BUY 2010

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BUY 2010 DAS KOMPENDIUM FÜR DEN PROFESSIONELLEN EINKAUF IN DER HOTELLERIE


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EDITORIAL

Als Partner der Hotellerie betrachten wir es als

Tatkräftige Unterstützung und fachlichen Input er-

unsere Aufgabe, Sie nicht nur regelmäßig mit den

hielt unsere Redaktion von der progros Einkaufs-

aktuellsten News aus der Branche zu versorgen,

gesellschaft. Das Eschborner Unternehmen unter

sondern Ihnen auch nutzenorientiert zur Seite zu

der Leitung von Jochen Oehler befasst sich seit

stehen. Diesen Anspruch erfüllt Top hotel, die Fach-

1986 mit dem Thema »Supply Management« und

Illustrierte für das Hotel-Management, einerseits

zählt inzwischen zu den erfolgreichsten Dienst-

mit zahlreichen Ratgeber- und Service-Rubriken,

leistern in diesem Bereich. Derzeit profitieren rund

andererseits mit sei-

620 Hotels von den umfassenden progros-Servi-

ner neuen Fachbuch-

ces. Allein im Jahr 2009 erzielte die Einkaufsgesell-

serie, die im vergan-

schaft für ihre angeschlossenen Betriebe Kosten-

genen Jahr mit SPA

einsparungen in Höhe von 12,5 Millionen Euro. Zu-

2010 als fundiertes

sätzlich flossen 1,4 Millionen Euro als Rückver-

Kompendium für die

gütung an die Hotels zurück. Im Zwei-Jahres-Rhyth-

Wellnesshotellerie

mus veranstaltet progros den Kongress »Top

ihre Premiere feierte.

Supply«, den Top hotel als exklusiver Medien-

Mit BUY 2010 wid-

partner redaktionell begleitet und unterstützt.

men wir uns nun dem Einkauf, weil wir der festen

Ich wünsche Ihnen nun spannende Lektüre und

Überzeugung sind, dass sich die Hotellerie in

hilfreiche Tipps für Ihren professionellen Einkauf.

Deutschland – zumindest ein großer Teil davon –

Als Top hotel-Abonnent erhalten Sie BUY 2010

noch nicht ausreichend mit diesem Thema aus-

übrigens kostenlos, ebenso wie die jährlich aktua-

einandergesetzt hat. Das unterstreicht nicht zu-

lisierten Kompendien HIZ (Hotellerie in Zahlen)

letzt die aktuelle Trendstudie »Einkauf in der Ho-

und LUX (Luxushotelmarkt Deutschland). Es lohnt

tellerie 2010« des Supply Chain Management In-

sich also in vielfacher Hinsicht, der Top hotel-Le-

stitute (SMI) der European Business School (EBS),

sergemeinde anzugehören.

die wir in diesem Fachbuch auszugsweise vorstellen. BUY 2010 soll Ihnen aufzeigen, welche Bedeutung der Einkauf für Ihren Betrieb hat. Ist Ihnen bewusst, wie groß das Einsparpotenzial ist, wenn Sie Ihren Einkauf systematisch bzw. strategisch organisieren? Wissen Sie, wie stark sich diese Einsparung auf Ihr Betriebsergebnis auswirkt und welche Umsatzsteigerung Sie realisieren müssten, um den gleichen Effekt zu erzielen? BUY 2010 gibt Antworten auf diese Fragen und wird Sie nachhaltig für das Thema Einkauf sensibilisieren.

2 BUY 2010

Thomas Karsch, Chefredakteur Top hotel


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INHALT

BUY 2010 BUY Basics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-29 • Supply-Management als Renditeturbo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 • progros-Geschäftsführer Jochen Oehler im Interview . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Fakten & Trends . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30-47 • Die Ergebnisse der Trendstudie »Einkauf in der Hotellerie 2010« . . . . . . 31 • Risk-Management im Einkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Strategie & Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48-63 • Strategien zur professionellen Verhandlungsführung. . . . . . . . . . . . . . . . . 49 • Neubau und Renovierung: Alles eine Frage der richtigen Planung. . . . . . 56 • Erfolgreiche Gastronomiekonzepte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

Best Practice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64-77 • E-Procurement bei den Welcome Hotels. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 • Die Goldfisch-Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 • E-Kreditorenmanagement für bessere Einkaufsergebnisse . . . . . . . . . . . . 74

Partner & Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78-93 • progros – Die Kostenkiller in der Hotellerie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 • Partner der gastlichen Branche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

Tisc

• Glossar – der Einkauf von A - Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Autorenindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94-96 BUY 2010


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Fotos: Thomas Dietz

BUY BASICS

Interview mit Jochen Oehler, progros Einkaufsgesellschaft mbH

»Im Einkauf steckt noch Potenzial« »Supply Management« steht für strategi-

sie zu verkaufen und über die Marge sein Geld zu

schen Einkauf und wird in der Industrie und

verdienen. Dort hat der Einkauf einen extrem

im Handel hochprofessionell betrieben. Wie

»kriegsentscheidenden« Einfluss. Hotels kaufen

steht s um den Einkauf in der Hotellerie?

aber Produkte ein, um sie meistens weiterzuver-

Tatsächlich hinkt die Hotellerie in puncto Einkaufs-

arbeiten und somit zu veredeln oder um daraus

management anderen Branchen deutlich hinter-

ihre Dienstleistung und Marktpositionierung zu si-

her. In der Industrie und im Handel geht über-

chern oder aufzuwerten. Denken Sie an die Trüf-

haupt nichts mehr ohne strategischen Einkauf. Die

fel für das Menü oder die Fitnessgeräte, die zum

schlechte Nachricht also für die Hotellerie: Wir sind

Beispiel die Markenaussage eines Sporthotels

Schlusslicht im Vergleich. Die gute: Wir haben das

unterstreichen sollen. Von daher gehen wir viel-

größte Potenzial.

fach an die Beschaffung ganz anders heran.

Warum liegt der »Reifegrad« im Hotelein-

Warum halten Sie den Einkauf denn für so

kauf gegenüber anderen Branchen zurück?

wichtig?

Das liegt in der Natur unserer Branche. Nehmen

Um den Gewinn positiv zu beeinflussen, kann ich

wir den Handel: Der kauft Waren mit dem Ziel ein,

Umsatz erhöhen oder die Kosten optimieren. Die

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Möglichkeiten, in der aktuellen Situation von An-

Einkaufsstrategie ausgerichtet habe? Ich meine

gebotsüberhängen an Hotelzimmern und niedri-

damit, dass die intelligente Betriebsführung eines

gen Zimmerpreisen Umsätze zu steigern, sind für

Hotels die einkaufsstrategischen Maßnahmen mit

jedermann nachvollziehbar, extrem begrenzt.

den Markenzielen abstimmt und somit Einkauf

Daher schlägt jetzt die Stunde des Einkaufs.

und Marketing miteinander eng verzahnt. Das

Welchen Renditeeffekt hat die Kosten-

macht die Industrie seit Jahrzehnten.

senkung gegenüber der Umsatzsteigerung?

Das hat dann doch auch was mit Zielen zu

Der Faktor liegt – Faustformel – bei eins zu zehn.

tun?

Das bedeutet, dass ich etwa das Zehnfache an

Klar. Und da muss Einkauf auch eine neue Be-

Umsatz machen muss, um den gleichen Gewinn-

deutung bekommen. Meistens wird Einkauf redu-

effekt zu erzielen wie durch eine Kostensenkung

ziert auf das Erzielen von Cost Savings. Das ist

mit guten Einkaufsmaßnahmen. Das liegt daran,

zwar ein durchaus hehres Ziel, aber andererseits

dass Kostensenkungen im Einkauf direkt auf den

auch eine sehr eingeschränkte Sichtweise. Zu den

Gewinn (NOP) durchschlagen. Beispiel: Erreicht

Zielen des Einkaufsmanagements können Quali-

ein Hotel eine Kostensenkung von 10.000 Euro

tätskomponenten gehören, die Erfüllung und

dank professioneller Einkaufsmaßnahmen, so

Realisierung von CSR-Kriterien (Corporate Social

müsste es, würde es auf diese Kostensenkung ver-

Responsibility) oder auch schlicht und einfach der

zichten, bei einem NOP von zehn Prozent etwa

Schutz oder die Förderung der Marke. Ein Hotelier

100.000 Euro Mehrumsatz machen, um den glei-

muss sich darüber Gedanken machen, damit er

chen Gewinneffekt zu haben. Bei einem NOP von

sein Haus oder seine Kette auch entsprechend

fünf Prozent wären es sogar 200.000 Euro. Wir

einkaufstechnisch führen kann.

sprechen hier von der sogenannten Äquivalenz-

Was sind Ihrer Meinung nach die häufigsten

betrachtung. Jeder kann sich also selbst die Frage

Fehler beim operativen Einkauf im Hotel?

beantworten, was derzeit für ihn leichter ist.

