ALL ING. 2011

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Foto: © Photocase / p.roid

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2011

Ingenieurwissenschaften – Ab in die Zukunft!

2. Ausgabe

www. think-ing.de

Magazin für Ingenieurstudium und -beruf

ALL ING.


Sind Sie dabei?

Vielleicht sehen Sie die Welt in Zukunft mit anderen Augen – als Ingenieurin oder Ingenieur.

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Denn nicht nur die Bandbreite der Ingenieurwissenschaft ist schier unglaublich, sondern auch die Rasanz, mit der sich die Welt der Technologie verändert. Ein Handy leistet heute mehr als ein Großrechner zu Zeiten der Mondlandung, jede Minute wird eine neue chemische Formel entdeckt und ein Airbus A380 besteht aus Millionen Einzelteilen. Am Puls dieser Innovationen, Entwicklungen und Höchstleistungen stehen Menschen, die technisch denken, kreativ konstruieren und der Zukunft den Weg bereiten. Ingenieurinnen und Ingenieure wie Christine Oro Saavedra, die Trinkwasser in die bolivianischen Berge bringt, Christine Blesinger, die Anlagen in Shanghai optimiert, Tilo Baumgart, der riesige Bohrer durch die Schweizer Alpen jagt, Nadine Mödder, die die Produktion in der Mikrooptik perfektioniert, Kim Thormann und Rüdiger Siedelberg, die Flugzeuge warten und sicher wieder in den Himmel schicken, Stefanie Wankum, die an den Sportwagen-Motoren von morgen tüftelt, oder Nels von Schnakenburg, der neue Reifensysteme extremen Härtetests unterzieht. Und doch: Alle Menschen, Porträts und Reportagen, die hier in der aktuellen ALL ING. 2011 zu finden sind, geben nur einen kleinen Ausschnitt aus den unendlichen Weiten der Ingenieurberufe wieder. Trotzdem werden sie ihr Ziel hoffentlich nicht verfehlen – Sie nachhaltig zu faszinieren und voll mitzureißen. Vielleicht sogar so weit, dass Sie es den 93.000 Studienanfängerinnen und -anfängern gleichtun, die sich im vergangenen Jahr für die Aufnahme eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums entschieden haben. Schrauben Sie an Ihrer Karriere und erwerben Sie Ihren persönlichen Vorsprung durch Technik! Alle relevanten Basisinfos zu Ingenieurstudium, -beruf und -karriere finden Sie auf den folgenden Magazin-Seiten oder auf der Website www.think-ing.de. Sofort zum ING werden Sie auf der Facebook-Seite von THINK ING. Denn ING heißen alle, die auf facebook.de/INGwerden den „Gefällt mir“-Button angeklickt haben. Diskussionen, Gewinnspiele und Mitmach-Aktionen mit ING-Bezug sorgen für Abwechslung im Schul-, Studien- und Joballtag.

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Herzlich willkommen – Sie halten gerade einen kleinen Ausschnitt aus der beeindruckenden Welt der modernen Technologien in Ihren Händen. Blättern Sie los und entdecken Sie den größten Eisenbahntunnel der Welt, komplexe Produktionsanlagen in China, moderne Antriebstechnik aus Stuttgart-Zuffenhausen, sauberes Wasser für ein winziges Andendorf, präzise Linsen in Dortmund, sichere Flugzeuge aus Hamburg oder heiße Reifen in Niedersachsen. Dann können sie bestimmt nachvollziehen, warum dieses Magazin der Ingenieurnachwuchs-Initiative THINK ING. bei seiner Premiere im letzten Jahr auf den Namen ALL ING. getauft wurde.


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Bachelor und Master | Die wichtigsten Infos zu den neuen gestuften Studiengängen und den Abschlüssen Bachelor/Master of Engineering beziehungsweise of Science, die den Diplom-Titel ablösen.

Die Fachrichtungen – voll die Vielfalt | Wer die Wahl hat, hat die Qual. Ob Klassiker oder Exot, in den Ingenieurwissenschaften findet man ein Riesenangebot unterschiedlicher Studiengänge.

Erfolgreiches Duo: Frauen und Technik | Warum sollte man spannende Berufe mit Zukunft den Jungs überlassen? Frauen haben im Ingenieurberuf beste Chancen.

Know-how für bessere Lebensbedingungen | Umweltingenieurin Christine Oro Saavedra setzt ihr Wissen nicht nur im Job ein, sondern auch ehrenamtlich beim Verein ‚Ingenieure ohne Grenzen‘.

Drei Wege in den Ingenieurberuf | Keine Einbahnstraße: Das Ziel Ingenieurberuf kann man über verschiedene Pfade erreichen. ALL ING. 2011 navigiert sicher durch die Möglichkeiten.

Als Ingenieurin durchstarten: die schlaue Alternative für selbstbewusste Mädels

ING.agiert: Technik für mehr Gerechtigkeit

Wie wird man eigentlich Ingenieurin oder Ingenieur?

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Mathe-Training vor Studienbeginn | Damit man sich im Studium nicht verrechnet, bieten viele Hochschulen für zukünftige Erstsemester Vorkurse im wichtigen Fach Mathematik an.

Rasanter Berufseinstieg | Ein junger Ingenieur der Continental AG kennt jeden neuen Reifen und jedes neue Serienauto. Mit seinen Fahrtests und Prüfmethoden sorgt er dafür, dass beides optimal zusammenpasst.

Ein Megaprojekt | Ob Gripper oder Spritzbeton, Klimaanlage oder Oberleitung – der Gotthard-Basistunnel ist nicht nur der längste der Welt, in ihm steckt auch die ganze Vielfalt aus Ingenieurwissenschaft und Technik.

Finanzierung im Studium | Ob BAFöG, Stipendium, Kredit oder Nebenjob – die wichtigsten Finanzierungsmöglichkeiten fürs Studium auf einen Blick.

Taumjob und Traumauto | Eine junge Entwicklungsingenieurin hat’s geschafft. Ihr Blick geht Richtung Zukunft, denn sie arbeitet bei Porsche an der strategischen Ausrichtung neuer Antriebskonzepte.

Mathe-Vorkurs: Nach der Schule ist vor dem Studium

Straffe Kurven und Reifen am Rande der Fliehkraft

Menschen, Maschinen und Technik mit Tunnelblick

Crashkurs Studienfinanzierung: Erst Kassensturz, dann Kopfrechnen

Porsche als krönender Abschluss – dann kam die Karriere in Fahrt

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THINK ING. @ Facebook | facebook.de/INGwerden heißt die Facebook-Seite von THINK ING. Ideal zum Austausch mit anderen, immer aktuell und mit ständig neuen Aktionen!

Checkliste Studium | Alles abgehakt? Die wichtigsten Infos zum Studienstart helfen bei der Vorbereitung und sorgen für einen entspannten Beginn des ersten Semesters.

Ein eigenes Projekt in Shanghai | Maschinenbaustudentin Christine Blesinger absolvierte ihr Praxissemester bei Evonik in China und wandte ihre Kenntnisse bei eigenen Messungen im Labor an.

Innovativ und gesund | Die Medizintechnikbranche ist dank ständiger Innovationen sehr erfolgreich. Die ALL ING. 2011 zeigt einige Forschungsfelder.

Kim Thormann und Rüdiger Siedelberg lieben die Luftfahrt | Sie beschäftigen sich mit Prüfung und Wartung von Flugzeugen und sind zwei von 700 Ingenieurinnen und Ingenieuren der Lufthansa Technik AG am Standort Hamburg.

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Fertig? Los! Checkliste fürs Studium

Extraktion im Land der Extreme

❯ Spotlight für eine Karriere mit Licht

Im Web geht’s weiter | www.think-ing.de informiert über ingenieurwissenschaftliche Studiengänge und Berufe. Wichtige Funktionen und Möglichkeiten auf einen Klick. | Impressum

Perfekt optimiert | Für Nadine Mödder läuft´s optimal – dank ihres Einsatzes funktionieren die Produktionsprozesse in der Mikrooptik nun noch besser.

Die Vorzüge des Ingenieurberufs: Krisensicher, vielseitig und gut bezahlt! Drei gute Gründe für ein Ingenieurstudium | Noch nicht endgültig überzeugt? Drei Top-Argumente, warum sich ein Studium der Ingenieurwissenschaften lohnt.

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Flugzeuge im Bauch für die Luftfahrttechnik

www.think-ing.de – vernetzt, verlinkt und verdammt informativ

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Gute Besserung! Innovationsfeld Medizintechnik

Mit einem Klick zum ING werden!

Ingenieurstudium: freie Wahl aus bunter Vielfalt

Studieren 2011 – bachelored & remastered

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Bachelor und Master Reform und Umstrukturierung an den Hochschulen. Kommt man jetzt früher, schneller und gescheiter zum Abschluss?

Foto: © Photocase /

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www.think-ing.de/ba-ma

bachelored & remastered –

Studieren 2011! Es war einmal: Das Diplom ist nicht mehr der Standardabschluss eines Ingenieurstudiums.

e Ausbildung fachrichtungsbezogen „Die sehr wesentliche erst im det fin en Anwendungen in ingenieurtechnisch Bachelor­ dem mit r ige ste ein Berufs Masterstudium statt. rwissenatu h-n tisc ma r über mathe abschluss verfügen nu .“ sse tni enn enk schaftliche Grundlag au Fakultät Maschinenb Dr.-Ing. Dietmar Vill, Bochum der Ruhr-Universität

kturierter und stem ist deutlich stru „Das neue Studiensy eilt. Diese get d in Module ein die Studiengänge sin eiten werden nh nei die Stu nen sse thematisch abgeschlo ält Credits erh n ma d eprüft un semesterbegleitend abg ür.“ (Leistungspunkte) daf rsität

nberaterin der Unive

Sandra Dölling, Studie Duisburg-Essen

Foto: © Photocase / Maria Vaorin

sterabsolvenmit Bachelor- und Ma „Unsere Erfahrungen ngs, dass die rdi alle s un hen nsc ten sind positiv. Wir wü über einen glichkeiten erhalten, Studierenden mehr Mö Praxis­ e) nat indestens drei Mo sinnvollen Zeitraum (m it ihre dam um ln, me sam rie zu erfahrung in der Indust erhöhen.“ Berufsbefähigung zu gleichder internationalen Ver „Die Vorteile liegen in ergreifender lüb chu chs ho g tun barkeit und der Einhal uflichen t Möglichkeiten zur ber Standards. Das schaff erhöhtem von der wird immer wie Mobilität. Als Nachteil . Dieser tet ich ber den ren die Stu Leistungsdruck auf die chulen bei statt, wenn die Hochs findet aber nur dann die Studierauf ht nic e äng ng die der Gestaltung der Stu in das neue pte nze nko die alte Stu fähigkeit achten und .“ ren pt komprimie sechssemestrige Konze lt & Adami, Fakultät Umwe Prof. Dr.-Ing. Wilfried rg Lünebu Leuphana Universität

Technik,

t Bosch GmbH

sonalmarketing, Rober

Eva-Maria Weidner, Per

vor in allen -Ingenieur ist nach wie „Der Abschluss Diplom . Er galt hen ese ang r seh eit opaw en Branchen und auch eur neu die rch onale Marke. Du vielen gar als internati vom Master uer Da auf r abe g. l.-In Abschlüsse wird der Dip klung nicht werden diese Entwic abgelöst. Arbeitgeber esserungen in chb Na r abe n der for aufhalten können. Sie gängen.“ den Bachelorstudien punkto Praxisreife bei des Handbuches Eva Flick, Redakteurin e eur eni Ing iel nb Staufe


Bachelor- und Masterstudienangebote in den Ingenieurwissenschaften im Wintersemester 2010/2011 Studiengänge insgesamt* davon

Hochschulart

Bachelor

Master

andere Abschlüsse

BA/MA % von insg.

Universitäten

1.040

419

532

89

91,4

Fachhochschulen

1.735

1.116

559

60

96,5

17

5

7

5

70,6

2.792

1.540

1.098

154

94,5

Kunst- & Musikhochschulen Hochschularten insgesamt

*Ein Studiengang kann mehreren Fächergruppen zugeordnet sein. (Quelle: HRK-Hochschulkompass, 1.9.2010 (WiSe 2010/2011))

Dem althergebrachten Diplom-Ingenieur geht’s wie einst Brontosaurus am Ende der Kreidezeit: Er verschwindet langsam von der akademischen Bildfläche und macht Platz für eine neue Artenvielfalt. Verantwortlich dafür ist kein Meteoriteneinschlag oder gar eine kleine Eiszeit, sondern der sogenannte Bologna-Prozess. Den läuteten die europäischen Wirtschaftsminister bereits im Jahr 1999 ein, indem sie beschlossen, europaweit einheitliche, miteinander kompatible und somit vergleichbare Studienstrukturen zu schaffen. Außerdem sollten die Studienzeiten kürzer, die Angebote attraktiver und die Internationale Mobilität erleichtert werden. Über zehn Jahre sind seitdem vergangen.

Doch letztlich ist klar: All diese Diplom-Studiengänge, die sich nicht mit dem Dinosaurier-Schicksal abfinden wollen, können zwar überleben, werden aber zu Exoten. Angehende Ingenieurinnen und Ingenieure, die aktuell vor einer Studienentscheidung stehen, finden sich besser mit der nachlassenden Strahlkraft des „Dipl.-Ing.“ ab und entscheiden sich ganz pragmatisch für einen Bachelor- und im Anschluss gegebenenfalls für einen Masterstudiengang. Gerade Spitzenverbände der Wirtschaft befürworten die flächendeckende Einführung von Bachelor und Master, denn die Abschlüsse führen zu einer Verkürzung der Studienzeit und zu einer schnelleren Berufsqualifizierung.

Bachelor- und Mastergrade sind auf dem Vormarsch

Bachelor und Master haben Zukunft

Es gab viel Pro und Contra, Enthusiasmus und Kritik. Das Ergebnis: Laut der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) führen rund 82 Prozent aller Studiengänge in Deutschland mittlerweile zu Bachelor- oder Masterabschlüssen. Eine endgültige Umstellung auf Bachelor- und Mastergrade soll bis 2020 erfolgen. Die aufeinander aufbauenden und kombinierbaren Bachelor- und Masterstudiengänge sind straffer organisiert, kontrolliert und akkreditiert. Lernpensum und Prüfungsintensität sind höher, dafür die intellektuelle Freiheit manchmal geringer. Aber die Abschlüsse an Universitäten und Fachhochschulen sind jetzt formal gleichgestellt und durch ein einheitliches Leistungspunktesystem vergleichbar. Auch der Berufseinstieg kann nun früher und flexibler gestaltet werden.

Wie immer bei so einer grundlegenden Reform gibt es auch hier noch einige Verbesserungen. Gerade in manchen Bachelor-Angeboten ist die umfangreiche Stoffmenge einfach nicht in schlanken sechs Semestern zu bewältigen, ohne dass die Qualität darunter leidet. Hier wird seitens der Hochschulen gerade eifrig nachgebessert. Und eine Reform, die zielgerichtet reformiert wird, kann nur gut sein für die Hochschulausbildung. Eins ist jedenfalls sicher: Bachelor und Master gehört die Zukunft. Damit sollte man planen.

Die Mammut-Reform ist nicht nur für Ingenieure eine Umwälzung im großen Stil. Betroffen sind alle Studiengänge und die ganze Hochschullandschaft – angefangen beim Diplom, über den Magister bis hin zum Staatsexamen. Auch wenn noch ein wenig Zeit bis zu einer kompletten Umstellung ist, sind die neuen Abschlüsse schon längst im akademischen Alltag angekommen. In den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen verlassen die meisten die Universität oder die Fachhochschule mit einem Bachelor oder Master in der Tasche.

Kleine gallischer Dörfer namens „Dipl.-Ing.“ Wie im Asterix-Comic gibt’s aber immer noch einige kleine „gallische Dörfer“. Vornehmlich befinden sich diese in den Bundesländern Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Dort können Studenten weiterhin bzw. wieder den Diplomgrad mit ihrem Abschluss erhalten. Auch für Absolventen an einigen Fachhochschulen soll ein Umtausch des Bachelorgrades in das Diplom möglich sein. Der „Dipl.-Ing“ ist für die Befürworter ein Markenzeichen deutscher wissenschaftlicher Ingenieurausbildung und ein Symbol für Kontinuität und wissenschaftliche Leistung, die weltweite Achtung genießt. Laut Kritikern von Bachelor- und Masterabschlüssen bleibe ein „Dipl.-Ing.“ auch weiterhin ein unentbehrlicher Bestandteil in der deutschen Hochschullandschaft.

Mehr Möglichkeiten in Studium und Beruf B e r uf

B e r uf

Master of Engineering (oder Science) 2 – 4 Semester

Master of Engineering (oder Science) 2 – 4 Semester

Beruf Bachelor of Engineering (oder Science) 6 – 8 Semester

Bachelor of Engineering (oder Science) 6 – 8 Semester

B er u f

B e r uf

Beruf

Bachelor of Engineering (oder Science) 6 – 8 Semester

DiplomIngenieur/-in (FH) 6 – 8 Semester

Neu, gleichwertig und variantenreich

Fachhochschulen & Universitäten

DiplomIngenieur/-in (Uni) 10 – 12 Semester

Traditionell und getrennt

Fachhochschulen

Universitäten

Bachelor: Eigenständiges und bereits berufsqualifizierendes Studium mit praktischen Studienphasen und Bachelor-Abschlussarbeit, anwendungsorientiert ausgerichtet, direkter Einstieg in den Ingenieurberuf, Aufnahme eines weiterführenden Masterstudiums oder Rückkehr an die Hochschule nach eingeschobener Berufsphase möglich. Master: Setzt den Bachelorabschluss voraus, ist forschungsorientiert ausgerichtet, wird mit einer Master-Abschlussarbeit beendet und ermöglicht eine Promotion. Kann im selben Fachbereich inhaltlich aufeinander aufbauend studiert werden, aber auch interdisziplinär in einer anderen ingenieurwissenschaftlichen Vertiefungsrichtung.


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Die Fachrichtungen – voll die Vielfalt Die Welt der Ingenieurstudiengänge ist wie ein kleines Universum: Bevor man ins All eintaucht und einen Planeten ansteuert, sollte man sich informieren. www.think-ing.de/fachrichtungen

Ingenieurstudium: Freie Wahl aus bunter Vielfalt Über 2.500 ingenieurwissenschaftliche Studiengänge locken den Nachwuchs mit Hunderten unterschiedlicher Fachgebiete.

Die Berufsgruppe der Ingenieurinnen und Ingenieure hat den größten Anteil an allen Arten von Erfindungen. Aber auch die Ingenieurwissenschaften selbst scheinen sich in den letzten Jahrzehnten ständig neu zu erfinden – könnte man zumindest meinen, wenn man die vielen unterschiedlichen Studienangebote an den Hochschulen betrachtet, die durch die Bachelor- und Masterumstellung noch einen weiteren Schub erhalten haben. Erwarb man zu Großvaters Zeiten ein Diplom entweder in Bauingenieurwesen, Maschinenbau oder Elektrotechnik, kamen für Vati später noch Varianten wie Verfahrenstechnik, Informatik oder Wirtschaftsingenieurwesen hinzu. Letztlich haben sich diese sechs großen Hauptfachgebiete auch historisch entwickelt, weil sie eine notwendige Reaktion auf neue Technologien waren. An den Hochschulen von heute gehören die „big six“ der Ingenieurwissenschaften zwar immer noch zu den größten Abteilungen mit den meisten Fachinstituten und den meisten Studierenden, aber unter und neben ihnen hat sich eine unglaubliche Palette neuer, spezialisierter Studiengänge entwickelt.

Die Wahl des Studienfaches Und die in ihrer Gesamtheit zu überblicken, fällt selbst Experten schwer. Aber es lohnt sich, denn dahinter verbirgt sich ungemein Interessantes, Spannendes und manchmal auch Exotisches. Schon mal was von Kryptologie, Communications Engineering, Molkereiwirtschaft oder Ressourcenmanagement gehört? Irgendeinen blassen Schimmer, was Informationssystemtechnik, Geodäsie, Forstwirtschaft, Entsorgungswesen oder Materialwissenschaften bedeuten könnten? Eine leise Ahnung davon, was Kybernetik, Telematik, Mechatronik oder Computervisualistik gemeinsam haben? Nein? Egal. So verschieden diese Studiengänge auch klingen, so fremdartig und unterschiedlich sind sie gar nicht. Alle gehören zu den Ingenieurwissenschaften und man beendet sie mit dem Abschluss eines Bachelor oder Master of Engineering oder Science. Doch ständig kommen noch weitere neue Studiengänge hinzu. In insgesamt über 2.500 ingenieurwissenschaftlichen Studienangeboten spiegelt sich derzeit unser immer komplexer werdendes Leben, das geprägt ist von Technik, Maschinen, Automatisierung und Computerisierung. Das erfordert Spezialisten. Ingenieurinnen und Ingenieure, die in immer neue Technikwelten eintauchen. Die Basis dazu ist das Studium. Aber das Fachrichtungsangebot ist nicht mehr so überschaubar wie zu Opas Zeiten. Die Ingenieurwissenschaften von heute bieten nicht nur ein unwahrscheinlich breites Spektrum, sie erfordern auch recht unterschiedliche Qualifikationen und führen zu sehr unterschiedlichen Tätigkeiten in der beruflichen Praxis.


Foto: © TU Berlin / Weiß

Die Kernfrage, die sich vor der Immatrikulation stellt, lautet: Universelle Einsetzbarkeit oder Spezialisierung? Steigt man ganz klassisch in den Obergruppen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Verfahrenstechnik, Wirtschaftsingenieur- oder Bauingenieurwesen ein und setzt erst in den weiterführenden Semestern Schwerpunkte mit einzelnen Vertiefungsrichtungen? Die universelle Ausbildung und der breit angelegte Lehrplan bringen später möglicherweise Vorteile auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich verschiedenartiger Einsatzmöglichkeiten. Gleichzeitig werden viele dieser Hauptfachrichtungen in der Regel nur an großen Hochschulen angeboten, die meist auch ziemlich hohe Studierendenzahlen aufweisen. Oder schielt man von Anfang an auf ein sehr spezielles Berufsbild und vermutet in einem exakt darauf zugeschnittenen Spezialstudiengang wie Flugzeugbau, Bankinformatik oder Baubetriebswirtschaft seinen ganz persönlichen Interessen- und Karrierevolltreffer? Das zielgerichtete und punktuelle Studium qualifiziert die Absolventen für genau umrissene Aufgaben, die Hochschulen und die Studierendenzahlen sind meist kleiner und das Betreuungsverhältnis ist dementsprechend besser. Trotz der starken Nachfrage sind die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt in diesen Spezialfachrichtungen aber insgesamt begrenzter.

Foto: © sxc.hu / Hans Thoursie

Spezialist oder Allrounder?

SEARCH ING. – die IngenieurStudiengangSuche von THINK ING. Die erste Aufgabe für angehende Ingenieurinnen und Ingenieure ist sofort eine echte Herausforderung. Denn zunächst muss man in dem vielfältigen Angebot den Studiengang finden, der zu den eigenen Interessen und Vorstellungen am besten passt. Doch dank der Suchmaschine SEARCH ING. auf www.think-ing.de kann man die Suche ganz systematisch gestalten. Gibt man ein Stichwort ein, erhält man eine Liste aller passenden

Soft Skills in allen Bereichen gefragt Doch neben all dem Kopfzerbrechen, das die richtige Fachrichtungswahl bereitet, sollte klar sein, dass sich gute Ingenieurinnen und Ingenieure auch durch Fähigkeiten aus vielen anderen Bereichen auszeichnen: Soft Skills, Kreativität, strukturiertes Denken, SoftwareKenntnisse, Präsentationstechniken und ein gewisses Maß an Rhetorik werden immer wichtiger. Auch wirtschaftlichen, sozialen und ethischen Fragestellungen sowie Umweltaspekten sollte man ebenso aufgeschlossen gegenüberstehen wie rein technischen Problemen. Und lebenslanges Lernen und interdisziplinäres Denken bekommen ohnehin einen immer höheren Stellenwert. Die große Vielfalt der Ingenieurwissenschaften hat eigentlich nur einen kleinen Nachteil: Man muss sich vor Studienbeginn etwas ausgiebiger informieren, um zu wissen, was es alles gibt. „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“, hat ein Alt-Bundeskanzler mal gesagt. Und all die unterschiedlichen Studiengänge und Hunderte von eigenständigen Fachrichtungen produzieren am Ende doch ein und dasselbe: gut ausgebildete Ingenieurinnen und Ingenieure.

