21 - Magazin der TSB Technologiestiftung Berlin

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Das Magazin der TSB Technologiestiftung Berlin Ausgabe 03 | September 2012

Gemeinsam erfolgreich: Enterprise Europe Network vermittelt Kooperationen zwischen Firmen aus verschiedenen Ländern

Spielend lernen: Bei den TSB-Aktionstagen bekommen Kinder einen Einblick in die Naturwissenschaften

Gut in Fahrt: Der Branchenreport Verkehr, Mobilität und Logistik informiert über Entwicklungen in der Region

Mit Sicherheit komfortabel: Unternehmer und Forscher haben gemeinsam ein besonderes Betriebssystem für Autos entwickelt

Technik, die motiviert: Wie das Klassenzimmer der Zukunft aussehen wird – ein Interview mit Bildungsforscher Gerhard de Haan

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Berlin 2030 500 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung beim Jahresempfang der TSB Technologiestiftung Berlin Wird es Roboter auf Berlins Straßen geben, die älteren Menschen beim Einkaufen oder Spazieren helfen? Sind touristische Reisen ins All erschwinglich? Wie sehen Benutzeroberflächen für Mensch-Objekt-Interaktio­ nen aus? Hat Deutschland noch Exportschlager? Zwischen eleganten Oldtimern und exklusiven Supersportwagen diskutierten rund 500 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung auf dem Jahres­ empfang der TSB am 11. September über die nahe und etwas fernere Zukunft. Der Abend stand unter dem Motto »Berlin 2030«. Nach einem Grußwort von Staatssekretär Nicolas Zimmer gewährte Thomas Waschke, Leiter der Society and Technology Research Group der Daimler AG, einen Blick in die Werkstatt eines Zukunftsforschers. Prof. Dr. Günter Stock, Präsident der BerlinBrandenburgischen Akademie der Wissenschaften und TSB-Kuratoriumsvorsitzender, zeigte aktuelle Herausforderungen auf dem Weg Berlins zu einem großen Wirtschaftsund Technologiestandort auf.


Editorial

Berlins Wissenschaft und Wirtschaft werden profitieren

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er TSB Jahresempfang am 11. September stand unter dem Motto »Berlin 2030: Blick in die Zukunft«. Aber auch die nähere Zukunft war ein großes Gesprächsthema, nachdem Ende August bekannt gegeben worden war, dass die TSB Innovationsagentur mit der Wirtschaftsförderorganisation Berlin Partner zusammengeführt werden soll. Diese Zusammenführung ist eine Chance für Berlin. Denn Innovationen sind die Treiber der Wirtschaft und Innovationsförderung damit der Kern moderner Wirtschaftsförderung. Damit sie auch ein Erfolg wird, müssen wir sicherstellen, dass das naturwissenschaftlich-technische Know-how, auf dem die Arbeit der TSB Innovationsagentur beruht, als wesentlicher Bestandteil in die neu entstehende Gesellschaft einfließt und diese zukünftig mitprägt. Diese Bedeutung muss sich sowohl in der Belegschaft und im Management widerspiegeln als auch durch einen angemessenen Anteil für die Technologiestiftung als Muttergesellschaft

der Innovationsagentur im Kreise der Gesellschafter. Wenn wir die Sache klug und weitsichtig angehen und auch in der neuen Gesellschaft das Thema Innovation in den Mittelpunkt stellen, werden die Berliner Wissenschaft und die Berliner Wirtschaft profitieren. Dann macht es

Die TSB und Berlin Partner fusionieren und gehen gemeinsam in die Zukunft.

Ort des Jahresempfangs war die Classic Remise, auch bekannt unter dem Namen »Meilenwerk«.

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Sinn, die Leistungen unter einem Dach zu vereinen. Ich werde alles tun, damit dieses Projekt ein Erfolg wird.

