechtlichen Inhalten zu gewinnen. Die Möglichkeit, Bewegtbild zu nutzen, ist in nahezu allen Haushalten, in denen Kinder aufwachsen, durch unterschiedliche Zugänge ge-

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geben. Fast alle Familien haben Fernsehgeräte, Smartphones und/oder Computer/Laptops. Dies führt dazu, dass 67% der 6- bis 13-Jährigen in Deutschland täglich fernsehen (MPFS, 2022). Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die oberösterreichische Studie mit ebenfalls 67% beim klassischen linearen Fernsehen (EduGroup, 2022). Die EduGroup (2022) fragte separiert auch die Nutzung von StreamingDiensten (z. B.: Mediatheken, Netflix) sowie Kurzvideodiensten (z. B.: YouTube/Snapchat) ab. Es zeigte sich eine noch höhere tägliche Nutzung: Streaming-Dienste werden dabei von 75% täglich genutzt und Kurzvideodienste von 73%. Diese Zahlen haben sich im Vergleich der letzten Jahre deutlich verändert. So lag die Nutzung des linearen Fernsehens 2018 bei 75% und 2020 bei 76%. Die Streamingdienste lagen 2018 lediglich bei 44% und 2020 bei 54%. Die Kurzvideodienste 2018 bei 59 % und 2020 bei 60%. Es zeigt sich also eine deutliche Verschiebung hin zu digitalisierten Inhalten, die on demand abgerufen werden können. Im Schnitt kommen die befragten Kinder damit auf 38 Minuten lineares Fernsehen, 43 Minuten Streaming und 37 Minuten Kurzvideos, was in Summe fast zwei Stunden Gesamtnutzungszeit ausmacht und laut EduGroup (2022) einen neuen Höchstwert darstellt. Es ist besonders interessant, dass die Eltern die Nutzungszeit erheblich unterschätzten. Insgesamt lagen sie mit ihrer Einschätzung des täglichen Bewegtbild-Konsums ihrer Kinder um 26 Minuten zu niedrig (EduGroup, 2022). Am meisten wird rund um das Abendessen und vor dem Schlafengehen ferngesehen (MPFS, 2022). Auch wenn in der KIM-Studie des MPFS (2022) viele Eltern angeben, dass lineare Medien eine wichtige Rolle im Tagesablauf der Familie spielen, geben 38 Prozent der Eltern an, dass Mediatheken/Streaming eine große Entlastung im Familienalltag darstellen, da die Inhalte zeitlich flexibel genutzt werden können. 31 Prozent können sich sogar ein Leben ohne Mediatheken nicht mehr vorstellen (MPFS, 2022). Bei der Nennung der Lieblingssender/-plattformen konnten sich öffentlich-rechtliche Angebote nur teilweise behaupten. In der KIM-Studie des MPFS (2022) schafft es KIKA als speziell auf Kinder ausgerichteter Sender auf den zweiten Platz hinter Super RTL und dicht gefolgt von YouTube. In Oberösterreich sind die beliebtesten Plattformen YouTube, Amazon Prime und YouTube Kids. Erst danach kommen Sender wie Disney und Super RTL. Das erste öffentlich-rechtliche Angebot ist der Fernsehsender KIKA (Platz 8), gefolgt von ORF 1 (Platz 9) (EduGroup, 2022).

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Vermittlung von Medienkompetenz Theunert (2015, S. 155) sieht es als ein wesentliches Ziel der Medienpädagogik, „Menschen lebensbegleitend darin zu unterstützen, die Fähigkeiten für ein souveränes Leben mit Medien unter den jeweils aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen auszubilden und kontinuierlich weiter auszuformen.“ Der Aspekt des lebensbegleitenden Lernens zeigt, dass der Erwerb von derartigen Fähigkeiten nichts ist, das man einmal erlernt und dann als abgeschlossen betrachten kann. Die Medienwelt verändert sich, und damit auch unsere Gesellschaft und die Rahmenbedingungen, unter denen die Menschen in ihr agieren. Dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechend geht eine hohe Medienkompetenz mit der Fähigkeit einher, am demokratischen politischen Prozess teilzunehmen. Diese Teilhabe geht davon aus, dass die daran teilhabenden Bürger:innen in der Lage sind, sich allumfassend zu informieren und in weiterer Folge diese Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, einzuordnen, sich eine Meinung zu bilden sowie diese auf verschiedene Arten zu artikulieren. Sämtliche dieser Aspekte setzen allerdings eine hohe Medienkompetenz voraus (Oberle, 2017; Schröder, 2021). Im angloamerikanischen Raum hat sich deshalb auch der Begriff „media literacy” etabliert. Dabei wird Medienpädagogik vorwiegend als Erziehung zu politisch mündigen Bürger:innen (Süss et al., 2018) verstanden. Dieses Ziel ist auch in der Europäischen Union aufgegriffen worden, und es wird versucht, durch Media-Literacy-Projekte, EU-Bürger:innen aktiver an Prozessen innerhalb der EU beteiligen zu lassen (Süss et al., 2018). Um Selbstbestimmtheit (Roth-Ebner, 2023) oder Souveränität (Theunert, 2015) zu gewährleisten, benötigt es also einen enormen Aufwand, sich ständig an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Gesamtheit dieser Fähigkeiten, die benötigt werden, diese selbstbestimmten, souveränen Leben innerhalb der Mediengesellschaft zu ermöglichen, systematisiert Theunert (2015) als das Konzept der Medienkompetenz. Baacke verweist in einer Form der Abgrenzung darauf, dass der bloße Konsum von Medien noch keine medienpädagogische Maßnahme ist (Baacke, 2007). Es benötigt mehr, um Medienkompetenz zu entwickeln, weil ein selbstbestimmtes Handeln innerhalb einer Mediengesellschaft mehr Fähigkeiten umfasst, als bloß die Fähigkeit, Informationen zu erhalten und aufzunehmen. Es benötigt auch die Möglichkeiten, sich auf einer abstrakten, hinterfragenden Ebene mit Medien und deren Inhalten kritisch und kreativ zu beschäftigen. Baacke strukturierte Medienkompetenz dabei in vier Bereiche: Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung (Baacke, 2007).

