TÜV SÜD Journal 2/2015

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TÜV SÜD

JOURNAL ROBE #16 AUF DIE P ie sicher sind UnterIdentitäts-Check: W k und Iris-Scan? schrift, Fingerabdruc WEG #24 AUF DEM terview mit dem TÜV SÜD Stiftung: In Horst Schneider neuen Vorsitzenden PUNKT #28 AUF DEN kommt eigentlich Wolkenkratzer: Wie ersten Stock? das Wasser in den ob

# 02 2015

ROBOTER E T N E G IG L L E T IN

N E H U H C S R DEN KINDE N E S H C A W ENT


Editorial

LIEBE LESERINNEN UND LESER, werden Roboter bald unseren Alltag erobern? In der industriellen Produktion sind die intelligenten Maschinen längst integraler Bestandteil vieler Fertigungsanlagen. Seit einigen Jahren ziehen einfache Roboter auch in Privathaushalte ein und reinigen beispielsweise selbstständig Wohnungen. Nun steht aber der nächste Sprung bevor: Maschinen, die mit Menschen zusammenarbeiten. Eine große Herausforderung: Sicherheit gewährleisten und Verletzungsgefahren minimieren, wenn Mensch und Maschine miteinander arbeiten. Diese kollaborativen Roboter müssen daher über eine ganz neue Eigenschaft verfügen: Durch intelligente Sensorik müssen sie viel stärker als bisher auf ihre Umgebung und die jeweilige Situation reagieren können. TÜV SÜD ist an interessanten Forschungsprojekten in diesem Umfeld beteiligt.

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Übrigens: Die Digitalisierung macht auch vor dem TÜV SÜD Journal nicht halt. Jetzt downloaden unter www.tuev-sued.de/journal Seit mehr als zwei Jahren können Sie die einzelnen Ausgaben auch als App auf ihren Android- oder iOS-Tablets lesen. Nun haben wir die App einem optischen Relaunch unterzogen: Die digitale Variante unseres Kundenmagazins bietet Ihnen jetzt noch mehr zusätzliche Features, Hintergrundinfos und Übersichtlichkeit. Viel Spaß beim Lesen! Mit freundlichen Grüßen

Dr.-Ing. Axel Stepken Vorsitzender des Vorstands der TÜV SÜD AG

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Inhalt

#06

TITELSTORY Wie intelligent sind die neuesten Roboter? Besuch in einem Forschungslabor in Genua.

Auf die

Auf dem

Auf den

PROBE

WEG

PUNKT

Was treibt Menschen weltweit um? Wir nehmen technische und gesellschaftliche Entwicklungen unter die Lupe.

Die Welt von morgen im Blick: Diese Innovationen könnten schon bald unser Leben prägen.

Nachgefragt! Unsere »Mehrwert«-Seiten machen komplexe Zusammenhänge leicht verständlich.

#16 Schlüsseltechnik Regelmäßig werden wir aufgefordert, unsere Identität nachzuweisen. Methoden dafür gibt es viele: von der Unterschrift bis hin zur Spracherkennung. Ein Überblick.

#22 Unter Strom Aufzüge, Theaterbühnen, Bierzelte, Fabriken – TÜV SÜD kümmert sich seit mehr als 100 Jahren um die Sicherheit elektrischer Anlagen. Eine Zeitreise.

#28 Hochwasser Duschen unterm Dach: Wie gelingt es, dass auch ganz oben in den höchsten Gebäuden der Welt noch Wasser mit genügend Druck aus dem Hahn kommt?

#18 Urbane Visionen Im Jahr 2050 wird der Großteil der Menschen in Metropolregionen leben. Als Reaktion auf die Betonflut holen Architekten und Stadtplaner die Natur zurück in die Städte.

#24 Skepsis überwinden Seit fünf Jahren sorgt die TÜV SÜD Stiftung dafür, dass junge Menschen sich für Naturwissenschaften begeistern. Ein Gespräch mit dem neuen Vorsitzenden Horst Schneider.

#30 Ratgeber Steinschlag Vom vorausfahrenden Laster fällt ein Kiesel – und schon ist es passiert: ein kleiner Sprung in der Scheibe, aus dem schnell ein Sicherheitsrisiko werden kann. Fünf Tipps.

#4 TÜV SÜD im Bild #14 5 Minuten mit TÜV SÜD

#21 Vor Ort #31 Termine/Impressum

#32 5 Minuten mit TÜV SÜD #34 Zu guter Letzt TÜV SÜD Journal 3


TÜV SÜD im Bild

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TÜV TÜV SÜD SÜD im im Bild Bild

Runde um

RUNDE Der röhrende Sound ihrer Motorräder lässt bei Bikern das Herz höherschlagen: Ducati ist einer der bekanntesten Motorradhersteller der Welt. Die Traditionsmarke aus dem italienischen Bologna macht seit Jahrzehnten mit ihren Maschinen Furore. Einer ihrer Helden ist Chaz Davies. Der 1987 geborene Brite mit der Startnummer 7 fährt mit seinem Superbike bei internationalen Rennen regelmäßig auf einen der vorderen Plätze. Bei so viel PS und hochgezüchteten Motoren werden die wenigsten Menschen an Nachhaltigkeit denken. Dabei setzt das Unternehmen Ducati auch hier Maßstäbe: TÜV SÜD hat die Produktionsstätten und Teststrecken des Unternehmens nach der Umweltnorm ISO 14.001 zertifiziert. Dabei wurden Energieeffizienz- und Emissionswerte ebenso unter die Lupe genommen wie der Umgang mit Chemikalien und Notfallplänen. Damit hat der Motorradhersteller auch abseits der Rennstrecken die Nase vorn. Mehr Infos: www.tuv.it TÜV SÜD Journal 5


Titelstory

Ein Roboter, so intelligent wie ein Mensch. Noch ist dies eine Zukunftsvision, aber eine, die Schritt für Schritt wahr werden soll. Mit seinem »iCub« will der italienische Robotik-Experte Giorgio Metta nicht weniger als das menschliche Gehirn kopieren. Ein Laborbesuch in Genua. Text & Fotos: Timour Chafik

SCHAU IN DIE KLEIN iCub ist eine Schöpfung von Giorgio Metta (rechts). Das Roboterkind hat 29 Zwillingsbrüder in Laboren auf der ganzen Welt.

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S

o wie Signore Giorgio Metta neben dem Kleinen steht, wird er ihm bestimmt gleich zärtlich über den glänzenden Plastikkopf streicheln. Vielleicht zieht er ihm später sogar lange Kniestrümpfe um die kalten Metallbeine. Das machen stolze Väter doch: sich um ihre Töchter und Söhne kümmern, sie liebkosen, ihnen Trost spenden, sie füttern, in den Schlaf wiegen. Und wenn sie dann älter sind, das Gehen mit ihnen üben. Wobei – laufen kann er ja schon, der Kleine. Auf glattem Linoleumboden hat er seine ersten zaghaften Schritte in grellem Licht getan. In seinem Rücken steckte dabei ein daumendicker Schlauch, der sich in einer Phalanx aus Hochleistungsrechnern verliert, die jede noch so kleine Bewegung aufzeichnen und analysieren. Auch das machen stolze Väter schließlich so. Das Wachsen und die


Titelstory

MEHR ZUM THEMA

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MIR AUGEN, ER! Fortschritte der Kinder in Bild und Ton für die Nachwelt festhalten. Um dann, wenn die lieben Kleinen aus dem Gröbsten raus sind, stolz sagen zu können: »Ich habe schon immer gewusst, dass mal was aus ihm wird.« Giorgio Metta, 45, sagt stattdessen über seinen Kleinen: »Eigentlich ist er ziemlich dumm« und streicht ihm dabei sanft über das metallene Schultergelenk. Der Junge hat die Augen geschlossen, hängt wie eine Marionette schlaff in einem Gestell aus Stahl und Gurten, und man kann nur hoffen, dass das Kind diese Gemeinheit nicht gehört hat. Aus seinem Torso leuchtet es leicht bläulich. Gezeugt im Open-Source-Verfahren

Giorgio Metta hat ein Roboterkind. Um genauer zu sein: Er hat 30 Roboterkinder, die alle iCub heißen und auf Institute in Tokio, München, Genua, London, Pa-

ris oder Chicago verteilt sind. iCub: Der Name ist eine Anlehnung an das »Dschungelbuch«, in dem die Tiere dem Menschenjungen Mowgli den Namen »man cub« geben, was so viel heißt wie »menschliches Jungtier«. Giorgio Metta liebt fantastische Geschichten. Als Jugendlicher hat er Unmengen an Science-FictionLiteratur verschlungen. Seit 2001 schreibt er selbst Zukunftsgeschichte. Um die Jahrtausendwende arbeitete er als Gastforscher in den USA am Massachusetts Institute of Technology und beschloss, einen Humanoiden zu bauen, ein künstliches Wesen, das lernen kann wie ein Mensch. Er rief seinen ehemaligen Professor Giulio Sandini an, berichtete ihm von dieser Idee. Er wollte ein künstliches Kind schaffen, eines, dem Eltern und Lehrer die TÜV SÜD Journal 7


Titelstory

»Der Mensch hat schon immer davon geträumt, einmal eine

einzunehmen.« – Robotik-Wissenschaftler Giorgio Metta

Seite an Seite Zwischen Mensch und Roboter verlief in japanischen Fabriken bis vor kurzem ein Schutzzaun – aus Sicherheitsgründen. Heute dürfen beide Seite an Seite arbeiten – auch dank des Prototypen CR-35i, den die FANUC Gruppe entwickelt hat. TÜV SÜD Japan hat nun die funktionale Sicherheit der Steuereinheit dieses kollaborativen Roboters geprüft und zertifiziert. CR-35i ist mit Sensoren ausgestattet und kann auf engstem Raum mit seinem Bedienpersonal zusammenarbeiten. Kommt es zum Kontakt mit einem Menschen, stoppt die Maschine sofort. Der CR-35i soll künftig schwere Arbeiten in der Fahrzeugindustrie, im Maschinenbau und in der Elektro- & Elektronikindustrie erledigen.

Bella Macchina: Die Skizze von iCub erinnert an Zeichnungen von Leonardo da Vinci.

Durch Ballspielen verbessert das Roboterkind seine Motorik.

