TÜV SÜD
JOURNAL ROBE #16 AUF DIE P enn Holly woodBack to the Future: W t werden Visionen Wirklichkei WEG #24 AUF DEM e Berufe neu Digitalisierung: Welch e verschwinden entstehen und welch PUNKT #28 AUF DEN fshore-Anlagen Windenergie: Wie Of eer gebaut werden sicher und stabil ins M
# 03 2015
BAHN 2.0
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Editorial
LIEBE LESERINNEN UND LESER, seit mehr als einem Jahrhundert beschäftigt sich TÜV SÜD mit Fragen der Mobilität. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts prüften süddeutsche Dampfkesselrevisionsvereine – Vorläufer des heutigen TÜV SÜD-Konzerns – sogenannte Lokomobile, also dampfbetriebene Fahrzeuge. Ab 1906 kam die technische Überwachung von Autos und Motorrädern dazu. Mit ihren Tests und ihrer Expertise sorgten die Ingenieure des damaligen TÜV für mehr Sicherheit im Verkehr und hatten damit einen großen Anteil daran, neuen Technologien zur Akzeptanz in der Gesellschaft und damit zum Durchbruch zu verhelfen. Mobilität ist bis heute eines der zentralen Themen unseres Unternehmens: auf der Straße ebenso wie auf der Schiene, für individuelle Lösungen genauso wie bei Fragen des Massentransports. Wir sorgen nicht nur bei bestehenden Technologien für Sicherheit, sondern begleiten auch neue Entwicklungen wie die E-Mobilität, automatisiertes Fahren oder die zunehmende Vernetzung von Jetzt downloaden unter www.tuev-sued.de/journal Fahrzeugen.
TÜV SÜD Journal-App für Android und iOS:
Unsere Titelgeschichte zur Zukunft des Bahnfahrens zeigt Ihnen, wohin in den nächsten Jahren die Reise auf der Schiene gehen könnte. Das entscheidende Stichwort lautet auch hier: Digitalisierung. Die Ideen, um diese Form der Mobilität attraktiver zu gestalten, sind vielfältig. Wie in der Vergangenheit wird sich TÜV SÜD auch künftig intensiv einbringen, um neue Technologien sicher und zukunftsfähig zu machen. Mit freundlichen Grüßen
Dr.-Ing. Axel Stepken Vorsitzender des Vorstands der TÜV SÜD AG
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Inhalt
#06
TITELSTORY Die Bahn erfindet das Fernreisen neu, um gegen neue Wettbewerber und Geschäftsmodelle wie Uber, Carsharing und Fernbusse zu bestehen.
Auf die
Auf dem
Auf den
PROBE
WEG
PUNKT
Was treibt Menschen weltweit um? Wir nehmen technische und gesellschaftliche Entwicklungen unter die Lupe.
Die Welt von morgen im Blick: Diese Innovationen könnten schon bald unser Leben prägen.
Nachgefragt! Unsere »Mehrwert«-Seiten machen komplexe Zusammenhänge leicht verständlich.
#16 Back to the Future Vor 26 Jahren schickte Regisseur Robert Zemeckis den Teenager Marty McFly in die Zukunft – zum 21. Oktober 2015. Mit erstaunlich präzisen Zukunftsvorhersagen.
#22 Rein ins Vergnügen TÜV SÜD ist weltweit führend bei der Prüfung von Freizeitparks und Volksfesten. Der Konzern kann dabei auf mehr als ein Jahrhundert Erfahrung zurückblicken.
#28 Drehstrom aus dem Meer Wie installiert man eine Windenergieanlage auf hoher See? Und wie baut man sie so stabil, dass sie Wind und Wellen standhält? Eine Anleitung in sieben Schritten.
#20 Erfindergeist Der Technikphilosoph Gerhard Banse, Präsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, über technischen Fortschritt, Fantasie und alte Träume der Menschheit.
#24 Berufe von morgen Roboter-Berater, Einfachheitsexperte, Telechirurg: Die Digitalisierung wirbelt die Welt der Arbeit durcheinander. Welche Jobs verschwinden und welche neu entstehen werden.
#30 Ratgeber Zelte Spass oder nass, kuschlig oder muffig? Bei Zeltkauf, -pflege und Zubehör entscheiden manchmal Details über Lust oder Frust. Fünf Tipps, worauf es bei(m) Zelten ankommt.
#4 TÜV SÜD im Bild #14 5 Minuten mit TÜV SÜD
#27 Vor Ort #31 Termine/Impressum
#32 5 Minuten mit TÜV SÜD #34 Zu guter Letzt TÜV SÜD Journal 3
TÜV SÜD im Bild
Erfrischendes
ABENTEUER
Alle Mann an Bord? Sommer, Sonne, blauer Himmel – perfekte Bedingungen für eine Spritztour auf dem Wasser. Und schon geht‘s mit dem Schlauchboot zum nächsten Fluss oder See. Ein Paddelschlag rechts, einer links – in Teamarbeit geht es den Wildwasserbach hinunter oder zur nächsten Bucht. Je höher die Wellen, je stärker die Strömung, desto mehr Adrenalin! Damit die Wildwasserfahrt ebenso wie die Paddeltour auf dem Baggersee möglichst ein Erlebnis ohne Risiko wird, sind die Spezialisten von TÜV SÜD Product Service das ganze Jahr im Einsatz: Im Hamburger Labor prüfen Michael Rann und seine Kollegen jährlich rund 100 (aufblasbare) Boote, Kajaks und andere Freizeitprodukte für den Gebrauch im und auf dem Wasser. Typische hier entdeckte Mängel sind etwa undichte Druckkammern oder ungenaue, meist zu hoch angegebene Traglasten. Der Höhepunkt der Prüfung ist der Praxistest auf dem Wasser. »Dieser erfolgt in Hamburg am Hafen Oortkaten oder auf dem Hohendeicher See – zu jeder Jahreszeit«, so Rann. »Da kann es schon mal vorkommen, dass wir Boote für die Sommersaison im Winter bei kräftigem Schneetreiben prüfen. Das sind Momente, die einem definitiv in Erinnerung bleiben.« Mehr Infos: www.tuev-sued.de/inflatables
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TÜV TÜV SÜD SÜD im im Bild Bild
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Titelstory
MUT ZUR
ZU(G)KUNFT Die Reisebranche ist im Umbruch: Um gegen die Konkurrenz aus Uber, Carsharing und Fernbussen zu bestehen, setzt die Bahn auf neue Angebote. Die sollen die Passagiere schon bei der Planung abholen. Text: Timour Chafik
Illustrationen: Skizzomat
IN UNSERER MAGAZIN-APP
I
n einem Münchner Hinterhaus, gerade einmal 500 Meter entfernt vom Hauptbahnhof, erzählt der Industriedesigner Gerhardt Kellermann davon, wie er sich eine erfolgreiche Zukunft der Bahn vorstellt. Und dieser Erfolg liegt in der Liebe zum Detail. Zum Beispiel diese kleinen, drei Millimeter tiefen, kreisrunden Einkerbungen in den Klapptischen. Könnte man die nicht »aufrüs6 TÜV SÜD Journal
Titelstory
ten«? Mit induktiven Ladeflächen für Smartphone & Co., die passten da doch prima hin. Und diese weißen Kopfhalter in den ICEs. Da gäbe es doch eine andere Lösung, nämlich verstellbare Kopfstützen aus flexiblem Kunststoff, leicht zu reinigen und stufenlos verstellbar! Kellermann betont: »Es wäre ein Leichtes, die an die bestehenden Sitze anzufügen, die ließen sich auch nach Bedarf einknicken
und böten dann durch die langen ›Ohren‹ ein gewisses Maß an Privatsphäre.« Oder, dann doch deutlich über Details hinausgedacht, separate »Frischluftabteile« mit Panoramadächern, durch die der Wind weht – je nach Tempo mal mehr, mal weniger. »Das wäre auf langen Fahrten eine schöne Abwechslung«, sagt der 31-Jährige, »und gäbe dem Reisenden das authentische Bahnfahrgefühl zurück.« TÜV SÜD Journal 7
Titelstory
TÜV SÜD Rail Der Transport von Personen und Gütern an ihre Bestimmungsorte ist die Kernaufgabe der Bahnbranche in der globalen Wirtschaft. Der Erfolg der Branche hängt dabei ganz maßgeblich von folgenden vier Faktoren ab: Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit und Sicherheit. Damit Reisende und ihr Gepäck zuverlässig und sicher ihren Zielort erreichen, unterstützt TÜV SÜD Rail Hersteller, Betreiber und Behörden im Bahnbereich bei der Erfüllung all dieser Kriterien. Das Unternehmen bietet seinen Kunden aus dem Bahnsektor ein umfassendes Leistungsportfolio in den Bereichen Beratung, Engineering, Prüfung, Zertifizierung und Training für konventionelle Schienenfahrzeuge, Hochgeschwindigkeitszüge, U-Bahnen und Leichtschienenfahrzeuge.
Bahnreisen als Erlebnis von Technik und Design: Einchecken per Körperscan, Fenster als Bildschirme, ergonomische, drehbare Sessel, Preis- und Fahrplanvergleiche via App – und Photovoltaik-Folien liefern den Strom.
