turi2 edition #19 - Audio. Podcast. Radio. Stimme.

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DIE ZEIT kann man auch hören. Entdecken Sie die Podcasts von ZEIT und ZEIT Online.
Jetzt reinhören unter: zeit.de/podcasts Foto: Phil Dera, Illustrationen: Lea Dohle

Die Erschütterung der Luft wird erst Schall, wo ein Ohr ist.

Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), Phyiker, Naturforscher und Schriftsteller

Inspiration für Kommunikationsprofis aus Medien, Wirtschaft und Politik

Verlag turi2 GmbH

Alwinenstraße 23a, 65189 Wiesbaden 0611/3609 5480, edition@turi2.de turi2.de/edition

Herausgegeben von Heike und Peter Turi

Chefredaktion

Anne-Nikolin Hagemann, Markus Trantow Redaktion Tim Gieselmann, Nancy Riegel

Autorinnen

Eva Casper, Björn Czieslik, Roland Karle, Svenja Kordmann, Henning Kornfeld, Pauline Stahl, Aline von Drateln

Lektorat Carolin Sprick

Gestaltung Ella Beyer, Uwe C. Beyer

Fotochef Johannes Arlt

Fotos und Videos Johannes Arlt, Rui Camilo, Ian Ehm, Holger Talinski

Online-Content Tatjana Kerschbaumer, Emilia Mattu, Melis Ntente, Daniel Sallhoff

Video- und Audioschnitt Markus Gläser, Uwe Mühtz, Thomas Röcker

Verlagsleitung Sarah Risch

Verlag

Svenja Kordmann, Leonie Krauß, Annika Kreutz Mediadaten turi2.de/media

Abonnements turi2.de/abo

Druck

Schleunung, Marktheidenfeld, schleunung.com

Lithografie freihafen studios, freihafen.de

Die News aus Medien, Wirtschaft und Politik kostenlos ins Postfach: turi2.de/newsletter

Live-Events für die Community: turi2.de/clubraum Mehr als 900 Promis: turi2.de/koepfe Der Stellenmarkt der Kommunikation: turi2.de/jobs

Die kommenden editionen: www.turi2.de/edition

Ausgabe 19, 2022, 20,- Euro ISBN 978-3-949673-04-7 · ISSN 2366-2131

Recording in Progress:

Audio ist in aller Ohren. Radio erfindet sich neu, Podcast boomt, Marken und Medien setzen auf akustische Publikumsansprache. Wir laden dich ein, mit uns in die Aufnahmestudios und Köpfe zu blicken, in denen dieser Fortschritt entsteht. In diesem Buch, in den begleitenden Videos und Podcasts. Wir hören uns!

Foto: Arlt
Johannes
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14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 154 155 156 157 184 185 158 159 186 187 160 161 188 189 162 163 190 191 164 165 192 193 166 167 196 198182 183 22 Audio-Fragen an 22 kluge Köpfe 70 Schiwa Schlei 71 Ulrike Zeitlinger-Haake 71 Tom Bartels 72 Dennis Plauk 72 Manuela Kasper-Claridge 73 Jennifer Sonntag 74 Alexander Krawczyk 76 Ivy Haase 77 Larissa Vassilian 77 Alexander Engelhardt 78 John Ment 80 Uli Köppen 81 Jan-Henrik Schmelter 81 Lisa-Sophie Scheurell 82 Valerie Weber 84 Julia Fischer 85 Steffen Hopf 86 Patrick Körting 86 Yvonne Niesar 88 Tobias Lammert 90 Marianne Bullwinkel 91 Nils Minkmar Reportage 102 Auf die Ohren bei den Podstars Audio-Fachgespräche 126 Barbara Schöneberger 130 Sebastian Esser 132 Ina Karabasz 134 Arno Fischbacher 136 Grit Leithäuser 138 Stephan Deuschle und Stefan Bumiller 141 Konstantin Seidenstücker 142 Thomas Jung 144 Suzanna Randall Audio-Profis im Porträt 164 Armin Hierstetter 166 Eva Ries 167 Anne Küpper 168 Nina Gerhardt 169 Thomas Müller 170 Christian Bollert 171 Ina Tenz 172 Yella Köhler 173 Thorsten Kirmes 174 Korbinian Frenzel 176 Denise Kratzenberg
Maria Lorenz-Bokelberg Seite 148 Diana Ezerex Seite 92 Das Video: Barbara Schöneberger Seite 126 Das Video: Bettina Rust Seite 56 Das Video: Das Video: Micky Beisenherz Seite 180 Matze Hielscher Seite 114 Vincent Kittmann Seite 102 Das Das Video: turi2.de/koepfe
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Fotos: Holger Talinski, Johannes Arlt, Ian Ehm, PR, Marcel Schwickerath

Willkommen im Club! Podcast Tage

Diese zehn klugen Köpfe links sind Teil der turi2Community. Du kannst sie online treffen bei turi2.de/koepfe und vielleicht schon bald im real life vom 15. bis 25. Mai 2023 bei den Podcast-Tagen von turi2 und seinen Partnern in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt und München.

Die Podcast-Tage diskutieren im Vorfeld der turi2.de/edition22 in Workshops und Bühnentalks für Medien und Marken das Thema „Podcast als Königsweg zum Kunden“. Mehr Infos unter podcast-tage.de

Die größte offene Bühne der Branche baut aus: turi2 bietet den 20.000 wichtigsten Kommunikationsprofis aus Medien, Wirtschaft und Politik vertieftes Branchenwissen, mit Online- und Vor-Ort-Events, mit Wissens-Wochen und -Tagen. Nachzulesen unter turi2.de/wissen

Die turi2-Community findet bei turi2 kosten- und barrierefrei Inspiration und Information, eine Bühne und einen Kommunikationsraum. Zum Beispiel im turi2.de/clubraum, dem Live-Podcast, in dem jeden Freitag Aline von Drateln und Markus Trantow einen Branchen-Promi ins Kreuzverhör nehmen.

Nützliche Datenbanken über Köpfe, Firmen, Jobs und Termine geben Basisinfos: Wer sind die wichtigsten Kommunikations-Profis? turi2.de/koepfe Wer die spannendsten Arbeitgeber und wen suchen sie? turi2.de/firmen Welche Top-Jobs für Talente aus Journalismus, PR und Marketing sind gerade offen? turi2.de/jobs Welche On- und Offline-Events soll ich besuchen? turi2.de/termine

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E-Paper gratis: Du kannst diese Ausgabe kostenlos als E-Paper lesen und teilen. Alle Inhalte sind im Volltext durchsuchbar; Videos, Podcasts und Anzeigen sind direkt verlinkt unter turi2.de/edition19

Saruul Krause-Jentsch Seite 14 Das Video: turi2.de/koepfe Richard Hemmer Seite 30 Daniel Meßner Seite 30 Das Video: turi2.de/koepfe Das Video: turi2.de/koepfe
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15.-25. Mai 2023
podcast-tage.de
Saruul Krause-Jentsch Geb. 1989 in Ulan Bator, Mongolei 2008 Studium und Master in Business Administration Berlin, Paris und Amsterdam 2012 Digital Business Strategist, Condé Nast Publishing 2016 Director Bertelsmann Corporate Network 2018 Dozentin für Audio und Podcasting, Henri-Nannen-Schule 2019 Geschäftsführerin PodMedia 2019 Managerin Strategy and Operations, Spotify 2020 Head of Studios DACH, Spotify 2021 Head of Studios UK/Ireland, Spotify
»Wir möchten, dass möglichst viele Podcaster*innen von ihrer Kunst leben können« Saruul Krause-Jentsch bestimmt bei Spotify als Head of Podcast mit, wohin sich die deutsche Szene entwickelt. turi2 verrät sie, wie sie Jan Böhmermann bei Laune hält und warum Bibi Blocksberg ihrer Karriere geholfen hat Von Heike Turi (Text) und Johannes Arlt (Fotos)

Saruul, du bist 33 Jahre jung. Mit welchen Me dien bist du aufgewach sen?

Bei uns zu Hause lief viel Radio. Und ich habe pau senlos Hörspiel-Kassetten gehört – am liebsten Ben jamin Blümchen, Bibi Blocksberg, Die drei Frage zeichen und TKKG. Mein Vater hat auf Autofahrten oft gestöhnt: „Oh Gott, ich kann dieses ‚hex, hex!‘ nicht mehr hören.“ Ich erinnere mich noch genau

an eine ganz spezielle Handbewegung: StoppTaste drücken, das Lade fach öffnet sich, und ich drehe die Kassette um.

Ich bin 56 und habe dir eine meiner selbst auf genommenen Kassetten aus den Achtzigern, mei nen persönlichen PartyHit-Mix mitgebracht. Wie toll ist das denn? Wow! Dieses physisch greifbare Objekt aus mei ner Kindheit löst emotio

nal etwas in mir aus. Das Kassetten-Ding kommt be stimmt wieder und wird irgendwann ein echter Retro-Trend. Dann wer den die Leute wieder mit Kassettenrekorder durch die Straßen ziehen.

Das sagst du als Digital Native und Verantwort liche für Content bei Spotify in Deutschland. Kennst du noch CDs? Auf jeden Fall. Wusstest du, dass die ganze Infor

mation allein auf der Folie und gar nicht in dem Plas tik steckte? Und wie ich sehe, bist du U2 Fan. Ich habe kürzlich eine sehr tolle Folge vom BBC-Pod cast „Soul Music“ gehört. Da haben alle Gäste er zählt, welche Verbindung sie zu dem U2-Song „I still haven’t found what I’m looking for“ haben und wann sie den das erste Mal gehört haben. Die Antworten waren sehr bewegend.

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Zu welchem Song hast du einen ganz besonde ren Bezug?

„Baby one more time“ war meine erste CD. Und ei gentlich alles von Britney Spears. Britney hat mich durch meine Teenagerzeit begleitet.

Hörst du heute noch Radio?

Eher selten – und wenn, dann unbewusst. Ich ver bringe mittlerweile die meiste Zeit mit Podcasts

und bin ganz auf Musik streaming umgestiegen. Einfach weil ich da selbst die Kontrolle habe, was ich hören möchte und wann ich es möchte.

Deine beiden Geschwis ter sind gut zehn Jahre jünger als du. Wie ist deren Mediennutzungs verhalten?

Beide nutzen Spotify, hö ren auch unsere Podcasts und finden es, glaube ich, ganz cool, dass ich bei

Spotify arbeite – Spotify ist ja so eine Love Brand. Zugleich schauen sie sich sehr viel Shortform Video Content an. Meine kleine Schwester hat mir vor Kurzem erzählt, dass sie täglich so vier bis fünf Stunden auf TikTok ist. Verrückt, oder?

Bist du selbst auch auf TikTok?

Kaum. Ich habe Respekt vor dem Algorithmus. Und ich habe das Ge

Spotify wird 2008 in Stockholm gegründet und ist heute mit mehr als 433 Millionen aktiven Nutzerinnen und über 182 Millionen zah lenden Abonnentinnen in 183 Märkten der weltweit größte Audio Streaming Subscription Service. Auf Spotify können Hörerinnen über 80 Millionen Songs und mehr als vier Millio nen Podcasts kostenlos streamen, in Playlists ver walten und teilen. Spotify Premium bietet Zugang zu exklusiven Features, dar unter der Offline-Modus, verbesserte Soundqualität sowie Musikhören ohne Werbeunterbrechung

fühl, du schaust drauf, du schaust wieder hoch – und dazwischen sind zwei Stunden vergangen. Und du weißt gar nicht, wo die Zeit hin ist. TikTok ist wie ein großes, schwarzes Loch, das dich aufsaugt. Aber natürlich ist TikTok für die Ansprache junger Zielgruppen ein sehr wichtiger Kanal. Auf dem Spotify Kanal spielen wir zum Beispiel HighlightClips zu unseren Podcasts aus.

Couchgeflüster: Saruul Krause-Jentsch mit Heike Turi in der Spotify-Lounge Unter den Linden in Berlin
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Wie hoch ist dein Pod cast-Konsum?

Beim Spotify Jahresrück blick kam ich zuletzt auf die stolze Summe von 24.000 Minuten in einem Jahr. Ich stehe auf und höre Podcasts, auch unter der Dusche, beim Kochen, beim Putzen, wenn ich irgendwohin auf dem Weg bin. Mein Freund ist langsam schon etwas ge nervt, weil ich mit AirPods in den Ohren natürlich schwerer ansprechbar bin.

Schläfst du auch mit Podcasts ein?

Das nun nicht. Ich versu che, gegen Abend und vor dem Schlafengehen nicht mehr zu viel am Handy zu sein, um eine Art Schlaf hygiene einzuhalten.

Du bist in der Mongolei geboren und die ersten Lebensjahre bei deinen Großeltern aufgewach sen – welche Bedeutung haben dort Töne, das Hören, die Stille?

Mit der Mongolei ver binde ich in erster Linie Gesang, der dort ein ab solutes Gemeinschafts erlebnis ist. Auf unseren Familienabenden wurde irgendwann immer ge sungen; das finde ich sehr schön. Der traditionelle mongolische Gesang ist übrigens ein Oberton gesang und arbeitet mit der Kehlkopfstimme. Das macht ihn so besonders und emotional. Und dann ist da natürlich diese ewi ge Weite mit ihrer unsag baren Stille; nur den Wind hört man ab und zu.

Heute ist Berlin dein Zuhause – wo fühlst du dich wohler, in der Stadt oder auf dem Land? Berlin ist meine Heimat. Mir gefällt die Vielfalt der

Stadt. Ich liebe das Gewu sel und das Gefühl, dass alles, was ich zum Leben brauche, nah dran ist: gutes Essen, das Kultur programm und natürlich meine Liebsten.

Du bist mit 33 Jahren bereits Head of Podcast und Head of Studios für Deutschland, Österreich und Schweiz, seit Anfang des Jahres auch für UK und Irland. War das dein Karriereplan?

Ehrgeizig bin ich auf je den Fall. Ich wusste, dass ich Karriere machen will. Meine Mutter hat mir das vorgelebt. Zugleich bin ich überrascht, wie viel dann doch dem Zufall und dem Glück geschuldet ist. Heu te könnte man vielleicht sagen, es liegt daran, dass ich als Kind so viele Hör spiele gehört habe und früh mit Podcasts ge startet bin. Aber dass ich mal Head of Podcast und Studios bei Spotify werde – das war mehr ein glück licher Zufall als ein großer Plan.

Was wolltest du als Kind werden?

Müllmann. Als Kind hat es mich total beeindruckt, wie diese Männer einfach so hinten am Auto hängen und mitfahren dürfen. Als Teenager bin ich mit

meinem Berufswunsch dann auf Politikerin um geschwenkt. Politiker*in sein bedeutete für mich als junger Mensch damals: Ich bin für die Leute sicht bar, und ich tue etwas Sinnvolles. Ich habe im Fernsehen die Politi ker*innen gesehen, wie sie ihre Reden halten, und gedacht: Toll, diese Auf merksamkeit möchte ich auch haben.

Strebst du immer noch nach Sichtbarkeit?

Ich mache gerade ein großes Interview und ein tolles Fotoshooting für die turi2 edition – das hat also schon mal funktioniert.

Und wie sieht dein Job heute aus?

Ich bin für drei Bereiche verantwortlich, das Con tent Development – da entstehen unsere ganzen Formate, die Spotify Origi nal Podcasts und die Ex clusive Podcasts. Dann für den Bereich Partnerships: Wir haben aktuell über 70.000 deutschsprachige Podcasts auf der Platt form, und wir tun alles dafür, dass die Zahl dieser Podcasts wächst. Und dann gibt es noch den Be reich Editiorial und Pro gramming. Das kann man mit der Arbeit einer Re daktion vergleichen: Wir schauen, welchen Podcast wir auf welche Playlist nehmen und welche Pod casts wir zu bestimmten Kollektionen zusammen stellen.

Welches ist dein Lieblingspodcast?

„Hidden Brain“ von NPR mit Shankar Vedantam, einem amerikanischen Wissenschaftsjournalis ten. Das ist ein Podcast, der Storytelling mit wis senschaftlichen Fakten

verbindet. Sehr spannend. Vedantam erklärt, war um wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten und welche versteckten Mechanismen auf uns wirken. Neben WissensPodcasts – meine absolu ten Favourites – höre ich mittlerweile auch News am liebsten als Podcast.

Und deutsche Podcasts? Ich bin ein großer Fan des täglichen „SZ“-Pod casts – und auch der der „Zeit“ war gerade zu Pandemiezeiten sehr hilf reich. Aktuell höre ich viel „Today in Focus“, auch ein täglicher Podcast von „The Guardian“, bei dem die News-Themen aber in der Tiefe behandelt wer den. Ich gewinne so einen guten Eindruck, wie die Brit*innen über bestimm te Dinge denken. Das fin de ich sehr erhellend.

Weltweit gibt es fast viereinhalb Millionen Podcasts auf Spotify –und jeden Tag kommen unzählige dazu. Klar, denn bei Podcasts ist die Einstiegshürde viel niedriger als zum Bei spiel beim Produzieren von YouTube-Videos. Wir freuen uns natürlich, dass immer mehr Menschen das Podcast-Machen für sich entdecken.

Warum setzt Spotify viele Milliarden Dollar auf Podcasts, wo Ihr doch bei Musik schon so er folgreich seid?

Das Ziel von Spotify ist es, unseren Nutzer*innen das umfassendste Audio-Er lebnis zu bieten, und dazu gehört das gesprochene Wort. Auch geschäftlich gesehen bringen uns die Podcasts Vorteile: PodcastHörer*innen bleiben nicht nur länger auf der Platt

»Beim PodcastKonsum komme ich auf die stolze Summe von 24.000 Minuten in einem Jahr«
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form, sie konsumieren auch mehr Musik als reine Musik-Hörer*innen. Podcast-Hörer*innen kon vertieren außerdem eher zu Premium, sind also eher bereit, für Spotify zu bezahlen.

Gibt es nicht schon mehr als genug Podcasts? Nein. Im Vergleich zu an deren Mediengattungen stehen wir bei Podcasts noch ganz am Anfang. Wir

sagen ja auch nicht bei Bü chern: „Wir haben genug davon“. Oder „Es gibt jetzt genug Serien und genug Filme“. Ich sehe für Audio im Allgemeinen und Pod casts im Speziellen noch ganz viel Potenzial, es gibt überall noch Nischen. Jede Woche tun sich neue Podcasts und talentierte Sprecher*innen und Hosts hervor. Besonders span nend finde ich, wie sich Autor*innen oder Pod

caster*innen mittlerweile zu Marken entwickeln können. Für viele ist der Podcast ja nur der Anfang. Aus der Bekanntheit als Podcaster*in entstehen dann viele weitere Mög lichkeiten: Man kann auf Tour gehen oder Mer chandising-Produkte ent wickeln. Da entstehen um eine Person herum ganz neue Markenuniversen. Ein ganz tolles Beispiel dafür ist „Call Her Daddy“

von Alex Cooper.

433 Millionen Hörerin nen in 183 Ländern der Erde nutzen Spotify. Ihr habt Büros in 18 Ländern – wie relevant ist Deutschland?

Sehr relevant! Daniel Ek, Gründer und CEO von Spotify, betont gern, dass Deutschland in ihm die Idee für Podcasts geweckt habe. „Fest und Flauschig“ war ja auch der erste

Berlin calling: Saruul Krause-Jentsch und Heike Turi auf Entdeckungstour
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Podcast auf Spotify über haupt.

Deutschland als Innova tionstreiber?

Klar. Deutschland hat ja eine breite, spannende Ra diolandschaft. In UK gibt es die BBC, dann kommt erst mal lange nichts. In Deutschland gibt es zahl lose Lokalsender und damit ein viel breiteres Angebot. Dazu kommt ein großer Hörspiel- und Hörbuch-Markt. Audio ist in Deutschland von jeher fester Bestandteil im Medienkonsum. Daher ist Deutschland ein wichtiges Experimentierfeld für neue Formate, bevor wir sie global ausrollen.

Was unterscheidet die Deutschen von den Bri ten in ihren Vorlieben?

In den deutschen Charts sind Wissensformate im mer weit vorn, fiktionale Formate haben es hier schwer. Das liegt wohl da ran, dass das Genre schon durch den Hörbuch-Markt gut abgedeckt ist. In UK hingegen werden Podcasts viel zum Runterkommen und Abschalten genutzt, sogar zum Einschlafen. Dort tauchen viel mehr Meditations-, Achtsam keits- und sogenannte White-Noise-Podcasts in den Charts weit vorne auf.

Ich erinnere mich noch an eine Zeit, in der Me ditations-CDs und solche mit Vogelgezwitscher hier reißenden Absatz fanden.

Während der LockdownPhasen der Pandemie ist auch in Deutschland die Nachfrage danach gestie gen. Von März 2020 bis Februar 2021 verzeich neten Wellness-Podcasts weltweit einen Anstieg von 116 Prozent bei den

Streams der Spotify Hö rer*innen. In Deutschland waren es fast 75 Prozent Zuwachs. Wir haben da rauf reagiert, indem wir eine Daily Wellness Play list mit passenden Pod casts und personalisierter Musik zusammengestellt und angeboten haben.

Lassen sich Podcast-For mate 1:1 von einem Land auf das nächste über tragen?

Auf keinen Fall. Wir haben Batman gleich zeitig in elf Sprachen veröffentlicht. Das Skript zu übersetzen, war ein unglaublicher Kraftakt. Du musst auf Redewen dungen achten; auch wie die Protagonist*innen klingen, ist wichtig. In den USA zum Beispiel kommen gesprächige Cha raktere sympathisch rü ber, in Japan ist das ganz anders, da wirkt die Figur sympathisch, wenn sie bedächtig und respektvoll zurückhaltender agiert. Und zuletzt müssen auch noch die Umgebungsge räusche und Soundeffekte angepasst und neu vertont werden.

Gibt es ein Rezept für erfolgreiche Podcasts? Es gibt keine geheime Formel. Aber wir achten auf einen Dreiklang: Ers tens braucht es eine gute Geschichte und ein The ma, das relevant ist. So etwas wie „1,9 Milliarden Lügen“ zum WirecardSkandal. Die Geschichte ist relevant, sie kam zur rechten Zeit und sie ent hält alles, Finanzkrimi und Geheimdienst-Drama. Dann sollte der Host eine besondere Magie ver sprühen, beziehungsweise zwischen zwei Hosts oder Host und Gast sollte eine besondere Magie ent

stehen. Eine tolle Stimme und spürbare Nahbarkeit sind da sehr förderlich. Und es zahlt sich immer aus, wenn die Qualität einer Produktion stimmt – das richtige Mikro, der richtige Schnitt. Diese Zu taten machen einen Pod cast rund.

Hast du einen Host schon mal zum Sprechtraining geschickt? Klar, das gehört dazu. Es schadet niemandem, und Sprachtraining ist eine gute Übung generell fürs Leben. Zugleich ist es ein sehr subjektives Empfin den, ob man eine Stimme mag oder weniger.

In den Charts stehen überwiegend Podcasts mit männlichen Hosts vorn. Haben Frauen ei nen Nachteil, weil tiefe re, männliche Stimmen als seriöser empfunden werden?

Wir beobachten schon, dass Formate mit männ lichem Host von Männern und Frauen gehört wer den, während Formate mit weiblichen Hosts eher von Frauen gehört werden. Richtig verstehen mag ich das nicht. Und wir arbeiten stark daran, mehr Frauen als Podcas terinnen zu gewinnen. Aktuell suchen wir ein spannendes Frauen-Duo, das die Lücke, die mit dem Ende von „Herrengedeck“ entstanden ist, füllen kann.

Trauen sich Frauen we niger zu?

Uns fällt schon auf, dass viele Frauen lieber ein bestimmtes Thema haben und sagen „Ich möchte Expertin für etwas sein“ und dann dazu auch gern sprechen. Dagegen liegt bei Männern die Hemm

Saruul Krause-Jentsch spricht über ihren Job im turi2.de/jobspodcast
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»Mir schwebt ein Podcast mit Angela Merkel und ihrem Mann vor wie ‚Paardiologie‘ von Charlotte Roche und Martin«

schwelle niedriger. Die sagen: „Ich rede einfach mit meinem Kumpel.“

Prominenter Host = erfolgreicher Podcast: Stimmt die Gleichung? Es hilft, wenn ein Host bereits eine gewisse Reichweite hat und seine Community mitbringt. Das hat bei „Hobbylos“, dem Podcast von Rezo und Julien Bam, super geklappt. Sie sind welt weit der Podcast mit den zweitmeisten Bewertun gen. Bekanntheit ist aber nicht alles, der prominen te Host muss Geschichten erzählen können. Bei „Fest und Flauschig“ und „Gemischtes Hack“ funk tioniert das wunderbar. Das sind Entertainer, die wissen genau, wie sie ihre Pointen setzen und wie Storytelling geht.

Ihr habt Luisa Neubauer und Rezo unter Vertrag. Wie schwierig ist es, an Promis ranzukommen?

Einmal im Monat treffe ich mich mit meinem Con tent Development Team zum sogenannten Creative Forum. Da sprechen wir über neue Talente, die uns aufgefallen sind, überle gen uns, welche Formate wir mit ihnen machen könnten. Wir wollen am Puls der Zeit sein und schauen dann, dass wir mit den Leuten, die wir spannend finden, ins Ge spräch kommen. Mittler weile kommen die Leute aber auch auf uns zu.

Gehört es heute zum guten Ton, einen eigenen Podcast zu haben?

Ich wünschte, es wäre so. Mittlerweile hört ja

ein Drittel der Deutschen regelmäßig Podcasts, die Podcast-Nutzung ist im Vergleich zum letzten Quartal nochmals um 40 Prozent gestiegen. Das Medium wächst weiter sehr stark und sorgt daher auch für mehr Aufmerk samkeit.

Jan Böhmermann habt ihr exklusiv. Welche Summen müssen flie ßen, damit er bei Spotify bleibt?

Die Konkurrenz schläft nicht, und sicherlich ist es auch eine Frage des Honorars. Zugleich wür de ein Jan Böhmermann jetzt auch nicht zehn Podcasts gleichzeitig ma chen. Im Zweifelsfall ist also auch seine Zeit die knappe Ressource. Und natürlich pflegen wir die Beziehung zu unseren Hosts sehr gut.

Das heißt, du schickst Jan Böhmermann jede Woche Blumen? Er bekommt zumindest zum Geburtstag ein Ge schenk von uns. Er mag übrigens Ramen sehr gern.

Könnte ich als Non-VIP meinen Lebensunterhalt mit Podcasts bestreiten? Auf jeden Fall. Es gibt viele Beispiele von erfolg reichen Podcaster*innen, die vorher überhaupt nicht bekannt waren. Da wäre „Lage der Nation“ oder „Geschichten aus der Geschichte“. Die sind aus sich heraus groß ge worden. Und wir besetzen einige Format nach Exper tise, also mit Leuten ohne große Bekanntheit vorher. Zum Beispiel Lisa-Sophie

Scheurell, sie moderiert für uns „Wissen Weekly“. Lisa war Journalistin und ist mittlerweile eine sehr anerkannte, tolle Podcas terin. Oder FOMO, unser tägliches junges News-For mat, das im Wechsel von vier Journalist*innen ge hostet wird.

Welche Reichweite braucht es, dass ich für Werbepartner interes sant bin?

Eine Faustregel gibt es nicht. Wenn Du zum Bei spiel einen sehr nischigen, aber total relevanten Pod cast für eine bestimmte Zielgruppe betreibst, dann kann das für den ein oder anderen Werbetreiben den durchaus interessant sein. Wir empfehlen so ab 10.000 Hörer*innen, an Werbepartner*innen heranzutreten – aber es gibt, wie gesagt, auch Aus nahmen. Wir möchten, dass möglichst viele Pod caster*innen von ihrer Kunst leben können. Das ist unsere wichtigste Mis sion.

Welche Chance bieten Podcasts dem Journalis mus?

Es bereichert die PodcastLandschaft, wenn gute Journalist*innen oder anerkannte Publisher und Verlagshäuser Podcasts machen. Guter Journalis mus hebt den Qualitäts standard, das kommt der gesamten Branche zu Gute.

Sind „Zeit“, „FAZ“, „Spie gel“ und Co. für euch Konkurrenten? Eher Partner. Wir arbei ten ja bereits mit der „SZ“ erfolgreich zusammen

und erhalten dadurch eine andere Glaubwürdig keit. Es liegt so viel Gold in Form von Geschichten bei den Verlagshäusern. Im Podcast kann man ein Thema erweitern, ich kann eine Geschichte über sechs oder acht Folgen zu je einer Stunde erzählen – das macht den Podcast auch für den Journalis mus so interessant.

Was wird the next big thing bei Podcasts?

Es gibt mehrere Dinge, an denen wir arbeiten. Ich finde Videopodcasts sehr spannend: „Dick & Doof“ oder „Call Her Daddy“ machen das bereits. Inter aktivität wird ein wei terer Treiber sein. Neue Features wie Question & Answers und Umfragen verleihen den Podcast-Fol gen eine persönliche Note und ermöglichen dem Host mehr Interaktionen mit den Fans, da entsteht eine ganz neue Bindung. Und dann wäre da noch Live-Audio. Du kannst zum Beispiel bei Green room nach einem Fußball spiel mit 10.000 Leuten digital live über das Spiel diskutieren.

Wenn du bei einer guten Fee einen Wunsch offen hättest – wer müsste noch unter die SpotifyPodcaster gehen?

Angela Merkel gemein sam mit ihrem Mann. Mir schwebt da ein Podcast vor wie „Paardiologie“ von Charlotte Roche und Martin. Die ganze Welt fragt sich doch: Was macht eine Bundeskanz lerin nach 16 Jahren und wie funktioniert so eine Ehe?

»Mit der Mongolei verbinde ich Gesang, der dort ein absolutes Gemeinschaftserlebnis ist«
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Minuten Musik befinden sich auf der Golden Record der Raumsonde Voyager, die seit 1977 durch das All reist. Darunter sind unter anderem

Jahre alt ist die älteste Aufnahme einer menschlichen Stimme. Édouard-Léon Scott de Martinville singt 1860 das Volkslied „Au clair de la lune“ in den von ihm entwickelten Phonautographen. Der zeichnet die Tonschwingung einer Membran mithilfe einer Schweineborste auf einem rußgeschwärzten Zylinder auf

der erwachsenen Onliner in Deutschland hören keine Podcasts. Den meisten fehlt die Lust, Angebote über Smartphone und Kopfhörer zu konsumieren. Das gilt vor allem für die Befragten über 55

Prozent des PodcastPublikums in Deutschland hören hauptsächlich via Spotify. Die zweit- und drittwichtigste Podcast-Quelle sind YouTube und die ARD-Mediathek

Mal hat Irland den Eurovision Song Contest gewonnen – öfter als jedes andere Land. Ihren ersten Titel holten die Iren 1970 mit der Sängerin Dana und dem Song „All Kinds of Everything“. 1992,

Meeressäuger nutzen Klick-Laute zur Kommunikation mit Artgenossen oder zur Echoortung ihrer Beute

verschiedene Radiosender gibt es in Deutschland. Innerhalb der vergangenen 35 Jahre hat sich die Zahl mehr als verzehnfacht: 1987 hatte man noch die Wahl zwischen 44 Sendern

Quellen: Guinness World Records, Statista, Eurovision, Bundesverband Geothermie, Forbes, NASA, Reuters Institute, Bitkom, New York Times. Fotos: Picture Alliance
AUDIO ZAHLEN BITTE! 162 459 236 90
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Menschen über 14 Jahren hören in Deutschland täglich Radio, im Schnitt 185 Minuten lang

1.526

Minuten und damit über 25 Stunden dauerte das RadioInterview von Journalist Bhanu Bhakta Niraula und Tourismus-Experte Ang Phinjo Sherpa beim Sender Himal FM in Nepal im November 2021. Mit so viel Redebedarf fahren die beiden einen Guinness-Weltrekord ein

Minuten beträgt laut einer Umfrage von Bitkom die ideale Länge für einen Podcast. Nur vier Prozent der Befragten wünschen sich Folgen, die eine Stunde oder länger dauern. Und nur ein Drittel hört eine Podcast-Folge in der Regel bis zum Ende an

1 einziges Exemplar existiert von der Platte „Once Upon a Time in Shaolin“ des Wu-Tang Clan. Die Hip-Hop-Gruppe will damit gegen den Werteverfall im Musikgeschäft protestieren. 2021 wechselte das Album für vier Millionen Dollar den Besitzer

hat Bruce Springsteen 2021 verdient – und ist damit bestverdienender Musiker in der Forbes-Liste. Den Geldregen hat er vor allem seinem Deal mit Sony Music zu verdanken, denen er die Rechte an seinen Songs verkauft hat

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»Das ist super langweilig, was nicht wahr sein, dass ihr

Mission Impostor: Zwei verpeilte Historiker beginnen 2015 in einer Sieben Jahre und 365 Folgen später sind Daniel Meßner
Himmel über Wien: Der Augustiner-Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek glänzt mit einem Deckenfresko von 1773, kontemplativer Stille – und bestem W-LAN ihr macht, das kann ja wohl so einen Erfolg habt« Wiener Wohnküche „Geschichten aus der Geschichte“ zu erzählen. und Richard Hemmer zwei stille Stars der Branche Von Peter Turi (Text) und Ian Ehm (Fotos)

Zwei Stars machen einen Podcast – das ist eine Überschrift, die man öf ter liest. Passt bei euch: Ein Podcast macht zwei Stars?

Daniel: Ich würde sagen: Der Podcast ist der Star. Der Podcast steht im Vor dergrund und wir beide als Personen im Hinter grund. Ich freue mich, über die Aufmerksamkeit, die der Podcast kriegt, aber ich selbst bräuchte sie nicht.

Richard: Wir sind ein fach zwei Leute, die einen erfolgreichen Podcast machen und dafür ein ge wisses Maß an Aufmerk samkeit kriegen. That’s it!

Ihr habt TV-Auftritte, macht Bühnen-Podcasts, verkauft T-Shirts und Tassen, habt eine richti ge Fan-Gemeinde.

Daniel: Wenn du sieben Jahre lang jede Woche in den Ohren der Leute bist, entsteht natürlich eine gewisse Bindung.

Richard: Aber wir müssen uns nicht als Popstars ge rieren. Nüchtern betrach tet sind wir zwei Typen,

die Geschichte studiert haben. Mehr nicht.

Richard, du hast gesagt, dass du deine Arbeits tage am liebsten liegend und lesend verbringst.

Richard: Ich habe tatsäch lich am liebsten meine Ru he und mache die Sachen in meiner Geschwindig keit. Dazu gehört, dass ich gern auf dem Bett liege. Das ist, glaube ich, auch gesünder als Sitzen.

Daniel, du hast bekannt, dass du bei Vorträgen im echten Leben durchaus das Gefühl hattest, dein Auditorium zu lang weilen. Wie konnte es passieren, dass zwei ver peilte Junghistoriker zu Stars der Szene werden?

Daniel: Mich wundert es schon manchmal, dass wir so einen Erfolg haben.

Wir leiden ja beide ein bisschen am ImpostorSyndrom...

...dem Gefühl, ein Hoch stapler zu sein, der je derzeit auffliegen kann.

Daniel: Ich habe das Ge fühl: Das, was ich mache, macht mir so viel Spaß – es kann doch gar nicht

Der Podcast »Geschichten aus der Geschichte«

startet 2015 als Indie-Projekt der beiden Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer in Wien. Er rangiert 2022 mit über 1,6 Millio nen Downloads pro Monat in den Top 10 der meistgehörten deut schen Podcast laut agma. Der Podcast lebt von der Spannung zwischen dem stets gut vorbereiteten, etwas spröden Deutschen Meßner und dem locker parlierenden Österreicher Hemmer. Er heißt bis 2020 „Zeitsprung“, dann wird der Name abgemahnt. Seitdem trägt er seinen Unter titel als Titel: „Geschichten aus der Geschichte“, kurz: GAG. Er wird seit 2020 von Seven.One Audio vermarktet

Daniel Meßner

Geb. 1979 in Regensburg

2000 Studium der Geschichte in Regensburg, 2003 Wechsel nach Wien

2010 Promotionsstipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

2014 Forschungsaufenthalt am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin

2015 Mitgründung „Geschichten aus der Geschichte“

2016 Referent für Öffentlichkeits arbeit an der Uni Hamburg

2022 Selbständig mit „Geschichten aus der Geschichte“

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Richard Hemmer Geb. 1980 in Graz, Österreich 2000 Studium der Medizin (ein Semester), Studium der Angli zistik und Geschichte (viele Semester, Abschluss 2013) 2010 Social-Media-Berater, Digital Affairs 2015 Selbständig als historischer Berater, Mitgründung „Ge schichten aus der Geschichte“ 2016 Projektmanager Toursprung 2019 Marketing Mondi UFP 2021 Selbständig mit „Geschichten aus der Geschichte“

sein, dass sich so viele Leute dafür begeistern. Ich befürchte immer, dass mir jemand sagt: Das ist super langweilig, was ihr macht, das kann ja wohl nicht wahr sein, dass ihr so einen Erfolg habt.

Richard: Ich denke manchmal: Bald kommt jemand und nimmt uns das alles weg.

Was ist das Geheimnis eures Erfolgs? Früh an fangen – und dann ganz einfach nicht mehr auf hören?

Richard: Auf jeden Fall. Als wir den Podcast 2015 gestartet haben, waren wir für den deutschspra chigen Raum recht früh dran. Und es war von An fang an Teil des Konzepts, dass wir jede Woche eine Folge abliefern.

Daniel: Das Besondere ist, dass wir es Stück für Stück aufgebaut haben. Es gab keine Sprünge, wir haben keine Werbung geschaltet, es war einfach ein sieben jähriges, stetes Ansteigen. Und wir sind authentisch geblieben. Wir haben alles, was man in dem Podcast hört, im Podcast selbst entwickelt

Der eine weiß nicht, was der andere ihm erzählt – das stellt ihr immer als Konzept heraus. Aber ist das nicht so entstanden, dass jeder von euch sich nur alle zwei Wochen vorbereiten wollte?

Daniel: Oh, unser Geheim nis ist enthüllt! Viele Geschichts-Podcasts funk tionieren so, dass beide Hosts gemeinsam eine Geschichte erzählen. Da für hätten wir ein Skript machen müssen, dazu konnten wir uns nie auf raffen.

Richard: Vieles an unse rem Konzept ist aus der Faulheit geboren. Daniel hat mich 2015 gefragt, ob ich mit ihm einen wö chentlichen Podcast ma che, zwei Wochen später ging’s los. Konzept war nur, dass immer einer von uns beiden die Geschichte vorbereitet. Ich hatte ein gemeinsames Dokument angelegt, in das wir unse re Themen eintragen soll ten. Tatsächlich hat das nie einer gemacht und so waren wir vom Start weg authentisch ahnungslos.

Ihr habt praktisch euer Versagen zum Konzept erklärt?

Richard: Story of my life!

Daniel: Das ist eigentlich recht typisch für uns und den Podcast, dass wir ein bisschen naiv von einem Thema ins nächste stol pern.

Wie wichtig für den Erfolg sind die Rituale in eurem Podcast?

Daniel: Total wichtig. Wir wüssten nicht, wie wir einsteigen, wie wir die Übergänge machen sollten. Du darfst nicht vergessen, dass wir Mo deration nie gelernt ha ben; wir brauchen etwas, woran wir uns festhalten können.

Richard: Die Rituale sind zentral. Wenn ich mal einen anderen Podcast mache, weiß ich nie, wie ich den Podcast beenden kann. Ich bin so daran gewöhnt, dass wir immer dem einen das letzte Wort geben, der es immer hat.

Dem früheren österrei chischen Bundeskanzler Bruno Kreisky mit seinem „Lernen’s a bissl Geschichte, dann wer

den’s sehn, wie sich das damals entwickelt hat.“ Wie wichtig ist, dass ihr seit Oktober 2015 Woche für Woche eine Geschichte aus der Ge schichte abliefert – ohne eine einzige Pause?

Daniel: Sehr wichtig. Es gibt viele Podcasts, die nicht mehr aus der Som merpause zurückgekom men sind. In meinem Kopf wäre eine größere Pause der Anfang vom Ende.

Richard: Wir pushen uns gegenseitig, ohne uns pu shen zu müssen. Ich bin grundsätzlich ein eher undisziplinierter Mensch, aber ich wollte Daniel nie enttäuschen.

Könnte der anhaltende Erfolg auch darin liegen, dass ihr eurem Publi kum keine Meinung auf drängt?

Richard: Wir haben schon eine Haltung, die man raushören kann, wenn man den Podcast regelmä ßig hört.

Daniel: Ich glaube, damit sind wir eine bisschen eine Ausnahme, weil die Hosts vieler Podcasts sehr meinungsstark auftreten. Bei uns ist das sehr redu ziert, und ich glaube, das schätzen viele Leute.

Bis vor kurzem gab es von Richard nicht mal

Fotos im Netz. Auf dem einzigen Video, dass es lange Zeit von euch gab, war von Richard nur ein fuchtelnder Arm am Bildrand zu sehen. Ihr wart eigentlich die per fekten Anti-Stars – kann das so bleiben?

Richard: Ganz so nicht, siehe dieses Interview mit dir. Aber viel mehr soll es nicht werden.

Daniel: Für mich ist es derzeit fast der Ideal zustand. Der Podcast bleibt der Star, wir selber müssen jetzt ein bisschen sichtbarer werden.

Ihr lasst euch jetzt pro fessionell vermarkten. Warum gerade von Se ven.One Audio, warum nicht von Podstars, Podi mo oder RMS?

Richard: Seven.One Audio ist an uns herangetreten. Dahinter steht mit der Seven.One Entertainment Group ein großes Medien haus, das sicher weiß, was es tut. Da fühlen wir uns sehr gut aufgehoben.

Sieht man euch bald im Fernsehen?

Daniel: Die Redaktionen arbeiten natürlich unab hängig, aber wir freuen uns, wenn sie auf uns zu kommen.

Richard: Einen Werbeclip mit uns gibt es ja schon. Der läuft lustigerweise unter anderem im Werbe block von „Akte X“.

Wie peinlich ist es für euch als frühere IndiePodcaster, wenn ihr im Umfeld von „Akte X“ auf taucht, Frühstückstassen und T-Shirts verkauft, Bühnenshows macht?

Daniel: Das ist uns gar nicht peinlich. Die Idee für Merchandise-Produk

»Der Podcast bleibt der Star, wir selber müssen jetzt ein bisschen sichtbarer werden«
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te kam von Hörerinnen und Hörern, die danach gefragt haben, weil sie gern aus Bechern von ihrem Lieblings-Podcast trinken wollten oder im T-Shirt dafür rumlaufen wollten. Der Wunsch nach Bühnen-Podcasts kam von einer Agentur und von unseren Fans.

Ihr schwärmt gegen Bezahlung für die Online-Drogerie KoRo und die VersicherungsApp Clark.

Richard: Wir schwärmen nur dann über unsere Werbekunden, wenn es etwas zu schwärmen gibt. Und bei KoRo gibt es ein fach sehr gute Sachen zu kaufen.

Daniel: Die Host Reads, die wir machen, wirken natürlich persönlicher und sind im Moment im Podcast praktisch der Standard. Ich fühle mich auch wohler so, als wenn wir eine anonyme Ra diowerbung einspielen würden. Der Text kommt eben nicht von KoRo; wir überlegen selbst, was wir da erzählen.

Mit dem Briefing des Werbekunden.

Richard: Wir suchen uns aus, für wen wir Werbung machen und für wen nicht. Nicht jeder Kun de, der uns Geld bietet, kriegt eine von uns ein gesprochene Werbung. Wir haben schon Kunden

abgelehnt, die für uns und unser Publikum proble matisch gewesen wären.

Du hast noch 2020 in einer Online-Diskussion mit österreichischen Podcastern gesagt: „Wir fühlen uns nicht wohl mit Werbung, wir wollen das nicht.“

Richard: Da haben wir un sere Meinung tatsächlich geändert. Wir haben den Podcast fünf Jahre lang neben unseren Jobs ge macht, aus einer intrinsi schen Motivation heraus. Der Wendepunkt war, als wir bemerkt haben, dass wir mit Werbung auf grund der hohen Reich weite so gut verdienen könnten, dass wir beide

davon leben können. Das haben wir jetzt erreicht.

Daniel: Ich habe mir vor zwei Jahren nicht vorstel len können, dass das funk tioniert und wir uns mit Werbung wohlfühlen. Wir kommen ja aus dem IndieBereich, wo Werbung ein bisschen verpönt ist.

Wie hat euer Publikum darauf reagiert, dass ihr plötzlich mit Werbung angefangen habt?

Daniel: Viel besser als er wartet. Es gab kaum Kri tik oder Gegenwind.

Richard: Wir bieten Leu ten, die partout keine Werbung hören wollen, eine Alternative an, indem

»Mich wundert unser Erfolg – wir leiden beide ein bisschen am Impostor-Syndrom«
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sie für vier Euro im Monat über Steady oder Apple Podcasts einen werbe freien Feed des Podcasts beziehen können.

Und wie viele Fans be zahlen vier Euro im Mo nat, um der Werbung zu entgehen?

Richard: Ich glaube, 1.000.

Daniel: Ne, das sind nur etwa 500. Das Erstaunli che ist, dass das Gegenteil passiert ist von dem, was wir erwartet hatten. Es gibt Rückmeldungen von Leuten, die sagen: Schade, dass heute keine Werbung drin war. Oder sie sagen: Ich würde euch gern Geld geben, aber die Werbung will ich trotzdem hören.

Was kostet so eine Presenter-Werbung bei euch pro Folge?

Richard: Die genauen Zahlen habe ich gar nicht im Kopf, da fragst du am besten Seven.One Audio. Die haben für uns einen dynamischen Ad-Server eingerichtet, da wird es ein bisschen kompliziert.

Wie viele Nutzer habt ihr?

Daniel: Laut agma haben wir 1,8 Millionen Down loads von einzelnen Folgen erzielt im Mai 2022 und 1,9 Millionen Downloads im Juni 2022. Wir liegen damit auf Rang acht des agma-Rankings. Da fehlen zwar die großen Spotify-Originals, aber

ich finde es trotzdem unglaublich für einen Indie-Podcast wie uns. Wir werden häufig unter schätzt, fliegen für viele immer noch unterm Ra dar, weil wir eben keine Medienstars sind.

Richard: Die 350 ArchivFolgen machen da viel aus. Wer uns neu ent deckt, kann über 350 Fol gen anhören, die absolut zeitlos sind und auch in zehn Jahren noch gehört werden können.

Ihr habt jetzt eine GmbH gegründet. Warum?

Richard: Weil es einfacher ist, wenn du ernsthaft Umsätze verbuchen willst. GeschichteFM GmbH

heißt die Firma, mit Sitz in Wien.

Daniel: Und einer un selbstständigen Betriebs stätte in Hamburg. Wir sind mit je 50 Prozent beteiligt und beide Ge schäftsführer.

Welche Pläne habt ihr noch mit dem Podcast?

Richard: Eigentlich soll es nur so weitergehen, wie es jetzt läuft.

Ihr gründet eine GmbH, lasst euch vermarkten – und plant keine Expan sion? Keine Diversifika tion, kein Cross-Media?

Richard: So Sachen kön nen passieren, aber wir müssen jetzt nicht wahn

»Ich denke manchmal: Bald kommt jemand und nimmt uns das alles weg«
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sinnig diversifizieren und wollen lieber nur Sachen machen, die uns wirklich Spaß machen.

Daniel: Die Reichweite darf so bleiben oder noch steigen. Aber wir sind kein Startup, das skalieren muss. Wir wollen jetzt keine Produktionsfirma bauen oder einen zweiten oder dritten Podcast pro duzieren.

Seid ihr nicht an dem Punkt, wo ihr sagt: Jetzt verdienen wir genug Geld, jetzt nehmen wir uns jemanden für den Schnitt, für PR und Social Media?

Richard: Eigentlich arbei ten wir total bootstrapped, aber beim Schnitt machen wir das teilweise schon. Das Schneiden an sich ist nicht der große kreative Prozess, sondern nur eine Notwendigkeit. Das ist al so okay, wenn das jemand anders macht.

Daniel: Ich würde aber nicht wollen, dass wir den Podcast am Ende nur noch managen. Ich will im ope rativen Geschäft bleiben, ich will die Geschichten vorbereiten. Ich will der jenige sein, der am Kern arbeitet.

Wollt ihr, was ihr macht, bis ans Ende eurer Tage machen?

Richard: Warum nicht? Ich habe es mir kürzlich mal ausgerechnet: Wenn ich 65 bin, haben wir es genau 30 Jahre gemacht oder um die 1.500 Folgen. Dann komme ich ins Pen sionsalter – und so lange können wir es schon noch machen. Oder, Daniel?

Daniel: Vielleicht als Bo nus und zur Aufbesserung der Rente nochmal 500

Folgen dazu, dann sind die 2.000 voll.

Was werden künftige Historiker über das Phä nomen Podcast sagen?

Daniel: Dass sich in den Zehner- und Zwanziger jahren des 21. Jahrhun derts mit Podcasts ein Mediengenre auf breiter Ebene durchgesetzt hat, das lange Zeit unter schätzt wurde, aber per fekt in die Zeit passte.

Frage an die Historiker: Glaubt ihr, dass eure Podcasts ein paar Jahrhunderte überdauern werden?

Daniel: Jetzt, da wir end lich Backups machen: Ja! Es hat tatsächlich eine ganze Zeit gedauert, bis wir gemerkt haben, dass wir nur das eine Original auf dem Server haben.

Richard: Wenn die Menschheit die nächsten Jahrhunderte überlebt, dann überdauern auch unsere Podcasts.

Besteht nicht die Gefahr, dass digitale Medien viel schneller verschwinden als analoge? In Stein gemeißelte Inschriften halten viel länger als Bücher aus Papier. Eine Schellackplatte über lebt wahrscheinlich viel länger als der MusikStream, da stirbt irgend wann das Format. Geht also die Menschheit auf einen digitalen Alzhei mer zu?

Richard: Wie viele SteinInschriften und Schellack platten hast du daheim?

Keine.

Richard: Natürlich sind Steininschriften super. Aber sie sind rar. Die digi talen Möglichkeiten sind exponentiell größer. Es

gibt Podcast-Folgen von uns, die 500.000 mal run tergeladen wurden, davon existieren also 500.000 identische Versionen, die können nicht alle verloren gehen. Außerdem wer den mehr und mehr alte Bücher digitalisiert und landen im Netz.

Daniel: Der Spruch „Das Netz vergisst nichts“ stimmt trotzdem nicht. Im Gegenteil: Das Netz vergisst wahnsinnig viel, weil Formate außer Mode kommen, Server abge schaltet werden und so weiter. Aber ich glaube trotzdem: Das Problem ist eher, ob künftige Gene rationen die Sachen noch wiederfinden oder wert schätzen können im Wust der Dinge.

Wie digital arbeitet ihr? Richard: Sehr. Ich müsste mein Bett so gut wie nicht verlassen. Mein Workflow ist komplett digital, meine Quellen sind großteils di gital verfügbar. Ein Strom ausfall wäre ungünstig, das wäre er aber für einen Podcast generell.

Und an Orten wie diesem, dem Augusti ner-Lesesaal der Öster reichischen National bibliothek, verbringt ihr heute gar keine Zeit mehr?

Daniel: Als ich noch in der Forschung war, habe ich viel Zeit hier im Haus ver bracht. Inzwischen wenig. Trotzdem finde ich es sehr wichtig, dass es noch Orte wie diesen gibt. Also Orte, die Wissen zugänglich machen, wo jedermann lesen, arbeiten, forschen kann, losgelöst von jeder kommerziellen Nutzung.

Drei Fragen noch an die Historiker. Karl Marx sagt: „Geschichte wie derholt sich nicht, es sei denn als Farce.“ Stimmt oder stimmt nicht?

Richard: Schon das Zitat ist falsch! Marx bezieht sich auf Hegel, der ge sagt haben soll, dass alles zweimal passiert. Und zwar zuerst als Tragödie, dann als Farce. Marx spricht dabei ganz kon kret über Napoleon III., der wie sein berühmter Onkel auch französischer Kaiser wurde – das ist die Farce. Insgesamt hat es in der Geschichte oft den Anschein, als würden sich Dinge wiederholen. Aber wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass Dinge sich nicht wie derholen, sondern sich höchstens ähneln. Mark Twain wird manchmal die Aussage zugeschrieben: „History doesn’t repeat itself, but it often rhymes.“ Also: Geschichte wieder holt sich nicht, aber sie klingt oft bekannt.

Daniel: Weil der Kontext immer ein anderer ist. Und das Wissen um die Geschichte ist ja da. Schon allein deshalb kann sich zum Beispiel der Na tionalsozialismus nicht wiederholen. Wenn er wie derkäme, bei all unserem Wissen darüber, wäre es eine neue Geschichte und noch größere Katastrophe.

»Wenn die Menschheit die nächsten Jahrhunderte überlebt, dann überdauern auch unsere Podcasts«
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Geschichtsschreibung

ist immer die Geschichte der Sieger. Stimmt oder stimmt nicht?

Richard: Stimmt nicht! Nimm Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg: Die Geschichte, die dazu in Deutschland geschrieben wurde, war die Legende und die Umdeutungen der Verlierer. Und hat in den Zweiten Weltkrieg geführt. Der Satz ist ge fährlich, denn er wird gern bemüht, um eine be stimmte politische Agenda zu forcieren.

Daniel: Der Punkt ist: Geschichte und auch Geschichtsschreibung sind nie neutral. Es gibt „die Geschichte“ nicht. Geschichte will etwas. Mit Geschichte wird immer in die eine oder die andere Richtung argumentiert.

Wenn wir aus der Ge schichte nicht lernen, sind wir dazu ver dammt, sie zu wiederho

len. Stimmt oder stimmt nicht?

Richard: Es ist eine seman tische Frage, was es bedeu tet, aus der Geschichte zu lernen. Viele Leute lernen etwas über Geschichte, handeln aber trotzdem nicht so, wie es möglich wäre, wenn sie die rich tigen Schlüsse aus der Geschichte ziehen. Was falsch oder richtig ist, steht aber nicht fest, sondern ist verschiedenen Blick winkeln, aber auch Zeit strömungen unterworfen. Sicher ist: Man kann auch mit viel Geschichtswissen falsche, ja katastrophale Entscheidungen treffen.