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Damit zeigt Baacke (2007) die Mehrdimensionalität dieser Kompetenz. welche • das analytische, reflexive und ethische Verstehen (Medienkritik), • innovatives und kreatives Gestalten (Mediengestaltung), • rezeptives und interaktives Handeln (Mediennutzung) sowie • das Wissen um Prozesse innerhalb von Medienkomplexen (Medienkunde) umfasst. Unter letzteren kann etwa das Nachvollziehen von Prozessen innerhalb einer Nachrichtenredaktion oder individueller Handhabungen wie das schnelle Prüfen von Falschmeldungen oder das richtige Verwenden einer Suchmaschine verstanden werden. Öffentlich-rechtliche Angebote haben hier einen aktuell einen sehr kleinen Teil abgedeckt. So bildet etwa der Bildungsauftrag des ORFS dieses gesamtheitliche Kompetenzverständnis nicht zur Gänze ab, da er hauptsächlich auf die Ausstrahlung von Sendungen mit Bildungsinhalten abzielt (ORF-G, 2024, § 1a; §4, Abs 1, Z 13). So besteht aktuell ein starker Fokus auf das Herunterbrechen komplexer Inhalte in eine altersgerechten Form für die Kinder wie etwa bei der ZIB Zack Mini. Kompetenzbildung findet damit fast ausschließlich im Bereich der Mediennutzung statt. Die Bereiche Medienkunde, -kritik und -gestaltung werden nicht tangiert. Dennoch gibt es vereinzelte öffentlich-rechtliche Angebote, um die Medienkompetenz gesamtheitlich zu fördern. Erwähnenswert sind in Österreich beispielsweise Initiativen wie Ö1 macht Schule oder ORF-KIDS, die einen Einblick in das Redaktions- und Produktionswesen des ORF gewähren. Zusätzlich gibt es Nutzungsmöglichkeiten für Schulen wie edutube.at oder ORF goes School. Ähnliche Beispiele gibt es auch in Deutschland bei ARD und ZDF. Ein besonderes Projekt (auch wenn nicht öffentlich-rechtlich) ist www.zeitfuerdieschule.de, hier bietet die Wochenzeitung “Die Zeit” pädagogisches Begleitmaterial für den Unterricht und medienpädagogische Weiterbildungen an. Der ORF als größte Medieninstitution des Landes wäre in seinem größtenteils werbefreien Umfeld und dem gesetzlichen Bildungsauftrag eine geeignete Institution, um abseits der formalen Bildungseinrichtungen Medienkompetenz zu vermitteln. Angesichts der kürzlich erfolgten Gesetzesnovelle und den damit einhergehenden Neuerungen im Bereich des Kinderprogrammes (ORF-G, 2024), ergibt sich die Frage, ob der Bildungsauftrag nicht umfassender interpretiert werden sollte. Zumindest ergeben sich nun mehr Handlungsmöglichkeiten in diesem Bereich. So könnte die Medienkompetenzvermittlung an Kinder durch Aktivitäten des ORF intensiviert werden. Etwa durch einen Ausbau der Schul-

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besuche durch Mitarbeiter:innen des ORF, die aktive Unterstützung von Media Literacy-Initiativen, das Zurverfügungstellen von pädagogischem Begleitmaterial für den Schulunterricht und/oder Eltern, der Ausbau von Creative Commons-Inhalten oder die Einführung von neuen Sendeformaten, die vermitteln, wie Medien funktionieren, welche Trends sie folgen und welche Chancen oder Risiken sie mit sich bringen. Unabhängig davon obliegt es öffentlich-rechtlichen Medien nicht allein, die Medienkompetenz zu fördern. Wie bereits ausgeführt, stellt bereits der Aspekt des Kuratierens altersgerechter und Entwicklungsstand angemessener Inhalte in einem werbefreien Umfeld eine große Hilfe für Eltern dar. Um diese Funktion weiter zu stärken, ist es ein wichtiger Schritt, eigens für Kinder konzipierte interaktive Online-Inhalte und eine kinderfreundliche On-Demand-Mediathek anzubieten, die auch Möglichkeiten für Eltern inkludiert, die Medienerziehung ihrer Kinder aktiver zu gestalten. Literaturnachweis Baacke, D. (2007). Medienpädagogik (Nachdr.). Max Niemeyer Verlag. Bundesgesetz über den Österreichischen Rundfunk [ORF-G] (2023). https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000785 [Zugriff am 02.11.2023]. Education Group (2022). 8. Oberösterreichische Kinder-Medien-Studie 2022. https://www.edugroup. at/fileadmin/DAM/Innovation/Forschung/Dateien/2022_Kinder_Medien-Studie_web.pdf [Zugriff am 01.11.2023]. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest [MPFS] (2022). KIM-Studie 2022. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2022/KIM-Studie2022_website_final.pdf [Zugriff am 01.11.2023]. Oberle, M. (2017). Medienkompetenz als Herausforderung für die politische Bildung. https://www.bpb.de/ shop/buecher/schriftenreihe/medienkompetenz-schriftenreihe/257615/medienkompetenz-als-herausforderung-fuer-die-politische-bildung/ [Zugriff am 02.11.2023]. Roth-Ebner, C. (2023). Die Mediatisierung von Kindheit und deren Implikationen für die Medienerziehung. Pädiatrie & Pädologie. https://doi.org/10.1007/s00608-023-01113-0 [Zugriff am 04.11.2023]. Schröder, M. (2021). Medienkompetenz als Schlüssel für Demokratiekompetenz. In Hubacher, M.S., Waldis, M. (Hrsg.) Politische Bildung für die digitale Öffentlichkeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/9783-658-33255-6_5 [Zugriff am 01.11.2023]. Standop, J. (2022). Digitale Medien in der Schule. Beltz. Süss, D., Lampert, C., Trültzsch-Wijnen, C.W. (2018). Medienpädagogik. Studienbuch zur Kommunikationsund Medienwissenschaft. Springer VS, Wiesbaden. Theunert, H. (2015). Medienaneignung und Medienkompetenz in der Kindheit. In F. von Gross, D. M. Meister, & U. Sander (Hrsg.), Medienpädagogik - ein Überblick (pp. 136-163). Weinheim ; Basel: Beltz Juventa. Wagner, U., Gebel, C., & Lampert, C. (2014). Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie–Kurzfassung der Ergebnisse. https://www.medienanstalt-nrw.de/fileadmin/lfm-nrw/Forschung/ LfM-Band-72.pdf [Zugriff am 29.10.2023].

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KINDERRECHTE MÜSSEN INS SCHEINWERFERLICHT DSA IN DUNJA GHARWAL, MA & MAG. SEBASTIAN ÖHNER KINDER- UND JUGENDANWALTSCHAFTEN ÖSTERREICHS

Seit mittlerweile mehr als 30 Jahren ist es eine der Kernaufgaben der Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs, dass Kinder und Jugendliche Kinderrechte kennen und damit verstehen, welch wichtiges Instrument ihnen zu ihrer eigenen Lebensgestaltung zur Verfügung steht. Obwohl die UN-Kinderrechtskonvention 1992 von Österreich ratifiziert wurde, ist Kindern und Jugendlichen oftmals nicht bewusst, dass sie selbst Rechte haben und diese Rechte geschützt werden müssen. Aber auch Erwachsene wissen nicht immer über diese spezifischen Rechte von Kindern und Jugendlichen Bescheid, deren praktische Umsetzung auch ihr williges Engagement braucht. Die letzten Jahre bedeuteten aufgrund der Covid-Pandemie, den Teuerungen und der immer noch vorherrschenden Kriege für Kinder und Jugendliche eine ungewöhnliche Ausnahmesituation. Aktuell sprechen wir von mehrdimensionalen Krisen, die multiple Belastungen und damit eine enorme Herausforderung für Kinder und Jugendliche darstellen – vor allem für ihre Rechte! Es ist daher naheliegend, dass der österreichische öffentlich-rechtliche Sender ein hohes Interesse an qualifizierter Informationsaufbereitung und Verbreitung von gesellschaftlich relevanten Themen als Kernaufgabe identifiziert und in diesem Sinne auch den Kinderrechten als speziellen Menschenrechten eine Bühne bieten kann. 1989 ist die Kinderrechtskonvention in Kraft unterzeichnet worden. Waren Kinder und Jugendliche davor nur Schutzobjekte, sind sie seit diesem Zeitpunkt Träger: innen von eigenen Rechten und Pflichten. Diese durch die Kinderrechtskonvention errungene Eigenschaft hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen. Die Konvention behandelt eine breite Palette an Themen, die vom Recht auf Leben und Entwicklung, über das Recht auf Bildung bis hin zum Recht auf Spielen reicht. Auch mit den Medien und dem Österreichischen Rundfunk gibt es konkrete Überschneidungen. Das Recht auf Partizipation Das Recht auf Partizipation ist eines der so genannten „Grundprinzipien“ der Kinderrechtskonvention. Damit ist gemeint, dass dieses Recht bei allen Kinder und Jugendliche betreffenden Angelegenheiten mit zu berücksichtigen ist. Partizipation heißt aus kinderrechtlicher Sicht an Entscheidungen teilzuhaben. Es geht dabei nicht nur darum, Kinder und Jugendliche zu befragen, sondern ihre Einschätzung auch aktiv in