Spontaneinkäufe wegen mangelhafter Planung,

Wie sollte der Einkauf der Zukunft denn

unvollständige Preisvergleiche, zu viele Lieferan-

aussehen?

ten, keine oder geringe Zahl an regelmäßigen Aus-

Er muss strategisch werden. Strategisch heißt, dass

schreibungen und viel zu wenig Rechnungs-

der Einkauf genauso geplant, strukturiert und über-

kontrollen.

prüft werden muss wie jedes Jahr das Marketing-

Warum bleibt denn beim Spontaneinkauf

konzept. Und dann sprechen wir vom Einkaufs-

das Geld auf der Strecke?

management oder auch Supply Chain Manage-

Guter Einkauf kostet Zeit, schlechter Einkauf nicht.

ment.

Jeder von uns kennt das doch aus dem privaten

Sie sprechen oft von Mimesis, also davon,

Bereich. Wir bekommen Besuch und haben bei

dass Marketing und Einkauf strategisch ver-

unserem Wochenendeinkauf den Wein vergessen

schmelzen müssen. Was meinen Sie damit?

einzukaufen. Es ist Sonntagabend. Die Läden

Wie will ich mein Hotel zum Beispiel im Bereich

haben zu. Die Tankstelle nicht. Wir flitzen los und

Nachhaltigkeit oder Technologieorientiertheit oder

kaufen dort den Wein. Viel zu teuer, viel zu

Design positionieren, wenn ich darauf nicht meine

schlecht. Aber wir haben ihn. Und das findet in der BUY 2010 25


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BUY BASICS

Hotellerie auch statt. Das fängt bei Glühbirnen an

soeben angesprochenen Fall könnte man zum

und hört bei Küchenkleinmaterial auf.

Beispiel die beiden Abteilungen zusammenbrin-

Und wie löse ich das Problem?

gen und den Einkaufsbedarf dann untereinander

Indem ich Mindestbestände festlege, indem ich

abstimmen.

Bestellrhythmen organisiere, an die sich alle hal-

Welche Rolle spielt die persönliche Vorteil-

ten müssen, und indem ich mich auf wenige Lie-

nahme in der Hotellerie bei Einkaufsent-

feranten mit möglichst großen Sortimenten kon-

scheidungen?

zentriere.

Eine ganz heiße Frage. Persönliche Vorteilnahme

Nun gibt es ja beispielsweise im Vergleich

in Form von Bestechlichkeit habe ich persönlich

zur Automobilbranche in der Hotellerie

nur sehr selten erlebt. Derartige Fälle fliegen heut-

normalerweise keinen zentralen Einkauf –

zutage auch durch die zunehmende Transparenz

liegt darin die Crux?

immer schneller auf. Was jedoch eine stärkere

Wir haben in der Hotellerie – mit Ausnahme eini-

Rolle spielt sind psychologische Aspekte – also die

ger Hotelketten – einen dezentralen Einkauf. Das

Wertschätzung durch den Lieferanten und imma-

bedeutet, dass in der Regel jeder Abteilungsleiter

terielle Begünstigungen wie Einladungen etc.

für seinen Bereich Einkaufsverantwortung trägt.

Die können dann Einkaufsentscheidungen beein-

Die Crux dabei ist, dass die Einkaufsverantwort-

flussen.

lichen ihre Einkaufsaktivitäten häufig nicht unter-

Welche Rolle spielen Bio und die Nach-

einander abstimmen bzw. es keine Stelle gibt, die

haltigkeit?

eine Synchronisierung steuert.

Bio spielt keine herausragende Rolle; es ist nur ein

Welche Nachteile entstehen daraus?

kleiner Teil des Themas. Zudem ist Bio inzwischen

Da kann es passieren – und es passiert in mehr

viel zu verwässert. Bio wird Standard werden, so

Hotels als man glaubt – dass zum Beispiel die

wie heute ein Airbag im Auto. Nachhaltigkeit, also

Hausdame für ihren Bereich Reinigungsmittel ein-

Sustainability, steht im Zentrum! Es spielte kurz-

kauft und der Küchenchef das Gleiche für seine

fristig mit Einsetzen der Finanzkrise keine Rolle

Abteilung macht. Beide kaufen vergleichbare Pro-

mehr. Seit Anfang 2010 bekommt Sustainability

dukte ein, jedoch bei unterschiedlichen Lieferan-

wieder Auftrieb. Das ist ein gesellschaftlicher Trend,

ten zu unterschiedlichen Preisen und zu unter-

aber auch eine Anforderung auf Firmenseite. Ho-

schiedlichen Zeiten. Das kostet Zeit, das kostet

tels mit hohem Firmenkundenanteil können sich

aber vor allem extrem viel Geld.

hier gedanklich bereits vorbereiten. Allerdings

Das ist ja dann ein Vorwurf an die

kommt das nicht so schnell, wie manche verhei-

Einkaufsverantwortlichen?

ßen mögen, da es noch keine festen Standards

Nein, das ist kein Vorwurf, sondern das Aufzeigen

gibt.

von Chancen und Potenzialen. Jeder kauft ja nach

Dann sollte eigentlich bereits in der Aus-

bestem Wissen und Gewissen ein und mit seinen

bildung das Thema Einkaufsmanagement

entsprechenden Fähigkeiten. Das Einzige, was wir

eine Rolle spielen?

machen müssen, ist doch lediglich den Einkauf zu

Das wäre ideal. Aber Einkauf findet nur am Rande

strukturieren und damit strategisch zu steuern. Im

statt. Man konzentriert sich auf die Kennzahlen des

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»Der Einkauf muss genauso geplant, strukturiert und überprüft werden wie das Marketing.« Wareneinsatzes – und das war s dann. Keine Aus-

gleichermaßen? Der strategische Einkauf

bildung thematisiert, wie Einkauf strategisch ange-

müsste in der Ketten- bzw. Konzernhotelle-

gangen werden soll, welche Ziele es im Einkauf

rie doch deutlich besser ausgeprägt sein

geben kann, was Lieferantenmanagement ist oder

als in der Privathotellerie?

wie Verhandlungen geführt werden. Die ersten

Die Kettenhotellerie hat hier die Nase vorn. Da hat

Vorreiter haben das erkannt, so die Hotelfach-

sich in den vergangenen Jahren viel getan. So

schule Heidelberg oder die DHBW Ravensburg

haben Accor, Arabella, Lindner, Best Western, Re-

(Berufsakademie Ravensburg), die im Bereich Ho-

zidor, IHG, Marriott, Hilton oder Welcome Hotels

telmanagement inzwischen Vorlesungsstunden für

und andere den Einkauf teilweise oder komplett

modernes Beschaffungsmanagement integriert

zentralisiert und – ganz wichtig – Einkaufsregeln

hat.

und -leitlinien definiert. Die sind Basis für best-

Wie sieht s mit der Praxis aus?

mögliche Prozesskosten und gute Einkaufsergeb-

Nicht viel anders. Denken Sie zum Beispiel an

nisse. Es gibt auch bei den Privathotels eine Reihe

wichtige Themen wie die Verhandlungsführung.

von tollen Beispielen für exzellente Einkaufsstrate-

Kein oder kaum ein einkaufsverantwortlicher Ab-

gien wie zum Beispiel im Schindlerhof.

teilungsleiter hat je ein Seminar oder eine Ausbil-

Was sind Prozesskosten und welche Rolle

dung in Sachen Verhandlungsführung besucht.

spielen sie in der Hotellerie?

Und dennoch entscheidet man über Einkaufsvo-

Prozesskosten sind die Arbeitskosten, die bei

lumina in sechs- oder teilweise siebenstelligen

jedem Beschaffungsvorgang entstehen. Produkt

Größen übers Jahr. Genau deswegen veranstalten

definieren, Mengen festlegen, Lieferant ausfindig

wir ja auch Top Supply, um das Einkaufswissen zu

machen, Angebote einholen, vergleichen, ver-

fördern, denn da steckt jede Menge Potenzial drin.

handeln, bestellen, Ware empfangen und prüfen,

Umso mehr freut es uns, das HDV, FBMA und IHA

Ware einlagern, Rechnung prüfen, bezahlen etc. –

sowie Top hotel den Kongress Top Supply so stark

Ein Rattenschwanz an Arbeit, wenn man sich das

unterstützen und damit Gutes für die Hotellerie

mal im Detail anschaut. In der Hotellerie spielen

tun.