Daniel: Trotzdem ist Geschichte elementar wichtig, um zu verstehen, wie die Welt geworden ist, was sie ist.

Habt ihr den Anspruch, dass eure Hörer so viel lernen aus euren Pod casts, dass sie hinterher schlauer sind?

Daniel: Das schon. Vor allem sollen sie lernen, dass die Welt komplexer ist, als sie auf den ersten Blick scheint. Dass es sehr viel Grau gibt zwischen Schwarz und Weiß.

Wenn man euch nach eurem Beruf fragt, zum Beispiel auf einer Party: Was sagt ihr dann – Pod caster oder Historiker?

Richard: Wenn ich auf einer Party bin, dann sage ich Podcaster. Weil es nicht so oft vorkommt, dass jemand von seinem Podcast leben kann im deutschsprachigen Raum.

Und wo sagst du, dass du Historiker bist?

Richard: Wenn ich unter Historikern bin.

Daniel: Ich sage mittler weile auch Podcaster. Da fragen die Leute nach, und Podcasts sind ein gu tes Gesprächsthema. Wir sind ja auch mehr Podcas ter als Historiker. Wir tra

gen nichts zur Forschung bei, wir nutzen sie nur.

Aber ihr helft bei der Vermittlung von Geschichte und weckt vielleicht auch Interesse, sich tiefer damit zu be schäftigen.

Daniel: Das sind mit die schönsten Rückmeldun gen, wenn es heißt: Ge schichte war in der Schule so langweilig, und bei euch merke ich, wie span nend es sein kann.

Was ist euer wichtigster Tipp für die turi2-Com munity nach sieben Jah ren Podcast?

Richard: Mach, was dich interessiert und was du aus dir selbst heraus ma chen willst.

Wo seht ihr noch Markt lücken in der PodcastWelt?

Daniel: Schwer zu sagen. Gerade bei Podcasts gilt: Was gefehlt hatte, erkennt man erst, wenn’s da ist.

Daniel Meßner im Videofragebogen turi2.de/koepfe Richard Hemmer im Live-Podcast turi2.de/clubraum
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JETZT BEWERBEN UNTER: OMR.COM/DMC
17 laute Marken Klangvolle Kommunikation, schlaues Sounddesign, podcastende Printmedien: Diese Audio-Strategien lassen aufhorchen Das Allgäu 41 Deutsche Bahn 42 AOK 43 Audi 43 Bosch 44 Mercedes 44 Deutsches Weininstitut 44 Penny 45 Oticon 46 BMW 48 „Frankfurter Allgemeine“ 50 „Süddeutsche Zeitung“ 50 Motor Presse Stuttgart 50 Funke Mediengruppe 52 „Kicker“ 52 Wort & Bild 53 „Zeit“ 53

1. Auf die Kuh gekommen

Das Allgäu hat ein Soundlogo. Rindviecher und Profimusiker übersetzen dafür die Markenwerte der Region in Melodie Von Roland Karle

An einem Frühlings tag in Kempten stellt Rainer Hirt den neuen Markensound für das Allgäu vor. Der Klangspezialist zeigt ein Bild von Schloss Neu schwanstein, einem der be rühmtesten Wahrzeichen der Region, und unterlegt es mit drei verschiedenen Melodien. Mit den Klängen wechseln die Emotionen auf den Gesichtern im Publikum. „Wir können wegsehen, aber nicht weg hören“, sagt Hirt. Als Chef von Audity, einer auf akustische Markenführung spezialisier ten Agentur, kennt er sich aus.

Der Markensound des All gäu klingt nach Kuhglocke. Wer das kaum überraschend findet, dem sei gesagt, dass „bisher keine andere Region dieses Geläut in ihrem Mar kensound verwendet“, so Hirt. Der Allgäuer Markensound begnügt sich allerdings nicht mit Rindviechern. Klänge gebräuchlicher Instrumente, typische Tonfolgen und Rhyth men, von Menschen erzeugtes Glockengeläut sowie Naturge räusche von Wind und Wasser sind weitere Zutaten fürs akustische Logo.

Den Markensound Allgäu entwickelt haben einheimi sche Profimusiker, unter anderem Ernst Hutter, Leiter der Egerländer Musikanten und der Musik-Professor Daniel Mark Eberhard. Ihre Expertise war auch deshalb gefragt, weil es galt, Allgäuer Markenattribute – ehrenwert,

originell, friedlich, heilsam, frisch – in Töne, Geräusche und Melodien zu überset zen. Allgäu-Markenmanager Christian Gabler hört „in dem akustischen Erscheinungsbild der Marke viel mehr als eine Melodie“ und hofft auf eine breite Nutzung in Industrie, Hotels und Gastronomie, Kom munen und Vereinen.

Stefan Egenter ist über zeugt, dass sich der AllgäuSound durchsetzen wird. „Mit dem neuen Markensound ist es uns gelungen, Emotion zu erzeugen. Mehr, als es die Wort-Bild-Marke, die weiße Schrift im blauen Quadrat, vermag“, so der Marketingleiter der Allgäu GmbH. Die Region klingt in drei unterschiedlichen Varianten – original, progressiv, traditio nell. Und das in der Langver sion jeweils über stolze drei Minuten. Daneben gibt es Kurz- und Mittelstreckler: Das Allgäu-Logo ist ein Sekunden ton, der Alp-Klingelton und der Wellness-Wecker bringen es auf jeweils 57 Sekunden.

Wichtiger als die Dauer ist den Allgäu-Vermarktern, dass die Tracks, Klingel- und Funktionstöne fleißig genutzt werden. Unter markensound. allgaeu.de lassen sich die Au diodateien herunterladen. So gar ein „Allgäu Music Mixer“ ist nach vorheriger Registrie rung online abrufbar, um die Markensound-Varianten für eigene Zwecke und individuell gemixt zu nutzen.

Muhen fürs Marketing: Die Kuhglocke dominiert den Sound des Allgäu – auch als Alp-Klingelton und Wellness-Wecker

2. Sprache ohne Stellwerkstörung

Das Zugpersonal der Deutschen Bahn leistet Krisenkommunikation an vorderster Front. Dabei bekommt es Nachhilfe von Radioprofi Steffen Popp Von Roland Karle

Irgendwas ist immer. Verkehrte Wagenreihung, defekte Klimaanlage, verspäteter Anschluss zug. Wenn jemand eine BahnReise tut, so kann er was erzählen. Auch auf Steffen Popp trifft das zu. Mehrere Nah-Bahn-Erfahrungen inklusive unverständlicher, phrasenhafter und hölzerner An- und Durchsagen sind für den sprachversierten Radiomoderator Grund genug, der Deutschen Bahn (DB) einen freundlichen, aber deut lichen Brief zu schreiben.

Hier könnte die Geschichte zu Ende sein. Doch aus der konstruk tiven Kritik des Reisenden Popp entwickelt sich 2015 eine bis heute bestehende Geschäftsbeziehung zwischen ihm und der DB. In bun desweit stattfindenden Workshops unter dem Arbeitstitel „Erzählen statt Quälen“ bringt Popp Lokführe rinnen der Bahn bei, verständlicher zu formulieren und persönlicher zu sprechen.

Aussagen wie „aufgrund einer Stellwerkstörung“ oder „Verzöge rungen im Betriebsablauf“ hat Popp gleich auf den Index gesetzt. Doch es ist mitunter mühsam, die vielen Floskeln und Standardsätze ganz auszumerzen. „Es fehlt nicht an der Offenheit, besser und persönlicher zu kommunizieren. Aber es dauert, bis das in der Praxis funktioniert“, so Popp über seine Erfahrungen aus jährlich 80 bis 100 Seminaren mit jeweils bis zu zehn Teilnehmenden.

Ein Grund ist die technisch dominierte Sprache, die dem Bahn betrieb eigen und in der beruflichen Konversation normal ist. Selbst Popp kennt sich mittlerweile aus mit Kniegelenkskupferlitzen oder Gegengleisfahrtersatzsignalen. Der Kommunikationstrainer will dem DB-Personal neben einer aufmerk samkeitsstarken Sprache auch das nötige Selbstbewusstsein vermitteln, um Ansagen mit einer individuellen Note zu versehen.

Dem Markenimage kann das nur guttun. Gerade in digitalen Zeiten wachse die Sehnsucht nach echter, emotionaler Kommunikation, so Steffen Popp. „Bahn-Reisende brin gen mehr Verständnis für Störungen und Fehler auf, wenn sie ihnen persönlich erklärt werden statt in standardisierten Sätzen oder per Ansage vom Band.“ Zumal zeitnahe und regelmäßige Informationen im Zug von großer Bedeutung für die Kundenzufriedenheit sind, wie die Service-Tochter DB Training, Learning & Consulting in ihrem Schulungsprogramm zum Thema „Empathische Ansagen“ schreibt. Aber: „Die Wirkung bei Reisenden ist dem Zugpersonal meist nicht bewusst.“

Bringen Ansagen Bahnreisende zum Schmunzeln, landen sie dann häufig bei Twitter, Facebook, Instag ram – und werden verbreitet, ohne dass die DB dafür eine eigene SocialMedia-Offensive starten muss.

Vom Mikro aufs Gleis: Nach rund 30 Jahren beim Hörfunk genießt Steffen Popp seinen Job als Sprachcoach bei der DB
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Foto: S-Bahn München / wunderland media GmbH

3. AOK:

Medizin fürs Ohr

Auf Herz & Ohren mit Doc Caro

Dauer je Folge: 25 bis 35 Minuten

Host: Dr. Carola Holzner

Start: Januar 2022

Fan-Fact: Hirschhausen war schon da

Ziel: Gesundheitskompetenz vermitteln

Gebrochene Herzen sind nicht nur eine Metapher in Liebesschnulzen. Sondern als „Broken-Heart-Syndrom“ auch ein medizinisches Phänomen. Die Frage „Kann einem das Herz wirk lich brechen?“ ist also berechtigt – und führt die Episoden-Charts der AOK Rheinland/Hamburg an. Die Krankenkasse hat sich mit den rund halbstündigen Folgen von „Auf Herz & Ohren mit Doc Caro“ schnell einen Namen gemacht. Jede der 14 Ausgaben bis zur Sommerpause schaffte es unter die Top 10 in der Apple-Podcasts-Kategorie „Medici ne“. Mit rund 192.000 Plays sowie 4,9 Sternen bei Spotify und 4,4 bei Apple Music wurden die Erwartun gen mehr als erfüllt.

Dazu trägt Gastgeberin Dr. Carola Holzner wesentlich bei. Die Ober ärztin ist bekannt aus Internet und Fernsehen, außerdem im Rheinland zu Hause. „Mit Doc Caro haben wir eine Partnerin gewonnen, die als Local Hero in der Region bestens bekannt ist, für ihre direkte und

authentische Art geschätzt wird und das Vertrauen der Bevölkerung ge nießt“, sagt Rolf Buchwitz, Vize-Vor standsvorsitzender der AOK Rhein land/Hamburg. Ziel des Podcasts: mit Mythen aufräumen, Hörerinnen zu einem gesunden Leben animie ren und das Markenimage der AOK stärken. „Menschen wollen auf Augenhöhe angesprochen werden mit Inhalten, die fachkompetent und leicht verständlich zugleich transportiert werden“, sagt Nicole Lauscher, Co-Geschäftsführerin der beauftragten Agentur Vita Health Media, einem Zusammenschluss der Looping Group und der Wort & Bild Verlagsgruppe.

Neben „Doc Caro“ als Publikums magnet spielt das inhaltliche Menü des Podcasts eine Rolle. So wird zu Fokusthemen stets ein möglichst bekannter Experte eingeladen, Me dizinjournalistinnen recherchieren und schreiben die Skripte, jede Fol ge startet mit „Das Thema in 60 Se kunden“ und enthält den „Stimmt’s oder stimmt’s nicht?“-Check.

4. Audi: Besser als Bilder

Der „Audi Mitarbeiter Podcast“ wendet sich an die eigene Be legschaft und setzt dabei auf geübte Abwechslung: Einer länge ren Episode, die sich einem „TopThema“ widmet, folgt eine kürzere als Teil einer Serie, zum Beispiel „E-Mobilität einfach erklärt“. Audi ist inhaltlich breit unterwegs, vom Produktionsumbau über HappyWork-Vorschläge bis zur Frage, wie recycelte Plastikflaschen in den Sitz von Audi-Fahrzeugen kom men. Auch die Gästeliste ist bunt, vom Vorstand bis zum Azubi, vom Patentexperten bis zur Kollegin, die Hilfe für Geflüchtete organisiert.

tion und ergänzt beispielsweise das Intranet. Die Podcast-Folgen sind jederzeit und überall abrufbar, also auch über öffentliche Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer, und dadurch so flexibel nutzbar wie kein anderes PersonalMedium. „Während unsere Beschäf tigten zuhören, können sie parallel andere Dinge tun“, sagt Stephan Ippers. Klingt banal, ist aber rele vant: Aus der Belegschaft kam oft der Hinweis, dass man während der Arbeitszeit kaum dazu kommt, ins Intranet zu schauen.

Dauer je Folge: zehn bis 20 Minuten

Host: Brigitte Theile & Axel Robert Müller

Start: April 2019

Fan-Fact: frei zugänglich für alle, nicht nur Audianerinnen

Ziel: ein flexibel abrufbares Hörmedium für Mitarbeitende schaffen

Produziert wird professionell, „auf dem Niveau eines landesweiten Radiosenders“, so Stephan Ippers, bei Audi für Interne Kommunikati on und Social Media zuständig. Das gilt auch für die Moderation durch die in Süddeutschland bekannten Radiostimmen Brigitte Theile und Axel Robert Müller.

Der Podcast ist ein zusätzlicher Baustein der internen Kommunika

„Im Durchschnitt liegen wir bei rund 8000 Abrufen, das entspricht unseren Erwartungen“, sagt Ippers. Durch den Podcast sei es, zumal unter Wahrung der Privatsphäre, viel leichter, mit Beschäftigten auch über schwierige Themen zu spre chen wie eine Corona-Erkrankung, psychische Probleme, die Pflege von Angehörigen parallel zum Beruf: „Stimmen vermitteln in bestimm ten Situationen Nähe und Gefühle besser als Bilder.“

Audi Mitarbeiter Podcast
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5. Bosch: aus dem All

6. Mercedes: ist Feature

From Know-How to Wow

Dauer je Folge: 30 bis 40 Minuten

Hosts: Shuko-Charlotte Rose, Melena

Schönhofer, Geoff Gustitus

Start: November 2020

Ziel: Technik greifbar machen

Enes Morgens steht Bosch-Mit arbeiter Tobias Riedel vor der eingeschlagenen Scheibe seines Autos. Navi, Radio, sogar das Lenkrad – alles gestohlen. Dem Ärger folgt die Idee, einen portablen Sicherheitsassistenten zu entwickeln. Daraus wird das Bosch-Gerät Spexor. Die ganze Geschichte erzählt Tobias in „From Know-How to Wow“. Der Podcast von Bosch macht, dem Firmenslogan folgend, „Technik fürs Leben“ greifbar.

„From Know-How to Wow“ nähert sich den Themen spiele risch, in einem Mix aus Dialogen, Reportagen, Quiz, Comedy, auf gelockert durch Hörspielelemente, Soundeffekte und Musik. Zudem tritt mindestens ein externer Gast auf, um den Nutzen einer Techno logie zu verdeutlichen. Der ehe malige NASA-Astronaut Mike Foale zum Beispiel erzählt, wie ihm ein Brennstoffzellen-Antrieb im All das Leben gerettet hat.

Bis Mitte August 2022 hat der Bosch-Podcast 120.000 Downloads und Streams erreicht, bereits ein Fünftel mehr als bis zum Jahresen de geplant. Der nächste WowEffekt: Im November 2022 feiert der Podcast in Berlin seine Premie re als Live-Show.

Future Dimensions

Dauer je Folge: 20 Minuten

Host: Ricardia Bramley

Start: Herbst 2022

Fan-Fact: Host Bramley kennt man aus der ARD-Soap „Verbotene Liebe“

Nach 17 Folgen hat sich „Let’s talk Mercedes“ Ende 2021 in die Sendepause verabschiedet. Von einem Miss erfolg will Matthias Brock, Head of Information Content & Inhouse Production, angesichts fünfstel liger Abrufzahlen nichts wissen. „Für die relativ kleine Zielgruppe, die wir anvisiert hatten, war das ein ziemlicher Erfolg.“ Adressiert wurden Journalistinnen, um „mehr Tiefgang zu vermitteln als mit klassischen Pressemitteilun gen“. Jetzt schaltet Mercedes-Benz einen Gang höher. „Wir wollen eine deutlich breitere Zielgruppe ansprechen und mehr Reichwei te erzielen“, so Brock. Der „Let’s talk“-Nachfolger „Future Dimensi ons“, produziert von der Agentur Oliver Schrott Kommunikation, versteht sich als „Innotainment“Angebot, also eine Kombination aus Innovation und Unterhaltung.

Mit Podcasterin Ricardia Bram ley wurde „eine junge, sympathi sche Stimme“ verpflichtet, aus dem Gesprächs- wird ein FeaturePodcast, ähnlich einem gebauten Radiobeitrag, der Themenfächer verbreitert sich. Mercedes als Produkt und Marke will im Hinter grund bleiben. Und „junge Ziel gruppen emotional ansprechen“.

7. Weininstitut: Picheln mit Promis

Auf ein Glas Wein mit…

Dauer je Folge: 30 bis 60 Minuten

Host: Theresa Olkus

Start: November 2019

Fan-Fact: Pur-Sänger trinkt Trollinger

Ziel: für Wein werben ohne Weinwerbung

Die Kampagne des Deutschen Weininstituts (DWI) ver bindet die Botschaft aller deutschen Anbaugebiete in einem Claim: „Weine aus deutschen Regi onen: Qualität, die man schmeckt“. Die Podcast-Serie „Auf ein Glas Wein mit...“, sagt Eberhard Abele, beim DWI zuständig für Werbung und Marktforschung, „rundet die Kampagne perfekt ab“ – neben Print, Social Media und Hörfunk. Bei einem Brainstorming mit Media Republic, dem Werbe vermarkter von „FAZ“ und „SZ“, entsteht die Idee. Bis Ende 2021 werden 16 Folgen veröffentlicht, in denen die junge Weinkennerin Theresa Olkus mit Promis wie Veronica Ferres, Günter Jauch, Gregor Gysi und Magdalena Neu ner plaudert – über Leben, Beruf, Reisen und Genießen. Und natür lich Wein aus Deutschen Landen. Der soll eine wachsende, jüngere Zielgruppe erreichen. Die fotogra fisch in Szene gesetzten Gespräche werden auch als Advertorial beim Online-Auftritt des SZ-Magazins und über Social Media verbreitet.

Die Bilanz: über 31.000 Streams – und allein über Instagram und Facebook werden rund eine Mil lion Menschen erreicht. Weitere Folgen sind in Produktion.

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Besuch
Future

Wer mag schon Nein sagen, wenn die freundliche Moderatorin rät, die „frischen und zarten Hähn chenbrustfilets“ einzupacken?

8. Die Einkaufs-Einflüsterer

Plaudern für Penny: Der Discounter schafft mittels Live-Radio nicht nur Kaufimpulse, sondern stärkt auch den Team-Spirit Von Björn Czieslik

Es könnte die Stimme aus dem Deckenlautsprecher gewesen sein, die dazu beigetragen hat, dass die MühlenhofSchweinefilets und der LindenhofBrotzeitkäse auf dem Kassenband liegen, obwohl sie nie auf dem Ein kaufszettel standen. Damit wäre der Plan von Penny aufgegangen.

Seit Ende März 2015 beschallt der Discounter der Rewe-Group seine rund 2.150 deutschen Filialen mit dem Einkaufsradio Penny Live, gesungener Claim: „Mein Einkauf, mein Raaadiooo – Penny Live“.

Live ist nicht nur Name, sondern Programm: Von sechs bis 20 Uhr, außer sonntags, stehen die Modera torinnen live im Wiener Studio von Maxfive. Die österreichische Rewe-Tochter produziert mehr als ein Dutzend Instore-Radios für Rewe-Marken und externe Kunden in Deutschland, Österreich, Italien und Osteuropa. In Deutschland hat Penny mit seinem Live-Programm

ein Alleinstellungsmerkmal: „Es ist schlicht authentischer. Das ist nach unserem Anspruch Radio“, sagt Pen ny-Sprecher Andreas Krämer.

Ein erheblicher Anteil der Kauf entscheidungen werde spontan im Markt getroffen, das InfotainmentProgramm soll Wohlfühl-Atmo sphäre schaffen und Kauf-Impulse geben, ohne Dauerwerbesendung zu sein. Schwere und kontrover se Themen spart Penny Live aus, hoch im Kurs stehen Food-Trends und Ernährungsthemen, die oft den Rahmen geben, dabei auf das eigene Sortiment hinzuweisen. Die „Angebote der Woche“, mehrfach pro Stunde ein fester Bestandteil im Programm, klingen wie die Emp fehlung einer guten Freundin. Wie sich die Produktnennung im Radio unmittelbar auf den Abverkauf aus wirkt, will Krämer nicht verraten, lässt aber durchblicken: „Wir sind mit dieser Korrelation zufrieden, teilweise auch sehr zufrieden.“

Das Musikprogramm ist händisch ausgewählt, überwiegend positiver und melodiöser Pop. Kein Song läuft mehr als zweimal pro Woche – auch um die eigenen Beschäftigen nicht zu nerven. Penny Live ist nicht nur Einkaufsradio, sondern auch Werk zeug zur internen Kommunikation.

„Für ein dezentrales Unterneh men wie Penny ist es eine große He rausforderung, ein Gemeinschafts gefühl zu schaffen“, sagt Krämer. Vor Ladenöffnung, von sechs bis acht, läuft die Mitarbeiter-Morningshow. Beschäftigte können Musik wünsche loswerden, andere Teams grüßen und bekommen Infos über Promo-Aktionen, neue Produkte und Initiativen von Penny. Live-Ra dio ermöglicht „interne Kommuni kation fast in Echtzeit“. Zum Budget schweigt Krämer. Die Kombination aus Marketing-Werkzeug und Mit arbeiter-Bindung gebe dem Pro gramm jedoch „ein sehr, sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“.

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Foto: PR

9. Stimmiger Tatort

Hörgeräte-Hersteller Oticon entdeckt die Vorzüge von Radiowerbung, um in die Gehörgänge der Kundschaft vorzudringen. Dabei hilft Schauspielerin Ulrike Folkerts Von Roland Karle

Für Oticon hat „Tatort“-Star Ulrike Folkerts eine ungewohnte Hauptrolle übernommen. Als prominentes Gesicht und wiedererkennbare Stimme einer deutsch landweiten Kampagne des Hörgeräte-Herstellers sagt sie: „Ich stehe zu mir. Und meinem Oticon More.“ Eine klare Botschaft. „Wir wollen dazu beitragen, das Selbstbewusstsein von Menschen mit Hörschwä che zu stärken und Hör systeme von ihrem Image als ,Rentnerausstattung‘ zu befreien“, sagt Sonja Grazia D’Introno, Marke ting-Direktorin von Oticon Deutschland.

wird. „Dadurch können wir im Spot den Fokus auf die wesentlichen Inhalte legen, ohne zusätzliche Effekte.“

Setzt Oticon sonst stark auf B2B-Kommunikation, um bei den über 5000 Hör akustikern in Deutschland zu punkten, passt Folkerts perfekt, um die Kampa gne publikumswirksam bis zum Endverbraucher auszurollen. Und siehe da: Ungewohnt viele Hörakus tiker fragen direkt selbst nach Werbematerialen für ihre Kundschaft.

Ulrike Folkerts steht zu ihrer Hörhilfe. Und als Pappaufsteller werbewirksam in der Gegend herum

Für sie ist Folkerts nicht nur wegen ihrer Bekannt heit und sympathischen Ausstrahlung eine Ideal besetzung, sondern auch, weil die Schauspielerin eine glaubwürdige Werbe figur abgibt. Wegen eines bei „Tatort“-Dreharbeiten erlittenen Knalltraumas ist ihre natürliche Hör fähigkeit stark einge schränkt, deshalb nutzt sie seither ein Hörsystem.

Oticon spielt die Kam pagne über zahlreiche Kanäle aus – im Herbst 2021 und erneut ab Au gust 2022 auch im Radio. Als einziger Hersteller aus dem Markt der Hör systeme, wie D’Introno feststellt. „Dabei passt das Thema Hören doch wun derbar ins Radio.“ Das gilt erst recht, wenn jemand wie Ulrike Folkerts als Markenbotschafterin auf tritt – und allein an ihrer Stimme sofort erkannt

Im Hörfunk zu wer ben, hat sich für Oticon ausgezahlt. Laut Marktfor schung ist die Bekanntheit der Marke um elf Prozent gestiegen und bereits nach vierwöchiger Laufzeit des Radiospot hatten 390.000 Menschen Oticon für den nächsten Kauf eines Hör systems im Relevant Set. „Generell haben sich die Umsätze durch die gesam te Kampagne positiv ent wickelt, und das Feedback der Hörakustiker war sehr gut“, sagt Sonja Grazia D’Introno.

Unverhofft stellte sich ein weiterer Effekt ein: Der auf NDR 2 regional ausgestrahlte Spot in und um Hamburg herum hat bei der eigenen Beleg schaft ein erfreuliches Echo ausgelöst – und zudem eine kleine Be werbungswelle. „Leute wurden durchs Radio auf uns aufmerksam und haben sich beworben“, sagt die Marketingchefin. „In Zeiten des Fachkräfte mangels ist das natürlich besonders positiv.“

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Foto: PR

10. Der Sound der Straße

Elektrisches Fahren wird den Klang der urbanen Welt verändern. Damit BMW darin die erste Geige spielt, komponiert Filmmusik-Macher Hans Zimmer mit Von Roland Karle

Fotos: BMW

ans Zimmer freut sich auf die automobile Zukunft: „Zum ersten Mal seit der industriellen Revo lution haben wir die einzigartige Gelegenheit, die Klänge unserer Städte neu zu gestalten und zu definieren.“ Dass einer der berühmtesten Filmkomponis ten der Welt einmal den Sound für die elektrischen Fahrzeuge von BMW entwi ckeln würde – rückblickend erscheint das beinahe vorherbestimmt: Als Kind, erzählt Zimmer, habe er seine Mutter beim Heim kommen „am Klang ihres BMW erkannt“. Wie ein Auto klingt, wird nicht dem Zufall überlassen. „Sound ist seit jeher ein Differenzierungsmerkmal für Marken und Produkte“, betont Renzo Vitale, Creative Director Sound der BMW Group. Ent sprechend großen Wert legt BMW auf die akustische Wahrnehmung seiner Fahr zeuge. Die anbrechende Ära der E-Mobili tät wirft daneben ganz praktische Fragen auf. Zum Beispiel, wie die an sich stillen Elektroautos so präpariert werden, dass Fußgänger und Radfahrerinnen sie wahr nehmen. Schon vor mehr als zehn Jahren haben Akustikingenieure bei BMW begon nen, dafür künstliche Klänge zu erzeugen. Dabei haben sie sich an den sogenannten „Sound-Genen“ orientiert, die den Klang der Marke prägen und laut Vitale „auf die Charaktereigenschaften Freude, Eleganz und Dynamik einzahlen“.

Stimmiger Sound steigert den Spaß am Steuer, das soll auch künftig so bleiben. Der Umstieg auf das elektrische Fahren eröffnet jedoch Möglichkeiten, neue Klang welten zu schaffen. Deshalb arbeitet BMW

mit Hans Zimmer zusammen, dessen Er fahrung und Kreativität den Elektrofahr zeugen einen „einzigartigen akustischen Charakter“ verleihen sollen.

Für die einzelnen Modelle werden unterschiedliche Antriebssounds geschaf fen. Diese sogenannten „My Modes“ lassen sich per Tastendruck auf der Mittelkonsole aufrufen. „Jeder My Mode bietet ein indivi duelles Nutzererlebnis und betont andere Facetten im Charakter eines Fahrzeugs“, erklärt Renzo Vitale. Zuvor hat das Sound design-Team überlegt, was ein bestimmter Klang beim Hörenden auslösen könnte. Dabei stellen sich Zimmer und Vitale Emotionen als melodische Elemente vor. Bei der Soundentwicklung nutzen sie tra ditionelle Instrumente und wenden diese unkonventionell an. So werden Gitarren saiten zerstört oder Gegenstände gegen eine Wand geworfen.

Erklären die Klangdesigner die Ergeb nisse daraus, erinnert das an eine Vorle sung der Musikhochschule. So werde beim „My Mode Expressive“ der ursprüngliche Violinton, sobald der Wagen beschleunigt, „von einer höheren Klangstruktur über lagert, die mit zunehmender Geschwin digkeit die Harmonie in mehreren Stufen verändert. Sobald das Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 60 km/h erreicht, er klingt ein erster vollständiger Akkord. Bei Tempo 120 ist ein zweiter zu hören.“

Bevor ein Klangentwurf in Serie geht, wird er im Fahrzeug erprobt und das Feed back von Fahrerinnen ausgewertet. Ent scheidend ist am Ende, was das Publikum fühlt. Bei Filmmusik ist das nicht anders.

men im Münchner
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11. Die „FAZ“ weckt auf

Die „klugen Köpfe“, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ihre Fans marketing schlau preist, können über einen Mangel an Hörstoff nicht klagen. Ob Recht, Finanzen, KI und Digitales oder Gesundheit, Bücher, Wissen: Die „FAZ“ hat inzwischen rund ein Dutzend Podcasts für vielfältigste Interessen am Start. Sogar für die Kleinsten: „Wie erkläre ich’s mei nem Kind?“ ist eine Kolumne zum Hören, die in einfacher Sprache dargelegt, weshalb Staus entstehen, was die Hitze mit uns macht oder warum Vogelfedern so toll sind. Besonders beliebt ist der werktäg lich um 17 Uhr startende, rund 30 Minuten dauernde „FAZ Podcast für Deutschland“, dem pro Folge bis zu 110.000 Menschen lauschen – und das bei einer Durchhörquote von annähernd 90 Prozent.

Das Team um Andreas Krobok, Leiter für Audio und Video bei Faz. net, liefert Analysen und Hinter gründe zum Tagesgeschehen und kann dabei auf Kompetenzen und Expertise der etwa 400 Personen starken Redaktion zurückgreifen. „Podcasts haben sich zu einem wich tigen Bestandteil der ,FAZ‘-Familie entwickelt“, sagt Krobok. Sie sind fürs Publikum bislang gratis, mit einer Ausnahme: Der „Frühdenker“Podcast mit seinen morgendlichen Kurznachrichten ist auf Faz.net hin ter die Bezahlschranke gewandert. Ein weiteres Experiment in Zeiten von Paid Content. „Wir sind sehr gespannt, wie das ankommt.“

12. Die „SZ“ ordnet ein

Mit ihren rund 20 Podcasts will die „Süddeutsche Zeitung“ beweisen, was sie journalistisch draufhat. Zugleich sind sie Mittel zum Zweck. Denn so „erreichen wir neue Hörerinnen und Hörer, die wir mit unseren übrigen SZ-Produkten bisher noch nicht so gut erreichen und an die Marke binden“, sagt Laura Terberl, Leiterin des Ressorts Audio & Video. Dahinter stecken klare monetäre Absichten. „Wir wollen, dass noch mehr Menschen bereit sind, für die sen Journalismus zu bezahlen.“

Zu den meistgehörten Angeboten gehört „Auf den Punkt“, der frei verfügbare Nachrichten-Podcast. Neben der tagesaktuellen Einord nung kommen Serien gut an, etwa der in zwölf Folgen in Koproduktion mit Spotify aufbereitete Skandal um Wirecard „1,9 Milliarden Lügen“.

SZ.de ist zwar keine originäre Au dio-Plattform, hat sich aber zu einer beliebten Anlaufstelle für PodcastFans entwickelt. „Wir bekommen darüber recht schnell eine gewisse Grundreichweite auf neue Forma te“, sagt Christine Fettich, Director Business bei SZ Digitale Medien. Im Idealfall gelingt es durch die SerienPodcasts, „Hörerinnen und Hörer ins SZ-Abo zu überführen“.

13. Motor Presse läuft und läuft

Früh haben die Motor Presse Stuttgart (MPS) und ihre Toch ter in Hamburg mit Podcasts experimentiert und schnell Spaß daran gefunden. Knapp 20 Titel umfasst das derzeitige Programm, jeweils angedockt an eine der MPSMedienmarken.

Einer der Dauerläufer: Knapp vier Jahre nach dem Start geht im November 2022 die 100. Folge des „Runner’s World“-Podcasts on air. In der Sport-Kategorie gehört er oft zu den Top 10, was Wolfgang Melcher angesichts starker Konkurrenz aus dem Fußball bemerkenswert findet. Der Geschäftsführer der Motor Presse Hamburg kann sich auf ein treues Publikum verlassen, die meis ten Hörerinnen haben ein Abo des gleichnamigen Magazins. Themen und Tipps rund ums Laufen bleiben lange aktuell, deshalb werden die Episoden noch oft lange nach Erst ausstrahlung abgerufen.

„Runner’s World“ profitiert da von, dass viele Läufer ohnehin mit Kopfhörern unterwegs sind. „Ein Vorteil, den wir in Zukunft noch besser nutzen wollen“, sagt Melcher. Es könne sein, dass die Frequenz – derzeit 14-tägig – erhöht wer de. Zudem denkt der Verlag über weitere Formate nach, die stärker auf Trainingsthemen oder Storys zugeschnitten sind. Interesse ist da: Der Lauf-Podcast hat nicht nur eine stabil wachsende Hörerschaft, son dern ist auch werblich gut gebucht und dadurch, so Melcher, „von An fang an profitabel“.

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Bereits 30 % der Deutschen sind Podcast-Nutzer* – tendenz steigend. eine reichweite von über 20 millionen m enschen und die intensive Aufmerksamkeit seiner Hörer machen dieses Format besonders attraktiv für ihre m ediastrategie. Als e xperte für die gesamte Bandbreite des Audio-Angebotes sorgt RMS für die effiziente und zielgruppengerechte Integration von Podcast-werbung in Ihre Kampagne. Nutzen Sie unser know-how und entdecken Sie die k raft von Audio. Audio

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14. Funke macht Krimi

Seit den Anfängen im Jahr 2016 hat die Funke Mediengruppe knapp 100 Podcasts gestartet, rund die Hälfte läuft noch. Audio ist für Funke inzwi schen eines der am stärksten wachsenden Segmente – mit monatlich über einer Million Abrufen und einem Reichweitenplus von gut 50 Prozent allein in der ersten Jahreshälfte 2022. Zudem „haben wir die Umsätze in der automatischen Vermarktung im selben Zeitraum mehr als verdoppelt“, ergänzt Jana Suilmann, Head of Audio bei Funke.

Sieben Cluster hat Funke für sich definiert, eines der erfolgreichsten ist das Thema „Crime“. „WAZ“-Journalist Stefan Wette berichtet seit über 30 Jahren über Krimi nalfälle und rollt sie als „Der Gerichtsreporter“ alle 14 Tage neu auf. Für das „Hamburger Abendblatt“ sind der bekannte Gerichtsmediziner Klaus Püschel und Ge richtsreporterin Bettina Mittelacher „Dem Tod auf der Spur“, während die Braunschweiger Zeitung im „Tatort Niedersachsen“ Kriminalfällen aus der Region nach spürt. Vor allem jüngere Leute hören gerne die PodcastKrimis, „rund 80 Prozent sind unter 40 Jahre alt“, sagt Jana Suilmann.

Audio ist ein zentrales Thema geworden. Podcasts wie „Grünland“ von „Landidee“, „Das Scholz Update“ über den Bundeskanzler vom „Hamburger Abendblatt“ und „Salon Funke“ mit Verlegerin Julia Becker werden markenübergreifend und national ausgespielt. „Wir versuchen, Audio redaktionell immer mitzudenken. Denn mit unseren Podcasts erreichen wir neue Ziel gruppen, Use Cases und Erlösquellen“, so Suilmann. Noch in diesem Jahr sollen erste Bezahlangebote star ten. Außerdem produziert Funke sogenannte Vodcasts: Einzelne Podcasts und ihre Protagonisten gehen auf die Bühne, davon werden Videos gemacht und über You Tube, weitere Bewegtbild- und TV-Kanäle ausgespielt.

15. Der „Kicker“ spielt auf Zeit

Der „Kicker“ aus dem Nürnberger Olympia Verlag ist auf vielen digitalen Spielfeldern zu Hause, Podcasts inklusive. Aber nicht alles muss man selber machen, damit es erfolgreich wird, wie die Ko operation mit DAZN zeigt: Vor gut drei Jahren starteten die Traditionsmarke und der aufstrebende Streaming dienst das Format „Kicker meets DAZN“, in dem Spieler, Trainer und Macher des Fußballs zu Wort kommen.

Mehr als 150 Folgen, meist in Länge eines Fuß ballspiels, sind inzwischen erschienen. „Wir bündeln Ressourcen und Kompetenzen, das gemeinsame Produkt zahlt auf beide Marken ein“, sagt „Kicker“-Chef redakteur Alexander Wagner. Im Vergleich zur Pre mieren-Saison 2019/20 hat die Reichweite 2021/22 um 46 Prozent zugelegt – und der Podcast ist seit dem Start vollständig vermarktet.

Ein echter Hinhörer ist auch der im November 2021 gestartete Podcast „FE:male view on football“. Die Jour nalistin Anna-Sara Lange und die ehemalige National spielerin Turid Knaak sprechen einmal im Monat mit weiblichen und männlichen Gästen aus dem Fußball. „Gerade in diesem Format ist es möglich, tiefgründige Gespräche zu führen, die weit mehr als Fußball umfas sen“, so Chefredakteur Wagner.

Das bislang gute halbe Dutzend Podcasts will der Ver lag stetig entwickeln. „Dadurch verleihen wir unserer Marke eine weitere Facette und erschließen auch neue Zielgruppen“, resümiert Benjamin Schmid, Produktma nager Social.tv und Audio. Bei allem Offensivdrang gilt: „Wir geben Formaten immer Zeit, sich zu etablieren.“

Fotos: xxx 40 · turi2 edition #18 · Kapital

16. Wort & Bild verabreicht Wissen

Podcasts beim Wort & Bild Verlag (WBV) funktio nieren über kurz und lang: Zehnminütige News verabreicht Geschäftsführer Dennis Ballwieser werktäglich als „Ne Dosis Wissen“. Die „Siege der Medizin“ dagegen, laut Verlag der erste medizinhistori sche Podcast im deutschsprachigen Raum, sind wie ein Hörspiel gebaut und von Schauspieler Ulrich Noethen in mehr als einer Stunde pro Folge erzählt. Nach acht Folgen in Staffel eins läuft 2022 die zweite Staffel mit weiteren elf. Über 570.000 Abrufe stehen im September 2022 für das Audio-Format der „Apotheken Umschau“ nach knapp zwölf Monaten Laufzeit zu Buche.

„Der Zuckerdetektiv“ und „Eine Dosis Glück“ wenden sich ebenfalls an Gesundheitsinteressierte, während neben „‚Ne Dosis Wissen“ auch der Karriere-Podcast „Frau Doktor, übernehmen Sie!“ für Branchenprofis aus dem Gesundheitswesen gemacht ist. Seit rund drei Jahren baut Wort & Bild am Podcast-Programm und bündelt es unter der Audio-Marke gesundheit-hören. de. Um den Inhalt kümmert sich ein Audio-Kernteam von fünf Leuten, fachlich unterstützt von dem rund 80 Personen starken Team einer der größten Gesundheits redaktionen in Deutschland.

Podcasts seien eine optimale Ergänzung zur „Apo theken Umschau“ und ihren Schwestertiteln, sagt Peter Glück, Managing Editor Audio. „Durch unsere AudioAngebote erreichen wir jüngere Zielgruppen und brin gen auch unserem Stammpublikum das neue Medium nahe“, so Glück. Er legt Wert darauf, dass ein Podcast lebendig, nahbar und im besten Fall originell ist. Mit Podcast-Werbung gehe es jetzt erst so richtig los. Die bisher wichtigste Rendite für Wort & Bild, sagt Glück, „ist der Imagegewinn“.

17. Die „Zeit“ probiert aus

Günther Jauch hören ziemlich genau eine Million Menschen zu, als er sich im Dezember 2021 den Fragen von Jochen Wegner und Christoph Amend stellt. Damit führt der Moderator die internen Charts des „unendlichen Interviewpodcasts“ der „Zeit“ an, vor Rezo, Kevin Kühnert, Juli Zeh und Nora Tschirner. Rekordhalter in der Disziplin „Ausdauer“ ist Rezo, der erst nach ach Stunden und 40 Minuten das vereinbarte Schlusswort „Mississippi“ ruft.

Dem Open-End-Podcast, gestartet im April 2018, sagen manche ein schnelles Ende voraus. Es kommt anders. „Alles gesagt?“ ist zu einem bewunderten Solitär der Szene geworden und bestätigt Zeit-Online-Geschäfts führer Enrique Tarragona darin, „mutig und experi mentierfreudig zu sein. Das ist unser Ansatz, und damit fahren wir bislang bestens.“ Mit mehr als 20 Podcasts ist die Marke „Zeit“ aktuell auf Sendung. Sie erscheinen mindestens monatlich, decken von der Politik bis zur Bi bel, von Fußball bis Feuilleton ein breites Spektrum ab.

Kultstatus hat „Verbrechen“ mit Sabine Rückert und Andreas Sentker. Das Format startet fast zeitgleich mit dem Print-Neuling „Zeit Verbrechen“ im April 2018 und soll mithelfen, das Magazin bekannt zu machen. Und tatsächlich – wer hört, der liest auch: Laut einer Be fragung sind 93 Prozent aller Leserinnen erst über den Podcast zu solchen geworden. Inzwischen gibt es auch Newsletter, Veranstaltungen, Merchandise. Der Podcast ist mit mehr als vier Millionen Downloads und Streams pro Monat nicht nur Publikumsmagnet, sondern trägt auch zur erfolgreichen Vermarktung bei.

Alle „Zeit“-Podcasts zusammen kommen im Schnitt auf monatlich rund 16 Millionen Abrufe und besche ren der Verlagsgruppe laut Tarragona siebenstellige Werbeerlöse im Jahr. „Wir schreiben schwarze Zahlen.“ Das Interesse der Werbekunden ist groß, weshalb der Geschäftsführer für die kommenden Jahre deutliches Wachstum prognostiziert. Dabei hält sich die „Zeit“ an selbst gegebene Regeln: Hosts sagen niemals Werbung auf, in den Podcasts werden keine Radiospots gesendet. „Das ist für uns professioneller Standard, den wir für schnell lockendes Geld nicht aufgeben.“

Fotos: xxx 41 · turi2 edition #18 · Kapital

Hör mal, Christina Esser...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich „Janoschs Traumstunde“ – die schönsten Geschich ten, damals noch auf Kas sette sowie Videokassette. Diese herzlichen, unauf geregten Geschichten über Freundschaft und die wirklich wichtigen Dinge im Leben genieße ich auch heute noch, aktuell mit meinen Nichten und Neffen.

Meine Lieblingserinnerung ans gute alte Radio: Gewinnspiele! Ich hatte mehrfach das Glück, so wohl beim Lokalkanal Radio RST aus Rheine, als auch bei den landes weiten Sendern 1Live und N-Joy zu gewinnen. Von Backstage-Karten bei angesagten Boybands bis zu Bummelpässen für die Kirmes war alles dabei.

Heute höre ich am liebs ten Musik von: Keane.

Podcasts höre ich am liebsten Bei längeren, privaten

Autofahrten, zum Beispiel in die Heimat. Beim Sport bevorzuge ich weiterhin motivierende Beats und zu Hause eine Mischung aus Musik und Informa tion – etwa von Deutsch landfunk Nova oder Deutschlandfunk Kultur.

Mein Podcast-Tipp: Da bin ich parteiisch – wir haben bei Prisma zwei tolle Podcastformate im Interview-Stil. Mit „Hallo“ ein Promi-Format und mit „Hallo Urlaub“ zur Sommerzeit ein ExpertenFormat rund ums Thema Reise. Meine professio nellen Reinhör-Empfeh lungen! Unabhängig von meiner Profession höre ich regelmäßig „Apoka lypse & Filterkaffee“ von Micky Beisenherz.

Ich hasse es, wenn im Podcast Der Opener zu lange dauert oder zu viele Jin gles genutzt werden. Ich bin da wirklich etwas ungeduldig und möchte spätestens nach 30 Sekun den thematisch abgeholt

Hör mal, Beat Balzli...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich Platten mit Schweizer Kasperl-Geschichten.

Meine Lieblingserinnerung ans gute alte Radio: Der Schweizer Sender, den meine Großmutter nonstop hörte.

Heute höre ich am liebs ten Musik von: Elektropop-Bands.

Podcasts höre ich am liebsten am Wochenende.

Mein Podcast-Tipp: „Das Politikteil“ von Zeit Online.

Ich hasse es, wenn im Podcast … zu langsam geredet wird.

Das ist mein Lieblings geräusch: Ein Bergbach.

und gefangen sein. Ich benötige auch während des Podcasts keine Unter brechungen durch laute, vermeintlich coole oder moderne Jingles.

Das ist mein Lieblings geräusch: Wellenrauschen oder Plätschern, am besten auf Kieselsteinen. Das ist Entspannung pur, erst recht mit den Erinnerungen an wunderschöne Urlaube am Meer.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Technische, laute Geräu sche – zum Beispiel das Röhren eines Auspuffs –überhaupt nicht mein Ding.

Ich hätte gern die Stimme von: Marion Cürlis.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung (nicht) laufen: Darüber denke ich nicht nach.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Lautsprecherdurchsagen der Deutschen Bahn.

Ich hätte gern die Stimme von: Ich bin mit meiner Stimme sehr zufrieden.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung laufen: Ein Chanson von Jacques Brel.

Christina Esser ist Geschäftsführerin des Prisma-Verlags Beat Balzli ist Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“ Foto: Frank Beer photography“ Beat Balzli spricht über seinen Job im turi2.de/jobspodcast
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HÖRLIGHTS Sport, Wirtschaft, Politik, Unterhaltung, u.v.m.: Wir bieten jeder Zielgruppe den passenden Podcast. Und Ihrer Marke die perfekte Platzierung. Zum Beispiel eine Präsenz im Nr. 1 Börsen-Podcast „Alles auf Aktien“. Boost your impact – mit dem wirkungsvollsten Vermarkter für Ihre Kommunikation: mediaimpact.de * journalistische Formate 10 MIO. Ad Streams im Monat* Wenn aus Podcasts Highlights werden, dann ist es Media Impact.

Bettina Rust stellt ihren Podcast-Gästen Fragen zu Essen, Musik und dem Leben dazwischen. turi2 hat den Spieß umgedreht

Von Nancy Riegel (Text) und Marcel Schwickerath (Fotos)

»Auch in diesem Traumjob kann man gesprächsmüde werden«

»Ich nehme viel auf, ich nehme viel wahr, meine Sinne sind total geschärft – das kann auch erdrücken. Deswegen bin ich ganz froh, einen Lüfter in mir zu haben.«

47 · turi2 edition #19 · Audio Bettina Rust Geb. 1967 in Hannover 1988 Studium Kommunikation und Marketing in Hamburg 1991 Volontariat bei OK Radio in Hamburg 1993 Moderatorin bei Premiere 1998 Redakteurin und Spre cherin bei Sat.1, u.a. beim „Frühstücksfernsehen“ 2002 Start von „Hörbar Rust“ bei Radio Eins 2017 Podcast „Die Kolumnisten“ 2018 Buch „Berlin –Lieblingsorte“ 2019 RBB-Podcast „Der Lauf der Dinge“ 2020 Start Podcast „Toast Hawaii“, Sprecherin bei „Apokalypse und Filterkaffee“

Bettina, du hast für uns hier in deiner Küche in Berlin Toast Hawaii zu bereitet. Wie ist er dir gelungen?

Erstaunlich gut! Habe ich lange nicht gegessen.

Warum heißt dein Pod cast so, wenn du ihn gar nicht so oft isst?

Das Gericht sehe ich als Symbol, darum ging es mir. Toast Hawaii weckt gemeinhin positive As soziationen und fungiert

als Rückblick. Schließlich gehe ich mit meinen Gäs ten durch so viele Jahre ihres Lebens – mit Essen als Vehikel.

Machen wir das doch auch. Was ist dein Wohl fühlessen?

Endlich mal ein Rollen tausch. Also, Essen ist für mich wie Musik, da könnte ich mich niemals auf ein Lieblingsalbum oder eine Lieblingskünst lerin festlegen. Es gibt

aber Sachen, auf die ich immer Appetit habe, Kar toffelpuffer mit Apfelmus beispielsweise. Wenn sie kross sind, aber innen noch weich – welchen Grund sollte es geben, die irgendwann mal nicht zu essen?

Da fällt mir keiner ein. Und was isst deine Hün din Yuki gerne?

Alles. Häuser, Steine, Straßenzüge, Leberwurst. Einfach alles.

Was passiert, wenn du etwas isst, das dir gar nicht schmeckt?

Dann bin ich richtig ge nervt oder lasse dicke Tränen in meinen Teller tropfen. Es gab ein wun derbares vietnamesisches Restaurant hier in Berlin, das Nem. Ich bin dort fast jeden Tag essen gegangen. Die 92 war mein Favorit: Kokos-Curry mit Tofu, mit frischen Kräutern und Nüssen. Und ich dachte, wenn die das so gut kön

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nen, dann schmecken dort auch andere Gerichte gut. Ich habe vielleicht sieben oder acht Mal etwas an deres probiert – und war oft traurig, weil es nicht so gut war wie die 92, die – ganz klar – nur für mich gemacht wurde. Ein schwarzer Tag in meinem Leben, als der Vermieter dem Restaurant kündigte. Das ist der größte Verlust meines Lebens! Okay, gut, es sind ein paar Leute ge storben, aber davon mal

abgesehen. Ich vermisse es jeden Tag.

Hast du keinen Ersatz gefunden?

Nein, bisher nicht. Das ist wie mit einer Liebe, da muss man ein bisschen suchen und warten.

Dann viel Glück!

Danke. Aber ich möchte schnell betonen, dass ich nicht auf eine Liebe war te. So gar nicht. Ich bin ziemlich happy, wie es ist.

Wenn du selbst kochst, folgst du dann bestimm ten Regeln?

Ich habe als kleines Mäd chen Orgel gespielt, nur nach Gehör. Dann wurde ich von meiner Mutter gezwungen, Unterricht zu nehmen und Akkorde zu lernen. Damit beherrschte ich so etwas wie Grund regeln oder Grundlagen. Und so würde ich auch mein Kochen bezeichnen. Ich habe mir im Laufe der Jahre ein paar Sachen

angeeignet, die ich ganz gut kann und die ich häufig mache. Aber ich bin kein Kochtalent wie beispielsweise Barbara Schöneberger oder auch Guido Maria Kretschmer. Die haben so eine große Selbstverständlichkeit im Umgang mit Lebens mitteln, mit Kochen und mit dem Gastgebersein. Das steckt denen in den Knochen. Ich muss mich da manchmal ein bisschen überwinden.

»Ich muss mich manchmal ein bisschen zum Kochen überwinden«
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Welche Snacks liegen bei dir für eine Podcast-Aufnahme griffbereit?

Ich sehe hier gerade einen syrischen Schokoriegel, Wiener Mozartkugeln und meine liebste Pfefferminz schokolade. In derselben Schüssel liegen zudem noch Organspendeaus weise, die meine Gäste mitnehmen und ausfüllen können.

Deine erste Fernsehsendung hattest du 1993 bei Premiere, eine Call-inSendung namens “0137 Night Talk”. Die „Hörbar Rust“ läuft seit 2002 bei Radio Eins und als Pod cast, „Toast Hawaii“ seit 2020. Wird man nach 30 Jahren nicht irgendwann gesprächsmüde?

Um das mal vorwegzuneh men: Ich habe überhaupt keinen Grund, mich zu be klagen. Im Gegenteil. Ich liebe meinen Job, umso mehr, seit ich mein eige nes Studio habe. Du musst dir das so vorstellen: Die interessantesten und charismatischsten Inter viewpartner stehen in meiner Küche, wir trinken

Kaffee und gehen dann rüber, um das Gespräch aufzunehmen. That’s hea ven. Dennoch komme ich ungefähr einmal im Jahr an diesen Punkt, an dem ich voll bin. Oder leer, ich weiß es nicht. Dann war’s in der Summe zu viel und schon beim Gedanken an die nächsten Fragen steigt größtes Unbehagen in mir auf. Dann wird mir rich tig schlecht bei der Vor stellung, noch eine Frage stellen zu müssen. Ich habe mich dann zu viel im Leben anderer Men schen herumgetrieben, herumgelesen, herumge dacht und brauche sofort Urlaub, zwei Wochen ohne alles. Aber toll, dass mir diese Frage endlich mal gestellt wird. Ja, auch in diesem Traumjob kann man mal gesprächsmüde werden.

Womit verdienst du ak tuell mehr, mit der „Hör bar Rust“ im RBB oder mit „Toast Hawaii“?

Ich bekomme im öffent lich-rechtlichen Radio verhältnismäßig wenig Geld. Das ist seit 21 Jah

ren so und hat sich kaum verändert. Selbst Pod cast-Anfängerinnen und -Anfänger verdienen bei kleinen Portalen mehr als die Redakteurin der „Hörbar“ und ich als Mo deratorin. Damit könnte ich niemals über die Run den kommen. Mit „Toast Hawaii“ aber schon.

„Toast Hawaii“ wird von DM Bio präsentiert. Wie frei bist du, wenn du in deinem Podcast auf einen Sponsor angewie sen bist?

