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Ausgabe 7/2009, Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Österr. Post AG, Sponsoring-Post Vertragsnummer: GZ 02Z034306 S BNPA: 3100 St. Pölten
Verdi Requiem Jenseits von Afrika Spaziergang mit Rudolf Buchbinder
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Tonkünstler live: Die neue CD
Composer In Residence in Grafenegg 2009
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Inhalt
Editorial Liebe Musikfreunde!
Tan Dun Der Oscar-Preisträger und Composer in Residence des Musik-Festivals 2009 zählt zu den schillerndsten Figuren der internationalen KompoSeiten 2/3 nistenszene. Festival-Eröffnung Der designierte Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada dirigiert die Tonkünstler und zwei Stars der Opernwelt: Ferruccio Furlanetto und Joseph Calleja. Seiten 4/5 Mit Rudolf Buchbinder durch Grafenegg Der Festival-Leiter führt auf einem entspannten Spaziergang durch Grafenegg und erzählt von seinen LiebSeiten 6/7 lingsplätzen. Verdi-Requiem Eine Totenmesse, die nicht für kirchliche Zwecke komponiert wurde, ist in Starbesetzung einer der Höhepunkte des MusikSeiten 8/9 Sommers. Jenseits von Afrika Das Tonkünstler-Orchester unter Kristjan Järvi im Ozean der Rhythmen. Mit kompetenter Unterstützung aus Afrika. Seiten 10/11 Julian Rachlin Der Ausnahmegeiger hat sich in der vergangenen Zeit verstärkt dem Repertoire für Viola gewidmet. In Grafenegg tritt er in Doppelfunktion Seite 12 auf.
Es gab im vergangenen Winter Zeiten, in denen wir uns gefragt haben, ob das nasskalte Wetter gar nicht mehr aufhören will und ob wir denn einmal wieder Musik am Wolkenturm genießen dürfen... Die warme Zeit des Jahres ist jedoch unübersehbar angebrochen, und wir sind mitten in den Vorbereitungen auf die sommerlichen Konzertereignisse in Grafenegg. Passend dazu führen wir Sie mit der vorliegenden Ausgabe unseres Magazins durch die Programme zwischen Juni und September, naturgemäß liegt der Schwerpunkt dabei auf den Projekten, die das TonkünstlerOrchester in Grafenegg bestreitet. Besonders freuen wir uns auf die Zusammenarbeit mit Tan Dun, dem heurigen Composer in Residence des MusikFestivals. Tan Duns Schaffen ist ein faszinierender Brückenschlag zwischen seiner chinesischen Heimat, seiner klassischen Ausbildung und der abendländischen Musiktradition, in der er heute zuhause ist. Aber auch innerhalb des Musik-Sommers warten spannende Aufgaben auf uns. Ein Highlight wird ohne Zweifel die Aufführung von Verdis Requiem mit Gianandrea Noseda und hochkarätigen Sängern. Der scheidende Chefdirigent Kristjan Järvi hat gleich mehrere, wie gewohnt innovative Programme zusammengestellt. Sie erhalten aber auch eine Vorschau auf die zahlreichen Gastspiele mit internationalen Klangkörpern, Dirigenten und Solisten. Nicht zuletzt laden wir Sie zu einem privaten Spaziergang durch das Schlossareal an der Seite von Festival-Leiter Rudolf Buchbinder ein, der Ihnen sein Grafenegg und seine Lieblingsplätze vorstellt. Sommerliche Konzertfreuden wünschen Ihnen, Geschäftsführer Johannes Neubert und Ihr Tonkünstler-Orchester
DAS MAGAZIN – AUSGABE 2/2009
Grafenegg 2009 Ein kurzer Überblick: Das London Symphony Orchestra, die Stockholmer Philharmoniker sowie ein Recital mit Andreas Scholl. Seite 13 Esa-Pekka Salonen Der finnische Meisterdirigent gastiert mit seinem Philharmonia Orchestra London am Wolkenturm. Ein Portrait des Pultstars. Seiten 14/15 Clemens Hellsberg im Gespräch Die Wiener Philharmoniker gastieren unter Zubin Mehta in Grafenegg. Ein Gespräch mit ihrem Vorstand. Seiten 16/17 Budapest Festival Orchestra Unlängst in die internationalen Orchester-Top-10 gewählt, gastieren die Budapester mit Leonidas Kavakos und Iván Fischer. Seiten 18/19 European Union Youth Orchestra Über 140 Musiker aus allen 27 EU-Ländern. Ein Blick hinter die Kulissen der neuen Sommerresidenz. Seiten 20/21 Mahler Chamber Orchestra Eines der diesjährigen Orchestras in Residence: Das Top-Orchester probt und konzertiert mit Robin Ticciati, Midori und Imogen Seiten 22/23 Cooper. Sir Roger Norrington Der britische OriginalklangPionier und Meisterdirigent ist mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment und David Blackadder zu Gast. Seite 24 1
Zu den Klängen der
Natur Tan Dun (*1957) ist einer der wenigen Komponisten der Gegenwart, die es geschafft haben, eine breitere Schicht Musikbegeisterter für eine neue, ungewohnte Klangsprache zu gewinnen. Aufgewachsen im maoistischen China, emigrierte er mit knapp 30 Jahren nach New York, wo er seine Vision, östliche und westliche Musik miteinander zu verbinden, verwirklichen konnte. In Tan Duns Werken treffen traditionelle chinesische Instrumente auf westliche Kompositionstechniken, spirituelle Musik auf Multimedia, Klangfülle auf zelebrierte Stille. Damit wurde er weltberühmt.
Seit seiner Oscar-Auszeichnung 2001 für die Filmmusik zu Ang Lees Kampfkunstdrama «Crouching Tiger, Hidden Dragon» ist Tan Dun ein vielgefragter Komponist. Beim Musik-Festival 2009 gastiert er als Composer in Residence und dirigiert das TonkünstlerOrchester Niederösterreich u. a. bei der Uraufführung seines Earth Concerto. Tan Dun ist ein Kosmopolit, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit seiner Musik zu einer «Weltgemeinde zu sprechen». Jüngstes Beispiel dafür ist seine Internet-Symphonie Nr. 1 «Eroica», die im Auftrag der InternetVideoplattform YouTube für das kürzlich gegründete YouTube Symphony Orchestra entstanden ist. Die Auswahlspiele für dieses Orchester fanden über die besagte Internetplattform statt. Tan Dun machte in diesem Zusammenhang sein Sendungsbewusstsein deutlich: «Es ist ganz wichtig, eine Symphoniekul2
tur zu pflegen, die Bezug zur heutigen Straßenkultur hat, denn es stecken so viel unsichtbare Beethovens hinter YouTube.» Bis zu seinem 19. Lebensjahr war Tan Dun von den lokalen Musiktraditionen der Region Hunan südlich des gelben Flusses umgeben: den kunstvollen Bergliedern Shan’ge, den rauen und frivolen Gesängen des lokalen Operngenres Huaguxi, den vielschichtigen Klängen der chinesischen Volksinstrumente wie Bambusflöten, Pipa (Zupfinstrument) und Erhu (Kniegeige). Als sich China nach der «Großen Proletarischen Kulturrevolution» 1978 wieder zu öffnen begann, wurde Tan Dun erstmals mit der westlichen Moderne, der Musik Schönbergs bis hin zu zeitgenössischen Strömungen konfrontiert. Er war Teil einer neuen chinesischen Komponistengeneration, Xinchao («Neue Welle»), die auf den teils verblüffenden Parallelen zwischen der Musik Bartóks, Strawinskis und Schönbergs und der chinesischen Tradition aufbaute. Tan Dun geriet in seiner Heimat jedoch
… ein Kosmopolit, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit seiner Musik zu einer «Weltgemeinde zu sprechen» zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik, da er in seiner Musik gesellschaftskritische Aussagen manifestierte. 1986 emigrierte er in die USA. Dort angekommen, erlitt er einen Kulturschock. «Plötzlich», so Tan Dun, «erkannte
ich meine östlichen Wurzeln aus einem ganz anderen Zusammenhang. New York, die Stadt, in der so viele Kulturen verschmelzen, erlaubte mir die Verbindung divergierender
Es ist ganz wichtig, eine Symphoniekultur zu pflegen, die Bezug zur heutigen Straßenkultur hat … musikalischer Stile». So begann er, die chinesischen Instrumente, die Gesangstechnik der Peking-Oper, Klänge der Natur und daoistische Denkansätze mit Klängen der westlichen Musiktradition – vom Mittelalter bis zur Gegenwart – zu verbinden. In den vergangenen Jahren faszinierten Tan Duns Werke auch immer wieder durch den Einsatz von selbst kreierten Instrumenten, die auf den Materialien Wasser, Papier, Stein und Keramik basieren und die er als «Organic Music» bezeichnet. Unter der Leitung von Kristjan Järvi präsentiert das TonkünstlerOrchester Niederösterreich zentrale Werke aus dieser Serie: das Water Concerto for water percussion and orchestra (1998) sowie das Paper Concerto for paper percussion and orchestra (2003) im Rahmen eines Préludes und einer Soirée am 29. 8. Während im Water Concerto imposante Wassergongs und elektronisch verstärkte Wasserschalen verbunden mit Videoprojektionen zum Einsatz kommen, wählt Tan Dun im Paper Concerto aus einer Fülle von Papierinstrumenten: von
RAHMENPROGRAMM TAN DUN
riesigen Papierleinwänden bis hin zu chinesischen Papierfächern, mit denen die Perkussionisten David Cossin, Wang Bei Bei und Haruka Fujii die unterschiedlichsten Klänge und Geräusche erzeugen. Auch in diesem Stück sind die Grenzen zwischen Podium und Zuhörerraum fließend. Im Abschlusskonzert am 6. 9. dirigiert Tan Dun die Uraufführung seines Earth Concerto und komplettiert damit die in Grafenegg aufgeführte Trilogie aus Erde, Wasser und Papier. Im Earth Concerto kommt eine beeindruckende Palette an Stein- und Keramikinstrumenten zum Einsatz. Das Piano Concerto «The Fire» (2008), das ganz im Zeichen des Elements Feuer steht, beinhaltet einen rasanten Solopart. Solistin ist die aufstrebende chinesische Pianistin Jie Chen. In diesem Konzert präsentiert Tan Dun zudem Werke des frühen 20. Jahrhunderts, in denen unterschiedliche musikalische Welten aufeinander-
treffen: Während Manuel de Falla in seinem «Rituellen Feuertanz» (1915) der Musik der Gitanos, der spanischen Sinti, huldigt, liefert der Amerikaner Charles Ives in «The unanswered question» (1906) einen visionären Entwurf einer freien Kompositionstechnik, in der scheinbar disparate Elemente vereint werden. LISA FARTHOFER Die Autorin arbeitet in der Dramaturgie des Wiener Konzerthauses. Sie hat die Studie «Georg Friedrich Haas: ‹Im Klang denken›» (Pfau Verlag) veröffentlicht und lebt in Wien.