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Titelstory
Planung per App
Der Münchner Industriedesigner nennt seine Ideen »Add-ons« oder einfach nur »Pflaster«. Es sind Lösungen, die das bestehende Interieur der Züge nutzen, ohne dabei auf aufwendige Neuentwicklungen und hohe Investitionen setzen zu müssen. Module für ein »ökonomisches Konzept zur Aufwertung und Modernisierung bestehender Züge«. Im vergangenen Jahr hat Kellermann seine »Pflaster« auf der weltgrößten Verkehrstechnik-Messe InnoTrans in Berlin vorgestellt. Die Deutsche Bahn prüft solche Vorschläge immer wieder interessiert, hat aber derzeit womöglich noch andere Prioritäten, etwa die Installation eines kostenlosen WLANAngebots in ihren Zügen. Wer heute in Köln, Barcelona, Hongkong oder St. Petersburg in einen Zug steigt, betritt mit großer Wahrscheinlichkeit einen vor geraumer Zeit entworfenen und entwickelten Hochgeschwindigkeitsbaukasten. In Köln heißt er ICE, in Barcelona Velaro E, in Hongkong CRH3, in St. Petersburg Sapsan. Doch wie man sie auch nennt, in der Anschaffung sind Züge überall auf der Welt teuer, und damit sie sich auch überall auf der Welt rechnen, sind sie auf jahrzehntelange Laufzeiten ausgelegt. »Die Fahrzeuge, die heute ausgeliefert werden, wurden vor 15 Jahren geplant und entwickelt«, sagt Professor Andreas Knie, Geschäftsführer des Berliner Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel, InnoZ. Eine Ewigkeit im Zeitalter allgegenwärtiger Bits & Bytes, Big Data und dem Internet der Dinge. Denn wer hat zur Jahrtausendwende schon damit gerechnet, dass Smartphone und Tablet ein »Outernet« ermöglichen, einen »Always-on-Lifestyle« schaffen, losgelöst
Schiene
»Der Verkehrsträger muss seine Sinnhaftigkeit in einer modernen Gesellschaft neu definieren« – Professor Andreas Knie, Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel, InnoZ
vom heimischen Rechner? Dass Reisende die Wahl haben werden zwischen Carsharing, Fernreisebus oder alternativen Mitfahrgelegenheiten im Uber-Stil? Und dass diese Wahl nicht mehr im Reisebüro entschieden wird, sondern nach sekundenschnellen Preis- und Zeitvergleichen via App? »Vor diesem Hintergrund ist die Bahn Opfer ihrer langphasigen Planungsvorläufe«, so Knie. Fenster als Bildschirm
Dabei könnte der Zug zur Zukunft so schön sein: Da schnurrt das mobile Endgerät des Pendlers schon vor dem Frühstück und empfiehlt die intelligenteste, schnellste und klimafreundlichste Verbindung zum Arbeitsplatz. Auf dem Weg zum Verkehrsknoten Bahnhof nutzt der Reisende also ein E-Bike, wird durch die helle Bahnhofshalle smart und bequem zu Gleis, Waggon und Sitzplatz geleitet, an dem ein ebenso drehbarer wie ergonomischer Stuhl wartet, der sich mit einem kurzen Handschwenk zur Fensterfront ausrichten lässt. Die ist aber nicht nur Fenster und – dank Photovoltaik-Folie – Stromerzeuger, sondern
auch Bildschirm, an dem Passagiere arbeiten oder das aktuelle TV-Programm streamen können. Der Pendler bemerkt den Schaffner gar nicht, denn den gibt es nicht mehr: Das Check-in in den Zug war ohnehin nur möglich, nachdem ein Ganzkörperscan den Reisenden und zugleich die Gültigkeit seiner mobilen Bordkarte erfasst hat. Auf dieser sind diverse persönliche Präferenzen hinterlegt – auf dem Weg zur fahrerlosen U-Bahn am Zielbahnhof wird »Pendler Zero« daher genau an den Shoppingangeboten vorbeigelotst, die seinen Einkaufsvorlieben entsprechen. Zukunftsfantasie, sicher. Doch die Fantasien haben durchaus Potenzial, auch wenn sie paradoxerweise zeigen: Wie immer auch die schienengebundene Mobilität der Zukunft aussehen mag, sie kann nur dann bei den Passagieren punkten, wenn sie über die Schiene hinausdenkt. »Dazu braucht es keine Augmented-Reality-Anwendungen auf den Waggonfenstern«, sagt InnoZ-Geschäftsführer Andreas Knie, »dazu müssen wir schlichtweg die Angebote der Bahn wieder in die Köpfe der Menschen bekommen.«
Drei Bücher, ein Thema: Die Mobilität von morgen Sustainable Railway Futures Ein
Mobilität aus Kundensicht Wie
Tourismus Report 2015 Ein Einblick in die
Überblick zur Bedeutung der Eisenbahnen vor dem Hintergrund nachhaltiger Mobilität: Wie lässt sich die Schiene dauerhaft als moderner Verkehrsträger »revitalisieren«? Ashgate Pub Co., 261 Seiten
Kunden ihren Mobilitätsbedarf decken und über das Mobilitätsangebot denken. Erkenntnisse aus Tiefeninterviews mit 24 Mobilitätsnutzern und -experten. Springer Gabler, 148 Seiten
Bedürfnisse der Reisenden von morgen, der Branchenprofis Anregungen zur Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle bieten will. Zukunftsinstitut, 120 Seiten
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Die werden immer anspruchsvoller: Sie wollen die Verkehrsmittel Bahn, Auto, Flugzeug und Fernreisebus miteinander kombinieren, ohne sich schon lange im Voraus auf ein Verkehrsmittel festlegen zu müssen. Sie wollen die »letzte Meile«, den Mobilitätsgraben zwischen zentralem Verkehrsknotenpunkt und dem eigenen Zuhause, möglichst ohne großen Aufwand überbrücken. Location-BasedServices sollen dabei helfen, Wartezeiten so angenehm, sinnvoll und kurz wie möglich zu gestalten. Und das möglichst in einer smarten Umgebung. Bahnhöfe sollen wieder als »Mobilitätskathedralen« wahrgenommen werden, als »Mobility Hubs« mit einem Infrastrukturund Dienstleistungsangebot, das dem moderner Einkaufszentren und Flughäfen in nichts nachsteht. »Der Verkehrsträger Schiene hat seine hohe Leistungsfähigkeit im 19. und 20. Jahrhundert bewiesen, heute muss er seine Sinnhaftigkeit in einer modernen Gesellschaft neu definieren«, so Andreas Knie. Die Schiene sei nicht mehr Grundversorgungs-, sondern Ergänzungsmittel. Google auf dem Gleis
Was die Bahn braucht, ist eine neue Gründerzeit. Sie hat das erkannt und Anfang 2015 ein DB Mobility Lab in Frankfurt eingerichtet – ein Zukunftslabor mit Start-up-Atmosphäre, in dem die Mobilität von morgen erforscht und in konkreten Anwendungen wie Sitzplatzreservierungen per App in Regionalzügen oder neuen Lichtkonzepten münden soll (siehe Standpunkt S. 12). »Stay hungry, stay foolish«, das berühmte Stanford-Zitat des Apple-Gründers Steve Jobs, darf da nicht fehlen, bringt ein bisschen Silicon-Valley-Feeling an den Main. Die Bahn, sie schreibt im Sommer 2015 einen »DB Pitch Infrastructure 4.0« für Start-ups aus, ein bahneigenes Inkubatorprogramm. Motto: »Facilitating the integration of external innovations for DB Infrastructure«. Fünf Minuten darf jedes Bewerberteam vor Bahnvertretern seine Businessidee vorstellen, natürlich im Berliner Co-Working-Space »betahaus« in Kreuzberg. Wer überzeugt, der bekommt drei Monate Zeit, ein Bahn-Mentoring und 25.000 Euro Startkapital, um seine Idee weiterzuentwickeln. Das ist ein bisschen wie »Google auf dem Gleis«: hip, jung, hungrig, verrückt. Wer im 10 TÜV SÜD Journal
mobil
»Man ist nicht , um ins Zentrum zu kommen, sondern wo man mobil ist, ist das Zentrum« – Zitat aus einer Studie des schweizerischen Gottlieb Duttweiler Instituts
Jargon bleiben möchte, der fügt dem noch hinzu: adaptiv, teilbar, personal, social. Die Studie »Mobilität 2025 – Unterwegs in der Zukunft«, die das Gottlieb Duttweiler Institut GDI im Auftrag der Schweizerischen Bundesbahnen SBB erstellt hat, umreißt es so: »Der Reisende wird sich nicht mehr in dem Ausmaß wie heute dem System anpassen, sondern das System ist so vielseitig und flexibel nutz- und kombinierbar, dass es den Anschein macht, als passe es sich dem Nutzenden an.« Man kennt das: Facebook, Google & Co. arbeiten nach denselben Prinzipien, nur frei von jeglichen infrastrukturellen Zwängen. Das System Schiene hingegen ist nur in seinen Systemgrenzen leistungsfähig. Was nicht unbedingt ein Hemmnis sein muss: »Man ist nicht mobil, um ins Zentrum zu kommen, sondern wo man mobil ist, ist das Zentrum«, glaubt das GDI. So würden neue Orte entstehen, um den Reisenden auf ihren intermodalen Reisewegen die Unterstützung zu bieten, die sie brauchen. Was zählt, ist weniger die bauliche Hülle eines Gründerzeitbahnhofs oder ein vor 15 Jahren entwickelter ICE-Waggon; was zählt, ist das, womit diese neutrale Hülle von Verkehrsinfrastrukturen gefüllt werden wird: Buchungs-, Abrechnungs- und Vergleichsportale sind dabei mittlerweile selbstverständlicher Stand der Technik, »Hygienefaktoren«, die als gesetzt gelten und von neuen Wettbewerbern wie Carsharing- und Fernbusanbietern via Smartphone und Tablet mindestens genauso gut bespielt werden. Die Herausforderung wird es vielmehr sein, neue Services ohne großen Aufwand und quasi »en passant«, auf dem Weg, einzuführen. Services, die das »Ergänzungsmittel
Zug« zum Erlebnisort und den Hauptbahnhof zum neuen sozialen Treffpunkt in einer Welt machen könnten, die als immer virtueller wahrgenommen wird. Schaltzentrale Smartphone
Es ist aber auch eine Welt fehlender Fahrradbügel, ausfallender Klimaanlagen, unterirdischer Fußgängerpassagen in nacktem Stein und grellem Kunstlicht. Eine Welt der Hochgeschwindigkeit, die durch Verspätungen und Streiks manchmal ausgebremst wird. Es ist eine Welt, in der sich Stararchitekten wie Santiago Calatrava von einer sich räkelnden Frau inspirieren lassen und ihrer Inspiration im belgischen Bahnhof Liège-Guillemins mit jeder Menge Stahl, Beton und Glas Ausdruck verleihen. Aber auch eine Welt, die sich knapp 25 Kilometer weiter östlich am Bahnhof Eupen von ihrer – vorsichtig ausgedrückt– eher funktionalen Seite zeigt. Entscheidend für die Zukunft der Bahn wie auch anderer Mobilitätsdienstleister wird sein, dass sie sich so miteinander vernetzen, dass dem Reisenden eine funktionierende Infrastruktur geboten werden kann. Klingt selbstverständlich, ist aber wettbewerbsentscheidend: Die Wahl, ob er mit dem Fernbus, dem Zug, dem E-Bike oder per Uber zum Ziel kommt, trifft er ebenso intuitiv wie situativ via Smartphone. »Wer das beherrscht, der kann die Kunden begeistern«, glaubt Professor Andreas Knie vom InnoZ. Vorausgesetzt, der Smartphone-Akku ist geladen – vielleicht irgendwann auch mal über eine induktive Ladefläche, eingebaut im Klapptisch des Vordersitzes.
Mehr Infos zum Thema: www.tuev-sued.de/rail
Titelstory
Von Wettbewerbern umzingelt: Die Bahn muss die Transformation des Massenverkehrs mitgestalten. Neue Dienste und Angebote wie Uber, Carsharing und Fernreisen per Bus kommen bei Reisenden gut an.
TĂœV SĂœD Journal 11
Standpunkte
W
as sind die Mobilitätstrends der Zukunft? Wie möchten wir gegenüber unseren Kunden auftreten? Und wie müssen sich die Rahmenbedingungen dafür ändern? Das sind die Kernpunkte unserer Strategie »Mobilität 4.0«, die unter anderem in unserem Mobility Lab in Frankfurt am Main bearbeitet werden. Unser Ziel: Prototypen für neue Produkte und Services entwickeln und somit als »Lotse« im Produktentwicklungsprozess der Deutschen Bahn wirken. Aber: Wir sind kein exklusives Forschungslabor, das dem ganzen Bahnkonzern Empfehlungen aufdrücken und ihn transformieren will. Wir sind eine Keimzelle, die auch erst einmal in Details denkt. Beispiel »Süwex-App«: Die App haben wir für das von der DB Regio AG betriebene Regionalexpress-Netz Südwest entwickelt. Damit können sich Stammgäste, also Pendler, einen Sitzplatz reservieren. Zugegeben, das ist keine Raketenwissenschaft, aber es geht uns auch gar nicht darum, mit unseren Visionen zwanzig Jahre in die Zukunft zu fahren. Im Gegenteil: Es geht uns vor allem darum, aktuellen Kundenanforderungen zu entsprechen, unsere Antwort darauf schnell und smart zu erproben und bei Erfolg dann auszubauen. Es geht uns aber auch darum, zu verstehen, dass künftige Reisebegleitungssysteme in der Zukunft ganz anders funktionieren werden. Das bedeutet: Die Deutsche Bahn ist schon heute nicht mehr nur der Transporteur von Bahnhof zu Bahnhof, sondern begreift sich als umfassendes Mobilitätsunternehmen – für eine ideale Mobilitätskette, die von Haustür zu Haustür reicht.