Es schränkt mich über haupt nicht ein. Ich war sehr, sehr happy als die Zusage kam, zumal ich sie mir auch als Partner gewünscht habe. Dafür bewerbe ich die Produkte auch mit eigenen Ge schichten, sehr behutsam und so unterhaltsam wie möglich. Umso erfreuli cher, dass die Hörerinnen und Hörer bei den Spots dran bleiben und nicht weiterskippen, das kön nen wir an den Zahlen ablesen. Heutzutage geht es einfach nicht mehr ohne Sponsoring und

Mischlingshündin Yuki tobt durch Bettinas Wohnung in BerlinSchöneberg. Yuki ist japanisch und bedeutet „Schnee“

Werbung. Die Zusammen arbeit mit DM Bio gestal tet sich höchst dezent und kooperativ und, wie schön für beide Seiten, langfris tig. Aktuell überlege ich mit der Produktionsfirma gemeinsam, wen wir noch als Präsentator für die 80 bisherigen Episoden ins Boot holen könnten, die ja quasi archiviert und für jeden zugänglich sind. Die liegen einfach so da, in den Podcast-Portalen. Viele Leute stoßen per Algorithmus erst jetzt auf „Toast Hawaii“ und haben all die Gespräche mit Olli Schulz, Anke Engelke, Iris Berben und den anderen noch vor sich, die werden dann – so schreiben sie es mir auf Insta – durch gebinged. Hahaha. Toll. Aber die laufen zur Zeit ohne Werbung, das möch te ich ändern. Wäre doch verschenkt.

Bei der „Hörbar“ brin gen deine Gäste immer acht Songs ihres Lebens mit. Welche Songs sind auf deiner Liste?

Die Liste ändert sich ständig, aber es gibt ein

50 · turi2 edition #19 · Audio

paar plakative Songs, die wahrscheinlich immer darauf bleiben werden. Ein Song käme von Sioux sie and the Banshees, ein anderer von Lucio Dalla, „Washington“. Ich war 19 und so verliebt, hatte aber Minderwertigkeitskomple xe, weil der junge Mann ein Typ wie aus dem 3DDrucker war. Klug, schön, sexy. Und vermögend! Wir bewegten uns in völlig un terschiedlichen Kreisen, führten ganz verschiede ne Leben. Er fuhr einen schwarzen Fiat Spider, studierte Medizin, war ein Surferboy. In meiner Wohnung befand sich die Dusche im Wohnzimmer, in seiner Welt befand sich ein riesiger Pool im Sou terrain. Diese zwei Welten schob ich irgendwie nicht übereinander, obwohl wir uns ganz augenscheinlich füreinander interessier ten. Weil ich mich immer wieder in Frage stellte, machte ich mir mit Sicher heit einiges davon selbst kaputt. Eines Morgens je denfalls hörten wir dieses Lied, „Washington“, die Sonne schien ins Zimmer, wir waren verknallt und ich beschloss, alle Zweifel ruhen zu lassen.

Hat es geklappt?

Für den Tag auf jeden Fall. Aber wir waren nicht lan ge zusammen. Immerhin lernte ich von seiner Mut ter, wie toll es schmeckt, geriebenen Emmentaler ins Rührei zu mischen. Das kannte ich damals nicht. Und schwupps –sind wir wieder beim Thema Essen und Erinne rungen.

Kommt es in deinen Podcasts auch mal vor, dass du mit Menschen sprichst, die komplett andere Vorstellungen vom Leben haben als du? Oder bewegt man sich nicht doch immer auf einer gemeinsamen Ebene, weil du dir deine Gäste aussuchen kannst?

Tendenziell hast du wahr scheinlich recht, nichts destotrotz habe ich nicht den Eindruck, mich in einer Blase zu bewegen. Dazu sind die Menschen, mit denen ich spreche, dann doch zu heterogen. Aber es stimmt, mir sitzt niemand gegenüber, der existenzielle Dinge aus fechten, also zusehen muss, dass er oder sie Miete zahlen kann. Wo bei – weiß man’s? Hinzu kommt, dass das, was gerade weltweit passiert, diese globalen, existentiel len Themen, die stehen ja schon wie eine Nebel wand vor uns. Wir be schäftigen uns damit, es richtig einzuordnen und im Idealfall nicht wahn sinnig zu werden.

Also sucht man sich Ver bündete, mit denen man gemeinsam da durch geht?

Kann sein. Wir müssen jedenfalls aufpassen, uns nicht zu schnell dem Pessimismus hinzuge ben. Selbst ich, die eine ziemlich helle, heitere Einstellung dem Leben gegenüber hat, merke, dass ich dünnhäutiger werde, diffuse Ängste hochkommen und ich mit gewissen Befürchtungen in die Zukunft schaue.

Möglicherweise stärken uns die Gespräche darü ber dann doch ein wenig.

Lädst du die negative Ge danken durch Gespräche nicht erst auf, wenn du bewegende Dinge von deinen Gästen hörst? Doch. Aber irgendwann überschreibt sich vieles in meinem Kopf, wie ein Überhitzungsschutz. Ich nehme viel auf, ich nehme viel wahr, meine Sinne sind total geschärft – das kann auch erdrücken. Deswegen bin ich ganz froh, diesen Lüfter in mir zu haben.

Gibt es da einen Unter schied zwischen der Interview-Bettina und der privaten Bettina? Nein. Aber die – wie du es nennst – private Betti na macht auch sehr viel Quatsch. Ich liebe es, mich auf Instagram mit irgend welchen Filmen auszu toben. Ich liebe es! Ich könnte den ganzen Tag gaga sein.

Wer war denn bisher dein berühmtester Ge sprächspartner?

Wahrscheinlich Jon Bon Jovi. Aber das ist lange, lange her, da habe ich ihn fürs Fernsehen interviewt.

Und wen willst du gerne noch interviewen?

Angela Merkel würde ich irre gerne interviewen, weil ich glaube, dass ich große Freude an ihrem Humor hätte. Mich be rührt auch dieses leicht Schüchterne, Mädchen hafte, das viele in ihr zu sehen glauben.

Würdest du sie zu dir nach Hause einladen oder eine besondere Lo cation wählen?

Nein, ich würde das ganz normale Procedere wählen. Klar! Ich habe in meiner Wohnung schon andere Grandes Dames empfangen. Senta Berger war hier, Iris Berben, die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Es gibt keinen Grund, Frau Merkel nicht durch meine heiligen Hal len zu führen.

Wie ziehst du eine Gren ze zwischen Privatem und Beruflichem, wenn dein Podcast-Studio in deiner Wohnung ist?

Warum sollte ich das?

Ich habe das noch nie gekonnt. Und ich sehe darin auch keinen Sinn, nicht bei dem Job, den ich mache. Wäre mir jemand richtig unsympathisch, dann würde ich ihn oder sie gar nicht erst einladen.

Woran liegt es, wenn ein Gespräch mal nicht so gut läuft?

Das kann sehr unter schiedliche Gründe haben. Humor ist Code und Grammatik zugleich. Wenn ich spüre, dass mein Gegenüber meinen Humor nicht versteht und bei einer Spitzenpointe das Gesicht versteinert bleibt – ui. Oder wenn man sich an jemandem abarbeiten muss, weil der nicht reden will. Oder wenn jemand misstrau isch ist. Mir ist immer daran gelegen, meinen Gesprächspartner, meine Gesprächspartnerin gut aussehen zu lassen – das

»Selbst Podcast-Anfängerinnen und -Anfänger verdienen mehr als ich beim öffentlich-rechtlichen Radio«
52 · turi2 edition #19 · Audio

ist mein alleroberstes Ziel.

Ich will, dass die Leute, die zuhören, meine Gäste richtig feiern. Wenn mich aber jemand abtropfen lässt und möglicherweise auch gar nicht honoriert, dass ich viel meiner Zeit in die Vorbereitung in vestiert habe, dann ist ein Gespräch für mein Emp finden scheiße. Kann für die Hörerinnen und Hörer natürlich dennoch oder genau deswegen interes sant sein, weil eine Span nung zu spüren ist.

Hast du ein Beispiel?

Ich kann zwei nennen, aber nur, weil beide schon gefühlt 2000 Jahre her sind. Das eine war Blixa Bargeld, Sänger der Band Einstürzende Neubauten, der – mannmannmann – einfach wahnsinnig arrogant war. Und der andere war, und das kann ich deswegen sagen, weil er schon tot ist, Peter Scholl-Latour, politischer Berichterstatter, Kriegsbe richterstatter, Buchautor und so weiter. Wenn je mand immer noch nicht begriffen hat, woher der Begriff „alter weißer Mann“ kommt, dann kann ich nur sagen: SchollLatour dient als Prototyp. Er war mit Sicherheit un bestritten kompetent in dem, was er getan hat. Aber er ist in seinem Le ben offenbar nicht allzu häufig von Frauen inter viewt worden. Er kam ins Studio und reichte mir seinen Schuh – er hielt mich für die Assistentin des Moderators – und nuschelte etwas davon, dass er in Kaugummi getreten sei. Ich war so perplex, dass ich nach einer Plastikgabel griff, und tatsächlich versuchte, diesen hart gewordenen Kaugummi in der Profil

sohle des Peter Scholl-La tour herauszukratzen, bis ich irgendwann sagte: Halt, stopp, nochmal auf Anfang.

Gibt es Fragen, die du in einem Interview nicht stellen würdest?

Das ist bei jedem Men schen unterschiedlich und hat viel mit deren Bio grafie zu tun. Es gibt Men schen, denen du locker die Frage nach ihrer Herkunft oder nach dem Beruf ihres Vaters stellen kannst und bei anderen Personen weißt du, wenn du diese Frage jetzt stellst, schließt sich die Muschel. Das ist vielleicht mein einziger Ehrgeiz, nicht an diesen Punkt zu kommen.

Bist du schon mal an die sen Punkt gekommen? Wirklich ganz, ganz sel ten. Was mit der genauen Vorbereitung zu tun hat, durch die ich in der Regel die wunden Punkte mei nes Gegenübers kenne oder erahne. Klar, nicht alle, aber einige. Und dann bin ich happy, wenn ich sehe, dass sich die Befragten von selbst auf sensibles Terrain begeben. Ein Vertrauensbeweis. Ich möchte auch niemanden ausliefern. Da wir die Interviews in den meisten Fällen aufzeichnen, kön nen Passagen, die situativ zu intim, zu persönlich werden, rausgeschnitten werden. Passiert aber selten.

Ich bin 33 Jahre alt, warum habe ich wäh rend unseres Gesprächs eigentlich permanent das Gefühl, mit deiner Stimme aufgewachsen zu sein?

Wahrscheinlich, weil dei ne Eltern das „Sat.1 Früh stücksfernsehen“ geschaut

haben. Ich habe 15 Jahre lang als Sprecherin gear beitet, für dieses und zahl reiche andere Formate und Dokus. Zudem mode riere ich immer mal wie der Fernsehsendungen, also irgendwo werden wir uns begegnet sein.

Was möchtest du unbe dingt noch umsetzen in deinem Leben?

Ich habe zwischendurch immer mal wieder Ideen für Projekte oder Sachen, die überhaupt nichts mit Medien zu tun haben.

Eine Stiftung wäre toll, die es alten und kranken Leu ten ermöglicht, weiterhin mit ihren Tieren zu leben. Die fittesten alten Herren und Damen in meinem Kiez sind diejenigen, die mit ihren kleinen Hünd chen noch durch den Regen laufen. Das hält sie körperlich und seelisch gesund. Wer plötzlich bettlägerig wird, wem das Geld für Futter fehlt oder wer Unterstützung bei den Spaziergängen braucht, der sollte sich an eine solche Stelle wenden können, die Hilfe organi siert. Dafür sollte es auch Zuschüsse vom Gesund heitsministerium geben und von den Krankenkas sen, es wäre win-win-win. Vielleicht gibt es sowas bereits, dann bitte ich um Entschuldigung. Jedenfalls sagte meine Mutter im mer: wer eine Katze oder einen Hund streichelt, der pflegt seine Seele und tut sich Gutes. Ich bin über zeugt: da hatte sie Recht.

Mein Hör-Tipp „Ein All-Time-Hör-Tipp ist das Album ‚One Giant Leap‘ von 2002, gerne laut und via Kopfhörer. Durch das Wort ‚Welt musik‘ sollte sich in diesem Falle niemand abschrecken lassen“

Bettina Rust im Videofragebogen turi2.de/koepfe

54 · turi2 edition #19 · Audio
»Ich sehe bei dem Job, den ich mache, keinen Sinn darin, Privates und Berufliches zu trennen«

1 Schiwa Schlei

2 Ulrike Zeitlinger-Haake

3 Tom Bartels

4 Dennis Plauk

5 Manuela Kasper-Claridge

6 Jennifer Sonntag 73

7 Alexander Krawczyk 74 Ivy Haase 76

9 Larissa Vassilian 77 Alexander Engelhardt 77 John Ment 78 Uli Köppen 80

13 Jan-Henrik Schmelter 81 Lisa-Sophie Scheurell Valerie Weber 82 Julia Fischer Steffen Hopf Patrick Körting Yvonne Niesar Tobias Lammert Marianne Bullwinkel Nils Minkmar

70
71
71
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86 20
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91

Wir haben in Deutschland kein Talente-Defizit, wir haben ein Talentförderungsdefizit. Und zwar medienübergreifend.

Das Radio hat keineswegs an Faszination verloren. Es ist ein Medium, das von der Stimme, dem Humor, dem Intellekt seiner Persönlichkeiten lebt. Live und unmittelbar. Keine visuellen Reize, die unterstützen oder ablenken. Nur eine Stimme, ein Sound, ein Mikro fon. Vielleicht ist es gerade dieses Reduzierte, das junge, ambitionierte Stimmen zum Radio treibt. Also alles bestens? Leider nein.

Wenn heutzutage von „Talenten“ die Rede ist, geht es selten um den begabten, zugleich betreuungsinten siven Nachwuchs in Redaktionen, ambitioniert und fordernd. Es geht

selten um ungeschliffene Kreative, die sich zwar schon abheben von der Masse, die sich aber noch selbst finden müssen, die also Raum, Unterstützung und Zeit brauchen, um sich zu entfalten. Wenn heut zutage von „Talenten“ die Rede ist, geht es zu oft um etablierte Erfolgs garant:innen, um Profis. Die Zahl ihrer Follower:innen gibt den Takt an, weniger ihre reine Begabung für den Job.

Der Druck in der schnelllebigen Medienbranche ist gewachsen: Als Radiosender misst man sich längst nicht mehr nur mit anderen Statio nen. Man konkurriert mit Strea mingdiensten, Podcasts, Channeln, aber auch mit Social-Media-Angebo ten oder Mediatheken um die Auf merksamkeit des Publikums. Längst

prägt nicht nur die Diskussion um den Inhalt den Redaktionsalltag, vielmehr sind es KPIs und Review termine. Der schnelle Erfolg muss her. Keine Zeit für Mut oder Experi mente. Keine Geduld, um Stärken zu analysieren, zu korrigieren und damit nachhaltig zu entwickeln.

Aber liegt nicht genau hier der Schlüssel zum Erfolg? Ich denke schon, deshalb investieren wir bei 1Live und Cosmo in Menschen mit dem gewissen Etwas. Natürlich kos tet Talentförderung Zeit, aber nur die Köpfe machen uns unterscheid bar. Nur sie können das Publikum emotional binden und Marken nachhaltig zum Erfolg führen. Wert schätzung wiederum ist die einzige Währung, mit der wir Talente lang fristig an uns binden können.

Wollen junge Talente noch Welle machen, Schiwa Schlei?
Schiwa Schlei verantwortet als Programmchefin mit den Radiosendern Cosmo und 1Live die WDR-Hörfunk angebote für ein junges Publikum Foto: WDR / Annika Fußwinkel
58 · turi2 edition #19 · Audio
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Hören muss das Lesen nicht ab schaffen, denn Hören war schon immer die Nummer eins! Lange bevor es Bücher gab, saßen unsere Vorfahren ums Feuer und erzählten sich die Abenteuer der letzten Mam mutjagd – was vermutlich teils True Crime, teils Fiction war. Menschen lieben spannende Geschichten über die Erlebnisse und Erfahrungen anderer Menschen. Damals am Lagerfeuer, heute im Podcast.

Der Trend ist eindeutig: Die An zahl der neuen deutschsprachigen Podcasts steigt um ein Vielfaches. Der Buchhandel dagegen vermel det seit Jahren rückläufige Zahlen. Audio trotzt den ehemaligen Platz hirschen im Kampf um Marktanteile Prozent um Prozent ab und ist ein relevanter Spieler im Kampf um die Zeit der Medienkonsumenten.

Ich war über 20 Jahre Chefredak teurin von Print-Produkten. Das gedruckte Wort, die perfekte Zeile, der Geruch der Druckerschwärze, die sinnliche Haptik eines seiden matten Umschlagpapiers: Das alles

3

bildet für mich nach wie vor einen Wohlfühlort. All die Bücher, die ich seit meiner Kindheit verschlungen habe – ich wohnte quasi in der Bib liothek unserer Kleinstadt –, all die Orte, an die ich in meinem Kopf rei sen durfte, die atemlose Spannung bei der Krimi-Lektüre und später all das Wissen, das ich aus Biografien und Sachbüchern saugte, sind mir lieb und teuer. Und dennoch: Es ist Monate her, seit ich zuletzt ein Buch gelesen habe.

Mir fehlen die Ruhe und die Zeit, mich auf einen Roman oder ein Dos sier einzulassen. Stattdessen höre ich Podcasts – wenn ich Auto fahre, Gemüse schneide, jogge oder mir die Nägel lackiere. Eine neue Ebene beim Multitasking, die kein Buch er setzen kann. Die Stimme im Ohr ist immer bei mir.

Podcasts sind ein wildes, schnel les Medium, das sich selbst immer wieder infrage stellt, verändert, ver bessert. Trägheit und schier endlose kreative Prozesse sind ihm völlig fremd. Natürlich gibt es schlechte

Wie viel Stimme braucht das Stadion, Tom Bartels?

verantwortet als Head of Con tent die exklusiven Podcasts und Audioproduktionen von Podimo im deutschsprachigen Raum

Podcasts – so wie es auch schlechte Bücher gibt. Aber Podcasts haben seit 2020 einen Quantensprung in puncto Audioqualität, Recherche und Storytelling hingelegt. Und selbst das, was wir heute hören, ist erst der Anfang eines Mediums, das gerade dabei ist, die eigenen Mög lichkeiten zu entdecken.

Wie viel Stimme das Stadion braucht, haben wir alle bei den Geisterspielen in der CoronaZeit erlebt: Ohne Zuschauer und Emotionen wirkt vieles beliebig. Für die Sehbeeinträchtigten ist ein Kommentator im Stadion ein toller Service, für Zuschauer am TV ist es ähnlich und doch ganz anders. Der TV-Kommentator sollte eine gute Mi schung aus Analyse, Emotionen und aktuellen Infos liefern. Anders als ein Radioreporter darf er auch mal schweigen. Wenn es das Geschehen zulässt, gerne auch mal länger – von Zeit zu Zeit ist die Stadionatmosphä re allein ein Genuss.

Tom Bartels ist TV-Moderator, Sportkommentator und mit seinem Torjubel zum Siegtor von Mario Götze bei der WM 2014 in die Fußballgeschichte eingegangen

Schafft Hören das Lesen ab, Ulrike Zeitlinger-Haake?
Ulrike Zeitlinger-Haake Foto: PR
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Foto: privat

4| Warum lebt die Schallplatte ewig, Dennis Plauk?

Vinyl ist der Inbegriff von Zeitlosig keit. Damit meine ich weniger die ungebrochene Faszination für das Format oder seine physische Bestän digkeit. Sondern vor allem, dass der Faktor Zeit für uns Plattenfans keine entscheidende Rolle spielt.

Während fast unser gesamtes Leben darauf ausgelegt ist, unsere begrenzte Zeit möglichst effizient zu nutzen, widersetzt sich Vinyl diesem Ansatz völlig. Eine Schallplatte aufzulegen, ist ein hoffnungslos um ständliches Ritual – erst recht, seit es mit dem Streaming eine Alternative gibt, die dem Zeitgeist der vielbe schworenen „Convenience“ in jeder Hinsicht Rechnung trägt: Streamen ist schneller, billiger, mobiler.

Die Schallplatte aber gibt uns das Versprechen, für wenigstens ein

paar Stunden am Tag der Stechuhr zu entkommen. Wer Vinyl wählt, wählt die Entschleunigung. Steht minutenlang vor dem Plattenregal, um die richtige Wahl zu treffen. Zieht mit dieser unerreichten Mi schung aus Ehrfurcht und Vorfreu de die Platte aus dem Cover. Legt sie auf, lässt die Nadel in die Rille hinab und wartet auf den Plopp, dem sich manchmal eine musikalische Offenbarung anschließt. Wer Vinyl wählt, stört sich nicht am Knistern oder Hintergrundrauschen. Und erst recht nicht an der Aussicht, sich Song für Song durch ein Werk zu hören. Kein Plattenfan vermisst die Skip-Taste. Kein Plattenfan schaut beim Hören auf die Uhr. Deshalb haben Plattenspieler keine Digital anzeigen. Vinyl ist Zeitlosigkeit.

Mehr, als man im ersten Moment denkt. Schauen wir zum Bespiel auf Sadio Mané, neuer Star des FC Bay ern München. Im Senegal geboren, begeistert Mané Millionen Fans auf dem afrikanischen Kontinent. Doch nur wenige können seine Spiele auf dem Bildschirm verfolgen. Anders am Radio: Fans in Afrika erleben Manés Spiele dank der Live-Bericht erstattung aus Deutschland mit. Auf Englisch, Französisch, Suaheli, Haussa und Portugiesisch kommen tieren die Reporter der Deutschen Welle die Bundesliga-Partien.

Rund 40 Millionen Menschen in Afrika schalten mindestens einmal pro Woche die DW-Radioprogram me ein, um Fußball live und journa listisch exzellente Beiträge zu hören. Zu Themen, die in Afrika selten so offen und unparteiisch diskutiert werden. Ein Medienexperte aus dem westafrikanischen Niger lobte kürzlich, das Haussa-Programm der DW sei für Frauen die erste Adresse. Viele Politikerinnen und Aktivistin

nen fühlten sich ermuntert, sich für Partizipation und Emanzipation zu engagieren.

Die DW ist auch mit zahlreichen Podcasts in vielen der 32 Sendespra chen erfolgreich, deren Themen sich nach den Interessen der Zielgrup pen in den Senderegionen richten. In zensierten Märkten sind die Hörfunkprogramme der DW eine unabhängige Informationsquelle. Über eine MW-Frequenz, die den westlichen Teil Russlands inklusive der Hauptstadt abdeckt, ist seit An fang August 2022 die „DW Novosti Show” zu empfangen. Die beiden russischen Journalisten Tatiana Fel genhauer und Alexandr Plyushchev arbeiteten vor ihrer Emigration für den regierungskritischen Sender Echo Moskwy, der sein Programm einstellen musste. Jetzt senden sie für die DW aus Litauen für ein rus sischsprachiges Publikum.

Auch die Kurzwelle ist in Krisen zeiten gefragt. Die Taliban zensieren in Afghanistan die Berichterstat

Manuela Kasper-Claridge ist Chefredakteurin der Deutschen Welle

tung, aber die DW-Angebote auf Dari und Paschtu geben über Kurz welle denen eine Stimme, die sich im Land nicht mehr äußern dürfen.

Radio aus Deutschland mit der um fassenden regionalen Expertise der DW ist für viele Menschen weltweit ein wichtiges Medium.

Dennis Plauk ist Chefredakteur des Vinyl-Magazins „Mint“ sowie des Musikmagazins „Visions“
Wie viel Radio aus Deutschland braucht die Welt, Manuela Kasper-Claridge?
Foto: Foto:
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60 · turi2 edition #19 · Audio
privat
R. Oberhammer/DW Foto: PR

Jennifer Sonntag ist Sozialpädagogin, Inklu sionsbotschafterin und Autorin. Sie moderiert zudem in der MDR-Sen dung „Selbstbestimmt!“ . Ihr Blindenführhund heißt Paul

Ich bezeichne mich gern als Hör schauerin. Denn als blinde Me dienschaffende und -schauende bin ich in hohem Maße auf meine „Ohrenaugen“ angewiesen. Seit 14 Jahren zeige ich mich in visuellen Formaten in der Sendung „Selbstbe stimmt!“ beim MDR-Fernsehen. Oft sage ich mit einem Augenzwinkern: Fernsehen und Nichtsehen wider sprechen sich nicht.

Das gilt aber nur dann, wenn es neben den optischen auch akusti sche Informationen gibt. Deshalb setze ich mich für den Ausbau von Audiodeskriptionen ein, die blinden Menschen das visuelle Geschehen auf dem Bildschirm näherbringen. Was ich nicht hören kann, existiert für mich nicht. Wer nicht spricht, ist nicht da. Jede Information, die nicht auditiv nachvollziehbar wird, geht verloren. Das gilt auch für statische Bilder. Wenn Fotos nicht mit Alternativtext versehen wer den, kann mir die Stimme meines Screen-Readers nicht vorlesen, was mir die Abbildung mitteilen möchte. So enthalten gerade digitale Medien für mich unzählige tote Grafiken. Wo es akustische Erklärungen gibt, wird es für mich vielfältig und bunt, das Erkenntnislicht geht an und ich kann teilhaben.

Als Ohrenmensch profitiere ich extrem von Podcasts und möchte mich auch in meiner Arbeit zu künftig stärker in diese Richtung orientieren. Bei Audioproduktionen denken wir in Hörbildern, was ver bindende Wahrnehmungsräume schafft, in denen ich mich als blinde Person enthindert fühle. Aber nicht jeder Mensch kann hören. Während Personen mit Hörbeeinträchtigun gen darauf angewiesen sind, dass Gesprochenes transkribiert oder verdolmetscht wird, ist es für uns blinde und sehbehinderte Menschen wichtig, dass Audioplayer in Media theken auch mit unserer Hilfs mitteltechnik kompatibel sind. Ein Audiobeitrag kann ein noch so gro ßer Ohrenschmaus sein – wenn ich ihn über den Screen-Reader nicht auffinden und starten kann, wird er meine Gehörgänge nicht erreichen. Die Qualität eines Audios steht und fällt deshalb also auch immer mit dessen barrierefreier Einbettung.

Wie kann Audio Barrieren abbauen, Jennifer Sonntag?
Fotos: xxx
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61 · turi2 edition #19 · Audio

Auf dem deutschsprachigen Markt tummeln sich Schätzungen zufolge an die 70.000 Podcasts. Über eine nennenswerte Reichweite verfügen davon lediglich ein paar hundert –und die lassen sich auf den gängigen Podcast-Plattformen gar nicht so einfach finden. Um überhaupt ge hört zu werden, sollte eine Podcas terin also eine starke Community mitbringen. Sie muss kein Mega star sein. Aber sie sollte treue Fans haben, die ihren Podcast von der ersten Folge an hören und ihn gleich in die Trendcharts katapultieren, um ihn so aus der anonymen Masse herauszuheben.

Podcasting ist ein sehr minima listisches, ein intimes Medium. Der Podcasterin steht nur die eigene Stimme zur Verfügung. Sie sollte

also eine sehr gute Geschichten erzählerin sein, die ihre Hörerschaft fesseln und mit auf eine Reise neh men kann. Dabei sollte sie etwas zu sagen haben: zum Beispiel für ein bestimmtes Thema einstehen, starke Meinungen vertreten oder ihren Hörerinnen und Hörern aus einer einzigartigen Perspektive heraus die Welt erklären. Sonst wird sie schnell als Luftpumpe entlarvt.

Besonders wichtig für eine lange Lebensdauer des Podcasts: Die Podcasterin muss etwas von sich preisgeben. Nur so wird sie in den Köpfen ihres Publikums ein echter Mensch mit Ecken und Kanten – und kann als solcher eine langfristige Beziehung zu ihren Fans aufbauen. Idealerweise wird sie zur virtuellen „besten Freundin“, der man Woche

für Woche zuhören möchte.

Wie man an der weiblichen An rede bemerkt: Der perfekte PodcastHost in meinen Augen ist hier und heute eine Frau. Warum? Es gibt ein enormes Überangebot an MännerPodcasts in allen Genres, abgesehen vom True-Crime-Bereich. Frauen sind im Audio-Universum immer noch ein seltenes Gut. Gerade des halb ist es für sie auch momentan noch deutlich einfacher, Reichweite und eine treue Hörerschaft auf zubauen. Auch der Werbemarkt fordert mehr Podcasterinnen. In unserem Portfolio haben Podcasts mit weiblichen Hosts einen höheren Buchungsstand als vergleichbare Podcasts mit männlichen Hosts.

Also, Damen der Schöpfung: Ran an die Mikros!

Wie finde ich den perfekten PodcastHost, Alexander Krawczyk?
Alexander Krawczyk ist Senior Vice President von Seven.One Audio Alexander Krawczyk spricht über seinen Job im turi2.de/jobspodcast
Foto: Seven.One
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62 · turi2 edition #19 · Audio
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Weil sie es gewohnt sind. Weil wir es alle gewohnt sind. Schauen wir uns die Mutter – oder sollte ich lieber sagen: den Vater? – aller Podcastformate, den so genannten Laberpodcast an, fällt eines auf: Männer sprechen mit Männern. Dabei ist die Pod cast-Hörerschaft keineswegs rein männlich. Aber immerhin knapp 60 Prozent der Hörenden sind Männer, davon knapp unter 70 Prozent im Alter von 21 bis 35 Jahren, wie aus einer Studie der Podstars hervorgeht. Betrachten wir die PodcastCharts in Bezug auf eben dieses Gesprächsformat, wird schnell deutlich: Männer sprechen mit Männern, oft über Männer und für Männer. „Lanz und Precht“, „Baywatch Berlin“, „Apokalypse und Filterkaffee“, „Kottbruder“.

Natürlich finden wir in den Charts auch weib liche Stimmen, diese sind allerdings meist Presen terinnen, Interviewerinnen und Sprecherinnen statt Meinungsmacherinnen – von der Präsenz der Frauen in der Rubrik Comedy will ich gar nicht erst anfangen. Das Problem ist nicht, dass diese Formate mit Frauen nicht existieren. Sondern, dass wir sie nicht hören, dass sie nicht aus der Masse der Millionen Formate heraus stechen. Und das hat nicht etwa etwas mit ihrer Qualität zu tun.

Wir sind es seit Jahrzehnten ge wohnt, Frauen zwar zu sehen, aber

gar nicht mal so oft zu hören, auch nicht, wenn sie die Protagonistin sind. Ist euch zum Beispiel bewusst, dass im Disneyfilm „Mulan“ nur 30 Prozent Redeanteil bei weiblichen Rollen liegen? Bei einem Film für Kinder mit einer titelgebenden Heldin!? „Dschungelbuch“: zwei Prozent weiblicher Redean teil. Mal ehrlich, wenn wir schon als Kinder interna lisieren, dass Frauen nicht sprechen: Wieso sollten wir uns dann Podcasts von ihnen anhören?

Ein richtig weiblich geprägtes Genre ist True Crime. Viele weibliche Hörer:innen, viele weibliche Hosts. 82 Prozent der Hörer:innen von „Zeit Verbre chen“ sind beispielsweise weiblich und bei „Mord lust“ sind es fast 90 Prozent. Aber sollten Frauen nur Gehör finden, wenn sie sich aktiv an eine weibliche Zielgruppe wenden? Das können wir doch nicht ernsthaft hinnehmen!

Das „Warum“ aus der Frage beantwortet also unsere Sozialisierung. Aber warum das 2022 immer noch so ist, ist ein ganz anderes Thema: Da sehe ich die Publisher in der Verantwortung, weiblich besetzte Formate zu för dern und vor allem finanziell zu pushen, damit Frauen nicht nur zu Wort kommen – und gehört werden –, wenn es um Crime, Gossip und Make-up geht.

Fotos: Telekom/Norbert Ittermann, Stephanie Probst, Carolin Windel
8| Warum hören sich Männer so gerne reden, Ivy Haase? Ivy Haase ist stellver tretende Redaktionsleiterin bei der Audio Alliance Ivy Haase spricht über ihren Job im turi2.de/jobspodcast

Larissa Vassilian startet 2005 mit „Schlaflos in München“ einen der ersten Podcasts in Deutschland. Sie ist Autorin des Buchs „Podcasting!“

9| War früher alles besser in der PodcastWelt, Larissa Vassilian?

Nein, früher war vieles einfach nur anders in der Podcast-Welt. Es gab nur wenige Menschen, die Podcasts produzierten – man kannte sich. Wir haben uns oft gegenseitig gehol fen und waren fast ausschließlich Privatpersonen. Firmen sind erst später aufgesprungen. Mikrofone und Aufnahmegeräte waren viel komplizierter als heute und auch viel teurer. Und auch bei der All gemeinheit war es anders: Niemand wusste, was Podcasts sind und wir mussten uns ständig erklären. Es war eher ein Nerd-Hobby. Geld mit Podcasts zu verdienen, war entwe der nicht möglich oder wurde kriti siert. Ich freue mich, dass das heute anders ist. Heute sind Podcasts überall, sie sind leicht zu finden und zu hören. Seinen Charme hat das Medium dadurch meines Erachtens nicht verloren – man muss ihn nur manchmal suchen.

Augen zu, „dadadadida“, Marke an! Das Soundlogo der Telekom ist über die letzten 20 Jahre hin weg zur Ikone geworden. Über 80 Prozent der Bevölkerung er kennen die Melodie. Ein Ton oder eine Stimme sollte – wie das Logo, eine Farbgebung oder die Typo grafie – erinnert und eindeutig der Marke zugeordnet werden können. Noch wertvoller werden die Töne, wenn mit ihnen auch eine relevante und markenspezi fische Bedeutung assoziiert wird: Audio Branding übersetzt idealer weise die Markenidentität in einen wiedererkennbaren Sound. Wenn das gelingt, sind akustische Signale sogar in der Lage, die Marke schneller zu aktivieren, als andere Sinne.

Oftmals wird das Thema in Unternehmen noch unterschätzt. Dabei hat die Digitalisierung die Art, wie wir kommunizieren, verändert. Neue Technologien wie Bots, intelligente Lautspre cher und Social Media geben Sprache und Tönen wachsende

Larissa Vassilian spricht über ihren Job im turi2.de/jobspodcast

Bei der Telekom hat das Soundlogo die Marke geprägt wie keine andere Melodie. Behutsam weiterentwickelt, nutzen wir diesen „Signature Sound“ heute gezielt als Nukleus für unser umfassendes Audio-BrandingSystem. Aus der aktualisierten Version mit erhöhtem Frequenz spektrum, neuen Tönen und Klangfarben können wir nach Bedarf funktionale Klänge und andere Sound-Assets ableiten, die für eine Vielzahl von An wendungen immer wieder neu einsetzbar sind. So schaffen wir über die Jahre ein konsistentes Klangerlebnis für unsere Kunden, das an allen Kontaktpunkten die Marke schlüssig repräsentiert –und immer mal wieder auch zum Ohrwurm wird: „Dadadadida!“ |

Bedeutung. Und: Das Hören ist zu einem Schlüsselelement der Markenbildung geworden. In unserer digitalen Welt wird Sonic Branding zu einem Mittel der intuitiven Interaktion zwischen Mensch und Technologie.

Wie wird eine Marke zum Ohrwurm, Alexander Engelhardt?
Alexander Engelhardt ist Vice President Brand Management bei der Deutschen Telekom
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65 · turi2 edition #19 · Audio

John Ment spricht über seinen Job im turi2.de/jobspodcast

Es wäre tatsächlich sehr nervig, wenn ich jeden Morgen gute Laune haben müsste. Aber: Eine Laune haben reicht – und die kann dann gerne so ausfallen, wie ich wirk lich drauf bin. Habe ich tatsächlich schlechte Laune, halte ich einfach etwas mehr die Klappe. Das fällt keinem Hörer der Morning-Show bei Radio Hamburg auf.

Bloß nichts vorgaukeln, was nicht ist! Das könnte ich auch gar nicht glaubwürdig durchhalten, fünf Stunden am Morgen. Der Modera tor, der dich am ehrlichsten in sein Leben reinlässt, kann beim Hörer punkten und wird als vertrauter Freund anerkannt – und deshalb viel lieber eingeschaltet. Und er darf auch mal nicht so gut drauf sein. Kein „Gute-Laune-Kalifat“ und kein Hinabsteigen in die „Gute-LauneMinen“!

Interessant ist die Entwicklung, die meine Show in den letzten 33 Jahren genommen hat. Was ist heu te der Einschaltgrund im Jahr Spo tify? Natürlich, ganz unbescheiden, ich! Denn meine Stimme habe nur ich, meine Storys, meine Meinung, meine Sorgen und Freuden, meine Einordnung von Geschehnissen des ganz normalen Alltags. Und natür lich als Grundrauschen die Musik, die Hits, klar! Radio ist erwachsener geworden, mein Hörer will keine plumpe Eigenwerbung angedreht bekommen. Im Jahr 2022 brauche ich keine Witze mehr erzählen wie noch vor 30 Jahren. Sympathische, ehrliche Gespräche, in denen wir Moderatoren uns zuhören, reagie ren und keine Fragen abarbeiten.

Ernste Themen gehören übrigens erst recht und natürlich in unsere Show – selbst wenn sie ein „Dow

ner“ sein könnten. Denn ich habe die gleichen Fragen und Ängste wie meine Hörer auch. Hätte man mir vor 30 Jahren gesagt, dass ich mal eine Stunde lang Fragen der Hörer zu Corona beantworte, hätte ich es mir kaum vorstellen können.

Vor 30 Jahren war ich ausschließ lich als Gagtrommel bekannt. Ich war entweder witzig oder sehr witzig – aber kein Mensch. Hätte ich mich dann nicht weiterentwickelt, auch mit der Hilfe und Unterstüt zung von Freunden, Beratern und unserer Programmdirektion, wäre ich vermutlich heute nicht mehr da, wo ich mich am wohlsten fühle.

Der Wecker von John Ment, Moderator der Morning-Show von Radio Hamburg, klingelt täglich um 3.30 Uhr morgens

Wie nervig ist es, jeden Morgen gute Laune haben zu müssen, John Ment?
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66 · turi2 edition #19 · Audio

Hier verstehen Sie mehr als nur Bahnhof!

Alle Folgen des Podcasts „Unterwegs mit …“ auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Audio Now und vielen anderen Podcast-Plattformen sowie im ICE Portal der Deutschen Bahn. Weitere Informationen erhalten Sie außerdem unter dbmobil.de/podcasts
Hier geht es zum Podcast: einfach scannen und reinhören Ein Abteil, zwei Menschen – und immer ein besonderes Gespräch: Das ist „Unterwegs mit ...“. Moderatorin und Journalistin Salwa Houmsi spricht für den erfolgreichen Podcast der Deutschen Bahn mit meinungsstarken Menschen aus Pop, Kultur und Gesellschaft. Von Marietta Slomka bis Tommi Schmitt, von Almuth Schult bis Jan Delay. Steigen Sie doch mal ein!

Gar nicht. Ebenso wenig wie wir Lust hätten, nur noch in Restaurants mit Fließband-Bedie nung zu gehen, hätten wir Lust, Podcasts oder Nachrichten ausschließlich mit synthetischen Stimmen zu hören. Automatisierung kann trotzdem sinnvoll sein, wenn es um Stimme und Audio geht – und auch synthetische Stimmen finden ihren Platz in der algorithmischen Medienproduktion. Es kommt, wie immer, auf den Anwendungsfall an.

Diese Fälle zu beurteilen ist unser Job im AI + Automation Lab, bei BR Data und BR Recherche. Im Bayerischen Rundfunk arbeite ich mit drei interdisziplinären Teams in der Schnittmenge zwischen Tech und Journalismus. Dabei geht es nie darum, journalistische Arbeit oder Persönlichkeit zu ersetzen, sondern dar um, sie zu unterstützen. Algorithmische Methoden helfen uns bei investigativen Recherchen, zum Beispiel beim Durch suchen großer Datenmengen, teilweise auch in anderen Sprachen. Zusätzlich arbeiten wir an neuen Formaten wie automatisierten Texten, Grafiken oder an personalisiertem Au dio. Dabei geht es im Kern immer um die Frage, wie wir unsere Geschichten in

Zukunft anbieten wollen und unsere User*innen besser erreichen können.

Einer unserer Prototypen bringt Automati sierung und Audio zusammen: Remix Regional ist ein personalisiertes Audio-News-Briefing. Dafür zerteilen wir unsere linearen Regional nachrichten-Sendungen mit einem Algorithmus in ihre einzelnen Meldungen und reichern sie mit ebenfalls automatisiert erzeugten Metadaten an – in diesem Fall mit dem Ort, über den die einzelne Meldung berichtet. Damit können wir in Sekundenbruchteilen ein personalisiertes AudioBriefing mit Nachrichten zusammenstellen, das von der Region handelt, für die sich eine User*in interessiert.

Auf die Original-Stimmen unserer Sprecher*innen wollen wir dabei nicht verzichten – im Gegenteil, unsere User*innen empfinden diese Stimmen vielfalt bei Tests als abwechslungs reich und aufmerksamkeitsfördernd. Automatisierung hilft uns in diesem Fall, Nachrichten-Kompetenz ins Digitale zu übersetzen und Regionalnachrichten zu personalisieren. Menschliche Stimmen und Journalist*innen brauchen wir dafür auch weiterhin.

Uli Köppen ist Team Lead bei BR Data und baut das AI + Automation Lab auf

Foto: Lisa Hinder, BR
Wann wird die menschliche Stimme überflüssig, Uli Köppen?
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Meine Antwort auf diese Frage kann man sich sicherlich schon denken: ja! Wenn ich nicht diese Überzeu gung hätte, wäre ich wohl keine gute Gastgeberin des Spotify-Wis sens-Podcasts „Wissen Weekly“.

Neulich sagte eine Comedienne zu mir: „Du bist meine Lebensret terin!“ Sie hatte jahrelang gesund heitliche Probleme, ausgelöst durch extrem wenig weiße Blutkörper chen, etwa 10 Prozent des normalen Bestands. Dann hat sie eine Folge „Wissen Weekly“ gehört, in der es um vegane Ernährung geht. Ein sehr kurzer Abschnitt in der Folge befasst sich damit, welchen Einfluss tierische Produkte auf weiße Blut körperchen haben können.

Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Sie isst zu viele tierische Produkte. Nach einer Er nährungsumstellung ist der Bestand ihrer weißen Blutkörperchen nun auf etwa 30 Prozent des Normal

Verdammt viel – wenn man sich traut. Im Markenbild von Radio Bob steht genau das: Wir trauen uns was. Wir spielen konsequent nur gute Rockmusik, in all ihren Facetten in über 40 Streams, auch die ganz harten Nummern. Und es zeigt sich auch in unseren Aktio nen, wenn wir zum Beispiel einen Rammstein-Sarg verlosen.

Mit unseren neuen Studios in Kassel haben wir einen Treffpunkt geschaffen, der sowohl ein RockCafé für das Team ist, als auch ein Ort für Künstler, Labels und Ver anstalter, an dem man an der Bar über neue Projekte sprechen oder zu Fansessions einladen kann. Die Scorpions waren schon hier und natürlich alle Bands, die bei uns Sendungen haben, wie die Donots,

Wie viel Rock ’n’ Roll steckt im Radio, Jan-Henrik Schmelter?

Tobi Sammet, die Emil Bulls oder Saltatio Mortis.

Rock ist aber für uns nicht nur Musikfarbe. „Rock’n‘Roll is just a state of mind“, wie unser Kollege Rik de Lisle immer sagt. Es geht um gemeinschaftliche Erlebnisse. Die schaffen wir on air, aber auch off air: bei eigenen Events oder auf Festivals wie dem Wacken Open Air. Insbesondere aber auch digital über das Social Web. Wir schauen auf die Bedürfnisse unserer Community und weniger auf die „normale“ Ra diobranche oder andere Sender.

Damit wollen wir unser Marken versprechen erfüllen: Wenn Rock, dann Bob! Und dem Godfather of Sex, Drugs & Rock’n’Roll, Lemmy Kilmister, haben wir in unseren Re daktionsräumen einen Altar gebaut. |

Ich glaube, Podcasts sind – vor allem für die Zeit nach der Schule und dem Studium – eine sehr gute Methode, sich weiterzubilden und lebenslang zu lernen. Sie sind für viele Menschen zugänglich und ich kann mit jeder Folge Dinge auf schnappen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie einmal für mich wichtig werden. | Machen Wissens-Podcasts schlau, Lisa-Sophie Scheurell?

wertes gestiegen. Auch wenn es viel leicht etwas übertrieben ist, mich als Lebensretterin zu bezeichnen, zeigt dieses Beispiel doch sehr gut, was nur ein, zwei Sätze in einem Podcast im Leben einiger Menschen verändern können. Solche oder ähnliche Geschichten bekomme ich regelmäßig aus meiner Community gespiegelt. Sie erzählen, dass sich ihnen endlich eine Frage geklärt hat, die sie sich seit Jahren gestellt haben, oder dass sie zum ersten Mal richtig gute Argumente in einer Dis kussion hatten.

Lisa-Sophie Scheurell ist Host des Spotify Original Podcasts „Wissen Weekly“

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Valerie Weber ist ProgrammGeschäftsführerin der Audiotainment Südwest, zu der unter anderem die Radiosender bigFM und Radio Regenbogen gehören

Natürlich sind wir im linearen Ra dio nicht nur Kultur, Unterhaltung und Musik, sondern vermitteln auch Gefühle. Vor allem aber sind wir eine Art Bereitschaftsdienst für die Auswahl sich ständig erneuernder Informationen.

Das lineare Medium kann, wie kein anderes Medium, Informatio nen breit streuen und gleichzeitig die Emotionen, die die Nachricht auslöst, in einer virtuellen Gemein schaft teilen: im akuten Notfall sofort – im Hier und Jetzt.

Derzeit gibt es eine ganze Kaska de ineinandergreifender Notfälle zu den Themen Gesundheit, Wirtschaft, Inflation und nicht zuletzt Krieg und Frieden in Europa. Daraus erwächst eine enorme Verantwortung für lineare Medienmacher. Und eine große Chance – vor allem für das letzte große Massenmedium, das Radio. Da geht es nicht darum, mit gefälliger Musik und Plaudereien die Einsamkeit zu vertreiben, son dern darum, diese überwältigenden Gefühle von Existenzsorge, Enttäu

schung, Wut und Angst aufzufangen und zu reflektieren. Es geht um die Rolle des Massenmediums als gesell schaftliche Entlastungsfunktion in Zeiten von Krisen und Traumata.

Die Verstörung einer Gesellschaft in einer Krise zu spiegeln, kann jedem Einzelnen helfen, sich nicht allein und ohnmächtig zu fühlen. Gerade die Linearität der Massen medien Fernsehen und Radio kann durch ihren sequenziellen Konsum – also: eins nach dem anderen – dem Publikum besonders stark Struktur, Ruhe und Stabilität vermitteln.

Tatsache ist: Die Welt da draußen besteht neben allen dramatischen Ereignissen eben auch aus Freude und Hoffnungsvollem. Und wer weiter dem alten Leitsatz „Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ folgt, braucht sich nicht zu wundern, wenn das Publi kum diese Verzerrung der Realität wahrnimmt, auf Durchzug stellt und sich von den klassischen Massenme dien abwendet.

Wer aber den Anspruch hat, das ganze Bild zu zeigen und nicht nur die Medien-eigene Blase der immer gleichen Quellen zu orchestrieren, der wird eine Extra-Schleife drehen müssen. Um ergänzend zu den oft polytraumatisierenden Nachrich ten-Breaks schlicht auch positive Nachrichten zu recherchieren sowie mit dem Anspruch des konstruk tiven Journalismus konstruktive Lösungsansätze rund um ein Thema zu beleuchten.

Deswegen der Appell in diesen Zeiten, sich daran zu erinnern: Eine Nachricht teilt immer eine Verände rung zum Status Quo mit. Das darf aber auch mal zum Positiven sein!

Ist Radio die Gefühlsapotheke einer kränkelnden Zeit, Valerie Weber?
Valerie Weber im Live-Podcast turi2.de/clubraum
Foto: PR
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Mehr erfahren: www.ad-alliance.de/crossover Denn mit der CrossOver Evolution gibtʼs jetzt eine umfassende Innovations-Offensive für gattungsübergreifende Videoprodukte –ganzheitliche Nettoreichweiten, Wirkungsnachweise und Buchungslogiken inklusive. Und Bäm. Wir liebenʼs cross! CrossOver, genau genommen.

Julia Fischer ist promo vierte Medizinerin, Journalistin, Moderatorin und Autorin

Hören ist faszinierend: Jeder Ton, jeder Laut, jedes Geräusch trifft in Form von Schallwellen auf unser Ohr. Unsere Ohrmuschel fängt diese auf und leitet sie erst über das Trommelfell ins Mittelohr und dann über die Gehörknöchelchenkette in die Hörschnecke des Innenohrs.

Hier sitzen, umspült von einer Flüssigkeit, die Haarzellen – winzi ge Sinneszellen, die aus Bewegung Strom machen können. Wie cool ist das bitte?!

Das Ganze funktioniert so: An kommende Schwingungen schubsen die Flüssigkeit in der Hörschnecke an und die Haarzellen werden um gebogen – wie Seegras im Wellen gang. Das löst Ionenströme in den kleinen Zellen aus. Ein elektrisches Signal entsteht, das über den Hör nerv ins Gehirn gelangt. Und das in terpretiert: Höre ich Musik, Flüstern oder einen Knall? Das alles passiert in Bruchteilen von Sekunden.

Und genauso schnell kann Scha den entstehen: Ist ein Ton zu laut oder dröhnt zu lange auf uns ein, überschreitet er die Schmerzschwel le. Diese liegt bei circa 120 bis 140 Dezibel. Dann tut Hören weh. Die feinen Sinneszellen sterben und das Gehör wird geschädigt. Deswegen: Kopfhörer nicht zu laut drehen, nach drei Stunden fetter Mucke im Club 24 Stunden Pause einlegen –oder Ohrstöpsel nutzen – und den Ohren immer wieder Ruhe gönnen!

Hören kann aber auch auf andere Weise wehtun: wenn uns jemand mit Worten verletzt. Ich schätze, diesen dumpfen Schmerz kennt jeder. Tatsächlich liefern Stu dien den möglichen wissenschaft lichen Hintergrund: Forschende der University of California haben die Gehirnaktivität von Proban den gemessen, die Situationen von sozialer Zurückweisung ausgesetzt worden. Das Ergebnis: Die Muster im Gehirn ähnelten frappierend der neuronalen Aktivität bei körper lichen Schmerzen, hervorgerufen etwa durch Verletzungen. Offenbar erfahren wir physische und soziale Schmerzen also im gleichen Hirn areal. Ein möglicher Grund: Für uns alle ist im Leben nichts wichtiger als der Zusammenhalt mit Men schen, die wir lieben. Weisen sie uns zurück, können Worte wehtun wie eine Messerklinge.

Foto: kroll.photography 16| Wann tut Hören weh, Dr. Julia Fischer?
72 · turi2 edition #19 · Audio

Podcast-Werbung geht direkt ins Ohr. Daher ist es auch so wichtig, an Werbebotschaften grundsätzlich die gleichen Ansprüche zu stellen wie an den Podcast an sich. Beides muss gut gemacht, unterhaltsam, informativ und für das Publikum relevant sein. Podcast-Nutzer*innen sind oft überdurchschnittlich gebil det und haben ein vergleichsweise hohes Einkommen. Werben ohne zu nerven, ist bei dieser anspruchsvol len Zielgruppe das A und O.

Im noch jungen Podcast-Werbe markt haben wir es in der Hand, die Fehler manch anderer Medien gattung nicht zu wiederholen. Man denke nur an Auto-Play-Videos mit Ton oder Prestitial Ads, die die Website blockieren – nutzerun freundlicher geht’s ja kaum. Viele

Seitenbetreiber übertreiben es zu dem maßlos, vor lauter willkürlich eingeblendeter Werbung sieht oder findet man den Content ja kaum noch. Kein Wunder, dass sich die Leute genervt abwenden.

Werbung in Podcasts ist nur dann erfolgreich, wenn Inhalte und Marketing-Botschaft zueinander passen. Ist das Umfeld wertig und passgenau, so ist auch die Affinität zur Werbebotschaft hoch. Da AudioSpots oder Native-Ads zudem nur sehr dosiert eingebunden werden, wird ihnen die volle Aufmerksam keit zuteil.

Aus einer repräsentativen Pod cast-Nutzerstudie von Pilot und Julep aus dem Jahr 2021 mit 10.000 Teilnehmenden wissen wir, dass Werbung im Podcast-Umfeld in

Deutschland ohnehin eine ver gleichsweise hohe Akzeptanz hat. Demnach fühlen sich mehr als 50 Prozent gar nicht oder nur selten von Audio-Spots gestört. Eine wei tere spannende Erkenntnis dieser Studie: Die Akzeptanz für Werbung steigt mit der Nutzungshäufigkeit.

Großen Einfluss auf die Ak zeptanz von Podcast-Werbung im Allgemeinen hat auch ihre Dauer: Je kürzer die Spots, desto beliebter. Bei Audio-Spots wirkt sich außerdem die kreative Gestaltung positiv auf die Akzeptanz der Werbung aus, bei Host-Werbung gefällt den Hörer*in nen, wenn der Sprecher oder die Sprecherin Spaß dabei haben.

Kurzum: Es liegt nur an uns, Wer bung in Podcast so zu gestalten, dass sie nicht nervt.

Wie muss Podcast-Werbung klingen, damit sie nicht nervt, Steffen Hopf?
Steffen Hopf ist CEO von Julep und bringt auf der Plattform Angebot und Nachfrage in der PodcastVermarktung zusammen
Foto: Bella Lieberberg
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73 · turi2 edition #19 · Audio

18| Rettet Audio das Regionale, Patrick Körting?

Im Regionalen können gut ausge arbeitete Podcast-Formate massiv zur Diversifizierung der Paid-Con tent-Strategie vieler Medienhäuser beitragen. Bei der Werbefinanzie rung stellt sich die Kernfrage: Wie können die Produktionskosten so niedrig gehalten werden, dass auch geringere Reichweiten profitable Werbeerlöse erzielen?

Hier bietet die Text-To-SpeechTechnologie TTS bisher völlig unterschätzte Möglichkeiten. Nach meiner Einschätzung wird die Be schleunigung der technologischen Entwicklung spätestens 2023 dazu führen, dass die künstliche Sprache von der menschlichen nicht mehr zu unterscheiden sein wird. Diese Errungenschaft wird vor allem für Zeitungspublisher mit nachricht lichen Inhalten den Weg ebnen, den gesamten schriftlichen Content hör bar zu machen. Mit vernachlässig

19| Welche Rolle spielt Audio im Mediamix, Yvonne Niesar?

