Schiffbau - THINK ING. kompakt - Ausg. 5/10

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Ausgabe 5 | 2010

kompakt Jeden Monat neue Infos aus der Welt der Ingenieure

»» S C H I F F B A U

Deutsche Technik auf allen sieben Meeren Blickt man zurück in die Geschichte, brachten Schiffe der Menschheit schon immer Neuland, aber auch Fortschritt. Ob Homo sapiens auf dem Seeweg nach Australien einwanderte, sich UrwaldBewohner mit ihrem Einbaum neue Jagdgründe eröffneten, Amerika vor oder von Kolumbus entdeckt wurde, Phönizier Waren und Griechen Kultur in der Mittelmeer-Region verbreiteten, die Wikinger mit Langschiffen Europas Küsten heimsuchten oder aus kleinen Ländern wie England und

Holland mächtige weltumspannende Seefahrernationen wurden – möglich wurde das, durch ständig weiterentwickelte Schiffe und Ingenieurkenntnisse im Schiffbau.

»» P O R T R Ä T Luxusliner mit viel Hightech Die Celebrity Eclipse ist eines der modernsten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Konstruiert und gebaut wurde der Luxusliner, auf dem 2.852 Passagiere Platz finden, unter anderem von 300 Ingenieuren in der Meyer Werft in Papenburg. »» weiter S. 3 + 4

Der Begriff „Stapellauf“ erinnert an diese gute alte Zeit, als Schiffe noch am Strand gebaut wurden und der Kiel auf hölzernen „Stapeln“ ins Meer rutschte. Schwer vorstellbar bei den Ozeanriesen, die heutzutage durchs Salzwasser pflügen. Die entstehen natürlich in gigantischen Trockendocks riesiger Werftanlagen. Zum Beispiel das Ende Oktober 2009 in Dienst gestellte, mit 361 Metern längste und größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die „Oasis of the Seas“. Dreieinhalb Jahre wurde an diesem 900 Millionen Euro teuren Koloss mit seinen 16 Passagierdecks, 2.704 Kabinen und einer Antriebsleistung »» weiter S. 2 © HDW

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Statt Riesentankern und Massengutfrachtern setzen Werften hierzulande auf die limitierte Fertigung von Spezialschiffen, großes Ingenieur-Know-how und Top-Qualität

Thema: Schiffbau

»» I N T R O An die Boote, Leinen los! „Nah am Wasser bauen“, ist ja eine Redewendung für Menschen, die schnell zum Weinen neigen. „Bauen am Wasser“ ist aber auch die Bedeutung des Wortes „Werft“. Deutsche Werften haben allerdings keinen Anlass, in Tränen auszubrechen, denn man hat die Nischenmärkte der Spezialschiffe besetzt – von der Mega-Jacht bis zum Kreuzfahrtschiff. Auf dieser Erfolgswelle surfen auch Ingenieurinnen und Ingenieure, denn moderne Schiffe sind komplexe Großprojekte. Das beginnt mit Kalkulation und Entwurf, mit Simulations-Modellen, mit der Schiffskonstruktion, speziellen Statikberechnungen und setzt sich fort mit Antriebs-, Steuerungs-, Maschinen- und Energietechnik. Hinzu kommen Stahlbau und Schweißtechnik, um aus massiven Platten und Bauteilen schwimmfähige Schwergewichte zu formen. Zudem müssen umfangreiche Anlagen vom Radargerät über Pumpensysteme bis hin zu Kombüse und Kühlschrank installiert werden. Und stellt man sich dann noch einen Luxusliner vor, der Tausenden von Passagieren alle Annehmlichkeiten auf Erden bieten soll, dann lässt sich ahnen, welche Flut an Herausforderungen auf den Ingenieurnachwuchs zukommt. Schiffsstudium ahoi! //

»» P R O D U K T E Garantiert kein Seemannsgarn Schiffe sind so unterschiedlich wie die Meeresströmungen. Kreuzfahrtriesen, Fracht-Kolosse, Brennstoffzellen-U-Boote, Fähren oder die 800 Millionen teure Luxusjacht – hinter jedem Bug verbirgt sich ein bestimmter Einsatzzweck. »» weiter S. 5 + 6