»Die Deutsche Bahn begreift sich als Mobilitätsunternehmen – für eine Mobilitätskette von Haustür zu Haustür.«
STANDKerstin Hartmann, Leiterin des im Herbst 2014 gegründeten Mobility Lab der Deutschen Bahn
BAHN? BUS? Wer auf der Strecke bleibt 12 TÜV SÜD Journal
Standpunkte
»Am Ende des Tages muss es einen geben, der Federn lassen wird: der motorisierte Individualverkehr.«
PUNKTE Matthias Schröter, Sprecher des Bundesverbands Deutsche Omnibusunternehmer BDO
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onkurrenz belebt das Geschäft, und der Fernbus hat mit der Liberalisierung des inländischen Fernbuslinienverkehrs zum 1. Januar 2013 den Wettbewerb im Personenfernverkehr erst möglich gemacht. Vorher gab es ja nur die Bahn, jetzt gibt es auch uns: Im ersten Jahr der Liberalisierung konnten wir acht Millionen, im vergangenen Jahr 19 Millionen Passagiere befördern. Darauf sind wir stolz, wissen aber auch, dass wir die Kirche im Dorf lassen müssen. Im Fernverkehr befördert die Bahn mehr als 130 Millionen Menschen pro Jahr. Dennoch: Auch wenn wir vielleicht nur ein kleines Rädchen sind, ist damit ein ganzes System in Bewegung geraten. Der Fernbus ist eine Nische für Menschen, die es sich vorher vielleicht nicht leisten konnten, eine Reise anzutreten, und die auch nicht in erster Linie darauf angewiesen sind, schnell von A nach B zu kommen. Die aber unser Angebot, unsere Mischung aus Komfort, Preis und einfacher Buchbarkeit gerne annehmen. Und ja: Wir haben funktionierende WLAN-Netze an Bord! Aber auch die Bahn wird weitere Rekordzahlen im Fernlinienverkehr mit Passagieren verzeichnen können. Letztlich hat die Liberalisierung auch bei der DB einen Innovationsschub in Gang gesetzt. Alle internationalen Vergleiche zeigen zudem, dass nach einer Liberalisierung des Fernverkehrs mehr Reisende Bus und Bahn nutzen als davor. Und weil wir uns nicht in einem System kommunizierender Röhren bewegen, muss es am Ende des Tages einen geben, der Federn lassen wird: der motorisierte Individualverkehr.«
Die Liberalisierung des Fernreiseverkehrs hat vor allem einen Gewinner – den Reisenden. Aber auch die Deutsche Bahn und die Busunternehmen profitieren. Beide können sich über steigende Passagierzahlen freuen. Und beide werden nur dann weiterhin erfolgreich sein können, wenn sie innovativ sind.
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5 Minuten
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TĂœV SĂœD ist vom internationalen Industrieverband Zhaga anerkannt worden, an seinen Standorten MĂźnchen und Shenzhen ZertiďŹ zierungen von LED-Modulen und Fassungen nach den Zhaga-Vorgaben zu prĂźfen und zu zertiďŹ zieren. Das Regelwerk gibt weltweit SpeziďŹ kationen bezĂźglich GrĂśĂ&#x;e, Mechanik, photometrischer und thermischer Eigenschaften fĂźr LEDs vor, um diese austauschbar zu machen.
TĂœV SĂœD begleitet den Bau des neuen Offshore-Windparks Nordsee One rund 40 Kilometer vor der Nordseeinsel Juist. Das Unternehmen wird die Implementierungsphase zertiďŹ zieren und damit Fertigung, Transport, Errichtung und Inbetriebnahme des Windparks bis zur Betriebsfreigabe Ăźberwachen. Bis 2017 werden 54 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 332 Megawatt entstehen.
Durch die Verbesserung der EnergieefďŹ zienz kĂśnnen Industrieunternehmen ihre Kosten erheblich reduzieren. Das zeigt die erste Auswertung des Online-Tools ÂťEnergieefďŹ zienz-Check!ÂŤ, das im November 2014 von TĂœV SĂœD und ILF Beratende Ingenieure gestartet wurde. Im Drei-Jahres-Zeitraum konnten Unternehmen bis zu 700.000 Euro sparen. Mehr Infos unter www.tuev-sued.de/is/ee-check
misha.lu@tuv-sud.tw
alexander.heitmann@tuev-sued.de
gerd.streubel@tuev-sued.de
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TĂœV SĂœD baut seine Dienstleistungen rund um Fahrzeugotten aus: Seit Mai 2015 gehĂśrt das belgische Unternehmen TCOPlus und dessen Schwestergesellschaft FleetVision zum TĂœV SĂœD-Konzern. Mit der Ăœbernahme unterstreicht das Unternehmen seinen Anspruch, MarktfĂźhrer fĂźr Flottendienstleistungen auch Ăźber die Grenzen Europas hinaus zu sein. ÂťDie Software-LĂśsungen von TCOPlus und FleetVision runden unser Dienstleistungsportfolio perfekt ab. Sie ermĂśglichen Flottenmanagern, online Steuereffekte zu simulieren und valide Voraussagen fĂźr den Finanzbereich zu erstellenÂŤ, unterstreicht Rainer Laber (Bild, Mitte), verantwortlich fĂźr die Business Unit ›Flotte‚ der TĂœV SĂœD Gruppe. ÂťMit TCOPlus im Boot kĂśnnen wir unsere Kunden jetzt also noch umfassender dabei unterstĂźtzen, Einsparpotenziale zu identiďŹ zieren und zu nutzen.ÂŤ TCOPlus hält Mehrjahresverträge mit internationalen GroĂ&#x;kunden und bedient derzeit bereits 120.000 Fahrzeuge mit Global Reporting und angewandten Flotten-Software-LĂśsungen. FleetVision stellt weltweit Beratungsleistungen fĂźr Flottenanalysen zur VerfĂźgung.ÂŤ rainer.laber@tuev-sued.de
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Die Informations- und Kommunikationstechnologie hält Einzug in die Produktionsstätten. Die zunehmende Vernetzung der Produktion und die Verarbeitung groĂ&#x;er Datenmengen stellt Industrieunternehmen aber auch vor neue Herausforderungen. Intelligente Produktionssysteme sind anfälliger fĂźr feindliche Atta+FU[U LPTUFOMPT cken, Sabotage und Spionage. In einem White Paper mit dem Titel ÂťManaging security, safety and unter www.tuev-sued.de/digital-service privacy in Smart FactoriesÂŤ hat TĂœV SĂœD gemeinsam mit Munich Network den aktuellen Kenntnisstand zusammengefasst und einen ManagementLeitfaden fĂźr Unternehmen entwickelt, die ihre Fabriken zu Smart Factories umbauen wollen. Der Knackpunkt: Ein besonderes Sicherheitsrisiko gibt es immer dann, wenn bestehende Produktionsstätten und Fertigungsanlagen mit neuen KommunikationsmĂśglichkeiten und zusätzlicher ÂťIntelligenzÂŤ nachgerĂźstet werden. In Ergänzung zur Digitalen Agenda und zur Hightech-Strategie der deutschen Bundesregierung bietet das White Paper hierzu praxisnahe Handlungsempfehlungen.
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5 Minuten
CharIn-Initiative fĂśrdert einheitliches Ladesystem Eine Grundvoraussetzung fĂźr den Durchbruch von Elektroautos: Laden muss schnell sein und noch einfacher als das Tanken von Benzin. Dazu haben sich nun fĂźhrende OEM, Zulieferer und TĂœV SĂœD in Berlin zur Charging Interface Initiative (CharIN) zusammengeschlossen. Sie Aktuell sind in Europa mehr als wollen das Ladesystem Combined Charging System (CCS) global fĂśrdern und weiterentLADESTATIONEN wickeln. Das System kombiniert das Laden mit CSS im Einsatz. mit Wechselstrom und das schnellere Gleichstromladen in einen einheitlichen Stecker, den sogenannten Combo-Stecker. TĂœV SĂœD gehĂśrt europaweit zu den fĂźhrenden ZertiďŹ zierern von Ladestationen fĂźr Elektrofahrzeuge und setzt sich seit Jahren fĂźr global einheitlich hohe Sicherheitsstandards in der Elektromobilität ein – beispielsweise mit einem globalen Netzwerk von Batterietestzentren oder als Partner der OEM in der Fahrzeugentwicklung.
TĂœV SĂœD Stiftung unterstĂźtzt TU Dresden
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volker.blandow@tuev-sued.de
Minuten mit TĂœV SĂœD
Chemiesparte von TĂœV SĂœD feiert 10-jähriges Jubiläum 80 Mitarbeiter – mit dieser Zahl startete TĂœV SĂœD Chemie Service im Jahr 2005. Nun feiert das Unternehmen, das aus den EigenĂźberwachungen von Bayer, Dow OleďŹ nverbund und Hoechst hervorgegangen ist, sein zehnjähriges Bestehen. Heute unterstĂźtzen Ăźber 1.200 Mitarbeiter der Business Unit Chemical, Oil & Gas an 30 Industriestandorten weltweit Anlagenbetreiber der Chemie- und Pharmaindustrie. Zum Wachstum haben zahlreiche Unternehmenskäufe in den vergangenen Jahren beigetragen – zum Beispiel der US-amerikanischen PrĂźfdienstleister PetroChem Inspection Services und RCI Consultants oder des schweizerischen Unternehmens Swissi Process Safety. Die breite internationale Aufstellung ist dabei einer der Erfolgsfaktoren: Ăœber das weltweite Netzwerk von TĂœV SĂœD werden Kunden auch in neue Wachstumsmärkte wie China, Singapur und Indien begleitet. IBOT OJDPMBVT SJOEŇ…FJTDI!UVFW TVFE EF
Die TĂœV SĂœD Stiftung fĂśrdert die technische Sicherheit in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Unter anderem realisiert sie zahlreiche Projekte, um junge Menschen fĂźr Technik und Naturwissenschaften zu begeistern sowie Ausbildung und Studium zu optimieren. Eine neue, konkrete MaĂ&#x;nahme: die Finanzierung der Visiting Professorships an der Technischen Universität Dresden. Damit soll in den kommenden drei Jahren der internationale wissenschaftliche Austausch in den Ingenieurwissenschaften vertieft werden. Zum Start im April 2015 konnte Prof. Masayoshi Tomizuka von der University of California Berkeley gewonnen werden – einer der renommiertesten Wissenschaftler zur Automatisierungstechnik in Fahrzeugen. Sein Aufenthalt wurde auch genutzt, um die TU Dresden und die Universität Berkeley besser zu vernetzen und gemeinsam an kĂźnftigen Herausforderungen der Mobilität zu arbeiten. Informationen zu den Visiting Professorships im Internet unter www.tuev-sued-stiftung.de manuela.schmid@tuev-sued-stiftung.de
,PPQFSBUJPO CFJ -&% ;FSUJŇ„[JFSVOHFO GÂźS &VSPQB Zukunftsweisende Kooperation: Samsung Electronics und unser Unternehmen haben in Seoul (SĂźdkorea) einen Vertrag Ăźber die ZertiďŹ zierung von LEDs fĂźr den europäischen Markt unterzeichnet. Ziel dieser Vereinbarung ist, den weltweiten Kunden von Samsung Electronics, die in ihren Produkten LED-Pakete und -Module von Samsung verbauen, einen gesicherten Service zu gewähren. Kunden von Samsung proďŹ tieren dabei von reduzierten Kosten und einer Zeitersparnis bei ProduktzertiďŹ zierungen fĂźr den europäischen Markt. Das Ăœbereinkommen gilt fĂźr Samsung-Kunden weltweit, die Produkte fĂźr den europäischen Markt herstellen. TĂœV SĂœD bietet im Bereich Lampen und Leuchten zahlreiche Dienstleistungen und ZertiďŹ zierungen fĂźr einen weltweiten Marktzugang an. Darunter SicherheitsprĂźfungen nach weltweit anerkannten Standards, PrĂźfungen bezĂźglich der elektromagnetischen Verträglichkeit, auf chemische Anforderungen und hinsichtlich der EnergieefďŹ zienz und verschiedenster Leistungsparameter. stefan.rentsch@tuv-sud.kr
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Auf die Probe
Vor 26 Jahren kam m der Film m »Zuurücck inn diee Zukunfft II« in diee Kinnos – unnd zeiggte den Zuschauerrn einee am müsantee unnd überrraschendee Viisioon dees Jahrres 20155. Höchstee Zeit, einm mal nacchzzusehhenn, was davon Wirrklichhkeeit gewoorden isst.
