kompakt
Dein Einblick in die Welt der Ingenieur*innen
Dein Einblick in die Welt der Ingenieur*innen
PORTRÄT
KEINE ANGST VOR DEM INGENIEURSTUDIUM
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INGENIEURWESEN
ENTDECKE DEN MASCHINEN- UND ANLAGENBAU
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Der Maschinenbau ist einer der größten und wichtigsten Bereiche des Ingenieurwesens und unter den Studierenden die Nummer eins der technischen Studienfächer. Dieser unglaublich vielseitigen Disziplin begegnen wir fast überall in unserem Alltag: ob Autos, Flugzeuge, erneuerbare Energien oder Haushaltsund Elektrogeräte. Dabei geht es um viel mehr als nur Mechanik – Themen wie Elektronik, Programmierung und nachhaltige Materialien spielen eine wichtige Rolle. In dieser kompakt-Ausgabe stellen wir euch vor, wie umfangreich der Studiengang ist und geben euch einen Einblick in die wichtigsten Branchen und Einsatzgebiete des Klassikers der Ingenieurwissenschaften. Ihren ganz persönlichen Weg – wenn auch über einige Umwege – ist Sophia gegangen. Die 29-Jährige ist Projektingenieurin bei KraussMaffei und kümmert sich um kunststoffproduzierende Maschinen. Noch mitten im Studium steckt dagegen Florian. Er studiert an der Westsächsischen Hochschule Zwickau und erzählt im Interview, was ihn am Maschinenbau begeistert.
Sophia Holzhey ist Projektingenieurin bei KraussMaffei. Ein facettenreicher Beruf nach zwei Studienabschlüssen mit viel Leidenschaft.
Als Schülerin hatte Sophia Holzhey den Traum Kamerafrau zu werden. Als Kompromiss zwischen sicheren Jobaussichten und einem Beruf im Medienbereich studierte sie schließlich an der Hochschule München Technische Redaktion und Kommunikation und machte einige Praktika bei Kameraleuten und einer Werbefilmproduktion. Um auch ihr großes Interesse am Handwerk zu bedienen, suchte sie sich einen Werkstudentenjob in einer Metallwerkstatt, finanzierte so das Studium mit und hatte vier Jahre später ihren ersten Ingenieur-Bachelor in der Tasche. Doch durch die vielen spannenden Fächer im Ingenieurstudium und der Arbeit in der Fertigung kristallisierte sich in dieser Zeit zunehmend ihr Interesse an der Technik heraus.
AUSBILDUNG UND STUDIUM ZUGLEICH
„Es hat mir in der Metallfertigung so gut gefallen, dass ich nach dem Studium unbedingt eine Ausbildung im Handwerk machen wollte.“ Gesagt – getan. Nach einer erfolgreichen Bewerbung sagte schließlich einer der weltweit führenden Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Produktion und Verarbeitung von Kunststoff und Kautschuk zu: KraussMaffei Technologies. Die Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin startete – doch Sophia Holzhey merkte schnell, dass eine Ausbildung nicht mehr das Richtige für sie war. Auf der anderen Seite sah KraussMaffei jedoch Sophia Holzheys Talente und bot ihr etwas völlig Neues an. „Ich brach also die Ausbildung ab, konnte aber stattdessen ein Maschinenbaustudium beginnen und zeitglich die Ausbildung zur technischen Produktdesignerin mit der Fachrichtung Maschinen- und Anlagenkonstruktion absolvieren. Nach vier Jahren hatte ich dann meinen zweiten Bachelor und einen IHK-Abschluss.“
ÜBER DIE LANDESGRENZEN HINWEG
Dabei war sie sich anfangs gar nicht so sicher, ob das Maschinenbaustudium überhaupt das Richtige für sie sei. „Ich kannte ja die ganzen Klischees über den Maschinenbau. Aber ich muss sagen: Die Kommilitonen waren keine nerdigen Karohemdträger. Nur der Frauenanteil im Maschinenbau ist leider tatsächlich gering.“ Die Theoriephasen des Verbundstudiums fanden dann an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Friedrichshafen am Bodensee statt und die Praxisphasen beim Partnerunternehmen KraussMaffei bei München. Drei bis sechs Monate hier, die gleiche Zeit dort.
Sophia ist über Umwege zum Maschinenbau gekommen. Jetzt hat sie nicht nur zwei Bachelorabschlüsse, sondern auch eine IHK-Ausbildung in der Tasche.
IM MATHE-ABI
Sophia war eher eine Durchschnittsschülerin. Da könnte man denken, dass die Voraussetzungen für ein Ingenieurstudium durchwachsen sind. Aber: „Grundsätzlich würde ich raten, sich von den Schulnoten keine Angst einjagen zu lassen. Ich hatte in Mathe 7 Punkte im Abi – aber wenn man sich für etwas wirklich interessiert, strukturiert ist und für sich den richtigen Lernweg findet, schafft man auch ein Ingenieurstudium – sogar mit einer eins vor dem Komma.“ Zusätzlich hat ihr Partnerunternehmen sie jederzeit unterstützt. So funktioniert ein erfolgreiches Verbundstudium.
