ERFAHRUNGSBERICHT
ZWEITES SEMESTER TYPOGRAFIE WINTERSEMESTER 09 / 10 KERSTIN BAUER
Impressum Erfahrungsbericht 2. Semester Typografie WS 09 / 10, Kerstin Bauer erschienen: 01 / 2010 verwendete Schriften: Courier New: 8 Pt Subheadline und Zitate 7 Pt FlieĂ&#x;text 6 Pt Kolumnentitel und Seitenzahlen Impact
ERFAHRUNGSBERICHT: INHALTSVERZEICHNIS
02 SYMPOSIUM: TRANSLATIONS 03 16 INTERVIEW 24 RESÜMEE
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03
Am 20. und 21. November 2009 versammelte sich eine Auswahl der Crème de la Crème internationaler Gestalter in der FH Mainz um über Autorschaft im Design zu diskutieren und sich selbst dem wohlgeneigten Publikum zu präsentieren. Gelockt wurde mit Namen wie Stefan Sagmeister, Erik Kessels, Mike Meiré, Lars Müller, Rick Poynor, Catalogtree, Jan van Toorn, Petra Eisele, Joachim Sauter, Pixelgarten und Oliver Vodeb. Die Karten für das Symposium waren schon weit vor Beginn der Veranstaltung ausverkauft und so gab es für uns im Foyer eine große Leinwand, auf die alles übertragen wurde. Zu diesem Anlass wurde das triste FH-Gebäude mit verschiedenen typografischen Installationen verschönert, sodass man endlich mal erkennen konnte, dass sich hier der Fachbereich Gestaltung niedergelassen hat.
Als Zweitsemester fragt man sich bei „Autorschaft im Design“ meist noch, worum es bei diesem Event genau gehen soll. Spätestens nach dem Vortrag von Frau Eisele waren wir dann aber alle schlauer.
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: STEFAN SAGMEISTER
Stefan Sagmeister präsentiert: sich selbst. Das is ja schonemoal was!
Der Mann, den wohl alle sehen wollten. Ein Mensch wie du und ich. Der nette Kerl von neben-an. Fleißig Sympathiepunkte bei seiner Hörerschaft sammelnd. Man muss sein Herz einfach für so einen erwärmen, der in ganz legerer Kleidung daher kommt und uns so weit an seinem Privatleben teilhaben lässt, dass er seine heiligsten Erkenntnisse mitteilt und uns Einblicke in sein Tagebuch gewährt. Und das alles vor so einem breiten Publikum. Nicht nur hier auf dem Symposium, sondern überall dort, wo seine Werbung auftaucht. Herr Sagmeister zieht es vor, seine Arbeiten zu präsentieren, vorrangig jene „Sachen, die funktioniert haben“. Sein Akzent unterstreicht die Authentizität seiner Arbeiten nur noch mehr. Das eigentliche Thema des Symposiums weiß er jedoch geschickt mit seiner Persönlichkeit und seinem Charme zu umgehen. Man bekommt das Gefühl, die allgemeine Stimmung liegt bei: „Oh wie cool, Sagmeister!“ - Klar, ich fand ihn auch sehr sympathisch, wie könnte man auch nicht. Ich fand es nur merkwürdig, dass er vorrangig als der berühmte Stefan Sagmeister aufgetreten ist. Wo ihn doch eh schon alle kennen sollten.
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: STEFAN SAGMEISTER
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: MIKE MEIRÉ
Mike Meiré hatte viel zu sagen
Mike Meiré ist nicht einfach ein Designer, er ist ein Mann mit Ambitionen. Er zeigt auch nicht einfach seine bisherigen Arbeiten, nein, Mike ist zu etwas höherem berufen. Es schien ihm ein dringliches Anliegen zu sein uns seine Weltanschauung näher zu bringen. So konnten wir endlich erfahren, dass die Dinge nun mal fließend sind, der Mensch neben dem Intellekt auch noch seine Triebe hat und der kitschige Jesus auf dem Wasser genau das ist, was wir gerade brauchen. Angesichts der Umgebung mögen seine Aussagen wohl ein wenig merkwürdig geklungen haben. Sein verbales Engagement lässt jedoch auf eine unbändige Leidenschaft schließen für das, was er macht. Und die realen Umsetzungen seiner Ideen haben mich auch sehr angesprochen. 06
Eigentlich ist Mike Meiré ein sehr sympathischer Typ. Jemand mit dem man sich gerne mal länger über Gott und die Welt unterhalten würde. Wären da nicht ständig diese fehl am Platz erscheinenden Anglizismen. Man möchte ihn mal kurz schütteln um all diese komischen Ausdrücke ein für alle mal aus seinem Mund herausfallen zu lassen.
ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: MEIKE MEIRÉ
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: ERIK KESSELS
Erik Kessels von KesselsKramer in Amsterdam setzt merkwürdige Ideen in die Tat um. Er stellt einen Auszug aus seinen bisherigen Arbeiten vor, unter anderem den billigsten Werbespot, den er je gemacht hat (400€) und den teuersten (1,4 Mio €). Außerdem zeigt er die Arbeiten für seinen allerersten Kunden von 1996, das Hans Brinker Budget Hotel
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in Amsterdam, die mit der Bitte zu ihm gekommen sind, keine Beschwerden mehr von den Gästen bekommen zu müssen. Um das zu erreichen hat man sich bei KesselsKramer etwas ganz besonderes einfallen lassen. Man hat Fähnchen in Hundescheiße gesteckt. Und all die Nachteile des Billighotels überspitzt zur Geltung gebracht. Mit so einer Werbung konnte sich dann auch kein Gast mehr beschweren und die Übernachtungen sind durch die Kampagnen von anfänglich 60000 auf über 145000 jährlich angestiegen. So wird also Scheiße zu Gold. Fast schon unglaublich, dass es tatsächlich Kunden gibt, die so etwas zulassen. Aber der Mut hat sich ja gelohnt. Erik Kessels Vortrag hat sich auch gelohnt. Auch wenn er nur seine eigenen Arbeiten gezeigt hat. Die waren aber so skurril, dass man eine Menge zu lachen hatte.
ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: ERIK KESSELS
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: LARS MÜLLER
Dieser Mann hat den Bau eines Atomkraftwerks verhindert!
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: LARS MÜLLER
Lars Müller ist durch und durch politisch. Sein Engagement geht auch auf seine Gestaltung über, bis hin zu diesem Symposium. Er hat sich in seinem Vortrag ernsthaft mit der Autorenschaft im Design beschäftigt, was nicht alle Redner von sich behaupten können. Selbst die Autorenschaft stellt für ihn einen politischen Aufruf dar. Es geht darum zu erforschen, welche Rolle Gestalter in der Gesellschaft spielen können und wollen. Indem man als Gestalter die Initiative ergreift, auf seine Kunden zugeht und sie dazu aufruft etwas zu unternehmen, beginnt die eigene Autorenschaft. Designer alleine können jedoch nicht als reine Autoren auftreten, sie brauchen Partner, an deren Seite sie dann die Rolle des Co-Autoren einnehmen
oder für Anregung sorgen können. Der Gestalter als Autor bleibt in seinen Augen jedoch ein frommer Wunsch.
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: PIXELGARTEN
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: PIXELGARTEN
Gerade mal 2004 haben Catrin Altenbrandt und Adrian Niessler ihr Studium an der HfG Offenbach beendet, jetzt stehen sie neben Größen wie Stefan Sagmeister auf der Bühne dieses Symposiums. Klingt nach steilem Erfolg, präsentiert sich aber ganz leise. Das geringe Alter ist an ihrer extrem zurückhaltenden Vortragsweise abzulesen, was jedoch keinen Minuspunkt hinsichtlich der Sympathie darstellt. Irgendwie süß, wie die beiden da so stehen.
Ich interpretiere die Schüchternheit als positives Zeichen dafür, dass ihnen der Erfolg noch nicht zu Kopfe gestiegen ist. Die beiden gehen sogar kurz auf das eigentliche Thema der Autorschaft in Design ein. Für sie gibt es zwei Ebenen der Autorschaft: einmal die Urheberschaft, dass man also etwas selbst produziert hat, aber auch die deutlich erkennbare Haltung bzw. die eigene Handschrift in den Arbeiten. Sie selbst sehen sich als visuelle Forscher, da sie sich nicht auf ein bestimmtes Material festlegen möchten, immer wieder gerne experimentieren und auch auf die Frage hin, ob sie nun eigentlich Grafikdesign machen, nicht so recht zu antworten wissen. Mir gefallen ihre Arbeiten unglaublich gut.