Studiengänge. Wahlweise kann man sein Ergebnis mit der Angabe des angestrebten Abschlusses oder dem gewünschten Standort verfeinern. Die Daten basieren auf dem bewährten Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz HRK. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIll » www.search-ing.de


Foto: © Photocase / froodmat

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Erfolgreiches Duo: Frauen und Technik Noch immer ist der Anteil an Frauen in ingenieurwissenschaftlichen Berufen sehr gering. Dabei bieten sich spannende Perspektiven in vielfältigen Berufszweigen. www.girls-ing.de

„Als Ingenieurin braucht man ein gesundes Maß an Technik­ verständnis und Vorstellungskraft, Entscheidungsfreude und die Fähigkeit zur klaren Kommunikation.“ Michéle Pirger-Friedrich, Papiertechnik-Ingenieurin

ü f e v i t a n r e t l A e hlau

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Das Bild des Ingenieurberufs hat sich stark gewandelt:

„Als Patentingenieurin lassen sich Familie und Karriere relativ gut vereinbaren. Ich arbeite meist am Schreibtisch und kann vieles von zu Hause aus erledigen.“ Berenike Walther-Heckner

„Mit Männern arbeite ich gern zusammen. Sie denken anders als wir Frauen – das ergibt ein interessantes Spannungsfeld.“ Deike Neumann

„Ich habe einen Sohn, der gerade in die Schule gekommen ist, und bin trotz 30-Stunden-Woche erfolgreich im Beruf.“ Michéle Pirger-Friedrich

Ingenieurinnen und Ingenieure sind kreativ, kommunizieren und verhandeln. Sie arbeiten im Team, leiten internationale Projekte, beraten Kunden und übernehmen Verantwortung. Doch viele junge Frauen entscheiden sich eher für ein Studium im Bereich Gesundheit und Soziales oder für Sprach- und Kulturwissenschaften als für ein Ingenieurstudium. Dabei bietet der Ingenieurberuf durchaus die Möglichkeit, etwas von praktischem Nutzwert und gesellschaftlicher Relevanz zu tun – und das nicht nur im Bereich erneuerbare Energien oder Biomedizintechnik. Ingenieurinnen sind mehr denn je gefragt: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen stärker auf das „Frauen“-Potenzial zurückgreifen. Für Studentinnen ein klarer Vorteil. Sie können später von attraktiven Karrierechancen profitieren – und von einem gut bezahlten, modernen Arbeitsplatz. Denn eines ist klar: Eine hoch qualifizierte Berufsausbildung ist Grundlage für eine sichere Zukunft – auch für eine Familie. Und nicht zu vergessen: Auch in den klischeehaft als typisch „weiblich“ bezeichneten Berufsfeldern, wie Sport, Mode, Umwelt, Kultur oder Medien, verbergen sich Ingenieurberufe. Zudem punkten Frauen hier oftmals mit Fähigkeiten wie Teamkompetenz, Sprachkenntnissen, Kommunikationsstärke und Verhandlungsgeschick. Doch wie findet man den passenden Studiengang hinter den vielen abstrakten Bezeichnungen wie „Maschinenbau“ oder „Elektrotechnik“?

Probieren geht über Studieren? Nicht ganz. Aber für Schülerinnen, die erste Berührungsängste überwinden möchten, bietet sich die Möglichkeit, durch Workshops oder Praktika einmal in technische Berufe und unterschiedliche Arbeitsbereiche „reinzuschnup-

pern“. Berenike Walther-Heckner (28), Patentingenieurin und Mutter zweier Kinder, rät allen interessierten Mädchen: „Informiert euch genau über die Berufsbilder, geht zu einer Studienberatung an einer FH oder Uni und sucht euch eine Mentorin oder Patin – es gibt viele solcher Mentorinnen-Netzwerke.“

Prädikat „familienfreundlich“?

❯ Im Allgemeinen ist der Ingenieurberuf nicht mehr oder weniger familienfreundlich als andere Berufe auch. Hier ❯ ❯ ❯ spielen die Art der Tätigkeit und das jeweilige Umfeld eine wichtige Rolle. Für Deike Neumann (28), DiplomWirtschaftsingenieurin und Planerin bei Audi, sind daher „flexibel gestaltete Telearbeit oder Kinderbetreuung an Hochschulen wichtige Bausteine, um Familie und Beruf zu vereinbaren“. Moderne Unternehmen fördern ein familienfreundliches Umfeld. So reicht das Angebot bei der AUDI AG von flexiblen Freistellungsmöglichkeiten nach dem Mutterschutz über familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und Sabbaticals, also berufliche Auszeiten, bis hin zur Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Eigene betriebliche Kindertagesstätten unterhält beispielsweise die Deutsche Telekom an einigen Standorten. adidas bietet Ferienbetreuung für Kinder, Vermittlung von Tagesmüttern sowie ein Berufsrückkehrangebot nach der Babypause. Auch Michéle Pirger-Friedrich (32), Mutter eines sechsjährigen Sohnes, profitiert vom Teilzeitarbeitsmodell ihres Arbeitgebers. Für die Papiertechnik-Ingenieurin beim Papier­ hersteller LEIPA in Schwedt bedeutet „Familie mehr als nur Treffen zum Abendbrot und gemeinsame Unternehmungen am Wochenende“. Dank 30-Stunden-Woche bleibt neben dem Beruf auch im Alltag noch genügend Zeit für ihre Familie.


: n e t r a t s h c r u nd i r u e i n e g n I Als

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Ingenieurinnen haben einiges zu bieten „Nach unseren Erfahrungen stellen Ingenieurinnen ihre hohe Kompetenz und ihr Engagement jeden Tag unter Beweis“, bestätigt Michael Dick, Technikvorstand bei Audi. Auch ist erwiesen, dass Frauen-und-Männer-Teams Aufgaben kreativer bewältigen und zu tragfähigeren Lösungen kommen. Die Freiburger Diplom-Psychologin und Karriereberaterin Barbara Hofmann-Huber ist davon überzeugt, dass Unternehmen von gemischten Teams profi­ tieren: „Doch nur dann, wenn Frauen ernst genommen werden und sich entfalten dürfen.“ In Sachen Technik können Mädchen durchaus mithalten, in puncto Kommunikationsfähigkeit haben sie sogar oft die Nase vorne. Für Maren Brasse (30), Diplom-Ingenieurin für Lebensmitteltechnologie beim Aromastofflieferanten Red Arrow, ist aber dennoch klar, dass neben fachlicher und sozialer Kompetenz auch eine ordentliche Prise Selbstbewusstsein nötig ist: „Als Frau in einer ‚Männerwelt‘ muss man erst mal zeigen, was man kann. Aber dann wird man sehr schnell akzeptiert.“ IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Infos im Netz: • Studiprofile von Studentinnen auf GIRLS ING. » www.girlsing.de/studiprofile • Jobprofile von Ingenieurinnen auf GIRLS ING. » www.girls-ing.de/jobprofile • kostenloses E-MentoringProgramm » www.cybermentor.de • Technik-Workshops für Schülerinnen » www.femtec.org • Nationaler Pakt für Frauen in MINT-Berufen » www.komm-mach-mint.de

„Eine Karriere als Ingenieurin? Lohnt sich auf jeden Fall! Interesse an Naturwissenschaften sollte aber vorhanden sein.“ Maren Brasse

Anzahl Studierende gesamt

davon Frauen

Frauenanteil

................................................................................... Ingenieurwissenschaften, gesamt

16 %

.............................................................................................. Ingenieurwesen allgemein

17 %

.................................................................................................... Bergbau, Hüttenwesen

20 %

...................................................................................Maschinenbau/Verfahrenstechnik

17 %

.................................................................................................................. Elektrotechnik

9%

...................................................................................................Verkehrstechnik, Nautik

10 %

..........................................................................................................Bauingenieurwesen

26 %

............................................................................................. Wirtschaftsingenieurwesen 0

50.000

100.000

150.000

200.000

250.000

300.000

Der Studienbereich Bauingenieurwesen weist den höchsten Frauenanteil auf. (Quelle: Statistisches Bundesamt 2009, WS 2009/2010)

19 % 350.000


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Hilfe durch Technik Bei Organisationen wie ‚Ingenieure ohne Grenzen‘ kann man sein Know-how für weltweite Hilfsaktionen einsetzen. www.think-ing.de/wasser

ING

Gerechtigkeit durch Technologien

Christine Oro Saavedra engagiert sich im gemeinnützigen Verein ‚Ingenieure ohne Grenzen‘. Dessen Mitglieder setzen ihr technisches Know-how ein, um weltweit die Lebensbedingungen von Menschen in Entwicklungsländern zu verbessern. Zur Zeit arbeitet die Ingenieurin an der Wasserversorgung von drei bolivianischen Andendörfern. Wasser fließt überall: Wir gehen in den Supermarkt und kaufen eine Kiste Mineralwasser, drehen den Wasserhahn auf und waschen uns die Hände, erwarten, dass die heiße Dusche jeden Morgen losrauscht und Regen ist für uns nur ein Grund für schlechte Laune. Dass dieser selbstverständliche Umgang mit dem lebensnotwendigen Trinkwasser nur reichen Industrieländern vorbehalten bleibt, ist uns in Deutschland, das mit modernen Wasserleitungen und Abwassersystemen ausgerüstet ist, selten bewusst. Ganz anders sieht es zum Beispiel in den bolivianischen Anden aus: Die Bewohner der drei Dörfer Santa Ana, Siete Suyos und Chocaya Ánimas im Südwesten des südamerikanischen Landes müssen für sauberes Trinkwasser aus weit entfernten Quellen viel Geld bezahlen – Geld, das sie in der Regel nicht besitzen. Die Umgebung ist bedingt durch das raue Andenklima sehr trocken, der einzige Fluss durch den Bergbau stark verschmutzt. So fehlt Wasser zum Trinken, Kochen, für den Anbau frischer Lebensmittel und für die tägliche Hygiene. Christine Oro Saavedra versucht diese schlechten Lebensbedingungen zu ändern. Sie konzentriert sich in Job und Freizeit ganz auf das wertvolle Nass: Tagsüber arbeitet sie als Projektleiterin im Anlagenbau für Wasseraufbereitungstechnik bei der PWT Wasser- & Abwassertechnik GmbH. In ihrer Freizeit ist sie ehrenChristine bei der Arbeit in Bolivien amtlich bei ‚Ingenieure ohne Grenzen‘ aktiv – aktuell geht es vor allem um „Wasser für Bolivien“. Dabei wird eine Wasserleitung von einer Quelle bis zum Dorf Santa Ana verlegt. Außerdem sollen in allen drei Dörfern sanitäre Anlagen entstehen und kleine Gewächshäuser für den Gemüseanbau errichtet werden. So wird nicht nur die Versorgung mit Trinkwasser sichergestellt, auch die Abhängigkeit der Menschen von teuren Lebensmittellieferungen wird gemindert. „Ich habe nach meinem Studium selbst über ein Jahr in Bolivien als Ingenieurin gearbeitet. Daher kannte ich die Situation vor Ort sehr gut.“ Seit vier Jahren engagiert sich die Ingenieurin, die an der FH Nordostniedersachsen (heute Ostfalia Hochschule) Wasserwirtschaft und Bodenmanagement studierte, bei ‚Ingenieure ohne Grenzen‘.

lichen Mitglieder von Ingenieure ohne Grenzen können in den Entwicklungsprojekten ihr ingenieurwissenschaftliches Know-how direkt für die Menschen einsetzen. Finanzielle und technische Machbarkeit ist die Voraussetzung für den Startschuss zu einem neuen Hilfsprojekt. „Das allerwichtigste Kriterium neben sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit ist aber, ob die Menschen vor Ort dieses Projekt überhaupt wollen. Die Ergebnisse sollen schließlich in ihrem Sinne sein“, erklärt Christine. Nach der Entscheidung für ein Projekt folgt eine genaue Analyse der Situation, um dann die entsprechenden Maßnahmen zu planen, Technologien auszuwählen und diese an die jeweilige Situation anzupassen. Eine große Herausforderung ist oft die Identifizierung des richtigen Materials, das auch widrigen äußeren Bedingungen trotzen muss.

Kompetenz durch Vielfalt Jedes Mitglied einer Projektgruppe trägt mit seinem spezifischen Wissen zum Gelingen eines Vorhabens bei. „Durch die Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Studierenden aus verschiedenen Fachrichtungen können wir immer mit der nötigen Kompetenz handeln“, berichtet die 28-Jährige. Neben den technischen Anforderungen muss die Finanzierung durch Spendengelder oder die Suche nach Sponsoren gesichert werden. „Öffentlichkeitsarbeit ist sehr wichtig. Wir organisieren Infostände und Vorträge, um die Themen Entwicklungsarbeit und Technik bekannter zu machen.“ Nach Abschluss der Vorarbeiten reist ein meist zweiköpfiges Team in das entsprechende Land, um das Projekt in die Tat umzusetzen. Christine konnte dank Unterstützung ihres Chefs 2010 ihren gesamten Jahresurlaub am Stück nehmen, um im November für vier Wochen in Bolivien mit anzupacken. Der Verein arbeitet immer mit der Bevölkerung zusammen, nicht zuletzt, weil man auf das lokal vorhandene Wissen angewiesen ist. „So erhalten wir wertvolle Informationen, welches Material eine gute Qualität besitzt oder dass beispielsweise beim Wasserprojekt eine Tiefe von 60 Zentimetern für das Verlegen der Rohrleitungen ausreicht.“ Häufig greifen die Ingenieurinnen und Ingenieure auch auf Technik zurück, die „die Menschen in der Region schon hatten, die dann aber verloren gegangen ist“. Im Zusammenspiel mit modernsten Technologien entsteht so häufig eine äußerst effiziente Lösung.

Kommunikativ und organisiert Technik im Einsatz für Menschen Die Möglichkeit, in ihrem zukünftigen Beruf, der im Bereich Naturwissenschaften angesiedelt sein sollte, auch an sozialen Veränderungen mitzuarbeiten, war bei Christines Studienentscheidung ausschlaggebend. „Ein Ingenieurstudium hat mir da die perfekte Kombination aus Technik und Mensch geboten.“ Sie hat Recht behalten: Die ehrenamt-

Neben beeindruckenden Erinnerungen an die grandiose Landschaft und die Herzlichkeit der Bolivianer nimmt Christine auch wertvolle Tipps für ihre Arbeit im Unternehmen mit nach Hause. „Inhaltlich überschneidet sich meine Arbeit im Ingenieurbüro und bei ‚Ingenieure ohne Grenzen‘, so dass ich vieles lerne, das mir dann bei der jeweils anderen Tätigkeit weiterhilft.“ Durch ihren Job, bei dem sie sich täglich


G.agiert: Ingenieure ohne Grenzen e.V. Seit 2003 betreut die gemeinnützige Hilfsorganisation Ingenieure ohne Grenzen e.V. Entwicklungsprojekte. Dabei geht es darum, weltweit die Lebensbedingungen mithilfe von ingenieurtechnischem Wissen zu verbessern, hauptsächlich in den Bereichen Wasser- und Stromversorgung sowie Infrastruktur. Die meisten Mitglieder sind dementsprechend Ingenieure aus allen Fachbereichen, aber auch Förderer und Unterstützer aus anderen Berufsgruppen können mitmachen. Studierende sind willkommen, sich in einer der 24 Regionalgruppen zu engagieren und ihr wachsendes Know-how einzubringen. Viele Regionalgruppen pflegen ein enges Verhältnis zur örtlichen

Die Bewohner der drei Dörfer sind abhängig vom Bergbau, der aber ihr Wasser verschmutzte

Hochschule, da zum Beispiel im Rahmen der technischen Entwicklungshilfe Studien- oder Abschlussarbeiten entstehen können. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIll INFOS IM NETZ: » www.ingenieureohne-grenzen.org

Die Gewächshäuser ermöglichen den Anbau von frischem Gemüse trotz Trockenheit und Kälte

mit Planung, Abwicklung und Betrieb von Wasseraufbereitungsanlagen beschäftigt, konnte sie schon sehr viele praktische Erfahrungen sammeln, die ihr in Bolivien zu Gute kamen. Bei der Mitarbeit an Hilfsprojekten lernt sie vor allem in Sachen Kommunikation, Mitarbeiterführung und Projektmanagement dazu. „Kommunikationsfähigkeit ist entscheidend – vor allem in technischen Projekten!“ Kommunikation ist nicht nur bei der Arbeit in Bolivien unersetzlich, auch bei den Planungen in Deutschland ist regelmäßiger Kontakt wichtig. Gerade bei der Kooperation mit Hochschulen im Rahmen von Studien- oder Diplomarbeiten oder mit Unternehmen, die den Verein nicht nur finanziell unterstützen. „Oft geht es auch um Wissensaustausch. So haben Unternehmen beispielsweise die Chance, ihre Technologien unter Extrembedingungen wie in den Anden auszutesten“, beschreibt Christine diese Form der Zusammenarbeit. Die Mitglieder müssen viel Engagement und die Fähigkeit zu selbstständigem Arbeiten mitbringen. „Spezielles Fachwissen ist natürlich auch immer willkommen, aber viele Dinge kann man sich auch im Selbststudium aneignen. Daher können bei uns auch schon Erstsemester viel Wichtiges beitragen.“ So viel Engagement neben dem Job ist natürlich anstrengend und erfordert Disziplin sowie gute Organisation. „Viele Dinge erledige ich, während ich in der S-Bahn sitze, auf dem Weg ins Büro oder nach Hause.“ Aber zu sehen, dass sie mit ihrem Wissen wirklich etwas bewegen kann, ist für Christine Oro Saavedra unbeschreiblich schön. „Die Vorstellung, dass sich die Menschen in Santa Ana in Zukunft an die ´blonde Ingenieurin` erinnern, die ihnen Wasser gebracht hat, ist etwas, das mir keine Karriereposition und auch kein Geld geben kann.“

Blick über das Dorf Santa Ana Foto: © Photocase.com / flubber


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Drei Wege in den Ingenieurberuf Wo studiert wer am besten – Uni, FH oder Berufsakademie? Eine Entscheidung, die von verschiedenen Faktoren abhängt. www.think-ing.de/studienarten

Wie wird man eigentlich … Ingenieurin oder Ingenieur? ❯ ❯

Ingenieurwissenschaften bieten nicht nur Jobs mit Zukunft, es ist auch für jede und jeden etwas dabei. Zudem ist im internationalen Ranking der Standort Deutschland für Ingenieurwissenschaften eine absolute Topadresse. Die Studiengänge und Berufsfelder sind so vielfältig wie in kaum einer anderen akademischen Disziplin. ❯❯

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? ❯ D u a le s Stu d iu m

3 fü r pra k tik er

Fa ch h oc hs ch u le

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Pa x is n a he s Stu d iu m

u n iv ersi tä t d er k la s sik er

1 Foto: © Photocase / jala

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Die richtige Wahl Um herauszufinden, welches Studienfach zu einem passt und an welcher Hochschule man studieren möchte, muss man sich möglichst breit informieren. Das Onlineportal www.think-ing.de ist eine wichtige Quelle für Informationen rund um Ingenieurstudium und -beruf. Eine gute Hilfestellung, um herauszufinden, was man überhaupt wo studieren kann, bietet die THINK ING. IngenieurStudiengangSuche (www. search-ing.de). Sein Studienfach sollte man aber möglichst nach der inhaltlichen Ausrichtung und vor allem nach den eigenen Interessen wählen. Eine praxisnahe Herangehensweise an die Studienfachwahl empfiehlt Diplomingenieur Thomas Schrüllkamp (fka Forschungsgesellschaft/ Science Truck) auf der THINK ING. DVD. Er rät angehenden Studierenden, gedanklich erst einmal das Studium zu überspringen. Sie sollten sich überlegen, was ihnen Spaß macht und wo sie gerne arbeiten möchten. „Warum nicht einfach den Wunscharbeitgeber anrufen und fragen, wo studiere ich was am besten, wenn ich bei euch arbeiten möchte?“, rät Schrüllkamp.

Studiums an Universitäten für Berufstätige ohne Abitur ist in einigen Bundesländern beispielsweise erleichtert worden. Infos zu Schulabschlüssen und Hochschulberechtigungen bietet die folgende Website: » www.wege-ins-studium.de

Universität

auslaufendes Diplomstudium

Promotion Dr. Ing.

10

Masterarbeit M. Eng. / M. Sc.

10

Diplomarbeit Dipl. Ing.

8

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Bachelorarbeit B. Eng. / B. Sc.

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- Fachwissen - Grundlagen

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Vordiplom

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- Fachwissen - Anwendung

evtl. Vorpraktikum

Fachhochschule Bachelor- / Masterstudium

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Berufsakademie Bachelorstudium

Promotion Dr. Ing.

Masterstudium - Spezialisierung und Vertiefung - Anwendung - Praxis

Bachelorstudium - allgemeine naturund ingenieurwissenschaftliche Grundlagen und Fähigkeiten

Die Zugangsbedingungen für die Jahr geändert. Die Aufnahme eines

Ein Ingenieurstudium öffnet viele Türen, denn Nachwuchsingenieurinnen und -ingenieure werden am Arbeitsmarkt händeringend gesucht. Verschiedene Wege führen zum gleichen Ziel. Die Abschlüsse Bachelor und Master of Engineering oder Science können an Universitäten, Fachhochschulen (FH) und Berufsakademien (BA) erworben werden. 

Bachelor- / Masterstudium

Gut informiert starten! Hochschulen haben sich im letzten

Universität, Fachhochschule oder Berufsakademie

Universität

!

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Hauptstudium - Spezialisierung und Vertiefung

Grundstudium - allgemeine naturund ingenieurwissenschaftliche Grundlagen und Fähigkeiten

evtl. Vorpraktikum

10

Masterarbeit M. Eng. / M. Sc.

8

Masterstudium - Spezialisierung und Vertiefung - Anwendung - Praxis

6

Bachelorarbeit B. Eng. / B. Sc.

4 2

Bachelorstudium - allgemeine naturund ingenieurwissenschaftliche Grundlagen und Fähigkeiten - Fachwissen - Anwendung - Praxis Vorpraktikum

Masterstudium an der Uni / FH möglich

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Bachelorarbeit B. Eng. / B. Sc.

Bachelorstudium - allgemeine naturund ingenieurwissenschaftliche Grundlagen und Fähigkeiten - je Semester im Wechsel an der BA und Praxis im Unternehmen

evtl. Vorpraktikum

Die Grafik zeigt den Studienverlauf an Universität, Fachhochschule (FH) und Berufsakademie (BA). Die Semesterangaben sind Richtwerte, Bachelorstudiengänge dauern zwischen 6 und 8 Semester, den Master erwirbt man in 2 bis 4 Semestern. Der Vollständigkeit halber ist der Verlauf des Diplomstudiums mit abgebildet, da man sich in den Bundesländern MecklenburgVorpommern und Sachsen für einige Studienfächer im Ingenieurbereich wieder für einen Diplomstudiengang einschreiben kann.


14 + 15 universität

2

1 ❯ FH

Der Praxiseinstieg:

Fachhochschule Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften warten ebenfalls mit einem breiten Spektrum an Gar nicht so graue Theorie:

Universität Ingenieurwissenschaftliche Studiengänge findet man an Universitäten und natürlich an Technischen Universitäten, die sich ganz besonders auf Ingenieur- und Naturwissenschaften spezialisiert haben. Um an einer Universität studieren zu können, braucht man die allgemeine Hochschulreife. Die Ausbildung an einer Uni umfasst, neben der Vorbereitung auf den jeweiligen Ingenieurberuf, einen hohen Anteil an Theorie und greift wissenschaftliche Fragestellungen auf. Hier wird Forschung auf hohem Niveau betrieben und so bleibt auch die Promotion, also die Verleihung des Doktortitels für intensive Forschungsarbeit, exklusiv den Universitäten vorbehalten. Dass aber das Studium an der Uni nicht nur Theorie und Wissenschaft beinhaltet, sondern auch konkret auf den Job vorbereitet, zeigt sich am Beispiel von Andrea Münzing. „Ich habe durch mein Studium sehr viele Kontakte zur Industrie, weil ich ein sechsmonatiges Praktikum bei Airbus Deutschland in Toulouse absolviert habe“, erzählt Andrea. Sie studiert an der Universität Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik auf Diplom. Andrea ist 24 Jahre alt und befindet sich im 8. Studiensemester. Auch außeruniversitäres Engagement kann zudem wertvolle Praxiseinblicke liefern, weiß Andrea weiter zu berichten: „Durch meine Vereinsarbeit bei EUROAVIA, einer Initiative von Luft- und RaumfahrtstuAndrea Münzing denten in Europa, konnte ich zusätzlich viele Kontakte knüpfen.“ Fast alle Universitäten haben mittlerweile Praktika in den Studienplan aufgenommen, um den Bogen vom theoretischen Wissen zur Anwendung zu schlagen. Neben dem Fachwissen sind Selbstorganisation und -disziplin besonders wichtig. Auch wenn die Struktur an den Unis im Zuge der Umstellung auf Bachelor-/Masterstudiengänge straffer geworden ist, hat man hier bei der Belegung der Seminare und Übungen freiere Auswahl als an anderen Hochschulformen. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Infos im Netz: » www.think-ing.de/uni • Ein ausführliches Studierendenporträt von Andrea Münzing ist online unter » www.think-ing.de/muenzing nachzulesen.