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Entscheidungsfindungen mit einzubauen. Denn Kinder und Jugendliche sind Expert: innen ihrer eigenen Lebenswelt und haben deshalb auch das Recht als solche behandelt zu werden. Das Recht auf Information Informationsrechte haben wir alle. Wir denken hier in erster Linie an Erwachsene. Die Kinderrechte schreiben aber ganz explizit vor, dass Kinder und Jugendliche ein spezifisches Recht darauf haben, Informationen zu erhalten und auch zu entscheiden, worüber sie sich informieren wollen. Zu diesem Kinderrecht zählt auch, dass Informationen, die Kinder und Jugendliche betreffen, in einer geeigneten Sprache oder Darstellung vermittelt werden müssen. Sie haben somit das Recht, sich diese Informationen zu beschaffen, zu empfangen und sie weiterzugeben. Auch Kinder und Jugendliche betreffende Medieninhalte müssen laut Kinderrechtskonvention so gestaltet sein, dass sie verständlich sind. Das Recht auf Bildung Wenig überraschend hängt auch das Recht auf Bildung eng mit dem Thema Medien zusammen. Nach der Kinderrechtskonvention sind im Zusammenhang mit dem Recht auf Bildung die Persönlichkeit, die Begabung und die geistigen und körperlichen Fähigkeiten des Kindes voll zur Entfaltung zu bringen. Kinder und Jugendliche haben also ein Recht darauf zu lernen und sich durch das angesammelte Wissen bestmöglich entwickeln und entfalten zu können. Dieses Recht bezieht sich dabei nicht nur auf Bildungseinrichtungen sondern betrifft das gesamte Leben von Kindern und Jugendlichen. Der Beitrag, den Medien zur Bildung von Kinderrechten leisten können, ist dadurch nicht nur immens wichtig, sondern auch kinderrechtlich verankert. Ausblick: Kinderrechte bei der Mediennutzung Ersichtlich ist also, dass die Kinderrechte in allen Lebensbereichen eine wesentliche Rolle für das Leben von Kindern und Jugendlichen spielen. Für Medien ist es dabei besonders wichtig, die Kinderrechte zu berücksichtigen. Dabei geht es nicht nur darum, das Lernen über die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, sondern auch, ein eigenes kinderrechtliches Verständnis sicherzustellen. Seit es die Kinderrechte gibt, wurde viel erreicht, um die Rechte von Kinder und Jugendlichen zu stärken und ihnen ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Wir als Kinderund Jugendanwaltschaften Österreichs freuen uns dabei unterstützen zu können, diese Fortschritte auch noch weiter zu tragen und die Kinderrechte in allen Bereichen bekannt zu machen. Denn alle Kinder und Jugendlichen haben Rechte und alle Menschen sollten davon wissen.

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EMPFEHLUNGEN FÜR QUALITÄTSVORSTELLUNGEN UND -ERWARTUNGEN VIKTORIA MIFFEK-POCK, MSC EDUCARE

In Österreich werden Kinder in eine technologisierte Welt hineingeboren. Das bedeutet, dass digitale Medien Teil der Lebenswelt von Kindern sind und zu ihrem Alltag dazugehören1. Es zeigt sich, dass Kinder bereits im ersten Lebensjahr mit digitalen Medien in Kontakt kommen, am häufigsten mit dem Smartphone oder dem Tablet. Die Hauptbeschäftigung sind Videos sowie Fotos ansehen, Musik hören und auch Spiele spielen.2 Die aktuelle Lage zeigt, dass der Kompetenzerwerb und der Zugang zu Digitalisierung immer höhere Bedeutung in der Gesellschaft erlangt.3 Dies wird auch als Ziel der EU-Kinderrechtstrategien (2021) unter dem Abschnitt Digitale und Informationsgesellschaft folgendermaßen formuliert: „Eine EU, in der Kinder sich sicher in der digitalen Umgebung bewegen und dort gebotenen Chancen nutzen können.“ 4 Es ist wichtig, Kindern einen qualitätsvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien als erwachsene Person vorzuleben und die Handhabung damit sorgsam und entwicklungsentsprechend nicht nur zuzulassen, sondern auch zu fördern. Dies kann gelingen, wenn Kinder digitale Medien als Werkzeug nutzen können, „um ihr Wissen zu erweitern und Informationen zu recherchieren.“5 Der ORF plant ein neues Onlineprogramm für Kinder, die geplanten Inhalte sollten interaktiv und anregend gestaltet werden. Dann können digitale Medien mit dem richtigen Einsatz entwicklungsfördernd wirken. Werden digitale Medien hingegen als passive Berieselung oder „digitaler Schnuller“6 eingesetzt, so kann dies die Entwicklung der Kinder negativ beeinflussen – beispielsweise ihre Konzentration, ihre Fähigkeit soziale Beziehungen einzugehen, ihre emotionale Befindlichkeit, ihre visuelle Verarbeitung aufgrund der Überflutung durch ständig wechselnde Bild1 2 3 4 5 6

Vgl. Grassmann et al. 2021: 3 Vgl. Kaiser-Müller 2020: 2 Vgl. Grassmann et al. 2021: 3 EU-Kommission 2021: 18 Grassmann et al. 2021: 6 Kaiser-Müller 2020: 3

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eindrücke etc. Die verantwortlichen Personen des ORF sollten dafür Sorge tragen, dass im Onlineprogramm Inhalte angeboten werden, die auf unterschiedliche Altersgruppen der Nutzer*innen abgestimmt und für alle Kinder sowie für deren Eltern bzw. Obsorgeberechtigten barrierefrei zugänglich sind. Es braucht eine Sicherheitsfunktion, die gewährleistet, dass nur geeignete, dem Alter des/der jeweiligen Benutzers/Benutzerin angemessene Inhalte angezeigt werden. Als Best-Practice-Beispiele mit pädagogisch wertvollen Inhalten für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren weisen wir auf die Formate „Checker-Tobi“ oder „Anna und die wilden Tiere“ hin, an denen sich der ORF in Bezug auf eine interaktive Gestaltung von Mini-Reportagen orientieren kann. Diese Reportagen sollten eine Gesamtdauer von maximal 15-20 Minuten nicht überschreiten, je jünger das Kind, desto kürzer die Dauer. Außerdem sind österreichische Formate, welche die MINT-Kompetenzen von Kindern ansprechen – wie beispielsweise der Forscherexpress – zu begrüßen. All diese Formate haben gemeinsam, dass die Zuseher*innen angeregt werden, das Erlebte nachzuahmen, sodass die Inhalte verarbeitet werden können. Bei digitaler Bildung ist es von hoher Bedeutung, dass „Kinder (…) das Erlebte in Worte fassen können. Somit ist das (…) Gespräch über das Erlebte wichtig“ . Als Verein EduCare wissen wir, dass die Medienerziehung für viele Eltern eine große Herausforderung im Familienalltag darstellt. Dazu empfehlen wir, dass Eltern bzw. Obsorgeberechtigte in die Überlegungen einer verantwortungsbewussten Programmentwicklung einbezogen werden. Wir empfehlen die Bereitstellung eines Leitfadens für Eltern auf der geplanten Plattform (in verschiedenen Sprachen, die barrierefrei gestaltet sein sollte. Darin sollten Eltern angehalten werden, die Möglichkeiten, aber auch Risiken und Grenzen im Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Medien zu beachten, unter anderem auch, dass Kinder während der Nutzung von digitalen Medien seitens der Eltern bzw. Obsorgeberechtigten begleitet und die Kinder in der Verarbeitung der digitalen Inhalte unterstützt werden sollen. Dazu bietet sich das gemeinsame Sprechen oder Nachspielen über das Gesehene an. Impulse für die Bearbeitung des Gesehenen durch Spielideen und andere kreative Gestaltungsmöglichkeiten – zum Beispiel durch Bildmaterial oder Hintergrundinformationen, welche zum Download zur Verfügung gestellt werden – können die Eltern/Obsorgeberechtigte dabei unterstützen, mit den Kindern über digitale Inhalte ins Gespräch zu kommen.