COMPOSER IN RESIDENCE So 6. 9., 19 Uhr, Auditorium Tonkünstler-Orchester NÖ, Jie Chen (Klavier), David Cossin, Haruka Fujii, Wang Bei Bei (Percussion), Tan Dun (Dirigent)
PRÈLUDE Sa 29. 8., 16.30 Uhr, Auditorium Tonkünstler-Orchester NÖ, Haruka Fujii, Wang Bei Bei, David Cossin (Percussion), Kristjan Järvi (Dirigent) SOIRÉE Sa 29. 8., 21 Uhr, Auditorium Tonkünstler-Orchester NÖ, Haruka Fujii, Wang Bei Bei, David Cossin (Percussion), Kristjan Järvi (Dirigent) KOMPOSITIONS-WORKSHOP So 30. 8. bis Di 1. 9. Alle Informationen auf www.grafenegg.at/tandun FILMFRÜHSTÜCK So 6. 9., Reitschule 1o Uhr: «The Map», OmdU 11 Uhr: «Crouching Tiger, Hidden Dragon», OmdU (Eintritt frei) Reservieren Sie Ihr Frühstück in der Schlosstaverne Mörwald (€ 15) unter T: 02738 2298
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chen großer Stimmen, großer Oper und wahrhaft dramatischer Orchestermusik. Andrés Orozco-Estrada, der wenige Wochen darauf sein Amt als Chefdirigent des TonkünstlerOrchesters Niederösterreich antritt, kann sowohl Programm als auch Spielort viel abgewinnen. Die besondere Atmosphäre von Grafenegg hat der gebürtige Kolumbianer bereits bestens kennengelernt: «Ich habe schon voriges Jahr die Sommernachtsgala am Wolkenturm dirigiert, das war ganz besonders schön,
«Grafenegg ist ein ganz einmaliger Ort, um Musik zu machen.» Andrés Orozco-Estrada
Liebe, Tod und Teufel Andrés Orozco-Estrada
Am 20. August öffnet das Musik-Festival Grafenegg zum dritten Mal seine Pforten. Zwei Größen der internationalen Opernszene stehen im Mittelpunkt eines italienisch-russisch-französischen Programms: Ferruccio Furlanetto, König der italienischen Bässe, und Joseph Calleja, Startenor der jungen Generation. Andrés Orozco-Estrada, designierter Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich, übernimmt die musikalische Leitung. 4
Die sommerlichen Gefilde des herrlichen Schlossparks werden heuer zum dritten Mal Spielort und Triumphstätte außergewöhnlicher musikalischer Sternstunden sein. Sternstunden im besten Sinne des Wortes – sind doch gerade die fernen, blitzenden Himmelskörper Teil dieser abendlich-himmlischen Stimmung, die das Freiluft-Konzerterlebnis an sich noch zusätzlich zum Klingen und Schwingen bringt. Das Eröffnungskonzert des MusikFestivals Grafenegg 2009 steht ganz im Zei-
ein Riesenerfolg beim Publikum. Es ist ein ganz besonderes Ambiente dort, akustisch sehr, sehr gut gemacht. Das Flair des Parks und die gesamte Anlage sind atemberaubend. Ich bin überzeugt, das wird immer mehr Leute begeistern, weil es das wirklich nicht überall und nicht jeden Tag gibt. Grafenegg ist ein ganz einmaliger Ort, um Musik zu machen.» Der Ton macht die Musik – oder, anders formuliert: Die Musiker, Solisten und das Orchester machen die Musik. Wie schon in den letzten beiden Grafenegger Sommern eindrucksvoll belegt, sind für den Musik-Sommer und das Musik-Festival nur die Besten gut genug. Diesmal sind gleich zwei Stars aus der ersten Reihe der internationalen Opernszene mit dabei: der italienische Bassist Ferruccio Furlanetto und der aus Malta stammende Tenor Joseph Calleja. Der Stimmenliebhaber und Opernspezialist Orozco-Estrada blickt der Zusammenarbeit mit diesen zwei Größen der Musikwelt freudig entgegen: «In Grafenegg habe ich das große Vergnügen, mit diesen zwei wunderbaren Sängern zu arbeiten. Furlanetto habe ich schon mehrmals in Aufführungen erleben dürfen, Calleja kenne ich bisher nur von seinen Aufnahmen – eine schön runde und warme Stimme. Es wird so eine Art ‚Herrenabend’, wenn ich das so sagen darf.» Damit sich jedoch nicht bloß Arie an Arie reiht, braucht es gewisse dramaturgische Kniffe: «Natürlich ist es bei einem solchen Programm klar, dass man auf die Wünsche der Sänger Rücksicht nimmt, damit sie das präsentieren können, was sie wollen und wobei sie sich am wohlsten fühlen und am schönsten singen können. Aber ich versuche dann, ein bisschen in die Dramaturgie einzugreifen, die Reihenfolge und das
ganze Programm so natürlich und so schön wie möglich zu gestalten, damit es eben nicht so sehr durch diesen Gala-Charakter zerstückelt wird. Es sind in diesem Fall Blöcke, zuerst der italienische, dann der russische, und im zweiten Teil der französische. Zu den Wünschen der Sänger kommen dann die Stücke, die wir mit dem Orchester allein machen; die entscheide ich selber.» Nachdem Orozco-Estrada und das Tonkünstler-Orchester mit der Ouvertüre zu Verdis «Macht des Schicksals» dem Abend gewissermaßen den Anstoß gegeben haben, geht es dreimal um Liebe, die schließlich immer Saison hat: Joseph Calleja und sein Partner Ferrucio Furlanetto begeben sich dabei auf einen Streifzug durch einige der berührendsten Stücke des Repertoires. Im russischen Teil zeigt sich Ferruccio Furlanetto als Fürst Gremin der Zuneigung zur schönen Tat-
jana sicher (auch wenn sie zuvor ihr Herz an Eugen Onegin verloren hat). Darauf gibt er sich als Boris Godunow hadernd und letztlich doch ergeben dem Tode – in einer der ergreifendsten und eindrucksvollsten Szenen russischer Opernliteratur. Passend zur Abenddämmerung drängt sich eine nachtschwarze Gestalt ins musikalische Treiben am Wolkenturm: «Im zweiten Teil des Programms haben wir inhaltlich einen schönen roten, ‚teuflischen’ Faden – vom Mephisto-Walzer bis zum Faust-Prolog passt die Musik thematisch wunderbar zusammen», freut sich Andrés OrozcoEstrada. Und zu Recht findet er nicht nur die Programmgestaltung enorm wichtig, sondern hält auch große Stücke auf sein zukünftiges Orchester: «Ich kenne die Tonkünstler schon sehr gut und lange und habe die Entwicklung über die Jahre gut beobachten und auch schon mitgestalten können. Die Mischung aus innovativen Programmen und Traditionellem erscheint mir sehr richtig. Vor allem spielt das Orchester das große Repertoire wirklich einmalig gut», so Andrés Orozco-Estrada über «seine» Tonkünstler. In Liszts «Mephistowalzer» und Saint-Saëns’ «Danse macabre» können sich die
Tonkünstler sodann mit wahrhaft feurig-teuflischer Musik beweisen, während Joseph Calleja als verliebter Faust die Stätte ferner jugendlicher Naivität herbeisehnt. Da er sich aber mit Satan selbst eingelassen hat, ist sein Schicksal besiegelt. Wie sie beginnt, werden Ferruccio Furlanetto und Joseph Calleja eindrucksvoll vorführen: Den inbrünstig geschmetterten Worten «À moi, Satan, à moi!» gehorcht Méphistophélès mit großer Lust – und um Faust ist es geschehen. In Grafenegg ist es gewiss nicht der Teufel, der seine Besucher erst verführen muss – das erledigt die einmalige Grafenegger Atmosphäre von ganz alleine. MARKUS HENNERFEIND Der Autor ist Musikwissenschaftler, Musikkritiker der «Wiener Zeitung», Musikredakteur bei «col legno», schreibt für verschiedene Musikinstitutionen und lebt als freier Musikpublizist in Wien.
ERÖFFNUNGSKONZERT Do 20. 8., 19.15 Uhr, Wolkenturm Tonkünstler-Orchester NÖ, Joseph Calleja (Tenor), Ferruccio Furlanetto (Bass), Andrés Orozco-Estrada (Dirigent)
Ferruccio Furlanetto
«Es wird so eine Art ‹Herrenabend›, wenn ich das so sagen darf.» Andrés Orozco-Estrada
Joseph Calleja 5
Mir fällt keine Open AirSpielstätte ein, die so publikumsfreundlich ist.
Im Garten Eden Grafenegg bietet mehr als hervorragende Konzertabende. Die «Symphonie der Sinne» wartet mit einem Gesamterlebnis aus Kunst, Natur und der dazu passenden Infrastruktur auf. Rudolf Buchbinder, künstlerischer Leiter, lädt zu einem privaten Rundgang durch Grafenegg, zeigt einige besondere Plätze und führt in sein Festival-Konzept ein.
Noch geht es ruhig zu in Grafenegg. Das MusikFestival beginnt erst in einigen Wochen, der vorausgehende Musik-Sommer mit den wöchentlichen Konzerten hat noch nicht begonnen. Rudolf Buchbinder kann es etwas ruhiger angehen lassen, schlendert durch das große Wiener Tor und genießt sichtlich die Stille des Augenblicks. «Es hat beides etwas für sich», erzählt er, «ich liebe diese ruhige Frühlingsatmosphäre, wenn alles im Aufblühen ist. Damit meine ich die Natur und natürlich auch die Vorbereitung auf die Konzerte.» Schmunzelnd fügt er hinzu: «Es tut gut zu wissen, dass alles zur richtigen Zeit am richtigen Platz sein wird.» Die Vorfreude steht dem Pianisten ins Gesicht geschrieben, «wenn ich mir vorstelle, wie sich hier in Kürze Musiker und Konzertbesucher einfinden. Das ist schließlich der Höhepunkt im Jahr!» Unser Blick schweift zum Wolkenturm, er ist Fixpunkt 6
bei jedem Rundgang durch den Park. Auf einem Kiesweg führt der Festival-Leiter zum imposanten und doch unaufdringlichen Bauwerk, wir gelangen durch einen offenen Eingang zu den Sitzreihen. «Was wir in dieser kurzen Zeit erreicht haben, erstaunt mich immer wieder», bekennt Rudolf Buchbinder und setzt sich auf einen der über 1.700 Sitzplätze. «Schauen Sie sich nur einmal um, man hat von jedem Platz aus einen ausgezeichneten Blick auf die Bühne! Und die Rasenplätze sind sowieso der Geheimtipp: Picknicken und ein Konzert hören gleichzeitig. Mir fällt keine Open Air-Spielstätte ein, die so publikumsfreundlich ist.» Der Wolkenturm ist gleichzeitig auch der Ausgangspunkt für Rundgänge im riesigen Park von Grafenegg, oder «meinen Garten Eden», wie Buchbinder das Anwesen gern nennt. «An einem Tag wie heute habe ich auch ausgiebig Zeit, mir ein Platzerl zwischen den Bäumen zu suchen.» Eine Empfehlung für den Park gibt es aber noch: «Das Projekt ‚Kunst im öffentlichen Raum’ setzt an bestimmten Stellen interessante Akzente. Jedes Mal finde ich etwas Faszinierendes! Ich habe auch einen Lieblingsbaum für mich gefunden, aber den verrate ich ein anderes Mal…»
Auf dem Weg zurück vom Wolkenturm erzählt der Festival-Leiter weiter: «Ich habe das Gefühl, dass wir schon eine richtige Fangemeinde haben. Manche zögern aber noch wegen der Anfahrt, habe ich gehört. Dabei ist gerade das so einfach! Mit dem Auto ist man von Wien in 40 Minuten da, es gibt auch ausreichend Parkplätze. Und wer nicht selbst fahren möchte, kann ganz einfach einen Bus nehmen. Zu jedem Konzert fahren Busse, am Wochenende sogar zwei. Hierher zu kommen, ist wirklich ganz bequem.» Wir sind mittlerweile den Kiesweg zurück gegangen und stehen wieder auf dem «Hauptplatz» von Grafenegg. «Die zweite architektonische Attraktion», sagt Rudolf Buchbinder mit sichtlichem Stolz. «Im Vorjahr haben wir das Auditorium eröffnet und sofort ins Konzertleben integriert. Um einen solchen Konzertsaal beneiden uns viele. Manche Programme brauchen einfach die kompaktere Atmosphäre, dafür ist das Auditorium perfekt. Und einen zweiten Nutzen haben wir natürlich auch: Man soll es ja nicht verschreien, aber wenn es doch einmal bei einem Konzert am Wolkenturm regnet, können wir alles ganz schnell hierher verlegen.» Mit einem Zwinkern
fügt er hinzu: «Es wird also niemand nass» und öffnet die Tür zum Foyer. Im hellen Empfangsraum gehen wir weiter zur Reitschule. Auch hier ist alles noch ganz still – dabei spürt man sofort, dass dieser Raum viel Geschichte in sich trägt. Leise erklärt Rudolf Buchbinder: «Hier haben früher die Grafenegger Konzerte stattgefunden, der Saal ist also eigentlich der Vorgänger von dem, was wir hier heute haben. Aber er ist viel zu gut, um nicht genützt zu werden. Darum gibt es hier die Prélude-Konzerte und die Einführungsgespräche. Und weil wir im Schlechtwetterfall leider nicht alle vom Wolkenturm ins Auditorium setzen können, gibt es für die preiswerteste Kartenkategorie und Rasenplätze hier einen alternativen Sitzplatz mit einer Video-Übertragung des Konzerts.» Zurück im Foyer des Auditoriums zieht es uns noch kurz zum Shop, wo man CDs der auftretenden Künstler und allerlei nützliches Zubehör für Konzerte im Freien bekommt: Decken zum Picknicken und zum Wärmen sowie Sitzkissen. «Etwas Wichtiges fehlt noch», sagt Rudolf Buchbinder, der uns wieder ins Freie begleitet. «Das leibliche Wohl gehört für mich zum Gesamterlebnis dazu. Und da gibt es hier ein-
fach alles: Wenn man sich hinsetzen und ausgiebig essen möchte, kann man in die Schlosstaverne gehen. Gleich gegenüber gibt es den Picknick-Pavillon, der ist besonders gut, wenn man schnell etwas Kleines haben möchte. Dort kann man sich auch die Ergänzungen zum selbst mitgebrachten Korb holen. Auf dem Weg zum Wolkenturm könnte man auch einen Abstecher zur Vinothegg machen.» Und das Festival selbst? «Das Programm ist heuer sensationell!», schwärmt der künstlerische Leiter. «Ich weiß nicht, wo ich da anfangen kann… Also wenn ich wirklich etwas herausgreifen soll, dann sicherlich die vielen jungen Spitzenmusiker, die wir haben. Das Gustav Mahler Jugendorchester, davor noch das European Union Youth Orchestra, das sind beides wunderbare Ensembles. Und mit Tan Dun haben wir heuer sicherlich einen sehr interessanten Composer in Residence zu Gast.» Der Spaziergang an Rudolf Buchbinders Seite geht langsam zu Ende. Wieder beim Wiener Tor angekommen, schweift der Blick zurück ins Areal. Was bleibt, ist die Freude auf ein Wiedersehen… www.grafenegg.at
Ich habe das Gefühl, dass wir schon eine richtige Fangemeinde haben.