Prozesskosten eine große Rolle. Sie müssen in die

Mangelnder Reifegrad im stratregischen

Betrachtung des strategischen Einkaufs einbezo-

Einkauf: Gilt das für die gesamte Branche

gen werden. Heute geschieht das meistens nicht, BUY 2010 27


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BUY BASICS

da Prozesskosten in der Hotellerie gern auch als

Der Markt ist ja ständig in Bewegung.

sogenannte »Eh-Da-Kosten« – der Mitarbeiter ist

Wie schätzen Sie denn die Kostenentwick-

»eh da« – eingestuft werden und damit für viele

lung ein?

keine Kosten, darstellen.

Die Weltbevölkerung wird bis 2050 von jetzt etwa

Und deswegen fährt dann auch gern der

sieben Milliarden auf neun Milliarden Menschen

Haustechniker selbst schnell zum Bau-

wachsen und damit steigt die Nachfrage nach Pro-

markt, um ein paar Glühbirnen zu kaufen?

dukten, Energie und anderen Rohstoffen. Die na-

Auch das läuft unter Prozesskosten und erhöht

türliche Folge wachsender Nachfrage ist, dass auch

diese nochmals. Fahrzeit, Spritkosten, Unfallrisiko,

die Preise steigen. Das findet übrigens seit Anfang

Abwesenheitszeit, Zusatzkosten durch ungeplante

2010 wieder in ersten Bereichen spürbar statt.

Zusatzeinkäufe – das ist komplett unnötig.

Was bedeutet das im Einzelnen für den

Wie kann man dieses Problem lösen?

Hotelier?

Indem Einkaufsrichtlinien erstellt werden, in denen

Steigende Produktkosten, steigende Kosten durch

auch die Einkaufsabläufe des Hotels schriftlich be-

Anforderungen an die Umsetzung von Nachhal-

schrieben sind. Dadurch wird die Grundlage für ef-

tigkeit und steigende Kosten durch – darüber

fiziente Einkaufsprozesse geschaffen. Wir gewin-

wurde noch nicht gesprochen – immer höhere

nen damit Zeit, die wir für wichtigere Arbeiten, zum

Standards. Die Hotelketten haben in den vergan-

Beispiel Dienstleistungen für den Gast, viel sinn-

genen Jahren deutlich ihre Qualitätsstandards an-

voller verwenden könnten.

gehoben. Um denen nachzukommen, muss ich

Vor der Prozessoptimierung steht die

als Hotelier laufend investieren. Auch als Privatho-

Analyse: Wo es hakt es im Einkauf? Wie

telier. Vor diesem Hintergrund müssen sich Hotels

sehr engagiert sich progros in puncto

verstärkt dem Einkaufs- und Kostenmanagement

Beratung?

zuwenden, damit die Kosten insgesamt nicht aus

Wir erstellen regelmäßig individuelle Einkaufskon-

dem Ruder laufen. Auch bei den Banken lässt sich

zepte und führen als Einkaufs- und Beratungsge-

im Fall einer Kreditanfrage mit einem erfolgreichen

sellschaft auch Coachings, Trainings, Schulungen

Einkaufsmanagement punkten.

und Analysen durch. Damit haben wir einen guten

Wie sieht es in Hinblick auf technische

Rundumblick, was in der Praxis läuft. So haben wir

Neuerungen beim Einkauf aus?

erst vor Kurzem eine Beratung in einem der füh-

Was eindeutig kommt, ist das Thema E-Procure-

renden Luxushotels in Deutschland durchgeführt

ment-Systeme. Das sind lieferantenübergreifende,

und in einem herausragenden Haus einer Hotel-

elektronische Beschaffungsplattformen. Hotelket-

gruppe die Bestellabläufe optimiert. In beiden Fäl-

ten wie die Welcome Hotels, Lindner oder Grand

len gab es erhebliche Vorteile bei den Prozess-

City arbeiten bereits damit. Riesengroßer Vorteil für

kosten, aber auch bei den Einkaufskosten. An-

den Zentraleinkauf: Auf dem System sind nur die

sonsten sind die »Klassiker«: Zu viele Lieferanten,

Lieferanten gelistet, die für die Hotelkette freige-

keine Einkaufsrichtlinien, kaum Ausschreibungen

schaltet sind. Das sogenannte Maverick Buying –

und tiefgehende Preisvergleiche sowie vernach-

der Einkauf am Einkauf vorbei, ist damit kein

lässigte Rechnungskontrollen.

Thema mehr. Es kann nichts mehr bei nicht gelis-

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teten Lieferanten bestellt werden. Maverick Buying hat nämlich zur Konsequenz, dass die mit den gelisteten Kernlieferanten vereinbarten Abnahmevolumina eventuell verfehlt werden. Dann bekomme ich als Hotel nicht die gewünschte Höhe an Rückvergütungen oder verliere bei den Einkaufspreisen. Die E-Procurement-Plattformen stellen sicher, dass Maverick Buying nicht mehr oder nur in geringem Maße stattfindet. In Zusammenhang mit Elektronik im Einkauf fällt oft der Begriff »Procure to Pay«. Was bedeutet das? Procure to Pay meint die medienbruchfreie Verzahnung zwischen elektronischen Beschaffungssystemen und digitalen Kreditorenmanagementsystemen. Auf der einen Seite, nämlich bei den digitalen Kreditorenmanagementsytemen, werden alle Eingangsrechnungen eines Hotels auf einer Webplattform digital dargestellt. Dort können diese Rechnungen geprüft, kontiert und auch bezahlt werden. Der Clou wird nun der vorgelagerte automatisierte Prozess sein: Jede Eingangsrechnung wird automatisch mit den über das E-Procurement-System getätigten Bestellungen abgeglichen. Stimmt der Bestellwert zu 100 Prozent mit der Eingangsrechnung überein, kann die Rechnung im Prinzip als freigegeben »durchgewunken« werden. Weichen die Werte allerdings voneinander ab, bekomme ich einen Warnhinweis. Durch diese Verzahnung von E-Procurement-Systemen und digitalen Kerditorenmanagement-Systemen ist der Procure-to-pay-Kreislauf geschlossen. Das bringt dem Hotelier eine enorme Arbeitserleichterung und sorgt gleichzeitig für beste Transparenz.

Starke Partner für Ihr Tagungsgeschäft


BUY_Fakten_u_Trends 30.08.12 08:45 Seite 44

Foto: www.gettyimages.de

FAKTEN & TRENDS

Risk Management im Einkauf

Die Rechnung ohne den Wirt Während die Fachpresse euphorisch das Grand

die Negativschlagzeilen steht ein großer Image-

Opening des neuen Fünf-Sterne-Hauses ankün-

schaden für das noch junge Hotel bevor. Ange-

digt, werden die Sorgenfalten bei der Direktion

sichts dieser Problematik überprüft die Hotel-

immer größer: Da die Konditionen bei Vertragsab-

leitung mögliche Alternativen. Das Resultat: Es gibt

schluss die besten am Markt waren, hat das Hotel

zwar andere Zulieferer, die aber nur zu deutlich

einen Vertrag mit einem Gebäudereinigungs-

teureren Preisen reinigen. Außerdem bedeutet die

unternehmen unterschrieben – zumal man den

Umstellung einen erhöhten Personal- und Zeit-

Dienstleister bei den Preisgesprächen ordentlich

aufwand, bis der neue Gebäudereiniger eingear-

drücken konnte. Nun stellt sich heraus, dass das

beitet ist.

Unternehmen Mitarbeiter beschäftigt, die nicht so-

Dieses fiktive Beispiel steht stellvertretend für den

zialversicherungspflichtig angemeldet sind. Durch

gesamten Themenbereich »Risiko Management in

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BUY_Fakten_u_Trends 30.08.12 08:45 Seite 45

der Beschaffung«, denn in einer zunehmend ver-

Zwar verfügen viele Häuser über Instrumente zur

netzten Welt, in der die Kommunikationsgeschwin-

Risikohandhabung, doch diese erscheinen oft mehr

digkeit drastisch zugenommen hat, kommt dem

oder weniger willkürlich gewählt, weisen Lücken

Risiko Management (nachfolgend Risk Manage-

auf oder ergeben keinen geschlossenen systema-

ment genannt) ein herausragender Stellenwert

tischen Regelkreis von der Identifikation der Risi-

zu – gerade auch beim Einkauf in der Hotellerie.

ken über deren Analyse und Bewertung bis hin zur

Das Gastgewerbe ist von jeher eine Branche, die

Festlegung geeigneter Maßnahmen.

stark in der Öffentlichkeit steht. Negative Schlagzeilen, verursacht durch die falsche Wahl des Lie-

Bad und Best Practice

feranten oder eine fehlerhafte Bewertung der Risikolage, können verheerende Folgen für ein

Ein Vergleich von Unternehmen mit lückenhaftem

Hotel haben, gegen die es keine Versicherung

Risikoradar und Hotels, in denen vorbildliches Risk

mehr gibt.