Zur Person: Norbert Quinkert ist Vorsitzender des Vorstands der TSB Technologiestiftung Berlin Foto: TSB

Fotos: TSB/Stefanie Eißrig

TSB-Magazin | Ausgabe 03 | September 2012


Grafik: Fotolia

Gemeinsame Sache Das Enterprise Europe Network unterstützt Firmen und Forschungseinrichtungen bei grenzüberschreitenden Kooperationen

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EU-Projekten sensibilisiert werden.« Die Idee, die Innovationsregionen Warschau und Berlin zusammenzubringen, entstand ursprünglich auf politischer Ebene. »Die polnische Hauptstadt hat eine lange Tradition im Bereich Optik. Und die Branche in der dortigen Region ist strukturell ähnlich aufgebaut wie der Standort Berlin-Brandenburg«, hebt Gerrit Rössler hervor, Projektmanager im Bereich Optik der TSB. Mit der Unterstützung des Enterprise Europe Network reiste im Januar eine deutsche Delegation nach Warschau. Dort wurde der Grundstein für eine längerfristige Zusammenarbeit der beiden Standorte gelegt. Die Laser Optics Berlin 2012, eine internationale

sind, fanden auf der Messe zusammen. Die TSB organisierte die Kontaktaufnahme und vermittelte die Gespräche. »Es gibt bereits konkrete Kooperationsvereinbarungen«, berichtet Rössler. »Zum Beispiel im Bereich der optischen Kommunikationstechnik oder der Halbleitertechnologie.« Für eine Gruppe ausgewählter Gäste organisierte die TSB ein Begleitprogramm mit Institutsbesuchen und Workshops. In diesem Rahmen wurde unter anderem ein Fahrplan für die langfristige Zusammenarbeit der Regionen erarbeitet. Rössler: »Bisher sind die Kooperationen weitgehend wissenschaftsgetrieben. Die Zurückhaltung der kleinen und mittleren Unternehmen zu überwinden, ist unser wichtigstes Ziel für die Zukunft.« Um die bereits geknüpften Kontakte in ein tragfähiges Netzwerk zu überführen, hat die TSB gemeinsam mit dem Branchennetzwerk OptecBB und dem Fraunhofer Heinrich-HertzInstitut ein Verbundprojekt ins Leben gerufen. Geplant sind weitere Delegationsreisen, die Öffnung nationaler Veranstaltungen für polnische Unternehmen und der Austausch von Branchenfachkräften zwischen den Ländern.

»Wir können Besuche vor Ort arrangieren und bieten Begleitung und Beratung an« Fachmesse für optische Technologien, war der bisherige Höhepunkt der Kooperation. Dort präsentierten sich erstmals polnische Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit einem Gemeinschaftsstand. Unternehmen aus beiden Ländern, die an einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit interessiert

Grafik: Fotolia

n kleinen und mittleren europäischen Unternehmen steckt viel Potenzial. Um dieses effektiv zu nutzen und die Unternehmen über Ländergrenzen hinweg in Kontakt zu bringen, hat die Europäische Kommission 2008 das Enterprise Europe Network (EEN) ins Leben gerufen. Ziel des Netzwerkes ist es, den Unternehmen bei der Suche nach Geschäftspartnern zu helfen – insbesondere im Ausland. Zur TSB gehört eine von etwa 500 Beratungsstellen im Netzwerk, die regelmäßig Kooperationsbörsen veranstaltet. Einer der Schwerpunkte in diesem Jahr war die Vernetzung des Optik-Standortes Berlin mit der Partnerstadt Warschau. »94 Prozent aller europäischen Unternehmen haben weniger als 50 Mitarbeiter«, sagt Dr. Carsten Domann, Berater für Europäische Projekte bei der TSB. »Und diese Firmen haben in der Regel kaum Zugang zum internationalen Markt.« Die EEN-Berater erfassen deshalb die Profile interessanter Betriebe und Forschungsinstitute, ermitteln, wer mit wem zusammenarbeiten könnte, und stellen den Kontakt zwischen den Partnern her. »Wir können Besuche vor Ort arrangieren und bieten Begleitung und Beratung an«, erläutert Domann den Ansatz von EEN. »Beispielsweise müssen die Unternehmen für die Frage nach der Aufteilung der Vermarktungsrechte bei

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Warum schwimmt ein Schiff? Bei den TSB-Aktionstagen können Berliner Grundschüler spielerisch lernen, was man mit Naturwissenschaften alles anfangen kann