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Ebenso wichtig erscheint uns, dass Eltern bzw. Obsorgeberechtigte darauf hingewiesen werden, mit ihrem Kind/ihren Kindern ein zeitliches Limit für die Nutzung digitaler Medien zu vereinbaren und deren Einhaltung zu kontrollieren, z.B. einmal pro Tag für maximal 15 bis 20 Minuten (Näheres dazu unter saferinternet.at). Eltern bzw. Oborgeberechtigte nehmen die wichtigste Vorbildfunktion bei der Nutzung digitaler Medien ein und sollten deshalb auch darauf hingewiesen werden, ihr eigenes Nutzungsverhalten zu reflektieren. Literaturnachweis EU-Kommission COM (2021): EU-Kinderrechtsstrategien. https://eur-lex.europa.eu/legalcontent/DE/TXT/HT ML/?uri=CELEX:52021DC0142&from=en (letzter Zugriff am 12.10.2023). Grassmann, Susanna/ Vogt, Franziska/ Bauer, Annika/ Luthardt, Jasmin/ Westphal, Sophie/ Walter-Laager, Catherine (2021): Digitale Bildung in der Elementarpädagogik. Ein Modell für die praktische Arbeit mit den Kindern. Berlin, Graz: Internationales Zentrum für Professionalisierung der Elementarpädagogik (PEP). Kaiser-Müller, Katharina (2020): Studie: Kleinkinder und digitale Medien.: 72 Prozent der 0- bis 6-Jährigen im Internet. Medienimpulse, 58(1), 7 Seiten. https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/article/view/3467 (letzter Zugriff am 20.10.2023).

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GEDANKEN ZUR ÖFFENTLICHRECHTLICHEN QUALITÄT DES NEUEN KINDERPROGRAMMS AUS DISKRIMINIERUNGSSENSIBLER SICHT DR. IN SONIA ZAAFRANI

INITIATIVE FÜR EIN DISKRIMINIERUNGSFREIES BILDUNGSWESEN

Wie kann ein Kinder- und Jugendlichenprogramm eines öffentlich-rechtlichen Senders gestaltet werden, das inklusiv (genug) ist, um alle gleichermaßen zu erreichen, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe, Muttersprache, Religionszugehörigkeit oder dem Einkommen ihrer Eltern? Dass der ORF aufgrund rezenter gesetzlicher Vorgaben dazu veranlasst wird, ein eigenes Programm für Kinder und Jugendliche zu entwickeln, ist eine große Chance, die es wahrzunehmen und zu nutzen gilt. Vieles, was zurzeit im „Erwachsenenprogramm“ fehlt, kann im Kinderprogramm neu entwickelt, aufgegriffen und ausprobiert werden. Österreich, seine Bevölkerung und damit potenzielle Kund:innen des ORF haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Man braucht nur einen Blick in die Schulklassen z.B. in Wien zu werfen, so sieht man, wie divers und multinational diese zusammengesetzt sind. Für diese Zielgruppe gibt es zurzeit in Österreich kein Medienangebot, weder von privater noch von öffentlich-rechtlicher Seite. Das neue Kinder- und Jugendprogramm des ORF kann hier Abhilfe schaffen, und nicht nur das. Es hat das Potenzial, den Zusammenhalt in der österreichischen Gesellschaft und damit den gesellschaftlichen Frieden zu stärken, eine Aufgabe, die gar nicht genug wertgeschätzt werden kann. Wenn wir uns die Inhalte des ORF heute ansehen, so kommen bestimmte Personengruppen entweder zu seltenvor oder sie werden in einer Art und Weise dargestellt, die der Lebensrealität nicht entspricht und/oder sie zu „den Anderen“ macht – Stichwort „Othering“. Ein zukunftsträchtiges Kinder- und Jugendprogramm ist bunt, divers und mehrsprachig und spiegelt die Lebensrealität der Kinder und Jugendlichen wider. Es verzichtet auf diskriminierende, rassistische Inhalte und klischeehafte Darstellungen, die Vorurteile verstärken können und lässt ALLE Kinder und Jugendlichen auch einmal selbst zu Wort kommen. Es greift die Themen auf, die Kinder und Jugendliche oft tagtäglich betreffen und für die es keinen oder viel zu wenig Raum gibt, weder in der Schule

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noch in den öffentlichen Diskursen der sogenannten Dominanzgesellschaft. Manche Themen wie (Cyber)mobbing, Stalking, Sicherheit im Internet, sexuelle Belästigung on- und offline werden bereits aufgegriffen, andere wichtige Themen jedoch werden von öffentlicher Seite fast völlig ausgeblendet. Es sind dies Themen wie Rassismus und Diskriminierung, wie sie im Alltag konkret aussehen können, wie sie wirken, was sie auslösen können und was man dagegen tun kann – Stichwort „know your rights“. Gleichzeitig fehlt es auch an Empowerment für betroffene Kinder und Jugendliche. Viele haben nirgendwo gelernt, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen bzw. wurde ihnen kein Raum dafür gegeben oder sie wurden nicht ernst genommen, was sich sowohl auf die psychische wie auch physische Gesundheit negativ auswirken kann und das auch regelmäßig tut. Grenzverletzungen und Verletzungen der Würde gilt es zu benennen, hierfür braucht es zunächst die notwendige Sprache, die viele Kinder nicht in ihrem Wortschatz haben und nirgendwo lernen, unabhängig von ihrer persönlichen Situation. Man kann zurzeit in Österreich einen kompletten Bildungsweg inklusive Universitätsabschluss absolvieren, ohne diese wichtigen Themen auch nur gestreift zu haben. Die Bildungslücke diesbezüglich klafft riesig. Wenn der ORF mit seinem neuen Kinder- und Jugendlichenprogramm in diesen Bereichen seinen Bildungsauftrag wahrnimmt, kann es Ihm gelingen, diese Bildungslücke zumindest für zukünftige Generationen zu schließen. Der Umsetzung sind hierbei keine Grenzen gesetzt, alle Formate sind möglich und denkbar, vorzugsweise mit interaktiven Elementen und „Mitmachcharakter“. Auch das Wissen und Know-how ist diesbezüglich vorhanden, allerdings befindet sich dieses in Österreich am ehesten noch im NGO-Bereich und wenig bis gar nicht in den öffentlichen Strukturen. Hier gilt es, Akteur:innen zusammenzubringen und sowohl die Inhalte als auch die handelnden Personen zu diversifizieren. Gelebte Diversität als Normalität. Letztendlich geht es auch um die Frage, in welcher Gesellschaft wir (zukünftig) leben wollen, welches Umfeld wir uns für die zukünftige Generation wünschen, welches wir schaffen und was wir ihnen mitgeben wollen. Eine Welt, in der sich alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen gesehen, gehört und verstanden fühlen, eine Welt, in der ihre Rechte und ihre Würde geachtet werden, eine Welt mit weniger Rassismus, Diskriminierung und jeglicher Abwertung von Menschen aufgrund ihres so-Seins wäre schon mal ein guter Anfang. Diese Welt entsteht nicht von alleine, bauen wir sie gemeinsam. Das neue ORF-Kinder- und Jugendlichenprogramm kann hierfür einen wertvollen Beitrag leisten.