Studiengängen im Ingenieurbereich auf. Das Studium ist dort in der Regel stärker auf die praktische Anwendung der jeweiligen Ingenieurdisziplin ausgerichtet, daher beginnt für Studierende an Fachhochschulen das Studium auch schon vor dem ersten Semester. Zur Einschreibung wird nämlich grundsätzlich ein Praktikum vorausgesetzt. Darüber hinaus müssen angehende FH-Studierende mindestens eine fachgebundene Hochschulreife, die das Hochschulstudium nur in einer bestimmten Fachrichtung erlaubt, oder die allgemeine Fachhochschulreife mitbringen. Fachspezifische Berufserfahrung wird häufig ebenfalls anerkannt. Nach der ersten Begegnung mit der Ingenieurwelt im Vorpraktikum geht es im Studium praxisorientiert weiter. Schließlich war der frühe und intensive Praxisbezug immer eine Kernkompetenz der Fachhochschulen im Vergleich zu den Universitäten. Aber natürlich ist, trotz anwendungsbezogener Ausbildung, auch theoretisches Grundlagenwissen zum Beispiel in Mathe oder Physik auf dem Stundenplan zu finden. Die angehenden Praktiker schätzen auch die größere Nähe zu den Lehrenden, die es ermöglicht, dass Fragen und Probleme schneller diskutiert werden können. Diesen Aspekt hebt auch Debora Ramona Rieser Debora Ramona Rieser hervor: „Ich wollte keine Massenabfertigung, wie man sie oft an großen Unis findet.“ Debora ist 27 Jahre alt und studiert Informations- und Kommunikationstechnik an der FH Gießen-Friedberg. Sie ist im 9. Semester und wird bald ihre Diplomarbeit schreiben. Verzichten muss man dann allerdings auf die größere Wahlfreiheit, wie man sie an den Unis im Hinblick auf Seminare und Übungen findet, da das FH-Studium wesentlich verschulter organisiert wird. Wer gerne anwendungsbezogene Lösungen findet und auch während des Studiums die Nähe zur Praxis sucht, wird sich an einer FH mit passendem Studiengang sicher wohlfühlen. Spielt man jedoch mit dem Gedanken, später in die Hochschulforschung zu gehen und einen Doktortitel zu erwerben, ist der direkte Weg über die Uni langfristig einfacher. FH-Absolventen müssen vor der Promotion oftmals zusätzliche Hürden in Form von Prüfungen oder Extrakursen überwinden. Auch beim Wechsel von einer FH zum Masterstudium an einer Universität sollte man sich frühzeitig über eventuelle Zusatzanforderungen für FH-Absolventen erkundigen. Dafür gestaltet sich nach dem Erwerb von Bachelor oder Master der direkte Einstieg in den Beruf sehr leicht, denn schließlich ist man praxiserprobt und kann das erlernte Wissen schnell anwenden. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Infos im Netz: » www.think-ing.de/fh • Ein ausführliches Studierendenporträt von Debora Ramona Rieser ist online unter » www.think-ing.de/rieser nachzulesen.


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DUAL

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Für Praktiker:

Das duale Studium Einen deutlichen Unterschied

zum herkömmlichen Studium stellt der Ausbildungsverlauf des dualen Studiums dar, das eine betriebliche Berufsausbildung mit dem Studium verbindet. Praktische Phasen der Ausbildung wechseln sich gleichmäßig mit den Theoriephasen des Studiums ab. Am Ende stehen die Abschlussprüfungen an der Hochschule und für den Ausbildungsberuf an. Voraussetzungen sind das Abitur oder die Fachhochschulreife sowie ein Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen, das in diesem Modell ausbildet. Das Studium ist sehr straff organisiert, sodass die Teilnehmer über ein gutes Zeitmanagement und eine ausgeprägte Disziplin verfügen sollten, dafür bezieht man häufig ein Gehalt von dem Unternehmen. Außerdem stehen die Chancen recht gut, dort übernommen zu werden. Es gibt zwar keine offizielle Verpflichtung zur Übernahme, trotzdem verbleiben rund zwei Drittel aller Absolventen in ihren Unternehmen. Die Akzeptanz der Wirtschaft für diese Art der Ausbildung wächst kontinuierlich und mittlerweile bieten neben reinen Berufsakademien auch viele Universitäten und Fachhochschulen die kombinierte Ausbildungsmethode an. Timo Kniese ist 21 Jahre alt und hat sich für das duale Studium entschieden. Er studiert im 3. Semester Klimasystemtechnik an der ESAK Maintal und macht parallel seine praktische Ausbildung bei einer Firma für Kälte- und Klimatechnik. Für Timo war der duale Studiengang aus mehreren Gründen die optimale Entscheidung: Die Studiendauer beträgt lediglich 3 Jahre und der Praxisanteil liegt bei 50 Prozent. „Das Studium wird komplett vergütet und ich kann in alle Arbeitsbereiche eines Ingenieurs reinschnuppern. Nach meinem Studium werde ich übernommen. Dies war klarer Bestandteil meines Vertrages, da meine Firma sämtliche Kosten des Studiums an der privaten Studienakademie übernimmt.“ Auch zum Thema Stress kann Timo nur Positives berichten: „Ich persönlich empfinde Studium und Arbeit nicht als Doppelbelastung. Die praktische Tätigkeit in der Firma erklärt meist das gelernte Theoriewissen.“ An den meisten Hochschulen beginnt das Wintersemester für das duale Studium am 1. Oktober und das Sommersemester am 1. April. Die betriebliche Ausbildung startet am 1. August oder am 1. September. Da sowohl das Bewerbungsverfahren in den Unternehmen als auch die Frist vor Studienbeginn einige Zeit in Anspruch nehmen, sollte man mit den Vorbereitungen am besten ein Jahr im Voraus beginnen. Zuerst sucht man sich ein Unternehmen, das mit einer Bildungseinrichtung

kooperiert. Firmen, die in Frage kommen, findet man oft auf den Webseiten der Hochschulen. Aber auch manches Unternehmen wirbt auf der eigenen Webseite mit dualen Ausbildungsmöglichkeiten. Mit dem Ausbildungsvertrag in der Tasche bewirbt man sich dann an der jeweiligen Hochschule oder Berufsakademie. Nach der dualen Ausbildung ist es möglich, auch noch ein Masterstudium anzuschließen. In diesem Fall sollte man gezielt bei den Hochschulen nachfragen, welche Voraussetzungen dafür notwendig sind. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII

Timo Kniese

Infos im Netz: » www.think-ing.de/duales-studium • Ein ausführliches Studierendenporträt von Timo Kniese ist online unter » www.think-ing.de/kniese nachzulesen.

think ing. dvd

Die multimediale THINK ING. DVD „Ingenieurberufe in Bewegung“ … mit vielen Informationen rund um das Ingenieurstudium und den Ingenieurberuf ist der ideale Kick-off in die Thematik und kann online gratis bestellt werden. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII online bestellen: » www.think-ing.de/dvd


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Antrieb für neue Motoren Das Porsche Entwicklungszentrum in Weissach ist die Ideenschmiede für Spitzentechnologie und Hightech im Automobilbereich. Über 2.000 Ingenieurinnen und Ingenieure tüfteln hier an Innovationen. www.think-ing.de/motorentechnik

Foto: © DW


Entwicklungsingenieurin Stefanie Wankum schrieb ihre Diplomarbeit bei Porsche und arbeitet dort inzwischen an den Motorenkonzepten der Zukunft.

Dynamik - das ist die Eigenschaft, die nicht nur die Fahrzeuge der Marke Porsche auszeichnet, sondern auch die Menschen, die sie entwickeln. Bestes Beispiel ist die 31-jährige Ingenieurin Stefanie Wankum. Beruflich fährt sie bei Porsche schon seit fast sechs Jahren auf der Überholspur. Privat gibt sie in ihrem schwarzen Carrera 4S mit 385-PS-Motor Vollgas. „Meinen TraumPorsche musste ich mir einfach gönnen“, sagt Stefanie Wankum, und gibt ehrlich zu: „ist natürlich nur geleast.“ Beeindruckend wie ihr Sportwagen ist auch ihr aktueller Job: Sie arbeitet im Entwicklungszentrum Weissach an der strategischen Ausrichtung zukünftiger Aggregatekonzepte und ist sozusagen die rechte Hand von Dr. Heinz-Jakob Neusser, dem obersten Herrn der Antriebe bei Porsche. Von 100 Prozent Elektro über Parallel-Hybrid und mechanische Schwungradspeicher bis hin zur immer weiteren Optimierung konventioneller Aggregate in Bezug auf Wirkungsgrad, Aufladung, Verbrennungsprozesse und Leichtbau – in Weissach blickt man in die Zukunft und beschäftigt sich mit der Frage: Wie sehen die Fahrzeuge und Motoren von Porsche in 10 bis 20 Jahren aus?

„Ich war auf einem Technischen Gymnasium und hatte die Leistungskurse Mathe und Maschinentechnik. Fahrrad reparieren und Ikea-Regal aufbauen, das konnte ich, aber so’ne richtige Tüftlerin war ich eigentlich nicht“, gibt Stefanie Wankum lässig zu. Trotzdem hat ihr die Schule „einen super Einblick in technische Themen gegeben“, was letztlich nach dem Abi auch zu der Entscheidung für den dualen Studiengang Maschinenbau mit Schwerpunkt Produktentwicklung an der Hochschule Niederrhein führte. Hierbei musste Stefanie Wankum neben der Zeit auf dem Campus auch Praxisphasen in einem Maschinenbauunternehmen absolvieren und hatte am Ende – zusätzlich zum Ingenieurabschluss – noch eine Berufsausbildung zur Technischen Zeichnerin in der Tasche. „Am Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Produktentwicklung finde ich interessant, dass man mit Entwürfen und Prototypen letztlich fertige Hardware und Produkte konstruieren und somit eigene Ideen in die Tat umsetzen kann“, erklärt sie.  Porsche live erleben kann man im futuristischen Porsche-Museum direkt am Stammsitz in StuttgartZuffenhausen Porsche 911 Carrera 4S Coupé Das Doppelkupplungsgetriebe des neuen Panamera kennt Stefanie Wankum aus ihren Anfangsjahren bei Porsche nur zu gut Ingenieurin Stefanie Wankum liebt ihren Carrera 4S und ihren Job bei der Porsche AG Auch Hybrid- und Elektroantriebe spielen in der Motorenentwicklung bei Porsche eine wichtige Rolle Alle Fotos © Porsche AG


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Der Zündfunke für ihren persönlichen Job-Motor bei der Porsche AG war eine ganz normale Initiativbewerbung. Einfach so. Zum Ende ihres Studiums stand die Diplomarbeit an, und Diplomandin bei Porsche zu werden, erschien ihr wie ein persönlicher „first step to heaven“. „Ich habe wirklich überlegt, ob ich den DIN-A-4-Umschlag überhaupt abschicken soll. Ich dachte, bei einem Unternehmen wie Porsche werden nur die totalen Überflieger genommen. Aber der Mix muss einfach stimmen und mein persönliches Gesamtpaket war gut. Per Post kam dann umgehend die Einladung zurück. Da hab ich mich wirklich extrem gefreut“, strahlt Stefanie Wankum noch heute. Man einigte sich auf das Diplom-Thema „Wirkungsgradoptimierung von Hochleistungsschaltgetrieben“. Sechs Monate Zeit hatte sie dafür und bekam nicht nur volle Unterstützung, sondern auch beste Einblicke in die Getriebeentwicklung beim Traumauto-Hersteller. „Wenn man einen guten Eindruck hinterlässt, stehen die Chancen gut für einen anschließenden Berufseinstieg“, weiß Stefanie Wankum. Und so war es schließlich auch in ihrem Fall. Mit den Vertretern der Fachabteilung führte sie nach erfolgreicher Diplomarbeit im Herbst 2004 Bewerbungsgespräche. Sie durfte gleich im seinerzeit brandneuen Panamera Projekt als Entwicklungsingenieurin durchstarten. „Das war eine sehr spannende Phase. Ich konnte eine neue Baureihe von Beginn an begleiten. Dazu wurden eine ganze Projektmannschaft neu zusammengestellt und 500 Jobs geschaffen. Anfänglich war ich verantwortlich für das Vorderachsgetriebe und später für die Integration der Getriebekomponenten in den Hybridtriebstrang des Panamera“, erinnert sie sich.

Auf kurzen Wegen zur Spitzentechnologie

Im Forschungs- und Entwicklungszentrum Weissach arbeitet Stefanie Wankum – und etwa 2.000 weitere Ingenieurinnen und Ingenieure

Viel Wirbel um optimale Aerodynamik – ein 911 Turbo im Windkanal

Ein 911 Turbomotor mit glühendem Lader auf dem Motorenprüfstand

Damals wie heute hieß ihr Arbeitsort Weissach. Dort, 20 Autominuten von Stuttgart entfernt, befindet sich das hochmoderne Entwicklungszentrum der Porsche AG. Es ist das einzige weltweit, das alle Autobereiche vom Scheinwerfer bis zum Motor abdeckt. Hier wird die Spitzentechnologie konstruiert und getestet, die die Fahrzeuge von Porsche so besonders macht – von der ersten Design-Skizze über Aeround Thermodynamik-Versuche, Fahrzeugelektronik- und Antriebsentwicklung bis hin zu Prototypenbau und Fahrversuchen. Von den 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind zwei Drittel Ingenieurinnen und Ingenieure. Im Bereich Antriebsentwicklung gibt es Motor-, Getriebe- und Hybridprüfstände, Höhensimulationskammern, Prüfstände zur Geräuschentwicklung, zur Analyse unterschiedlicher Betriebsstoffe, für Leistungs-, Belastungs- sowie Abgastests und natürlich diverse Auswertungslabore und Messstationen. „Oben sind die Büros, unten die Werkstätten. Diese kurzen Wege sind ideal“, weiß Stefanie Wankum. Zur Zeit der Panamera Entwicklung war sie noch mittendrin im Konstruktions-Team und nahe dran am Bauteil. Unvergessen sind für sie auch die Fahrversuche mit ungetarnten Vorserienmodellen des Panamera. Bei denen bekam sie auf der Autobahn und an Ampeln nur zu oft das „Daumen-hoch-Zeichen“ von anderen Verkehrsteilnehmern signalisiert. Ein besseres Kunden-Feedback kann es für eine Ingenieurin eigentlich nicht geben.

Reflexionsfreie Geräuschabstrahlung im Motorschallmessraum ermöglicht genaue Analysen

Alle Fotos: © Porsche AG

Ein Panamera S hybrid – „elektrisierende“ Zeiten sind bei den Serienmodellen von Porsche längst Realität


Pole Position bei Porsche Porsche ist ein Mythos und alles andere als ein klassischer Großserienhersteller. Alles begann 1931 im Stuttgarter Konstruktionsbüro von Ferdinand Porsche mit der Entwick„Hochzeit“ nennt man in der Automobilproduktion den Zeitpunkt, wenn der Motor in die Karosserie eingebaut wird

lung von Kleinwagen wie dem Typ 12 für Zündapp und dem Käfer für Volkswagen. Sohn Ferry Porsche übernahm 1947 das Unternehmen vom Vater und startete 1950 mit dem Porsche 356 die Produktion eines eigenen

Heutzutage richtet sich ihr Blick eher auf strategische Fragen: „Seit zwei Jahren beschäftige ich mich nun schon in der Stabsstelle bei meinem Chef mit der Ausrichtung zukünftiger Antriebskonzepte. Gerade durch einen erfahrenen Experten wie ihn bekomme ich einen super Einblick in diesen Bereich. Dadurch vergrößert sich mein beruflicher Horizont enorm, denn ich erlebe jetzt hautnah, wie Entscheidungen für kommende Fahrzeugserien vorbereitet und getroffen werden. Ein wirklich superspannender Job.“ Denn auch bei Porsche sind die alternativen Antriebe schwer angesagt. Der Cayenne war der erste Serienhybrid, noch im aktuellen Jahr 2011 folgt der Panamera. Daneben gibt es Forschungsprojekte zu vollwertigen Elektrofahrzeugen. „Bis zu reinen E-Fahrzeugen ist es noch ein langer Weg“, analysiert Stefanie Wankum: „Aber auch bei E-Mobility und Hybrid-Technik fallen ja nicht alle jetzigen Antriebskomponenten raus. Die Herausforderung im Bereich Konstruktion liegt unter anderem auch darin, die neuen E-Maschinen in den vorhandenen Bauraum zu integrieren“

Mit Teamwork zum Traumauto

Serienmodells. Ab 1964 kamen dann

Wankums technisches Equipment besteht im aktuellem StabsstellenJob nicht mehr aus Teststand und CAD-Software, sondern aus Mobiltelefon, PC und Powerpoint. Der Tagesinhalt wird bestimmt von Meetings, E-Mails, Telefonaten sowie vielen persönlichen Gesprächen mit ihrem Chef. Und Teamwork gibt’s natürlich immer noch. Nur die Aufgaben sind übergreifender geworden: Lieferantenkommunikation, Verhandlungsführung, Projektmanagement und vieles mehr. Mal geht es um ein Thema wie Produktion, mal dreht sich’s um Einkauf oder es gibt neue Erkenntnisse aus der Forschungsabteilung. „Der Job ermöglicht mir eine große Bandbreite und ein sehr großes Netzwerk, denn die Entwicklung neuer Antriebe hängt ja nicht in der Luft. Wir haben viele Schnittstellen zu anderen Bereichen. Wenn beispielsweise bei einer neuen Baureihe der Motor etwas zur Seite rücken soll, weil noch ein Fahrwerkteil rein muss, dann ist natürlich eine Abstimmung mit den Kollegen vom Fahrwerk erforderlich“, erklärt Stefanie Wankum. Deshalb sind die berühmten Soft Skills wie Kommunikationstalent, Teamfähigkeit und Fremdsprachenkenntnisse für sie besonders wichtig: „Allein mit Spezialwissen kommt man nicht weit und Einzelkämpfer sind nicht gefragt. Man muss auch bereit sein, für seine Ideen und Vorstellungen einzutreten und sie zu vertreten. Fachkenntnisse und Kommunikation gehören deshalb unabdingbar zusammen. Und Englisch ist eh ein Muss, da unsere Lieferanten aus der ganzen Welt kommen und Erprobungen rund um den Globus stattfinden.“

der legendäre 911 und Ikonen wie

Auch wenn Stefanie Wankum zugibt, erst in ihrer Studienzeit so richtig Benzin ins Blut bekommen zu haben und Sportarten wie Mountain Biken, Fitnesstraining und Skifahren zu ihren Hobbys zählen, so gleitet doch ein Strahlen über ihr Gesicht, wenn man sie nach ihrem Lieblingsmotor aus der Porsche Palette fragt: „Als Mitarbeiterin von Porsche bin ich ja ziemlich verwöhnt, aber mein absolutes Sahneteilchen ist der aufgeladene 3,8 Liter Boxermotor aus dem aktuellen Turbo S. Unser leistungsstärkstes Serienaggregat mit 530 PS – und von 0 auf 100 Stundenkilometer in 3,3 Sekunden. Der Sound macht mir immer wieder eine Gänsehaut!“

der 550 und der 917 auf den Markt. Auch wenn die aktuelle Palette mit Boxster, Cayman, 911er, Panamera und Cayenne inzwischen sehr umfangreich geworden ist und man auch ein Werk in Leipzig unterhält, so schlägt das Herz von Porsche nach wie vor in Stuttgart-Zuffenhausen. Für alle, die nicht nur von ihrem Traumwagen eine genaue Vorstellung haben, sondern auch vom spannenden Ingenieurberuf bei einem Autokonzern träumen, ist Porsche genau die richtige Adresse. Wie man seine Karriere in Richtung Zuffenhausen lenken kann, erfährt man hier: » www.porsche.de/personal

Porscheplatz in Stuttgart-Zuffenhausen mit Porsche-Zentrum und Werk 2

Gut zu wissen. Selbst als Ingenieurin bei Porsche ist man noch zu beeindrucken...


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Finanzierung im Studium Damit die Rechnung aufgeht: Die wichtigsten Möglichkeiten zur Finanzierung des Ingenieurstudiums auf einen Blick. www.think-ing.de/finanzierung

Crashkurs Studienfinanzierung

Erst Kassensturz, dann Nach der Entscheidung für ein Studium folgt die erste Rechenaufgabe: die Finanzierung. Semesterbeiträge, Kosten für Bücher und Arbeitsmaterial, eventuell Studiengebühren, Miete, Lebensmittel und Freizeit sorgen schnell für Ebbe im Portemonnaie. So vielfältig wie die Studienangebote sind auch die Finanzierungsmöglichkeiten. BAFöG, Nebenjob und Unterstützung durch die Eltern sind klassische Wege. Mit der Bewerbung um ein Stipendium eröffnen sich Chancen auf finanzielle Förderung. Verschiedene Banken bieten Kreditmodelle, damit Nachwuchsingenieurinnen und -ingenieure sich auf die wichtigen Aufgaben konzentrieren können.