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Licht Das ewige
Ludwig van Beethovens «Missa solemnis», Hector Berlioz’ Grande Messe des Morts und Giuseppe Verdis Messa da Requiem haben eines gemeinsam: die monumentalen Sakralwerke sind im Gegensatz zu Mozarts Requiem nicht im Rahmen einer liturgischen Messe zu erleben.
Verdi widmete seine Totenmesse dem Gedenken an den von ihm verehrten Schriftsteller Alessandro Manzoni, dessen berühmtestes Werk «I promessi sposi» der Komponist bereits als junger Mann las und später als das größte Werk seiner Epoche bezeichnete. Eigentlich ist es verwunderlich, dass der nichtchristlich eingestellte Verdi sich von Manzo-
Carlo Colombara 8
nis Schaffen so angezogen fühlte, ist es doch von religiösen Gefühlen durchzogen. Als Manzoni, dem als einer Identifikationsfigur des Risorgimento auch eine politische Bedeutung zukam, 1873 im 88. Lebensjahr einer Hirnhautentzündung erlag, unterbreitete Verdi der Stadt Mailand den Vorschlag, den ersten Todestag des Dichters mit einem von ihm komponierten Requiem zu begehen. Die Idee wurde von den Zuständigen dankend angenommen, und so wurde ein Werk realisiert, dessen Wurzeln mehrere Jahre zurückreichen. Die Messa da Requiem steht in Verbindung mit dem Tod Gioacchino Rossinis im Jahr 1868. Noch im selben Jahr lud Verdi die zu dieser Zeit zwölf bedeutendsten Komponisten Itali-
Marina Poplavskaya
ens zur Gemeinschaftskomposition einer Messe, der sogenannten «Messa per Rossini», ein. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Vorschlag gerade von Verdi kam, der seit seiner Studienzeit keine Kirchenmusik mehr schrieb! Aus seiner Feder stammt mit dem «Libera me» der Schlusssatz. Die Uraufführung sollte am ersten Todestag Rossinis in Bologna stattfinden. Zwar wurde dieses kompositorische Mosaik rechtzeitig fertig, zu einer Aufführung kam es aber trotzdem nicht. Als sich Verdi nun 1873 an die Arbeit seines Requiems machte, wurde das «Libera me» in leicht abgeänderter Form als Schlusssatz beibehalten. Der Text sowie die formale Gliederung der Partitur stehen fast durchge-
Francesco Meli
hend im Einklang mit der römisch-katholischen Liturgie des Totengottesdienstes. Ganz seiner Bestimmung entsprechend fand die Uraufführung der neuen Schöpfung am 22. Mai 1874, dem ersten Todestag Manzonis, in der Mailänder Kirche San Marco statt. Die Aufführung wurde in eine liturgische Zeremonie eingebettet. Im Vorfeld der Aufführung musste übrigens eine Bewilligung des Erzbischofs für die Mitwirkung des unerlässlichen Frauenchors eingeholt werden. Diese wurde unter gewissen Auflagen erteilt: Die Chorsängerinnen mussten sich nicht nur in lange, schwarze Kleider hüllen sowie den Kopf durch einen großen Trauerschleier bedeckt haben, sondern sie wurden außerdem hinter einem Gitterwerk auf der Seite postiert. Das Interesse an Verdis neuem Werk war so groß, dass der Kirchenraum bei weiten nicht alle nach Mailand Gereisten aufnehmen konnte, weshalb es kurz darauf zu drei Aufführungen in der Scala kam. Das Mailänder Publikum hörte damals noch nicht ganz die endgültige Gestalt des Werks, da Verdi wenige Wochen später entschied, das als Fuge konzipierte «Liber Scriptus» in ein Mezzosopransolo umzuschreiben. Verdi musste sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, sein Requiem wäre zu opernhaft. Tatsächlich ist ein großer Bezug zu seinem Bühnenschaffen festzustellen: Am deutlichsten ist dieser beim «Lacrymosa», das ursprünglich als Duett Philipp-Don Carlos in der französischen Version des Werks Verwendung fand. Im «Domine Jesu» findet man
harmonische Parallelen zu «Rigoletto», die auf verschiedene Orte verteilten Fanfaren des «Tuba mirum» erinnern an «Aida». Trotz der Einwände wurde die «Messa da Requiem» bald über die Grenzen Italiens hinaus bekannt: Schon im gleichen Jahr führte Verdi das Werk in Paris auf und präsentierte es 1875 auch dem Publikum in London und Wien. Am Pult steht mit Gianandrea Noseda einer der außergewöhnlichsten Dirigenten des internationalen Opernlebens. Seine Arbeit als Chefdirigent des Turiner Teatro Regio sowie des BBC Philharmonic und als Festival-Leiter wird in Fachkreisen hoch gelobt. Das Solistenquartett der Aufführung in Grafenegg ist ebenso hochkarätig besetzt: Seit ihrem Engagement als Desdemona bei den Salzburger Festspielen ist die in Moskau geborene Sopranistin Marina Poplavskaya auch dem österreichischen Publikum ein Begriff. Die junge Sängerin begann ihre Karriere an der Novaja Opera und debütierte als Tatjana in «Eugen Onegin». Als Sensation feierte sie Publikum und Kritik im September 2006, als sie die Rolle der Rachel in einer konzertanten Aufführung von Halévys «La Juive» am Barbican Centre sang, was auch den Grundstein für die immer steiler verlaufende Karriere legte. Der aus Triest stammenden Mezzosopranistin Daniela Barcellona gelang der große Durchbruch 1999 beim Rossini Opernfestival in Pesaro. Ihr enormer Erfolg in der Titelrolle von «Tancredi» katapultierte sie an die Spitze der international tätigen RossiniInterpretinnen und hatte Einladungen an
große Opernhäuser zur Folge. Der 1980 in Genua geborene Tenor Francesco Meli ist CDSammlern dank seiner Aufnahme von Bellinis «Sonnambula» ein Begriff. Sein Debüt gab er 2002 in Verdis «Macbeth», Rossinis Petite Messe solennelle und Puccinis Messa di gloria, das von der RAI beim Festival dei due Mondi in Spoleto übertragen wurde. An der Wiener Staatsoper debütierte Francesco Meli im Februar 2008 als Ferrando in einer von Riccardo Muti dirigierten «Così fan tutte». Carlo Colombara wurde in Bologna geboren und studierte in seiner Heimatstadt bei Paride Venturi. Erstes öffentliches Aufsehen erlangte er 1986, als er beim renommierten G. B. Viotti-Wettbewerb in Vercelli als bester italienischer Sänger ausgezeichnet wurde. Im Jahr darauf gewann er in Mailand den «Concorso As.Li.Co» und debütierte in rascher Folge an den namhaften Opernhäusern Italiens. THOMAS DÄNEMARK Der Autor studierte Theaterwissenschaft, ist seit 2001 Generalsekretär der Freunde der Wiener Staatsoper und seit mehreren Jahren Mitglied des Publikumsforums.
VERDI REQUIEM Sa 18. 7., 20 Uhr, Wolkenturm Tonkünstler-Orchester NÖ, Coro del Teatro Regio di Torino, Marina Poplavskaya (Sopran), Daniela Barcellona (Mezzosopran), Francesco Meli (Tenor), Carlo Colombara (Bass), Gianandrea Noseda (Dirigent)
Im «Domine Jesu» findet man harmonische Parallelen zu «Rigoletto», die auf verschiedene Orte verteilten Fanfaren des «Tuba mirum» erinnern an «Aida».
Daniela Barcellona
Gianandrea Noseda 9
Ein Kontinent, der viel hergegeben und kaum etwas dafür zurückbekommen hat.
OutofAfrica! Ein Held der Sahara aus dem Mittelalter wirkt bis ins 21. Jahrhundert. Der Jazz ehrt seine afrikanischen Vorfahren. Flüssige Musik findet sich im Festkörper der Partitur wieder. Und: Die Tonkünstler unter Kristjan Järvi im Ozean der Rhythmen. Mit kompetenter Unterstützung aus Afrika.
Daniel Schnyder ist nicht zu fassen: Einmal tritt er als Jazzsaxophonist und stilistisch umfassender Improvisator in Erscheinung, ein anderes Mal als Opernkomponist, ein drittes Mal als Verfasser von Streichquartetten, Konzerten oder Bläserstücken. Daniel Schnyder ist aber doch leicht zu erfassen: Werk, Biografie und Termine sind auf einer gut gestalteten Internetseite einsehbar, auf E-Mails antwortet er prompt, am Telefon ist er ein gewandter und ehrlicher Gesprächspartner. 10
Mit der Unmöglichkeit, ihn einzuordnen, kann er gut leben, als munterer Wandler zwischen den Welten. Der afrikanische Einfluss auf westliche Musik gehört für Daniel Schnyder zum «Bedeutendsten, was im 20. Jahrhundert in der Musikgeschichte passiert ist.» Ihn begeistert die «Verwurzelung der Musik im Alltagsleben Afrikas». Schon sehr früh kam Daniel Schnyder auf merkwürdige Art mit Afrika in Berührung: Sein Taufpate war Missionar in Kamerun. Der kleine Daniel erhielt in den 1970er Jahren Briefe aus Afrika, aus denen ein recht romantisches, exotisches Bild des Kontinentes erwuchs – womit er sicher nicht allein ist.