Heute ist Sophia Holzhey Projektingenieurin im Bereich der Reaktionstechnik und kümmert sich um sogenannte Nachrüstprojekte. KraussMaffei ist ein Spezialist für kunststoffproduzierende Maschinen. Die fünf Bereiche sind die Spritzgießtechnik (z. B. Zahnbürsten), die Extrusionstechnik (z. B. Fensterprofile) die Reaktionstechnik (z. B. Autositze), die Automation (z. B. Handlings- und Robotersysteme für Kunststoffmaschinen) und die additive Fertigung, also der 3D-Druck. Und für jedes Endprodukt gibt es die passende Technologie. Je nachdem, was der Kunde produzieren möchte, können bestehende Kunststoffmaschinen auch angepasst und geändert werden. Genau das macht Sophia. „Es ist gerade das Spannende, wenn ich direkt beim Kunden mit vor Ort bin und wir gemeinsam die besonderen Anforderungen der Anlage besprechen. Mein letztes Projekt drehte sich um eine Anlage auf deren Typenschild das Baujahr 1993 stand. Da war ich nicht mal geboren, und die werden immer noch weiter modifiziert und zukunftssicher gemacht.“
MIT MASCHINENBAU MEERE RETTEN
Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist also Teil ihres Berufs. Komplexe Industrieanlagen werden nun mal nicht für kurze Zeitstrecken entwickelt und aufgebaut, sie sollen Jahre und Jahrzehnte laufen. Und dabei geht es nicht nur um die Technik von KraussMaffei. Sophia Holzhey ist sich bewusst, dass Kunststoff ein universell einsetzbarer Werkstoff ist. Zugleich ist Kunststoff bei unsachgemäßer Verwendung und vor allem Entsorgung aber auch ein Problem für die Umwelt – weltweit. „Mich beschäftigt der Umweltgedanke sehr. Hier würde ich gerne mit meinem Maschinenbauwissen bestehende Lösungen weiterentwickeln und neue Wege finden, um beispielsweise das Recycling noch mehr zu etablieren und so die Meere sauberer zu machen.”
An einer Kundenanlage
RAUMFAHRTMISSIONEN
Maschinenbau ist mehr als nur große Maschinen. Es ist der Schlüssel zu Innovationen, großen Ideen und einer nachhaltigeren Welt. Als Maschinenbauingenieur*in steht dir eine große Vielfalt an Themengebieten und Branchen offen. Du kannst dich bereits im Studium spezialisieren oder du lässt einfach alles auf dich zukommen. Hier sind ein paar der spannendsten Bereiche im Maschinenbau.
Der Kraftfahrzeugbau ist seit Jahren in Deutschland die umsatzstärkste Branche. Hast du Lust, Teil der neuen, nachhaltigen Mobilität zu sein? In der Automobilindustrie arbeitest du an Elektroautos, autonomen Fahrtechnologien und nachhaltigen Produktionsverfahren. Von smarter Software bis zum innovativen Karosseriedesign – hier sind kreative Ideen gefragt. Du entwickelst umweltfreundliche Fahrzeuge, die den CO2-Ausstoß minimieren und das Fahrerlebnis neu definieren. Die Mobilität von morgen? Voller High-Tech und Innovation – made by you!
Hoch hinaus – und das wortwörtlich! Im Maschinenbau für Luft- und Raumfahrt konstruierst du effizientere und sicherere Flugzeuge, entwickelst Satelliten, die Daten für Wetterprognosen oder Bodenbeschaffenheiten liefern, oder arbeitest an spannenden Missionen im All. Stell dir vor, du entwirfst die nächste Mars-Rakete oder entwickelst Drohnen für humanitäre Einsätze. Hier hebst du im wahrsten Sinne des Wortes ab und erschaffst Technologien, die uns dem Weltraum näher bringen.
Du willst unsere Welt nachhaltig verändern? In diesem Bereich des Maschinenbaus bist du Teil der Bewegung für eine grüne Zukunft. Du entwickelst Windkraftanlagen und Solarsysteme, um die Kraft der Natur zu nutzen oder arbeitest an Wasserkraftwerken zur Versorgung ganzer Städte. Dein Ziel: Eine nachhaltige Energieversorgung, in der fossile Brennstoffe der Vergangenheit angehören. Gleichzeitig arbeitest du an besserer Energieeffizienz und einem reduzierten ökologischen Fußabdruck, indem du Prozesse und Anlagen optimierst. Dein Maschinenbau-know-how schafft Lösungen, bekämpft das Klimaproblem und gestaltet eine nachhaltigere Welt.
Du bist fasziniert von der Robotik? Hier entwickelst du Maschinen, die in Fabriken präzise und autonom arbeiten oder du baust Roboter, die in gefährlichen Umgebungen wie Atomkraftwerken oder bei der Erkundung von Tiefseegebieten eingesetzt werden, um dort Aufgaben sicher zu erledigen. Mit künstlicher Intelligenz und Automatisierungstechnologien gestaltest du smarte Fabriken, in denen Maschinen den Menschen zur Hand gehen, lernen und sich selbst verbessern. Als Innovator*in erweckst du Maschinen zum Leben und treibst neue Technologien voran.