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m Seminargebäude der Humboldt-Universität war es ungewöhnlich laut. Bei den sechsten TSB-Aktionstagen drehte sich hier alles um Kinder zwischen 8 und 12 Jahren, die nur eines im Sinn haben: ausprobieren, entdecken, forschen. Warum schwimmt ein Schiff? Was ist eigentlich Chemie? Und wie funktioniert unser Auge? Mitdenken und nachfragen ist ausdrücklich erwünscht. »Guck mal, da bin ich ganz klein und da ganz groß!«, staunte ein Junge beim Blick in unterschiedlich geformte Spiegel. In 22 Workshops, Experimenten und einer Wissenschaftsshow erlebten Schülerinnen und Schüler der dritten bis sechsten Klasse Naturwissenschaft und Technik aus nächster Nähe. Für die Gestaltung des Programms arbeitete die TSB mit den Berliner Schülerlaboren und Universitäten zusammen. 194 Klassen waren in diesem Jahr dabei, die Veranstaltung bereits im Juni binnen weniger Tage ausgebucht. Zur Betreuung der insgesamt 4500 Kinder holte sich die TSB Unterstützung aus dem Andreas-Gymnasium und der Robert-Havemann-Schule sowie von Studenten. In Zweierteams begleiteten Ältere die Grundschulklas-

sen durch die Workshops und sorgten so nicht nur für einen reibungslosen Ablauf, sondern hatten auch die Chance, einmal selbst in die Rolle des Dozenten zu schlüpfen. »Das hat total Spaß gemacht mit euch!«, bedankte sich eine Klasse bei ihren Begleitern. »Und jetzt gehen wir in die Show!« Die TSB-Aktionstage bieten den Kindern einen ungezwungenen Einstieg in Naturwissenschaft und Technik. Dabei steht die Vermittlung von Wissen nicht im Mittelpunkt. Vielmehr geht es vor allem darum, die natürliche Neugier der Kinder und die Lust am

Bei den Aktionstagen der TSB geht es darum, die natürliche Neugier der Kinder zu fördern Experimentieren zu nutzen, um Mädchen wie Jungen frühzeitig an die sogenannten MINT-Themen heranzuführen. Ganz nebenbei lernen die Schülerinnen und Schüler darüber hinaus wissenschaftliches Denken und ergebnis­offenes Arbeiten kennen.

Auf die Plätze, fertig – pusten! Bei den TSB Aktionstagen lernen Kinder, spielerisch zu experimentieren.

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Ob daraus ein nachhaltiges Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen entsteht, hängt nicht zuletzt vom Einsatz der Eltern und Lehrkräfte ab. Alle Kinder nahmen einen Turnbeutel mit Experimentierheft und Anregungen zum Weiterforschen mit nach Hause. Lehrerinnen und Lehrer erhielten außerdem eine Mappe mit Informationen für die Unterrichtsgestaltung und zu außerschulischen Angeboten, mit denen sie das geweckte Interesse der Kinder nachhaltig fördern können. Annette Kleffel, Leiterin des TSB-Bereichs Technologiekommunikation, und ihr Team hoffen, mit der Veranstaltung einen Beitrag dazu zu leisten, dass Kinder Naturwissenschaft und Technik positiv wahrnehmen. Auch wenn die Schülerinnen und Schüler einzelne Inhalte nicht langfristig in Erinnerung behalten, so unterstützen altersgerechte Wissenschaftsangebote doch die Neugierde sowie eine vorurteilsfreie Interessenentwicklung und stellen möglicherweise die Weichen für eine berufliche Zukunft.

Foto: TSB/Uwe Steinert

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Kistenweise Bildung In Berlin gibt es jetzt einhundert TuWas!-Schulen

Alles so schön bunt hier: Das Projekt Helleum versteht sich als Ergänzung zum Schulunterricht.

