Der Dialogue der europäischen Universitätsallianz Unite! findet im September in Darmstadt statt.
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Vielversprechend
Die TU hat eine neue Professur für naturwissenschaftliche Friedensforschung eingerichtet.
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Die Zeitung der Technischen Universität Darmstadt www.tu-darmstadt.de
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Vielseitig
TUAlumnus Jan Hilligardt ist Regierungspräsident und Honorarprofessor.
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Die Mobilität von morgen: An der TU Darmstadt wird auf Spitzenniveau interdisziplinär zum automatisierten Fahren geforscht. Ein Themenschwerpunkt. Seiten 4
Bild: Klaus Mai
Dr.-Ing. Moritz Lippert (links) und Björn Klamann im autonomen Fahrzeug autoELF
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Gestaltung der Mobilitätswende und die damit verbundene Entwicklung von wirksamen Ideen und Anwendungen für den nachhaltigen Verkehr von morgen bilden eines der großen Zukunftsthemen. Mit dem automatisierten Fahren als einem Lösungsansatz entstehen neue Formen der Mobilität: Die Fahrzeuge von morgen sollen den Straßenverkehr effizienter, ressourcenschonender und für mehr Menschen zugänglich machen. Zu dieser Vision leistet die TU Darmstadt einen wichtigen Beitrag: Forschende aus mehreren Fachbereichen arbeiten interdisziplinär und auf Spitzenniveau an der Mobilität der Zukunft.
Einige ihrer Projekte haben wir kürzlich bei einem großen Informations und Dialogevent unter dem Motto »Zukunft ohne Lenkrad?« hier in Darmstadt vorgestellt. Die Podiumsdiskussion zur Veranstaltung und eine Ausstellung zu neuen Fahrassistenzsystemen stießen auf
großes Interesse – das Thema treibt die Menschen erkennbar um.
Solche Formen des Austauschs mit unseren Partner:innen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sind uns im Rahmen unserer Third Mission wichtig. Sie sind wesentlicher Teil unseres xchange for innovation. Denn wir sind überzeugt, dass wir nur gemeinsam innovative Lösungen finden können für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.
Dem automatisierten Fahren widmen wir nun auch einen Schwerpunkt in der neuen Ausgabe der hoch³. Der Leiter des Fachgebiets Fahrzeugtechnik, Professor Steven Peters, gibt im Interview einen Einblick in die zukunftsweisenden Projekte an der TU. Ein Ergebnis daraus ist das Forschungsfahrzeug autoELF – eine Reportage nimmt Sie mit auf eine Tour ohne Fahrer:in. In weiteren Berichten erfahren Sie unter anderem,
SO WERDEN KI-MODELLE VERSTÄNDLICHER
Dr. Simone Schaub Meyer wurde in das Emmy NoetherProgramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufgenommen. Mit ihrer neuen Nachwuchsgruppe entwickelt sie Methoden, die das Verständnis für weit verbreitete Modelle der Künstlichen Intelligenz in der Bild und Videoanalyse erhöhen.
BAHNBRECHENDE PHARMAKOLOGISCHE FORSCHUNG
Craig M. Crews, Professor für Molekular, Zellulär und Entwicklungsbiologie, Chemie und Pharmakologie an der Yale University, USA, ist mit dem diesjährigen Preis der »EmanuelMerckVorlesung« ausgezeichnet worden.
DAVON PROFITIERT DIE INDUSTRIE
Professor Matthias Weigold erhält eine LOEWE TransferProfessur des Landes Hessen. Ziel des Pilotprojekts ist es, Forschungsergebnisse und Innovationen aus dem Themenspektrum der Energie und Ressourceneffizienz sowie Energieflexibilität gezielt zu vermitteln.
wie autonome Fahrzeuge auch nachts Personen oder Objekte rechtzeitig erkennen können und welche Rolle Algorithmen spielen. Über das Fokusthema hinaus hält die hoch³ weitere spannende Beiträge für Sie bereit –etwa zum nächsten Dialogue Treffen unserer Universitätsallianz Unite!, für das wir im September Gastgeberin sein dürfen, zum neuen Videostudio im Wissenschaftsschloss und dem jüngsten Projekt des TU Chors. In einem großen Porträt stellen wir Ihnen den neuen Regierungspräsidenten des Regierungspräsidiums Darmstadt, Jan Hilligardt, vor, den viel mit der TU Darmstadt verbindet. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre!
Ihre Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt
EIN KLANGVOLLER FRIEDENSAPPELL
Der Chor der TU präsentiert gemeinsam mit dem TU Orchester »Dona Nobis Pacem« – »Gib uns Frieden« von R. Vaughan Williams, ein nur selten in Deutschland aufgeführtes Stück, das eine tiefe Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung in sich trägt.
DISTEL ODER LORBEER; DAS IST HIER DIE FRAGE
Der frühere Leiter des Botanischen Gartens der TU, Dr. Stefan Schneckenburger, beschäftigt sich in seinem Buch »GartenTheater –Shakespeares grüne Welten« ausführlich mit der Flora im Werk des berühmten englischen Dichters.
Forschen für die Transformation von Mobilität und Transport: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fünf Fachbereichen befassen sich an der TU Darmstadt mit dem automatisierten Fahren. Ein Themenschwerpunkt zum Verkehr der Zukunft.
»Eine Jahrhundertaufgabe«
TU-Maschinenbau-Professor Steven Peters im Interview zu automatisiertem Fahren
An der TU Darmstadt wird auf Spitzenniveau interdisziplinär zum automatisierten Fahren geforscht. Der Leiter des Fachgebiets Fahrzeugtechnik, Professor Steven Peters, gibt Einblick in die zukunftsweisenden Projekte, erläutert die Stärken von autonomen Fahrzeugen – und wagt eine Prognose für Darmstadt.
Herr Peters, die TU Darmstadt ist bei der Forschung zum automatisierten Fahren stark aufgestellt. Ein anschauliches Ergebnis ist das vollautonome Fahrzeug autoELF (siehe Reportage auf Seite 5), das Sie mitentwickelt haben. Was sind weitere Forschungsschwerpunkte an der TU zum Verkehr der Zukunft? Die autoELF ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Fahrzeug. Gemeinsam mit sieben weiteren deutschen Universitäten sind im BMBFProjekt UNICARagil unter Leitung der RWTH Aachen vier solche vollautomatischen Fahrzeuge entstanden, die für uns ganz wichtige Forschungsplattformen und Demonstratoren darstellen. An unserer TU sind mehr als zehn Fachgebiete in unterschiedlichen Fachbereichen direkt oder indirekt an den relevanten Herausforderungen des automatisierten Fahrens (»Automated Driving«/AD) beteiligt – von den Rechtswissenschaften über die Regelungstechnik und KI bis zum Fahrzeug mit seiner Sensorik und der eigentlichen Fahraufgabe. Generell ist die TU Darmstadt eine großartige Uni für alle Automobilbegeisterten: Bei meinen Kollegen Christian Beidl und Stephan Rinderknecht werden die topaktuellen Fragestellungen rund um das Antriebssystem der Zukunft erforscht. Und welche spannenden Forschungsprojekte zum automatisierten Fahren sind an der TU in nächster Zeit geplant?
Wir konzentrieren uns derzeit vor allem auf zwei Anwendungsfälle: automatisierte Lkw und automatisierte Shuttle zur Unterstützung/Ergänzung des ÖPNV in Randzonen und zeiten. Worin bestehen aus Ihrer Sicht die Vorteile von autonomen Fahrzeugen, etwa mit Blick auf die Umwelt, den Straßenverkehr oder die Sicherheit?
Ich glaube nicht, dass automatisiertes Fahren die Sicherheit erhöht, denn das schaffe ich wahrscheinlich leichter, wenn wir die Assistenzsysteme immer weiterentwickeln, den Menschen aber nie aus dem aktiven Loop nehmen. Es geht bei AD vielmehr darum, dass wir trotz Fachkräftemangel weiterhin funktionierende Logistikketten und einen ÖPNV haben. Schauen Sie sich Darmstadt an: Heute schon hat die Stadt immer mal wieder Probleme, genügend Personal für den ÖPNV zu finden.
Beim autonomen Fahren spielt Künstliche Intelligenz (KI) eine große Rolle. Welche besonderen Herausforderungen stellen sich hier, etwa angesichts der hohen Komplexität des Straßenverkehrs und der Risiken?
Automatisiertes Fahren ist die härteste Aufgabe für eine KI. Die KI arbeitet dort mit Daten aus der komplexen, dynamischen und offenen Welt und muss mehrmals pro Sekunde sicherheitsrelevante Klassifikationen durchführen –und damit ohne die Chance, sich noch einmal ein Feedback von einem Menschen einholen zu können. Wenn wir das meistern, können wir jede andere KIAufgabe auch knacken – es ist jedoch eine Jahrhundertaufgabe und nichts, was in ein paar Jahren erledigt ist.
Wo steht Deutschland Ihrer Einschätzung nach im internationalen Vergleich beim autonomen Fahren?
Die deutsche Automobilindustrie – vor allem die Premiumhersteller Mercedes und BMW – sind ganz klar in der Weltspitze mit dabei. Sie sind die weltweit Einzigen, die derzeit sogenannte Level3Fahrzeuge an private Kunden verkaufen. Bei diesen Fahrzeugen dürfen Sie bereits in eng definierten Bedingungen die Verantwortung für die Fahraufgabe an das Auto abgeben
und sich von dieser Aufgabe abwenden, müssen aber jederzeit übernahmebereit sein, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Das USUnternehmen Waymo ist in ausgewählten (sonnigen) Städten im Süden der USA noch einen Schritt weiter und fährt dort Level 4 ohne Sicherheitsfahrer, aber in einem Operatorbetrieb, das heißt, die Fahrzeuge verbleiben bei Waymo und werden nicht an Dritte verkauft.
Wie schätzen Sie die Akzeptanz der Öffentlichkeit für autonome Fahrzeuge ein? Überwiegen Ihrer Erfahrung nach eher Aufgeschlossenheit oder Skepsis?
Das Interesse ist nach wie vor riesig, und unsere eigenen Studien rund um Darmstadt gemeinsam mit den Kolleg:innen der Arbeitswissenschaften zeigen, dass es in Sachen Sicherheit ein großes Vertrauen in die deutschen Hersteller gibt und dass dieses sogar steigt, wenn man die ersten Fahrzeuge mit Level3Systemen einmal gefahren ist.
Wann und wo erwarten Sie Durchbrüche bei der Anwendung?
Wir erhoffen uns Durchbrüche bei der Sensorik – zum Beispiel kann heute nach unserem Kenntnisstand weltweit niemand bei Schneefall automatisiert fahren. Außerdem ist der Energiebedarf der Rechner, die die Sensorrohdaten in hoher Frequenz im Fahrzeug verarbeiten müssen, noch deutlich zu hoch.
Ihre Prognose: Wann werden wir Robotertaxis durch Darmstadt rollen sehen?
Wenn Sie meinen, dass das ganz ohne Sicherheitsfahrer und im kompletten Stadtgebiet im normalen Verkehr bei jedem Wetter bei Tag und Nacht funktionieren soll, dann ist meine feste Prognose: nicht mehr in diesem Jahrzehnt. Das liegt auch daran, dass der Nachweis der Sicherheit, den man natürlich vorab erbringen muss, extrem aufwändig ist und nach heutigem Wissensstand allein mehrere Jahre dauert. die fragen stellte michaela hütig.
Mehr: www.fzd.tu-darmstadt.de Positionspapier von TU-Forschenden zum automatisierten Fahren: bit.ly/4dEORPm
Bild: Klaus Mai
Bild: Oliver Sonnek
Professor Steven Peters
Ohne Lenkrad auf der Rollbahn
Unterwegs im autonomen Forschungsfahrzeug autoELF
Die TU Darmstadt ist Teil des bundesweiten Forschungsverbundes AUTOtech.agil, der an der Mobilität der Zukunft und dem autonomen Fahren arbeitet. Auf dem historischen Flugplatz in Griesheim zieht das Forschungsfahrzeug autoELF autonom und ohne Lenkrad bereits seine Runden. Die hoch3 ist mitgefahren.
Die Türen öffnen seitwärts wie in einem Zugabteil. Das Innere ist geräumig, vier Menschen können sich auf komfortablen Sesseln gegenübersitzen. Sogar künstliche Blumen zieren die Fenster. Moritz Lippert lacht: »Das ist die HomeEdition« – die Familienversion des Forschungsfahrzeugs. Das Design für die Taxi, Shuttle oder Lieferversion ist funktionaler. Dr.Ing. Moritz Lippert ist Oberingenieur am Fachgebiet Fahrzeugtechnik des Fachbereichs Maschinenbau. Er und Kollege Björn Klamann arbeiten am Forschungsprojekt AUTOtech.agil, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung bis 2025 mit 24 Millionen Euro fördert. Rund 20 Universitäten und Industriepartner sind an dem Vorhaben für das automatisierte und vernetzte Fahren beteiligt. Es ist das Nachfolgeprojekt von UNICARagil, in dessen Laufzeit vier Forschungsmobile entstanden sind.
FUTURISTISCHES DESIGN
Eines davon, die autoELF, steht vor einem Hangar auf dem Flugplatz Griesheim. Mit ihrem futuristischen Design würde sie in einen ScienceFictionFilm passen. Forschende der RWTH Aachen haben Design und Chassis des Prototyps entworfen, an der TU Braunschweig entstand unter anderem das Konzept für den Innenraum. Das Team der TU Darmstadt sorgt dafür, dass die ELF sich sicher fortbewegt, kontrolliert anhält, einparkt oder wendet, sowie für
Teile der Absicherung und entwickelte eine Niedriggeschwindigkeitsfunktion.
Geplant ist eine Testfahrt auf den Rollbahnen des Flugplatzes. Die Türen schließen, Lippert bedient eine Art Joystick, um zunächst manuell zum Startpunkt der Route zu fahren, Klamann gibt Befehle für die Fahrmission ins Laptop ein. Mit leichtem Ruck fährt das Mobil los. 20 Kilometer pro Stunde kann der Prototyp manuell, 15 km/h automatisiert fahren. Ausgelegt ist er für bis zu 70 km/h. Auf einem Display erscheinen Kamerabilder der Außenumgebung. »Die Mission ist kartenbasiert«, erklärt Lippert. Das heißt, die ELF fährt auf einer zuvor
programmierten Route, vergleichbar einem Rasenroboter, der entlang von Begrenzungskabeln agiert. »Nur eben digital«, deutet Klamann auf das LaptopDisplay, auf dem die Fahrstrecke mit roten Linien und angrenzende Grünflächen blau markiert sind. Taucht ein Hindernis auf, etwa ein Mensch, erscheint er als grüne Fläche.
360-GRAD-UMFELDMODELL
Sensoren an den Fahrzeugecken tasten die Umgebung ab. Anhand von GPS, Kamera und RadarInformationen sowie Daten des LaserscannerSystems LIDAR wird die Position präzise bestimmt und ein 360GradUmfeldmodell
erstellt. Ungünstige Wetterkonditionen wie etwa starker Regen können die Testfahrten erschweren. In Notfällen kann das Gefährt jederzeit mit einer Fußbremse manuell angehalten werden. Ein schabendes Geräusch ertönt unter dem Fahrgestell. »Das war Unkraut«, beruhigt Lippert. Das macht sich überall auf der alten Piste breit. Die ELF setzt ihre Fahrt unbeirrt fort. Das TUTeam muss die Toleranz zwischen sicher Fahren und Stehenbleiben austarieren. Ist sie zu hoch eingestellt, könnten Unfälle passieren, ist sie zu niedrig, würde das Mobil andauernd stehen bleiben, so Lippert.
HOHER ENGERGIEBEDARF
Langsam wird die Luft stickig. Im Heck des Mobils stehen Hochleistungsrechner, deren Abluft den Innenraum mit Wärme und permanentem Rauschen erfüllen. Autonomes Fahren braucht viel Rechenleistung und Energie. Sechs Stunden Testfahrt verbrauchen rund 48 Kilowattstunden Strom. »Am Energieverbrauch arbeiten wir im Projekt«, sagt Klamann. Noch begleiten Kinderkrankheiten den Prototyp, der natürlich keine automobile Serienabsicherung hinter sich hat, betont Lippert. Auf einer neuen Route, auf der das Mobil einparken und auf der Stelle wenden soll, schaltet sich das System mehrfach ab. Als die ELF jedoch schließlich die auf dem Display dafür markierte Fläche erreicht, klappt das Einparken tadellos. Das Mobil, das mit
vier bis zu 90 Grad lenkbaren Rädern ausgestattet ist, schaukelt kurz und gleitet in die Lücke – eine Funktion, die viele sicher heute schon gern nutzen würden.
FÜNF LEVEL
Wann kommt das autonome Fahren in Serienproduktion? Es gibt fünf Level. Level 2 in Form von Lenk und Geschwindigkeitsassistenz ist heute Standard im Premiumbereich, Level 3 in ersten Luxuslimousinen zweier deutscher Hersteller verfügbar als Autobahnpilot. Die ELF steht auf Level 4: Ohne Lenkrad lässt sie sich in einem definierten Einsatzgebiet fahren. Level 5, das autonome Fahren überall, »davon sind wir noch weit entfernt«, sagt Klamann. Bis Level 4 für alle verfügbar ist, werde es zehn und mehr Jahre dauern. »Aber wir sind auf einem guten Weg.« astrid ludwig
Die autoELF auf dem Flugplatz in Griesheim
Bild: Klaus Mai
Bild: Klaus Mai
Im fließenden Verkehr
Entscheidungsalgorithmen für intelligente vernetzte Systeme
In ihrem Projekt »Verteilte Entscheidungsfindung in Echtzeit im autonomen Fahren und Smart Grid« entwickelt Dr. Tatiana Tatarenko am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik neue effiziente Entscheidungsalgorithmen für reale MultiAgentenSysteme – darunter auch Verkehrssysteme mit autonomen Fahrzeugen. Das Projekt wird durch das Emmy NoetherProgramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Die Fördersumme für die ersten drei Jahre beträgt rund 1,1 Millionen Euro und beinhaltet Mittel für drei Promotionsstellen.