Die Bedeutung von Radio und Audio als Werbemedium wird zunehmen. In den neueren digitalen Formaten wie Streaming und Podcasts, aber auch im klassischen Radio selbst ste cken viele Potenziale, die zum Teil noch gar nicht ausgeschöpft sind.

Für Audio spricht zunächst: Es wird unverändert viel genutzt. Die Hörerzahlen beim linearen Radio sind – anders als bei anderen klas sischen Kanälen – nicht gesunken. Hörbücher, Podcasts, Online-Radio und Streaming haben die Hörer schaft insgesamt vergrößert. Audio ist Teil eines Megatrends. Die Rolle von Sprache nimmt in der digitalen Kommunikation zu. Unsere Smart phones, Autos und Fernseher steu ern wir immer mehr mit Worten, statt allein mit unseren Händen.

Klassisches Radio hat in der Me dia- und Werbebranche den Ruf, ein sogenanntes Abverkaufsmedium zu

sein. Das liegt vor allem daran, dass es von weiten Teilen des Handels genau so eingesetzt wird, um die Kundschaft auf aktuelle Sonder angebote aufmerksam zu machen. Dabei könnte Audiowerbung viel mehr bewirken, als viele Marketing verantwortliche ihr zutrauen.

Podcasts sind aus Media-Sicht eine der spannendsten Entwicklun gen der jüngeren Mediengeschichte. Denn sie bieten etwas, was in der heutigen Medienlandschaft ext rem selten und wertvoll geworden ist: konzentrierte und dauerhafte Aufmerksamkeit. Werbungtreiben de können hier zudem Menschen erreichen, die über tradierte Kanäle längst nicht mehr zuhören. Die ganz großen Reichweiten werden Pod casts zwar niemals haben. Aber als Ergänzungsmedium, um bestimmte Zielgruppen anzusprechen, können sie für Marken eine gute Wahl sein.

barem Mehraufwand kann so ohne Qualitätsverlust ein zusätzlicher Kanal erschlossen werden: Audio.

Das sogenannte Voice-Cloning, das Transferieren echter Stimmen der Journalisten in TTS-Stimmen, wird obendrein eine bessere Mar kenbindung ermöglichen, ähnlich wie es die bekannten Station-Voices der Radiosender tun. So wird in den nächsten zwei bis fünf Jahren eine völlig neue Medienbranche ent stehen, die zwischen Zeitung und Radio anzusiedeln ist.

Audioinhalte werden für die Pio niere unter den Verlagen die Mög lichkeit bieten, eine neue Säule der Monetarisierung zu etablieren, die auch in den kommenden Jahrzehn ten profitable Geschäftsmodelle mit journalistischen Inhalten ermög licht. Und die großen Gewinner die ses Wandels werden die regionalen und lokalen Anbieter sein.

Patrick Körting arbeitet als Head of Audio an der Zukunftsstrategie der Verlagsgruppe der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ Yvonne Niesar ist Geschäftsführerin des International Competence Centers von Mindshare
Fotos: PR, privat
74 · turi2 edition #19 · Audio
Brand Communications Corporate CommunicationsPublic AffairsDigital&SocialMedia Communications Issues&Crisis Communications SustainabilityConsulting HealthcareCommunicationsCreativeContent Influencer Marketing Integrated Brand Campaigning DigitalEngagement Berlin | Düsseldorf | Frankfurt | Hamburg | München | mslgroup.de

Tobias Lammert ist Geschäftsbereichs leiter Marketing und Vertrieb bei der WDR Mediagroup

Für jede Marke ist es eigentlich ein einfacher Drei-Klang: Auch wenn sie nur ins Ohr geht, kann sie im Kopf wirken – und im Herzen bleiben. Im Marketing aber wird den hörbaren Markenbildern immer noch zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Deshalb würde ich hier gerne drei Botschaften senden.

Die erste Botschaft: Starke Bilder sind oft unsichtbar. Jede und jeder kennt das: Allein das Ploppen einer Flasche Flensburger Pils oder fünf helle Töne auf dem Magenta-Klavier der Telekom sind sofort mit einer Marke und Bildern verbunden. Unsere inneren Augen zeigen uns die Erlebnisse und Bildsequenzen, die an das Gehörte gekoppelt sind. Wer hier einwendet, dass genau darin ein Problem liegt, weil das Marketing ja Bilder bestimmen, er neuern und lenken wolle, vernach lässigt einen wichtigen Wirkaspekt. Selbstverständlich sollen gezielte Werbebilder auf Bildschirmen und in Anzeigen präsentiert werden.

Zugleich lässt sich deren Effekt aber verstärken, wenn der Media-Mix Ka näle beinhaltet, die ausschließlich die Tonspur für den „visual trans fer“ nutzen. Beim Radio gibt’s die Bilder gratis dazu, Sie können jetzt nicht nicht an einen rosa Elefanten denken. Übrigens: Auch Fernseh werbung wird immer häufiger nur gehört.

Die zweite Botschaft: Radiower bung ist gut für Imagewerbung. Das ist auch am Boom der Hörbücher zu erkennen: Es ist entspannend und entlastend, sich der täglichen Bilder flut zu entziehen. Das ist ein starkes Argument fürs Radiohören. Und eine Riesen-Chance für Marken, Ge schichten in kurzen Werbespots zu erzählen – ja, auch die vom „Berg steiger-Müsli“. Radio kann Abver kauf und Imagewerbung, das sollte in Kreation und Mediaplanung durchgängig berücksichtigt werden. Liebe Markenverantwortliche, nutzt diese günstige Möglichkeit stärker – gerade, wenn es in Krisenzeiten

darum geht, nah am Kunden zu bleiben und gehört zu werden!

Drittens: Die Bilderwelt braucht eine Hörwelt. Weil es immer mehr Markenberührungspunkte gibt, die nur gehört werden, sollte jede Marke auch ihre eigene Hörwelt haben und auditiv geführt werden. Das ist mit der reinen Kreation eines Soundlogos noch nicht getan. Die lieblose Bedienung sensibelster Touchpoints, krächzende Warte schleifen am Telefon, „mal eben“ einen Podcast produzieren oder auch die kaum zu verstehende Be grüßung und Verabschiedung an einer Parkplatzschranke – Achtung: Primär- und Rezenzeffekt – das sind nur wenige Beispiele. Hier wünsche ich mir mehr Bewusstsein für den hörbaren Markeneindruck.

Meine persönliche Botschaft lau tet also: Gute Markenführung muss für Augen und Ohren erlebbar sein sowie für jeden Sinneskanal einzeln funktionieren. Denn: Auch mit den Ohren sehen wir gut.

Wie bringe ich eine Marke ins Ohr, Tobias Lammert?
Tobias Lammert im Live-Podcast turi2.de/clubraum
Foto: WDRmg
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76 · turi2 edition #19 · Audio
Und überall, wo es Podcasts gibt. Erhellend, kritisch, konstruktiv: unser Podcast-Angebot für Sie Wirtschaft zum Hören Inspirierende Innovationen, erschreckende Wirtschaftsverbrechen, die neue Arbeitswelt oder das Neueste von der Wall Street –bei uns finden Sie den passenden Podcast zu Ihren Themen. Jetzt reinhören: handelsblatt.com/podcasts Green & Energy Crime Disrupt Today Featured by Economic Challenges Featured by Morning Briefing Rethink Work

Die kurze Antwort wäre ein entschiedenes: sowohl als auch! Radio und Podcasts ergänzen sich in dem jeweiligen Mehrwert, den sie ihren Nutzer:innen bieten. So ist es auch in Sachen Werbung. Die zwei Kanäle haben unterschied liche Eigenschaften und werden auf verschie dene Art wahrgenommen. Sie bleiben anders in Erinnerung und unterscheiden sich in ihrer Werbewirkung.

Wenn wir über die Rolle des Radios im Leben der 94 Prozent der Bevölkerung nachdenken, die regelmäßig einschalten, wird das Bild greif barer. Radio ist ein Impuls- und Begleitmedium mit einer hohen Aktivierungs- und Durch dringungskraft. Die Nutzer:innen hören ihren Sendern mehr als vier Stunden täglich zu. Vom morgendlichen Aufwachen bis zum abendli chen Entspannen begleiten uns Radioprogram me und damit auch die Radiowerbung. Die Wiederholung in regelmäßigen Abständen gibt uns Struktur und ist vertrauter Taktgeber. Wir wissen, was kommt und unsere Erwartungshal tung wird verlässlich erfüllt.

Während das Radio Aktualität und Kurzwei ligkeit liefert, sind Podcasts für Nutzer:innen wie ein verlängerter Raum, in dem sie sich verlieren und gute Unterhaltung genießen können. Sie haben teil an den Erfahrungen anderer, entdecken Neues, saugen Wissen auf und integrieren es ins eigene Leben. Podcasts schaffen einen intensiven Erlebnisraum zum Nachdenken und Mitfühlen. Diese Resonanz benötigen Marken ebenso wie Menschen. Die Überzeugungskraft einer vertrauten Stimme ist groß, ihr wird aufmerksam und konzentriert zugehört. Das sind die besten Voraussetzungen, um neue Produkte zu erklären und Brands nachhaltig zu etablieren. Der exklusive Zugang zu kaufkräftigen und vielseitig interessierten Zielgruppen ist charakteristisch für Podcasts. Ihre Beliebtheit wächst und die Nutzung stieg im ersten Halbjahr 2022 auf knapp 40 Prozent im deutschsprachigen Raum.

Das Thema Radio und Podcasts ist noch lange nicht auserzählt. Um es aber kurz zu halten: Radio- und Podcast-Werbung liefern im Kopfki no nachhaltig wirksame Markenerlebnisse, die sowohl Actionfilm als auch Romantic Comedy sein können. Und immer wieder auch zum Blockbuster werden.

Podcast oder Radio: Welche Werbung bleibt länger im Kopf, Marianne Bullwinkel?
Marianne Bullwinkel ist Chefin des Radio- und Audio-Vermarkters RMS
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90 · turi2 edition #19 · Audio

Nils Minkmar ist freier Autor und nimmt für die „Süddeutsche Zeitung“ zusammen mit Nadia Zaboura den Podcast „Quoted“ zu aktuellen medienpolitischen Debatten auf

Die schalldichten Türen, das holzge täfelte Studio mit diskreter Beleuch tung und neben dem imposanten Mikrofon eine besonders geheimnis volle Vorrichtung: die Räuspertaste.

Das Radio, das ich zu Beginn meiner journalistischen Laufbahn kennenlernte, war eine ernste An gelegenheit, der manches Mensch liche fremd war, beispielsweise das Räuspern, das laute Lachen und natürlich das natürliche Sprechen. Hier wehte ein eigener Geist, der mit den Jahren in immer mehr For mate gebannt wurde, während sich das Feuilleton in Zeitungen gerade davon entfesselte.

Schreibend waren Experimente möglich: Frank Schirrmacher druck te in einer historischen Ausgabe der „FAZ“ das entschlüsselte und über setzte menschliche Genom ab. Neue Formen mischten Porträt, Interview und Rezension, es gab Debatten, es war etwas los in der Medienrepub lik. Das geschriebene Wort wurde mein Metier. Nur ausnahmsweise setzte ich mich mal in ein Radio studio und fühlte mich dort immer beklommen. Unvorstellbar, dass das gesprochene Wort noch einmal und ganz anders ein freies Medium beleben würde.

Die Veränderung kam ganz langsam. Die Digitalisierung wurde zunächst als Instrument verstanden, um Zeitungen und Magazine zu produzieren, nur eben ohne Papier und in kürzerer Zeit. Später kam das eine oder andere Video hinzu, in dem AutorInnen erzählten, wie sie ihren Artikel geschrieben hatten. Dass in der digitalen Datentrans portmöglichkeit noch viel mehr steckt, noch andere Experimente möglich sind, stellte sich erst im Laufe der Jahre heraus.

Nils Minkmar im Live-Podcast turi2.de/clubraum

Die Digitalisierung veränderte die Gesellschaft, das Arbeitsleben und die gesamte Kommunikation. Ewige Rituale wie das Zeitunglesen

Podcasten ist eine Ausübung unserer Freiheit. Und die gibt es nicht ohne Risiko. |

im Bus oder im Zug vor einem Tag im Büro kamen spätestens in den Lockdowns der Corona-Pandemie an ihr Ende. Die Arbeitsgesellschaft flexibilisierte sich in jeder Hinsicht und zeitigte so eine völlig unerwar tete gesellschaftliche Folge: Die Einsamkeit nahm zu und veränderte die mediale Nachfrage.

Eines Tages erzählte mir eine allein lebende Kollegin, die unter schweren Schlafstörungen litt, von einem neuen Wundermittel: Sie hör te nun beim Einschlafen einen Pod cast über das Leben und Werk des Alexander von Humboldt. So bekam sie einerseits einiges an Informa tionen mit, fühlte sich andererseits geborgen und in guter Gesellschaft. In Entsprechung des alten Filmkriti kerspruchs „Im Kino schlafen heißt dem Film vertrauen“ glitt sie in Gegenwart der akustischen Produk tion in einen schönen Tiefschlaf.

Podcasten ist die Rückkehr des Mediums zu seiner Wurzel: der menschlichen Kommunikation. Eine Räuspertaste ist hier völlig unnötig, denn es ist ja gerade der Witz, so menschlich, also unvollkommen, wie möglich zu sein.

Weit wichtiger als die Reduktion von Argumenten auf eine klare Botschaft ist das Umkreisen des Themas von einer immer anderen Seite. Noch ein Aspekt, noch eine Erfahrung, noch eine Stimme. Der Podcast ist ein großzügiges und einladendes Medium, das HörerIn nen nebenbei im Alltag begleitet, während sie bügeln, basteln oder spazieren gehen. Podcasten macht nur Spaß, wenn man es in guter Gesellschaft tut, mit der man auch mal anderer Meinung sein kann. Und ohne allzu enge Vorgaben; jede Vorsicht oder Vorgabe verdirbt die Sache.

RMS Körte, Rodion
Worin liegt der Reiz des Podcasts für einen Textverliebten, Nils Minkmar?
Foto:
/ Christina
Minkmar
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91 · turi2 edition #19 · Audio

2013 Studium

2016 erste Solo-Tour erste Konzerte Karlsruhe

2021

»Musik hat nach wie vor unglaubliche Kraft, uns zu bewegen«

Diana Ezerex hat ihren ersten Song mit neun geschrieben, glaubt an die Kraft von Konzerten und singt vor Straftäterinnen. Ob daraus eine nachhaltige Karriere wird, entscheiden Zahlen: Ticketverkäufe, Streams und Followerinnen

Von Anne-Nikolin Hagemann und Rui Camilo

Diana Ezerex Geb. 1994 in Biberach 1999 Blockflötenunterricht, später Saxophon, Klavier und Gitarre 2012 Freiwilliges soziales Jahr, CVJM Magdeburg
Bildungswissenschaften in Magdeburg, Bangor (Wales), São Paulo
durch Deutschland 2017
in deut schen Gefängnissen 2019 Beginn Masterstudium Kulturvermittlung an der PH
Debütalbum „My Past’s Gravity“, finanziert per Crowdfunding
(Text)
(Fotos)

Diana, nimm uns mit dir auf die Bühne: Wie sieht es in deinem Kopf aus, bevor du den allerersten Ton ins Mikro singst? Da sind ganz viele Ge danken auf einmal – und gleichzeitig auch gar nichts. Dann atme ich noch einmal ein und aus und es geht los. Lampen fieber kenne ich, aber ich spüre es heute nicht mehr so. Ich hoffe nur, dass es cool wird, dass es abgeht, dass die Leute Freude ha ben. Und dass ich es nicht hart verkacke.

Seit 2017 gibst du ehren amtlich Konzerte in Ge fängnissen. Fühlen sich die für dich anders an? Im Gefängnis gibt es ja nicht wie draußen ein Kulturprogramm, aus dem man sich etwas aussu chen kann. Und wenn es einem nicht gefällt, kann man auch nicht einfach wieder gehen. Da möchte ich dann umso mehr, dass das Publikum etwas mit nimmt, das bewegt und inspiriert. Draußen ist mir das natürlich nicht egal – aber da will ich vor allem, dass es rockt und knallt. Ich bin im Ge fängnis nervöser, weil ich weiß: Es geht nicht nur darum, dass die Leute meine Musik cool finden, sondern dass sie durch mich die seltene Gelegen heit bekommen, Kultur zu erleben.

Du bist dann also auch Kultur-Botschafterin?

Ich glaube, Botschafter*in ist jede Person, die eine Plattform hat. Egal, ob in Social Media oder auf einer realen Bühne, egal ob im Gefängnis oder wo anders. Eigentlich sogar, sobald man einfach drau ßen unterwegs ist: Man steht immer für bestimm

te Werte. Wie reagiere ich auf die lange Schlange im Supermarkt? Wie auf je manden, der mir die Vor fahrt nimmt? Klar haben manche Einfluss auf mehr Menschen als andere.

Aber vielleicht bringt es auch was, wenn nur eine Person eine andere inspi riert und die dann wieder jemanden und dadurch ein Dominoeffekt entsteht.

Was ist deine Botschaft, wofür stehst du?

Dass wir mehr Geduld ha ben sollten miteinander. Ich selbst bin eine sehr, sehr, sehr ungeduldige Person. Ich habe einen un fassbar hohen Anspruch, vor allem an mich selbst. Den projiziere ich auch auf andere. Man muss sich immer wieder sagen: Es ist nicht schlimm, wenn irgendwas nicht sofort klappt. Und andere Perso nen sollten sie selbst sein und bleiben dürfen.

In deinem Debütalbum verarbeitest du die Ge schichten der Menschen, die du in Gefängnissen kennengelernt hast. Wie viel Gesellschafts-Kritik steckt da drin?

Ich habe versucht, nicht mit dem Finger auf jeman den zu zeigen, sondern umgekehrt die Position einzunehmen von Men schen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Die beispielsweise obdachlos oder eben im Gefängnis sind. Oder die jeden Tag Belastendes und Zer störendes erleben, wie häusliche Gewalt – da muss man nicht mal an den Rand schauen. Fast alle meine Songs sind aus der Ich-Perspektive. Um zu zeigen: Es geht um In dividuen, die gesehen und verstanden werden müss ten, um was zu verändern.

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Wie viel Persönliches gibst du von dir auf der Bühne preis?

Ich kann es nicht verste hen, wenn jemand, der zum Beispiel klassisches Klavier spielt, auf die Büh ne kommt, Musik macht, sich verbeugt und wieder geht. Nach dem Motto: Lies das Programmheft, wenn du was über mich wissen willst. Ich habe schon immer viel erklärt. Meine Schwester sagt: Manchmal zu viel. Bei kleineren, akustischen Konzerten habe ich oft die deutsche Übersetzung meiner englischen Texte vorgelesen, so PoetrySlam-mäßig. Dann haben sich die Leute einmal damit beschäftigt und können danach die Mu sik genießen. Vor allem im Gefängnis versuche ich, sehr viel von mir

zu erzählen: Was ist der Hintergrund der Songs, was habe ich mir dabei gedacht? Da bin ich auch nah am Wasser gebaut. Wenn dann Tränen kom men, versuche ich auch nicht, die zu verstecken.

Was passiert, wenn du dich in der Öffentlich keit so verletzlich zeigst? Viele sind überrascht. Weil ich mir eigentlich antrainiert habe, sehr confident, sehr sicher zu wirken. Unerschütterlich. Aber das bin ich eigent lich nicht. Ich finde es gut, wenn mein Umfeld weiß, dass ich nicht unkaputt bar bin. Fürs Publikum macht mich das nahbarer. Coole Leute sind zwar erstmal ein Magnet, aber es schafft eine emotiona lere Bindung, wenn man Gefühle zeigt.

Warum schreibst und singst du auf Englisch? Es ist meine musikali sche Sprache. Mein Vater kommt aus Nigeria, ich bin zweisprachig aufge wachsen, denke und träu me in beiden Sprachen. Aber Englisch fühle ich mehr.

Wenn du an deine Kind heit denkst: Welche Mu sik hörst du?

Wir haben eigentlich immer die Musik gehört, die mein Dad mitgebracht hat. Céline Dion, Michael Bolton, Kenny Rogers –keine Ahnung, warum gerade Country. Bryan Adams war auch noch da bei. Als Jugendliche habe ich viel RnB gehört und mir auch noch Sachen aus dem Radio auf Kassette aufgenommen. Aber bis ich so etwa zehn war, war

Céline Dion die Größte, da konnte ich auch alle Texte, jedes „Baby“, jedes „Yeah“. Ein einziger Song von ihr ist bis heute in meiner Playlist: „Coulda Woulda Shoulda“.

Viele deiner Songs han deln vom AußenseiterSein. Hast du selbst auch etwas in die Richtung erlebt?

Das Einschätzen und Be urteilen anderer Leute in Klassen nach Bourdieu, also nach kulturellem, sozialem, ökonomischem Kapital, passiert super schnell. Das habe ich na türlich auch erlebt, vor allem als Kind. In einem reichen, CDU-dominierten Städtchen bekommt man zu spüren, wenn man anders ist und Vorurteile sprengt. Wenn man sich gut ausdrücken kann oder

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eine der Jüngsten in der Klasse im Gymnasium oder sozial engagiert ist – obwohl die Leute erwar ten, dass du, wenn über haupt, zur Hauptschule gehst. Du willst einfach nur sein, musst aber viel mehr geben, dich viel mehr beweisen, um so anerkannt zu werden wie deine Peers, weil die Leute viel weniger von dir erwarten. Das schwingt in vielen meiner Songs mit.

Wie hat dich deine Kind heit geprägt?

Was mir vor allem meine Mum vorgelebt hat, ist das Machen, das Schauen, das Informiert-Sein. Sie wusste immer, wo es für uns Kinder Chancen gab, wo ein Konzert stattfand, wo wir uns engagieren konnten. Sie hat uns auch gesagt: „Damit die Leute

euch als gleichwertig sehen, müsst ihr immer mehr leisten.“ Diese struk turellen rassistischen He rausforderungen und die Angst, dass etwas nicht genug sein könnte, prägen mein Herangehen an Din ge bis heute. Es reicht mir nicht, dass ich ein Album raushaue. Da muss noch eine Story drum rum, noch ein gigantisches Projekt.

Allerdings: Rund um dein Debütalbum gibt es ein Theaterstück, Kurz filme, Talks, ein Buch ist geplant. Wenn man heu te Musik mit Botschaft machen will, reicht da ein Album allein nicht mehr?

Doch, schon. Aber ein Album versickert auch schnell. Jetzt, nach etwas mehr als einem Jahr, ist es

schon richtig alt. Ich habe ja einen Bachelor in Bil dungswissenschaften und studiere jetzt Kulturver mittlung. Mein Wunsch ist es, Leuten meine Themen nicht einfach hinzuknallen, sondern so zu präsentieren, dass sie sich intensiv damit ausei nandersetzen können. Ich liebe Crossover-Projekte, bei denen verschiedene Kunstformen zusammen kommen.

Glaubst du, Musik kann heute überhaupt noch wirklich was verän dern? Ist die große Zeit der Protest-Songs nicht längst vorbei?

Musik hat nach wie vor unglaubliche Kraft, uns zu bewegen. Man sieht noch immer Menschen auf Konzerten weinen und einander in den Armen

liegen. Aber weil Musik einfach omnipräsent ist, passiert es schon seltener als früher, dass ein Song heraussticht, wirklich auf den Tisch haut und sagt: „Hey, das läuft schlecht.“

Ich habe auch das Gefühl, dass es aktuell viel Wohl fühlmusik gibt. Vielleicht bedingt durch die Pande mie, weil da viele Leute immer noch emotional struggeln. Eine Band wie „Die Ärzte“ hat in ihren Songs von Anfang an nicht um den heißen Brei her umgeredet, klar Probleme benannt – und hatte damit Erfolg. Ich weiß nicht, ob das heute noch jemand so machen würde.

Aus Angst vor kommer ziellem Scheitern?

Justin Bieber hat seine Tour gerade unter das Anti-Rassismus-Motto

Im Sommer tritt Diana Ezerex oft unter freiem Himmel auf, wie hier beim Festival „Stürmt die Burg“ in Ulm. Im Herbst 2022 steht die nächste Tour auf Gefängnisbühnen an
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gestellt. Große Artists ha ben also schon Bock, ihre Stimme für eine Botschaft zu nutzen – und wenn es so etwas Einfaches ist wie „Habt euch lieb“. Aber sie nutzen dafür weniger ihre Musik als öffentliche Äu ßerungen. In kommerziell erfolgreichen Songs geht es viel um „Das ist die Lie be meines Lebens und so hab’ ich sie verloren“. Ich wünsche mir, dass man aus meiner Musik eine Botschaft raushören kann, ohne den Text fünfmal lesen zu müssen.

Ist es für die Wirkung von Musik egal, ob ich sie alleine für mich streame oder live bei einem Konzert erlebe? Live kann man als Artist immer nochmal erklären, worum es geht. Wenn dir jemand direkt ins Gesicht singt bei einem Konzert und du das Ge meinschaftsgefühl erlebst, wirkt und knallt es natür lich auch ganz anders. Der ganze Körper fühlt die Musik. Streaming dagegen

gibt dir die Möglichkeit, dich hinzusetzen und dir einen Song bewusst zu Gemüte zu führen, ihn mehrmals hintereinander zu hören, die Lyrics mit zulesen. Was einen mehr bewegt, ist Typsache.

Wie wichtig ist für dich das Feedback aus dem Publikum, der Applaus?

Als Kind hab ich in der Kirchengemeinde ge sungen, da gibt es keinen Applaus. Und später im Schulchor, da ist der

Applaus des Publikums für alle – wenn man den durch die Zahl der Sänge rinnen teilt, klatschen da vielleicht fünf Leute für dich. Mehr bedeutet hat mir immer die Rückmel dung Einzelner, und dann am liebsten Gleichaltriger. Deine Eltern zum Beispiel müssen dich ja gut finden.

Wie definierst du heute Erfolg – über Streaming zahlen, Plattenverträge, Fans auf Social Media? Ich würde gerne sagen, dass es mir nur darum geht, Menschen zu be rühren. Aber Erfolg hängt eben auch an Zahlen. Wenn ich an meine Tour denke, habe ich Angst, dass niemand ein Ticket kauft. Ich bin leider noch nicht an dem Punkt, wo ich komplett unabhängig bin vom Vergleich mit anderen, komplett unab hängig davon, ob da 2.000 oder 100.000 monatliche Hörer*innen stehen bei Spotify. Alle um einen herum messen ihren Wert danach, man wird ständig

konfrontiert mit diesen Zahlen und diesem Bild von Erfolg. Ich hoffe, dass ich davon irgendwann wegkomme. Das Verglei chen nach oben hört sonst nie auf.

Welche Zahlen zählen denn konkret fürs Musik-Business?

Die monatlichen Hö rer*innen bei Spotify sind schon wichtig. Je länger die konstant bleiben, des to mehr bleiben die Leute dran. Wenn ich nach dem Single-Release-Day auf einen Schlag 15.000 neue Hörer*innen habe, ist das cool – aber wenn es dann nach zwei Wochen wieder absackt auf zwei, bedeutet das, dass die Leute meine Musik nicht geil genug fanden. Auch TikTok-Zah len sind immer wichtiger geworden. Das sind die Parameter, an denen gemessen wird, ob du jemand bist, in den es sich zu investieren lohnt.

Wenn du einen Song schreibst, hast du dann
»Weil Musik omnipräsent ist, passiert es seltener als früher, dass ein Song heraussticht und wirklich auf den Tisch haut“
Mein Hör-Tipp
„Der Podcast ,Starke Frauen‘, der Frauen aus Vergangenheit und Gegenwart sichtbar macht, die krasse Sachen geleistet haben, aber in der Geschichte unter den Tisch gefallen sind.“
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im Kopf, wie er am bes ten viral gehen könnte?

Das haben ja viele, es gibt sogar Artists, die Songs für die moderne Zeit nachbauen, die vor zehn Jahren in den Charts funk tioniert haben. Ich bin da zwiegespalten. Einerseits wäre es vielleicht wichtig, so etwas beim Schreiben im Kopf zu haben, weil ich ja mit meiner Musik quasi ein Produkt anbiete. Aber ich will meine Musik nicht nur machen, damit sie funktioniert. Das würde sich ein bisschen wie Ver rat anfühlen.

Du lebst von deiner Mu sik. Was ist deine wich tigste Einnahmequelle? Live-Konzerte, Ticketver käufe. Songwriting-Work shops sind auch eine gute Einnahmequelle. Über die GEMA und Musikstrea ming kommt manchmal was rein, aber das sind keine Einnahmen, auf die ich mich verlasse.

Dass Musikerinnen durch Streams zu wenig verdienen, wird oft kri tisiert. Sind Streaming-

Dienste wie Spotify für dich Fluch oder Segen?

Das Prinzip dahinter lässt sich auf viele Plattformen übertragen: Wenn du als Verkäufer*in deine Ware nicht bei Amazon anbie test, hast du es schwerer. Das ist vergleichbar mit Artists und Spotify. Ich nutze Streaming-Dienste ja selbst und finde es cool, Musik einfach so konsu mieren zu können. Aber ich setze nicht darauf, mit Spotify Geld zu verdienen.

Ich glaube, damit rechnet kein*e Newcomer*in.

Hörst du selbst noch Radio?

Ganz wenig. Ich finde es richtig nervig, wenn da so viel Werbung kommt und kann eigentlich auch wenig mit den Shows an fangen. Ich höre lieber Podcasts oder Hörbücher, viel von Ken Follet.

Wie wichtig ist es für dich als Musikerin, dass deine Songs im Radio laufen?

Sehr. Erst mal ist es mone tär ein Punkt: Jedes Mal, wenn der Song im Radio läuft, kommt Geld rein. Und weil dann doch echt viele Leute noch Radio hören, ist es auch für die Bekanntheit wichtig. Viele Radiosender laden auch Artists zu Festivals ein, die bei ihnen laufen, SWR3 New Pop, NDR2 Plaza, das Puls-Festival und Konsor ten.

Du bist bei keinem La bel, hast dein Debütal bum per Crowdfunding finanziert, deine Schwes ter macht deine Presse arbeit. Warum diese Self-Made-Karriere?

Ich bin nicht absichtlich bei keinem Label. Das Album fand niemand inte ressant, den Sound nicht passend genug. Ich hätte aber auch keinen Bock auf Diskussionen darüber, was ich wann veröffent liche. Und so ein Label will ja auch mitverdienen, es ist also auch eine Geld frage. Gleichzeitig wäre es aber auch entspannend, zu wissen, dass sich je mand um alles kümmert und ich nur Musik ma chen darf. Aber bevor ich gar kein Album mache, mache ich es selbst. Das bedeutet aber auch, dass

ich einen unfassbar ho hen Workload habe, was meine Kreativität ein schränkt.

Wie viel deiner Arbeits zeit fließt in Adminis tratives statt in deine Musik?

60 bis 70 Prozent. Das Kreative nimmt tatsäch lich wenig Platz ein – ob wohl die Zeit verfliegt, wenn ich einmal drin bin. Ich bin dauerhaft am Han dy, schreibe Mails, tele foniere, knüpfe Kontakte. Meine Schwester pflegt die Website und koordi niert Tour-Termine, ich arbeite mit einer kleinen Booking-Agentur zusam men. Mein Produzent ist auch der Bandleiter und kümmert sich darum, dass live alles funktioniert. Den Rest mache ich komplett selbst.

Harte Arbeit an der Mu sik hat bei dir ja schon früh angefangen: Block flöte mit fünf, sieben Jahre später Saxophon, Gitarre und Klavier hast du dir selbst beige bracht. Hand aufs Herz: Hattest du wirklich im mer Lust zum Üben?

Nie! Meine Mutter meinte, ich muss jeden Tag so lan ge üben, wie sie arbeiten muss, um mir den Unter richt zu finanzieren. Das wäre eigentlich gar nicht so lange gewesen, aber ich war wohl einfach auch faul. Ich übe auch jetzt zu wenig. Dafür, dass ich schon so lange Gitarre spiele, bin ich wirklich nicht gut genug.

„Meine Mutter meinte, ich muss jeden Tag so lange Blockflöte üben, wie sie arbeiten muss, um mir den Unterricht zu finanzieren“
Diana Ezerez im Videofragebogen turi2.de/koepfe
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„Funktioniert: Bei der Mobilen Briefmarke bekomm ich in der Post & DHL App einen Code und den schreibe ich mit einem Kuli auf meinen Briefumschlag. Einfacher gehts nicht und kostet keinen Cent extra.“ Vogel checkt: Briefe mit dem Kuli frankieren? LÄUFT. Selber checken auf: VogelCheckt.de

Hör mal, Paul Remitz...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich Ich habe Märchenschall platten geliebt. Und jedes Mal, wenn ich Louis Armstrong im Radio hör te, dachte ich: „Der kann doch gar nicht singen.“

Meine Lieblingerinnerung ans gute alte Radio: „John Peel's Music“ spät Abends auf BFBS, die Finger immer auf Record und Play, um aufnehmen zu können. Dazu natür lich auch Alan Banks auf dem WDR. Aber eigent lich ist Radio nicht alt. Es gibt viel Progressives und Spannendes im Radio zu entdecken. Man muss sich nur mal vom formatierten Mainstream lösen.

Heute höre ich am liebs ten Musik von: „1Live Fiehe“. Klaus Fiehe hat nicht nur eine sensa

tionelle Stimme. Er prä sentiert Beats jenseits des Mainstream, angereichert mit guten Geschichten zu Künstlern und Tracks.

Podcasts höre ich am liebsten: Ich finde Podcasts dra matisch überbewertet und inflationiert. Es gibt zu viel Triviales und Be langloses. Ich mag gute kreative Geschichten oder gut recherchierte und auf bereitete Informationen.

Mein Podcast-Tipp: „Let‘s make Lemonade“ natürlich, der MarketingPodcast von Omnicom.

Ich hasse es, wenn im Podcast Werbung läuft.

Das ist mein Lieblings geräusch: Das Entkorken einer eis

Hör mal, Edith Kimani...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich a combination of chil dren’s laughter, heavy breathing, running footsteps and coughing. We played a lot!

Meine Lieblingserinnerung ans gute alte Radio: The ad jingles and station ID sound and local gossip.

Heute höre ich am liebs ten Musik von: Streaming services, parti cularly Spotify. Algorithms can be blamed for much of our behaviour, but not our bad taste in music. So much to discover and ma chine learning knows just what we like.

Podcasts höre ich am liebsten if they inform and inspire. I learned a critical part of Kenya’s history through an American podcast.

Mein Podcast-Tipp: Give it at least 20 minutes before you decide you don’t like it. Some pod casts need some time to warm up to.

Ich hasse es, wenn im Podcast if ads come on. I know people have to get paid, but come on! Every ten minutes?

Das ist mein Lieblingsgeräusch: Crackling fire.

kalten Flasche Rosé bei 26 Grad Außentemperatur.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Kratzende Fingernägel auf einer Tafel.

Ich hätte gern die Stimme von: Dietmar Wunder, der Stimme von James Bond und zahlreicher Hörbü cher, darunter „Memory Man“.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung laufen: Wenn es kalt und regne risch ist, bitte „Enjoy the Silence“ von Depeche Mo de. Wenn es aber ein war mer Sommertag ist (und ich Rosé trinken würde), dann doch lieber „What a Difference a Day Made“ in der Version von Chantal Chamberland.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Teeth biting, wool or chalk scratching eek.

Ich hätte gern die Stim me von: David Attenborough.

Diese Musik soll nicht auf meiner Beerdigung laufen: Bag pipes. They are too depressing.

Paul Remitz ist CEO der Omnicom Media Group Deutschland Edith Kimani ist Moderatorin bei der Deutschen Welle Fotos: Britta Würzburg
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Foto: Presse
prisma.de/podcast Unterhaltungswelt für Deutschland Wer Wirkung will, muss „Hallo!“ sagen. Unsere Podcasts: Wir holen Stars ans Mikro.
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Ausbruch-Stimmung: Philipp Westermeyer ist beim Podcasten lieber emotional als stimmlich perfekt. Social-Media-Star Knossi bleibt im engen OMR-Studio cool 103 · turi2 edition #19 · Audio Hier gibt’s was auf die Ohren Am Anfang war Podcasten für Philipp Westermeyer und seine Online Marketing Rockstars nur ein Side-Business – jetzt sitzen die Podstars wie eine Spinne im Netz der deutschen Podcast-Szene. turi2 porträtiert sechs junge Menschen, die das Unperfekte des Formats herauskitzeln wollen Von Nancy Riegel (Text) und Johannes Arlt (Fotos)

Yeah! OMR-Chef Philipp Westermeyer reckt breit grinsend die Fäuste in die Luft. Während er ins Mikro jubelt, sind draußen auf dem Flur des Büros im Hamburger Schanzen viertel die Gespräche auf MurmelLautstärke gedämpft. Denn: Im größeren der beiden Studios läuft eine Aufnahme des „OMR Podcasts“ – wobei „groß“ nicht das passende Wort ist, um die dunkle Kabine zu beschreiben, in der Host Philipp seinem Gast, Social-Media-Star Jens Knossalla, genannt Knossi, gegen über sitzt. Der hat gerade erzählt, wie Stefan Raab ihn durch eine frühere Folge des “OMR Podcast” für eine RTL-Latenight-Show entdeckt hat – und damit Philipp vor Stolz fast platzen lassen: „Stefan Raab hört meinen Podcast!“

Vincent Kittmann: Der Podcast-Held vom Feld

Der„OMR Podcast“ ist mit mehr als 500 Folgen die größ te Eigenproduktion der Podstars, dem Podcast-Unterneh men der Online Marketing Rock stars. Die Tochter-Firma existiert seit 2015, ab 2016 als One-ManShow von Geschäftsführer Vincent Kittmann. Der sitzt während der Aufnahme eine Etage weiter unten in einem der hippen Großraumbü ros, etwas versteckt in einer Ecke, was trotz seiner Körpergröße von knapp zwei Metern erstaunlich gut klappt. „Ich mag’s eher ruhig“, sagt der 34-jährige ehemalige Basketball profi, der heute ein Team von mehr als 70 Mitarbeitenden leitet, gemein sam mit seinen Co-Geschäftsführern Constantin Buer und Jasper Ramm. Seine Vergangenheit helfe, den Überblick in der rasant wachsenden Branche zu behalten. „Auf dem Feld darfst du dich auch nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen.“

In seiner Anfangszeit bei OMR ist Vincent noch hauptsächlich damit beschäftigt, der Kundschaft zu erklären, was Podcasts eigent lich sind. Heute produzieren die Podstars rund 80 Shows, darunter 25 Eigenproduktionen wie „Feel the News“ und „Fußball MML“, und vermarkten beispielsweise die Titel „Drinnies“ und „Weird Crimes“. Für

Marken wie Edeka, Vodafone und Coca-Cola entwickelt das Unter nehmen eigene Podcasts. Besonders stolz sind sie hier auf das MännerDuo „Lanz & Precht“: Die Idee ent stand beim gemeinsamen Brainstor men, die Hamburger produzieren die Folgen seit Beginn. Der Inhalt ist zwar geistiges Eigentum des ZDF. „Es fühlt sich trotzdem noch ein wenig so an, als ob es unser eigener Podcast ist“, sagt Vincent.

Klar kommt es bei so vielen Titeln auch mal vor, dass eine Show floppt. Der Reise-Podcast „Verlän gertes Wochenende“ ist so ein Fall. Der kam mitten in der Pandemie, als Hörerinnen von Trips nach Kopen hagen, Wien und Amsterdam nur träumen konnten, aber nicht hören wollten. „Wir brauchen innerhalb weniger Tage gute Abrufzahlen, sonst lohnt sich ein Podcast finan ziell nicht“, sagt Vincent. Für seinen Traum-Gast wäre er allerdings bereit, ins Risiko zu gehen: Barack Obama – am besten gemeinsam mit Ehefrau Michelle.

Kia Hampel: Die Match-Makerin

Kia Hampel hat sich im OMRBüro heute einen Arbeits platz unter dem Bildschirm gesucht, der das „Meme des Monats“ in den Raum wirft: die Schauspie lerin Keira Knightley zieht eine Fratze, dazu der Spruch „Prospect saying: But your competitor does that for less money“ – wenn der potenzielle Kunde auf den günstige ren Preis der Konkurrenz verweist.

Kia, Jahrgang 1990, ist erst seit 2019 bei OMR, aber schon seit 2021 Head Of Brand & Agency Partner ship, Vertriebsleiterin auf deutsch, aber „das klingt spießig“, sagt sie. Sie koordiniert ein Team von rund 20 jungen Leuten, die unter ande rem Werbeplätze in Podcasts an Marken verkaufen. So schnell wie das Interesse am Medium gewach sen ist, so schnell hat sich auch das Marketing professionalisiert. „Wenn man nicht gut mit Veränderung klarkommt, kommt man in meiner Arbeit nicht weit“, sagt Kia mit über zeugendem Lächeln.

Noch vor ein paar Jahren war es Gang und Gäbe, dass Hosts ihre

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Vincent Kittmann horcht als Geschäftsführer auf alles, was bei den Podstars vor sich geht. Bei „Podtalk“ sitzt er auch selbst hinterm Mikro. Die OMR Podstars pro duzieren aktuell 80 Podcast-Reihen, davon 60 im Auftrag von Firmen und Partnern. Außerdem vermarktet das Team rund 100 Podcast-Reihen. Pro Monat erreichen die Podstars-Formate 16 Millionen Hörerinnen. Rund 70 Mitarbeitende sorgen 2022 für einen voraussichtlich zweistelligen Millionen-Umsatz.

Vincent Kittmann spricht über seinen Job im turi2.de/jobspodcast

Geldgeber selbst gesucht und Wer bung aus dem Bauch heraus bei der Aufnahme eingesprochen haben. Jetzt gibt es Briefings, Abnahmen, Sponsorings und Branded Podcasts, also markeneigene Podcasts. Und fast immer läuft es über Vermarkter wie Podstars, die Kundschaft und Shows zusammenbringen – aber nur, wenn es von beiden Seiten passt. Jemand wie Philipp West ermeyer würde, sagt Kia, niemals etwas bewerben, das er selbst nicht für gut befindet. Deshalb haben Podcast-Moderatorinnen bei der Auswahl der Werbepartner immer auch ein Wort mitzureden. „Die Brand muss den Podcast mögen, der Podcast muss die Brand mögen, und dann haben wir ein ideales Match.“

Hat es gefunkt, handeln Kia und ihr Team den Tausender-KontaktPreis aus. Der liegt zwischen 50 und 500 Euro, je nach Show. Die Hosts sprechen die Werbung unabhängig von der Aufnahme ein und halten sich dabei ans Briefing, reichern es aber mit eigenen Anekdoten an. In der Knossi-Folge spricht Philipp über den digitalen Briefkasten Caya, den viele frühere Gäste des Podcasts in ihrer Firma nutzen.

Dass diese Werbung in genau dieser Folge läuft, hat der Ad Server entschieden, eine Software, die die Werbeunterbrechungen nach Anzahl der gebuchten Kontakte ausspielt. Eine Werbung kann also in drei oder in fünf Folgen zu hören sein – je nachdem, wie viele Höre rinnen die Folgen haben. „Super praktisch“, sagt Kia, die froh ist, Werbung nicht mehr folgenweise verkaufen zu müssen – so lief es bei Podstars nämlich vor dem Ad Ser ver. Die Vertriebsleiterin empfiehlt Podcast-Werbung den Marken, die bereit sind, Kontrolle im Marketing abzugeben. „Brands dürfen nicht er warten, dass eine Podcast-Werbung genauso perfekt ist wie eine Fern sehwerbung.“ Denn wenn Philipp von Apps, Gagdets und Startups

schwärmt, kann es auch mal passie ren, dass er sich dabei verhaspelt.

Philipp Westermeyer: Der Chef mit Laber-Laune

die Auswahl besonders behutsam erfolgen, sagt Philipp: „Es gibt ein fach Menschen, die aus allem eine Verkaufsveranstaltung machen.“

Philipp

Westermeyer und Jens Knossalla schälen sich zufrie den lächelnd aus der PodcastKabine. Anderthalb Stunden lang haben sie über Knossis Haus mit Garten, Ballermann-Auftritte und YouTube-Einnahmen gesprochen. Die beiden machen noch schnell einen Abstecher in die zweite, kleinere Kabine – hier entsteht das Foto für die Podcast-Folge –, bevor sich der OMR-Chef und der selbst ernannte König des Internets mit einer Umarmung verabschieden.

Gut drei Wochen später wird die Folge erscheinen. Aber nur, weil das Gespräch aus Philipps Sicht gut war. „Die Option ist immer da, dass wir einen Podcast nicht bringen, wenn nichts Neues gesagt wird.“ Oder, dass weniger spannende Passagen rausgeschnitten werden. Das ent scheiden Host und Projektteam, natürlich komme es aber auch vor, dass Gäste im Nachhinein einen Satz lieber nicht an die Öffentlichkeit senden wollen.

Über 750 Podcast-Folgen hat Philipp in seinem Leben schon aufgenommen, und das, obwohl er stimmlich nicht unbedingt erste Wahl wäre. „Ich spreche zu schnell, ich nuschele. Meine Mutter und meine Frau sind richtig genervt da von“, sagt er lachend. Perfektion ist aus seiner Sicht aber gar nicht wich tig im Podcast-Business. Wichtiger sind spannende Geschichten. Die will er nicht nur Promis wie Uli Hoe neß und Dieter Bohlen entlocken, sondern auch Unternehmerinnen, die sich bisher kaum ins Rampen licht getraut haben. Fünf bis sechs Personen im Projektteam überlegen, welche Gäste zum Podcast ein geladen werden – wenn diese sich nicht selbst vorschlagen. Da muss

Auch wenn OMR ein MarketingUnternehmen ist, hat der Chef doch einen gewissen journalistischen An spruch an sein Produkt. Immerhin hören im besten Fall Zehntausende zu. 78 Prozent davon sind Männer. „Wir arbeiten daran“, sagt Philipp. Auch daran, Podcasts zum Mas senmedium zu machen. „Podcast killed the Radio Star“ steht auf der Podstars-Homepage. Dem OMR-Chef ist bewusst, dass dies noch nicht der Realität entspricht. Aber: „Die Pod cast-Landschaft frisst sich immer weiter in die unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen rein.“ Immer hin höre selbst seine Mutter schon Podcasts. In den kommenden zehn Jahren kämen bestimmt noch viele weitere Mütter dazu.

Dann werden Podcasts nicht viel anders aussehen als heute, glaubt Philipp. „Radio ist auch seit Jahr zehnten das Gleiche.“ Klar werde es neue Akteure geben, aber LaberPodcasts werden auch dann noch angesagt sein. Die hört Philipp seit vielen Jahren selbst, vor allem Sport-Podcasts aus Amerika wie den des Sportjournalisten Bill Simmons. Welche deutschen Formate seine liebsten sind, verrät er nicht – er möchte niemanden enttäuschen.

Chris Hilbert: Der den Ton angibt

Chris Hilbert freut sich, dass sein Chef zufrieden ist mit der Knossi-Folge. Er selbst war es zwischenzeitlich nämlich nicht. Die Mikros waren nicht richtig ausgerichtet, deshalb musste Chris während der Aufnahme auf Zehen spitzen ins Studio schleichen und die Technik neu justieren. Die übri ge Zeit sitzt er im winzigen Vorraum der Kabine, eine runde Glasscheibe ermöglicht ihm den Blickkontakt

Philipp Westermeyer im Interview turi2.de/podcastwochen
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Damit der OMR-Chef seine eigenen Folgen später noch einmal zufrieden anhören kann, sitzt Audio Producer Chris Hilbert an den Reglern

Das Briefing dient Philipp Westermeyer bei der Podcast-Aufnahme als Leitfaden, während das Team um Vertriebsleiterin Kia Hampel schon die kommenden Folgen vermarket
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hört seit 2016 jeden Tag Podcasts und verdient als Projektmanagerin jetzt auch Geld damit

mit dem Host. Chris, Jahrgang 1994, ist einer von 17 Podcast-Produzen tinnen bei Podstars. „Creative Audio Production“ nennt sich sein Job, der Kreativ-Zusatz kommt von den Sounddesign-Ideen und Storytel ling-Konzepten, die er einbringt, seit er 2018 zu OMR gekommen ist. „Ich habe meinen Job schon immer so verstanden, dass es mehr ist als Knöpfe-Drücken“, sagt er.

Früher wollte Chris Filme ma chen. Audio war da für ihn eher lästiges Beiwerk. Bis er auf die Idee kommt, mit einem Kumpel einen Laber-Podcast zu starten, in dem sie sich gegenseitig Aufgaben stellen. Die wichtigste Aufgabe, den Podcast auf Plattformen wie Spotify und Co. hochzuladen, bekommt er damals allerdings nicht hin. „Jetzt bin ich der Hauptansprechpartner für Hos ting-Themen, so kann’s kommen.“

Und Chris sitzt auch bei OMR wieder vorm Mikro: Bei „Nie gehört“ ist er der Sidekick von Katjana Gerz, beim

Knossi-Podcast „1 auf die Ohren“ moderiert er den Gameshow-Teil. Beim „OMR-Podcast“ allerdings beschränkt sich sein Job auf den technischen Part: Aufnahme der Folge, Schnitt nach Vorgabe des Plans, den das Projektteam erstellt, und Ton-Korrekturen. Bei Letzterem achte er darauf, den Menschen nicht die persönliche Art des Sprechens auszuradieren. Aber: Alles, was den Hörfluss stört, muss weg. „Meine Toleranzgrenze ist hoch“, sagt er. Schmatzer stören ihn wenig, aber er weiß, dass viele Zuhörerinnen empfindlich darauf reagieren – also kommen sie raus. Genau wie das zustimmende „Ja“ und „Hm“ des Ge sprächspartners. Im echten Leben vollkommen normal, irritieren solche Laute beim Podcast. Mit Tools wie Kompressor, Equalizer und Limiter gleicht er die Lautstärke der Sprechenden an. Zudem nimmt er die Tieffrequenzen weg, damit Men schen, die den Podcast beim Auto

fahren hören, nicht vom Subwoofer „weggeballert“ werden.

Bei der Philipp-Knossi-Folge hat Chris bis auf die üblichen Korrektu ren nicht viel zu tun. Anders ist das bei remote aufgenommenen Pod casts. Hall, Rauschen und Störgeräu sche sind da die größten Feinde. Am schlimmsten seien Konferenzräume mit vielen Fenstern. „Besser in einen Raum mit möglichst viel Stoff setzen, also mit Couch, Teppich und Vorhängen“, rät der Audio Producer. Dann kann auch eine Aufnahme per Handy gut klingen. „Teures Equip ment muss nicht sein“, sagt er.

Linda Häusler: Die Allrounderin

Bittet

man Linda Häusler, Jahr gang 1995, um eine Beschrei bung ihrer Tätigkeit bei den Podstars, antwortet sie: „Es kommt drauf an.“ Zu jedem Podcast gehört ein Team aus Projektmanagement, Content- und Konzeptmanagement, Audio-Produktion, manchmal Marketing, manchmal Grafik. Als Projektmanagerin hat Linda von Podcast zu Podcast unterschiedliche Aufgaben. Sie ist Ansprechpartne rin für die Hosts oder bei Branded Podcasts für die Marke, checkt Deadlines und Briefings, managt die Gäste, hält Kontakt zum Campaign Team und ist bei den Folgen- und Werbe-Aufnahmen dabei. „Für mei nen Job muss man Ruhe mitbrin gen“, sagt sie. Denn eigentlich will immer jemand etwas von ihr. Während der Aufnahme des „OMR-Podcasts“ allerdings kann sie ganz in Ruhe eine Etage weiter unten im Großraumbüro arbeiten. Den Podcast betreut sie nicht, dafür andere Shows wie „Fast & Curios“ mit Lea-Sophie Cramer und Verena Pausder sowie den neuen MetaPodcast „Net New“. Für diesen hat sie Jana Riva als Host gefunden, Schauspielerin und Influencerin. Ist der Kunde zufrieden mit dem Vor schlag, nimmt die Projektmanagerin Kontakt zum Management auf und übernimmt die Honorar-Verhand lungen. Externe Hosts von Branded Podcasts erhalten ein fixes Honorar für eine ganze Staffel. Ob sich eine weitere Staffel eines Podcasts lohnt,

108 · turi2 edition #19 · Audio
Zwischen Tradition steckt Innovation. Am Medienstandort Bayern. xplr-media.com -rndl versitat .. i i Di wie z. B. Antenne Bayern, Bayern 3, egoFM, Klassik Radio Überzeuge dich selbst und entdecke, was der Medienstandort Bayern zu bieten hat!

zeigen die Zahlen. Und auch die hat Linda im Blick, bei jeder Folge bis zu sechs Wochen nach Veröffent lichung. Je nach Show freut sie sich bereits über 1.500 Hörerinnen, bei anderen steht die Zahl 20.000 und sie denkt sich: „Könnte auch mehr sein.“ Wichtig sei auch die Durch hör-Rate, die Retention Rate. Die sei ab 60 Prozent zufriedenstellend. Un zufrieden sind ihre Kunden manch mal mit Füllwörtern in Gesprächen. Dann müsse Linda erklären, dass bei einem Podcast nicht jedes „äh“ rausgeschnitten werden kann. „Keiner will einen Redefluss wie bei einer Maschine hören.“

Greta Kastner: Die Frau für Folgen und Follower

Einneuer Podcast will gehört werden, und da kommt bei den Podstars Greta Kastner ins Spiel. Als eine von vier Social-

Media-Managerinnen rührt die 26-Jährige online die Werbetrommel für die Shows, die im Haus produ ziert oder vermarktet werden. Sie ist nach ihrem MedienwirtschaftStudium mit einem Praktikum bei OMR gestartet und seit 2021 fest dabei. „Community-Management sollte man von Anfang an mitden ken“, sagt sie. Bekannte Namen wie Knossi oder Mats Hummels bringen ihre Gefolgschaft fast automatisch mit in die Audio-Welt, bei weniger berühmten Hosts ist mehr Aufwand nötig. Zum Start eines neuen Pod casts laufen die Werbeanzeigen bei den Podstars meistens erst einen Tag vor Veröffentlichung, denn wenn die potenziellen Fans zu lange auf die erste Folge warten müssen, sind sie enttäuscht bis genervt.