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Fachhochschule Kiel: Schiffbau und maritime Technik (Bachelor und Master) www.maschinenwesen.fh-kiel.de Technische Universität Hamburg-Harburg: Schiffbau (Bachelor) sowie Schiffbau und Meerestechnik (Master) www.tu-harburg.de/ studium/programme TU Berlin: Schiffs- und Meerestechnik (Bachelor) www.ils.tu-berlin.de Universität Duisburg-Essen: Maschinenbau mit Vertiefungsrichtung Schiffstechnik (Bachelor) sowie Schiffstechnik und Meerestechnik (Master) www.uni-due.de Hochschule Bremen: Schiffbau und Meerestechnik (Bachelor und Master) www.hs-bremen.de Universität Rostock: Schiffbau (Bachelor) sowie Schiffbau und Meerestechnik (Master) www.msf.uni-rostock.de Auch in die IngenieurStudiengangSuche auf www.think-ing. de sollte man mal Suchbegriffe wie Schiffbau, Meerestechnik oder Nautik eingeben: www.search-ing.de

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Es verwundert nicht, dass man an den meisten Studienorten für Schiffbau oder Schiffstechnik die salzige Luft der deutschen Nord- oder Ostseeküste atmet. Hochschulen wie Bremen, Hamburg, Kiel und Rostock haben den traditionsreichen Studiengang im Angebot. Aber selbst im Herzen des Ruhrgebiets, an der Uni Duisburg-Essen, kann man sogar Schiffstechnik studieren und selbst die Bundeshauptstadt Berlin lädt ein zum Studium der Schiffs- und Meerestechnik. Auch Nautik, Schiffsbetriebstechnik oder Wirtschaftsingenieur für Seeverkehr lauten Bezeichnungen für Studiengänge dieses Fachbereichs. Eines haben sie gemeinsam: Sie vermitteln dem Ingenieurnachwuchs nicht nur Wissen aus Mathe und Physik, Mechanik, Konstruktionslehre, Maschinenbau und Werkstofftechnik sowie Konstruktionslehre, Hydromechanik und Schiffselektronik, sondern auch die Sehnsucht für das große weite Meer.

von 81.600 PS gearbeitet. Noch mehr Länge hatte auf den Weltmeeren nur der Oil Carrier „Jahre Viking“ zu bieten. Der Öltanker ging zwischendurch sogar in die Verlängerung, denn ursprünglich hieß er „Seawise Giant“, war 378,45 Meter lang und wurde 1980 um 81 Meter verlängert. Danach war

in Alang demontieren davon allein ungefähr 40 Prozent. Aber nicht nur die Schiffverschrottung, sondern gerade der Bau großer Frachtschiffe hat sich in den vergangenen Jahrzehnten völlig Richtung Asien verlagert. Durch massive Subventionen, aber auch durch günstige Ma-

„Schiff ahoi!“, kann auch ein gutes Karrieremotto für den Ingenieurnachwuchs sein

er viermal so lang wie ein Fußballfeld und hatte einen Bremsweg von mehr als sechs Kilometern. Neue Sicherheitsverordnungen, die mittlerweile nur noch Doppelhüllentanker erlauben, zwangen den Riesen im Januar 2010 zum DauerStopp. Nun liegt er am Strand – und zwar im indischen Alang, dem Zentrum der weltweiten Schiffverschrottungsindustrie, © ThyssenKrupp Marine Services

Links zum Studium

terial- und Personalkosten sind Länder wie Japan, Korea und China in der Lage, Massengutfrachter und Öltanker zu Preisen anzubieten, mit denen Europas Schiffbau einfach nicht mithalten kann. Aber die circa 350 Werften, die es in Europa noch gibt, haben längst reagiert und steuern einen neuen Kurs: Weg vom Massenschiffbau hin zu komplexen einzelnen Hightech-Schiffstypen.