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Titelstory

DR REI BÜCHER, EIN THEMA A: KÜN NSTLIC CHE IN NTEL LLIG GENZ Developmental Robotics Robotik-

Artificial Intelligence Das Standard-

Professor Angelo Cangelosi und Psychologie-Professor Matthew Schlesinger behandeln die Frage, wie sich kognitive Muster von Kindern auf Roboter übertragen lassen. MIT-Press, 410 Seiten

werk, um einen Überblick über den Forschungsstand zum Thema künstliche Intelligenz zu bekommen, von IT-Professor Stuart Russel und Google-Forscher Peter Norvig. Pearson, 1.132 Seiten

Welt erklären, das aber selber in der Lage ist, aus einer Summe von Einzelinformationen und Einzelteilen etwas Größeres zu schaffen. Kein Fleisch. Kein Blut. Nur Technik. »Ich habe fest daran geglaubt, dass wir es schaffen, einen Roboter nach menschlichem Vorbild zu bauen«, sagt er. Er wollte iCub nicht im Geheimen entwickeln, nicht hinter fest verschlossenen Türen in einem hohen Elfenbeinturm, sondern in einem Open-Source-Verfahren: Alle Codes, alle Pläne, alle Forschungsergebnisse wurden und werden veröffentlicht und stehen der Wissenschaft frei zur Verfügung. Die EU hatte das damals noch »Robotcub« genannte interdisziplinäre Projekt mit 8,5 Millionen Euro finanziert, drei Jahre später begannen Hunderte Forscher damit, den kindlichen Humanoiden zu bauen. Ist künstliche Intelligenz ein Leben?

Heute kommen Forscher und Interessierte aus aller Welt zu Giorgio Metta, dem Direktor der »iCub-Facility« in Genua, um der künstlichen Intelligenz einmal die Hand zu schütteln, ihr in die Augen zu schauen oder mit ihr Ball zu spielen. Wer sehen möchte, wie sie eine Plüschkrake oder eine rote Plastikkugel greifen kann, wie sie auf einem Bein balancierend das Gleichgewicht halten kann, der fährt knappe zwölf Kilometer hinaus aus der italienischen Hafenstadt, immer Richtung Norden. Es geht enge Serpentinen hoch, vorbei an Wohnblocks aus den Siebzigerjahren, auf deren Balkonen bunte Wäsche flattert. Bald entdeckt man einen hellbraunen Betonquader mit sieben

Stockwerken, der sich in den Hang drückt. Von außen sieht man dem Gebäude nicht an, dass es eine der bedeutendsten Forschungseinrichtungen Italiens beherbergt: das Istituto Italiano di Tecnologia. Drinnen, auf Etage 5, wird eifrig hinter Glaswänden an der Menschmaschine iCub gearbeitet. Hier hat Giorgio Metta sein winziges Büro, an dessen Wänden sich kleine Kinderzeichnungen seines leiblichen Sohnes Fabrizio mit riesigen Fotografien des iCub abwechseln. Überall liegen Metallhände, Metallgesichter, Metallarme. Hier ein Torso, dort eine einzelne Schulter, daneben starrt ein Augenpaar quer in die Luft, die Pupillen geweitet, damit möglichst viel Licht in die hochempfindlichen Kameras fällt. Immer wird geschraubt, gerebootet, upgedated, repariert und programmiert. Wenn die Techniker gut gelaunt sind, nennen sie die Roboter »cucciolo«, kleines Hündchen. Alternativ Bluey, Blacky oder Lilly, je nach der Farbe, in der die Maschinen leuchten. Wenn die Techniker noch besser gelaunt sind, spielen sie Ball mit ihnen. Das Leben eines Roboters scheint abwechslungsreich zu sein. Aber was heißt schon Leben? Das, was da neben Giorgio Metta steht, hat die Maße eines vielleicht drei- bis vierjährigen Kindes, ist 94 Zentimeter groß und 22 Kilogramm schwer. Es klimpert mit übergroßen Augen in die Welt, hat insgesamt 53 Freiheitsgrade, das heißt: frei wählbare Bewegungsmöglichkeiten, und ist damit weit gelenkiger als die meisten seiner anderen humanoiden Roboterkollegen. Wenn iCub morgens hochfährt, wenn die Technik also die Computer

C Cambridge Handb book of Artificial IIntelligence Die Hera ausgeber Keith Frankish und William M. Ramsey lassen W kkünstliche Intelligenz von Wisssenschaftlern unterschiedlichstter Disziplinen beleuchten. University Press, 366 Seiten U

Intelligente Roboter: Mensch gegen Maschine Elf Fußballspieler gegen zehn Roboter auf dem Spielfeld - mit Unterstützung von TÜV SÜD ist ein solches Training bald möglich. Intelligente Segways, denen die Taktik eines FC Bayern oder Real Madrid einprogrammiert werden kann, werden das Training der Fußballklubs künftig enorm verbessern. Die Segways spielen dabei wie echte Spieler: ausweichen, Räume zustellen, verteidigen. »Viele Vereine sind interessiert an dem System. Aber erst, wenn die Sicherheit zertifiziert ist«, so Dr. Detlev Richter von TÜV SÜD. Das Problem: Wo Roboter so eng mit Menschen zusammenarbeiten, müssen sie »intelligent agieren« – zum Beispiel feste Sicherheitsabstände zu den Spielern einhalten, damit niemand verletzt wird. Daher untersucht TÜV SÜD derzeit, wie ein solches System komplex vernetzter Sensoren zertifiziert werden kann. Eine Erfahrung, die nach dem Fußballfeld auch auf Industrieanlagen übertragen werden kann: Denn auch hier wird die Zusammenarbeit zwischen Robotern und Menschen in den kommenden Jahren zunehmen.

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Titelstory

Gelenkprobleme? Bei Robotern lassen sie sich meist ganz einfach im Hand- und Schraubenumdrehen lösen.

anschaltet, dann legt es seinen Kopf in den Nacken, verdreht die Augen und breitet die Arme weit aus, so als wolle es sagen »Fang mich!«. Dabei gibt es ein leises Surren von sich, fast ein Atmen. Ist das schon Leben? Das Hirn kopieren und verstehen

Um diese Frage zu beantworten, hat Metta den iCub gebaut. »Der Mensch hat doch schon immer davon geträumt, selbst eine Schöpferrolle einzunehmen«, sagt er. »Er trug schon immer die Idee in sich, Leben zu schaffen aus etwas, das selbst nicht lebt«, philosophiert er, um gleich darauf wieder zum Wissenschaftler zu werden: »Wir konstruieren, bauen, schaffen etwas und verstehen durch unser Schaffen seine Funktionen. 10 TÜV SÜD Journal

Wenn wir also künstliche Intelligenzen schaffen, dann ermöglichen wir uns damit auch einen tieferen, besseren Einblick in die menschliche Intelligenz.« Der Mensch, genauer sein Denkorgan, wird in Mettas Arbeit damit zum Vorbild und zum Forschungsobjekt gleichermaßen. Der Institutsdirektor versucht, das Gehirn zu kopieren und es durch die Kopie zu verstehen, um dann im Roboter bestimmte Fähigkeiten zu reproduzieren. Er weiß genau, dass er sich damit eine schier unlösbare Aufgabe vorgenommen hat: »Was Flexibilität, Bewegungskontrolle und Anpassungsfähigkeit angeht, ist unser Gehirn unschlagbar – es ist letztlich das beste Beispiel eines funktionierenden, kognitiven Systems in

der Natur«, sagt er. »Maschinen sind da unglücklicherweise recht beschränkt.« Während er das sagt, schaut einer der vier iCubs im Institut ein bisschen ernst. Er versucht, nach einem roten Plastikball zu greifen, und weil der Versuch irgendwie nicht gleich so gelingt, wie es die Algorithmen vorsehen, gehen die mit roten Leuchtbalken nachempfundenen Augenbrauen nach unten. Vielleicht konzentriert es sich auch nur, das Roboterkind, auf jeden Fall arbeitet es in ihm. Nach außen spiegelt sich das in einer simplen Mimik wider, in der der normale Mensch, der ihm dabei gegenübersteht, etwas mehr entdecken kann: einen Hauch Menschlichkeit. Ein ganz klein wenig Emotion steckt ja doch in der Maschi-


Titelstory

iCub kann sich hängen lassen. Der Roboter hat erst einmal Pause. Mitarbeiter von Giorgio Metta verbinden ihn mit Analysecomputern.

»Die erste Interaktion mit dem Roboter hat mir ein

vermittelt.« – Giorgio Metta, Leiter der iCub-Facility, Genua

ne, denkt man. Man will ihr beistehen, ihr beibringen, den Ball zu greifen, und denkt weiter: »Es strengt sich doch so an, das Roboterkind, es bemüht sich doch so«, und empfindet auch noch einen Hauch Mitgefühl. Künstliche Intelligenz im Wandel

Giorgio Metta drückt es wissenschaftlich aus, er nennt es »Embodied Cognition« und meint damit den Ansatz, wonach das Gehirn nicht mehr als abstrakter Informationsprozessor gesehen wird: »Wenn wir eine Intelligenz entwickeln wollen, die kompatibel ist mit der unseren, dann braucht diese eine dem Menschen ähnliche Verpackung.« Die »Intelligenz der alten Zeit« war eher eine körperlose, sagt er, eine, in der der Computer nur das logi-

sche Denken übernimmt und Ergebnisse liefert – völlig unabhängig von der Hülle. »Die künstliche Intelligenz der Neuzeit ist anders, sie ist ein Eingeständnis, dass wir einen Körper brauchen, um logisch zu denken, um mit unserer Umwelt zu interagieren.« Die künstliche Intelligenz der Neuzeit ist noch viel mehr: Verpackt in die menschliche Hülle eines Kleinkindes, weckt sie den Beschützerinstinkt seines Gegenübers. Der Mensch spricht deutlicher, langsamer, erklärt geduldiger, weil er instinktiv von einem Kind weniger komplexe Fähigkeiten erwartet als von einem Erwachsenen. Gut für den Roboter, der so über seine immer feinere Sensorik und Algorithmik lernen kann. »Als ich das erste Mal einen meiner Roboter auf meine Be-

wegungen reagieren sah, war ich völlig baff«, sagt Giorgio Metta. »Er interagiert mit mir! Das war ein Gefühl von Leben.« Sein Sohn allerdings sieht das anders. Sein richtiger Sohn, Fabrizio. Als der drei Jahre alt war, nahm sein Vater ihn mit ins Istituto Italiano di Tecnologia und stellte ihm einen der ersten iCubs vor. Für den Jungen eine Enttäuschung: »Der antwortet gar nicht, der ist überhaupt nicht echt«, flüsterte er seinem Vater ins Ohr. Echte Menschen sind eben anders als Roboter. So erfrischend unberechenbar.