Greta muss dabei auch den Spa gat zwischen den Kanälen schaffen. Denn in den sozialen Medien gehen gerade Videos durch die Decke,

Podcasts sind zum Hören da – wie passt das zusammen? „Es ist eine Herausforderung“, sagt Greta. „Viele Podcaster fühlen sich einfach wohler, wenn keine Kamera auf sie zeigt.“ Trotzdem rät sie dazu, den Schritt aus der Komfortzone, „aus dem Kabuff heraus“, zu wagen. Highlights eines Podcasts als kurzer Video-Zusammenschnitt würde bei Instagram und Co richtig gut funktionieren. Beim „OMR Podcast“ laufen bei vielen Folgen mehrere Kameras mit, die Aufnahme laden die Podstars dann bei YouTube hoch. So viel Aufwand muss gar nicht immer sein, sagt Greta: „Ab und zu mal ein Bild aus der Kabine posten ist besser als gar nichts“. Das Bild von Philipp und Knossi aus der Podcast-Kabine sammelt auf dem Instagram-Kanal der Podstars ein paar Wochen später 62 Herzen ein. Das YouTube-Video kommt auf über 110.000 Aufrufe.

Greta Kastner rührt bei Social Media die Werbetrommel für die Promis, die bei OMR ein und aus gehen
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BurdaVerlagCelebrating the Good Life.

Stefanie Kuhnhen ist Strategiechefin und Managing Partner bei Serviceplan

Hör mal, Stefanie Kuhnhen...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich „Heidi“-Schallplatten! Die liefen immer, als ich krank war.

Meine Lieblingserinne rung ans gute alte Radio: Für mich ist das gute, alte Radio immer noch topak tuell, heute eher sonntag morgens, wenn Bettina Tietjen auf NDR2 talkt. In meiner Jugend hat mich HR3 durch den Tag be gleitet: Meine Lieblingser innerung ist die Sendung „Pop und Weck“, morgens um sechs Uhr zum Auf stehen, wenn ich um 7.09 Uhr den Zug zur Schule nach Marburg kriegen musste. Mittags natürlich die HR3-„Jukebox“, als ich vor dem Kassetten rekorder saß und Lieb lingssongs mitgeschnitten habe. Und nachts die „ARD Popnacht“, als ich als Mittzwanzigerin mit dem Auto durch halb Deutschland zu meinem Freund gefahren bin.

Heute höre ich am liebs ten Musik von: The Lagoons, Jens Lek man, James Vincent McMorrow, Malia oder Y’akoto. Für richtig gute Laune aber auch gerne mal Jan Delay, Paul Kalk brenner oder Napkey.

Podcasts höre ich am liebsten wenn ich jogge, reise oder am Wochenende aufwa che und noch etwas Zeit habe.

Mein Podcast-Tipp: So viele, ich bin ein Nerd! Als Strategin der „On Strategy Showcase“ von Fergus, als Werberin der „Tagline“-Podcast von Muse sowie als Trend- und Businessinteressierte „The Tim Ferris Show“. Um Kul tur einzuatmen liebend gern „Was mit Kunst“ von Johann König oder der Buch-Podcast „Edle Fe dern“ von Juli Zeh.

Ich hasse es, wenn im Podcast … in Gesprächen zu viel Da hingeplaudere passiert. Dann fällt es mir schwer, lange die Aufmerksamkeit zu halten.

Das ist mein Lieblings geräusch: Vogelgezwitscher! Das steht sogar als Zwitscher box bei uns im Bad.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Komischerweise brut zelndes Feuer. Als Audio alleine löst es bei mir Un behagen aus.

Ich hätte gern die Stimme von: Natürlich Christian Brückner, der deutschen Stimme von zum Beispiel Robert de Niro.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung laufen: „Sky & Sand“ von Paul Kalkbrenner, das war auch unser Hochzeitslied.

Hör mal, Jochen Wegner...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich den Song „Aber Dich gibt’s nur einmal für mich“.

Meine Lieblingserinne rung ans gute alte Radio: Die „Elmi Radio Show“.

Mein Podcast-Tipp: „Was jetzt?“, „Lage der Nation“, „Recode Media“ und „Warum denken Sie das?“.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Das Mahlen unserer Kaf feemühle ohne Bohnen.

Jochen Wegner ist Chefredakteur von Zeit Online und Mitglied der Chefredaktion der „Zeit“

Heute höre ich am liebs ten Musik von: DBN Gogo.

Podcasts höre ich am liebsten beim Laufen.

Ich hasse es, wenn im Podcast gegessen und getrunken wird.

Das ist mein Lieblingsgeräusch: Unsere Kaffeemühle.

Ich hätte gern die Stimme von: George Clooney.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung laufen: The Herbalisers „A Mother (For Your Mind)“ von Kruder & Dorfmeister vom Album DJ-Kicks.

Foto: Chudowski
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Andreas
RADIO BOLLERWAGEN steht für X treme Party Music! *Quelle: ma 2022 IP Audio II RADIO BOLLERWAGEN ist ein Produkt der 2.487.298 Stream-Aufrufe pro Monat.* Buchen Sie jetzt Ihre Werbungbei RADIO BOLLERWAGEN!Melden Sie sich direkt unter0800 4477100 RADIO BOLLERWAGEN ist übers Web, den Smart Speaker sowie über DAB+ in Nordrhein-Westfalen, Südhessen und Hamburg zu empfangen.

Im Hotel Myer's im Prenzlauer Berg hat Matze Hielscher schon einige seiner PodcastGäste untergebracht. Für turi2 unterzieht er eines der Zimmer einem Gemütlichkeitstest

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»Ich warte gerne auch mal ein paar Jahre auf einen Gast«

Matze Hielscher will seine Gäste im Podcast „Hotel Matze“ mit einem Gefühl von Heimeligkeit ausfragen – und von ihnen selbst etwas fürs Leben lernen. Dafür ist er sogar bereit, den Chef-Posten in seiner Firma aufzugeben

Von Nancy Riegel (Text) und Johannes Arlt (Fotos)

115 · turi2 edition #19 · Audio
»Wenn ich mich mit einem Gast im Podcast nicht gut verstehe, dann sieht man sich einfach nie wieder –wie in einem Hotel«

Mein Hör-Tipp:

„Ich habe in letzter Zeit kein Album so oft gehört wie das von Kendrick Lamar ‚Mr. Morale & the Big Steppers‘ – ein Kunstwerk! Ansonsten bin ich großer Fan vom Label Studio Bummens hier aus Berlin, das immer wieder neue innova tive Podcasts entwickelt.
Das Reiseformat ‚Raus‘ macht richtig Freude“

Matze, wir treffen uns heute hier im Hotel Myer's im Prenzlauer Berg, einem ziemlich schicken Hotel. Wann hast du zum ersten Mal in solch einem richtig fancy Hotel übernach tet?

Als ich noch Bassist bei der Band Virginia Jetzt! war und wir Auftritte im Fernsehen hatten, wurden wir in ganz teuren Hotels untergebracht. Da haben uns die anderen Gäste beim Frühstück ange schaut und gedacht: „Was machen die hier?“ Das fand ich toll. Unser Sänger hat immer alles Mögliche mitgehen lassen, wir sind einmal mit Plastiktüten voller Bademäntel aus dem Hotel spaziert. Und wir waren Profis im Mini bar-Manipulieren, haben Bierflaschen ausgetrun ken, mit Wasser aufgefüllt und wieder mit Kronkor ken verschlossen.

Was war das Krasseste, das ihr angerichtet habt?

Es gab da mal einen Hotel-Manager, der uns richtig scheiße behandelt hat. Also haben wir alle Möbel im Hotelzimmer fein säuberlich ausein andergeschraubt und die Einzelteile wie bei einer Anleitung von Ikea dra piert. Hat die ganze Nacht gedauert, aber das war’s wert.

Wie oft gab’s Ärger für diese Aktionen?

Nie. Man muss wissen, wie weit man gehen darf.

Vermisst du manchmal die Zeit als Musiker auf der Bühne?

Nö, gar nicht. Als Bassist war ich sowieso ein Nobo dy, alle schauen doch nur auf den Sänger. Ich mag es, ein paar Zentimeter

neben dem Scheinwerfer zu stehen. Du bekommst noch etwas Licht ab, aber die Aufmerksamkeit liegt auf jemand anderem.

Mit „Hotel Matze“ bist du heute einer der be kanntesten Podcaster Deutschlands und holst damit deine Gäste ins au ditive Rampenlicht. Wie kam es zu dem Namen? Die Idee kam mir – ohne Witz – unter der Dusche. Vorbild waren amerika nische Podcasts, die auch den Namen des Hosts tragen, wie die „Joe Rogan Experience“. „Hotel“ des halb, weil der Podcast ein Gespräch abbilden soll, das sich so auch zufällig an einer Hotelbar zutra gen kann.

Wie viele deiner PodcastGäste haben tatsächlich schon mal bei dir über nachtet?

Ich habe einen Wochenend-Rückzugs-Ort mit einer Jurte, einem großen Zelt. Da haben schon vier oder fünf Menschen ge schlafen, bei mir zu Hause aber noch niemand.

Und mit welchen deiner Gäste würdest du gerne mal eine Übernachtungs party veranstalten?

Oh, mit ganz vielen mei ner bisher 200 Gäste. Ich denke da lustigerweise zu erst an Harald Glööckler, Atze Schröder, Markus Gabriel, Nora Tschirner und Sibylle Berg. Ferdi nand von Schirach und Benjamin von StuckradBarre sollten auch unbe dingt dabei sein. Wenn ich mir diese Menschen im Pyjama in einem Hotel in den Bergen vorstelle – fän de ich schon sehr witzig. Könnte aber auch etwas übergriffig wirken mit der Pyjama-Pflicht.

Welche Qualitäten hast du als Gastgeber, die dir im Podcast zugute kom men?

Wenn Leute bei meiner Frau, meinem Sohn und mir zu Hause zu Besuch sind, bleiben sie meistens lange und sagen dann: „Wow, ist das entspan nend.“ Wir können ande re Menschen gut so sein lassen, wie sie sind. Und das gleiche gilt für mich und den Podcast, ich will meinem Gesprächspart ner auch dieses Gefühl geben. Natürlich heißt das nicht, dass man nicht mal jemanden herausfordern kann. Kritische Fragen ste hen – wenn sie in einem geschützten Raum gestellt werden – nicht im Gegen satz zum Wohlfühlen.

Wie schaffst du diese Wohlfühl-Atmosphäre im Podcast? Durch lange Vorgespräche? Es gibt normalerweise kein Vorgespräch, einige Gäste kennen das Format auch gar nicht. Ich bin einfach als Interviewer da, wie ich bin. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Gäste das Gefühl haben, der Fragen-Stel ler wurde zum Interview „geschickt“, stellt also die Fragen einer anderen Per son. Und genau das mache ich nicht. Mein erster Pod cast mit Nora Tschirner fällt mir da ein. Ich wollte eigentlich mit ihr über Humor sprechen. Im Ge spräch hat sie sich dann entschieden, zum ersten Mal öffentlich über ihre Depression zu sprechen. Ich vermute, dass Nora den offenen Raum dafür erkannt hat.

Deine Gespräche gehen oft sehr in die Tiefe. Haben sie dich auch per sönlich verändert?

Mathias Hielscher

Geb. 1979 in Elsterwerda

1996 Ausbildung zum Lampenverkäufer im Möbelparadies

Elsterwerda

1999 Gründung der Band Virginia Jetzt!

2009 Partyveranstalter und DJ

2010 Gründung der Firma

Mit Vergnügen mit Pierre Türkowsky

2016 Start des Podcasts „Hotel Matze“

2020 Podimo-Podcast „WG Wesensfremd“

mit Sibylle Berg

2020 Buch „Die Schule meines Lebens“

2022 Buch „Die Akademie meines Lebens“

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»Ich will keinen Podcast aufnehmen und dabei daran denken müssen, dass später noch ein Finance-Meeting und ein Personalgespräch anstehen. Ich will nicht in dieser Gleichzeitigkeit leben«

Auf jeden Fall! Ich durfte sehr viele schlaue Men schen treffen und mir ein wenig von ihnen ab schneiden. Das fühlt sich so an, als würde mein eingebauter Computer ein Update ziehen und mit einer neuen Version laufen. Es gab tatsächlich schon Gespräche, die mein Weltbild verändert haben, wie das mit dem Philo sophen Markus Gabriel Anfang 2021. Es herrschte tiefste Pandemie, in der Zeit wurde mir alles zu viel. Ich sehnte mich nach Einfachheit, Marie Kondo sollte quasi mein Leben aufräumen. Da sagte mir Markus Gabriel, er setze genau auf das Gegenteil, sein Leben müsse maxi mal kompliziert werden. Denn die Vereinfachung ist aus seiner Sicht die Wurzel allen Übels – siehe Amazon, wo man alles mit einem Klick bestellen kann. Weil unser Leben so einfach geworden ist, gibt es überhaupt erst den ganzen Mist, der uns be lastet. Diese Erkenntnis hat in meinem Kopf eine Explosion ausgelöst.

Wie verkomplizierst du dein Leben jetzt be wusst? Durch Kleinigkeiten. Ich kaufe jetzt wieder mehr im stationären Handel. Ich versuche, mich beim Fahren nicht mehr kom plett auf mein Navi zu verlassen. Ich schaue mir die Karte vorher an und merke mir die Route, um damit mein Gehirn anzu strengen. Funktioniert bis her so mittelmäßig. Und: Bei meiner letzten Reise habe ich bewusst vorher nicht alle Hotel-Bewer tungen gecheckt. Dadurch sind wir im gefühlt bes ten, nettesten und lustigs ten Hotel, aber auch im

schlimmsten Hotel Albani ens abgestiegen, mit dem unfreundlichsten Gastge ber überhaupt, der beim Essen neben uns saß und uns richtig unheimlich anstarrte. Aber: Beides geile Geschichten. Weite res Beispiel: Anke Engelke benutzt kein Smartphone und sagte mir sinngemäß, dass ich total armselig sei, weil ich ständig auf mein Handy schaue. Und sie hat recht! Mein Smart phone habe ich immer noch, aber jetzt zusätzlich auch ein richtiges Rent ner-Handy, um mich an Tage ohne Smartphone zu gewöhnen. Funktioniert im Arbeitskontext aber natürlich nicht immer.

Du hast 2010 gemeinsam mit Pierre Türkowsky die Firma Mit Vergnügen gegründet, ihr habt mit Online-Stadtmagazinen angefangen. Läuft das noch?

Ja, voll. Die Leute freuen sich immer noch über Orientierung, trotz Social Media. Wir sind gefühlt die coolen Gelben Seiten. Die Redaktionen schrei ben die Texte für die Stadtmagazine und das Reisemagazin. Vor einigen Jahren sind dann die Pod casts dazugekommen, ne ben „Hotel Matze“ gibt es unter anderem noch den Wissens-Podcast „Fünf zu Eins“ und „Familienrat“ mit Katia Saalfrank. Ein weiterer Teil bei Mit Ver gnügen kümmert sich um Sales und Marketing.

Wie wichtig ist Audio für eure Firma?

Das Hauptgeschäft bei Mit Vergnügen sind die Magazine. Audio macht ungefähr ein Drittel der Einnahmen aus. Ist aber trotzdem wichtig, weil der Inhaber, also ich, es total

»Ich stehe lieber ein paar Zentimeter neben dem Scheinwerfer. Du bekommst noch etwas Licht ab, aber die Aufmerksamkeit liegt auf jemand anderem«
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BLEIBE HUNGRIG. BLEIBE NEUGIERIG. #ZUKUNFT BEWEGEN STEHEN. ABER BLEIBE NIEMALS

leidenschaftlich betreibt und ein paar andere da mit in Geiselhaft genom men hat.

Warum Inhaber und nicht mehr Geschäftsführer?

Ich habe mich Ende 2021 als Geschäftsführer zu rückgezogen. Ich hatte das Privileg, zwei erfüllende Sachen machen zu dürfen, die aber beide viel Zeit und Energie kosten: den Podcast und die Geschäfts führung. Da bleibt für die dritte Sache, die mir am allerwichtigsten ist, näm lich meine Familie, nicht viel Zeit übrig. Ich habe deshalb beschlossen, mich aus dem Operativen zu rückzuziehen, aber meine Anteile zu behalten. Ich bleibe also Inhaber. Ich will einfach nicht in die ser Gleichzeitigkeit leben. Ich will keinen Podcast

aufnehmen und dabei da ran denken müssen, dass später noch ein FinanceMeeting und ein Personal gespräch anstehen. Wir sind jetzt knapp 40 Leute bei Mit Vergnügen und ich bin der festen Über zeugung, dass das Team es auch ohne mich schafft.

Das Geschäftsmodell von Mit Vergnügen –Tipps für die Places to be – wurde während der Pandemie auf die Probe gestellt. Hat euch dein Podcast da finanziell den Arsch gerettet? Angefangen hat es als mein Hobby, dann haben wir Geld damit verdient und während der Pande mie, als niemand mehr Ausgeh-Tipps lesen wollte, haben die Podcasts tat sächlich dabei geholfen, Stellen zu retten – nicht nur „Hotel Matze“, son

dern auch die Auftrags produktionen, die wir machen.

Geld kommt bei euren Podcasts durch Werbe kunden rein. Was war bei „Hotel Matze“ dein bisher bester WerbeCoup?

Da muss ich einfach Hei neken nennen, auch wenn das schon oft genannt wurde. Ich trinke seit ein paar Jahren keinen Alko hol mehr und Heineken hat sich trotzdem darauf eingelassen. Also mache ich jetzt Werbung für al koholfreies Bier. Bis heute schreibt mir Heineken nichts vor, bei allen ande ren Marken bekomme ich Briefings.

Und was war das blödes te Erlebnis mit einem Werbepartner? Es gibt einfach unpassen

de Sachen, die mir vor geschlagen werden. Ich kann nicht mit einem Gast über Depressionen reden und in der Werbung spre che ich über Intimrasur bei Männern. Das musste ich dann „leider“ absagen.

Verständlich. Gibt es die perfekte Gesprächslänge für einen Podcast? Nein, ich lasse das kom plett offen. Die letzte Folge mit Stuckrad-Barre war über dreieinhalb Stunden lang – geschnitten. Die mit Campino von den Toten Hosen war auch fast so lang. Und bei ihm habe ich eine richtig dumme Sache gemacht: Ich habe im Gespräch gedacht, „jetzt reicht’s, er hat doch bestimmt noch was Besse res vor“, und habe es qua si beendet. Danach saß er aber bestimmt noch zwei weitere Stunden da,

»Verquatschen ist in einer Zeit, in der eigentlich alles durchgetaktet ist, doch das Schönste«
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Rund

Quellen:

HEIMSPIEL.
1.500.000 Fans gehen pro Monat in die Bundesliga-Stadien. Rund 1.700.000.000 -mal gehen Fans pro Monat auf die digitalen kicker-Kanäle. WEB | APP | PRINT | SOCIAL | PODCAST | BUSINESS
IVW/kicker

um mit mir zu labern. Ich Idiot! Verquatschen ist in einer Zeit, in der eigent lich alles durchgetaktet ist, doch das Schönste. Ob im Zug, an der Hotel-Bar oder eben im Podcast. Ich habe in meiner Arbeit ja auch keine Deadline, ich kann mitunter auch mal mehrere Jahre auf einen Gast warten und mir dann richtig viel Zeit nehmen.

Auf wen hast du denn so lange gewartet?

Auf Farin Urlaub und Campino. Ich warte im mer noch auf Markus Lanz – und Angela Merkel natürlich.

Nehmt ihr Podcaster euch gegenseitig die Gäs te weg?

Es kommt tatsächlich vor, dass ich einen potenziel len Gast in einem anderen Podcast höre und denke: „Die Person muss ich jetzt nicht mehr interviewen, es sind keine Fragen mehr offen.“ Dann warte ich lie ber noch mal zwei Jahre.

Ist das der größte Feh ler, den man im Podcastmachen kann? Fragen stellen, auf die man die Antwort schon weiß?

Manchmal muss man die stellen, um die Hörer mit zunehmen. Es gibt andere Fehler: falsche Fragen stellen oder Fragen nicht stellen, weil man sich nicht traut. Manchmal will man einer Person gefallen oder ihr nicht auf den Schlips treten. Ein anderer Fehler: nicht eingreifen, wenn der Gast etwas sagt, das nicht unkommentiert in die Öffentlichkeit gelangen sollte.

So wie bei der Folge mit Sarah Kuttner, als sie das N-Wort benutzt hat?

Ja, es war ein Fehler, da nicht widersprochen zu haben. Das war mir eigentlich schon direkt nach dem Aufnehmen der Folge bewusst, unmittel bar. Ich habe den Part damals trotzdem nicht rausgeschnitten, weil ich es wichtig fand, die Debat te zu führen. Und ich bin dadurch und die Kritik danach wirklich persön lich weitergekommen. Ich weiß jetzt, dass schon das Nennen des Wortes eine Reproduktion rassisti scher Strukturen ist, egal, in welchem Kontext. Um beim Bild zu bleiben: Ich

habe ein Update gezogen. Und wenn ich nicht total auf dem Schlauch stehe, läuft dieses Update ab sofort immer mit.

Gibt es eine Folge, die du gerne noch einmal neu aufnehmen würdest? Eigentlich nicht. Jede Folge steht so, wie ich in dem Moment war, wie der Gast in dem Moment war, für sich. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit, Gäste ein zweites Mal zu treffen. Mein erstes Ge spräch mit Robert Habeck war ein Standard-Inter view – und ich glaube, er fand es auch nicht so toll. Das zweite Gespräch war dann ganz anders und richtig gut.

Und gibt es einen Gast, den du im Nachhinein bereust?

Nein, auch das nicht. Egal ob ich mich gut mit einem Gast verstanden habe oder nicht, war es immer richtig, dass er oder sie da war. Dann sieht man sich einfach nie wieder – wie in einem Hotel.

Du hast mal in einem Interview gesagt, dein Sohn findet Podcasts

langweilig. Wie kannst du ihn doch noch vom Format überzeugen?

Ich habe mir extra für ihn ein Format ausgedacht namens „Kleine Fragen“, in dem Kinder Stars inter viewen. Hat okayish bei ihm funktioniert. Er fand manche Sachen gut, aber wir haben leider seinen Lieblingsmusiker Mark Forster noch nicht ran be kommen.

Du stellst deinen Pod cast-Gästen immer als Letztes die Frage, was sie auf eine große Plakat wand in Berlin schreiben würden. Was würde auf deiner stehen?

„Keine Angst vor großen Fischen.“ Das hat mir Ben Spindler, der Tontechni ker von Virgina Jetzt! vor meinem ersten Konzert gesagt und der Spruch hat mir an ganz vielen Weg gabelungen geholfen, an denen ich dachte, sie wäre eine Nummer zu groß. Sei es beim Thema Kind krie gen, heiraten, Hund zu legen – ich musste immer wieder an den Spruch denken. Und eben auch bei der Entscheidung, den Geschäftsführer-Posten aufzugeben.

Und was soll mal über deinem Nachruf bei turi2 stehen?

Auf jeden Fall nicht so et was wie „Wurde auch mal Zeit“ oder „Schade, dass du da warst“. Ich glaube, „Danke für deinen Be such“ fände ich schön.

Matze Hielscher im Videofragebogen turi2.de/koepfe

Matze Hielscher und Nancy Riegel haben ihre ostdeutschen Dialekte abgelegt, verstehen sich aber trotzdem
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Transportation Matters

Lastwagen und Busse sind das Rückgrat der Wirtschaft und Gesellschaft. Ohne sie käme die Welt zum Stillstand. Gleichzeitig tragen Nutzfahrzeughersteller wie wir eine große Verantwortung hinsichtlich des Einflusses auf den Klimawandel und unserer Rolle in der Gesellschaft als Arbeitgeber und Corporate Citizen.

In seinem monatlichen Podcast „Transportation Matters“ lädt unser CEO Martin Daum namhafte Gäste ein, um mit ihnen über relevante Themen wie die Zukunft des Transports, Nachhaltigkeit, Führung und unternehmerische Ethik zu diskutieren – bisweilen mit überraschenden Standpunkten.

In seiner vierten Staffel spricht Martin Daum mit Britta Heide mann, deutsche Fecht-Ikone und mehrfach ausgezeichnete Olympia-Siegerin, über Motivation und Wettbewerb. Die Elektrifizierung und Digitalisierung ist das Hauptthema mit dem renommierten Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer. Bernd Heid, Senior Partner bei McKinsey, diskutiert zur zukünftigen Rolle von Wasserstoff.

In der aktuellen Folge dreht sich alles um die Zukunft der Logistik. Zu Gast ist Frank Appel, Vorstandschef der Deutschen Post AG. Außerdem spricht Martin Daum mit Sherry Sanger, Executive Vice President Marketing and Chief Marketing Officer bei Penske Transportation Solutions. daimlertruck.com/newsroom/podcast

Hier geht’s zu unseren Podcast-Folgen:

Barbara Schöneberger ist eine Mundwerkerin, vor der nichts und niemand sicher ist. Die Entertainerin verrät, wen sie am liebsten interviewt und worin für sie die größte Herausforderung beim Podcasten liegt

Barbara Schöneberger talkt sich mit „Blondes Gift“ ab 2001 auf den Ra dar einer größeren Öffent lichkeit. Heute hostet sie unter anderem die „NDR Talk Show“, „Verstehen Sie Spaß?“ und die Shows um den Eurovision Song Con test sowie etliche Preis verleihungen. Außerdem ist sie Namensgeberin und Titelfigur der Zeitschrift „Barbara“

»Um meine Stimme kümmere ich mich nicht so wahnsinnig – ich bin noch mit anderen Körperteilen beschäftigt«

Barba Radio

Barba Radio liefert seit Oktober 2018 ein 24-Stunden-Radioprogramm mit Fokus auf Barbara Schöneberger. Das Programm wird über eine App, die Website und Radioaggregatoren verbreitet. Schönebergers Gespräche mit promi nenten Gästen unter dem Titel „Mit den Waffeln einer Frau“ stehen auch online als Podcast zur Verfügung. Barba Radio ist eine digitale Radiomar ke der Regiocast GmbH & Co. KG, einem deutschen Medienunternehmen mit Beteiligungen an Hör funksendern, Hörfunk vermarktern und weiteren Dienstleistern

Du bist Fernseh- und Radiomoderatorin, Entertainerin, Schau spielerin und Sängerin. Wie wichtig ist dir deine Stimme?

Ich quatsche ja wirklich den ganzen Tag Tausende und Abertausende von Wörtern. Und auch wenn ich jeden Abend ein Kon zert singen würde: Meine Stimme hat mich glück licherweise noch nie so richtig im Stich gelassen. Sie ist sehr belastbar. Das muss sie auch, denn um meine Stimme habe ich mich jetzt explizit noch nicht so wahnsinnig ge kümmert – ich bin noch mit anderen Körperteilen beschäftigt.

Was verbindest du mit dem Medium Radio? Mein erstes Radioerlebnis, an das ich mich wirklich erinnere, sind Thomas Gottschalk und Günther Jauch, die damals beim Bayerischen Rundfunk diese legendäre Radio show gemacht haben. Die Sendung lief immer genau dann, wenn ich von der Schule zurückkam, so um 14:00 Uhr. Ich fand die beiden wahnsinnig lustig. Da wusste ich, was ich be komme, wenn ich anschal te – so etwas ist viel wert.

Wann hörst du heute Radio?

Ich fahre relativ viel mit dem Auto durch die Stadt und habe dabei immer das Radio an. Und zwar brül lend laut. Manchmal stehe ich an der Ampel, neben mir jemand, der das Radio voll aufgedreht hat. Ich denke bei mir: „Unmög lich, dieser Prolet.“ Und dann stelle ich manchmal beim Aussteigen fest, wie laut ich selbst eigentlich höre – und bin ein biss chen beschämt.

Was hörst du dir im Ra dio an?

Ich bin kein treuer Hörer, ich höre alles, schalte die ganze Zeit hin und her. Der absolute Albtraum für einen Sender. Ich suche mir die Musik passend zu meiner Stimmung aus. Das kann mal Klassik sein oder eben Pop, wenn ich mit den Kindern fahre. Die haben definitiv ein, zwei Sender, die sie im mer hören wollen. Und ansonsten freue ich mich auch über die Nachrich ten und über Menschen am Mikrofon, die Humor rüberbringen und unter haltsam moderieren – und beim Radio gibt es einige davon.

Und wann hörst du Pod casts?

Ich höre Podcasts gar nicht so viel, ehrlich ge sagt. Aber es reicht ja auch, selbst einen zu machen. Ich mache sogar einen sehr erfolgrei chen, der inzwischen in Deutschland mehr gehört wird als meine Fernseh sendungen je geguckt wurden. Ich sehe die Pod cast-Nummer also eher unter dem Aspekt des Machens.

Gut, was begeistert dich am Podcast-Machen? Es macht mir sehr viel Spaß, mit einem promi nenten Menschen, den ich manchmal schon seit Jahren kenne, aber mit dem ich noch nie so rich tig Zeit hatte, mich auszu tauschen, nun eine Stunde lang treiben zu lassen und ausführlichst zu unter halten. Beim Podcast geht das.

Du hast mit Barba Radio quasi dein eigenes Radio erfunden, eine Mischung aus kuratiertem Musik

programm und Podcasts – deinem eigenen und die deiner sogenannten Podcast Friends – alles abrufbar über eine App. Worauf legst du bei der Programmgestaltung wert?

Wir haben uns im Vorfeld ganz genau angeguckt: Wer sind unsere Hörer, vor allem Hörerinnen? Und was wollen die? Wie alt sind die? Was haben die für einen Geschmack?

Ich glaube, wir haben das ganz gut antizipiert mit nicht überbordenden Redebeiträgen –wenn gesprochen wird, dann immer unterhaltsam und lustig. Und wir stehen für eine sehr abwechslungs reiche Musik. Ich schalte immer wieder selbst rein und denke mir: „Och geil, was für super Musik.“

Wen lädst du dir gern als Gesprächsgast ein?

Am liebsten lade ich mir Menschen ein, die keine Angst vor Interviews haben. Es gibt ja auch so Schauspieler und Schau spielerinnen, die schon vor dem Gespräch sagen: „Aber eines sag ich dir gleich: Über Privates rede ich nicht, über meine Kin der rede ich auch nicht. Und das sage ich nicht, und das mache ich nicht. Und überhaupt, ich bin sehr aufgeregt.“ Meine Aufgabe ist es dann, diese Menschen an die Hand zu nehmen und zu zeigen: „Komm, wir machen das jetzt zusammen, und du wirst gar nicht merken, dass du interviewt wirst.“

Es gibt welche, die sträu ben sich bis zuletzt und sind recht sperrig wie so eine kleine, rostige, alte Bahnschranke. Und dann gibt es aber auch welche, von denen erwartet man gar nichts und die spru

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deln und sind lustig und toll. Ich bin regelmäßig verliebt in meine Gäste, weil ich mich überraschen lasse vom Esprit und ja, auch der Intelligenz mei ner Gesprächspartner.

Was war dein größter Fail beim Radiomachen und Podcasten?

Die halten sich in Gren zen, weil ich ein super Team habe und mit allen möglichen Leuten zu sammenarbeite, die das ja schon viel länger machen als ich. Die größte Heraus forderung, mit der wir hier zu kämpfen haben, ist im Prinzip die Technik: Wenn wir zu jemandem schalten, eine Leitung hin zukriegen, eine ganz nor male Internetverbindung, die so stabil ist, dass da gutes Material bei herum kommt, das sendefähig ist, das ist momentan immer noch unser größter Punkt. Es möge das der Minister für Verkehr und Infra struktur lesen. Vielleicht, vielleicht werden doch noch mal ein paar Kabel verlegt. Demnächst.

Wer sollte zum Radio gehen?

Alle können zum Radio gehen. Wer den Traum hat, im Radio zu sein: ein fach ausprobieren. Die wenigsten hatten das feste Ziel, Radiomoderatorin zu werden. In den meis ten Fällen ist das einfach passiert. Die wurden halt irgendwann mal ins Stu dio gesetzt, nach dem Motto: „Jetzt liest du mal den Verkehr“, und wenn man sich dabei nicht ganz doof angestellt hat, dann ging es weiter. Das gilt übrigens nicht nur fürs Radio, sondern für jeden Job. Wenn man sich

gut anstellt, kann man alles schaffen.

Welche Tipps gibst du Podcast-Neulingen?

Keine Ahnung. Ich bin ja selber Neuling. Einfach versuchen, dass es einiger maßen interessant bleibt. Podcast wird manchmal missverstanden als: Wir treffen uns, quatschen zwei Stunden über mög lichst langweilige Sachen, alles ist total alltäglich, und wir lassen nebenher ein Mikrofon laufen. Das kann es auch nicht sein. Ich finde es schon gut,

wenn der Zuhörer auch das eine oder andere Mal lacht oder „Aha“ sagt und etwas dazulernt.

Du moderierst die Show um den Eurovision Songcontest. Wie landet Deutschland mal wieder vorn statt hinten? Den ESC begleite ich schon so lange, ich habe irgend wie einen milden Blick auf den Wettbewerb. Man muss es erst mal selber hinkriegen, da hinzufah ren und seinen Mann zu stehen. Unsere Interpre ten haben in den letzten

Jahre gut performt. Nur offensichtlich treffen wir nicht so den Geschmack der Masse. Aber immer hin haben wir vor zehn oder elf Jahren das Ding gewonnen, und es gibt Länder, die haben schon viel länger nicht mehr auf dem Siegertreppchen gestanden. Also, wir be mitleiden uns da immer so schrecklich – ganz ohne Grund. In diesem Jahr hat ten wir sechs Punkte, da haben wir uns doch schon ein bisschen verbessert. Es geht bergauf.

Interview: Heike Turi

»Ich bin der absolute Albtraum für einen Sender«

Kann man Gesundheit hören?Und wie!

Die Gesundheits-Podcasts der Apotheken Umschau jetzt anhören auf www.gesundheit-hören.de und überall dort, wo es gute Podcasts gibt.

gesundheit-hören.de

Sebastian Esser begleitet Medienmenschen auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit. Er glaubt: Mit einem Podcast kann man sich direkt in die Köpfe und Herzen des Publikums quatschen

Sebastian, du hilfst Me dienschaffenden, sich selbst zu Medienmarken zu machen. Wie gut tau gen dafür Podcasts?

Was ein Podcast super kann: Menschen aus dem Publikum zu Mitgliedern einer Community machen. Weil Leute mit meiner Stimme in ihrem Kopf schnell eine persönliche Beziehung aufbauen. Mit Podcasts Reichweite auf zubauen ist allerdings schwierig, weil es bisher kaum effektive virale Loops gibt, wenn man von Spotify absieht. Podcasts

sind kein rundgelutschtes Vervielfältigungs-System. Das ist ja auch das Schöne an ihnen, das Anarchi sche: Es kontrolliert noch niemand.

Ist das Anarchische wirklich noch da beim Podcast? Die großen Verlagshäuser sind längst dabei – mit ganz anderen Ressourcen als jemand, der in seiner Wohnküche ins Mikro spricht. Was ich mit „anarchisch“ meine: dass die Eintritts barrieren niedrig sind. Da sitzt niemand an der

Tür, der den Zugang kon trolliert, anders als bei großen Social-Media-Platt formen oder Verlagen. Es stimmt, dass der Markt inzwischen sehr reif ist. Das sieht man an den Preisen, die für Werbung bezahlt werden. Da weiß ich gar nicht, ob das wirk lich nachhaltig so bleiben kann.

Wem rätst du zu einem eigenen Podcast? Podcasts kann man neben her mitmachen, ohne krasses Wachstumskon zept. Wenn man es nicht

Sebastian Esser gründet 2012 die Crowdfun ding-Plattform Krautreporter mit. Heute gibt er das gleichna mige Online-Magazin heraus. 2016 startet Esser das Finan zierungs-Portal Steady für unabhängige Medien. Seit 2022 verschickt er im Newsletter „Blaupause“ FinanzierungsTipps für Content Creators und hostet einen dazugehörigen Podcast

als Misserfolg sieht, wenn man nicht ganz oben lan det, kann man mit einem Podcast wunderbar die Leute mitnehmen. Warum nicht Interviews, die man ohnehin führt, auch als Podcast veröffentlichen? Warum nicht CommunityMitglieder einladen, für dieses Podcast-Interview Fragen zu stellen? Die Top Ten der deutschen Pod cast-Charts werden von Leuten beherrscht, die seit vielen Jahren dabei sind oder ganz viel Geld und Reichweite im Rücken haben, da mitzumischen

»Das Schöne am Podcast ist das Anarchische«
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ist wahrscheinlich unrea listisch. Wenn man aber ein bisschen Druck raus nimmt und nicht erwartet, ein Riesen-Geschäft zu machen, kann man damit einen zusätzlichen Kanal erschließen, der die Leute enger bindet.

Du selbst bist ja recht neu im Podcast-Game. Wieso mischt du jetzt auch am Mikro mit? Ich veröffentliche ein Au dio, wenn es sich ergibt, als Teil meines Gesamt angebots. Ein modernes, unabhängiges Medium besteht für mich aus drei verschiedenen Kanälen: Social Media für die Reich weite, Newsletter als Push-Kanal, um die Inte ressierten direkt zu infor mieren. Und dann drittens der Podcast für eine beson dere Bindung. Bei News letter und Podcast habe ich noch eine Push-Souveräni tät – anders als bei Social Media. Ich verschicke auch meinen Podcast per E-Mail an NewsletterAbonnent*innen. So passt alles zusammen.

Wenn ich jetzt als OneWoman-Show einen Podcast starten möchte –wer finanziert mir den? Am Anfang niemand, fürchte ich. Zum Glück ist Podcasten billig. Aber natürlich geht man ins Risiko: Man steckt seine Arbeit rein. Wenn man dann entweder eine spit ze Zielgruppe oder eine große Menge an Leuten erreicht, kann man über Werbung nachdenken. Eine Finanzierung über Mitgliedschaften macht erst Sinn, wenn eine star ke Bindung da ist.

Wie hoch schätzt du die Zahlungsbereitschaft ein – ist das Publikum nicht

längst an ein breites Gratis-Angebot gewöhnt?

Das Modell Paid Content, also Zugang zum Pod cast nur gegen Geld, ist schwierig. Ich kenne kei ne Beispiele, wo das gut funktioniert. Die zweite Möglichkeit wäre, regu läre Inhalte kostenlos zu veröffentlichen, aber zu sätzlichen Content für Mit glieder anzubieten. Das muss gar nicht viel Arbeit machen, zum Beispiel kann man ungeschnittene Episoden bieten, ein zu sätzliches Interview oder eine werbefreie Folge. Und das funktioniert gut.

Gibt es auch das Risiko, sich mit einem Podcast selbst zu entzaubern? Schon. Manchmal sind die Ambitionen nicht hoch ge nug, was zum Beispiel den Ton angeht. Wenn eine Aufnahme sich nach Bade zimmer anhört, entwertet das gute Inhalte auch gro ßer Medienmarken. Wenn jemand vom „Economist“ oder der „Süddeutschen Zeitung“ schlecht klingt, obwohl jedes iPhone heu te ein super Mikro hat, wird das Handwerkliche in einer Weise vernachläs sigt, wie man es bei Texten nie durchgehen lassen würde. Es muss nicht immer DeutschlandfunkNiveau haben, aber ein bisschen Mühe sollte man sich geben.

Hast du Beispiele, wo es gelungen ist, ohne Verlag oder ein Produktionsstu dio im Rücken eine Com munity aufzubauen? Andreas Sator mit seinem Podcast und Newsletter namens „Sonne & Stahl“ ist ein gutes Beispiel. Da geht es um Klimawandel und Energiefragen in thematischen Staffeln or ganisiert. Lennart Schnei

der, der früher bei der „Zeit“ für die Community verantwortlich war, hat einen Podcast zum Thema Abos gestartet: „Subscribe now“. Er sucht sich eine Nische von Menschen, die bei Unternehmen oder Medien zuständig sind für den Verkauf von Subscrip tions und veröffentlicht seine sehr gut vorbereite ten Interviews als Podcast. Natürlich wird er da nicht Tausende Leute erreichen. Aber für eine sehr enge Community ist das sehr relevant. Die werden das auf jeden Fall hören, so bald sie es entdecken.

Kann jeder podcasten, der seinen Content ans Publikum bringen will – auch ohne journalisti schen Hintergrund? Unbedingt. Ich behaupte, dass die Ausgangsbe dingungen ohne diesen Hintergrund sogar besser sind. Als Journalist*in wird man sein Handwerk gar nicht so leicht los. Es ist für uns Journalist*in nen schwierig, nicht Radio abzuliefern. Im Zweifel ist aber das authentische Ge spräch und gutes Zuhören viel wichtiger.

Kann ein Podcast das journalistische Hand werk auch erweitern? Da gibt es viele junge Journalist*innen, die mit einem Podcast ganz tief reingehen in ein Thema und super Sachen ablie fern. Ich denke zum Bei spiel an Sham Jaff und ihr Team, die „190220 – ein Jahr nach Hanau“ ge macht haben. Dann gab es ja „Cui Bono“, den erfolgreichen Podcast über Ken Jebsen von Khesrau Behroz. Oder „The Real Bierkönig“ von Marcus Engert und Phil Jahner.

Die Krautreporter sind trotzdem relativ zurück haltend beim Thema Podcasts. Warum?

Der Grund ist, dass wir uns das in der Qualität, in der wir das machen wol len, nicht auf Dauer leis ten konnten. Wir glauben schon stark an das Thema Audio, setzen aber auf die Vertonung von Texten. Das wissen auch unsere Mitglieder zu schätzen. Es gibt eine Audio-App, wo man sich Artikel zum Hören auf eine Merkliste setzen kann, falls mal eine Bahnfahrt oder ein Mara thon ansteht. Die kommt sehr gut an bei Mitglie dern, die im Alltag nicht zwanzig Minuten Zeit zum Lesen eines langen Arti kels finden, zum nebenbei Hören aber schon.

Die Zukunft langer journalistischer Texte liegt also im Audio?

Wenn man sich – wie wahrscheinlich alle, die so etwas sagen – die „New York Times“ anhört, kann man zu diesem Schluss kommen. Das ist zum Teil spektakulär. Aber wie man so etwas ohne die Mittel der „New York Times“ produzieren will, ist noch unklar. Wir wür den gern vom HörbuchCharakter wegkommen und unsere Aufnahmen eher wie ein Hörspiel mit Musik, Geräuschen und so weiter ausstatten.

Interview: Anne-Nikolin Hagemann

Sebastian Esser im Live-Podcast turi2.de/clubraum
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»Ich mag es, wenn die Situation authentisch ist«

Ina Karabasz leitet beim „Handels blatt“ den Bereich Journalismus Live. Und glaubt: Journalistinnen können bei Podcasts, Videos und Live-Events meist mehr, als sie sich selbst zutrauen

Ina Karabasz leitet das Ressort Podcast, Live und Video beim „Handelsblatt“. Sie hat Ökonomie und VWL studiert und ihre Ausbildung an der Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten gemacht

Mein Hör-Tipp:

„Den Podcast ‚Cui Bono‘ würde ich jedem empfehlen. Was zum Abschalten auch im Urlaub funktioniert, sind die Bücher von Dan Brown. Die sind gut vorgelesen und selbst wenn man nicht bei jedem Satz zuhört, trotzdem spannend“

Ina, was war der erste Podcast, der dich so rich tig begeistert hat?

Ich finde Storytelling-Pod casts sehr spannend. „Cui Bono“ und „Wild Wild Web“ zum Beispiel habe ich sehr gerne gehört.

Hast du da beim Hören schon gedacht: So sieht die Zukunft des Journa lismus aus?

Ich habe nie hinterfragt, dass Podcasts Teil der Zu kunft des Journalismus sind. Radio hat schließlich auch immer dazu gehört und Podcasts sind für mich schlicht eine logische Alternative.

Welche drei Zutaten braucht ein guter Pod cast unbedingt?

Inhalt, Qualität und gute Hosts. Guter Inhalt ist ein unbedingtes Muss. Gleichzeitig sind Podcasts ja eine sehr menschliche Form des Journalismus. Wir sind so nah an den Hörerinnen und Hörern, dass man hören kann, ob ein Host für das Thema brennt, es ihn wirklich interessiert und er oder sie auch Spaß dran hat. Deswegen sind die Hosts aus meiner Perspektive auch so wichtig.

Und was stört? Alles, was im Journalis mus auch sonst nichts zu suchen hat, gehört auch nicht in journalistische Podcasts: ungeprüfte Be hauptungen etwa. Aber beim Thema Hörqualität

gilt zum Beispiel für mich: Ich mag auch mal, wenn es authentisch in der Situ ation ist. Und wenn man dann nicht vermeiden kann, dass es Hinter grundgeräusche gibt, dann gehört das dazu. Andere haben da einen puristischeren Anspruch. Für mich sind No-Gos aber – wenn es nicht um Inhalte geht – grundsätz lich immer schwierig. Ich finde es wichtig, neue Ideen auszuprobieren und auch mal wieder welche zu verwerfen, statt direkt zu sagen: Geht nicht.

Du selbst hast lange für das „Handelsblatt“ über IT und Telekommunikation geschrieben. Reicht Schreiben heute als

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Journalistin nicht mehr aus, müssen alle vors Mikrofon oder gar die Kamera?

Auf keinen Fall. Wir leben in einer journalistisch wahnsinnig spannenden Zeit, in der wir das Glück haben, mehr und andere Kontaktpunkte mit Lese rinnen, Hörern oder Zu schauerinnen zu haben als früher. Das heißt aber nicht, dass alle alles kön nen müssen. Wir haben großartige Schreiber, die aber nicht gerne moderie ren und das ist auch völlig in Ordnung.

Kann Podcast jede und jeder?

Grundsätzlich können viel mehr Menschen live oder Podcasts journalistisch moderieren, als sie sich selber zutrauen. Es geht ja bei Live-Journalismus nicht darum, Fernseh shows zu moderieren oder galant durch einen Abend zu führen, sondern genau das zu machen, was wir sonst auch machen: Inter views führen und Men schen treffen. Das können grundsätzlich erstmal alle. Aber natürlich gibt es auch bei Moderationen Dinge, die man beachten sollte. Das ist genauso Handwerk, das mit der Er fahrung besser wird, wie Schreiben auch – wenn es auch deutlich leichter zu lernen ist.

Deine drei wichtigsten Tipps für Journalistin nen, die ans Mikro oder auf die Bühne gehen?

Interesse am Thema, Spaß an der Erfahrung und Güte im Umgang mit der eigenen Person. Letzteres ist oftmals die größte Herausforderung: Kolleginnen oder Kollegen haben Sorge, eine Frage falsch zu formulieren, auf

der Bühne ungeschickt zu sein oder von einem Thema überrascht zu wer den, in dem sie nicht ganz sattelfest sind. Dabei sind Hörerinnen oder Zuschau er gar nicht so kritisch, wie man selbst. Und es ist völlig okay, auch mal zu sagen: „Erklären Sie das bitte kurz.“ Wenn der oder die Fachexpertin das Thema nicht kennt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es andere auch noch nicht kennen.

Wie trainiert ihr eure Leute?

Wir bieten Schulungen an und sprechen mit den Kolleginnen und Kollegen während der Aufnahmen oder vor dem Auftritt. Viel kommt tatsächlich auch mit der Erfahrung. Wich tig ist, immer nochmal zu sagen: Audio und Live funktionieren sprachlich anders als Print. Das be deutet auch, Wörter und Formulierungen loszulas sen und sich stattdessen mehr auf Stimme und Auftreten zu verlassen. Damit kann auch viel ge sagt werden.

Wie profitiert die Marke „Handelsblatt“ von Audio?

Wir erschließen mit Audio neue Zielgruppen und bieten den bestehenden Abonnentinnen eine zu sätzliche Möglichkeit, die Inhalte des „Handels blatts“ zu konsumieren. Dabei können wir sie in Situationen begleiten, in denen es die Zeitung, auch digital, nicht kann. Beim Autofahren zum Beispiel. Das wird gut angenom men.

Bringen eure Podcasts auch Geld ein?

Ja, wir verdienen mit den Podcasts. Dabei sind eini

ge profitabler als andere, wie das in jedem guten Portfolio so ist. Wie sie sich finanzieren, ist unter schiedlich, einige auch über Reichweite.

Warum reicht euch Pod cast nicht, wieso braucht es auch noch Live und Video dazu? Die drei Formate sind un abhängig voneinander entstanden und gewach sen. Die Zusammenlegung ist eine fast schon logische Konsequenz: Das „Han delsblatt“ ist im Event-Be reich sehr stark und durch die massive Digitalisie rung der Veranstaltungen in den vergangenen zwei Jahren ergeben sich zahl reiche Möglichkeiten, um Podcasts, Live und Video direkt zusammen zu denken oder die Bereiche voneinander profitieren zu lassen. Da kann man auch selbstbewusst sa gen: Da spielen wir beim „Handelsblatt“ vorne mit, warum sollten wir es also nicht auch stärker nutzen.

Die Handelsblatt Media Group kommt aus der Printwelt, wie viel Zeit und Geld fließen in die Produktion eurer Podcasts? Wir haben eigene Pod cast-Studios eingebaut, wir haben ein ProducerTeam, das die meisten unserer Podcasts inhouse produziert, wir haben ein kleines, aber wachsendes Redaktionsteam und vie le Redakteurinnen und Redakteure, die bei den Podcasts mitarbeiten. Wir investieren viel Zeit und auch Geld.

Welche Rolle werden Live und Audio in fünf Jahren für eine Medien marke wie das „Handels blatt“ spielen?

Genauso wie jetzt auch schon: Eine gleichbe rechtige wie viele andere Produkte und Inhalte aus unserem Haus. Wir haben da zum Glück keine „Wir sind wichtiger als ande re“-Kultur im Haus. Dafür ist das Verständnis, dass eins nicht ohne das ande re funktioniert, bei den meisten einfach zu groß.

Wird Journalismus im mer mehr zum Event?

Das kommt drauf an, wie man Event definiert. Wenn es darum geht, dass man Menschen zu einem Thema versammelt, um Informationen auszu tauschen, dann ist daran aus meiner Perspektive nichts auszusetzen. Und wenn man sich vorher Gedanken darüber macht, in welcher Form diese Inhalte am besten rüber gebracht werden, dann finde ich das noch besser, schließlich gehört diese Frage zum Kernhandwerk des Journalismus. Wenn Event so verstanden wird, möglichst reißerisch zu sein, um die Massen anzu ziehen, ist das nicht gut. Aber die Gefahr sehe ich gerade nicht.

Verdrängen Audio und Video irgendwann den geschriebenen Journalis mus?

Sollten wir irgendwann in einer Welt leben, in der wir nur noch mit VR-Bril len auf einer Couch liegen und uns von virtuellen Welten berieseln lassen, dann vielleicht. Bis dahin bin ich mir sicher, dass es sehr gut nebeneinander existieren kann.

Interview: Roland Karle

Ina Karabasz im Live-Podcast turi2.de/clubraum

Foto: Privat
133 · turi2 edition #19 · Audio

»Verwandle dich in ein vierjähriges Kind«

Stimmcoach und Rhetorik-Trainer Arno Fischbacher kennt sich aus mit Lampenfieber und Nervosität auf der Bühne. Er empfiehlt: nichts verbergen und Faxen machen

Arno, wie viel Macht hat unsere Stimme?

Der erste Eindruck im persönlichen Kontakt ist immer der visuelle. Die Person hat sich auf den Termin eingestellt und schaut gut aus. Dann kommt dieser magische Moment, in dem dein Gegenüber den ersten Satz sagt. Die Stimme lässt dich in dem Augenblick zu 100 Prozent hören: Wer ist das überhaupt? Sie bildet im Grunde die gesamte Ent wicklungsgeschichte der Person ab. All das serviert dir die Stimme als Zuhö rerin und erlaubt, diesen Menschen zu erfassen.

Gibt es die eine magische Stimme, die alle mögen? Nein, denn es gibt immer einen Prozentsatz von per sönlicher Betroffenheit, der eine Rolle spielt. Es kann sein, dass die Stim me etwas berührt, das mir persönlich unangenehm ist. Grundsätzlich empfin den wir Stimmen als ange nehm, die klar, voluminös und ausdrucksstark sind und zur Situation passen. Wenn die Stimme das bie tet, höre ich sie gerne.

Was kann ich tun, damit niemand merkt, dass ich angespannt bin?

Es ist keine valide Strate gie, zu versuchen, etwas zu verbergen. Die anderen merken dann nur, dass du etwas nicht zu Tage kommen lassen willst und das stört die Kom munikation. Vernünftiger ist es, dass du im Sinne eines mentalen Warm-ups Zuversicht entwickelst.

Das funktioniert, indem du visuell oder kognitiv ein Ziel anpeilst: Wohin willst du? Welche Schritte hast du vorbereitet und wie denkst du, wird dein Gegenüber reagieren?

Was mache ich, wenn ich in einem Gespräch oder einem Vortrag einen Blackout habe?

Einen Schritt zur Seite machen oder sich bewusst anders hinsetzen. Nutze den Sense-Focusing-Effekt: Du lenkst deine Aufmerk samkeit auf den siebten Sinn, also deine Körper wahrnehmung. Das tust du, indem du etwa den Fuß wahrnimmst, der den Boden stärker berührt, oder die Last auf deinem Gesäß. In dem Moment, in dem du das tust, schickt dir dein Organismus eine muskuläre Rückmeldung. Dann lassen Mimikmus keln und Schultern los und du hast dich für ein paar Sekunden vollständig von dem Stressor, nämlich der Umgebung, abgekop pelt. Dadurch regenerie ren sich die Tätigkeiten in deinem Gehirn.