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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03
Catalogtree haben sich uns zweisprachig mitgeteilt, uns ihre Arbeiten gezeigt und erzählt, wie sie gerne mal Programme selbst schreiben um sich nicht immer auf das bereits Vorhandene verlassen zu müssen. Oliver Vodeb war ähnlich politisch unterwegs wie Lars Müller und hat seinen Vortrag mit durch Unterstützung von PowerPoint-Folien präsentiert.
Und der Rest? Petra Eisele hat in das Thema der Autorschaft im Design eingeführt. Es gab einen Einblick in das Rollenverständnis des Gestalters vom Mittelalter bis Heute. Gerade in der heutigen Zeit des User Generated Content besteht die Gefahr, dass eine starke Autorschaft im technischen Kontext scheitert. Außerdem wurden die fünf möglichen Formen der Autorschaft im Design erläutert: Der sinnstiftende Erzähler, der Designtheoretiker, der Designer als Gesellschaftskritiker, der Visuelle Forscher und der Designer als Entwickler intermedialer Werkzeuge. 14
Rick Poynor schätzt David Carson auf Grund seiner politisch-ästhetischen Meinung. Er geht auf die strategische Autorschaft ein und auf das kritische Design. Er bezweifelt, dass ein Gestalter mit einem Autor gleichzusetzen ist, nur weil er etwas gestaltet hat.
ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03
Ich fand es sehr interessant, mir die vielen verschiedenen Standpunkte zum Design anzuhören und ich fand es auch sehr erfrischend auf so viele verschiedene Persönlichkeiten in ein und demselben Metier zu treffen. Mike Meiré zum Beispiel, der mit einer ganzen Weltanschauung hinter seiner Gestaltung zu stehen scheint, oder Lars Müller, der sehr politisch überzeugt ist, was ich persönlich gar nicht von einem Designer erwartet hätte. Es war sehr angenehm auf diesem Symposium zu erfahren, dass sich die „großen“ Gestalter wirklich Gedanken machen und das Berufspraxis also nicht nur darin besteht, z.B. irgendwelche Layouts irgendwie zusammen zu basteln. Ich finde die Konzepte, Ideen und Strategien hinter der in Form gebrachten Umsetzung jedenfalls spannend und wichtig.
Meiner Meinung nach können Designer eigentlich nie alleinige Autoren sein, nur Co-Autoren, die den Inhaltschaffenden dabei unterstützen, den Inhalt möglichst ansprechend oder passend aufzubereiten. Für eine sinnvolle und gute Gestaltung ist es deshalb eine Pflicht, sich mit dem, was man eigentlich gestalten will, genau auseinander gesetzt zu haben. Wenn man als Designer allein als Autor fungieren will, müsste man nicht nur in die gestalterische sondern auch wissenschaftliche Richtung ausgebildet werden.
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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER
An einem lauen Novembernachmittag habe ich mich mit meiner Gruppenpartnerin Carina Kammerer und Steffen Meyer, dem Interviewpartner unserer Wahl getroffen. Unter dem Dach der FH haben wir ihn dann an seinem Arbeitsplatz ausgefragt, während er Hausschuhe in Tigertatzenoptik getragen hat und äußerst gestresst war. Wie zu erwarten war von einem ehemaligen Fotostudio-Assistenten lagen seine Interessen nicht unbedingt im typografischen Bereich. Das hat sich dann spätestens nach der Frage nach Mike Meiré und HORT herausgestellt. 16
ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER
Steffen, unser Interview-Partner 17
ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER
Gibt es rückblickend etwas, das du gerne geändert hättest? Ja, ich würde mein Studium noch stärker auf Fotografie und auf Film ausrichten. Warum wolltest du Kommunikationsdesign studieren? Das ist eigentlich mehr oder weniger ein Zufall gewesen. Ich hab mich auf einer Party mit einer Freundin unterhalten, die auch Kommunikationsdesign studiert, und die hat eben die Fotos von mir gesehen und meinte, ich soll‘s doch einfach mal versuchen. Dann hab ich‘s versucht und die haben mich hier genommen. Entspricht das Studium deinen Vorstellungen / Erwartungen? Vorstellungen: ja – Erwartungen: nicht unbedingt. Ich hätte mir ein bisschen mehr Praxis vorgestellt und vielleicht auch ein bisschen mehr Kurse, mehr Auswahl.