Mehr Infos zum Thema: www.tuev-sued.de/roboter-und-robotersteuerungen

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Standpunkt

Rolf Pfeifer gilt als Robotik-Guru. Bis zu seiner Pensionierung leitete der Mathematiker und Physiker das Labor für künstliche Intelligenz an der Universität Zürich. Nun forscht der 68-Jährige in Japan an der Universität Osaka an »Roboy«. Ein solcher Roboter soll für das Wohl der Gäste sorgen in der Bar, die er eröffnen will, wenn er tatsächlich einmal in den Ruhestand geht. Aber daran denkt er noch nicht. Herr Professor Pfeifer, es gibt bereits Autos, die sich selbst steuern, und Maschinen, die an der Börse handeln: Technische Systeme können immer mehr und sind uns in einigen Bereichen sogar überlegen. Müssen wir Angst um unsere Jobs haben? In der Tat gibt es sehr viele Einzeltätigkeiten, die Maschinen besser und schneller erledigen als Menschen. Zudem machen sie keine Fehler und ermüden nicht. Sie haben also sehr viele Vorteile, und wir profitieren davon. Deshalb glaube ich aber nicht, dass wir uns sorgen müssen. Im Gegenteil, wir können sogar froh darüber sein. Ist die Angst, ersetzbar zu sein, unbegründet? Zumindest ist sie nicht rational begründet. Natürlich brauchen wir den Menschen für gewisse Tätigkeiten nicht mehr. Aber wir brauchen ihn für andere Dinge. Schließlich muss irgendjemand die Maschinen erfinden, bauen, warten und überwachen. Ist der Roboter, der alles kann, bald Realität? Meint man damit einen Roboter, der über menschliche Fähigkeiten verfügt, lautet die Antwort ganz klar: nein. Denn dann müsste er Durst und Hunger empfinden können, Emotionen zeigen und merken, wie seine Verdauung funktioniert. Er müsste von seiner Physiologie gleich sein wie der Mensch. Das wird er aber nie sein. Weil der Verstand einen Körper braucht, um sich entfalten zu können? Genau. Evolutionsgeschichtlich gesehen, hat sich Intelligenz immer als Teil eines Organismus entwickelt. Unser 12 TÜV SÜD Journal

KEINE Roboter werden uns


Standpunkt

PUNKT »Roboter brauchen einen Körper, um intelligent mit der Umwelt interagieren zu können.«

Gehirn ist Teil unseres Körpers, der in Beziehung zur Umwelt steht und mit ihr interagiert. Die Kommunikation mit der Umwelt geschieht über unseren Körper, im Gehirn werden die Informationen verarbeitet. Der von Ihnen entwickelte humanoide Roboter »Roboy« hat einen Körper, Gesichtsausdrücke, kann winken und Hände schütteln. Das stimmt. Trotzdem fehlt noch einiges. Manipulationsfähigkeiten zum Beispiel oder die soziale Interaktion. Wir haben Sprache, können Mimik und Körpersprache interpretieren und entsprechend darauf reagieren. Roboter können das bisher nur sehr beschränkt. Lässt sich die menschliche Fähigkeit, lernen zu können, auf Roboter übertragen? Grundsätzlich können Roboter, die über eine entsprechende Sensorik verfügen, etwas über ihre Umwelt lernen. Und das müssen sie sogar. Weil Sensoren eine wichtige Voraussetzung sind für die sichere Zusammenarbeit von Mensch und Maschine? Richtig. Herkömmliche Industrieroboter, die zum Beispiel Autos zusammenschweißen, haben keine Sensoren und sind deshalb nicht für die Interaktion mit dem Menschen gemacht. Sensible Roboter dagegen sind gesellschaftsfähig. Selbst wenn sie mit einem Menschen zusammenstoßen, passiert nicht viel, schon weil ihre Oberfläche weich und nachgiebig ist.

ANGST er Leben bereichern

Werden in naher Zukunft bei uns zu Hause Roboter den Tisch decken und die Fenster putzen? Ich bin überzeugt, dass Roboter künftig Teil unseres Lebensraums und unseres Alltags sein werden. Ob das dann humanoide Roboter sind oder spezialisierte Maschinen, ist eine offene Frage. Ich glaube auch, dass wir uns daran gewöhnen werden und dass es uns angenehm sein wird, mit Robotern zu leben. TÜV SÜD Journal 13


5 Minuten

Deutscher Weltmarktführer TÜV SÜD

Leitfaden für leichteren weltweiten Marktzugang

TÜV SÜD Japan prüft Medizinprodukte

TÜV SÜD wurde erneut in das »Lexikon der deutschen Weltmarktführer« gewählt. Auf über 700 Seiten stellt das Buch, das im Frühjahr 2015 in einer kompletten Neuauflage erschien, deutsche Unternehmen vor, die in ihrer Branche zur Weltspitze gehören. Die Marke TÜV SÜD steht weltweit für unabhängige Prüf- und Zertifizierungsdienstleistungen, so die Autoren.

Der Markt für elektrische und elektronische Produkte ist international. Umso wichtiger ist es für Hersteller, die wichtigsten Zulassungsbedingungen der weltweiten Märkte zu kennen. Ein neuer Leitfaden von TÜV SÜD hilft dabei, sich schnell und übersichtlich über alle relevanten Regelungen zu informieren. Das E-Book steht kostenlos unter www.tuv-sud.com/gmaguide zum Download bereit.

TÜV SÜD Japan darf jetzt auch die sogenannten speziell kontrollierten Medizinprodukte, also Medizinprodukte der Klasse III, für den japanischen Markt zertifizieren. Das Unternehmen ist eine von nur zwei akkreditierten Zertifizierungsstellen, die vom japanischen Gesundheitsministerium benannt wurden. Damit weitet TÜV SÜD seine Services für den weltweiten Gesundheitsmarkt aus.

boris.gehring@tuev-sued.de

heidi.atzler@tuev-sued.de

kosuke.shirako@tuv-sud.jp

Weltweit vergleichbare Verbrauchsstandards für Autos

Bessere Vergleichbarkeit, mehr Praxisnähe, ein Standard für alle: Das sind die Ziele der Worldwide Harmonized Light Vehicle Test Procedure – kurz WLTP. Der neue globale Emissions- und Verbrauchsstandard wird schrittweise ab 2017 in der EU und vielen anderen Staaten eingeführt und löst in Europa den Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) als Standard für die Zulassung neuer Fahrzeugmodelle ab. TÜV SÜD als einer der größten Anbieter von Dienstleistungen rund um die Homologation von Fahrzeugen hat sich in seinen Abgaslaboren in Deutschland und Tschechien bereits auf den neuen Zyklus vorbereitet. Die wichtigsten Unterschiede zwischen dem neuen WLTPStandard und dem alten NEFZ: eine Fahrzeugeinteilung nach Gewichts- und Leistungsklassen, höhere Geschwindigkeiten, längere Prüfzeit, dynamische Fahrprofile und fahrzeugspezifische Schaltpunkte. Das erleichtert die weltweite Homologation und macht die Fahrzeuge besser vergleichbar. Mit dabei sind bisher unter anderem die EU-Staaten, China, Indien, Japan und Südkorea, Russland und die Türkei. pascal.mast@tuev-sued.de

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Ultraschalltomografie für besondere Prüfaufgaben Komponenten in Fabriken, Industrieanlagen und Kraftwerken müssen regelmäßig überprüft werden. Bestehende Verfahren zur zerstörungsfreien Prüfung beispielsweise auf Ultraschallbasis stoßen bei vielen Komponenten aber an ihre Grenzen, zum Beispiel Per Ultraschalltomografie lassen sich weil die Bauteile immer komplizierter werden. Aus diesem Grund müssen Komponenten wie Industriearmaturen, druckführende Rohre untersuchen, die bisher nicht optimal oder Dampfkessel zur Sicherstellung zugänglich und prüfbar waren. eines vernünftigen Weiterbetriebes auf eine andere, individuellere Weise geprüft werden. TÜV SÜD hat nun eine hoch entwickelte Ultraschalltomografie (Sampling Phased Array) für besondere Prüfaufgaben und einen praxisnahen Einsatz entwickelt. Anhand der Ergebnisse können Befunde wesentlich besser als bisher identifiziert und bewertet werden. Das neuartige Prüfsystem entstand aus einer Kooperation von TÜV SÜD mit dem Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren und I-Deal-Technologies, Saarbrücken.

KOMPONENTEN

hans-christian.schroeder@tuev-sued.de


5 Minuten

Kaum Regeln für private Smartphone-Nutzung Viele Arbeitnehmer nutzen dienstliche Geräte wie Laptop oder Smartphone auch privat – aber die wenigsten Unternehmen haben dazu Regeln. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse des TÜV SÜD Datenschutzindikators. »Es besteht akuter Handlungsbedarf«, so Rainer Seidlitz, Prokurist bei der TÜV SÜD Sec-IT GmbH. »Denn die Verwendung eiim Unternehmen: selbst testen niger Applikationen kann den Zugriff auf unter www.datenschutzindikator.de sensible Daten zur Folge haben, da dem Anbieter häufig sehr viele Rechte eingeräumt werden. Unternehmen sollten deshalb wirksame Compliance-Regeln festlegen und ihre Mitarbeiter entsprechend informieren.« Wer nachhaltige und angemessene technische und organisatorische Maßnahmen zum Datenschutz festlegt, setzt zudem eine wichtige gesetzliche Bestimmung um.

Stadtwerke Japan vertrauen auf TÜV SÜD

DATENSCHUTZ

rainer.seidlitz@tuev-sued.de

Minuten mit TÜV SÜD Lob für technische Überwachung Unabhängige Prüfungen von gefährlichen technischen Anlagen sorgen in Deutschland für ein beispielhaftes Sicherheitsniveau. Das geht aus dem Anlagensicherheits-Report 2015 hervor, den der Verband der TÜV e.V. Ende April 2015 veröffentlichte. Als bedenklich bezeichnen die Prüfexperten allerdings die hohen Mängelquoten bei Aufzugsanlagen und die große Zahl an Aufzügen, die der Prüfpflicht nach wie vor entzogen werden. Experten gehen heute von etwa 660.000 überwachungsbedürftigen Aufzügen in Deutschland aus, von denen im Jahr 2014 nur rund 508.000 Anlagen von den Betreibern zur Prüfung angemeldet wurden. Der Anlagensicherheits-Report umfasst die Ergebnisse der regelmäßigen und unabhängigen Prüfungen durch die zugelassenen Überwachungsstellen an Aufzügen, Druckanlagen und Anlagen, von denen eine Explosionsgefahr ausgeht (Ex-elh-Anlagen).