Echtzeitfähige verteilte Entscheidungsalgorithmen sind von großer Bedeutung für intelligente vernetzte Systeme. In ihrem Projekt betrachtet Tatiana Tatarenko am Fachgebiet Regelungsmethoden und intelligente Systeme zwei MultiAgentenSzenarien: Verkehrssysteme mit autonomen Fahrzeugen und hierarchisch strukturierte Stromnetze. Ziel ihrer Forschung ist es, neue Methoden zu entwickeln, die es autonomen Fahrzeugen ermöglichen, sich sicher im Verkehr zu bewegen und gleichzeitig den Verkehrsfluss zu optimieren. Ebenso sollen hierarchisch strukturierte Stromnetze effizienter betrieben werden, um eine stabilere Energieversorgung zu gewährleisten.
EMMY NOETHER-PROGRAMM
Mit ihrem Emmy Noether-Programm ermöglicht die Deutsche Forschungsgesellschaft DFG es besonders qualifizierten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich auf eine Professur vorzubereiten. Die eigenverantwortliche Leitung einer Forschungsgruppe an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung sowie damit verbundene Lehraufgaben bieten Gelegenheit, die für eine Berufung notwendigen Fähigkeiten zu erlernen und nachzuweisen. Zu den Voraussetzungen gehören eine Promotion mit herausragendem Ergebnis sowie hochrangige Veröffentlichungen.
Durch die Kombination von kooperativer Optimierung und Spieltheorie können komplexe Interaktionen zwischen den Agenten modelliert und optimale Entscheidungen getroffen werden. Dies ermöglicht eine effiziente und sichere Nutzung von Ressourcen sowie eine Verbesserung der Gesamtleistung des Systems. Die Ergebnisse des Projekts werden aber nicht nur die Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Verkehrssystemen und Smart Grids verbessern. Die entwickelten Algorithmen können auch auf andere Anwendungsgebiete übertragen werden, in denen MultiAgentenSysteme eine Rolle spielen. Die Forschungsarbeit leistet damit einen allgemein wichtigen Beitrag zur Entwicklung intelligenter vernetzter Systeme der Zukunft. tatiana tatarenko/sas
Regen, Nebel, Spiegelung
ZUR PERSON
Dr. Tatiana Tatarenko ist Early Career Researcher am Fachgebiet Regelungsmethoden und Intelligente Systeme von Professor Jürgen Adamy am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) an der TU Darmstadt. Seit 2017 baut sie als Postdoc eine unabhängige Forschungsgruppe im Bereich der Multiagentensysteme und der Spieltheorie auf, deren Ziel die Etablierung der Spieltheorie und verteilten Optimierung in
automatisierungstechnischen und regelungstechnischen Aufgabenstellungen ist. Ihre Forschungstätigkeit führte sie bisher unter anderem an die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, die University of Colorado Boulder sowie die Arizona State University (ASU). Im April 2019 wurde Tatiana Tatarenko zum »Athene Young Investigator« der TU Darmstadt ernannt.
Das TU-Start-up Persival entwickelt Sensor-Simulationen, die das reale Umfeld exakt abbilden sollen
Realitätstreue Simulationen in der Umfelderfassungssensorik und eine exakte Modellierung der virtuellen Umgebung entwickelt das Jungunternehmen Persival. Wichtig ist das in vielen Bereichen, von der Landwirtschaft bis zur Autoindustrie und zum autonomen Fahren.
Eine virtuelle Fahrt durch die Stadt: Die Umfeldsensoren des Autos erfassen die Straße, Häuser, Bäume, andere Fahrzeuge oder auch Menschen, die auf dem Bürgersteig unterwegs sind. Je nachdem, wie stark die Objekte reflektieren, sind die simulierten Sensordaten in unterschiedlichen Farben markiert. Wie wirkt sich das Wetter auf die Sensorik aus? Wie beeinflussen Regen oder Nebel, Dunkelheit oder Spiegelungen womöglich die Ergebnisse? »Wir legen viel Wert darauf, dass unsere simulierten Sensordaten die Realität hinreichend abbilden«, betonen Dr.Ing. Timm Ruppert und Dr.Ing. Christoph Popp, Maschinenbauer und Senior Ingenieure bei Persival.
GLAUBWÜRDIGE SENSORSIMULATIONEN
Genau mit dieser Idee machten sich Dr. Philipp Rosenberger und Dr. Clemens Linnhoff 2021 selbstständig. »Wir wollten glaubwürdige, validierte Sensorsimulationen entwickeln, die als Testwerkzeug eingesetzt werden können«, sagt Firmengründer Rosenberger. Was als Ausgründung der TU Darmstadt mit zwei MaschinenbauDoktoranden begann, ist mittlerweile zu einem Jungunternehmen mit zwölf Beschäftigten und Forschenden angewachsen. Gestartet ist Persival gleich mit Aufträgen aus der Autoindustrie im
Gepäck. »Das war eine komfortable Ausgangssituation«, sagen die Entwickler.
Umfeldsensoren sind heute überall im Einsatz –wenn Landwirte mit ihren neuen Traktoren über die Felder oder Menschen mit dem Auto über die Autobahn fahren. Sensoren signalisieren, was sich vor, hinter, unter oder neben uns abspielt. Für das assistierte oder autonome Fahren und die Entwicklung der nächsten Generation im Fahrzeugbau ist die Sensorik essenziell. Simulationsbasiertes Entwickeln und Testen bietet dabei große Einsparpotenziale. Das Team von Persival schafft hierfür eine Software, die die Wirklichkeit möglichst exakt überträgt und in virtuelle Modelle fasst. Mit eigenen Prüfständen messen sie beispielsweise, wie sich Feuchtigkeit auf der Straße oder Dreck auf dem Sensor auf die Signalausbreitung auswirkt oder wie Lärmschutzwände oder Leitplanken diese Daten verändern. Ein Nummernschild reflektiert Licht anders als die Karosserie eines Autos, und bei Regen ziehen Autos eine Wasserschleppe hinter sich her. »Alles, was vom Aussenden bis zum Empfang des Signals passiert, packen wir in unsere Simulationen«, erläutert Ruppert.
Dafür setzen die Wissenschaftler:innen neben Radardaten vor allem auf das zwar teurere, aber hochauflösende Laserscanner System
LIDAR (Light Detection and Ranging). Bewusst verzichtet das Startup Team bei der Entwicklung der Simulationen auf Künstliche Intelligenz (KI). »Unsere Simulationen sollen sicher und vertrauenswürdig sein«, sagen die Entwickler. KI sei jedoch oft eine Blackbox. »Wir geben unsere Daten genau vor, wissen, wie und welche physikalischen Effekte wir abbilden. Wir nehmen den analytischen, nicht den gelernten Weg«, erläutern Ruppert und Popp. Dadurch sei es möglich, die synthetischen Daten anschließend als verlässliche Datenquelle zum Training von KI zu nutzen, was zukünftig
einer der Hauptanwendungen von Simulation sein wird, ergänzt Rosenberger. Das Startup ist gut angelaufen, das Interesse aus der Industrie groß. Viele Unternehmen wollen verstärkt Simulationen für ihre Entwicklungen nutzen. »Wir haben da einen enormen Wissensvorsprung anzubieten«, betonen die PersivalIngenieure. astrid ludwig
www.persival.de
Bild: Klaus Mai
Dr. Tatiana Tatarenko
Dr. Philipp Rosenberger und Dr. Clemens Linnhoff
Sicher auch in der Nacht
TU-Team erforscht die lichtgestützte Objektdetektion für das autonome Fahren
Wie kann ein autonom fahrendes Fahrzeug auch im nächtlichen Straßenverkehr Personen oder Objekte rechtzeitig erkennen? Wie muss eine Kamera zur Detektion beschaffen sein, und wie läuft künftig die Verständigung untereinander ab, wenn niemand mehr am Steuer sitzt, der Gesten deutet? Welche Möglichkeiten Adaptive Lichttechnische Systeme dabei bieten, erforscht ein Fachgebiet des Fachbereichs Elektro und Informationstechnik der TU Darmstadt.
Bildschirm und Kamera, viel mehr braucht es für die Visualisierung nicht. Markus Peier, Julian Lerch und Korbinian Kunst, Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter am Fachgebiet Adaptive Lichttechnische Systeme und visuelle Verarbeitung, haben eine Versuchsanordnung aufgebaut. Tritt eine Person ins Blickfeld der Kamera, erscheint sie auf dem Computerdisplay – eingefasst von einem roten Rahmen und ergänzt um Angaben, mit wie viel Prozent Wahrscheinlichkeit es sich bei dem Objekt um einen Menschen handelt. Ein am Fachgebiet entwickeltes KIgestütztes System macht diese Erkennung und Visualisierung für automatisierte Fahrzeuge im Straßenverkehr möglich. »Erfasst werden nicht nur Personen, sondern Objekte generell«, betont Peier.
Das Projekt zur lichtgestützten Objektdetektion unter der Leitung von Professor Tran Quoc Khanh behandelt gleich mehrere Forschungsaspekte: Wie müssen die Spezifikationen einer Kamera sein, um überhaupt Gegenstände oder Menschen auch im nächtlichen Straßenraum erkennen zu können? Welche Pixelgröße und Auflösung muss sie haben, und welche Verstärkung, Belichtungszeit und Blendenöffnung müssen eingestellt werden, um verlässliche Ergebnisse zu liefern? Und wie können Fahrende
oder automatisierte Fahrsysteme bei der Detektion in der Dunkelheit unterstützt werden?
WAS IST GUTE SICHTBARKEIT?
Aufgestellt haben die Forschenden dazu einen Scheinwerfer, der aus 25.600 MikroLED s besteht. »Die Scheinwerfer der Zukunft sind eher digitale, computergesteuerte Projektoren denn Lampen«, erklärt Kunst. Gekoppelt ist dieser Projektor mit der hochauflösenden Kamera in der Mitte der Fahrzeugfrontscheibe. Wird
»Die Scheinwerfer der Zukunft sind eher digitale computergesteuerte Projektoren denn Lampen.«
Korbinian Kunst, Fachgebiet Adaptive Lichttechnische Systeme und visuelle Verarbeitung
ein Objekt mit nur geringer Wahrscheinlichkeit detektiert, kann es durch die Vielzahl an Pixeln gezielt angeleuchtet werden, um die Sichtbarkeit für das KI System, aber auch den
STARKE FORSCHUNG ZUM VERKEHR DER ZUKUNFT
An der TU Darmstadt wird interdisziplinär und auf Spitzenniveau zum automatisierten Fahren geforscht. Direkt beteiligt sind unter anderem Teams um die folgenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler:
Professor Dr.-Ing. Steven Peters, Leiter des Fachgebiets Fahrzeugtechnik (FZD)
Dr.-Ing. Bettina Abendroth, kommissarische Leiterin des Instituts für Arbeitswissenschaft (IAD)
Professor Dr.-Ing. Jürgen Adamy, Leiter des Fachgebiets Regelungsmethoden und Intelligente Systeme (RIS)
Professor Dr.-Ing. Rolf Findeisen, Leiter des Instituts für Automatisierungstechnik und Mechatronik (IAT)
Menschen zu erhöhen, wie er erläutert. Wobei geklärt werden muss, wie sich gute Sichtbarkeit für Mensch und Kamera jeweils definiert. Kunst unterstreicht den interdisziplinären Ansatz: So spielt unter anderem die Psychologie eine Rolle, welche Kontraste Menschen zur sicheren Detektion benötigen, und die Frage, welchen Einfluss dabei Fahrgeschwindigkeit, Objektdynamik, Position oder Größe des Objektes haben.
KOMMUNIKATION OHNE GESTEN
Adaptive lichtgestützte Systeme lassen sich jedoch nicht allein für die Detektion einsetzen, sondern in der Welt des automatisierten und autonomen Fahrens auch für die Kommunikation. Markus Peier beschreibt eine mögliche Situation: Gibt es keinen Fahrer oder keine Fahrerin mehr im Auto, fällt die Kommunikation mit Gesten weg. »Wie verständige ich mich dann aber, wer beispielsweise an einer unübersichtlichen Stelle zuerst fahren darf?
Welche Symbole lassen sich stattdessen einsetzen, und wo sollten diese sichtbar werden? Hinzukommt, dass die Zeichen auch international verständlich sein müssen«, unterstreicht er. Denkbar wären Symbole zur Anzeige des Fahrstatus oder Warnungen mit Stoppsymbolen auf einem Display in der Kühlerfront des Fahrzeugs.
In der Autoindustrie gibt es bereits Ideen zu all diesen Fragen. »Die Entwicklung steht aber noch am Anfang«, sagt Peier. Das Forscherteam der TU setzt Künstliche Intelligenz gezielt für seine Lösungsansätze ein. astrid ludwig
Zur Website des Fachgebiets: bit.ly/4agXOLP
Professorin Eva Kaßens-Noor, Ph.D., Leiterin des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik (IVV)
Professor Dr.-Ing. Andreas Oetting, Leiter des Instituts für Bahnsysteme und Bahntechnik (BST)
Professor Jan Peters, Ph.D., Leiter Intelligent Autonomous Systems (IAS)
Professor Dr.-Ing. Stephan Rinderknecht, Leiter des Instituts für Mechatronische Systeme (IMS)
Professorin Dr. iur. Janine Wendt, Leiterin des Fachgebiets für Bürgerliches Recht und Unternehmensrecht (BRUR)
AUTOMATISIERTES UND AUTONOMES FAHREN
Beim automatisierten Fahren laufen Fahrprozesse ohne Eingriff eines menschlichen Fahrers oder einer Fahrerin ab. Dabei werden verschiedene Stufen unterschieden. Das teilautomatisierte Fahren ist heute Stand der Technik bei Autos: Beispiele sind Anwendungen wie das automatische Parken –die allerdings weiterhin dauerhaft vom Fahrenden überwacht werden müssen. Beim hochautomatisierten Fahren übernehmen Autos selbstständig bestimmte Anwendungen wie Bremsen und Lenken auf Autobahnen. Falls nötig werden die Fahrenden zur Übernahme aufgefordert. Die komplette Fahrzeugführung kann das System hingegen beim vollautomatisierten Fahren übernehmen – die Insassen sind also lediglich Passagiere. Das autonome Fahren schließlich ermöglicht dies unter allen Bedingungen, die ein Mensch beherrscht. mih Informationen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr: bit.ly/3QOb7fQ
Partner forschen im Projekt AUTOtech.agil gemeinsam zum automatisierten Fahren.
Julian Lerch, Markus Peier und Korbinian Kunst
Energiewende mit Aluminium
Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats für Professor Christian Hasse
Professor Christian Hasse vom Fachbereich Maschinenbau der TU Darmstadt ist mit einem renommierten
Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council – ERC) ausgezeichnet worden. Sein Projekt »ASTEAM« befasst sich mit der Erforschung von Aluminium als Energieträger und wird über einen Zeitraum von fünf Jahren mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert.
Für die Energiewende muss erneuerbare Energie in großen Mengen gespeichert werden. In den vergangenen Jahren wurden zunehmend Metalle –insbesondere Eisen – als kohlenstofffreie chemische Energiespeicher erforscht. Das Projekt »ASTEAM « von Professor Christian Hasse, Fachgebiet Simulation reaktiver ThermoFluid Systeme, widmet sich dem Metall Aluminium als alternativem Energieträger.
Aluminium kann besonders viel Energie speichern und wird zum Beispiel bereits als hochenergetischer Booster für die Trägerrakete der Ariane 5 verwendet. Die hohe Speicherkapazität kann man sich für ein hochinnovatives Verfahren zur Dekarbonisierung der Industrie zunutze machen. Aluminium wird dabei mit Wasserdampf bei hohen Temperaturen oxidiert, also verbrannt. Dabei entstehen mit Hochtemperaturwärme und Wasserstoff zwei hochwertige Produkte, die etwa für die Stromerzeugung oder für Synthesen in der chemischen Industrie nutzbar sind.
Gerade die flexible großskalige VorOrtErzeugung von Wasserstoff adressiert ein bisher ungelöstes Problem der zukünftigen Wasserstoffwirtschaft – den Transport. Dieser muss entweder bei sehr niedrigen Temperaturen (minus 253 Grad Celsius) oder hohen Drücken (über 300 Bar) erfolgen – ein sehr energieintensiver Prozess, der zu Verlusten
Grüner
führt. Bei »ASTEAM « wird nicht Wasserstoff direkt transportiert, sondern Aluminium als Energieträger verwendet und damit Wasserstoff vor Ort je nach Bedarf produziert. Aluminium wird zum effizienten »Träger« von Wasserstoff, ohne die Nachteile des Transports und mit hervorragenden Eigenschaften für die Langzeitspeicherung.
EIN IN DER WISSENSCHAFT RASANT
WACHSENDES FELD
»Ich sehe den ERC Advanced Grant als Wachstumskern für die Forschung zu Metallen als Energieträger – ein in der Wissenschaft rasant wachsendes Feld mit den ersten kommerziell erhältlichen Produkten, die allerdings noch niedrige Gesamtwirkungsgrade haben«, sagt Professor Christian Hasse. Durch die Erzeugung von Wärme bei hohen Temperaturen können thermodynamisch höhere Wirkungsgrade erreicht werden.
Die Verbrennung von Aluminium mit Wasserdampf unter Druck ist ein MultiSkalen und MultiPhysikProzess und bisher weitgehend unerforscht. Darin besteht die Herausforderung von »A
ST EAM«: Es müssen alle Skalen verbunden und untersucht werden, das heißt die gesamte wissenschaftliche Kette von der Einzelpartikelverbrennung bis hin zu turbulenten Flammen mit Millionen von Aluminiumpartikeln. Dafür wird eine Kombination
Wasserstoff
wissenschaftlicher Methoden angewandt: fortschrittliche Modellierung, High Performance Computing und maßgeschneiderte Experimente. Der Kern von »A STEAM « sind hochauflösende Simulationen auf Hochleistungsrechnern (»High Performance Computing – HPC «) mit fortschrittlichen numerischen Methoden. Ein Großteil der Simulationen werden auf dem »Lichtenberg II«Hochleistungsrechner der TU Darmstadt durchgeführt.
»ASTEAM « baut auf der Forschung zu Eisen als Energieträger im TUClusterprojekt »Clean Circles« des Profilthemas Carbon Neutral Cycles (CNC ) auf. Dort beschäftigen sich Forschende der TU allgemein mit chemischen
ERC ADVANCED GRANTS
Die ERC Advanced Grants werden vom Europäischen Forschungsrat an Forschende aus allen Disziplinen vergeben. Zielgruppe der ERC Advanced Grants sind etablierte, aktive Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einer herausragenden wissenschaftlichen Leistungsbilanz. In der aktuellen Runde wurden 255 Grants vergeben, 1.829 Anträge waren eingereicht worden.