– nach den zahlreichen Fusionen und Übernahmen der vergangenen Jahre – immer noch an mehr als 30 Werften mit insgesamt circa 23.000 Beschäftigten gebaut. Zu den Größten zählen die Meyer Werft in Papenburg als weltweit gefragter Anbieter hochentwickelter Kreuzfahrtschiffe, die Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH in Kiel mit modernen U-Booten und ThyssenKrupp Marine Systems in Hamburg, wo man sich auf Luxusjachten jenseits der 60-Meter-Länge spezialisiert hat. Hinzu kommen noch etliche spezialisierte Zulieferbetriebe, die rund 75.000 Mitarbeiter beschäftigen. Nach einer Umfrage des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) benötigt die gesamte Branche jedes Jahr aufs Neue circa 130 Ingenieurinnen und Ingenieure, die ihr Studium mit der Fachrichtung Schiffbau und Meerestechnik abgeschlossen haben. Jährlich verlassen aktuell allerdings nur

Das norwegische Passagierschiff Balmoral wird zerteilt, um eine 30 Meter lange Mitschiffsektion einzusetzen

wo Ozeanriesen bei Flut aus eigener Maschinenkraft auf den Sand gesetzt werden. Arbeiter beginnen dann bei Ebbe, die Stahlriesen mit Schneidbrennern zu zerlegen und alles Brauchbare zu verwerten. Was vorher lange Jahre als schwimmende Maschinenbaukunst auf hoher See galt, landet so als Stahlschrott im Hochofen. Etwa 700 solcher größeren Schiffe werden jährlich außer Dienst gestellt, die Werften

Das können Luxusliner, Marinekreuzer, Flusskreuzfahrtschiffe, Mega-Jachten, Flüssiggastanker, Schlepper oder Patrouillenboote sein, aber auch spezielle Umbauten, Reparaturen und nautische Ingenieurdienstleistungen auf neuestem technischen Stand und in Top-Qualität. „Maßgeschneiderte Lösungen statt Massenfertigung“, lautet das Motto. Solche Spezialschiffe in Einzel- oder Kleinserienfertigung werden in Deutschland

70 derart qualifizierte Akademiker die sechs schiffstechnischen Hochschulen, die es in Deutschland an den Standorten Kiel, Bremen, Hamburg, Berlin, Rostock und Duisburg gibt. Diese Studienstandorte sollten sich Nachwuchs-Ingenieure und -Ingenieurinnen merken. Mit einer Immatrikulation können dort nämlich auch Landratten den waschechten Stapellauf in die eigene schiffstechnische Karriere hinlegen. //

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»» Fortsetzung von S. 1: Deutsche Technik auf allen sieben Meeren


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Wie ein moderner Hotelbau: Das Kreuzfahrtschiff Celebrity Eclipse, hier ein Blick ins Casino, ist technisch auf dem neuesten Stand

»» P O R T R Ä T

Das schwimmende Luxushotel 300 Ingenieure mussten beim Bau des Kreuzfahrtschiffs Celebrity Eclipse in der Meyer Werft in Papenburg viele Herausforderungen meistern bracht haben. 2.852 Passagiere finden Platz auf dem 317 Meter langen, 37 Meter breiten

in See und verwöhnt vorwiegend britische Gäste bei Fünf-SterneKreuzfahrten.

© Meyer Werft

Endlich, nach langem Warten darf sie – gemeinsam mit ihren Gästen – mit dem Heck voraus Richtung Horizont aufbrechen. Nach etwa 600 Tagen Bauzeit auf deutschem Grund verlässt die Celebrity Eclipse im Frühjahr dieses Jahres die Werft in Papenburg im Emsland und ergründet die Weiten des Meeres. Sie ist das dritte von insgesamt fünf Kreuzfahrtschiffen einer Typenreihe, welche die Meyer Werft für die amerikanische Reederei Celebrity Cruises baut. In jedem Fall ist es ein echter Hingucker mit reichlich Hightech an Bord, konstruiert von Ingenieurinnen und Ingenieuren der Meyer Werft, zusammen mit Partnern, die ihr Know-how vom Land aufs Wasser ge-

2.000 Quadratmeter feinstes Grün: Der Naturrasen des Lawn Club benötigt unter anderem ein ausgeklügeltes System zur Be- und Entwässerung

und 17 Decks hohen Luxusliner. Seit April 2010 sticht das schwimmende Luxushotel vom Heimathafen Southampton aus