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PARTIZIPATION FÜR DIE ZUKUNFT DIPL. SOZPÄD. IN CHRISTINE PIRIWE „RAT AUF DRAHT“

In einer von ständigen Veränderungen und digitalen Innovationen geprägten Welt stehen nicht nur Eltern und Pädagog*innen immer wieder vor neuen Aufgaben, wie beispielsweise die Vermittlung von Medienkompetenz, um junge Menschen bei der Fähigkeit zu unterstützen, digitale Medien kritisch zu nutzen, sie zum Nachdenken anzuregen und auch die Motivation an der Mitgestaltung zu wecken. Die Nutzung von Medien alleine stellt jedoch nur eine Seite dar. Es braucht auch die Bereitstellung kritischer und qualitativ hochwertiger Inhalte, die zudem für junge Menschen relevant und ansprechend sind. Ihr alleiniges Vorhandsein reicht nicht aus, denn neben den inhaltlichen Aspekten sollten diese auch gut und leicht nutzbar, verständlich, ansprechend wie auch pädagogisch sinnvoll sein. Dies klingt im ersten Moment möglicherweise nach einem „logischen“ Konzept, und viele würden all diese Aspekte als selbstverständlich hinnehmen, jedoch stellt es eine viel größere Herausforderung dar, als man vermuten möchte. Denn allein der Diskurs darüber, welche Inhalte als pädagogisch wertvoll angesehen werden und ob dies bei allen Inhalten notwendig ist, kann zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten führen. Expert*innen aus verschiedenen Bereichen (z. B. Pädagog*innen, Medienpädagog*innen, Psycholog*innen, Medienwissenschaftler*innen, Medienentwickler*innen usw.) sind oft nicht einer Meinung, wenn es darum geht, welche Inhalte für die Entwicklung von jungen Menschen förderlich sind. Hinzu kommen die Werte und Erziehungsvorstellungen von Eltern, welche ebenfalls zu diesem Diskurs beitragen. Die Vielfalt der Meinungen und Perspektiven in Bezug auf Medieninhalte und den Einfluss auf die Gestaltung derer ist eine komplexe Aufgabe, bei welcher wichtig ist, verschiedene Standpunkte zu beachten und einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der die Bedürfnisse und Interessen junger Menschen angemessen berücksichtigt. Nun können wir Erwachsenen lange darüber diskutieren und Überlegungen anstellen, aber letztendlich gilt, so nah wir mit jungen Menschen zusammenarbeiten, so weit sind wir vom Sehen, Fühlen und Erleben ihrer eigenen Lebensrealität entfernt. Daher braucht es auch aktive Teilhabe junger Menschen, damit nicht nur für sie, sondern mit ihnen gemeinsam ein Programm gestaltet werden kann, welches Sinn macht. Gerade in der schnell wachsenden Welt der digitalen Medien und leicht zugänglicher Medieninhalte hat sich die Art und Weise wie diese konsumiert werden

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tiefgreifend verändert. In diesem Kontext spielt das Erlangen von Medienkompetenz eine große Rolle. Medienkompetenz bedeutet nicht nur die Fähigkeit Medieninhalte kritisch, auf eine reflektierende Weise zu nutzen, sondern auch den sicheren Umgang mit dem Internet und den damit verbundenen Problemen, die das Leben einer jungen Person maßgeblich negativ und zuletzt nicht folgenlos beeinflussen können (Cyber-Crime, Mediensucht). Um eine umfassende Kompetenz zu erlangen, braucht es nicht nur das theoretische Wissen, sondern auch die praktische Umsetzung und das Verstehen, warum es notwendig ist, sich dieses Wissen anzueignen. Junge Menschen wollen nicht nur konsumieren, sie wollen aktiv beteiligt sein, sie hinterfragen vermehrt den Sinn hinter den von Erwachsenen gestellten Aufgaben und sie wollen gehört wie auch ernstgenommen werden, um ihren Teil zur Gesellschaft beitragen zu können, damit sie das Konstrukt mitbauen und nicht nur mit dem fertigen „Gebäude” konfrontiert werden. Partizipation ermöglicht jungen Menschen, ihre eigene Geschichte zu erzählen, sich aktiv zu beteiligen, und fördert neben dem Verständnis für die Nutzung der Medien auch die Selbstwirksamkeit junger Menschen, damit es nicht nur bei dem Wunsch einer Beteiligung bleibt, sondern damit sie die Möglichkeit haben, Veränderung herbeizuführen. Durch das Einbinden einer Vielfalt von jungen Menschen wird die kulturelle Vielfalt wie auch ihre Identität in den Medien gestärkt. Sie geben Einblick in ihr eigenes Erleben und weisen eine Perspektive auf, die nicht nur zur Diversität des Programms beiträgt, sondern auch das Verständnis verschiedener Kulturen, Lebensweisen, Blickwinkel miteinbringt und somit eine inklusivere Medienlandschaft schaffen kann. Die Partizipation junger Menschen in den öffentlich-rechtlichen- Medien kann auf verschiedene Weisen umgesetzt werden. Dabei ist es wichtig, dass junge Menschen auch von Personen unterstützt werden, ihre Meinung miteinbezogen und ihr Schutz gewährleistet wird. Damit Kinder in einer geschützten, wie auch unterstützenden Umgebung teilhaben können, braucht es klare Richtlinien (Kinderschutzrichtlinien, Arbeitsabläufe, Konzepte, Leitlinien). Hier könnte eine Kinder- und/oder Jugendredaktionen ins Leben gerufen werden, die junge Menschen aktiv an der Auswahl wie auch Gestaltung von Inhalten für die eigene Zielgruppe beteiligt. Ihre Meinung können sie im Rahmen von regelmäßigen Treffen einbringen, um über die Sendungen und deren Inhalte wie auch die gemeinsame Umsetzung zu diskutieren. Hier könnten sie zum Beispiel bei der Auswahl von Dokumentationen, Filmen oder Serien mitentscheiden. Sie könnten eigene Formate mitentwickeln und diese mit Beiträgen befüllen. Öffentlich- rechtliche Medien könnten eine eigene

