Bericht Zürcher-Oberländer - ETF 2013 - Kunstturnen Elite

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SPORT       27

ZO/AvU MONTAG, 17. JUNI 2013

Springen, drehen und bewerten

Grosse Freude trotz knapp verpasstem Podestplatz

TURNEN.  Am Turnfest in Biel standen im Kunstturnen gleich drei Mitglieder der Familie Hitz (TV Rüti) im Einsatz. Nicole Hitz wurde Vierte, Bruder Janick überzeugte an den Ringen, und Mutter Andrea war als Kampfrichterin im Einsatz.

TURNEN.  Nach Gold im Einzelgeräteturnen hat die Grüningerin Nicole Mattli zusammen mit Dominik Dobmann im Sie+ErGeräteturnen als Vierte das Podest nur knapp verpasst.

RENATE RIED, BIEL

RENATE RIED, BIEL

Nicole Hitz zeigte sich nach ihrer Darbietung am Eidgenössischen Turnfest in Biel beeindruckt: «Es war mega cool. Noch nie habe ich vor so vielen Zuschauern geturnt», sagte die Turnerin des TV Rüti. «Die Stimmung war einmalig.» Die 16-Jährige wurde in der höchsten Kategorie P6 Vierte. Es hatte in der Tat viele Zuschauer – zu viele. Die Halle war komplett überfüllt; auf allen Treppen, vor allen Ausgängen und Nischen sassen und standen Leute. Aus Sicherheitsgründen konnte der Kunstturnwettkampf daher erst mit Verspätung beginnen, nachdem die

«Wir freuen uns riesig über den vierten Rang und trauern Bronze nicht nach», sagt Dominik Dobmann nach dem Wettkampf im Sie+Er-Geräteturnen. Die beiden Turner des TV Grüningen sind erst zum zweiten Mal in dieser ­Disziplin gestartet. Der Wettkampf ist dreiteilig: Einzelgerät (Reck oder Barren) und gemeinsames Schaukelringund Bodenturnen. Der Boden gilt als Markenzeichen des Sie+Er-Geräteturnens: Hier muss zu Musik eine gute M ischung aus Hebefiguren, schnellen ­ Akrobatikelementen und tänzerischen Einlagen gefunden werden.

TURNFEST

TURNFEST

Polizei die Notausgänge «befreit» hatte. Alle wollten die Stars und späteren Turnfestsieger Giulia Steingruber und Claudio Capelli sehen. Für Hitz, das 16-jährige Neumitglied im Nationalkader, gab es auch schwierige Momente. Als Giulia Steingruber ihre Bodenübung und damit ihren Wettkampf beendet hatte, setzte un­ verzüglich tosender Applaus ein. Der Lärmpegel stieg in Sekundenschnelle in die Höhe, währenddessen Nicole Hitz mitten im Sprunganlauf war. «Es irritierte mich, und ich musste aufpassen, nicht zu stolpern», erklärte sie. «Aber das gehört wohl irgendwie dazu. Erst jetzt realisiere ich, wie gross so ein ETF ist. Das letzte Mal 2007 in Frauenfeld, da war ich noch zu jung, es war für mich einfach ein Wettkampf.»

Die Bodenchoreografie der Grüninger beginnt in einer verschlungenen Pose, doch bei den ersten Takten der Musik löst sich die Figur abrupt. «Das ist nicht unsere Musik», muss Nicole Mattli den Wertungsrichtern zu rufen. Der zweite Versuch klappt – die vielen Fans sind begeistert, wie die Hebefiguren und die synchron geturnte Reihe Doppelflickflacks klappen. Die Richter geben die Note 9,05, bei den Ständen und Übergängen gibt es noch Verbesserungspotenzial. Der vierte Rang motiviert vor allem Dominik Dobmann: «Jetzt ist klar, wir werden im November an den Schweizer Meisterschaften ­starten.» Seine Partnerin Nicole Mattli schaut ihn erstaunt an und reagiert lachend: «Das besprechen wir noch, aber jetzt will ich nur noch duschen.»