Ein Rundgang durch die Decks verschafft einen ersten Eindruck von der immensen Vielfalt der Celebrity Eclipse. Angefangen

bei den oberen Decks, wo neben unzähligen Sonnenliegen, Bars, Swimming- und Whirlpools der Lawn Club mit einer großen Naturrasenfläche genauso zum OutdoorSporttreiben einlädt wie der eingezäunte Basketballplatz. Der Blick auf ein großes „H“ im Bugbereich deutet an, wo der Hubschrauber landen kann. Auch innen ist das Schiff imposant: Das riesige Atrium, das sich über 12 Decks erstreckt, mit seinen acht Glasaufzügen zeigt die Dimension dieses Luxusliners und erinnert an modernste Hotelbauten. Eine Bibliothek lädt zum Schmökern ein, in der iLounge sind neueste Notebooks mit dem Internet verbunden, Boutiquen, eine Glasbläserei, ein Fitnesscenter mit Spinningrädern, Laufbändern und Kraftmaschinen,


Viel Luxus also, der auf einer Menge Technik basiert. Konstruiert und gebaut von rund 300 Ingenieurinnen und Ingenieuren und insgesamt 12.000 Beschäftigten der Werft in Papenburg und ihren Lieferanten, die in der etwa 20-monatigen Bauphase vor so manche Herausforderung gestellt wurden. „Wir haben uns intensiver mit technischen Dingen beschäftigt, die mit dem klassischen Schiffbau nichts zu tun haben. Das ist im Kreuzfahrtschiffbau normal“, sagt Uwe Wulff, Projektleiter der Celebrity Eclipse. Zum Beispiel mit der Glasbläserei. Aufgrund der stringenten Vorschriften, die an Bord eines Schiffes gelten, darf hier kein Ofen mit offenem Feuer betrieben werden. So musste ein anderer Weg gefunden werden, die Temperatur, bei der Glas schmilzt (etwa 1.500 °C), zu erzeugen: durch elektrische Energie. Kreativität war auch bei der Planung des 2.000 Quadratmeter großen Naturrasens gefragt. Denn durch die intensive Sonneneinstrahlung und den hohen Salzgehalt auf hoher See ist er extremen Bedingungen ausgesetzt. Neben der richtigen Rasensorte musste ein ausgeklügeltes System zur Be- und Entwässerung und eine stabile Stahlunterkonstruktion gefunden werden, weil der Boden

Platz für über 1.000 Personen: Das mit viel Technik ausgestattete Bordtheater

bei Regenwetter sehr schwer werden kann. Apropos Wetter: Als zusätzlicher Energielieferant macht sich auf dem Schiff eine Fotovoltaikanlage nützlich. Klar, dass dies bei dem 122.000 BRZ (Bruttoraumzahl) großen Schiff, das mit einer Gesamtmaschinenleistung von 67.200 Kilowatt betrieben wird und auf eine Geschwindigkeit von 24 Knoten kommt, nur ein

kleiner Teil der Gesamtenergie ist. Fortschrittlich und sinnvoll ist der Einsatz einer solch umweltschonenden und effizienten Energieform trotzdem allemal. Energiesparend wirkt sich zudem eine optimierte Hydrodynamik aus, wobei die neue, in der Schiffbauversuchsanstalt Hamburg entwickelte Schiffsform für einen geringeren Wasserwiderstand sorgt und

© Meyer Werft

der Wellnessbereich Aquaspa mit Sauna, Dampfbad, Solarium, Beauty- und Friseursalon sowie etliche Bars und Restaurants lassen die Kreuzfahrtreisenden vergessen, dass sie sich auf hoher See befinden. Darüber hinaus kümmern sich etwa 1.200 Crewmitglieder um das Wohl der Gäste, allein in den 13 Küchen zaubern 166 Köche und 66 Hilfen täglich 13.000 Mahlzeiten auf die Teller. Mit neuester Bühnentechnik ist das Theater ausgestattet, das täglich zwei Shows für über tausend Zuschauer anbietet: eine Drehscheibe, sechs fahrbare Lifte, elf Schienensysteme für Effektbeleuchtung und wechselnde Bühnenbilder sind computergesteuert von verschiedenen Positionen aus bedienbar.