TÜV SÜD berät die Stadtwerke Japan, eine neu gegründete Tochter des japanischen Unternehmens West Holdings. Ein entsprechender Vertrag wurde im März 2015 zwischen Toshihisa Nagashima (West Holdings), Volker Blandow, Global Head of e-Mobility der TÜV SÜD AG, und Dr. Andreas Stange, Geschäftsführer von TÜV SÜD Japan, abgeschlossen (siehe Foto). Die Beratung ist zunächst auf ein Jahr angelegt und umfasst Themen wie neue Geschäftsmodelle, die dezentrale Energieversorgung und die Bewertung von Technologie-Optionen. Das Kerngeschäft der neu gegründeten Stadtwerke Japan ist die Entwicklung einer dezentralen Verwaltung von städtischen Infrastrukturen, zunächst vor allem im Bereich der Energieversorgung. Weitere typische Infrastrukturen für die Grundversorgung der Bevölkerung wie die Wasserversorgung und -entsorgung, die Abfallbeseitigung oder die Nahwärmeversorgung sollen folgen. Der Anlass für die Gründung der Stadtwerke Japan durch West Holdings ist die anstehende Liberalisierung des japanischen Energiemarktes, die Zielsetzung des neuen Unternehmens ist allerdings weiter gefasst. volker.blandow@tuev-sued.de

Schulung für Offshore-Windenergie Taiwan investiert in den Ausbau von Offshore-Windenergie: Bis zum Jahr 2030 sollen insgesamt 600 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3.000 Megawatt in Betrieb gehen. Die erforderlichen Messungen an den Anlagen und Windparks sollen Experten des taiwanesischen Metal Industries Research & Development Center (MIRDC) in Kaohsiung übernehmen. Dabei werden in der Regel Leistungskennlinien, Belastungsgrenzen und Schallemissionen nach internationalen Normen und Richtlinien gemessen. Um den Ausbau der Offshore-Windenergie in Taiwan zu beschleunigen, führt TÜV SÜD im Auftrag des MIRDC ein breit angelegtes Schulungsprogramm durch, in dem sich Vertreter von Behörden, Herstellern, Windparkbetreibern und anderen Marktteilnehmern über Inhalt und Anwendung von internationalen Normen und Standards für die Offshore-Windenergie informieren können. Das Programm ist auf zwei Jahre angelegt und umfasst unter anderem die Entwicklung und Implementierung von Prüf- und Zertifizierungsprozessen sowie Schulungen der Teilnehmer in Taiwan und Deutschland.

johannes.naeumann@vdtuev.de martin.webhofer@tuev-sued.de

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Auf die Probe

AUF DIE PROBE TITÄT #16 IDEN ISEN NACHWE ENDE #18 BLÜH STÄDTE

SCHLÜSS Jeder Mensch ist einzigartig. Seine Identität ist in den Augen, der Stimme und vielen sogenannten biometrischen Daten mehr festgeschrieben. Machen diese Merkmale bald Schlüssel und Zahlencodes überflüssig?

W

enn in Japan jemand Bargeld braucht, wird er für gewöhnlich handgreiflich. Dann hält er am Bankautomaten die Hand vor einen Scanner, die Maschine erkennt, mit wem sie es zu tun hat, und spuckt den gewünschten Betrag aus. Biometrische Erkennungsverfahren wie diese Handvenenerkennung oder die Frei-

GESICHTSERKENNUNG Kameras tasten mit Lichtstreifen das Gesicht ab und errechnen eine exakte virtuelle Nachbildung. Aus einem 3D-Gesichtsscan erzeugt das System Vektorpunkte, die zur Identifikation der erfassten Person benutzt werden. Die Daten eignen sich zum Einloggen in Computernetzwerke – und künftig vielleicht bei Grenzkontrollen.

schaltung von Smartphones über einen Fingerabdruckscan halten nach und nach Einzug in den Alltag und ersetzen Schritt für Schritt gewohnte Identifikations- und Legitimationsmethoden wie Zahlencodes oder Türschlüssel. Aber wie sicher sind die gängigsten neuen Verfahren? Für welche Anwendungen sind sie geeignet? Und wie funktionieren sie? Ein Überblick.

FINGERABDRUCK Jeder Fingerabdruck ist ein Unikat. Trotzdem eignet er sich zum IdentitätsCheck nur eingeschränkt – denn er kann, zum Beispiel von der Oberfläche eines Tablet-Screens, kopiert und vervielfältigt werden. Um dies zu verhindern, arbeiten moderne Geräte mit unterschiedlichen biometrischen Sensoren. Diese liefern ein Bild der Papillarlinien und führen mit Ultraschall oder Infrarotstrahlen eine Lebenderkennung durch. Die Scanner können je nach Sicherheitsstufe einen oder auch alle zehn Finger auslesen. Fingerabruckverfahren sichern dabei zunehmend auch Datenträger wie Festplatten und Sticks.

HANDVENEN-ERKENNUNG Das Muster der Venen in Händen und Fingern liefert ebenfalls eine unverwechselbare Datenkombination. Ein Infrarotscanner »liest« Handrücken, Fingervenen oder Handinnenflächen aus. Das Besondere: Das sauerstoffarme Blut in den Venen absorbiert die Strahlung mehr als das umliegende Gewebe. Daraus ergibt sich ein individuelles Muster, das mit dem gespeicherten Referenzmuster abgeglichen wird. Das Verfahren eignet sich zum Beispiel besonders gut für schmutzige Umgebungen (z. B. Werkstätten) und gilt als sehr schwer zu fälschen – es funktioniert nur bei pulsierendem Blutkreislauf.

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Auf die Probe

ELTECHNIK T DNA-ANALYSE Die DNA-Analyse ist die genaueste Identifikationsmethode überhaupt und eines der wichtigsten Instrumente bei der Aufklärung von Straftaten. Die Überführung von Tätern gelingt häufig nur durch die Untersuchung des »genetischen Fingerabdrucks«. Im medizinischen Alltag wird diese Methode eingesetzt, um z. B. die Abstammung von Kindern exakt zu bestimmen (»Vaterschaftstest«) oder um herauszufinden, ob ein Patient eine genetisch bedingte Veranlagung für bestimmte Krankheiten hat.

STIMMERKENNUNG Während sich viele Authentifizierungsmethoden auf sichtbare Merkmale beziehen, misst die Stimmerkennung nichtvisuelle Eigenschaften. Das Frequenzmuster des Sprechers vergleicht das System mit bestehenden Mustern. Zwar ist diese Methode anfällig für Störungen durch Hintergrundgeräusche, doch gilt sie derzeit als eine der sichersten Möglichkeiten der Identitätsüberprüfung. Bei guter Verbindung erlaubt die Technik auch eine Identifzierung am Telefon.

IRIS-SCAN Dass das menschliche Auge einmalig ist und mehr Merkmale enthält als der Fingerabdruck, wissen Kinobesucher spätestens seit dem James-Bond-Film »Sag niemals nie« von 1983. Rund 260 individuelle Merkmale erkennen moderne Verfahren. Und so funktioniert‘s: Nach dem Scannen übersetzt ein Algorithmus die Digitalbilder der Regenbogenhaut in numerische Werte, die mit einem Referenzdatensatz verglichen werden. Das Risiko einer Fehlidentifikation liegt nahe null – selbst eineiige Zwillinge haben kein identisches Irismuster. Irisscanner kommen häufig in Hochsicherheitsbereichen wie z. B. in Forschungslaboren oder Rechenzentren zum Einsatz. Aber Vorsicht! Unknackbar ist auch der Iriscode nicht. Oft genügen bereits gute Fotoaufnahmen einer Iris, um Scanner auszutricksen.

UNTERSCHRIFT Hat die gute alte Unterschrift bald ausgedient? Vermutlich nicht – obwohl sie kein besonders sicherer Identitätsnachweis ist und relativ leicht gefälscht werden kann. Dafür hat sie einen entscheidenden Vorteil: Zur Legitimation genügen ein Stift und ein Blatt Papier.

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Auf die Probe

e vor kurzem di hina, meldete n de st, hat in Washing ton Po s 2013 mehr Ja hren 2011 bi als die USA im Beton verbaut R iesenhrhunder t. Das Ja . 20 n te m gesa l w ie noch sich so schnel t er nd rä ve h reic 400 Milichte: Mehr als ch es G er in se in nie nächsten werden in den n se ne hi C n lione etropolen Land in die M m vo n te hn ze Ja hr ierung hat atrend Urbanis eg M er D . en zieh . Ja hrhunerfasst – das 21 na hi C r nu t nich hunder t der tweit das Ja hr el w d ir w rt de ebenfa lls s zeichnet sich ne ei nd U . te w ird, ja Städ en Megastädten es di In : ab n scho adt und NaBalance von St ue ne ne ei s us m ißt: zurück Die Maxime he n. he te ts en r tu klungszur Natur! lem die Ent w ic Es sind vor al n die urbaländer, in dene n le el hw Sc d un Ja hr 2050 sant wachsen. Im ra en tr en Z n ne Menschen un Milliarden ne nd ru n de er w e Mehrheit lkern, die groß vö be e rd E e di tischen Bald dann in städ ir w n ne ih n vo hon heute leben. Doch sc en m äu sr ng lu en Regionen achstum in viel W es es di t öß st Stichworte e Grenzen. Die in se an t el W r de belastung, skol laps, Smog hr ke er V : en ut la rauch. Nach en, Energieverb on si is m -E O C 2 Nat ionen der Vereinten n ge un hn ec er B ionen rund e Metropolreg verschlingen di obwohl sie r Ressourcen – drei Viertel alle che bedet der Erdoberflä nur drei Prozen ch Zencken. ädte jedoch au Zugleich sind St so des zialen schrit ts und tren des Fort ung und Begünstigen Bild Wandels. Sie be ultur, zivilirtschaft und K schäftigung, W Ent w ickund politische gesellschaft liche entw ickeln iff auf morgen lung. Im Vorgr ner, A rchiichen Stadtpla und verw irkl schon heute issenschaft ler tekten und W der Zukunft w ie die Stadt kü hne Ideen, ch weltweit te. Einer der si aussehen könn Rea ktion Trends ist eine abzeichnenden noch zu t und den kaum auf die Betonflu d in MetLogistikaufwan bewältigenden lt das Grün Der Mensch ho ropolregionen: D Journa l Städte. TÜ V SÜ zurück in die e Stadtlak auf das grün wag t einen Blic Trends beim grüne Designbor Singapur, -Vision w ie und eine Öko Hochhausbau . nce Fiction-Film aus einem Scie

C

18 TÜV SÜD Journal

A B R U I S I V


Auf die Probe

Werden die Metropolen der Zukunft eine lebenswerte Balance zwischen Beton und Botanik finden? Das Hotel Park Royal on Pickering in Singapur ist ein gelungenes Beispiel dafür (Bild links). Die FraunhoferGesellschaft sucht mit ihrem Forschungsprojekt »Morgenstadt« (Illustration unten) nach Antworten – zum Beispiel auf die Frage, wie wir es in Zukunft schaffen, verfügbare Flächen sinnvoll zu nutzen?