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Welche Erfahrungen hast du während des Auslandssemesters gesammelt? Ich bin gerade im Praxissemester. Erfahrungen? Arbeitsreich. Das reicht doch als Antwort. Wie sieht dein idealer Arbeitsplatz und deine Tätigkeit dort aus? Mein idealer Arbeitsplatz – davon macht ihr am besten gleich ein Foto. Und meine Tätigkeit ist selbstständig auf jeden Fall. Ja, ich werde selbstständig mein eigenes Büro bauen. Welche Fähigkeiten werden dann besonders gefragt sein? Organisation und Kundenbetreuung. Kreativität? Nein, wenn man selbstständig ist, kommt das manchmal zu kurz.
ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER
Wie sind deine Gehaltsvorstellungen? Hoch. Ich will mir irgendwann eine goldene Badewanne kaufen. Wirst du den Beruf bis zur Rente ausüben? Ich nehme nicht an, dass ich so alt werde.
wenig. Ja, der Sagmeister ist cool, dann haben wir ja noch öh weiß ich nicht... so viele Grafiker kenn ich eigentlich gar nicht mit Namen, also ich kenn da nur die Arbeiten. Warum wird Typografie in Deutschland so häufig unterschätzt? Wird das unterschätzt?
Was verstehst du unter Typografie? Schwere Frage. Typografie ist ja alles, was mit Buchstaben, Zahlen und Schrift zu tun hat. Die Benutzung derer und die Gestaltung selbiger. Glaubst du an allgemeingültige Gesetze in der Kommunikation? Ich glaube eigentlich nur an eins: man muss immer von dem Dümmsten ausgehen. Man muss immer davon ausgehen, dass der Dümmste, das dümmste Glied in der Kette, es auch verstehen muss, dann hat man gewonnen eigentlich. Welche typografischen Beispiele haben dich begeistert? Da muss ich drüber nachdenken – Keine Ahnung. Wer sind deine Vorbilder? Designmäßig / allgemein würde ich sagen... eigentlich sind es hauptsächlich eher Fotografen. Also Designer sind das eigentlich relativ
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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER
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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER
„NEUNZIG PROZENT ALLER WERBUNG IST VÖLLIG UNNÜTZ“
Was hältst du von folgenden Namen: Otl Aicher, David Carson, Mike Meiré, HORT? Otl Aicher war cool, seiner Zeit um Jahre voraus. Ich bewundere ihn auch besonders wegen seiner Haltung den Nazis gegenüber, Stichwort Weiße Rose. David Carson: schwer Neunziger — gefällt mir überhaupt nicht. Find ich ganz furchtbar. Der meint so der müsste da irgendwas Cooles machen und hat das irgendwie schwer verzockt. Bei Mike Meiré wart ich erst noch mal ab, was der auf dem Symposium zu sagen hat, dann bild ich mir auch mal eine Meinung über ihn. Hort — Hab ich noch nie gesehen. Wie könnte ein gestalterischer Grundsatz lauten, der Typografie immer attraktiv macht? Grundsätzlich: Schrift erklärt halt viel, was man mit Bildern nicht sagen kann, auch wenn man behauptet ein Bild sagt mehr als tausend Worte ist das andersrum manchmal auch ganz besonders in der Kunst und im „Art“ so, dass man da eben noch viel mit Buchstaben erklären muss.
Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Das ist eine gute Frage… Dann würd ich mir eine Insel kaufen und dann kommen da so schwimmende Bojen davor und so Minen rundherum, dass man da nicht rauffahren kann, dass nur so ein Korridor noch frei bleibt. Was machst du dann da so? Ich bin alleine und mach da mein Ding. Was bestimmt dein Denken und Handeln? Ich glaube, ich bin der Bauch-Typ. Also Handeln durch Bauchgefühl und Denken glaub ich auch durchs Bauchgefühl. Das ist ja immer ein Kreislauf. Denken – Handeln – Fühlen. Und da das ein geschlossener Kreislauf ist… Warum ist Werbung nützlich? Neunzig Prozent aller Werbung ist völlig unnütz.