Management betrieben wird, verdeutlicht die Problematik: Während Erstere immer wieder von

Ohne Risikoradar

Risiken überrascht werden – getreu dem Motto: »Das hätten wir uns schon vorher denken kön-

Niedrige Einkaufskosten sind daher nicht der Weisheit letzter Schluss. Kritiker ziehen Befriedigung aus dem Hinweis, dass nach andauerndem Lieferanten-Squeezing mit jährlich überdurchschnittlichen Preissenkungen der Zuliefermarkt ab und an die Quittung präsentiert: Es gibt Lieferanten, die dann schnell an ihr Limit kommen und versuchen, sich aus der Bredouille zu ziehen. Entscheidend ist, dass die Zulieferer eine solide wirtschaftliche Basis haben, gesetzliche Auflagen erfüllen und Partnerschaften langfristig und nachhaltig angelegt sind. Zulieferer, denen zum Beispiel durch übertriebenes Preisdrücken die Luft zum Atmen genommen wurde, haben in der Regel Schwierigkeiten, wirtschaftlich gesund und gesetzlich konform zu agieren. Die negativen Konsequenzen und hohen Folgekosten, wenn beispielsweise ein wichtiger Lieferant insolvent wird oder in negative Schlagzeilen gerät, sind für ein Hotel enorm. Kaum ein Hotelier beachtet jedoch beim Einkauf alle Konsequenzen. Nur in ganz wenigen Betrieben existiert ein systematisches Risk Management.


FAKTEN & TRENDS

nen« – verfügen Letztere über umfangreiche Lis-

Versäumnisse, insbesondere beim Supply-Risk-

ten mit allen kategorisierten potenziellen Risiken,

Management, kosten die deutsche Wirtschaft jähr-

die das Unternehmen betreffen könnten. Während

lich Millionenbeträge.

die einen nur reagieren können, weil sie die Risiken zu spät sehen, kann die Gegenseite proaktiv

Das Bewusstsein schafft das Sein

agieren und noch latente Risiken vorbeugend in Angriff nehmen, weil sie über ein funktionieren-

Doch warum werden so viele Unternehmen immer

des Frühwarnsystem verfügen. Während die einen

noch von Marktrisiken überrollt? Das hat gleich

Risiken lediglich qualitativ behandeln, erfassen die

mehrere Gründe. Einer ist das mangelnde Risiko-

anderen ihre Risiken quantitativ zumindest nach

bewusstsein in vielen Unternehmen. Ein anderer

Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe –

ist der mangelnde Erfolg beim unternehmenspo-

was erst eine zielorientierte Steuerung der Risiken

litischen Anstoß der nötigen Change-Projekte: Der

möglich macht. Und während die einen unter

Impetus muss vom Einkauf kommen, die nötige

dem Druck der drohenden Krise nach einem x-be-

Rückendeckung von der Unternehmensleitung

liebigen Ausweg suchen, haben die anderen vor

und der Support in puncto Know-how von exter-

Monaten schon festgelegt, welche Maßnahmen

nen Experten. Erst wenn alle drei Komponenten

am besten gegen konkrete Risiken helfen. Die

konvergieren, lässt sich ein professionelles SupplyRisk-Management aufbauen, das ein Unternehmen, seine Kunden, seine Lieferanten und nicht

Risikovorbeugung durch Profiling Wer Risiken vorbeugen möchte, sollte unter anderem folgende Punkte und Fragen in seinem Risk Management integrieren: • Online-Recherche über die Solvenz des Lieferanten • Wirtschaftliche Entwicklung des Lieferanten • Marktrecherche, wie sich die Branche, in der sich der Lieferant befindet, entwickelt • Konkurrenzsituation – welche Konkurrenten gibt es und wie sind diese aufgestellt? • Presseberichte über den Lieferanten in den vergangenen zwei Jahren • Stabilität in der Geschäftsleitung • Neuheiten bei Produkt- und Dienstleistungsentwicklungen • Meinungen von Referenzen/Bestandskunden einholen

zuletzt seine Arbeitsplätze vor den täglich wachsenden Gefahren einer globalisierten Wirtschaft wirksam schützen kann. Da in der Hotellerie der Einkauf vorwiegend dezentral organisiert wird, ist es wichtig, das Problembewusstsein auf Abteilungsleiterebene zu schärfen und zu trainieren. Das Management muss jedoch die Grundlage für ein perfektes Risk Management schaffen, den Geist im Hotel dafür wecken und laufend kontrollieren, ob die Maßgaben eingehalten werden. Damit beweist das Management Weitsicht, denn dem Risk Management dürfte in Zukunft vor allem dann noch eine höhere Bedeutung zukommen, wenn Aspekte wie Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility zu buchungsentscheidenden Kriterien für Einzelreisende, Feriengäste und Firmenkunden werden. Prof. Dr. Michael Henke, Supply Management Institute (SMI)

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www.polarlicht.com

BUY_Fakten_u_Trends 30.08.12 08:45 Seite 46


BUY_Strategie_u_Konzepte 30.08.12 08:48 Seite 49

Foto: Laurent Hamels - Fotolia.com

STRATEGIE & KONZEPTE

Strategien zur professionellen Verhandlungsführung

Druck oder Partnerschaft? Eine wichtige Aufgabe der Einkaufsverantwort-

und Manöver des Gegenübers einordnen können.

lichen im Hotel ist die Verhandlung mit Lieferan-

Ein Spezialist auf diesem Gebiet ist Frieder Gamm,

ten. Doch gerade in diesem Bereich fehlt es vielen

der im Folgenden zeigt, wie man auch mit schein-

an Know-how. Was unterscheidet Einkäufer und

bar überlegenen Partnern erfolgreich verhandelt.

Verkäufer grundsätzlich? Wie definiert man Ver-

Die Unterteilung in Typologien hilft dabei, sich

handlungsziele und wie findet man eine optimale

selbst und andere Menschen besser einzuschät-

Strategie? Um professionell aufzutreten und tak-

zen. Der folgende Text basiert auf einem Auszug

tisch klug vorzugehen, gilt es, die Grundlagen der

aus dem Buch »Verhandlungen gewinnt man im

Gesprächs- und Verhandlungsführung zu beherzi-

Kopf« von Frieder Gamm; mit freundlicher Ge-

gen. Außerdem sollte man mögliche Strategien

nehmigung des Redline Verlags. BUY 2010 49


BUY_Strategie_u_Konzepte 30.08.12 08:48 Seite 50

Foto: Laurent Hamels - Fotolia.com

STRATEGIE & KONZEPTE

Die optimale Strategie finden

Verhandlungen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen oder zu einem bestimmten

Im Gegensatz zu vielen anderen Lebenssituatio-

Ergebnis gekommen sein, weil einer der Verhand-

nen bilden bei Verhandlungen der Weg und das

lungspartner dann den Verhandlungsort verlassen

Ziel keine Einheit. Bei beruflichen Karrieren mag

wird. Oder Lieferungen und Leistungen sind an

der Weg nach oben das eigentliche Ziel sein, ohne

einen bestimmten Termin gebunden, der wieder-

dass man genau weiß, wo man am Ende an-

um die für die Verhandlung verbleibende Zeit be-

kommt. Motive bilden den Antrieb für ein ganz be-

stimmt. Ein solcher Zeitdruck ergibt sich manchmal

stimmtes Verhalten, während das Ziel das Ergebnis

von selbst, er lässt sich aber auch künstlich erzeu-

darstellt, das durch den Weg, also Strategie und

gen. Allerdings bedarf er stets eines realistischen

Taktik, erreicht werden sollte. Die Strategie ist dabei

Hintergrundes, damit er vom Verhandlungspartner

die Leitlinie für das Vorgehen in der Verhandlung,

nicht durchschaut und ausgehebelt werden kann.

während die Taktik die Umsetzung der Strategie in

Eine andere Form von Druck besteht darin, den

einzelne Maßnahmen darstellt. Bei den Verhand-

Verhandlungspartner in die Enge zu treiben. Das

lungsstrategien gibt es fünf Kategorien:

ist immer dann besonders leicht, wenn dieser unrichtige Angaben zur Argumentation angeführt hat,

1. Strategie: Druck

die als falsch zu entlarven sind. Argumentationen der Verkäufer bezüglich gestiegener Rohmaterial-

Es gibt verschiedene Arten von Druck: Da ist zu-

kosten können leicht durch das Gegenteil aussa-

nächst einmal der Zeitdruck. Entweder müssen die

gende Schaubilder von unabhängigen Quellen

50 BUY 2010


BUY_Strategie_u_Konzepte 30.08.12 08:48 Seite 51

widerlegt werden. Auch der Hinweis auf Wettbe-

Gesichtspunkten vielleicht für viele Menschen

werber kann Druck erzeugen. Wenn es um den

nicht zu akzeptieren sind.