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Social- Media Präsenz und/ oder Onlineprogramme mit und für junge Zusehende erstellen. Dies kann zum einen die Erstellung von Inhalten, die grafische Umsetzung, das Moderieren von Formaten beinhalten. Zum anderen auch das Erstellen von Webserien, Podcasts, Diskussionsformaten oder interaktiven Lernplattformen. Beispielweise eine Onlineplattform, auf welcher junge Journalist*innen eigene Artikel, Berichte und Kommentare veröffentlichen können. Diese müsste von erfahrenen Redakteur*innen und Pädagog*innen begleitet werden. An dieser Stelle möchte ich gerne ein Umsetzungsbeispiel nennen: Zunächst könnte ein Projekt gestartet werden, dessen Ziel es ist, eine Plattform zu einem bestimmten Themengebiet zu verfassen, wie zum Beispiel: „Alles rund um Gaming“. Der Projektstatus bietet in der Implementierung von Maßnahmen zur Partizipation junger Menschen eine strukturierte Planung durch einen festgelegten Ablauf/Ziele und Meilensteine. Es kann eine übersichtliche Organisation wie auch effiziente Ressourcennutzung geschaffen werden, und die Messung des Erfolgs wie auch das Risikomanagement fallen leichter. Auf Veränderungen kann rasch eingegangen werden und es werden Learnings für fixe Angebote mitgenommen. Die gewonnenen Erkenntnisse können für zukünftige Initiativen genutzt werden. Die Umsetzung: • Erstellung einer Onlineplattform, auf der junge an Gaming interessierte Personen Inhalte wie Tipps im Umgang beim Online-Gaming schreiben können, Informationen über E-Sports geteilt werden, aber auch angemerkt wird, wie ein guter und gesunder Ausgleich dazu geschaffen werden kann. Das Vorstellen von Spielen, die einfach Spaß machen, aber auch jener, welche Fähigkeiten wie beispielweise Konzentration und strategisches Denken fördern. Jugendliche können Expert*innen zu verschiedenen Themen diesbezüglich interviewen oder auch einen Podcast erstellen, in dem sie über die verschiedenen Aspekte, aber auch Problemfelder (Spielsucht, Cyber-Crime) sprechen. • Der Sender organisiert regelmäßige Schulungen und Workshops für die Jugendredakteur*innen, um ihnen einerseits Wissen über die journalistische Arbeit und andererseits auch Kompetenzen im Umgang mit Kritik, Hass im Netz etc. mitzugeben. Zudem würde auch eine Begleitung durch einen*eine Pädagog*in, Supervisor*in oder Projektpsycholog*in Sinn machen, damit die Jugendjournalist*innen gut begleitet werden. • Der Sender stellt sicher, dass die Inhalte altersgerecht sind und auch den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen, es werden gemein-

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sam klare Richtlinien hierfür erstellt. Um auch die Zusehenden miteinzubinden und eine aktive Community bilden zu können, werden Zuseher*innen/Nutzer*innen aktiv beim Mitbestimmen (Umfragen/ Feedback geben) eingebunden. • Junge Menschen sollen angeregt werden, über Gaming-Inhalte kritisch nachzudenken, die Funktionsweise von Medien in Bezug auf das Thema verstehen, einen umfassenderen Blick dafür bekommen und einen verantwortungsvollen, selbstsicheren Umgang mit digitalen Medien erlernen. • Junger Gamer*innen können ihrer Leidenschaft Raum geben, die sie mit vielen anderen teilen, indem sie Inhalte dazu erstellen, sich aber auch aktiv und differenziert mit der Thematik auseinandersetzen. Insgesamt macht die Partizipation junger Gamer*innen in öffentlichrechtlichen Medien Sinn, da sie die Möglichkeit haben, ihre Leidenschaft auszuleben, Fähigkeiten zu entwickeln, hochwertige Inhalte zu schaffen und gleichzeitig Medienkompetenz wie auch den offenen Dialog zu fördern. Dies trägt zur Schaffung einer vielfältigen und jugendgerechten Medienlandschaft bei und erfüllt die Verpflichtung, die Meinungen, Interessen und die Medienkompetenz junger Menschen angemessen zu berücksichtigen. Um die Qualität und die Wahrung der Kinderrechte zu gewährleisten, sollten weitere wichtige Aspekte beachtet werden. Es ist unabdingbar, ein Kindeschutzkonzept zu erstellen und zu implementieren, um junge Menschen vor potenziellen Risiken zu schützen. Dieses Konzept sollte klare Richtlinien und Maßnahmen zur Sicherheit und dem Wohlergehen der Teilnehmenden enthalten. Hierbei macht es Sinn, mit geeigneten Organisationen zusammenzuarbeiten, die bei der Erstellung des Konzepts, aber auch bei der Qualitätskontrolle und Sicherstellung der Einhaltung dieser Rechte eine wichtige und wertvolle Unterstützung bieten können. Programme zur Förderung der Medienkompetenz sollten ein wichtiger Bestandteil sein. Wie bereits mehrfach erwähnt, ist es wichtig, junge Menschen darüber aufzuklären, wie sie Medieninhalte nutzen, aber auch bewerten können. Neutrale und ausgewogene Berichterstattung, damit junge Menschen die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung haben und nicht bewusst in eine Richtung gelenkt werden, ist wichtig. Die Partizipation junger Menschen sollte die Vielfalt ihrer Hintergründe, Erfahrungen und Perspektiven berücksichtigen. Diversität in den erstellten Inhalten und bei der Auswahl der beteiligten jungen Menschen fördert eine inklusivere Medienlandschaft und ermöglicht es, verschiedene Stimmen und Geschichten zu hören.

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Die Kombination von Qualitätsanspruch, Kinderrechten, Kinderschutzkonzepten und der Zusammenarbeit mit geeigneten Organisationen in der Partizipation junger Menschen stellt sicher, dass die erstellten Inhalte sicher, informativ, kind- bzw. jugendgerecht sind. Gleichzeitig werden die Rechte junger Menschen geachtet, ihre Meinungen respektiert und ihre Partizipation an der Medienlandschaft gefördert. Dies schafft eine ausgewogene und jugendgerechte Medienlandschaft, die Bildung, Mitgestaltung, wie auch den Schutz junger Menschen.Die Beteiligung junger Menschen hat nicht nur Auswirkungen auf die Medienlandschaft, sondern auch auf die Bildungsförderung und psychosoziale Entwicklung. Sie trägt zur Entwicklung von Medienkompetenz bei, indem sie junge Menschen lehrt, Medieninhalte zu verstehen und zu bewerten. Dies fördert kritisches Denken und die Fähigkeit, Fehlinformationen zu erkennen. Die Teilnahme an Medienprojekten und Programmen kann die Selbstwirksamkeit junger Menschen stärken. Sie sehen, dass ihre Meinungen und Ideen zählen, was ihr Selbstbewusstsein und ihre Fähigkeit zur Mitgestaltung der Gesellschaft erhöht. Insgesamt ist die Beteiligung junger Menschen im Fernsehen von entscheidender Bedeutung, um die Medienkompetenz zu stärken, kulturelle Vielfalt zu fördern und junge Menschen in die Medienlandschaft einzubeziehen. Öffentlich-rechtliche Medien können eine Schlüsselrolle bei der Verwirklichung dieser Partizipation spielen, indem sie Programme und Plattformen schaffen, die es jungen Menschen ermöglichen, aktiv am Medienprozess teilzunehmen. Dies bildet nicht nur und schafft neue Räume, sondern fördert die nächste Generation von informierten und engagierten Medienkonsument*innen wie auch -produzent*innen. Die gemeinsame Zusammenarbeit zwischen Expert*innen, Eltern, jungen Menschen und den öffentlich-rechtlichen Sendern ist ein erster Schritt, um eine adäquate Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Medienlandschaft zu finden. Diese Beteiligung junger Menschen sichert eine an ihre Bedürfnisse angepasste Medienlandschaft. Kontinuierliche Zusammenarbeit ist entscheidend, um relevante und pädagogisch wertvolle Inhalte zu gewährleisten und sich an verändernde Anforderungen anzupassen. Es ist wichtig zu betonen, dass dieser Artikel lediglich einige Überlegungen und Teilaspekte zum Thema Partizipation junger Menschen in öffentlich-rechtlichen Medien bietet. Er verfolgt das Ziel, Gedanken anzuregen und eine Grundlage für Diskussionen zu schaffen. Es ist wesentlich zu verstehen, dass es keine universelle Lösung oder ein allumfassendes Rezept gibt. Die Beteiligung junger Menschen in den Medien ist ein komplexes und sich ständig wandelndes Thema, das von vielen Faktoren beeinflusst wird. Daher ist dieser Artikel nur ein erster Schritt, um eine Debatte über dieses wichtige Thema in Gang zu setzen.