In der Skateboard-Ära der späten 80er-Jahre wollte jeder Jugendliche ein schwebendes »Hoverboard« haben, wie es im Film vorkam.
16 TÜV SÜD Journal
Auf die Probe
IN UNSERER MAGAZIN-APP
Mittels zweier Elektromagneten lässt die amerikanische Firma Arx Pax ihr »Hendo Hoverboard« über Metallflächen schweben. Das Board soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.
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er 21. Oktober 2015 ist für Science-Fiction-Fans ein magisches Datum. Im zweiten Teil des Hollywood-Klassikers »Zurück in die Zukunft« reist die Hauptfigur Marty McFly zusammen mit dem quirligen Erfinder Emmett Brown aus dem Jahr 1989 an genau diesen Tag in der Zukunft. Seit Monaten organisieren sich Fans im Internet, um am 21. Oktober 2015 zu feiern. Nach der Zeitreise im fliegenden Sportwagen DeLorean – angetrieben von einem Biogasreaktor – findet sich Marty in einer fantastischen Welt wieder: 3-D-Kinos, sprechende Werbetafeln, überdimensionierte Flachbildschirme, schwebende Skateboards, Bezahlen per Fingerabdruck, Drohnen, die Hunde Gassi führen, telefonieren via Bildschirm, Schuhe, die sich automatisch selbst schließen, Datenbrillen – so haben sich die Filmemacher anno 1989 die Technologie des Jahres 2015 vorgestellt. Um auf diese Ideen zu kommen, hatten Regisseur Robert Zemeckis und Produzent Steven Spielberg acht Zukunftsberater für
»Zurück in die Zukunft II« engagiert – und die haben gute Arbeit geleistet. Sicher, das alles verändernde Internet existiert im Film nicht, und manche Technik-Prognose ging daneben: So kommunizieren wir heute kaum noch über Faxgeräte und Walkie-Talkies, Schuhe müssen wir immer noch selbst zubinden, Autos fahren immer noch mit Benzin oder Diesel, nicht mit Restmüll, und schwebende Skateboards ... na ja, warten wir es ab. Im Herbst will die US-Firma Arx Pax das erste Modell eines »Hoverboards« auf den Markt bringen, das mithilfe von Magnetfeldern einige Zentimeter über dem Boden schwebt (siehe Bild oben). Das TÜV SÜD Journal hat einmal nachgesehen, wo »Zurück in die Zukunft II« und andere visionäre Filme und Romane mit ihren Prognosen richtig lagen, und welche Technologien oder Geräte mittlerweile tatsächlich existieren. Für die Dinge, die es heute noch nicht gibt, haben die Entwickler ja noch etwas Zeit. Spätestens bis Mittwoch, den 21. Oktober 2015 – der Tag, an dem Marty McFly in der Zukunft landet.
FASZINIEREND: SCIENCE FICTION – UND DIE WIRKLICHKEIT 1865: »Von der Erde zum Mond« (Jules Verne) beschreibt eine fiktive Landung auf dem Erdtrabanten.
1932: Erich Kästner beschreibt im Kinderbuch »Der 35. Mai« ein drahtloses Telefon mit Sprachsteuerung.
1969
1973
Erste Mondlandung
Erstes Mobiltelefon von Motorola
1942: Isaac Asimov erwähnt den Begriff »Robotik«, der einen ganzen Industriezweig prägen wird.
1973 Die Universität Tokio stellt ersten humanoiden Roboter vor.
1932: »Schöne neue Welt« von Aldous Huxley erscheint. Thema: Embryonal-Anpassung
1983
Erste Verfahren zur pränatalen Diagnose werden vorgestellt
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Auf die Probe
DAS JAHR 2015: ROBERT ZEMECK ZEMECKIS UND UNSERE WELT
SELBSTSCHNÜRENDE SNEAKER S Im Film schlüpft Marty in Sneaker, die sich von selbst schließen. 2011 stellt Nike einen Sneaker vor, der dem aus dem Film bis ins Detail glich. Nur selbstschnürend war er nicht. Im Oktober 2015 soll das Modell nun tatsächlich als »Selbstschnürer« auf den Markt kommen.
FLIEGENDE AUTOS Im fliegenden DeLorean reist Marty McFly durch die Zeit. Die Firmen Terrafugia und Aeromobil arbeiten an fliegenden Autos, haben bisher aber nur Studien vorgestellt. www.terrafugia.com / www.aeromobil.com
HOLOGRAFIE UND 3-D-EFFEKTE Als Marty im Film vor dem Kino auf dem Rathausplatz seiner Heimatstadt steht, schwebt das Hologramm eines weißen Hais auf ihn zu. Mit James Camerons »Avatar – Aufbruch nach Pandora« (2009) hat die 3-D-Technik Einzug in die Kinosäle dieser Welt gehalten. Ohne 3-D-Brille wirken die Hologramme aber nur verschwommen statt zum Greifen nah.
SPRECHENDE PLAKATE Auf den Straßen sprechen überdimensionale Billboards zu den Passanten. Seit Anfang 2015 gibt es tatsächlich erste Werbekampagnen mit Plakaten, die auf Menschen reagieren. So hat ein Delikatessenhändler eine digitale Leinwand in Moskau mit einer Kamera ausstatten lassen. Eine spezielle Software erkennt Polizeiuniformen und verändert daraufhin das Bild zu russischen Delikatessen – sehr zur Belustigung ziviler Beobachter.
1979: In »Per Anhalter durch die Galaxis« übersetzt der »Babelfisch« alle Sprachen in die eigene.
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Im Fim »betankt« Doc Brown den DeLorean mit alten Getränkedosen und Restmüll. Das geht heute leider noch nicht. Für Autos gibt es unter anderem Biogas- und Elektroantriebe, aber keinen Müllreaktor.
2002: Eine Wischbewegung über den Bildschirm ersetzt in »Minority Report« die Computertastatur.
1987: In »Star Trek: Das nächste Jahrhundert« entspannt die Mannschaft auf dem Holodeck.
2007
Forscher der Universität Tokio stellen eine Holografie vor, die Projektionen fühlbar macht.
2009
2000 Erste automatische Übersetzungsprogramme kommen auf den Markt.
MR. FUSION (MÜLLREAKTOR, DER DEN DELOREAN ANTREIBT)
Markteinführung des iPhones
1977: Darth Vader und Obi-Wan Kenobi kämpfen in »Krieg der Sterne« mit Lichtschwertern gegeneinander.
2013 Wissenschaftler behaupten, Photonen zu fester Materie umwandeln zu können.
Auf die Probe
Neben der »Hovercam«, die ähnlich wie Googles Datenbrillen funktioniert (Bild oben links), gab es im Film auch Brillen, mit denen man fernsehen konnte. Derzeit entwickelt Microsoft mit »HoloLens« eine Computerbrille, die Computing, Holografie und Gaming integrieren wird. 1818: Das künstlich erschaffene Monster aus Mary Shelley's »Frankenstein« gilt manchem Kulturforscher als erster »Cyborg«.
1966: Philip K. Dick kreiert in »Erinnerungen en gros«, der Vorlage für den Film »Total Recall«, automatisch fahrende Fahrzeuge.
1940: »Robbie« von Isaac Asimov ist
2013
2014
2014
Der Berliner Cyborg-Verein hilft Menschen mit Behinderung durch Hightech-Implantate.
Erste Tests mit selbstfahrenden Autos werden vorgestellt.
Forscher der Uni Bielefeld lehren einen Roboter zu »überlegen«, also Probleme situativ zu lösen.
die erste Geschichte über einen Roboter mit künstlichem Gehirn.
1966: Die erste Folge der Fernsehserie »Star Trek – Raumschiff Enterprise« wird ausgestrahlt. Das »Beamen« ist erfunden.
2014 Forscher der Uni Delft »beamen« (sic!) Informationen von einem Teilchen auf ein zweites, das drei Meter entfernt ist.
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Auf die Probe
»WIR HABEN
DIESEN INNEREN
DRANG« Der Technikphilosoph Gerhard Banse, Präsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, über technischen Fortschritt, die Visionen von Filmemachern – und Träume der Menschheit Interview: Uli Pecher
Philosoph Banse: »Unsere technische Welt ist immer auch die Verwirklichung von Fiktionen.«
20 TÜV SÜD Journal
Auf die Probe
Herr Professor Banse, wir erleben seit einigen Hundert Jahren einen unglaublichen technologischen Fortschritt. Ist auch ein Rückschritt möglich? Seit es Menschen gibt, gibt es technologischen Fortschritt, der die Lebensbedingungen verbessert hat. Es gab allerdings auch immer Entwicklungen, die abgebrochen wurden, zum Beispiel aus ökonomischen Gründen. Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch immer erfinderisch bleiben wird. Wir haben diesen inneren Drang, etwas auszuprobieren und Neues hervorzubringen. Im Grunde findet ständig eine Ablösung von alten Technologien durch neue statt. Denken Sie an das Faxgerät, an den Energieträger Braunkohle, den Zweitaktmotor, an Propellerflugzeuge, die es auch kaum noch gibt. Stattdessen haben wir E-Mail und WhatsApp, Solar- und Windenergie, große Passagierjets. Nein, an einen Rückschritt glaube ich nicht. Kinofilme und Romane spielen immer wieder eine durch Technologie verursachte Apokalypse durch. Macht uns die Vernetzung verschiedenster Systeme – etwa Industrie, Kommunikation, Verkehr, Handel – verletzbarer als die vormals getrennten Systeme? Auf jeden Fall. Wir sprechen dann von kritischen Infrastrukturen, also Flughäfen, Kraftwerke, Banken. Mit der Abhängigkeit von technischen Systemen steigt auch die Verletzbarkeit in unserer Gesellschaft. Welche Folgen wird die Digitalisierung haben? Neben der Arbeitsverdichtung und Beschleunigung der Kommunikation wird der Energiebedarf steigen. Wenn wir Bilder in die Cloud laden oder twittern, steht irgendwo auf der Welt ein Rechner, der diese Daten verarbeitet. Mancher Hochleistungsrechner verbraucht so viel Strom wie ein Dorf. Welche Schlüsseltechnologien sind heute und morgen prägend? Aus heutiger Warte sind das alle Technologien, die auf Halbleitern aufbauen. Hinzu kommt die Nanotechnologie. Interessant
sind aber aus meiner Sicht nicht die einzelnen Technologien, sondern deren Zusammenwirken. Etwa von Nano-, Bio- und Informationstechnologie sowie Kognitionswissenschaften. In der Wissenschaft und in der Technik ist es oft so, dass die besten Ergebnisse an den Grenzen bestimmter Disziplinen erzielt werden. Denken Sie an Biochemie, Biophysik, physikalische Chemie, Computerlinguistik. Das Zusammenspiel verschiedener Technologien ist das Entscheidende. Ein praktisches Beispiel dafür ist das Berufsbild des Mechatronikers. Vor Kurzem machte die Erdumrundung des Flugzeugs »Solar Impulse 2« Schlagzeilen. Es trägt nur einen Piloten und wird von Sonnenenergie angetrieben. Wann werden große SolarPassagiermaschinen abheben? Die entscheidende Frage lautet hier, ob es uns gelingen wird, Solarelemente zu erfinden und zu bauen, die eine wesentlich höhere Energieausbeute haben. Und die Wirtschaftlichkeit spielt natürlich auch immer eine Rolle. Aus technischer Sicht ist aber fast alles machbar. Viele mutige technologische Visionen werden von Schriftstellern oder Filmemachern entworfen – und seltener von Technikern. Oder täuscht dieser Eindruck? Wenn wir in der Geschichte etwas weiter zurückgehen, bis zu Leonardo Da Vinci, bestätigt sich dieser Eindruck nicht. Da Vinci war ja auch Ingenieur, der bereits erste Pläne von Hubschraubern und Kettenfahrzeugen entwickelte. In der Gegenwart muss man aber sehen, dass ein Großteil der Ingenieure auch Angestellte von großen und kleineren Unternehmen sind. Das bedeutet, sie müssen viel früher als Schriftsteller und Filmemacher an die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit von Technologien denken. Schriftsteller, Drehbuchautoren und Filmemacher müssen darauf nicht unbedingt achten. Ein gutes Beispiel dafür ist eine uralte Komödie aus den 50er-Jahren mit Heinz Rühmann: »Ein Mann geht durch die Wand«. Rühmann kann also durch die Wand zu seiner Nachbarin hinübergehen.