© Meyer Werft

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damit den Treibstoffverbrauch verringert. Ähnliches bewirkt ein neuer, auf Silikon basierender Unterwasseranstrich. „Durch das Silikon wird die Oberfläche so glatt, dass sich Meeresorganismen wie Algen und Muscheln am Schiffsrumpf nicht absetzen können“, sagt Fachbereichsleiter Manfred Ossevorth. Durch diesen „Antifouling-Effekt“ wird eine Schiffsinspektion im Trockendock nur alle fünf Jahre statt bislang alle zwei Jahre notwendig. Technisch ausgeklügelt ist auch das Abwassersystem. So wird das Abwasser in einem Bioreaktor biologisch-physikalisch aufbereitet und in Trinkwasser-Qualität wieder über Bord abgegeben. Der anfallende Klärschlamm wird dann getrocknet und in der schiffseigenen Müllverbrennungsanlage verbrannt. „Das ganze Schiff ist eine einzigartige Ingenieurleistung“, fasst Uwe Wulff zusammen. Angefangen vom Stahlbau des Rumpfes über die Verlegung von insgesamt 3.000 Kilometern Kabeln und 212 Kilometern Rohren, über den Einbau der verwinkelten Klimaschächte, dem Anschluss von 14.000 Sensoren und Aktoren zu einer Steuerungsund Überwachungsstation bis zum Anstrich von insgesamt 320 Tonnen Farbe. Nur wenn Ingenieure und Ingenieurinnen verschiedener Fachrichtungen eng miteinander arbeiten, kann eine schwimmende Stadt wie die Celebrity Eclipse entstehen. Echte Maßarbeit war schließlich auch die Überführung des Ozeanriesen vom Hafen in Papenburg auf der schmalen Ems in die Niederlande. Das begann schon mit dem erfolgreichen Manövrieren des Schiffes durch die kleine Ausfahrt der Meyer Werft.

Maßarbeit auch bei der Ausfahrt aus dem Baudock: Die Celebrity Eclipse wird aus der Meyer Werft in Papenburg gezogen

Die Celebrity Eclipse ist gemeinsam mit ihren Schwesterschiffen Celebtity Solstice und Equinox das größte Schiff, das jemals auf der Ems gefahren ist. Ein Luxusliner mit reichlich deutschem Ingenieur-Knowhow an Bord, der jetzt unter maltesischer Flagge auf den Weltmeeren unterwegs ist. //


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»» P R O D U K T E

U-Boote mit Brennstoffzellenantrieb und Jachten mit Heli-Hangar Ingenieurinnen und Ingenieure entwickeln alle Bereiche der Schiffstechnik weiter – mal soll’s innovativ, mal darf ’s luxuriös sein und manchmal schwimmt man auch gegen die Strömung © Torsten Bolten

Die Queen Mary 2 auf der Elbe bei Glückstadt. Das Schiff kommt gerade von der Hamburger Werft Blohm + Voss zurück, wo es einem sogenannten „Refit“ unterzogen wurde

U-Boote sind das Spezialgebiet der HowaldtswerkeDeutsche Werft GmbH (HDW) in Kiel. Was im Automobilbau noch längst nicht serienreif ist, ist bei

den tauchenden Stahlriesen längst Realität: ein leistungsstarker Brennstoffzellenantrieb. Insgesamt 36 U-Boote mit einer HDW-Brennstoffzelle schnorcheln mittlerweile in den Ozeanen. Dieser außenluftunabhängige Antrieb macht extrem lange Tauchzeiten möglich und reduziert die Gefahr, geortet zu werden. Das schafften zuvor nur die risikobeladenen nuklearen

Strom transformiert. Im Falle des U-Boot-Antriebs funktioniert das mit Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff. Das System kann sogar bei bereits in Dienst gestellten U-Booten nachgerüstet werden. Auf den ersten Blick hat eine Boeing 747 ja nicht viel gemeinsam mit einem Schiff. Und doch, sowohl in der Luft als auch zu

Die AIDAluna kurz vor dem Ausdocken nach ihrer Fertigstellung auf der Meyer Werft

Konkurrenten. Die Brennstoffzelle aber ist ein Energiewandler, der chemische Energie völlig geräuschlos, abgaslos und ohne Verbrennung in elektrischen

Wasser werden Strahltriebwerke verwendet. Daher bewegen sich Hersteller wie Rolls-Royce, General Electric oder Pratt & Wittney mit ihren leicht abge-

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Auch riesige Oceanliner müssen mal in die Werkstatt. Eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt mit 345 Metern Länge, 2.612 Passagieren und 1.254 Crew-Mitgliedern ist die Queen Mary 2. Seit dem Stapellauf im März 2003 war der Gigant schon viermal zu Gast in der Hamburger Werft Blohm + Voss Repair. Dort gibt’s sozusagen den TÜV für die Weltmeere. Richtig gründlich war’s beim letzten Mal im November 2008, da wurde die Queen fit gemacht für weitere fünf Einsatzjahre: Grundüberholung der vier 86 Megawatt starken Antriebseinheiten, Wartung der Querstrahlruder und Stabilisatoren, neue Bremsbelege für die Ankerwinden, Überprüfung aller Elektromotoren, Überholung der 17 Rettungsboote, Reinigung diverser Tanks und rund 35.000 Liter neue Farbe für die Außenhaut. Und das alles in nur 20 Tagen.