Kauf identischer Markenartikel geht, können güns-

Ein Einkäufer kann einem Lieferanten damit dro-

tige Angebote anderer Händler ein sehr wirksames

hen, nicht mehr bei ihm zu kaufen, wenn er bei

Druckmittel sein.

einer bestimmten Warengruppe kein Entgegen-

Preisdruck entsteht immer dann, wenn es nicht

kommen zeigt. Umgekehrt kann ein monopolisti-

nur viele andere Anbieter gibt, sondern auch be-

scher Hersteller damit drohen, den Kunden ganz

stimmte Waren und Güter im Überfluss vorhan-

von seiner Lieferliste zu streichen.

den sind. Während Knappheit zu höheren Preisen

Eine dem Drohen sehr ähnliche Verhaltensweise,

führt, kann ein Überangebot, wie es uns das Bei-

der jedoch jeglicher sachliche Hintergrund fehlt, ist

spiel der Milch zeigt, zu einem für viele ruinösen

aggressives Verhalten. Manche Verhandlungspart-

Preisdruck führen.

ner versuchen ihr Gegenüber einzuschüchtern,

Die Umkehrung des Preisdrucks ist der Kosten-

indem sie tatsächlich oder nur gespielt wütend

druck. Wer beim Juwelier über eine Uhr aus einer

werden. Ein Autokäufer, der das Fahrzeug, das er

Manufaktur verhandeln möchte, deren Preis zwar

nicht zum gewünschten Preis erhält, mit Fußtritten

im fünfstelligen Eurobereich liegt, die aber eine

malträtiert, zeigt ein sehr extremes, aber gar nicht

Lieferfrist von zwei Jahren hat, wird kaum zu spür-

so untypisches Verhalten für eine aggressive Ver-

baren Ergebnissen kommen. Sind Güter also

handlungsführung.

knapp auf dem Markt, erzeugt das immer einen

Eine andere Variante der aggressiven Strategie ist

entsprechenden Kostendruck und damit verbun-

das »Laut werden«. Herumzubrüllen und Be-

den eine eher schlechte Verhandlungsposition des

schimpfungen auszustoßen, ist besonders bei te-

Einkäufers.

lefonischen Verhandlungen eine beliebte Me-

Eine andere Form des Drucks ist die Androhung

thode, weil Drohgebärden ohne Blickkontakt kaum

von Sanktionen. Ist einer der Verhandlungspartner

zu vermitteln sind.

in einer stärkeren Position – oder wird von einem

Ein anderes Mittel, um Druck zu erzeugen, besteht

der Verhandlungspartner zumindest angenom-

in unfairem Verhalten. In den meisten Fällen äu-

men, dass dies auf den anderen zutriff – können

ßert sie sich dadurch, dass einer der Verhand-

auch Drohungen ein effizientes Verhandlungsin-

lungspartner auf Schwächen oder Mängel seines

strument sein, auch wenn sie unter moralischen

Gegenübers Bezug nimmt. Wenn dieser stottert,

Frieder Gamm · »Verhandlungen gewinnt man im Kopf. Erfolgreich kommunizieren mit Neuro-Strategien« Redline Verlag · München 2009 · 216 Seiten 19,90 Euro · ISBN 978-3-86881-046-2

BUY 2010 51


BUY_Strategie_u_Konzepte 30.08.12 08:48 Seite 52

Foto: pressmaster - Fotolia.com

STRATEGIE & KONZEPTE

einen schlecht sitzenden Anzug trägt, Brillenträger

auch schon die Verhandlung verloren. Es gibt

ist oder sanierungsbedürftige Zähne hat, wird so

immer wieder Verhandlungssituationen, in denen

etwas auf einmal zum Verhandlungsgegenstand

eine Partei versucht, die andere durch unfaire Be-

erhoben. Ebenfalls kann auch die an der Mundart

merkungen aus der Fassung zu bringen. So wird

oder am schlechten Deutsch erkennbare Herkunft

zum Beispiel eine weibliche Mitarbeiterin gefragt:

zum Thema gemacht werden.

»Können Sie als Frau überhaupt solch schwierigen

Wer auf derartige Mittel zurückgreift, versucht

technischen Gesprächen folgen?« Oder aber: »Ent-

die Selbstsicherheit seines

schuldigen Sie, dass wir nun

Gegenübers zu erschüttern,

»Strategie ist der Sieg der Einfälle

über Dinge reden müssen,

ihn angreifbar zu machen,

in der Vorbereitung über die Zufälle

die es zu Ihrer Zeit noch gar

was mit anderen Argumen-

in der Verhandlung.«

nicht gab.« Hier wird das

ten nicht möglich erscheint.

Alter des Gesprächspartners

Dadurch versucht man ihn dazu zu bringen, die

als Hebel für Unfairness genutzt. »Ich weiß ja, dass

Verhandlung durch Annahme der Konditionen sei-

Sie sich Mühe geben, dem Gespräch zu folgen.« In

nes Gegners zu beenden.

letzterem Fall geht es um die Unterstellung von In-

Im Prinzip ist unfaires Verhalten der Versuch, einen

kompetenz.

Gesichtsverlust des Gegners zu provozieren. Die-

Diese Beispiele habe ich mit Klienten in einem Se-

ser tritt immer dann ein, wenn auf bewusste Be-

minar über Ethik im Einkauf diskutiert. Es waren

leidigungen entsprechend emotional reagiert wird.

18 Teilnehmer in der Runde, und es war erstaun-

Wer es zulässt, sein Gesicht zu verlieren, hat meist

lich, welch unterschiedliche Grenzen diese Ver-

52 BUY 2010


BUY_Strategie_u_Konzepte 30.08.12 08:48 Seite 53

handlungsprofis gezogen haben. Sechs waren der

tung als auch der Small Talk, der keineswegs ein

festen Überzeugung, dass solch unfaires Verhalten

belangloser Austausch von Allgemeinplätzen blei-

nicht akzeptabel sei. Sechs weitere waren ziemlich

ben sollte, sondern im günstigsten Fall ein emo-

unschlüssig und von den übrigen sechs fragte

tionales Fundament für die darauf folgenden

einer, wie viel man denn durch solches Verhalten

Verhandlungen ist. Dies gilt auch für die Taktik der

einsparen könnte.

Fairness. Fairness bedeutet nicht Verzicht auf die

Heiligt der Zweck nicht die Mittel? Ist es nicht wich-

eigenen Ziele und Gleichmacherei, sondern den

tig, dass ich eine Verhandlung gewinne, und nicht,

respektvollen Umgang mit Unterschieden. Damit

wie ich sie gewinne? Tatsächlich sind die meisten

wird die Grundlage für die Zusammenarbeit ge-

Verhandlungsprofis bereit, auch zu unfairen Mit-

legt. Zusammenarbeit bedeutet nämlich kein Kol-

teln zu greifen, vor allem dann, wenn ihnen keine

laborieren, sondern ergebnisorientiertes Handeln.

anderen Instrumente mehr zur Verfügung stehen,

Dies kann vielleicht sogar in kooperatives Verhalten

weil sie sich selbst unter Druck gesetzt fühlen.

münden. Kooperieren bei Verhandlungen bedeu-

Doch das ist alles eine Frage der Vorbereitung.

tet, sich gegenseitig weiterzuhelfen. Ein wichtiges Element für kooperatives Verhalten ist die Zu-

2. Strategie: Partnerschaft

kunftsorientierung. Je stärker eine Verhandlung durch Aspekte getragen wird, die sich an den ge-

Die dem Druck genau entgegengesetzte Vorge-

wünschten Entwicklungen in der Zukunft orientie-

hensweise liegt in der Partnerschaftsstrategie. Eine

ren, desto leichter fällt es, die gegenwärtigen

solche Strategie beginnt in der Herstellung eines

Hindernisse zu überwinden.

positiven Klimas. Das bedeutet, dass man den Ver-

Dies führt dann zu einem Geben und Bekommen.