LABOR an der SüdGRÜNES at kleine Stadtsta

E N A N E ION e schen auf der Erd n e M n e rd ia ill M uf rden neun n. Als Reaktion a le o p Im Jahr 2050 we o tr e M in n Mehrheit davo issenschaftler W d n u r e leben, die große n la tp d ta n Architekten, S die Betonflut hole in die Städte. ck rü zu e is e W e lfältig die Natur auf vie a Selig Text: Mar tin

Singapur, der Tropenlabor as, ist eine Art spitze Malaysi adtplanung. hitektur und St für grüne Arc pole ist das il lionen-Met ro In der 5,4-M t und ökoloNachhaltigkei Bemühen um en an vielen schon seit Ja hr gische Balance hliger Woln – trotz unzä Stel len zu sehe lt die Natur er Mensch ho ken kratzer. D hat sich in Betonw üste. So zurück in die e eine ganze en weniger Ja hr Singapur binn s Einkleiden kelt, die auf da Branche entwic rn speziavon Hochhäuse und Bepflanzen chw inden rs e Fassaden ve lisiert ist – grau toff prors anzen, die Saue hinter K letterpfl D n. ie Regieitze absorbiere duzieren und H ufforstung, ese vertikale A n Stadt rung förder t di in der gesamte ät it al qu ft Lu um die der DschunUnd nicht nur die zu verbessern. tschaft kehr t in ir w nd La e di tlicher gel, auch n Dächern öffen de uf A . ck rü denen Stadt zu leingärten, in K n he te ts en n und Gebäude arschaft Bohne hb ac N r de s au r Stadt Bürger ses Ackern in de ie D n. ue ba an Spinat reduzier t so ransport wege, d kann verkürzt die T beträcht lich un oß st us -A O zu ersetden C 2 mittelimporte ns be Le e ur te York, helfen, ßstädte w ie New ro G he ic tl es ben das zen. W l und Berlin ha ea tr on M , go ch entChica ebenfa lls für si g« in rm fa op »rooft Gär tdeckt. r aus Freude am nu ht ic n s da beim Und un, Team leiter ra B en eff St tschaft nern. für Arbeitsw ir ut it st In rfe ho r der Fraun d Mitbegründe un n io at is an rg und O tive, forrschungsinitia Fo «dt ta ns ge geord»Mor ichtigsten über w r de ne ei rt zunehmulie adtplaner und St e di , en ag Fr neten n Globus r rund um de ge ür B ch au d ügbare men ffen wir es, verf ha sc ie »W : bt ei umtr horizontal l zu nutzen – ol nv n si n he Fläc und vertikal?«

TÜV SÜD Journal 19


Auf die Probe

DESIGNung LEBENDäßEigS nz keit der Bepfla

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Zur Zweckm ns: Üpnheit des Desig kommt die Schö s Gesta ln spielt auch al pige Vegetatio ne immer für Gebäude ei tungselement spiel für Ein Musterbei größere Rol le. otel Park hhaus ist das H ein grünes Hoc Singaing, ebenfa lls in Royal on Picker rchitekw urde es vom A pur. Entworfen ng der unter Mit w irku turbüro Woha raz. Der tektin Shirin Ta deutschen Archi wn und ischen Chinato 89-Meter-Bau zw hat das Hotel-grau rtel dem Bankenv ie cht. Auf el-grün getaus ng hu sc gegen D n, die bagenen Balkone breit geschw un empf unsterrassen nach linesischen Rei Farne und hsen Pa lmen, den sind, wac lou: Die ökologische C Sträucher. Der ehr als Gebäude sind m riss. Grünflächen am nd wie dessen Gru elt pp doppelt so groß do t m Haus gedeih n de Soll heißen: A in t is oden. »Bislang im ie so viel wie am B w n o gebaut worde Tropen genaus raz. Stahl, Architektin Ta Westen«, sagt begont jetzt habe man Glas, Beton. Ers als eis« sche Hochhau nen, das »tropi . p zu erkennen genständigen Ty e Pioare eu ropä isch Eine verg leichb ischen n ie la ng dem ital inem nierleistung ge se it efano Boeri m hten Architekten St ec kr le«, dem sen Boe»Bosco Ver tica . nd den von Mai la 112 Wald im Nor d un peltürme, 80 h lic ri entwar f Dop tt ni ch it überdurchs 0 90 Meter hoch, m er n nen, au f dene ß. lie großen Bal ko en tz 00 Sträucher se Bäume und 50 türliche llen für eine na Die Pflanzen so sorgen en der Wohnung öhnK limatisierung ew rg nern eine auße r 113 und den Bewoh de de lität bieten. Je kleiliche Wohnqua m ne ei t Zugang zu BotWohnungen ha s ri oe B er Waldstück. adt St nen Garten od e di in ur soll wieder inel schaft: Die Nat ög V d – Insekten un n an Einzug ha lten w ge « le osco Vertica na io klusive. Der »B at rn te hr den In Ja n ne ge an rg im ve ürme . Die Doppelt is re sp au hh oc r die len H onierleistung fü Pi s al e ut he n d als gelte ochhäusern un H n vo g un nz Bepfla morgen« die Städte von »Prototy p für m). eu hitekturmus (Deutsches Arc

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Auf die Probe

O R IK E T D STÄ

ION ÖKO-FICnT l der belgihat bisher woh

Die futuristischen »Farmscraper« des belgischen Architekten Callebaut. Tomaten, Salat und Zucchini wachsen direkt vor der Wohnungstür.

Am radika lste ut die Verincent Calleba V kt te hi rc A die Zusche ur und Stadt in at N n vo ng gu eini biotekt«, iert. Der »Archi iz oj pr us ra vo kunft die Natur nennt, möchte st lb se ch si er wie Stadt holen systeme in die ko Ö re ih d un geradezu r Architektur de it m rt do d – un die er une Hochhäuser, in Se n. re ie on fusi Paris und die Großstädte r fü m re de an ter baumpilzarorfen hat, sind tw en en zh en Sh llkommen im Idea lfall vo e di e, ild eb G tige Gebäuden ieren. In diesen on ti nk fu rk ta au ecken, gee, es gibt Fischb üs em G t ih de ge nergie aus izt w ird mit E he ge d un t ch ko . Wohnund Solaranlagen un n er äd dr in W Restaurants, inos, Theater, K , os ür B n, ge bt es auch d Geschäfte gi un r te en sc es tn Fi ar. Für die zu Fuß erreichb t is s le al d un – Stadt will von Paris – die ng tu al w er tv ad St missionen 50 ihre CO2-E 20 hr Ja m zu s bi sann Callereduzieren – er t en oz Pr 75 um men voller entrum mit Tür tz ad St n ei ut ba Sauerstoff og absorbieren, Sm e di , en nz fla P alität der d so die Luftqu un n re ie uz od pr heblich verHauptstadt er französischen en nicht nur ko-Türme sorg bessern. Die Ö gen durch CO 2-Einspar un für immense üh lkosten nsport- und K entfal lende Tra ydrokultur uchen durch H sondern verbra r auch ertes Regenwasse und gesa mmel Grunde Frischwasser. Im heblich weniger tädte innerbaut Mik ro-S entw ir ft Cal le mit tel und polen. Lebens ha lb von Metro ision, sollen t Callebauts V Energie, das is estellt werlbar dort herg w ieder unmitte Ein neues raucht werden. den, wo sie verb ochhaus, Hybriden aus H Wort für diesen gibt es auch und Kraft werk Gewächshaus raper«. schon: »Farmsc Thema: Mehr Infos zum nf t de/urbane-zuku d. w w w.tuev-sue TÜV SÜD Journal 21


Auf dem Weg

AUF DEM WEG TRO #22 ELEK EIT SICHERH NIKH #24 TEC UNG FÖRDER

Prüfung elektrischer Anlagen

UNTER STROM Seit mehr als 100 Jahren kümmert sich TÜV SÜD um die Sicherheit elektrischer Anlagen. Eine Zeitreise. HOHE AUFGABEN N

D

ie Ursprünge von TÜV SÜD liegen rund eineinhalb Jahrhunderte zurück – damals gehörte die Überwachung von Dampfkesseln zu den wichtigsten Aufgaben der Dampfkessel-Revisionsvereine. Dann begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Zeitalter der Elektrizität – im Rückblick spiegelt die Geschichte von TÜV SÜD also auch die Geschichte der Elektrifizierung

1878

1882

wider. Mit vielen Dienstleistungen und Begutachtungen, die stets auf der Höhe der Zeit waren, hat das Unternehmen technologische Entwicklungen rund um den Strom erst möglich gemacht.

Die Begutachtung elektrischer Bergbahnen gehört künftig zu den Aufgaben des Bayerischen Revisionsvereins.

Das Bayerische Innenministerium empfiehlt 1912 die regelmäßige Prüfung von Blitzschutzanlagen. Ab 1914 werden elektrische Konsumartikel wie Staubsauger geprüft.

Mehr Infos: www.tuev-sued.de

1890

1910

1912

1913

DIE GROTTE LEUCHTET Weltweit entstehen die ersten Elektrizitätswerke. Einer der ersten Kunden: König Ludwig II. von Bayern, der die Venusgrotte seines neu erbauten Schlosses Linderhof mithilfe eines eigens errichteten Kraftwerks elektrisch beleuchten lässt.

PREMIERE Deutschlands erstes Kraftwerk für Wechselstrom geht in Bad Reichenhall in Betrieb.

PIONIER VON MILLER Oskar von Miller gelingt die erste Gleichstrom-Fernübertragung über eine Strecke von 60 Kilometern von Miesbach nach München. In Nürnberg wird am 7. Juni die erste elektrische Straßenbeleuchtung Deutschlands in Betrieb genommen.

22 TÜV SÜD Ü Journal

Start der Mittenwaldbahn und ab 1913 der Außerfernbahn als erste echte elektrische Vollbahnstrecken in Süddeutschland.

1895-1914 Die Zahl der Kraftwerke steigt binnen zweier Dekaden von rund 150 auf über 4.000.


Auf dem Weg

AUF GEHT’S In München müssen elektrische Aufzüge fortan regelmäßig überwacht werden.

SICHER TANKEN Ab sofort sind auch die elektrischen Anlagen in Tankstellen prüfpflichtig.

ZEICHEN SETZEN Der TÜV Bayern wird Mitglied der Trägergemeinschaft Sicherheitszeichen. Bei der Prüfung elektrischer Geräte kann nun neben dem VDE-Prüfzeichen für bestimmte Geräte auch das Sicherheitszeichen vergeben werden.

TÜV SÜD UND DIE WIESN Die »Verordnung über den Feuerschutz bei theatralischen Vorführungen und bei Schaustellungen von Personen« tritt 1927 in Kraft: Elektrische Anlagen in den verwendeten Räumen sind nun prüfpflichtig. Bis heute werden Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest, auf Jahrmärkten und Vergnügungsparks auf der ganzen Welt geprüft.

1920

19181924

1927

WELTWEITE KOMPETENZ Mit der Globalisierung wächst auch der Kompetenzbereich von TÜV SÜD. Längst gehört die Prüfung von Konsumgütern auch in den Herstellerländern zu den wichtigsten Aufgaben.

Seit 1967 prüft TÜV SÜD auch die elektrischen Anlagen von Bierzelten.

1931

1967

Bau des Walchenseekraftwerks, des damals größten Speicherkraftwerks der Welt.

1975

1997

2005

STROM VOM DACH Die bis dato weltgrößte SolarstromDachanlage wird von Siemens auf dem Dach der Neuen Messe München installiert.

POWER-PARK

1930-1950

Um 1930 entsteht die erste Verbundleitung auf Höchstspannungsebene (220 Kilovolt) für den Stromtransport zwischen Regionalnetzen. Dadurch können z. B. Kohlekraftwerke im rheinischen Revier mit den Wasserkraftwerken der Alpen verbunden werden. Bis Mitte des Jahrhunderts entsteht ein 220-Kilovolt-Verbundnetz zur Verbindung der wichtigsten Kraftwerke zwischen dem Ruhrgebiet, dem mitteldeutschen Revier und Süddeutschland.