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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER
„TYPOGRAFIE IST NICHT RADIKAL“
Und die anderen zehn Prozent? Die anderen zehn Prozent bringen Menschen dazu, Sachen zu kaufen und den Wirtschaftskreislauf anzuregen. Welche Aufträge würdest du ablehnen? Republikaner und alles was sich sonst noch in diesem Dunstkreis befindet, Weight Watchers, für die Bundesregierung und die ganz großen Majors, die die Kleinen verdrängen und gezielt Märkte zerstören, wie zum Beispiel Walmart. Die mag ich auch nicht. Um welche Aufträge würdest du dich reißen? Grundsätzlich alles, was mit Sport zu tun hat, aber kein Fußball und so, sondern eher die speziellen Sachen wie Basejumpen, Skaten, Surfen und so was halt. Und grundsätzlich alle Foto–Jobs. Bei Foto–Jobs eher alles, was mit Menschen zu tun hat, ganz einfach.
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Was ist ein Graphiker? Mit ph, wie schön! Die Frage kann ich so nicht beantworten, nicht mit ph! Früher hieß Design ja offensichtlich Gebrauchsgrafik. Also Grafiker sind die Leute, die Gebrauchsgrafiken herstellen. Also nicht unbedingt Kunst sondern halt alles, was man lesen muss, woraus man irgendwie eine Information ziehen muss, was auf Papier oder ähnlichen Materialien hergestellt wird. Was ist ein visueller Autor? Ich vermute, das gleiche wie ein Grafiker. Ich würde sagen, das gleiche wie ein Grafiker. Ja, visuelle Autoren sind Leute, die… Ein visueller Autor macht das mit Bildern, was andere mit Worten machen. Würde ich jetzt so sagen. Sagt das ja schon, irgendwie. Was ist radikal? Da hab ich ne Frage: Ist das auf Typografie gemünzt? Also ich bin der festen Überzeugung: Typografie ist nicht radikal. Punkt. Ich habe eine andere Definition von radikal. Auch Punkt. Zum Beispiel wenn jemand einfach vom Hochhaus springt mit einem Fahrrad oder so was, das ist radikal. Und deswegen kann man feststellen, dass Typografie nicht radikal ist.
ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER
Warum ist Werbung schädlich? Weil sie Gehirne kaputt macht. Werbung ist schädlich, weil ich davon ausgehe, dass Neunzig — nein, Fünfundneunzig Prozent der Deutschen zu dämlich sind, um mit Werbung umzugehen, zu selektieren, zu analysieren und auszuschalten oder auszublenden.
Schuss… auch wenn man kein Geld damit verdient. Also ich glaube nicht, dass man damit viel Geld verdient. Weil so was hängt sich ja keiner ins Wohnzimmer. Auch grundsätzlich eine gute Definition für avantgardistisch: Das, was sich keiner ins Wohnzimmer hängt.
Was ist für dich avantgardistisch? Immer, wenn irgendjemand etwas Neues macht, was allen anderen irgendwie missfällt. Kannst du ein paar Beispiele nennen? Es gab mal einen Fotografen, der Models mit Fleisch fotografiert hat, zum Beispiel hat er denen so einen Kranz umgehängt aus ganz vielen Schweinezungen oder hat ihnen blutige Steaks auf die Köpfe gelegt und so‘n Kram. Ja, das fand ich zum Beispiel krass. Und, das ist noch viel besser als Beispiel, einer der Fotografen, der im Studio Schwarze so fotografiert hat wie Kindersoldaten aussehen oder halt so Bürgerkriegs– Typen. Das fand ich krass und so mutig, das ist so weit weg vom
Noch ein abschließendes Wort? Ich war schwer unvorbereitet und gestresst weil das mit der bereits erwähnten Kundenbetreuung mir heute alles abverlangt hat.