Sichere Formel: BAFöG Durch das Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG) erhalten Studierende Förderbeiträge von bis zu 670 Euro monatlich in Form eines zinslosen Kredites (Förderung bis zum 30. Lebensjahr, bei Masterstudiengängen bis 35 Jahre). Ob und wie viel BAföG gezahlt wird, hängt vom Einkommen der Eltern, der Anzahl der Geschwister und deren Ausbildungsstatus sowie von der Wohnsituation des Studierenden ab. Der Kredit muss fünf Jahre nach Förderungsende nur zur Hälfte in Raten abbezahlt werden – maximal 10.000 Euro. Bedingung für die Förderung ist, dass Studierende nicht mehr als 400 Euro im Monat bzw. 4.800 Euro im Jahr dazuverdienen. Es lohnt sich immer, beim Studentenwerk der jeweiligen Hochschule einen Antrag auf BAföG zu stellen. Studierende, die einen Teil des Studiums im Ausland verbringen, können ihr Budget mit Auslands-BAföG aufstocken. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll

Foto: © Photocase / rockqueen

Infos im Netz: » www.think-ing.de/bafoeg • Bundesministerium für Bildung und Forschung: » www.bmbf.de oder unter » www.das-neuebafoeg.de

Nicht verrechnen: Nebenjob Beim Nebenjob müssen einige Details beachtet werden, um andere Finanzierungsmöglichkeiten nicht einzuschränken. Unkompliziert sind Minijobs bis zu einem Gehalt von 400 Euro im Monat beziehungsweise 4.800 Euro im Jahr. So fallen keine Steuern oder Abgaben an. In den Semesterferien darf mehr gearbeitet werden, solange man am Ende des Jahres nicht für mehr als 8.004 Euro gejobbt hat. Verdient man mehr, entfällt das Kindergeld und somit auch die Möglichkeit der Familienversicherung. Studierende, die BAFöG beziehen, dürfen höchstens 4.800 Euro im Jahr dazuverdienen. Interessant sind Jobs, die Einblicke in zukünftige Berufe ermöglichen, wo man zusätzlich mit Erfahrung entlohnt wird. Bei der Jobsuche helfen das Schwarze Brett der Hochschule, Online-Jobbörsen oder die Agentur für Arbeit. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll Infos im Netz: » www.think-ing.de/job • Wissenswertes zum 400-Euro-Job bei der Zentrale für Minijobs: » www.minijob-zentrale.de • Kindergeld-Infos beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: » www.bmfsfj.de • Infos für Studierende, die BAFöG beantragen oder erhalten, beim Bundesministerium für Bildung und Forschung: » www.bmbf.de

Plusrechnung: Stipendien Zum Sommersemester 2011 startet erstmals das nationale Stipendienprogramm der Bundesregierung, das Studierende – einkommensunabhängig – mit monatlich 300 Euro unterstützt. Für die Vergabe der Stipendien ist die jeweilige Hochschule zuständig. Neben besonderen Schulbzw. Hochschulleistungen, zählen zu den Auswahlkriterien für Stipendien auch gesellschaftliches Engagement und sozialer Einsatz. Über genaue Informationen zu Bewerbungsfristen und Zugangsvoraussetzungen informiert das jeweilige Studentenwerk. Auch Stiftungen und eine wachsende Zahl an Unternehmen fördern den Ingenieurnachwuchs. Meist wird eine schriftliche Bewerbung mit Motivationsschreiben erwartet, dann folgen Auswahlgespräche. Wie die Unterstützung im Einzelfall aussieht, ist unterschiedlich. Auf der Suche nach einem möglichen Stipendium sollte man auch die Webseiten großer Unternehmen im Auge behalten. Vielleicht ergibt sich durch ein Praktikum aber auch eine Förderungsmöglichkeit in einer kleineren Firma. Ein interessantes Angebot für Berufstätige mit einer Zugangsberechtigung zur Hochschule ist das


Kopfrechnen Aufstiegsstipendium, eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das unternehmensfinanzierte Studium ist eine besondere Art von Mentorenprogramm, bei dem ein Unternehmen das Studium finanziert. Die geförderten Studierenden verpflichten sich im Gegenzug, nach Abschluss des Studiums für einen festgelegten Zeitraum (meist zwei bis drei Jahre) bei diesem Mentor-Unternehmen zu arbeiten. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll Infos im Netz: » www.think-ing.de/stipendien • Stipendiendatenbank des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: » www. stipendienlotse.de • Übersicht über die großen Stiftungen in Deutschland: » www.stipendiumplus.de • Bundesverband deutscher Stiftungen: » www.stiftungen.org • Suche nach dem passenden Stipendium: » www.e-fellows.net • Infos & Onlinebewerbung zum Aufstiegsstipendium bei der Stiftung Begabtenförderungswerk berufliche Bildung: » www.begabtenfoerderung.de

Eine weitere Möglichkeit das Studium zu finanzieren bieten günstige Kreditmodelle. Wer nur möglicherweise anfallende Studiengebühren über ein Darlehen finanzieren möchte, kann auf das Studienbeitragsdarlehen der Landesbanken oder der KfW-Bankengruppe zurückgreifen. So werden die Studiengebühren jedes Semester direkt an die Hochschule überwiesen, zurückgezahlt wird nach dem Studium. Kredite wie der KfW-Studienkredit ermöglichen die Finanzierung des Lebensunterhaltes mit Beträgen zwischen 100 und 650 Euro pro Monat. Insgesamt darf die Rückzahlung nicht länger als 25 Jahre dauern. Die monatliche Mindestrate beträgt 20 Euro. So genannte Bildungskredite dienen als Finanzspritze bei besonderen Ausgaben oder in der Abschlussphase, da sie meist nur für 24 Monate gewährt werden. Ein relativ neues Prinzip der Studienfinanzierung stellen die Bildungsfonds dar. Die Besonderheit: Nach Eintritt in das Berufsleben zahlen die Studierenden einen vorab festgelegten Prozentsatz ihres Einkommens zurück. Vor der Aufnahme eines Kredites sollten alle alternativen Finanzierungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Erste Adresse bei Fragen zur Finanzierung des Studiums sind die Studentenwerke. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll Infos im Netz: » www.think-ing.de/studienkredit oder » www.think-ing.de/ bildungskredit • Mehr Informationen: » www.kfw-foerderbank.de

Gutes Ergebnis: Steuerersparnis durchs Studium Wer sich nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung für ein erstes Studium entscheidet, ein Zweitstudium oder einen dualen Studiengang absolviert, kann seit September 2010 nach dem Studium Steuern sparen. Bei der Einkommenssteuererklärung nach Eintritt in den Beruf können die Ausgaben für das Studium, zum Beispiel Studiengebühren, als Werbungskosten angegeben werden. Diese Werbungskosten werden dann vom Einkommen, das versteuert wird, abgezogen. Neu daran ist, dass die Studienkosten jetzt auch im Nachhi­nein für die Steuererklärung zählen. Schließlich müssen die meisten Studierenden keine Steuern zahlen und konnten so bisher nicht von den möglichen Steuerersparnissen profitieren. Wichtig ist, dass ein Bezug zu der Tätigkeit deutlich wird, die nach dem Studium ausgeübt werden soll. Also gilt: Alle Belege über Ausgaben für das Studium sammeln und gut aufbewahren, um sie später beim Finanzamt einreichen zu können. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll Infos im Netz: • Das Bundeszentralamt für Steuern bietet auf seinem Portal Verlinkungen zu Steuerbehörden und Ansprechpartnern aller Bundesländer » www.steuerliches-info-center.de

Foto: © Photocase / coresince84

Gut kalkulieren: Darlehen und Fonds


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Fertig gebohrt! Der Gotthard-Basistunnel Trotz aller geologischer Widrigkeiten sind die Röhren des Mammutprojekts gebohrt. Jetzt folgt der technische Innenausbau. Erste Züge rollen dann 2017 durch den Berg. www.think-ing.de/bauingenieur

Menschen, Maschinen und Technik

Weltrekord und interdisziplinäre Ingenieurleistung: Tief unten im Schweizer Gotthard-Massiv entstehen zwei 57 Kilometer lange Tunnelröhren! Feldherr Hannibal war mit seinen 50.000 Soldaten, 9.000 Reitern und 37 Elefanten vor rund 2.200 Jahren wohl der erste Transit-Passagier, der mit großem Gefolge über die Alpen wollte. Heute queren Millionen von Menschen und Waren das Hochgebirge mitten in Europa. Touristen streben in ihre Liegestühle nach Rimini oder Ligurien, die holländische Tomate fährt Richtung Turin und der Parmesan-Käse rollt nach Paderborn. Einem Bilderbuchland wie der Schweiz droht der Verkehrsinfarkt. Deshalb sondiert, bohrt und baut man im Land der Eidgenossen schon seit 1996 an einer Weltrekordröhre: dem 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel. Der schafft nicht nur neue Perspektiven für den Bahnverkehr und Gütertransport, sondern ist auch eine Riesenherausforderung für ganz unterschiedliche Arten von Ingenieurinnen und Ingenieuren. Die beiden Riesenröhren sind zwar bereits komplett gebohrt, aber bis man die Schweizer Alpen nicht nur über- sonder auch „unterqueren“ kann, gibt es noch viel zu tun tief unten im Berg. Erstfeld

Amsteg

Das Projekt

Die Maschinen

Der längste Eisenbahntunnel der Welt

Im Dauereinsatz gegen hartes Gestein

Mit dem Zug von Zürich nach Mailand in 2 Stunden und 40 Minuten? Und das inmitten einer Hochgebirgslandschaft? Klingt unglaublich, aber auf die Schweizer ist Verlass. Die sogenannte Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) wird’s möglich machen, sie ist eines der größten Verkehrsinfrastruktur-Bauprojekte weltweit. Herzstück sind die zwei 57 Kilometer langen Riesenröhren des Gotthard-Basistunnels. Daran schließt sich im Norden der Schweiz der 20 Kilometer lange Zimmerberg- und im Süden der 15 Kilometer lange Ceneri-Basistunnel an. Alle drei zusammen mit dazwischenliegenden oberirdischen Fahrstrecken schaffen eine neue Bahnroute auf der Nord-Süd-Achse. Die ist viel flacher und fast 40 Kilometer kürzer. Deshalb nennt sich das Ganze auch Flachbahn. Der Scheitelpunkt liegt nur 550 Meter über dem Meer – also fast auf gleicher Höhe wie Zürich – und nicht wie bei bisherigen Verbindungen durch die Schweizer Berge auf 1.150 Metern. Künftig werden die Züge also keine Steigungen und enge Kurvenradien mehr vor sich haben, sondern können die Alpen nahezu ebenerdig passieren. Dadurch kann sich die Schweiz im Bereich des Passagierverkehrs an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz anklinken und Schnellzüge rauschen in Zukunft mit Tempo 250 unter den Bergen hindurch. Richtig einschneidende Veränderungen gibt es aber im Güterverkehr. Durch die flache Streckenführung dürfen Güterzüge doppelt so schwer sein und doppelt so schnell fahren. Konsequent wie die Eidgenossen nun mal sind, sollen nicht nur einzelne Waren, sondern komplette Lkws – bis hin zum 40-Tonner – auf Spezialzüge verladen werden. So können die Autobahnen komplett von schweren Lastwagen befreit werden, das Verkehrsaufkommen geht stark zurück, der Schadstoffausstoß sinkt und die Brummifahrer dürfen sich über ein mehrstündiges Nickerchen im Zug Richtung Italien freuen.

2.899 Tage Dauerbohren schafft kein Zahnarzt. Für Heidi, Sissi und ihre Freundinnen Gabi 1 und Gabi 2 ist das kein Problem. Die Vier sind die tapferen Tunnelbohrmaschinen, die sich seit dem 7. November 2002 durch die beiden 57 Kilometer langen Röhren des GotthardBasistunnels gewühlt und aufeinander zubewegt haben. Mit weichem Gesteinsmehl, dem sogenannten Kakirit, können sie nichts anfangen, da leidet ihr Vortrieb und das bringt sie zum Stillstand. Aber hartem Fels rücken sie unerbittlich mit durchschnittlich 35 bis 40 Metern pro Tag zu Leibe. Dabei ist für die weiblichen Riesenbohrer eine Gerade nicht immer die sinnvollste Verbindung zwischen zwei Punkten. Die Linienführung der Ladys dort unten im Berg beschreibt auch mal sanfte Kurven – Hauptsache das Gestein ist schön knackig. Noch beeindruckender als die Tagesbohrleistungen, die sich beim längsten Tunnel der Welt zu jahrelangem Knabbern in Gneis, Granit und Dolomit subsumieren, sind die gigantischen Dimensionen der mechatronischen Monster-Amazonen: 450 Meter lang, 9,5 Meter Durchmesser, 2.700 Tonnen schwer und angetrieben von einem 4.700-PSMotor, der den gleichen Strombedarf hat wie 50.000 Glühbirnen. Vergleichsweise gemächlich wirken da die sechs Umdrehungen pro Minute, mit denen der 220-Tonnen-Bohrkopf rotiert, wobei der durch einen Druckzylinder erzeugte Anpressdruck von bis zu 26 Tonnen gewaltig ist und den Vergleich mit einer Lokomotive nicht scheuen muss. 58 Schneiderollen, jede einzelne bis zu 125 Kilogramm schwer, brechen das Gestein aus den Felswänden – Schicht für Schicht. Je heftiger diese Rollenmeißel mit ihren Stahlzähnen zubeißen, desto ärger ist ihr Verschleiß – 23.000 wurden beim Gotthard-Projekt verbraucht.


mit

Tunnelblick Durchschlagpunkt Drittelspunkt Sedrun (Multifunktionsstelle)

Insgesamt schaufelten Heidi, Sissi und die beiden Gabis rund 13 Millionen Kubikmeter Gestein durch die Mäuler ihrer Schneidräder und bohrten somit mehr als 85 Kilometer der Tunnel-Hauptröhren. Das sind rund 75 Prozent, der Rest wurde gesprengt. Das Material, das sie aus dem Berg brachen, entspricht somit dem fünffachen Volumen der Cheops-Pyramide und ein damit befüllter Endlos-Güterzug würde von Zürich bis New York reichen. Solche hungrigen Mädels sind natürlich teuer. Nicht nur im Unterhalt, sondern auch beim ersten Date. Ihr Anschaffungspreis liegt bei etwa 23 Millionen Euro. Und eigentlich hören Heidi, Sissi, Gabi 1 und Gabi 2 auf den Namen „Gripper S-210“. In den langen Jahren des gemeinsamen Bohrens schienen den verantwortlichen Ingenieurinnen und Ingenieuren nette Kosenamen jedoch durchaus angebrachter als technische Modellbezeichnungen.  Bodio

Drittelspunkt Faido (Multifunktionsstelle)

57 km „Unser Werkstoff ist das Gebirge, und das war schon Millionen von Jahren vor uns da. Wie es im Berg wirklich aussieht, wussten wir erst, als wir durch waren.“ (Peter Zbinden, Vorstandsvorsitzender der Alptransit.)

„Im Moment kann ich noch gar nicht so etwas wie Stolz empfinden, dazu bestimmt die Arbeit noch viel zu sehr meinen Alltag. Aber ich weiß: In einigen Jahren werde ich mit meinen Kindern durch den Tunnel fahren und sagen, da habe ich mitgebaut, und dann werden sie stolz auf mich sein.“ Tilo Baumgart, Montageleitung Herrenknecht AG Foto: © Herrenknecht AG

„Niemand hat je in solch einer Tiefe in diesem Gestein gebaut.“ (Geotechniker Georgios Anagnostou, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) Eine Tunnelbohrmaschine verbraucht pro Tag im Maxiumum 63 Megawattstunden Strom, das entspricht dem Tagesverbrauch von 4.200 Einfamilienhäusern und kostet etwa 6.300 Euro. Auf dem Bild ist die Rückansicht direkt hinter dem Schneidrad der gigantischen Gripper-TBM bei Revisionsarbeiten zu sehen. Foto: © AlpTransit Gotthard AG


Foto: © Herrenknecht AG

Kabeleinzug in der zum Teil schon fertig ausgekleideten Südröhre

Bohrkopf

Schild

Mattenversetzgerät

Gripperplatten Steuerstand

Foto: © AlpTransit Gotthard AG

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Foto: © AlpTransit Gotthard AG

Abraumband

Schreitwerk Verspannzylinder Ankerbohrgerät Schneidrollen

Ringeretektor

Spritzbetonroboter

Vortriebszylinder

Räumer

Funktionsweise der 2.700 Tonnen schweren Tunnelbohrmaschinen im Gotthard-Projekt – rund 10,5 Millionen Kubikmeter Gestein haben sie aus dem Bergmassiv gebohrt

Bodio: Luftaufnhame mit Blick Richtung Norden

Der Herr der Bohrer

Licht am Ende des Tunnels

Ein Unternehmen untergräbt die ganze Welt

Das Gestein ist raus, jetzt kommt Hightech rein

Konzipiert und konstruiert werden Tunnelbaumaschinen dieses Typs von der Herrenknecht AG im badischen Schwanau. „Wer den Gotthard schafft, kommt überall durch“, hat der heute 71-jährige Unternehmens-Chef Dr. Martin Herrenknecht vor Baubeginn des Schweizer Riesentunnels gesagt. Und er muss es wissen, denn er hat in seinem Leben schon viele Herausforderungen gemeistert. Nach seinem Studium der Konstruktionstechnik an der FH Konstanz sammelte er als junger Ingenieur Erfahrungen in der Schweiz und in Kanada, lieh sich dann von seiner Mutter und seinem Bruder 25.000 D-Mark Startkapital und gründete im Jahr 1975 ein Ein-Mann-Ingenieurbüro in einer Mietwohnung. Heute ist die Herrenknecht AG Weltmarktführer im Bereich Tunnelbohrungen, marschiert auf eine Milliarde Euro Umsatz zu und beschäftigt weltweit fast 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gebohrt wird global. Egal, ob horizontal oder vertikal, mit Erddruckschilden oder Hartgesteinmaschinen. Das kann der Abwasserkanal in Bangkok sein, ein Straßentunnel in Kuala Lumpur, erdbebensichere Wasserröhren in Kalifornien oder kilometerlange Metrotunnel in Spanien.

Mit dem Hauptdurchschlag sind die Arbeiten am Gotthard-Basistunnel natürlich längst nicht abgeschlossen. Aktuell steht der Innenausbau auf dem Programm, bei dem alle Röhren und Stollen ausgekleidet und fertig betoniert werden. Dann folgen die mechanischen und elektromechanischen Anlagen wie Türen, Tore oder Lüftungen, bevor es an den Einbau der eigentlichen Bahntechnik geht. Am Südportal wurde im Mai 2010 bereits damit begonnen und erste Installationen wie Fahrbahn, Fahrleitungen, Bahnstrom-, Kabel-, Telefon- und Funkanlagen, Sicherungs- und Automatisationssysteme sowie Leittechnik sind drin. Bevor die unterirdische Großbaustelle aber komplett fertig ist, wird es noch geschätzte sechseinhalb Jahre dauern. Schließlich müssen insgesamt über 228 Kilometer Schienen, 190.000 Betonschwellen und über 2.800 Kilometer Kabel in den Berg hinein. Erst dann ist für alle am Projekt beteiligten Ingenieurinnen und Ingenieure endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen. lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Links zum weiteren Eintauchen in den Tunnel: » www.alptransit.ch » www.transtecgotthard.ch » www.herrenknecht.de/ projekte/gotthard-basistunnel » www.bav.admin.ch/alptransit

Foto: © AlpTransit Gotthard AG

Aber der Weltrekordtunnel am Gotthard ist und bleibt das absolute Prestige-Projekt. Mit dem ist Unternehmenschef Herrenknecht eng verbunden. Nicht nur am 15. Oktober 2010, als der finale Durchbruch in der Oströhre erfolgte, sondern auch am 23. März 2011, als Herrenknechts Heidi zum allerletzten Mal röhrte und mitten im GotthardMassiv die letzten Zentimeter Fels der Weströhre durchstieß, da war die Freude groß: „Diese Tage waren wie Weihnachten, Neujahr und Ostern zusammen.“ Ein Treffen mit allerhöchster Präzision. Heidi und Gabi 2 hatten ihre beiden aus unterschiedlichen Richtungen kommenden Tunnelröhren in den vergangenen 2.899 Tagen wirklich perfekt aufeinander zugebohrt: Vertikal betrug die Abweichung nur drei, horizontal null Millimeter! „Es war schon ein Kampf gegen den Berg. Manchmal mussten wir richtig fighten", sagt Martin Herrenknecht. Jetzt hat er aber nur noch einen Wunsch: „Wenn 2017 der erste ICE durch dieses Jahrhundertbauwerk rollt, da darf ich auf keinen Fall fehlen – und wenn ich hinten auf den Bremsklötzen sitze.“

Der Durchbruch der Oströhre tief unten im Berg erfolgte am 15. Oktober 2010, der der Weströhre am 23. März 2011


Foto: © Herrenknecht AG

Ausbruch der Verzweigungstunnel bei der Weströhre in Erstfeld. Auch die schwierige Geologie des gesamten Baugebiets mit über 90 Problemzonen konnte den Bohrtrieb der Ingenieurinnen und Ingenieure nicht stoppen

ø ca. 9,40 m

Foto: © AlpTransit Gotthard AG

Die Präzision im maschinellen Tunnelvortrieb ist enorm: Der Durchschlag nach Dutzenden von Kilometern erfolgt mit minimalen Abweichungen und entspricht der Zielsicherheit eines Scharfschützen, der aus 2 Kilometern Entfernung eine 1-Euro-Münze trifft

Die Menschen im und am Berg Jahrhundertbauwerk und Ingenieurmeisterleistung

40 m

Mega-Projekte wie der Gotthard-Basistunnel sind ein traumhaftes Spielfeld für praxisnahe und interdisziplinär ausgerichtete Ingenieurwissenschaft. Die Aufgaben, die beim Bau und Betrieb bewältigt werden müssen, dauern Jahre und repräsentieren nahezu das komplette Spektrum aller technischen Fachrichtungen und Möglichkeiten. Hier eine kleine Auswahl:

Ingenieurinnen und Ingenieure ... ... der Geologie haben ab 1993 drei Jahre lang jeden Stein umgedreht, im Gelände gewühlt und Proben gesammelt, um Störzonen zu vermeiden und Prognosen für bestes Bohrgestein und die optimale Linienführung des Tunnels zu finden. ... für Projektierung und Wirtschaftsingenieurwesen haben Bauzeit und Kosten berechnet und festgelegt, wann, wo, bei welchen Kosten und in welcher Reihenfolge gebohrt und gebaut werden muss. ... der Vermessungstechnik haben mit Hilfe von GPS, Satelliten, Computern und Simulationsprogrammen ein Netz von Fixpunkten errichtet, das dafür sorgt, dass die Vortriebsrichtung stimmt und sich die Tunnelröhren auf den Zentimeter genau im Berg treffen konnten. ... für Wasserbau haben den Wasserverbrauch zur Kühlung, Maschinenwäsche, Betonherstellung oder für Löschwasserkapazitäten kalkuliert und die umweltgerechte Aufbereitung des Tunnel-Schmutzwassers eingeleitet. ... der Energie- und Hochspannungstechnik haben den Stromverbrauch der Tunnelbaustelle errechnet, der an Spitzentagen rund 11 Megawatt beträgt, haben neue Leitungen verlegt, Abzweigungen installiert und Trafostationen aufgebaut. ... des Bauingenieurwesens sind auf solchen Großbaustellen die absoluten Multitalente. Sie berechnen Statik und Stabilität, aber sie wissen auch, wie man ein Spezialgerät wie den Wurm einsetzt: Er folgt der Tunnelbohrmaschine und bedeckt die nackten Felsröhren mit Vlies und Folie, um sie anschließend mit Beton zu stabilisieren. ... der Informatik und Technischen Redaktion beherrschen das Daten- und Informationsmanagement, erstellen digitale Baupläne sowie eine sorgfältige Gesamtdokumentation des Bauwerks und sorgen so für gleiche Planungsgrundlagen und einen aktuellen Projektstand aller Beteiligten.

... des Berg- und Tunnelbaus kennen sich aus mit Vortrieb unter Tage – egal ob maschinell oder mit Sprengstoff – und wissen ebenso, wie man das Riesenbohrloch mit Ankern, Spritzbeton oder Stahlbögen sichert und die Gesteinsmassen abtransportiert. ... der Chemie und Verfahrenstechnik haben Methoden entwickelt, um aus dem Tunnelausbruchsmaterial durch Brechen, Waschen, Sieben und den Zuschlag von Zement und Kies den Beton herzustellen, mit dem im Anschluss die Tunnelwände ausgekleidet werden. ... der Material- und Werkstofftechnik haben vom Stahlbogen bis zur Zementinjektion die richtigen Baumaterialien parat, die speziellen Anforderungen wie Felsdruck und Gebirgswasser standhalten und extrem lange Lebensdauer garantieren. ... des Sicherheitsingenieurwesens sorgen durch Vorschriften und Vorsichtsmaßnahmen für einen korrekten Umgang mit der Riesentechnik, eine risikoarme Baustelle und bestmögliche Unfallvermeidung. ... des Umweltingenieurwesens achten auf eine übergeordnete Einhaltung aller Umweltbelange im Hinblick auf Landschaftsveränderung, Schadstoffbelastung, Wasserverschmutzung oder notwendige Renaturierungsmaßnahmen. ... der Elektro- und Automatisierungstechnik bringen die bahntechnische Ausrüstung in den Tunnel, stellen die Weichen, bauen Signalsysteme und Fahrleitungen, Beleuchtung und Stromversorgung und sorgen für eine zentrale Steuerung des Bahnbetriebs. ... der Klimatechnik kümmern sich um die Luftzirkulation im Tunnel. Ohne ihr kühlendes Lüftchen würden dort unten durch Gesteinsdruck und Erdwärme Temperaturen von bis zu 45° Celsius herrschen. ... für Maschinenbau, Fahrzeugbau und Eisenbahnwesen bauen nicht nur die gigantischen Tunnelbohrmaschinen, die sich langsam durch das Gotthard-Gestein gefräst haben, sondern auch die Highspeed-Passagierzüge, die schon in einigen Jahren blitzschnell durch die Röhre rauschen werden.


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Bestens profiliert und gut im Grip Moderne Autoreifen sind Hightech-Produkte. Forschung und Entwicklung findet aber auch ganz praxisnah statt – hinterm Lenkrad und auf dem Asphalt. www.think-ing.de/fahrzeugtechnik

Ein Fahrdynamik-Ingenieur der Continental AG entwickelt Methoden zur Beurteilung

Straffe Kurven Ist das wirklich möglich? Ein Auto mit 180 km/h durch ein 2,8 Kilometer langes Oval steuern, ohne die Hände ans Lenkrad zu nehmen? Diese Geschichte hört sich nach einer schrägen Wette an und würde selbst so manchen Stuntman erbleichen lassen. Aber ein junger Mann aus Hannover kann tatsächlich freihändig mit Hochgeschwindigkeit über einen Rundkurs donnern. Zumindest theoretisch. Nels von Schnakenburg heißt der 31-jährige Maschinenbau-Ingenieur. Er ist Fahrdynamiker bei der Continental AG und sagt von sich selbst: „Fahren im Grenzbereich gehört zu meinem Tagesgeschäft!“ Sein Arbeitsplatz ist das Contidrom, 35 Kilometer nordöstlich von Hannover, geheimnisvoll versteckt hinter dem kleinen Örtchen Wietze-Jeversen inmitten einsamer Heide- und Wald-Landschaft.

