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Wildkräuterstub'n
from ui 211 / 03.23
Die Natur in ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt zu begreifen, zu lieben und zu achten
Gleich am Ortseingang von Schaibing gibt es den kleinen Familienbetrieb, der von Christa und Alfred Reichart geführt wird. Die beiden haben auf ihrem Grundstück eine Garage geopfert und so zu einem Laden umgebaut, der den behördlichen Hygieneforderungen und sonstigen Reglementierungen genügt.
Motor des Kleinbetriebes ist der Kräuterpädagoge Alfred Reichart, der hauptberuflich seit 43 Jahren als Fabrikarbeiter tätig ist und auf Grund einer Erkrankung und dem Buch von Eva Aschenbrenner „Die Kräuter-Apotheke Gottes“ seine Liebe zu den Kräutern, Tees und Ölen entdeckt hat.
tailliert nach Fundort, Besonderheiten, Merkmalen und Heilwirkung beschreiben. Seine Pflanzen hat er getrocknet und gepresst und daraus ein ansehnliches Herbarium erstellt, das er nicht ohne Stolz präsentiert.
Für ihn war es schon immer wichtig, zu wissen, was da neben einer Brennnessel wächst. Die meisten Kräuter, die auf unseren Wiesen vorkommen sind essbar und können auch gegen so manches Zipperlein eingesetzt werden, ob als Tee, als Tinktur oder einfach als essbare Kräuter. Insgesamt zählt er etwa 130 Kräutertees, Gewürze und Öle in seinem Angebot.
WILDKRÄUTERSTUBN
Dorfstr. 6, 94107 Untergriesbach-Schaibing
Tel. 0 85 93 - 93 85 13 info@wildkraeuterstubn.de www.wildkraeuterstubn.de
Zertifikate von der Gundermann Schule aus Bad Heilbrunn weisen seine Qualifikation aus. Seit 2009 hatte er mit der Ausbildung begonnen und dann zunächst einmal über 13 Monate lang, quasi durchs Jahr hindurch die Wachstumsphasen verschiedener Pflanzen beobachtet und gelernt, wie man diese bestimmt. Alfred Reichart erklärt, dass er für die Prüfungsvorbereitung insgesamt 90 verschiedene Pflanzen sammeln musste. Davon musste er 30 Pflanzen ausarbeiten und de-
Einen Anbau betreibt er nur für den Eigenverbrauch, für den Verkauf muss alles gekauft sein, da jedes einzelne Produkt einer Lebensmittelkontrolle unterzogen sein muss. Von einem deutschen Großhändler bezieht er die Rohstoffe in Bio-Qualität und einem österreichischen Großhändler teilweise sogar in Apotheken-Qualität. Trotzdem darf die Ware nicht als „BIO“ verkauft werden, dazu bräuchte es eine eigene Zertifizierung, was sich wirtschaftlich nicht rechtfertigen lässt.
Vor etwa 2000 Jahren schon haben Frauen viele heilende Kräuter in Wein und Schnaps angesetzt, um die Medizin ihren Männern schmackhaft zu machen. Mit einem Grinsen erzählt Alfred Reichart, dass den Männern ein Tee wohl damals nicht über die Lippen gekommen wäre.
Wasser, Öl und Alkohol sind Lösungsmittel, die für Kräuter je nach Einsatz verwendet werden. Bitterstoffe sind gut für den Magen und Gerbstoffe dienen der Galle, dem Darm und der Leber.
In Deutschland von Bodenmais bis Österreich nach Linz werden Märkte besucht und die Waren in einem kleinen Verkaufsanhänger angeboten. Erst kürzlich hat Alfred Reichart beim Hauzenberger Markt „Kleinstadtliebe“ seine Kräuter präsentiert. Sehr phantasiereiche Namen seiner Teekreationen verraten schon die Intention. „Innerlicher Frohsinn“ besteht aus neun verschiedenen Kräutern, der „Sängertee“ soll bei Hustenreiz helfen und bei Teesorten wie „Schlaf gut“, „Blütentraum für die Nacht“ oder „Betthupferl-Tee“ braucht man nicht viel Phantasie, wofür diese gedacht sind.
Bei der Zubereitung eines Tees gibt es auch so einiges zu beachten, weiß Alfred Reichart. Etwa dass manche Kräutertees effektiv bei 70 bis 80 Grad Celsius aufzubrühen sind. Der erste Aufguss dient dem Genuss, danach müssen die Teeblätter aber nicht weggeworfen werden, sondern können mit 100 Grad Celsius noch einmal für einen zweiten Aufguss verwendet werden, dann werden aber auch die Bitterstoffe gelöst und der Tee hat eine andere Wirkung.
Zu jedem Gewürz oder Kräuterlein weiß der Kräuterpädagoge kurzweilig etwas zu berichten, so etwa über den im heimischen Garten vorkommenden Giersch, der früher wie Spinat verwendet worden sei. Giersch eignet sich sehr gut zum Ansetzen einer Limonade und wenn man versucht, ihn auszureißen, wird das Wachstum angeregt. Über die Eberesche berichtet er, dass diese entgegen einer weit verbreiteten Meinung nicht giftig sei, die Blätter schmecken leicht nach Marzipan und haben sehr viele Vitamine. Nur kleine Kinder sollten halt die Beeren nicht essen, da sie sonst Bauchweh bekommen.
Brotaufstriche und Gelees, etwa ein besonders schmackhaf- tes Erdbeer-Mädesüß-Gelee, Hanföl, Siebenfruchtessig oder Rosenkräutersalz und viele andere Produkte runden das Angebot ab. Frische farbig leuchtende Gewürze strahlen den Kunden aus den Regalen an.
Zum Angebot des Kräuterpädagogen gehören auch geführte Kräuterwanderungen, die etwa zwei Stunden dauern und idealerweise mit acht bis zehn Personen durchgeführt werden können. Hier lernen dann die Teilnehmer in der Natur die Bestimmung der Pflanzen und über die Heilkraft der Wildkräuter sowie ihre Verwendung in Küche und Hausapotheke.
Wer Näheres wissen will kann sich bei der Familie Reichart zu den Öffnungszeiten von Freitag von 15:00 Uhr bis 19:00 Uhr und Samstag von 09:00 Uhr bis 14:00 Uhr oder telefonisch unter 0 85 93 - 93 85 13 informieren.