Macht es Sinn, sich vorm Spiegel gut zuzureden? Ich empfehle eher zwei andere Dinge. Konfrontie re dich mit deiner Angst vor der Blamage, gerade wenn es um Vorträge oder Gespräche mit Vor gesetzten geht. Lampen fieber und Nervosität sind nichts anderes, als die Angst vor der Beschä mung. Die Scham ist ein soziales Gefühl, das uns anerzogen wird und poppt

Arno Fischbacher ist gelernter Goldschmiedemeister und ehemaliger Schauspieler. Nach einem Abstecher ins Radio 1997 macht er sich als Coach und Redner selbstständig. 2004 gründet er das Netzwerk Stimme.at für Stimm-Profis

im Schmerzzentrum auf. Vor dem Vortrag kannst du mit einem gezielten Warm-up deine Scham grenzen dehnen.

Wie mache ich das? Indem du zum Beispiel einen Klassiker aus dem Stimmtraining nimmst und ihn verblödelst. Ver wandele dich in ein vier jähriges Kind, das noch keine Scham entwickelt hat. Suche dir einen Raum mit einem Spiegel, wo du alleine bist, führe ein paar Artikulations-Aufwärm übungen aus und mache dabei Faxen, die du als Kind gemacht hast.

Was ist der zweite Tipp? Diese Selbstsuggestionen müssen sehr geübt sein, damit sie greifen. Beschäf tige dich deshalb lieber

Arno Fischbacher im turi2 Jobs-Podcast turi2.de/jobspodcast mit deinem Gegenüber. Was dich beflügeln wird, ist Zuversicht. Die entsteht weniger dadurch, dass du sagst, dass du großartig sein wirst. Das verstärkt eher den Druck. Überlege dir lieber: Wohin willst du die Zuhörer führen und wie gelingt es dir, sie über gewisse Hürden zu deinem gesetzten Ziel zu begleiten? Dafür brauchst du eine gute inhaltliche Vorbereitung, die sich auch mit den Gesprächs partnern beschäftigt.

Interview: Pauline Stahl Foto: Flausen
134 · turi2 edition #19 · Audio
Hier geht es zum Podcast In „Grünstadtmenschen – der Garten-Podcast“ bekommen Sie geballtes Gartenwissen auf die Ohren – und zwar vom Profi! Passend zur Saison versorgt Sie Gartenjournalistin Karina mit spannenden Infos rund um Garten, Balkon und grüne Indoor-Oasen und verrät Ihnen die wichtigsten To-dos. Sind Sie bereit, sich die Hände schmutzig zu machen? Dann hören Sie rein und werden Sie selbst zum Grünstadtmenschen! Der Podcast Der Podcast Jetzt reinhören

Mein Hörtipp

„Ich bin Fan von Hans Zimmer – für mich der vielleicht begnadetste Filmkomponist unserer Zeit. Er schafft es mit seiner Musik, Welten entstehen zu lassen und ganze Geschich ten zu erzählen“

»Radiowerbung hat mit Abstand den geringsten CO2Ausstoß«

Emotional, akzeptiert, nachhaltig: Grit Leithäuser, Chefin der Radiozentrale, singt ein Loblied auf die Radiowerbung. Trotzdem gibt es einen Spot, der sie nervt

Grit Leithäuser arbeitet seit 2007 für den Interessensverband Radiozentrale. Als Marketing-Leiterin entwickelt sie die Kampagne rund um den Slogan „Geht ins Ohr, bleibt im Kopf“ mit. Seit 2019 führt sie die Geschäfte der Radiozentrale

Foto: PR 136 · turi2 edition #19 · Audio

„Geht ins Ohr, bleibt im Kopf.“ Mit diesem Slogan trommelt die Radio zentrale seit Jahren fürs Radio. Wie wirksam ist Radiowerbung noch?

Die Frage ist nicht, wie wirksam Radiowerbung noch ist, sondern warum bei vielen Entscheider:in nen Radio als effektives Werbemedium immer noch nicht im Fokus steht. Es gibt genug Studien, die die Wirksamkeit von Ra dio belegen. Egal, ob Ab verkauf oder Image. Auch unsere Gattungskampagne ist doch ein gutes Beispiel für die Wirksamkeit von Radiowerbung. Ich glau be, es gibt nur wenige in Deutschland, die unsere Spots nicht kennen. Und was wir vor allem mit der Kampagne zeigen wollen: dass Radiowerbung mit gutem Storytelling und kreativen Ideen für Mar ken und Produkte eine große Range an Möglich keiten bietet. Bilder im Kopf entstehen lassen, Emotionen auslösen, Auf merksamkeit erzeugen – das geht mit Radiower bung hervorragend.

Gilt das nicht genauso für Werbung bei Musik streaming-Diensten?

Das müssen die Musik streaming-Dienste wohl selbst beantworten. Fakt ist: Radiowerbung ist bei den Hörer:innen gelernt und fester Bestandteil des Hörens. Es ist ja ein Unterschied, ob ich feste Werbeblöcke habe, wo dann Werbung läuft, oder – um mal ein anderes Bei spiel zu nehmen – mir auf YouTube gezielt etwas an schauen will und vor dem Video ein oder zwei Wer bungen laufen. Die Hal tung des Konsumierenden ist in dieser Situation eine ganz andere. Radio läuft

oft nebenbei, morgens, bei der Arbeit, im Auto.

Da wird der Werbeblock nicht als nervig empfun den, sondern ist Teil des Programms.

Was bringen dem Radio hohe Hörerzahlen, wenn das junge Publikum lie ber Podcasts hört und Musik streamt?

Die Implikation in der Fragestellung ist ja nicht ganz richtig. Laut aktu eller MA hören täglich neun Millionen in der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren Radio. Das ist ja nicht unerheblich. Es stimmt aber natürlich auch, dass viele Jugendli che Musikstreaming-Dien ste nutzen und Podcasts hören. Das ist aus meiner Sicht doch eine tolle Ent wicklung und zeigt genau zwei Dinge: Viele wollen nicht mehr nur auf Bild schirme starren – Stich wort Digital Detox. Oder anders gesagt – Hören ist im Trend. Und das Zweite: Gerade Podcasts zeigen eine Gegenentwicklung zum Medienverhalten auf. Auf Social-Media-Platt formen wird der Content doch immer kürzer –mehr „snackable“. Der Podcasttrend beweist das Gegenteil. Längere Beiträ ge, intensive Auseinander setzung mit Themen oder in Gesprächen. Und by the way sind viele Podcast produktionen wiederum von Radiosendern, was ja auch Sinn ergibt. Denn es gibt eine jahrzehntelange Expertise im auditiven Aufbereiten von Themen.

Bei Podcasts ist Werbung dann besonders wirk sam, wenn der Host sie vorträgt. Ist das im Ra dio auch denkbar?

Das stimmt. Bei Podcasts sind Native-Ads beson

ders wirksam, weil die Hörer:innen den Hosts vertrauen. Das wäre dann auch der gleiche Aspekt, der für Radio ausschlag egebend ist. Denn viele Hörer:innen haben die gleiche Bindung zu be stimmten Moderator:in nen, wie es bei Podcasts der Fall ist. Rein rechtlich wird es bei den öffent lich-rechtlichen Sendern wohl nicht gehen, sondern ist eher bei den privaten Sendern anzusiedeln. Als Sonderwerbeform ist das auch schon möglich, wird aber nur sparsam einge setzt.

Machen wir ein bisschen Media-Beratung: Wofür würden Sie Radiospots buchen?

Kommt drauf an, was ich vorhabe. Image ist ein wichtiger Faktor und wird für Konsument:innen ein immer bedeutenderer As pekt. Mehr denn je kaufe ich nicht nur ein Produkt, sondern es muss mit einer bestimmten Haltung oder Lebenseinstellung kongru ent sein. Und in diesem Zusammenhang gewinnen gesellschaftspolitische und gesellschaftliche Themen für Marken an Relevanz. Also gilt es auch auch hier, Haltung zu zeigen. Was gestern richtig war, kann morgen schon falsch sein. Hiermit meine ich keine Grundhaltung von Unter nehmen, sondern die Tonalität, mit der Themen angesprochen werden. Und genau hier kann Ra dio eben mit der kurzfris tigen Neuproduktion von Spots und schnellen Bu chungsmöglichkeiten sehr agil agieren. Beim Fern sehspot oder beim Bewegt bild ist das schon sehr viel aufwendiger, kosteninten siver und langwieriger. Beim Thema Abverkauf

möchte ich kurz auf eine aktuelle Debatte eingehen: die Abschaffung von Pro spektwerbung aus Nach haltigkeits-Gründen. Das finde ich absolut richtig unter diesem Aspekt. Aber wie kann ich Kund:innen dann informieren? Klar, auf digitalem Weg, aber doch noch viel besser via Radio. Radio ist regional und national buchbar. Radiospots sind nicht so kostenintensiv. Und Radio werbung hat mit Abstand den geringsten CO2-Aus stoß.

Auch auf die Gefahr hin, dass Sie sehr diploma tisch antworten: Welche Radiowerbung nervt Sie? Ganz ehrlich würde ich an dieser Stelle persönlich mal die allseits bekannte Seitenbacher-Werbung nennen. Das ist jetzt nicht das kreative Storytelling, wie ich es mir wünsche. Und jetzt kommt dann doch das diplomatische „Aber“: Sie wirkt. Ich ken ne kaum einen Menschen, der Seitenbacher-Wer bung nicht kennt. Was mache ich jetzt mit dieser Aussage? Radiowerbung muss Wirkung erzielen und das hat Seitenbacher geschafft. Punkt. Ich sage aber zusätzlich: Mit einer kreativeren Umsetzung hätte Seitenbacher viel leicht noch mehr erreicht. Und was hier gelungen ist, gelingt aus meiner Sicht auch kein zweites Mal, sondern ist eher die Ausnahme. Insgesamt bin ich aber fest davon über zeugt, wer sich bewusst für Radio als Werbeme dium entscheidet, einen auditive Strategie besitzt und kreative Spots an den Start bringt, der wird die Hörer:innen erreichen und Wirkung erzielen.

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»Ein unverwechselbarer Sound zahlt wundervoll auf die Marke ein«

Die Agentur-Chefs Stephan Deuschle und Stefan Bumiller wissen, was gute Audio-Kampagnen kosten, warum die perfekte Stimme unperfekt sein darf und wann „Die kleine Nachtmusik“ besser verstummt

Mein Hör-Tipp: Stephan Deuschle: „Werk tags ‚Steingarts Morning Briefing‘, am Wochenende ‚Lanz & Precht‘‚ ‚Der 8. Tag‘ oder ‚Fest & Flauschig‘, je nach Stimmung. Auch gut: Podcast ‚Weltwoche daily‘ aus der Schweiz“

Foto: PR 138 · turi2 edition #19 · Audio

Mein Hör-Tipp:

Stephan, nach einem Vierteljahrhundert Er fahrung und über 50.000 produzierten Audiospots solltest du es wissen: Welche Zutaten braucht ein erfolgreicher Spot?

Stephan Deuschle: Kurz gesagt: Kreation und Text müssen herausragend, die Stimmen authentisch und die Produktion perfekt sein.

Kurbelt Radiowerbung wirklich so stark den Ab satz an, wie es heißt?

Stefan Bumiller: Dafür gibt es viele Studien und Belege aus der Praxis. Gerade jüngst haben wir für eine regionale Fitness studio-Kette einen EarCatcher produziert, der dem Kunden 800 neue Verträge an einem Wo chenende gebracht hat.

Lässt sich vorhersagen, wie gut ein Spot funktio nieren wird?

Stefan: Das hängt leider nicht nur von der Pro duktion ab. Die Media planung muss passen und somit die Werbung die gewünschte Zielgruppe auch erreichen. Kreation, Media und Umsetzung bestmöglich aufeinander abzustimmen, ist der Schlüssel. Und das Budget spielt eine Rolle: Selbst der schlechteste Spot kann wirken, wenn er oft genug gesendet wird.

Wie viel Geld für Krea tion und Media ist min destens nötig, damit eine Audio-Kampagne nicht überhört wird?

Stefan: Du kannst im lokalen Radio schon mit vierstelligen Summen erfolgreiche Kampagnen fahren, im regionalen Hörfunk wird es fünfstel lig, für einen nationalen Auftritt braucht es gut sechsstellige Beträge. Im Medienvergleich bietet Radio ein hervorragendes Preis-Leistungsverhält nis, das wird leider zu oft übersehen.

Wie wichtig ist die Stim me im Spot?

Stefan: Sie muss einfach perfekt zur Idee passen, authentisch und glaub würdig sein. Deshalb ist ein Casting der Stimmen wichtig. Was aber nicht heißt, dass nur Profispre cher zum Zug kommen. Manchmal sind der unbe darfte Schüler, die schwä bische Hausfrau oder ein Großvater, der vielleicht noch nie in ein Mikrofon gesprochen hat, die opti male Wahl.

Stephan: Bei einer Kam pagne für Badischen Wein bekamen wir ungewöhn lich viele und vor allem begeisterte Rückmeldun gen. Sie bezogen sich auf den Jingle, gesungen von einer jungen Psychologie-

Step Advertainment wird 1996 von CEO Stephan Deuschle nach seinem Studium zum Toningenieur und der Technischen Leitung eines Radiosenders gegründet. Heute ist das Unterneh men eine führende Media- und Fullservice-Agentur mit Schwerpunkt auf Planung, Kreation und Produktion von Audio- und Radio-Kampagnen. COO Stefan Bumiller ist seit 2010 dabei und bringt Erfahrung als Vertriebsleiter bei bigFM und dem Klassikradio mit ein

Stefan Bumiller: „Die Straßen verkehrsordnung (StVo), vorgelesen von Christoph Maria Herbst. Und der sehr gute Podcast ‚Gemischtes Hack‘“
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studentin, die nur neben her als Sängerin arbeitet. Ihre einzigartige Stimme, irgendwo zwischen Adele und Norah Jones, hat auf horchen lassen. So was bringt Marken einen ho hen Erinnerungswert.

Ist Humor ein Garant für wirkungsvolle Audio werbung?

Stephan: Na ja, auf jeden Fall ein probates Mittel, um im Werbeblock auf zufallen. Aber es ist ein schmaler Grat zwischen gutem Humor und peinli chem Flachwitz. Wir ha ben festgestellt, dass sich Werbungtreibende oft nicht trauen und eine wit zige Kreation dann doch ablehnen. Da dürften sie ruhig mutiger sein.

Und welche Rolle spielt Musik?

Stephan: Musik ist ein emotionaler Treiber und in ihrer Wirkung nicht hoch genug einzuschät zen. Eine tolle Stimme und wertige und passende Musik sind eine unschlag bare Kombination. Wir haben für etliche Kunden Jingles, Audiologos und Musik – also Corporate Audio – entwickelt, die zum festen Kern ihrer Audiokampagnen gewor den sind.

Wie hat digitale Technik Audio-Kommunikation in den vergangenen Jah ren verändert?

Stephan: Ganz massiv. Wir schalten jedwede ge wünschte Stimme binnen Minuten aus der ganzen Welt online zu und kön nen dabei gleich unsere Kunden in die Produktion live einbinden, damit sie sofort eine Vorstellung von den Aufnahmen be kommen. Das war Ende der 90er, als wir losgelegt

haben, noch völlig undenkbar.

Stefan: Die Klangqualität hat sich enorm verbessert, und die Geschwindigkeit, in der wir arbeiten. Es kommt vor, dass ein Kun de innerhalb von ein, zwei Stunden einen komplett neuen Spot getextet, ab gestimmt und produziert bekommt. Der kann am selben Tag noch gesendet werden.

Welche neuen Möglichkeiten tun sich da für das Sounddesign auf?

Stephan: Es gibt so viele verschiedene Sprecher stimmen, klassische und elektronische Sounds von Instrumenten, Atmosphä ren, Geräusche und so viel mehr. Die Grenze setzen eigentlich nur unsere eigene Phantasie und Kre ativität. Ein Thema, das uns aktuell total fasziniert und das groß werden wird, ist 3-D-Audio in der Werbung.

Was heißt das konkret?

Stephan: Wir werden künftig nicht nur auf Ste reo-Ebene ein Auto von links nach rechts fahren lassen können. Es wird hörbar gemacht, wie uns eine Biene um den Kopf kreist, der Friseur mit sei ner Schere klappert oder ein Hubschrauber von

vorne unten links nach hinten oben rechts fliegt. Im Prinzip ist das wie im Kino mit Dolby Atmos. Da entstehen wundervolle Effekte, vor allem bei der Nutzung mit Kopfhörern.

Wie teuer ist professio nelle Technik?

Stephan: Da bewegen wir uns schnell im Bereich von mehreren hundert tausend Euro. Ein erst klassiger Studiobetrieb mit gutem Akustikbau und State-of-the-artTechnik ist kaum günsti ger zu haben.

Sollten Marken ein eige nes Audio-Logo haben?

Stephan: Gegenfrage: Wa rum geben Firmen enorm viel Geld für grafische Logos und Corporate De sign aus? Grundsätzlich ja nicht verkehrt, aber wenn du bei denen anrufst, er wartet dich oft „Die kleine Nachtmusik“ in der War teschleife. Da fällt einem nichts mehr ein. Wer Wert legt auf Markenbildung, soll sich unbedingt mit seinem Audio-Auftritt beschäftigen. Das ist keine Frage des Budgets, sondern des Mindsets.

Wir konnten im Lauf der Jahre viele Kunden davon überzeugen, wie sinnvoll ein individuell gestaltetes Soundkonzept ist. Ein un verwechselbarer Sound zahlt mit eigener Stimme, Musik und Audio-Logo auf die Marke ein – und zwar mit jeder einzelnen Schaltung, im Radio, on line, auf Social Media, im Kino und TV, in der Warte schleife. Die Telekom war hier immer ein sehr gutes Vorbild.

Stefan: Es gibt leider auch negative Vorbilder. Eine bekannte Baumarktkette hat jüngst sein Audio-Lo

go im Spot gestrichen mit der Begründung, damit Werbegeld zu sparen – für eine Fünf-Sekunden-Akus tik. Ein Riesenfehler. Oder kennst du eine Marke, die ihr Logo auf einer Anzeige weglässt?

Wie treffsicher sind Ziel gruppen dank digitaler Audio-Werbung heute zu erreichen?

Stefan: Die TargetingMöglichkeiten sind mittlerweile genauso aus differenziert wie in der Online-Display-Vermark tung, wenn nicht sogar besser. Du kannst sogar über Data-ManagementPlattformen zig soziode mografische Targetings aufsetzen, sei es für Brillenträger, Bier- oder Weintrinker, Veganer oder Küchenkaufinteressierte.

Wie gut lässt sich das messen?

Stefan: Im Vergleich zu UKW-Zeiten wissen wir vorher, wie viele Kontakte wir tatsächlich erreichen. Wenn wir Audio- mit Dis play-Werbung ausspielen, können wir Klickraten und per Tracking-Link sogar die Wege der User auf die Kundenhomepage verfolgen. Testkampagnen bestätigen massiv höhere Klick- und Reaktionsraten.

Welches Potenzial hat Podcast-Werbung?

Stefan: Corona hat Pod casts geboostert, sie sind für User zu einem gelernten, beliebten Kanal geworden. Dort findet Info-Entertainment statt, für Werbende und Sponsorpartner ist der thematische Kontext ent scheidend. Podcasts sind gut fürs Image, aber als Absatz- und Abverkaufs medium sehen wir sie nicht. Interview: Roland Karle

»Humor ist ein Mittel, um im Werbeblock aufzufallen. Aber der Grat zwischen gutem Humor und Flachwitz ist schmal«
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Konstantin, der PodcastMarkt ist in den vergan genen Jahren explodiert. Ist überhaupt noch Platz für neue Formate?

Ja. Wir haben angefangen mit zwei Leuten, die von ihrer Woche erzählen, und das als Laber-Pod cast gelabelt. Dann ging es weiter mit den ersten Geschichten, die fiktional oder non-fiktional erzählt wurden. Mittlerweile hat man Show-Formate – dem entsprechend hat sich das total entwickelt. Wie mit jedem Medium wird es neue Themen, neue Stim men und neue Talente geben und damit eröffnen sich Möglichkeiten für neue Podcasts.

Wie schaffe ich es, in der Masse an Angeboten Menschen zu erreichen?

Kein Medium funktioniert so gut über Word-ofmouth wie Podcasting. Natürlich steckt irgend wann auch ein MarketingBudget dahinter, wenn man das mit einer großen Plattform macht. Ich glau be aber, dass viele erfolg reiche Podcasts darüber funktionieren, dass sie empfohlen werden. Allen, die neu starten, würde ich Cross-Promotions empfehlen, um erstmal ein Grundrauschen zu erzeugen.

Wie kann man sich von der Masse abheben?

Am Anfang steht immer die Idee. Kein Podcast funktioniert, wenn du nicht wirklich intrinsisch

motiviert bist. Der Pod cast ist keine Fernsehsen dung. Du kannst ziemlich schwer jemanden einset zen und einfach nur als Moderator*in fungieren lassen. Du brauchst eine persönliche Passion für das, was du erzählst. Ich glaube auch, dass die Rollenverteilung enorm wichtig ist. Jeder gute Talk-Podcast lebt davon, dass du unterschiedliche Persönlichkeiten mit an den Tisch bringst.

Heutzutage kann jeder mit wenig Equipment ei nen Podcast aufzeichnen und auf verschiedenen Plattformen hochladen. Warum braucht es da noch eine Produktions firma?

Weil der Markt sich total professionalisiert hat. Na türlich kann man einfach Podcasts aufnehmen. Dass die dann aber auch wirk lich gut klingen, ist eine andere Frage. Wir helfen Künstler*innen nicht nur bei der Technik, sondern bauen Werke und Marken gemeinsam mit ihnen auf. Wir kümmern uns um jeden Schritt der Wert schöpfungskette – von Produktion, über Distri bution und teilweise auch die Vermarktung. Dadurch können sie sich auf das konzentrieren, was sie gut können, und müssen sich keine Gedanken mehr über Technik, Vertrieb und Weiterentwicklung machen. Darüber hinaus ergeben sich speziell bei uns verschiedenste Netz werkeffekte, Möglichkei ten von Crosspromotion in bestehenden Shows, Air Support von den zahlrei chen Hosts, mit denen wir arbeiten. Auch deshalb se hen wir Studio Bummens mittlerweile mehr als Pod cast-Netzwerk, als einfach nur als Produktionsfirma.

Monopolisiert sich derMarkt in Deutsch land momentan unter wenigen ProduktionsStudios? Ich glaube, es gibt hier

und da immer noch Crea tors, die das erfolgreich alleine auf die Beine stel len. Deswegen glaube ich nicht, dass es ein Monopol auf der Seite von Produk tion und Studios gibt. Man muss natürlich immer überlegen, ob es bestimm te Plattform-Monopole gibt. Gleichzeitig machen sich aber spannende neue Plattformen auf den Weg, zum Beispiel RTL+, oder Amazon Music.

Wie kann sich das Medium Podcast noch weiter entwickeln?

Das passiert ja auf vielen Ebenen schon. Videos zum Beispiel sind eine rein technische Neuerung oder ein Add-on. Es gibt aber auch Möglichkeiten, Erzählformate weiterzu entwickeln. Was in 2025 das neueste Ding ist, da tue ich mich schwer mit. Ganz viele Trends oder Entwicklungen treten zwar nicht plötzlich auf, aber erscheinen plötzlich in der Wahrnehmung der Menschen. Dadurch, dass der Markt sich erst seit drei oder vier Jahren pro fessionalisiert, fängt man jetzt an, zu überlegen, was es über den eigentlichen Podcast hinaus gibt.

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»Du brauchst eine persönliche Passion für das, was du erzählst« Konstantin Seidenstücker, Gründer und Geschäftsführer von Studio Bummens, produziert Erfolgs-Podcasts in Serie. Die leben von Persönlichkeiten, Word-of-Mouth und Netzwerken Konstantin Seidenstücker im turi2 Jobs-Podcast turi2.de/jobspodcastFoto: PR

»Wer stehen bleibt, ist irgendwann raus«

Thomas Jung, Programmchef bei SWR3, arbeitet als bekennender Audio-Nerd daran, dass das gute alte Radio mit dem Musik-Business Schritt hält

Thomas, wartest du noch ganz Old School, bis ein Titel im Radio läuft –oder streamst du ihn lieber direkt?

Ich drehe lauter, wenn ein Lieblingssong im Radio läuft, aber darauf warten? Natürlich streame ich, wenn es richtig cool ist, auch fünf Mal hinterein ander – zuhause genauso wie im Auto. Vor Jahren schon hat bei mir Strea ming jede andere analoge oder digitale MusikLibrary ersetzt.

Welcher Typ Radiohörer bist du?

Ich bin leidenschaftlicher Radiomacher und AudioNerd. Linear und digital. Wenn ich einschalte, gibt es keinen Unterschied zwischen privatem und professionellem Ohr. Egal ob morgens zuhause,

im Auto, im Office, am Wochenende oder beim Nachhören von Shows und Audios. Ich konsumie re täglich sicherlich zwölf Stunden Audio, manchmal auch 14. Davon logischer weise viel Radio. Wie klingt das, was wir uns programmlich ausgedacht haben? Wie wirkt die The menmischung live? Wie ist die Anmutung? Treffen wir die Tagesstimmung?

Es gibt immer mehr OneHit-wonder, wenige Musiker schaffen es, über mehrere Alben hinweg erfolgreich zu sein. Hat das Auswirkungen auf das Radio?

Es hat für das Radio im Bereich der Musikpro grammierung keine gro ßen Auswirkungen, weil es ja darum geht, dass es gute, neue Musik gibt

Thomas Jung ist seit 2013 Programmchef der Popwelle SWR3. Radio macht er seit mehr als 30 Jahren: In den 80ern volontiert er beim Südwest-Funk, berichtet später als Korrespon dent aus der Bundeshauptstadt Bonn und Frankreich und ist SWR3-Chefreporter, bevor er 2003 als Vize in die Programmleitung wechselt

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und nicht von wem diese ist. Aus musikjournalis tischen Gründen hat es natürlich Auswirkungen – Menschen sind grund sätzlich erstmal mehr an Personen interessiert, die sie kennen. Wenn wir im Radio eine Geschich te über Adele erzählen, ist das für unsere Hörer und Hörerinnen in der Regel interessanter als eine Geschichte über eine Newcomerin, bei der man in der Mitte des Beitrags schon wieder den Namen vergessen hat.

Und wie verändert das die Pop-Musik?

Grundsätzlich hat das One-Track-Signing auf jeden Fall den Musik markt verändert. Mit Blick auf die Streaming-Dienste nachvollziehbar. Aus Sicht des Radios, das ja auch zu und mit Künstlern über einen längeren Zeitraum emotionale Bindungen aufbauen möchte, ist das eine eher unschöne Ent wicklung. Ein nachhalti ger Aufbau von Acts und richtig große Stars wird immer seltener. Eine Ent wicklung, die sich nicht mehr zurückdrehen wird, das ist klar. Die Musik selbst wird es aber sicher nicht verändern – ein Hit ist ein Hit, auch wenn er es heute bei der Flut der Veröffentlichungen schwe rer hat, wahrgenommen zu werden.

Welche Musik schafft es in das SWR3-Programm?

Unsere Musikredaktion sitzt jeden Montag bei der sogenannten „Abhör sitzung“ zusammen und bespricht die Titel, die allen Mitarbeitenden die Woche über aufgefallen sind und die ins Musikpro gramm von SWR3 passen könnten. Was bei SWR3

nicht stattfindet, ist zum Beispiel Deutschrap, der im Streaming super funk tioniert, von unseren Hö rerinnen und Hörern aber nicht gewollt wird. Wir konzentrieren uns als er folgreiches AC-Format auf die Genres Pop und Pop Rock. Durch das SWR3 New Pop Festival laufen bei uns verhältnismäßig viele neue Künstler, von denen wir uns vorstellen können, dass sie erfolg reich werden und für das Event geeignet wären.

Guckt deine Musikredaktion auch, welche Titel gerade viral erfolgreich sind, also zum Beispiel bei TikTok gut laufen?

TikTok hat den Musik markt maßgeblich ver ändert – viele junge, gute, neue Künstlerinnen und Künstler haben es über diese Plattform geschafft. Es ist aber nicht so, dass die Musikredaktion nur die Trends auf TikTok verfolgt. Dennoch ist die Plattform ein Player am Musikmarkt geworden, dessen Bedeutung wir wahrnehmen. Die Beob achtung von TikTok ist ein Mosaikstein bei unseren Markt-Checks, wichtiger als Streaming-Raten oder Verkaufszahlen.

Du bist seit 1980 beim SWR. Was war früher besser?

Ich lebe im Hier und Jetzt und schaue nach vorne. Ich gehöre definitiv nicht zu denen, die sagen „frü her war alles besser“. Wer diese These vertritt, hat aufgegeben, stellt sich den Herausforderungen des permanenten Wandels und dessen Geschwindig keit nicht mehr. Seit ich im Medien-Business bin, gab es immer wieder Ver änderungen, „Change“

durch Konkurrenz, Technologie, Internet, Verbreitung, Endgeräte, Musik- und Audionutzung. Jede Phase hat ihre An sprüche an die Mache rinnen und Macher. Wer stehen bleibt, ist irgend wann raus. Alten Zeiten nachzutrauern, raubt dir Kraft für das Neue.

Bis zum vergangenen Jahr hatte SWR3 eine wö chentliche Sendung mit Thomas Gottschalk. Der ist ja mithilfe des Radios zum Star geworden. Wie ist das heute? Muss man eine Social-Media-Fan gemeinde mitbringen, um sich als Radio-Mo deratorin einen Namen zu machen? Nein. Es ist zwar hilf reich, wenn es bereits eine Social-Media-Fan gemeinde gibt, doch meist sind diese Angebote sehr spitz aufgestellt, mit einer spitzen Zielgruppe. Im Radio erfolgreich zu sein, heißt bei den Massen anzukommen. Und das hängt von der Personal ity ab. Die Protagonisten wirken mit Stimme, Humor, Geschwindig keit und Kompetenz. Sie sind Tagesbegleiter. Die Hörerinnen und Hörer entscheiden, ob sie mit dieser Person Zeit ver bringen möchten. Das

konkurrierende Angebot ist dabei groß. Die Frage ist aber durchaus: Wo sol len sich die Personalities außerhalb des HörfunkProgramms noch „einen Namen“ machen? Gerade für junge Zielgruppen ist Social Media natürlich ein elementarer Teil der täg lichen Lebenswelt, in der wir unseren Hörerinnen und Hörern begegnen. Damit ist Social Media für uns längst logischer Be standteil der Radioarbeit.

Schon vor zehn Jahren hat das Privat-Radio mit automatisierten Wetterberichten und von Men schen eingesprochenen, aber vom Computer zu sammengebauten Verkehrsmeldungen gearbeitet. Wann mode rieren endgültig Siri und Alexa?

Hoffentlich nie. Dann verliert das Medium sein Herz, seine Seele und die Emotionalität. Und ich würde sogar sagen, seine Daseinsberechtigung. Sprachsteuerung wird uns bei vielen Dingen im Alltag unterstützen, auch beim Abrufen von Digi tal- und Medienangebo ten. Und Sprache ist und bleibt nun mal Audio – das macht mich sehr zuver sichtlich für die Zukunft. Trotzdem ist da noch Luft nach oben. KI kann aus den Daten Wetter- und Verkehrsmeldungen er stellen, auch die Voice zum Präsentieren ist an dieser Stelle denkbar. Aber Wetter- und Verkehrsmeldungen in traditioneller Form sind sicher schon bald von gestern. Die Menschen werden sich zunehmend für Klimaentwicklungen in ihrer Region und deren Auswirkungen interessie ren. Interview: Pauline Stahl

»Im Radio erfolgreich zu sein, heißt bei den Massen anzukommen. Und das hängt von der Personality ab«
Foto: SWR/Stefanie Schweigert 143 · turi2 edition #19 · Audio

Suzanna, du bist ange hende Astronautin. Welchen Soundtrack erhält dein künftiger Flug ins All?

Ich mag „Major Tom“ von Peter Schilling sehr. Die ser Refrain mit dem „völ lig losgelöst“ hat so etwas Leichtes.

Du bist Host des Wissens-Podcasts „Kosmos Musik“. Was hat ausgerechnet dich in die eher fachfremde Audio-Welt befördert?

Ich spiele seit meiner Kindheit Klavier und sin ge auch im Chor. Das habe ich ab und zu in Inter views erwähnt. Ein Team von BR Klassik hat mich darauf angesprochen und zusammen sind wir auf „Kosmos Musik“ ge kommen. Dabei habe ich extrem viel über Musik gelernt, eben unter einem wissenschaftlichen Ge sichtspunkt. Wissenschaft und Musik sind ja auch keine Gegensätze, sondern ergänzen sich ganz gut.

Was gibt dir das Musizie ren persönlich?

Das kommt ein bisschen darauf an. Wenn ich zum Beispiel eine schöne Sona te von Beethoven auf dem Klavier spiele, dann trägt mich das in eine andere Welt – wie der Flug ins All, aber auf der meta physischen Ebene. Kleine Probleme sind dann plötz

lich ganz weit weg. Und Singen bedeutet für mich, Emotionen loszulassen. Egal ob im Chor oder un ter der Dusche und egal, ob ich freudig singe oder ein Requiem voller Leid und Kummer schmettere. Aber das ist mein persön liches Empfinden. Die wis senschaftlichen Gründe, warum zum Beispiel Sin gen gut tut, erklärt mein Gesprächspartner im Pod cast besser. Die nächste Staffel von „Kosmos Mu sik“ dreht sich sogar ganz ums Singen.

Hilft dir die Rolle der Hobby-Musikerin, eine Brücke zum Publikum zu bauen?

Die Themen, die wir in der ersten Staffel be sprochen haben, waren wahnsinnig weitläufig, von Steinzeit-Musik bis hin zu den Vorgängen, die Musik im Gehirn anregt. Wissenschaftlich wusste ich über keines dieser Themen wirklich Bescheid und das hat die Gespräche auch für mich spannend gemacht. Natürlich habe ich mich vorbereitet, aber dann auch immer im Ge spräch gefragt, was mich spontan interessiert hat.

Was war denn das Spannendste, was du in deinem Podcast gelernt hast?

Dass wir nicht nur äußere Ohren haben, sondern auch innere Ohren. Es gibt Windungen im Ge hirn, die wirklich für das Hören zuständig sind. Es ist wahnsinnig spannend, wie gut man in Hirn-Scans abbilden kann, was die Musik dort macht.

Du arbeitest als Astro physikerin, moderierst auch auf YouTube für Terra X. Sind MedienGigs für dich primär Broterwerb, Spaß oder Promo für den Flug ins All?

Ich mache das vor allem, weil ich die Möglichkeit habe, es zu machen – und weil es Spaß macht. Ich glaube jetzt nicht, dass der Podcast mich dem Weltall näher bringt, aber darum geht es auch gar nicht. Ich möchte mich ausprobie ren, neugierig sein und meine Leidenschaften weitergeben. Wissen schaftskommunikation hat mir immer schon Spaß gemacht. Früher habe ich sie auf einem sehr viel niedrigeren Level betrieben und ab und zu öffentliche Vorträge ge halten. Dass ich das jetzt bei Terra X machen kann, ist für mich ein Riesen-Zu gewinn.

Hat die Pandemie ge nerell das Interesse an Wissenschaftskommu nikation und den Men

schen, die sie betreiben, gepusht?

Weil die Pandemie alle jeden Tag extrem beschäf tigt hat, sind Menschen wie Christian Drosten über Nacht zu Wissen schafts-Stars geworden. Obwohl sie nichts anderes getan haben als vorher, ihre Arbeit aber eben in einem einflussreichen Podcast kommuniziert haben. Auch das Interes se der Menschen an der Astrophysik ist größer geworden. Das liegt auch an der immer besser wer denden Kommunikation. Spektakuläre Bilder, wie die vom James-WebbTeleskop, faszinieren die Leute. Das mag auch Zeit geist sein. Um das Interes se an meiner Person geht es mir aber nicht. Ich will Wissenschaft so transpor tieren, dass sie nicht ein schüchtert und Laien sie verstehen können. Gerade vor Astrophysik haben die Leute großen Respekt.

Wie gut eignen sich Pod casts dafür?

Ich schaue nicht fern und höre wenig Podcasts, und bin auch gar nicht die Zielgruppe. Für mich sind Podcasts einfach ein neu er Weg, um Informationen zu verbreiten. Die Leute hören das nebenbei beim Autofahren und Kochen. Sie können es – anders als

»Musik trägt mich in eine andere Welt«

Suzanna Randall ist Astrophysikerin und will als erste deutsche Frau ins Weltall fliegen. Als Podcasterin verbindet sie ihre Leidenschaften Wissenschaft und Musik

Foto: Picture-Alliance

im analogen Radio – kon sumieren, wann und wo sie wollen. Mein liebstes Medium für WissensVermittlung ist aber tat sächlich das Buch. Des wegen habe ich jetzt auch eines geschrieben.

Wie werden Sounds trotzdem für deine Ar beit relevant?

Ich finde es gerade für die Wissenschaftskommuni kation schön, astrophysi kalische Phänomene zu vertonen. Die Verschmel zung zweier Schwarzer Löcher etwa gibt es als Soundfile. Das ist fast interessanter als die vi suelle Repräsentation, weil erst die Vertonung richtig deutlich macht, wie schnell der Vorgang von statten geht.

Wie klingt es in einem Raumschiff? Schallwellen brauchen ja ein Medium, auf der Erde ist das die Luft oder auch das Wasser. Im Weltraum herrscht Vakuum. Aber im Raumschiff können die Schallwellen sich durch die Luft im Inneren ganz normal ausbreiten. Da hört man vor allem ein Surren, weil so viele Ven tilatoren und elektroni sche Geräte arbeiten.

Welches irdische Ge räusch würdest du im All richtig vermissen? Ich glaube, das Rauschen von Blättern und Bäumen im Wind.

Warum ist das All eine so große Quelle musikalischer Inspiration –nicht nur für David Bo wie und Peter Schilling?

Das Weltall ist um uns herum und wir sind ein Teil von ihm. Es zeigt uns einerseits, wie klein und unbedeutend wir sind, aber auch unser Glück, diesen wunderbaren Pla neten in einem ansonsten ziemlich toten und lebens feindlichen Universum zu haben. Das Weltall geht an die menschliche Essenz und hält uns die ganz gro ßen Fragen vor: Wo kom men wir her? Wo gehen wir hin?

Suzanna Randall ist promovierte Astrophysikerin und Host des Podcasts „Kosmos Musik“. Mit dem privat finanzierten Projekt „Die Astronautin“ wollen sie und Insa Thiele-Eich die ersten deutschen Frauen im Weltall werden. 2022 erscheint Randalls Buch „Wellenreiten im Weltall“

Welcher Song orchest riert deine sanfte Lan dung auf der Erde? Da passt „Cosmic Girl“ von Jamiroquai. Wenn ich dann wirklich im Weltall war, kann ich mich als echtes Cosmic Girl be zeichnen.

Interview: Tim Gieselmann

Jörg Quoos ist Chefredakteur der FunkeZentralredaktion

Hör mal, Claudia Oeking...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich die Beatles. Meine Eltern haben sie geliebt. Als Teenie habe ich auch die Fugees hoch- und runter gehört. Zu Beginn meines Highschool-Jahres in den USA habe ich sie 1996 dann live gesehen. Unver gesslich!

Meine Lieblingserinne rung ans gute alte Radio: Ist meine Zeit bei Hit-Ra dio Antenne 1 Anfang der 2000er. Wir nannten uns „Radio-Bande“, haben un ter der Woche zusammen bis tief in die Nacht das Programm konzipiert und den Sender an die Spitze in Baden-Württemberg ge bracht. Am Wochenende wurde dann Stuttgart un sicher gemacht.

Heute höre ich am liebs ten Musik von: Deutsch-Rap und Hip-Hop über Pop und House bis Jazz und Klassik. Sehr viel fältig, ich weiß. Meine ab

solute Lieblingsband sind die Fantastischen Vier. Aktuell begeistern mich zudem noch Zoe Wees und Paula Hartman. Der wich tigste Einzel-Künstler ist und bleibt für mich aber David Bowie.

Podcasts höre ich am liebsten beim Aufräumen, Einkau fen und Autofahren.

Mein Podcast-Tipp: Der Politik-Podcast des Deutschlandfunk ist ein Muss für Politik-Nerds wie mich. In Tech-Themen fuchse ich mich am liebs ten mit Lex Fridman vom MIT rein. Und die interessantesten Gäste hat definitiv die „Grey’s Ana tomy“-Hauptdarstellerin Ellen Pompeo in „Tell me“.

Ich hasse es, wenn im Podcast erst mal fünf Minuten erklärt wird, was in den nächsten 30 bis 40 Minu ten passiert. Lieber ohne

Hör mal, Jörg Quoos...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich „Winnetou und Old Shatterhand“ auf meinem portablen Plattenspieler.

Meine Lieblingserinne rung ans gute alte Radio: Meine Versuche mit dem Grundig-Kassettenrekor der die „Top Ten“ im Pop Shop von SWF3 aufzuneh men – und Frank Laufen berg quatscht immer rein.

Heute höre ich am liebsten Musik von: Curtis Mayfield.

Podcasts höre ich am liebsten beim Küche aufräumen.

Mein Podcast-Tipp: „Salon Funke“ mit Julia Becker und Jörg Thadeusz.

Ich hasse es, wenn im Podcast durcheinandergequatscht wird.

Das ist mein Lieblings geräusch: Das sanfte Kinder-Schnar chen, wenn auch der Jüngste endlich pennt.

viel Vorgeplänkel direkt zu den Themen gehen. Auch ansonsten mag ich es als alte Radiofrau auf den Punkt. Wer nicht zu Potte kommt, den schalte ich direkt wieder ab.

Das ist mein Lieblings geräusch:

Bei uns am Ammersee tönt von April bis Oktober alle paar Stunden das Horn der Dampfer durch den Ort. Das liebe ich!

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Quietschende Reifen.

Ich hätte gern die Stimme von: Lady Gaga. So gern ich singe, ich treffe leider kei nen richtigen Ton.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung laufen: „Geile Zeit“ von Juli.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Mein Magenknurren.

Ich hätte gern die Stimme von: Alf.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung (nicht) laufen: Klares Ja zu „Knockin’ on Heaven’s Door“ von Guns N’ Roses, deutliches Nein zu „Highway to Hell“ von AC/DC.

Claudia Oeking ist Geschäftsführerin bei Philip Morris Deutschland
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»Es lief zwei Jahre scheiße. Und irgendwann lief es besser« Maria Lorenz-Bokelberg setzt früh alles auf die Karte Podcast. Heute ist sie mir ihrer Firma Pool Artists die erfolgreichste Produzentin Deutschlands – und sucht manchmal die Stille. Nur für das Fotoshooting mit turi2 hört sie Podcasts in allen Lebenslagen Von Tim Gieselmann (Text) und Holger Talinski (Fotos)

Maria, wir haben dich als Podcast-Produzentin in typischen Situationen fotografiert, in denen deine Produkte gehört werden. Wie gut hältst du selbst eigentlich Stille aus?

Stille halte ich nicht nur aus, sondern brauche sie als Balance zu meinem Alltag. Ich habe so viel mit Audio zu tun, dass ich in meiner Freizeit sehr oft tatsächlich gar nichts hören will. Das geht so weit, dass ich Serien oder Filme lautlos und nur mit Untertiteln gucke, weil ich meinen Ohren totale Ruhe

gönnen möchte. Deswegen ist Stille für mich immer etwas ganz Wunderbares. Aber nach einer gewissen Zeit darf es auch wieder laut werden und ich bin bereit für Musik, Podcasts und allerlei andere Men schengeräusche.

Du nimmst regelmäßig kreative Auszeiten. Was bringt dir das?

Ich habe mir das von Bill Gates abgeguckt. Als Ge schäftsführerin gibt es bestimmte Sachen, für die man Zeit zum Nachden ken braucht. Und im All tag ist es schwer, ein paar

Schritte zurückzutreten. Ich fahre dafür einmal pro Jahr in die Berge. Da stehe ich um sechs Uhr auf, gehe wandern oder gucke mir was an. Ab elf setze ich mich an den Schreibtisch und arbeite mein Notiz buch ab, das ich über das Jahr mit Fragen fülle. Von Personalfragen bis hin zu: Sollten wir mal was ganz anderes ausprobieren? Ich höre auch liegenge bliebene Podcasts nach und arbeite Konzepte aus. Die einzigen Leute, die ich von dort anrufe, sind mein Mann und meine Geschäftspartnerin.

Maria Lorenz-Bokelberg Geb. 1981 in Berlin

2005 Ausbildung bei EMI Music in Köln

2007 Schröder & Schömbs

PR für Jägermeister

2008 Meistersinger Konzerte & Promotion

2011 Studium American Studies in Berlin

2012 Erster eigener Podcast

2013 Selbstständigkeit als Podcast-Produzentin

2017 Start der Podcasts von Zeit Online

2018 Gründung Pool Artists

2019 Veröffentlichung des Podcasts „Faking Hitler“

Pool Artists gründet Maria Lorenz-Bokelberg 2013 gemeinsam mit ihrer Freundin Frida Morische. Die Firma produziert von Berlin aus unter anderem „Faking Hitler“ für den „stern“ und von „Alles gesagt“ bis „Zeit Verbrechen“ alle AudioProjekte von Zeit Online

Angefangen hast du nicht im Podcast, son dern in der Musikindus trie. Was hat dich dort hingetrieben?

Ganz stumpf: die Musik. Ich habe Instrumente gespielt und sogar kurz Musikwissenschaften stu diert. Viele Menschen aus meiner Familie arbeiten in der Musikbranche. Bei EMI in Köln habe ich mei ne Ausbildung gemacht, danach auch im LiveBooking gearbeitet und Musik-PR für Jägermeister gemacht. 2010 habe ich alles über den Haufen geworfen und nochmal Amerikanistik studiert. Eine klassische „Jetzt oder nie“-Aktion kurz vor dem 30. Geburtstag

War das Musik-Business so glamourös, wie man es sich vorstellt?

Das war schon damals kei ne entspannte, finanziell gut situierte Szene mehr. Das hat man an diversen Dingen gesehen: viele Wechsel in der Geschäfts führung, Unklarheiten über die Zukunft der Fir ma. Da wurden zwischen den Mitarbeiter*innen auch mal die Ellbogen ausgefahren. Deshalb bin ich dann zu Jägermeister gegangen, ich wollte ja Karriere machen. Und kurz danach gab es EMI auch nicht mehr. Schön war es trotzdem.

Welche Rolle spielt Mu sik heute für dich? Eine deutlich kleinere als in meinen Zwanzigern. Noch 2006 wusste ich alles, weil ich mich für nichts anderes interessiert habe. Teilweise hat mir das die Branche verhagelt.

Ich musste sehr viel Musik hören und auf Konzerte gehen. Für viele klingt das wie ein Traum, aber wenn du etwas immer wieder machen musst, verliert das seinen Zauber. Nach meinem Ausstieg habe ich jahrelang keine Konzerte mehr besucht.

Wann und warum hast du alles auf die Karte Podcasts gesetzt?

Ich habe 2012 als Konsu mentin angefangen und hatte auch bald einen eigenen Podcast mit mei ner Freundin Frida. In der Zeit gab es gefühlt 50 Podcasts und viele waren miteinander verbunden. Als unsere erste Folge 100 Hörer*innen hatte, sind wir total ausgeflippt. Ich habe ein besseres Mikro und ein Aufnahmegerät gekauft und wir haben

»Es motiviert Menschen, wenn sie sehen: Die hat auch nur ein Wohnzimmer und macht coole Sachen«
Maria Lorenz-Bokelberg Videofragebogen
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www.a-b-c-communication.de • ina.tenz@a-b-c-communication.de

uns Schneiden beige bracht. Parallel habe ich die Szene in Amerika be obachtet und irgendwann kam die Erkenntnis: „Na türlich wird das bei uns auch so groß.“ Ich fand es in dem Moment so logisch, dass ich meinen Job ge kündigt und gesagt habe: Ich hänge mich da jetzt 1.000 Prozent rein. Dann lief es zwei Jahre scheiße. Und irgendwann lief es besser.

Hattest du nie Zweifel am Erfolg des Mediums? Eigentlich nicht. Ich hatte nur Zweifel, wie lange es noch dauert, bis ich davon leben kann. Anfangs hatte ich ja die Produktion für Freunde übernommen. Als mich auch andere Leu te gefragt haben, habe ich angefangen, Rechnungen zu stellen. Ich habe mich damals schnell belesen, wie man ein Geschäft auf baut. Das wusste ich ja gar nicht. Ich war nicht berühmt und nicht ver netzt, auch weil es noch keine Podcast-Branche gab. Deswegen habe ich

angefangen, mich als Pro duzentin in den Credits zu nennen. Das war damals noch nicht üblich. So sind mehr Leute auf mich auf merksam geworden.

Noch heute sehen einige Leute Podcasts als Hype. Wenn ich das glauben würde, wäre ich falsch in meinem Job. Ich kann das ganz pragmatisch erklä ren: Podcasts sind genau dann groß geworden, als unsere Mobile Devices mehr Speicherplatz hatten und die mobilen Datenvo lumen gestiegen sind. Das lief komplett parallel. Es ist nicht so, dass die Leute vorher kein Interesse an On-Demand-Audio hatten. Es war nur nicht alltags tauglich möglich.

Pool Artists führst du mit deiner Freundin Fri da Morische. Dein Mann, der Ex-Viva-Moderator Nilz Bokelberg, ist auch dabei. Wie viel Family and Friends steckt in eurer Operation?

Mein Mann ist schon immer freischaffend an

Bord. Unser viertes Date war die erste Aufnahme seines Podcasts „Gästeliste Geisterbahn“. Die Verstri ckung hat es bei uns also immer schon gegeben. Da Frida und ich die Firma in einer Zeit gegründet haben, in der das Geld verdienen mit Podcasts schwierig war, hat es geholfen, mit Freunden und Familie anzufangen. Da kann man leichter ins Risiko gehen und schauen, was dabei rumkommt.

Wann seid ihr richtig durchgestartet? „Sanft und Sorgfältig“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz hat das Geschäft angeregt. Auch den Schub von ihrem Umzug zu Spo tify haben wir gemerkt. Dann habe ich Jochen Wegner kennengelernt und wir haben begonnen, die Podcast-Strategie von Zeit Online aufzubauen. Das hat uns natürlich sehr gut getan. Da kam dann 2017 schnell der Punkt, an dem ich gemerkt habe: Jetzt läuft’s und ich schaf fe es nicht mehr alleine.

Ihr bietet Produktion, Kreation und Beratung – was ist dein Stecken pferd?

Beratung, aber auch Krea tion. Am meisten Spaß macht es mir, mich mit Neukunden hinzusetzen und herauszufinden, was sie eigentlich brauchen.

Wenn das mit einem Pod cast zu machen ist und wir zusammen passen, dann planen wir die Eck pfeiler: Was erzählen wir?

Wer spricht? Wenn dann die Produktionsplanung startet, gebe ich ab, die mache ich so gut wie gar nicht mehr. Da bin ich auch schon lange nicht mehr die Beste in der Firma. Ich finde es in der Geschäftsführung total wichtig, so etwas zu er kennen.

War das immer so?

Am Anfang mussten wir alles können, aber da wa ren wir noch viel kleiner.

Wenn was schief ging, ging es eben auch nur für Frida und mich schief. Da geht man was trinken, guckt sich in die Augen

154 · turi2 edition #19 · Audio

und sagt: Aha. Wenn jetzt was schief geht, betrifft es die ganze Firma. Des wegen erkennt man seine Schwächen und sucht sich Leute, die das gut können. So ist unsere Firma ein geiles buntes Puzzle.

Ihr habt lange Podcasts in deinem Wohnzimmer aufgenommen. Zeit On line ist dir sogar mit Kamera durch die Wohnung gefolgt. Warum vermischt du so gern Pri vates und Berufliches?

Das ist zum einen histo risch gewachsen, früher hatte ich kein Büro und kein Studio. Und das, was du jetzt unter „privat“ verstehst, haben Nilz und ich immer gern geteilt. Ich habe die Erfahrung ge macht, dass es Menschen motiviert, wenn sie se hen: Die hat auch nur ein Wohnzimmer und macht coole Sachen. Bei den zwei Podcasts „Alles ge sagt“ und „Die Nilz Bokel berg Erfahrung“, die wir jetzt noch im Wohnzim mer-Studio aufnehmen, gehört das zum Konzept.

Aber viel von meinem Leben ist privat und das wird so bleiben.

Ist das Teilen von Priva tem Pflicht in Podcasts?

Es ist eine Option, die man bei der Kreation mit denken sollte. Podcast ist ein Medium, das extrem auf Augenhöhe gelernt ist. Der gleiche Inhalt in einem Radio-Sender gibt vielleicht zwei, drei Briefe von Hörer*innen, bei einem Podcast sind es möglicherweise 500. Das ist historisch bedingt, weil Podcasts in ihren ersten zehn Jahren Gespräche zwischen Privatleuten waren. Das spürt man bis heute und das macht es auch möglich, journalis tische Erfahrungen viel privater zu erzählen.

Aber verschwimmen da nicht Grenzen? Auch zwischen Journalismus und Aktivismus?

Ich bin keine Journalis tin. Deswegen haben wir Menschen, die uns bera ten. Mein Parade-Beispiel für Podcast-Reportagen

ist der US-amerikanische Podcast „Serial“, der einen ungeklärten Kriminalfall behandelt. Sarah Koenig nimmt dich mit in die Geschichte und teilt ihre eigenen Empfindungen. Das hat mich als Hörerin natürlich viel mehr ge packt. In dem Fall finde ich es gut, die journalisti sche Distanz aufzuheben. Allerdings ist das im Nach gang in Projekten häufig auf Teufel komm raus passiert. Ich sollte schon überlegen: Was gewinnt die Geschichte dadurch, dass ich mich in den Vor dergrund drängele?

Ihr produziert aktuell 45 Podcasts, davon sind sechs eigene Projekte. Sind Auftragsproduktio nen entspannter? Klar, da wissen wir von vornherein, dass wir Geld verdienen. Das entspannt massiv. Unentspannt kann es sein, dass wir nicht das letzte Wort haben, weil die Podcasts uns meistens nicht gehören. Auftrags produktionen bieten uns aber auch die Möglichkeit,

Dinge umzusetzen, die wir allein nicht machen kön nen. „Faking Hitler“ wäre ja ohne den „stern“ nicht gegangen, da nur sie Zu gang zu den Tapes hatten.