(Foto: © Continental AG)

Das Contidrom wurde schon 1967 in Betrieb genommen und ständig modernisiert. Heute bietet es unzählige Testmöglichkeiten von Fahrsituationen, die im normalen Straßenverkehr nicht denkbar wären

(Foto: © m. leclaire)


von Reifen auf einer der modernsten Teststrecken der Welt

und Reifen am

„Um direkt zu messen und zu erfahren, welcher unserer Reifen der Richtige für ein neu entwickeltes und bald in Serie gehendes Fahrzeug ist, haben wir eine Vielzahl von Strecken und Versuchsbahnen, die Situationen aus dem normalen Straßenverkehr simulieren. Denn man kann insbesondere Erfahrungen im Grenzbereich nicht im Alltagsbetrieb auf der Straße gewinnen", berichtet Nels von Schnakenburg. Dazu zählt ein rennstreckenartiger Trockenhandling-Kurs, der Kurven-Grenzgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h erlaubt, Fahrbahnen mit installierten Bewässerungssyste-

(Foto: © m. leclaire)

Steile Kurven

der

Fliehkraft

men, die Simulationen vom Nieselregen bis zum Aquaplaning möglich machen, und Strecken aus Rau- oder Glattasphalt, Blaubasalt, Kopfsteinpflaster, „Glen Eagles“- oder „Belgian Highway“-Belägen gespickt mit Stufen, Gullydeckeln und Fahrbahnübergängen. All das dient dazu, Kriterien wie Fahrsicherheit, Fahrkomfort oder Fahrzeuginnengeräusche, die im Zusammenhang mit den Reifen stehen können, eingehend zu untersuchen.

Carrera-Bahn für Riesen

(Foto: © Continental AG)

Schnelle Geraden

(Foto: © m. leclaire)

Griffiges Profil

Unter den diversen Testparcours fällt besonders das Hochgeschwindigkeitsoval ins Auge. Bis zu 250 km/h sind auf diesem Rundkurs mit zwei Geraden von je 500 Metern Länge und zwei 900 Meter langen Steilkurven möglich. Erinnert irgendwie an eine Carrera-Bahn für Riesen. „Der Neigungswinkel der Kurven steigt von 0 Grad unten auf 58 Grad oben. Deshalb wirken während der Fahrt in der Steilkurve keine Seitenkräfte auf Reifen und Fahrzeug", erklärt Nels. Highspeed ohne Hand am Steuer ist also doch keine Hochstapelei, sondern pure Physik. Die Testfahrer im Contidrom kommen natürlich nicht nur von den großen Automobil-Konzernen, also den Kunden der Continental AG, sondern insbesondere die hauseigenen Ingenieure analysieren hier das Fahrverhalten und geben Gas und Gummi. Denn bevor die Werksfahrer der Hersteller am Start sind, haben Fahrdynamiker wie Nels von Schnakenburg neue Pneus für neue Automobile längst auf Herz und Nieren geprüft, mit der Conti-Entwicklungsabteilung abgestimmt und letztendlich vom Profil über die Gummimischung bis hin zur Geräuschentwicklung ein passendes Portfolio innovativer Reifen für die Erstausrüstung neuer Serienfahrzeuge parat. „Das Spannende an meinem Job ist die Vielseitigkeit“, sagt Nels, „ein toller Mix aus Theorie und Praxis – etwa 40 Prozent meiner Zeit sitze ich im Auto. Den Rest verbringe ich mit der Weiterentwicklung von Prüfmethoden, der Analyse unserer umfangreichen Messergebnisse und der Recherche von neuen Prüfstandorten weltweit.“ 

Foto: © nurmalso / photocase.com

Der Begriff Contidrom klingt irgendwie nach Kirmesattraktion. Aber das, was hier an Fliehkräften, maximalen Kurvengeschwindigkeiten und atemberaubenden Beschleunigungen geboten wird, stellt jedes Karussell in den Schatten, das auf der Wies´n oder in Disneyland zu sehen ist. Das Contidrom gehört zu den modernsten Teststrecken weltweit, wenn es um Reifenprüfungen oder um die Erprobung von Fahrwerkselementen geht. Über 70 Mitarbeiter arbeiten auf dem riesigen Areal. Monteure, Datenverarbeitungsexperten, Werkschutz und Unternehmenssicherheit, Kantinenpersonal und natürlich viele Ingenieure und Techniker. Auch die Testmannschaften fast aller großen Automobilhersteller und -zeitschriften kennen den versteckten Außenposten der Continental AG mitten in der Lüneburger Heide und ziehen hier ihre Kreise.

Rande


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Mit beiden Reifen auf dem Boden geblieben Obwohl Nels neben den gängigen Klein- und Mittelklasse-Autos auch schon Traumkarossen vom Audi R8 bis hin zum Ferrari F430 über seine Hausstrecke gejagt hat und von sich sagt: „Ich liebe es einfach, am Steuer zu sitzen und bin schon mit fast allen Autos gefahren, die man sich vorstellen kann“, würde er niemals die Bodenhaftung verlieren. Schließlich steht für ihn beim beruflichen Autofahren nicht der Fahrspaß im Vordergrund, sondern die Bereifung und deren subjektive und objektive Bewertung. Für Ersteres, also die subjektive Beurteilung des Zusammenhangs zwischen Bereifung und Fahrverhalten, benötigt Nels zwar kein besonderes technisches Equipment, aber eine zweijährige Conti-interne Ausbildung, bei der er spezielle Fahrmanöver, Bewertungskriterien und das Erstellen von Prüfprotokollen erlernt hat. Bei der Objektivbewertung sieht’s dann schon anders aus. Hier kommt sein Studienwissen, viel Ingenieur-Know-how und eine geballte Ladung Technik ins Spiel. Deshalb ist auf den Beifahrersitzen von Nels Testfahrzeugen auch kein Platz für nette Begleitung. Dort haben es sich Hardware und Messtechnik bequem gemacht. Ein GPS-gestütztes Datenaufzeichnungssystem, eine Kreiselplattform, sogenannte Mess-Lenkräder, diverse Apparate in Aluminiumrahmen mit blinkenden LED-Anzeigen und allgegenwärtige, verschiedenfarbige Verkabelungen. So gerüstet, wird jeder Meter auf dem Parcours des Contidroms registriert. Geschwindigkeit, Lenkwinkel, Lenkmoment, Schwimmwinkel und Rollwiderstand, aber auch Rotationsbewegungen wie Gieren, Nicken und Rollen lassen sich mit diesen Geräten messen, um anschließend in aussagekräftigen Diagrammen dargestellt zu werden. „Objektivierung der subjektiven Bewertung des reifenbeeinflussten Fahrverhaltens“, nennt das der Fahrdynamiker. Klingt kompliziert, meint aber nichts anderes als wissenschaftlich fundierte Ergebnisse vorweisen zu können, die die Eindrücke aus der subjektiven Beurteilung bestätigen oder widerlegen. Diese Daten helfen Nels auch bei der Anfertigung standardisierter Prüfprotokolle. Schließlich nützt es den Conti-Reifenentwicklern nichts, wenn ein Testfahrer eines Herstellers nach seiner Contidrom-Runde vielsagende Formulierungen wie „die Reifen bremsen und beschleunigen sehr gut, liegen etwas schwammig in der Kurve und könnten bei hoher Geschwindigkeit ein wenig leiser sein“ auf einem Zettel notiert hat. Fahrdynamiker benötigen ingenieurwissenschaftlich-technisch fundierte Beschreibungen und Beurteilungen. „Die Prüfverfahren und -protokolle mit Blick auf den Kunden ständig zu verfeinern ist eine meiner Hauptaufgaben. Nur mit diesen standardisierten Auswertungen können wir letztlich genau den richtigen Reifentyp für ein Fahrzeug auswählen oder weiterentwickeln.“

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Nels von Schnakenburg

Unterwegs in Brasilien

Zur Person:

Weiterentwickelt hat sich auch Nels kontinuierlich. Nicht nur bei der „Erfahrung“ neuer Reifen ist er ein gefragter Experte, sondern auch wenn es um die Recherche und Inbetriebnahme neuer weltweiter Teststrecken geht. Jene hat die Continental AG zwar bereits von Texas bis hoch zum schwedischen Polarkreis, was aber bisher noch fehlte, war Südamerika. Dort, in der Nähe der Stadt Bahia, gibt es nämlich ebenfalls ein Continental Werk. Das wird im aktuellen Jahr mehr als 5 Millionen Pkw-Reifen und 450.000 Lkw-Reifen produzieren. Damit die in Brasilien ansässigen Autohersteller wie Volkswagen, Ford, GM, Fiat, Renault oder Nissan in Zukunft neue Conti-Reifen auch unter der Sonne Südamerikas testen können, startete Nels im Jahr 2009 eine Dienstreise aus der norddeutschen Tiefebene ins Land von Copacabana und Zuckerhut: „Insgesamt fünf Wochen bin ich in mehreren Etappen durch Brasilien gereist. Vom Südosten ab durch die Mitte bis nach Brasilia. Dabei habe ich mehrere ehemalige Rennstrecken und Kartbahnen besucht und auf ihre Eignung als Reifentestgelände geprüft. Nachdem die Entscheidung für einen Standort gefallen war, bin ich noch für die Konstruktion und Inbetriebnahme der Bewässerung einer Nasshandling-Strecke verantwortlich gewesen."

Ein Mann mit „Auto-motivation“!

Tja, sowohl subjektiv als auch objektiv bewertet hört sich das alles nach einem ziemlich interessanten Ingenieurjob an – Reifen testen, neueste Autos fahren und sogar mal um den Globus jetten. Doch zu Hause ist es immer noch am schönsten. Vor allem, wenn dort mit dem Contidrom ein Testgelände auf einen wartet, das weltweit als die Referenz schlechthin für Reifentests gilt. Übrigens: Verschiedene Automobilclubs und diverse Hersteller veranstalten Fahrsicherheits- und Handling-Trainings im Contidrom in Wietze-Jeversen. „Ein entsprechend sportliches Fahrzeug ist vom Teilnehmer mitzubringen“, heißt es so schön im ADAC-Prospekt. Wer weiß, vielleicht hat man ja das Glück, Nels von Schnakenburg bei solch einem Event über den Weg zu laufen? Man sollte sich jedenfalls nicht wundern – es ist keine Verlegenheit, die den jungen Ingenieur der Continental AG bei der ersten Begegnung zu Boden schauen lässt: Sein erster Blick gilt eben immer den Reifen ...

Infos im Netz: • Wer wie Nels bei Conti Karriere machen will, findet wertvolle Infos auf der Website des Unternehmens: » www.careers-continental.com

Interessante Profile haben nicht nur die Reifen der Continental AG, sondern auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Einer davon ist Nels von Schnakenburg. Ein Auto-Narr war Nels schon immer, aber eigentlich wollte er nach dem Abi Bauingenieurwesen studieren. Dann siegte aber seine Begeisterung für Fahrzeuge und er schrieb sich an der TU Darmstadt für den Allgemeinen Maschinenbau ein. In den weiterführenden Semestern richtete er sich voll auf Fahrzeugtechnik aus und betreute in dieser Phase schon Fahrversuche auf verschiedenen Teststrecken. „Man muss so früh wie möglich anfangen, Praxis-Erfahrungen zu sammeln und immer aktiv sein – bei Praktika, als Werksstudent oder mit der Abschlussarbeit. Ich hatte das Glück, schon als studentische Hilfskraft Kontakte zur Automobilindustrie knüpfen zu können“, sagt Nels. So wurde er schon im Studium mit dem Jahrespreis des Fachgebiets Fahrzeugtechnik für herausragende Leistungen belohnt. Nach Praktikum und Diplomarbeit bei der AUDI AG erhielt er im Januar 2008 sein Ingenieurdiplom, bevor er ab Februar 2008 bei Continental Vollgas geben durfte. „Fahrdynamiker, GE-TAP Subjective Characteristics Outdoor“ heißt sein Job in der Konzernsprache. lllllll

Zur Firma:

Gas und Gummi geben bei Continental

(Foto: © m. leclaire)

Zur Außengeräuschbeurteilung von Reifen gibt es normgerechte „ISO-Strecken“ mit fest installierter Messtechnik und Mikrofonen

Continental wurde im Jahr 1871 gegründet und fertigte im Stammwerk in Hannover Weichgummiwaren, gummierte Stoffe und Massivbereifungen für Kutschen und Fahrräder. 1898 startete die Produktion von profillosen „Automobil-Luftreifen“, 1904 war man Vorreiter bei „Profilreifen“. Heute ist die Continental AG der zweitgrößte Automobilzulieferer Europas und rangiert weltweit unter den Top-Five. Bremssysteme, Antriebs- und Fahrwerk-Komponenten, Instrumente, Infotainment und Fahrzeugelektronik gehören ebenso zum Portfolio wie Reifen und technische Elastomerprodukte. Mit 148.228 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Stand 31.12.2010) in 46 Ländern gliedert sich der Continental-Konzern in die Automotive und die Rubber Group. Letztere hat 27 Produktionsstandorte in 16 Ländern und beschäftigt 28.276 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Jahr 2010 erzielte allein dieser Bereich einen Umsatz in Höhe von 5,8 Milliarden Euro. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll Infos im Netz: • Noch mehr Daten und Fakten zum Konzern unter: » www.continental-corporation.com

(Foto: © m. leclaire)

Ein Großteil der Messtechnik in Nels Testfahrzeugen muss auf dem Beifahrersitz Platz finden


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Mathe-Training vor Studienbeginn Vorkurse an den Hochschulen frischen eingerostete Mathe-Kenntnisse wieder auf und machen fit fürs Studium. www.think-ing.de/qualifikationen

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Nach der Schule ist vor dem Studium Mathe-Vorkurs:

Unbedingt absolvieren muss man sie nicht – die Mathe-Vorkurse. Voraussetzung für den Beginn eines Studiums in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern sind sie auch nicht. Der Sinn, der dahinter steckt, beruht auf einer einfachen Gleichung: Je besser die Mathe-Kenntnisse schon zu Studien­beginn sind, umso einfacher wird es, das Studium auch erfolgreich durchzuziehen.

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Es ist Spätsommer und der Andrang ist groß. Während draußen eine milde Sonne angenehm wärmt, drängen fast 2.000 Personen in den größten Hörsaal der RuhrUniversität Bochum. Das riesige Audimax wird sonst für Vollversammlungen oder als Spielstätte der Symphoniker genutzt. Heute gibt die Mathematik den Takt vor. Den Auftakt sozusagen, denn hier tummeln sich all jene, die wissen, wie wichtig Mathe bald schon in ihrem Studium sein wird. Ob Maschinenbau, Physik, Umwelttechnik, Biologie oder Wirtschaftsingenieurwesen – der Countdown zum Studienstart im Wintersemester läuft. „Ich will mit dem Mathe-Vorkurs auf dem neuesten Stand sein und mich an das Lerntempo der Uni gewöhnen“, sagt Sylvia Müller, die Elektrotechnik studieren will. Noch krasser sieht es der angehende Maschinenbauer Patrick Rendschmidt: „Ich glaube nicht, dass man alles in der Schule gelernt hat – das meiste hat man sowieso wieder vergessen.“

Dozent Dr. Jörg Härterich (41) war viele Jahre an der Freien Universität Berlin und ist seit dem Wintersemester 2007/08 an der mathematischen Fakultät der Ruhr-Uni Bochum unter anderem für die Mathe-Vorkurse zuständig

Katharina Schüler (23) machte ihr Abi im Jahr 2005 mit den Leistungskursen Mathematik und Englisch. Danach begann sie ihr Mathe-Studium an der RUB und arbeitet dort seit 2007 auch als studentische Hilfskraft und Übungsgruppenleiterin Neben der täglichen Mathe-Vorlesung im Audimax gibt's zweimal wöchentlich intensives Formel-Training und Zahlenwissen in Kleingruppen (Foto: © dw)

Gegen dieses Vergessen hat Dr. Jörg Härterich von der mathematischen Fakultät der Ruhr-Uni Bochum eine Vorlesung mit den richtigen Ingredienzien zusammengestellt. Drei Wochen lang verabreicht er dem Ingenieurnachwuchs jeweils von 11 bis 14 Uhr einen hochwirksamen mathematischen Cocktail aus Standard-Lösungsmethoden, Rechenfertigkeiten und Problemlösungs-Strategien. Außerdem gibt’s noch eine zugehörige e-Learning-Seite im Internet und Zeit für Fragen, denn zwei Mal pro Woche wird in kleinen Übungsgruppen gemeinsam Mathe trainiert. „Mein Kurs wird nah an der Schulmathematik sein, damit Sie sich gut vorbereitet ins erste Semester stürzen können“, macht Dr. Härterich deutlich und projiziert auf einer überdimensionalen Leinwand all das, was die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure erwartet – ein ausgefeiltes Mathe-Fitnessprogramm, aufgeteilt in fünf große Problemzonen: 1. Mengen und Zahlen, 2. Wurzeln, Potenzen und Logarithmen, 3. Elementare Funktionen, 4. Differenzialrechnung und 5. Vektorrechnung.


In der Übungsgruppe (Foto: © dw)

Dann formuliert der Mathe-Doc seine erste Aufgabe: Zu einer Studentenparty soll ein Nudelsalat mitgebracht werden. Bei einem Gesamtbudget von 10 Euro müssen Nudeln, die 2 Euro pro Kilo kosten, Möhren, die mit 1 Euro pro Kilo zu Buche schlagen, und Wurst, in die 13 Euro pro Kilo investiert werden müssen, im Verhältnis 5:2:1 gemischt werden. Alles klar? Schnell geht’s weiter - mit Usain Bolt. Wie fix ist der denn nur gelaufen bei seinem Weltrekord? Geschwindigkeit = Strecke durch Zeit, also ungefähr 10,44 Meter pro Sekunde, in etwa 37,6 km/h. „So ein Modell kann man natürlich noch verbessern“, bemerkt Härterich. Er erklärt die Mathematik sehr lebensnah, verständlich und mit vielen spannenden Beispielen. Um all denen, die wie die angehende Wirtschaftsingenieurin Friederike Krugmann „in der Mathematik die Hauptschwierigkeit im Studium sehen“, Gelerntes und Verlerntes wieder nahezubringen.

Die Zeit ist um. „Das Maximum und das Minimum von s berechnen“, gibt Schüler ihren Schülern noch als Aufgabe mit auf den Heimweg. Ein bisschen bedauerlich findet sie es schon, dass sie die meisten der hier Sitzenden bald nicht mehr wiedersieht. „Die verschwinden ja alle an die ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten und bleiben nicht hier bei uns.“ Aber auch sie weiß: „Natürlich ist die Mathematik nicht das Einzige was zählt, aber wer eins und eins zusammenzählen kann, dem ist schon klar, dass man im Ingenieurstudium mit allem rechnen muss.“ IIIIIIIIIII

Ortswechsel. Zweieinhalb Wochen läuft der Mathe-Vorkurs bereits und nicht nur im großen Audimax bei Dr. Härterich dreht sich alles um Mathematik, sondern auch in den elf individuellen Übungsgruppen. Eine der Gruppen wird von Katharina Schüler, Tutorin und Mathematik-Studentin im 9. Semester, geleitet. „Wie war überhaupt die Aufgabenstellung?“, tönt es aus der hinteren Reihe. „Stichwort Geometrische Reihe – welche Formeln kennt ihr da?“, fragt Katharina Schüler zurück. Flink flitzt ihre Kreide über die Tafel, als sie die nötigen Variablen anschreibt. Sofort kommen Meldungen, Hemmungen beim Aufzeigen gibt’s hier nicht. Man kennt sich eben. „Das ist viel besser als ich’s mir vorgestellt habe, die Übungsgruppe bringt am meisten“, freut sich die angehende Umweltingenieurin Janine Erler und der neben ihr sitzende Kommilitone Robert Urban ergänzt: „Es reicht aber nicht, wenn man nur zuhört und mitschreibt, wir treffen uns auch privat, um nachzuarbeiten." Gemeinsam wird gerechnet, was das Zeug hält. Reelle Funktionen stehen jetzt auf dem Programm. Sinus und Cosinus hypberbolicus, Logarithmus, Tangens und Flächeninhalte. Ganz schön knifflig. Die gerade gemeinsam definierte Formel wird angewendet und, wen wundert’s, die Lösung stimmt. „Wie sieht’s bei der zweiten Reihe aus?“, fragt Katharina Schüler und erklärt ganz nebenbei die alternierende Reihe. Ihre folgende Aufgabe sieht ziemlich monströs aus, ein echtes Wurzelwerk mit Zahlen. Aber die Teilnehmer wissen Bescheid: „Die Wurzel muss größer/gleich Null sein.“ Zusammen erarbeitet man noch alternative Definitionsbereiche und streng monoton fallende Funktionen. Schüler greift wieder zur Kreide und veranschaulicht x- und yWerte mit Kurven, Formeln und Variablen. „Weiß jetzt jeder, wie man das machen muss?“, fragt sie zum Abschluss. Hinten von Timo ertönt ein selbstbewusstes „Nein!“ und Schüler erklärt alles noch mal sehr genau und erarbeitet die Lösung gemeinsam mit dem Fragesteller. Ergebnis: eine funktionierende Ableitung und ein lautes „Alles klar!“ von Timo.

Infos im Netz: • Alle Vorkurs-Angebote der Ruhr-Uni Bochum » www.ruhr-unibochum.de/zsb/vorkurse • Abiturienten von MINT-EC Gymnasien haben die Möglichkeit, sich in mehr­tägigen MATHCamps optimal auf die mathematischen Inhalte des Ingenieurstudiums vorzubereiten. » www.mathcamp.de

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Selbststudium Mathe-Vorkurse kann man auch online besuchen. Das ITI-Emden bietet in Kooperation mit der FH Emden/ Leer für die Gebühr von 69 Euro einen dreiwöchigen Kurs an. Per Internet wird von zu Hause gebüffelt, Lösungen gehen über ein UploadFormular an das Betreuungsteam, anschließend gibt’s die Korrekturen. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIll » www.mathevorkurs.de

Foto: © Photocase / .daumenkino.

Audimax, Ruhr-Uni Bochum (Foto: © dw)


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THINK ING. auf Facebook – der Kanal zum „INGwerden“ Die Facebook-Seite von THINK ING. bietet Infos, MitmachAktionen und Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern, Studierenden sowie Ingenieurinnen und Ingenieuren. Einfach auf „Gefällt-mir“ klicken und dabei sein! www.facebook.de/INGwerden

Gefällt mir

Der Klick zum INGwerden Das Wichtigste: Hier gehört die Bühne euch!

Auf www.facebook.de/INGwerden treffen sich Schülerinnen und Schüler mit Studierenden auf der Suche nach dem richtigen Ingenieurstudiengang, der passenden Fachrichtung oder innovativen Technikthemen. Darüber hinaus versorgt das Moderatoren-Team die INGCommunity nicht nur mit lebenswichtigen Tipps und Terminen zu Ingenieurstudium und -beruf, sondern steht auch ganz offiziell für Fragen, Wünsche und Anregungen parat. Damit auch der Spaß nie zu kurz kommt, gibt es außerdem regelmäßig Aktionen zum Mitmachen.

Wie läuft´s? Ganz einfach. Besuche uns auf www.facebook.de/INGwerden, klicke den „Gefällt-mir“-Button und schon bist du dabei und kannst die Seite mitgestalten: Fragen auf der Pinnwand einstellen, Beiträge kommentieren, bei Umfragen und Gewinnspielen teilnehmen und nichts mehr verpassen, was dich auf dem Weg zu deinem Ingenieurstudium weiterbringt!

Sag uns, was dir „gefällt“ , und gewinne ein

iPad2!

Auf INGwerden kannst du deine Meinung zu diesem Magazin loswerden und dabei sogar ein iPad2 gewinnen. Über den Link s.think-ing. de/fb-alling2011 kommst du direkt zum Gewinnspiel auf Facebook. Dort kannst du einen Kommentar zur ALL ING. 2011 schreiben – ganz egal, ob Lob, Kritik oder Themenvorschläge für´s nächste Heft. Von Juli bis September 2011 wird jeweils der „ING des Monats“ gekürt. Das ist der Nutzer, bei dessen Kommentar im entsprechenden Monat am häufigsten „Gefällt mir“ geklickt wurde. Das wird mit einer Überraschung und dem Einzug ins Finale belohnt.