Maschinenbau kann Leben retten. In der Medizintechnik arbeiten Maschinenbauingenieur*innen an chirurgischen Präzisionsgeräten, entwickeln hochmoderne Herzschrittmacher, lebenswichtige Medizingeräte oder Prothesen, damit Menschen wieder auf die Beine kommen. Du schaffst Technologien, die Ärzt*innen unterstützen und Patient*innen ein besseres Leben ermöglichen. Hier entstehen Innovationen, die einen echten Unterschied machen und Menschen wirkungsvoll unterstützen.
Maschinenbau ist unter den Ingenieurstudiengängen der beliebteste – auch als duales Studium! Das belegen die hohen Studierendenzahlen.
Quelle: Statistisches Bundesamt @Statista2024
Grund Nummer eins für drei Viertel der dual Studierenden, sich für ein duales Studium zu entscheiden, ist die sehr gute berufliche Perspektive.
Quelle: BMBF @Statista2024
Deutschland ist in Europa das wichtigste und umsatzstärkste Land im Bereich Maschinenbau, weltweit auf Platz 3.
Quellen: Eurostat; Statistisches Bundesamt; UNIDO; VDMA @Statista2024
Das Einstiegsgehalt im Maschinenbau beträgt durchschnittlich 50.000 Euro. Je nach Bundesland, Unternehmen und Zusatzleistungen variiert dieses. StepStone 2024
Praktisch ausprobieren, was man theoretisch schon weiß: Florian arbeitet hier mit einem optischen 3D-Oberflächenmessgerät.
Florian Wolf hat erst eine Ausbildung gemacht und studiert jetzt Maschinenbau an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Im Interview erzählt er uns, was ihn am Maschinenbau begeistert.
DU BIST NICHT DIREKT
NACH DEM ABITUR INS STUDIUM EINGESTIEGEN. WIE WAR DEIN WEG IN DEN MASCHINENBAU?
Nach dem Abitur hatte ich erstmal keine Lust mehr auf Schule und habe eine Ausbildung als Fluggerätemechaniker bei der Bundeswehr absolviert. Nach zwei Jahren im Beruf und coronabedingter Kurzarbeit habe ich mich dann für das Maschinenbaustudium in Zwickau entschieden. Das war einfach eine sichere Zukunftsperspektive für mich.
DU HAST IM ALLGÄU GELEBT UND DICH DANN FÜR EIN STUDIUM IN ZWICKAU ENTSCHIEDEN. NICHT GERADE UM DIE ECKE. WARUM GENAU DIESE HOCHSCHULE?
Die Hochschule wurde mir zum einen von einem Freund empfohlen. Begeistert war ich aber vor allem von dem starken Praxisbezug und weil man hier Maschinenbau noch als Diplomstudiengang studieren kann. Nach dem 4. Semester kann man seinen Schwerpunkt aus Maschinenkonstruktion, Produktionstechnik oder Textiltechnik wählen. Im 6. Semester steht dann das Praxissemester an.
DU BEFINDEST DICH GERADE IM PRAXISSEMESTER. WO ABSOLVIERST DU ES UND WAS SIND DEINE AUFGABEN?
Ich mache mein Praxissemester beim Maschinenbauunternehmen RATIONAL AG, das Kochsysteme für Großküchen entwickelt. Dort arbeite ich in der Produktentwicklung von Dampfgeneratoren, die für das Garen von Speisen eingesetzt werden. Eine Aufgabe ist es, die Schmutzreinhaltung zu verbessern. D.h. wie lässt sich Schmutz vom Kochen von den Dampfgeneratoren fernhalten. Dafür probiere ich sehr viel aus und mache Versuche im Labor.
WAS MACHT DIR AM STUDIUM, ABER AUCH AN DER ARBEIT IM MASCHINENBAU BESONDERS SPASS?
Ich beschäftige mich gerne intensiv mit einem Problem und versuche eine Lösung zu finden. Das ist es auch, was für mich den Kern des Maschinenbaus ausmacht: Probleme technisch zu lösen. Ich kann frei arbeiten und vieles eigenständig ausprobieren. Sich selbst etwas zu überlegen und das zu entwickeln macht einfach Spaß!
Das ganze Interview mit Florian gibt es hier zu lesen: s.think-ing.de/florian-wolf
Was studieren?
Maschinenbau ist nicht gleich Maschinenbau! Es gibt hunderte Maschinenbaustudiengänge in Deutschland, die unterschiedliche Schwerpunkte haben und dich auf verschiedene Berufe vorbereiten. Aber keine Panik, du findest bestimmt den richtigen für dich! Eine erste Auswahl von spannenden Studiengängen gibt es hier im Artikel. s.think-ing.de/studiengaenge-maschinenbau
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