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Bauen muss zur Chefsache werden

„Denn Bauen dauert immer noch viel zu lange, ist zu teuer und zu kompliziert.“

Rainer Oschütz

Der Wahlkampfmodus bestimmt seit Monaten die Parteipolitik. Themen werden oft an der Realität vorbei diskutiert oder je nach Parteiraison schöngeredet. Konkretes Handeln findet kaum statt. Das gilt auch oder besonders für die Baubranche, die bekanntermaßen das Rückgrat der Wirtschaft bildet. Somit ist es auch mehr recht als billig, in Deutschland Bauen zur Chefsache zu machen. Durch ein eigenständiges Bundesbauministerium könnte die künftige Regierung in Berlin – gleich welcher Couleur – ein sichtbares Zeichen setzen. Dadurch würde die Baubranche einen höheren Stellenwert bekommen, als es in früheren Regierungen der Fall war. Denn Bauen dauert immer noch viel zu lange, ist zu teuer und zu kompliziert.

Blickt man zurück, so hat ein eigenständiges Bundesbauministerium unter den verschiedensten Regierungen eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Als 1953 der dritte Bauminister der Bundesrepublik, Viktor-Emanuel Preusker (FDP), sein Amt antrat, nannte er es als seine wichtigste Aufgabe, das Bauministerium abzuschaffen – der Aufbau der Städte nach dem 2. Weltkrieg war organisiert und die Baubrache boomte. Doch wurde der Posten immer wieder gebraucht, um Personalansprüche der Regierungsparteien zu befriedigen.

Gegenwärtig werden die Interessen der Bauwirtschaft durch das Seehofer-Ministerium des Inneren, für Bau und Heimat vertreten. Das reicht nicht aus, um die wachsenden Aufgaben für die Bauwirtschaft am Kabinettstisch zu lösen. Aktuellen Themen wie Klimaschutz, Wohnungsbau, Baurecht, KfW-Förderung, Städtebauförderung, kommunale Finanzen und die Digitalisierung – um die Wichtigsten zu nennen – stehen auf der Tagesordnung. Diese Aufgabe nicht zentral zu planen und zu steuern, diese Themen nicht ganzheitlich, sondern als Teilaspekte zu sehen, das ist fatal. Es ist nicht wegzudiskutieren: Das Versäumnis rächt sich bereits auf zahlreichen Ebenen.

Ein mit vielen Kompetenzen ausgestattetes Bauministerium und ein „starker“ Minister oder eine Ministerin an der Spitze ist deshalb dringend erforderlich. So weitermachen wie bisher darf weder auf der großen Politikbühne noch für eine starke und zukunftsorientierte Baubranche als Ziel gelten. Denn: Es gibt viel zu tun – und die Zeit drängt.

Infografik

Auftragsreichweite auf neuem Rekordhoch

Im August 2021 haben die Unternehmen im Bauhauptgewerbe ihre Geschäftslage zum sechsten Mal in Folge positiver beurteilt als im Vormonat. Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate sind gegenüber dem Vormonat nicht weiter gesunken. Bei den Erwartungen hinsichtlich der Bautätigkeit in den nächsten drei Monaten gab es zum fünften Mal in Folge eine Abkühlung. Die Auftragsreichweite stieg auf ein neues Rekordniveau, die Baupreise legen weiter zu.

Grafik / Text: imu-Infografik | Quelle: ifo Institut

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