Foto: Kitty Kleist-Heinrich

»Wir legen einen Grundstein« Stefan Komoß, Bezirksbürgermeister von Marzahn-Hellersdorf, über das Projekt Helleum, experimentierfreudige Grundschüler und neue pädagogische Konzepte Herr Komoß, mit dem HELLEUM kommt ein innovatives Forschungszentrum nach Hellersdorf, in dem Kinder naturwissenschaftlichtechnische Experimente machen können. Was ist das Besondere daran? Komoß: Schon das Gebäude ist baulich anders als andere Einrichtungen. Und das setzt sich in der Einrichtung fort: Statt normaler Klassenräume befinden sich im Inneren des HELLEUM verschiedene Experimentieraufbauten. An ihnen wird dank der Zusammenarbeit mit der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) nach neuesten Methoden der Frühpädagogik unterrichtet. Das eigentliche Novum ist aber, dass sich unser Angebot in der Form bereits an Grundschüler richtet. 27 Grundschulen liegen im Einzugsbereich des HELLEUM. Außerhalb der Schulzeit können zudem private Besucher die Einrichtung nutzen. Im Dezember wird eröffnet. Und wir rechnen mit einer großen Nachfrage. Wer ist an dem Projekt beteiligt? Komoß: Träger des HELLEUM ist das Bezirks­ amt Marzahn-Hellersdorf. Die Alice-SalomonHochschule hat das pädagogische Konzept erarbeitet und die Ausstattung ausgesucht. Die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung stellt unter anderem zwei Lehrer- und eine Erzieherstelle zur Verfügung. Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Humboldt-Universität begleitet uns TSB-Magazin | Ausgabe 03 | September 2012

ebenfalls von Anfang an. Sie wird auch den Ausbau leiten, wenn wir 2014 das HELLEUM um einen Oberstufen-Flügel erweitern. Und nicht zu vergessen die TSB, die uns eine Projektkoordinatorin als zentralen Ansprechpartner zur Verfügung gestellt hat. Nur durch die intensive und sehr positive Zusammenarbeit aller Partner und die Unterstützung der regio­ nalen Wirtschaft war die Verwirklichung des HELLEUM überhaupt möglich. Und wie profitiert der Bezirk? Komoß: Das HELLEUM bereichert das Bildungsangebot des Bezirks und festigt unsere Position als innovativer Bildungsstandort. Auch das Image von Marzahn-Hellersdorf wird sich durch das HELLEUM verbessern. Langfristig wünschen wir uns, den Bezirk auch als Industriestandort für »green technology« voranzubringen – 2015 eröffnet hier Berlins größter Business Park. Mit der naturwissenschaftlichen Förderung von Schülern von der Grundschule bis zum Abitur legen wir dafür den Grundstein.

Zur Person: Stefan Komoß ist Bürgermeister im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf und seit 1989 Mitglied der SPD. Foto: SPD Marzahn-Hellersdorf

Es war ein besonderes Jubiläum: Anfang September wurde in Berlin die 100. TuWaS!Schule gekürt. Das Bildungsprojekt ist eine gemeinsame Initiative der Freien Universität Berlin und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Bei dem Festakt kamen Freunde und Förderer von TuWaS zusammen, darunter Vertreter der Europäischen Union, der TSB, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft sowie des Unternehmens GO! Express and Logistics. Einhellig würdigten sie das Engagement der teilnehmenden Schulen und Lehrer. TuWaS! verbindet praxisorientierte Fortbildungen für Lehrer mit der Bereitstellung erprobten Lehrmaterials für den Unterricht – den »TuWaS!-Kisten«. Aktuell stehen Kisten zu zwölf naturwissenschaftlichtechnischen Themen aus dem Lehrplan der Klassen 1 bis 6 zur Verfügung. Die Schüler lernen zum Beispiel den Lebenszyklus eines Schmetterlings kennen, arbeiten mit Stromkreis-Modellen oder führen chemische Experimente durch. Das TuWaS!-Team um Professorin Petra Skiebe-Corrette von der Freien Universität unterstützt die Schulen in inhaltlichen und didaktischen Fragen und stellt die Logistik Initiatoren