© Meyer Werft

»» K U R Z - I N T E R V I E W » 10 Antworten in 10 Sätzen Ingo Voigt ist 24 Jahre alt und studiert an der TU HamburgHarburg Schiffbau im 8. Semester. Ein Studium der Ingenieurwissenschaften zu beginnen, war schon in den letzten Schuljahren am Gymnasium sein festes Ziel. Nach dem Abitur und Zivildienst in Konstanz konkretisierte sich das Ganze dann. Ingo fasste den Entschluss, sich für Schiffbau zu immatrikulieren. Ein guter Uni-Tag beginnt mit … einem gemeinsamen Frühstück mit Kommilitonen in der Mensa. An Schiffbau fasziniert mich … die Größe, bei der es auf viele Kleinigkeiten ankommt und wie man es schafft, Tonnen von Stahl so schwimmen zu lassen, wie man das will. Es macht mich wahnsinnig, wenn … Leute unendlich viel reden ohne etwas zu sagen. Die Ingenieurausbildung in Deutschland … muss ihrem guten Ruf auch weiterhin gerecht werden. An der TU Hamburg-Harburg … lernt man, Schiffe in Deutschland zu bauen. Entspannung finde ich … beim Fahrradfahren im Alten Land oder in den Harburger Bergen, beim Lesen und manchmal auch beim Skatspielen. Als Ingenieur arbeite ich einmal … auf einer Werft, in einem Ingenieurbüro, an der Uni oder irgendwie ganz woanders. Ein Schiffbaustudium … verlangt einem sehr viel ab, bietet aber (auch außerhalb des Uni-Alltags) viel. Auf dem Wasser fahre ich … vor allem Ruderboote, viel zu selten Segelboote. Als Rentner werde ich .… hoffentlich meinen Enkeln sehr viel erzählen können oder aber immer noch arbeiten müssen, weil es keine Rente mehr gibt. //


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Fortsetzung von S. 5: U-Boote mir Brennstoffzellenantrieb und Jachten mit Heli-Hangar © Blohm & Voss

»» F A C H B E G R I F F E Schiffsdeutsch & Meereslatein

Ein im Februar 2010 neu vorgestelltes Luxusjacht-Konzept: die B+V 110 ist 110 Meter lang, 40 Knoten schnell und schafft 3.000 Seemeilen am Stück

Wenn man sich als Superreicher von einem Reichen unterscheiden will, kauft man sich am besten eine obszön teure Luxusjacht. Weltweit gibt es mittlerweile rund 7.000 davon, die länger sind als 24 Meter. Ganz auf diese exklusiven Kunden haben sich deutsche Werften eingestellt. Viel Luxus lief in Impressum Verantwortlicher Herausgeber: Arbeitgeberverband Gesamtmetall · Wolfgang Gollub · Leiter Nachwuchssicherung/ THINK ING. Postfach 060249 10052 Berlin www.think-ing.de

für Gäste extrem weiträumig – es gibt nur zwölf Suiten für insgesamt nur 24 Gäste. Aktuell hat aber nach drei Jahren Bauzeit ein neuer schwimmender LuxusRekord das Dock bei Blom & Voss verlassen: die 170 Meter lange „Eclipse“ des russischen Milliardärs Roman AbramoAbsolut de luxe und sündhaft teuer – die Striker ist ein neues witsch. 800 Projekt von ThyssenKrupp Marine Systems Millionen Euro teuer, 75 km/h schnell, mit der Bremer Lürssen-Werft: 82 Disco, Kino und einem Hangar Zimmer auf fünf Decks, Sauna, für zwei Hubschrauber, einem Fitness und Weinkeller, 136 Tauchboot und 20 Jet-Skis. Meter lang, 50.000 PS stark und Wo die Riesenjachten cruisen, 200 Millionen Dollar teuer. Oder bleibt meist das Geheimnis ihrer die „Dubai“, die als exklusivste