19501980 Die Großkraftwerkstechnik erreicht mit dem Zubau großer Anlagen (Steinkohle-, Braunkohle-, Atomund Pumpspeicher-Kraftwerke) ihren Höhepunkt.

Der damals größte Solarpark der Welt wird in Mühlhausen bei Neumarkt in der Oberpfalz eröffnet.

1980-1999 Die 1980er- und 1990er-Jahre bringen ein allmähliches Umsteuern in der Energiepolitik – die erneuerbaren Energien werden ausgebaut.

TÜV SÜD Journal 23


Auf dem Weg

BEGEISTERUNG WECKEN Seit fünf Jahren sorgt die TÜV SÜD Stiftung dafür, dass mehr junge Menschen sagen: Ja, Ingenieur oder Naturwissenschaftler – das will ich werden. Jetzt hat Horst Schneider, ehemaliges Vorstandsmitglied der TÜV SÜD AG, das Steuer übernommen. Ein Gespräch mit dem neuen Vorsitzenden der TÜV SÜD Stiftung. Interview: Marc Müller

Herr Schneider, wie ist bei Ihnen die Begeisterung für Technik entstanden? Ich wollte schon als kleines Kind immer wissen, wie etwas funktioniert. Ich komme aus einer Handwerkerfamilie – da war es vollkommen normal, Geräte selbst zu reparieren. Diese Neugier begleitet mich mein ganzes Leben. In der Schule waren Mathematik, Physik und Co. meine Lieblingsfächer. Auch die Entscheidung, Maschinenbau zu studieren, hat da ihre Wurzeln. Übrigens eine Entscheidung, die ich heute wieder genauso treffen würde. Was sagen Sie einem jungen Menschen, warum er Ingenieur werden soll? Mach es! Du wirst es nicht bereuen. Wer den Dingen gern auf den Grund geht und die Lebensbedingungen für Mensch und Umwelt verbessern will, wird sich in diesem Beruf immer wohlfühlen. Als Ingenieur habe ich eine riesige Bandbreite an Karrieremöglichkeiten. Im Management, in der Bera24 TÜV SÜD Journal

tung, als spezialisierter Experte, in Lehre und Forschung – weltweit. Überall werden Ingenieure dringend gebraucht. Optimale Perspektiven also!

Geschäftsführer bei TÜV SÜD Auto Service, Vorstand. Ich habe alle Ebenen durchlaufen. Wenn man sich engagiert, kann viel aus einem werden.

War diese Vielfalt auch mit ein Grund für Ihre Berufswahl? Auf jeden Fall! Schon als junger Ingenieur bei TÜV SÜD hatte ich jedes Jahr eine neue spannende Aufgabe. Ob es der Markteintritt in Österreich, Frankreich oder der Türkei war, die Expansion im Norden mit TÜV Hanse oder die Entwicklung neuer Dienstleistungen.

Zum Beispiel Vorsitzender der TÜV SÜD Stiftung. Herr Schneider, von Grundschulprojekten bis zum internationalen Wissenschaftleraustausch – die Stiftung hat ein breites Förderspektrum. Ein besonderer Fokus ist die Lehrerausbildung. Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen? Ein Fokus der Stiftung wird auch künftig auf der Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung im technischen Bereich liegen. Das erreichen wir nur, wenn wir den Stellenwert von Naturwissenschaft und Technik deutlicher machen. Dazu brauchen wir engagierte und begeisterte Experten, die nicht nur über Risiken, sondern vor allem über die Chancen reden. So eine Begeisterung wird oft schon von

Sie haben 1975 beim damaligen TÜV Bayern begonnen, zuletzt waren Sie Mitglied des Vorstands – eine eindrucksvolle Karriere … TÜV SÜD hat durchgängige Hierarchien – das hat mir geholfen. Ich habe als Maschinenbauingenieur angefangen, war Kfz-Sachverständiger, Leiter des Fahrzeugbereichs,


Auf dem Weg

»Diese

Neugier begleitet mich mein

ganzes Leben.« – Horst Schneider, TÜV SÜD Stiftung

Dort präsent sein, wo Begeisterung für Technik und Naturwissenschaft entsteht: Horst Schneider in einem Hörsaal der TU München.

TÜV SÜD Journal 25


Auf dem Weg

MEHR ZUM THEMA

IN UNSERER MAGAZIN-APP

»Mach es!« Horst Schneider rät jungen Menschen zum Ingenieurberuf – weil sich hervorragende Entwicklungschancen bieten.

Horst Schneider Jedes Jahr eine neue spannende Aufgabe: Der Diplom-Ingenieur hat über vier Jahrzehnte hinweg vom einfachen Sachverständigen bis zum Vorstand alle Hierarchiestufen bei TÜV SÜD durchlaufen. Seit dem 1. Mai 2015 ist er Vorstandsvorsitzender der TÜV SÜD Stiftung. Diese trägt mit zahlreichen Förderprojekten unter anderem an Schulen, Universitäten und Museen dazu bei, junge Menschen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern sowie bei ihrer Berufsausbildung zu unterstützen. Zu den Schwerpunkten der Stiftungsarbeit gehören die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung sowie von Umweltschutz und Unfallverhütung.

»Unsere Wirtschaft lebt nicht von Rohstoffen, sondern von

Innovationen.« – Horst Schneider den Lehrern in der Schule geweckt – davon brauchen wir dringend mehr. Für mehr Lehrernachwuchs in den Naturwissenschaften zu sorgen wird ein wichtiges Element der Stiftungsarbeit bleiben. Die Stiftung arbeitet bei vielen Projekten mit anderen Stiftungen zusammen. Wie wichtig sind diese Kooperationen? Ganz wichtig, um bestimme Themen voranzubringen. Wenn wir die Interessen mit Partnern bündeln können, gibt das mehr Power, mehr Ideen und mehr Wirkung. 26 TÜV SÜD Journal

Nur so sind wir auch in der Lage, mit begrenzten Mitteln eine Vielzahl von Themen anzugehen. Ein zentrales Ziel der Stiftung ist es, etwas gegen den Fachkräftemangel zu tun: Woran liegt es, dass so wenige Menschen einen technischen Beruf anstreben – trotz rosiger Aussichten? An der demografischen Entwicklung und an der Skepsis gegenüber technischen Neuerungen. Die ist leider insbesondere hierzulande weit verbreitet. Dabei lebt gerade unsere Wirtschaft nicht von Rohstoffen,

sondern von Innovationen in Produkten und Dienstleistungen. Diese Skepsis ist vielfach der Grund, warum viele junge Menschen eine technische Ausbildung von vornherein für sich ausschließen. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass einige umdenken. Das gilt ganz besonders für junge Frauen, wegen der sicheren Arbeitsplätze und weil der Beruf hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Mehr zum Thema: www.tuev-sued-stiftung.de


Vor Ort

Menschen:

»Die Staatsgalerie Stuttgart hat eine solide Struktur für ein Qualitätsmanagement-System gemäß der ISO 9001 etabliert«, sagt Jürgen Krummeich von TÜV SÜD.

Blick für Kunst und Qualität

S

o viel wurde selten für zeitgenössische Kunst ausgegeben: Zum Rekordpreis von 41 Millionen Euro kam im Februar 2015 ein Gemälde von Gerhard Richter unter den Hammer. Das war in London, im Auktionshaus Sotheby’s. In Stuttgart in der Staatsgalerie hängen gleich fünf Werke des deutschen Künstlers – zu bewundern bereits ab fünf Euro, ebenso wie Werke von Lucas Cranach dem Älteren, von Luca Giordano, Edgar Degas oder Franz Marc. Rund eine Viertelmillion Menschen besuchen jedes Jahr die Staatsgalerie. Dieser Besucheransturm erfordert eine gute und reibungslose Zusammenarbeit aller Abteilungen – von Forschung über Sicherheit bis Personal, Buchhaltung und Logistik. Als erstes Kunstmuseum Deutschlands hat die Stuttgarter Einrichtung damit begonnen, ein Qualitätsmanagement-System nach der international anerkannten Norm ISO 9001 aufzubauen. »Ziel eines solchen Qualitätsmanagement-Systems sind möglichst effiziente Arbeitsabläufe«, erklärt Jürgen Krummeich, leitender Auditor für Managementsysteme bei TÜV SÜD. Schließlich sollen investiertes Geld und investierte Arbeit nicht verpuffen, sondern in diesem Fall der Kunst und ihren Freunden zugutekommen. Jürgen Krummeich, selbst Kunstliebhaber, hat das QM-System der Staatsgalerie für die Zertifizierung begutachtet und abgenommen. Implementiert hat es Dr. Sabine Hirschle vom Museum. Denn: »Das Zertifikat ist ein Aushängeschild gegenüber Besuchern, Sponsoren, Kooperationspartnern und der öffentlichen Hand. Es zeigt letztendlich, dass wir nachhaltig und verantwortungsvoll mit Geldern umgehen.« Drei Jahre ist es gültig, dann erfolgt eine Rezertifizierung. Dafür arbeiten Dr. Hirschle und die Staatsgalerie schon jetzt weiter am Qualitätsmanagement.

Mehr Infos zum Thema: www.tuev-sued.de/management-systeme/iso-9001

TÜV SÜD Journal 27


Auf den Punkt

28 TÜV SÜD Journal rnal

AUF DEN PU N K T SER IM #28 WAS US HOCHHA GEBER #30 RAT HLAG STEINSC

Hochwasser Knapp einen Kilometer in den Himmel ragende Wolkenkratzer – Architekturvisionen, die Planer und Bauunternehmen vor neue Herausforderungen stellen – und eine einfache Frage: Wie kommt im 160. Stock noch Wasser aus der Dusche? Eine Erklärung in fünf Punkten. Text: Julia Feldhans

A

ls die ersten Hochhäuser im 20. Jahrhundert das Stadtbild der Metropolen zu prägen begannen, kam auf die Ingenieure eine neue Herausforderung zu: die Wasserversorgung auch in der Höhe sicherzustellen, nicht nur wie bisher mithilfe der guten alten Wassertürme in der Fläche. Das gelang zunächst mit mechanischen Pumpen, hohem Aufwand und Wassertanks, die von den Dächern aus den Wasserdruck erzeugten. Heute kommt dieser Druck von unten – computergesteuerte Druckerhöhungsanlagen (DEA) generieren stabilen Wasserdruck vom Parterre bis zum Penthouse im obersten Stockwerk.

#1

DRUCK MACHEN

Druckerhöhungsanlagen (DEA) kommen dort zum Einsatz, wo der Wasserdruck nicht ausreicht, um auch in hoch gelegenen Etagen eine stabile Versorgung zu sichern. In der Regel bestehen DEA aus einem Wassertank und mehreren computergesteuerten Pumpen. Mittels eines Drehzahlreglers erzeugen sie einen Druck je nach Bedarf. Wird gerade viel Wasser benötigt, arbeiten die Pumpen schneller. Der Tank garantiert, dass auch bei Spitzenbedarf genügend Wasser vorhanden ist.