Carina stellt Steffen die bewegenden Fragen
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ERFAHRUNGSBERICHT: RESÜMEE
DER INHALT ZÄHLT Was bleibt, wenn das zweite Semester geht? Ein Resümee
Ein weiteres Semester Kommunikationsdesign geht zu Ende und nun ist es an der Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Am Anfang des ersten Semesters war ich noch ganz enthusiastisch darüber, dass ich es geschafft hatte unter so vielen Bewerbern einen der begehrten Plätze in diesem Studiengang zu ergattern. Dieser Enthusiasmus ist dann mit der Zeit der Ernüchterung gewichen. Am Ende des ersten Semesters sah dann vieles schon wieder ganz anders aus. Ich fühlte mich ein bisschen hilflos und war mir auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob das überhaupt das richtige für mich ist, obwohl ich das schon immer wollte. 24
Was mich genau gestört hat, ist ein wenig schwer zu beschreiben. Ich hatte mich irgendwie unterfordert gefühlt, aber nur auf der geistigen Ebene. Nicht, dass ich nicht eine Menge zu tun gehabt hätte. Aber es gibt vor allem was zu tun, was ich anscheinend nicht so gewohnt war nach 13 Jahren Lesen und Lernen in der Schule. Also habe ich mich gleichzeitig auch irgendwie überfordert gefühlt. Ich hatte (und habe) Probleme damit, dass einem keiner so wirklich sagt, wo es lang geht. Was richtig und was falsch ist. Man probiert immer viel aus und guckt was gehen könnte und hofft dann eben, dass etwas einigermaßen gutes dabei heraus kommt. Ein typischer Anfängerfehler, wie ich jetzt zu wissen meine. Da es in diesem Studium nicht darum geht sich an einen vorgeschriebenen Weg zu halten um alles richtig zu machen. Es geht gerade darum, auszuprobieren, zu experimentieren und in dem Sinne eben auch zu forschen. Wenn man das Schema X lernen möchte, sollte man wohl eine Ausbildung zum Mediengestalter machen. Zumindest klingt das so, was die Leute sagen, die so etwas schon hinter sich haben.
ERFAHRUNGSBERICHT: RESÜMEE
Ganz sicher bin ich mir dieser Erkenntnis jedoch noch nicht, da ich immer noch unterschwellig das Gefühl habe, es gibt doch ein richtig und falsch, denn es gibt ja gute und schlechte Gestaltung. Also bleibt das Gefühl immer ein wenig im Dunkeln zu tappen. Wenn man Hilfe braucht, muss man sich eben selbst helfen, sich selbst informieren und sich eigentlich um alles selbst kümmern. Vielleicht bin ich einfach ein bisschen zu jung und es mangelt mir an Lebenserfahrung um damit gut zurecht zu kommen. Nach dem ersten Semester habe ich mir dann jedenfalls gesagt „Ok, mal schauen wie das zweite so wird“ - und jetzt? Jetzt werde ich nach dem dritten schauen. Da darf man immerhin seine Kurse wählen. Das Auseinandersetzen mit dem Symposium und Themen aus Designtheorie hat zum Ende dieses Semesters aber noch für einen Lichtblick gesorgt.
Diese Erkenntnis hätte mir eigentlich schon früher zu Teil werden können, als es darum ging, Doppelseiten zum Vortrag von Erik Spiekermann auf dem letzten TranslationsSymposium zu entwerfen. Das war jedoch ganz am Anfang von diesem Semester und da hatte ich eben noch nicht verstanden, dass es wichtig ist, sich mit Inhalten auseinanderzusetzen. Vielleicht sollte das im Studium noch deutlicher betont werden. Wahrscheinlich wird aber davon ausgegangen, dass wir alt genug sind um selbst darauf zu kommen. Jedenfalls muss man sich das auch hier wieder selbst erarbeiten.
Jedenfalls habe ich jetzt einen Hoffnungsschimmer der mich weiter ins dritte Semester tragen wird. Auf dass ich mich zukünftig mehr mit theoretischen Inhalten befassen werde!
Die Vorträge auf dem Symposium haben mir das Gefühl gegeben, dass es bei Design nicht nur darum geht, sich mit der äußeren Form und deren Wirkung auseinanderzusetzen, sondern dass auch die Inhalte zählen. Genau DAS habe ich bis jetzt so im Studium vermisst, Inhalte! Bei der Gestaltung des Interview-Layouts, bei dem wir uns mit dem Inhalt intensiv auseinandergesetzt haben, habe ich auch gemerkt, dass es mir selbst viel leichter fällt, eine geeignete Form zu suchen, wenn ich wirklich weiß, worum es geht.
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