handlungspartner wirklich als Partner betrachtet

Ich sage hier ausdrücklich nicht Nehmen, weil

und behandelt und ihm Wertschätzung, Achtung

Nehmen sehr oft als Wegnehmen verstanden wird

und Respekt entgegenbringt.

und nicht als Empfangen. Wenn ich etwas gebe

Ein positives Klima schlägt sich in erster Linie in

und dafür auf freiwilliger Basis oder aufgrund von

vielen kleinen Details und Äußerlichkeiten nieder,

Einsicht von einem anderen etwas bekomme, hat

die von der Art des Empfangs bis hin zu den Ört-

das eine ganz andere Qualität als nur zu nehmen,

lichkeiten der Verhandlungen reichen. Es wirkt sich

wobei jedoch in Verhandlungen der Satz »Geben

allerdings weder auf die Verhandlungspositionen

ist seliger als Nehmen« eher als nachrangig zu be-

noch auf die Ziele aus, sondern ist nur ein ele-

trachten ist.

ganter und angenehmer Weg, die Ziele zu errei-

Im Grunde genommen zielt jede partnerschaftli-

chen. Das trifft auch auf die Sympathie zu, die in

che Verhandlungsstrategie auf das Herstellen einer

erster Linie darauf beruht, sein Gegenüber nicht

Win-win-Situation ab. Wenn für alle Beteiligten die

nur als Funktionsträger, sondern eben auch als

Vorteile, die sich aus einer Verhandlung ergeben,

Mensch zu sehen.

größer sind als die hinzunehmenden Nachteile,

Sympathie aufzubauen, gelingt am leichtesten,

wird die Zufriedenheit auch bei demjenigen groß

indem man Gemeinsamkeiten entdeckt und the-

sein, der sich sonst nur als hundertprozentiger Ge-

matisiert. Hierzu dient sowohl eine gute Vorberei-

winner sehen möchte. BUY 2010 53


BUY_Strategie_u_Konzepte 30.08.12 08:48 Seite 54

STRATEGIE & KONZEPTE

3. Strategie: Ausweichen

Der Kompromiss – Strategie oder Verhandlungsziel?

Von ganz anderer Qualität als Druck oder Partnerschaft zeigt sich die Strategie des Ausweichens.

Die Strategie, die sowohl in der Kombination mit

Ausweichen bedeutet, eine Verhandlung dadurch

Druck als auch mit Partnerschaft am häufigsten an-

zu führen, dass man sie nicht führt. Diese Strate-

gewendet wird, ist das Erreichen eines Kompro-

gie kann bereits im Vorfeld einer Verhandlung ein-

misses. Viele sehen in einem Kompromiss we-

gesetzt werden, indem man keinen passenden

niger eine Strategie als ein Verhandlungsziel. Tat-

Termin findet, also keine Zeit hat, indem Urlaub

sächlich enthält der Kompromiss etwas von bei-

oder Krankheit das Zustandekommen einer Ver-

dem. Er kann eine strategische Leitlinie sein, aber

handlung verhindern.

auch auf der realistischen Einschätzung der er-

Auch innerhalb einer Verhandlung kann das Aus-

reichbaren Ziele beruhen.

weichen eine angemessene Strategie sein, auf die

In den meisten Fällen wird ein Verhandlungsführer

man sich bereits im Vorfeld einstellt, wenn man

sich weder für eine einzige Strategie-Kategorie ent-

zum Beispiel weiß, dass der Verhandlungspartner

scheiden noch für ein einziges Strategie-Instru-

Druck ausüben wird. Rücksprachen mit dem Team

ment. In der Regel wird man versuchen, den

oder dem Chef können ebenso legitime Gründe

Ablauf der Verhandlungen vorherzusehen und sich

für das Ausweichen sein wie das Ermitteln von De-

nach der Wenn-dann-Methode die entsprechen-

tails im eigenen Hause, EDV-bezogene Probleme

den Instrumente zurechtlegen.

oder eine bevorstehende Budgetplanung.

Um den für den jeweiligen Einzelfall richtigen Stra-

Wer ausweicht, möchte oder kann sich nicht fest-

tegie-Mix zu finden, sollten Sie sich folgende Fra-

legen. In vielen Fällen wird das Ausweichen als

gen beantworten:

Notmaßnahme gewählt, wenn sich andere vorher

• Wie wichtig ist mir diese Vereinbarung?

geplante Strategien als nicht wirksam erweisen.

• Wie ist die Macht verteilt?

Routinierte Verhandlungsstrategen werden aller-

• Welche gemeinsamen Interessen gibt es?

dings von vornherein Ausweichmanöver als stra-

• Wie ist die persönliche Beziehung?

tegische Optionen in Betracht ziehen.

• Wie soll die Beziehung nach der Verhandlung sein?

4. Strategie: Nachgeben

• Wie wird die Verhandlung von außen gesehen?

Ähnlich wie das Ausweichen gilt vielen Menschen

• Welche Strategie passt zu mir?

auch das Nachgeben in einer Verhandlung nur als

• Welche Strategie wird der Verhandlungspartner

Notlösung. Doch auch hier gilt: Nachgeben kann von vornherein strategisch geplant werden. Man ist dann bereit, bestimmte Bedingungen zu ak-

wählen? • Wie soll ich auf die zu erwartende Verhandlungsstrategie meines Gegenübers reagieren?

zeptieren oder Forderungen zu erfüllen. Allerdings sollte man darauf achten, dass dies nicht im Zusammenhang mit einem Gesichtsverlust erfolgt.

54 BUY 2010

Frieder Gamm, Frieder Gamm Group GmbH ■ www.friedergamm.de


BUY_Best_Practice 30.08.12 08:49 Seite 65

BEST PRACTICE

Das E-Projekt der Welcome Hotels

Die Zukunft des Einkaufens hat schon begonnen Zettel, Bleistift und Telefon – so sah Einkaufen

der Analyse und Aufarbeitung des Einkaufs ver-

im Hotel lange Zeit aus. Heute reichen Laptop und

bunden war. Vor der Umstellung auf das elektro-

WLAN, und schon landet die Bestellung aus der

nische Bestellsystem forderte die Zentrale jedes

Küche zu jeder Tageszeit direkt im System des

Jahr die Einkaufsstatistiken aller Zulieferer an und

Fisch-, Gemüse- oder Feinkostlieferanten. Gleich-

glich diese mit der hauseigenen Buchhaltung ab.

zeitig sind die Daten gespeichert, gehen in Statis-

Kommunikationsfehler – vor allem bei telefoni-

tiken ein und sind für Listen und Vergleiche aller

schen Bestellungen – führten übers Jahr hinweg

walten und Transparenz für alle Beteiligten schaffen – das ist auch das Anliegen des sogenannten E-Projekts der Welcome-Gruppe. Zentraler Be-

Foto: FutureLog

Art abrufbar. Den Einkauf optimieren, zentral ver-

standteil ist die E-Procurement-Plattform FutureLog, die den 14 deutschen Hotels der Gruppe große Vorteile bietet: Bestellungen, Mengen, Preise, Lieferzeiten sowie Umsätze bei den Lieferpartnern sind jetzt innerhalb von Sekunden abrufbar. Außerdem archiviert das System alle Daten automatisch, sodass sie schnell für verschiedene Auswertungen zur Verfügung stehen. Weil auch für die Lieferanten die elektronische Bestellung viele Vorteile hat, konnten außerdem bessere Einkaufskonditionen vereinbart werden. Ein Effekt, der das Betriebsergebnis der Welcome-Häuser schnell positiv beeinflusste. Bestellen – bisher zeitraubend und teuer Grund für das E-Projekt war der enorme Zeitaufwand, der mit der Bestellung von Waren und mit

Bleistift, Zettel, Telefon – das war gestern. Heute bestellt auch die Küche via Laptop und E-Procurement-System

BUY 2010 65


BUY_Best_Practice 30.08.12 08:49 Seite 66

BEST PRACTICE

außerdem zu zeit- und kostenintensiven Fehllieferungen, die in Extremfällen sogar Warenengpässe zur Folge hatten. Viele Welcome-Lieferpartner hat-

Bestelllisten können mit FutureLog pro Lieferant oder auch lieferantenübergreifend angelegt werden

ten zwischenzeitlich schon reagiert und boten auf ihren Webseiten Online-Shops für die schnellere

führte zu der Entscheidung für das System Futu-

und genauere Bestellung an. Die Vielzahl unter-

reLog. Gemeinsam mit progros schulten die Wel-

schiedlicher Systeme führte jedoch dazu, dass sich

come-Häuser ihre Mitarbeiter an allen Standorten

die Hotelmitarbeiter nur schwer zurechtfanden

und baten die Lieferanten, ihre Artikel bei Future-

und die Einzelsysteme praktisch kaum genutzt

Log einzustellen. Anfangs führte die Angst vor

wurden. Marktanalysen und Preisvergleiche waren

Preisvergleichen bei den Zulieferern zu einer ge-

nicht möglich, da die Systeme der Zulieferer keine

wissen Zurückhaltung. Im Endeffekt überzeugten

Statistiken lieferten. Preisvergleiche oder eine Bün-

verbesserte Bestellvorgänge und Datenübermitt-

delung von Daten für Ausschreibungen waren nur

lung aber auch die Skeptiker.

unter großem Aufwand möglich.