Abgesehen davon, dass dies naturgesetzlich nicht möglich ist, fragt man sich als Techniker: Wieso fällt der denn nicht durch den Fußboden durch? Dennoch ist so manche Science-Fiction-Prognose wie zum Beispiel aus dem Film »Back to the Future« mit verblüffender Präzision wahr geworden. Ist unsere heutige Realität ein Ergebnis von Fiktion? Es gab in der Geschichte der Menschheit immer Träume, die man unbedingt verwirklichen wollte – zum Beispiel den Traum vom Fliegen. Das beginnt schon in der griechischen Mythologie mit der Sage von Dädalus und Ikarus. Technik ist immer das Produkt einer Vorstellung und existiert zunächst nur als Gedanke, als Idee. So gesehen ist gerade unsere technische Welt immer auch die Verwirklichung von Fiktionen.
Mehr Informationen zum Thema Technik: www.tuev-sued.de
Professor Gerhard Banse Seit mehr als vier Jahrzehnten forscht der Berliner (Jahrgang 1946) im Grenzgebiet von Technik und Philosophie. Zu seinen Schwerpunkten gehört das Verhältnis von Mensch, Technik und Gesellschaft. Banse war an rund 400 Veröffentlichungen zu Themen wie Technik, Kultur und Digitalisierung als Herausgeber oder Autor beteiligt. Nach einer langen akademischen Karriere, u.a. an den Universitäten in Berlin, Cottbus, Düsseldorf und Pennsylvania (USA), ist er seit 2011 im Ruhestand. Dennoch ist er weiterhin am Karlsruher Institut für Technologie tätig. Seit 2012 ist Banse Präsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, einer Gelehrtenvereinigung zur Pflege und Förderung der Wissenschaften.
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Auf dem Weg
TÜV SÜD-
AUF DEM WEG GENDE#22 FLIE BAUTEN EUE #24 DIE N WELT ARBEITS
TÜV SÜD UND DAS OKTOBERFEST Mit den Ochsen fing alles an: Der Bayerische Dampfkesselrevisionsverein, gegründet im Jahr 1870 und einer der Vorläufer von TÜV SÜD, kam auf der Münchner Theresienwiese bereits 1881 zum Einsatz. Zu prüfen war die Dampflok, die den zentnerschweren Drehspieß der neuen Ochsenbraterei antrieb. Anlass war das VII. Bundesschießen im Juli – und noch nicht das Oktoberfest. Das kam vor 85 Jahren dazu: 1930 waren der Ingenieur Karl Croce und seine Kollegen unter den ersten Wiesn-Besuchern, um lange vor dem Festbeginn erstmals auch Fahrgeschäfte zu prüfen, darunter drei Achterbahnen und drei Toboggans, auf denen die Fahrgäste ihr Gleichgewicht auf Förderbändern halten müssen. Es war der Startschuss für eine Tätigkeit, für die TÜV SÜD zunächst in Deutschland und später auch weltweit eine einzigartige Kompetenz entwickeln sollte.
REIN
VERGN
TÜV SÜD ist heute weltweit führend bei der Prüfung von Freizeitparks und eine Tradition zurückblicken, die vor fast 150 Jahren mit der Grün
PRÜFEN, BIS DER ARZT KOMMT Seit den 1950er-Jahren hat sich die Technik der Fahrgeschäfte rasant weiterentwickelt – sie wurden komplexer und schneller: Bei der Prüfung besonders rasanter Looping-Bahnen rechnen TÜV SÜDMitarbeiter heute nicht nur das Tragwerk mit dem Computer durch, sondern beziehen auch Ärzte in die Prüfung mit ein. Immerhin brettern die Fahrgäste mit dem Fünffachen ihres Körpergewichts durch manchen Looping – das verträgt nicht jjeder.
WELTWEITE KOMPETENZ Die Experten von TÜV SÜD prüfen heute Freizeitparks und Volksfeste in aller Welt. Eine bestandene Prüfung durch TÜV SÜD gilt längst auch international als Qualitätssiegel. Mit dem schönen Ergebnis, dass der Geschäftsbereich »Fliegende Bauten« als einer der ersten der TÜV SÜD AG bereits im Jahr 2001 mehr als die Hälfte seines Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftete.
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Auf dem Weg
Historie:
INS ..
UGEN ihrer Hightech-Attraktionen. Der Konzern kann dabei auf dung der Dampfkesselrevisionsvereine begann.
KINDER? ABER SICHER! Wo gibt‘s Schnitzel mit Pommes, wo sind die Toiletten, wo kriegen wir jetzt ein Pflaster her? Das Zertifikat »Fit for Kids« zeichnet besonders kinderfreundliche Freizeitparks aus. Neben der Sicherheit der Fahrgeschäfte sind viele weitere Kriterien wichtig, darunter kindgerechte Gastronomie und Sanitäranlagen sowie eine kindgerechte Notfall- und Erste-Hilfe-Ausrüstung. Für besonders nachhaltige und umweltverträgliche Freizeitparks bietet TÜV SÜD das Zertifikat »Green Amusement Park« an.
HIGHLIGHTS AUS 30 JAHREN
WAS SIND EIGENTLICH »FLIEGENDE BAUTEN«? Hier fliegen nur die Fahrgäste durch die Luft, die »Fliegenden Bauten« müssen fest und sicher am Boden stehen. Dafür sorgt TÜV SÜD. Der Begriff kommt aus dem Baurecht. »Fliegende Bauten« sind »bauliche Anlagen, die geeignet und bestimmt sind, an verschiedenen Orten wiederholt aufgestellt und abgebaut zu werden«. Dazu gehören zum Beispiel Schaustellergeschäfte wie Riesenräder, Achterbahnen, Karusselle und Autoscooter, aber auch Tribünen, Zirkus- und Festzelte.
Mehr zum Thema: www.tuev-sued.de/fliegende_bauten
Die schnellste, die größte, das höchste: Zu den spektakulärsten Prüfaufträgen für TÜV SÜD gehörten während der letzten drei Jahrzehnte der »Thriller« (1986), damals die größte transportable Achterbahn der Welt, Disneyland Paris, Legoland Günzburg, der Singapore Flyer, das höchste Riesenrad der Welt, der »Star Flyer« im Tivoli Kopenhagen (2006), das höchste Kettenkarussell der Welt und die schnellste Achterbahn der Welt in der Ferrari World Abu Dhabi.
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Auf dem Weg
MENSCH VS. MASCHIN Digitalisierung, Robotik, 3-D-Drucker – wie werden sich die neuen Technologien und ihre Vernetzung auf unsere Arbeitswelt auswirken? Welche Berufe werden für immer verschwinden – und welche werden neu entstehen? Text: Lothar Schmidt, Uli Pecher
IN UNSERER MAGAZIN-APP
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M
artin Hofmann kann auf eine stolze Familientradition zurückblicken: Seit sieben Generationen arbeiten die Mitglieder seiner Familie als Ingenieure. Martins Vorfahren waren dabei, als im 19. Jahrhundert die ersten Dampfmaschinen im Bergbau zum Einsatz kamen, der Urgroßvater entwickelte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Verbrennungsmotoren, der Vater in den 1970er-Jahren die ersten Industrieroboter. Martin Hofmann arbeitet als Werksleiter eines großen mittelständischen Solartechnik-Herstellers. Tochter Johanna studiert Mechatronik. Die Ingenieurfamilie Hofmann ist zwar erfunden, aber ihre Familiengeschichte hätte sich durchaus so zutragen können. Über mehrere Generationen hinweg hat sich das Berufsbild des Ingenieurs immer wieder verändert und ausdifferenziert. Mit jedem Technologieschub kamen neue Aufgaben hinzu, waren neue Kompetenzen gefragt. Nach den Siegeszügen von Dampfmaschine, Fließband und Elektronik erlebt die Welt nun ihre vierte industrielle Revolution – die selbstverständlich nicht über Nacht hereinbricht, sondern die Arbeitswelt in den kommenden Jahren Schritt für Schritt verändern wird. Die Stichworte lauten Industrie 4.0, Robotik, Vernetzung. Ein Beispiel dafür ist die »intelligente Fabrik«, in der Kundenbestellungen via Internet ankommen, registriert und an Produktion und
Auf dem Weg
VIER MAL »REVOLUTION«
NEN Logistik weitergeleitet werden. Das Produkt wird nahezu vollautomatisch von Robotern gefertigt und zur Auslieferung bereitgestellt. Hinzu kommen Erfindungen wie der 3-DDrucker, der das Potenzial hat, die Produktion von Gütern in Kleinserie radikal zu vereinfachen und ganz neue Geschäftsmodelle hervorzubringen. Die Roboterberater kommen
Das eröffnet Chancen. Wolfgang Dorst vom IT-Branchenverband BITKOM ist überzeugt, dass trotz der fortschreitenden Automatisierung der Mensch wieder zum »Mittelpunkt der Produktion wird. Als Erfahrungs- und Entscheidungsträger steuert
»Der Mensch wird wieder zum
heitsnavigatoren, die Patienten helfen, komplexe medizinische Systeme zu bedienen, darüber hinaus Solarspezialisten, Aquafarmer und Einfachheitsexperten, deren Aufgabe es sein wird, die ständig zunehmende Komplexität etwa in Unternehmen auf ein menschliches Maß herunterzufahren. Das ist die optimistische Perspektive. Es gibt auch eine andere: So haben die Wissenschaftler Carl Benedict Frey und Michael Osborne von der Universität Oxford 2013 eine Studie über die Zukunft der Arbeit vorgelegt, der zufolge 47 Prozent aller Jobs in den USA in den kommenden 20 Jahren automatisiert werden könnten. Auf ihrer »Roten Liste« der gefährdeten Berufe finden sich
Mittelpunkt
der Produktion« – Wolfgang Dorst, BITCOM und überwacht er die Produktionsabläufe der Wertschöpfungskette.« Zum Beispiel als »Roboterberater«. Das ist ein neuer Beruf, dessen Entstehen die gemeinnützige Bildungsorganisation »Canadian Scholarship Trust« (CST) bereits in den kommenden 15 Jahren erwartet. Der Roboterberater unterstützt Kunden bei der Auswahl und Konfiguration von Robotern, die zum Beispiel älteren Menschen den Haushalt führen – und hilft in Konfliktsituationen. Die CST-Forscher haben auf Grundlage weltweiter Entwicklungen wie Digitalisierung, demografischer Wandel, Personalisierung und Sicherheit eine Prognose gewagt, welche Berufe in naher Zukunft entstehen werden. Spätestens im Jahr 2030 soll es zum Beispiel Telechirurgen geben, die über große Distanzen hinweg mit Roboterhilfe operieren oder ein OP-Team anleiten; Gesund-
nicht nur Taxifahrer und Kassierer. Mit der Entwicklung des Deep Learning, der intelligenten Verarbeitung riesiger Datenmengen, werden womöglich auch hoch qualifizierte Wissensarbeiter betroffen sein, darunter Versicherungsmakler, Steuerberater und Bankangestellte. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der Ökonom Jeremy Bowles von der London School of Economics für die Arbeitsmärkte Europa und Deutschland. Schon plädieren Wirtschaftswissenschaftler der US-Hochschulen Boston University und Columbia University für ein neues Steuersystem, das die vom Einzug smarter Maschinen in die Arbeitswelt verursachte Umverteilung der Einkommen von unten nach oben korrigiert. Aber Vorsicht! Ein Blick zurück in die Wirtschaftsgeschichte zeigt ein deutlich positiveres Bild. 1931 befürchtete der Öko-
Die sogenannte erste industrielle Revolution ist eigentlich ein Prozess, der sich über viele Jahrzehnte erstreckt. Beginnend in England verändern gegen Ende des 18. Jahrhunderts Erfindungen wie die Dampfmachine und der mechanische Webstuhl die Wirtschaft und damit auch die Gesellschaft. Auch Deutschland beginnt sich im 19. Jahrhundert vom Agrarstaat zum Industriestaat zu wandeln. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hebt die Verbreitung der Elektrizität und der Fließbandproduktion die Produktivität der Industrie auf ein neues Niveau (zweite industrielle Revolution). Darauf baut die dritte industrielle Revolution auf: Die Produktion wird seit den 1970er-Jahren durch den Einsatz von IT weiter automatisiert. Heute sprechen Wissenschaft und Medien bereits von der vierten industriellen Revolution oder »Industrie 4.0«. Damit ist unter anderem die internetgestützte Vernetzung von Kunden, Maschinen und Produktion gemeint.
