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Série jeunes

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Handy erwünscht

Handy erwünscht

ihm zwar näher gelegen sei als die Posaune, ihm letztlich aber vor allem sicherer erschien: «Als Streicher kommt man eher unter, weil es mehr davon braucht».

Paul kam leicht unter: Nach ein paar Praktika und Vertretungsstellen gelang es beim ersten Vorspiel – Paul gehört seit 2018 in einer 50%-Anstellung zur Orchesterfamilie und lässt sich weiter parellel unterrichten bei einem Grossenbach-Schüler an der Musikhochschule in München: bei Maximilian Hornung.

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Unbescheiden auf der Bühne An diesem Winternachmittag sitzt Paul weit in seinen Stuhl versunken im Kapuzenpulli bei Cappuccino, erzählt vom Kartenspielen mit Freunden und Fussballtreffs mit Orchesterkollegen und von Wanderferien mit seiner Freundin, die auch von Thomas Grossenbacher unterrichtet wurde. Er muss dann irgendwann los, später steht Tschaikowsky auf seinem Programm, die Zweite und die Fünfte, dirigiert vom neuen Chef, für den er schwärmt.

Erst neulich sass Paul im Konzert bei den Berliner Philharmonikern: «Wenn die Streicher Gas geben, dann kommt eine Klangwelle auf einen zu, der kann keiner ausweichen», elektrisierend sei das. «Das geschieht jetzt auch bei uns, dass die Streicher diese Kraft freisetzen. Das Orchester hat dieses enorme Potential, das Paavo jetzt Stück für Stück freilegt.» Es könne aber noch mehr sein, sagt er. Spricht er von der Musik, bekommen seine Worte Gewicht. Und doch korrigiert er sich sofort: Das sei ja nur eine Ahnung, er sei schliesslich noch nicht so lange dabei im Orchester und wolle sich kein Urteil erlauben.

«Ein toller Musiker», hört man indessen bei einer Kollegin. «Den Paul hat man gern», sagt ein Kollege. Gelobt wird sein ausdrucksstarker Ton, der in dieser Saison auch in kammermusikalischer Formation in der Tonhalle Maag zu hören ist. Der wichtigste Rat, den Paul unterwegs erhalten hat: «Auf der Bühne hat Bescheidenheit nichts verloren.» Das sagte ihm Thomas Grossenbacher. Daran denkt Paul oft. Zumindest neben der Bühne nämlich scheint er grundbescheiden.

Melanie Kollbrunner

Zuwachs im Orchester

In der Folge möchten wir Ihnen in jedem Magazin eine Musikerin oder einen Musiker vorstellen, die zum neusten Zuwachs im Orchester gehören. Sie alle nämlich sind nun ein fester Bestandteil der TOZ-Familie. red

Juan Pérez Floristán / *1993 Sevilla Studium in Madrid und Berlin International Lässig durch die Welt

Die Musikerlaufbahn des 26-jährigen Spaniers Juan Pérez Floristán liest sich fast wie ein Reisebericht: Royal Albert Hall London, Herkulessaal München, Budapest, Madrid, St. Petersburg, Verbier, Malmö, Monterey … Auch seine Ausbildung trägt internationale Züge: Nach Studien bei der russischen Pianistin Galina Eguiazarova an der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid setzt er seinen Weg bei Eldar Nebolsin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin fort. Auch Begegnungen mit Daniel Barenboim, Menahem Pressler oder Nelson Goerner haben ihn geprägt.

Gelassen Neben der Arbeit mit grossen Orchestern liegt sein Schwerpunkt vor allem auf der Kammermusik. Doch extravagante Performance ist seine Sache nicht. «Perfektes Understatement», titelte ein Rezensent nach einem gelassenen Auftritt des Spaniers. Denn nach einem zarten Lächeln vor dem Konzert steigert er sich im Konzert zu mitreissender Virtuosität. «Juan Pérez Floristán lebt diese Musik!» – nur eben gelassener.

Silvio Badolato

tonhalle-orchester.ch/serie-jeunes

Mo 23.03.20 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag Série jeunes

Juan Pérez Floristán Klavier György Ligeti «Musica ricercata» Ludwig van Beethoven Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 «Appassionata» Modest Mussorgsky «Bilder einer Ausstellung»

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