#2

#3 DOPPELT HÄLT BESSER

Da jedes Gebäude andere Wasserdruckanforderungen hat, müssen auch die DEA exakt auf die Bedürfnisse der Immobilie zugeschnitten sein. In der Regel werden mindestens zwei Pumpen installiert. Das ermöglicht eine abwechselnde Nutzung (z. B. bei einem Ausfall) und erhöht die Lebensdauer der Anlage. DEA für Gebäude mit vielen Entnahmestellen und stark schwankendem Wasserverbrauch (wie z. B. Hotels) arbeiten häufig mit zusätzlichen Pumpen.

#4

LEUCHTTURMPROJEKT BURJ KHALIFA

In besonders hohen Gebäuden wird die Wasserversorgungsanlage oft in mehrere Druckzonen mit eigenen DEA unterteilt. Dies verhindert, dass tief liegende Gebäudeabschnitte mit zu hohem Druck versorgt werden.

#5

DIE NEUE SPARSAMKEIT Waren die ersten DEA noch Energiefresser, die unabhängig von der Nachfrage an den einzelnen Entnahmestellen konstant denselben Druck bereitstellten, sind moderne Anlagen viel sparsamer. Um den Druckverlust und den Energieverbrauch so niedrig wie möglich zu halten, arbeiten sie computergesteuert und mit Sensoren, die den Bedarf immer aktuell ermitteln.

Auf den Punkt

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Das Wasserversorgungssystem des Burj Khalifa, mit rund 828 Metern das derzeit höchste Gebäude der Welt, ist buchstäblich ein Leuchtturmprojekt: Über 160 Stockwerke müssen hier in Dubai täglich mit knapp einer Million Liter Wasser versorgt werden. Möglich machen dies sechs Wasserversorgungsanlagen und sieben DEA, die sich im Keller sowie auf zwei eigenen Technikstockwerken befinden.

ZWEITEILER NACH MASS


Auf den Punkt

Ratgeber:

Steinschlag! Was nun? Vom vorausfahrenden Laster fällt ein Kiesel – und schon ist es passiert: ein kleiner Sprung in der Scheibe, aus dem schnell ein größeres Sicherheitsrisiko werden kann. Fünf Tipps, was zu tun ist, wenn es (st)eingeschlagen hat.

1

Diagnose vom Profi Die gute Nachricht zuerst: Rund 30 Prozent der Steinschlagschäden an Windschutzscheiben können repariert werden. Entscheidende Kriterien: Größe und Form sowie die Position auf der Frontscheibe. Um festzustellen, ob die Scheibe ausgetauscht werden muss oder repariert werden kann, sollten Autofahrer so rasch wie möglich eine Fachwerkstatt ansteuern.

Pflaster drauf und basta?

2 Wann darf repariert werden?

Details definiert die Straßenverkehrs-ZulassungsOrdnung. Die Einschlagstelle darf nicht im Fernsichtfeld des Fahrers liegen und ihr Durchmesser höchstens fünf Millimeter betragen. Darüber hinaus dürfen Risse nicht mehr als fünf Zentimeter lang sein und nicht im Randbereich der Scheibe liegen.

4

DIE KOSTEN – UND WER ZAHLT Für das Ausharzen der Scheibe werden in der Regel rund 100 Euro fällig, ein Austausch kostet mindestens 500 Euro. Der Autofahrer zahlt nur dann alles oder teilweise selbst, wenn er keine Teilkaskoversicherung oder eine mit Selbstbeteiligung abgeschlossen hat.

Mehr Service rund ums Auto: www.tuev-sued.de/auto_fahrzeuge

30 TÜV SÜD Journal

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Lieber nicht! Beschädigte Windd schutzscheiben sind immer auch ein Sicherheitsrisiko – und ihre Reparatur deshalb eine Sache für Profis.

3

Wie die Scheibe instand gesetzt wird

Meisterbetriebe nutzen für die Steinschlagreparatur Kunstharz. Nach der Reinigung und dem Entfernen von Luft mit einer Vakuumpumpe wird das Füllmaterial in das Einschlagloch gepresst und unter UV-Licht ausgehärtet. Das Finish setzen dann Glasreinigung und Politur. Können Laien beschädigte Scheiben selbst reparieren? Das ist in keinem Fall empfehlenswert.

Sicherheit und Durchblick Grundsätzlich gilt: Jeden Schaden an der Windschutzscheibe baldmöglichst beheben lassen, die Schadstelle kann sich unvorhersehbar vergrößern. Und: Jede Beschädigung stellt eine Beeinträchtigung der Sicht und Schwächung der Scheibe dar.


Akademie | Termine

07/08/09 KALENDER

Exzellente Weiterbildung gewinnt

Auf folgenden Messen, Kongressen und Veranstaltungen können Sie TÜV SÜD live erleben. Unsere Expertenteams freuen sich auf Ihren Besuch. Mehr Infos zu den Terminen: www.tuev-sued.de/konzernevents

JULI Europäische Druckgerätetage, Fürstenfeldbruck, 30.06.–01.07.2015 Alles über Handel und Zulassungsvoraussetzungen von Druckgeräten. International Flow Measurement Conference, Coventry, UK, 01.–02.07.2015 Das Neueste rund um Strömungsmessgeräte. Silvretta Classic Rallye Montafon, 02.–05.07.2015 Legendäre Oldtimer-Fahrt durch Österreich und die Schweiz.

AUGUST Sachsen Classic, Zwickau, 13.–15.08.2015 Eine 610 km lange Oldtimer-Rallye mit 180 historischen Fahrzeugen.

SEPTEMBER

Wer seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem guten Bildungs- und Talentmanagement fördert, stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gilt: Unternehmen, die langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein möchten, müssen ihre Mitarbeiter durch gute Weiterbildungsangebote optimal fördern und Talente halten. Um die Bedeutung dieses Themas zu unterstreichen und um vorbildliche Angebote von Unternehmen zu würdigen, vergibt die TÜV SÜD Akademie gemeinsam mit EuPD Research Sustainable Management seit 2012 den Deutschen Bildungspreis – mit prominenter Unterstützung: Die Bundesministerin für Bildung und Forschung hat die Schirmherrschaft übernommen. Mehr als 170 Unternehmen haben sich für den Deutschen Bildungspreis 2015 beworben. Anhand einer wissenschaftlich evaluierten und praxiserprobten Bewertungsmethode wählt ein Expertenteam unter ihnen die Sieger aus: Nach einem umfangreichen Fragebogen, den die teilnehmenden Unternehmen als Selbstbewertung einreichen, werden die besten acht Bewerber in jeder Kategorie ermittelt. Der elfköpfige Expertenbeirat bestimmt daraus je drei Finalisten, die in einem ganztägigen Audit umfassend geprüft werden. Auf Grundlage der Auditberichte bestimmt der Beirat dann fünf Preisträger, die Ende April in Berlin ausgezeichnet wurden. Die Preise gehen an Dornseif Winterdienst, die Dentsu Aegis Network Germany GmbH, die Dingfelder und Harder Mechatronic AG und die AREVA GmbH. Mit einem Innovationspreis wurde die Bayer AG ausgezeichnet! anne.dreyer@tuev-sued.de

IMPRESSUM

CTIA Super Mobility, Las Vegas, USA, 09.–11.09.2015 Fachmesse zu den Themen Mobilfunktechnik und Vernetzung.

HUSUM Wind, Husum, 15.–18.09.2015 Internationale Leistungsschau der On- und Offshore-Windindustrie.

Herausgeber: TÜV SÜD AG, Westendstraße 199, 80686 München Inhaber: TÜV SÜD e.V. (74,9 %), TÜV SÜD Stiftung (25,1 %), Westendstraße 199, 80686 München Leiter Unternehmenskommunikation: Matthias Andreesen Viegas Projektleitung & Chefredakteur: Jörg Riedle Kontakt: +49 (0)89 5791-0, info@tuev-sued.de Realisation: Medienfabrik Gütersloh GmbH, Neumarkter Straße 63, 81673 München Druck: Eberl Print GmbH, Kirchplatz 6, 87509 Immenstadt

IAA, Frankfurt/Main, 17.–27.09.2015 Die 66. Internationale Automobil-Ausstellung für Pkw.

Fotonachweis: corbis (2, 3, 12, 16, 17, 22, 23, 28, 29, 30, 32), Ducati (4, 5), dpa Picture Alliance (22, 23), TÜV SÜD (2, 14, 15, 16, 17, 27, 33); Timour Chafik (1, 3, 6, 7, 8, 10, 11), Gieraryhir /©shutterstock (1), oksanaSe/©Shutterstock (34, 35), Thomas Straub (25, 26), Fraunhofer Gesellschaft (18), Callebaut (20), Patrick Bingham-Hall (19), Staatsgalerie Stuttgart (27), Architect James Law Cybertecture www.jameslawcybertecture.com (28), Illustrationen: Dominika Przybylska

The Battery Show, Novi, Michigan, USA, 15.–17.09.2015 Rund 350 Aussteller widmen sich neuen Batterietechnologien.

LED-Symposium, Bregenz, 22.–24.09.2015 Ausstellung und Vorträge über moderne Beleuchtungslösungen. Smart Factory Innovation Forum, München, 24.09.2015 Start-ups und Big Player der Industrie 4.0 tauschen sich aus.

Das TÜV SÜD Journal erscheint vierteljährlich. Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Das TÜV SÜD Journal wird klimaneutral auf einem Papier aus nachhaltiger Holzwirtschaft gedruckt.

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5 Minuten

Zertifikat für chinesische Windenergieanlage

»TÜV SÜD Verify« erleichtert Prüfdokumentation

TÜV SÜD Czech prüft nach IFS-Standard

TÜV SÜD hat die Typenzertifizierung der Windenergieanlage DF110-2500 des chinesischen Unternehmens Dongfang Electric New Energy Equipment in Hangzhou erfolgreich abgeschlossen. Das Typenzertifikat ist Voraussetzung für den Export der Anlage in internationale Märkte. Sie umfasst die Prüfung des Anlagendesigns, den Test des Prototypen und die Begutachtung der Produktion.

Eine neue kostenfreie App erleichtert den Betreibern überwachungsbedürftiger Anlagen und technischem Personal künftig die Prüfdokumentation und Instandhaltung. Mithilfe von »TÜV SÜD Verify« können TÜV SÜD-Kunden ihre Prüfberichte, Prüfzeichen und hinterlegte Daten einfach und sicher abrufen. Auch die Echtheit von Dokumenten lässt sich damit prüfen. Erhältlich ist die App bei Google Play (https://play.google.com).