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WIE ÖFFENTLICH-RECHTLICHE MEDIEN EINE KINDGERECHTE GESELLSCHAFT FÖRDERN JESSICA BRAUNEGGER, BA

KINDERBÜRO – DIE LOBBY FÜR MENSCHEN BIS 14

Kinder haben ein Recht auf Information und freie Meinung. Das legt die UN-Kinderrechtskonvention, zu deren Einhaltung sich Österreich verpflichtet hat, mit Artikel 13 fest. Gerade in Zeiten von Kriegen, Krisen und Fake News, wie wir sie aktuell erleben, ist die Umsetzung dieses Kinderrechts in der Praxis wichtiger denn je. Öffentlich-rechtliche Medien können daher mit ihren Kinderprogrammen einen wichtigen Beitrag zu gelebten Kinderrechten und einer kindgerechten Gesellschaft leisten. Dafür braucht es bestimmte Qualitätskriterien und Leitlinien, die sie in ihrer Arbeit berücksichtigen müssen. Kinder müssen in Medien selbst zu Wort kommen Im Kontext von Kindern und Medien ist die Repräsentation von Kindern in den Medien essenziell. Diese lässt in der Praxis allerdings zu wünschen übrig. Eine Studie der Volksanwaltschaft (2017) hat beispielsweise ergeben, dass in nur drei Prozent der untersuchten Medienberichte betroffene Kinder und Jugendliche zu Wort kamen. Größtenteils konstruierten Medien eigene Geschichten über Kinder bzw. Politiker*innen und Expert*innen sprachen über Kinder. Dieser Umstand widerspricht Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention. Dieser besagt, dass Kinder das Recht haben, ihre Meinung in Angelegenheiten, die sie betreffen, mitzuteilen und Erwachsene diese dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechend berücksichtigen müssen. Auch wenn die Studie lediglich Printmedien und Facebook untersucht hat, verdeutlicht sie den Bedarf und Nutzen eines qualitätsvollen Kinderprogramms in öffentlich-rechtlichen Medien. Es ist für Kinder nicht nur wichtig, sich selbst und ihre Anliegen in Medien repräsentiert zu sehen, sie haben sogar ein Recht darauf! Öffentlich-rechtliche Medien als sichere und verlässliche Informationsquellen für Kinder Kinder haben ein Recht darauf, zu erfahren was in ihrer unmittelbaren Umgebung und in der Welt passiert. Vor allem auf Social Media werden Kinder und Jugendliche von allen Seiten mit Nachrichten und Informa-

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tionen unterschiedlichster Art überflutet – mit oft fragwürdigem Wahrheitsgehalt. Eine Studie von Saferinternet.at (2023) hat gezeigt, dass 80 % der 11- bis 17-Jährigen ihre Informationen zu tagesaktuellen Themen über Social Media beziehen. Allerdings halten nur acht Prozent diese Quellen auch vertrauenswürdig. Bei klassischen Medien ist der Spitzenreiter das Fernsehen, wo 55 % ihre Nachrichten beziehen und was zumindest von 20 % als vertrauenswürdig eingestuft wird. Neben dem Vertrauen in die Seriosität der Quelle kommt auch noch die Tatsache hinzu, dass Inhalte auf Social Media oft alles andere als kindgerecht sind. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs und dem Angriff der Hamas auf Israel hat die Zahl der verstörenden Bilder und Videos von Krieg, Folter und Tod in sozialen Medien zugenommen – mit massiven psychischen Folgen für die Kinder und Jugendlichen, die mit diesen Inhalten konfrontiert werden. Umso deutlicher werden die Bedeutung und das Potenzial eines qualitätsvollen Kinderprogramms: Kinder brauchen Informationen, die einerseits vertrauenswürdig und andererseits kindgerecht aufbereitet sind. Diese helfen ihnen dabei, in unserer komplexen Welt Orientierung zu finden und Ereignisse altersgerecht einordnen zu können. Kinder müssen die Möglichkeit haben, über Weltgeschehen informiert zu bleiben, ohne mit unpassenden oder verstörenden Inhalten konfrontiert zu werden. Mit eigenen Nachrichtenformaten für Kinder können öffentlichrechtliche Medien genau diesen Bedarf decken. Damit schaffen sie nicht nur für die Kinder selbst einen Mehrwert, sondern auch für Eltern, Bezugspersonen und Pädagog*innen. Diese bekommen damit eine gute Basis, um tagesaktuelle und gesellschaftspolitische Themen gemeinsam mit Kindern zu besprechen und aufzuarbeiten. Der medienpädagogische Auftrag von öffentlich-rechtlichen Medien Ein qualitätsvolles Kinderprogramm informiert und unterhält Kinder nicht nur, sondern hat auch einen medienpädagogischen Auftrag. Gerade in Zeiten von Fake News und deren rasanter Verbreitung auf Social Media sollten Kinder und Jugendliche möglichst früh lernen, wie sie seriöse Quellen erkennen und welche Informationen als vertrauenswürdig einzustufen sind. Mit Einblicken hinter die Kulissen des journalistischen Alltags und in die Grundzüge der journalistischen Arbeit stärken öffentlich-rechtliche Medien einerseits das Vertrauen der Kinder in klassische Medien und vermitteln Kindern andererseits immer wichtiger werdende Medienkompetenzen. Auch hier zeigt sich wieder ein positiver Nebeneffekt für den Bildungsbereich, da oftmals überforderte Pädagog*innen