Einfach den QR-Code mit einem Smartphone scannen und direkt auf s.think-ing.de/fb-alling2011 leiten lassen. Dort findest du auch die verbindlichen Teilnahmebedingungen. iPad2 Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Apple

Anfang Oktober 2011 werden im Finale die Kommentare der drei Monatssieger noch einmal zur Wahl gestellt. Wer dann die meisten Stimmen bekommt, ist „ING 2011“ und gewinnt das iPad2.

Um über den QR-Code auf die mobile Seite zu gelangen, benötigt man einen QR-Code-Reader. Abhängig von der Art des Internetzugangs bzw. des Mobilfunkvertrags, können durch die Nutzung des Internets Kosten entstehen.

Foto: © Photocase / emanoo

Puh! Es ist wirklich nicht einfach, das richtige Studium zu finden, oder? Manchmal hilft es, sich mit anderen auszutauschen, um wirklich sicher zu sein. Dafür gibt es THINK ING. auch bei Facebook.

Die Pinnwand von INGwerden steht offen für alle Fragen zu Hochschule und Studium, zum Joballtag von Ingenieurinnen und Ingenieuren, zu Berufschancen oder was euch sonst noch unter den Nägeln brennt. Auch über Themenvorschläge für THINK ING. oder unsere Reportagen freuen wir uns sehr! Vielleicht wolltet ihr ja schon immer mal aus erster Hand wissen, was ein Textil- und Bekleidungsingenieur macht, wo der Unterschied zwischen Umwelttechnik und Umweltingenieurwesen liegt oder ob ein Mathe-Vorkurs was bringt? Wir schauen uns für euch um. Darüber hinaus gibt es bei INGwerden immer wieder neue Umfragen und Aktionen, an denen ihr teilnehmen könnt. So bekommt ihr mit, was andere INGs denken, sagen, tun oder welche Tipps sie für euch haben. Vielleicht kennt ihr ja auch schon unsere Videoformate „Kommilitonen“ und „Reporter“ auf Youtube? Auf Facebook verpasst ihr keine Folge; genau so wenig wie interessante Veranstaltungen in eurer Nähe, zum Beispiel eine lange Nacht der Wissenschaften, einen Schnuppertag an der Hochschule oder die nächste THINK ING. Aktion.


Checkliste Studium Wissenswertes zum Studienbeginn von A wie Abi bis Z wie Zulassung. Mit Hinweisen zur Wahl des Studienortes und Infos zum Praktikum. www.think-ing.de/studium

Fertig?

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Los! Checkliste fürs Studium Die wichtigsten Infos zum Einstieg

Das Berufsziel vor Augen, den Weg über die Wunsch-Hochschule fest im Blick – dann gilt, es die letzten Hindernisse auf der Zielgeraden zum Studienstart zu überqueren. Vor Studienbeginn müssen einige Details geklärt werden, um sich danach auf den neuen Lebensabschnitt konzentrieren zu können.

Rechtzeitig vor Semesterbeginn sollte man sich über die Zugangsvoraussetzungen informieren. An einer Uni kann man sich nur mit Hochschulreife (Abitur) einschreiben. Fachhochschulen verlangen normalerweise die Fachhochschulreife. Sind Bewerbungen an der Hochschule nötig, müssen Fristen eingehalten werden. Oft bilden Vorpraktika die Voraussetzung fürs Studium. Wer ein duales Studium absolvieren möchte, sollte mindestens zwölf Monate vorher mit den Bewerbungen bei Unternehmen beginnen.

Quo vadis? Wohin gehst du?

Foto: © Photocase / luxuz::.

Startschuss! Die Zulassungsvoraussetzungen

Ist die Entscheidung für einen Studi-

Und los! Die Immatrikulation

engang erst einmal gefallen, stellt sich

Welche Unterlagen für die Anmeldung an der Hochschule notwendig sind, steht auf den Hochschul-Webseiten. Immer vorliegen müssen: eine beglaubigte Kopie des Schulzeugnisses, eine Bescheinigung der Krankenkasse beziehungsweise eine Befreiung von der gesetzlichen Krankenversicherung für privat Versicherte (bei der AOK anfordern), der Personalausweis, eventuell die Bescheinigung über ein Praktikum und, falls eine Bewerbung an der Hochschule notwendig war, der Zulassungsbescheid.

direkt im Anschluss meist noch eine wichtige Frage: Wo will ich studieren? Dabei sollte man zunächst klären, ob man weiterhin zu Hause wohnen oder lieber eine neue Stadt entdecken möchte. Entscheidungskriterien können

unterschiedlich

hohe

Le-

benshaltungskosten, der Wohnungsmarkt oder das Angebot interessan-

Durchhalten! Der Studierenden-Kalender

ter Unternehmen in der Umgebung

Das Wintersemester dauert an Universitäten vom 1.10. bis zum 31.3., das Sommersemester dementsprechend vom 1.4. bis zum 30.9. An den FHs beginnt und endet das Semester in der Regel bereits einen Monat eher als an den Unis. In den Semesterferien werden häufig Klausuren geschrieben und Praktika absolviert. Studierende in dualen Studiengängen verbringen die Semesterferien im Unternehmen.

sein. Infos bieten die Webseiten der

Bis zum 25. Geburtstag sind Studierende familienversichert, vo­ rausgesetzt sie liegen mit ihrem Gehalt unter bestimmten Höchstsätzen. Ein Minijob für bis zu 400 Euro ist zum Beispiel kein Problem. Besteht keine Möglichkeit einer Familienversicherung, gibt es Krankenversicherungstarife für Studierende. Ist ein Elternteil privat versichert, können sich Studierende bis zu ihrem 25. Geburtstag privat mitversichern. Die Entscheidung für eine private Versicherung kann während des Studiums nicht mehr rückgängig gemacht werden. Im Vorfeld des Studiums ist eine individuelle Beratung bei der Krankenkasse sinnvoll, um den Versicherungsschutz für die nächsten Jahre zu klären.

te oder Regionen sowie Tipps von Studierenden. lllllllllllllllllllllll INfos im netz: • Im THINK ING. Forum » www.think-ing.de/forum • Bei Facebook: » www.facebook.de/INGwerden

Muss ich mich für meinen WunschStudiengang bewerben (bis wann)? Welche Voraussetzungen muss ich für die Bewerbung erfüllen? Welche Unterlagen brauche ich für die Immatrikulation? Bin ich ausreichend versichert? Wo werde ich während des Studiums wohnen? Wie finanziere ich mein Studium? Werden Vorkurse angeboten? Muss ich mich dafür anmelden? Wann finden Einführungsveranstaltungen für Erstsemester statt?

Infos im Netz » www.think-ing.de ::::::::::::::::::::::::::::: • Zugangsvoraussetzungen: » www.think-ing.de/studienarten » www.think-ing.de/ studienvoraussetzungen • THINK ING. kompakt zu Vorkursen: » www.think-ing.de/kompakt/ vorkurse

Foto: © Photocase / dommy.de

Nicht stolpern! Der Krankenversicherungsschutz

Hochschulen und der jeweiligen Städ-

Alles klar? Die Checkliste

Achtung Blitzstart! Für die meisten Studiengänge muss bereits bei der Einschreibung ein Praktikum im Ingenieurbereich nachneten Praktikumsplatz zu finden, ist

Neue Studierende haben eine Menge Fragen, die am besten vor Ort besprochen werden. Einführungsveranstaltungen vermitteln Infos zu Studienaufbau, Stundenplan und Orientierung auf dem Campus. Und es können erste Kontakte geknüpft werden. Einige Studiengänge starten schon vor Semesterbeginn mit Vorkursen in Mathe, Physik oder Chemie.

es wichtig, schon früh mit der Suche zu beginnen, zum Beispiel bei interessanten Unternehmen in der Umgebung. Genaue Anforderungen und Fristen erfährt man an der Hochschule.

Foto: © Photocase / jala

gewiesen werden. Um einen geeig-

Endspurt! In der Hochschule


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Global arbeiten Auslandserfahrungen sind wichtig und lassen die Welt in anderem Blickwinkel erscheinen. Zaudern hilft nicht, tun muss man es! www.think-ing.de/ausland

Kontraste und Kreativlösungen

Keine Zeit für Heimweh: Christine Blesinger verbrachte fünf Monate in Shanghai und wendete ihr an der RWTH Aachen erworbenes Wissen aus Maschinenbau und Verfahrenstechnik als Praktikantin bei Evonik Industries direkt an.

Christine in Qibao, eine kleinen Stad r t nahe Shan ghai

Schon als Teenager war die jetzt 24-Jährige fasziniert von den beeindruckenden Entwicklungen der chinesischen Kultur. Dazu gehören beispielsweise die Erfindung des Papiers oder die Nutzung von Schwarzpulver für Feuerwerk. Heute will China an vergangene bahnbrechende Entwicklungen anknüpfen und befindet sich auf einer technologischen Aufholjagd. Und Christine war mit dabei – zumindest während ihres fünfmonatigen Praktikums, das sie in Shanghai beim Chemie-, Energie- und Immobilienunternehmen Evonik Industries AG absolvierte. Dort bearbeitete sie ein eigenes Projekt. Das Ziel: Eine große Produktionsanlage für die Herstellung von Plexiglas-Inhaltsstoffen sollte noch effizienter arbeiten. „Der Wirtschaftsboom ist beeindruckend und über kurz oder lang kommt an China niemand mehr vorbei“, beschreibt die RWTH-Studentin im elften Semester ihre Motivation für Auslandserfahrungen im Reich der Mitte.

Den Wandel in China spürte die Maschinenbaustudentin, die den Schwerpunkt Verfahrenstechnik gewählt hat, auch im Alltag. „Shanghai ist eine einzige Großbaustelle.“ Trotzdem hat sie auch ruhigere Viertel entdeckt, wo man „durch Nebenstraßen spazieren und das alltägliche Leben sehen“ kann. „China ist eben ein Land der Extreme.“ Das merkt man auch bei einer Fahrt mit der Metro: Ellenbogenmentalität beim Einsteigen, aber grenzenlose Hilfsbereitschaft, wenn es um den richtigen Weg oder das Aufladen der Fahrkarte geht. Neben faszinierenden Erkundungstouren durch die pulsierende Hafenmetropole, in deren Ballungsgebiet insgesamt 18 Millionen Einwohner leben, warteten natürlich spannende Aufgaben bei Evonik auf die Praktikantin. „Ich konnte endlich den Stoff anwenden, den ich im Studium büffeln musste“, freut sich Christine. In Shanghai hatte die Praktikantin ihr eigenes Projekt, bei dem die so genannte Extraktion im Mittelpunkt stand. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das verschiedene Stoffe voneinander trennt. Ein Beispiel von Extraktion, das jeder kennt: „In einer Kaffeemaschine werden die Aromastoffe durch die Zugabe von heißem Wasser aus dem Kaffeepulver extrahiert.“ Kaffeekochen zählte aber überhaupt nicht zu ihren Aufgaben im Praktikum, sondern die eigenständige Planung, Durchführung und Auswertung von Versuchen im Labor. Dabei wurde das Verhalten einzelner Stoffe bei der Trennung genau unter die Lupe genommen. Christine veränderte ständig die Bedingungen im Laborversuch, um die Ursachen für Abweichungen vom optimalen Betrieb zu ermitteln. Ihre Laborergebnisse wurden mit Messdaten aus der realen Produktionsanlage verglichen. „Die Anlage war direkt vor der Tür, ich konnte in den Betrieb mit reinschnuppern, hatte aber mein eigenes Projekt und konnte selbstständig arbeiten“, erzählt Christine aus ihrem Alltag in Shanghai. In der Anlage wird durch Extraktion ein Monomer gewonnen, das bei der Herstellung von Plexiglas benötigt wird. Aus Plexiglas werden zum Beispiel Handydisplays, Kontaktlinsen oder Glas für Rückleuchten am Auto gefertigt. Bei regelmäßigen Treffen wurden den Kollegen die Ergebnisse präsentiert und gemeinsam dis-

Foto: © photocase / Aridula

Extraktion im Tipps aus erster Hand Die wichtigsten persönlichen Lehren, die Christine Blesinger aus ihrem Auslandspraktikum gezogen hat und angehenden Chinareisenden nach Shanghai mitgeben möchte:

Unbedingt vorher um mögliche Impfungen und das Visum kümmern.

Viele Hochschulen oder Unternehmen bieten im Vorfeld interkulturelle Seminare und Sprachkurse an, die man – wenn möglich – nutzen sollte.

Das „echte China“ lernt man selten in Städten wie Shanghai und Peking kennen. Also freie Tage für Ausflüge aufs Land nutzen.

Bei der Kommunikation immer genau abklären, ob beide Seiten sich auch wirklich verstanden haben. Lieber einmal zu oft nachfragen!

Die persönlichen Favoriten beim Sightseeing in Shanghai: ein Spaziergang mit Blick auf die Skyline vom Bezirk Pudong entlang der als „Bund“ bezeichneten Uferpromenade, der Yuyuan-Garten, das Viertel Tianzifang


Foto: © photocase / Leonard

Infos international Erste Anlaufstelle für Fragen zum Auslandsaufenthalt im Rahmen des

kutiert. So blieben, auch nachdem Christine den Flieger gen Heimat betreten hatte, ihre Empfehlungen für den Betrieb der Anlage in Shanghai und machen das Trennverfahren vor Ort hoffentlich eines Tages noch effektiver. Zusätzlich zu den fachlichen Anforderungen kam im Arbeitsalltag die Sprachbarriere hinzu. Während die Kommunikation im Büro auf Englisch ablief, konnte es „auf dem Leitstand oder im Labor schon mal spannend werden“, wenn beispielsweise gemeinsam mit den chinesischen Kolleginnen und Kollegen eine Chemikalie aus dem Lager geholt werden musste. Denn nur etwa fünf chinesische Wörter hatte die engagierte Studentin anfangs mit im Gepäck. „Aber dann musste es halt mit Händen und Füßen klappen.“ Unbürokratische Lösungen hat Blesinger im internationalen Team nicht nur bei der Überwindung von sprachlichen Hindernissen zu schätzen gelernt. „Alternative Ansätze waren willkommen und wurden kreativ umgesetzt.“

Geduld und Gelassenheit Das Ringen um die richtige Vokabel aus dem komplexen chinesischen Sprachsystem oder der Kampf gegen die undurchschaubare Bürokratie im Riesenreich sind zwar im ersten Moment nervenaufreibend, bringen aber eine Menge für zukünftige Auslandsaufenthalte im globalisierten Joballtag. „Auch wenn Shanghai relativ westlich ist, habe ich doch einen Eindruck davon bekommen, dass man auch als ´Analphabet` überleben kann.“ Denn während in Shanghai die Straßenschilder meist zweisprachig sind, stellte die Beschriftung ausschließlich in Mandarinzeichen in kleineren Städten Christine oft vor ein Rätsel – das man aber mit ein wenig Geduld und freundlichem Nachfragen lösen konnte. Und das bei zukünftigen Jobabenteuern im Ausland sicher mit einer Portion Gelassenheit belohnt wird. Auslandserfahrung hatte die angehende Maschinenbauingenieurin schon während der Schulzeit gesammelt. Nach Schüleraustauschprogrammen in Ungarn, England, Frankreich und Israel sowie einem Praktikum in Sydney war China aber das bisher außergewöhnlichste Ziel in ihrer Vita. Der Weg dorthin führte über ein Bewerbungsver-

fahren mit Assessment Center, um in das Stipendienprogramm „Join the best“ aufgenommen zu werden, wo sie den Platz bei Evonik Industries in Shanghai erhielt. Viel Aufwand für Christine, die sich neben dem Studium auch in der Fachschaft in Aachen engagiert. Aber ein toller Pluspunkt im Lebenslauf und für die persönliche Entwicklung. Von Auslandspraktika um jeden Preis rät die Studentin aber ab: „Wer zu stolz ist, auf Leute zu zugehen, für den ist das nichts. Wenn man aber offen und flexibel ist, spielt es gar keine große Rolle, wohin man geht. Ausland ist und bleibt anders.“

Studiums ist immer das Akademische Auslandsamt der eigenen Hochschule. Auch wer statt ein Praktikum zu absolvieren lieber ein oder mehrere Semester im Ausland studieren möchte, kann sich beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) über Fördermöglichkeiten und Austauschprogramme informieren. » www.daad.de Auslandsaufenthalte im Rahmen des Studiums werden mit BAföG finanziell gefördert. Auch wenn man im In-

Erinnerungen im Gepäck

land nicht BAföG-berechtigt ist, lohnt

Das typische Heimweh-Tief, das sich bei vielen nach den ersten euphorischen Wochen bei einem längeren Auslandsaufenthalt einstellt, hatte Christine vor lauter neuen Eindrücken völlig vergessen. „Meine Mitbewohnerin und ich waren so mit Sightseeing beschäftigt, dass ich dafür keine Zeit hatte.“ Seit März ist wieder Studienalltag in Aachen angesagt mit Vorbereitungen auf die Diplomarbeit. Doch die Erinnerungen sind präsent und wichtige Auslandserfahrungen bleiben der Expertin der Extraktion im Hinterkopf. „Bei einigen Sachen kann ich mir jetzt vorstellen, wie wir in Deutschland Ausländer auf der Straße stehen lassen.“ Die Hilfsbereitschaft, die ihr in China entgegen gebracht wurde, wird Christine sicher nie vergessen. Und die wichtigsten Erkenntnisse für Ingenieurstudium und -beruf? Die Fehler-Ursachen-Analyse, die Christine bei den Extraktionen im Labor anwandte, ist spannender als erwartet. „Man kann an so vielen Schrauben drehen: Mal ändert sich viel, mal wenig. Man weiß vorher nicht immer, was passieren wird.“ Genau das Richtige für neugierige Menschen, die beim Ausflug in eine andere Kultur entdecken: „Nichts ist unmöglich, besonders in China.“

sich der Antrag, denn fürs Ausland gelten andere Förderbedingungen. Zuständig sind abhängig vom Zielland zentrale Ämter in Deutschland. Für die Region Asien ist beispielsweise derzeit das Studentenwerk Oldenburg verantwortlich. » www.das-neue-bafoeg.de » www.studentenwerk-oldenburg.de Auch manche Unternehmen fördern Studierende, die ein Auslandspraktikum

oder

-semester

anstreben.

Christine Blesinger von der RWTH Aachen beispielsweise hat sich beim Programm „Join the best“, das der Finanzdienstleister MLP in Kooperation mit anderen großen Unternehmen wie Evonik organisiert, beworben und in zahlreichen Auswahlrunden für einen der Plätze qualifiziert. » www.jointhebest.info » www.evonik.de » www.rwth-aachen.de

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Zukunftsbranche Medizintechnik Ob Prävention, Diagnostik, Therapie oder Rehabilitation – in allen Bereichen der Medizin sorgen Ingenieurinnen und Ingenieure für Innovationen. www.think-ing.de/medizintechnik

News aus dem Körper:

Foto: © Flad & Flad Communication GmbH

Diagnose-Technologien Die Möglichkeiten, Diagnosen zu stellen, Therapien zu überwachen und Operationen zu lenken, werden immer ausgefeilter. Die Einblicke in den Körper werden dank verbesserter Technik immer präziser. Seit der Entdeckung der Röntgenstrahlen Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Methode ständig weiterentwickelt. So entsteht bei der Computertomografie (CT) durch viele aus verschiedenen Perspektiven aufgenommene Röntgenbilder ein Schnittbild, das sehr präzise Einblicke beispielsweise ins Gehirn erlaubt. Röntgenstrahlen sind immer noch unschlagbar bei der Betrachtung von Knochen; ihre negative Belastung für die Patienten konnte mittlerweile durch ingenieurwissenschaftliche Fortschritte gezielt reduziert werden. Magnetresonanztomographen (MRT) hingegen sind für die Diagnose von Gewebe- und Organveränderungen wie zum Beispiel Krebszellen im Einsatz. Mit einem MRT kann man binnen weniger Minuten ein Bild des Gehirns erstellen, durch die Weiterentwicklung der so genannten „funktionellen MRT“ können sogar Durchblutungsänderungen dargestellt werden, wichtig etwa bei der Behandlung von Schlaganfällen. Geradezu unglaublich klingt die Vision einer Forschergruppe der FH Jena: Sie arbeiten an einer elektronischen Nase, die Krankheiten und Krankheitsverläufe aufgrund geruchlicher Veränderungen in Schweiß und Atemluft erkennt und so Herz- oder Nierenprobleme quasi erschnüffelt. In Zukunft sollen Krankheiten schon erkannt werden bevor sie auftreten. Von der molekularen Bildgebung versprechen sich Ingenieure der Biotechnologie, zum Beispiel Zellveränderungen, die durch bestimmte Erkrankungen hervorgerufen werden, schon vor dem Ausbruch zu entdecken und so gegensteuern zu können. Bildunterschrift: MRT-Geräter liefern hochpräzise Aufnahmen aus dem Körper

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Die Leistungen der Medizin sind faszinierend: Komplexe Operationen, Heilung schwerer Krankheiten, der Kampf gegen gefährliche Viren – doch die Menschen, die diese Innovationen möglich machen, bleiben meist im Hintergrund. Dabei bilden die Entwicklungen von Ingenieurinnen und Ingenieuren die Basis für Diagnose, Therapie und Heilung. Ob Hightech-Operationssäle, hochwirksame Medikamente oder komplizierte Diagnosemethoden: Immer stecken (auch) Ingenieurinnen und Ingenieure dahinter! Sie haben Studiengänge wie Medizintechnik, Pharmatechnik und Biotechnologie absolviert oder sich auf Grundlage von Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Informatik oder Elektrotechnik auf medizinische Anwendungen spezialisiert. Medizintechnik aus Deutschland ist nicht nur hierzulande in Krankenhäusern und Praxen im Einsatz, sondern weltweit gefragt.

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Innovationsfeld Medizintechnik

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Ganz natürlich! Implantate und Prothesen integrieren sich immer besser in den Körper Prothesen und Implantate übernehmen Funktionen, die der Körper nicht mehr selbstständig ausführen kann. Die Bandbreite reicht von HightechProthesen mit Tastsinn über künstlich erzeugte Hautzellen bis zu Knochenimplantaten, die den Heilungsprozess gebrochener Knochen überwachen. Entlastung für Diabetiker verspricht beispielsweise ein implantierbarer Glucose-Sensor, an dem Forscher der Technischen Universität Hamburg-Harburg derzeit arbeiten. Das Implantat soll kontinuierlich und langfristig die Blutzuckermessung im Körper übernehmen und die Ergebnisse per Funk übertragen. Innovationen wird es auch im Bereich der Kardiologie geben: Ein Kunstherz in Form der Katheterpumpe „ECP“ soll dabei ohne Öffnung des Brustkorbs von der Leistengegend aus bis in die linke Herzkammer vorgeschoben werden. Am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen entwickelte man hierfür eine spezielle Falttechnik: Erst aktiviert durch die Wärme des Blutes soll sich die Katheterpumpe zu voller Größe entfalten. Vier Fraunhofer-Institute tüfteln derzeit an der Entwicklung künstlicher Haut aus körpereigenen Zellen. Die Forscher versprechen sich eine schnellere Wundheilung und verringerte Narbenbildung. Diese künstlichen Hautzellen „haben keine Blutversorgung und werden daher nach einiger Zeit vom Körper abgestoßen", nennt Jörg Saxler vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie die größte Herausforderung. In einem nächsten Schritt sollen die Blutgefäße in die Kunst-Haut integriert werden. Prothesen ermöglichen ihren Nutzern immer mehr Bewegungsfreiheit und nähern sich natürlichen Körperteilen weiter an. Trotzdem gibt es noch eine Menge zu tun für Ingenieurinnen und Ingenieure in der Medizintechnik: Beispielsweise bei der Entwicklung neuartiger Armprothesen. Das Modell des Marktführers Otto Bock HealthCare GmbH kann derzeit zwar bereits Ellenbogen, Handgelenk und Hand


Gesund

Gute Besserung!