Paradise lost Afrika ist für viele mehr ein mythischer als ein geografischer Begriff. Und mit der romantischen Sicht ist es dann auch oft schnell zu
Ende. «In den meisten westlichen Köpfen sind die Schwarzen, besonders die Afrikaner, immer noch Wilde. Afrika ist das verlorene Paradies, wo die Natur unumschränkt herrscht und die Menschen unverdorben von der Zivilisation ihren Instinkten freien Lauf lassen.» Was die Schweizer Musikjournalistin Marianne Berna im Jahr 1991 schrieb, scheint an Gültigkeit kaum verloren zu haben: Man braucht sich nur umzuhören, wenn von Migranten aus schwarzafrikanischen Ländern die Rede ist. Vorurteile prägen denn auch die Sicht auf afrikanische (vor allem subsaharische) Musik: «Im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Stereotyp der abendländischen Welt von Afrika sind Trommeln nicht notwendigerweise das typische afrikanische Instrument» (G. Kubik, Afrikanist und Kulturanthropologe). Abgesehen von diesen und anderen Klischees tut sich
und überhaupt Traditionen mündlich weitergegeben. Im westlichen Teil des Kontinents übernehmen diese Aufgabe der Vermittlung und Bewahrung von Geschichte die Griots, Mitglieder einer eigenen Kaste, Profimusiker und Barden. Zu ihren Instrumenten zählen das Balafon (ein Holm-Xylofon) oder die Kora (eine Harfenlaute). Sundiata Keïta ist der Urahne der Griots, vergleichbar den Troubadouren in Europa zur selben Zeit. «Die Loblieder über Sundiata Keïta in einem konzertanten Werk aufzuführen, die Geschichte in eine Komposition verwandelt zu sehen, war für die afrikanischen Solisten dieses Projektes zunächst unmöglich vorzustellen, … und eigentlich verboten», erzählt Daniel Schnyder. Er spricht von afrikanischer Musik in diesem Zusammenhang als «flüssig», und endlos variierbar. Er als Komponist banne sie dann in den «Festkörper der Partitur».
Ruf und Antwort
«Der afrikanische Einfluss auf westliche Musik gehört zum Bedeutendsten, was im 20. Jahrhundert in der Musikgeschichte passiert ist.» Daniel Schnyder
aber in Afrika wirklich eine völlig andere Welt auf, was musikalisches Denken und musikalische Erfahrung betrifft. «Afrikanische Musiker wollen nicht einfach Klänge kombinieren, um das Ohr zu erfreuen. Ihr Ziel ist es vielmehr, das Leben an sich, in all seinen Aspekten, durch das Medium Klang auszudrücken.» (F. Bebey, Musiker aus Kamerun)
«Gott gab den Europäern die Uhr, und den Afrikanern die Zeit.» In Mali (gemeint ist nicht der afrikanische Binnenstaat, sondern das mittelalterliche Reich gleichen Namens) lebte im 13. Jahrhundert der Soldat, König und Volksheld Sundiata Keïta. Seine Lebensgeschichte ist die Basis für Daniel Schnyders Epos vom «Löwenkönig», wobei es nicht nur eine einzige gültige Version jener Geschichte gibt. In Afrika werden kulturelles Erbe
Abdoulaye Diabate ist der solistische Erzähler des Abends, er trägt den Inhalt. Lansine Kouyaté und Yacouba Sissoko spielen Balafon und Kora. Alle drei leiten ihre Abstammung von Sundiata Keïta her. Georg Breinschmid und Michael Wimberly stellen mit Kontrabass und Schlagwerk den «link», die Verbindung zwischen afrikanischen Solisten und Orchester samt Chor her. Apropos Chor: Ein musikalisches Aufführungsprinzip, das in Europa seit der Gregorianik praktiziert wird, prägt auch die Musik Afrikas – und in Folge dann Blues, Jazz und Popmusik: Das Prinzip von Ruf und Antwort – Call and Response. Dem Chor wird die Aufgabe zugeteilt, «Antworten» zu singen, und auch die Farb-Palette des Orchesters zu erweitern – etwas, das gerade den Damen des Chorus sine nomine mit ihrem weichen, sinnlichen und gleichzeitig strahlenden Klang entsprechen dürfte.
den Abend steuern. Der vorausgehende erste Teil besteht aus berühmten, ja legendären Stücken der Jazz- und Rock-Geschichte. Er könnte als Skizze der Beziehung zwischen afrikanischer und (US-)amerikanischer Musik erlebt werden, als Reise von Tönen aus der Alten Welt (zu der Afrika schließlich gehört) in die Neue Welt, und letztlich als Hommage an einen Kontinent, der viel hergegeben und kaum etwas dafür zurückbekommen hat. ALBERT HOSP Der Autor ist Musikredakteur beim Radioprogramm Ö1, kuratiert das Festival «Glatt & Verkehrt» und arbeitet als Sprecher in zeitgenössischen Musikprojekten. Er lebt mit seiner Familie in Wien.
JENSEITS VON AFRIKA Sa 11. 7., 20 Uhr, Wolkenturm Tonkünstler-Orchester NÖ, Damen des Chorus sine nomine, Abdoulaye Diabate (Gesang), Lansine Kouyaté (Balafon), Yacouba Sissoko (Kora), Michael Wimberly (Drums, Djembe), Daniel Schnyder (Saxophon), Kristjan Järvi (Dirigent)
Groove ist Pflicht In afrikanischer Musik passiert vieles gleichzeitig. Rhythmen überlagern sich. Neue rhythmische Muster entstehen. Es gibt kaum Dynamik, kein piano und kein forte. Das ritardando existiert nicht. Idealerweise bewegt sich das ganze Geschehen in einem rhythmischen «Flussbett», einer Rille, einer groove, wie sie (auch das ein Erbe von Afrika) in den meisten Jazzformen ebenso grundlegend ist. Der Dirigent ist der Kapitän im Fluss, und so wird Kristjan Järvi Schnyders Epos durch 11
Doppelt hält besser Witze über Bratschisten gibt es viele. Die übrigen Orchestermusiker finden sie mitunter lustig, Bratschisten eigentlich selten. Im Frühsommer bekommen sie prominente und höchst kompetente Unterstützung durch Julian Rachlin. Er widmet sich in den vergangenen Jahren verstärkt dem Repertoire für Viola.
Und bei Julian Rachlin hören sich Witzeleien auf. Der 34-jährige Österreichischer mit litauischen Wurzeln ist einer der aufregendsten Violinisten unserer Tage. Er war der jüngste Solist, der je mit den Wiener Philharmonikern konzertiert hat. Doch nicht nur höchste Qualität ist sein Markenzeichen, auch der Mut zu Ungewöhnlichem: Etwa als er 2003 als Paganini im ZDF-Vierteiler «Napoleon» auftrat. Zu seinen Ambitionen gehört es, die Viola zu fördern. In Grafenegg greift er deshalb nicht nur zur Geige. 12
«Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Violakonzert im Entwurf fertig ist und dass bloß noch die Partitur geschrieben zu werden braucht», schrieb Béla Bartók an den Schotten William Primrose, dem wahrscheinlich besten Bratschisten aller Zeiten. Eben das war dem todkranken Bartók aber verwehrt. Aus den aufgefundenen Blättern ein vollendetes Werk, eben das Konzert für Viola und Orchester zu machen, war nach Bartóks Tod eine besondere Leistung. Primrose gegenüber hatte sich der Komponist auch über die Inspiration durch die Bratsche geäußert: «Der dunklere, männlichere Klang Ihres Instruments hat den Gesamtcharakter des Werkes mitbestimmt». Franz Waxman (eigentlich Wachsmann) zählt zu den bedeutendsten Komponisten Hollywoods. Der Oberschlesier, der 1967 in Los Angeles starb, hat Filmmusiken u. a. für «Rebecca» (1940), «Dr. Jekyll und Mr. Hyde»
(1941), «Das Fenster zum Hof» (1954), «Der Hofnarr» (1956) oder «Die Geschichte einer Nonne» (1959) komponiert. Seine «CarmenFantasie» für Violine und Orchester, 1947 geschaffen für den Hollywoodstreifen «Humoresque», gilt unter Geigern als eines der schwierigsten Bravourstücke voll geigerischer Brillanz. Eingerahmt werden diese Werke durch Orchesterstücke, die sich für die Tonkünstler unter Kristjan Järvi hervorragend dazu eignen, sich von der besten Seite zu zeigen: Den Anfang macht Felix Mendelssohn Bartholdys «Märchen von der schönen Melusine» op. 32, eine 1833 entstandene Konzertouvertüre. Das Publikum reagierte verhalten, Schumann aber lobte sie in höchsten Tönen, sprach von «schießenden Fischen mit Goldschuppen, Perlen in offenen Muscheln», was Mendelssohn nicht behagte. Er wandte sich entschieden gegen «rote Korallen und grüne Seetiere, Zauberschlösser und tiefe Meere»; sein Werk sei eher eine Beschreibung der Stimmung als der Handlung. Den Schluss bildet Manuel de Fallas Musik zu «Der Dreispitz», einem Ballett in einem Akt, in London 1919 durch Sergej Diaghilews «Ballets Russes» uraufgeführt. Die Ausstattung hatte Pablo Picasso geliefert. Die Geschichte handelt von einer schönen Müllerin, ihrem eifersüchtigen und schlauen Gatten und dem Corregidor, einem älteren Provinzstatthalter, dessen Würde der Dreispitz verkörpert. Er stellt der schönen Müllerin nach, wird aber vom Ehemann überlistet… An der Musik hatte de Falla mehrere Jahre gearbeitet; sie zählt nicht zuletzt wegen des virtuosen Einsatzes von Tanzrhythmen zu den beliebtesten spanischen Orchesterwerken. Aber auch das Ballett wird immer wieder auf der Bühne gezeigt. Dazu singt die argentinische Mezzosopranistin Lorena Espina zwei vokale Einlagen. Ihr besonderes Interesse gilt der Vielfalt der spanischen musikalischen Tradition. THOMAS JORDA Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur und Ressortleiter Kunst der NÖ Nachrichten.