Wie entscheidest du, welche Ideen du nicht umsetzt?

Da gibt es ganz unter schiedliche Faktoren. Manchmal gefallen uns Vorschläge einfach nicht. Manche wollen eine Ziel gruppe bespielen, die es noch nicht gibt und sich nicht in eine andere Richtung beraten lassen. Auch Antipathie kann ein Grund sein. Man sitzt im Meeting und denkt: „Ich würde wahnsinnig gerne nicht mehr mit Ihnen in einem Raum sitzen.“ Das beruht ja meist auf Gegen seitigkeit und ist auch völlig okay.

Was sind die häufigsten Fehler in Podcasts?

Oft kommen Agenturen oder Managements zu uns, weil sich herumge sprochen hat, dass Promis mit Podcasts Geld machen

155 · turi2 edition #19 · Audio

Mein Hör-Tipp

können. Dass das auch die Stars Zeit und Arbeit kostet, wird oft unter schätzt. Außerdem haben Leute überraschend oft Ideen, die nach einer oder zwei Folgen auserzählt wären. Und eine dritte Sache noch: Menschen haben häufig vorher nicht geschaut, ob es ihre Idee nicht schon zur Genüge gibt.

Wer braucht dringend einen Podcast? Und wer vielleicht auch nicht?

Bei der Frage komme ich in Teufels Küche. Eine Person kann ich da nicht nennen. Aber so viel sage ich: Wir haben häufig Meetings mit Männern, die darüber reden wollen, was sie in der letzten Wo che erlebt haben. Das ist für mich keine Idee mehr. Ich liebe solche Podcasts, aber es gibt davon sehr viele. Meine Erfahrung ist bloß, dass es Medien-Män nern egal ist, ob sie etwas Neues beizutragen haben.

Sie denken: Was sie zu er zählen haben, wird schon geil genug sein. MedienFrauen kommen dagegen manchmal viel zu spät zu

uns, weil sie nicht an ihre Idee glauben.

Also ist die PodcastLandschaft schon sehr männergeprägt.

Ja, gerade auch das PromiPodcast-Business. Das liegt daran, dass es dort, wo die herkommen, schon mehr Männer gibt. Das zieht sich nur weiter ins nächs te Medium. Da merke ich in Kundengesprächen, dass wir eine anstrengen de Firma sind, weil wir immer auf die Balance be harren. Es gibt so viele tol le Stimmen, die noch eine Perspektive mitbringen, die es nicht schon tau send Mal gibt. Der weiße, männliche Hetero-Bereich ist ganz gut abgedeckt. Wir wissen, was ihr denkt, jetzt würden wir gerne mal anderen zuhören.

Selbst die Geschäftsfüh rung mittelständischer Firmen podcastet heute für die Belegschaft. Kann das eine Mitarbei terzeitschrift ersetzen? Da muss man sich die Fir ma angucken. Ich glaube, dass es schwierig ist, das Medium Menschen aufzu

drücken, die kein Audio konsumieren. Lesen ist ja etwas anderes als Hören. Ich kann mir aber vorstel len, dass man im Podcast etwas mehr vermitteln kann.

Was ist für dich der bes te Corporate Podcast? Mir fallen keine guten deutschen Beispiele ein, aber das heißt nichts. Ich kann auch nicht alles hören. In Amerika hat General Electric ein rich tig geiles Sci-Fi-Hörspiel gemacht namens „The Message“. Und die Zahn pasta-Marke Zendium hat „2 Minutes of Zen“. Da gibt es unnützes Wissen für das Zähneputzen. In meiner Blase in Deutsch land ist das Konzept aber noch nicht angekommen.

Siehst du da Potenzial? Auf jeden Fall. Wenn du als Firma ein bisschen Mut hast und Werbung für dich nicht nur heißt, mir zu erzählen, wie geil dein Produkt ist. Denn Werbung kann auch be deuten, dass Leute neben deinem Logo eine gute Zeit haben. Dann gehst du

zu Kreativen wie uns und sagst: Das ist unsere Iden tität, das sind unsere Wer te und wir wollen einen Podcast, der das mitträgt. Große Firmen haben auch das Geld dafür.

Apropos große Firmen, ihr schließt die Zusammenarbeit mit Springer aus. Warum?

Diese Frage zu beantwor ten – und das ist schon Teil der Antwort – ist irre schwierig. Wir wollen nicht mit Axel Springer arbeiten, weil der Verlag ein paar Publikationen wie „Bild“ und „Welt“ hat, deren Idee darauf basiert, Menschengruppen gegen einander aufzuhetzen. Und ich weiß, dass allein nach dieser Aussage schon meine Haare brennen.

Denn natürlich läuft we der bei unseren Kunden noch bei uns alles perfekt. Trotzdem finde ich, dass Axel Springer sich da eine ganz besondere Stellung herausgearbeitet hat und auf eine andere Art nach außen hin stolz darauf ist.

Als Privatmensch finde ich das schlimm und be ängstigend. Und als Grün

„Die Funktion ‚Hören‘ auf dem iPhone versorgt dich über Kopfhörer mit unendlichen Natur geräuschen und ersetzt Nebengeräusche mit entspannenden Sounds. Mein Favorit: Regen.“
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derin ist es schön, dass ich diese Entscheidung ein fach treffen kann.

Für wen arbeitet ihr außerdem nicht?

Da könnte ich dir jetzt Standard-Antworten wie „Waffenhersteller“ geben. Wir schauen, wofür eine Firma steht, was sie macht und wie sie kommuni ziert. Dann entscheiden wir von Fall zu Fall.

Stichwort Finanzierung. Wie machen Podcasts das am besten?

Wenn du ein großes Medi um bist, würde ich sagen: Mach den Podcast, hau den über deine Reichwei te raus und versuch es mit Werbung. Wenn du privat zu mir kommst, würde ich sagen: Versucht, euch eine Community zu er arbeiten und lasst euch von der unterstützen. Das funktioniert, wenn du die Hörer*innen ansprichst oder sogar einen Dialog führst. Wenn du unab hängig agierst, unterstützt die Podcast-Community gerne.

Wie sieht denn die klassische Podcast-Hörerin aus?

Die sieht aus wie das, was du losschickst. Wenn du mit drei Dudes am Tisch locker quatschst, sehen die Leute dir wahrschein lich relativ ähnlich. Wenn eine Psychologin und eine Journalistin über Proble me mit der Menstruation reden, hast du eine ande re Community. Wichtig ist, dass du deine Community kennst. Da hilft dir eine gute Statistik auf deinem Server, aber auch Gesprä che mit den Leuten und mal eine Tour zu machen. Selbst dann, wenn du auf Werbe-Spots setzt, musst du dein Publikum kennen.

Warum?

Gerade wenn du als Host selbst Werbung ein spricht, sollte das Fans ja nicht vor den Kopf stoßen. Das ist eine Vertrauenssi tuation. Als Fan glaube ich dir mehr als einer Spre cherstimme. Gute Podcas ter machen nicht für alles Werbung, sondern richten sich am Publikum aus.

Vor zwei Jahren meintest du, dass MainstreamPodcasts für Leute fehlen, „die auch RTL2 gucken“. Hat sich da was getan?

Als Verlagshäuser einge stiegen sind, waren die In halte stark auf Menschen mit höherer Schulbildung ausgerichtet, weil genau solche Leute hinter den Projekten standen. Die wollten lange Gespräche mit dem Motto: „Lass uns doch mal richtig in die Tiefe gehen.“ Das war und ist auch immer noch ein bisschen elitär. Da gab es eine Angst vor Entertain ment. Langsam tut sich was, aber das Potenzial ist noch sehr groß.

Siehst du noch Nischen, in die man stoßen sollte? Wenn du Nischen bedie nen willst, brauchst du Ausdauer. Aktuell gibt es erstmals eine Furcht, Themen zu besetzen, die nicht allen gefallen. Der

lange Atem wird wie derkommen, wenn die ganze Branche wieder etwas stärker ist. Mein Lieblings-Beispiel für Ni schen ist ein Podcast über Chamäleon-Zucht. Der Macher hat erzählt, dass es auf der Welt vielleicht 700 Züchter*innen gibt. Das ist seine maximale Hörer*innen-Zahl. Er hat trotzdem angefangen und erreicht heute 450 davon –ein Riesen-Erfolg. Und der hat Werbung, denn spitzer wird die Zielgruppe nicht.

Glaubst du, Podcasts können wie TV-Serien à la „Game of Thrones“ ein wöchentliches Lagerfeu er kreieren?

In den USA war das „Se rial“. In meiner Communi ty haben wir uns damals zusammengeschlossen am Telefon und von drei rückwärts gezählt, um alle gleichzeitig die Folge zu hören. In Deutschland gab es das noch nicht. Die Amerikaner*innen sind mutiger, mit einem Cliff hanger aufzuhören und offensichtliche Infos auch mal wegzulassen, um sie dann erst später überra schend zu erzählen. Sogar in einem seriösen journa listischen Format. Das ist emotionale Manipulation in einem guten Sinne.

Wenn du auf die USA schaust – welche Trends müssen wir noch auf arbeiten?

Ich gucke nicht auf inhalt liche Trends. Ein Podcast über deutsche Waffen gesetze juckt niemanden, für die USA sieht das natürlich anders aus. Auf Business-Ebene sind die Staaten uns noch drei, vier Jahre voraus. Wirk lich interessant finde ich die Unternehmen am Rande der Podcast-Indus

trie. Firmen, die sich nur um Expert*innen-Ver mittlung oder nur um Remote-Aufnahmen-Bera tung kümmern. Das gibt es hier noch nicht. Und in Amerika stehen die Ver marktungs-Standards. Wie wird was gezählt?

Welcher Server zählt?

Da ist Deutschland auf einem guten Weg, aber noch nicht fertig. Und das schreckt automatisch potentielle Sponsoren und Kund*innen ab.

Wann holen wir das auf?

Ein Stück weit werden sie uns immer voraus sein, weil sie mehr Leute sind. Wenn du dort zum Bei spiel eine Paywall-Platt form gründest, brauchst du einen viel geringeren Marktanteil, um dich zu finanzieren. Natürlich auch, weil dort schon mehr Menschen Podcasts hören. Ein Paywall-An gebot ist in Deutschland im Moment noch schwer zu machen. Aber ich bin mir sicher, dass es mög lich sein wird, und teils funktioniert es ja auch schon. Es ist nur noch ein bisschen früh.

Wie kann der PodcastMarkt noch wachsen? Wir haben noch deutlich mehr Menschen, die zwar Smartphones nutzen, aber gar keine Podcasts hören. Obwohl sie wahr scheinlich sogar eine vor installierte App haben. Da müssen wir als Branche fragen: Warum hören die uns eigentlich nicht? Die Antworten auf diese Fra ge offenbaren uns ganz andere Lebensrealitäten, außerhalb unserer Blase.

Das müssen wir als Bran che erfassen und daran arbeiten, noch mehr Men schen für unser Medium zu gewinnen.

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158 · turi2 edition #19 · Audio

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Hör mal, Andreas Arntzen...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich die Pausenglocke meiner Schule. Ich habe mich immer auf die Pausen und das Fußballspielen gefreut.

Meine Lieblingserinne rung ans gute alte Radio: Sportübertragungen mit schlechtem Empfang –ich war selten so konzen triert.

Heute höre ich am liebsten Musik von: Da gibt es viele, zum Beispiel James Hunter Six.

Podcasts höre ich am liebsten wenn ich unterwegs bin. Da geht es mir wie den

meisten Zuhörern auch. Am Steuer oder im Zug springt dann das Kopfkino an, während man trainier ten Stimmen lauscht, die einen gedanklich oft in fremde Gefilde entführen.

Mein Podcast-Tipp: „Ne Dosis Wissen“ mit Dr. Dennis Ballwieser.

Ich hasse es, wenn im Podcast Wieso sollte ich etwas hassen? Ich kann ja einfach abschalten. Gene rell sollten Podcasts pro fessionell gemacht sein.

Das ist mein Lieblings geräusch: Wind und Wellen. Und natürlich jedes Sound-

Hör mal, Stefan Hartung...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich ganz viel Musik, angefan gen mit der Blockflöte, den verschiedenen Chö ren, dann der Oboe und vielen Orchesterauftritten in Konzertsälen, Kirchen und kleineren Settings. Für mich war das eine tolle Zeit mit viel Musik.

Meine Lieblingserinnerung ans gute alte Radio: Das gute alte Radio war damals hochmodern. Es war für mich immer ein Highlight, ein neues Radio ins Auto einzubauen. Ich erinnere mich gerne da ran, wie ich in den 80ern ein Blaupunkt-Radio in meinen Fiesta geschraubt habe. Ich glaube das Modell hieß „Essen“ und ich meine, es hatte sogar schon einen Kassettenre korder.

Heute höre ich am liebs ten Musik von: Am liebsten höre ich Klassik im Live-Konzert, das ist immer ein tolles Erlebnis.

Podcasts höre ich am liebsten wenn es um Technik geht, aber die eigentlichen Pod cast-Fans in meiner Fami lie sind die Kinder.

Mein Podcast-Tipp: Ich kann unseren BoschPodcast „From Know-How to Wow“ empfehlen. Das, was unser Team da auf die Beine gestellt hat, ist wirk lich hörenswert.

Ich hasse es, wenn im Podcast … der Ton schlecht ist.

Branding von meinem Sound-Professor CarlFrank Westermann und dem Wesound-Team.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Autohupen.

Ich hätte gern die Stimme von: Ich bin ganz zufrieden mit meiner Stimme, aber wenn ich mir schon etwas wünschen darf: Ich würde gerne singen können.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung (nicht) laufen: Das dürfen andere entscheiden, ich höre es dann ja eh nicht mehr.

Das ist mein Lieblings geräusch: Die schönsten Geräusche höre ich in der Natur: etwas Wasser im Hinter grund, Vogelgezwitscher, der Wind, der durch die Blätter weht, Tiere, die ru fen. Ob im eigenen Garten oder in der Wildnis – das ist einfach beeindruckend.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Ein zu lauter Wecker, zu früh morgens, das ist schon schwierig.

Ich hätte gern die Stimme von: Mir. Sie passt zu mir.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung (nicht) laufen: Diese Entscheidung über lasse ich ganz denen, die sie dann hören müssen.

Andreas Arntzen ist CEO des Wort & Bild Verlags Stefan Hartung ist CEO von Bosch Foto: Selina Pfruener Foto: ort & Bild Verlag/Margaretha Olschewski
160 · turi2 edition #19 · Audio

Podcast Tage

Fachgespräche, Networking. Sichtbarkeit. Bewirb dich als Local Host bei peter.turi@turi2.de 15.-25. Mai 2023
podcast-tage.de

Mehr als Radio, mehr als Stimme

Werzum Radio möchte, hat in Detuschland die Wahl aus 459 Sendern als potenziellen Arbeitgebern. 83 davon sind öffentlichrechtlich organsiert, die Mehrheit ist privat und damit werbefinanziert. Das setzt sie wirtschaftlich unter Druck: In unsicheren Zeiten versiegt ein Teil der Werbeeinnahmen und in Gestalt von Spotify und Co. erwächst neue Konkurrenz – auch im Ringen um Nachwuchs-Talente.

Der Podcast-Boom bietet Chancen für Unterneh mungslustige, die gut bei Stimme sind. Die passende Infrastruktur rund um Produktion und Vermarktung entsteht gerade erst so richtig. Audio gilt auch als wichtiges Zukunftsfeld bei Medienunternehmen, die bislang vorrangig auf Geschriebenes gesetzt haben: Verlage suchen Redakteurinnen, die gut mit dem Mikro umgehen können, weil sie mit gesprochenen Beiträgen neue Nutzerinnen gewinnen wollen.

Die Kommunikation übers Ohr liegt bei etablier ten Marken wie auch in der Startup-Szene im Trend. Denn in einer urbanen, agilen Gesellschaft führt der Weg ins Herz der Kundschaft oft über Kopfhörer und Gehörgang. Geforscht und entwickelt wird dabei über die Grenzen der menschlichen Stimme hinaus. Gefragt sind Software-Spezialkräfte und Computer linguistinnen, die sich mit Spracherkennung und Entwicklung synthetischer Stimmen auskennen.

Die Musikethnologin Frances Densmore und Blackfoot Mountain Chief arbeiten 1916 in Washington D.C. gemeinsam an einer Aufnahme traditioneller Gesänge. Dazu nutzen sie den von Thomas Edison entwickelten Phonographen

Host

Von der Gastgeberin hängt ab, ob eine Party ein Erfolg wird – das gilt auch fürs Podcasting. Hosts prägen einen Podcast, geben ihm Stimme und Gesicht, schaffen Nähe. Trägt ein Host Werbung vor oder empfiehlt eine Marke, ist das besonders wirksam: Prinzip Tupper-Party.

MA Radio:

Ihren Ergebnissen fiebern vor allem die werbefinanzier ten Privat-Radios entgegen. Die Media-Analyse Radio ist eine bundesweite Befragung, durch die ermittelt wird, wie viele Menschen einem Sender zuhören.

Text-to-Speech:

Verwandelt geschriebene Texte in Sprache, die idealer weise nicht nach Maschine klingt. Dank Text-to-Speech kann man sich Zeitungsartikel vorlesen lassen. Sender wie RTL bauen mit Hilfe der Technik bereits die Stimmen von Moderatorinnen aus Fleisch und Blut nach.

Der

Arbeitsplatz Audio

Das

162 · turi2 edition #18 · Kapital Foto: Picture-Alliance
Radio hat nach wie vor Platz für Talente an Mikro und Mischpult; Streaming und Podcast erweitern den Markt. Auch audioaffine IT- und MarketingSpezialistinnen sind gefragt
Stellenmarkt der Kommunikation: turi2.de/jobs Buzzwords Jobs & Karriere

Profis aus

Armin Hierstetter, S.

Eva S.

Anne Küpper, S.

Nina

Thomas

Christian

Ina

Yella

Thorsten

Korbinian

Denise

164
Ries,
166
167
Gerhardt, S. 168
Müller, S. 169
Bollert, S. 170
Tenz, S. 171
Köhler, S. 172
Kirmes, S. 173
Frenzel, S. 174
Kratzenberg, S. 176
der Audiowelt im Porträt

Fünf Schritte zur perfekten Stimme für dein Projekt:

1. Briefing: Beschreibe Ziel und Zielgruppe und gib Hinweise auf die gewünschte Stimmfarbe und Diktion. Hilfreich sind Beispie le, wem die gesuchte Stimme ähneln soll.

2. Skript: Füge dem CastingAufruf Teile des Skripts hinzu, selbst wenn das noch nicht final ist. Bei Online-Castings bewer ben sich die meisten Sprecher mit einem Demo auf Basis deines Skripts.

3. Länge: Lies den Text laut, um die Länge zu kontrollieren. Das ist vor allem bei zeitkritischen Texten wie Werbung wichtig. Denn: Wir lesen im Kopf deut lich schneller als in Wirklich keit. Und: Deutsche Texte sind gesprochen bis zu 30 Prozent länger als beispielsweise ein englisches Original. Wird „auf Bild“ gesprochen, ohne dass die Länge angepasst werden kann, muss dies bei der Übersetzung beachtet werden.

4. Qualität: Professionelle Auf nahmen dürfen nicht rauschen, nachhallen oder abgehackt klingen. Verlange für ein Casting immer Aufnahmen ohne Musik bett und Soundeffekte, die Mängel der Aufnahmetechnik kaschieren würden.

5. Budget: Professionelle Sprachaufnahmen haben ihren Preis. Weil viele Sprecher heute über eigene Studios verfügen, benötigst du in der Regel aber kein externes Studio. Außerdem entfällt bei Online-Castings eine Agenturprovision.

Armin Hierstetter spricht über seinen Job im turi2.de/jobspodcast

»Am Anfang stand der Überlebenswille«

Armin Hierstetter disruptiert mit seiner Casting-Plattform Bodalgo im Alleingang den Markt. Sein eigener Weg hinters Mikro ist eine Aneinanderreihung von Zufällen

Wäre

nicht der Journalismus da zwischengekom men, wäre Armin Hierstetter heute womöglich Chemiker. Nur knapp schafft er das Abi, als schlechtester in seinem Jahrgang. „Aber in Chemie war ich eine Leuchte“, erinnert er sich. Dem Chemiestu dium kommt die Computerpresse zuvor: Hierstetter wird durch Zufall freier Autor, macht dann ein Volontariat beim Magazin „TOS“. Der nächste Zufall bringt ihn als Vize-Chefredakteur zum Männer-Magazin „Penthouse“, später macht er Jugendpresse, bis er merkt: „Ein besonders guter Chefredakteur bin ich nicht.“

Hierstetter studiert Medien marketing und wechselt ins Ver lagsmanagement. Er ist Verlags leiter beim Männer-Blatt „FHM“, als er 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gekündigt wird. Aber er hat einen Plan B. 2004 hatte er für „FHM“ mal einen Werbespot gesprochen und daraufhin naiv für sich beschlos sen: „Ich bin jetzt Sprecher.“ Erfolglos klappert er Studios und Agenturen ab und findet ein ziemlich geschlossenes System vor. Im Netz entdeckt er eine US-Website, wo sich Sprecher präsentieren können und Jobs bekommen, die auf ihr Profil pas sen. Ein deutsches Pendant sucht er vergeblich.

Ein Besuch auf dem Münchner Oktoberfest 2007, Hierstetter hat schon drei Maß getrunken, endet damit, dass er sich an den Rech ner setzt und die ersten Zeilen einer Casting-Plattform program miert, die später zu Bodalgo wird.

Nach der Kündigung bei „FHM“ steckt er seine komplette

Abfindung in die Weiterentwick lung von Bodalgo – der Name entspringt übrigens der Phan tasie und hat keine Bedeutung. „Am Anfang stand der Überle benswille. Ich brauchte jetzt ein funktionierendes Business“, sagt Hierstetter.

Daneben reizt ihn die Selbst ständigkeit, sein eigener Chef zu sein und selbst zu entscheiden, was er tut und wann er es tut. Bis heute ist Bodalgo eine One-ManShow. „Es ist so einfach, alleine zu arbeiten“, sagt Hierstetter. „Mir fehlt diese Gier, zu wach sen.“ Für den Vertrieb, nicht gerade seine Stärke, hätte er aber schon gerne einen Sidekick.

Alle neuen Stimmen auf der Plattform überprüft Hierstetter persönlich. Sein Anspruch ist, nur professionelle Sprecherin nen und Sprecher zu vermitteln. Auch, weil er am Anfang viel Gegenwind erlebt: Dass da einer das tradierte System der Stim men-Vermittlung infrage stellt und mit einer Online-Plattform disruptiert, kommt bei Studios und Agenturen zunächst gar nicht gut an.

Heute hat Bodalgo gut 12.000 Sprecherinnen und Sprecher in 80 Sprachen in der Datenbank, rund 2.000 davon zahlen als Premium-Mitglied einen monatli chen Beitrag und können sich da für selbst auf Castings bewerben. Das ist Hierstetters Geschäfts modell, Vermittlungsgebühren verlangt er nicht.

Im Nachhinein sieht Hierstet ter die Selbstständigkeit als beste berufliche Entscheidung seines Lebens und rät: „Dass man Muffe davor hat, sollte kein Hinde rungsgrund sein, diesen Schritt zu wagen.“

165 · turi2 edition #19 · Audio
Armin Hierstetter Geb. 1970 in Schwandorf 1990 Volontär, später Redakteur „TOS" 1993 Redakteur, später Vize-Chefredakteur „Penthouse" 1996 Chefredakteur „Baller!", „Xtreme" 1997 Textchef, später Vize-Chefredakteur „Sugar“ 2000 Leiter Jugendmaga zine Attic Futura 2004 Verlagsleiter „FHM“ 2008 selbstständig mit Bodalgo

»Mein Produkt sind Menschen und keine Joghurtbecher«

Eva Ries hat mit viel Beharrlichkeit die internationale Musikindustrie erobert. Der Erfolg der vielleicht größten Hip-Hop-Band untrennbar mit ihr verknüpft bei Booking,

Als Eva Ries sich 1993 der interna tionalen Vermark tung des Wu-Tang Clans annimmt, weiß sie nichts über Hip-Hop. Doch ausgerechnet Ries öffnet der Gruppe „das Tor zur Welt“, wie es Band-Leader RZA beschreibt. Dabei hilft Ries eine „gesunde Mischung aus einem guten Selbstvertrauen und einem ausgeprägten Ego“. Und die Eigenschaft, Widerstände anzunehmen.

Beispiele dafür liefert ihre Biografie zuhauf: Ein erstes Praktikum beim Rocklabel Enigma endet für Ries nach fünf Tagen spektakulär mit einem Rausschmiss durch die Security. Binnen drei Wochen muss die gelernte Werbefotografin etwas Neues finden oder die USA verlas sen. Also schleicht sie sich auf einer Metal-Messe ein, drückt allen Labelchefs ihren Lebenslauf in die Hand und ergattert so neue Praktika. In ihrem ersten Job bei Geffen in Deutschland betreut sie Acts wie Guns N’ Roses und Nirvana. Doch im deutschen Marketing „das letzte Glied in der Kette zu sein“, missfällt ihr und es zieht sie zurück in die USA.

Ries hat es mit „Dreistig keit, Willensstärke und einer Vision“ ins Musikmarketing geschafft, vor allem aber mit Mut und Selbstvertrauen. Das vermisst sie bei Jünge ren, die „alles akademisch erledigen wollen“. Es sei schließlich „keine Raketen wissenschaft, einen Marke tingplan zu schreiben“. Die USA böten noch heute Men schen ohne ideale Vorkennt nisse bessere Chancen. Ries hat es selbst erlebt: Als sie im neuen Job bei RCA in New York die Vermarktung des Wu-Tang Clans zugeschoben bekommt, kennt sie weder Kunst noch Lebensrealität ihrer Schützlinge. Doch mit Interesse und Beharrlichkeit

gewinnt sie die verschlosse ne Band, mit der sie bis heute verbunden ist, für sich.

Die Arbeit mit Kreativen sieht Ries als schönstes Ele ment des Jobs, das aber auch anstrengt: „Viele Künstler, mit denen ich arbeite, sind chronische Verschieber“, sagt sie, die eigentlich gerne vorplant. Über die Jahre mit dem Wu-Tang Clan hat Ries erlebt, wie viele Faktoren Pläne torpedieren können: von täglichen Streitereien der Gruppe auf Tour über eine Schießerei beim Besuch eines deutschen KameraTeams bis zu einer Entfüh rung durch ihre eigene Band.

Trotzdem sind ihr die teils unberechenbaren, aber stets aufrichtigen Wu-Tang-Rap per lieber als große Teile der Musikindustrie, denn dort gebe es „sehr wenige ehrli che Menschen“. Authentizität sei zwar „schwierigerer, als einem Künstler ins Gesicht zu sagen, was er hören will“, helfe aber beiden Parteien mehr. Entsprechend müsse man extrovertiert auftreten und klug kommunizieren können im Musik-Business. Reich ist sie dort übrigens „überhaupt nicht“ geworden. Schon in den goldenen 90ern hatten die Plattenfirmen gro ße Gehälter „nicht nötig, weil es ein Glamour-Job war“. Bis heute betreut Ries Mu sikerinnen auf beiden Seiten des Atlantiks. Über ihre teils abenteuerlichen Erlebnisse mit dem Wu-Tang Clan hat sie ein lesenswertes Buch geschrieben und mit BandGründer RZA produziert sie als Ideengeberin und Autorin eine Doku-Serie für den US-Sender Showtime. Dafür muss kurzzeitig ihre Tätig keit als Psychologie-Dozentin ruhen. Bei dieser Arbeits-Flut bezeichnet sich Ries wohl zu Recht als „Hansdampf in allen Gassen“, der für das Modell 9-to-5-Job definitiv nicht gemacht ist.

166 · turi2 edition #19 · Audio
aller Zeiten ist
Eva Ries Geb. 1962 in Mannheim 1990 Praktika bei RCA und Polygram in Los Angeles 1991 Marketing Manage rin bei Geffen Re cords in Hamburg 1993 International Mar keting Managerin bei RCA in New York City 1996 Head of Internatio nal Marketing, Loud Records 2000 Director
BMG Ariola in München 2004 VP International Marketing Urban Music bei Sony Music, NYC 2006 Selbstständig im Internationalen Marketing und
Princeton, NJ 2017 Geschäftsführerin RZA Productions Europe 2019 Psychologie-Do zentin in Mannheim Foto: Ivo Kljuce

Mein Hör-Tipp:

„‚Macht und Millionen‘, ein Podcast über echte Wirtschaftskrimis der ‚Business Insider‘-Journalisten Solveig Gode und Kayhan Özgenc. Spannung pur!“

»Der Austausch bereichert mich persönlich«

Anne Küpper, Leiterin des Projekts Aravoices

bei Axel Springer, bringt „Bild“ und „Welt“ das Sprechen bei. Dafür braucht sie ein gutes Ohr und einen langen Atem

Wenndie „Bild“-Zeitung ein Mensch wäre und sprechen könnte – wie würde sie klingen? Und sollte dieser Mensch wirk lich eine „Sie“ sein oder besser ein „Er“?

Mit solchen Fragen beschäftigt sich Anne Küpper. Sie ist bei Axel Springers Ideenwerkstatt Ideas Engineering für das Projekt Aravoices zuständig und leitet ein Team, das künstliche Stimmen für konzerneigene Nachrichten marken wie „Welt“ und eben „Bild“ entwickelt. Durch die Text-to-Speech-Technik werden geschriebene Artikel in wenigen Sekunden hörbar gemacht. Daraus können dann zum Beispiel Playlists entstehen. „So erweitern wir das Audio-Portfolio, das nun neben fantastischen Podcasts News-Artikel im Audio-Format enthält“, sagt Küpper. Das helfe auch Menschen, die sich mit dem längeren Lesen schwertun.

Jede digitale Markenstimme soll einmalig sein, zum jeweiligen Medium passen und darf bloß nicht nach Maschine klingen. Damit das gelingt, müssen bei Ara voices Menschen mit sehr unterschiedlicher Expertise kooperieren. Das Spannende an ihrer Arbeit seien das interdisziplinäre Team, die gestalterische Freiheit und die Vielseitigkeit der Themen: „Ich arbeite mit interna tionalen KollegInnen aus unterschiedlichen Bereichen eng zusammen, von Software- und KI-EntwicklerInnen, über LinguistInnen, bis hin zu RedakteurInnen und TontechnikerInnen. Dieser Austausch verbessert nicht nur unsere gemeinsame Arbeit, sondern bereichert mich auch persönlich.“

Wer ein gutes Ohr hat, gerne Dinge ausprobiert und einen langen Atem mitbringt, ist nach Küppers Auffas sung in der Audio-Branche gut aufgehoben. Den langen Atem braucht sie, weil Aravoices sich noch in der Start phase befindet. Oft muss sie auch das Missverständnis aus dem Weg räumen, dass vertonte Artikel Podcasts ersetzen sollen oder können. In Küppers Vision haben sowohl von Menschen gesprochene als auch synthetisch vertonte Artikel Platz. Ganz ohne Wesen aus Fleisch und Blut kommt eine Marke wie „Bild“ eben doch nicht aus.

3 Karriere-Tipps:

1. Eigne dir Hintergrund wissen zur internationalen Audiobranche an. Wer macht was? Welche Formate gibt es?

2. Vernetze dich mit anderen Audio-Profis, auch außer halb deiner Organisation.

3. Verstehe, welche Kompe tenzen bei deiner AudioProduktion nötig sind.

Anne Küpper

Geb. 1989 in Bergisch Gladbach

2008 Bachelor-Studium Inter national Business in Maas tricht

2012 Master-Studium Finance and Strategic Management an der Copenhagen Busi ness School

2015 Management-Trainee bei Axel Springer

2016 Referentin der Geschäfts führung bei Upday for Samsung

2019 Zunächst Senior Product Manager, dann Product Lead Audio & Voice Tech bei Axel Springer Ideas Engineering

167 · turi2 edition #19 · Audio

Geb. 1976 in Frankfurt am Main

1997 Ausbildung Verlagskauffrau im Verlag der „Frankfurter Rundschau“

1999 Studium Rechtswissen schaften mit Schwerpunkt Medienrecht in Heidelberg und Montpellier

2005 Referendariat Landgericht Duisburg mit Stationen in Rom und Miami

2007 Referentin Medienpolitik beim Bundesverband Deut scher Zeitungsverleger, Zu lassung als Rechtsanwältin

2013 RTL Radio Deutschland, zu nächst als Leiterin Medien politik und Kommunikation, seit Herbst 2020 als Ge schäftsführerin

2016 Berufsbegleitende Promotion an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock im Rund funkrecht

»Erfolg und Unfreundlichkeit passen nicht zusammen«

Ob als Dozentin, Verbandsvorständin, Geschäftsführerin von RTL Radio Deutschland oder privat als Podcasthörerin: Nina Gerhardt hat die Medien im Blick, Audio im Ohr und den Teamspirit im Herzen

Inden Medien zu arbeiten, empfindet Nina Ger hardt „als absolutes Privileg“: Die Abwechslung, die Kreativität und die Relevanz der Branche begeis tern sie jeden Tag aufs Neue – besonders, wenn sie in ihrer Arbeit den Teamspirit spürt, „im persönlichen Miteinander Projekte gestalten und Lösungen erarbei ten kann“.

Gerhardts Weg in die Medien startet in ihrer Heimat stadt Frankfurt mit einer Ausbildung zur Verlagskauf frau beim Verlag der „Frankfurter Rundschau“. Nach dem Rechtswissenschafts-Studium arbeitet sie zunächst beim BDZV und erklimmt dann die Karriereleiter bei RTL Radio Deutschland. Berufsbegleitend schreibt sie ihre Dissertation. Ihren ersten Kongress über die Zukunft der Medien mit 50 Referierenden organisiert Gerhardt im Jahr 2000. Seit 2009 referiert die Rechts anwältin selbst. An der Hamburger Hochschule klärt sie als Dozentin in ihren Vorlesungen aktuelle Fragen der Medienpolitik. Heute lebt Nina Gerhardt mit ihren Kindern und ihrem Mann, einem Sounddesigner beim Film, in Berlin. Einmal im Jahr muss sie aber raus, das Meer sehen, die Wellen rauschen hören.

Die Audio-Branche empfiehlt Gerhardt Menschen, die „kreativ sind, die Magie von Audio spüren, gerne vernetzt arbeiten und Schnelligkeit lieben“. Die Schnel ligkeit liebt sie selbst so sehr, dass sie ihr manchmal fehlt. Nämlich dann, wenn es darum geht, mit aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten: „Im Radio stoßen wir hier sehr schnell an strukturelle Grenzen. Das lähmt und lässt so manche Chance ungenutzt.“ Gerhardts Liebe zu Audio lässt sie auch in ihrer Freizeit nicht los: Sie liebt Business-Podcasts von und für Frauen. Denn: „Es müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, Frauen im beruflichen Umfeld zu stärken und deren Karrieren zu fördern.“

Engagement und Vernetzung werden bei Nina Ger hardt großgeschrieben – oder branchenpassender: laut gerufen. Sie sitzt im Vorstand des Interessensverbands privater Medien Vaunet, im Beirat des Deutschen Radio preises, im Vorstand der Radiozentrale. „Ich versuche, der Gattung Radio und Audio an vielen Stellen Gehör zu verschaffen.“ Auch kleinteilige Gremienarbeit sei wichtig, Zusammenarbeit der Schlüssel. Gleichzeitig gelte auch und gerade für Profis: „Erfolg und Unfreund lichkeit passen nicht zusammen.“

Nina Gerhardt Nina Gerhardt bei der Launchparty der turi2 edition #19 turi2.de/clubraum
168 · turi2 edition #19 · Audio

Mein Hör-Tipp:

„Ein gutes Beispiel für einen gelungenen Podcast ist ‚Deutschland 3000‘ mit Eva Schulz. Der nimmt mich immer wieder mit und überrascht.“

»Behalte immer den Markt im Blick«

Thomas Müller ist seit langem im Bereich Audio zuhause – mal im Radio, mal im Musik-Business. Als Channelmanager der ARD Audiothek will er heute Formate aus der Masse des schnell wachsenenden Marktes herausheben

FürThomas Müller ist es mittler weile eine echte Herausforde rung, im Audio-Markt noch den Überblick zu behalten: „Anders als in den Anfangstagen des Podcasts ist der Markt immer fragmentierter.“ Es gebe zwar „jede Menge digitales Audio“, doch vieles davon gehe in den Massen unter. Als Channelmanager der ARD Au diothek hat er der Plattform einen neuen Look gegeben, um Formate sichtbarer zu machen und Nutzerinnen auch für die Themen zu begeistern, „die außerhalb ihrer Bubble liegen“.

Um in diesem schnell wachsenden Markt zu bestehen, muss Müller seine Strategien immer wieder überprüfen und neue Formen und Ideen auspro bieren – auch, wenn potentielles Schei tern dabei „absolut dazugehört“. Seine Heimat im Audio-Bereich findet Müller direkt nach dem Volontariat an der Ka tholischen Journalistenschule IFP. Sechs Jahre lang macht er beim Bayerischen Rundfunk Radio, dann wechselt er in die Musikbranche: Als Marketing Manager

bei Universal ist er für Bands und Künst lerinnen wie Rammstein, Gwen Stefani und Blink-182 verantwortlich. Nach einer weiteren Station bei dem Tech-Riesen Apple als Head of Music iTunes zieht es Müller zurück zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Ihn fasziniert vor allem digitales Audio: „Damit kann man unglaublich tolle Geschichten erzählen“. Der Kreativi tät stehe dabei nichts im Wege, weil es nur wenige Vorgaben gebe. Vor allem für Neulinge im Podcast-Business sei es wichtig, einen Überblick über das Angebot zu behalten. Gerade im inter nationalen Markt gebe es immer wieder „aufregende Ideen und tolle Umsetzun gen – die solltest du kennen“. Nicht zu vergessen sei auch das Handwerk selbst: „Die Hörerinnen abholen, sie neugierig machen und um ein Abo bitten.“ Über alle Standards dürfe man aber nicht die Begeisterung vernachlässigen. Egal, ob als Host oder hinter den Kulissen: „Wir können es hören, wenn die Macherinnen mit echter Begeisterung dabei sind.“

Thomas Müller

Geb. 1969 in Speyer

1990 Volontariat an der Ka tholischen Journalisten schule IFP

1992 Editor/Presenter bei Bayern3

2002 Director Radio Promo tion und International Marketing Manager bei der Universal Music Group

2004 Head of Programming and Music bei Flux FM

2007 Head of Music iTunes bei Apple

2012 Head of Young Formats TV/Radio/Online/Social Media beim BR

2018 Head of Content and Development bei Stre amwerke

2020 Channelmanager der ARD Audiothek

169 · turi2 edition #19 · Audio
Foto: SWR/Patricia Neligan

Christian Bollert

Geb. 1982 in Potsdam

2001 Studium DiplomJournalistik und Politik in Leipzig

2004 Auslandsaufenthalt in Manchester

2005 Volo beim MDR mit dem Schwerpunkt Radio

2007 Journalistenaustausch in Rotterdam

2009 Geschäftsführender Gesellschafter des Podcast-Radios  Detektor.fm

2015 Fahrrad-Podcast „Antritt“

2016 „Brand Eins Podcast“

»Am Ende dauert alles länger als man befürchtet – oder hofft«

Christian Bollert, Chef des Podcast-Radios Detektor.fm, wollte als Kind Anwalt werden. Heute ist er leidenschaftlicher Verfechter der Audio-Branche und sieht sich trotz begrenzter Ressourcen auf Augenhöhe mit der etablierten Konkurrenz

Aufdem Rennrad ist Christian Bollert flott unterwegs, beruf lich ist bei ihm eher Langstre cke angesagt. Kurze Sprints sind im Audiogeschäft nämlich „auf Dauer oft nicht erfolgreich“, sagt er. Bollert ist Chef des Podcast-Radios Detektor.fm und hat viele Audio-Formate kommen und gehen sehen. „Die erfolg reichen sind entweder mit unendlich viel Geld ausgestattet oder aber langfristige und seriöse Unternehmungen.“ Mit 15 Millionen Podcast-Abrufen im vergan genen Jahr ist der von ihm gegründete Sender heute selbst einer der größten unabhängigen Podcast-Anbieter im deutschsprachigen Raum. Von Leipzig aus produziert das Team unter anderem Inhalte für „Brand Eins“, „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“. Bollert hat den Sender 2009 selbst mit einem kleinen Team gegründet, seitdem zahlreiche Preise abgeräumt und gilt heute als aus gewiesener Radio-Experte.

Wer jetzt in die Audiobranche ein steigen will, müsse vor allem Lust auf permanente digitale Veränderung haben, meint Bollert. Die Branche ändere sich

derzeit „fast täglich“ – was Probleme mit sich bringe, aber auch Chancen. So habe das Internet es einem Sender wie Detektor.fm erst ermöglicht, mit etablier ten Anbietern zu konkurrieren. Gleich zeitig herrsche Unübersichtlichkeit auf dem Audio-Markt, etwa, wenn es um die Messung von Abrufen, technische Standards oder auch die Auffindbarkeit von Inhalten geht. „Je tiefer man in die jeweiligen Themen eindringt, desto ver wirrender wird es teilweise.“

An seiner Arbeit schätzt Bollert hinge gen die Abwechslung: Interviews führen, neue Konzepte entwickeln, Vermarktung oder auch Buchhaltung. Nicht selten wechseln seine Aufgaben von Stunde zu Stunde. Auf keinen Fall fehlen darf allerdings: „der kleine Spaziergang am Nachmittag zum Café um die Ecke, um ein paar Schritte zu gehen und mir einen Cappuccino zu gönnen“.

Als Kind wollte Bollert eigentlich Anwalt werden. Heute gelten seine Plädoyers der Audio-Branche: „Für mich ist es bis heute faszinierend, welche Kraft Audio hat und wie einzigartig Erzählen und Zuhören sind.“

Mein Hör-Tipp:

„‚The Daily‘ von der ‚New York Times‘. Das Team um den Host Michael Barbaro schafft es immer wieder, mich zu begeis tern. Die Zugänge, Informatio nen, aber insbesondere auch die Arbeit mit Soundelemen ten und Pausen faszinieren mich. Dieser Podcast ist und bleibt der Gold-Standard für tägliche Podcasts.“

Mein Karriere-Tipp:

„Stelle dir selbst Fragen, zum Beispiel: Welche Themen interessieren dich so sehr, dass du dich jeden Tag damit beschäftigen willst? Für wen möchtest du arbeiten? Kannst du dir grundsätzlich vorstellen, die nächsten zehn, zwanzig Jahre jeden Tag mit Audio und Podcasts zu arbeiten?“

Foto: Susann Jehnichen, PR
170 · turi2 edition #19 · Audio

Mein Hör-Tipp:

„Der Podcast ‚Risk!‘ perfektioniert den klassischen Hörertalk: Menschen erzählen, was ihnen Außergewöhnliches passiert ist. Teils unfassbar, persönlich, ohne Hemmungen. Die Episoden sind so lang wie die Geschichten, von wenigen Minuten bis zu einer Stunde“

»Gebt euch nicht mit dem Zweitbesten zufrieden!«

Ina Tenz war Top-Managerin bei Privatradios, jetzt produziert sie Podcasts und berät Sender. Sie profitiert dabei von einer privaten Leidenschaft

Gleich

nach dem Abitur bricht Ina Tenz aus ihrer norddeutschen Heimat im Cloppenburger Land in die Welt auf – und sucht das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde: Zwei Jahre lang arbeitet sie auf Gestüten in Australien, Neuseeland und den USA.

Gut 30 Jahre und eine erfolgreiche Karriere bei privaten Radiosendern später hat die aktive Reiterin und Pferde züchterin wieder einen Weg gefunden, aus ihrer privaten Leidenschaft auch be ruflich etwas zu machen. Ina Tenz steigt 2020 in die Firma ABC Communications ihres Mannes ein, des ehemaligen Regie rungssprechers Béla Anda. Sie produziert dort als Geschäftsleiterin Audio, Strategie und Content Podcasts für Unternehmen, Persönlichkeiten und Verbände, darunter etwa „Pferdemedizin heute“ für die Ge sellschaft für Pferdemedizin. Außerdem berät sie Femotion Radio, einen neuen Sender für Frauen. „Audio ist durch Pod casts, Musik-Streaming und innovative Audio-Angebote in der digitalen Welt wieder maximal modern geworden und auch der Bedarf nach Thementiefe steigt. Die kann durch Podcasts perfekt umge setzt werden“, meint sie.

Der Übergang vom eng getakteten Arbeitstag in der Führungsetage eines Medienunternehmens in die Selbststän digkeit mit fließenden Übergängen zwi schen Privatem und Beruflichen kommt Ina Tenz zunächst komisch vor. Sie fragt sich bange, ob sie wohl genügend Output produziert. Doch mittlerweile hat sich ein „Lebensgefühl von Unabhängigkeit und Effizienz“ bei ihr eingestellt.

Ihr Anspruch an ihren Output ist aber so hoch wie früher. Die Technik sei das Anstrengendste an der Audio-Arbeit und zugleich die wichtigste Erfolgsvoraus setzung: „Priorität Nummer eins ist die Sound-Qualität“, sagt Tenz. „Egal, wie kreativ eine Idee ist – sie scheitert, wenn das Audio-Erlebnis für die Nutzer:innen anstrengend oder minderwertig klingt.“

Ina Tenz empfiehlt die Audio-Branche Menschen, „die viel Fantasie und Krea tivität haben und dafür nicht unbedingt Bilder brauchen. Sie sollten die Fähigkeit haben, gute Geschichten im Alltäglichen zu erkennen und die Menschen dahinter entdecken wollen.“ Das könnten Exper tinnen sein, aber auch „ganz normale Menschen, die Zeitzeugen sind oder Din ge erlebt haben, die nicht alltäglich sind und uns unterhalten und bewegen“.

Ina Tenz

Geb. 1971 in Wildeshausen

1992 Studium Journalistik, Psychologie und Anglistik

1995 Head of On Air Promotion RTL Radio

1997 Head of On Air Promotion Radio FFN

2000 Programmdirektorin Radio Energy

2002 Zunächst Vize-, dann Programmdirektorin Radio FFN

2017 Programmdirektorin Antenne Bayern

2020 Geschäftsleitung Audio, Strategie und Content bei Anda Business Communication

Ina Tenz im Live-Podcast turi2.de/clubraum

171 · turi2 edition #19 · Audio

Yella Köhler 1989 in Frankfurt am Main Germanistikstudium erfolgreich abgebrochen Hessischer Rundfunk Volo im Funkhaus Aschaffenburg Moderatorin bei Planet Radio

»Es juckt keinen, du machst trotzdem Sendung!«

Moderatorin Yella Köhler will in ihrer Show bei Hessens jungem Radioformat Planet Radio die Hörenden zum Mitreden animieren

Mein Hör-Tipp: ich hier bitte ein fach behaupten, ich hätte in irgendeiner Art und Weise am neuen Album von Beyoncé mitge arbeitet? Ich höre extrem gerne ihr Album ‚Renais sance‘. Und den Podcast von Bill und Tom Kaulitz‚ ‚Kaulitz Hills - Senf aus Hollywood‘.“

Montags

ein Interview mit Harry Styles, freitags Krieg in der Ukraine – beim Radio ist kein Tag wie der andere. „Mein Job ist so verdammt abwechslungsreich, dass es mir auch manchmal Angst macht“, sagt Moderatorin Yella Köhler. Dabei versuche sie immer den richtigen Ton zu treffen. Eine Herausforderung, die ein „ganzes Radioleben“ andauern kann. „Egal ob dein Freund gestern Nacht mit dir Schluss gemacht hat oder du die schlimmsten Unterleibskrämpfe der Menschheitsge schichte durchmachst: Es juckt keinen, du machst trotz dem Sendung!“ Das Gute in ihrem Fall: Sie kann ihrem Publikum in ihrer Sendung genau davon erzählen.

Köhler hat zunächst „absolut unerfolgreich eine Geis teswissenschaft studiert“. Für eine Karriere im Radio sei das auch gar nicht wichtig – ein Volo dagegen schon, in ihrem Fall bei Radio Primavera und Galaxy. Seit 2019 moderiert sie nun werktags von 14-18 Uhr bei Planet Radio, einem Sender, den sie selbst schon in ihrer Ju gend gehört hat. Nun auf der anderen Seite zu sitzen sei „spannend wie ein Tinder-Date“.

Vom mitgehörten Supermarktgespräch im Nudelgang bis zum Musiktipp der Nachbarin – Themeninspiration findet Köhler überall. Sie will einen Nerv treffen und zum Mitreden animieren. „Wenn ein Thema so bewegt, dass Menschen sich dazu melden, eine Meinung haben und dafür sogar aus ihrem Alltag heraustreten“, ist ihre Mission am Mikro erfüllt. Ob zum Thema Freundschaft plus, Haustiere, Jobwechsel, Gewalt oder Weltfrauentag – in ihrer sonntäglichen Sendung „Yeder bei Yella“ stellt Köhler Fragen in den akustischen Raum und erhält Ant worten zum Beispiel via WhatsApp-Sprachnachricht. Sie sei sich bewusst, dass sie es nicht allen recht machen könne. Beleidigungen auf Facebook und übergriffige In stagram-Nachrichten gehören zu den anstrengenderen Seiten ihres Berufs.

Wer ins Radio möchte, muss zwei Dinge mitbrin gen, glaubt Köhler: Neugier und die Lust, Menschen zu bewegen. „Ganz egal, ob das mit einem ausführlichen Reporter-Beitrag über den Nahost-Konflikt ist oder mit einer emotionalen Moderation über das neue Ed-Shee ran-Album. Die Menschheit braucht beides.“

Foto: Patrick Dennechaud
172 · turi2 edition #19 · Audio
„Kann
Geb.
2009
2010
2016
2019

Thorsten

Kirmes erklärt seinen Job gern mit dem des Eisver käufers aus seiner Kindheit: Erklang die dudelnde Melodie des Wagens, bekam der kleine Thorsten „ein breites Lächeln auf das Gesicht“ und lief so schnell es ging zur Straße, um ein Eis zu ergattern. Ergo: „Konsument und Brand wurden über den Audiokanal erfolgreich zusammengeführt.“

Mit seiner Audio-Agentur Kirmes arbeitet der 46-Jährige heute daran, dass Produkte und Marken gut klingen. Außerdem ist er Gründer der Künstler agentur The Red Cat Agency – und seit Kurzem auch Kopf hinter einem neuen Fachmagazin fürs Marketing via Ohr: „A&B“, kurz für Audio und Brands.

Kirmes kommt ursprünglich aus dem Musikgeschäft. Er steigt über ein Prakti kum bei dem Plattenlabel Edel Records ein, dann macht er sich selbstständig. Großen Erfolg feiert er als Manager der österreichischen Sängerin Christina Stür mer, arbeitet mit den Rolling Stones und Depeche Mode. Und großen Namen wie Volkswagen und Coca-Cola. Während der Hochphase der Corona-Pandemie lässt er seine Kontakte spielen und gewinnt US-Rocker Alice Cooper für die „Ich bleib

zuhause“-Kampagne des Bundesgesund heitsministeriums.

Kirmes will Menschen mit seiner Arbeit begeistern, sagt er. Denn Audio sei, wie kaum ein anderes Medium, mit Emotionen verbunden: „Wer hören kann, muss fühlen.“

Grundsätzlich wünscht er sich mehr Mut bei Entscheiderinnen, die Ideen verwässern und aus potenziellen Hits schon mal „belangloses MainstreamRauschen“ machen. Up-to-date-Sein sei in seiner Branche extrem wichtig – denn der technische Wandel ist dort Alltag. Ge fragt seien Menschen mit Musikbegeiste rung, „für die Markenbegeisterung nicht zwangsläufig ein Besuch der nächsten Outlet-Mall bedeutet“.

