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Insel der Brandung

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Ja!

Ja!

Die Schweizer Songwriterin Sophie Hunger ist immer wieder für Überraschungen gut. Grundsätzlich macht sie zärtlich-intensive Musik. Nach Anfängen mit jazzigem Folk hat sie längst aber auch Synthesizer und Beats für sich entdeckt. Hunger hat Soundtracks komponiert und in der Pandemie mit Freunden musiziert. Vor kurzem Mutter geworden, spielt die Rastlose in St. Pölten eines ihrer ganz wenigen Konzerte 2023.

Diese seltsame Zeit, die wir in den letzten Jahren durchlebt haben, neigt sich dem Ende zu. Wie bilanzierst du die Pandemie-Jahre für dich als Künstlerin? Eine Zäsur. Jetzt ist auch bei uns der Ernst des Lebens eingekehrt. Man muss zugeben, davor hatten wir paradiesische Verhältnisse. Künstlerin sein war fast schon vernünftig. Jetzt sind wir im Spiel des Lebens wieder da, wo’s nur geht, wenn die Leidenschaft alles überstimmt. Wenn du einen sicheren Job willst, solltest du vielleicht lieber etwas anderes machen.

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Was hat mehr gelitten, das Selbstverständnis als Musikerin oder die tatsächliche Kreativität? Bei mir vor allem das Wegbleiben der Freude, der Überschwänglichkeit, der Musik, der Kameradschaft, der Sinnlichkeit, der Maßlosigkeit.

In einem Interview hast du gesagt: „Ich bin miesepetriger als früher, lache weniger. Die Freude macht sich rar.“ Wie hast du die Freude zurück in dein Leben gebracht? Geholfen hat das Album „Ich liebe Dich“, das ich zusammen mit meinen Freunden Faber und Dino Brandão aus der Verzweiflung heraus gemacht habe.

Welchen Stellenwert nimmt diese Kollaboration für dich ein? Wo du ja sonst primär als Solokünstlerin wahrgenommen wirst. Es ist ein Glück, mit seinen Freunden das zu machen, was man auch am liebsten alleine macht. Im Grunde hat es fast eine politische Note. Alleine gehen wir schnell, zusammen gehen wir weit.

Du hast dich einmal als „eine Maschine, die Tennisbälle herausschießt“, bezeichnet. Ist Beständigkeit wich- tig im kreativen Prozess? Keine Ahnung. Bei mir hat das wohl instinktive Züge. Das ist nichts, was ich organisiere oder trainiere. Es ist vielleicht eher eine Art Strategie, das Leben zu ertragen.

Kann man sich das so vorstellen: Die Idee zu einem Song ist schnell da, das Dranbleiben und Ausformulieren ist der schwere Part? Ja, schon, aber dafür gibt’s ja dann auch Leute, die man bezahlen kann: Produzenten und so. Deren Job ist eigentlich vor allem sicherzustellen, dass am Ende das Ding fertig ist und alle noch leben. n Sophie Hunger gastiert am 12. Mai im Festspielhaus St. Pölten.

Du bist eine vielsprachige Songwriterin. Wie entscheidet sich, dass ein Song auf Englisch, der nächste auf Deutsch, der dritte in Schwyzerdütsch, der vierte auf Französisch gesungen wird? Meistens beginnt es mit einem Wort oder einem Satz, den ich gerne singen möchte, der einfach irgendwie komisch klingt oder sich gut anfühlt im Mund. Von da an bleibe ich dann bei dieser Sprache.

Heute ist es gang und gäbe, dass Songwriting unterrichtet wird, es Workshops gibt etc. Hattest du als junge Musikerin auch schon solche Hilfe? Nur indirekt, in dem ich ganz viel Musik gehört habe und sozusagen Privatunterricht hatte bei Bob Dylan, Joni Mitchell, Endo Anaconda oder Nina Hagen.

Früher wurde der kreative Prozess oft mystifiziert. Man nimmt irgendwelche Schwingungen auf oder bekommt von der Muse etwas eingeflüstert. Heute ist Songwriting oft etwas, das ein Team von Leuten macht, die sich gar nicht wirklich begegnen müssen. Möchte man da nicht wieder altmodisch werden? Ich glaube, es gibt das alles noch. Am Ende sind die größten Songs immer die, die irgendwas Komisches haben, was man nicht zusammenrechnen konnte. Außerdem haben auch die „altmodischen“ Songwriter immer von ihren Peers geklaut, was das Zeug hält. Also da bitte keinen falschen Generationenkonflikt konstruieren.

Du bist eine rastlose Künstlerin, immer zwischen den Genres unterwegs. Forderst du dich damit auch selbst heraus, um nicht in Muster zu verfallen? Man versucht frisch zu bleiben für sich selbst. Keine frühzeitige Mumifizierung, bitte!

Du bist in einer Diplomatenfamilie aufgewachsen. Da muss man doch immer umziehen, wenn man gerade gute Freundschaften geschlossen hat. Macht einen das zur Lonerin, die sich imaginäre Freunde ausdenkt und irgendwann Songs zu schreiben beginnt? Ja, das ist eine ganz gute Beschreibung!

War es für dich immer schon klar, dass du diesen Weg beschreiten würdest? Also mein Traum war schon immer auf den Brettern dieser Welt zu singen, ja.

Österreicher haben ein schwieriges Verhältnis zu ihren Künstlern. Im Grunde werden sie erst geschätzt, wenn sie tot sind, oder es zumindest im Ausland geschafft haben. Wie wichtig war es für dich, an einem bestimmten Punkt die Schweiz zu verlassen? Sehr wichtig, aber ich habe auch bis heute sehr viel Halt gefunden darin, dass gerade auch zu Hause die Leute mir die Stange halten. Das bedeutet mir unheimlich viel.

2022 hast du sehr viel gespielt, heuer ist es überraschend ruhig. Ich würde daraus schließen, dass du intensiv an einem neuen Album arbeitest. (lacht) So ungefähr. Ich bin Mutter geworden und darum jetzt noch in Elternzeit. Der St. Pölten-Gig aber ist die Insel in der Brandung. Da meine normale TourBand nun auf anderen Tourneen ist habe ich einen speziellen Abend in petto. Ich spiele Lieder aus meinem ganzen Repertoire und werde von Dino Brandão und the Kliffs begleitet, die an diesem Abend mir zu liebe in die Rolle der Bandmusiker schlüpfen. Ist das nicht cool? Es wird ein Liederabend in bester Folk-Tradition.

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