Förderer

Wir sind dabei! rund um Versand und Pflege der Materialkisten bereit. Die Lernerfolge mit den Materialien werden evaluiert, und die Erfahrungen fließen dann im Rahmen des EU-Projektes »Fibonacci« in die Entwicklung weiterer naturwissenschaftlicher Bildungsangebote mit ein. 100 Schulen sind ein gutes Zwischenziel. Angestrebt wird mittelfristig die Verdopplung und langfristig die flächendeckende Verbreitung der TuWaS!-Kisten in ganz Berlin. Der TSB-Vorstandsvorsitzende Norbert Quinkert hat eine weitere Unterstützung zugesagt. TuWaS!-Schulen gibt es derzeit in Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Ham­ burg und Luxemburg. 5


Gut in Fahrt

denburg eine umfangreiche Forschungslandschaft aus, von der wiederum die Unternehmen profitieren könnten. Schließlich laute ja das Ziel, vermarktbare Produkte zu schaffen. Auch in der Verkehrsbranche sind Innovationen der Schlüssel zu weiterem Wachstum. Ein wichtiges Thema ist zweifellos die Elek­ tromobilität. In den kommenden drei Jahren sollen hier mit dem Programm »Internationales Schaufenster Elektromobilität BerlinBrandenburg« neue Projekte mit einem Volumen von rund 120 Millionen Euro umgesetzt werden. Als Koordinierungsstelle des aus Bundesmitteln geförderten »Schaufensters« dient die 2010 gegründete Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, deren Träger Berlin Partner und die TSB Innovationsagentur sind. Auch die Luft- und Raumfahrt kann Erfolge 6

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Foto: superstudio/getty images provided by IVU Traffic Technologies AG

Das Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik in Berlin und Brandenburg – 164.000 Arbeitsplätze in mehr als 15.000 Unternehmen und 100 Forschungseinrichtungen.

Automotive

Der Clusterreport steht kostenlos zum Download zur Verfügung: www.tsb-berlin.de/clusterreport-mobilitaet Gerne schicken wir Ihnen auch ein gedrucktes Exemplar zu.

Stadtverkehr – möglichst in geordneten Bahnen

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ie Zahl ist beeindruckend. 164.000 Menschen in der Hauptstadtregion arbeiten in den Branchen Verkehr, Mobilität und Logistik. Konkret heißt das, jeder zwölfte sozialversicherungspflichtige Job verdankt sich derzeit diesen Bereichen. Für Nicolas Zimmer, Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, steht deshalb fest: Die innovativen Projekte und Kooperationen sind ein bedeutender Standortfaktor für Berlin und Brandenburg. Und eine Erfolgsgeschichte. Wer sind die Akteure, was treibt sie an? Vor welchen Herausforderungen stehen die Unternehmen und Forschungseinrichtungen im globalen Wettbewerb? Wie sind die Zukunftsaussichten? Über diese und viele andere Fragen informiert der soeben erschienene Clusterreport Verkehr, Mobilität und Logistik, herausgegeben von der TSB Innovationsagentur Berlin in Zusammenarbeit mit der Zukunfts­Agentur Brandenburg und Berlin Partner. Im Vordergrund steht nach den Worten von Clustersprecherin Barbara Lenz die »Integration« der verschiedenen Verkehrsträger. So sei die enge Verzahnung zwischen dem Güter- und Personenverkehr ein Markenzeichen Berlins, sagt die Professorin am Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Ein großer Vorteil gegenüber einer Region wie Süddeutschland, findet Lenz. Außerdem zeichne Berlin-Bran-

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Der Clusterreport Verkehr, Mobilität und Logistik informiert über Entwicklungen, Akteure, Chancen und Erfolge

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Das Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik in Berlin und Brandenburg – 164.000 Arbeitsplätze in mehr als 15.000 Unternehmen und 100 Forschungseinrichtungen. Grafik: TSB