Mittels FutureLog hat nun jedes Welcome-Haus über einen eigenen Login Zugang zu allen wichti-

E-Procurement schafft mehr Überblick

gen Informationen, Bildern, News, Angeboten und aktuellen Preisveränderungen. Bestelllisten können

Die einfache Bedienung, eine gut sortierte Ober-

pro Lieferant oder auch lieferantenübergreifend

fläche und die Möglichkeit, alle Lieferpartner der

angelegt und schnell übermittelt werden. Ein sys-

Welcome Hotels in einem System abzubilden,

temintegrierter Handscanner, der die Barcodes

66 BUY 2010


BUY_Best_Practice 30.08.12 08:49 Seite 67

FutureLog – bestellen per Mausklick

einliest, vereinfacht Bestellung und Warenannahme. Auch Inventuren kosten mittlerweile we-

Eine zentrale Rolle beim Supply Management

niger Zeit, weil das Lager besser strukturiert ist und

spielen E-Procurement-Systeme wie die inter-

Inventurlisten schnell erstellt werden können.

netbasierte Beschaffungsplattform FutureLog. Ein Einkäufer hat sie 2001 für Mövenpick kon-

Papierlos und sicher: digitale Rechnungen

zipiert. Heute wickelt die Gruppe ihr gesamtes E-Business darüber ab und stellt das System

Zusätzlich zu FutureLog hat die Welcome-Gruppe

anderen Unternehmen wie Ramada Hotels,

»Viper« eingeführt – ein System zur elektronischen

Best Western, Heidepark oder progros zur

Rechnungserstellung. Es ermöglicht, Rechnungen

Verfügung. An progros angebundene Hotels

digital zu empfangen, ohne in das bestehende

können die Beschaffungsplattform über das

System einzugreifen. Es muss lediglich der SGH-

Extranet des Unternehmens kostenlos nutzen.

Viper-Druckertreiber wie jeder andere Druckertrei-

Mithilfe eines Internetzugangs und persönli-

ber installiert werden. Anstatt zu drucken, wird

chem Login greift der Benutzer auf wichtige

dann »virtuelles Papier« über eine sichere Leitung

Informationen wie Artikeldaten, Fotos, News,

verschlüsselt an das SGH-Online-Document-

Preisänderungen und Spezialangebote zu. Ein

A

einfacher und anwenderfreundlicher Seitenaufbau ermöglicht die intuitive Bedienung der Plattform. Jedem Hotel steht eine geschlossene Umgebung zur Verfügung, die die Vertraulichkeit der Daten gewährleistet. Die zu bestellenden Waren erfasst der Einkäufer online oder per Handscanner. Dieser wird anschließend mit dem PC verbunden und die Bestellung online abgeschickt. Lieferantenübergreifende Bestelllisten können in FutureLog hinterlegt und jederzeit abgerufen oder dupliziert werden, was für schnellere Abläufe und mehr Transparenz bezüglich bestellter Waren und Mengen sorgt. In einem Archiv werden sämtliche Bestellungen gesammelt und mit einem Farbcode versehen, der den

Lorenz bietet für jeden Gast und jede Situation den passenden Snack, attraktive Serviermöglichkeit inklusive. Rufen Sie uns einfach an um mehr Informationen zu erhalten.

jeweiligen Status kennzeichnet. Angebunden ist auch ein umfassendes Berichtswesen für den Einkauf, aber auch für die Lieferanten. Die hinterlegte Bestellhistorie sorgt für Überblick. The Lorenz Bahlsen Snack-World GmbH & Co KG Germany Postfach 1341 · 63233 Neu-Isenburg Tel. 061 02 / 293 - 618 · Fax - 474 Kundenservice@LBSnacks.com www.lorenz-snackworld.de


BUY_Best_Practice 30.08.12 08:49 Seite 68

Foto: Tyler Olson - Fotolia.com

www.polarlicht.com

BEST PRACTICE

Center übertragen. Dort wird ein Originaldoku-

den Rechnungen ziehen – bis auf Positionszeilen

ment als PDF erstellt und gleichzeitig ein Daten-

genau. Außerdem sparen die einfacheren Abläufe

satz mit allen relevanten Inhalten generiert. Die

bei Rechnungseingang, -kontrolle und -archivie-

Dokumente werden dabei so aufbereitet, wie es

rung Zeit und somit auch Geld.

der jeweilige Empfänger wünscht und revisionssicher archiviert. Der Kunde erhält schließlich steu-

pro-Check: Von Einkäufern für Einkäufer

erkonforme, elektronische Rechnungen. Der Versand der Belege erfolgt nicht per E-Mail, son-

Eine weiteres hilfreiches Werkzeug ist das Liefe-

dern über ein passwortgeschützes Portal. Ein wei-

ranten-Bewertungsportal pro-Check im progros

terer Vorteil: Viper arbeitet mit nahezu jedem

Extranetbereich. Dort können Einkäufer ihre Erfah-

Enterprise-Resource-Planning-System (ERP-Sys-

rungen austauschen und so Transparenz schaffen.

tem) zusammen.

Das Portal liefert Welcome wichtige Anhaltspunkte für die Auswahl seiner neuen Lieferpartner.

Viper und FutureLog: das Team für Überblick

Bereits in den ersten zwölf Monaten seit Einfüh-

im Einkauf

rung des E-Projekts sparten die Welcome-Häuser Zeit und Kosten ein. Ein Effekt, der das Betriebs-

Mit Viper schließt sich der Kreis von der elektroni-

ergebnis positiv beeinflusst hat.

schen Beschaffung bis hin zur Rechnungsbearbei-

Mario Pick,

tung. Welcome kann mit dem System umfassende

Geschäftsführer Welcome Hotels GmbH

Informationen zum tatsächlichen Warenfluss aus

68 BUY 2010

■ www.welcome-hotels.com


BUY_Partner_u_Akteure 30.08.12 08:50 Seite 79

Foto: progros

PARTNER & SERVICE

progros Einkaufsgesellschaft

Die Kostenkiller in der Hotellerie Seit über 20 Jahren bietet progros der Spitzen-

quiriert werden und das Einkaufsvolumen der ins-

hotellerie Komplettlösungen für den Einkauf. Ein

gesamt 620 angeschlossenen Häuser stieg um

Einkaufspool, maßgeschneiderte strategische Ein-

knapp sieben Prozent auf 128 Mio. Euro.

kaufsberatung, die komplette Übernahme des

»Nicht Geiz ist geil, sondern Geist ist geil, wenn es

Zentraleinkaufs und Projektmanagement bei der

um die Einkaufsoptimierung und Kostensenkung

Ausstattung und Einrichtung von Hotels gehören

geht«, erklärt Jochen Oehler (Foto links), Ge-

zum Dienstleistungsportfolio von progros. Dass

schäftsführer der progros Einkaufsgesellschaft. Ge-

das Thema Einkauf immer stärker in den Fokus der

meinsam mit Frank Pahlke (Foto Mitte), Direktor

Hoteliers rückt, zeigen die jüngsten Zahlen: Das

Kundenservice, und Tommi Huuhtannen, Direk-

1986 gegründete Unternehmen hat 2009 als bis-

tor Zentraleinkauf, führt er das Eschborner Unter-

her erfolgreichstes Geschäftsjahr abgeschlossen.

nehmen nach diesem Erfolgsprinzip. »Wir sorgen

Trotz Wirtschaftskrise konnten 80 neue Hotels ak-

dafür, dass unnötige Einkaufskosten im Hotel eliBUY 2010 79


BUY_Partner_u_Akteure 30.08.12 08:50 Seite 80

PARTNER & SERVICE

miniert werden.« Dabei gehe es aber nicht um das

zahlte progros 1,4 Millionen Euro an Rückvergü-

erbarmungslose »Ausquetschen« von Lieferanten

tungen aus. Für die Lieferanten bedeutet die Zu-

oder den Kauf von Billigstprodukten. »Kostensen-

sammenarbeit mit progros ein Plus an Sicherheit.

ken darf nicht zulasten der Qualität gehen. Das

Für alle über die Einkaufsgesellschaft getätigten

wäre kontraproduktiv und sicherlich kaum im Inter-

Umsätze besteht ein Delkredereschutz von 100

esse eines Hoteliers aus der Drei- bis Fünf-Sterne-

Prozent.