Erweiterte Zertifizierungsdienstleistungen in der Lebensmittelsicherheit in Tschechien: Die Landesgesellschaft TÜV SÜD Czech hat den Akkreditierungsprozess erfolgreich durchlaufen und darf ab sofort nach IFS-Standard prüfen. Der Standard signalisiert Handel und Verbrauchern, dass Hersteller von Lebensmitteln bestimmte Qualitätsstandards einhalten und dafür ein Managementsystem installiert haben.

alexander.trunz@tuev-sued.de

stefan.westermeyr@tuev-sued.de

ron.wacker@tuev-sued.de

Wussten Sie, dass …

… TÜV SÜD schon seit den 1960er-Jahren international tätig ist? Im Jahr 2016 feiert TÜV SÜD sein 150-jähriges Bestehen – und kann dabei auf eine eindrucksvolle Geschichte zurückblicken. So ist der Dienstleister bereits seit über einem halben Jahrhundert auch international tätig: Bereits Anfang der 1960er-Jahre prüfte der damalige TÜV Bayern Industrieanlagen in Belgien, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Japan. Rund zehn Jahre später wurden erste Niederlassungen in Italien, Schweden und Japan eröffnet. 1987 erfolgte die Gründung einer eigenen Landesgesellschaft in den USA. Mittlerweile arbeitet rund die Hälfte der 22.000 TÜV SÜD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter außerhalb Deutschlands – Tendenz steigend. Sie sorgen an mehr als 800 Standorten auf allen Kontinenten für mehr Sicherheit und mehr Wert. Übrigens: Der Name TÜV SÜD ist aus der Historie entstanden und bedeutet keine regionale Beschränkung. Und so ist das Unternehmen tatsächlich in allen Himmelsrichtungen und vielen Regionen dieser Welt tätig. matthias.andreesen@tuev-sued.de

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5 Minuten

Neues Prüflabor für Lederprodukte in Indien In Ranipet, einer Stadt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, hat TÜV SÜD ein modernes Prüflabor für Leder und Lederprodukte eröffnet. Die neue Anlage bietet die gesamte Bandbreite an Labordienstleistungen – von Prüfungen nach der europäischen Chemikalienverordnung REACH und der europäischen RoHS-Richtlinie bis zu chemischen, physikalischen und mechanischen Mehr als 40 Prozent aller Lederexporte Indiens kommen Prüfungen für Lederprodukte und Schuhe. Auch für den US-Markt wird geprüft. Für TÜV SÜD ist es aus der Region Tamil Nadu. das 14. Labor an acht Standorten in Indien. Ziel ist, die Hersteller dabei zu unterstützen, ihre Exportmöglichkeiten zu steigern und exponentielles Wachstum zu erzielen – immerhin konnten sie in den vergangenen Jahren durchschnittlich mehr als acht Prozent Wachstum pro Jahr erzielen. In Zusammenarbeit mit dem Verband der südindischen Gerber und Lederexporteure SITDA wird TÜV SÜD die Branche nun unterstützen, internationale Standards zu erfüllen.

Gabriele Sommer im DAkkS-Beirat

LEDERCLUSTER:

niranjan.nadkarni@tuv-sud.in

Minuten mit TÜV SÜD

Die Leiterin des Konzernbereichs HR von TÜV SÜD, Gabriele Sommer, vertritt seit diesem Frühjahr den Verband der TÜV e.V. im Beirat der Deutschen Akkreditierungsstelle DAkkS. Gabriele Sommer ist seit 25 Jahren in verschiedenen Positionen für TÜV SÜD tätig und hat unter anderem als Sachverständige und Auditorin sowie in leitenden Positionen gearbeitet. Die Beiräte der DAkkS haben die Aufgabe, diese in Fragen der Akkreditierung zu beraten und zu unterstützen. Darüber hinaus dient der Beirat der Gewährleistung von Objektivität und Unparteilichkeit der DAkkS. gabriele.sommer@tuev-sued.de

Handlungsbedarf bei Aufzügen, Druckbehältern und Co. Seit Juni 2015 ist in Deutschland die Neufassung der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) in Kraft. Für die Betreiber von überwachungsbedürftigen Anlagen bedeutet dies einige grundlegende Änderungen – unter anderem, was Prüfpflichten, -fristen und -zuständigkeiten betrifft. Als zugelassene Überwachungsstelle (ZÜS) informiert TÜV SÜD Anlagenbetreiber über die Neuerungen: So müssen beispielsweise Aufzüge, mit denen Personen befördert werden, spätestens alle zwei Jahre einer wiederkehrenden Hauptprüfung durch eine ZÜS unterzogen werden. In der Mitte zwischen zwei Hauptprüfungen – also spätestens nach einem Jahr – muss eine Zwischenprüfung stattfinden. Im Aufzug muss verbindlich eine Prüfplakette angebracht sein, die über den Zeitpunkt der nächsten wiederkehrenden Prüfung informiert. Dabei ist die Angabe von Monat und Jahr erforderlich. Und: Bis spätestens Ende 2020 müssen alle Aufzüge zur Personenbeförderung über ein Zweiwegekommunikationssystem verfügen. Unter www.tuev-sued.de/betriebssicherheit informiert TÜV SÜD ausführlich über die Änderungen der novellierten BetrSichV.

Neue Standorte für Privatkunden in München Eine Großinvestition von TÜV SÜD in München nimmt derzeit kräftig Fahrt auf: Für rund elf Millionen Euro errichtet das Unternehmen derzeit drei neue Service-Center für die Kfz-Prüfung. Mit den neuen Standorten in den Münchener Stadtteilen Moosach, Pasing und Westend, die im Von A wie Sommer 2015 eröffnet werden, rückt TÜV SÜD mit Hauptuntersuchungen, Führerscheinprüfungen und Co. näher bis Z wie Zusatzbeleuch- an die Kunden. Der Vorteil: »Für nahezu jeden Auto- und Motorradfahrer im tung wird das ServiceStadtgebiet wird der Weg zu TÜV SÜD spektrum reichen. nun kürzer«, so Patrick Fruth, Sprecher der Geschäftsführung der TÜV SÜD Auto Service GmbH. Auch die Wartezeiten für die Kunden werden künftig noch kürzer werden. Bis die drei neuen Service-Center in Betrieb gehen, können Auto- und Motorradfahrer weiterhin den Standort in der Münchener Ridlerstraße ansteuern.

AUSPUFF

dieter.roas@tuev-sued.de patrick.fruth@tuev-sued.de

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Zu guter Letzt

DER GERICHTE Archäologische Funde geben Einblick in vergangene Zeiten – manche sogar in frühere Essgewohnheiten.

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evor sie auf dem Teller landen, haben viele Lebensmittel eine lange Reise hinter sich. Diese führt sie teils um den halben Globus, was gut und gerne ein paar Wochen dauern kann. Um das zu überstehen, muss das Mindesthaltbarkeitsdatum möglichst weit in die Zukunft reichen. Eine Herausforderung für Biochemiker und eine Aufgabe für Prüfdienstleister wie TÜV SÜD, die kontrollieren, ob die Qualität des Essens letztendlich stimmt. Ein bayerischer Brotzeitsnack, der vor Kurzem in Regensburg unter die Lupe genommen wurde, hatte sein Mindesthaltbarkeitsdatum allerdings mehr als nur ein wenig überschritten. Vor rund 250 Jahren soll die älteste Breze der Welt aus dem Ofen gekommen sein. Genießbar ist der optisch an einen Kohleklumpen erinnernde Fund nicht mehr. Schade, hätte die Breze doch perfekt zum angeblich ewig haltbaren Mumienhonig gepasst. Die Bienen, von denen der noch immer goldfarbene Brotaufstrich stammt, der in ägyptischen Pyramiden als Grabbeigabe gefunden worden ist, fliegen schon seit mehr als 3.300 Jahren nicht mehr. Wie Biochemiker ermittelt haben, enthält er aber noch immer intakte Pollen – allerdings von Pflanzen, die heute nicht mehr in Ägypten, sondern nur noch in Äthiopien wachsen. Immerhin: In Wasser gelöst, ist der Mumienhonig auch heute noch streichzart. Diese Entdeckung sollte gefeiert werden. Wie wäre es dazu mit einem Schluck Altbier, das seinem Namen alle Ehre macht? Rund 170 Jahre haben einige Kisten des Gerstensaftes in den Laderäumen eines gesunkenen Schiffes vor der finnischen Küste verbracht. Untersucht wurde der Fund am VTT Technical Research Centre of Finland und an der Technischen Universität München. Das Gebräu aus der Mitte des 19. Jahrhunderts schmecke im Vergleich zu heutigen Bieren unangenehm bitter. Grund dafür seien die betasäurereichen Hopfensorten, die heutzutage eher vermieden und durch mildere Arten mit Alphasäure ersetzt werden. Fehlt nur noch ein passender Satz Teller. Glücklicherweise haben Archäologen diesen Anfang des Jahres in Westfalen ausgebuddelt. Rund 3.000 Jahre verbrachten die Keramikteller unter der Erde, wo sie scheinbar nur auf den richtigen Belag gewartet haben. Na dann: Prost Mahlzeit! 34 TÜV SÜD Journal


Zu guter Letzt

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AUF STABILEM WACHSTUMSKURS Im Jahr 2014 konnte TÜV SÜD bei Umsatz, Ergebnis und der Zahl seiner Mitarbeiter erneut zulegen.

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IN UNSERER MAGAZIN-APP

UMSATZ 2014

2.061 MIO. € (1.939 Mio. € in 2013)

G

lobalisierung und Digitalisierung: Diese beiden Faktoren haben die Erfolgsgeschichte von TÜV SÜD während der vergangenen Jahre maßgeblich beeinflusst – und werden dies auch weiterhin tun. Das belegen die Geschäftszahlen für das Jahr 2014, die Anfang Mai offiziell vorgestellt wurden. TÜV SÜD ist ein weltweit agierender Dienstleistungskonzern, der an mehr als 800 Standorten in über 50 Ländern Sicherheit und wirtschaftlichen Mehrwert für seine Kunden und damit auch für viele Millionen Menschen in aller Welt schafft. Konkret heißt das beispielsweise, dass die Sachverständigen von TÜV SÜD im Jahr 2014 allein in Deutschland

UMSATZ EBT (Mio. €) Mitarbeiteranzahl 36 TÜV SÜD Journal

rund fünf Millionen Hauptuntersuchungen an Fahrzeugen durchgeführt haben. Mehr als 300.000 Aufzüge befördern dank ihrer Expertise sicher Menschen von einem Stockwerk in ein anderes. Und: TÜV SÜD ist der größte unabhängige Dienstleister für Fahrzeugflotten in Europa – mit mehr als 150.000 betreuten Fahrzeugen. Das Unternehmen spricht dabei viele Sprachen – von Englisch und Deutsch über Mandarin und Japanisch bis Italienisch und Portugiesisch. Rund die Hälfte der Mitarbeiter arbeitet inzwischen im Ausland. Und ist damit ganz nah am Kunden. Mehr Infos unter www.tuev-sued.de/geschaeftsbericht

2012

2013

2014

1.820,6

1.939,0

2.061,4

135,1

140,3

146,5

18.758

20.190

22.003


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