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aufweisen. So investiert Rolls Royce in Dahle­ es darauf an, die vier Verkehrsträger Schiebietet exzellente Bedingungen. Vier Güterverkehrsbeurteilen Sie die Entwicklung und PersLuft und Wasser miteinander zu witz beiWie Berlin rund 90 Millionen Euro, um ne, Straße, zentren und die vielen Terminals für den kompektiven des Clusters Verkehr, Mobilität und verzahnen, heißt es im Clusterreport. Großes Großtriebwerke zu entwickeln und zu testen. binierten Verkehr sprechen eine klare Sprache. Logistik in der Hauptstadtregion? biete die Hauptstadtregion zum Der Logistikmarkt ist insbesondere für Bran- Potenzial Das Güterverkehrszentrum Berlin Süd in Großals Standort im gehört Seehafenhinterland. denburgvon einObernitz: wichtiger Das Beispiel beeren beispielsweise zu den Top-LogistikDasWirtschaftsfaktor. Cluster und seine Branchen in Europa. Aufgrund der Nähe zum entwickeln sich insgesamt sehr positiv. Beson-Damitstandorten entlaste man die großen Seehäfen und Güterverkehrszentrum in Großbeeren gehört künftigen Flughafender Berlin Brandenburg ist es Perspektiven ergeben sich aus demziehe Mehrwertdienste Logistik nach Berzu dendere herausragenden Logistikstandorten mittlerweile komplett belegt und wird derzeit intensiven Zusammenwirken über Branchenim nationalen und internationalen Maßstab. lin-Brandenburg. Auch das ein Faktor, um die erweitert. grenzen hinweg. Wir haben hier in der HauptHier wie auch auf anderen Feldern komme Attraktivität des Standorts zu steigern. stadtregion nicht den einen, alles dominierenden von Obernitz: Insbesondere sind hier Forschung Verkehrsträger, sondern sind breit aufgestellt. und Entwicklung sowie exzellent ausgebildete Das prädestiniert uns, die Verkehrssysteme der TSB-Magazin | Ausgabe 03 | September 2012 Fachkräfte zu nennen – neben den sogenannten Zukunft zu entwickeln. Für solche Innovationen


Foto: OpenSynergy

Bessere Krebsdiagnostik Rund 50.000 Gewebeproben werden in Deutschland täglich untersucht. Bei dieser Arbeit könnte Software die Pathologen deutlich stärker unterstützen als bisher. Das ist das Ergebnis des ZukunftsfondsProjekts Virtuell Specimen Scout, das jetzt abgeschlossen wurde. Eine Software, die digitale Gewebeproben bereits automatisch voranalysiert und Hinweise gibt oder auch Vergleichsaufnahmen aus dem Archiv zur Verfügung stellt, ermöglicht dem Pathologen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das Problem ist die ungeheure Datenmenge, die die virtuelle Mikroskopie liefert: bis zu 120 GB pro Schnittbild. Das Zukunftsfonds-Projekt hat gezeigt, dass man auch derart riesige Bilder automatisiert bearbeiten und mit Archiven abgleichen kann. Erste Werkzeuge aus dem Projekt werden bereits von Industriepartnern genutzt, um entsprechende Programme zu entwickeln.

Funktional und sicher

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oftware ist in modernen Autos allgegenwärtig. Vom Antrieb über die Klimaanlage bis hin zum Navigationssystem ist eine Vielzahl von Fahrzeugfunktionen computergesteuert. Dies birgt die Gefahr, dass Infotainment-Applikationen, die mit der Außenwelt kommunizieren, zum Ausgangspunkt für Angriffe auf die gesamte Fahrzeug­ elektronik werden können. Deshalb war es bisher Standard, sicherheitsrelevante Funktionen und Unterhaltungsanwendungen auf getrennten Computern laufen zu lassen. Das Zukunftsfondsprojekt VirtuOS setzt hier neue Maßstäbe. Softwareentwickler des Berliner Unternehmens Open Synergy und Experten des Fraunhofer Instituts FIRST und der Technischen Universität Berlin (TU) haben gemeinsam Softwarefunktionen entwickelt, die es möglich machen, verschiedene Anwendungen auf einer gemeinsamen Hardware-Plattform laufen zu lassen. Deren Basis bildet das Betriebssystem COQOS von Open Synergy. Im Rahmen von VirtuOS wurden Standards entwickelt und Kriterien formuliert, die Software von im Auto eingebauten Geräten erfüllen muss, damit das gesamte System funktionssicher ist und nicht »gehackt« werden kann. TSB-Magazin | Ausgabe 03 | September 2012