Alles zum «Eidgenössischen» unter www.turnfest.zol.ch

Alles zum «Eidgenössischen» unter www.turnfest.zol.ch

Kurzzeitig abgehoben: Nicole Hitz vom TV Rüti während ihrer Übung am Balken. Bild: Harald von Mengden

Konzentration auf drei Geräte 2013 aber geniesst es Nicole Hitz und will so viel wie möglich mitbekommen: Am Donnerstag und Freitag schnupperte sie in Magglingen bereits etwas ETF-Luft, indem sie in ihren Trainingspausen den Leichtathleten zuschaute. Nächsten Donnerstag hat sie einen Showauftritt, und sie freut sich darauf, am Samstag ihren Stammverein, den TV Rüti, im Vereinswettkampf als Fan zu unterstützen. Nicoles 20-jähriger Bruder Janick Hitz turnte in Biel im P6 an drei Geräten: an den Ringen, am Reck und am Pauschenpferd. Nach einer Fingerverletzung und Schulterschmerzen musste er sich entscheiden, ob er weiter auf den Mehrkampf (sechs Geräte) setzen will. «Mein Ziel ist es, an Einzel-EM oder -WM zu turnen. Aufgrund des Trai-

ningsrückstands merkten wir, dass meine Chancen steigen, wenn ich in Zukunft auf den Mehrkampf verzichte und mich auf drei Geräte konzentriere.» Und wie hat er seinen Einsatz erlebt? «Ich hatte einen durchzogenen Wettkampf. An den Ringen zeigte ich die beste Übung der Saison, das Pferd glückte nicht ganz nach Wunsch, und die heutige Reckübung ist zum Vergessen», kommentierte er seinen Einsatz in Biel. Die Rangliste zeigte, dass der Turner des TV Rüti an den Ringen die zweithöchste Note aller Turner lieferte – am Pferd präsentierte er gar die schwierigste Übung (Difficulty 6,1) der ganzen Konkurrenz.

«Ich zittere und leide mit» Ebenfalls im Einsatz stand Mutter A ndrea Hitz: als Kampfrichterin am ­

Stufenbarren. Wenn es sich allerdings vermeiden lässt, wertet Andrea Hitz die Übungen ihrer Tochter nicht. «Als sie klein war, machte es mir nichts aus. Jetzt, wo sie risikoreicher turnt, muss ich mich mehr konzentrieren und ausschalten, dass dies meine Tochter ist», gestand Andrea Hitz, «wobei es auf dem Kampfrichterstuhl fast einfacher ist. Als Mutter auf der Tribüne bin ich immer extrem nervös und zittere und leide mit meinen Kindern mit.»

Silber und Bronze Jubeln konnten in Biel derweil Stefanie Siegenthaler (TV Hinwil) und Michelle Kraus (Satus Uster). Siegenthaler freute sich über die Silbermedaille und Kraus über Bronze in der Kategorie P5. Noch vor einer Woche an den Schweizer

Meisterschaften der Juniorinnen mussten die beiden 15-Jährigen an ver­ schiedenen Geräten Stürze in Kauf nehmen. In Biel bewiesen sie ihr Können. Auch der Zürcher Cheftrainer Alexander Naun strahlte: «Super. Besser kanns nicht gehen, ich bin sehr ­zufrieden.» Mit dem dritten Rang konnte sich Michelle Kraus zusätzlich einen Traum erfüllen: Sie sicherte sich damit einen der drei Startplätze für die Schweiz am European Youth Olympic Festival Mitte Juli 2013 in Utrecht (Ho). Ste­ fanie Siegenthaler löste dieses Ticket bereits letzte Woche. Ebenfalls aufs Podest steigen konnte Kay Schlatter (STV Wetzikon): Nach Gold an der Junioren-SM gabs am «Eidgenössischen» Silber im P2.

