Roter Terror
By Thibault Jan Beyer
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Titel & Index Introduktion Kreativtechniken Recherche Lichtstudien Story & Farbpalette Handwerkliche Plakate Character Sheets Panneling Comic Poster & Postkarten Produktfotos Schlussatz
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INTRODUKTION Is he a bad guy? Yeah. How can you tell? Because he’s a shark. There’s no good sharks? No.
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FORMALIA: Bildungseinrichtung: KDA - Kölner Design Akademie Student: Thibault Jan Beyer Dozent: Nina Nowacki PROJEKT: Wir sollten ein fiktives Projekt realisieren. Es sollte ein Teaser für ein Produkt werden. Wie eine »special edition« Box. Wir bekamen einen Satz, der uns inspirieren sollte. Das Thema der Arbeit ist »noir«. Was »noir« ist, wann und wie es entstand und was mein Thema mit noir zu tun hat werde ich auf den nach folgenden Seiten ausführen. Block 1 beinhaltete die Planung, also das Beantworten der Frage, welche Geschichte wir inszenieren, wie und mit welchem Stilmittel. Sowie die Realisierung von zwei handwerklichen Plakaten. Erstellt entweder im Stencil- oder im Linoldruckverfahren. Der erste Block wurde durch eine Abschlusspräsentation beendet und die Plakate wurden eingezogen. Weshalb ich euch leider nicht die handwerklichen Plakate in diesem Booklet präsentieren kann. Bei genügend Anfragen werden diese in der nächsten Version dieses Portfolios eingebunden. Block 2 ist der Block, der mit diesem Portfolio abgeschlossen wird. Das Gesamtprojekt sollte einen 3-4 seitigen Comic beinhalten, 3 Plakate, 3 Postkarten, sowie dieses Portfolio. In dieser Arbeit steckt sehr viel Mühe und Herzblut. Alleine in diesem Portfolios steckt genau so viel Hingabe, Leidenschaft und Liebe wie in der gesamten Arbeit – die Reise beginnt mit diesem Portfolios. Ziel des Portfolios ist es euch meine Arbeitsweise so gut wie möglich nahezulegen wovon ihr wohlmöglich profitieren werdet und auch die Präsentation und verherrlichung meiner Arbeit. Ich freue mich euch als Leser begrüßen zu dürfen und ich hoffe, dass Sie auf dieser kurzen Reise Neues lernen und vor allem viel Spaß haben werden. Auch wenn meine Geschichte nicht so spaßig ist. Lost geht‘s!
Dunkel – Düster – Film – Kino – Theater – Comic – Antihelden – Helden – Stimmung – Sorge – Korruption – Sonnenbrille – Hüte – Abwesenheit von Sonne – Kavinsky – Rache – Tasche – Rachel – Hass – Wert – Geld – Geldwäsche – Politik – House of Cards – Rächer – Musik – Trauer – Psycho – Harte Kanten – Psychopath – Psyche – Blutbad – Psychologie – Harte Kerle – Harte Dialoge – Harte Zeiten – Wasser – Sumpf – Teig – Teich – Enten – Öl – Petrolium – Verschmutzung – Verschwendung – Urban – Uran – Irak – Iran – Mafia – Gestalten – Misstrauen – Drecksloch – Explosion – Batman – Dracula – Frankenstein – Blut – Blutsauger – Hunger – Nachkriegszeit – Nacht – Nachbar – Totoro – Trümmer – Zimmer – Bomben – Bonbon – Kindersoldaten – Sadomaso – Sodomie – Gomorra – Camorra – Prostitution – Prostituierte – Fell – Hüte – Femmes Fatales – Zigarren – Zigaretten – Drogen – Amoklauf – Schusswaffen – Pistolen – Knarren – Schüsse – Pfeil – Bogen – Stange – Seil – Schlange – Zigarillos – Waffeln – Dunkle Kammer – Knast – Gefängnis – Noir – Schwarz –
Bulle – Bulldogge – Bullauge – Zimmertür – Einraumwohnung – Einöde – Wohnung – Loft – Reich – Schicki Micki – Schnulze – Waffeleisen – Profet – Heilige – Unheilige – Satan – Spaßtis – Electro – Dub – Sub – Step – Western – – Tote – Trottel – Geister – – Gesichtspunkt – Gesinnung – Gesicht – Harte Kanten – Kartoffeln – Hinrichtung – Messer – Gehängt – – Kandinsky – Park – Achterbahn – Kidz – Diamanten – Juwelier – Terror – Einbruch – Diebstahl – Krimi – Kriminalfilme – – Schokolade – Marmelade – Mobbing – DEA – Drogenbehörde – Labortiere – Laborratten – Ratten – Kannabis – Kiffer – Rauchen – Aspirin – – Mobbing – Vertuschen – Schweigen – – Affen – Planet der Affen – Jungle – – Sado – Sardinen – Gardinen – – Hassliebe – 3 Ecksbeziehung – Ménage à Trois – Pi – Rational – Ration – Irational – Hunger – – – Herz – Klaustrophobie – Phobie – Hellboy – Rain – Regen – Krone – Missgunst – Mist – – Schicksal – Kuh – Pferd – Stall – Geköpft – Gehängt – Wäsche – Klammern – Klammer – Kuchen – Gift – Lebensmittel – Hinterlistig – List – Lügen – Betrügen – – Benzin – BP – Frauenhandel – Skandal – – Osten – Ostblock – Motel – Hotel – Bates Motel – Alfred – Hitchcock – – – Schnaps – Schnupfen – Kälte – Schlechtes Wetter – Verzweiflung – – auswegslos – Todsünden – Sünden – Panik
Geistesauflösung
Tod
Justiz
Kriminalität Gefahr Nichts hören – Nichts sehen – Nichts sagen Sadistisch Einsamkeit Leid Schmerz Ironie Vergewaltigung Sexsklaven Schwarz – Weiß Schatten Auswegslosigkeit
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– Panikraum – Panikroom – Horror – Das Waisenhaus – Waisen – Weise – Geld – Leihgeld – Lernen – Leergeld – Schulbrücke – Brücke – Schulbücher – Schulblock – Mindmap – Mindkard – Begriffe – Begriffstutzigkeit – Begrifflichkeit – Okay – – Enge Gassen – Gasse – London – Doof – Sparkasse – Banking – Cyber Cryme – Abmelden – Anmleden – Newsletter – Seite – Hier – Hacker – Grenzwertig – Grenzwert – Dicke Hupen – Sterben – Gacken – Moral – Ausgegrenzt – 120€ - Euro – Sparbuch – – Grabstein – Friedhof – Zombies – Object of Interet – Verkehr – Welt auf dem Kopf – Ex Drummer – Corbusier – Vögel – Elster – Diebisch – Biblisch – Monat – Hälfte – Makey Makey – Marley Cyrus – Westlich – – Russland – Putin – – Kalter Krieg – Krieg – Vernichtungswaffen – Vernichten – Herrichten – Errichten – Okay - Hafen – Pier – Dock – Machine – Makie – Messer – Turbinenehalle – Turbinen – Halle – Lagerhallte – Lager – Depot – Sortieren – Sortiment – Raklette – Raketen – Moritat – Ungeheuer – Loch Ness – Bundeskunsthalle – Bundeswehr – Bundespolizei – Geiheimer – Illuminati – Bielefeld – Verschwörung – Rote Augen – Gasmaske – Hitler – Versorgung – Knapp – Hass – Huhn – Gangbang – Wasserfall – Oma – Voll – – Big Brother – Nähkurs – Neo Noir – USA – Frankreich – Französischer – Wein – Frankophon – Gramophon – Monoton – Facebook – New Age – Metropolis – Winter – Winterzeit – Winzer – Winzerfest – Wetterfest – Arrest – Alkohol – Konsum – Megametropole – Western – Verlassen – Rote Lippen – Lipstick – Lippenspiel – Kuss – Ohne Liebe – Lieblos – Hoffnungslos – Verschart – Schafe – Hirte – Baby Face – – Verführung – Juden – Neid – Juwelen – Punk – L.A. Noir – Schwarz – Videospiele – Video – Radio – – Verlustangst – Nichts zu verlieren – Kubismus – Kunst – Rationalismus – Philosophie – Agentur – Momo – Zeitmangel – Hypertension – Luftblasen – – Rasen
Rot
Leben – Sterben
Böser Ostblock
Kalt
Kodex Überwachung
Engelsgesicht
Depression Blasen
Solch ein großes Projekt erfolgreich zu bewältigen macht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema unumgehbar. Jede gute Reise beginnt mit guten Kreativtechniken. Also begann ich Ideen, erste eindrücke und auch Vorurteile mit hilfe einer Begriffskarte oder modern ausgedrückt »Tagcloud« (wahrscheinlich wird das Wort »Cloud« wird irgendwann wohl zum Unwort des Jahres gewählt. Oder, ganz einfach eingedeutscht, wie alles andere, was hip ist). Eine Woche später, überflog ich diese Begriffskarte erneut und arbeitete die Begriffe, die mir zusagten optich aus. Diese Begriffe betrachtete ich täglich, sodass sie sich in meinem Hinterkopf festbrannten. Wir bekamen auch Papierschnipsel, die uns inspirieren sollten. Meiner war: „Oh Gott... Wieso hast du das getan?“ „Weißt du nicht mehr, was damals geschehen ist?“ „Aber...“ „Nein, es musste sein, und du weißt es“ Der Schnipsel inspirierte mich sehr und ich verwendete ihn sogar in einer freien Form in meinem Comic (ganz neben bei bemerkt, es war Pflicht den Schnipsel zu verwenden).
Mindmap?
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An dieser Stelle sollte wahrscheinlich ein Mindmap stehen. Mindmaps scheinen die Liebe jedes Dozenten zu sein. Aber wisst ihr was? Mindmaps sind total beschränkt, sie helfen der Kreativität keinen Schritt weiter. Ihr könnt bei euren Projekten getrost auf ein Mindmap verzichten. Das einzige Tolle an Mindmaps ist wohl, dass sie die Lust der Menschen nach Ordnung befriedigt. Aber neue Ideen werdet ihr daraus nicht schöpfen können.