»Mit der konsequenten Unterstützung von Open Synergy durch VirtuOS platziert sich der Technologiestandort Berlin im Spitzenfeld der Entwicklung sicherer Software«, sagt Thomas Meißner, Leiter des Geschäftsbereichs Verkehr und Mobilität bei der TSB. Ende April ist das Projekt nach drei Jahren erfolgreich zu Ende gegangen. Die TSB hat durch intensive inhaltliche Begleitung und die abschließende Bewertung der Ergebnisberichte ihren Teil dazu beigetragen. Das Produkt COQOS konnte so signifikant verbessert werden. Es ist zu einer Plattform geworden, die allen Ansprüchen an Sicherheit und Komfort in modernen Autos gerecht wird.

Der Zukunftsfonds des Landes Berlin ist aufgegangen im Förderprogramm »ProFIT – Komplexe Verbünde«. Hier stehen Fördermittel für exzellente Innovations­ projekte zur Verfügung. Voraussetzung ist, dass sich für das Projekt mindestens vier Partner zusammengeschlossen haben, wovon zwei Forschungseinrichtungen sein müssen. Informationen und Beratung bei der Investitionsbank Berlin (www.ibb.de/profit) und der TSB (www.tsb-berlin.de/ foerdermittel).

Foto: Archiv

Im Rahmen des Zukunftsfonds-Projekts VirtuOS haben Unternehmer und Forscher eine innovative Softwareplattform für Autos entwickelt Bilder vom Geschehen

In Deutschland erleiden jedes Jahr mehr als 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Er ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für eine bleibende Behinderung im Erwachsenenalter. Schuld ist eine Minderdurchblutung oder eine Blutung im Gehirn. Mehr als 95 Prozent der Patienten können aufgrund der vielfältigen Ausprägung eines Schlaganfalls nicht spezifisch behandelt werden. Moderne bildgebende diagnostische Techniken wie SPECT-CT und die neuen nuklearmedizinischen Marker geben Anlass zu Hoffnungen bei der Behandlung dieses Krankheitsbildes. Neurologen und Radiologen der Charité haben in einem Verbundprojekt diese Marker entwickelt und erste positive Ergebnisse im Rahmen eines neuen, gemeinsam betriebenen Zentrums für Kleintierbildgebung erzielt. Forschungsprojekt und Etablierung des Zentrums für Kleintierbildgebung wurden durch den Zukunftsfonds des Landes Berlin unterstützt. Das Zentrum steht anderen Wissenschaftlern und Unternehmen offen. 7


Bildungsforscher Gerhard de Haan über das Klassenzimmer der Zukunft und motivierte Schüler Herr Professor de Haan, als Zukunfts- und Bildungs­ forscher beschäftigen Sie sich mit der Frage, wie unsere Kinder und Enkel lernen werden. Was wird sich verändern? De Haan: Die größte Herausforderung besteht darin, die Motivation und Selbstständigkeit der Kinder zu fördern. Speziell im naturwissenschaftlich-technischen Bereich bieten außerschulische Angebote wie Schülerlabore dafür tolle Anreize. Auch die zunehmende Interdisziplinarität der Gesellschaft wird sich in der Schule widerspiegeln. Ein Thema wie »Nachhaltige Entwicklung« ist bestens für fächerübergreifende Projekte geeignet. So etwas wird in Zukunft zum festen Bestandteil des Unterrichts werden und die Motivation fördern. Haben in 20 Jahren alle Schüler Tablet-Computer? De Haan: Wenn das Budget dafür da ist, auf jeden Fall. Auch interaktive Tafeln, die Smartboards, werden kommen. Aktuell stehen aber nur 2 bis 3 Prozent des Bildungshaushalts für Material und Ausstattung zur Verfügung. Dieser Etat muss vergrößert werden – nicht nur um neue Geräte anschaffen zu können, sondern vor allem auch um Wartung und Pflege der vorhandenen zu gewährleisten. Wie beeinflussen technische Hilfsmittel das Lernverhalten der Schüler? Fördern sie die Motivation? De Haan: Die Chance besteht durchaus. Vorausgesetzt, die Geräte werden wirklich interaktiv eingesetzt. Schließlich kann man auch mit einem Smartboard Frontalunterricht machen. Wichtig ist, dass hier in der Zukunft mehr in die Weiterbildung der Lehrer investiert wird. Wird bei so viel Technik im Klassenzimmer der Lehrer irgend­wann überflüssig? De Haan: Fachliche Inhalte können gut mit Hilfe von Medien und Kommunikationstechnik vermittelt werden. Dinge wie Sozialverhalten und Gruppenzusammenhalt kann man virtuell aber nicht lernen, da sind die Schüler auch in Zukunft auf die Unterstützung eines Lehrers angewiesen. Gerade die sozialen Kompetenzen spielen ja auch im beruflichen Alltag eine immer größere Rolle. Fachspezifische Kenntnisse muss man sich im jeweiligen Job ohnehin neu aneignen. Und dabei können die Me­ dien enorm helfen.