Energiespeichern wie Wasserstoff, Ammoniak oder EFuels für erneuerbare Energie. In den vergangenen Jahren wurde bei »Clean Circles« weltweit wegweisende Forschung zu Eisen als hochinnovativem kohlenstofffreien Energieträger durchgeführt. Das in
ressourceneffizient gewonnen
Nachwuchsgruppe im Bereich Künstliche Photosynthese
Dr. Marcus Einert, Postdoc im Fachgebiet Oberflächenforschung am Fachbereich Material und Geowissenschaften, hat eine Nachwuchsgruppe im Rahmen der Förderrichtlinie SINATRA des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eingeworben. Die im Themenbereich »Künstliche Photosynthese« angesiedelte Nachwuchsgruppe beschäftigt sich mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff durch den Einsatz ressourceneffizienter Materialien.
Marcus Einert forscht in seinem nun vom BMBF geförderten Projekt am Fachgebiet Oberflächenforschung an der tandemzellbasierten photoelektrochemischen Wasserstoffproduktion mit optimierten Bauteilen (Akronym: TWOB). Ziel ist, die Untereinheiten von Halbleiterbasierten künstlichen Blättern, die durch Absorption von Sonnenlicht im Kontakt mit Wasser CO 2 neutralen, das heißt grünen Wasserstoff erzeugen, durch chemische Synthese und Modifikation hinsichtlich Energieeffizienz und Stabilität zu optimieren.
Hierbei sollen anorganische Materialien zu neuartigen Bauteilen kombiniert werden. Auf Basis der Untersuchung der physikalischchemischen Eigenschaften und gezielter Strukturveränderung
auf der Nanometerebene soll die Funktion der Materialien für die Wasserstofferzeugung positiv beeinflusst werden.
MASSGESCHNEIDERTE MATERIALIEN UND WERKSTOFFE
Die Forschung der Nachwuchsgruppe – die CO 2emissionsfreie Erzeugung von grünem Wasserstoff durch den Einsatz von ressourceneffizienten Materialien – fügt sich hervorragend in das Forschungskonzept der TU Darmstadt und des Fachbereichs Material und Geowissenschaften ein, welches das Ziel hat, an maßgeschneiderten Materialien und Werkstoffen für eine nachhaltige Zukunft zu arbeiten. »Die exzellenten Forschungsbedingungen am Institut für
Materialwissenschaften ermöglichen es mir, Spitzenforschung betreiben zu können und somit meinen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur dringend erforderlichen Energiewende zu leisten«, sagt Einert.
GESAMTFÖRDERVOLUMEN BETRÄGT KNAPP 2,2 MILLIONEN EURO
Die Förderung läuft über sechs Jahre und umfasst ein Gesamtvolumen von knapp 2,2 Millionen Euro. Insgesamt werden im Förderzeitraum drei Doktorand:innen aus den Fachbereichen Materialwissenschaften, Chemie und Physik promovieren. Sie werden sich mit unterschiedlichen Themen von der anorganischen Synthese von neuartigen Photoelektroden und Elektrokatalysatoren über tiefgreifende physikochemische Analysemethoden bis hin zu umfassenden photoelektrochemischen Messungen zum Nachweis der Wasserstoffproduktion befassen. einert/bjb
»ASTEA M« untersuchte Aluminium weist eine noch höhere Energiedichte als Eisen auf. Seine Hochtemperaturverbrennung mit Dampf liefert nun erstmals neben Wärme auch Wasserstoff. bjb
FÖRDERRICHTLINIE SINATRA
Mit der Förderrichtlinie »Nachwuchsgruppen für Künstliche Photosynthese und Nutzung alternativer Rohstoffe zur Wasserstofferzeugung« (SINATRA) adressiert das Bundesforschungsministerium exzellente Nachwuchsforschende aus Ingenieur- und Naturwissenschaften. Sie sind aufgerufen, sich der Erforschung und Entwicklung von innovativen, integrierten und interdisziplinären Lösungen zu einem der beiden Themen zu widmen.
Die angestrebten Innovationen sollen die klimaneutrale, dezentrale Energieversorgung durch Wasserstoff unterstützen und dazu beitragen, einen nachhaltigen Kohlenstoffkreislauf im Sinne einer »Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie« zu verankern. Damit soll die Technologie- und Energiesouveränität Deutschlands in der klimaneutralen Welt der Zukunft gesichert werden.
Bild: Patrick Bal
Professor Christian Hasse
So werden KI-Modelle verständlicher
Neue Emmy Noether-Gruppe beschäftigt sich mit Bild- und Videoanalyse
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat Dr. Simone SchaubMeyer in ihr Emmy NoetherProgramm aufgenommen. Mit ihrer neuen Nachwuchsgruppe will SchaubMeyer Methoden erforschen und entwickeln, die das Verständnis für weit verbreitete Modelle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Bild und Videoanalyse erhöhen und deren Robustheit verbessern.
Die Förderung für die ersten drei Jahre umfasst rund 1,1 Millionen Euro und beinhaltet Mittel für zwei Promotionsstellen sowie acht hochwertige Grafikprozessoren.
Neue Methoden der Künstlichen Intelligenz, insbesondere des Deep Learnings, haben auch im Bereich der Computer Vision große Fortschritte gebracht. Das computergestützte Sehen
ermöglicht beispielsweise die Objekterkennung bei Fahrassistenzsystemen oder die Erkennung von krankem Gewebe in medizinischen Aufnahmen. Besonders für solche sicherheitskritischen und juristisch relevanten Anwendungsgebiete ist es wichtig, dass die Verfahren und Modelle vertrauenswürdig sind. In der Regel wird die Leistungsfähigkeit eines Verfahrens
»Die Ausweitung von XAI auf dichte Sehaufgaben ist ein wesentlicher und notwendiger Schritt, um das Verständnis für weit verbreitete Modelle in der Bild- und Videoanalyse zu erhöhen und deren Robustheit zu verbessern.«
Dr. Simone Schaub-Meyer
VERÖFFENTLICHUNGEN IN RENOMMIERTEN JOURNALEN
Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Skalierbarkeit von Quantensystemen ist einem Team um TU-Professor Gerhard Birkl vom Fachbereich Physik gelungen. Die Ergebnisse fanden Eingang in die hochrangige Publikation »OPTICA«.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.1364/OPTICA.513551
Wissenschaftler der TU Darmstadt haben einen wichtigen Erfolg in der Batterieforschung erzielt: Mit einer neuen Technologie gelang es ihnen, die Effizienz und Ladeeigenschaften sogenannter Zink-Luft-Batterien deutlich zu verbessern. Ihre Forschungsergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift »Small« veröffentlicht.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.1002/smll.202311065
Forschende aus dem Fachgebiet Nanound Mikrofluidik der TU Darmstadt haben einen Mechanismus entdeckt, der Abwärme geringer Temperatur in
elektrischen Strom verwandelt. Welche Rolle Salze und Nanotechnik dabei spielen, beschreiben TU-Professor Steffen Hardt und sein Mitarbeiter Dr. Rajkumar Sarma im Fachmagazin »Physical Review Letters«.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.1103/PhysRevLett.132.098001
Die Natur eines Großteils der Materie im Universum ist Physikern weiterhin ein Rätsel. Darmstädter Physiker zeigen nun, wie die Untersuchung mit sogenannten Quantensensoren gelingen könnte. In einer Sonderausgabe des Magazins »AVS Quantum Science« zu Quantensenoren, »Large Scale Quantum Detectors«, erschienen drei Artikel des Darmstädter Teams:
Die Veröffentlichungen: doi.org/10.1116/5.0174258 doi.org/10.1116/5.0176666 doi.org/10.1116/5.0175683
Im Fachmagazin »Advanced Science« beschreibt ein Team um Amin
an festgelegten Trainingsdatensätzen gemessen und verglichen. Aber was passiert, wenn seltene oder von den Testdaten abweichende Szenarien auftreten? In den meisten Fällen kann das Verhalten der KI dann nur schwer oder gar nicht nachvollzogen werden, und auch Vorhersagen sind kaum möglich.
SchaubMeyer will das mit ihrer Forschung auf dem Gebiet der Explainable Artificial Intelligence (XAI) ändern. Sie erforscht das Verhalten und den Entscheidungsprozess von künstlichen neuronalen Netzen und versucht so, Rückschlüsse auf die Robustheit und die Verallgemeinerungsfähigkeit zu ziehen. Ihr Fokus liegt dabei auf sogenannten dichten Sehaufgaben. Dabei wird jedes Pixel im Bild klassifiziert – zum Beispiel mit »Auto«, »Straße«, »Gehsteig« oder »Person«. Bei der semantischen Segmentierung erfassen die Algorithmen also zum Beispiel nicht nur, ob ein Auto auf dem Bild ist, sondern auch wo.
ENTWICKLUNG INTERPRETIERBARER ERKLÄRUNGSMETHODEN
EMMY NOETHER-PROGRAMM Mit ihrem Emmy Noether-Programm ermöglicht die Deutsche Forschungsgesellschaft DFG es besonders qualifizierten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich auf eine Professur vorzubereiten. Die eigenverantwortliche Leitung einer Forschungsgruppe an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung sowie damit verbundene Lehraufgaben bieten Gelegenheit, die für eine Berufung notwendigen Fähigkeiten zu erlernen und nachzuweisen. Zu den Voraussetzungen gehören eine Promotion mit herausragendem Ergebnis sowie hochrangige Veröffentlichungen.
In ihrem durch das Emmy NoetherProgramm geförderten Projekt »XIVA – eXplainable Image and Video Analysis« wird SchaubMeyer die Methoden der XAI spezifisch auf die Bild und Videoanalyse anwenden. Ihr Ziel ist die Entwicklung interpretierbarer Erklärungsmethoden für räumliche und räumlichzeitliche Sehaufgaben, wie zum Beispiel Bild/VideoSegmentierung und Bewegungsschätzung. Die dabei gewonnenen Einsichten sollen wiederum dabei helfen, die Modelle selbst und deren Robustheit zu verbessern.
ZUR PERSON
Simone Schaub-Meyer ist unabhängige Forschungsgruppenleiterin an der TU Darmstadt und Mitglied des Hessischen Zentrums für Künstliche Intelligenz – hessian.AI. Dort leitet sie zudem eine vom Hessischen Wissenschaftsministerium geförderte DEPTH-Forschungsgruppe im Rahmen des Clusterprojekts »The Third Wave of Artificial Intelligence« (3AI). In 3AI werden die Grundlagen für die Beantragung eines Exzellenzclusters »Reasonable Artificial Intelligence – RAI« im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gelegt.
Rahimzadeh und Sebastian Stock, beide Postdoktoranden am Institut für Physik Kondensierter Materie im Fachbereich Physik der TU Darmstadt, wie Ultraschall auf weiche Materie wirkt. Daraus ergeben sich neue medizinische und industrielle Anwendungen.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.1002/advs.202305395
In einer Studie zum Thema Cybersicherheit am Arbeitsplatz untersuchte TU-Wirtschaftsinformatiker Professor Alexander Benlian zusammen mit zwei internationalen Kollegen das Verhalten einzelner Personen über längere Zeiträume, um Veränderungen zu dokumentieren. Die Studie veröffentlichte das Team im anerkannten Fachjournal »MIS Quarterly«.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.25300/MISQ/2023/17707
Das Problem der statistischen Physik konnte bisher nur unbefriedigend geklärt werden: Wie muss sich ein
Dafür wird SchaubMeyer zunächst die Vorhersageleistung von bestehenden Modellen analysieren, die bereits neuartige, vom Menschen interpretierbare Messgrößen anbieten. Im direkten Vergleich sollen globale Schwächen und Stärken der Modelle sichtbar werden. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung lokaler Attributionsmethoden, die räumliche und raumzeitliche Entscheidungsprozesse verarbeiten und visualisieren können. SchaubMeyer konzentriert sich bei der Entwicklung bewusst auf selbst interpretierende Modelle für dichte Vorhersageaufgaben. Diese sind von sich aus besser geeignet, Erklärungen zu liefern und die Robustheit zu erhöhen. Die entwickelten Ansätze wird die Wissenschaftlerin im letzten Schritt mit geeigneten neuartigen Datensätzen und Referenzwerten evaluieren, um die Erklärbarkeit und Robustheit zu bewerten. anne grauenhorst
Artikel: bit.ly/4ccO9XU
Zum ausführlichen
»Agent« bewegen, um möglichst geschickt zufällig verteilte Ziele einzusammeln? Forschende der TU Darmstadt haben nun im renommierten Fachjournal »Proceedings of the National Academy of Sciences« (PNAS) einen Ansatz vorgestellt, mit dem sich effiziente Suchstrategien systematisch ermitteln lassen.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.1073/pnas.2317618121
Ein Vierteljahrhundert nach den ersten menschlichen künstlichen Chromosomen ist es einem internationalen Forschungsteam, zu dem auch Professor Patrick Heun von der TU Darmstadt gehört, gelungen, das langjährige Problem der unkontrollierten Multimerisierung von künstlichen Chromosomen zu lösen. Die Ergebnisse wurden in der namhaften wissenschaftlichen Zeitschrift »Science« veröffentlicht.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.1126/science.adj3566
Eine Studie am Fachgebiet Information Systems and Electronic Services gibt einen Überblick über die fragmentierte Forschungslandschaft zum Thema KI-Kompetenz. Sie wurde kürzlich in mehreren Journalen veröffentlicht, darunter »Computers in Human Behavior: Artificial Humans«.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.1016/j.chbah.2024.100062
Forschende unter Beteiligung der TU Darmstadt haben einen Beitrag zur besseren Abbaubarkeit von Polymeren geleistet. Im Zentrum steht ein neuartiger molekularer Baustein, der in die Riesenmoleküle eingebaut wird, wie ein in der renommierten Fachzeitschrift »Nature Chemistry« veröffentlichter Artikel zeigt.
Die Veröffentlichung: doi.org/10.1038/s41557-024-01508-x
Europa zu Gast in Darmstadt
Die europäische Universitätsallianz Unite! kommt zu einer Dialogveranstaltung zusammen
Vom 24. bis zum 26. September ist die TU Darmstadt Gastgeberin des Unite! Dialogues. Dort treffen sich die Mitglieder der neun Partneruniversitäten der europäischen Universitätsallianz »Unite!«.
Im November 2019 trafen sich einige wenige Repräsentantinnen und Repräsentanten von sieben europäischen Universitäten in Darmstadt und unterzeichneten im Senatssaal eine gemeinsame Vereinbarung zur Gründung einer Europäischen Hochschulallianz.
und Mitarbeitende der Verwaltung von inzwischen neun beteiligten Hochschulen.
Zukunft unserer Allianz einzubringen, sondern auch für neue Perspektiven im Europäischen Hochschulraum. Kreative Ideen denken wir gemeinsam als Unite! und mit unseren Partner:innen weiter und machen so Neues, machen Innovation möglich.«
Seit diesem Kick off treffen sich Mitglieder von Unite! (University Network for Innovation, Technology and Engineering) halbjährlich zum Dialogue und entwickeln die gemeinsame Vision eines transeuropäischen Campus weiter.
Fünf Jahre später, vom 24. bis zum 26. September 2024, kommen wieder Mitglieder von Unite! in Darmstadt unter dem Motto »Inspiring People, Sparking Innovation« zum mittlerweile 10. Dialogue zusammen. Dieses Mal werden es aber rund 500 Gäste im Darmstadium sein – darunter Forschende, Lehrende, Studierende
TU und Unite!Präsidentin Professorin Tanja Brühl zeigte sich sehr erfreut darüber, dass der nächste Unite! Dialogue an der TU Darmstadt stattfindet. »Mit den vielfältigen Angeboten und in Gesprächen mit Kolleg:innen aller Unite!Partner:innen werden unsere lebendige Allianz und ihr Impact noch stärker unmittelbar erfahrbar –sowohl für uns an der TU Darmstadt als auch für alle Partner:innen aus der RheinMainRegion und darüber hinaus, die wir zum Dialogue begrüßen können«, betonte sie. »Unite! inspiriert uns, uns aktiv nicht nur für die
Wissen für alle zugänglich machen
Rhein-Main-Universitäten richten Open Science Festival 2024 aus
Das deutsche Open Science Festival geht in die dritte Runde und findet am 17. und 18. September 2024 an der Johannes GutenbergUniversität Mainz statt. In den Räumen der Musikhochschule bietet das Festival Gelegenheit, die Vielfalt und Bedeutung von Open Science zu entdecken und zu erleben.
Was ist Open Science? Auf welche Weise können in der Wissenschaft Offenheit und die Kultur des Teilens praktiziert und gefördert werden? Und welche Methoden gibt es, um mehr Offenheit in der wissenschaftlichen Praxis zu leben? Das Open Science Festival (OSF) bietet Gelegenheit, diesen und anderen Fragen nachzugehen, sich zu vernetzen und voneinander zu lernen.
PREMIERE 2022 IN HANNOVER
Seine Premiere hatte das deutsche OSF im Jahr 2022 in Hannover. Nachdem die zweite Auflage in Köln stattfand, haben die Rhein MainUniversitäten (RMU) das Open Science Festival nun in diesem Jahr nach Mainz auf den Campus der JGU geholt. Unter dem Motto »Meet, Share, Inspire, Care« bietet das Festival den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich zu vernetzen und sich zu aktuellen Themen auszutauschen. Die Veranstaltung richtet sich an Studierende, Wissenschaftler:innen und die Mitarbeitenden von Universitäten und Forschungseinrichtungen. Neueinsteiger:innen, Interessierte sowie Expert:innen sind gleichermaßen willkommen.
Vorbild für das Event ist das Open Science Festival in den Niederlanden.
Professor Stefan Müller Stach, JGU Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, äußerte sich erfreut darüber, dass das Open Science Festival 2024 im Rahmen des RMU Verbunds ausgerichtet und auf dem Gutenberg Campus stattfinden wird: »Beim Open Science Festival in Mainz erwarten uns interessante Inhalte und Diskussionen, und wir sehen dem bevorstehenden Austausch mit großer Vorfreude entgegen!«
BREITES SPEKTRUM AN FORMATEN
Im Zentrum des Festivals steht die gemeinsame Interaktion und Vernetzung sowie die Vertiefung der vielfältigen Facetten von OpenScienceThemen – von der Umsetzung im akademischen Umfeld bis hin zur Vermittlung in die breite Öffentlichkeit. Für die abwechslungsreiche Gestaltung des OSF sorgt ein breites Spektrum an Formaten. Festivalsprache ist Englisch, jedoch werden einige Workshops auch auf Deutsch angeboten,
Unite! wächst und reicht in alle Bereiche der Universität hinein und darüber hinaus. Das aus der Europäischen Hochschulinitiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hervorgegangene Pilotprojekt befindet sich bereits in seiner zweiten Förderphase. Vieles wurde erreicht, noch mehr ist geplant. Daran wird während des Dialogues in den Communities gearbeitet und während des Unite! Branding
»Open Science in all seinen Facetten ist ein Zukunftsthema von enormer Tragweite, das uns alle bewegt und eine bedeutende Rolle für den wissenschaftlichen Nachwuchs, Studierende sowie den wissenschaftsstützenden Bereich spielt.«
Professor Stefan Müller-Stach, JGU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs
um die Teilnahme für ein breiteres Publikum zu ermöglichen.