Film Noir also „Schwarzer Film“ war zunächst ein Begriff genutzt um Kriminalfilme zu kennzeichnen dessen Helden vor allem Zynisch (also eine Handlungsweise die durch beißenden Spott geprägt ist und dabei häufig die Gefühle anderer Personen oder gesellschaftlicher Konventionen missachtet) und sexuell motiviert sind. Die Klassische Film-Noir Epoche ist in den 40er und 50er. Filme dieser Epoche sind noch schwarz-weiß aber vorwiegend schwarz mit Wenig licht. Diese Filme finden ihren Ursprung in den frühen deutschen expressionistischen Filmen. Wie etwa »Metropolis« von Fritz Lang. Vor der Bezeichnung „Film Noir“, die ein französischer Filmkritiker erfand, gab man den Filmen meist die Kategorie des Melodramas. Filme die nach den 50ern entstanden wie »Chinatown« gelten als Neo-Noir. Filme die noch später entstanden wie z.B. »Sin-City« oder auch »Inception« werden PostModern-Neo-Noir genannt. Der Filmstil wird durch dunkle expressionistische Bilder geprägt mit vielen Schatten. Die Charaktere neigen dazu viel zu rauchen, dabei aber sehr cool auszusehen. Der Held ist im Film Noir häufig ein einsamer
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Detektiv im Anzug. Meist ist es ein Antiheld (durch den Mangel positiver Eigenschaften). Die Weiblichen Hauptrollen sind eigentlich immer Femmes-Fatales, also unbekannte Schönheiten die eventuell hinterlistig sind. Es ist nicht wirklich schlüssig wer tatsächlich der „Böse“ im Film ist da alle Charaktere eine dunkle Seite haben. Film Noir beinhalten meistens ein „Zielobjekt“ also etwas, dass alle Charaktere versuchen zu erlangen. Es ist egal worum es sich dabei handelt solange es die Handlung antreibt. In meiner Geschichte wird es der Wunsch nach Freiheit sein. Die Charaktere versuchen verzweifelt ES zu bekommen wodurch sie sich häufig begegnen. Der rote Faden der Geschichte erleidet häufige Wendungen, sodass es auch manchmal sehr schwierig ist der Geschichte zu folgen. In den meisten ursprünglichen Film Noir kann eine klare Parallele gezogen werden zwischen dem Zusammenbruch jeglicher Moral in der Geschichte und der Trostlosigkeit des zweiten Weltkrieges. Das Grundgefühl der Film-Noir ist wohl dass es keinen Ausweg gibt. Es ist eher ein Gefühl als ein Genre. Als betrachter fühlt man sich machtlos und unwohl. Egal wiesehr man auch glaubt die
Situation unter Kontrolle zu haben und zu wissen was passiert. Um so mehr man glaubt es zu begreifen, um so stärker wird man enttäuscht sein. Film Noir präsentiert eine Welt voller Probleme ohne Lösungen zu geben. Film Noir ist äußerst schwierig zu beschreiben oder fest zu machen. Dennoch gibt es einen allgemeinen Konsenz welche Filme »noir« sind. Es ist eine Welt voller Nachtclubs, Neonlicher, Zigaretten, Hotelräume, Boxsäle, Waffen und 1940er Mode. Film Noir verbindet Melodrama und Visuellen Expressionismus. Es ist ein Stil, aber auch ein besonderer Blick auf das Menschliche sein und seiner Gesellschaft. Der Blick auf die Welt ist pessimistisch mit einem Ekel gegenüber den Menschen. Sadismus und Grausamkeiten werden gerne dargestellt oder angedeutet. Der Held ist nicht an gut oder schlecht gebunden. Oft sind die Geschichten von der Perspektive des Verbrechers mit dem man sympatisiert. Aus wie vielen Noir Elementen setzt sich ein Film Noir zusammen? Darauf gibt es keine Antwort. Hier die Fakten: - Film noir ist ein besonderer Stil von Kriminalfilmen - Sein Ursprung liegt in Amerika - Eine Mischung aus »hardboiled fiction«
und Deutschem Expressionismus - Entstanden aus der depressiven Stimmung des zweiten Weltkrieges. - 40-50 Jahre Flair Visuelle und narrative Stilmittel: - Urbane Landschaft - Nicht lineare Erzählstrukturen - Hartgekochte/Barsche Dialoge - Low-Key Bilder - Zigaretten - Krawatten - Harte Jungs - Desillusionierte Figuren - Halbgebrochene Menschen - Detektive - Rächer - Journalisten - Femmes Fatales - Lichtblick (unschuldiges Mädchen) - Trenchcoats - Straßenlampen - Neon - Schlechtes Wetter - Ununterbrochen Klingelnde Telefone - Hüte - Fell
Es gibt unendlich viele Kreativitätstechniken. Ich sehe auch nicht meine Aufgabe darin euch diese jetzt nahezulegen. Wozu gibt es schon Google? Nun ja, wenn ihr fühlt, dass ihr genug „gebrainstormt“ habt, das ist wirklich nur eine Gefühlssachen, hierfür gibt es keine Regel, dann legt los mit der Recherche. Um eine Innovative und Herausragende Geschichte zu entwickeln, ist eine Intensive Recherche – Frau Nowacki sagte mal so schön »bis zum Kotzen« – unumgehbar. Im Idealfall beschäftigt man sich mit einem Thema mehrere Jahre. Leider gibt es diesen Idealfall nie, nichts ist Ideal, also wird es eure Aufgabe sein, zu lernen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
- Reduzierung - Kaputte Welten - Licht und Schatten - Graphisch - Brutal Stimmung: - Pessimismus - Dunkelheit - Zynismus - Isolation - Anti-Helden - Außenseiter - Melancholie - Dystopie - Mysteriös - Zwielichtig Sprache: - Gräußlich - Dunkel ist attraktiv – das Gute ist fehl am Platz - Geldgier - Düster - Bitter - Verrat - Nostalgisch nach besseren Zeiten - Dunkel und Gefährlich - Verwirrend - Drogen/Alkoholüberfüllt - Alpträume - Kriminalität - Korruption - Politische Affären - Düstere Vergangenheiten - Eifersucht
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- Rache - Narrator (auch gerne über den Tod hinaus) - Flashbacks Der Umgebung und dem Set wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt als dem Helden selbst, was eine aussichtslose Stimmung und ein Kontrollverlust suggeriert. Man fühlt als hätte der Held keine Wahl, keine Chance. Die Stadt wird gewinnen. Noir zeigt Verluste und Verwirrung. Unsicherheit und Selbstzweifel. Die Stimmung ist düster fast schon lächerlich sadistisch. Die Meisten Szenen sind dunkel ausgeleuchtet, selbst wenn es sich um eine Tages Szene handelt. Schräge und Horizontale Linien werden den Horizontalen bevorzugt. So wirken die Bilder unstabil. Licht Penetriert die Sets nur in seltsamen gestallten und formen. Seltsame Dreiecke und Linien. Gesichter sind meisten nur zur hälfte ausgeleuchtet. Der Held wird sich meistens in den Schatten bewegen. Schauspieler bewegen sich nicht Frei durch das Set sondern sind in ihm gefangen was Klaustrophobie und Paranoia hervorrufen
soll. Es gibt eine Präferenz für lange ungeschnittene Szenen. Häufig schauen sich die Schauspieler beim Sprechen nicht an. Voice Over werden auch gerne verwendet um die Aussichtslosigkeit noch zu verstärken. Auch um die dunklen Gedanken der Helden mit zu teilen. Die dunkle Geschichte muss nicht notwendigerweise Sinn ergeben. Viele haben eine verwirrende, komplexe und absichtlich verworrene widersprüchliche Logik. Das Gefühl der Aussichtslosigkeit dominiert. Neben den häufigen Voice Over werden Flashbacks angewandt um den Zuschauer zu verdeutlichen warum und wie der Protagonist sich nun in dieser Situation befindet. 3 Phasen des Film Noir: 1) Während des Krieges 19411946: Das private Auge/ der einsame Wolf Mehr Studio – Mehr reden als passieren. 2) Nach dem Krieg: Realistische Periode. Die Nackte Stadt, Killer, bösen Mächte, Deals. 3) 1949-1953:
Psychotische Aktionen und Selbstmörderische Impulse. Nach vielen Niederschlägen dreht der Held durch. Persönliche Geistesauflösung. (White Heat soll ein sehr guter Film sein) Die Landschaft: Zu dieser Zeit gab es neue Kameras mit neuen Linsen die es den Regisseuren ermöglichte raus auf die Straße zu gehen. Szenen wurden an Orten gedreht wo man hingehen würde wenn man Verbrechen sucht. Es wird im Noir nie große offene Flächen geben. Es sind immer enge Räume und Gassen in überfüllten Städten. Die Charaktere leben in der urbanen Welt wo sie zugleich verloren und zuhause sind. Sie leben oft in Apartments oder Bungalows. Günstigen Hotels, verlassene Straßen, rattenverseuchte Ecken, etc. Themen/Motive: Das Hauptmotiv ist »du bist gefickt«. Oder »Das Leben ist günstig, dann stirbst du«. Korruption. Sexuelle Obsessionen. Dreieck Beziehungen. Intrigen. Angst der Zukunft. Mistrauen. Kriminalität. Sadismus. Dunkle menschliche Seite. Helden leben von Tag zu Tag im hier und jetzt. Denken wenn, dann nur über die
Ich habe es versucht. Noch sei gesagt, dass nebst einer klassischen Recherche eine visuelle Recherche nicht zu vernachlässigen ist, denn unsere Arbeit ist schließlich eine Visuelle. Bei der Recherche geht es nicht unbedingt darum eine Masterarbeit zu schreiben mit quellenangaben und co (es ist natürlich nie etwas daran aus zu setzen wenn man es dennoch macht) denn eigentlich ist sie nur für einen Selbst. Okay das klingt arrogant. Versucht, wenn ihr die Zeit habt bitte eure Rechercheergebnisse in eine angenehme Form zu packen und auf Rechtschreibung und Satzbau zu achten, so spart ihr eurem nächsten eine menge Arbeit und leistet einen Beitrag für die Allgemeinheit. Außerdem wirkt so eure Arbeit so noch viel Professioneller und Wissenschaftlicher. Leider blieb mir diese extra Zeit verwehrt. Also konnte ich