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per Gedankensteuerung simultan bewegen. In Zukunft sollen aber sogar auch einzelne Finger gelenkt werden können. Gerade im Bereich Prothetik orientieren sich die Forscher am menschlichen Original und versuchen, die Technik so naturgetreu wie möglich zu gestalten. Als „Bionik“ (Biologie + Technik) bezeichnet man das Verfahren, die Natur als Vorbild für Innovationen zu begreifen und von ihr zu lernen. Bildunterschrift: Bei der Konstruktion von Prothesen orientiert man sich am Vorbild des menschlichen Körpers

Unmenschlich präzise:

Wissenschaftsjahr 2011 „Forschung für unsere Gesundheit“ lautet das Motto des Wissenschafts-

Robotik in der Medizin Sie haben keinen Doktor-Titel und nur geringe Berufserfahrung: Dennoch arbeiten sie absolut präzise und routinierter als jeder renommierte Chirurg. Ohne menschliche Steuerung mithilfe einer Konsole läuft jedoch nichts: Roboter stellen eine hilfreiche Unterstützung im OP dar. „MiroSurge“ heißt das neueste Roboter-Chirurgie-System, das derzeit am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt wird. Das aus drei einzelnen, schlanken Roboterarmen bestehende System soll nach Wunsch der Forscher in drei bis vier Jahren marktreif sein. Dann soll es, mithilfe einer endoskopischen Kamera, in der Lage sein, die natürlichen Bewegungen des schlagenden Herzens zu erkennen, zu analysieren und dann in Echtzeit zu kompensieren. So bietet sich dem operierenden Chirurgen das Bild eines ruhenden Herzens – ein Ideal-Zustand, der auch feinste Arbeiten erleichtert. Doch nicht nur während, sondern schon vor einer OP können Robotiksysteme die Chirurgen unterstützen. Entsprechende Software berechnet anhand von CT-Aufnahmen die optimale Schnittführung im Voraus, komplizierte Eingriffe können mithilfe von Simulationsprogrammen geübt werden und hochpräzise Navigationsgeräte überwachen die Tätigkeiten der Operateure, um notfalls Alarm zu schlagen. Echte ärztliche Zuwendung können Roboter natürlich nicht ersetzen, aber ihre unmenschliche Präzision macht sie zu wertvollen Helfern im OP. Bildunterschrift: OP-Roboter werden an Modellen getestet

Winzlinge leisten Großes:

jahres 2011. Ziel ist es, vielfältige Zugänge zu diesem spannenden und wichtigen Forschungsfeld zu schaffen. So bietet die gleichnamige Website Specials zu relevanten Themen und die „MS Wissenschaft“ schippert über deutsche Flüsse und präsentiert eine schwimmende Ausstellung dazu. lllllllllllllllllllllll Infos im Netz: » www.forschung-fuer-unseregesundheit.de

THINK ING. Gesundheits-Special 2011

Nanotechnologie im Trend

Das THINK ING. Special zum Wissen-

Medizin wird mini: Sie sind fürs menschliche Auge unsichtbar und doch die Hoffnung im Kampf gegen schwere Erkrankungen. Nanopartikel sollen in Zukunft Krankheiten aufspüren und heilen können. Ein Nanometer ist etwa 50.000 Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares, Teilchen dieser Größenordnung können aber im Allerkleinsten große Wirkung hervorrufen. Das Verständnis der Vorgänge im Körper auf der Nano-Ebene beflügelt Ingenieurinnen und Ingenieure, im Zusammenspiel mit der Medizin neue Heilmethoden zu entwickeln. Biotechnologen aus Hamburg und Lübeck nutzen Nanopartikel zum Beispiel für das neue bildgebende Verfahren „Magnetic Particle Imaging“. Dabei helfen winzige EisenoxidPartikel bei der Krebsdiagnose. Sie werden dem Patienten injiziert und geben bei magnetischer Bestrahlung Aufschluss über anatomische Strukturen von Tumoren. Auch bei der Zerstörung von Tumoren können die Minihelfer eingesetzt werden. Die Anreicherung von Gehirntumoren mit magnetischen Nanopartikeln führt zu einer Erwärmung, die die Krebszellen für Bestrahlungen empfänglicher macht. Dank der Erforschung der winzigen Nanoteilchen wird sich die Medizintechnik mit Megaschritten weiterentwickeln – und Riesenvorteile für unsere Gesundheit produzieren. Bildunterschrift: Winzige Nanopartikel können heilen

schaftsjahr 2011 zeigt, wo Ingenieurinnen und Ingenieure an Technologien für unsere Gesundheit arbeiten. Die Landkarte der Gesundheit navigiert übersichtlich zu den verschiedenen Standorten, die zu multimedial aufbereiteten Themenseiten führen. lllllllllllllllllllllll Infos im Netz: » www.think-ing.de/gesundheit2011 • Die THINK ING. kompakt 1/2011 gibt Einblicke in „Hightech im Operationssaal“: » www.think-ing.de/ kompakt/op


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Auch Überflieger brauchen Reparaturen Sicherheit spielt im Flugverkehr eine entscheidende Rolle. Technischen Support, Wartung und Instandhaltung beherrscht man perfekt beim weltgrößten Dienstleister mit dem Kranich-Logo. www.think-ing.de/flugzeug

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❯ Kim Thormann, 33 Jahre, Ingenieurin der Luft-und Raumfahrttechnik, Teamleiterin Customer Service Innovation bei Lufthansa Technik

Rüdiger Siedelberg, 28 Jahre, Ingenieur Flugzeugbau, Referent für Garantiefälle im Bereich „Geräte Versorgung Flugzeug“

Eine Ingenieurin und ein Ingenieur der Lufthansa Technik AG fliegen auf Wartung, Reparatur und Überholung von Jumbos, Jets und Transportmaschinen. Bei der Lufthansa Technik in Hamburg kommt es schon mal vor, dass während eines Meetings alle versammelten Ingenieurinnen und Ingenieure aufspringen, ans Fenster stürmen, sich die Nasen an der Glasscheibe plattdrücken und in den Himmel starren. Kurz danach nehmen sie mit zufriedenem Lächeln wieder am Besprechungstisch Platz als wäre nichts gewesen. Was ist passiert? Ganz einfach, über das Werksgelände schwebte gerade ein nagelneuer Airbus A380 und setzte zum Anflug auf den benachbarten Sonderlandeplatz Finkenwerder an. Jeder Luftfahrtfreak erkennt den gigantischen Vogel natürlich sofort am Triebwerksgeräusch. Da muss man einfach hinschauen. Die Leidenschaft für die Luftfahrt geht über alles. Das verbindet. Besonders die circa 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier am Hauptsitz der Lufthansa Technik im Westen des Hamburger Flughafens, wo auf einem 750.000 Quadratmeter großen Gelände in gigantischen Hallen und Hangars große Verkehrsflugzeuge geprüft und gewartet, komplett überholt, optimiert oder mit technischen Neuheiten ausgestattet werden. Hier arbeiten Techniker, Mechaniker, Elektroniker, Lackierer, Logistiker und über 700 Ingenieurinnen und Ingenieure. Dazu zählen auch die 33-jährige Luft- und Raumfahrttechnik-Ingenieurin Kim Thormann und der 28-jährige Flugzeugbau-Ingenieur Rüdiger Siedelberg.

750 Flugstunden

*

„Kurzzeitige Flugzeug-Checks, bei denen der Flugbetrieb nicht unterbrochen werden darf, übernimmt hier in Deutschland unsere Flugzeugwartung direkt am Airport Frankfurt. Auch an den Flughäfen München und Berlin haben wir solche Wartungszentren. Aber die ganz großen, aufwändigen und mehrtägigen Prüfungen, bei denen die Flugzeuge komplett aus dem Verkehr gezogen werden, dafür sind wir hier in Hamburg zuständig“, erklärt Kim Thormann. Dazu zählen Flugzeug-, Triebwerks- oder Fahrwerksüberholungen, System- und Elektronik-Checks sowie der Austausch von Teilen und Komponenten für mehr als 30 Flugzeugtypen und über 20 Triebwerksvarianten. Damit die vielen Flieger ihre „Werkstatt“ auch anfliegen können, liegt das Areal direkt am Hamburger Flughafen. Eine kleine Stadt mit eigenem Heizkraftwerk, drei Kantinen, Ärzten und insgesamt sieben Flugzeug-Hallen, die sich auf einer Strecke von zwei Kilometern aneinanderreihen. In der größten lassen sich drei riesige Jumbos nebeneinander parken, die anderen haben eine Kapazität für sechs „normale“ Verkehrsflugzeuge. Aber das erklärte Ziel bei der Lufthansa Technik lautet ohnehin, keinen Flieger zu lange unter den Dächern der Hamburger Hangars verweilen zu lassen. Zeit ist schließlich Geld im Luftfahrt-Business.

1,5 bis 2 Jahre

A

C

A-Check, ca. 260 Arbeitsstunden

C -Check, 1.500 bis 20.000 Arbeitsstunden


„Ein Flugzeug darf schon dann nicht mehr starten, wenn die Beleuchtung eines Exit-Schildes kaputt ist“, sagt Rüdiger Siedelberg und erklärt, in welchen Intervallen Flugzeuge geprüft werden: „Tägliche und vor jedem Start stattfindende Routine-Wartungen durch die Cockpit-Crew und Mechaniker sind ohnehin klar. Bei bis zu 750 Flugstunden gibt es den vorgeschriebenen A-Check mit bis zu 260 Arbeitsstunden. Dann folgt der C-Check, der alle eineinhalb bis zwei Jahre stattfindet und in den zwischen 1.500 und 2.000 Arbeitsstunden investiert werden. Ganz große Überholungen eines kompletten Flugzeugs erfolgen meist nach sechs bis zehn Jahren. Dann haben Großraumflieger so um die 30.000 Flugstunden und rund 25 Millionen Flugkilometer hinter sich. Das nennt sich D-Check, dauert bis zu sechs Wochen, benötigt 50.000 Arbeitsstunden und ist eine Generalüberprüfung mit Demontagen und Kontrollen bis ins allerkleinste Detail.“ Zur Gesamtlebensdauer von Flugzeugen gibt Kim Thormann eine Einschätzung: „Kurzstreckenflieger verrichten ihren Job meist so 20 Jahre, auf der Langstrecke sind 30 bis 35 Jahre die Regel. In letzterem Fall wird nach 20 Jahren oft auch von Passagier- auf Transportflieger umgerüstet. Für alle Arten von Flugzeugen gilt aber: Die Dokumenta-

tion der Bauteile und Ersatzteile muss absolut lückenlos sein und ausgemusterte Bauteile werden sogar nachweislich zerstört.“ Safety first geht einfach über alles. Durch die extrem hohen Sicherheitsstandards im Luftverkehr müssen alle internationalen Airlines viel Aufwand für die Wartung und Instandhaltung ihrer Verkehrsflugzeuge betreiben. Diese technische Betreuung beherrscht die Lufthansa Technik auf allerhöchstem Niveau. Mit einem sogenannten „Airline Support Team“ verfügt man sogar über eine TroubleShooter-Truppe aus Ingenieur- und Mechanik-Experten, die auf Abruf innerhalb von Stunden an jedem beliebigen Ort der Welt sein kann, um Schäden von der Landeklappe bis zum Bordcomputer zu reparieren. 

Die Lufthansa und ihre Technik Eigenständig wurde die Lufthansa Technik im Jahre 1994 als hundertprozentige Tochter der Deutschen Lufthansa AG, weil das Wartungsgeschäft auch außerhalb des Lufthansa-Konzerns immer mehr boomte. Heute hat man über 700 Kunden, feste Wartungsverträge für etwa 2.000 Flugzeuge und 30 weltweite Tochtergesellschaften mit insgesamt 26.500 Angestellten. An 60 internationalen Wartungsstationen werden täglich rund 1.700 Flugzeugüberprüfungen jeglicher Art durchgeführt. 6-10 Jahre, 30.000 Flugstunden, 25 Millionen km

D D -Check, 50.000 Arbeiststunden

Foto: © Lufthansa Technik AG

Safety first!


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Aber die Lufthansa Technik ist auch ein von den Luftsicherheitsbehörden in aller Welt anerkannter Entwicklungs- und Fertigungsbetrieb. Know-how und Kompetenzen sind dieselben wie bei den großen Herstellern von Flugzeugen, Geräten und Triebwerken. Kein Wunder also, dass mehr als 120 der in Hamburg arbeitenden Ingenieurinnen und Ingenieure ausschließlich für die Entwicklung neuer Technik, Geräte und Systeme zuständig sind. Da hat man in den vergangenen Jahren eine ganze Menge auf die Startrampe gebracht: So wurden viele spezielle VIP-Flugzeugwünsche erfüllt und beispielsweise eine Wasserversorgung mit extra großem Tankvolumen konstruiert, großformatige Plasmabildschirme für bordseitige Audio- und Videosysteme installiert oder private Flugzeug-Kabinen mit Möbeln ausgestattet, die jedem Museum of Modern Art gut zu Gesicht stehen würden. Auch bei kommerziellen Fluglinien konnte man viele Punktlandungen erzielen: Eine neue Fluchtwegmarkierung in Passagierflugzeugen, die bei totalem Stromausfall immer noch zuverlässig funktioniert, ein Triebwerk-Reinigungssystem, das mit Wasserhochdruck arbeitet, ein Hochgeschwindigkeits-Internetzugang für Verkehrsflugzeuge, der über Satelliten hergestellt wird, oder ein robotergesteuertes Nachschleifen abgenutzter Triebswerks-Verdichterschaufeln, das die Aerodynamik verbessert und den Kerosinverbrauch senkt.

Foto: © Lufthansa Technik AG

Das W-Lan-Entertainment und Cabin-Management-System nice® hat die Innovationsabteilung der Lufthansa Technik selbst entwickelt. Vom VIPBusinessjet bis zum Großraum-Jet; das System lässt sich für jeden Flieger individuell zusammenstellen

Aber, wie zu Beginn schon erwähnt, Lufthansa Technik ist nicht nur Technik vom Feinsten, sondern für all jene, die daran mitarbeiten, auch eine Herzensangelegenheit und totale Leidenschaft. Das gilt im Besonderen für die Nachwuchsingenieure Kim Thormann und Rüdiger Siedelberg. Was sie so tun – wenn sie nicht gerade ehrfürchtig in den Himmel starren – beschreiben sie in den folgenden Jobprofilen:

„Hi,

ich bin Kim Thormann und war schon immer eine Tüftlerin, die selbst rausfinden wollte, warum etwas nicht funktioniert. Schon an meinem allerersten Schultag habe ich als einzige unter den anwesenden Mädels gesagt, dass ich Ingenieurin werden will. Auch meine Eltern sind beide Ingenieure und mit meinem Vater habe ich immer schon viel repariert und am Küchentisch rumgebastelt. Zu Abizeiten hatte ich zwar jeden Tag neue Jobvorstellungen, aber als ich dann systematisch vorging und alles gestrichen habe, was ich nicht machen wollte, ist Luft- und Raumfahrttechnik übriggeblieben. Für dieses Fach habe ich mich an der TU Berlin eingeschrieben, meinen Dipl.-Ing. dort absolviert und bin dann im November 2004 bei der Lufthansa Technik in Hamburg gelandet. In der Abteilung Innovationen startete ich zuerst als Produktmanagerin und bin dort heute Teamleiterin im Technischen Kundendienst. NICE ist mein Job im wahrsten Sinne des Wortes, denn das von uns hier bei der Lufthansa Technik entwickelte digitale Entertainmentsystem für Flugzeugkabinen heißt so – Networked Integrated Cabin Equipment. Damit kann man sowohl Licht, Temperatur und Lüftung einstellen als auch alle Komponenten der Bordunterhaltung steuern. Dazu gehören DVD-, CD- und MP3-Player, LCD-Bildschirme, Surround Sound, Kameras, detaillierte 3D-Land- und Flugkarten sowie digitale Audio- und Video-Daten. Ein Mobile-Access-Router ist zudem in der Lage, permanente Verbindungen zu Satelliten und Bodenstationen herzustellen und ermöglicht Wi-Fi, WLAN sowie Telefon- und E-MailKommunikation an Bord. Unsere Kunden sind Flugzeughersteller wie Airbus und Bombardier, aber auch Privatjet- und Businessjet-Anbieter. Denen stellen wir NICE ganz nach Wunsch für verschiedene Größen und Typen sowie mit unterschiedlichen Features zusammen. Alle diese Kunden können bei jeglichen Problemen hier im CustomerService anrufen. Wir helfen sofort weiter. Um alles direkt nachstellen zu können, haben wir in unseren Büroräumen sogar einen NICE-Simulator und bei größeren Problemen fliege ich auch selbst um den Globus. Ebenso bin ich teilweise bei der Entwicklung und Inbetriebnahme der Flugzeuge dabei, biete mit meinem Team Trainings am NICE an und muss natürlich auch selbst in Bezug auf alle Neuentwicklungen am Ball bleiben. Mein Hobby sind zwar Sprachen und ich beherrsche Französisch, Russisch, Vietnamesisch und Italienisch ziemlich gut, aber der Kontakt mit unseren weltweiten Kunden aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen findet ausschließlich auf Englisch statt. Das ist sehr abwechslungsreich und spannend. Oft treffe ich VIPs, die ich vorher nur aus den Medien kannte, persönlich in ihrem Businessjet, um sie vor Ort zu beraten. Dabei ist hohes technisches Wissen genauso wichtig wie der Draht zu den Menschen. Ich muss Vertrauen gewinnen, dann merken die Kunden sofort, dass hier jemand sitzt, der kompetent weiterhelfen kann. Dafür bekommt man viel Dankbarkeit. Und letztlich gibt es für mich nichts Schöneres als ein gelöstes technisches Problem!“


„Hallo,

ich heiße Rüdiger Siedelberg, bin in Schwerin aufgewachsen und habe schon als kleiner Junge überlegt, wie ich einen Motor an mein Fahrrad bekomme. Aber so richtig fasziniert haben mich schon immer Flugzeuge. Zeitschriften wie die "AERO international" habe ich verschlungen wie andere Spider-Man-Comics. Eigentlich wollte ich nach dem Abitur Mathe und Physik auf Lehramt studieren, aber der Reiz der AirlineBranche hat gesiegt. Im Jahr 2004 habe ich mich an der Fachhochschule Hamburg für den dualen Studiengang Flugzeugbau immatrikuliert – also das Programm ‚Technik Students‘ der Lufthansa Technik. Dadurch hatte ich einen super Fahrplan durchs Studium und war nah dran am Berufsleben. So kannte ich vor Beginn meines aktuellen Jobs bereits die internen Strukturen und viele der handelnden Personen bei Lufthansa Technik. Man hat mich auch ein halbes Jahr lang zu einem Auslandspraktikum bei einer Tochterfirma nach Großbritannien geschickt und während der Studienphase absolvierte ich mehrere Projektarbeiten, bei denen ich technische Lösungen präsentieren musste. Das war rundum ein toller Support und Praxisbezug. An der FH fand ich fachlich das Thema Werkstoffkunde am schwierigsten und die Zeit der Diplomarbeit war auch alles andere als ein Spaziergang. Da war ich sechs Monate auf mich gestellt und musste mit Disziplin, Motivation und Selbstorganisation zum Ziel kommen. Aber im Ingenieurstudium habe ich gelernt, wie man technische Fachliteratur liest und versteht. Das war ein gutes Training. Es ist wie mit dem Radfahren oder Schwimmen. Man verlernt es nicht und ich kann diese Skills heute noch gut gebrauchen. Direkt nach dem Ingenieur-Abschluss begann dann im März 2009 mein Job bei der Lufthansa Technik in der Abteilung „Warranty Administration“. Dabei dreht sich alles um Hersteller-Garantien. Da in Flugzeugen nicht nur Millionen von Einzelteilen, sondern auch Geräte und Systeme vieler unterschiedlicher Hersteller stecken, bin ich dafür verantwortlich, die Garantierechte unserer Kunden gegenüber den Lieferanten wahrzunehmen. Diese Garantieansprüche haben einen sehr technischen Schwerpunkt, nicht so sehr juristisch. Dafür muss ich optimale Software-Prozesse gestalten und in einem SAP-System abbilden. Das zeigt die Gesamtheit aller Vorfälle an und ich prüfe, ob sie überhaupt als Garantiefall relevant sind. Danach verfasse ich technische Berichte, rufe Lieferanten an oder mache Vor-Ort-Besuche, um die Probleme zu erläutern. Vor kurzem musste ich mich beispielsweise mit den Riesen-Kaffeemaschinen des Airbus A380 beschäftigen. 30 Stück sind in jedem Flieger! Durch dieses 9.000 Euro teure HightechGerät lief der Kaffee nicht immer auf Hochtouren. Alle diese vielen Bauteile und Geräte in einem Flugzeug machen meinen Job extrem breitbandig. Aus technischer Sicht kriege ich alles mit. Das verfolgt mich selbst beim Flug in den Sommerurlaub: Flugzeuge haben nämlich eine Registrierung hinten auf dem Tail-Sign. Die erkenne ich sofort wieder und manchmal bin ich mit Fliegern unterwegs, deren Bauteile ich in meinem SAP-System hatte.“

Foto: © Lufthansa Technik AG

Next departure: Ingenieurkarriere! Am Standort Hamburg betreibt die Lufthansa Technik ein großes Ausbildungszentrum. Auch rund zwei Drittel des internen Ingenieurnachwuchses werden hier ausgebildet. Wer im Bereich Luftfahrttechnik den Abflug in eine Ingenieurkarriere machen will, ist hier auf der richtigen Flugroute. IIIIIIIIIIIIIIII INFOS IM NETZ: » www.Be-Lufthansa.com/Technik

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Foto: © Lufthansa Technik AG

Zeit ist Geld in der Luftfahrtbranche. Ausgeklügelte Logistik sorgt dafür, dass Flieger nach dem Check schnell wieder durchstarten können

Foto: © Lufthansa Technik AG

D-Check einer Boeing 747-400 in den riesigen Hangars des Lufthansa Technik Überholungszentrums in Hamburg

Foto: © Lufthansa Technik AG

Die Wartungsarbeiten bei Flugzeug-Checks reichen bis ins kleinste Detail. Viel zu tun, denn eine Boeing 747 besteht aus circa 6 Millionen Einzelteilen ...


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Drei gute Gründe für ein Ingenieurstudium Sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze sind heute rar gesät. Ingenieurinnen und Ingenieure haben dagegen sehr gute Perspektiven. www.think-ing.de/ingenieurberuf

Die Vorzüge des Ingenieurberufs:

Krisensicher, vielseitig

Die Top Three der Argumente für den Ingenieurberuf klingen eingängig und sind nicht zu überhören: Beste Aussichten auf eine sichere Stelle, ein abwechslungsreicher Job mit vielen Möglichkeiten und gute Bezahlung machen das Ingenieurstudium zu einem echten Hit. Zugegebenermaßen stellen auch die anspruchsvollen Inhalte des Ingenieur­ wesens Studierende vor eine echte – aber außerordentlich reizvolle – Herausforderung. Drei gute Gründe dafür, warum Ingenieurin oder Ingenieur sein so richtig Spaß macht.

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Ingenieurberufe sind (und bleiben!) krisensicher Selbst in wirtschaftlichen Krisen werden Ingenieurinnen und Ingenieure gesucht. Die Aussichten, mit einem Ingenieurstudium einen sicheren Job zu bekommen, stehen nach wie vor sehr gut, wie sich mit Zahlen eindrucksvoll belegen lässt. Beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI) spricht man von einer Ingenieurlücke, die im Januar 2011 mit 49.100 nicht besetzten Stellen zu Buche schlug. Die Arbeitslosenquote in den Ingenieurberufen lag Ende 2010 bei sagenhaften zwei Prozent. Eine Quote bis zu vier Prozent gilt als Vollbeschäftigung. Davon kann man in anderen Berufszweigen nur träumen. Auch in Krisenzeiten sind Unternehmen auf das Können von Ingenieurinnen und Ingenieuren angewiesen und rüsten sich mit neuen Entwicklungen für die Zukunft. Zudem steht mit ziemlicher Sicherheit fest, dass der Bedarf an Absolventen aus den Ingenieurwissenschaften nicht nur bestehen bleibt, sondern sogar zunehmen wird. Eine Erkenntnis, die nicht zuletzt auch auf demografischen Entwicklungen basiert. Wie das „Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften“ bestätigt, „wird in den nächsten 10 bis 15 Jahren eine große Zahl älterer Ingenieurinnen und Ingenieure aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Die für diesen Zeitraum prognostizierte Anzahl der Hochschulabsolventen in den ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen reicht nicht aus, um den Generationswechsel in den Unternehmen auszugleichen“. Kurz gesagt: Es werden weiterhin viele Ingenieurstellen frei. Solche Prognosen belegen eindeutig die hervorragenden Perspektiven für angehende Ingenieurinnen und Ingenieure.