nom John Maynard Keynes eine durch die Technologie verursachte Arbeitslosigkeit, die nie eintrat. Ganz im Gegenteil: Während der vergangenen 200 Jahre hat noch jeder Technologieschub zwar traditionelle Jobs gekostet, dafür aber eine Fülle neuer Berufe und Absatzmärkte geschaffen: So ersetzten beispielsweise Lokführer und Heizer die Kutscher, das Automobil und die Eisenbahn verdrängten die Pferdekutsche. Unter dem Strich hat die Industrialisierung eines Teils der Welt wohl Hunderte Millionen Arbeitsplätze entstehen lassen – und damit das Wachstum der Bevölkerung und des globalen Wohlstands erst ermöglicht. Eine zuversichtliche Prognose gibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung ab: Bereits im Jahr 2025 wird es eine Fülle von Geschäftsmodellen geben, die sich auf individualisierte Produkte gründen. Selbst nach Ansicht der kritischen OxfordForscher Frey und Osborne werden neue Berufe überall dort entstehen, wo Kreativität, soziale Kompetenz und Fingerfertigkeit gefragt sind – gute Aussichten für weitere Generationen von Ingenieuren aus der fiktiven Familie Hofmann. TÜV SÜD Journal 25
Auf dem Weg
»ES WIRD SO GUT WIE ALLE TREFFEN«
BRANCHEN
Professor Axel Haunschild, Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Arbeitswissenschaft an der Universität Hannover, über den Wandel der Arbeitswelt und das digitale Proletariat
Herr Professor Haunschild, wie wird sich die fortschreitende Digitalisierung auf die Arbeitswelt auswirken? Bei jeder industriellen Revolution gab es Debatten darüber, ob es zu einer Höherqualifizierung oder zu einer Niedrigerqualifizierung kommen wird. Beides ist richtig. Während manche Tätigkeiten und auch ganze Berufsfelder Opfer der Rationalisierung und Automatisierung werden, entsteht ein Bedarf für hoch qualifizierte Fachkräfte im Bereich der Entwicklung, Programmierung, Steuerung und Instandhaltung neuer Maschinengenerationen. Welche Branchen wird dieser Wandel verändern? Es wird so gut wie alle Branchen treffen. Im Versandhandel sind schon heute die Lagerprozesse hoch automatisiert. Auch im Finanzsektor, in der Tourismusbranche, der Musikindustrie und der Verlagsbranche finden sich zahlreiche Beispiele für eine Digitalisierung der Arbeit. Selbst im Bereich personennaher Dienstleistungen bestehen bereits Möglichkeiten, menschliche Kerntätigkeiten, wie zum Beispiel die Pflege, durch Assistenzsysteme zu unterstützen. Wird es in zwanzig Jahren noch Friseure, Malermeister und Dachdecker geben? Es wird spannend werden, die Entwicklungen im Handwerk zu beobachten, das heißt, ob die theoretisch durch Maschinen ersetzbaren Tätigkeiten wie Haareschneiden, Anstreichen oder Dacherdecken nicht doch weiterhin von Menschen erledigt werden, weil Menschen gerne in Kontakt miteinander sind. Auch so26 TÜV SÜD Journal
birgt die Gefahr, dass viel Arbeit abwandert oder außerhalb unseres Beschäftigungssystems stattfindet, wo nicht die gleichen Arbeitnehmerrechte wie bei uns gelten. Entsteht ein globales digitales Proletariat? Das könnte man so nennen. Dieses Proletariat verkauft aber keine körperliche Arbeit, sondern die Menschen müssen hoch qualifiziert sein, verantwortlich für die eigene Weiterbildung – und den Großteil unternehmerischer Risiken selbst tragen. genannte interaktive Dienstleistungsarbeit, wie etwa Beratung, hat nicht einfach ein Ergebnis zum Ziel, sondern ist gerade durch den Interaktionsprozess mitgeprägt. Was, wenn der Kollege plötzlich ein Roboter ist? Die erste Reaktion besteht darin, dass man ihm einen Namen gibt, ihn also vermenschlicht. Die Frage ist, welche Autonomiespielräume mit dem Fortschreiten der Automatisierung für den Menschen übrig bleiben. Ist die Technik nur unsere Assistentin oder entsteht eine moderne Schleife des Taylorismus? Die Maschinen können immer mehr – und erst dann, wenn etwas nicht mit ihnen zu machen ist, kommen Menschen zum Einsatz. Welche Beschäftigungsverhältnisse wird es in der Industrie 4.0 geben? Sie werden heterogen sein. Es wird auf jeden Fall Bedarf geben, Facharbeiter im Unternehmen zu halten. Im Dienstleistungsbereich sieht es anders aus. Statt der klassischen Festangestellten könnten Freelancer von jedem Punkt der Erde digitale Arbeit leisten. Das
Professor Axel Haunschild Prof. Dr. Axel Haunschild (Jahrgang 1964), ist seit 2011 Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Arbeitswissenschaft an der Universität Hannover. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen in Hamburg studiert und 1997 im Bereich Personalwirtschaftslehre an der Universität Hamburg promoviert. Vor seinem Ruf nach Hannover lehrte er an den Universitäten in Trier, London und Innsbruck. Seine Forschungsgebiete sind unter anderem neue Arbeits- und Organisationsformen, Beschäftigungsverhältnisse und Human Resource Management in den kreativen Industrien, Mitbestimmung und Work-Life-Boundaries.
Vor Ort
Menschen:
Steve Hackett, International Account Manager von Fleet Logistics: »Viele unserer Kunden verfolgen heute eine Umweltstrategie, die sich mit dem Kostenmanagement gut in Einklang bringen lässt.«
Guter Deal für alle
S
teve Hackett war vor Kurzem auf der Autobahn in Richtung Köln unterwegs – eine Dienstreise in einem Mietwagen der oberen Mittelklasse. »Plötzlich fing das Lenkrad an zu vibrieren«, erzählt Steve Hackett. »Das war eine Warnung, dass ich dabei war, meine Fahrspur zu verlassen.« Der Sicherheitstechnik in dem Fahrzeug gibt er noch heute eine Eins mit Stern: »Fantastisch!« Das Thema Sicherheit und Automobil beschäftigt ihn auch beruflich: Seit vier Jahren ist Steve International Account Manager bei Fleet Logistics, einem Tochterunternehmen von TÜV SÜD. Mit mehr als 150.000 Fahrzeugen ist das Unternehmen der größte Dienstleister für Flottenmanagement in Europa. Steve Hackett berät große, international tätige Unternehmen, die zum Teil Dienstwagenflotten mit bis zu 30.000 Fahrzeugen unterhalten, wie sie ihren Fuhrpark optimal weiterentwickeln, welche Fahrzeuge sie ihren Mitarbeitern anbieten, wie sie diese günstig leasen und welche Sicherheitsfeatures sie haben sollten: Wenn also zum Beispiel ein Spurhalteassistent das Lenkrad vibrieren lässt und so einen Unfall verhindert, schützt das nicht nur den Fahrer, sondern spart auch Reparaturkosten. »Indem wir das Risiko managen, behalten wir auch die Kosten im Griff«, sagt Hackett. Dabei hilft auch das zunehmend ausgeprägte ökologische Denken bei Unternehmen und Angestellten. »Viele unserer Kunden verfolgen heute eine Umweltstrategie, die sich mit dem Kostenmanagement gut in Einklang bringen lässt«, berichtet Hackett. Der Trend geht zu Autos mit kleinerem Hubraum, die weniger Sprit verbrauchen, und so den CO2-Ausstoß eines Unternehmens senken helfen. Die meisten Staaten unterstützen diese Entwicklung über ihr Steuersystem. »Das ist sowohl für die Unternehmen als auch für die Dienstwagenfahrer von Vorteil«, sagt Hackett. »Für die Fahrer, weil umweltfreundliche Autos in der Regel niedriger besteuert werden – und für die Unternehmen, weil die Kosten sinken. Ein guter Deal für beide.« Mehr Infos zum Thema: www.fleetlogistics.com
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Je nach Wassertiefe und Bodenbedingungen kommen unterschiedlichste Fundament-Konstruktionen zum Einsatz: Neben Tripods (siehe links) sind das zum Beispiel bauähnliche Tripiles, Buckets (Stahlzylinder, die sich in den Meeresboden saugen) oder schwimmende Fundamente. Diese eignen sich besonders für sehr tiefe Verankerungen. Weitere Vorteile: Sie werden an Land vorgefertigt und können dann ohne große Lärmentwicklung im offenen Meer installiert werden.
SOLIDE BASIS
DREH-
Die einzelnen Anlagen werden miteinander gekoppelt und mit dem windparkeigenen Umspannwerk verbunden. Bei direkten Drehstromverbindungen führt ein Seekabel den Strom dann zum nächsten Netzknotenpunkt an Land. Die Transportkabel müssen in der Lage sein, große Stromkapazitäten über Distanzen von 100 Kilometer und mehr zu transportieren.