Vergangenheit nach. Charaktere: Protagonist: Antiheld. Harter Junge. Fatalistische Sicht auf die Welt. Nervös. Getrieben von Obsessionen die zu seiner Zerstörung führen. Von der Gesellschaft ausgestoßen. Kann sich nicht beherrschen. Keine bzw. kaum emotionale Bindungen. Jeder ist käuflich und niemand ist loyal. Es gibt keine moralischen Gesetze oder Werte. Femmes-Fatale: Immoralist. Verführerisch. Hinterlistig. Mysteriös. Böse. Verzweifelt. Manipulativ. Unehrlich. Ohne Gefühle. Gefährlich. Kinderlos. Lügnerisch. Sie benutzen ihr Aussehen um Männer zu kontrollieren und so an Reichtum und Macht zu gelangen. Sex ist eine Waffe. Wenn ein Held versucht eine Femme-Fatale zu beherrschen wird er dafür sterben. Zum Schluss sterben Femme-Fatales allerdings meistens einen grausamen Tod. Sie repräsentieren die damalige Angst der Männer der weiblichen Selbstbestimmtheit. Wenn sie verheiratet sind ist es keine glückliche Ehe. Es ist eine absolute Abwesenheit von Liebe und Sex, also suchen sie Erfüllung außerhalb der Ehe. (der Film „baby face“ zeigt die
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Entstehung einer Famme Fatale) Es gibt keine Liebe im „Noir“. Höchstens bestialischer Sex. Die Beziehungen sind fast ausschließlich Hasslieben. Da es zu dieser Zeit viele Zensuren gab sind die Filme überfüllt mit sexuellen Symbolen statt sexueller Handlung (Züge die in Tunnel gehen, Schatten, Bildsprünge etc.). Nebendarsteller sind meist nur ungeschminkte Hauptdarsteller. Oft fehlt ihnen das Draufgängertum, der Stil, die Coolness. Manchmal sind es Loser. Plänemacher. Intriganten. Gute Mädchen. Schäbige Nachtclubbesitzer. Kapitalistische Bänker. »Batman« ist z.B. »noir« obwohl es nicht schwarz-weiß gehalten ist. Es ist aber ziemlich düster: Gotham ist eine korrupte sehr destruktive Stadt. Der Held ist eher ein Anti-Held. Er hat eine dunkle Vergangenheit. Trifft auf kaputte Charaktere die meist eine tragische Vorgeschichte haben. »Blacksad« ist obwohl es mit Pastell gezeichnet ist auch »noir«. »Hellboy«, das Comic, auch. Es ist kein klassisches Noir. Dunkle Machenschaften, Kriminalität uns co. finden wir aber trotzdem. Letztlich gehört »The Spirit« gehört zu den Urvätern des
Noir mit sehr Reduzierten Formen. Top 10 Filme: 10. They Live by Night 9. Kiss Me Deadly 8. Blood Simple 7. Lift to the Scaffold 6. The Third Man 5. Out of the Past 4. Double Indemnity 3. Touch of Evil 2. Chinatown 1. The Big Sleep Seit über 6 Jahrzehnten Fasziniert der Film Noir. Aber warum? In den letzten 10 Jahren hat es regelrecht eine neue Noir Welle gegeben mit Neo-Noir Filmen wie zum Beispiel »Sin City« und »Drive«. Es ist nicht einfach zu sagen was dem Film Noir diesen besonderen Reiz gibt. Dramatische Geschichten. Kriminalität unter der Gürtellinie. Und Zynische AntiHelden wurden schon oft als perfektes Gegenstück zu den romantischen schnulzen und Komödien gesehen. Visuell betrachtet sind Film Noir durchdachte Geschichten mit dramatischem Licht und rauen Landschaften. Oft gezeigt als verlassene Straßen und Orte an denen man sich spät abends bestimmt nicht gerne
aufhalten möchte. Einsame Menschen in Trenchcoats mit hüten im Regen. Rauch der ihnen die Nase erklimmt. Die gefährlichen Dramen. Korrupte Polizisten. Unwillige Helden. Versager. Trinker. Die von unglücklichen Ereignissen geleitet werden. Hintergründe: Amerika zwischen 1930 und 1960: Mit der Oktoberrevolution 1917 kam die Angst in die Vereinigten Staaten. erstarkende Arbeiterbewegungen und eine neue politische Weltmacht brachten das Selbstbild der auf freiem Unternehmertum und Privatiniative gründenden USA - unvereinbar mit der kommunistischen Ideologie - ins Wanken. Dann kam der Börsencrash von 1929, die Weltwirtschaftskrise und die Zeit der Massenarbeitslosigkeit, schließlich Roosevelt und sein New Deal, groß angelegte Reformen, Engagement in Kultur, gefolgt vom wirtschaftlichen Wiederaufschwung. Gleichzeitig erstarkten faschistische Regime in Europa, der Schatten des Krieges legte sich über das Land. Das durch Roosevelts Politik liberalisierte Hollywood wurde schnell zu einer Propagandamaschinerie. Produzenten, Drehbuchautoren und Schauspieler
nur eine grobe Korrektur meiner Rechercheergebnisse vollziehen. Deshalb werdet ihr leider Dopplungen, Rechtschreibefehler und Satzbaufehler finden. Nicht nur in dem Rechercheteil sondern in dem Gesamten Booklet (wobei es sich hoffentlich in Grenzen hält weil ich mir immerhin jederzeit viel mühe gegeben habe (immerhin gab es 2 Korrekturstufen (oh ja parenthesen in parenthesen, nicht schön (hier habt ihr noch eine))). Grund: Zeitmangel – da das primäre Augenmerk dieser Arbeit auf der herausragenden Idee und auch der visuell ansprechenden Umsetzung als Gesamtwerk liegt und nur geringfügig auf den schriftlichen Teil. Schließlich wird hier keiner zum Texter ausgebildet (auch wenn ich ein kleider »Rethoriknazi« bin der eigentlich gerne schreibt). Verziehen seien mir die Probleme teilweise, wenn ihr, liebe
egal welcher politischen Gesinnung verbündeten sich im Propagandakampf gegen den faschistischen Terror, als der Krieg hereinbrach. Mal gegen die Sowjetunion, mal prosowjetisch. Doch bereits 1945 zeichnete sich eine neue Ära ab - die des Kalten Krieges. Der New Deal war vorbei, der Krieg siegreich überstanden, die Welt zweigeteilt zwischen den USA und der Sowjetunion. 1930 wurde das HUAC gegründet: House on UnAmerican Activities Committe, dessen Focus es war kommunistisches Gedankengut zu verhindern. So wurden einige Größen nach ihrer Politischen Gesinnung ausgefragt. 10 Hollywood Größen verweigerten die Aussagen und kamen ins Gefängnis. Bekannt wurden sie als Hollywood Ten. Um die Frage nach ihrer politischen Gesinnung auszuweichen, beriefen sich die Zehn auf den Ersten Zusatzartikel der Verfassung, der die Freiheit der politischen und weltanschaulichen Meinung und das Recht auf Geheimhaltung schützt. Gaben sie ihre Mitgliedschaft zu,
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folgten weitere Fragen nach anderen Mitgliedern. Später verlagerten sich die „unfreundlichen“ Zeugen auf den Fünften Zusatzartikel, der besagt, dass niemand in einem Strafverfahren gezwungen werden darf, sich selbst zu belasten. Dies verhinderte eine Strafe wegen Missachtung, implizierte aber in der Öffentlichkeit und durch die negative Darstellung der Ausschüsse ein Schuldeingeständnis. Andere litten mehr oder weniger stark unter der öffentlichen Ächtung und vor allem der inoffiziellen Schwarzen Liste der Hollywood-Studios. Die Auswirkungen der Anhörungen beschränkten sich nicht nur auf mögliche Freiheitsstrafen und Rufschädigung in der Öffentlichkeit, sondern konnten auch finanziellen Ruin bedeuten. Der Schauspieler Philip Loeb beging 1955 sogar Selbstmord, weil er auf der Schwarzen Liste vermerkt - keine Anstellung mehr finden konnte. Dashiell Hammett ging ins Gefängnis, gleichzeitig wurden ihm seine Einkünfte durch die Steuerfahndung eingefroren und seine Bücher aus öffentlichen Bibliotheken entfernt. Filme von Schauspielern oder Produzenten wurden durch die Aktivitäten der antikommunistischen »American Legion« boykottiert. Einigen Autoren
gelang es jedoch, auf dem Schwarzmarkt ihre Drehbücher an Hollywood zu verkaufen, meist unter Pseudonym oder über einen Strohmann, allerdings nur zu einem Bruchteil der früheren Bezahlung. Dalton Trumbo war einer der aktivsten dieser Lieferanten. HUACs Jagd schloss den öffentlichen Dienst, Gewerkschaften, Schulen, Radio, Fernsehen, Theater, Kino und Kirche mit ein. Die Angst, dass die Kommunisten Hollywood und die amerikanische Regierung unterwanderten, vergiftete in der Folgezeit das kulturelle Klima der USA. Die New Yorker Detektei „Aware, Incorporated“ spezialisierte sich darauf, in der Vergangenheit von Personen nach kommunistischen Verbindungen zu suchen. Die Aktivitäten des HUAC zogen sich bis in die 60er Jahre hinein, aber bereits 1953 sank sein Stern langsam. 1954 endete McCarthys Höhenflug, als er mit seinen Army Hearings die US-Armee auf kommunistische Unterwanderung durchleuchtete und dabei auf heftigen Widerstand traf. Seine medienwirksame Diffamierung des hoch dekorierten Generals Ralph W. Zwicker brachte schließlich auch den Senat gegen ihn auf, der ihm im Dezember 1954 das
Misstrauen aussprach und die Befugnisse der Untersuchungsausschüsse beschnitt. McCarthy verstarb 1957 an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs. Die Schwarze Liste verschwand nur langsam aus Hollywood, brach erst um 1960 mehr und mehr in sich zusammen (vor allem durch die Arbeiten gechaster Drehbuchautoren auf dem Schwarzmarkt). Im Umfeld von Fernsehen und Radio hielt sie sich allerdings bedeutend länger. Es gab ein Code der unglaublich viel in den Filmen verbat: Morde, Diebstahl, Explosionen sollten nicht im Detail gezeigt werden, rache nicht bestätigt. Feuerwaffen sollten aufs mindeste reduziert sein. Methoden zum Schmuggel durften nicht dargestellt werden. Es durften keine Erotischen Szenen gezeigt werden es sei denn sie seien essenziell für die Geschichte. Exzessive Küsse und Liebesleben sollten nicht gezeigt werden Vergewaltigungen durften nicht explizit gezeigt werden. Versklavung durfte nicht gezeigt werden. Kindersex niemals. Sex zwischen Weißen und Schwarzen auch nicht. Die Geburt eines Kindes auf gar keinen Fall, auch nicht angedeutet.