DER DREISPITZ Sa 27. 6., 20 Uhr, Wolkenturm Tonkünstler-Orchester NÖ, Lorena Espina (Mezzosopran), Julian Rachlin (Violine und Viola), Kristjan Järvi (Dirigent)
London Symphony Orchestra Das traditionsreiche englische Orchester gastiert 2009 zwei Mal in Grafenegg und präsentiert unter der Leitung von Sir Colin Davis ein vollmundiges Programm mit Werken von Mozart und Sibelius. Nach der symphonischen Einleitung in Form von Mozarts KV 338 widmet sich Annette Dasch, gefeierte Sopranistin der jungen Generation, drei virtuosen Konzertarien – ebenfalls aus Mozarts Feder. Im zweiten Teil steht eines der beeindruckendsten Werke der Symphonik auf dem Programm: die Fünfte von Sibelius. Fr 4. 9., 19 Uhr, Wolkenturm
Rudolf Buchbinder Festival-Leiter und Gastgeber Rudolf Buchbinder betritt die Bühne des Wolkenturms als Solist und wird vom Königlichen Philharmonischen Orchester Stockholm unter der Leitung des finnischen Pultstars Sakari Oramo begleitet. Nach Stenhammars «Excelsior!» Ouvertüre folgt das virtuose 3. Klavierkonzert von Beethoven. Den Konzertabend beschließt Schumanns Symphonie Nr. 3 «Rheinische», in der die Freude des Komponisten über die ersehnte Übersiedlung ins Rheinland mitschwingt. Fr 21. 8., 19.15 Uhr, Wolkenturm
London Symphony Orchestra Sein zweites Konzert eröffnet das Spitzenorchester wiederum mit Mozart. Nach der «Figaro» Ouvertüre lotet der US-amerikanische Starpianist Emanuel Ax den Solopart von Beethovens leuchtendem 4. Klavierkonzert aus. Für den zweiten Teil des Abends hat Sir Colin Davis ein außergewöhnliches und großes Werk ausgewählt: Carl Nielsens Symphonie Nr. 5, mit der der dänische Komponist seinen Ruf als Symphoniker auch außerhalb seiner Heimat begründen konnte. Sa 5. 9., 19 Uhr, Wolkenturm
Andreas Scholl Andreas Scholl hat den Countertenören mit seiner Kunst zu ungeahntem Ansehen verholfen. In Grafenegg gastiert der Vokalvirtuose mit dem Ensemble Shield of Harmony. Dass der charismatische Sänger nicht nur den «Mainstream»-Barock pflegt, beweist er heuer in Grafenegg. So stehen Werke von Oswald von Wolkenstein auf dem Programm. Damit entführt Andreas Scholl in eines der frühesten und faszinierendsten Kapitel der dokumentierten Musikkultur. Fr 28. 8., 19 Uhr, Auditorium 13
KEINE
KOMPROMISSE Angeblich ist er letztes Jahr fünfzig geworden, doch immer noch gibt er das Bild eines faszinierenden Wunderknaben ab: Esa-Pekka Salonen, eine der brillantesten, reifsten Musikerpersönlichkeiten beileibe nicht nur Skandinaviens. Zum Auftakt seiner Zusammenarbeit mit dem Philharmonia Orchestra London durchleuchtet er mit besonderer Neugier die vielfältigen Anbrüche der Moderne in Wien, der «City of Dreams» 1900–1935: In Grafenegg sind es Gustav Mahlers monumentale und unerbittliche sechste Symphonie – und ein zauberhaftes Jugendwerk von Anton Webern.
Es war eine denkbar kontroverse Entscheidung, aber aus Jux und Tollerei wurde sie gewiss nicht gefällt: Als Esa-Pekka Salonen, Jury-Vorsitzender des renommierten Internationalen Sibelius-Dirigentenwettbewerbs, mit den Bewerbern des Jahres 2005 so gar nicht recht glücklich war, verkündete er nach einer Stunde Beratung dem verdutzten Auditorium folgendes Ergebnis: Nicht etwa nur der erste Preis blieb unvergeben, sondern alle drei wurden einbehalten – und die Finalisten mit einem spontan erfundenen «Encouragement Award» für den besten (dotiert mit drei Viertel des Preisgelds des dritten Platzes!) sowie finanziellen Trostpflastern bedacht: Im Gegensatz zum Sport, wo ja immer jemand auf dem Stockerl landet, auch wenn es keine neuen Rekorde gegeben haben sollte, waren also keinerlei Medaillen zu feiern... Freunde gemacht hat sich Salonen dadurch gewiss nicht. Aber erstens hat er, der seit Jahrzehnten zur internationalen Spitzenklasse unter den Dirigenten zählt, das einfach nicht notwendig, und zweitens ist er nicht der Mann, der um des lieben Friedens willen faule Kompromisse macht, die er nicht vertreten kann. Dazu ist ihm die Musik viel zu wichtig. Musik – das war und ist nicht zuletzt die von ihm selbst geschaffene. Denn zum Dirigieren kam er eigentlich nur indirekt, weil er, der neben Horn vor allem Komposition an der Sibelius-Akademie seiner Geburtsstadt Helsinki studierte, ganz pragmatisch einsah, dass man die eigenen Stücke doch auch einzustudieren und zu leiten fähig sein sollte – und damit sicher sein kann, dass es wenigstes 14
irgend jemand tut. Denn Salonen und seine Freunde Magnus Lindberg, Kaija Saariaho und die ganze junge finnische Komponistengeneration war mit verstaubten Lehrplänen und Konzertprogrammen konfrontiert. Er gründete deshalb die Gruppe «Korvat auki!» («Ohren auf!»), die entscheidenden Einfluss auf das zeitgenössische Musikleben in Finnland ausübte. Der Taktstock öffnete für Salonen jedoch Tür und Tor zu einer spektakulären Karriere. Mit zarten 21 Jahren gab er sein Debüt beim Finnischen Radio-Symphonieorchester – und nur vier Jahre später kam der internationale Durchbruch mit einem wahrlich tollkühnen Stunt: Michael Tilson Thomas war ganz kurzfristig erkrankt – wer sollte nun am Pult des renommierten Philharmonia Orchestra bei Gustav Mahlers dritter Symphonie stehen, einem der umfangreichsten symphonischen Werke überhaupt: sechs Sätze, eindreiviertel Stunden Spieldauer komplexester, geistig und physisch in höchstem Maße fordernder Musik, Altsolo, Frauen- und Kinderchor inklusive? Salonen sprang ein, wobei er die monumentale Partitur buchstäblich über Nacht studierte. Die Aufführung wurde zu einem grandiosen persönlichen Erfolg. In geradezu schicksalshafter Weise war Salonen dadurch sowohl mit Mahler als auch mit dem Philharmonia Orchestra verbunden: Kurz darauf (1985) wurde er neben Giuseppe Sinopoli als Chef zumErsten Gastdirigenten des 1945 von Walter Legge gegründeten Elite-Klangkörpers berufen. Doch damals hatte Salonen bereits ein weiteres entscheidendes Debüt hinter sich: 1984 war er erstmals ans Pult des Los Angeles Philharmonic Orchestra getreten. «Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukam», erzählte der Finne einmal von diesem Erlebnis. «Womit ich aber überhaupt nicht gerechnet hatte, war, dass nach dem ersten Konzert ein älterer Musiker auf mich zukam und sagte: ‹Betrachten Sie das als ihre künftige Heimat.› Irgendetwas war im Gange, denn ich empfand genauso.» Doch als Orchestermanager Ernest Fleischmann Salonen fragte, ob er nicht Nachfolger des großen Carlo Maria Giulini an der Spitze des Los Angeles Philharmonic werden wolle, reagierte dieser ungläubig. «Ich dachte, das sei
das Lächerlichste, was ich je gehört hatte. Was raucht der Mann?, fragte ich mich.» Doch Fleischmann behielt Recht, wenn auch mit Verspätung: Von 1992 bis 2009 währte die großartige Zusammenarbeit mit dem kalifornischen Orchester, für das Salonen etwa auch seine melodiös-virtuosen «LA Variations» komponiert und mit dem er neben Standardwerken auch eine CD mit Bernard Herrmanns Musik zu Hitchcock-Filmen aufgenommen hat: klare Zeichen für seine Lösung von den Doktrinen der europäischen Avantgarde und seine vielseitigen Repertoireinteressen jenseits aller Scheuklappen. Mittlerweile ist Esa-Pekka Salonen auch zu seiner «ersten Liebe», dem Philharmonia Orchestra, zurückgekehrt – nach dem Abgang von Christoph von Dohnányi (nun «Ehrendirigent auf Lebenszeit») als neuer Chef, versteht sich: Von Februar bis Oktober 2009 widmet sich diese dynamische Kombination in einer großen Tournee Wien, der «City of Dreams» 1900–1935. Die frühe Moderne hat es Salonen ja besonders angetan. Markus Hinterhäuser, Konzertchef der Salzburger Festspiele, schwärmt von Salonens Mahler-Interpretationen und ist stolz, ihn im Sommer 2008 mit dessen dritter Symphonie erstmals mit den Wiener Philharmonikern zusammengebracht zu haben: «Anfangs liefen die Proben sehr vorsichtig, als ob sich Dirigent und Orchester erst langsam beschnuppert hätten – aber das Ergebnis war dann wirklich großartig!» Mahler von jeglicher übertriebener Gefühlssauce gereinigt, Anton Webern, der angeblich so kühle Konstrukteur, als spätromantischer Poet: In Grafenegg wird die sechste Symphonie ihre unerbittlich niederschmetternde Gewalt entfesseln und Weberns Jugendwerk, das spätromantische Idyll «Im Sommerwind», zart um den Wolkenturm wehen: ein «Concert of Dreams». WALTER WEIDRINGER Der Autor ist Musikkritiker der «Presse», Verlagsmitarbeiter bei Doblinger und lebt als freier Musikpublizist in Wien.
PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDON So 23. 8., 19.15 Uhr, Wolkenturm Esa-Pekka Salonen (Dirigent)
«… eine der brillantesten, reifsten Musikerpersönlichkeiten beileibe nicht nur Skandinaviens.»
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SEHR GUT Die Wiener Philharmoniker konzertieren am 3. 9. unter Zubin Mehta in Grafenegg. Auf dem Programm stehen Werke von Webern und Brahms. Auf das Debüt des weltberühmten Orchesters am Wolkenturm darf man mit Recht gespannt sein. Clemens Hellsberg, Vorstand der Wiener Philharmoniker, sprach mit Alexander Moore über Festivals, die Herausforderungen der Gegenwart und Hoffnungen für die Zukunft.
Herr Dr. Hellsberg, die Wiener Philharmoniker zählen zu den besten und aktivsten Orchestern der Welt. Was sind die größten Herausforderungen in dieser Position? An die Spitze zu kommen, ist eine Sache. Diese Position zu halten, ist noch etwas ganz anderes. Wenn man auf der Spitze eines Bergs steht, geht es auf allen Seiten bergab. Dieses Bild funktioniert in der Kunst natürlich nicht ganz. Der Berg, auf den alle Musiker steigen, hat keine Spitze. Das ist ein ständiges Wachsen. Man wird aber gleichzeitig immer an anderen und an sich selbst gemessen. Die Erwartungen an uns sind sehr hoch: Wenn wir ein «sehr gutes» Konzert spielen, ist das eigentlich schon zu wenig. Otto Nicolai hat eine Maxime als philharmonische Idee ausgegeben, die nur wenige Worte umfasst: «Mit den besten Kräften das Beste auf die beste Weise aufzuführen». Das muss unser Credo bleiben. Vor kurzem sind die Wiener Philharmoniker von einer großen Tournee zurückgekehrt. Was waren die besonderen Höhepunkte? Wir haben erstmals in der Walt Disney Concert Hall gespielt, was wir schon lange machen wollten. Die Tournee war in weiten Teilen auf Zubin Mehta zugeschnitten, mit dem wir von seinem jetzigen Wohnort Los Angeles in seine Heimatstadt Mumbai gereist sind und dort gespielt haben. In New York haben wir das 20jährige Jubiläum der «Wiener PhilharmonikerWoche» gefeiert und mit Lang Lang ein Benefizkonzert gegeben. Und für viele von uns war 16
IST SCHON ZU WENIG das Wüstenerlebnis in den Vereinigten Arabischen Emiraten ganz neu: Das Open AirKonzert im alten Fort von Al Ain war ein großartiges Erlebnis. Wie entstehen in der Regel die Programme bei ihren Engagements? Das ist ein lebendiger Prozess, ein Wechselspiel von mehreren Faktoren: Oft bringen wir unsere eigenen Abonnement-Programme ein, die Dirigenten haben natürlich auch ihre Wünsche. Wenn ein Veranstalter eine interessante Idee hat, diskutieren wir sie gerne. Stichwort «Open Air»: Wie entstanden die mittlerweile traditionellen Schönbrunn-Konzerte? Die Ur-Idee kam 2004 von Helmut Pechlaner, der damals Direktor des Tiergartens war. Er wollte im Jahr der großen EU-Erweiterung in Schloss Hof nahe dem Dreiländereck ein Konzert machen. Letztlich sind wir damit dann aber doch in Wien gelandet, weil es logistisch einfacher war. Eigentlich war es als einmaliges Ereignis gedacht, nur als statt der erwarteten 20.000 Leute 90.000 kamen, lag die Fortsetzung auf der Hand. Wir übertragen das Konzert in 54 Länder, damit ist es das zweitgrößte Klassik-Event der Welt. Um den Gedanken weiter zu spinnen… Könnte es einmal ein Festival unter der Leitung der Philharmoniker geben? Reizvoll wäre das schon. Aber wir sind im Sommer an Salzburg gebunden und das ist eigentlich die einzige Zeit, in der ein Festival in diesem Stil Sinn machen würde. Nicht selten wird das Orchester auch als Sonderbotschafter mit mehr oder weniger politischen Aufgaben gesehen. Was gibt es in der heutigen Welt zu tun? Das wichtige Ziel ist immer, die humanitäre Botschaft der Kunst zu vermitteln. Ich bin überzeugt: Wenn sich die Menschen an den großen Werken der Kunst orientieren würden, würde die Welt bestimmt anders aussehen. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise hielte ich das für sehr wichtig.