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Schurter mit einem Sieg an die Heim-EM MOUNTAINBIKE.  Nino Schurter feierte im Val di Sole (It) eine gelungene EMHauptprobe und errang seinen neunten Weltcupsieg. Dabei verwies der Bündner Weltmeister den Franzosen Julien Absalon erneut auf Platz zwei. Schurter und Absalon zeigten im Trentino einen faszinierenden Zweikampf, wobei der Franzose in der fünften von sieben Runden eine kleine Schwächephase durchmachen musste. Der Doppel-Olympiasieger kämpfte sich zwar noch einmal heran, doch dürften ihm aufgrund dieser Anstrengung im Finish die letzten Kraftreserven gefehlt haben. Schurter ging als Erster in die letzte Schikane und zog danach den Zielsprint an. Schnell tat sich eine Lücke zu Absalon auf, sodass

der Schweizer letztlich mit drei Sekunden Vorsprung gewann. Für den Olympia-Zweiten von London war dies der zweite Weltcupsieg de suite. Schon Ende Mai in Nove Mesto (Tsch) hatte er vor Absalon triumphiert.

«Ein gutes Gefühl ist wichtig» «Das ist eine gute Vorlage für die HeimEuropameisterschaften. Es ist immer wichtig, mit einem guten Gefühl in ein wichtiges Rennen zu gehen», gab Schurter zu Protokoll. Der erste Saisonhöhepunkt der Mountainbiker findet am kommenden Wochenende in Bern statt. Bei Halbzeit im Weltcup führt Schurter in der Gesamtwertung mit 120 Punkten Vorsprung auf den Australier Daniel McConnell, der im Val di Sole mit

Platz 6 vorliebnehmen musste – unmittelbar hinter den beiden Schweizern Mathias und Lukas Flückiger.

Zweiter Erfolg für Zakelj Bei den Frauen feierte Tanja Zakelj den zweiten Saisonsieg. Die Slowenin nahm der zweitplatzierten Tschechin Katerina Nash 20 Sekunden ab. Die Schweizerinnen Esther Süss (7.), Katrin Leumann (9.) und Kathrin Stirnemann (12.) büssten mehr als drei Minuten auf die Weltcup-Gesamtführende Zakelj ein. Die Schweizer Farben waren nur in der ersten Runde durch Jolanda Neff ganz vorne vertreten. Die St. Gallerin leidet aber noch an den Folgen eines Trainingssturzes und fiel noch bis auf den 14. Schlussrang zurück. (si)

Zarth bester Oberländer In der höchsten Kategorie im Geräteturnen, der Kategorie 7, ist derweil Christoph Zarth (TV Rüti) als 16. bester Oberländer. Auch er freut sich über die Auszeichnung, bedauert aber, dass es nicht wie im Kunst-, National- oder Trampolinturnen eine Kranzauszeichnung, die traditionelle Ehrung an Eidgenössischen Turnfesten, gibt.

Drei WM-Einsätze für Sara Lüscher ORIENTIERUNGSLAUF. Sara Lüscher hat sich während der bisherigen Saison und der Selektionsphase das Vertrauen ihrer Trainer erarbeitet: Die Nänikerin bekommt an der WM in Finnland vom 7. bis 14. Juli drei Einsätze: Lüscher wurde für die Langdistanz, die Mittelstrecke sowie die Staffel selektioniert. Sie verdrängte dabei Ines Brodmann, die in beiden Selektionsläufen deutlich hinter Lüscher blieb, aus der Staffel. Vom Staffeleinsatz träumen alle Läuferinnen, denn da ist die Medaille am greifbarsten. Gelingt es ihr und Judith Wyder, Simone Niggli in Reichweite der Spitze für die letzte Strecke zu lancieren, ist die Titelverteidigung möglich. Die WM beginnt für Lüscher am 7. Juli mit der Qualifikation für die lange Distanz. Am Samstag lief Lüscher die bekannte finnische Venla-Staffel und überzeugte auf der Schlussstrecke, indem sie für ihr Team, Kalevan Rasti, den sechsten Platz behaupten konnte und beinahe noch die sich zuletzt allerdings immer wieder mit Verletzungen herumschlagende ehemalige Weltmeisterin Helena Jansson abfing. Der Rückstand betrug im Ziel nur eine Sekunde. (mer)


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