In seinem Job, sagt Kirmes, muss man mit offenen Ohren durch die Welt gehen. Und zum Beispiel in möglichst viele ver schiedene Musik-Genres reinhören: „Es gibt guten und schlechten Schlager. Aber eben auch Jazz, Phonk, Klassik, Speedme tal oder Delta Blues.“ Gerade Anfängerin nen empfiehlt er aber auch, nicht nur zu hören, sondern viel zu lesen – auch mal Abseitiges: „Was für ‚Wild & Hund‘ inter essant ist, kann gegebenenfalls auch für den nächsten Kunden spannend sein.“

Thorsten Kirmes

Geb. 1976 in Bonn

1997 Wirtschaftswissenschaft-Studium an der Uni Köln

2001 Radio PR Manager bei Edel Records in Hamburg

2004 Gründung der Audio-Agentur Radio Relations, später Kirmes

2010 Management der Sängerin Christina Stürmer

2016 Gründung der Agentur The Red Cat Agency

2020 Zusammenführung aller Aktivitäten und Firmen in die Kirmes GmbH & Co. KG

2021 Launch des Maga zins „A&B“

Mein Hör-Tipp:

„Das Live-Album  ‚VH1 Storytellers‘ mit Johnny Cash und Willie Nelson. Zwei Ikonen spielen gemeinsam ihre Songs und erzählen die Geschichte hinter den Titeln. Das ergibt 52 absolut unterhalt same Minuten.“

173 · turi2 edition #19 · Audio Foto: Etritane Emini
»Wer hören kann, muss fühlen« Agenturchef Thorsten Kirmes bringt als Audio-Tausendsassa Musik und Marken zusammen –und macht ein Magazin daraus

Korbinian Frenzel

Geb. 1978 in Wolfsburg

1999 Studium Politikwissen schaft in Berlin, Aix-en-Provence und Amsterdam

2004 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Europäischen Parla ment in Brüssel

2009 Volontariat beim Deutschlandradio

2012 Moderator der Frühsendung bei Deutsch landfunk Kultur

2017 Host und Redaktions leiter des Debatten formats „Studio 9“ bei Deutschlandfunk Kultur

»Vor dem Mikrofon habe ich mich noch nie gelangweilt«

Korbinian Frenzel spricht beim Deutschlandfunk Kultur mit einem klugen Kopf über die Themen des Tages. Das hat auch ihn selbst klüger gemacht

Wenn sich eine Hörerin über einen Gast von „Studio 9“ aufregt, wertet Korbinian Frenzel das als Erfolg. Er hat die Debattensendung bei Deutsch landfunk Kultur 2017 erfunden und spricht seitdem regelmäßig ab 12.05 Uhr mit einem klugen Kopf aus Journalismus, Kultur oder Politik über die Themen des Tages. Sein Publikum soll dabei vom Hören ins Fühlen kommen: „Jeder, der uns hört, soll sich mindestens einmal ge freut oder geärgert, gelacht oder geweint haben.“

Frenzel führt zuweilen durchaus kon troverse Gespräche, die aber nicht der eingespielten Konfrontationslogik vieler Fernseh-Talkshows folgen: „Mir geht es darum, gemeinsam laut zu denken, aus den üblichen Wortblasen und Argumen tationslinien auszubrechen, gerne auch mal gegen den Strich zu denken“, sagt der Host. Frenzel ist ein bisschen stolz darauf, dass dieses Prinzip sich mittler weile auch bei bekannten Podcastern herumgesprochen hat und von ihnen mit Erfolg beherzigt wird: „Schöne Grüße an Micky Beisenherz und ‚Apokalypse und Filterkaffee‘.“

Eine Hörerin hat Frenzel einmal geschrieben, dass Gäste wegen seiner „klugen, unaufgeregten, warmherzigen Art zu moderieren“ gerne zu ihm in die Sendung kämen. Daran erinnert er sich bis heute gerne. Trotz seiner äußer lichen Gelassenheit ist der Moderator aber ein bekennender Rotlicht-Junkie: „Diese Idee, live zu sein, so unmittelbar direkt im Prinzip in die ganze Republik zu kommunizieren, dieser Kick funktio niert nach all den Jahren nach wie vor.“ Als Geschenk empfindet er auch den täglichen Umgang mit anregenden und klugen Leuten. „Ich habe mich schon manches Mal im Leben gelangweilt, aber nie, wenn ich am Mikrofon bin“, sagt Frenzel. Anstrengend am Audio findet er manchmal die Vergänglichkeit. „Du hast im Prinzip diesen einen Moment, um zu sagen, was du sagen willst. Und das will man ja nicht vergeigen.“

„Stay hungry, stay foolish“: Diesen Rat von Steve Jobs an junge Studierende sieht Frenzel bei den Profis viel besser aufgehoben. Gerade im öffentlich-recht lichen Universum würde er ergänzen: „Lass dich nicht vom Geist der Bedenken träger und Bürokraten infizieren.“ Deutschlandradio

3 Tipps für Audio-Anfängerinnen:

1. Sorge dafür, dass du viel weißt. Studiere, lese, begreife die Welt, gerate auf Neben- und Abwege, sammle Content für den Kopf. Das Praktische lernt man schnell genug, wenn man‘s braucht.

2. Habe Vorbilder – aber vergiss nicht, dich recht zeitig von ihnen zu lösen. Wer gut sein will, braucht seinen eigenen Stil.

3. Love it or leave it.

Wem Rotlicht Stress macht, sollte sich (und anderen) das nicht antun.

Es gibt im Audio-Bereich viele andere grandiose Aufgaben jenseits des Mikrofons.

174 · turi2 edition #19 · Audio
Foto:
„Raum für Ideen und Weiterentwicklung –Wir konnten schon für viele unserer Kunden maßgeschneiderte Lösungen entwickeln!”
„Mit Herzblut sind wir für Schleunung die Stimme bei unseren Kunden!”
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„Unsere Mitdenkgarantie hat schon für viele langjährige und vertrauensvolle Freundschaften mit unseren Kunden geführt!”
„Es ist schön, ein Teil des Erfolges von Schleunung zu sein!”
www.schleunung.com AUS HERZBLUT ZUM DRUCK

Mein Hör-Tipp:

„Alles von Esther Perel, wenn es um wissen schaftlich fundierte Kenntnisse zum Thema Beziehungen und erotische Intelligenz geht. Ihre Erfahrung als Psychotherapeutin ist sehr viel wert"

Denise Kratzenberg Geb. 1986 in Köln

2006 BWL-Studium in der Schweiz

2014 Management-Trainee bei Axel Springer

2016 Operative StartupErfahrung bei Foodora

2017 Leitung des deut schen Standorts beim Blumenabo-Anbieter Bloomon

2020 Gründung der Plattform Cheex zusammen mit Maximilian Horwitz in Berlin

DeniseKratzenberg sieht Pornografie als Kunst form, als Aufklärungsmöglichkeit, als Inspi ration für die eigenen Bedürfnisse: „Ich liebe Herausforderungen und wenn mir jemand sagt, dass etwas nicht möglich sei, will ich es erst recht versuchen – beispielsweise die Pornobranche revolutio nieren!“ Vom Lieferdienst Foodora über den BlumenOnlineshop Bloomon bis hin zu Audio-Pornos: Well being zieht sich bei Kratzenberg durch die Vita. Nach ihrem BWL-Studium arbeitet sie als Management-Trai nee bei Springer, lernt die Startup-Szene kennen und gründet zusammen mit Maximilian Horwitz ihr eigenes Unternehmen für ethische Pornos. Bei der Gründung von Cheex liegen ihnen „faire Bezahlung und einver nehmlicher Content“ am Herzen. So möchten sie „ein neues, befreites Bild von Sexualität schaffen“.

Watch, Listen und Learn – das sind die drei Bereiche der Website von Cheex. Kontaktanzeigen, Call-Aufru fe und Pop-Ups sucht man hier vergeblich. Dafür gibt es Filme, Audio-Stories, Tutorials, Online-Workshops und Podcasts. Im Arbeitsalltag stören Kratzenberg ge legentlich zensierte Social-Media-Posts und auch bei der Finanzierung müsse sie viel Überzeugungsarbeit leisten. Im August 2022 investiert mit Tijen Onaran eine prominente Unterstützerin eine fünfstellige Summe in ihre Plattform. „Es ist wichtig, Sichtbarkeit auf die Sex

industrie zu lenken, sodass wir neue, faire Ansätze für alle schaffen können“, meint Kratzenberg. Sie möchten „Intimität auf eine sehr menschliche Art und Weise zeigen – lustvoll und einvernehmlich“. Audio eigne sich dafür ideal, denn „sexuellen Vorlieben sind durch das nicht sichtbare Aussehen der Performer*innen ja keine optischen Grenzen gesetzt“.

Von Anleitungen zum Entspannen bis zur Kink-Ein führung: „Wir wollen uns akustisch ausprobieren“, meint Kratzenberg. Lustvoll und divers sollen die Stimmen bei Cheex sein und unabhängig vom Ge schlecht ansprechen – und nicht dem Stereotyp „Mann spricht tief, Frau spricht hoch“ entsprechen. In einem Audio-Workshop hat Kratzenberg selbst einmal Szenen eingesprochen und kann jetzt sagen: Es benötigt ziem lich viel Mut, sich komplett drauf einzulassen. Und eine Menge Fantasie. Der Schlüssel sei Harmonie, gerade bei Paaren, die gemeinsam am Mikro stehen.

Für ihre Tochter wünscht sich Kratzenberg, dass sie „mit einem selbstverständlicheren Bild von der eige nen Sexualität aufwachsen wird“ als vergangene oder aktuelle Generationen und freut sich beim Gedanken auf den vor ihr liegenden Weg: „Wie cool ist es bitte, im Zuge der Sex Education die Zukunft der Welt mitzu gestalten?“ Denise Kratzenberg ist von ihrer Mission überzeugt – und ihre Begeisterung steckt an.

Foto: PR
»Wir wollen uns akustisch ausprobieren«
Denise Kratzenberg will mit ihrer Plattform Cheex die PornoIndustrie revolutionieren – auch über den Hörsinn
176 · turi2 edition #19 · Audio
Zwei Events mit OnSite-Experience, Wissen, Inspiration & Austausch SCAN ME WWW.MOONOVA.COM/SATELLITES presented by sponsored by Customer Centricity: 22.-23.11.2022, HOCH5 München LÖSUNGEN, BEST PRACTICES UND INSPIRATION FÜR ECHTE KUNDENZENTRIERUNG • Marketing & Technologie (MarTech) • Customer Experience & Services • User Experience (UX) & User Interface (UI) • Data, CRM & Community D2C Club: 24.-25.10.2022, Seifenfabrik Düsseldorf STRATEGIE, GESTALTUNG UND ERFOLGSFAKTOREN FÜR DAS D2C-BUSINESS • D2C-Landscaping • Wachstum & Finanzierung • D2C goes Retail • Circular D2C • People & Skills • D2C ohne Cookies • Growth Hacks • Zukunftssichere Tech-Stacks • Best Practises von Corporates & D2C-Brands SATELLITES 2022 MARKETING UND COMMERCE AUF TOUR

Ingo Müller ist Geschäfts führer von Republic, dem Vermarkter von „FAZ“ und „Süddeutscher Zeitung“

Hör mal, Ingo Müller...

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich an heißen Hochsommertagen das Vogelzwitschern der Stare zum Tagesan bruch, ansonsten „Die drei ???“.

Meine Lieblingserinne rung ans gute alte Radio: Tapes aufnehmen.

Heute höre ich am liebs ten Musik von: Ich fühle mich in vielen Genres zu Hause. Aber Trent Reznor und seine Nine Inch Nails gehören auf jeden Fall unter die Top 10.

Podcasts höre ich am liebsten: Beim Sport im Studio und auf langen Autofahrten.

Mein Podcast-Tipp: Neben den vielen span nenden Produkten der nationalen wie internatio nalen Leitmedien: „On the Way to New Work“ – old but gold.

Ich hasse es, wenn im Podcast … nicht sauber zwischen Inhalt und Werbung ge trennt wird.

Mein Lieblingsgeräusch: Entsteht, sobald der Motor meines Motorrads läuft.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Kreide auf der Tafel und alles aus dem Genre Kir mestechno und Dance.

Ich hätte gern die Stimme von: Johnny Cash wäre sicher ein Kandidat in der enge ren Auswahl.

Diese Musik soll auf meiner Beerdigung nicht laufen: „Somewhere over the rainbow“.

Hör mal, Uwe C. Beyer...

Uwe C. Beyer ist Creative Director der turi2 edition und Inhaber der Freihafen Design Studios

Wenn ich an meine Kind heit denke, höre ich … Die Stimme von Hans Clarin auf knisternden Europa-Hörspielplatten. NDR2-Bundesliga mit der Erkennungsmusik „Song of India“ von Tommy Dor sey. Meinen Vater, der mit den Fingern auf der Ses sellehne dazu trommelt.

Meine Lieblingserinne rung ans gute alte Radio: Die John-Peel-Sessions auf BFBS, dem geliebten britischen Militärradio, das in Braunschweig glücklicherweise sehr gut zu empfangen war. Über haupt, BFBS: Die Modera toren da hatten glaube ich die Vorgabe, in jeden Song reinzuquatschen, damit man ihn nicht aufnehmen kann. Das war das Beste daran und so verbinde ich heute viele Songs mit ganz bestimmten Sätzen, die in meine Kassetten-Aufnah men noch reingequasselt wurden.

Heute höre ich am liebsten Musik von: Spotify! Neo Soul von Shy Girls, Rhye oder Two Another, Kitschiges von Cigarettes after Sex und Tanzbares von Tom Misch oder PJ Morton. Bei Formatradio muss ich leider kotzen.

Podcasts höre ich am liebsten im Auto, wenn die Strecke zu kurz ist, um in ein Hör buch einzutauchen. Ich mag die „Geschichten aus der Geschichte“ sehr und freue mich, die beiden Herren in dieser edition begrüßen zu können.

Mein Podcast-Tipp: Upgraden! Ich bin Audi ble-Abonnent der ersten Stunde und habe inzwi schen weit über 150 Hörbücher in meiner Bibliothek. Vielleicht ist das der Grund, warum ich mit Podcasts nicht warm werde: Ich bin verwöhnt.

Ich hasse es, wenn im Podcast … Zeit geschunden wird.

Das ist mein Lieblings geräusch:

Das leise Gurgeln des Wassers, wenn die Segel stehen und der Diesel abgeschaltet wird. Meine Tochter, wenn sie am Klavier improvisiert.

Dieses Geräusch mag ich gar nicht: Wenn mein Sohn seine Gelenke entknackt – inklu sive Hals!

Ich hätte gern die Stimme von: mir, im Radio. Eine eigene Sendung, irgendwann zwi schen 0 und 2 Uhr werk tags. Jemand Interesse?

Diese Musik soll nicht auf meiner Beerdigung laufen:

Die Superhits der 80er und 90er und das Beste von heute.

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Print + Digital = Marketingerfolg REACH OUT AND TOUCH The joy of the physical in the digital age REACH OUT AND TOUCH THE JOY OF THE PHYSICAL IN THE DIGITAL AGE ENTHÜLLT: Die Sappi/Kantar Marketing Umfrage 2021 Fünf Länder, 1200 Befragte - und viele wichtige Marketing-Erkenntnisse für die nächsten 12 Monate ... (UND DIE ÜBERRASCHENDE ROLLE VON PRINT) EIN BLICK MARKETINGS IN DIE ZUKUNFT DES Sappi_Project 2_Cover_DE_V3.indd 15/11/2021
»Wenn wir bei all den schlechten Nachrichten gut gelaunt bleiben können, könnt ihr das auch«: Das gilt auch bei Mickys kleiner HamburgTour mit Aline von Drateln
180 · turi2 edition #19 · Audio

»Als Intellektueller werde ich eher selten beschimpft«

Vom Autowäscher zum König Ludwig der Podcasts –Micky Beisenherz weiß, sich zu präsentieren. Seine Podcasts produziert er allerdings bevorzugt in einer „abgefurzten Jogginghose“ Von Aline von Drateln (Text) und Johannes Arlt (Fotos)

181 · turi2 edition #19 · Audio

Willkommen hier auf meinem Schwanenboot. Darf ich sagen: Micky Beisenherz, der König Ludwig vom Medien standort Hamburg? Jahaha. Thanks for having me.

Zumindest bist du der Podcast-König von Deutschland, oder?

Also quantitativ kann König tatsächlich hinkom men, wenn man das auf die gesendeten Minuten pro Woche und pro Monat bezieht.

Auch qualitativ bist du geadelt: Dein Pod cast „Apokalypse und Filterkaffe“, den du seit 2020 machst, findet sich regelmäßig in den Top Ten der erfolgreichsten Podcasts. Ganz generell gefragt: Wie konnte sich ein Medium mit der un schönen Bezeichnung „Podcast“ so durchset zen?

Wegen der großen und nicht nur suggerierten Nähe. Beim Fernsehen gibt es ja eine Distanz zum Publikum. Wenn beispiels weise Kai Pflaume oder Jörg Pilawa Quizfragen oder Kinder vorführen, sind sie als Privatperso nen trotzdem nicht fass bar. Bei Podcastern, egal ob es jetzt Menschen sind, die sich, wie in meinem Falle, mit Nachrichten beschäftigen oder, wie im Falle von „Baywatch Ber lin“, die Notizen aus ihrem

Leben zum Besten geben, entsteht eine große Nähe. Weil wir uns ins Herz schauen lassen. Das ist ei ne Form von Fassbarkeit, wie du sie im Fernsehen nicht hast. Das Medium Radio ist mittlerweile oft dazu verkommen, dass die Moderatoren und Modera torinnen fast schon stören zwischen den acht Titeln, dem verrückten Geräusch und den Flitzer-Blitzern.

Scheinbar auf Augen höhe mit einer gesamten journalistischen Branche zu sein, birgt aber auch Gefahren. Ich meine jetzt nicht nur irgend welche SchwurbelDullies, die sich beim Drunter-Kommentieren fast gleich stark mit den Entscheider*innen die ses Landes fühlen. Son dern auch andersrum: Dass Podcaster*innen eine Reichweite erlan gen, obwohl sie eigent lich besser auf einer Gemüsekiste am Bahnhof Dammtor aufgehoben wären.

Ich glaube, mit Podcasts ist es mittlerweile ähnlich wie mit dem Buchdruck oder dem Fernsehen: Das Medium an sich ist nicht dafür verantwortlich, das Medium ist ja nur ein Vertriebsweg. Und auf dem finden sich natürlich auch Leute ein, die mit nicht ganz so viel Substanz gesegnet sind. Das ist systemimmanent. Am Ende ist es natürlich am

Publikum zu entscheiden:

Ist das eine seriöse Quelle oder ist das nur Schwach sinn?

Apropos Schwachsinn:

In sogenannten Frauen zeitschriften ist zu lesen, dass man sich vor wich tigen Terminen sexy Wä sche anziehen soll, um sich sicherer zu fühlen. Ein hilfreicher Tipp auch fürs Podcasten? Also ich muss keine be stimmte Kleidung tragen. Dass ich zu Hause beim Podcasten im Anzug und mit Krawatte sitze, um den inneren Hajo Fried richs zu entdecken, ist nicht der Fall.

Wie nimmst du deine Podcasts auf?

In kurzen Hosen. Es gibt ja Konkurrenzprodukte, die sogar Spots im Fernsehen schalten. Da siehst du den Moderator eines NewsPodcasts, wie er über lange Flure geht, er kriegt links und rechts noch Dossiers zugesteckt. Er hat dann noch eine Art Auf nahmeleiterin mit Klemm brett, mit der er sich noch mal kurz abstimmt, ihr über die Schulter schaut und sagt: „Guck mal, hier hast du einen Recht schreibfehler drin, korri gier das mal“ und dann gibt es so ein Zeichen: Du bist drauf in drei, zwei, eins, und da geht so ein richtiges Rotlicht an, wie bei den „Tagesthemen“. Und dann sitze ich da zu

Hause in meiner abgefurz ten Jogginghose und lache und denke: „Ah, so stellt ihr euch das vor?“

Ist dir schon einmal pas siert, dass du während einer Aufnahme denkst, das läuft ja super, wir verstehen uns prima –und dann hörst du es später ab und es ist nur Gelächter und Schulterklopfen zu hören? Möglicherweise hat es das in den frühesten Momen ten mal gegeben. Und ich kenne Podcasts, die genau so laufen: prominente Männer, die sich zusam mensetzen und genau das eine Dreiviertelstunde lang tun. Da habe ich echt das Gefühl, man sitzt da in der höheren Etage eines Affenfelsens. In einem News-Podcast wie „Apo kalypse und Filterkaffee“ gibt es eine Grundstruk tur. Die kann man zwar immer lustvoll durchbre chen, aber nicht dauer haft. Und selbst in dem klassischen Laber-Podcast mit meinem Freund Oliver Polak vergesse ich trotz al ler Entspanntheit nie, dass ich mich in einem öffentli chen Raum bewege.

Mittlerweile in einem sehr großen öffentlichen Raum. „Apokalypse und Filterkaffee“ bereitet politische Themen sehr unterhaltsam auf. Nicht mit gescripteten Gags, sondern mit einer gewis sen Leichtfüßigkeit. Wie

Michael Beisenherz

wird am 28. Juni 1977 in Recklinghausen geboren, wächst im Ruhrgebiet auf „als Spross einer Gas-WasserScheiße-Dynastie“ und spielt seit 30 Jahren hinter der JVA Castrop-Rauxel auf dem Rasenplatz Fußball. Micky startet bei Radio NRW, textet Lustiges für Atze Schröder, Dirk Bach, Dieter Nuhr und das „Dschungelcamp“, moderiert leichte Unterhaltung und schreibt Kolumnen für den „stern“. 2017 startet der Podcast „Fußball MML“, den Durchbruch bringt 2020 „Apokalypse und Filterkaffee“. Seine Talkshow bei ntv heißt seit 2021 „#Beisenherz“

182 · turi2 edition #19 · Audio
»Beim Podcast entsteht eine große Nähe. Weil wir uns ins Herz schauen lassen. Das ist eine Form von Fassbarkeit, wie du sie im Fernsehen nicht hast«

schwer fiel dir dieser Schritt vom Gagschrei ber von Atze Schröder über das Texten für die Moderation des RTLDschungelcamp zum politischen Beobachter? Überhaupt nicht schwer!

Bei mir ist das über die „stern“-Kolumne entstan den, die ich bereits seit sieben Jahren schreibe und bei der ich sehr früh gemerkt habe, dass ich überhaupt nicht dazu ver pflichtet bin, dauerhaft nur Gags abzuliefern, son dern auch ernsthaft über das schreiben kann, was mich beschäftigt.

Ist dir der politische Ein fluss, den du mittlerwei le durch deinen NewsPodcast hast, manchmal unheimlich?

Ich glaube nicht, dass ich einen großen Einfluss auf die Politik habe.

Unterschätze das mal nicht. Bei Karl Lauter bach wird ja vermutet, dass er auf Druck von Twitter zum Gesund heitsminister ernannt wurde.

Mag sein, dass der stete Tropfen den Stein höhlt. Grundsätzlich finde ich es gut und schön, dass eine spürbare Zahl von Menschen gibt, die dank dessen, was wir machen, etwas entspannter und gleichzeitig informiert in den Tag starten. Auch wir sagen, wie beschissen die Lage ist, aber wir leben eine Haltung vor, die da lautet: Wenn wir bei all den schlechten Nachrich

ten gut gelaunt bleiben können, dann könnt ihr das auch – ohne dass wir euch jetzt irgendwas vormachen oder vorent halten. Und ohne dass ihr die Rollläden runterlassen müsst.

Würdest du dich Intel lektueller nennen? Und warum nicht?

Ich habe gar keine genaue Definition von Intellek tuellem parat. Aber als Intellektueller werde ich eher selten beschimpft.

Du kommst nicht von Homer. Du kommst vom Radio.

Genau. Meinetwegen von Homer Simpson.

Was kannst du aus dei ner Radio-Zeit heute noch anwenden?

Schnelligkeit, also eine schnelle Informationsverarbeitung.

Kann man Schlagfertigkeit lernen?

Schlagfertigkeit kann man wahrscheinlich in dem Sinne nicht lernen. Wobei: Das werde ich mir jetzt anhand meiner Tochter im Laufe der Jahre mal anschauen.

Deine Schnelligkeit zeigt sich auch darin, dass du nicht nur mehr sprichst als ich, sondern auch mehr trinkst. Dein Champagner-Glas ist schon wieder leer. Ich schenke dir mal nach.

Ja, das ist die Medienbran che. Da lernt man, mög lichst schnell möglichst

Micky Beisenherz im Schwanenboot mit Aline von Drateln als Video und sein Besuch im turi2.de/clubraum unter turi2.de/beisenherz

185 · turi2 edition #19 · Audio

viel in sich hineinzukip pen und dabei Eloquenz vorzutäuschen. So ist das doch als Fernsehschaf fender, dass man den Champagner, den man gerade zum Erfolge feiern kaltgestellt hat, gleich zum Frust-Saufen nutzen kann, weil man nachts dann leider gesagt bekommt: „Ich habe eine ganz unschöne Nachricht: Die Sendung ist abgesetzt.“

Um deine Zukunft ma che ich mir keine Sor gen. Ich glaube, du bist everybody’s darling. Das glaube ich zum Beispiel gar nicht.

Weil everybody’s darling keinen guten Journalis mus machen kann?

Vor fünf oder vor zehn Jahren konnte man das noch machen. Indem man sich einfach aus allen größeren Debatten raus gehalten hat. Das geht heute nicht mehr, weil es Bekenntnisdruck gibt. Dass man keine Ahnung hat, oder einfach mal gar nichts sagt, ist derzeit na hezu undenkbar. Obwohl ich es ganz angenehm fän de – und mitunter auch mache. Nein, everybody’s darling gilt für mich nicht. Dafür gibt es einfach zu viele, die mich beschissen finden.

Deshalb schon mal Ab sagen bekommen von

Leuten, die du als Gast haben wolltest?

Eigentlich nicht. Nur manchmal sagen potenzielle Gäste zu bestimm ten Themen, dass ihnen diese zu heiß seien. Und das andere, was ich auch für eine große Gefahr erachte, ist, dass der Applaus für die immer gleichen Takes auf ge sellschaftliche Themen und Probleme geistig ver fettet. Du hast immer den Applaus schon im Hinter kopf. Und das beengt dich natürlich im Denken.

Geistige Verfettung, das ist wieder eine wunder volle Micky-BeisenherzWortkreation. Dafür lieben dich deine Fans. Wie wichtig ist dir der Applaus?

Wenn du ein paar Mal den Shitstorm links und rechts abgekriegt hast und du plötzlich merkst, ich will eigentlich niemandem von euch gefallen, weil ihr da links seid für mich Idioten und ihr da rechts aber auch. Das befreit dich im Kopf. Das macht dich wieder freier zu sagen: „Ich äußere jetzt nur das, was ich zu einem Thema denke. Und es ist mir egal, ob die Leute, die mich gestern noch toll fanden, mich für den Ge danken heute beschissen finden. Und umgekehrt.“ Erst wenn du in dieser Phase angekommen bist,

bist du einigermaßen frei im Kopf.

Davon gibt es nicht so viele, aber es gibt einige. Und fast alle von denen sind früher oder später bei dir im Podcast. Nach welchen Kriterien suchst du deine Gäste aus? Nach Sympathie oder nach Erfolgsgarantie?

In erster Linie nach Sympathie. Bei mir ist niemand zu Gast, den ich unsympathisch finde. Wichtig ist mir aber, dass auch Gedanken geäußert werden, die ich nicht alle schon kommen sehe.

Wie autark bist du in der Gestaltung deines Podcasts? Wer hat die Macht? Bertelsmann? Philipp Westermeyer? Oder deine Frau, Nikki Hassan-Nia?

Nikki ist definitiv mäch tiger als Philipp Wester meyer und Bertelsmann und Springer zusammen. Denn wenn ich von Nikki eine SMS oder auch nur ein Emoji bekomme, dann weiß ich: Diesen Gedan ken kann ich gleich ver werfen.

Nikki ist oft deine CoModeratorin. Ohnehin gestaltest du deinen Pod cast und deine gesamte Öffentlichkeitsarbeit sehr persönlich. Sogar deine kleine Tochter erwähnst du regelmäßig, postest Fotos von ihr auf Instagram. Schemenhaft, aber ja.

Wo ist deine Grenze? Ich mache alles persön lich, aber nicht alles pri vat. Und das ist dann auch genau die Grenze. Es gibt ja Leute, die in der Öffent lichkeit stehen, die das komplett von sich fernhal

ten. Ich finde es aber ganz gut, wenn man eine Form der Fassbarkeit hat. Damit die anderen wissen, wie man tickt.

Damit man beim Abon nieren deiner Kanäle nicht die Katze im Sack kauft? Und auf einmal rauskommt, dass Micky Beisenherz in seiner Freizeit eigentlich mit AfD-Brüdern abhängt? Wer weiß, vielleicht habe ich das beim Fußball ja unbewusst schon getan. You never know.

Aber bei dir hat man immer das Gefühl: we know. Du hast street cre dibility. Obwohl du gera de eine sehr goldene Uhr trägst und du gerne geile Fotos von dir in Hotel pools postest, nimmt dir das anscheinend keiner übel. Stimmt. Ich glaube, Du hast recht.

Wie schaffst du das? Ach, weiß ich nicht. Es hilft natürlich schon mal, eine gewisse RuhrgebietsSozialisation zu haben. Wenn du den ehrlichen Stallgeruch von CastropRauxel hast, wo ich her komme, dann schüttelst du den natürlich auch nicht ab.

Dabei inszenierst du dich als größter Lebe mann im Journalismus seit Franz Josef Wagner. Toll, oder? Ich verehre Franz Josef Wagner. Von daher nehme ich diesen Vergleich dankend an! Aber das tiefste Ruhrge biet und mein Dasein als Spross einer Gas-WasserScheiße-Dynastie ist ja kein Geheimnis. Außer dem spiele ich seit mittler weile 30 Jahren hinter

»Es hilft der street credibility, eine gewisse RuhrgebietsSozialisation zu haben.
Den ehrlichen Stallgeruch von Castrop-Rauxel schüttelst du nicht ab«
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der JVA Castrop-Rauxel auf dem Rasenplatz Fußball.

Bist du dort auch so übellaunig, wenn du mit deinem Porsche nicht gleich einen Parkplatz findest, wie eben hier vor dem Bootsverleih in Hamburg-Winterhude? Nein. Denn da finde ich ja gleich einen.

Apropos Authentizität. Wie geht das zusammen, wenn du die Werbung einsprichst für deinen Podcast. Musst du da sehr oft lügen?

Überhaupt nicht. Lügen müsste ich nur dann, wenn ich für Produkte werbe, die ich ableh ne. Und wir machen aus schließlich Werbung für Sachen, hinter denen wir stehen. Ein Beispiel: Ich hatte gerade ein Werbe angebot für einen größe ren Limonadehersteller im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeister

schaft. Da muss ich mir gar nicht anhören, wie viel es dafür gäbe, weil ich weiß, dass das nicht geht. Ich kann nicht in 500 Folgen „Fußball MML“ und in sonstigem Kontext mich immer gegen die WM in Katar aussprechen und dann Werbung für einen Brause-Konzern machen, der dafür wirbt, nur weil das Honorar fünfstellig ist.

Womit verdienst du das meiste Geld? Tatsächlich mittlerweile mit den Podcasts.

Viele hätten sicher das RTL-Dschungelcamp als Antwort erwartet. Machst du das nur noch aus Imagegründen oder ist das deine Liebe zum Fernsehen?

Für das Image brauche ich es wahrscheinlich nicht, zumal es ja eher das konterkariert, was ich im Laufe des Restjahres so mache. Aber es macht

Spaß. Es ist einfach ein toller Job, den ich wahn sinnig gerne mache. Für das Team ist das immer ein bisschen Klassen fahrt-Feeling. Und in dem kommenden putinschen Kältewinter ist der austra lische Sommer natürlich mehr als willkommen.

Wie verkraftet es deine Eitelkeit, wenn du Mode rationen schreibst, die in diesem Fall von anderen präsentiert werden?

Das macht mit meiner Eitelkeit nur dahingehend etwas, dass, wenn die Gags gut funktionieren, ich natürlich der Aller größte bin. Und wenn die Gags nicht funktionieren, ist natürlich die präsentie rende Person der größte Versager.

Aber du wärst doch noch viel größer, wenn du die Gags selbst präsentieren würdest!

Den mir selbst gegenüber

aufrichtigsten Moment hatte ich, als Daniel Hart wich ins Büro kam und mitteilte, dass er aufhört. Und mein erster Gedanke war: Wer kann es denn sonst machen? Und dass ich in dem Moment nicht eine Millisekunde dachte: Oh, das könnte ja meine Chance sein.

Vielleicht drängst du dich nicht zwingend nach vorne, weil du ein geliebtes Kind warst?

Du bist voller Liebe in einem Mehrgeneratio nenhaus groß geworden.

Ich wohne in BerlinMitte, wo Leute ihre 14-Euro-Bowl posten, um öffentlich Aufmerk samkeit zu kriegen.

Was treibt dich an?

Sehen wir mal von Eitel keit und Geltungsdrang ab, was ja für alle Leute in den Medien gilt, dann ist „Apokalypse und Filter kaffee“ eine wunderbare Begegnungsstätte. Neben

188 · turi2 edition #19 · Audio
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den Zahlen macht mich das Feedback, sowohl links wie rechts, beson ders happy. Da es nichts gibt, was mich so sehr auf die Palme bringt wie diese Affektokratie, in der wirklich jedem Kollektiv gefühl nachgegeben wird. Da finde ich das natürlich wahnsinnig befriedigend, diesen medialen Ausgleich zu schaffen. Wenn ich beispielsweise Paul Ronz heimer zu Gast hatte oder Dagmar Rosenfeld von der „Welt“, gibt es sofort so ein paar Spezialisten, die kopftätschelnd, fast schon elterlich schreiben: „Der driftet ja komplett ab.“ Nur weil man Leute zu Gast hat, die vielleicht nicht dem eigenen Welt bild entsprechen. Da sage ich ganz klar: Fick dich!

Liegt das vielleicht auch daran, dass in den deutschen Medien eine

gute, kluge, konservati ve Stimme fehlt? Meine Theorie ist ja, dass Yas mine M’Barek, die dich gemeinsam mit Markus Feldenkirchen in der Sommerpause vertreten hat, ein bisschen konservativer tut, als sie eigentlich ist, weil sie da durch eine Lücke füllt. Das mag sogar sein. Was ich an Yasmine liebe: Sie ist politisch völlig unzu verlässig.

Mir geht es so mit dir. Man kann dich politisch schwer verorten. Aber verorte doch mal das Medium Podcast. Wird Podcast in der Zukunft größer als Fernsehen?

Das Lustige ist: Wir Pod caster glauben, das Boot ist voll, kein Mensch braucht einen weiteren Podcast. Aber es gibt un gefähr 70 Prozent der Menschen in Deutschland,

die mit dem Medium Pod cast noch gar nicht in Be rührung gekommen sind.

Ganz Castrop-Rauxel denkt: Podcast, wat is dat denn?

Genau. Das ist wie mit Craft-Bier im Getränke markt.

Micky, du kannst so gut Stimmen imitieren. Eigentlich müsste jemand wie du doch anfangen, zu singen. Mein Vorschlag: Schlager unter dem Namen Michael Herz. Das wird nicht passie ren. Ich habe den Leuten wirklich schon genügend aufgebürdet. Bislang ist es wirklich auch ohne Schlager verdammt gut gelaufen. Ich möchte hier ohne falsche GlückskeksHaftigkeit sagen: Was für ein unglaubliches Glück ist es bitte, wenn man

etwas machen kann, was einen persönlich inter essiert? Und das teilst du mit der Öffentlichkeit und die Öffentlichkeit interes siert sich auch noch dafür und du kannst davon leben! Wieviel Prozent der Bevölkerung können das für sich in Anspruch nehmen? Wahrscheinlich nicht mehr als drei. Und wie viel Prozent der Me dienschaffenden können das von sich behaupten? Wahrscheinlich auch noch mal nur zehn von diesen drei Prozent.

Möchtest du mir sagen, dass du es weit gebracht hast – bis in den PlastikSchwan von Aline von Drateln?

So ist es. Und ich bin dankbar dafür. Ich bin lieber im Plastik-Schwan von Aline von Drateln als am Jury-Pult von Dieter Bohlen.

190 · turi2 edition #19 · Audio

Who is who? where are you?

turi2.de/koepfe Der Promi-Index der Kommunikationsbranche
And

AUDIO

16 vielgehörte Phrasen aus Radio, Podcast und Audio-Business. Wer vier Kreuze in einer Reihe hat, darf laut „Bingo!“ rufen

Benutzt den Promo-Code für zehn Prozent off

Ich höre querbeet

Wo erwische ich dich gerade?

Wir hätten ja nie gedacht, dass uns mal so viele Leute zuhören Das versendet sich

Selbe Stelle, selbe Welle

Wir spielen die größten Hits

Heute haben wir einen ganz besonderen Gast

Jetzt anrufen!

Wir labern einfach mal drauf los

Das Rauschen hört man doch gar nicht

Zunächst mal: Wie war deine Woche?

Du darfst über alles reden. Nur nicht über 1:30

Video killed the radio star

Seitenbacher Müsli, Müsli von Seitenbacher

Die Playlist ist das neue Album

BULLSHIT-BINGO
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Anne-Nikolin, Heike, Elisabeth, Ella, Markus, Nancy, Tim, Uwe, Du

Anne-Nikolin Nancy

Schlussbesprechung!

Uwe Ella

Markus

Tja, bei dem Thema Podcast gibt es einfach noch so viel zu erzählenund vor allem zu hören Das wird ein Fest für die Ohren!

Nicht nur für die Ohren, auch für den Rest der Sinne. Die Podcast-Tage sind geplant als Vor-Ort-Events zum Wissensaustausch. Und vor der #22 Screen kommen im Herbst 2023 die Screen-Days. Endlich sind die Treffen im echten Leben zurück

Tim Tim

Ja, wir sind alle voll begeistert von Audio. Aber: BITTE schickt keine Sprachnachrichten

Ich denke bei Screen direkt mal an Big Screen und frage schon mal ein paar Hollywood-Stars an

Uwe Markus

Aber Recht haben sie: Die PodcastWochen bei turi2.de und die edition waren eine super Kombi. Da habe ich trotz meiner Radio-Biografie auch noch Neues gelernt

Falls wir mit denen ein Shooting machen wollen, segle ich uns rüber!

Apropos Rückkehr: Elisabeth ist bei der nächsten Produktion ja auch zurück aus der Baby-Pause im Chefinnen-Sessel! Nancy

Uwe

Und im Mai 2023 dann nach den Podcast-Wochen auch noch Podcast-Tage und danach eine ganze Podcast-edition?

Zum Wiedereinstieg kann sie sich direkt im turi2.de/showroom-2023 umschauen. Dann sieht sie auf einen Blick, was wir uns für das kommende Jahr sonst noch alles überlegt haben. Und der Newsletter bekommt auch bald ein Make-Over...

Elisabeth Neuhaus ist der Konversation beigetreten

Online-Specials und Bücher gehen jetzt Hand in Hand. Auch für die #20 Agenda und die #21 Marken haben wir uns was Feines überlegt
Peter Peter
#19_Schlussbesprechung_Turi2_Team
194 · turi2 edition #19 · Audio

Pssssst!

Hör doch mal … … auf traumhafte

Stimmen.

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Menschen

Abele, Eberhard 44 Adams, Bryan 94 Adele 140, 143 Amend, Christoph 53 Anda, Béla 171 Arlt, Johannes 14, 102, 114, 180 Armstrong, Louis 24, 100

Arntzen, Andreas 160 Attenborough, David 100 Bach, Dirk 182 Ballwieser, Dennis 53, 161 Balzli, Beat 54

Bam, Julien 22 Banks, Alan 100

Barbaro, Michael 170 Bargeld, Blixa 66 Bartels, Tom 71 Bas, Bärbel 64 Becker, Julia 52, 146 Beethoven, Ludwig v.24, 144

Behroz, Khesrau 131 Beisenherz, Micky 12, 54, 174, 181 Berben, Iris 62, 64 Berg, Sibylle 118 Berger, Senta 64 Beyer, Ella 194 Beyer, Uwe C. 178, 194 Bieber, Justin 95

Blackfoot Mountain Chief 162 Bohlen, Dieter 106, 190 Böhmermann, Jan 22, 154 Bokelberg, Nilz 154 Bollert, Christian 170 Bolton, Michael, 94 Bon Jovi, Jon 64

Bourdieu, Pierre 94 Bowie, David 146 Bramley, Ricardia 44 Brel, Jacques 54 Brock, Matthias 44 Brown, Dan 132 Brückner, Christian 112 Buchwitz, Rolf 43 Buer, Constantin 104 Bullwinkel, Marianne 90 Bumiller, Stefan 138 Camilo, Rui 92 Campino 122 Cash, Johnny 173, 178 Chamberland, Chantal 100 Clarin, Hans 178 Clooney, George 112 Cooper, Alex 20 Cooper, Alice 173 Cramer, Lea-Sophie 108 Cürlis, Marion 54 Czieslik, Björn 45 D’Introno, Sonja Grazia 46 Dalla, Lucio 64 de Martinville, Édouard-Léon Scott 24 de Niro, Robert 112 Delay, Jan 112 Densmore, Frances 162 Deuschle, Stephan 138 Dion, Celine 94 Dorsey, Tommy 178 Drateln, Aline von 13 Drosten, Christian 144 Eberhard, Daniel Mark 41 Edison, Thomas 162 Egenter, Stefan 41 Ehm, Ian 28 Ek, Daniel 20 Engelhardt, Alexander 77 Engelke, Anke 62, 120 Engert, Marcus 131 Esser, Christina 54 Ezerex, Diana 12, 92 Feldenkirchen, Markus 190 Felgenhauer, Tatiana 72 Ferres, Veronica 44 Ferris, Tim 112 Fettich, Christine 50 Fiehe, Klaus 100 Fischbacher, Arno 134 Fischer, Julia 84 Foale, Mike 44 Folkerts, Ulrike 46 Follet, Ken 98 Foster, Mark 124 Frenzel, Korbinian 174

Fridmann, Lex 146

Gabler, Christian 41 Gabriel, Markus 118 Gates, Bill 150 Gerhardt, Nina 168

Gerz, Katjana 108 Gieselmann, Tim 144, 148, 194 Glööckler, Harald 118 Glück, Peter 53 Götze, Mario 71 Günther Jauch 44, 53, 127 Gustitus, Geoff 44 Gysi, Gregor 44 Haase, Ivy 76 Habeck, Robert 124 Hagemann, Anne-Nikolin 9, 92, 130, 194 Hampel, Kia 104 Hartmann, Paula 146 Hartung, Stefan 160 Hartwich, Daniel 188 Hassan-Nia, Nikki 186 Häusler, Linda 108 Hegel, Georg W. Friedrich 36 Hemmer, Richard 12, 28 Herbst, Christoph Maria 139 Hielscher, Matze 12, 114 Hierstetter, Armin 164 Hilbert, Chris 106 Hirschhausen, Eckart v. 43 Hoeneß, Uli 106 Holzner, Dr. Carola 43 Hopf, Steffen 85 Horwitz, Maximilian 176 Humboldt, Alexander v. 91 Hummels, Mats 110 Hutter, Ernst 41 Ippers, Stephan 43 Jaff, Sham 131 Jahner, Phil 131 Jebsen, Ken 131 Jobs, Steve 174 Jones, Norah 140 Jung, Thomas 142 Kalkbrenner, Paul 112 Karle, Roland 41, 42, 46, 48, 133, 140

Kasper-Claridge, Manuela 72 Kastner, Greta 110 Kaulitz, Bill 172 Kaulitz, Tom 172 Keß-Roche, Martin 22 Kilmister, Lemmy 81 Kimani, Edith 100 Kirmes, Thorsten 173 Kittmann, Vincent 12, 104 Knaak, Turid 52 Knightley, Keira 104 Knossalla, Jens103, 104, 108 Koenig, Sarah 155 Köhler, Yella 172 König, Johann 112 Köppen, Uli 80 Körting, Patrick 86 Krämer, Andreas 45 Kratzenberg, Denise 176 Krawczyk, Alexander 74 Kreisky, Bruno 32 Kretschmer, Guido Maria 61 Krobok, Andreas 50 Kühnert, Kevin 53 Kuhnhen, Stefanie 112 Küpper, Anne 167 Kuttner, Sarah 124 Lady Gaga 146 Lamar, Kendrick 117 Lammert, Tobias 88 Lange, Anna-Sara 52 Lanz, Markus 76, 104, 124, 138 Larissa Vassilian 77 Laufenberg, Frank 146 Lauscher, Nicole 43 Lauterbach, Karl 185 Leithäuser, Grit 136 Lekmann, Jens 112 Lorenz-Bokelberg, Maria 12, 148 M’Barek, Yasmine 190 Malia 112 Mané, Sadio 72 Marx, Karl 36 Mayfield, Curtis 146 McMorrow, James Vincent 112

Melcher, Wolfgang 50 Ment, John 78 Merkel, Angela 22, 64, 124 Meßner, Daniel 12, 28 Minkmar, Nils 91 Misch, Tom 178 Mittelacher, Bettina 52 Morische, Frida 151 Morton, PJ 178 Mozart, Wolfgang A. 24 Müller, Axel Robert 43

Müller, Ingo 178 Müller, Thomas 169 Napoleon III. 36 Nelson, Willie 173 Neubauer, Luisa 22 Neuner, Magdalena 44 Niesar, Yvonne 86

Niraula, Bhanu Bhakta 24 Noethen, Ulrich 53 Nuhr, Dieter 182

O’Carroll, Fergus 112 Obama, Barack 104 Obama, Michelle 104 Oeking, Claudia 146 Olkus, Theresa 44 Onaran, Tijen 176 Pausder, Verena 108 Peel, John 100, 178 Perel, Esther 176

Pflaume, Kai 182 Pilawa, Jörg 182 Plauk, Dennis 72 Plyushchev, Alexandr 72 Polak, Oliver 182 Pompeo, Ellen 146 Popp, Steffen 42

Precht, Richard David 76, 104, 138 Püschel, Klaus 52 Quoos, Jörg 146 Raab, Stefan 104 Ramm, Jasper 104 Randall, Suzanna 144 Remitz, Paul 100 Reznor, Trent 178 Rezo 22, 53

Riedel, Tobias 44 Riegel, Nancy 56, 102, 114, 194 Ries, Eva 166 Riva, Jana 108 Roche, Charlotte 22 Rogan, Joe 118

Ronzheimer, Paul 190 Rose, Shuko-Charlotte 44 Rosenfeld, Dagmar 190 Rückert, Sabine 53 Rust, Bettina 12, 56 Saalfrank, Katja 120 Sator, Andreas 131 Scheurell, Lisa-Sophie 22, 81 Schilling, Peter 144 Schirach, Ferdinand von 118 Schirrmacher, Frank 91 Schlei, Schiwa 70 Schmelter, Jan-Henrik 81 Schmid, Benjamin 52 Schneider, Lennart 131 Scholl-Latour, Peter 66 Scholz, Olaf 52 Schöneberger, Barbara 12, 61, 126

Schönhofer, Melena 44 Schröder, Atze 118, 182 Schulz, Eva 169 Schulz, Oliver 62, 154 Schwickerath, Marcel 56 Seidenstücker, Konstantin 141 Sentker, Andreas 53 Sheeran, Ed 172 Sherpa, Ang Phinjo 24 Simmons, Bill 106 Sonntag, Jennifer 73 Spears, Britney 17 Springsteen, Bruce 24

Stahl, Pauline 134, 141, 142 Stefani, Gwen 169 Steingart, Gabor 138 Stuckrad-Barre, Benjamin von 118, 122 Stürmer, Christina 173 Styles, Harry 172 Suilmann, Jana 52 Talinski, Holger 148 Tarragona, Enrique 53 Tenz, Ina 171 Terberl, Laura 50

Theile, Brigitte 43 Thiele-Eich, Insa 145 Tietjen, Bettina 112 Trantow, Markus 9, 13, 138, 194

Tschirner, Nora 53, 118

Turi, Heike 15, 126, 194 Turi, Peter 29, 194

Türkowsky, Pierre 118 Twain, Mark 36

Urlaub, Farin 124

Vedantam, Shankar 18 Vitale, Renzo 49 Wagner, Alexander 52 Wagner, Franz Josef 186

Weber, Valerie 82 Wees, Zoe 146 Wegner, Jochen 53, 112, 154 Westermann, Carl-Frank 160 Westermeyer, Philipp 103, 106, 186

Wette, Stefan 52 Wunder, Dietmar 100 Y’Akoto 112 Zaboura, Nadia 72 on football 52 the 104 und Flauschig 20, 22, 138 FHM 165 176 Frankfurter Rundschau 168 Frau Doktor, übernehmen Sie! 53 Design Studios178 How to Wow 44 Frühdenker 50 Funke 52, 146 Fußball MML 104, 182, 188 Dimensions 44 Gästeliste Geisterbahn 154 Geffen Records 166 Gema 98 Hack 139 General Electric 156 GeschichteFM 35 Geschichten aus

91 Zeh, Juli 112 Zeitlinger-Haake, Ulrike 71 Zimmer, Hans 49, 136 Medien und Marken 1 auf die Ohren 108 1,9 Milliarden Lügen 21, 50 190220 – Ein Jahr nach Hanau 131 2 Minutes of Zen 156 A&B 173 ABC Communications 171 Agma 30 Alles gesagt? 53 Allgäu 41 Amazon 98, 120, 141 Antenne 1 146 Antenne Bayern 171 AOK 43 Apokalypse & Filterkaffee 54, 59, 76, 174, 182, 188 Apotheken Umschau 53 Apple 35, 43, 169 ARD 24, 44, 112, 169 Attic Futura 165 Audi 43 Audi Mitarbeiter Podcast 43 Audible 178 Audio Alliance 76 Audiotainment Südwest 82 Auf den Punkt 50 Auf ein Glas Wein mit… 44 Auf Herz & Ohren mit Doc Caro 43 Axel Springer 156, 167, 176 Baller! 165 Barbara 126 Batman 21 Baywatch Berlin 76, 182 BBC 16, 21 Benjamin Blümchen 16 Bertelsmann 14, 186 BFBS 100, 178 Bibi Blocksberg 15 bigFM 82, 139 Bild 156, 167 Blaupause 130 Bloomon 176 BMG Ariola 166 BMW 48 Bodalgo 165 Bosch 160 BR 80, 144, 169 Brand Eins 170 Call Her Daddy 20, 22 Clark 34 Coca Cola 104, 173 Condé Nast 14 Cui Bono 131, 132 Das Scholz-Update 52 DBN Gogo 112 Dem Tod auf der Spur 52 Der 8. Tag 138 Der Gerichtsreporter 52 Der Zuckerdetektiv 53 Detektor.fm 170 Deutsche Bahn 42, 54 Deutsche Welle 72, 100 Deutsches Weininstitut 44 Deutschlandradio 54, 131, 146, 174 Dick & Doof 22 Die drei ??? 16 Die Fantastischen VIer 146 Die Kolumnisten 59 Die Nilz Bokelberg Erfahrung 155 DM 62 Drinnies 104 Echo Moskwy 72 Edeka 104 Edel Records 173 Edle Federn 112 Eine Dosis Glück 53 EMI Music 150, 152 Enigma 166 Facebook 44 Faking Hitler 150, 155 Fast & Curious 108 FAZ 22, 44, 50, 91, 178 FAZ Podcast für Deutschland 50 FC Bayern München
Fe:male view
Feel
News
Fest
Foodora
Freihafen
From
Future
Gemischtes
der Geschichte 22, 28, 178 Grundig 146 Grünland 52 Guardian 18 Hallo-Podcasts 54 Handelsblatt 132 Heidi 112 Heineken 122 Herrengedeck 21 Hidden Brain 18 Hobbylos 22 Hörbar Rust 59 Hotel Matze 115 HR 112 Ikea 118 Instagram 44 Jägermeister 150 James Bond 100 Jamiroquai 145 Julep 85 Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood 172 Kicker 52 Kicker meets Dazn 52 Kirmes 173 Klassikradio 139 KoRo 34 Kosmos Musik 144 Kottbruder 76 Kruder & Dorfmeister 112 Lage der Nation 22, 112 Landidee 52 Lanz & Precht 79, 104, 138 Let’s make lemonade 100 Looping Group 43 Loud Records 166 Maxfive 45 MDR 73, 170 Media Republic 44 Meistersinger 150 Mercedes 44 Mindshare 86 Mint 72 Mit den Waffeln einer Frau 127 Mit Vergnügen 118 Möbelparadies Elsterwerda 118 Mondi UFP 31 Motor Presse Stuttgart 50 Muse 112 Napkey 112 NDR 98, 126, 178 Ne Dosis Wissen 53, 160 Net New 108 New York Times 131, 170 Nie gehört 108 NOZ 86 NPR 18 Oliver Schrott Kommunikation 44 Omnicom 100 OMR 102 On Strategy Showcase 112 Oticon 46 Paardiologie 22 Penny 45 Penthouse 165 Pferdemedizin heute 171 Pilot 85 Planet Radio 172 Podimo 32, 71, 118 PodMedia 14 Podstars 32, 76, 102 Podtalk 104 Polygram 166 Pool Artists 149 Premiere 59, 62 Prisma-Verlag 54 Puls 98 Quoted 91 Radio Corporation of America 166 Radio Eins 59, 62 Radio Galaxy 172 Radio Hamburg 78 Radio NRW 182 Radio Primavera 172 Radiozentrale 136, 168 Raus 117 RBB 59, 62 Recode Media 112 Regiocast 127 Republic 178 RMS 32, 90 RTL 104, 141, 158, 162, 168, 171, 185, 188 Runner’s World Podcast 50 RZA Productions Europe 166 Salon Funke 52, 146 Samsung 167 Sanft und Sorgfältig 154 Sat.1 59, 66 Schlaflos in München 77 Schröder & Schömbs 150 Seitenbacher 137 Serial 155 Serviceplan 112 Seven.One Audio 30, 32, 35, 74 Siege der Medizin 53 Sonne & Stahl 131 Sony Music 25, 166 Spiegel 170 Spotify14, 24, 35, 43, 50, 96, 98, 100, 108, 130, 162, 178 Steingarts Morning Briefing 138 stern 155 Stimme.at 134 Streamwerke 169 Studio Bummens 117, 141 Subscribe Now 131 Süddeutsche Zeitung 18, 22, 50, 91, 131, 170, 178 Sugar 165 SWR 98, 142 Tagline 112 Tatort Niedersachsen 52 Telekom 77, 88, 132, 140 Tell me 146 The Beatles 146 The Daily 170 The Joe Rogan Experience 118 The Message 156 The Real Bierkönig 131 The Tim Ferris Show 112 TikTok 17, 96, 143 TKKG 16 Toast Hawaii 59, 60 Today in Focus 18 TOS 165 Toursprung 31 Twitter 42, 185 Universal Music Group 169 Verlängertes Wochenende 104 Visions 72 Vita Health Media 43 Vodafone 104 Volkswagen 173 Warum denken Sie das? 112 Was jetzt? 22 Was mit Kunst 112 WAZ 52 WDR 70, 100 WDR Mediagroup 88 Weird Crimes 104 Welt 156, 167 Weltwoche Daily 138 Wesound 160 WG Wesensfremd 118 Wie erkläre ich’s meinem Kind? 50 Wild Wild Web 132 Winnetou 146 Wirtschaftswoche 54 Wissen Weekly 22, 81 Wort & Bild Verlag 53, 160 Wu-Tang Clan 25, 166 Xtreme 165 YouTube 18, 24, 106, 110, 137, 144 ZDF 104 Zeit 22, 53, 112 Zeit Online 53, 54, 112, 150, 151, 154 Zeit Verbrechen 53, 151 Zendium 156

Ohren auf.

Die menschliche Stimme berührt und verführt, erklärt uns die Welt und bringt uns ins Gespräch. Sie ist als Kommunikationsmittel unübertroffen.

Die turi2 edition #19 ist ein bildstarkes Buch vom Sprechen, Hören und Zuhören. Und ein Mixtape aus Medien, Menschen und Marken, die wissen, wie man Gehör findet.

Press Play!

9 783949 673047 turi2 edition 19 – Audio Deutschland EUR 20,–ISBN 978-3-949673-04-7 ISSN 2366-2131

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