Hotellerie. Unsere Aufgabe ist es, bestmögliche

Seit 2008 setzt progros zur weiteren Verbesserung

Preise für die Häuser zu erzielen. Und dafür gibt es

der Einkaufs- und Prozessabläufe auf elektronische

professionelle und intelligente Methoden«, so

Lösungen. Besonders stark entwickelt hat sich das

Oehler weiter. – Die offenbar funktionieren: 2009

für alle progros-Hotels kostenfreie E-Procurement-

hat progros für die angeschlossenen Hotels rund

Tool »FutureLog«. Der darüber abgewickelte Um-

12,5 Millionen Euro an Kosten eingespart.

satz betrug im ersten vollen Jahr nach Einführung drei Mio. Euro. Bereits 2010 rechnet progros mit

Bessere Konditionen im Einkaufspool

einer Verdoppelung auf sechs bis sieben Millionen Euro. Erhebliche Prozessvorteile erzielen die pro-

Das Anbieterspektrum im progros-Einkaufspool

gros-Hotels laut Jochen Oehler außerdem über die

deckt den gesamten Bedarf eines Drei- bis Fünf-

elektronische Rechnungsübermittlung. Ein Drittel

Sterne-Domizils ab – von Dienstleistungen über

der Rechnungen werden bereits auf diese Art be-

Investitions- und Verbrauchsgüter bis hin zu F&B-

arbeitet. Mit »pro-CHECK« hat progros darüber hin-

Produkten. Mit den einzelnen Lieferanten und

aus das erste Portal zur Bewertung von Lieferanten

Dienstleistern werden Konditionen auf Großvolu-

der Hotellerie entwickelt. Es ist im Online-Portal

menbasis vereinbart. Bei der Auswahl der Zuliefe-

von progros eingebettet.

rer und Produkte legt progros neben dem Preis-

Aber es sind nicht nur die direkten Preisvorteile

Leistungs-Verhältnis besonderes Augenmerk auf

und automatisierten elektronischen Prozesse, die

Qualität, Zuverlässigkeit, Flexibilität, Beratung und

den Einkauf verbessern. Im Mittelpunkt stehen bei

die logistische Leistungsfähigkeit der Partner. Sie

vielen Hotels persönliche Beratungsleistungen,

wird permanent überprüft. »Ohne eine strenge

zum Beispiel bei außerplanmäßigen Beschaffun-

Überprüfung geht es nicht. Wir haben einen Kata-

gen, Einmalkäufen oder Jahresausschreibungen

log mit elf Kriterien, nach denen alle unsere Liefe-

von Kernsortimenten. Im Jahr 2009 hat progros

ranten genau unter die Lupe genommen werden.

rund 60.000 individuelle Anfragen von Hotels be-

Außerdem prüfen wir die Qualität der Ware per-

arbeitet. Das ist nur mit einer entsprechend gro-

sönlich vor Ort etwa bei Werksbesichtigungen.«

ßen Mitarbeiterzahl machbar. Mit 31 Mitarbeitern,

Neben dem Qualitätsmanagement profitieren die

davon 27 im Einkauf und in der Beratung vor Ort,

angeschlossenen Hotels auch von der sogenann-

ist progros laut eigenen Angaben die größte Ein-

ten Zentralregulierung. Alle über progros getätig-

kaufsberatung der Hotellerie. Seinen Einkaufsser-

ten Umsätze werden zentral abgerechnet. Auch

vice hat das Unternehmen in Expertenteams für

am Ende eines guten Einkaufsjahres profitieren die

die Bereiche Food & Bverage, Table Top, Technik

angeschlossenen Häuser. 2009 beispielsweise

und Kommunikation, Housekeeping, Mobiliar und

80 BUY 2010


BUY_Partner_u_Akteure 30.08.12 08:50 Seite 81

Einrichtung, Guest Supplies und Logoartikel sowie

Viele davon werden durch vorhandene System-

Dienstleistungen gegliedert. Alle Mitarbeiter kom-

leistungen des progros-Einkaufspools bereits auf-

men aus der Top-Hotellerie und verfügen über

gefangen. Somit kann der Umsetzungsaufwand im

mehrjährige Erfahrung in den Bereichen Einkauf,

Hotel sofort reduziert werden, was wiederum

Cost Control, Food & Beverage oder Küche.

schnell zu Kosteneinsparungen führt«, sagt Jochen Oehler.

Projektmanagement boomt

Im Jahr 2009 wurde mit der progros-Akademie das erste Fortbildungsinstitut für den Bereich Ein-

Besonders positiv hat sich bei progros der Ge-

kauf in der Hotellerie in Deutschland gegründet.

schäftsbereich Projektmanagement entwickelt.

15 sogenannte Webinare (Web-Seminare), Work-

Hierbei handelt es sich um individuelle Beratungs-

shops und Seminare stehen 2010 auf dem Plan.

und Einkaufsdienstleistungen zur Beschaffung von

Dazu gehören »Erfolg-Reich in der Gastronomie«

beweglichem und verbundenem Inventar, zum

mit Pierre Nierhaus, »Teuflisch gut verhandeln« mit

Beispiel bei Hotelneubauten. Zehn solcher Neu-

Frieder Gamm, »Strategisches Einkaufsmanage-

bauten wurden im Jahr 2009 gemeinsam mit pro-

ment« oder auch »Housekeeping perfekt«. Die Ver-

gros realisiert. Die Leistungen reichten dabei von

anstaltungen sind für progros-Hotels überwiegend

der Beratung zur Produktauswahl, der Spezifikation

kostenlos oder zum Selbstkostenpreis kalkuliert.

und Mengenfestlegung, Durchführung von neutralen Bemusterungen, Bestellmanagement, Lie-

Top Supply – der Kongress

fersteuerung und Warenannahme vor Ort bis hin zur Kontrolle und Dokumentation. Diese Dienst-

Alle zwei Jahre veranstaltet progros den für die Ho-

leistung nehmen auch Hotels in Anspruch, die

tellerie offenen Einkaufskongress »Top Supply« mit

nicht dem progros-Einkaufspool angehören.

Führungskräften und Experten aus der deutschen

Neben Projektmanagement und Einkaufspool bie-

Hotellerie. Es ist der erste und einzige Kongress in

tet progros auch Consultingleistungen im Supply

Deutschland, der sich ausschließlich mit dem stra-

Chain Management an – von der strategischen

tegischen Einkaufsmanagement in der Hotellerie

Einkaufsberatung und -konzeption über indivi-

befasst. Fokussiert werden effektive Verhand-

duelle Einkaufsanalysen und Coachings bis hin

lungstaktiken, wirkungsvolles Lieferantenmanage-

zum Vertragsmanagement, der Verhandlungsfüh-

ment sowie neueste Trends bei Einkaufsstrategien:

rung oder dem Outsourcing des Zentraleinkaufs.

Was leistet E-Procurement in der Hotellerie? Wel-

2009 hat das Unternehmen fünf solcher Bera-

che Powerstrategien gibt es im modernen Ein-

tungsprojekte im Bereich Supply Management

kaufsmanagement?

realisiert. »Der Trend geht dahin, eine detaillierte

Vorgestellt werden außerdem die Ergebnisse un-

und professionelle Analyse der aktuellen Ein-

abhängiger Branchenstudien, wie »Einkauf in der

kaufssituation durchzuführen, bevor Entscheidun-

Hotellerie«. Die Studie des Wiesbadener Supply

gen zur strategischen Einkaufsausrichtung ge-

Management Institutes nimmt 2010 bereits zum

troffen werden. Aus den Ergebnissen leitet sich

zum dritten Mal in Folge das Einkaufsverhalten der

dann ab, welche Maßnahmen zu ergreifen sind.

Spitzenhotellerie unter die Lupe. BUY 2010 81


FREIZEIT-VERLAG LANDSBERG GMBH Celsiusstraße 7 · D- 86899 Landsberg am Lech Tel. 08191- 947160 · Fax 08191- 9471666 www.tophotel.de

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BUY 2010

BUY2010 Titel_Layout 1 30.08.12 08:37 Seite 1

BUY 2010 DAS KOMPENDIUM FÜR DEN PROFESSIONELLEN EINKAUF IN DER HOTELLERIE


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