Belletristik Bestseller
ANDREJ PLATONOW
B. VON STUCKRAD-BARRE
NINA GEORGE DAVID MITCHELL
Tschewengur
Die Schönheit der Nacht
Suhrkamp, 581 S., € 32,90
Knaur, 256 S., € 19,60
Rowohlt, 240 S., € 20,60
Slade House
Ich glaub, mir geht’s nicht so gut … KiWi, 320 S., € 20,60
IAN MCGUIRE
Nordwasser Man braucht einen guten Magen, um diesen unglaublich spannenden Abenteuerroman richtig genießen zu können. Schon das Thema Walfang im 19. Jahrhundert und die daraus resultierende Männerwelt halten einiges an Grauslichkeiten für den Leser bereit. Ich sag nur Körperflüssigkeiten ... Dass sich dann auch noch der eine oder andere Psychopath an Bord des Schiffes befindet, und fast jedes Besatzungsmitglied ein dunkles Geheimnis zu haben scheint, lässt die „Expedition“ zu einer Reise in die Abgründe der menschlichen Seele werden. mareverlag, 304 S., € 22,70
Drei ÖsterreicherInnen am Tableau Hans Platzgumer | Drei Sekunden Jetzt
EMILY RUSKOVICH
Idaho Wade verliert nach und nach sein Gedächtnis. Das ist vielleicht gar nicht schlecht, denn alle Erinnerung ist schrecklich. An einem heißen Sommertag drehte seine Frau Jenny durch und zerstörte jäh das Familienidyll. Sie sitzt seitdem im Gefängnis und Wades zweite Frau Ann, deren Liebe für diese Familiengeschichte groß genug ist, versucht hinter das Geheimnis zu kommen. Natürlich klingt das verstörend, aber dieses Buch ist so schön, dicht und perfekt geschrieben, dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen. Hanser Berlin, 384 S., € 24,70
CELESTE NG
Kleine Feuer überall Eine perfekte Familie in einem perfekten amerikanischen Vorort. Doch ihr Haus geht in Flammen auf, nachdem jemand in allen Schlafzimmern ein Feuer gelegt hat. Niemand ist verletzt, aber bald wird klar, dass die jüngste Tochter dafür verantwortlich ist. Eine grandiose Geschichte über eine Familie, die nicht so perfekt ist, wie es den Anschein hat. Was mit einem kleinen Feuer beginnt, entwickelt sich rasch zum Flächenbrand. Spannend, gefühlvoll, tragisch ... so muss Literatur sein! dtv, ca. 464 S., € 23,60
6 | hartliebsmagazin
Wie in allen seinen Büchern steht auch in diesem die Suche nach sich selbst im Mittelpunkt. Als François als Baby im Einkaufswagen eines Supermarktes abgestellt wird, kommt er in einen lieblosen Haushalt. Sobald er alt genug ist, flieht er aus diesem unglücklichen Leben und strandet schließlich in einem Hotel an der Küste von Marseille, wo er undurchsichtige Hilfsjobs für den zwielichtigen Geschäftsführer übernimmt. Nach einem mysteriösen Todesfall im Hotel muss er untertauchen. Was als Selbstfindungstrip beginnt, wird zu einer aben
teuerlichen Flucht, die François bis ins winterliche Kanada bringt, wo er nicht nur psychisch an seine Grenzen stößt. Der Autor und Musiker Platzgumer ist viel gereist und hat in unterschiedlichsten Ecken der Welt gelebt. Egal ob Marseille, die französische Küste, New York oder Montreal – in all seinen Büchern ist die Atmosphäre deutlich spürbar! Zsolnay, 256 S., € 22,70
von Anna Roschger
Mareike Fallwickl | Dunkelgrün fast schwarz Als Marie mit ihrem kleinen Sohn in ein einsames Bergdorf zieht, könnte sie eigentlich froh sein, dass der feinfühlige Moritz so schnell einen Freund findet, den er bedingungslos liebt. Doch von Anfang an emp findet sie Raffaels Dominanz über ihren Sohn als ge fährlich. Aber auch nach den ersten Bissspuren auf Moritz’ K örper unternimmt sie nichts gegen diese Freundschaft.Als im Teenageralter Johanna zu ihnen stößt, entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte, die alle beschädigt zurücklässt. Sechzehn Jahre danach – alle haben sich längst ein
eues Leben aufgebaut – steht plötzlich Raffael vor n Moritz’ Tür und bringt Dinge ans Licht, die lang un terdrückte Gefühle zurück an die Oberfläche bringen. In der Zeit hin- und herspringend und immer aus der Sicht eines anderen Protagonisten webt Mareike Fallwickl eine dichte Story, von der man sofort gepackt wird. Und nach der man überlegt, in welcher Farbe man wohl selbst leuchtet ... Frankfurter Verlagsanstalt, 480 S., € 24,70
von Teresa Giller
Heinrich Steinfest | Die Büglerin Als Tonia Schreibers geliebte Nichte bei einer Schieße rei stirbt, bricht für Tonia eine Welt zusammen. Im Gefühl, die Nichte nicht beschützt zu haben, bestraft sie sich selbst: Sie verlässt ihr gut situiertes Leben in Wien, ihren Job als Meeresbiologin, ihr Haus und ihre Freunde und geht nach Deutschland, um dort als Büg lerin zu leben. Ihr Leben plätschert jahrelang dahin, bis sie in der Bügelwäsche einer Kundin ein Hemd mit einem vertrauten Rechteck findet. Ein Rechteck, wie es der Amokläufer und Möder ihrer Nichte als Täto wierung auf der Brust trug.
Wer Steinfest kennt, dem ist klar, dass die Krimihand lung quasi nur ein Band ist, mit dem Geschichten und Bilder verknüpft sind, Abschweifungen und Vergleiche wie dieser: Der neue Bekannte Tonias sieht in Badehose aus, als hätte er einen Seelöwen verschluckt – im Gegensatz zu Angela Merkel, die aussieht, als hätte sie Mao Zedong verschluckt ... Ganz großes Lesever gnügen! Piper, ca. 288 S., € 20,60
von Teresa Giller