© Blohm & Voss

den vergangenen Jahren vom Stapel: Die „Rising Sun“ zum Beispiel, das Spielzeug von OracleGründer Larry Ellison, gebaut auf

© ThyssenKrupp Marine Systems

wandelten Luftfahrt-Produkten auch im kühlen Nass. Gasturbinen-Antrieb nennt sich das im Schiffbau. Ab 2000 wurden acht Kreuzfahrtschiffe dieser Art gebaut. Eines davon ist die bereits erwähnte Queen Mary 2. Ihre beiden 95 Tonnen schweren Turbogeneratoren mit je 40.500 PS sitzen aufgrund des hohen Luft- und Sauerstoffbedarfs schallgedämpft unterhalb des Schornsteins. Sie werden nur zugeschaltet, wenn die vier Dieselmotoren mit je 22.850 PS nicht ausreichen, um das Meer mit Highspeed zu durchpflügen. Das steigert die Leistung von 24 auf 34 Knoten. Auch Containerschiffe und Linienfrachter gibt’s mit Gasturbinen. Besonderes Einsatzgebiet sind aber Personen- und Frachtfähren auf kürzeren Strecken. Hier sind schnelle Fahrzeiten wichtiger als hohe Brennstoffkosten, denn Diesel ist auch auf See immer noch der günstigste Treibstoff.

Die U-Boote der Klasse 212 A sind die derzeit modernsten der Deutschen Marine und gehen mit außenluftunabhängigen Brennstoffzellen auf Tauchfahrt

Jacht der Welt gilt und dem Scheich von Dubai gehört. Blohm & Voss brachte sie 2006 zu Wasser; 160 Meter lang und

Besitzer. Aber Google-Earth ist ja ein hervorragendes Tool, um die Promiboote in den Nobelhäfen dieser Welt aufzuspüren … //

» Steuerbord: Bezeichnet, vom Heck zum Bug (in Fahrtrichtung) betrachtet, die rechte Seite eines Schiffes. Die linke Seite wird Backbord genannt. » Tiefgang: Gemeint ist die Distanz von der Wasserlinie bis zum Kiel eines Schiffes. Der Tiefgang im Süßwasser ist aufgrund der geringeren Wasserdichte in etwa 30 Zentimeter größer als im Salzwasser. » Verdrängung: Leitet sich vom Archimedischen Prinzip ab, das besagt: „Die Auftriebskraft eines Körpers in einem Medium ist genauso groß wie die Gewichtskraft des vom Körper verdrängten Mediums.“ Demnach schwimmt ein Schiff, wenn die Masse des verdrängten Wassers der Masse des Schiffes entspricht. Ein 10.000-Tonnen-Schiff verdrängt also 10.000 Tonnen Wasser. Die Verdrängung kann sich durch Salzgehalt und Wassertemperatur ändern, genau wie der Tiefgang des Schiffes. » TEU: Weltweites Standardmaß für Container. 1 TEU (Twenty feet Equivalent Unit) entspricht 20 Fuß (circa 6,1 Meter) Länge und einer Breite sowie Höhe von 8 Fuß (circa 2,4 Meter). » Postpanmax-Klasse: Kennzeichnet Containerschiffe, die größer sind als die gerade noch für den Verkehr im Panamakanal geeignete Schiffsgeneration. Postpanmax ist erreicht, wenn die Tragfähigkeit von 4.500 TEU, ein Tiefgang von 13,50 Metern, die Breite von 32,30 Metern oder die Länge von 295 Metern überschritten wird. »Doppelhüllentanker: Diese – auch Zwei-Hüllen-Tanker genannten – Transportschiffe für flüssige Güter wie Öl oder Flüssigerdgas haben zwei stählerne Außenhäute, deren Abstand meist zwei bis drei Meter zueinander beträgt. Die Doppelhülle wird auch als Ballasttank genutzt, um das Schiff zu „trimmen“. Diese Wende im Tankerbau leitete die Exxon Valdez-Katastrophe in Alaska 1989 ein. Ab 2015 dürfen nur noch Öltanker mit doppelwandigen Außenhüllen die Weltmeere befahren.


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