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und gut bezahlt! Ingenieurberufe sind vielseitig

Foto: © Photocase / Yvonnes_photos

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Es gibt kaum einen Lebens- und Arbeitsbereich, in dem Ingenieurinnen und Ingenieure nicht eingesetzt werden. Sie konstruieren Autos, Flugzeuge und Raumschiffe. Sie bauen Computer, Fernseher und Handys und sie sorgen dafür, dass der Strom aus der Steckdose kommt. Auch in den kommenden Boom-Märkten, wie den Bereichen regenerative Energien und Umwelttechnik, sind Ingenieurinnen und Ingenieure federführend aktiv. Sie schützen die Umwelt, indem sie leistungsfähige Solar- und Windkraftanlagen entwickeln oder in der wichtigen Frage der Müllentsorgung Innovationen schaffen. Man findet sie im Marketing ebenso wie im Vertrieb. Ingenieurinnen und Ingenieure forschen in Firmen und Universitäten in hochentwickelten Laboren oder bringen ihr Know-how in der Lehre ein. Manche von ihnen arbeiten an neuartigen, leistungsfähigen Stoffen für Funktionskleidung. Andere entwickeln in der Medizintechnik Minilabore, mit denen an Unfallstellen direkt vor Ort umfassende Blutanalysen erstellt werden können. Welche Interessen man auch immer haben mag, für fast alles gibt es eine Fachrichtung in den Ingenieurwissenschaften. Es lohnt sich also, mal einen detaillierten Blick auf die Möglichkeiten zu werfen, die ein Ingenieurstudium eröffnet. Aber nicht nur die Vielzahl der Fachdisziplinen ist besonders interessant. Sehr viele Firmen, die Ingenieurinnen und Ingenieure beschäftigen, sind global aufgestellt. Das bedeu- Tätigkeitsfelder der Ingenieurinnen, tet, sie arbeiten interna- Ingenieure und Naturwissenschaftler/ -innen nach Geschlecht tional und viele haben 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 auch Niederlassungen in anderen Ländern. Wer also gerne über den deutschen Tellerrand hinaus­ sehen möchte und sich im Rahmen seiner Arbeit auch Auslandsaufenthalte wünscht, der hat als Ingenieurin oder Ingenieur garantiert die Chance, sich diesen Wunsch zu erfüllen.

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Ingenieurberufe sind gut bezahlt Mit dem Ingenieurstudium erwirbt man eine fachliche Qualifikation, die man sich anschließend auch anständig bezahlen lassen kann. In Gehaltsfragen bieten die Ingenieurwissenschaften schon für Einsteiger gute Perspektiven. Je nachdem in welchem Bereich und natürlich auch in welcher Firma Jungingenieurinnen und -ingenieure eine Anstellung fanden, lagen die Einstiegsgehälter 2010 grob zwischen 37.000 und 51.000 Euro im Jahr. Wer promoviert, kann sogar noch deutlich höher dotiert in den Job starten. Die weitere Gehaltsentwicklung im Laufe einer Ingenieurkarriere hängt, wie in jedem Beruf, von verschiedenen Faktoren ab. So spielt es eine Rolle, in welchen Arbeitsbereichen man eingesetzt wird, wie man sich weiterbildet oder ob man durch gute Leistung in eine Führungsposition gelangt. Auch die Bereitschaft, ins Ausland zu gehen, oder schlicht die Anzahl der Berufsjahre sind Faktoren, die Einfluss auf den persönlichen Verdienst haben. Sachbearbeiter

ProjektIngenieur

ProjektManager

Gruppen-/ Teamleiter

Abteilungsleiter

IT

45.040 €

47.600 €

60.020 €

70.095 €

86.000 €

Chemie, Pharma

52.690 €

51.850 €

70.867 €

69.666 €

76.233 €

Energieversorgung

50.120 €

45.326 €

63.347 €

70.100 €

68.620 €

Fahrzeugbau

48.725 €

50.000 €

65.000 €

73.200 €

84.200 €

Maschinen-/Anlagenbau

46.628 €

47.648 €

60.700 €

67.789 €

76.000 €

Elektronik/Elektrotechnik

48.200 €

48.700 €

62.760 €

72.000 €

77.958 €

Baugewerbe

39.000 €

43.500 €

54.481 €

60.926 €

63.350 €

Ingenieur & Planungsbüros

39.650 €

40.290 €

50.870 €

55.944 €

60.300 €

© Gehaltstest für Ingenieure 2010, VDI Verlag. Ausgewertet wurden 10.452 Datensätze.

0 % Aus-/Fortbildung Forschung/Entwickl. Grundlagenforschung

Auf zukünftige Ingenieurinnen und Ingenieure warten also vielseitige Arbeitsfelder mit spannenden Aufgaben bei der Gestaltung der Zukunft in Industrie und Wissenschaft, sichere Perspektiven und ein angemessenes Gehalt für ihr Engagement. Krisensicherheit, Vielfalt und ein gutes Einkommen im Ingenieurberuf sind die Ohrwürmer bei der Berufswahl, denn an solchen Topargumenten kommt man kaum vorbei. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII

Konstruktion/Planung Lehre Marketing Marktforschung Öffentlichkeitsarbeit Produktion

Einstiegsgehälter von Ingenieurinnen und Ingenieuren bis zwei Jahre Berufserfahrung, Jahresbruttogehalt

Service Programmierung

Unteres Niveau

Mittleres Niveau

Oberes Niveau

Testlabor/Prüfung

Frauen Männer

Vertrieb

Bachelor

37.220 €

41.260 €

46.280 €

Wissenschaft

FH-Diplom

37.180 €

41.856 €

47.026 €

Sonstige

Uni-Diplom

39.582 €

44.820 €

51.240 €

Master

40.160 €

46.820 €

51.880 €

Promotion

48.572 €

53.600 €

61.400 €

n Frauen: 27 bis 468 Fälle n Männer: 122 bis 1.437 Fälle

Prozentangabe basiert auf 2009, © VDI, Quelle: Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften, eigene Berechnungen

Ausgewertet wurden insgesamt 3.748 Datensätze, Quelle: www.personalmarkt.de


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Faszination Licht Die deutsche Optikbranche bietet Berufsanfängern vielversprechende Perspektiven. Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten an Schlüsseltechnologien für die Zukunft. www.think-ing.de/optomechanik

Berufseinstieg in der Mikrooptik

Spotlight für eine Karriere ich dachte, man könnte so Schwung holen und dann ohne Motor weiterfahren.“ Auch wenn der Wagen, mit dem sie täglich von ihrem Wohnort Köln nach Dortmund zur Arbeit fährt, nicht mit einem Propeller angetrieben wird – das Interesse der 26-Jährigen für technische Zusammen-

Licht fand Nadine Mödder schon als Kind faszinierend. Diese Begeisterung ist geblieben und eröffnete ihr den Einstieg in eine der wichtigsten Zukunftsbranchen. Bei LIMO Lissotschenko Mikrooptik feilt sie als Ingenieurin an der Verbesserung von Arbeitsprozessen in der Produktion von optischen Systemen.

Nadine Mödder

Hochkonzentriert am Mikroskop

Die Optikbranche bringt Schlüsseltechnologien für die Zukunft hervor. Gerade mittelständische Unternehmen aus Deutschland entwickeln und produzieren auf Top-Niveau Elemente für Optik- und Laser-Anwendungen in Medizin-, Energie-, Informationstechnik und vielem mehr. Oft sind es nur winzige Teilchen, die allerdings eine große Wirkung entfachen können. „Diese Produkte sind der Hammer – absolut Hightech!“, findet auch Nadine Mödder, die in der LIMO-Zentrale am Dortmunder Airport zwischen ihrem Schreibtisch und den verschiedenen Produktionslaboren unterwegs ist, um die Herstellung der verschiedenen Erzeugnisse zu optimieren. „Ich wollte schon immer wissen, wie alles funktioniert“, erinnert sich Nadine Mödder, die ihren Vater früher gerne in seiner Kfz-Werkstatt besuchte und dort im Mini-Blaumann erste technische Erfahrungen sammelte. Auch kreative Ideen für neue Technologien entwickelte sie schon in der Kindheit. „Ich war davon überzeugt, dass meine Eltern mehrere Propeller ans Auto schrauben sollten, weil

hänge ermöglicht ihr in Kombination mit ihrer Leidenschaft für Fotografie einen spannenden Joballtag. Schon im Studium setzte die junge Ingenieurin Akzente mit Licht. Nach einer Ausbildung zur elektrotechnischen Assistentin, parallel zur allgemeinen Hochschulreife, machte Nadine an der FH Köln ihr Diplom in Foto- und Medientechnik. „Technik und Fotografie konnte ich so miteinander verknüpfen. Mein physikalisches Grundgerüst war mir aber danach noch zu wackelig“, begründet sie ihre Entscheidung für einen weiterführenden Studiengang. Der Master „Applied Physics“ an der FH Koblenz am Campus Remagen war da eine perfekte Ergänzung.

Auf der Suche nach dem perfekten Puls Die Masterarbeit war für die lichtbegeisterte Ingenieurin ein gelungener Ausflug in die Forschung. Im Forschungszentrum Jülich beschäftigte sie sich intensiv mit der Wirkung von Festkörperlasern. Fliegende Elektronen, freigesetzte Photonen und Laserstrahlen mit „einem schönen kurzen Puls“ waren ganz nach dem Geschmack von Nadine Mödder. Was ihr jedoch fehlte, waren konkrete Ergebnisse. „Darauf muss man in der Grundlagenforschung manchmal lange warten. Am gleichen Institut hat auch Peter Grünberg geforscht. Er hat auch jahrelang gearbeitet, ohne zu wissen, ob irgendwann etwas dabei herauskommt. Er konnte ja nicht ahnen, dass er mal einen Nobelpreis gewinnt.“ Dass Nadine Mödder nach dem Studium einmal bei LIMO arbeiten würde, konnte sie auch nicht vorausahnen. Es zeichnete sich aber schon früh ab: „Zum ersten Mal erzählte mir ein Dozent bei einem Kaffee in der Mensa von LIMO. Dann hat eine Kommilitonin dort angefangen, zu


Foto: LIMO / Markus-Steur.de

der ich Kontakt gehalten habe.“ Als das Unternehmen ihr während der Jobsuche zum Ende des Studiums wieder auffiel, entschied sie sich für eine Bewerbung beim Hersteller für Mikrooptiken, optische Systeme und Diodenlaser. Seit November 2010 ist sie im Bereich „Production Optical Systems“ beschäftigt. Ihre Aufgabe ist die Optimierung des Produktionsprozesses optischer Teile, wie Linsen, Module oder komplette mikrooptische Systeme. Dabei nimmt sie während der Herstellung den gesamten Ablauf unter die Lupe, um ihn effizienter zu gestalten und so zu beschleunigen.

mit Licht Produkt auf Reisen

Auf ihrer Position ist eine Menge Kommunikation gefragt. „Ich spreche mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die mit dem Produkt arbeiten, und finde so Schritt für Schritt heraus, wo eventuell Verbesserungspotenzial steckt. Schon die Art und Weise, wie Informationen

Hocheffektiv: Optische Produkte wie dieser Wafer, aus dem einzelne kleine Mikrooptiken geschnitten werden, kommen in vielen Bereichen zum Einsatz

Mit ihrem Beruf als Ingenieurin in der Optikbranche hat Nadine Mödder genau das richtige Tätigkeitsfeld gefunden, um ihren Forscherdrang auszuleben, den sie seit ihrer Kindheit verspürt. „Insbesondere Schülerinnen kann ich nur raten, sich ein technisch-naturwissenschaftliches Studium zuzutrauen. Man muss kein Genie sein und kann immer nachfragen. Die Hauptsache ist, dass man sich für Physik interessiert.“ Auch wenn technische Zusammenhänge für die Ingenieurin schon immer spannend waren – exakt durchleuchtet war ihr beruflicher Weg nicht von vornherein. „Wie viele Studierende habe ich mir früher vorgestellt, dass ich eines Tages in der Entwicklung arbeiten würde. An meinem jetzigen Aufgabenbereich gefällt mir aber besonders gut, dass ich eben nicht lange im stillen Kämmerlein sitze, sondern auf Menschen zugehen kann und viel Abwechslung habe.“ Man sollte also sein Licht im wahrsten Sinne des Wortes nicht unter den Scheffel stellen, dann winken leuchtende Aussichten für eine interessante Karriere und optimierte Optik.

Foto: LIMO / Markus-Steur.de

intern weitergegeben werden, kann Auswirkungen auf die Geschwindigkeit der Produktion haben.“ Um ganz genau zu wissen, wie die Prozesse in den Reinräumen und Laboren ablaufen, verbrachte sie zu Beginn ihrer Arbeit bei LIMO jeweils einige Zeit an verschiedenen Stationen. Auch nach ihrer Einarbeitungszeit verlässt Nadine Mödder häufig den Schreibtisch und führt einzelne Arbeitsschritte selbst aus, beispielsweise die mikroskopische Vermessung oder die Reinigung von Linsen, um selbst ein Gefühl für die Tätigkeit zu erhalten. So bewegt sie sich am Mikroskop im Reinraum genauso selbstverständlich wie an ihrem Schreibtisch, wo sie die Ergebnisse in Diagrammen, Statistiken und Grafiken zusammenfasst. Trotzdem ähnelt ihre Suche nach dem entscheidenden Puzzleteilchen oft kniffliger Detektivarbeit. Aus den verschiedenen Informationen verschafft sich die Ingenieurin einen Gesamtüberblick, um dann zu überlegen, wie die Produktion einzelner Elemente optimiert werden kann. „Manchmal würde ich mich am liebsten ganz winzig machen, um mit den Produkten mitzureisen und so wirklich alles mitzukriegen“, schmunzelt Nadine Mödder. „Veränderungen im Produktionsablauf muss man sich natürlich gut überlegen, denn häufig ziehen sie einen ganzen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich. Aber irgendwann sollte man die Ergebnisse auch mal konkret anwenden und sich trauen, etwas auszuprobieren“, erklärt die Ingenieurin, die nicht nur in ihrer Freizeit weiterhin gerne zur Kamera greift. „Wenn ich etwas dokumentieren möchte, halte ich das gerne in Bildern fest. Ein Foto sagt oft mehr als lange Texte.“

Laser

Optische Technologien

Beim Laser, „Light Amplification by

Die Branche der optischen Techno-

Stimulated Emission of Radiation“

logien entwickelt und produziert

(dt. Lichtverstärkung durch stimulier-

Hightech-Produkte zur Anwendung

te Emission von Strahlung), handelt

u.a. in Medizin, Kommunikation, Un-

es sich um einen physikalischen Ef-

terhaltungselektronik, Fahrzeugtech-

fekt, mit dem künstlich ausgerichte-

nik, die durch gezielten Einsatz und

te, sehr starke Lichtstrahlen erzeugt

Steuerung von Lichtteilchen (Photo-

werden können. Die Eigenschaften

nen) funktionieren. In Deutschland

der Laserstrahlen kommen in vielen

sind vor allem mittelständische

Bereichen zur Anwendung – vom

Unternehmen, die oft weltweit zu

DVD-Player bis zum Laserskalpell.

den Marktführern gehören, für den Erfolg dieser Schlüsseltechnologi-

LIMO Lissotschenko Mikrooptik

en verantwortlich. Ergebnisse der

Das 1992 gegrün-

Forschungsarbeiten sind beispiels-

dete Unternehmen

weise LED-Displays für Mobiltelefone

ist in den Branchen

oder Fernseher, deren Betrieb relativ

Medizintechnik, Photonik und Laser-

wenig Energie verbraucht. Die Be-

materialbearbeitung tätig. Mehr als

deutung der optischen Technologien

200 Ingenieure, Physiker, Techniker

wird wachsen, Licht wird auch als

und andere Fachkräfte entwickeln

„Rohstoff der Zukunft“ bezeichnet.

Lichte Momente

und fertigen in Dortmund Produkte

lllllllllllllllllllllll

Die Möglichkeiten, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und Änderungen relativ schnell in die Tat umzusetzen, gefallen Nadine Mödder besonders gut. „Ich muss hier nicht alles in endlosen Meetings diskutieren, ohne dass etwas dabei herauskommt. Daher arbeite ich besonders gerne in einem mittelständischen Unternehmen – die Hierarchien sind recht flach und gute Vorschläge sind immer willkommen.“

aus den Bereichen Mikrooptik und Lasersysteme. lllllllllllllllllllllll » www.limo.de Kontakt für Bewerbungen Tel.: 0231 222 41123 personal@limo.de

INfos im netz: • Mehr dazu im THINK ING. kompakt zum Thema „Optische Technologien“ » www.think-ing.de/optischetechnologien

Foto: www.photocase.de / cw-design, LIMO / Markus-Steur.de


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Im Web geht’s weiter Die letzten Seiten der ALL ING. 2011 sind natürlich nicht das Ende des THINK ING. Infoangebots. Auf dem gleichnamigen Webportal startet die eigene Studien- und Job-Recherche erst so richtig. www.think-ing.de

www.think-ing.de

vernetzt, verlinkt und verdammt informativ

Alle, die inspiriert von den Porträts und Reportagen der ALL ING. 2011 selbst rechnen, kalkulieren, tüfteln, konstruieren und mitdenken möchten, beenden das Thema Ingenieur­beruf nicht mit diesen letzten Seiten.

Foto: © Fotolia / vege

Sie surfen direkt los zum Internetportal der vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall ins Leben gerufenen Nachwuchs­ initiative THINK ING. unter www.think-ing.de. Job- und Studiprofile, aktuelle ThemenSpecials, Diskussionen mit Experten oder Studierenden, Infotainment-Features, Reportagen und alle nötigen Infos und Tipps zum Einstieg in Studium und Beruf begleiten die User vor, während und nach dem Ingenieurstudium. Auch auf der Facebook-Seite von THINK ING. www.facebook.de/ INGwerden kann man sich auf dem Laufenden halten und mit anderen Usern austauschen.

Studieninfos Fachrichtungen mit Studiund Jobprofilen Studienfachrichtungen und die Gesichter dazu: THINK ING. prä­ sentiert die Vielfalt der Studienfachrichtungen und eigenständigen Studiengänge, die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieuren zur Auswahl stehen. Was Studierende über ihren Studiengang berichten, erfährt man in den über 100 Studiprofilen der gut sortierten THINK ING. Studibibliothek. Wie es danach weitergeht, verraten die fertigen Ingenieurinnen und Ingenieure in ihren Jobprofilen auf www.think-ing.de.

Bachelor, Bologna und Berufsakademie – THINK ING. informiert: Diplom-Studiengänge werden seit der Bologna-Reform kaum noch angeboten. Stattdessen verlassen Absolventen mit Bachelor- und Mastertiteln die Hochschulen. Aber was verbirgt sich hinter den neuen Namen? Wie lange dauern die Studiengänge? Entscheidet man sich für eine Uni, die Fachhochschule oder soll es doch ein duales Studium sein? Was sagen die Arbeitgeber zu den neuen Studienabschlüssen? Gibt es noch Nachbesserungen? www.thinking.de weiß Bescheid!

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Eignungstest Ingenieurwesen Ich im Ingenieurberuf? Der Eignungstest auf www.think-ing. de bietet mit 40 Fragen aus 5 Fachgebieten eine erste Orientierung für die eigenen Fähigkeiten. Denn ein gewisses Gespür für Zahlen, Spaß an logischem Denken, eine Portion technisches Talent sowie Interesse für Naturwissenschaften bilden die Grundlage für ein ingenieurwissenschaftliches Studium. Der THINK ING. Eignungstest zeigt, woran man noch arbeiten sollte.

THINK ING. macht alle zum ING: Auf der Facebook-Seite von THINK ING. kann jeder mit einem Klick zum ING werden – auch vor dem Studium. Denn jeder, dem die Seite „gefällt“, erhält immer die wichtigsten Infos und Updates zum Thema Ingenieurberuf und -studium und kann sich mit anderen INGs unterhalten oder bei Gewinnspielen und anderen Aktionen mitmachen.


Themenspecials

Video-Podcasts

THINK ING. setzt Schwerpunkte: THINK ING. präsentiert Specials zu aktuellen Themen. Wussten Sie zum Beispiel, dass große Sportevents nicht ohne Ingenieur-Know-how ausgerichtet werden könnten? Oder, dass Ingenieurinnen und Ingenieure intensiv an der großen Frage der Energieversorgung arbeiten und damit unsere Zukunft mitbestimmen? Mehr dazu in den Specials zu den Bereichen Sport und Energie. 2011 zeigt THINK ING. mit der „Landkarte der Gesundheit“, wie Ingenieure uns helfen, gesund zu werden oder zu bleiben.

THINK ING. bewegt: Zwei Videoformate sorgen für Durchblick. Maria, Manuel und Christian, Studierende der Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Fulda, sind „Die Kommilitonen“ und damit die heimlichen Filmstars von THINK ING. Sie werden vom ersten bis zum letzten Semester von unserem Kamerateam begleitet und lassen die Zuschauer an ihrem ganz normalen Studi-Leben teilhaben. Wir sind dabei, wenn sich die drei auf Klausuren vorbereiten, im Labor experimentieren oder auch, wenn es mit dem Studium mal nicht so rund läuft. Die „THINK ING. Reporter“ sind in ganz Deutschland unterwegs und blicken jeden Monat hinter die Kulissen von Unternehmen, Hochschulen oder Instituten und sprechen mit Ingenieurinnen und Ingenieuren, Studierenden oder Personalverantwortlichen.

Materialbestellung THINK ING. frei Haus: DVDs, Broschüren, Bücher, Flyer und Zeitschriften – mehr als 30 verschiedene Materialien können gratis aus dem THINK ING. Angebot bestellt werden, sortiert nach Fachrichtungen und Medienformaten. So kann man sich detailliert mit einzelnen Themen auseinandersetzen und Berufswünsche und -ziele genauer unter die Lupe nehmen. Außerdem stehen alle Ausgaben der monatlich erscheinenden Broschüre THINK ING. kompakt auf www. think-ing.de zum Download zur Verfügung.

Die IngenieurStudiengangSuche Suchen mit System: Ein echter Volltreffer für die eigene Studienplanung ist die IngenieurStudiengangSuche auf www. search-ing.de. Hier findet man alle eigenständigen Ingenieurstudiengänge in Deutschland. Mit der Stichwortsuche erhält man einen Überblick über das umfangreiche Studienangebot im Ingenieurbereich. Das Suchergebnis liefert für jeden Studiengang wichtige Detailinformationen wie Bewerbungsfristen, Zulassungsvoraussetzungen und Studiengebühren.

Impressum Verantwortlicher Herausgeber: Arbeitgeberverband Gesamtmetall Wolfgang Gollub, Leiter Nachwuchssicherung/THINK ING. Voßstraße 16 10117 Berlin Tel. 030 551 50-0 Fax 030 551 50-5207 www.think-ing.de info@think-ing.de

Redaktion: THINK ING. Redaktion concedra gmbh Christstr. 7 44789 Bochum Telefon: +49 234 51637-0 Telefax: +49 234 51637-11 www.concedra.de office@concedra.de

GIRLS ING. Frauensache: Immer noch ist der Anteil von Frauen in Ingenieurberufen gering. Dabei haben Ingenieurinnen hervorragende Chancen im Beruf. Auf www. girls-ing.de berichten Ingenieurinnen aus ihrem Berufsalltag und erzählen, wie sie ihren Weg in den Job gefunden haben. Welche Angebote von Hochschulen oder Unternehmen sich speziell an junge Frauen richten und welche Studiengänge sich besonders für angehende Ingenieurinnen engagieren, ist ebenfalls Thema bei GIRLS ING.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk Wagener, Daniela Thiel, Kathrin Simonis, Benno Limberg, Markus Lemke, Jutta Paaßen

Gestaltung Melanie Gardemann, Matthias Meyer

Druck: color-offset-wälter GmbH & Co. KG, Dortmund

Auflage 30.000 Alle in der ALL ING. 2011 enthaltenen Inhalte und Informationen wurden sorgfältig auf Richtigkeit überprüft. Dennoch kann keine Garantie für die Angaben übernommen werden.


www.think-INg.de © Arbeitgeberverband Gesamtmetall / THINK ING. 2011

Fotos auf dem Titel: Plattenteller: © Photocase / Maria Vaorin Blauer Porsche: © Porsche AG Rückspiegel: © m. leclaire Bohrkopf: © Herrenknecht AG Sparschwein: © Photocase / coresince84 Flugzeug: © Lufthansa Technik AG Rote Schuhe: © Photocase / froodmat

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