Leser, euch vor Augen hält, dass ich nicht in Deutschland aufgewachsen bin und mir Deutsch größtenteils autodidaktisch angeeignet habe – klar, dass dann nicht alle Großbuchstaben und Kommata auf Anhieb stehen. So viel zu meiner Verteidigung. Vielleicht etwas für eine nächste Ausgabe. Wenn genug Anfragen kommen, gibt es eine weitere Überarbeitungsstufe der Rechtschreibung und des Satzbaus. Ach ja, übrigens, bitte verwendet eine Leserliche Schrift, wenn Ihr sie auf schwarzem Hintergrund setzt. Sie sollte etwas breiter sein und etwas größer als dieselbe Schrift auf weißem Hintergrund. So oder so wird es anstrengender zu lesen als auf Weiß. Aber wenn‘s zum Thema passt, sei es verziehen.
others with a desire for imitation.
Schimpfwörter durften nicht ausgesprochen werden. Eben so wenig Beleidigungen oder die Wörter God, Lord, Jesus, Christ, Hell, S.O.B., damn, Gawd. Vollständige Entblößung ist verboten gewesen. Szenen in welchen sich die Darsteller ausziehen durften nicht gezeigt werden. Und noch eine menge weiterer Verbote, hier sind sie alle: General Principles 1. No picture shall be produced that will lower the moral standards of those who see it. Hence the sympathy of the audience should never be thrown to the side of crime, wrongdoing, evil or sin. 2. Correct standards of life, subject only to the requirements of drama and entertainment, shall be presented. 3. Law, natural or human, shall not be ridiculed, nor shall sympathy be created for its violation. Particular Applications I. Crimes Against the Law These shall never be presented in such a way as to throw sympathy with the crime as against law and justice or to inspire
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1. Murder The technique of murder must be presented in a way that will not inspire imitation. Brutal killings are not to be presented in detail. Revenge in modern times shall not be justified. 2. Methods of Crime should not be explicitly presented. Theft, robbery, safe-cracking, and dynamiting of trains, mines, buildings, etc., should not be detailed in method. Arson must subject to the same safeguards. The use of firearms should be restricted to the essentials. Methods of smuggling should not be presented. 3. Illegal drug traffic must never be presented. 4. The use of liquor in American life, when not required by the plot or for proper characterization, will not be shown. II. Sex The sanctity of the institution of marriage and the home shall be upheld. Pictures shall not infer that low forms of sex relationship are the accepted or common thing. 1. Adultery, sometimes necessary plot material, must not be explicitly treated, or justified, or presented attractively.
2. Scenes of Passion They should not be introduced when not essential to the plot. Excessive and lustful kissing, lustful embraces, suggestive postures and gestures, are not to be shown. In general passion should so be treated that these scenes do not stimulate the lower and baser element. 3. Seduction or Rape They should never be more than suggested, and only when essential for the plot, and even then never shown by explicit method. They are never the proper subject for comedy. 4. Sex perversion or any inference to it is forbidden. 5. White slavery shall not be treated. 6. Miscegenation (sex relationships between the white and black races) is forbidden. 7. Sex hygiene and venereal diseases are not subjects for motion pictures. 8. Scenes of actual child birth, in fact or in silhouette, are never to be presented. 9. Children‘s sex organs are never to be exposed. III. Vulgarity The treatment of low, disgusting, unpleasant, though not necessarily evil, subjects should always be subject to the
dictates of good taste and a regard for the sensibilities of the audience.
forbidden.
IV. Obscenity Obscenity in word, gesture, reference, song, joke, or by suggestion (even when likely to be understood only by part of the audience) is
V. Profanity Pointed profanity (this includes the words, God, Lord, Jesus, Christ - unless used reverently - Hell, S.O.B., damn, Gawd), or every other profane or vulgar expression however used, is forbidden. VI. Costume 1. Complete nudity is never permitted. This includes nudity in fact or in silhouette, or any lecherous or licentious notice thereof by other characters in the picture. 2. Undressing scenes should be avoided, and never used save where essential to the plot. 3. Indecent or undue exposure is forbidden. 4. Dancing
Hier stehen z.B. die Originalverbote von damals. Diese Liste ist wohl sehr wichtig, denn an ihr haben sich alle Film Noir der damaligen Zeit gehalten. Von daher ist diese Verbotsliste eigentlich eine Beschreibung eines Film-Noirs. Wenn wir also etwas im Noir Stil erschaffen wollen, sollten wir uns an die Liste halten. Zumindest teilweise. Alles, was darĂźber hinaus geht, ist also Neo-Noir.
or costumes intended to permit undue exposure or indecent movements in the dance are forbidden.
2. The history, institutions, prominent people and citizenry of other nations shall be represented fairly.
VII. Dances 1. Dances suggesting or representing sexual actions or indecent passions are forbidden. 2. Dances which emphasize indecent movements are to be regarded as obscene.
XII. Repellent Subjects The following subjects must be treated within the careful limits of good taste: Actual hangings or electrocutions as legal punishments for crime. Third degree methods. Brutality and possible gruesomeness. Branding of people or animals. Apparent cruelty to children or animals. The sale of women, or a woman selling her virtue. Surgical operations.
VIII. Religion 1. No film or episode may throw ridicule on any religious faith. 2. Ministers of religion in their character as ministers of religion should not be used as comic characters or as villains. 3. Ceremonies of any definite religion should be carefully and respectfully handled. IX. Locations The treatment of bedrooms must be governed by good taste and delicacy. X. National Feelings 1. The use of the Flag shall be consistently respectful.
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XI. Titles Salacious, indecent, or obscene titles shall not be used.
Ein paar Comic Noir Autoren: Darwyn Cooke & Richard Stark Ed Brubaker Juanjo Guarnido, Juan Diaz Canales Frank Miller E.S. AbulĂ und Jordi Bernet Tardi / Malet Ein paar Games Noir: No One Lives Forever - The Operative Max Payne L.A. Noire Post Mortem
Face noir Grim Fandango Ein paar Hörbücher: Narcisse Abschied ohne Küsse Hardcore Angel Tod einer Stripperin Totschlag Shaft und das Drogenkartell Im Dunkel der Nacht Der Mörder in mir Ein paar Sound Noir: Cruel Melody Black Light Burns Black Earth Bohren & der Club of Gore Dolores Bohren & der Club of Gore The Big Dream David Lynch Dummy Portishead Lizabeth Lizabeth Scott Perdition City Ulver Der „Film Noir“ bezeichnet also jenen besonderen Stil amerikanischen Filmschaffens, der mit der größten sozialen Erschütterung des 20.Jahrhunderts, mit dem Beginn und ende des Zweiten Weltkriegs einherging. Die Vorbilder des Film Noirs waren, wie anfangs schon erwähnt der deutsche Expressionismus
der Stummfilmzeit, Hollywoods Gangsterfilm aus den 30er Jahren und der Poetische Realismus Frankreichs. Als Begriff wurde „Film Noir“ im Jahr 1946 vom französischen Filmkritiker Nino Frank erdacht. Es ging ihm um das Erfassen einer signifikant neuen und stilistisch relevanten Note im Wartime Cinema der USA. Der Journalist hatte in dem nicht länger von den Nationalsozialisten besetzten Frankreich mehrere aktuelle amerikanische Filme gesehen, darunter John Hustons Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (1941), Edward Dmytryks Murder, My Sweet (1944) und Billy Wilders Frau ohne Gewissen (1944). „Mit den Filmen der „Schwarzen Serie“ drängten Mitte der Vierzigerjahre zwielichtige und niederträchtige Charaktere auf die Leinwand. Hollywood porträtierte plötzlich sogar die Mittelschicht in den düstersten Farben - und veränderte damit das Kino für immer.“ - Andreas Borcholte Im amerikanischen Original hört sich das noch ein bisschen lakonischer an: „Yes, I killed him. I killed him for money. And for a woman. I didn‘t get the money and I didn‘t
Um wirklich in das Thema einzutauchen, empfiehlt es sich alle möglichen Koryphäen in die dem Genre zugesprochen werden, anzusehen. Auch das ist Recherche. Deshalb standen auf den vorherigen und dieser Seite die Top 10 Film Film Noir, ein Paar Comics im »noir« Stil, sowie Games und Hörbücher, ja sogar »noir« Soundtracks. Sie gelten als ein Teil der wichtigsten Vertreter des Genres und es ist auch ein absolut notwendiger Teil der Recherche sie alle angehört/angesehen zu haben. Wie ihr so langsam merkt, ist die Recherche der wichtigste und zugleich zeitaufwendigste Teil einer herausragenden Arbeit.
get the woman. Pretty isn‘t it?“ Diese Sätze, des Schauspielers Fred MacMurray spricht er zu Beginn des Films »Frau ohne Gewissen« von 1944. Sie klingen heute unfreiwillig komisch, fast wie eine Parodie. Das liegt an der Ikonisierung, der Filme der sogenannten „Schwarzen Serie Hollywoods“ im Laufe der Jahrzehnte durch zahlreiche Hommagen und augenzwinkernde Neu-Interpretationen von begnadeten Regisseuren wie den Coen-Brüdern oder Quentin Tarantino. Damals, vor 70 Jahren, waren diese vor Selbsthass triefenden Sätze nicht nur eine Universalzusammenfassung des Film noir. Sie waren ein Skandal. Vor allem, weil Fred MacMurray sie sprach, damals einer der bestbezahlten Schauspieler Hollywoods, der allerdings bis dahin eher als grundguter Kerl in seichten Komödien zu sehen gewesen war. Laster, Verbrechen - und nirgends ein Detektiv in Sicht Es war, als hätte man über den hellsten Lichtgestalten der Traumfabrik die Scheinwerfer ausgeknipst, und natürlich ging es in
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der „Schwarzen Serie“ auch darum. Die moralische Schwarz-Weiß-Malerei Hollywoods wurde unter Anwendung aller Schattierungen von Schwarz zu einer Grauzone: Verbrechen, Wollust und Niedertracht - das war der Unterschied zu den Gangsterfilmen der Dreißigerjahre - waren keine exklusiven Laster der ohnehin verdorbenen Unterwelt mehr. Sie manifestierten sich nun auch im Bürgertum. Und nirgends ein tapferer Detektiv, der im letzten Augenblick Waffe und Dienstmarke zückt, um Recht und Ordnung wiederherzustellen. Billy Wilders Film, „Double Indemnity“ heißt er im Original, ist so wegweisend für den besonderen Stil des Film noir, weil er ihm einen Weg in den Mainstream ebnete. Es war jedoch lange unklar, ob ein Film wie zum Beispiel »Double Indemnity« überhaupt realisiert werden konnte. Denn zu jener Zeit herrschte in Hollywood der Hays-Code, eine strikte Vorgabe, wie viel Amoralität und Grausamkeit den Kinozuschauern zugemutet werden durfte. Bestsellerautor Cain veröffentlichte seine Kurzgeschichte 1935, und alsbald fanden sich mehrere Studios, die den auf einem wahren Mord basierenden Stoff verfilmen wollten. Das Urteil der von der Filmindustrie zur Selbstkontrolle
eingesetzten Hays-Kommission war jedoch eindeutig: „Durch ihren generell zynischen Ton und erbärmlichen Geschmack ist diese Geschichte völlig unakzeptabel für eine Kinopräsentation vor einem gemischten Publikum“, schrieb der damals verantwortliche Zensor Joseph Breen. Die „Abstumpfung des Publikums gegenüber dem Verbrechen“ sei unbedingt zu vermeiden. Die Story wanderte in den Giftschrank und konnte erst 1944, nach dem Erwerb durch Paramount und einem sensibel formulierten Treatment Billy Wilders mit Einschränkungen am Hays-Office vorbeimanövriert werden. Die Blütezeit der „Schwarzen Serie“ konnte beginnen. Sie dauerte nur kurz. Dem offiziellen Kanon folgend, endete sie bereits 1957 mit Orson Welles‘ »Im Zeichen des Bösen«, doch ihr Einfluss auf die Gegenwartsrezeption währt bis heute, quer durch alle popkulturellen Genres, in nahezu jedem Kriminal- und Gesellschaftsdrama zu spüren: von kunstvollen Comic-Hommagen wie Frank Millers »Sin City« über stilisierte Thriller wie Nicholas Winding Refns »Drive« bis hin zu ambitionierteren TV-Serien wie »Breaking Bad«, »House of Cards« oder »Fargo« und skandinavischen Krimis wie »Die Brücke« oder »Borgen«. Selbst in einem ambitionierteren »Tatort« können sich Noir-Elemente finden.
