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Russische Märchen und Sagen Nguyen Xuan Huy

Romantikerhaus Jena | 28.11.2020 – 28.2.2021 Hinter drei mal neun Ländern… R

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Märchenfigur aus der Leningrader LomonossowPorzellan-Manufaktur, 1960er Jahre (Bibliotheca Laueriana Mythica)

Deutsche Märchen, so wie sie von den Brüdern Grimm bearbeitet wurden, beginnen häufig mit der fest stehenden Wendung „Es war einmal“. Bei russischen Märchen variieren die Anfänge stärker, trotzdem sind auch dort bestimmte Wendungen immer wieder zu finden. Einige davon haben sich auch dank guter Übersetzungen auch im Deutschen als besonders einprägsam erwiesen. Hierzu gehört beispielsweise der gleichnishafte Beginn „In einem Reich, wo es liegt, ist gleich,…“ oder das an eine Zauberformel erinnernde „Hinter drei mal neun Ländern…“ 16

Alexander Nikolajewitsch Afanassjew (1826-1871) war es, der sich nach dem Vorbild von Jakob und Wilhelm Grimm der heimischen Überlieferung zuwandte. Aus Reiseberichten und in Archiven gesammelten Belegen volkstümlicher Erzählungen stellte er die russische Märchensammlung zusammen, die bis heute wohl in kaum einem Kinderzimmer zwischen Petersburg und Wladiwostok fehlt.

B.P. Bulatov, Illustration zu Peter Jerschows Märchen vom Wunderpferdchen, 1938 (Archiv der Wilhelm Grimm Gesellschaft e.V.)

Auch hierzulande sind die russischen Märchen bekannt geworden. Einen besonderen Beitrag leisteten gewiss die sowjetischen Märchenfilme, die zumindest dem Publikum in der DDR einprägsame Bilder beschert haben. Das häufig in den russischen Märchen wiederkehrende Figurenensemble mit der Hexe Baba-Jaga oder dem einfältig-klugen Bauernsohn Iwan, dem ungeheure Kräfte zuwachsen, gehört ebenso dazu wie das sich drehende und auf Hühnerbeinen laufende Hexenhaus. Russische Märchen sprühen nur so von Fantasie und Zauberei. Afanassjew veröffentlichte seine Sammlung von etwa 600 Volksmärchen zwischen 1855 und 1863. Schon zuvor setzte in Russland wie bekanntlich auch in Deutschland mit der romantischen Bewegung die Entstehung literarisch anspruchsvoller Kunstmärchen ein. Puschkin, Schukowski oder Aksakow gehören zu den namhaftesten Autoren. Das Jenaer Romantikerhaus widmet passend zur Jahreszeit den russischen Märchen eine Sonderausstellung (bis 28. Februar), die nicht nur die Erzählstoffe und deren Erschließung umfasst, sondern auch den großen Schatz wunderbarer Illustrationen berücksichtigt. Die Ausstellung ist bis zum 28. Februar zu sehen (Di-So, 10-17 Uhr), denn Winterzeit ist Märchenzeit! Dr. Ulf Häder

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