KEYNOTE ZUM KLIMAWANDEL
Einen der Höhepunkte des Open Science Festivals bildet die Keynote, die sich in diesem Jahr mit dem Klimawandel in Verbindung mit OpenSciencePraktiken befasst. An beiden Festivaltagen finden außerdem Paneldiskussionen statt. In einer Gesprächsrunde diskutieren Expert:innen die Rolle von Transparenz und Intelligenz in der Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz. Die zweite Diskussionsrunde widmet sich der Frage,
Events auch weitergedacht. Mit einem Grußwort von Timon Gremmels (Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur) und einem Impulsvortrag von Thomas Reiter (ehemaliger Astronaut) öffnet sich Unite! externen Partnerinnen und Partnern aus der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und dem Unternehmertum: Zum anschließenden Startup & Innovation Day von HIGHEST – Innovations und Gründungszentrum werden Startups aller neun Partner erwartet.
www.tu-darmstadt.de/unite
Mehr Infos zum Unite! Dialogue: www.tudarmstadt.de/unite-dialogue
ob Daten und Wissen als öffentliche Güter oder kommerzielle Vermögenswerte betrachtet werden sollten.
Darüber hinaus werden an beiden Festivaltagen nicht nur einführende Workshops, sondern auch vertiefende Kurse zu verschiedenen Themenbereichen angeboten. Diese bieten die Gelegenheit, sich in spezifischen Bereichen wie OpenSourceSoftware, der Verbindung von Open Science mit Mastodon und Wissenschaftskommunikation weiterzubilden und wertvolle Kenntnisse für die eigene wissenschaftliche Praxis zu erlangen. Ein SpeedDatingFormat ermöglicht es den Teilnehmenden zudem, in kurzer Zeit wertvolle Kontakte zu knüpfen, bestehende Netzwerke zu erweitern und auch Neueinsteiger:innen schnell in die Open Science Community zu integrieren. Somit ist das deutsche OSF ein wichtiger Treffpunkt für Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen, um gemeinsam an einer offenen und fairen Wissenschaftskultur zu arbeiten. rmu/mih
Die TU Darmstadt ist im September Gastgeberin des Unite! Dialogues.
Ein klangvoller Friedensappell
TU-Chor probt »Dona Nobis Pacem«
An der TU Darmstadt geht es klangvoll zu – im übertragenen, aber auch im wörtlichen Sinne. Augenfälligstes Beispiel dafür ist der Chor der TU. Woche für Woche kommen Studierende, Beschäftigte und Ehemalige unter der Leitung von Salome Niedecken zusammen. Dabei steht aktuell ein besonderes Stück im Mittelpunkt der Proben: »Dona Nobis Pacem« – »Gib uns Frieden« von R. Vaughan Williams.
Obwohl dieses Stück nur selten in Deutschland aufgeführt wird, ist es weit mehr als nur eine musikalische Darbietung, wie Chordirigentin Salome Niedecken erklärt: Es ist eine kraftvolle Erinnerung an die Vergangenheit und ein dringender Appell an die Gegenwart. Entstanden im Jahr 1936, in einer Zeit des politischen Umbruchs und der Unsicherheit vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, trägt »Dona Nobis Pacem« die tiefe Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung in sich. Ralph Vaughan Williams, selbst ein Überlebender des Ersten Weltkriegs, fühlte die Dringlichkeit, eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung zu vermitteln.
THEMEN VON BEDEUTUNG
Seine Komposition reflektiert die Turbulenzen einer Ära, die von Konflikten und Gewalt geprägt war, und ruft dazu auf, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Heute, in einer Zeit, in der die Welt erneut mit politischen Spannungen und Spaltungen sowie internationalen Konflikten konfrontiert ist, gewinnt »Dona Nobis Pacem« eine neue Relevanz, wie Niedecken betont. Die Themen, die Williams vor fast einem Jahrhundert aufgriff, sind immer noch von großer Bedeutung: die Notwendigkeit des Friedens, die Bedeutung der Versöhnung und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Kantate beinhaltet neben politischen auch religiöse Bezüge, wie die Verwendung von Texten aus der lateinischen Messe und einer Rede des britischen Politikers John Bright. Diese Elemente werden jedoch nicht in einem rein spirituellen Kontext behandelt, sondern dienen vielmehr als Rahmen für eine kritische
Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen Realitäten der Zeit.
Unter der Leitung von Salome Niedecken nimmt der Chor die Herausforderung an, diese Botschaften wieder lebendig werden zu lassen. »Es ist eine lautmalerische Vertonung einer Kriegssituation«, so Niedecken. Es ruft die Bilder vergangener Konflikte wach und mahnt, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Das Zuhören offenbart die Tiefe und Komplexität des Werkes, das bewusst auf ein traditionelles Reimschema und ein tonales Zentrum verzichtet. »Es ist eine Tonsprache, die wir so nicht unbedingt gewohnt sind«, erklärt Niedecken. Sie wollte dem Chor etwas bieten, was er sonst nicht singt: »Die Musik bleibt erstmal einfühlsam, aber hat dann plötzlich eine enorme Schlagkraft, die teilweise schon fast aggressiv wirkt.« Im Verlauf der Kantate steigert sich die Intensität, und es kommen dynamische und mitreißende Abschnitte hinzu, die von dramatischen Harmonien und kraftvollen Chorpassagen geprägt sind. Diese Momente spiegeln die Dringlichkeit und den Appell für Frieden wider, indem sie die emotionale Spannung und den Konflikt der Themen verstärken.
VERBINDUNG VON VERGANGENHEIT
UND GEGENWART
Damit sich der Chor nicht nur musikalisch mit dem Werk beschäftigt, besuchten seine Mitglieder das Jüdische Museum in Frankfurt, um sich gemeinsam mehr Hintergrundwissen anzueignen. Niedecken betont immer wieder die Bedeutung der Geschichte und der tiefen Botschaften dieses Werkes, insbesondere vor dem
Hintergrund aktueller politischer Ereignisse. Es ist diese Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, die »Dona Nobis Pacem« zu einem so kraftvollen und bewegenden Stück macht, das bewusst Traditionen bricht und neue musikalische Wege erkundet.
GEMEINSCHAFT, VIELFALT UND ZUKUNFTSVISIONEN
Dass der Chor der TU eine besondere Gemeinschaft ist, habe die Chorleiterin direkt gemerkt: »Alle sind gerade menschlich so herzlich. Die Leute sind mit viel Witz und Humor dabei, aber trotzdem so engagiert.« Die Konzerte stellen Meilensteine dar, die die Mitglieder zusammenschweißen. Dadurch, dass der Chor ein »Mehrgenerationenchor« ist, kann er von langjähriger Erfahrung, aber auch von frischem Wind profitieren, egal ob musikalisch, organisatorisch oder menschlich. Zukünftig möchte der Chor auf jeden Fall auch große Werke aufführen, sodass auf künstlerischer Ebene mehr Vielfalt entsteht, und außerdem seine Konzerte verstetigen. emelie melchert
DER TU-CHOR
Die Konzerte des TU-Chors gemeinsam mit dem TUOrchester zu »Dona Nobis Pacem« von R. Vaughan Williams finden statt am 13. Juli 2024 um 18 Uhr in der Wartburgkirche, Frankfurt am Main, und am 14. Juli 2024 um 17 Uhr in der Pauluskirche, Darmstadt. Zusätzlich spielt das Orchester die 1. Sinfonie von Johannes Brahms.
Der Chor der TU Darmstadt trifft sich mittwochs um 19.30 Uhr in Raum S1|03 175 im Alten Hauptgebäude der TU Darmstadt (Hochschulstraße 1) zur Probe. Interessierte Personen können auch ohne Vorkenntnisse mitsingen. Der TU-Chor ist mit einem Stimmvolumen von bis zu 150 Studierenden und Mitarbeitenden der Universität sowie Ehemaligen der größte Chor Darmstadts. Er erarbeitet sich ein breites Repertoire von der Renaissance bis zur Moderne. Dabei werden sowohl A-cappella-Werke als auch große sinfonische Kompositionen gemeinsam mit dem Orchester der TU Darmstadt aufgeführt. Neben regelmäßigen Auftritten an der Universität engagiert sich der Chor auch in der Region und darüber hinaus, um die Freude an der Musik zu teilen und die Botschaften der Stücke einem breiten Publikum zu kommunizieren.
Bild: Emelie
Melchert
Der TU-Chor unter der Leitung von Salome Niedecken
Created by Hayashi Fumihiro from Noun Project
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Bewegte Lehre und Kommunikation
Neues Videostudio im Wissenschaftsschloss der TU Darmstadt
Mit der Sanierung des Wissenschaftsschlosses der TU Darmstadt wurde Ende 2023 ein hochmodernes Videostudio eingerichtet, das nun Lehrenden und Mitarbeitenden zur Verfügung steht. Dieses innovative Studio bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für die professionelle Produktion von hochqualitativen Videos und LiveStreams.
Das Videostudio, ein gemeinsames Projekt des Arbeitsbereichs ELearning der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle (HDA) und des Science Communication Centres (SCC), ist ein zentraler Ort für die Erstellung diverser Videoformate. Hier können Lehrvideos, Onlinekurse (z. B. MOOC s), Ansprachen, Studiogespräche und Interviews in
bester Qualität und zeitsparend produziert werden. Mit der Rundumbeleuchtung, zeitgemäßer Kameratechnik und einem Nahbereichsbeamer, der individuelle Hintergründe projizieren kann, bietet das Studio alles, was für eine professionelle Videoaufnahme benötigt wird.
Das Studio im Wissenschaftsschloss der TU Darmstadt ermöglicht es, bis zu drei Personen gleichzeitig vor der Kamera zu platzieren. Die Aufnahmen erfolgen vor einem Hintergrund, auf den Bilder, Grafiken oder bewegte wie unbewegte Animationen projiziert werden können. Auch klassische Präsentationsfolien können entweder mittels Bild in Bild oder im Vollbild in die Aufnahmen integriert werden. ZZusätzlich können zum Beispiel mittels Zoom Personen aus der ganzen Welt ins Studio geschaltet werden – der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.
LIVE-STREAMING MÖGLICH
Ein weiteres Highlight ist die Möglichkeit des LiveStreamings, beispielsweise über einen YouTube Kanal. Über ein
professionelles Regiepult können alle Aspekte von Bild und Ton gesteuert werden – von der Kamera und dem Hintergrundbild über Video Einspieler und Einblendungen bis hin zu LiveSchaltungen externer Teilnehmender. Die gut geplanten Aufnahmen erlauben es, direkt nach der Produktion das fertige Video zu veröffentlichen, ohne dass eine aufwändige Nachbearbeitung nötig ist.
KOSTENFREIE NUTZUNG
Das Videostudio kann auf Anfrage kostenfrei von Mitgliedern der TU Darmstadt genutzt werden. Aufgrund der komplexen Technik ist die Nutzung nur in Begleitung von Mitarbeitenden der HDA oder des SCC möglich. Der Arbeitsbereich ELearning betreut dabei
die Produktionen im Bereich Lehre, während das SCC für die Produktionen im Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Studierende haben ebenfalls die Möglichkeit, das Studio im Rahmen von Lehrveranstaltungsprojekten bei freier Kapazität zu nutzen. paul glogowski
Besichtigung und Kontakt: Ab sofort ist das Videostudio geöffnet und kann auf Anfrage besichtigt werden. Für das Sommersemester 2024 sind bereits zahlreiche Produktionen und ein Tag des offenen Studios geplant. Interessierte, die sich das Studio unverbindlich anschauen möchten oder bereits konkrete Aufnahmen planen, können sich gerne unter der E-Mail-Adresse videostudio@tu-darmstadt.de melden.
Blick ins neue Videostudio im Wissenschaftsschloss
Ein guter Ort zum Studieren
Positive Bewertungen beim CHE-Ranking zur Lehr- und Studiensituation
Das Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) fokussiert bei der diesjährigen Erhebung auf die Naturwissenschaften, auf die Informatik, Sport und Politikwissenschaft und Soziologie. An der TU Darmstadt sind acht Bachelorstudiengänge eingehend untersucht und von den Studierenden positiv bewertet worden. Erstmals gaben die Studierenden in diesen Fächern auch Rückmeldung zu digitalen Lehrelementen.
Das Fächerspektrum, welches das CHE in dieser Rankingausgabe in den Fokus genommen hat, ist breit: Es wurden die Fächer Biologie, Chemie, Mathematik, Physik und Geowissenschaften untersucht sowie Informatik, Politikwissenschaften, Soziologie und die Sportwissenschaften. Für die allgemeine Studiensituation, das Lehrangebot und die Betreuung durch Lehrende gibt es in allen Fächern gute vier von fünf möglichen Sternen. Erstmals gaben die Studierenden Rückmeldung zu digitalen Lehrelementen: In den Naturwissenschaften bekommt die TU vier Sterne und in den Geisteswissenschaften, in denen traditionell der persönliche Austausch und Diskurs wichtig ist, drei Sterne.
Mehr als 300
Universitäten und Fachhochschulen
Besonders punkten kann das Studienangebot der TU Darmstadt bei der Unterstützung am Studienanfang: Wie schon bei bisherigen Untersuchungen des CHE erreichen die Studiengänge der TU hier fast die volle Punktzahl für Maßnahmen und Angebote für Studienanfänger:innen. Auch die Studierenden bewerten die Studienorganisation und die Unterstützung im Studium
hoch mit annähernd fünf von fünf Sternen in der Mathematik und Physik.
8
Bachelorstudiengänge wurden untersucht
Für Studierende in Biologie und Chemie sind Labore und die dazugehörigen Lehrinhalte von besonderer Relevanz: Auch hier bekommt das Angebot der TU Darmstadt gute bis sehr gute Bewertungen und rund vier Sterne. Wie in vorherigen CHE Befragungen an der TU Darmstadt haben sich die Studierenden in den meisten Fächern rege beteiligt: Die Rücklaufquote lag zwischen 20 Prozent und 30 Prozent in Biologie, Informatik, Physik, Politikwissenschaft und Soziologie und bei über 35 Prozent in Mathematik und Chemie. In den kleinen Studiengängen Angewandte Geowissenschaften und Sportwissenschaft wurde die Mindestbeteiligung nicht erreicht.
Das CHE untersuchte für das Ranking auch die Forschungsstärke der Fachbereiche im Bundesvergleich. Hier hebt sich die TU Darmstadt bei der Drittmitteleinwerbung pro Wissenschaftler:in in der Informatik und Politikwissenschaft positiv vom Durchschnitt ab, die Mathematik hat mehr
CHE-HOCHSCHULRANKING
Das CHE-Hochschulranking gilt als das detaillierteste Hochschulranking im deutschsprachigen Raum. Mehr als 300 Universitäten und Fachhochschulen hat das CHE untersucht und mehr als 120.000 Studierende befragt. Neben Fakten zu Studium, Lehre und Forschung umfasst das Ranking Urteile von Studierenden über die Studienbedingungen an ihrer Hochschule. Veröffentlicht werden die Ergebnisse im »ZEIT Studienführer« und bei »ZEIT online« unter studiengaenge.zeit.de
Veröffentlichungen pro Wissenschaftler:in und mehr Promotionen pro Professor:in zu bieten. Bei der Studiendauer schneidet die TU etwas schwächer ab. Obwohl während der CoronaPandemie die Regelstudienzeit ausgesetzt war, untersucht das CHE diesen Aspekt weiterhin. In den Bachelorstudiengängen Informatik, Geowissenschaften und Soziologie und in den Masterstudiengängen Politikwissenschaften und Sportwissenschaft liegt die Studiendauer an der TU Darmstadt leicht über dem Durchschnitt. christina wagner/bjb
Mehr als 120.000
Studierende wurden befragt
Das CHE-Hochschulranking ist eines von mehreren Hochschulrankings. Eine Übersicht über die Ergebnisse der TU Darmstadt in verschiedenen Rankings ist online zusammengestellt: shorturl.at/beEJ6
Zeit für die Rückmeldung
Wintersemester 2024/25
Die Rückmeldung für das Wintersemester ist noch bis zum 15. September 2024 möglich; entscheidend ist dabei der Geldeingang auf dem Konto der TU Darmstadt. Empfohlen wird eine Überweisung bis Mitte August. Der Semester und Verwaltungskostenbeitrag beträgt 338,18 Euro. Studierende des Studiengangs Medizintechnik zahlen den gleichen Semesterbeitrag. Dieser Betrag soll bei der Überweisung bitte nicht auf oder abgerundet werden.
Es besteht eine Nachfrist vom 16. bis 30. September 2024. In diesem Zeitraum fällt eine Säumnisgebühr von 30 Euro an. Nähere Erläuterungen und Fristen: www.tu-darmstadt.de
(Stichpunkt Studium/Studieren von A–Z)
TU erhält erneut
Systemakkreditierung
Ohne Auflagen bewilligt
Die TU Darmstadt hat erneut die Systemakkreditierung ohne Auflagen erhalten. Der Akkreditierungsrat bestätigte damit ihr funktionsfähiges integriertes Qualitätsmanagement, das Studiengänge in hoher Qualität gewährleistet. Damit darf die TU die Qualität ihrer Studiengänge auch weiterhin eigenverantwortlich sichern und akkreditieren.