Spüren die Wiener Philharmoniker die Krise? Natürlich. Wir haben es jetzt schon zwei Mal erlebt, dass ein Veranstalter einen Rückzieher gemacht hat, weil ein Sponsor ausgefallen ist. Die Frage, was da noch kommt, beschäftigt uns. Welche Schwierigkeiten sind immer gleich, welche haben sich geändert? Eine der größten Herausforderungen war und ist sicher, uns selbst zu organisieren. Wir sind viele Köpfe und haben daher auch genauso viele Meinungen. Generell gilt auch für uns: Die Demokratie ist die beste, aber auch anspruchvollste Form menschlichen Zusammenlebens – die Freiwilligkeit Regeln zu akzeptieren, ist ein entscheidender Faktor. Gleichzeitig bleiben wir aber genau durch die Diskussionsprozesse kreativ. Mit 12 Jahren Amtszeit sind Sie der am zweitlängsten dienende Vorstand der Philharmoniker. Wie lange wollen Sie noch? Es war die Entscheidung des Plenums, mir so lange zu vertrauen. Diese ständige Herausforderung ist eine große Aufgabe, und die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Dr. Dieter Flury und dem Verwaltungsausschuss ist einfach großartig. Sie reservieren sich täglich Übezeit ein, während der man Sie nicht stören darf. Wie üben sie? Zum Glück kann ich sehr ökonomisch üben. Ich habe ein tägliches Technikprogramm von ca. 75 Minuten, das ist wie Zähneputzen. Wenn ich ein Konzert vorbereite, weiß ich genau, auf welche Stellen ich mich beim Üben besonders konzentrieren muss. Im Lauf der Jahre entwickelt man für so etwas einen Blick. Voraussetzung ist aber, dass ich meine Hände mit dem täglichen Programm fit halte. Wie trennt man berufliche Sorgen von der Liebe zur Musik? Ich trenne das in Wahrheit gar nicht. Für mich kommt es einzig darauf an, möglichst gute Musik zu machen. Dem ordne ich alles unter,
egal was ich mache. Meine Position hat mit Macht nichts zu tun, sondern damit, Nicolais Maxime zu entsprechen. Wer so viel im Rampenlicht steht, wird auch kritisiert. Gab es Zeiten, in denen Sie sich als Orchester unverstanden gefühlt haben? Ich glaube, dass sich Künstler, die angegriffen werden, grundsätzlich unverstanden fühlen müssen. Denn man ist ja im Glauben angetreten, das Beste zu geben und hat seine Persönlichkeit mit eingebracht. Dann wird man damit konfrontiert, dass es auch noch andere Blickwinkel gibt. Damit muss man leben lernen. In unserer eigenen Geschichte kam das in Wellen: manchmal ist man einer Entwicklung voraus, unsere Gründung war sicher avantgardistisch. Manchmal ist man hinten nach und dann wieder ist man genau im Strom. Letztlich zählt nur der Anspruch, den man an sich selbst stellt. Beim Konzert am 3. 9. stehen Werke von Webern und Brahms auf dem Programm: Was ist der besondere Reiz an dieser Kombination? Das Besondere liegt in der Gegenüberstellung der beiden Komponisten. Beide waren unglaublich analytisch und haben ihren scharfen Blick in sehr ähnlicher Weise beim Komponieren eingesetzt. Und es gibt noch eine formale Klammer: Das Konzert beginnt mit der Webern-Passacaglia und endet im letzten Satz von Brahms mit einer Passacaglia. Da gibt es also einiges zu entdecken. INTERVIEW: ALEXANDER MOORE Der Autor ist für die Dramaturgie und die Publikationen des Tonkünstler-Orchesters und Grafenegg verantwortlich und arbeitet als freier Musikpublizist.
WIENER PHILHARMONIKER Do 3. 9., 19 Uhr, Wolkenturm Zubin Mehta (Dirigent) 17
Grafenegg
Wien
RUNDUM BUDAPEST Im Rahmen des Musik-Festivals Grafenegg wird das Budapest Festival Orchestra unter der Leitung von Iván Fischer dem Lebensgefühl und mehreren Kulturen Osteuropas nachspüren. Dabei werden sie vom griechischen Violinvirtuosen Leonidas Kavakos tatkräftig unterstützt.
Sergej Prokofjew, Béla Bartók und Antonín Dvorˇák – drei große Namen der Musikgeschichte, die es wie wenige andere vermochten, mit ihrer Musik die kulturelle Vielfalt ihrer jeweiligen Heimatländer glaubhaft darzustellen. Neben dem Lokalkolorit finden aber auch moderne Tendenzen in der Welt des Fin de siècle Eingang in ihre Werke. Das Ergebnis ist eine einzigartige Synthese zwischen volkstümlicher Bodenständigkeit und den zeitgenössischen Strömungen der damaligen Kunstmusik.
Iván Fischer 18
Sergej Prokofjews Ouvertüre über hebräische Themen op. 34 nimmt in dieser Hinsicht allerdings eine Sonderstellung ein. Das Stück entstand 1920 während Prokofjews USA-Aufenthalt und war ursprünglich für die eigenwillige Besetzung Klarinette, Klavier und Streichquartett konzipiert. Diese Fassung wird ebenfalls in Grafenegg im Prélude zum Hauptkonzert zu hören sein. Maßgeblich dafür war, dass es sich bei diesem Werk um die Auftragskomposition eines jüdischen Ensembles handelte, das sich aus ehemaligen Mitschülern Prokofjews zusammensetzte. Diese waren in die USA emigriert und versuchten hier, mit ihren Auftritten Geld für die Errichtung eines Konservatoriums in Jerusalem zu bekommen. Die Sonderstellung dieses Werkes besteht unter anderem darin, dass es sich bei den hebräischen Themen höchstwahrscheinlich nicht um aut-
Leonidas Kavakos
hentische jüdische Volksmusik handelt. Eher im Gegenteil: Vielmehr wurde sie von einem Mitglied des Ensembles nach der Art jüdischer Volksmelodien komponiert. Man spürt in diesem Werk die Lebensfreude, welche die jüdische Kunst durchweht. Die Orchesterfassung des Werkes (zu hören im Hauptkonzert), entstand allerdings erst 14 Jahre später, als Prokofjew wieder nach Russland zurückgekehrt war. Béla Bartóks Violinkonzert Nr. 2, uraufgeführt 1939 in Amsterdam, nimmt einen unweigerlich zu einem Ritt in die Weiten der ungarischen Puszta mit. Volksmusikalische Einflüsse sind in Bartóks Schaffen allgegenwärtig, was auf seine intensive musikethnologische Forschungstätigkeit zurückzuführen ist. In der für die traditionelle Volksmusik eigenwilligen Behandlung der Melodie und des Rhythmus fand der ungarische Komponist zahlreiche Im-
Bratislava
pulse, die er dann auf die abendländische Kunstmusik übertrug und somit auf diesem Gebiet wesentliche kompositorische Neuerungen setzte. Auch in seinem zweiten Violinkonzert stößt man auf diese Einflüsse: So verwendet er hier beispielsweise einen «Verbunkos», einen ungarischen Tanz aus dem 18. Jahrhundert. Den äußerst anspruchsvollen Solopart von Bartóks Violinkonzert übernimmt in Grafenegg der griechischstämmige Violinvirtuose Leonidas Kavakos. Der charismatische Musiker etablierte sich schon als 18-Jähriger im internationalen Konzertleben, als er 1985 den Sibelius Wettbewerb gewann. Mittlerweile arbeitet er regelmäßig mit großen Orchestern wie den Wiener und Berliner Philharmonikern, dem London Symphony Orchestra, dem Cleveland Orchestra und dem Budapest Festival Orchestra zusammen. Neben seiner regen Konzerttätigkeit ist er seit dem Jahr 2007 außerdem der künstlerische Leiter der Camerata Salzburg, mit der er Stammgast bei den Salzburger Festspielen und der Mozartwoche ist. Den Abschluss dieses Musikabends bildet Dvorˇáks 7. Symphonie. Zur Zeit der Entstehung befand sich der Komponist in einer unangenehmen persönlichen Situation: So hatten einerseits seine Werke großen internationalen Erfolg, andererseits wurde er in seiner Heimat gerade wegen dieses Erfolgs verdammt. Man warf ihm mangelnden Patriotismus und fehlende Heimatverbundenheit vor. Diese Vorwürfe trafen Dvorˇák, der sein gesamtes Schaffen vor dem Hintergrund seines Wahlspruchs «Gott, Liebe, Vaterland!» positioniert sah, hart. Auch in seiner 7. Symphonie, einer Auftragskomposition der London Philharmonic Society, trifft man auf nationales und volkstümliches Gedankengut, das er in Anbetracht des englischen Publikumsgeschmacks allerdings gut versteckt.
Diese volkstümlichen Elemente wird das Budapest Festival Orchestra mit seinem Chefdirigenten Iván Fischer herauszuarbeiten verstehen, um gemeinsam mit dem Publikum zu einer atemberaubenden Reise von den Weiten Russlands, über die ungarischen Ebenen bis zu den böhmischen Wäldern aufzubrechen. Für den großen Erfolg des Orchesters und seines Dirigenten sprechen die Prämierung seiner Bartók-Aufnahmen mit dem Grammy und das Aufscheinen der Einspielung von Mahlers 2. Symphonie unter den zehn besten CD-Neuerscheinungen des Gramophone Magazine im April 2009. Dasselbe Magazin wählte das Orchester heuer unter die zehn Besten der Welt. Der große Erfolg war zu Beginn keineswegs vorgezeichnet: So wurde es ursprünglich im Jahr 1983 von Zoltàn Kocsis und Iván Fischer gegründet, um mit nur drei bis vier Konzerten im Jahr das ungarische Musikleben zu bereichern. Die hohe Qualität dieser Konzerte und der einzelnen Orchestermitglieder drang allerdings bald über die Landesgrenzen hinaus und führte dazu, dass das Orchester heute an allen internationalen Konzertstätten und Festivals ein gern gesehener Gast ist. Iván Fischer ist auch nach 25 Jahren Chefdirigent und ein Garant für effektvolle Interpretationen. Neben seiner Chefdirigentenfunktion verbindet ihn mit renommierten Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem New York Philharmonic oder dem Königlichen Concertgebouw Orchester Amsterdam eine fruchtbare Zusammenarbeit.