Raymond Chandler war es auch, der das Credo der „Schwarzen Serie“ 1944 in einem Essay auf den Punkt brachte: „The streets were dark with something more than night“ („Die Straßen waren schwarz nicht vom Dunkel der Nacht allein.“), schrieb er und entwarf das Bild einer „Welt, in der Gangster ganze Nationen beherrschen können und beinahe schon die Städte kontrollieren. Es ist keine wohlriechende Welt, aber es ist die Welt, in der du lebst.“ Ein Satz, der siebzig Jahre später - nach Krieg gegen den Terror, Finanzkrise und steigender Wirtschaftsnot nichts von seiner Aktualität eingebüßt zu haben scheint. Der mordende Versicherungsagent Walter Neff von einst ist der Walter White aus „Breaking Bad“ von heute. Der Film Noir zeigt eine Welt, darin dessen Bewohner nie zuhause sind. Sie sind, obwohl sie dort wohnen, in ihr zugleich fremd. Der Film Noir zeigt eine Welt, deren Menschen also im eigenen
Leben oftmals wie Fremde herum irren. Zugleich erscheint ihre Welt der des Zuschauers zum Verwechseln ähnlich oder ihm zumindest vertraut. Das macht den Film Noir so zeitlos attraktiv.Sein Schauplatz ist oft die Großstadt. Im Film Noir ist jede Krise aufgrund der Entfremdung ihrer Protagonisten eine individuelle und psychologische. Aus ihr erwachsen schicksalhaft die Verbrechen, Missgeschicke und Unglücksfälle, die der Autor seinen Charakteren zuschreibt. Solche Charaktere eines Film Noirs sind oft vielschichtig und fast immer gebrochen, mitunter hoffnungslos zynisch. In manchem Film Noir spiegelt die individuelle Krise eines Protagonisten die der Gesellschaft. Themen wie Armut, Rassismus, Sozialdarwinismus und ein oft gnadenloser Materialismus lassen Sozialkritik durchscheinen. Der Film Noir wird oft als Kriminalfilm seiner Zeit missdeutet. Ein Film Noir muss keine Verbrechen beinhalten, keinen Mord und keinen Totschlag. Solche Elemente dienen im Film Noir vor allem als extremer Ausdruck der Krise. Hier zeigt sich dem Zuschauer ein Wesenselement des Film
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Noirs – die Ambivalenz. Jedes Geschehen hat mindestens zwei Seiten. Stil: Die Form wird Metapher des Inhalts selbst. Die Regisseure und Kameramänner erweisen sich als die Vorreiter des Genres. In Rächer der Unterwelt / Die Killer von 1946 ist der Kontrast von weiß und schwarz so schwach, dass die Szenen wie animiert wirken. Gleißender Lichteinfall und tiefdunkle Schattenspiele, aberwitzige Kamerawinkel und Fahrten. Das Kunstlicht blendet und es liegen Räume in undurchdringlichem Schatten. Formen verschwimmen, Konturen treten überscharf hervor. Allerorts haben die Perspektiven und Blickwinkel sich verschoben. Der Filmemacher Fritz Lang ist 1919 Pionier des Film Noirs. Überblendungen, Schnitttechnik, Kamerafahrten und –schwenks, dazu bizarre Studiobauten und Maskeraden. Citizen Kane, zwar kein Film Noir ist, aber mit seiner innovativen Kameraarbeit und einem expressionistischen Schwarzweiß das Filmschaffen in Hollywood revolutionierte.
Stadt: Die meisten Film Noirs spielen inmitten der unüberschaubaren Architektur einer Großstadt. Ihre Lichter und Linien brechen sich so vielfältig, wie sich die Lebenslichter und Lebenslinien der Charaktere im Film Noir ineinander verstricken. Die Orte dulden kein Verweilen. Zunächst wurden die meisten Hollywoodfilme der Vierziger in Studiosets gedreht. Die Aufnahmegeräte werden kleiner und mobiler, sodass erst später in Filmen wie Stadt ohne Maske / Die nackte Stadt oder Kennwort 777 die Kamera auf die Straße kommt. Labyrinth. Schattenarchitektur. Winkel. Der späte Film Noir und der Post Noir brachten teils meisterhafte Städteportraits, die manchem Werk seinen besonderen Charakter verliehen. Die Ikone: Mit der Rolle des Privatdetektivs »Sam« vollzog Humphrey Bogart 1941 den Schritt vom Filmschauspieler zum Filmstar. Humphrey Bogart trat bis zu seinem Krebstod im Jahr 1957 in vielen Film Noirs auf. Er prägte nicht nur das Image seiner Protagonisten sondern wurde zum Inbegriff des Stils.
Für viele Filmhistoriker endet die Ära des klassischen Film Noirs 1958 mit Orson Welles’ Im »Zeichen des Bösen«.
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Obwohl man den Rechercheteil noch durchaus ausweiten könnte, reicht das erst mal. Ist die Recherche hiermit abgeschlossen? Nein, lange nicht. Durch die Recherche und den Begriffen die ich in meinem Hinterkopf eingebrannt hatte entwickelte ich eine erste sehr sehr grobe Idee. Nämlich sollte meine Geschichte in einem deutschen Knast spielen. Also geht es weiter. Wie sahen die Gefängnisse damals aus? Welche gab es? Warum wurde man inhaftiert? Wie waren die Bedingungen? Welche sind die Schicksalsschläge? Wie sahen die Wächter aus? Wer betrieb Sie? Wie entstanden Sie? Etc. Schnell kam ich allerdings auf Bautzen, als das bekannteste, wegen der Skandale, Zuchthaus der Zeit.
Recherche Knast 40-50er Gefängnisse in den 40-50er wurden liebevoll Zuchthaus genannt.
Bautzen ist eines der bekanntesten. Es wurde 1904 gebaut. Damals galt es als die modernste Strafvollzugsanstalt Sachsens. Der Volksmund nannte es „Gelbes Elend“ aufgrund der gelben Fassade.