Die dafür erforderliche Systemakkreditierung hatte die TU Darmstadt erstmals 2017 erhalten. Auf ihre erneute Systemakkreditierung hat sich die TU zwei Jahre intensiv vorbereitet. Unter Leitung von TUPräsidentin Professorin Tanja Brühl und dem Vizepräsidenten für Studium und Lehre sowie Diversität, Professor Heribert Warzecha, befasste sich eine Arbeitsgruppe des Senats mit der Weiterentwicklung der Qualitätssicherung. Die Projektleitung für die Systemakkreditierung lag gemeinsam bei den TUDezernaten I (Struktur und Strategie) und II (Studium und Lehre, Hochschulrecht). In zwei Vor OrtTerminen haben externe Gutachtende das Qualitätsmanagementsystem und die Qualitätskultur der TU Darmstadt unter die Lupe genommen. Die Gutachtenden würdigten in ihrem Abschlussbericht, »wie die TU Darmstadt ihr hochschulinternes Qualitätsmanagementsystem zur kontinuierlichen strategischen und inhaltlichen Weiterentwicklung ihrer Fachbereiche und Studiengänge nutzt«. Der Akkreditierungsrat hat auf der Grundlage dieses Gutachtens die Akkreditierung ohne Auflagen für die nächsten acht Jahre ausgesprochen.dezernat i/cst Langversion des Artikels: shorturl.at/nrE04
Bild: Stefan Elges
Studierende bewerten ihre Studiengänge an der TU Darmstadt positiv.
Vielschichtige Codes der Architektur
Neues Graduiertenkolleg wird gefördert
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das neue Graduiertenkolleg »Architekturen Organisieren« der GoetheUniversität Frankfurt und der TU Darmstadt bewilligt. Das Kolleg untersucht Architekturen als Symptome und Werkzeuge moderner Institutionen, Netzwerke und Diskurse und wird fünf Jahre lang gefördert. CoSprecherin ist TUProfessorin Sybille Frank.
Architektur entsteht durch vielschichtige gesellschaftliche Prozesse, die sich im Gebauten materialisieren. Räume, die bereits gebaut sind, wirken in die Gesellschaft hinein und haben so wiederum selbst Einfluss auf die Projektion neuer Architektur. Diesen Spannungsraum der Architektur als Produkt und gleichzeitig Anstoß kollektiver Prozesse untersucht das neue Kolleg.
Mit diesem Ansatz verschiebt das Kolleg den Fokus von bis heute dominanten Architekturkonzepten hin zu einer Betrachtung ihrer prozessualen Bedingungen. Architektur wird dabei nicht allein als Repräsentation gesellschaftlicher Ideen und Machtverhältnisse betrachtet, sondern auch als deren Auslöser und Katalysator.
RÄUME DYNAMISCHER
AUSHANDLUNGSPROZESSE
Das Kolleg sieht Architekturen daher als Räume dynamischer Aushandlungsprozesse, die direkt und unauflöslich mit
Organisationsformen wie Institutionen, Netzwerken und Diskursen verbunden sind. Als Arbeitsfelder strukturieren sie das Forschungsprogramm des Kollegs. Auf diese Weise wird es möglich, vielfältige theoretischkonzeptionelle, disziplinäre und methodische Ansätze produktiv miteinander zu verbinden und das komplexe Feld der organisierten und organisierenden Architekturen an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis zu analysieren.
Im neuen Kolleg arbeiten zwölf Forschende der GoetheUniversität Frankfurt, der TU Darmstadt, der Universität Kassel und des MaxPlanckInstituts für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie Frankfurt aus den Bereichen Architekturgeschichte, Sozial, Kultur, Rechts und Geschichtswissenschaften sowie Architektur und Städtebau zusammen. Sprecher ist Professor Carsten Ruhl vom Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe Universität, stellvertretende Sprecherin ist
Das Graduiertenkolleg lotet aus, wie Architekturen gesellschaftlich organisiert sind, wie sie selbst Teil organisierender Strukturen werden – wie hier im Bild in einem panoptisch angelegten Gefängnisbau – und wie sie dazu beitragen können, Ordnungsregime zu unterlaufen.
Sybille Frank, Professorin für Stadtund Raumsoziologie am Fachbereich Gesellschafts und Geschichtswissenschaften der TU Darmstadt.
Die Förderung des Kollegs »Architekturen Organisieren« beginnt zum
1. November 2024 und läuft über einen Zeitraum von fünf Jahren. Das nun geförderte Graduiertenkolleg hat seinen Ursprung in dem durch den RMUInitiativfonds der strategischen Allianz der RheinMainUniversitäten geförderten
Energiesparen mit hitzebeständigen Werkstoffen
DFG verlängert Graduiertenkolleg »MatComComMat«
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Graduiertenkolleg (GRK) »MatComComMat« mit Beteiligung der TU Darmstadt für weitere viereinhalb Jahre. Für die zweite Förderperiode vom 1. Oktober 2024 bis 31. März 2029 bewilligte die DFG ein Budget von mehr als vier Millionen Euro.
DRITTE DOKTORAND:INNENKOHORTE STARTET 2026
Projekt und Ende 2023 abgeschlossenen LOEWE Schwerpunkt »Architekturen des Ordnens«. grk 3022/cst
Website von Professorin Frank an der TU Darmstadt: bit.ly/3QLEDTw
Wir bauen auf Sie. Im Team.
Ziel des GRK 2561 »Werkstoffverbunde aus Verbundwerkstoffen für Anwendungen unter extremen Bedingungen« ist es, zu einer deutlichen Senkung des weltweiten Energieverbrauchs beizutragen. Dazu arbeiten die Forschenden an neuartigen Verbundwerkstoffen, die ultrahohe Betriebstemperaturen von mehr als 1.300 Grad Celsius in Verbrennungsmaschinen und prozessen erlauben. Durch erhöhte Brenntemperaturen kann die Effizienz von
Verkehrsmitteln, industriellen und chemischen Prozessen gesteigert werden. An der TU Darmstadt liegt der Schwerpunkt der Forschungsarbeiten auf der Keramikbeschichtung der Werkstoffe.
Neben der TU sind an dem Graduiertenkolleg das Karlsruhe Institute of Technology (KIT ) sowie das DECHEMA Forschungsinstitut (DFI) in Frankfurt am Main beteiligt. Sprecher ist KITProfessor Martin Heilmaier und Co Sprecher Professor Karsten Albe von der TU Darmstadt. »Die Doktorandinnen und Doktoranden sowie alle beteiligten Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler sind der DFG sehr dankbar für diese Förderung und freuen sich über diesen Erfolg«, sagte Albe. Noch in der ersten Förderperiode des Graduiertenkollegs hatte die zweite Doktorand:innenKohorte im Jahr 2023 ihre Arbeit aufgenommen. Die dritte Kohorte wird im Jahr 2026 starten. albe/mih
Website des GRK 2561: bit.ly/4bIaEUx
Als Teil der weltweit agierenden STRABAG SE und Nummer eins im deutschen Hoch- und Ingenieurbau hat ZÜBLIN die stärksten Teams in vielen unterschiedlichen Baubereichen. Ob im Hoch- und Ingenieurbau, Schlüsselfertigbau, Spezialtiefbau, Tunnel- und Holzbau oder in der Baulogistik, wenn es darum geht, Projekte erfolgreich und partnerschaftlich umzusetzen, ist jede und jeder Einzelne von uns gefragt. Im Team zusammenarbeiten und sich persönlich weiterentwickeln: So vielfältig wie unsere Aufträge sind auch die Karrieremöglichkeiten bei ZÜBLIN. Bei ZÜBLIN kannst du deinen Traumberuf erlernen und wertvolle Berufserfahrung sammeln. Für eine fundierte Ausbildung mit Zukunft.
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Nukleare Rüstungskontrolle – wichtiger denn je
TU Darmstadt und PRIF richten Professur für naturwissenschaftliche Friedensforschung ein
Seit Juni hat Professor Malte Göttsche die neu geschaffene Professur für naturwissenschaftliche Friedensforschung inne. Diese wurde gemeinsam von der TU Darmstadt und dem PRIF – LeibnizInstitut für Friedens und Konfliktforschung im Rahmen des Verbundprojekts »Cluster für Natur und Technikwissenschaftliche Rüstungskontrollforschung« (CNTR) eingerichtet.
Mit der Berufung von Malte Göttsche tragen PRIF und TU Darmstadt zur Stärkung der naturwissenschaftlichtechnischen Friedensforschung am Standort Hessen bei. Finanziert wird die Professur zunächst vom Auswärtigen Amt.
Nukleare Rüstungskontrolle, Verifikation und Abrüstung erfordern physikalische Expertise, veränderte politische Rahmenbedingungen und neue Technologien bringen neue Herausforderungen mit sich. Gleichzeitig bieten technologische Entwicklungen große Potenziale, um die Rüstungskontrolle zu verbessern, beispielsweise durch neue Detektorsysteme. Um Grundlagenforschung und Politikberatung in diesem Bereich zu stärken, wird zum einen die Professur für naturwissenschaftliche Friedensforschung am Fachbereich Physik der Technischen Universität Darmstadt eingerichtet und mit Malte Göttsche besetzt. Gleichzeitig entsteht am PRIF die Forschungsgruppe »Science for Nuclear Diplomacy«, die innerhalb des CNTRVerbunds angesiedelt und von Göttsche geleitet wird. Damit werden interdisziplinäre Forschung sowie die Zusammenarbeit der TU mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen ausgebaut und gleichzeitig Karrieremöglichkeiten für Early Career Researchers geschaffen. »Mit Einrichtung der Professur für naturwissenschaftliche Friedensforschung setzen wir beispielhaft eine Empfehlung des Wissenschaftsrats aus 2019 um, die naturwissenschaftliche Konflikt und Friedensforschung in Deutschland zu stärken«, so TUPräsidentin Professorin Tanja Brühl. »Wir knüpfen damit an eine Tradition der interdisziplinären Friedens und Konfliktforschung in der RheinMainRegion an. Ich bin überzeugt, dass Malte Göttsche mit seiner innovativen
ES BEGANN MIT IANUS
Forschung dieses Themenfeld mit Blick auf die nukleare Rüstungskontrolle ausgezeichnet weiterentwickeln wird. Ich freue mich, dass wir die Kooperation mit dem PRIF – LeibnizInstitut für Friedens und Konfliktforschung als außeruniversitärem Partner unserer Universität vertiefen und stärken können. Ein herzlicher Dank an alle Kolleg:innen, die die Einrichtung dieser Professur ermöglicht und begleitet haben!«
»Wir freuen uns außerordentlich, dass wir mit Malte Göttsche einen ausgewiesenen Experten gewinnen konnten«, so Professor Christopher Daase, stellvertretender Direktor des Frankfurter Instituts und Sprecher des CNTRProjekts. »Mit der gemeinsamen Berufung verstärken wir die Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt, die für unsere interdisziplinäre Forschung essenziell ist.« Die neue Professur stärkt auch den im Rahmen der strategischen Allianz der RheinMainUniversitäten gemeinsam mit der GoetheUniversität Frankfurt angebotenen Masterstudiengang Internationale Studien/Friedens und Konfliktforschung.
Mit der Professur und der Forschungsgruppe entsteht ein neues Kompetenzzentrum, das technologische Expertise in den Dialog mit Politik und Gesellschaft einbringt. »Physikalische Forschung kann und muss in der Rüstungskontrolle einen wichtigen Beitrag leisten«, so Professor Malte Göttsche. »Ich freue mich dazu beizutragen, die naturwissenschaftlichtechnische Friedensforschung in Hessen auszubauen. prif/bjb
Langversion des Artikels mit mehr Informationen zu Malte Göttsche: shorturl.at/eiwK1
Mit der neu geschaffenen Professur setzt die TU Darmstadt ihre besondere Tradition der profilierten natur- und ingenieurwissenschaftlichen Friedensforschung fort. Sie geht zurück auf die seit den 1980er-Jahren bestehende »Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Sicherheit« (IANUS).
Seinerzeit ergriffen TU-Wissenschaftler:innen aus der Physik, Biologie, Volkswirtschaftslehre und Mathematik die Initiative für ein von der Volkswagenstiftung finanziertes Projekt. Die Forschenden erarbeiteten sich in den Folgejahren hohe Anerkennung, im Jahr 2000 wurden sie mit dem Göttinger Friedenspreis ausgezeichnet. Inzwischen ist IANUS Teil des »Forums interdisziplinäre Forschung« (FiF). Inhaltlich federführend sind die Professur für Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (Informatik) und die nunmehr im Fachbereich Physik etablierte neue Professur für naturwissenschaftliche Friedensforschung.
IANUS: shorturl.at/djozA
Bild: Martin Braun
Professor Malte Göttsche
Passgenaue Brücke in den Beruf
Verbundprojekt ICS RM
Wie können mehr Hochschulabsolventinnen und absolventen mit Zuwanderungsgeschichte beruflich in der Region Fuß fassen? Um dazu gemeinschaftlich an Lösung zu arbeiten, haben sich 40 Akteurebesser nicht in zwei Zeilen aus Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Hochschulen kürzlich zu einem Runden Tisch versammelt. Die Zusammenkunft war eine Initiative des International Career Service RheinMain.
Der International Career Service RheinMain (ICS RM) ist ein Verbundprojekt der sechs öffentlichen Hochschulen des RheinMainGebiets: GoetheUniversität Frankfurt als Gesamtprojektleitung, Frankfurt University of Applied Sciences, Hochschule Darmstadt, Hochschule RheinMain und Technische Universität Darmstadt und Johannes GutenbergUniversität Mainz als assoziiertes Mitglied.
Insgesamt etwa 25.000 internationale Studierende und weitere 25.000 deutsche Studierende mit Zuwanderungsgeschichte sind dort eingeschrieben.
Vielen von ihnen erschweren das Fehlen von Netzwerken, ungenügende Einblicke in den deutschen Arbeitsmarkt und Unternehmenskulturen sowie bestehende rechtliche Barrieren den Weg in akademische Positionen oder auch die Selbstständigkeit. Um ihren erfolgreichen Einstieg und ihr nachhaltiges Wirken in der Berufswelt zu fördern, möchte sie der ICS RM bereits während des Studiums in ihrer beruflichen Entwicklung begleiten und stärken. www.ics-rm.de
Forschen an der Stadt der Zukunft
Virtual-Reality-Labor »scAInce Lab« an der TU Darmstadt
Im Forschungsprojekt »scAInce« unter der Leitung von Professorin Eva KaßensNoor vom Fachbereich Bau und Umweltingenieurwissenschaften untersuchen Wissenschaftler:innen der TU Darmstadt, wie sich Städte verändern, die ihre ökonomischen, ökologischen und sozialen Probleme mit Künstlicher Intelligenz lösen wollen.
Das scAInce Lab ist strategisch an der Schnittstelle von Bauingenieurwesen, Informationstechnologie, Verkehrs sowie Stadtplanung positioniert. Die virtuelle Plattform soll Studierenden und Forschenden dabei helfen, ein Verständnis für die Dynamik zu entwickeln, die das menschliche Verhalten, das städtische Leben und die Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund neuer Technologien prägt.
Erneut Rekord bei Drittmitteln
Überproportionaler Zuwachs an EU-Fördermitteln
Die Technische Universität Darmstadt hat im Jahr 2023 rund 249,1 Millionen Euro an Drittmitteln eingenommen. Damit übertraf sie erneut ihr Vorjahresergebnis und verzeichnete eine Steigerung um 17,8 Prozent gegenüber 2022.
»Wir sind eine enorm forschungsstarke Universität – das stellen wir mit dem DrittmittelRekord des vergangenen Jahres unter Beweis. Unsere fortgesetzten Erfolge insbesondere bei der Einwerbung von Mitteln des Bundes und der Deutschen Forschungsgemeinschaft belegen seit Jahren eindrucksvoll, dass wir an der TU Darmstadt gleichermaßen in Grundlagen und anwendungsorientierter Forschung Spitzenleistungen erbringen. Die Wissenschaftler:innen unserer Universität arbeiten mit Leidenschaft an innovativen und zukunftsweisenden Projekten. Sie entwickeln immer wieder aufs Neue wirkmächtige Ideen, die in vielfältigen Förderformaten überzeugen können. Dafür danke ich ihnen ganz herzlich«, so TUPräsidentin Tanja Brühl. »Ganz großer Dank gebührt auch den Kolleginnen und Kollegen aus den wissenschaftsunterstützenden Bereichen in allen Teilen der Universität. Ihr eindrückliches Engagement ist wesentlicher Teil dieses Erfolges«, so Matthias Oechsner, TUVizepräsident für Forschung. »Die im harten Wettbewerb sowohl national als auch
international eingeworbenen Drittmittel sind der Treibstoff für unsere Forschung und unterstützen die Weiterentwicklung der TU Darmstadt.«
FORSCHUNGSFÖRDERUNG DES BUNDES UM 18 PROZENT GESTIEGEN
Mit Abstand größter Forschungsförderer war im Jahr 2023 erneut der Bund mit 90,9 Millionen Euro, was eine Steigerung um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet, gefolgt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 52,1 Millionen Euro (plus zwei Prozent). Die Gelder des Bundes machen 36,5 Prozent am Drittmittelvolumen der TU aus, die der DFG 20,9 Prozent. Für die TU Darmstadt bedeutsam sind auch die Mittel aus dem hochkompetitiven Forschungsförderungsprogramm LOEWE des Landes Hessen. Sie stiegen auf eine Summe von 17,1 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung um neun Prozent. In dieser Summe sind Fördermittel für die TUClusterprojekte enthalten, die im Rahmen des vom Land Hessen aufgelegten Spitzenforschungswettbewerbs zur Vorbereitung auf die
Bild: Rüdiger Dunker
SCAINCE LAB
Das scAInce Lab ist eingebettet in das Forschungsprojekt »scAInce«, das der Europäische Forschungsrat (ERC) mit einem Consolidator Grant fördert. Ziel des Projekts ist ein Modell, das erklärt, warum und wie sich Städte durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und den damit verbundenen Technologien verändern. Städte könnten dann, basierend auf ihren Nachhaltigkeitszielen, mit Hilfe des entwickelten Modells entscheiden, welche Technologie für ihre spezifischen Anforderungen zum Einsatz kommen soll. Mehr zum Forschungsprojekt scAInce: shorturl.at/u9RYW
In dem Lab sollen fortschrittliche Mobilitätslösungen erforscht werden, einschließlich autonomer Fahrzeuge. Die Forschung wird dabei an und in der virtuellen Stadt »Spectra« stattfinden. »Spectra« ermöglicht es ihren Bewohnerinnen und Bewohnern auf der ganzen Welt, ihre virtuelle Umgebung gemeinsam zu verändern. Die beteiligten Forschenden und Industriepartner präsentierten den Gästen bei der Eröffnung im
Juni das neue VREquipment, das der Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Hanno Benz, erfolgreich vor Ort testete. Die teilnehmenden TUPräsidiumsmitglieder, der Vizepräsident für Innovation und Internationales, Professor Thomas Walther, und der Vizepräsident für Forschung, Professor Matthias Oechsner, zeigten sich von der Einzigartigkeit des scAInce Labs beeindruckt. »Hand in Hand mit unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern testen unsere Studierenden hier den Einsatz von KI und deren Einflüsse auf die Nachhaltigkeit direkt im Modell einer OpenSourceStadtumgebung«, erklärte Walther. Oechsner betonte: »Das ist TU Darmstadt ›at its best‹: innovatives interdisziplinäres Forschen, das von der Grundlage bis in die Anwendung reicht. Und das auf einem Gebiet, das uns alle angeht – der Stadt und Verkehrsplanung.«
Das scAInce Lab soll auch in der Lehre eingesetzt werden. So bietet etwa das Modul »Future of Mobility« den Studierenden die Möglichkeit, selbst an Projekten in der virtuellen Stadt zu arbeiten. scaince lab/cst
Zum ausführlichen Artikel: bit.ly/3KFcOZu
Antragstellung für die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert werden. Weiterhin sind Bestandteil des LOEWEProgramms die LOEWESpitzen und Startprofessuren, die hochrangige Professor:innen an die Universität binden oder für eine Tätigkeit gewinnen. An der TU Darmstadt forschen und lehren mittlerweile sechs LOEWESpitzen und Startprofessor:innen. Mit 91 Prozent Zuwachs sind die eingeworbenen Drittmittel aus verschiedenen EUFörderprogrammen besonders stark gestiegen. Mehr als 40 Millionen Euro flossen von der EU an die TU Darmstadt. Hierbei sind allerdings Einmaleffekte zu berücksichtigen: So wurden in den Strukturförderprogrammen 15,3 Millionen Euro mehr als im Vorjahr eingeworben. Mit diesen Strukturfördermitteln wurden an der TU Darmstadt vor allem Gebäude wie das Additive Manufacturing Center (AMC) oder die Flow Factory und weitere Forschungsinfrastrukturen gefördert. Ohne diese Programme beträgt der Zuwachs immer noch 3,7 Millionen Euro oder 19,4 Prozent. Bei den sehr angesehenen MarieSkłodowskaCurieProgrammen der EU wurden die Einnahmen sogar auf 2,4 Millionen Euro verfünffacht.