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Wenn die Tauchroboter nicht mehr weiterkommen, dann springen Industrietaucher ins Wasser – beispielsweise, wenn ein Kabel nicht richtig eingezogen werden konnte oder an den Fundamenten Probleme mit dem Korrosionsschutz auftreten. Diese Spezialtaucher verstehen sich als »maritime Dienstleister«, als Allrounder, die je nach Bedarf eigene Taucherbasisschiffe, Tauchkontroll- und Druckkammer-Container oder auch transportable Brückenpontons bereithalten.
AUF TAUCHSTATION
GRÜNDLICHE PRÜFUNG
Bevor sich die Rotorblätter einer Offshore-Anlage in die Höhe strecken, geht es erst einmal in die Tiefe: An jedem einzelnen Standort einer Windenergieanlage muss eine Baugrundhaupterkundung stattfinden. Eignen sich die Flächen für die Gründungsarbeiten der Fundamente? Müssen Kampfmittel oder andere Unterwasserhindernisse beseitigt werden? Die geophysikalischen Untersuchungen werden unter anderem mit Magnetometern oder Tauchrobotern unternommen.
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1
Text: Timour Chafik
Steife Brise auf hoher See: Windenergieparks mitten im Meer sind ein wichtiges Standbein der Energiewende. Wie installiert man eigentlich solche Offshore-Anlagen. Und wie baut man sie so stabil, dass sie Wind und Wellen standhalten? Eine Anleitung in sieben Schritten.
... UND AB INS NETZ
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D UND #28 WIN MEER GEBER #30 RAT GZELTE CAMPIN
AUF DEN PU N K T
Auf den Punkt
Taucher kommen zum Einsatz, wenn Roboter an ihre Grenzen stoßen – beispielsweise wenn Kabel eingezogen werden müssen oder Probleme an den Fundamenten auftreten.
Tauchroboter
Um die Arbeitsschritte auf hoher See zu minimieren, werden möglichst viele Komponenten im Hafen montiert und anschließend mit Schiffen zum Fundament transportiert. Hier wird zunächst das erste Turmsegment durch einen Kran oder eine Errichterplattform mit der Gründung verbunden. Schritt für Schritt folgen die weiteren Turmsegmente. Mit der Montage des Rotorsterns an der Gondel ist die Errichtung der Anlage beendet. Strom fließt jetzt allerdings noch nicht.
DIE ENDMONTAGE
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Drei Stahlstreben zweigen schräg vom Zentralrohr ab. Am Meeresboden sind alle Teile miteinander verbunden. Geeignet für Tiefen von 20 bis 80 Meter.
Tripod
Transition Piece
Arbeitsplattform mit Kran
Treibt Stahlelemente des Fundaments in den Meeresgrund.
Hammer
Turm mit Fahrstuhl
Meeresboden
Industrietaucher
Vor allem die Rammarbeiten an den Fundamenten können extrem laut werden. Windparkbauer sind verpflichtet, einen Grenzwert von 160 Dezibel einzuhalten, um zum Beispiel Schweinswale zu schonen. Schon vor Baubeginn wird deshalb ein Scheuchsignal gesendet, um die in der Umgebung lebenden Tiere zu verscheuchen. Darüber hinaus wird während des Baus eine Wand aus Luftblasen um die Baustelle gelegt, um so die Schallausbreitung unter Wasser einzudämmen.
LÄRM LASS NACH
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Beispiel Nordsee: Hier ist der Grund meist sandig und nachgiebig, die Anlagen des neuen Windparks DanTysk 70 Kilometer westlich der Insel Sylt stehen in Tiefen zwischen 21 und 31 Metern. Gut geeignet für Fundamente des Typs Monopile, bestehend aus einem zentralen Fundamentrohr, das per Rammhammer in den Meeresboden getrieben und das mit einem Verbindungsstück – einem so genannten Transition Piece – auf das unterste Turmsegment geschraubt wird.
BESSER GUT VERANKERT
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STROM Auf den Punkt
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Auf den Punkt
Ratgeber:
Unter der Haube Spaß oder nass? Kuschlig oder muffig? Bei Zeltkauf und -pflege machen Details manchmal den Unterschied. Fünf Tipps, worauf‘s bei(m) Zelten ankommt.
1
Welches Zelt für welchen Trip? In den Bergen muss das Zelt schnell aufgebaut sein und schlechtes Wetter ab- und aushalten. Geodät-Zelte sind besonders stabil – und halten auch Schnee stand. Ist‘s heiß? Dann bieten Kuppelzelte mit zwei Eingängen ausreichend Durchzug. Schön schnell: das Wurfzelt. Kaum ist das Paket in die Luft geworfen, landet ein fertiges Zelt auf dem Rasen.
3 Dicke Luft
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Kleine Hering-Kunde Standard-Heringe eignen sich für das Befestigen in trockenen und harten Böden, verbiegen aber schnell. Auf sandigem Untergrund sorgen dicke Heringe mit breiten Flügeln für festen Halt. Im Trend: Schraubheringe.
Um Kondenswasserbildung vorzubeugen, verfüHFO HVUF ;FMUF ¼CFS NFISFSF #FM¼GUVOHT¶҃OVOgen – möglichst direkt unter dem Zeltdach und in den Windblenden. Teure Modelle beugen der Kondenswasserbildung mit einer Membran-Technik vor. Ein luftund wasserdichter Zeltboden hält die Feuchtigkeit der Erde ab.
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DAMIT DAS ZELT HÄLT Wie fast immer gilt auch hier die Faustregel: gute Pflege gleich lange Lebensdauer. Bereits vor dem Aufbau des Zeltes den Untergrund von Steinen und spitzen Gegenständen befreien – sie können den Zeltboden ruinieren. Das Zelt möglichst nur trocken einpacken und lagern, um Schimmelbildung und Stockflecken zu vermeiden. Wenn‘s nicht anders geht: Das feuchte Zelt zu Hause vollständig durchtrocknen.
Weitere Informationen: www.tuev-sued.de/campingzelte 30 TÜV SÜD Journal
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Sicher campen
Hat ein Zelt Beregnungsanlage, Reißverschluss-, Flammschutz- und weitere Prüfungen in den Labors überstanden, darf es ein Zertifikat von TÜV SÜD tragen. Wer auf Nummer sicher gehen will, achtet auf ein entsprechendes Zeichen. Mehr Infos gibt es unter der kostenlosen ServiceHotline: 0800 - 888 4444
Akademie | Termine
10/11/12 KALENDER Auf folgenden Messen, Kongressen und Veranstaltungen können Sie TÜV SÜD live erleben. Unsere Expertenteams freuen sich auf Ihren Besuch. Mehr Infos zu den Terminen: www.tuev-sued.de/konzernevents
OKTOBER eRUDA – elektrisch rund um den Ammersee, Fürstenfeldbruck/Starnberg/Ammersee, 02.10.–04.10.2015 e-Rallye für Pedelecs, eMobile und eLKWs am Ammersee Expo Real, München, 05.–07.10.2015 Internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen it-sa – Die IT-Security-Messe, Nürnberg, 06.–08.10.2015 Aktuelle Trends und Innovationen der IT-Sicherheitsbranche eCarTec, München, 20.–22.10.2015 Internationale Leitmesse für Elektro- & Hybridmobilität
Jetzt bewerben und gewinnen! In Ihrem Unternehmen werden Weiterbildung und die individuelle Förderung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großgeschrieben? Dann bewerben Sie sich doch für den Deutschen Bildungspreis 2016! Die TÜV SÜD Akademie und EuPD Research Sustainable Management suchen zum vierten Mal Unternehmen, Organisationen, Institutionen und Behörden, die ihre Mitarbeiter strategisch fördern und bei der Weiterentwicklung unterstützen. Die Initiative hilft Teilnehmern durch wissenschaftliches Know-how und Best-Practice-Ansätze, ihr Bildungs- und Talentmanagement effizient und nachhaltig zu verbessern.
Qualitätsstandards in der Weiterbildung Mit dem Deutschen Bildungspreis wollen die Initiatoren wissenschaftlich fundierte und praxisnahe Qualitätsstandards im Bildungs- und Talentmanagement etablieren. Ausgezeichnet werden jeweils kleine und mittelständische sowie Großunternehmen. Bewertungsgrundlage ist das erste expertengestützte und praxisgeprüfte Qualitätsmodell für betriebliches Bildungs- und Talentmanagement in Deutschland. Seit dem Start der Initiative vor drei Jahren haben sich über 460 Unternehmen beworben. Die Teilnahme lohnt sich für große genauso wie für kleine und mittelständische Betriebe und Organisationen. Jeder Bewerber erhält einen kostenlosen, individuellen Benchmark des eigenen Bildungs- und Talentmanagements im Vergleich mit den anderen Bewerbern sowie eine Stärken-Schwächen-Analyse, die Experten im Anschluss an die Auswertung im Rahmen eines telefonischen Analysegesprächs auf Wunsch durchführen.
Fragebogen ausfüllen und für die Teilnahme qualifizieren
NOVEMBER SPS IPC Drives, Nürnberg, 24.–26.11.2015 Europas führende Fachmesse für elektrische Automatisierung. Die SPS IPC Drives umfasst das ganze Spektrum der elektrischen Automatisierung. Sie zeigt alle Komponenten bis hin zu kompletten Systemen und integrierten Automatisierungslösungen.
Alle Unternehmen und Organisationen können sich mit einem Fragebogen für den Deutschen Bildungspreis qualifizieren. Nach der Beantwortung dieses Qualifizierungsbogens begutachtet und bewertet ein Expertenbeirat alle eingehenden Bewerbungen und wählt in den fünf Preiskategorien jeweils die Top drei für die Finalrunde aus. Weitere Informationen sowie die Bewerbungsunterlagen gibt es unter www.deutscher-bildungspreis.de. Teilnahmeschluss ist der 31. Oktober 2015. anne.dreyer@tuev-sued.de
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Das TÜV SÜD Journal erscheint vierteljährlich. Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Das TÜV SÜD Journal wird klimaneutral auf einem Papier aus nachhaltiger Holzwirtschaft gedruckt.
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Nur bis kurz vor Jahresende haben grĂśĂ&#x;ere Unternehmen Zeit, um die neuen Vorgaben der Europäischen Union zur Steigerung der EnergieefďŹ zienz umzusetzen. Gefordert wird ein Energieaudit nach DIN EN 16.247, wenn Unternehmen kein zertiďŹ ziertes Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50.001 oder kein eingetragenes Umweltmanagementsystem nach EMAS betreiben. TĂœV SĂœD bietet hier kompetente UnterstĂźtzung an.
Seit Juni 2015 ist die novellierte Fassung der Betriebssicherheitsverordnung in Deutschland in Kraft. Sie regelt die Bereitstellung und Nutzung von Arbeitsmitteln sowie den Betrieb von ĂźberwachungsbedĂźrftigen Anlagen. Um Unternehmen bei der wirtschaftlichen Umsetzung der Verordnung zu unterstĂźtzen, hat die TĂœV SĂœD Akademie eine Seminarreihe aufgelegt. Mehr Infos unter www.tuev-sued.de/akademie/2611015.
Das Prßabor von TĂœV SĂœD in Hamburg kann MĂśbel gemäĂ&#x; dem GĂźtesiegel ÂťGoldenes MÂŤ prĂźfen. Eine entsprechende Bestätigung kam jetzt von der Deutschen GĂźtegemeinschaft MĂśbel e.V. (DGM). Das Siegel zeigt an, dass strenge Vorgaben in den Bereichen Sicherheit, Stabilität, Verarbeitung und Funktionalität erfĂźllt werden und das MĂśbelstĂźck weder geruchsbelästigend ist noch gesundheitsgefährdende Stoffe absondert.