Budapest
INGEBORG ZECHNER
BUDAPEST FESTIVAL ORCHESTRA Sa 22. 8., 19.15 Uhr, Wolkenturm Leonidas Kavakos (Violine), Iván Fischer (Dirigent) 19
«WO DEIN SANFTER
FLÜGEL WEILT» Kulturelle Vielfalt, jugendliche Lebensfreude und Orchestermusik auf höchstem Niveau – das alles vereint das European Union Youth Orchestra auf sich. Die Sommerresidenz wird heuer in Grafenegg aufgeschlagen und lädt gemeinsam mit Andrew Litton und Renaud Capuçon zu einer musikalischen Reise durch das England des 20. Jahrhunderts und das Russland des 19. Jahrhunderts ein.
Das European Union Youth Orchestra wurde im Jahr 1978 gegründet, mit dem Ziel, eine internationale Identität und Arbeitsbasis im Sinne des Leitgedankens der Europäischen Union zu schaffen. Mittlerweile hat sich das mit «EUYO» abgekürzte Ensemble als eines der besten Orchester weltweit etabliert und erfreut sich großer internationaler Bekanntheit. Es besteht aus 140 talentierten Musikern im Alter zwischen 14 und 24 Jahren, die aus den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union stammen. Durch dieses grenzüber20
schreitende Konzept des Orchesters eröffnen sich aufgrund der unterschiedlichen Nationalitäten seiner Mitglieder vielfältige Klang- und Interpretationsmöglichkeiten. Im Laufe seiner jungen Geschichte hat das Orchester mit Größen wie Leonard Bernstein, Herbert von Karajan, Daniel Barenboim und Sir Colin Davis zusammengearbeitet. Der derzeitige Chefdirigent ist Vladimir Ashkenazy. Große Namen regieren auch die Riege der Solisten, die regelmäßig mit dem Orchester konzertieren: Emanuel Ax, Anne-Sophie Mutter, Jessye Norman, Nigel Kennedy und viele andere zählten zu den regelmäßigen Partnern des EUYO. Diese Aufzählung zeugt vom hohen musikalischen Können dieses in jeder Hinsicht einzigartigen Jugendorchesters. Das außergewöhnlich hohe Niveau kommt allerdings nicht von ungefähr: So verfügt das EUYO über keine fixe Besetzung – diese wird vielmehr jedes Jahr durch harte Auswahlverfahren bestimmt, und auch schon zugelassene
Orchestermitglieder müssen immer aufs Neue ihr Können unter Beweis stellen. Jedes Jahr stellen sich in ganz Europa über 4.000 junge Menschen dem Vorspiel für dieses Orchester, wobei nur 140 Plätze vergeben werden können; und auch dies wiederum nur für ein Jahr. Anschließend müssen sich die Musiker, um ihren Platz behalten zu können, wieder ein Probespiel bestehen. So gibt es in Grafenegg heuer eine ganz besondere Premiere: Die aktuelle Orchesterbesetzung wird zum ersten Mal während seiner Sommerresidenz in Grafenegg zusammenkommen und unter der Leitung von Andrew Litton das Programm für die beiden Konzerte im Rahmen des Musik-Sommers erarbeiten. Beim ersten der beiden Konzerte treffen in einzigartiger Weise jugendliche Frische und altehrwürdige Tradition aufeinander: Erstere wird vom EUYO, letztere von der Wiener Singakademie repräsentiert. Schließlich ist der Chor seit mehr als 150 Jahren aus dem Konzert-
… 140 hervorragende Musiker zwischen 14 und 24 Jahren, die aus den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union stammen.
und Musikleben der Bundeshauptstadt nicht mehr wegzudenken und zählt große Persönlichkeiten der Musikgeschichte wie Edvard Grieg, Richard Strauss und Anton Webern zu seinen Dirigenten. Dieser reizvolle Kontrast zwischen jugendlichem Esprit und gediegener Tradition wird von Andrew Litton in William Waltons Ouvertüre «Scapino», Edward Elgars Konzertouvertüre «In the South» und «The Planets» von Gustav Holst vereint. Der amerikanische Dirigent, derzeit Chefdirigent des Bergen Philharmonic Orchestra, zählt zu den führenden Dirigentenpersönlichkeiten seiner Generation. Besondere Aufmerksamkeit verdient seine Aufnahme von Waltons «Belshazzar’s Feast» mit dem Bournemouth Symphony, für die er mit einem Grammy ausgezeichnet wurde. Man darf also in Anbetracht dessen auch auf seine Interpretation von «Scapino» in Grafenegg gespannt sein. Außerdem war Andrew Litton der jüngste Sieger der BBC
International Conductors Competition und profiliert sich heute neben seiner Dirigiertätigkeit auch als Kammermusiker und Pianist. Auch das zweite Konzert des EUYO steht unter der Leitung von Andrew Litton, wobei sich das Programm von den Hügeln Englands in die unendlichen Weiten Russlands verlagert: Auf Tschaikowskis Violinkonzert op. 35 mit dem Violinvirtuosen Renaud Capuçon folgt die 7. Symphonie, die so genannte «Leningrader» von Schostakowitsch. Renaud Capuçon, 1976 geboren, begann im Alter von 14 Jahren seine Ausbildung am Conservatoire National de Musique de Paris und arbeitet seither mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Seiji Ozawa und Claudio Abbado zusammen. Trotz seines vergleichsweise jugendlichen Alters gehört er mittlerweile zu den begehrtesten Soloviolinisten weltweit. Zur Einstimmung auf die beiden Konzerte, die auf die vielfältige Bandbreite des Orchesters verweisen, wird es außerdem spezielle Préludes mit ausgewählten Musikern des EUYO
geben. Eine gute Möglichkeit, sich auf die jeweiligen Hauptkonzerte gebührend einzustimmen und die Musikstars von morgen hautnah zu erleben. Ein Wiederhören ist sehr wahrscheinlich: Mehr als 90 Prozent der Mitglieder des EUYO verfolgen später eine Karriere als Profimusiker in Spitzenorchestern. INGEBORG ZECHNER Die Autorin ist angehende Musikwissenschaftlerin, freie Mitarbeiterin beim Musik-Sommer und -Festival Grafenegg und lebt in Graz.
EUROPEAN UNION YOUTH ORCHESTRA Sa 8. 8., 20 Uhr, Wolkenturm Wiener Singakademie, Andrew Litton (Dirigent) Sa 15. 8., 20 Uhr, Wolkenturm Renaud Capuçon (Violine), Andrew Litton (Dirigent) 21
MEISTERWERKE
ÜBERALL Das Mahler Chamber Orchestra, international zusammengesetzt und dennoch einzigartig und unverwechselbar in seiner Qualität und Struktur, wurde 1997 von keinem Geringeren als Claudio Abbado ins Leben gerufen, der zuletzt (2008) mit dem Orchester einen fulminanten «Fidelio» aufführte. Geprägt wurde das Orchester auch von Dirigenten wie Daniel Harding, Marc Minkowski und Kent Nagano oder seit Neuestem auch von dem in London geborenen Robin Ticciati, der zwei Konzerte des für Grafenegg 2009 erkorenen «Orchestra in Residence» leiten wird. Mit einer erstaunlich großen Spannweite an Komponisten und Werken empfiehlt er sich dem Publikum. Als Solistinnen sind Midori und Imogen Cooper zu Gast.
Ein paar Worte zur Vorstellung von Robin Ticciati: Seine in atemberaubendem Tempo verlaufende internationale Karriere, ausgebildet als Geiger, Pianist und Perkussionist, begann, was dirigentische Belange betrifft, schon mit fünfzehn Jahren unter Anleitung von Sir Colin Davis und Sir Simon Rattle. Der internationale Durchbruch am Kapellmeisterpult war 2005, als er mit sensationellem Erfolg in Dresden für Charles Dutoit einsprang und als bislang jüngster Dirigent an der Mailänder Scala auftrat. Als Music Director steht er inzwischen dem Gävle Symfoniorkester in Schweden vor, in gleicher Funktion leitet er «Glyndebourne
Robin Ticciati 22
on Tour». Für Furore sorgte sein (Mozart-)Einstand bei den Salzburger Festspielen im Sommer 2006, bei dem er wiederum als jüngster Dirigent in die dortige Festivalgeschichte einging. Mit den Salzburger Inszenierungen von «Le nozze di Figaro» auf Tour in Japan mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment oder – mit dem Mahler Chamber Orchestra – im März 2009 mit «Così fan tutte» empfiehlt er sich als Mozart-Dirigent. Mit Mozarts nur vordergründig «heiterem» C-Dur-Klavierkonzert KV 503 aus der «Figaro»Periode um 1786, dessen Klavierpart von Geist und Humor nur so funkelt, ist Imogen Cooper zu hören, wie Ticciati gleichfalls Britin. Geboren in London, studierte sie in Paris und Wien. Kürzlich von den Wiener Philharmonikern zu einem gemeinsamen Auftritt geladen, ist sie bereits als renommierte Pianistin etabliert. Nicht nur in Europa, sondern in der Saison 08-09 auch in Philadelphia (mit Sir Simon Rattle), in Boston (mit Sir Colin Davis) oder auf Tour mit dem London Symphony Orchestra (Daniel Harding). Genauso gefragt ist sie als Solistin und «unter Kollegen» besonders auch als Kammermusikerin und Liedbegleiterin. Kommen wir zu Gabriel Fauré: Etwas unterschätzt, war er Schüler von Camille Saint-Saëns am Ende der romantischen Periode. Wagner kannte er zwar, ließ sich aber nicht von ihm beeinflussen. Selbst lehrte er am Pariser Conservatoire und verfasste eine innovative Har-
Midori
monielehre, unter seinen Schülern: Ravel, Enescu, Nadia Boulanger u. a. Der Höhepunkt seines Schaffens besteht wohl in der Vokalmusik, insbesondere in Klavierliedern. Fauré hat recht wenige groß besetzte Werke geschrieben – am bekanntesten sein «Requiem», daneben eine Oper «Penélopé», eine Orchestersuite «Masques et Bergamasques» und eben die famose Bühnenmusik zu «Pelléas et Mélisande» (1898). «Pelléas et Mélisande», eines der Hauptwerke des Theaters des Symbolismus, handelt von der verbotenen, todgeweihten Liebe der beiden Titelgestalten. Bemerkenswert, dass das Schauspiel als Grundlage mehrerer musikalischer Werke diente, von denen das erste von Gabriel Fauré stammt (auch später als Suite für Orchester herausgegeben). Die gleichnamige Oper von Claude Debussy folgte 1902, aber auch die symphonische Dichtung «Pelleas und Melisande» von Arnold Schönberg hält sich im Repertoire, eine weitere Schauspielmusik unter dem Namen des Stücks vertonte dann noch Jean Sibelius 1905. Josephs Haydns Symphonie in D-Dur, Hob. I:104, die zwölfte und letzte der «Londoner» und vielleicht seine überhaupt letzte, bildete den Abschluss seines grandiosen, fast sein gesamtes Komponistenleben umspannenden, symphonischen Schaffens. Auch die in zehn bis fünfzehn Jahren Arbeit von Johannes Brahms fertig gestellte Symphonie Nr. 1
Imogen Cooper
Das Mahler Chamber Orchestra ist … einzigartig und unverwechselbar in seiner Qualität und Struktur.
braucht hier nicht ausführlich vorgestellt zu werden… Beethoven und seine neun Symphonien waren der «Riese», den Brahms nach eigenen Worten immer wieder «hinter sich marschieren» hörte. 1876 war die Uraufführung in Karlsruhe, und Hans von Bülow nannte sie alsbald die «Zehnte». Seien wir gespannt auf die Interpretationen dieser Meisterwerke unter Ticciati in Grafenegg und seien wir zuversichtlich, dass er sich weder von Gespenstern der Vergangenheit noch dem unüberlegten Zwang sie «ganz neu» auffassen zu müssen, beirren lässt. Werfen wir noch einen Blick auf das spannende Programm von Midori, jener japanischen Violinvirtuosin, die bereits mit elf Jahren von Zubin Mehta entdeckt wurde. Heute ist sie ein Weltstar, doch der Weg dorthin war nicht leicht. In ihrer Autobiografie von 2005 schrieb sie offen über die Schwierigkeiten, die ihre Musikerkarriere mit sich brachte. Glücklicherweise fand Midori ihren Weg und erlangte den Ruf einer der besten Violinvirtuosinnen der Welt.