Die Industrie förderte gemeinsame Projekte mit rund 29,3 Millionen Euro (plus 14 Prozent, Anteil von 11,8 Prozent an den GesamtDrittmitteleinnahmen). Damit wurde das Niveau, das vor der CoronaPandemie bestand, noch nicht wieder
vollständig erreicht. Außerdem konnte die TU Darmstadt von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) Projekte mit einem Fördervolumen in Höhe von 4,4 Millionen Euro einwerben (minus 22 Prozentbesser nicht in zwei Zeilen).
Als Drittmittel werden finanzielle Mittel bezeichnet, die eine Hochschule über ihre
Grundfinanzierung durch Land und Bund hinaus von dritter Seite einwirbt. In der Regel sind diese Gelder projekt oder bereichsbezogen und befristet. Die Höhe der Drittmittel gilt als wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit und Forschungsstärke einer Universität. sip
Die Gäste konnten das neue Lab virtuell erkunden.
Antrittsbesuch von Wissenschaft sminister Gremmels
Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels war Anfang Mai zu Gast an der TU Darmstadt. Bei einem Rundgang über den Campus Lichtwiese verschaffte er sich einen Eindruck von der Spitzenforschung der TUDa in den Bereichen Energietechnologie, Synthetische Biologie und Chemie.
von Chemieprofessor Nico Bruns
TUPräsidentin Tanja Brühl hieß Gremmels herzlich an der TU Darmstadt willkommen. »Wir freuen uns sehr, Ihnen einen Eindruck davon mitgeben zu können, was uns als Technische Universität, die einzige Hessens, auszeichnet«, so die Präsidentin. »Die besuchten Projekte zeigen exemplarisch: Wir denken exzellente Grundlagen und anwendungsorientierte Forschung ganz selbstverständlich zusammen. Wir setzen auf interdisziplinäre Kooperation und die enge Vernetzung mit unseren außeruniversitären Partner:innen in der Wissenschaft sowie jenen in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um disruptive und wirkmächtige Veränderungen zu initiieren.«
Gremmels zeigte sich beeindruckt von den exzellenten und innovativen Projekten. Maschinenbauprofessor Matthias Weigold führte durch die ETAFabrik, die Werkzeug und Demonstrator für Innovationen in den Bereichen Energieeffizienz, Energieflexibilität und Ressourceneffizienz in der Produktion ist. Anschließend stand das Clusterprojekt »CoM2Life« im Fokus. Die gemeinsame Initiative der TU Darmstadt, der Johannes GutenbergUniversität Mainz und des MaxPlanckInstituts für Polymerforschung wird bei der prestigeträchtigen Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder einen Vollantrag für ein Exzellenzcluster stellen. Die Sprecher:innen der beteiligten Einrichtungen – für die TU Darmstadt Professor Heinz Koeppl – erläuterten die Forschungsarbeiten von CoM2Life an Biomaterialien und synthetischer Biologie. Zukünftig sollen unter anderem Innovationen in der Medizin wie Verfahren für die Geweberegeneration und neue Tumortherapien möglich werden. mih Langversion des Artikels: shorturl.at/myFY4
Mitsprache durch »MitSprache«
Projekt zur Evaluation niedrigschwelliger Deutschkurse geht in die zweite Runde
Das Projekt »Hessisches Zentrum für alltagsorientierte Sprachförderung« am Fachgebiet Sprachwissenschaft – Mehrsprachigkeit der TU Darmstadt ist in diesem Jahr in die Verlängerung gegangen. Das Projektteam berät und vernetzt Akteur:innen, die im hessischen Landesprogramm »MitSprache Deutsch4U« niedrigschwellige Deutschförderformate anbieten.
Sprache ist ein wichtiger Baustein gesellschaftlicher Teilhabe. Häufig ist der Zugang zu Deutschkursen, wie beispielsweise dem Integrationskurs, jedoch eine bürokratische Herausforderung und nicht selten mit Kosten verbunden. Aus diesem Grund rief die Hessische Landesregierung das Förderprogramm »MitSprache Deutsch4U« ins Leben. Im Rahmen dieses Programms haben Trägerorganisationen die Möglichkeit, für die Umsetzung verschiedener Angebote finanzielle Mittel zu beantragen. Offen sind diese für alle in Hessen lebenden Menschen mit Sprachförderbedarf.
Die Gruppe der Lernenden ist sehr divers: Zwar entfällt der Hauptteil auf neu angekommene Geflüchtete (2023 insbesondere aus der Ukraine, aus Afghanistan und Syrien). Aber auch Menschen, die schon lange hier leben, besuchen die Angebote, zum Beispiel Mütter, deren Kinder nun
aus dem Haus sind, sodass neue Ressourcen für den Besuch eines Sprachkurses frei werden. Der Zugang zu den Deutschkursen ist dabei niedrigschwellig und soll weitgehend unbürokratisch ermöglicht werden.
KOLLEGIALES FEEDBACK
Die Heterogenität der Lernenden stellt viele der ehrenamtlich Lehrenden vor große Herausforderungen. Aus diesem Grund steht das Projektteam den Trägerorganisationen beratend zur Seite und hospitiert regelmäßig in den Deutschkursen. Das kollegiale Feedback, das die Lehrenden hierbei erhalten, soll neue Perspektiven ermöglichen und Stärken hervorheben. Darüber hinaus erhält das Projektteam durch diese Zusammenarbeit vor Ort einen detaillierten Einblick in die Bedarfe der Trägerorganisationen und kann die
inhaltliche Arbeit im Projekt danach ausrichten. Ein Meilenstein war im vergangenen Jahr die Veröffentlichung des Praxisleitfadens für ehrenamtliche »Deutsch4U«Lehrkräfte.
2024 sollen die Qualifizierungsangebote für Ehrenamtliche deutlich ausgebaut werden. So wird aktuell ein modulares Konzept erarbeitet, das sprachendidaktische Inhalte ins Zentrum rückt, aber auch ein breites Spektrum an Fachvorträgen und Querschnittsthemen anbietet. Außerdem sollen die Vernetzung und kollegiale Hospitationen vorangebracht werden.
ENGE ZUSAMMENARBEIT MIT MINISTERIUM
Darüber hinaus zeichnet sich das Projekt durch die enge Zusammenarbeit mit der politischen Ebene aus, dem mittelgebenden Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. In regelmäßigen Treffen werden hier aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft und Politik besprochen.
Politik, Praxis und Wissenschaft gehen in diesem Projekt also Hand in Hand, um gemeinsam das Bestmögliche für eine wissenschaftlich fundierte Integrationspolitik herauszuholen und die Zivilgesellschaft zu stärken. oliver delto/mih
PUBLIKATIONEN AUS DEM PROJEKT
Delto, Oliver; Neuber, Katharina und Wolf, Johanna (i.E.): »Das Projekt im Projekt. Gestaltungsspielräume im Landesprogramm MitSprache Deutsch4U«. In: Baumbach, Stefan; Siebold, Kathrin; Thaller, Florian und Voerkel, Paul (Hrsg.): »Projektarbeit in Deutsch als Fremd- und Zweitsprache: Theoretische Verortung(en) und innovative Ansätze in empirischer Forschung und unterrichtlicher Praxis«.
Wolf, Johanna und Delto, Oliver (2023): »Der Praxisleitfaden Deutsch4U. Ein Wegweiser für Lehrende und Multiplikator*innen im hessischen Landesprogramm MitSprache Deutsch4U«. doi.org/10.26083/tuprints-00023186
TU-Präsidentin Tanja Brühl und Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels bei der Arbeitsgruppe
»Praxis und Universität ist die ideale Kombination«
Honorarprofessor und TU-Alumnus Jan Hilligardt ist seit März neuer Regierungspräsident
Jan Hilligardt hat gleich mehrere Berufungen: Der Alumnus der TU Darmstadt ist neuer Chef des Regierungspräsidiums Darmstadt und zugleich seit fast 20 Jahren Privatdozent und Honorarprofessor am Fachbereich Bau und Umweltingenieurwissenschaften der Technischen Universität. Die Arbeit als politischer Beamter und seine akademische Lehrtätigkeit fußen auf der Passion für das Fachgebiet Stadt und Raumentwicklung.
»Die tägliche Lebenswelt der Menschen und ihr Umfeld mitgestalten, was kann es Besseres geben?« Jan Hilligardt hat diese Frage für sich schon früh beantwortet. Schon als junger Student, als er sich im Studium der Raum und Umweltplanung für die Vertiefungsrichtung Stadt und Regionalentwicklung entschied. Und auch Ende vergangenen Jahres, als die neue schwarzrote hessische Landesregierung den Koalitionsvertrag besiegelte und klar war, dass ein Sozialdemokrat in das Chefbüro des Regierungspräsidiums am Luisenplatz in Darmstadt einziehen würde. »Als der Anruf kam, habe ich nicht gezögert«, sagt der 53Jährige. Obwohl: »Zwei Telefonate habe ich vorher geführt. Das erste davon mit meiner Frau«, erzählt der Familienvater lachend.
»IN DER REGION VERWURZELT«
Als Honorarprofessor lehrt Hilligardt am Fachbereich Bau und Umweltingenieurwissenschaften der TU Darmstadt die wissenschaftlichen Grundlagen, mit denen er in seiner täglichen
Die Neuen
Arbeit als Regierungspräsident für die Region Südhessen und RheinMain nun konfrontiert ist. Sein Fachwissen hat der Alumnus aber auch schon zuvor in kommunale und politische Ämter einbringen können. So war er sechs Jahre lang Referent im Büro des Landrates im Landkreis DarmstadtDieburg, dort zusätzlich Leiter der Abteilung »Wirtschaft, Standortentwicklung, Bürgerservice« und anschließend fast 16 Jahre lang Geschäftsführender Direktor des Hessischen Landkreistages in Wiesbaden.
Hilligardt kam 1997 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an die Technische Universität, die noch für kurze Zeit Technische Hochschule Darmstadt hieß. Studiert hatte der gebürtige BadenWürttemberger in Kaiserslautern, »aber Darmstadt und die Promotion hatte ich schon länger im Blick«, erinnert er sich. Hans Reiner Böhm, damals Professor für Umweltund Raumplanung, wurde sein Doktorvater und zugleich prägender Begleiter. »Die Verbindung von Praxis und Forschung, die praxisnahe Tätigkeit
war ihm als Doktorvater von Beginn an wichtig«, erzählt der TUAlumnus. »Das war ein großes Qualitätsmerkmal für mich und auch ein Grund, dass ich bis heute der Universität treu geblieben bin«, betont er.
HERAUSFORDERNDE THEMEN
Die Praxis beinhaltete für den Doktoranden während der Millenniumzeit so herausfordernde und in der Region auch umstrittene Themen wie den Ausbau des Frankfurter Flughafens, wo Hilligardt und sein Doktorvater, aber auch TUPräsident Jan Wörner mit fachlichen Expertisen involviert waren. Seine Promotion schrieb er zum Thema »Nachhaltige Regionalentwicklung durch freiwillige regionale Zusammenarbeit«. 2002 beendete er erfolgreich seine Doktorarbeit, bei der der damalige TUPräsident einer der drei Gutachter war.
Danach wechselte Hilligardt ins Büro von Landrat Alfred Jakoubek im Landkreis DarmstadtDieburg, aber der Universität blieb der Alumnus verbunden. 2005 schloss er auch seine Habilitation im Fach »Stadt und Regionalentwicklung/Raumplanung« ab, im selben Jahr wurde ihm der akademische Titel »Privatdozent« und 2017 die Bezeichnung »Honorarprofessor« verliehen. »Meine Lehrtätigkeit habe ich nie aufgegeben«, betont er, auch wenn eine alleinige akademische Laufbahn für ihn nie in Frage kam. »Die Verbindung aus Praxis und Universität ist für mich die ideale Kombination.«
Selbst als Regierungspräsident wird Hilligardt künftig Seminare für Bachelor und Masterstudierende geben
Frisch berufene Verstärkungen in Fachbereichen der Universität
Name: Michael A. Kraus Alter: 35
Fachbereich: Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Forschungsgebiet: Baustatik
zum Thema Stadt und Raumentwicklung, und er will auch weiterhin Abschlussarbeiten als Betreuer begleiten. »Der Umgang mit jungen Menschen ist enorm motivierend. Ich möchte ihnen mein akademisches Wissen und meine berufliche Erfahrung mit auf den Weg in den Beruf geben«, erklärt der TUAlumnus.
GROSSE OFFENHEIT
Ähnlich geht er nun auch seine neue Aufgabe als RP an. Die ersten Wochen im Amt hat er damit verbracht, möglichst viele der 1.500 Beschäftigten in den verschiedenen Standorten wie in Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt kennenzulernen. Er wird Landräte und Oberbürgermeister:innen aufsuchen sowie mit Akteuren und Akteurinnen der Region sprechen. Schwerpunkte will er noch nicht setzen. »Mein Ziel ist eine nachhaltige und zukunftsfähige Region. Ich gehe alle Themen mit
großer Offenheit an«, formuliert Hilligardt seine Arbeitsweise. Die meisten davon – seien es nun Fragen der Infrastruktur, der Wirtschaft oder Umweltentwicklung – sind ihm durch jahrzehntelange Mitarbeit und eigene Anschauung vertraut. Auf ein Thema konnte ihn zuvor jedoch auch eine lange akademische und berufliche Laufbahn nicht vorbereiten: COVID 19 und die Pandemie. Als Direktor bekleidete er zu der Zeit mit dem Hessischen Landkreistag eine Schlüsselfunktion bei der Kommunikation zum Beispiel mit vielen Gesundheitsämtern. »Das war schon eine ganz besondere Herausforderung«, sagt der TUAlumnus im Rückblick. Und hoffentlich eine, die sich nicht so schnell wiederholt. astrid ludwig
Website von Professor Hilligardt an der TU Darmstadt: bit.ly/4dGvBAH
Regierungspräsidium: bit.ly/3QOdJKG
Jahr für Jahr werden rund zwei Dutzend neue Professorinnen und Professoren an die TU Darmstadt berufen. Woher kommen sie, und welche Impulse wollen sie setzen? Was sind ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung? Und was würden sie tun, wenn sie noch einmal in die Rolle der Studierenden schlüpfen könnten? In jeder Ausgabe der hoch³ stellen wir einige der Neuen in Kurzporträts näher vor. Nachgefragt bei …
Vorherige wissenscha liche Stationen: TU München, Universität der Bundeswehr München, Stanford University (USA), ETH Zürich Wichtigster wissenscha licher Meilenstein: Ruf auf die Professur »Baustatik« an der TU Darmstadt
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende daran?
Die Ausbildung in der Baustatik vermittelt Kernkompetenzen zur Beurteilung und Analyse von baulichen Anlagen. Aufbauend auf den Inhalten der Technischen Mechanik wird in der Statik die Abstraktion von realen Bauwerken auf Rechenmodelle von linienförmigen und flächigen Tragwerken sowie die Durchführung und Kontrolle der Berechnung gelehrt. Ziel dabei ist es, die Studierenden mit den notwendigen Kompetenzen für eine kreative Lösungsfindung zu Aufgabenstellungen in Forschung und Praxis in voller Breite auszustatten. Das Vorlesungsangebot wird aufgrund meines Forschungsprofils um die Inhalte des »Scientific Machine Learning« ergänzt. Der Fokus liegt hier auf der Vermittlung von komplementären Wissens und Methodenkompetenzen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Maschinelles und Tiefes Lernen mit Bezug auf
das Bauingenieurwesen und insbesondere rechnergestützten Verfahren.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?
Ich beschäftige mich mit sogenanntem »Scientific Machine Learning« für den Entwurf und die Berechnung von Tragwerken der gebauten Umwelt, zum Beispiel Brücken oder Tunnel. Mein Forschungsansatz ist inhärent interdisziplinär mit Hauptfokus Baustatik und Verknüpfungen in die Informatik (durch das Machine und Deep Learning) aber auch die Mathematik (Optimierung, Numerik). Ich bin der festen Überzeugung, dass die Studierenden des Bauingenieurwesens weiterhin eine profunde Ausbildung in unserer Domäne erhalten müssen, aber hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit ebenso mit vertieften Kenntnissen zu den Algorithmen der Künstlichen Intelligenz ausgestattet werden sollen.
In welchen Fachbereich der TU würden Sie gerne mal einen Tag schnuppern? Warum?