Es gab in der Stadt Bautzen zwei Gefängnisse bzw. Zuchthäuser. Bautzen 1 und Bautzen 2. In Bautzen 2 befindet sich jetzt eine Gedenkstätte da beide sowohl in der Nationalsozialistischen Zeit als auch während der Sowjetischen Besatzung und auch in der DDR zum einsperren Politischer Häftlinge diente. Dort wurden aber nicht nur Politische Gefangene unter gebracht sondern auch reguläre Verbrecher wie Mörder, Diebe und co. Eigentlich sollte es ein modernes, menschenwürdiges Gefängnis werden. Das allerdings wurde nichts. Zwischen 1933 und 1945 waren in Bautzen nämlich politische Gegner aus der KPD
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(Kommunistische Partei Deutschlands, die aus mehreren kleineren Kommunistischen Gruppierungen nach dem ersten Weltkrieg hervorging. Sie verstanden sich als revolutionäre Alternative zur SPD. Sie waren Teil von Stalins Kommunistischen Internationale. Wurden im zweiten Weltkrieg vernichtet. Nach dem zweiten Weltkrieg während der Sowjetischen Besatzung wieder aufgebaut und mit der SPD im Osten vereint und später sogar im deutschen Bundestag vertreten) und SPD (wie auch z.B. Ernst Thälmann: ein Deutscher Politiker der Weimarer Republik (: Abschnitt der Deutschen Geschichte von 1918-33 in der erstmals eine parlamentarische Demokratie in Deutschland bestand.) Er war Parteivorsitzender der KDP bis zu seiner Verhaftung. Er wurde 1944 nach 11 Jahren Einzelhaft auf direktem Befehl Adolf Hitlers erschossen) und andere von den Nazis verfolgte Gruppen inhaftiert. Von 1945 bis 1950 richtete die Sowjetischen Militäradministration in
Deutschland (war nach dem zweiten Weltkrieg die oberste Besatzungsbehörde von 1945 bis zur Übertagung der Verwaltungshoheit an die Regierung der DDR) das Speziallager n#4 ein. Speziallager wurden zur „Säuberung des Hinterlandes der kämpfenden Truppen der Roten Armee von feindlichen Elementen“ errichtet. In ihnen wurden alle gefährlich eingestuften Personen festgehalten. Nationalsozialisten, Unternehmer, Führungskräfte, Adelige sowie willkürlich Festgenommene inhaftiert. Darunter waren viele Jugendliche, denen die Sowjets vorwarfen, dem Werwolf angehört zu haben. In einem als Einzelzelle geplanten Raum lagen normalerweise fünf, vereinzelt auch sechs Mann. Ein provisorisch errichtetes Barackenlager wurde von 5000 bis 7000 Häftlinge belegt. Die Haftbedingungen waren unmenschlich. 1945 Wurde zum Beispiel auch Margot Drechsel inhaftiert. Eine Aufseherin in KZs und später sogar Rapportführerin (Der Rapportführer war dem Schutzhaftlagerführer direkt unterstellt. Ihm oblag die Erfassung und tägliche Meldung des Häftlingsbestandes, die Leitung der Häftlingsschreibstube, die
Einteilung der Blockführer sowie die Durchführung und Überwachung der angeordneten Lagerstrafen) die als besonders brutal beschrieben wurde. Besonders bei weiblichen Gefangenen war sie gefürchtet Sie misshandelte Häftlinge bis zum Tod und war an der Auswahl von Personen für die Gaskammer beteiligt. Nach c.a. 3 Jahren Haft wurde sie im Zuchthaus Bautzen gehängt. Unter den verurteilten Insassen waren aber auch sowjetische Militärangehörige. Die Aufsicht im Gebäude hatten ausschließlich sowjetische Uniformierte. Vor den Zellenfenstern wurden große Blechblenden montiert, die keinerlei Ausblick mehr zuließen. Die dort untergebrachten Speziallagerhäftlinge kamen per Güterzugtransport ins Lager. Von den rd. 2050 neuen Insassen wurden 1350 im Januar 1950 entlassen; ein Rest von 700 kam nach Waldheim. Von diesen wurden viele in den Waldheimer Prozessen verurteilt. Bis dahin starben etwa 4100 Häftlinge, die in anonymen Massengräbern bestattet wurden. Im März 1950 kam es in der Anstalt zu Hungerprotesten, die von der Deutschen Volkspolizei niedergeschlagen wurden. Seit den 1950er Jahren diente Bautzen I
in erster Linie zur Inhaftierung mehrfach Vorbestrafter und wegen schwerer Delikte zur Langzeithaft Verurteilter. Insbesondere in den ersten Nachwendejahren wurde „Bautzen“ als ein Inbegriff des DDRUnrechtes über die deutschen Grenzen hinaus bekannt. Da einige bedeutende Schriftsteller in Bautzen gefangengehalten wurden, haben diese ihre Erlebnisse auch literarisch verarbeitet. Aus Bautzen II sind für die DDR-Zeit unmenschliche Haftbedingungen dokumentiert, Häftlinge haben dauerhafte psychische und physische Schäden davongetragen, es sind aber keine Ermordungen nachgewiesen, einige wenige Gefangene starben allerdings unter ungeklärten Umständen in ihren Zellen. Bücher: - Bautzen II: Dokumentarische Erkundung in Fotos mit Zeitzeugenberichten - Vorwort Gesine Schwan. - Bautzen II: Sonderhaftanstalt unter MfS-Kontrolle, 1956 bis 1989, Bericht und Dokumentation Aufruhr hinter Gittern: „Das Gelbe Elend“ - Die Hoffnung gab uns Kraft - Strafvollzug zwischen Wende und Wiedervereinigung - Kriminalpolitik und
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Gefangenenprotest im letzten Jahr der DDR Zeugenbericht (aus dem WDR): Ein Brief an eine Hilfsorganisation im Westen der die Abschrift seines Ausreiseantrags hatte wurde abgefangen. Uwe Gümmel wurde verhaftet, verurteilt und weggesperrt. „Ich wollte nichts anderes als frei sein, stattdessen wurde ich 5 Jahre im Tigerkäfig weggesperrt. Das war ein Knast im Knast. Hier wurde ich geschlagen, gefoltert und war ständigem Psychoterror ausgesetzt. In der Zelle die durch Eisenstangen auf c.a. 6 m² eingeschränkt wurde. Das Essen war schlecht. Meist gab es nur Kohlsuppe. Der Kontakt zur Außenwelt war vollkommen abgeriegelt. Die Zelle war im Sommer unerträglich warm und im Winter unerträglich kalt. Die Wächter konnten das Fenster je nach Verhalten ankippen. Die Hilferufe, die Geschreie und die Selbstmordversuche meiner Zellennachbarn war eins meiner
Schlimmsten Erlebnisse. Als ich es nach einem Jahr nicht mehr aushielte ging ich in den Hungerstreik. Als ich zusammenbrach brachte man mich in das Haftkrankenhaus von Bautzen. Dort wurde ich angeschnallt und ein Schlauch wurde mir durch die Nase gehängt. Vor Schmerzen fing ich wieder an zu essen. Danach kam ich erneut zurück in den Tigerkäfig. Wo ich von den Wächtern besonders misshandelt wurde. Einer lies mich an einen Stuhl fesseln mit Stacheldraht um den Hals weil ich das Haareschneiden verweigerte. Dies Wächter bearbeiteten mich mit Stiefeltritten, Gummiknüppel und Totschlägern.“ „Gleichzeitig zum Schuleintritt ging ich zum Deutschen Jungfolk. Das heißt, ich wurde dazu gezwungen. Man konnte zwar austreten, das war aber sehr gefährlich für die Familie. Die Schule war sehr streng am Nationalsozialismus angeordnet. Die Lehrer verlangten Disziplin. Wir bildeten also kleine Gruppierungen um davon ein bisschen
aus zu brechen. Zum Beispiel mal Zigaretten zu rauchen im Wald hinter Büschen. Was streng verboten war. Ich kam mir damals vor wie ein Rädelsführer und sagte, dass ich die ganze Verantwortung auf mich nehme. Es gab also ein Verfahren in der Schule. Mir wurde geraten von der Schule ab zu gehen und solange ich auf der Schule sei, hätten alle Schüler mit mir Sprechverbot. Also ging ich von der Schule ab auf die König Georg Schule. Hier herrschte ein humanistischer Unterricht. 1944 wurden wir eingezogen als Luftwaffenhelfer mit 15. Wir lernten den Krieg kennen. Mit Glück orderte der Kommandant den Rückzug an. Ich versteckte mich in einer Tischlerei in Dresden. Am 8ten Mai bin ich aus dem Keller gekrochen. Es war ein zwiespältiger Tag. Es kamen Panzer, es wurde geschossen. Die Sowjets marschierten ein. Es gab Ausschüsse um zu diskutieren wie es weiter gehen sollte. Erstmals wurden wieder Parteien zu gelassen. So landete ich bei den Liberaldemokraten. Ich besuchte eine Parteischule. Die Diskussionen waren
frei. Es kam dazu, dass es innerhalb unserer Kreise zu keinen Gruppierungen zu kommen. Uns war klar, dass unsere Tätigkeit immer mehr abglitt von dem reinen widersprechen, was ja noch legal war, zu immer mehr konspirativen illegalen Tätigkeiten. Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland war für uns eine Enttäuschung. Darum fingen wir westdeutsche Nachrichten ab und diskutierten mit vielen Leuten. Das war ja schon Illegal. Viele von uns wurden damals schon verhaftet und verurteilt. Ich wollte aber einfach nicht aufgeben, dass wir in der DDR eine vernünftige Struktur aufbauen konnten. Klar war das naiv. Aber ich dacht damals mit 22 wirklich, dass wir etwas verändern konnten. Also machten wir weiter. Ziemlich überraschend kam dann doch meine Verhaftung 1952. Zu meinem Geburtstag hatte mir ein bekannter eine Schallplatte geschenkt mit Witzen gegen die Regierung. Er wurde verhaftet und ich ebenso. Ein kahler Raum mit einem normalen Küchenstuhl. Ein Schreibtisch in einiger Entfernung hinter welchem zwei Männer saßen die ich nicht richtig sehen konnte da ein Scheinwerfer direkt auf mich gerichtet war. Dann kam auch schon die erste Frage. Rausgebrüllt, die ich nicht verstanden habe. Seit wann
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sind sie Mitglied der KGU und ich habe verstanden zur KWU also zur Kommunalen Wirtschafts Union, also das waren die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs. Aber die KGU war die Gruppierung Kampf Gegen Unmenschlichkeit, also eine der meist gehassten westlichen Gruppierungen der DDR. Meine Vernehmung zog sich 48 Stunden durch. Ununterbrochen selbst ohne Toilettengang. Das führte zu meinem Herzanfall. Dann ging es weiter. Es gab psychische Folterung und auch Körperliche. Z.B. in eine kleine Zelle gesperrt ohne Licht, mit den Füßen im Wasser. Die Zelle war so klein, dass man nicht aufrecht stehen konnte. Also konnte ich mich weder setzen noch aufrecht stehen. Die Zellen an sich waren 2x3 Meter. Nachts konnte man sich nicht hinlegen, die Betten wurden hochgeklappt. Es gab einen kleinen
Kübel und ein Waschbecken. Als sie mich nicht verurteilen konnten gab es eine neue Anklage. Meine Anklage lautete Verbreitung faschistischen Gedankenguts, etwas das ich nie betrieben hätte denn meine Abneigung gegen den Faschismus war einfach viel zu groß. Und der Beukothetze. Das konnte auch schon ein Brief sein, den man geschrieben hat in dem geschildert wurde, dass die Versorgungslage schlecht sei. Für solche Briefe wurde so mancher zum Tode verurteilt. Es kam zu einem harten politischen Schlagaustausch zwischen dem Richter und mir. Der Prozess ist für mich gut ausgegangen. Statt 8 Jahre wurde ich nur für 2 Jahre verurteilt. Ich kam ins Gefängnis Bautzen. Die erste Zeit kam ich in Einzelhaft. Dann wurde ich in eine Gemeinschaftzelle gebracht. Diese waren nicht größer als die Einzelzellen aber belegt mit 3 Leuten. Das größte erreichbare Privileg war die Genehmigung zu arbeiten. Ich wurde eingeteilt aus Hanf Fußabtreter zu machen. Die Hygienischen
Bedingungen waren eine Katastrophe. Es gab von allem viel zu wenig, Essen, Toiletten usw. Es stank fürchterlich. Später wurden wir zum Gleisbau eingeteilt. Der Aufbau war wie in den Konzentrationslagern: es waren Baracken mit mehreren Stacheldrahtzäunen und Wachtürmen auf denen Leuchtstrahler und Menschen mit Maschinengewehren waren. Die Stimmung war gedrückt. Kurz vor meiner Entlassung kam ich in einer Einzelzelle ohne zu wissen warum. Bis ich eines Tages aufgefordert wurde mit zu kommen und wurde in einen großen Vernehmungsraum geführt. Ich wurde noch einmal verhört. Meine Verfassung war katastrophal. Die Vernehmung dauerte 4 Tage. Dann wurde ich glücklicherweise entlassen. Meine Eltern und meine Freunde hatten zu meiner großen Überraschung draußen im dunkeln im Schnee auf mich gewartet. Alle möglichen Nachbarn und Bekannten hatten Blumen mit gebracht. Aber auf diese fröhliche Überraschung folgte sofort wieder der druck der DDR. Regelmäßig kamen Beamte um mir und meiner Freundin fragen zu stellen.