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Ńƒ 5Âœ7 4Âœ% WPO "OGBOH BO CFJN 5IFNB *5 4PGUXBSF NJU EBCFJ XBS Mehr als zehn Prozent aller Einkäufe werden in Deutschland mittlerweile Ăźber das Internet getätigt. Mit Wachstumsraten von jährlich Ăźber 20 Prozent boomt das E-Shopping. Jeder zweite Deutsche kaufte im vergangenen Jahr online ein. Als in den frĂźhen 1990er-Jahren die ersten Online-Shops entstanden, rechnete kaum jemand mit dieser Erfolgsgeschichte. Denn am Anfang standen einfache Listen mit Produktbildern. Rasanten Auftrieb erhielt das Internet – und damit auch Online-Shops – kurz darauf mit graďŹ kfähigen Webbrowsern. Schon damals beschäftigte sich TĂœV SĂœD mit der Qualität von Software. 1999 wurde dann die Abteilung Information-Technology gegrĂźndet. Das PrĂźfprogramm ÂťTĂœV SĂœD sa@fer-shoppingÂŤ wurde ein Jahr später angeboten. Heute kĂźmmern sich die Experten nicht nur um Datenschutz und -sicherheit bei Online-Portalen, um sicheres Bezahlen mit der Kreditkarte, sondern auch um sichere IT-Strukturen in Unternehmen und um funktionale Sicherheit und Interoperabilität von Komponenten in komplexen digitalen Systemen. IFJEJ BU[LFS!UVFW TVFE EF
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Neue Stiftung fĂśrdert Sicherheit im Sport Sport ist gesund. Gleichzeitig verletzen sich aber Jahr fĂźr Jahr Menschen bei FuĂ&#x;ball, Tennis und Co. – im Leistungssport ebenso wie im Breiten- und Schulsport. Eine neue Stiftung will nun dazu beitragen, dass weniger Sportunfälle und -verletzungen passieren. Gemeinsam mit Rund 380.000 Unfälle an Schulen registrie- der ARAG Versicherungsgruppe und weiteren MitbegrĂźndern hat ren die deutschen Versicherer jedes Jahr. TĂœV SĂœD die Stiftung ÂťSicherheit im SportÂŤ ins Leben gerufen. Die Arbeit richtet sich an Sportler, Trainer, Ăœbungsleiter und Sportlehrer sowie Fachleute aus Sportwissenschaft, Sportmedizin und Politik. Ziel ist es, dass die Sportunfallprävention in das alltägliche Training einieĂ&#x;t und so zum Standard wird. Die Ansatzpunkte sind sportpraktische MaĂ&#x;nahmen wie spezielle Trainingsformen, Ăœbungen oder technische und politische Richtlinien, wozu beispielsweise Regelwerke gehĂśren.
RISIKO SCHULSPORT:
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Auszeichnung als beste ;FSUJŇ„[JFSVOHTPSHBOJTBUJPO Im Mai 2015 wurde TĂœV SĂœD auf dem in China stattďŹ ndenden internationalen Kongress fĂźr EnergiespeicherlĂśsungen (China International Energy Storage Station Congress, ESSC) fĂźr seine Beiträge zur Entwicklung sicherer und qualitativ hochwertiger Energiespeichersysteme als ÂťBeste ZertiďŹ zierungsorganisation des Jahres im Bereich EnergiespeicherÂŤ ausgezeichnet. Volker Blandow, Leiter des Bereichs e-Mobility bei TĂœV SĂœD, nahm die Auszeichnung im Namen der TĂœV SĂœD Gruppe entgegen. Der ESSC zählt in China zu den renommiertesten Kongressen im Bereich der EnergiespeicherlĂśsungen. Unter den Ăźber 1.000 Teilnehmern waren u.a. Vertreter der nationalen EnergiebehĂśrde, des Ministeriums fĂźr Wissenschaft und Technologie, des Energieforschungsinstituts der chinesischen Entwicklungs- und Reformkommission sowie Experten von Unternehmen auf dem Gebiet der EnergiespeicherlĂśsungen und Batteriehersteller. KBOF MJN!UVW TVE QTC TH
ÂťStern der SicherheitÂŤ fĂźr Horst Schneider Hohe Auszeichnung fĂźr ein Leben im Dienst der Verkehrssicherheit: Der Vorsitzende der TĂœV SĂœD Stiftung, Horst Schneider, ist seit Ende Juni 2015 Träger der Bayerischen Staatsmedaille ÂťStern der SicherheitÂŤ. Die Auszeichnung wird vom bayerischen Innenminister an PersĂśnlichkeiten vergeben, die sich nachhaltige Verdienste um die Innere Sicherheit in Bayern erworben haben. Horst Schneider erhält den ÂťStern der SicherheitÂŤ fĂźr mehr als zwei Jahrzehnte ehrenamtliche Tätigkeit als Präsident, Vizepräsident und Schatzmeister der Bayerischen Verkehrswachten. In seiner Laudatio hob Staatsminister Joachim Herrmann hervor, dass Schneider während seiner Präsidentschaft den Tätigkeitsbereich der Verkehrswachten mit groĂ&#x;em Erfolg ausgeweitet habe. Seinem Engagement sei es zuzuschreiben, dass die Landesverkehrswacht Bayern zwischenzeitlich Ăźber stattliche Finanzmittel zur DurchfĂźhrung zahlreicher Projekte im Präventionsbereich verfĂźge und sich besonders als Anwalt der Schwächsten im StraĂ&#x;enverkehr bewährt habe. Horst Schneider ist bereits seit Ăźber vierzig Jahren fĂźr TĂœV SĂœD tätig. Nach verschiedenen FĂźhrungstätigkeiten im operativen Bereich Ăźbernahm er 1996 die GeschäftsfĂźhrung der damaligen Mobilitätssparte. 2010 wurde er zum Mitglied des Vorstandes ernannt, seit Mai 2015 ist er Vorsitzender der TĂœV SĂœD Stiftung. Schneider ist zudem Vizepräsident der Deutschen Verkehrswacht, war 21 Jahre lang Präsident der Bayerischen Landesverkehrswacht (bis 2013) und bis Ende letzten Jahres Vorstandsmitglied des Deutschen Verkehrssicherheitsrates. Horst Schneider, seit Mai 2015 Vorsitzender der TĂœV SĂœD Stiftung
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Zu guter Letzt
IPHONE AUF RÄDERN
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Zu guter Letzt
App-gesteuert, mit GPS verbunden und selbstfahrend: Werden die intelligenten Koffer nach den Smartphones die nächsten digitalen Prestigeobjekte?
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er rheinische Domherr Marquis von Hoensbroech verstaute einst auf Reisen das Allernötigste in hölzernen Setzkästen, darunter Gewürzgefäße, silberne Schuhschnallen und eine Spargelzange, der deutsche Kaiser Wilhelm II. belegte unterwegs einen ganzen Eisenbahnwaggon mit seinem Gepäck – einschließlich eines runden Korbes für die kaiserlichen Dackel, und Filmdiva Marlene Dietrich überquerte den Atlantik nur in Begleitung ihrer riesigen Schrankkoffer, die sie „Elefanten“ nannte. Als Statussymbol gilt das Reisegepäck im Allgemeinen und der Koffer im Besonderen auch heute noch – vorausgesetzt er glänzt in Aluminiumschale oder kommt im edlen Lederbezug daher. Nun aber rollt der Koffer seiner nächsten Evolutionsstufe entgegen – in Richtung Internet der Dinge. Die etablierten Gepäck-Hersteller und ein Start-up aus Kalifornien liefern sich derzeit ein Wettrennen um die Marktführerschaft in einem neuen Hightech-Segment: den intelligenten, vernetzten, Appgesteuerten, selbstfahrenden Koffern. Marktführer Samsonite arbeitet gemeinsam mit dem koreanischen Technologiekonzern Samsung an Modellen, die mit ihren Besitzern und den Buchungssystemen der Airlines kommunizieren – die sich beispielsweise selbst einchecken und GPS-Signale aussenden, um ein Wiederfinden zu erleichtern.
Ebenfalls in Planung: Koffer mit Elektroantrieb, die ihrem Besitzer durch den Flughafen hinterherrollen – die kaiserlichen Dackel lassen grüßen. Der französische Konkurrent Delsey bastelt ebenfalls an einer smarten Kiste und lässt seine Kunden und solche, die es werden sollen, sogar über deren künftige Ausstattung abstimmen. Zur Wahl stehen unter anderem integrierte Gepäckwaage, Smartphone-Ladegerät, Innenbeleuchtung, Fingerprint-ID, Gepäckschloss-Status und eingebaute Lautsprecher. Einige vergleichbare Funktionen will auch das im Silicon Valley ansässige US-Start-up Bluesmart in seinen elektronischen Reisekoffer einbauen. Darüber hinaus verriegelt sich der Koffer automatisch, wenn der Bluetooth-Kontakt zum Smartphone des Besitzers abreißt. Und: Eine im Smartphone aktive Bluesmart-App sammelt Daten über die Reisestrecke, besuchte Flughäfen und die Aufenthaltsdauer im jeweiligen Land. Der Start des Bluesmart-Koffers ist für Dezember 2015 geplant. Bei aller Innovationsfreude bleibt auch dann wohl ein Wunsch unerfüllt: Wie wäre es mit einem Koffer, in dem Hemden, Hosen, Blusen und Röcke genauso akkurat herauskommen, wie man sie hineingepackt hat. Das wäre ein echter Fortschritt. TÜV SÜD Journal 35
»E« STEHT FÜR ERMUTIGEND
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ugegeben, Elektroautos haben noch nicht ganz so gezündet wie erwartet, aber immerhin: Der Markt zeigt hohe Wachstumsraten. Nach Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in Stuttgart verdoppelt sich die Zahl der weltweit registrierten Elektroautos derzeit Jahr für Jahr. Bereits in den kommenden Monaten soll die Millionengrenze überschritten werden (siehe Grafik). Ermutigende Perspektiven, auch für TÜV SÜD: »Wir setzen weiter massiv auf E-Mobilität, weil der elektrische Antriebsstrang im Fahrzeug eindeutig die Zukunft bedeutet«, sagt Volker Blandow, Global Head of E-Mobility bei TÜV SÜD. Er ist fest überzeugt: In zehn bis fünfzehn Jahren wird die Elektrifizierung durchgreifen. Dafür spricht neben dem weltweit steigenden Umwelt- und Klimabewusstsein auch, dass die Batteriekosten pro Kilowattstunde während der vergangenen Jahre deutlich gefallen sind.
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Zugelassene Elektroautos in Deutschland, China, Japan und den USA in 2014 Rund1,1MilliardenPkwundLkwgibtesaufunseremPlaneten.NochliegtderAnteilvonElektrofahrzeugenzwarim Promillebereich. Dieses Verhältnis wird sich aber aufgrund der hohen Wachstumsraten sehr schnell verschieben. 174.000 17.500
DEUTSCHLAND
45.000
CHINA
68.000
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USA
Weltweite Bestandsentwicklung von Elektroautos 2012 – 2015 (Prognose) DieZahlderElektroautosverdoppeltesichseit2012jedesJahr–beidenStückzahlenliegenUSamerikanischeundjapanischeHerstelleranderSpitze.BeidenKäufernsindesdieNorweger:Dort erreichtderVerkaufsanteilelektrischerNeufahrzeugeinmanchenMonatenüberfünfzigProzent.
1 Mio. 405.000 200.000 100.000
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Quellen: Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW), Statista 2015, TÜV SÜD
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