Ich würde gerne einen Tag am Fachbereich Humanwissenschaften im Institut für Psychologie der TU Darmstadt verbringen. Als Ingenieurwissenschaftler wären die dortigen Forschungsfragen zur Wahrnehmung und Kognition sowie der MenschMaschineInteraktion interessant. Schlussendlich gestalten wir Ingenieurinnen und Ingenieure technische Produkte für die Menschen und wollen unseren Alltag verbessern, Ressourcen signifikant besser schonen und die Umwelt nachhaltiger schützen. Dass die Akzeptanz der breiten Bevölkerung von baulichen Anlagen ein wesentlicher Teil der Arbeit im Bauingenieurwesen ist, beweisen die öffentlichkeitswirksamen negativen Beispiele wie Stuttgart21, da dort versäumt wurde, technisch anspruchsvolle Lösungen mit den Betroffenen frühzeitig abzustimmen und zu informieren. Vom Tag am Fachbereich würde ich mir daher Inspirationen und
Kooperationen hinsichtlich dieser Punkte erhoffen, sodass ich diese in meine Arbeit und Ergebniskommunikation einfließen lassen kann. Wenn ich heute Student wäre, würde ich ... ... früher einen Auslandsaufenthalt im Studium einplanen und mehr Vorlesungen aus anderen Fachrichtungen wie der Informatik, Mathematik, aber auch Umwelttechnik hören, da sich vielen aktuellen und künftigen Probleme nur mit multidisziplinären Kenntnissen begegnen lässt und der Werkzeugkasten an Methoden nie groß genug sein kann. Zudem würde ich die Angebote der Universität zum Erlernen einer weiteren Fremdsprache intensiver nutzen. Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist ... … Sport zu machen oder sich mit Freunden zu verabreden.
Bild: Rahel Welsen
Professor Jan Hilligardt
Bild: PatrickBal
Ohne sie läuft wenig …
TU-Beschäftigte im Porträt
Bild: ULB Darmstadt
Was möchten Sie in Ihrem Aufgabengebiet nicht missen?
Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Abteilungen, Teams und weiteren Kultureinrichtungen. Die Möglichkeit, eigene Akzente zu setzen. Die Vernetzung mit weiteren externen Fachgremien. Den bedeutenden und wertvollen Buchbestand der ULB. Die Nähe zur Restaurierung von Büchern und Papier. Anhand welcher Beispiele erklären Sie Außenstehenden, wie Ihr Arbeitsalltag konkret aussieht?
Organisation des Betriebes innerhalb der Abteilung Bestandserhaltung durch regelmäßige Besprechungen, Absprachen mit den Mitarbeiter:innen zu Projekten und Zielen sowie diverse Entscheidungen zum Erhalt der Bestände der ULB.
So fallen beispielsweise folgende Punkte in meiner Praxis an:
• Optimierung der konservatorischen Lagerungsbedingungen für Bücher, Zeitschriften, Handschriften, Karten, Musikalien und andere Medien
• Überwachung und Langzeitmessung der Klimawerte in den Magazinen für besonders schützenswerte Bestände
• Schulungen im Umgang mit sehr alten und empfindlichen Medien
• Regelmäßige Überarbeitung der Notfallpläne in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen
der Hausspitze, Verwaltung, Hausmeisterdienst, Magazin, Haustechnik und entsprechende Schulungen
• Drittmittelprojekte beantragen und Aufträge an externe Restaurierungsfirmen fachlich begleiten
Wo gibt es in Ihrer Arbeit Schnittstellen zu anderen Gebieten?
Im Notfallverbund Darmstadt bin ich im ständigen Austausch mit der Feuerwehr und erhalte hierdurch spannende Einblicke in den Katastrophenschutz.
Was ist Ihr hilfreichstes Werkzeug oder Instrument?
Heute ist es der PC! Mein berufliches Leben begann ja mit der praktischen Tätigkeit als Restaurator für Papierobjekte. Dort habe ich einige Werkzeuge bevorzugt eingesetzt, wie zum Beispiel das Teflonfalzbein und den Heidemann-Spatel.
Wie haben Sie den beruflichen Weg in die TU Darmstadt gefunden?
Zunächst habe ich eine interessante Stellenausschreibung der TU im Netz gelesen und wenige Zeit später habe ich in aus einem sehr netten Telefonat weitere Details zum Aufgabengebiet erfahren. So habe ich mich beworben und mich sehr gefreut, eine Zusage auf diesen tollen Job bekommen zu haben.
Was wünschen Sie sich für die berufliche Zukunft? Haben Sie Weiterentwicklungspläne?
IM GESPRÄCH
MIT …
Name: Matthias Frankenstein
Alter: 52
Dezernat/Einrichtung: Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Aufgabengebiet: Abteilungsleitung Be- standserhaltung, Notfallbeauftragter der ULB, Koordinator des Notfallverbundes Darmstadt, Fachberater Kulturgutschutz im Katastrophenschutzstab der Stadt Darmstadt
Letzte berufliche Station vor der TU: Leitung der Restaurierungswerkstätten im Dezernat Bestandserhaltung des Lan- desarchivs NRW
Dienstjahre an der TU: 1
Ich wünsche mir noch mehr Vernetzung mit den hessischen Bibliotheken. Ebenso die Weiterentwicklung des Notfallmanagements für Kultureinrichtungen, um für Szenarien wie durch Klimawandel verursachte Starkregenereignisse oder Hitzewellen vorbereitet zu sein. Der Kulturgutschutz sollte meines Erachtens auch in die Gefahrenabwehrpläne integriert werden.
Was liegt zurzeit auf Ihrem Schreibtisch?
Das ist zum einen die Erstellung einer Risikoanalyse für das Gebäude in der Stadtmitte. Das ist aber eher eine Jahresaufgabe. Zum anderen beschäftigt mich die Dokumentation der letzten Notfallübung vom 11. April 2024 –zur Ableitung des Bedarfs an weiterer Notfallausstattung und Weiterentwicklung der digitalen Dokumentation in den Bereichen Bergung und Erstversorgung. Und schließlich müssen noch Projektberichte zu abgeschlossenen Drittmittelprojekten erstellt werden. die fragen stellte michaela hütig.
Mit diesem Beitrag setzen wir die Serie zur Vorstellung administrativ-technischer Beschä igter in der hoch³ fort.
Name: Susanne Froehlich Alter: 43
Fachbereich: Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften Forschungsgebiet: Alte Geschichte Vorherige wissenscha liche Stationen: Universität Freiburg, Université de Strasbourg (Frankreich), Universität Gießen, Universität Greifswald Wichtigster wissenscha licher Meilenstein: ... war es im Rückblick, nach der Diss eine richtige Assistentenstelle ergattert zu haben mit dem ganzen Rundumprogramm an Forschung, Lehre und Universitätsbetrieb.
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende daran?
Ich forsche zu Stadt und Mobilität in der griechischrömischen Antike, Themen, die viele Querbezüge zum heutigen Alltag haben. Spannend ist da etwa die Auseinandersetzung mit Quellen, in denen antike Reisende uns ganz unmittelbar an ihren Erlebnissen und ihrer Sicht auf die Welt teilhaben lassen. Studierende sind oft auch fasziniert davon,
was vor 2.000 Jahren technisch schon möglich war: Trassierung und Straßenbau in anspruchvollstem Gelände, präzise angelegte Frischwasserleitungen, die mit einem minimalen Gefälle 80 Kilometer weit funktionieren ... Davon ausgehend lässt sich zum Beispiel kritisch über ein Konzept wie »Fortschritt« diskutieren. In welchen Fachbereich der TU würden Sie gerne mal einen Tag schnuppern? Warum?
Oh, als allererstes in die Architektur. Gestaltung, Konstruktion, Gebäudeplanung, Stadtplanung, das sind für mich alles spannende und relevante Themen; und die historischen Grundlagen interessieren mich natürlich von Haus aus. Ein Tag würde da zum Schnuppern gar nicht reichen. Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist ... ... Kinder zu haben. Je mehr, desto
Dienstjubiläen
25-jähriges Dienstjubiläum: Barbara Zimmer, Fachbereich Humanwissenschaften, am 1.5.2024
25-jähriges Dienstjubiläum: Dr. Christiane Ackermann, Ltd. Akademische Direktorin, Zentrum für verantwortungsbewusste Digitalisierung, am 1.6.2024
25-jähriges Dienstjubiläum: Dipl.Ing. Roland Frank , Staatliche Materialprüfungsanstalt, am 1.6.2024
40-jähriges Dienstjubiläum: Holger Bergmann, Verwaltung Universitätsund Landesbibliothek Darmstadt, am 2.6.2024
40-jähriges Dienstjubiläum: Prof. Dr. rer. nat. Michael Schäfer, Universitätsprofessor, Numerische Berechnungsverfahren im Maschinenbau, Fachbereich Maschinenbau, am 16.6.2024
40-jähriges Dienstjubiläum: Prof. Dr. rer. pol. Reiner Quick , Universitätsprofessor, Rechnungswesen, Controlling und Wirtschaftsprüfung, Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, am 1.7.2024
besser, und idealerweise in ganz verschiedenen Altersgruppen. Sobald man zu Hause die Türschwelle überschritten hat, ist der Arbeitsstress vergessen, das garantiere ich Ihnen.
Bal
Matthias Frankenstein bei der Notfallübung der ULB
PERSONALIA
Pionier in der Pharmazieforschung
Craig M. Crews wurde mit der »Emanuel-Merck-Vorlesung« ausgezeichnet
Für seine international bahnbrechende pharmakologische Forschung zum gezielten Abbau von Proteinen hat Craig M. Crews, Professor für Molekular, Zellulär und Entwicklungsbiologie, Chemie und Pharmakologie an der Yale University, USA, den diesjährigen Preis der »EmanuelMerckVorlesung« erhalten. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde gemeinsam von der Technischen Universität Darmstadt und dem Wissenschafts und Technologieunternehmen Merck verliehen. Crews nahm den Preis im Rahmen einer öffentlichen Feierstunde an der Universität entgegen.
»Es ist mir eine große Ehre, die diesjährige EmanuelMerckVorlesung zu halten«, sagte Crews angesichts der Benachrichtigung über die Auszeichnung. »Es ist mehr als 20 Jahre her, dass Ray Deshaies und ich unser erstes PROTAC Papier veröffentlicht haben, und ich bin erfreut und begeistert, wie dynamisch sich das Feld der Targeted Protein Degradation seither entwickelt hat.«
WEGE FÜR NEUE
THERAPEUTISCHE ANSÄTZE
Ulrich Betz, Vice President Innovation bei Merck, hob die internationale Ausrichtung des Preises hervor: »Seit nunmehr über 30 Jahren ehren Merck und die TU Darmstadt mit der Emanuel Merck Lectureship gemeinsam herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die auf dem Gebiet der chemischen und pharmazeutischen Forschung Großes geleistet haben. Die Arbeiten von Professor Craig M. Crews sind für Merck von außerordentlichem Interesse, da sie Wege für neue therapeutische Ansätze ermöglichen und den Raum adressierbarer Targets signifikant erweitern.«
»Die strategische Partnerschaft zwischen Merck und der TU Darmstadt eröffnet uns die Möglichkeit, herausragende wissenschaftliche Leistungen unserer Forschenden zu fördern. Darüber hinaus bietet sie uns die Chance, die Karrierewege der Absolventinnen und Absolventen der TU Darmstadt gemeinsam zu gestalten, und zwar innerhalb und außerhalb der Wissenschaft«, würdigte Franziska Lang, Vizepräsidentin für Akademische Karrieren, die langjährige Zusammenarbeit mit Merck.
GEZIELTES ANSTEUERN
SCHÄDLICHER PROTEINE
Crews ist ein Pionier des Ansatzes zum zielgerichteten Proteinabbau in Zellen. Mit der von Crews mitbegründeten Technologie kann mit Wirkstoffen, speziell sogenannten PROTACs, das zelleigene Proteinkontrollsystem so umprogrammiert werden, dass schädliche Proteine gezielt angesteuert und permanent zerstört werden können. In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten gelang Crews und seinen Teams der Transfer aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Inzwischen gibt es mehr als 25 auf diesem wirksamen Abbaumechanismus basierende chemische Substanzen, die in klinischen Studien am Menschen erprobt werden. Crews ist auch Mitgründer mehrerer
Biotechnologieunternehmen, die erfolgreich PROTACgestützte Krebstherapeutika entwickeln.
LEITER DES YALE CENTER FOR MOLECULAR DISCOVERY
Craig M. Crews ist an der Yale University Inhaber der John C. MaloneProfessur für Molekular, Zell und Entwicklungsbiologie sowie Professor für Chemie und Pharmakologie. Nach seinem Studienabschluss in Chemie an der University of Virginia wurde er an der Harvard University in Biochemie promoviert. Nach einem vom Cancer Research Institute unterstützten PostdoktorandenStipendium in Harvard baute er ab 1995 an der Yale University sein Labor für chemische Biologie auf. Darüber hinaus gründete und leitet er seit 2003 das Yale Center for Molecular Discovery.
DISKUSSION MIT STUDIERENDEN AUF DEM CAMPUS LICHTWIESE
Der USForscher wurde im KöhlerSaal der TU Darmstadt feierlich gewürdigt und hielt einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel »PROTACs and Targeted Protein Degradation: A New Therapeutic Modality«. Außerdem diskutierte Crews auf dem Campus Lichtwiese in einer öffentlichen Veranstaltung mit Studierenden. feu
DIE EMANUEL-MERCK-VORLESUNG
Die Emanuel-Merck-Vorlesung ist ein im Jahr 1992 gegründeter gemeinsamer Preis des Unternehmens Merck KGaA und der Technischen Universität Darmstadt. Er würdigt international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die exzellente Beiträge zur chemischen und pharmazeutischen Forschung geleistet haben. Seit 1993 bis heute wurde der Preis an 17 herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt verliehen, von denen vier den Nobelpreis erhalten haben.
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Bild: Klaus Mai
Professor Craig M. Crews
Foto: Klaus Mai
Preisträger Craig M. Crews (Mitte) mit TU-Professor Felix Hausch (rechts) und Ulrich Betz, Vice President Innovation bei Merck (links)
Das Präsidium der Leopoldina hat die TU-Informatikprofessorin Dr. Iryna Gurevych zum Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften berufen. Die Ernennung gilt als eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen, die eine deutsche Institution zu vergeben hat.
Die Max-Planck-Gesellschaft hat TU-Professorin Almudena Arcones zum Max-Planck-Fellow am Max-Planck-Institut für Kernphysik (MPIK) in Heidelberg ernannt. Im Rahmen des MaxPlanck-Fellowships leitet sie seit März die theoretische Arbeitsgruppe »Theoretische nukleare Astrophysik und der Ursprung der schweren Elemente im Universum«.
TU-Informatikprofessor Justus Thies ist von der European Association for Computer Graphics mit dem angesehenen Eurographics Young Researcher Award 2024 ausgezeichnet worden. Dieser gilt als wichtigster europäische Preis auf dem Gebiet der Computergrafik. Thies forscht an der Schnittstelle zwischen Computergrafik, Computer Vision und Maschinellem Lernen.
Zwei Paper unter Beteiligung des Ubiquitous Knowledge Processing (UKP) Lab der TU Darmstadt sind auf der Konferenz des
European Chapters der Association for Computer Linguistics (EACL) gewürdigt worden: Der EACL 2024 Social Impact Award ging an die Veröffentlichung »Sensitivity, Performance, Robustness: Deconstructing the Effect of Sociodemographic Prompting«, die unter maßgeblicher Beteiligung von Tilman Beck, Hendrick Schuff und Professorin Iryna Gurevych entstand. Das Paper »M4: Multi-generator, Multi-domain, and Multi-lingual Black-Box Machine-Generated Text Detection« gewann den EACL 2024 Ressource Paper Award. Hier waren Thomas Arnold und Iryna Gurevych unter den Autor:Innen.
Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre fördert das Projekt »Serious Games als Lerndiagnostik« im Rahmen ihrer Förderlinie Freiraum 2023 mit rund 400.000 Euro über eine Laufzeit von zwei Jahren bis zum 31. März 2026. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Kooperation des Arbeitsbereichs Sportwissenschaft mit Schwerpunkt Bewegungs- und Trainingswissenschaft/Sportinformatik am Fachbereich Humanwissenschaften der TU mit der AG Serious Games am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik.
Mit einer Förderung von etwa 120.000 Euro durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre wurde das zweijährige Programm
»MaMoSol« ins Leben gerufen, das sich auf die Entwicklung und Bereitstellung eines adaptiven Lernangebots konzentriert. Es soll den Zugang zur Welt der mathematischen Modellierung und Optimierung erleichtern.
In den diesjährigen internationalen QS Fächerrankings erreichen Fächer der TU Darmstadt wieder gute bis sehr gute Platzierungen. Im Fach Maschinenbau ist die TU Darmstadt auf Platz 92 gelistet und somit international erneut in den Top 100 vertreten. Die Fächer Materialwissenschaften und Physik erreichten in diesem Jahr wieder Platzierungen unter den Top 150.
Das »Handelsblatt« hat die Lebensläufe der Vorstände von 38 der 40 Dax-Konzerne ausgewertet und untersucht, wo die amtierenden Vorstände studiert haben. Bei dem sich daraus ergebenden Ranking liegt die TU Darmstadt auf einem sehr guten dritten Platz.
Das TU-Start-up-Projekt DÏoT wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms StartUpSecure | ATHENE mit einem Gesamtvolumen von rund 700.000 Euro bei der Entwicklung einer neuen Sicherheitslösung unterstützt. DÏoT entwickelt ein selbstlernendes System zur Erkennung von Cyberangriffen im Internet der Dinge.
Davon profitiert die Industrie
LOEWE-Transfer-Professur für TU-Professor Matthias Weigold
Professor Matthias Weigold erhält eine der vier ersten neu vom Land Hessen eingerichteten LOEWETransferProfessuren. Die Professur »Klimaneutrale Produktion« wird über fünf Jahre gefördert, beantragt wurde eine Fördersumme von knapp einer Million Euro. Ziel des Pilotprojekts Transferprofessur ist es, Forschungsergebnisse und Innovationen aus dem Themenspektrum der Energie und Ressourceneffizienz sowie Energieflexibilität gezielt an die Industrie, die wissenschaftliche Gemeinschaft, Studierende, politische Entscheidungsträger:innen und die Zivilgesellschaft zu vermitteln.