Johann Sebastian Bachs E-Dur-Konzert basiert, ähnlich, aber noch zukunftsweisender als die Brandenburgischen Konzerte, auf seiner Auseinandersetzung mit den von Italienern geschaffenen Formen. Das herkömmliche Nacheinander von Solo und Tutti ist zu einem Miteinander im Dienst einer Entwicklung umgeformt. Bemerkenswert schön der Klagegesang über einer Passacaglia im «Largo»-Mittelsatz. Ein frühes Sonatenwerk für Violine und Cembalo (1961) des Polystilisten Alfred Schnittke hat sich Midori als zweites der von ihr gespielten Werke ausgesucht. Und schließlich Schuberts Rondo für Violine und Streichorchester, jenes A-Dur-Stück, in dem das Soloinstrument eindeutig eine dominante, virtuose Rolle spielt. Der 19-jährige Franz Schubert komponierte es im Juni 1816. Zur Entstehungsgeschichte des Rondos sind keine direkten Äußerungen Schuberts oder seiner Freunde bekannt. Einen aufschlussreichen Einblick in die seelische Verfassung Franz Schuberts zur Zeit der Arbeit am Rondo gewährt jedoch der Eintrag in den wenigen
erhaltenen Tagebuchblättern, den der Komponist nach der Aufführung eines Streichquintetts von Mozart unter dem 13. Juni 1816 machte: «Ein heller, lichter, schöner Tag wird dieser durch mein ganzes Leben bleiben. Wie von ferne leise hallen mir noch die Zaubertöne von Mozarts Musik.» HEINZ RÖGL Der Autor ist Fachreferent für neue Musik und Musikredakteur im Musikinformationszentrum mica – music austria, freier Kulturjournalist (u. a. Salzburger Nachrichten, Bühne, ÖMZ) und lebt in Wien.
MAHLER CHAMBER ORCHESTRA Sa 25. 7., 20 Uhr, Wolkenturm Imogen Cooper (Klavier), Robin Ticciati (Dirigent) Sa 1. 8., 20 Uhr, Wolkenturm Midori (Violine), Robin Ticciati (Dirigent) 23
ADEL VERPFLICHTET Ein runder Geburtstag muss in nobler Umgebung gefeiert werden: Ehrensache, dass Sir Roger Norrington rechtzeitig zu seinem 75. Jubelfest das Musik-Festival Grafenegg besucht. Im Gepäck hat der Großmeister der historischen Aufführungspraxis seine Lieblinge Joseph Haydn und Felix Mendelssohn Bartholdy. Mit seinen Landsleuten vom Orchestra of the Age of Enlightenment liegt die musikalische Umsetzung in besten Händen. Viel originaler Klang, ganz ohne Staub!
rischen Aufführungspraxis war für ihn die Gründung eines eigenen Originalklang-Ensembles (die London Classical Players) der logische Schritt. Genauso logisch wie seine heutige Überzeugungsarbeit bei den «traditionellen» Klangkörpern der Welt. Berliner, Wiener, Niederösterreicher, Stuttgarter – in allen Landen schätzen Musiker und Publikum gleichsam die unorthodoxen Ideen des britischen Ausnahmekünstlers.
75 Jahre und kein bisschen leise Ob Sir Roger in der Jugend hoffte, dass er eines Tages von «seiner» Queen den Ritterschlag erhalten würde? Bestimmt nicht, denn für Anerkennung erheischenden Ehrgeiz war bei ihm noch nie Platz. Dafür liebt er die Musik viel zu sehr und eigentlich sollte die holde Kunst sein Zeitvertreib bleiben. Immerhin studierte der 1934 in Oxford geborene Sohn aus musikalischem Hause anfangs Geschichte und englische Literatur. Während der abendlichen Beschäftigung mit der Violine, dem eigenen Gesang und Amateurchören kam mit 28 Jahren die Entscheidung: Norrington musste die Musik zu seinem Beruf machen – auf ans Royal College in London!
Dem Kunstwerk auf der Spur Ein Lebenslauf wie aus dem Märchen: Roger Norrington schlug sich zu Beginn mit allen möglichen und unmöglichen Engagements als Sänger durch. Nach Studienabschluss ging die Karriere stetig bergauf. Als Kapellmeister an allen großen Opernhäusern Englands lernte er das gesamte Repertoire von der Renaissance bis zur Gegenwart kennen. Wobei den Dirigenten immer die Frage nach der Echtheit der alten Kunstwerke beschäftigte. Was, wenn Mendelssohn seine Symphonien gar nicht so weich gezeichnet, so romantisiert hören wollte? Wie klangen Haydns Meisterwerke im schlanken Gewand ihrer Zeit – in der Wiener Klassik? Ohne die Instrumente der Moderne, ohne mit Stahl besaiteten Geigen und hochtechnischen Hörnern? Roger Norrington erörterte aber nicht einfach Fragen mit den Musikerkollegen. Es wurde immer unter seiner Maxime gemeinsam musiziert: Aufregend und schön muss es klingen. Am Besten so, wie es der Komponist wollte. Als Pionier der histo24
Mitten in der heißen Phase des Musik-Festivals Grafenegg können sich heuer die Besucher von der jugendlichen Frische Sir Rogers überzeugen. Wenn das Geburtstagskind gemeinsam mit seinen Freunden vom Orchestra of the Age of Enlightenment auf symphonische Spurensuche führt, wird man merken: Alter schützt keineswegs vor Elan! Immerhin gilt es, im Haydn-Jahr eines der seinerzeit waghalsigsten Klangexperimente des Klassikers so authentisch wie möglich wiederzugeben. Über die Dominanz der unheilvollen Tonart f-moll hinaus bietet Joseph Haydns 1768 entstandene «La Passione»-Symphonie eine damals neue Gefühlstiefe. Für Entspannung sorgt anschließend dessen ziemlich genau drei Jahrzehnte später entstandenes, brillantes Es-Dur Trompeten-
konzert. Der englische Meistersolist David Blackadder, ebenfalls Experte für alte Instrumente, wird für den authentischen Trompetenklang der weltberühmten Themen sorgen. Zum Finale ein Ausflug in den hohen Norden von Sir Rogers britischer Heimatinsel: «In der tiefen Dämmerung gingen wir heut nach dem Palaste, wo Königin Maria Stuart gelebt und geliebt hat. Der Kapelle fehlt das Dach, Gras und Efeu wachsen darin, es ist alles zerbrochen und morsch. Ich glaube, ich habe heut den Anfang meiner Schottischen Symphonie gefunden.» Felix Mendelssohn Bartholdy war mit der wilden, märchenhaften Romantik seiner dritten Symphonie schon im Vorfeld, während seiner Schottland-Reise, höchst zufrieden. Glücklich wäre er auch mit Norringtons schlanker, gewissenhafter Interpretation. So klingt geistiger Adel. DANIEL WAGNER Der Autor ist Musikredakteur bei Radio Stephansdom und Musikkritiker der Wiener Zeitung.
ORIGINALKLANG Do 27. 8., 19 Uhr, Auditorium Orchestra of the Age of Enlightenment, David Blackadder (Trompete), Sir Roger Norrington (Dirigent)
Aufregend und schön muss es klingen. Am besten so, wie es der Komponist wollte.
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Neue Tonkünstler-CD Joseph Haydn genoss in Paris in den 1780er Jahren solche Popularität, dass ein umfangreicher Kompositionsauftrag auf der Hand lag. Die sechs Pariser Symphonien waren ein spontaner Erfolg beim französischen Publikum und zählen auch heute zu den beliebtesten Werken aus Haydns Feder. Ab sofort ist die im Musikverein entstandene Aufnahme mit dem Tonkünstler-Orchester unter Kristjan Järvi erhältlich. Das Vergnügen, das Haydn bei der Arbeit an den sechs Symphonien empfand, ist auch in der Interpretation der Tonkünstler zu spüren und zu hören.
Highlights 16.-24. Mai 2009: 30. Mai 2009:
Bonsai Ausstellung Eröffnung Waldirrgarten mit LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka 06.-07. Juni 2009: NÖN Aktionstag 05.-14. Juni 2009: Kakteen Ausstellung 11.-12. Juli 2009: NÖ Familienpass Wochenende 10.-12. Juli 2009: „Floristische, kulinarische Blütenvielfalt“ Ausstellung von Andrea Rauscher 18. Juli 2009 (ab 18 Uhr): Garten.SOMMER von „Natur im Garten“ und „Die lange Nacht des Lichts“ 27.-31. August 2009: DIE GARTEN TULLN + Internat. Gartenbaumesse = ein Gelände 27. September 2009: Garten.HERBST von „Natur im Garten“ Nähere Informationen finden Sie unter www.diegartentulln.at.
Mit Joseph Haydns Pariser Symphonien startet das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ein eigenes CD-Label. Unter dem Namen TONKÜNSTLER LIVE werden künftig ein bis zwei Aufnahmen pro Saison erscheinen. Die Doppel-CD erhalten Sie im Fachhandel sowie direkt in unserem Online-Shop. Aus den Pressestimmen «Mit den sechs Pariser Symphonien Haydns beweist das Tonkünstler-Orchester Niederöstereich, wie hoch sein in den letzten Jahren erreichter spieltechnischer und klanglicher Standard ist. Chefdirigent Kristjan Järvi ist im Umgang mit den Partituren nicht zimperlich, erfreut sich und uns an sattem Streichersound, spitzt Überraschungseffekte lustvoll zu, macht Menuette zu ländlichen Tanzszenen und Finali oft zu virtuosem Kehraus …» Karl Löbl, Österreich www.tonkuenstler.at
MUSIK FESTIVAL GRAFENEGG 20. 8. BIS 6. 9. 2009
Impressum Medieninhaber (Verleger): Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H., Kulturbezirk 2, 3109 St. Pölten. Herausgeber: Verein Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Für den Inhalt verantwortlich: Johannes Neubert. Redaktion: Mag. Alexander Moore. Mitarbeit: Julia Ornetsmüller, Mag. Edith Schweitzer, Mag. Pia Stimpfl-Abele. Visuelle Gestaltung: Fuhrer, Wien. Produktion: AgensKetterl, Mauerbach. Bildnachweis: James Salzano, Nana Watanabe, Studio Iris, Peter Rigaud, Sussie Ahlburg, Wolfhart-Jörg Jonitz, getty images, Pavel Antonov, Daniel Pasche, Alexander Haiden, Stefan Fuhrer, Yannis Bournias, Kai Bienert, Elisabeth Carecchio, Manfred Esser, Johan Ljungström, Daniel Völker, MSM, Alberto Venzago, Mark Harrison, Eric Larrayadieu, Simon Fowler/Virgin Classics, Marco Borggreve, Silvia Lelli, Timothy Greenfield-Sanders, Benjamin Ealovega, Elisabeth Carecchio, Philipp Horak, alle anderen unbenannt. Redaktionsschluss: 15. 4. 2009 Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen bleiben vorbehalten. Für etwaige Druckfehler wird keine Haftung übernommen.
Sa 27. 6., 20 Uhr, Wolkenturm DER DREISPITZ Tonkünstler-Orchester Niederösterreich Julian Rachlin Viola und Violine Lorena Espina Mezzosopran Kristjan Järvi Dirigent MENDELSSOHN BARTHOLDY, BARTÓK, WAXMAN, DE FALLA
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