Foto: Stumpe

Die Welt in 20 Jahren

Veranstaltungen

www.tsb-berlin.de/termine

15. Oktober 2012 Wissenschaft vor Ort – Das Bundesinstitut für Risiko­ bewertung stellt sich vor Besuch und Vorträge, Berlin

Die Reihe »Wissenschaft vor Ort« öffnet die Türen von wissenschaftlichen Einrichtungen, die Grundlagenund angewandte Forschung betreiben und mit ihren Themen mögliche Partner in künftigen Forschungsund Entwicklungskooperationen werden können.

23. Oktober 2012 Funktionale Oberflächen im Geräte-, Maschinen- und Anlagenbau Workshop, Berlin

WTT-Fachveranstaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Innovative Oberflächen« im Anwendungszentrum Mikroproduktionstechnik (AMP) am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) der TU Berlin.

25. – 26. Oktober 2012 Wireless Communication and Information Fachtagung, Berlin

Fachtagung mit den Schwerpunkten: schnellere mobile Übertragungsverfahren, innovative Funksensornetzwerke, genauere Ortungstechnologien sowie die Anwendungsperspektiven dieser Entwicklungen, beispielsweise in der Fahrzeug-Kommunikation.

22. November 2012 Impulse aus der Zukunft: Nanostrukturen in 100 Tausend Tonnen Vortrag & Diskussion, Berlin

Dank neuer Ansätze auf Basis der Quantenmechanik können metallische Höchstleistungswerkstoffe für Mobilität und Energie entwickelt werden. Welche Anforderungen sehen die Anwender? Eine gemeinsame Veranstaltung von TSB und Max Planck Gesellschaft.

Die TSB Technologiestiftung Berlin steht für Innovation und Technologie­ entwicklung in der Hauptstadtregion. Sie fördert die Wissenschaft und unter­stützt die Wirtschaft. Schwerpunkte der Arbeit der Stiftung sind Stra­ tegieentwicklung, Bildung und Wissenschaftskommunikation. Kernaufga­ ben der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH sind Clustermanagement, Vernetzung und Technologietransfer auf den Feldern Life Science & Gesund­ heit, Verkehr & Mobilität, Energietechnik, Optik & Mikrosystemtechnik, IKT sowie in weiteren technologieorientierten Industrie­segmenten.

Impressum

Zur Person: Gerhard de Haan ist Professor für Zukunftsund Bildungsforschung an der Freien Universität Berlin. Der Erziehungswissenschaftler gehört zudem vielen nationalen wie internationalen Gremien und Forschungseinrichtungen an.

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Herausgeber: TSB Technologiestiftung Berlin, Fasanenstr. 85, 10623 Berlin Redaktion: Christian Böhme, Frauke Nippel, Thilo Spahl Layout: Carmen Klaucke Produktion: Verlag Der Tagesspiegel, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin Kontakt: 21@tsb-berlin.de, www.tsb-berlin.de Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin und der Investitionsbank Berlin, kofinanziert von der Europäischen Union – Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft.

TSB-Magazin | Ausgabe 03 | September 2012


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