TUPräsidentin Professorin Tanja Brühl gratulierte Weigold herzlich zu der Auszeichnung. Der Wissenschaftler stehe für exzellente Forschung, die er äußerst überzeugend in die Anwendung bringe, sagte sie. »Diese Förderung gibt unserem Darmstädter Ansatz von xchange for innovation Rückenwind: Im Austausch mit unseren Partner:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik entwickeln wir transformative Lösungen, die wir gelingend anwenden«, betonte Brühl. »Ich bin überzeugt, mit Umsetzung der im Rahmen der LOEWE TransferProfessur ›Klimaneutrale Produktion‹ geplanten Maßnahmen entstehen prägende Beiträge für nachhaltige Produktionsprozesse in der Breite der industriellen Anwendung.«
»Das hilft uns, das Thema Transfer/ xchange auf das nächste Level zu bringen. Das HIGHESTTeam und ich freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit«, sagte Harald Holzer, Geschäftsführer von HIGHEST, dem Innovations & Gründungszentrum der TU Darmstadt.
Im Rahmen der deutschen und europäischen Klimaschutzstrategie spielt der Industriesektor eine besondere Rolle. Mit einem Verbrauch von rund 30 Prozent der bereitgestellten Endenergie im Jahr 2022 in Deutschland birgt die Industrie ein immenses Potenzial zur Einsparung von Energie und kann somit einen erheblichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Zudem wurden 2022 etwa 22 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen durch den Industriesektor verursacht.
IMMENSES EINSPARPOTENZIAL IN DER INDUSTRIE
Vor diesem Hintergrund und aufgrund von Auflagen und internen Unternehmenszielen, mittelfristig klimaneutral zu werden, steht die Industrie vor der Herausforderung, ihre Produktion nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Hier setzt das Team um Professor Matthias Weigold an, dem Leiter des Instituts für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (Fachbereich Maschinenbau) an der
TU Darmstadt. Im Rahmen der neuen LOEWE TransferProfessur »Klimaneutrale Produktion« werden die Forschenden daran arbeiten, Wissen und Innovationen aus dem Bereich Energie und Ressourceneffizienz sowie Energieflexibilität zur Verfügung zu stellen.
UNABHÄNGIGE UNTERSTÜTZUNG
Langfristig verfolgt die Professur das Ziel, Forschung und Transfer zu betreiben, um ein Kompetenzzentrum
Frei zugänglich, mehrsprachig, sicher
Neues Modell Aurora-M stellt Sicherheit in den Fokus
InformatikDoktorand Felix Friedrich ist an der Entwicklung eines neuen KIModells beteiligt, das neben freier Zugänglichkeit und Mehrsprachigkeit einen Fokus auf Sicherheit legt. Er forscht im Rahmen des TUProjekts »Reasonable Artificial Intelligence (RAI)«, das bei der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder im Rennen um den Titel Exzellenzcluster ist.
In einer Zusammenarbeit von internationalen Forschenden wurde ein neues KIModell entwickelt, das nicht nur frei zugänglich und mehrsprachig ist, sondern auch einen Fokus auf Sicherheit legt. Als Teil dieser globalen Initiative hat sich Felix Friedrich (Doktorand der Forschungsgruppe
aufzubauen und zu etablieren, das Unternehmen in Deutschland auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion unabhängig und kompetent unterstützt. Zentral ist neben innovativer Forschung auch die Vermittlung der Ergebnisse. Das Kompetenzzentrum wird in der Lehre die Themen an Studierende weitergeben sowie weitere Interessengruppen qualifiziert und öffentlichkeitswirksam informieren.
Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen unter Professor Kristian Kersting der TU Darmstadt) auf das »Safety Tuning« (Optimierung der Sicherheit) konzentriert. Dabei stellt er sicher, dass die KI nicht nur unseren Werten entspricht, sondern auch vor missbräuchlicher Verwendung geschützt ist.
Für die Optimierung der Sicherheit wurde die USamerikanische BidenHarris Executive Order zu Künstlicher Intelligenz als wichtiger Kompass und Orientierungspunkt genutzt. Dieser Gesetzestext legt einen klaren Schwerpunkt auf die Sicherheit und Verantwortlichkeit von KITechnologien und dient als Referenz, um einen demokratisch legitimierten Standard für unsere Werte und Sicherheit zu etablieren.
OPEN-SOURCE-BASIERTES KI-MODELL
Eine weitere Besonderheit am neuen KIModell liegt in seiner vollständigen OpenSourceVerfügbarkeit sowie seiner Fähigkeit, mehrere Sprachen zu verarbeiten. »Dieser Schritt ist von entscheidender Bedeutung, da KITechnologien zunehmend unseren Alltag bestimmen und es unerlässlich ist, dass sie für eine Vielzahl von Menschen unterschiedlicher Sprachen und Kulturen zugänglich sind«, erklärt Friedrich.
Gerade die Nutzung von bisher vernachlässigten Sprachen wie Hindi, Vietnamesisch oder Finnisch
Mehr zur LOEWE-Transfer-Professur und die Rolle der Forschungs- und Lernfabrik ETA-Fabrik in der Langversion: shorturl.at/CsGTo
stelle eine grundlegende Verbesserung der Zugänglichkeit dar. Durch die Offenlegung des Quellcodes ermöglichen die Entwickler:innen es Forschenden auf der ganzen Welt, von den Fortschritten zu lernen und darauf aufzubauen, was letztlich die Entwicklung der KITechnologie insgesamt weiter vorantreiben wird.
BESTANDTEIL DES EXZELLENZCLUSTERS »RAI« Eine wichtige Verbindung besteht zu dem Projekt »Reasonable Artificial Intelligence (RAI)«, das im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder zur Vollantragstellung in der Förderlinie »Exzellenzcluster« aufgerufen wurde. RAI hat sich zum Ziel gesetzt, KITechnologien zu entwickeln und zu fördern, die nicht nur effektiv und leistungsfähig sind, sondern auch ethische Grundsätze wie Sicherheit, Fairness und Transparenz in den Vordergrund stellen. Das neue KIModell ist ein direktes Ergebnis dieser Bemühungen und unterstreicht das Engagement der TU für verantwortungsvolle KIForschung und Entwicklung. friedrich/bjb
Das KI-Modell Aurora-M: bit.ly/4ayPWFo
Das Clusterprojekt RAI: bit.ly/4bobLsD
Professor Matthias Weigold
Felix Friedrich mit der Moral Choice Machine
ZEITMASCHINE
Zum 100. Geburtstag von Gerd Fesel Wer sich am Campus Lichtwiese umschaut, wird schnell auf ein auffälliges Gebäude stoßen, das von außen fast gänzlich in den Farben Rot und Gelb gehalten ist: die Maschinenbauhalle. Ihre Farbgebung ist wohlbegründet. Ihre einzelnen Systeme sind Farben zugeordnet. So ist die Primärstruktur (das Tragwerk) in Blau gehalten, die Sekundärstruktur (konstruktive Teile nicht tragender Wände) ist schwarz; raumbildende, nicht tragende Innenwände sind weiß, die Füllungen der Außenwände sind außen rot und innen sandfarben, die Füllungen der Schächte sind orange, die Kranbahnen chromgelb und die Betonkerne neapelgelb. Den Innenräumen gab der Architekt einen Überschuss an Gelb, um ein möglichst warmes Klima zu erzeugen. Im Gegensatz zu der damals üblichen getrennten Behandlung der einzelnen Komponenten, wie Treppen, Tragwerk, nichttragende Trennwände, Außenhaut, et cetera, bearbeitete der Architekt die einzelnen Systeme während der gesamten Planung zusammen. Dies entsprach seiner Auffassung, die Technik in die alltägliche Umgebung einordnen zu wollen, durch »Überwindung des Gegensatzes zwischen Maschine, Ausstattung und Bauwerk« und unter Nutzung des aktuellen Stands der naturwissenschaftlichtechnischen Entwicklung.
Mit diesem Ansinnen war der Architekt nicht allein: Das 1976 fertiggestellte Gebäude wurde 1978 mit dem Europäischen Stahlpreis ausgezeichnet.
Doch wer war der Architekt der Maschinenbauhalle eigentlich?
Gerd Fesel wurde am 24. Januar 1924 in Hannover geboren. Hier studierte er auch Architektur. Seine 1954 erfolgte Promotion, wie auch ein Teil seines weiteren Wirkens, beschäftigte sich mit der Beleuchtung von Gebäuden. Das daraus resultierende Wissen nutzte er später unter anderem bei der Errichtung von Schulen im Raum Frankfurt, die als »fensterlose Schulen« bekannt wurden und beim Bau viel Aufsehen erregten. Fensterlos waren diese Schulen nicht, doch hatte Fesel sich – mit Blick auf den Fluglärm –dazu entschieden, die Fensterflächen möglichst klein zu dimensionieren und optimal auszurichten.
Nach seiner Promotion ging Gerd Fesel in die USA, wo er am Illinois Institute of Technology in Chicago forschte und in einem Architekturbüro arbeitete. Nach
seiner Rückkehr nach Deutschland plante er ab 1960 als leitender Architekt und Regierungsbaudirektor die Medizinische Fakultät der Universität Göttingen.
1966 wurde Fesel als Professor für das Fach »Entwerfen und Technologie im Hochbau« an die damalige TH Darmstadt berufen. Seinen ehemaligen Studierenden zufolge lehrte er sie, ihre Aufgaben immer am Menschen orientiert und an die jeweiligen Konditionen (Ort, Zeit, Wissenschaft, Technik, Mentalität) gebunden zu lösen. Ein Schwerpunkt seiner Forschung und Lehre waren auch Aspekte der Technologie in der Architektur. Fesel war in zahlreichen Verbänden engagiert, zum Beispiel beim DIN-Normenausschuss für Tageslicht und Kunstlicht.
Fesels Engagement in der Lehre ging über die TH Darmstadt hinaus. So sorgte er immer wieder für internationale Austausche und gründete 1980 die »UIA-Sommerschule für Architekten«. Ende der 1970erJahre initiierte er eine Kooperation der TH mit der Universität Bagdad. Diese internationale Komponente zeigte sich auch in
seiner architektonischen Arbeit neben der Universität. So plante er Gebäude für die Universitäten in Benghasi und Basra und wirkte am internationalen Flughafen in Bagdad mit.
Gerd Fesel starb am 19. September 1984 im Alter von 60 Jahren. Sein Wirken reicht jedoch länger und hat bis heute Bestand. So zeugen nicht nur die Maschinenbauhalle an der TU Darmstadt sowie die Medizinische Fakultät an der Universität Göttingen von seiner Tätigkeit, sondern allein in Deutschland noch das Elektrotechnische Institut der TU Berlin sowie mehrere Schulen im Rhein-Main-Gebiet (unter anderem in Neu-Isenburg und Pfungstadt). Das als Doppelinstitut bekannte Produktionstechnische Zentrum der TU Berlin und der Fraunhofer-Gesellschaft war zum Zeitpunkt von Fesels Tod noch im Bau; nach der Fertigstellung erhielt er 1987 für den Bau posthum den Deutschen Architekturpreis. ralf aurich
Die Maschinenbauhalle auf der Lichtwiese
Der Autor studiert an der TU Darmstadt Geschichte mit Schwerpunkt Moderne. Akuter Wissensdurst?
Distel oder Lorbeer; dasisthierdieFrage
frühere Leiter des Botanischen Gartens der TU veröffentlicht ein Buch über »Garten-Theater – Shakespeares grüne Welten«
Pflanzenarten und gattungen spielen in Shakespeares Stücken eine wichtige Rolle. In einer neuen Publikation befasst sich Dr. Stefan Schneckenburger, Privatdozent und bis Ende 2021 Direktor des Botanischen Gartens der TU Darmstadt, ausführlich mit der Flora im Werk des berühmten englischen Dichters.
Was war zuerst da? Die Begeisterung für die Botanik oder für die Literatur von Shakespeare? Ganz sicher ist sich Stefan Schneckenburger nicht: »Shakespeare und die Literatur begeistern mich seit meinem 15. Lebensjahr. Ich hatte Hamlet auf Schallplatte, ganz prominent besetzt mit Maximilian Schell als Hamlet und Joseph Offenbach als einer der Totengräber. Ich habe es immer noch im Ohr: ›O schaudervoll! O schaudervoll, höchst schaudervoll!‹«, rezitiert er enthusiastisch. »Als Schüler hatte ich aber auch schon ein Mikroskop, damit schaute ich mir Kieselalgen, Wasserflöhe und ähnliches genauer an. Man kann also sagen: gleichzeitig.«
Mit Naviculadicta schneckenburgeri trägt sogar eine Kieselalge seinen Namen. Was er aber sicher weiß, ist, woher die Liebe zur Literatur kam. »Meine literarische Ader habe ich von meinem Großvater. Er war Deutschlehrer, ein großer Fan von Thomas Mann und war über lokale Färbungen des Pfälzer Dialektes promoviert worden.«
Die Faszination für Pflanzen in der Literatur begleitet Schneckenburger, seit er Botaniker ist. Schon in seiner Zeit als Kurator am Frankfurter Palmengarten arbeitete er an einer Ausstellung zu Goethe als einer der Begründer der Morphologie, die 1999 realisiert wurde, sogar ins Chinesische übersetzt und in Guangzhou, der Partnerstadt Frankfurts, gezeigt wurde.
SEHENSWERTE AUSSTELLUNG ZU
EHREN SHAKESPEARES
»2014 hatten wir das 200jährige Jubiläum des Botanischen Gartens. Im damals wiedereröffneten Schlossgraben, seinem Ursprungsort, gestalteten wir einen Abschnitt sowie eine kleine Serie von Infotafeln und eine große Ausstellung im Garten an der
Schnittspahnstraße. Unser Jubiläum führte aber dazu, dass ich nichts Eigenes zu Ehren von Shakespeares 450. Geburtstag machen konnte. Die verpasste Gelegenheit ärgerte mich.«
Ein weiteres ShakespeareJahr, zum Todestag im Jahr 2016, tröstete Schneckenburger darüber hinweg. »Ein viel
Schneckenburger geht in seinem Buch auch auf das Leben Shakespeares ein, auf die Gärten und den Wald in seinem England, auf das Theater und die Wortkulissen. Bebildert sind die Pflanzen mit zeitgenössischen Holzschnitten aus seinem Exemplar des »The Herball«, John Gerards Klassiker der Botanik von 1597, das Shakespeare sicherlich gekannt und vielleicht sogar besessen hat: Er war ein wohlhabender Mann geworden. Ergänzt werden die Darstellungen durch Zitate auf Englisch und Deutsch, in der Übersetzung Frank Günthers. »Mein Bild von Shakespeare ist stark von Günther geprägt«, erklärt er.
band Botanischer Gärten habe ich dann die Tafelausstellung ›Garten=Theater: Pflanzen in Shakespeares Welt‹ kuratiert.« Die Ausstellung wurde in mehr als 30 Botanischen Gärten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt. »Das Begleitheft war in Nullkommanichts vergriffen, ein regelrechter Verkaufsschlager und gleichzeitig auch der Ideengeber für mein Buch. Das Buch zu schreiben war für mich ein Traum, allerdings auch ein sehr arbeitsintensiver, nervenaufreibender und kostspieliger.«
Den Botaniker und Literaturfreund faszinieren die verschiedenen Charaktere in den Werken William Shakespeares
(1564 – 1616). »Es gibt die Lieben, die Schurken und die Abgrundtiefbösen, bei denen man keine Ahnung hat, warum die eigentlich so böse sind. Alles, zu dem ein Mensch fähig ist, setzte er in glaubwürdige Figuren um. Und natürlich hat es mir seine Sprachverrücktheit angetan. Viele seiner Inhalte sind aber nicht übersetzbar, weil sie so an die Sprache der englischen Renaissance gebunden sind, die sich damals – Shakespeare führte rund 3.000 Wörter neu in die Schriftsprache ein –gerade erst entwickelte«, schwärmt er. Für sein Buch nahm Schneckenburger sämtliche Stücke des Dichters unter die Lupe, auf Deutsch und Englisch und nicht nur aus botanischer Sicht. In deutscher Sprache stellt er erstmals sämtliche im Gesamtwerk genannten Pflanzen vor und erläutert ihren botanischen und kulturgeschichtlichen Kontext. Sicher ist: Mit Gärten und Pflanzen kannten sich Shakespeare und sein Publikum aus. »Pflanzen spielen in seinen Stücken eine tragende Rolle. Weil das Theater kulissenlos war, brauchte er die Pflanzen, um Atmosphäre zu schaffen, um den Menschen zu sagen, was sie sehen sollen. Das Pflanzenwissen muss unglaublich viel größer gewesen sein als unseres heute. Sein Publikum hätte ihn sonst vielfach nicht verstanden.«
Geschrieben hat er es für Menschen, die sich für die Natur, für Gärten und Pflanzen interessieren. Es soll Literatur und Theaterfreunde bereichern, gleichzeitig Theaterprofis ansprechen. »Ich habe mein Buch unbedingt auch für Theaterleute geschrieben. Wenn es jemand bei einer Inszenierung ganz genau nehmen will, kann er das in meinem Buch nachlesen. Man muss sicher nicht alles präzise nachzeichnen. Aber ich finde, es gibt so Kipppunkte, an denen eine Pflanze genannt wird, und da ist es sicher nicht verkehrt, wenn man etwas dazu nachlesen kann. Etwa zur Unkrautkrone von König Lear, aus TaumelLolch, Distel und Schierling. Ich finde, es geht nicht, ihm einfach einen Lorbeerkranz oder was gerade da ist, aufzusetzen. Denn das Unkraut in der Krone hat ja seinen Grund.«
»GartenTheater – Shakespeares grüne Welten« ist seit Ende 2023 im Handel. Es soll zudem in Regie der Universitäts und Landesbibliothek als OpenAccessPublikation erscheinen. »Und gerade arbeite ich noch an einer ExcelTabelle, 50 Spalten und 180 Zeilen, mit allen Stücken Shakespeares, allen darin vorkommenden Pflanzen und den zeilengenauen Nachweisen der Zitate. Das hat vorher noch niemand gemacht«, erzählt Schneckenburger begeistert. Interessant sind Häufungen einzelner Arten in zeitlich benachbart entstandenen Stücken oder die augenfällige Erkennbarkeit von »städtischen« beziehungsweise »naturnahen« Werken. martina schüttler-hansper
Aktuelle und vergangene Ausstellungen im Botanischen Garten der TU: bit.ly/3wsGw0q Stefan Schneckenburger: »Garten-Theater. Shakespeares grüne Welten«, wbg Academic in Herder, 680 Seiten, 72 Euro, ISBN: 3534276167