Es war ein permanenter Druck. All das führte dazu, dass ich in den Westen geflüchtet bin.“ DDR Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) war ein Staat in Mitteleuropa, der von 1949 bis 1990 existierte. Die DDR verstand sich als „sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern“ und deutscher Friedensstaat, der die Wurzeln für Krieg und Faschismus beseitigt habe. Die DDR verstand sich als „sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern“ und deutscher Friedensstaat, der die Wurzeln für Krieg und Faschismus beseitigt habe. Die DDR verstand sich als „sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern“ und deutscher Friedensstaat, der die Wurzeln für Krieg und Faschismus beseitigt habe. Es zeigte sich auch daran, dass das Ministerium für Staatssicherheit (kurz MfS oder „Stasi“) zu einem die ganze Gesellschaft durchdringenden Organ der Überwachung und gezielten Zersetzung oppositioneller Aktivitäten und Gruppierungen ausgebaut wurde. Das undemokratische politische System in Verbindung mit den wirtschaftlichen Schwächen demoralisierte zunehmend die Bevölkerung. Besonders als Anträge auf Ausreise möglich wurden, wogegen der Staat, trotz vielfältiger Schikanen, letztlich nicht ankam. Auch innerhalb der Machtstrukturen der
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DDR schwand der Rückhalt, sodass die 1989 offen ausbrechenden Proteste vieler Bürger nicht mehr niedergeschlagen wurden und als friedliche Revolution das Ende der DDR besiegelten. Berichte: Benno von Heyniz wuchs in adeligen kreisen auf, dem Nationalsozialismus stand die konservative, deutsche Familie eher skeptisch entgegen. Er war von Anfang an kein begeisterter Mitglied der NaziJugend. Diese Skepsis entwickelte sich zu seinem Nachteil als er mit dem Regime konfrontiert wurde. Die Familie wurde enteignet. Sein Bruder wurde ermordet da er einen leichten Autismus hatte. Benno selber hörte seitdem ausschließlich ausländische Sender, sammelte Flugblätter und reichte Regimefeindliche Kettenbriefe weiter. Kurz, er machte sich stark gegen die Nazis. Glücklicherweise überlebte er den Krieg zu dessen Ende er sich an den Demokratischen Neuaufbau Deutschlands beteiligen wollte. Er wurde Teil der Demokratischen Partei Deutschlands und hatte Kontakte zur SPD. Er Protestierte gegen den Verbot der SPD und SBZ mithilfe von Flugblättern.
Später wurde er auf frischer Tat beim kleben ertappt und der Sowjetischen Militärverwaltung übergeben. Er wurde ins Gefängnis Bautzen II eingewiesen, damals Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Geheimdienstes. Von November 1947 bis zum Juli 1950 musste Benno von Heynitz seine Strafe unter unmenschlichen Bedingungen im sowjetischen Speziallager Bautzen verbüßen. Er wurde regelmäßig gefoltert und vergewaltigt. Erst nach fast neun Jahren öffneten sich für Benno von Heynitz am 31. Mai 1956 die Gefängnistore. Er verließ die DDR und folgte seiner Mutter in den Westen. Heinz Brandt gehört zu jenen Menschen, die sowohl von den Nationalsozialisten als auch von den Kommunisten wegen ihrer politischen Überzeugung und ihres Widerstandes verfolgt worden sind. Er überlebte die nationalsozialistischen Gefängnisse und Lager Luckau, Brandenburg, Sachsenhausen, Auschwitz und Buchenwald. Später, in der DDR, war er in den Gefängnissen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Berlin-
Hohenschönhausen und in Bautzen inhaftiert. Trotz aller Widrigkeiten und Lebenserfahrungen engagierte er sich bis zu seinem Tode für eine menschliche demokratischsozialistische Gesellschaft. Das Elternhaus, in dem er mit seinen jüngeren Geschwistern Lili, Richard und Wolfgang aufwuchs, war weltoffen, bildungsbürgerlich und liberal. Er war als Redakteur bei den Zeitungen „Schulkampf“ und „Rote Studenten“ aus politischen Gründen zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er aber nicht bezahlte, sondern im Gefängnis verbüßte. Später, nach seiner Freilassung, verschleppte ihn die SA in BerlinWeißensee in einen ihrer Folterkeller. Dort wurde er schwer misshandelt, dann aber wieder freigelassen. Dies hielt ihn nicht davon ab, sich in der Folgezeit als Mitherausgeber der illegalen kommunistischen Betriebszeitung „SiemensLautsprecher“ zu engagieren. Dann wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Sein Vater erkrankte und starb aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen im Ghetto an einer
Lungenentzündung, auch sein Bruder Wolfgang verstarb und seine Mutter wurde im KZ in Auschwitz ermordet. Später erfuhr er, dass sein Bruder Richard dem Stalinschen Terror in der Sowjetunion zum Opfer gefallen war und seine Schwester Lili in der Verbannung in Sibirien lebte. Beide waren vor den Nationalsozialisten dorthin geflohen. Heinz Brandt überlebte nur durch glückliche Umstände und durch die Hilfe von Kameraden. Unmittelbar nach der Befreiung aus dem KZ nahm Heinz Brandt eine Arbeit in der Berliner Stadtverwaltung auf und gründete mit anderen ehemaligen KZ-Häftlingen den Berliner Hauptausschuss „Opfer des Faschismus“. Später sympathisierte er mit den Aufständischen. Von der dem Osten ausgerichteten Regierung wurde er gelinkt. Agenten der Staatssicherheit hatten eine Spionin gezielt auf ihn angesetzt um ihn in den Osten zu schleppen und zu verhaften. Er wurde wegen angeblicher „schwerer Spionage in Tateinheit mit staatsgefährdender Propaganda und Hetze im schweren Fall“ zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er wurde im Sondergefängnis der Staatssicherheit in Bautzen in Isolationshaft inhaftiert. Durch die totale Einsamkeit wird er vollkommen
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auf sich selbst zurückgeworfen. Die Einzelhaft stellte eine schwere psychische Belastung dar. Immer wieder erwachte er aus Alpträumen, wenn er in der Bautzner Zelle von seiner KZ-Haft träumte. Kontakt hatte er nur zu einigen Wärtern und dem Gefängnisarzt. Später nur schriftlichen Kontakt, einmal im Monat, mit seiner Frau. An seiner Freilassung am 23. Mai 1964 hatte eine internationale Solidaritätskampagne, an der neben anderen die IG Metall, Erich Fromm, Amnesty International und der Philosoph Bertrand Russell mitwirkten, bedeutenden Anteil. Die Geschichte von William Horne: Niemand wagte bisher, mit der Wahrheit rauszukommen.“ William Horne aber will endlich Frieden schließen. Vier Tage nach der Einführung der Ostmark hat der Lehrling in einem Brandenburger Konsum gut zu tun. Bis zwei wortkarge Männer in Anzügen ihn in einen VW samt Chauffeur bugsieren. Es wird der letzte Luxus für viele Jahre sein – für Günther Horn ist es die Fahrt zur Hölle. Denn: Die Männer bringen ihn in einen Mietskeller, umgebaut zum Verhörzimmer
des sowjetischen Geheimdienstes. Der Vorwurf: Er soll Nummernschilder von Armeefahrzeugen notiert und weitergegeben haben, also Militärspionage. Das Urteil wenig später: 25 Jahre Zwangsarbeitslager. Mehrere Zähne verliert er bei Misshandlungen, soll mit vorgehaltener Pistole zur Unterzeichnung von Geständnissen gezwungen werden. Er weigert sich. „Ich bin unschuldig“ sagt er immer wieder. Trotzdem, sein Wille ist gebrochen. „Ich war bereit, meinem Leben ein Ende zu setzen, meinen Kopf gegen den Bolzen mit aller Kraft zu stoßen. Doch plötzlich öffnete ein Wärter die Tür. Meine Güte, ich war doch noch minderjährig.“ Das Harmloseste: Günther und die anderen Häftlinge müssen ihre ausgehungerten Körper auf dem Flur zu Schau stellen. Im Gänsemarsch laufen sie nackt vor einer Ärztekommission über den Flur, die Mediziner begutachten die skelettartigen Leiber. „Sogar in der Masse der Männer bin ich aufgefallen. Ich war 1,54 Meter groß, wog 45 Kilogramm und sah aus wie 15. Deswegen wurde ich nur Bubi genannt. Einer der Ärzte rief: ,Guckt mal, sein kleines Schwänzchen’. Eine solche Erniedrigung!“. Die Seele des jungen Mannes ist zerstört, wie der Körper geschunden von den psychischen und
physischen Misshandlungen. Doch Günther überlebt Bautzen. Wegen Werner. Der organisiert extra Brotrationen, verzichtet dafür auf seine rationierten Zigaretten und hat ein Auge auf Bubi. Die beiden verlieben sich ineinander, haben Sex an „ihrem“ geheimen Platz. „Dort konnten wir uns heiß und liebevoll vereinigen“. Obwohl auf Werner „draußen“ eine Frau wartet. Doch nicht immer kann er Günther zur Seite stehen: An einem Spätnachmittag werden die beiden von den Hilfsaufsehern Manne und Lulatsch abgefangen. ,Du, Werner, hör mal, wir wollen dem Bubi nur kurz was zeigen, ist das in Ordnung?’ Werner stimmt zu und Günther folgt den dreien in die Wäschekammer. Nichtsahnend. Dann ging alles schnell. Mir wurden die Klamotten vom Leib gerissen. Manne bedeckte meinen Mund, mein Gesicht mit wilden Küssen. Er biss in meinen Hals, meine Brustwarzen und stieß mich auf einen Wäschesack. Sein Gesicht war über meinem, lüstern hämisch grinsend. Er sagte: ,Bubi, jetzt, endlich hab’ ich dich. Erst werd’ ich dich nehmen und dann der Lulatsch“. Die Vergewaltigung sollte nicht die letzte gewesen sein. in rastloses Leben. In das jetzt Ruhe kommen soll. Dafür kehrte Horne nach Brandenburg/Havel zurück und schreibt
gerade seine Memoiren. Denn: „Es gibt viele Bücher über Bautzen. Doch ein Thema wird verschwiegen: Die Vergewaltigungen und der Missbrauch junger Männer. Damalige Opfer haben bis zum heutigen Tag aus Schamgefühl nicht darüber berichtet. Doch jetzt ist Schluss.“ So wurden die Häftlinge in Bautzen gequält: Willkür der Aufseher: Gefürchtet wurde der berüchtigte „Stasi-Knast“ für die harten und menschenverachtenden Haftbedingungen. Besonders dramatisch: Die Häftlinge waren vollkommen der Willkür ihrer Aufseher ausgeliefert. So mussten sie unter anderem Isolationshaft und teilweise Folter über sich ergehen lassen. Einziger Hoffnungsschimmer war ein Freikauf. Die Bundesrepublik zahlte der DDR seit 1964 hohe Summen, meist in Naturalien, um inhaftierte Häftlinge freizubekommen. Gleichzeitig konnte der Gedanke an den Freikauf eine schlimme psychische Belastung sein. Das Gefühl des Ausgeliefertseins und die völlige Ungewissheit über den Zeitpunkt waren wohl die Hauptursachen. Auch Sigrid Grünewald litt nicht nur körperlich, sondern vor allem psychisch. Nach ihrer Inhaftierung wurde sie von den Insassen
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aus der DDR getrennt und musste in der Küche arbeiten. Die Arbeit war anstrengend, sie zehrte an ihr. Bald stieg sie jedoch auf, zum „Küchenbrigadier“. Eine kleine Erleichterung, denn sie erhielt eine Einzelzelle. Abgeschottet von der Außenwelt in sechs Quadratmeter großen Einzelzellen harrten die Regimekritiker und politischen Gefangenen der DDR im damaligen Stasi-Gefängnis Bautzen II jahrelang aus. Ihr einziger Kontakt war der zum Häftling in der Nachbarzelle: mit Klopfzeichen oder Gesprächen durch die Toilettenrohre. Aber auch das blieb nicht geheim. Wie sich bei neuen Untersuchungen in drei Zellen der Sonderhaftanstalt herausstellte, war die Staatssicherheit immer dabei. Experten des Fraunhofer-Instituts entdeckten in den Wänden Mikrofone. Für ein wissenschaftliches Gutachten hat der Akustikspezialist Daniel Beer alte Baupläne untersucht. Die Skizzen verrieten die Lage der Wanzen: unter dem Bett hinter
der Scheuerleiste, bedeckt von einer ein Zentimeter dicken Gipsschicht. Trotz der genauen Beschreibung waren die gerade zwei Zentimeter langen Objekte schwer zu entdecken. „Bei einer ersten Untersuchung mit Detektoren hatten wir keinen Erfolg. Wir wollten schon aufgeben. Dann ist der Hausmeister doch noch einmal drangegangen – und wir wurden fündig“, so Beer. Zwei Kammern wurden untersucht. Jede hatte zwei Wanzen in der Wand. Im Stasi-Kerker Bautzen II folterten die DDR-Diktatoren ihre Gegner mit jahrelanger Einzelhaft. Noch in der Isolationszelle belauschten sie die Häftlinge – mit Wanzen aus dem Westen.