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diese Informationen auch im Unterricht verwenden können und so niederschwellig Zugang zu hochwertigen Materialien haben. Somit können öffentlich-rechtliche Medien auch einen Beitrag zur kritischen Medienbildung in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen leisten. Kinderprogramme müssen die Vielfalt der Kinder widerspiegeln Kinder sind mit ihren diversen Lebensrealitäten vielfältig und bunt. Dementsprechend sollten das auch Kinderprogramme sein, um möglichst alle Kinder zu erreichen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf der Niederschwelligkeit liegen. Ausstrahlungszeiten sollten sich an den Tagesabläufen der Kinder orientieren: Programm für Kleinkinder am Vormittag und Inhalte für ältere Kinder später am Nachmittag, wenn diese wieder von der Schule daheim sind. Auch online sollten die Inhalte leicht auffindbar und verfügbar sein, damit Kinder Verpasstes nachschauen können. Barrierefreiheit muss immer mitbedacht werden, damit auch Kinder, die beispielsweise visuell oder auditiv beeinträchtigt sind, ebenfalls teilhaben können. Besonders wünschenswert ist auch das Einbeziehen unterschiedlicher Sprachen, da Deutsch nicht für alle in Österreich lebenden Kinder die Erstsprache ist. Egal, ob bei informativen oder unterhaltenden Inhalten: Im Rahmen des Kinderprogramms können öffentlich-rechtliche Medien Kinder mit Themen abseits ihrer sozioökonomischen Blase konfrontieren. So erfahren Kinder von unterschiedlichen Lebensrealitäten abseits der eigenen, lernen neue Berufsbilder kennen, entdecken vielleicht neue Interessen und bekommen Anregungen für Spiel und Freizeit. Dabei geht es nicht nur um Informationssendungen, denn auch ein hochwertiges Unterhaltungsprogramm ist für Kinder pädagogisch wertvoll. Mit Filmen und Serien, in denen es beispielsweise um Freundschaft geht und gezeigt wird, wie innerhalb einer Gruppe Streit friedlich gelöst wird, lernen Kinder etwas über soziale Kompetenzen. Deswegen ist es umso wichtiger, auch im Unterhaltungsprogramm verschiedenste Lebensrealitäten, Geschlechter, Religionen etc. zu porträtieren. Selbstverständlich kann ein Kinderprogramm nie alle Kinder in ihrer Vielfalt gleichzeitig abbilden und erreichen. Öffentlich-rechtliche Medien sollten sich diese Vision trotzdem zum Ziel setzen und regelmäßig evaluieren, welche Gruppen über- und unterrepräsentiert bzw. erreicht werden. Nur so können sie langfristig garantieren, dass sie möglichst viele verschiedene Kinder erreichen und nicht durch unterbewusste Ausschlussmechanismen bestimmte Gruppen von vornherein komplett außenvorlassen.

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Eine kindgerechte Gesellschaft braucht öffentlich-rechtliche Medien Für eine Gesellschaft, in der die Kinderrechte in Bezug auf Medien gelebt werden, braucht es öffentlich-rechtliche Medien, die hohe Ansprüche an ihr eigenes Kinderprogramm stellen. Kinder umfassend repräsentieren, qualitätsvolle und kindgerechte Informationen bereitstellen, medienpädagogische Aufklärungsarbeit leisten und dabei noch alle Kinder zu erreichen sind hochgesteckte Ziele. Aber öffentlich-rechtliche Medien müssen bereit sein, sich dieser anspruchsvollen Aufgabe zu stellen. Schließlich geht es darum, Kinder auf ihrem Weg zu selbstbestimmten, mündigen Erwachsenen zu begleiten. Mit einem qualitätsvollen Kinderprogramm leisten öffentlich-rechtliche Medien nicht nur einen wichtigen Beitrag zu einer kindgerechten Gesellschaft, sondern auch zur demokratiepolitischen Zukunft eines ganzen Landes. Literaturnachweis UN-Kinderrechtskonvention: https://unicef.at/fileadmin/media/Kinderrechte/crcger.pdf Volksanwaltschaft (2017) „Medienstudie über sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche und Kinderarmut“: https://volksanwaltschaft.gv.at/downloads/5qnas/Medienstudie_Kinderarmut_2018.pdf Saferinternet.at (2023) „Jugendliche und Falschinformationen im Internet“: https://www.saferinternet.at/ news-detail/studie-jugendliche-und-falschinformationen-im-internet

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TEXTE, DOKUMENTE UND STUDIEN ZUM ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN QUALITÄTSDISKURS (U.A.):

PUBLIC VALUE STUDIE Die Rolle öffentlich-rechtlicher Medien im Internet

Public Social Value u. a. Univ.-Prof.in Dr.in Sonja Kretzschmar (Universität München) Prof. Graham Murdock (Loughborough University) Univ.Prof. Dr. Jens Lucht, Univ.Prof. Dr. Mark Eisenegger (Universität Zürich)

Victor Mayer-Schönberger (Oxford University)

Die volkswirtschaftlichen Effekte des ORFFernsehens

Der Auftrag: Bildung im digitalen Zeitalter

Matthias Firgo, Oliver Fritz (WIFO), Gerhard Streicher (Joanneum Research)

Unterhaltung als öffentlich-rechtlicher Auftrag Gabriele Siegert, M. Bjorn von Rimscha, Christoph Sommer (Universität Zürich)

Der Auftrag: Demokratie

Public Network Value Thomas Steinmaurer, Corinna Wenzel (Universität Salzburg)

Generation What

u. a. Prof. Dr. Hartmut Rosa, Universität Jena Dr.in Maren Beaufort, ÖAW Univ.-Prof.in Dr.in Katharine Sarikakis, Universität Wien Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Universität Tübingen

u. a. von Prof. Dr. Bernd Holznagel (Universität Münster) Univ.-Prof. Dr. Christian Fuchs (University of Westminster) Univ.-Prof. Dr. Stephen Cushion (Cardiff University)

Mag. Daniel Schönherr, SORA

PUBLIC VALUE DOKUMENTE Gesetze und Regulative | Expert/innengespräch Kultur, Religion I Qualitätsprofile Fernsehen/Info | Fernsehen/Wissenschaft-Bildung-Service-Lebenshilfe | Radioprogramme | Fernsehen/Sport | Fernsehen/Unterhaltung

PUBLIC VALUE TEXTE Quelle vertrauenswürdiger Informationen

Public Value

Univ.-Prof. Dr. Dieter Segert, Texte 1

DDr.in Julia Wippersberg, Texte 2

Medien-Unterhaltung als Service Public

Public Value als Wertschöpfungsbegriff?

Univ.-Prof. em. Dr. Louis Bosshart, Texte 12

Univ.-Prof. Mag. DDr. Matthias Karmasin, Texte 6

Das Naserümpfen der Eliten

Channelling diversity

Mag.a Dr.in Karin Pühringer, Texte 11

Die komplexe Welt erklären Dir. Uwe Kammann, Texte 4

Kultur im Fernsehen Univ.-Prof. Dr. Hannes Haas, Texte 10

Nur was wirkt, hat Wert Dir. Prof. Dr. Helmut Scherer, Texte 5

Österreichwert oder mehr Wert Dr. Georg Spitaler, Texte 11

Welche Diversität für welchen Public Value? Mag.a Dr.in Petra Herczeg, Texte 7

Zum Systemrisiko der Demokratie Univ.-Prof. Dr. Kurt Imhof, Texte 3

Univ.-Prof.in Dr.in Gunilla Hultén, Texte 13

Crisis or dismantlement? Univ.-Prof.in Dr.in Isabel Fernández-Alonso und Dr. Marc Espin, Texte 13

Den öffentlichen Rundfunk entfesseln Dr. Vinzenz Wyss, Texte 13

Eurovision and the „new” Europe Univ.-Prof.in Dr.in Karen Fricker, Texte 14

Pluralism and public service media Petros Iosifidis, Texte 13

The four horsemen of the post-broadcast era Univ.-Prof. Dr.Marko Ala-Fossi, Texte 13

We are all Greeks Univ.-Prof.in Dr.in Katharine Sarikakis, Texte 9

Zwischen Auftrag und Kommerzialisierung

Auf dem Weg zum Publikum

Univ.-Prof. Dr. Minas Dimitriou, Texte 11

Dr. Florian Oberhuber, Texte 8

Identität und Medien

Die Zukunft des Fernsehens

Univ.-Prof. Dr. Karl Vocelka, Texte 3

Dr. Alexander Wrabetz, Texte 8

zukunft.ORF.at


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