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Soviel zur Recherche. Das ist schon mal ordentlich. Ich kann es aber dennoch nicht oft genug sagen, wenn man mehr Zeit hat, sollte man die Recherche durchaus noch ausweiten. Ein ausgezeichnetes Projekt besteht in der Regel aus 70% Recherche und 30% Umsetzung. Aus der Recherche ergeben sich die un端bertroffenen Ideen.
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Nebst der ausgiebigen Recherche machten wir im ersten Block Studien Ăźber Licht und Schatten und verschiedener Zeichenstile um uns so unseren eigenen ÂťnoirÂŤ Stil an zu eignen.
DIE UMSETZUNG
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Die Story, kurzgefasst: Meine Geschichte ist zwar fiktiv, wurde allerdings massiv von Bennos leidensweg inspiriert. Es geht und einen Bürger der DDR, der zu unrecht in den Knast kommt. Wie es damals so oft geschah. Auch ihn nenne ich Benno. In der Zuchtanstalt wird er tagtäglich gefoltert und misshandelt. Was damals ebenfalls Alltag war. Statt allerdings durch zu halten und einige Jahre später mit der Wahrheit raus zu rücken und den Menschen einen fairen Prozess zu geben, rastet mein Protagonist aus. Ihm gelingt es während er vergewaltigt wird die Oberhand über die Situation zu gewinnen und den Peiniger niederzuschlagen. Er stiehlt dessen Waffe und fängt an Amok zu laufen. Bis hin zum Gefängnisleiter, der gerade von der Informantin befriedigt wird, die Benno in den Knast gebracht hat. Logischerweise müssen beide sterben. Benno ist völlig am Ende und will auch sich selbst umbringen. Dies gelingt ihm allerdings nicht. Er hat es nicht verdiehnt zu sterben. Frau Nowacki war es allerdings verständlicherweise sehr wichtig, dass die Gewaltszenen nicht explizit dargestellt werden. Schade eigentlich. Dennoch richtig, im Sinne einer „echten“ »noir« Geschichte. Die Farbpalette: Ganz einfach: Schwarz, Weiß + 90-30% Scharz zur Schattierung Die Schrift: Als Schriftfamilie wählte ich »Wickhop handwriting« eine geschwungene Schrift die ein bisschen an den WandSchmierereien ärmlicher Gegenden erinnert. Es ist ein Ausdruck der Rebellion. Es ist verboten und es gilt als Hässlich – fast schon die Beschreibung eines damaligen Film Noir. Passt perfekt. Der Titel: »Der Rote Terror« so wurde der wegen seiner Brutalität berüchtigte Bautzen Gefängnisaufseher Hubert Schulze von den Häftlingen genannt.
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Dies sind die Vorbereitungen f체r die handwerklichen Plakate. Wie schon in der Einleitung beschrieben wurden die fertigen handwerklichen Plakate bei der ersten Pr채sentation eingezogen. Was wichtig ist bevor man ein Plakat realisiert ist, dass man kleine Kompositionsstudien machen. Ganz schnell und grob Skizzen an zu fertigen um das perfekte Text/Bild Zusammenspiel ausfindig zu machen. Diese Skizzen sollten lange betrachtet und gut diskutiert werden. Dann kann man loslegen und umsetzen. Die einzige Gefahr hierbei ist, dass viele kleine Skizzen gefallen und man also auch mehrere Plakate umsetzt. Das ist aber etwas gutes, nichts schlechtes.
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Hat man einmal die Idee, kann man beginnen sich Charaktere aus zu denken: zu wissen, wie sie aussehen, wie sie sich bewegen, und was sie ausmacht, ist natürlich Pflicht. Wenn vergesslich ist, so wie ich, sollte sich also zu den »Character Sheets« noch Biografien überlegen hier sind interessante Fragen die man beantworten kann: 1. Wo und unter welchen Umständen ist die Person geboren? 2. Was liebt sie und was hasst sie? 3. Bescheibe ein emotionales Erlebnis der Person. 4. Größe und Gewicht. 5. Was ist ihr Ziel? 6. Was sollte sie eigentlich erreichen? 7. Wer oder was ist ihr Gegenspieler und wer oder was ist ihr Mitspieler? 8. Merkmale. Diese Charakterbögen habe ich aufgewertet und meinem Endprodukt beigefügt. Ich glaube jeder Fan würde sich freuen mehr über „seine“ Hauptcharaktere zu erfahren..
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Das »Panneling« ist eine Kunst für sich. So habe ich sehr viele Anläufe gebraucht bis zum endgültigen Panneling. Hier entscheide ich mich bewusst dafür nur die 3 letzten Versuche zu zeigen (auch wenn es viel mehr gab (insgesammt neun glaube ich)). Wie im Editorial Design sind auch im Panneling die Möglichkeiten unbegrenzt und deshalb ist es auch so schwierig. Man möchte etwas neues Ausgefallenes und Innovatives erschaffen aber die Leserlichkeit darf nicht beeinträchtigt werden. Ich sage also: ein gutes Panneling ist ein Panneling, dass man gar nicht bemerkt. Leicht gesagt, schwierig getan. Für meinen Teil bin ich so vorgegangen, dass ich erst einmal geschaut habe wie viele Pannels ich habe, dann was in welchen Pannels passiert, ob es eine lange oder eine kurze Handlung ist, eine dynamische oder eher passive und habe dann die Form und Position der Pannels angepasst. So ergab sich ein sehr übersichtliches und zurückhaltendes aber durchaus erfolgreiches Panneling denn es behindert nicht den Lesefluss. Schlichtheit siegt meist. Letzten Endes ist die Leserlichkeit das Wichtigste. Auf den folgenden vier Seiten seht ihr das Comic, etwas kleiner als im Original. Schaut es euch deshalb bitte noch einmal gesondert an.
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Wir kommen nun zu den Plakaten und der Postkarten. Auch hier wurde vor der Umsetzung ausgiebig skizziert, inspiriert und recherchiert. Die Postkarten sind beschrieben mit auf den ersten Blick gewöhnlichen Nachrichten. Es handelt sich allerdings um versteckte Hinweise zu „specialquests“ im eigentlichen Spiel. Auf den folgenden Seiten seht ihr die Abbildungen der fertigen Produkte. Natürlich nie so gut wie das Original, weswegen ich euch bitten würde, die einzelnen Stücke noch einmal gesondert an zu sehen.
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Da es sich um eine Sonderedition bzw. Sammelbox zu einem Produkt handeln soll. Finde ich, dass die Geschichte sich gut als »survival« Videospiel umsetzten lassen würde. Die Ganzen erstellten Goodies, also Comic, Plakate, Postkarten, Sheets und co. wären dann Teil einer Sonder-Sammelbox für Fans. Diese würde in einem Aktenkoffer verschickt werden. Der Comic ist wie eine Stasiakte verpackt. Die Postkarten wirken wie Originale aus der Zeit, als wären sie von den Protagonisten selber geschrieben worden. Oben sehen Sie Produktfotos. Es ist eher ein Dummie, denn natürlich bietet sich diese Idee dazu an ausgeweitet zu werden – der Koffer möchte gepackt werden – z.B. könnte man kleine Hinweise zu Lösungen von Rätseln im Spiel mit einpacken, eine Sonnenbrille zum Spiel, ein Knastoutfit, alte geschwärzte Akten mit Hinweisen zu sonder-Rätseln im Spiel und und und.. der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!
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LAUF, BENNO, LAUF !
Ich hoffe, dass Sie auf dieser kurzen Reise Neues lernen konnten und vor allem viel gefallen hatten. Auch wenn die Geschichte nicht so spaĂ&#x;ig war. Vielen Dank fĂźr Ihre Aufmerksamkeit.